Mittagsjournal 1977.12.02

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    Rechtliches

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    Guten Tag meine Damen und Herren, Redakteur im Studio des Mittagsjournals ist Edgar Sterbens.
    Kurz ein Blick auf die wichtigsten Punkte unseres Programms.
    Das Plenum des Nationalrats debattiert über die Budgetkapitel Soziale Verwaltung sowie Gesundheit und Umweltschutz.
    Verkehrsminister Lausecker nimmt zu Einzelheiten der geplanten Transitsteuer Stellung.
    Mutmaßliche Identität der Palmasentführer mit westdeutschen Terroristen beschäftigt westdeutsche Polizei und Politiker.
    Diplomatisches Tauziehen und politische Vorgeplänkel um die Einberufung der Genfer Nahost-Friedenskonferenz, Beginn der Gespräche zwischen Ministerpräsident Smith und Vertretern der schwarzen Bevölkerungsmehrheit über eine Änderung des Wahlrechts in Rhodesien, international bekannter Neurologe und Psychiater Professor Viktor Frankl erhält Kardinal-Inizer-Preis 1977, sowie zum fünften Mal österreichische Antiquitätenwoche in Wien.
    Zunächst jedoch hören Sie die neuesten Nachrichten.
    Für Sie verantwortlicher Chef vom Dienst ist Adolf Poindl und gesprochen werden die Meldungen von Josef Wenzel-Natek.
    Österreich.
    Im Parlament wird derzeit die Budgetdebatte mit Beratungen über die Gruppen Soziale Verwaltung sowie Gesundheit und Umweltschutz fortgesetzt.
    Sprecher beider Oppositionsparteien kritisierten dabei die Sozial- und Gesundheitspolitik der Regierung.
    ÖVP-Gesundheitsexperte Wiesinger warfte im Kabinett vor, bei der Spitalsfinanzierung versagt zu haben.
    Der freiheitliche Sozialsprecher Melter sagte, das Nein seiner Fraktion zum Gesamtbudget sei im Sozialbereich besonders berechtigt, weil es hier erstmals eine Rückentwicklung gebe.
    Der Sozialist Steirer verteidigte die Politik des Gesundheitsministeriums und vertrat die Ansicht, die überwiegende Mehrheit der Ärzteschaft begrüße ein eigenes Gesundheitsressort.
    Nahe Osten.
    In der libyschen Hauptstadt Tripolis ist heute Vormittag mit einem Tag Verspätung der sogenannte Anti-Sadat-Gipfel zur Bildung einer politischen Front gegen die jüngsten Friedensinitiativen des ägyptischen Präsidenten eröffnet worden.
    An dem Treffen im Volkspalast der libyschen Hauptstadt nehmen die Staatschefs und deren Vertreter aus Libyen, Algerien, Syrien, dem Irak und dem Südjemen sowie PLO-Chef Arafat teil.
    Die Delegierten wollen eine gemeinsame Strategie gegen Sadat ausarbeiten.
    Für kommende Woche hat auch der Irak zu einer Konferenz mit ähnlichem Ziel nach Bagdad eingeladen.
    König Hassan von Marokko hat in dringenden Botschaften an mehrere arabische Staatsoberhäupter appelliert, zur Überbrückung der durch die Israelreise Sadats entstandenen innerarabischen Konflikte beizutragen.
    Hassan unterstützt die politische Linie Sadats.
    Auch König Hussein von Jordanien hat gestern indirekt seine Vermittlung im Streit der Araber um die jüngsten Friedensinitiativen des ägyptischen Staatspräsidenten angeboten.
    Jordanien hat zu der Konferenz in Tripolis keinen Delegierten entsandt, will aber auch an den Gesprächen in Kairo zur Vorbereitung der Genferner Ostfriedensverhandlungen nicht teilnehmen.
    Außenminister Dayan hat sich im Hinblick auf die geplante Konferenz in Kairo für getrennte Verhandlungen mit den arabischen Staaten eingesetzt.
    Dayan sagte in Tel Aviv, es wäre ein Fehler, in Kairo mit einer einheitlichen arabischen Delegation zu konferieren.
    Israel bestehe darauf, mit jedem arabischen Staat einzeln zu verhandeln, der die ägyptische Einladung an dem Treffen teilzunehmen akzeptiert.
    Der israelische Ministerpräsident Begin ist heute zu einem offiziellen Besuch nach London abgereist.
    Der ursprünglich für November geplante Aufenthalt Begins in Großbritannien war in beiderseitigem Einvernehmen wegen des Besuches des ägyptischen Präsidenten Sadat in Jerusalem verschoben worden.
    Begin wird den britischen Premierminister Kerdahan über seine Gespräche informieren.
    Vereinten Nationen.
    UNO-Generalsekretär Waldheim hat vor Journalisten seine Hoffnung bekräftigt, dass die israelische Regierung doch seinem Vorschlag zustimme, nach New York ein Vorbereitungstreffen für die Genfer Nahostkonferenz einzuberufen.
    Die geplante Konferenz in Kairo hält Waldheim für ein bilaterales Verhandlungsforum, das, so der Generalsekretär, die Genfer Konferenz nicht ersetzen und den Nahostkonflikt in seiner Problematik nicht lösen könne.
    Sein eigener Vorschlag dürfe aber nicht als Konkurrenz für Cairo aufgefasst werden, betonte der UNO-Generalsekretär.
    Italien.
    Rom erlebt zur Zeit die größte Massendemonstration seit mehreren Jahren.
    Mit 40 Sonderzügen und etwa 1.000 Autobussen sind rund 100.000 Mitglieder der Metallarbeitergewerkschaft und Frauenrechtlerinnen in die Hauptstadt gebracht worden, um für eine Lösung der wirtschaftlichen und politischen Probleme zu demonstrieren, denen sich Italien gegenüber sieht.
    Die Polizei ist im Großeinsatz, um Zwischenfälle im Keim zu ersticken.
    Die Demonstranten versammelten sich an verschiedenen Plätzen am Stadtrand und marschierten dann in die Innenstadt.
    Die Proteste richten sich in erster Linie gegen die hohe Arbeitslosenrate und gegen die stagnierende Wirtschaft.
    In den Provinzen Treviso und Vicenza haben mehr als 100 Industrielle und Kaufleute Erpresserbriefe erhalten, in denen sogenannte Schutzgeldzahlungen von je 650.000 Schilling verlangt werden.
    Sollten die Betreffenden der Aufforderung nicht nachkommen, müssten sie mit ihrer Ermordung rechnen, heißt es in den Briefen.
    Die italienischen Polizeibehörden sind der Ansicht, dass mit diesen durch die Post versandten Schreiben in den wohlhabenden Kreisen der beiden norditalienischen Provinzen ein Klima der Angst geschaffen werden soll.
    Die Arbeitslosenzahl ist im November um rund 50.000 gestiegen und hat damit neuerlich die Millionengrenze überschritten.
    Die Arbeitslosenquote liegt bei 4,4 Prozent.
    Gleichzeitig sind in der Bundesrepublik Deutschland nicht ganz 200.000 offene Stellen registriert.
    Tschechoslowakei Der Tod des stellvertretenden ZK-Präsidiumsmitglieds Jan Baril vor einigen Tagen hatte nun eine Umbildung und Erweiterung des Führungsapparates der tschechoslowakischen KP zur Folge.
    Die Funktion an Barils übernimmt der bisherige Vorsitzende der Zentralen Kontrollkommission, Milos Jakic.
    Die Zahl der ZK-Sekretäre wurde um zwei erhöht.
    Nach Meinung politischer Beobachter in Prag wird das politische Gleichgewicht innerhalb der Partei durch die Umbildungen nicht wesentlich beeinflusst.
    Schweiz Fast 3,8 Millionen Eidgenossen werden am kommenden Sonntag über die Einführung eines Zivildienstes für Wehrdienstverweigerer entscheiden.
    Von den Mitgliedstaaten des Europarates haben außer der Schweiz nur noch die Türkei und Zypern keine Alternative zur Wehrpflicht gesetzlich verankert.
    Außerdem werden die Schweizer Bürger über eine von den Sozialdemokraten angeregte Volksinitiative für eine sogenannte Reichtumssteuer abstimmen.
    Bei Annahme der vorgeschlagenen Verfassungsänderung würde das stark föderalistisch gegliederte Steuersystem, das bisher je nach Wohnort große Unterschiede in den Steuerlasten zuließ, von Grund auf geändert werden.
    So wollen die Sozialdemokraten für Jahreseinkommen von mehr als 100.000 Franken im ganzen Lande einheitliche Mindeststeuersätze einführen.
    Türkei.
    Die Regierung in Ankara will ein Fünftel ihres Haushaltes 1978 für militärische Zwecke ausgeben.
    Finanzminister Bilgehan teilte mit, von dem Parlament vorgelegten Budgetentwurf mit einem Volumen von 210 Milliarden Schilling sollten etwa 42 Milliarden Schilling für Verteidigungsausgaben zur Verfügung gestellt werden.
    Ziel der Regierung sei es, die Inflationsrate, die bei 30 Prozent liegt, um etwa 10 Prozent jährlich zu senken, einen Ausgleich der Handelsbilanz zu erreichen, die Arbeitslosigkeit abzubauen und eine gerechte Verteilung des Nationaleinkommens zu erzielen, sagte der Minister.
    Südafrika Die informellen Namibia-Gespräche von Vertretern fünf westlicher Länder mit der Regierung von Ministerpräsident Forster sind heute Vormittag in Pretoria wieder aufgenommen worden.
    Nach Angaben des südafrikanischen Außenministeriums nehmen der Außenminister Botha je ein Delegierter Großbritanniens, Frankreichs, der Bundesrepublik Deutschland, Kanadas und der USA an dem Treffen teil.
    Ein Gerichtshof in Pretoria hat heute festgestellt, dass ein Fremdverschulden am Tode des schwarzen Studentenführers Biko nicht nachgewiesen werden könne.
    Das Gericht gelangte zur Ansicht, das vorgelegte Beweismaterial lasse nicht den Schluss zu, der Tod des am 12.
    September in einer Gefängniszelle verstorbenen Studentenführers sei durch einen Akt der Unterlassung verursacht worden.
    Da die Autopsie Nierenversagen infolge einer Gehirnverletzung als Todesursache ergeben hatte, wurde vermutet, Biko sei an Misshandlungen durch Sicherheitsorgane gestorben.
    In zahlreichen Siedlungen der Schwarzen ist es deswegen zu schweren Unruhen gekommen.
    Soweit die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Österreich befindet sich im Randbereich eines südosteuropäischen Tiefs in einer nordöstlichen Strömung.
    Das Hoch über der Nordsee weitet sich etwas gegen Mitteleuropa aus, bringt aber keine durchgreifende Wetterberuhigung.
    Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Süden aufgelockerte Bewölkung, örtlich auch heiter.
    Im größten Teil Österreichs aber meist stark bewölkt oder bedeckt und zeitweise leichter bis mäßiger Schneefall.
    Mäßiger Wind aus Nordwest bis Nord, Nachmittagstemperaturen minus 4 bis plus 2, Tiefstemperatur der kommenden Nacht minus 5, 10 bis minus 2 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Samstag.
    Im Westen und Süden aufgelockerte Bewölkung, zum Teil auch heiter.
    Im Norden und Osten stärker bewölkt und vor allem am Nordrand der Gebirge etwas Schneefall.
    Wind aus nördlichen Richtungen, Tageshöchsttemperatur minus 5 bis plus 1 Grad.
    Nun die Messwerte von heute 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 0 Grad, Nordwestwind 20 Kilometer in der Stunde.
    Werte aus Eisenstadt haben uns nicht erreicht, wir setzen fort mit Linz.
    Hier ist es stark bewölkt, minus 1 Grad, Westwind 15 Kilometer pro Stunde.
    Salzburg bedeckt, Schneefall minus 2, Nordwest 5.
    Innsbruck stark bewölkt, minus 3 Grad bei Windstille.
    Bregenz bedeckt, leichter Schneefall, minus 2 Grad, Windstille.
    Graz, Heiter 2, Nord 20 und Klagenfurt, Heiter, minus 1 Grad, Westwind 3 km in der Stunde.
    Das waren der Wetterbericht und die Nachrichten im Mittagsjournal.
    Ein Blick auf die Uhr in wenigen Sekunden ist es 12 Uhr und 11 Minuten.
    Heute ist also der zweite Tag der Budgetberatungen im Nationalrat.
    Wie schon in den Nachrichten gemeldet worden ist, steht seit 9 Uhr früh das Kapitel Soziales auf der Tagesordnung.
    Für diesen Bereich sind Ausgaben in der Höhe von 37 Milliarden Schilling und Einnahmen von 2,2 Milliarden Schilling vorgesehen.
    Die gestrige Debatte über die Kapiteloberste Organe und Bundeskanzleramt wurde zunächst von der Opposition zu einer Generalabrechnung mit der Regierung benutzt.
    Dann wurden die Budgetansätze für diesen Bereich traditionsgemäß einstimmig verabschiedet.
    Mit der heutigen Debatte beginnt nun auch gleichzeitig die Spezialberatung im Parlament und damit auch jene Phase, in der keine zustimmende Haltung der Opposition zu erwarten ist.
    Hören Sie Markus Sommersacher direkt aus dem Parlament.
    Stellenweise fragte man sich heute am zweiten Tag der Budgetdebatte, ob wirklich die Kapitel Soziales, Sozialversicherung, Gesundheit und Umweltschutz zur Debatte stehen.
    Denn zumindest von den Hauptrednern der beiden Großparteien waren noch heute lange Nachträge zur gestrigen Auseinandersetzung über die Regierungspolitik im Allgemeinen zu hören.
    Nachträge etwa, in denen das Maßnahmenpaket der Bundesregierung die Auseinandersetzung mit dem Terrorismus à la RAF oder die Aufregung über die Staatsoperette im Fernsehen wieder zu ideologischen Auseinandersetzungen und Wortduellen führten.
    Anspielungen auf diese Themen verflocht zum Beispiel der erste Redner des heutigen Tages, der ÖVP-Abgeordnete Wiesinger, in seine Äußerungen zum sozialen und zur Gesundheitspolitik ein.
    Wiesinger analysierte die Geschichte, wie er sich ausdrückte, Krankheitsgeschichte des Problems der Spitälerfinanzierung und übte dabei Kritik an der Bundesregierung, vor allem an Bundeskanzler Kreisky.
    Trotz mehrerer Absichtserklärungen sei Kreisky in dieser Frage gescheitert, meinte der Gesundheitssprecher der ÖVP.
    Kernpunkt seiner Rede war aber eine Auseinandersetzung mit Stellungnahmen im Problemkatalog der SPÖ für ein neues Parteiprogramm und ihrem Niederschlag im Entwurf dafür.
    Wiesinger zur ideologischen Basis dieser Bemerkungen an den sozialistischen Arzt und Abgeordneten Steirer gewandt.
    Kollege Steirer haben ja auch Viktor Adler zitiert, der 1902 erklärt hat,
    Jeder Mensch in diesem Land hat das Recht auf Gesundheit.
    Und sehen Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, genau hier liegt die utopische Fehlleistung, der utopische Trugschluss der gesamtpsychologischen Grundlage Ihrer Gesundheitspolitik.
    Denn es gibt kein Recht auf Gesundheit.
    Es gibt kein Recht auf Gesundheit.
    Ich sage es ganz ausdrücklich, denn jede Krankheit ist primär ein Problem des Einzelnen.
    Die Schicksalshaftigkeit des Krankheitsfalles ist naturgegeben.
    Genauso wie nicht alle Menschen gleich sind, genauso ist ihre Anfälligkeit für Krankheiten nicht die gleiche.
    Daher ist jede dieser utopischen linken Forderungen nur dazu angetan, den derzeitigen Rechtsstaat aus dem Angel zu heben und unfühlbare Utopien der Menschen vorzugaukeln.
    Wir formulieren das ganz anders, Herr Präsident Schnell.
    Unsere Formulierung lautet, jeder Mensch hat das Anrecht auf die bestmögliche gesundheitliche Versorgung, unabhängig von Stand, Einkommen und Wohnort.
    Was derzeit oft in der Gesundheitspolitik fehle, sei der Begriff der menschlichen Nähe, formulierte Wiesinger.
    Diesem Begriff werde die ÖVP deshalb im kommenden Jahr eine Gesundheitsoffensive widmen, anhand des folgenden Grundsatzes.
    Wir wollen also diese Neuordnung, diese Neuorganisierung so verstehen, dass wir das Ziel haben, bei gleichbleibendem Leistungsniveau die Kosten konstant zu halten, gleichzeitig aber, und das ist für uns noch viel wichtiger,
    die menschliche Zuwendung der im Gesundheitsdienst Tätigen an die Betroffenen durch Schaffung kleiner, überschaubarer Einheiten zu ermöglichen.
    Das ist die Zukunft meiner Meinung nach unseres Gesundheitswesens.
    Nicht der Zentralismus mit Schaffung von riesigen Apparaten, Sozialbürokratien, sondern die kleine, überschaubare Einheit mit den menschlichen Bezugspunkten.
    Diese geplanten Sozial- und Gesundheitsstationen, wie Wiesinger sie nannte, seien gedacht zur ambulanten medizinischen und sozialen Betreuung der Menschen in gewohnter Nähe.
    Schon während der Rede Wiesingers hatte es mehrmals Zwischenruftuelle mit dem sozialistischen Abgeordneten Steirer gegeben und diese setzten sich dann allerdings mit vertauschten Rollen fort, als Steirer ans Rednerpult trat.
    Im Großen und Ganzen schlug Steirer aber einen versöhnlichen Ton an, der schon anklang, als er Wiesinger dafür dankte, dass dieser zu Beginn seiner Rede der Krankengesundheitsministerin Leo Dolter Genesungswünsche überbracht hatte.
    Unüberbrückbar jedoch schienen dann wieder die Gegensätze in der ideologischen Auseinandersetzung über Gesundheitspolitik, als zum Beispiel Steirer meinte, Kollege Dr. Wiesinger,
    Ich bin sehr dafür, die individuelle Verantwortung des einzelnen Patienten seiner Krankheit gegenüber zu bekräftigen.
    Gar kein Zweifel, dass jeder Mensch nicht nur das Recht auf Gesundheit, sondern auch die Pflicht auf Gesundheit hat.
    Hier bin ich mit Ihnen einer Meinung.
    Aber Sie scheinen all die sozialen, gesellschaftlichen
    und familiären Ursachen für Krankheiten regieren zu wollen.
    Gerade in diesen großen Bereichen finden wir heute die Ursachen für viele Volkskrankheiten.
    Und es ist gar kein Zweifel, dass wir nur mit Sanierung der allgemeinen unbefriedigenden Verhältnisse in diesen Bereichen Erfolge in der Gesamtmedizin haben können.
    Steicher ging dann auf kritische Äußerungen der Oppositionsparteien im Budgetausschuss ein und sagte unter anderem, die Existenzberechtigung des Gesundheits- und Umweltschutzministeriums werde von der gesamten Ärzteschaft betont, im Gegensatz zu ÖVP und FPÖ.
    Diese Existenzberechtigung manifestiere sich auch in Leistungen Minister Leo Dolters, zum Beispiel im Mutter-Kind-Pass, der grundlegenden Neuheit der sogenannten mobilen Krankenschwestern, die eine große Entlastung für praktische Ärzte seien, oder etwa in der Zunahme der Zahl an Zahnärzten.
    Steirer trat dann neuerlich energisch für eine Verstärkung der Arbeitsmedizin ein.
    Dieses Gebiet der betriebsärztlichen Betreuung der Arbeiter darf nicht ein Gebiet sein, in dem Ärzte so nebenberuflich, so en passant ein paar Medikamente im Betrieb verschreiben, sondern dieses Gebiet ist so wichtig, dass ich glaube, dass die Schaffung eines Facharztes für Arbeitsmedizin eine vordringliche Aufgabe sein sollte.
    Privates Anliegen Steirers als Arzt am Ende seiner Rede.
    Die Bitte um Verbesserung der Luft- und Lichtverhältnisse hier im Plenum des Nationalrats.
    Weniger mit Gesundheitspolitik und mehr mit Sozialpolitik befasste sich als erster Hauptredner der Freiheitlichen ihr Sozialexperte Melter.
    Er kritisierte vor allem die Maßnahmepaket- enthaltenen Belastungen im Sozialversicherungsbereich, wie Beitragserhöhungen und Anheben der Rezeptgebühr 15 Schilling.
    Melter erinnerte dann an das Dreifache Nein, das gestern sein Parteikollege Prösike zur Gesamtpolitik der Regierung Kreisky deboniert hatte und meinte,
    Dieses dreimalige Nein muss ich gerade für den Bereich des Sozialbudgets wiederholen, ein Budget, das sich gegenüber dem früheren sehr deutlich unterscheidet, insbesondere dadurch, dass erstmals in der Zweiten Republik das Sozialbudget im Gesamtbudget
    eine ganz krasse Rückwärtsentwicklung aufweist.
    Ein Sozialbudget also, das vorsieht, dass der Bund für die soziale Sicherheit wesentlich weniger tut, als dies bisher üblich war.
    Melta griff dann noch die geplanten Umschichtungen im Familienlastenausgleich an und bezeichnete in diesem Zusammenhang das betreffende Sozialversicherungsänderungsgesetz als Sozialversicherungsausbeutungsgesetz.
    Soweit einige Ausschnitte aus der Budgetdebatte Soziales und Gesundheit und damit wieder zurück zum Funkhaus.
    Reporter im Parlament war Markus Sommersache und wir werfen nun einen Blick in die heutigen österreichischen Pagis Zeitungen.
    Die Auszüge aus Leitartikeln und Kommentaren hat Hans Langsteiner ausgewählt.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt äußert Martin Stieglmeier Unbehagen über den gestrigen Auftakt der Budgetdebatte, wobei auch die Argumentation der eigenen Partei in dieses Unbehagen einbezogen wird.
    Wieso sollte es zum Beispiel nicht möglich sein, vom Rednerpult herab zu sagen, ja, die Fakten sprechen dafür.
    Österreich steht wirklich gut da, wenn man einen Wirtschaftsvergleich zulässt.
    Und niemand kann sagen, dass es uns allgemein schlecht geht.
    Aber... Und damit würde dann klar werden, was die Volkspartei will.
    Sie will nicht Leistungen der anderen Partei schmälern, sie will nur in Frage stellen.
    Will zeigen, dass der eingeschlagene Weg gefährlich und die Sicherung der Arbeitsplätze auf dem schwankenden Boden ungeheurer Schulden steht.
    Soweit das ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Im Salzburger Volksblatt findet sich folgende Kurzbetrachtung über den gestrigen Parlamentstag.
    Das Budget 1978 kam wohl zu kurz.
    Was aber durchaus beabsichtigt gewesen sein mag, da ja Volkspartei und Freiheitlichen die ganze Richtung nicht passt, sodass es sich gar nicht lohne, Retuschen an dem Androsch-Gemälde anzubringen.
    Zu den Themen, die, wie soeben im Salzburger Volksblatt registriert, bei der gestrigen Debatte die Budgetpolitik zeitweise in den Hintergrund drängten, gehörten einmal mehr Fragen des Terrorismus und auch die vorgestern im Fernsehen ausgestrahlte Staatsoperette.
    Zu diesem Teil der Parlamentsdebatte liest man bei Manfred Scheuch in der Sozialistischen Arbeiterzeitung.
    Viel ernster als die Staatsoperette ist das zu nehmen, was Exponenten der ÖVP und auch die FPÖ im Hohen Haus aufgeführt haben.
    Nicht nur, dass da faktisch einer verfassungswidrigen Vorzensur das Wort geredet wurde, ist so beunruhigend, viel böser waren noch die Töne, die vorgestern und gestern laut wurden.
    Wenn da in der Debatte der ÖVP Sicherheitssprecher unbescholtene Staatsbürger, die darauf nicht erwidern können, das Sympathisantentum besichtigt.
    Wenn fördernden Kommissionen Zensurmaßnahmen gegen Zeitschriften empfohlen werden.
    Wenn der FPÖ-Obmann sich nicht geniert, das Vokabel Zersetzung zu verwenden und zu behaupten, dass diese im Rundfunk betrieben werde.
    Dann stehe ich nicht an zu sagen, dass mir der Schauer über den Rücken rinnt.
    Zu einem ähnlichen Schluss wie Manfred Scheuch in der Sozialistischen Arbeiterzeitung kommt auch Gerhard Steininger in den Salzburger Nachrichten.
    Manches, was in der Terrorismus-Diskussion zu hören war, ist in der Tat bedenklich.
    Es dürfte nicht sein, dass man eine demokratische Partei in den Dunstkreis des Verbrechens zerrt und dies mit Passagen etwa aus dem SPÖ-Programmentwurf zu untermauern versucht.
    Und es ist nicht minder gefährlich, meinetwegen auch weit links stehende Künstler, Publizisten oder Persönlichkeiten leichtfertig in die Szene einzubauen.
    Am Stammtisch mag dies vorkommen.
    Ein solcher aber ist das österreichische Parlament nicht.
    Hoffentlich wissen das auch einige der Abgeordneten, die sich in den letzten Tagen im Argument und im Ton vergriffen haben.
    Soweit Kommentare zur gestrigen Parlamentssitzung, zuletzt aus den Salzburger Nachrichten.
    Neben den Ereignissen im Hohen Haus findet auch der Lohnabschluss für die Handelsangestellten, durch den ein Streik dieser Berufsgruppe abgewendet werden konnte, das Interesse der Kommentatoren.
    In der Presse heißt es dazu,
    Der nächste lange Einkauf Samstag ist gesichert.
    Die gute Tradition des Kompromisses hat wieder einmal gesiegt.
    Also alles in Ordnung?
    Ganz so einfach darf man es sich nicht machen.
    Mit ihrem Lohnabschluss über der für 1978 zu erwartenden Inflationsrate haben die Handelsangestellten ein Signal gesetzt, das von ihren Kollegen in anderen Branchen nur zu wohl verstanden werden wird.
    Von Mäßigung, wie sie jetzt sogar Hannes Androsch predigt, kann hier nicht die Rede sein.
    Und so ist zu befürchten, dass auch bei den kommenden Lohnverhandlungen wieder einmal die berühmte Benja-Formel einer Reallohnsteigerung in die Schlacht geworfen wird.
    Damit aber hat die Wirtschaftspolitik des Jahres 1978 bereits ihre erste Niederlage erlitten.
    Ganz anders als die Presse beurteilt der Kurier den Lohnabschluss der Handelsangestellten.
    Dieter Friedl schreibt, die Markterei hat sich ausgezahlt.
    Der nach einer durchwachten Nacht erzielte Kompromiss bei den Lohnverhandlungen der Handelsangestellten kann als gelungen bezeichnet werden.
    Ein Abschluss unter 6% ist vom wirtschaftspolitischen Standpunkt durchaus vertretbar.
    Und weiter?
    Der Auftakt zur Lohnrunde passt jedenfalls gut ins Konzept der Regierungspolitik.
    Die Gewerkschaft hat eingesehen, dass nun die Konkurrenzfähigkeit der heimischen Wirtschaft gestärkt werden muss.
    Das war die Inlandspresseschau, heute zusammengestellt von Hans Langsteiner.
    Einer der wesentlichsten Punkte des Maßnahmenpakets der Bundesregierung zur Sanierung der Staatsfinanzen ist die Einhebung einer Steuer für schwere Lastkraftwagen.
    Diese seit mehr als zwei Jahren diskutierte Steuer zeichnet sich vor allem durch ihre Namensvielfalt aus.
    Bekannt wurde sie unter dem Namen Transitsteuer.
    Offiziell hieß sie einmal Güterverkehrsabgabe, einmal Lastwagen-Sondersteuer und jetzt schließlich trägt sie den Namen Straßenverkehrsförderungsbeitrag.
    In diesem Zusammenhang lassen sich auch einige Zahlen leider nicht vermeiden.
    Denn als Ausgangspunkt für diese Steuer, die übrigens kompetenzmäßig in den Bereich des Finanzministeriums und interessensmäßig in den Bereich des Verkehrsministeriums fällt, muss man wissen, dass in der Zeit von 1961 bis 1976 der Transitverkehr in Österreich auf der Straße um mehr als 2000 Prozent zugenommen hat.
    1961 transportierten die Lastwagen nur 16 Prozent aller Güter durch das Land, die Bahn 84 Prozent.
    1972 hatte die Straße bereits einen Anteil von 42 Prozent im Transportgeschäft erobert.
    1976 waren es in absoluten Zahlen ausgedrückt 12 Millionen Tonnen, die auf Lastkraftwagen durch Österreich transportiert worden sind.
    Soviel zum Ausgangspunkt der Diskussion um die heftig umkämpfte Transitsteuer, wenn wir der Einfachheit halber bei diesem Ausdruck bleiben.
    Über Einzelheiten dieser ab Juli nächsten Jahres gültigen Abgabe sprach Wilfried Seifert mit Verkehrsminister Lausecke.
    Herr Minister Lausecker, spätestens seit der Beschlussfassung über das sogenannte und viel zitierte Maßnahmenpaket der Bundesregierung steht fest, dass im kommenden Jahr eine zusätzliche Belastung für die schweren Lastwagen kommen soll.
    Können Sie inzwischen präzisieren, wie hoch diese Belastung für inländische und ausländische Lastwagen Ihrer Auffassung nach sein soll?
    Es ist dabei daran gedacht, die
    Berechnung nach Tonne und Kilometer vorzunehmen und der Vorentwurf sieht vor, dass da ein Schilling pro Tonne und Kilometer eingehoben werden soll.
    Für den rhein-innerösterreichischen Verkehr
    ist dann eine Bestimmung in dem Vorentwurf drinnen, die eine Pauschalierung möglich macht.
    Eine Pauschalierung, die relativ geringfügig ist, ist deswegen, weil ja im innerösterreichischen Verkehr auch, man soll sagen, dass die normalen Abgaben entrichtet werden, die insbesondere beim Transitverkehr nicht oder kaum entrichtet werden, weil ja mitunter kaum getankt wird.
    In welcher Höhe werden die pauschierten Abgaben für die Inländer wahrscheinlich liegen?
    Der Vorentwurf sieht hier vor, dass für eine Nutzlast ab 5 Tonnen pro Monat 100 Schilling und ab dem 8-Tonner 200 Schilling ein Monatspauschale, also pro Tonne und Monat eingehoben wird, das ergäbe eine relativ geringe Belastung.
    Welche einzelnen Motivationen stecken hinter dieser neuen Belastung mit Ausnahme der wohl jedem Finanzminister angenehmen Nebenerscheinung der Mehreinnahme?
    Es ist richtig, dass der Transitverkehr und der grenzüberschreitende Verkehr in Österreich eine Entwicklung hin zur Straße genommen hat, die vielfach von den Menschen dieses Landes nicht mehr hingenommen wird.
    Erscheinungen wie die Proteste und Bürgerinitiativen an der Gastarbeiterroute sind dafür ein Symptom.
    Und nun ist es so, dass die Bahn für ihre Wegekosten voll aufkommen muss.
    Es wird nicht zuletzt deswegen auch immer wieder und sehr leicht über das sogenannte Bundesbahn-Defizit gesprochen.
    Es wird aber gerade so als selbstverständlich hingenommen, dass bei der Straße
    eine sehr ungleiche Wegekostenrechnung vorliegt und das zu ihrer Bemerkung von der Belastung.
    Darüber hinaus, wenn man die Aufwendungen ansieht, die im Straßenbau und Erhaltungsdienst des Bundes, der Länder
    und der Gemeinden insgesamt an Kosten aufgewendet werden, dann kommt man zur Erkenntnis, dass aus allgemeinen Steuermitteln, also von allen jenen, die überhaupt nicht mit dem Auto fahren, bedeutende Zuschüsse geleistet werden.
    Das heißt, wenn man
    Straßenbau, Erhaltung und Verwaltungsaufgaben und all das zusammen rechnet, dann lässt sich hier für das Jahr 1977 eine Rechnung anstellen, der zufolge in den Bereich aller Gebietskörperschaften um über 11 Milliarden Schilling zugeschossen wurde.
    Das also nur im Zusammenhang von Belastung.
    Es sind also hier Wettbewerbsverzerrungen eingetreten hin zur Straße, weil sie den billigeren Verkehrsweg darstellen und ich möchte vom verkehrspolitischen Standpunkt dazu daher ganz deutlich sagen, es geht hier nicht um einen Kreuzzug gegen den LKW oder um ein Feindbild LKW.
    Ich will daher die ganze Diskussion aus dem
    nur kleinkarierten Für- und Gegenfrechter sprechen, herausheben und in den größeren Zusammenhang gestellt wissen, dass man diese Entwicklung, diese Entwicklung in diesem Lande zumindest versuchen muss, Einhalt zu gebieten, weil es auf Kosten unserer Lebenssubstanz letztendlich geht.
    Herr Minister, wie groß sind die Risken, die man damit eingeht?
    Gibt es Risken im Zusammenhang mit unmutigen Reaktionen des Auslandes?
    Gibt es Risken, dass die Bahn nicht alle, die ihr dann vielleicht zukommen, den Transportkapazitäten übernehmen kann?
    Wie hoch schätzen Sie diese beiden Risken ein?
    Ich sagte schon, die Bahn hat 25 Prozent der Kapazität der RZ Omas gelastet und ich sagte auch, dass man an begleitende und flankierende verkehrspolitische Maßnahmen denken muss und all das vorausgesetzt muss man dann natürlich auch, wenn die Rechnung aufgehen soll, die Leistungsfähigkeit und die Kapazität der Bahn auch noch in angemessener Weise erhöhen und natürlich auch das nötige Geld dann dafür
    aufwenden.
    Aber das Ganze ist ein Anfang, ist ein Aufbruch, wenn sie so wollen, weil was hilft das Ganze hin und her diskutieren, wenn es die Menschen dieses Landes ganz einfach nicht mehr hinnehmen, dass sie von den Schwer-LKWs, die durchfahren und durch unser Land ein Gut transportieren, das auch auf der Schiene transportiert werden könnte, ganz einfach niedergewalzt werden.
    Dieses Gespräch mit Verkehrsminister Lausecker führte Wilfried Seifert.
    Es ist jetzt 12.31 Uhr, eine Minute nach halb eins.
    Seit gestern gilt es als sicher, dass einige der Entführer des Wiener Textilfabrikanten Walter Michael Palmers Mitglieder der westdeutschen Terrorszene sind.
    Die 33-jährige Inge Fitt, die 25-jährige Juliane Plambeck sowie die 27-jährige Gabriele Rollnig, von denen die Polizei annimmt, dass sie an der Palmasinführung maßgeblich beteiligt gewesen sind, werden nämlich auch im Zusammenhang mit Mord- und Terroranschlägen in der Bundesrepublik Deutschland gesucht.
    Fitt, Plambeck und Rollnig sollen die führenden Köpfe der Terroristenbewegung 2.
    Juni sein.
    Nach ihnen läuft seit gestern in ganz Europa eine Großwandlung.
    Gleichzeitig verdichten sich die Anzeichen dafür, dass die Entführung des 74-jährigen Konzernchefs Walter Michael Palmers, für dessen Freilassung 31 Millionen Schilling Lösegeld gezahlt worden sind, eine Art Geldbeschaffungsaktion für neue terroristische Aktivitäten gewesen ist.
    Nach der Sicherstellung von rund zwei Millionen Schilling durch die Polizei im Zuge der Festnahme der beiden Studenten Gratt und Kepplinger verfügen die flüchtigen Kidnapper vorläufig immerhin noch über 29 Millionen Schilling für derartige Zwecke.
    Wie man in der Bundesrepublik Deutschland auf die mutmaßlichen terroristischen Querverbindungen zwischen Österreich und der BRD reagiert, berichtet Klaus Emmerich.
    Heute erscheint ein westdeutsches Massenblatt mit der Schlagzeile Schleiermörder entführten Wäschekönig.
    Was da an Querverbindungen angedeutet wird, war gestern bereits konkret Gegenstand einer Haupt- und Staatsaktion.
    Der westdeutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt und der italienische Ministerpräsident Giulio Andreotti
    braucht nämlich bei ihrem verschobenen Zweiergipfel in der Nähe der oberitalienischen Stadt Verona das Thema Terrorismus, das sie sich sowieso vorgenommen hatten, nicht lange theoretisch oder nur so allgemein abzuhandeln.
    Die Nachricht aus Wien, dass die österreichischen Sicherheitsbehörden ihre Erkenntnisse aus mehreren Gründen erhärtet sehen, wonach die Entführer von Walter Palmers und ihre Erpressung mit umgerechnet 32 Millionen Schilling in einem ganz direkten Zusammenhang
    mit der sogenannten westdeutschen Terrorszene zu bringen seien.
    Diese Nachricht hatte nämlich die westdeutschen Sicherheitsbehörden alarmiert.
    Schmidt und Andreotti waren sich, wie jedenfalls heute in Bonn zu hören ist, in Verona nicht nur über die allgemeinen Gefahren durch extremistische Gewalttäter einig.
    Bei ihrem Zweigipfel seien sie auch bestätigt, was die Sicherheitsbehörden im internationalen Kontakt während der letzten Stunden an Erkenntnissen und Analysen zusammengetragen und bereits ausgetauscht haben.
    Danach befindet sich zumindest einer der sogenannten harten Kerne der terroristischen Gewalttäter, die von Land zu Land, also international, derzeit operieren, in einer ersten Phase der Vorbereitung neuer Aktivitäten.
    Diese Phase wird von Kennern mit Geldbeschaffung umschrieben.
    Gemeint ist damit die gewaltsame Aneignung von Geld durch Banküberfälle oder Erpressungen für den verhältnismäßig aufwendigen Lebensunterhalt von etwa 40 Terroristen und einem Personenkreis, der etwa die doppelte Zahl erreicht, jedoch nur fallweise für bestimmte Einsätze wie Botengänge, die Beschaffung von Wohnungen, Kleidung, Autos, technischem Gerät oder falschen Ausweisen und die Herstellung neuer Verbindungen erfahrungsgemäß von Terroristen eingeschaltet und von diesen dann auch finanziert wird.
    Der Kanzler aus Bonn und der Ministerpräsident aus Rom mussten die Darstellung von Sicherheitsexperten zur Kenntnis nehmen, dass diese erste Phase der Geldbeschaffung derzeit mindestens drei Länder betrifft, nämlich die Bundesrepublik, Österreich und Italien und möglicherweise auch Frankreich, die Schweiz und Holland.
    Den Sicherheitsbehörden dieser Länder sollen mehr oder minder verlässliche Hinweise vorliegen, dass dort bereits die sogenannte zweite Phase des Terrorismus vorbereitet wird, nämlich Aufbau eines logistischen Systems, erläutert wird dies mit den bisherigen Beobachtungen der Polizei, dass terroristische Aktivisten jeweils einige Wochen vor ihren Taten sich in Wohnungen einmieten, Autos beschaffen, neuerdingsmals Bar kaufen und dies bei Privatpersonen, also keine Kfz-Diebstähle mehr einplanen.
    Zu dieser zweiten Phase zählen auch die Benutzung von vorher gemieteten Wohnungen zu sogenannten konspirativen Treffs und die Herstellung von technischen Verbindungen bei Telefon, Funk oder auch Booten.
    Die Hinweise auf diese Phase 1 und Phase 2 soll aber nicht nur eine kriminaltechnische, sondern auch eine politische Seite aufweisen.
    Dass nämlich im Lager der Anarchisten und Terroristen neue Gruppierungen erfolgen, nicht nur aus Sicherheitsgründen, um die jeweils kleinen Gruppen dem Zugriff der Sicherheitsbehörden zu entziehen, sondern auch aufgrund ideologischer Auseinandersetzungen innerhalb dieser Kreise.
    Sowohl in Westdeutschland als auch in Italien wendet sich nach diesen Polizeibeobachtungen ein Teil der Anarchisten gegen Gewaltanwendungen, wie beispielsweise die Entführung der Lufthansa-Maschine nach Mogadischu mit der Bedrohung Unbeteiligter.
    Ein anderer Teil der Anarchisten bleibe jedoch beim bisherigen bedingungslosen Rezept härterster Gewalt und ihrer Anwendung.
    Diese Absplitterungen im terroristischen Lager sollen dazu geführt haben, dass beispielsweise die finanzielle Lage der Gewalttäter sich bei mehr oder mehr Gruppen mehr und mehr verschlechtert.
    Als einen weiteren Hinweis darauf, nach dem Entführungsfall Palmers, wehrten Sicherheitsbehörden Westdeutschlands und Italiens die neue Erpressungsaktion in Oberitalien.
    Dort wird ein größerer Kreis von Unternehmen mit dem Tod bedroht, wenn nicht jeweils umgerechnet eine dreiviertel Million Schilling bezahlt wird.
    Als anarchistische Novität gilt, dass die Erpressung gleichsam per Rundschreiben erfolgt, nämlich durch Briefe, die hektografiert vervielfältigt sind.
    Auf die zentrale Frage, ob und wann es nach diesen und anderen Beobachtungen und auch Kombinationen der Sicherheitsbehörden zu Gewalttaten kommt und wenn ja, in welchem Teil Europas, scheuen diese Sicherheitsbehörden eine allzu konkrete Antwort.
    Sie machen sich aber schon in absehbarer Zeit auf einiges gefasst.
    Deshalb drängen auch die ausführenden Sicherheitsbeamten ihrer Regierungen und deren Chefs auf die Organisation einer möglichst lückenlosen internationalen Zusammenarbeit.
    Als weiterer Schritt in diese Richtung gilt, dass der westdeutsche und der italienische Innenminister demnächst die Zusammenarbeit der Polizei wesentlich straffen und ihre Kollegen aus anderen europäischen Ländern dazu einladen sollen.
    Das war ein Beitrag von Klaus Emmerich.
    Mit eintägiger Verspätung hat heute in der libyschen Hauptstadt Tripolis eine von den Gegnern des ägyptischen Staatspräsidenten Sadat einberufene Konferenz begonnen, auf der Libyen, Syrien, Algerien, der Irak, der Südjemen und die palästinensische Befreiungsorganisation PLO
    gegen die jüngste ägyptisch-israelische Friedensinitiative im Nahen Osten nicht nur verbal Sturm laufen wollen, sondern auch mit folgeschweren Beschlüssen reagieren wollen.
    Die Position Anwar el-Sadat soll geschwächt und Ägypten soll als abtrünniger arabischer Bruderstaat in die Isolation getrieben werden.
    Indessen hat sich der jordanische König Hussein als Vermittler zwischen den Sadat-Gegnern und dem ägyptischen Präsidenten angeboten, der seinerseits den Beginn seiner Kairoer Konferenz mit den Israelis auf amerikanischen Druck hin um eine Woche verschoben hat.
    Den neuesten Stand der naöstlichen Konferenzdiplomatie fasst Barbara Kudenhove-Kalergi zusammen.
    Große Plakate am Flughafen von Tripolis zeigen Sadat im Kostüm des amerikanischen Uncle Sam mit dem David-Stern auf der Brust.
    Und die Parolen dazu lauten, nein zu Genf, ja zum Gewehr.
    Auch Demonstrationen gegen den angeblichen Verrat Sadats hat es in der libyschen Hauptstadt gestern gegeben.
    Die militante Begleitmusik dient der Einstimmung für die Konferenz der Ablehnungsfront.
    Allerdings, ob hier wirklich der endgültige Bruch zwischen Sadat und seinen Gegnern im arabischen Lager besiegelt werden soll, darf nach einigen relativ gemäßigten Äußerungen der Teilnehmer bezweifelt werden.
    So hat beispielsweise der algerische Außenminister Boutflika gemeint, man sei ohne vorgefasste Meinungen nach Tripolis gekommen, man wolle erst einmal analysieren und über Ereignisse nachdenken, die die arabische Welt aus dem Gleichgewicht gebracht haben.
    Der syrische Präsident Assad seinerseits hatte kurz zuvor gemeint, zwischen Syrien und Ägypten gebe es trotz allem Ärger keine Scheidung.
    Und obwohl der Zentralrat der BLO vorgestern die Ägypter zum Sturz des Verräters Sadat aufgefordert hat, hat sich auch BLO-Chef Arafat bisher merklich zurückgehalten.
    Iraker, Libyer und die PLO-Extremisten Habasch, Havadme und Jibril werden also in Tripolis zwar sicher äußerst militante Reden halten, aber für die Syrer und für Arafats Fatah-Leute ist es ziemlich klar, dass sie ohne Ägypten und vor allem ohne Saudi-Arabien ihre Ansprüche Israel gegenüber kaum in einem Krieg geltend machen können.
    Vor der Alternative Genf oder das Gewehr dürften sie sich letzten Endes doch eher für Genf entscheiden.
    In Erkenntnis dieser Tatsache laufen denn auch die Bemühungen auf Hochtouren, den Riss im arabischen Lager doch noch zu kitten und die Genfer Konferenz, an der alle Beteiligten teilnehmen sollen, doch noch zu retten.
    Hier hat sich König Hussein von Jordanien zum Sprecher gemacht.
    In einer Pressekonferenz hat er erklärt, er sei bereit, das Unmögliche zu tun, so wörtlich, und nach Kairo und Damaskus zu reisen, um die arabische Solidarität wiederherzustellen.
    Vorderhand sind die Jordanier weder in Tripolis noch in Kairo dabei.
    Sie wollen aber UNO-Generalsekretär Waldheims Einladung zu einer Genf-vorgelagerten Vorkonferenz nach New York folgen.
    Und obwohl sich die Saudis bisher demonstrativ schweigsam verhalten haben, nimmt man doch an, dass auch sie mit deutlicher Sympathie für Sadat auf Vermittlungskurs gehen werden.
    In diese Richtung laufen auch die Bemühungen der Amerikaner.
    Sie haben es vermocht, Sadat in letzter Minute noch zum Verschieben seiner Cairo-Konferenz zu bewegen.
    Bis dahin hoffen sie, den Teilnehmerkreis noch zu erweitern zum Missbehagen der Israelis, deren Delegation bereits die Unterlagen für ein Separatabkommen mit Ägypten vorbereitet hat.
    Die Sowjetunion hat ihren Standpunkt ja schon vorher klargemacht.
    Unterstützung Syriens und Kritik an Sadat wegen seines Ausbrechens aus der arabischen Einheitsfront.
    Sadat selber, der indessen zum regelmäßigen Gast auf amerikanischen Fernsehschirmen geworden ist, hat indessen in einem TV-Interview erklärt, er wolle sich in Kairo für eine Globalregelung einsetzen, die dann in Genf vollendet werden könnte.
    Der Konferenzwettlauf geht jedenfalls weiter und alle die Großmächte an der Spitze sind zunächst einmal fest entschlossen, Sadats Tempo zu bremsen.
    Vorderhand ist der Ausgang offen.
    Das war eine Analyse von Barbara Kudenhofe-Kalergi, ein Blick auf die Uhr in dreieinhalb Minuten ist es dreiviertel eins.
    Morgen wird in Wien der von der katholischen Kirche gestiftete Kardinal-Inizer-Preis für das Jahr 1977 verliehen.
    Es ist dies eine mit 100.000 Schilling dotierte Auszeichnung, die für ein wissenschaftliches Gesamtwerk vergeben wird.
    Preisträger im vergangenen Jahr war der Theologe Karl Rahner.
    Preisträger heuer ist der Wiener Neurologe und Psychiater Professor Viktor E. Frankl.
    Er ist der Begründer der Logotherapie, der sogenannten Dritten Wiener Schule der Psychotherapie nach Freud und Adler.
    Frankel, der jüdischer Abstammung ist und etwa die Hälfte des Jahres an amerikanischen Universitäten lehrt, hat mehr als 20 Bücher verfasst, die sich fast alle mit der Sinnfrage des modernen Menschen befassen.
    Frankels Bücher sind in 17 Sprachen, darunter auch in die chinesische, übersetzt worden.
    Allein von seinem Buch, Der Mensch auf der Suche nach dem Sinn, sind in den Vereinigten Staaten mehr als zwei Millionen Exemplare verkauft worden.
    Mit Professor Frankel sprach Ilse Vögel.
    Herr Professor Frankl, Sie sprechen in Ihren Büchern immer wieder von der existenziellen Frustration des Menschen, von einem existenziellen Vakuum, von einer kollektiven Neurose, einem Sinnlosigkeitsgefühl, das oft so stark ist, dass Menschen wirklich daran seelisch erkranken, dass sie neurotisch werden.
    Das ist Ihre Diagnose eines Zeitphänomens.
    Wo aber sehen Sie die Ursachen für diese Erscheinung?
    wenn ich eine Erklärung auf eine möglichst kurze Formel bringen soll, so kann ich nur wiederholen, was ich immer zu sagen pflege in diesem Zusammenhang, nämlich, dass im Gegensatz zum Tier den Menschen keine Instinkte und Triebe mehr sagen, was er tun muss.
    Und im Gegensatz zum Menschen in früheren Zeiten sage ich ihm heute keine Traditionen oder traditionell überlieferten Werte mehr,
    was er tun soll.
    Jetzt weiß er weder, was er tun muss, noch was er tun soll und scheint oft gar nicht einmal recht zu wissen, was er eigentlich will.
    Und was geschieht?
    Entweder will er nur das, was die anderen tun.
    Da haben sie den Konformismus von heute.
    Oder aber umgekehrt.
    Er tut nur das, was die anderen wollen, nämlich von ihm wollen.
    Und da haben sie den Totalitarismus.
    Kann man nun sagen, dass der Mensch eigentlich selbst dran schuld ist, wenn er diesen Sinn seines Lebens nicht findet, diese Sinnerfüllung?
    Oder spielen da nicht gesellschaftliche Bedingungen eine sehr große und eine sehr starke Rolle?
    Selbstverständlich.
    Wir haben ja heute in der westlichen Welt die sogenannten Überflussgesellschaften, die Wohlstandsgesellschaften.
    Wir leben in einem Wohlfahrtsstaat.
    Und all diese gesellschaftlichen Strukturen sind darauf aus, praktisch alle menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen, ja mehr als das.
    Die Konsumgesellschaft etwa, die erzeugt sogar gewisse Bedürfnisse.
    Nur ein Bedürfnis des Menschen geht leer aus.
    Das ist sein Sinnbedürfnis.
    Das ist das, was ich seinen Willen zum Sinn nenne.
    Heißt das, dass Sie der Ansicht sind, dass bestimmte Gesellschaftssysteme jetzt besonders anfällig dafür sind, solche kollektiven Neurosen hervorzubringen?
    Ist also die Wohlstandsgesellschaft hier gefährder als etwa die Gesellschaft im Osten?
    In gewissem Sinne schon.
    Andererseits muss man berücksichtigen, dass dieses Sinnlosigkeitsgefühl heute ein weltweites Phänomen geworden ist.
    Es beschränkt sich keineswegs auf die sogenannten kapitalistischen Gesellschaftssysteme, sondern wie aus Publikationen kommunistischer Psychiater hervorgeht,
    macht es sich auch in kommunistisch regierten Staaten bemerkbar, ja mehr als das auch in den Entwicklungsländern, also in der sogenannten dritten Welt.
    Dort sind die Menschen ja irgendwie kulturell entwurzelt worden.
    Sie sind aus der Geborgenheit in den Traditionen herausgerissen worden.
    Und würden Sie jetzt meinen, Herr Professor, aufgrund Ihrer jahrzehntelangen Erfahrung, dass es nun ganz bestimmte Gruppen in einer Bevölkerung gibt, die speziell anfällig sind für dieses Sinnlosigkeitsgefühl?
    Sehen Sie, Mitarbeiter von mir in aller Welt haben empirische Forschung betrieben und nachweisen können durch Tests und Statistiken, dass im Besonderen junge Menschen für dieses Sinnlosigkeitsgefühl anfällig sind.
    Und das ist natürlich auch verständlich.
    Denn der junge Mensch ist nicht gewillt,
    den Sinn aus den Händen der Tradition entgegenzunehmen.
    Er will selber und selbstständig sich auf die Suche nach Sinn machen.
    Aber unter den gesellschaftlichen Bedingungen von heute scheitert er oft auf dieser Suche.
    Und so kommt es zu Erscheinungen wie der Drogenabhängigkeit, der Jugendkriminalität, Depressionen bei jungen Menschen bis zum Selbstmord.
    Herr Professor, ganz zum Schluss möchte ich eigentlich eine Frage stellen, die Sie jetzt ganz persönlich betrifft.
    Vor wenigen Wochen erst ist Ihr Buch »Ein Psychologe erlebt das KZ« wieder in einer neuen Auflage erschienen, diesmal mit dem Titel »Trotzdem Ja zum Lebenssagen«.
    Sie haben drei Jahre in verschiedenen Konzentrationslagern des Dritten Reiches verbracht.
    Kann man sagen, dass dieses Erlebnis der KZs, diese provisorische Existenz, wie Sie das genannt haben, dass das eigentlich das Schlüsselerlebnis für Ihre Logotherapie war?
    Eigentlich haben amerikanische Verleger von mir das aufgebracht, diese Behauptung, dass der Herr Frankel aus Auschwitz herausgekommen sei mit einer neuen Psychotherapie.
    Das stimmt schon deshalb nicht, weil ich ja eigentlich nach Auschwitz gekommen bin mit dem Manuskript meines ersten Buches versteckt im Mantel.
    Es wurde natürlich dann gefunden, konfisziert und ich musste es dann rekonstruieren.
    Aber Tatsache ist schon,
    dass die Konzentrationslager sozusagen die Feuerprobe für das waren, was ich in meinem ersten Buch behauptet habe.
    Es wurde bestätigt nämlich, dass der Wille zum Sinn, das Ausgerichtetsein auf die Zukunft, auf eine Aufgabe, die auf einen gewartet hat in der Zukunft,
    oder aber auch auf einen Menschen, der auf einen gewartet hat.
    Dass das das Entscheidende war, was die Überlebenschancen anlangt.
    Das heißt mit anderen Worten, jemand, der um den Sinn seines Daseins weiß, der ist noch am ehesten imstande auch extremen Grenzsituationen zu trotzen.
    Es ist das ganze Konzentrationslager, wenn Sie so wollen, eine Paraphrase gewesen für ein Wort von Nietzsche.
    Wer ein Warum
    zu leben hat, erträgt fast jedes Wie.
    Dieses Gespräch mit dem Kardinal-Inizer-Preisträger 1977, dem Wiener Neurologen und Psychiater Professor Viktor E. Frankel, führte Ilse Vögl.
    Nun zum Abschluss des Mittagsschanals zwei Kulturbeiträge.
    In einer Martinet im Wiener Akademietheater werden am kommenden Sonntag Erika Pluhar, Norbert Kappen, Klaus-Maria Brandauer, Wolfgang Gasser und Georg Schuchter
    Fragmente und Studien von Artur Schnitzler lesen, die im Nachlass Schnitzlers aufgefunden und jetzt zum ersten Mal veröffentlicht worden sind.
    Burgtheater-Dramaturg Dr. Reinhard Urbach hat das Programm dieser Schnitzler-Martiné zusammengestellt.
    Mit ihm sprach Volkmar Parschalk.
    Herr Dr. Urbach, im Rahmen der Gesamtausgabe des S. Fischer Verlages haben Sie den sechsten Band mit Werken aus dem Nachlass herausgegeben.
    Der Titel Entworfenes und Verworfenes ist auch der Titel der Burgtheatermatinee am kommenden Sonntag.
    Dieser Titel stammt ja von Schnitzler selbst.
    Schnitzler hat sehr viel angefangen, sehr viel entworfen und ebenso viel verworfen.
    Er hat es aber nicht weggeworfen und hat durchaus eingesehen und auch mehrmals in seinem Tagebuch das niedergeschrieben, dass er sich vorstellen kann, dass es eines Tages einmal veröffentlicht wird, obwohl er selber als sein strengster Kritiker es nicht veröffentlichen wollte und hat dafür eben schon diesen Titel bereitgestellt, Entworfenes und Verworfenes.
    Dieser Band enthält Prosa-Skizzen und auch Dramen und wahrscheinlich enthält auch die Lesung beides.
    Die Lesung enthält keine Dramen, aber einen Dialog, Abendspaziergang, den Erika Blucher und Norbert Kappen lesen werden.
    Eben ein Stück Dialog, der nicht als Drama gelten kann.
    Es wäre sicherlich sehr schwer, in einer Martinet extra einen Aktor zu inszenieren.
    Es bestehen aber in dieser Hinsicht Pläne.
    Herr Dr. Urbach, sind das vor allem mindere Werke oder sind es vor allem Skizzen zu später ausgeführten Werken, die dann in eine andere Richtung vielleicht entwickelt wurden?
    Es sind in keinem Falle Skizzen zu Dingen, die wir kennen.
    Es ist alles völlig unbekannt.
    Und es sind immer in sich geschlossene Themen, nur eben nicht abgeschlossene.
    Schnitzler hat sehr viel angefangen.
    Er hat so viel wie möglich entworfen, um daraus dann auszuwählen.
    Und das heißt aber nicht, dass das Ausgewählte besser ist als das, was er dann verworfen hat.
    Und für uns heute stellt es sich vor allen Dingen als ein Zeitbild dar, als etwas, was in dieser Zeit entstanden ist, von Arthur Schnitzler eben niedergeschrieben worden ist und vielleicht von ihm selbst für nicht so gut gehalten wurde.
    Wir sehen das aber anders.
    Es gibt viele Dinge aus dem Nachlass, die inzwischen schon aufgetaucht sind, in diesem Band nicht enthalten sind, weil sie früher schon nach Schnitzlers Tod erschienen sind, die uns heute als sehr gültig erscheinen.
    Zum Beispiel der Einakter Halb Zwei oder Anatols Größenwahn.
    Dinge, die Schnitzler selber nicht akzeptiert hat für sich selbst.
    nicht vor sich verantworten wollte, aber die für uns heute als sehr typisch für sein Werk gelten.
    Bei den Wiener Festwochen soll ja im Burgtheater das Weite Land aufgeführt werden.
    Ist das der Beginn eines Schnitzlerzyklus im Burgtheater?
    Ich glaube nicht, dass man das so als Beginn eines Zyklus benennen kann, denn bisher wurde fast in jeder Saison ein Schnitzler aufgeführt.
    In der letzten war es der Ruf des Lebens und in dieser wird es eben das Weite Land sein.
    Und ich bin ganz sicher, ohne dass ich jetzt über die Direktion etwas sagen kann und über die Planungen, dass Schnitzler immer wieder auf dem Programm des Burgtäters stehen kann und wird.
    Gibt es Stücke und Szenen, die noch nie aufgeführt wurden?
    Eben in diesem Band gibt es einiges.
    Ein Dreiakter unter dem Titel Familie, der in der Zeit der Liebelei, vor der Liebelei entstanden ist, mit dem Schnitzler wirklich nicht fertig geworden ist und deshalb ist er von ihm eben nicht beendet worden oder nicht veröffentlicht worden.
    Er hat die Besonderheit, dass zwei zweite Akte geschrieben worden sind und er hat die also als Variationen geschrieben und hat sich nicht entscheiden können, welcher nun der wichtigere ist.
    Die sind nun alle vier, alle vier Szenen, beziehungsweise alle vier Akte sind hier veröffentlicht.
    Und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass sich das, wenn es sich bearbeiten lässt, aufgeführt werden kann.
    Ähnlich wie die Nachlassdramen Das Wort und Zug der Schatten vor einigen Jahren schon im Volkstheater beziehungsweise in der Josefstadt aufgeführt worden sind.
    Herr Dr. Urbach, wie erklären Sie sich diese Schnitzler-Renaissance, die in den letzten Jahren so massiv eingesetzt hat?
    Hängt das nur zusammen mit der Nostalgiewelle oder ist das auf die Person Schnitzlers konzentriert, auf seine psychoanalytische Fähigkeit und dergleichen?
    Ich glaube schon, dass das, was Sie zuletzt gesagt haben, richtig ist.
    Denn diese Schnitzler-Renaissance dauert ja vielleicht schon seit 1962, also seit seinem 100.
    Geburtstag.
    Da fing es eigentlich so richtig an.
    Vielleicht darf ich an die Aufführung des Einsamenwegs in der Josefstadt erinnern, der das so richtig ins Rollen gebracht hat, diese Schnitzler-Renaissance, wie wir sie heute nennen.
    Es ist also nicht nur eine Welle, die wieder abgeebbt ist oder abebben könnte.
    Ich glaube, es ist eine aufsteigende Linie.
    Und für mich stellt es sich so dar, dass Schnitzler, weil er so genau geschrieben hat, weil er so genau und richtig beobachtet hat, seine Gegenwart, und zwar ausschließlich seine Zeit, dass er dadurch, durch diese Genauigkeit, für eine jede Gegenwart Zeitgenosse geworden ist, für eine jede Gegenwart etwas zu sagen hat.
    Diese Informationen über die Schnitzler-Martiné am Sonntag im Wiener Akademietheater vermittelte Ihnen Volkmar Parschalk im Gespräch mit dem Burgtheater-Dramaturgen Dr. Reinhard Urbach.
    Im Wiener Kursalon im Stadtpark wurde heute die fünfte Antiquitätenwoche eröffnet.
    19 Aussteller aus ganz Österreich zeigen bis zum 11.
    Dezember Objekte, die aus der Renaissance bis zum Jugendstil stammen.
    Veranstalter ist der neugegründete Verband österreichischer Antiquitäten und Kunsthändler, eine Institution, die es sich vorgenommen hat, durch Ausstellungen, Kunstmessen, Führungen und Lehrgänge auf die künstlerischen Schätze und Antiquitäten Österreichs hinzuweisen.
    Über die Antiquitätenschau berichtet nun Koschka Hetzer.
    Das Interesse an Antiquitäten ist in den letzten Jahren enorm gewachsen.
    Die Objekte steigen ständig im Preis und die Käufer werben dadurch mit den besten Aktien, die es überhaupt gibt.
    Ein Aussteller bei der Antiquitätenwoche, Dr. Roland Dietrich aus Salzburg, der vor allem Schmuck aus der Zeit vor der Jahrhundertwende und der viktorianischen Epoche zeigt,
    Man geht ja heute von der Käuferschicht dazu über, sich mehr auf die alten Dinge zu besinnen.
    Warum?
    Weil natürlich der Aufwand der Arbeit, das Dessin, die Art etwas zu gestalten, natürlich damals eine ganz andere war als heute.
    Denn heute muss man natürlich mehr kommerziell denken, während damals die Ästhetik eine ungewöhnliche Rolle spielte und nebenbei, das muss man auch erwähnen, selbstverständlich die Arbeitszeit nichts kostete.
    Der Antiquitätenmarkt rechnet heute nicht mehr mit irgendwelchen kostbaren Entdeckungen in den Kellern oder auf den Böden der Großeltern.
    Man muss Antiquitäten schon auf den internationalen Messen erwerben.
    Der Präsident des Verbandes Österreichische Antiquitäten und Kunsthändler, Eduard Imhof, über die Ausstellung.
    Wir haben alles in dieser Ausstellung, was interessant ist.
    Wir haben zum Beispiel eine komplette Glassammlung.
    die jede Zeit repräsentiert.
    Wir haben eine große Uhrensammlung, wie sie fast noch nie gezeigt wurde in einer Ausstellung.
    Von der Renaissance-Uhr bis zur Biedermeier-Uhr, bis zur Jugendstil-Uhr.
    Wir haben weiteres Bauernmöbel, volkskundliche Objekte, also kurzum die Auswahl ist sehr groß.
    Für ein paar tausend Schilling ist auch schon ein hübsches signiertes Ölgemälde zu bekommen.
    Teuerste Objekte und kaum zu finden auf Antiquitätenmärkten stammen nach wie vor aus dem österreichischen Barock.
    Übrigens, die Preise der ausgestellten Antiquitäten werden ohne weiteres genannt.
    Erstmals in Österreich wird bei dieser Antiquitätenwoche eine Sonderausstellung über Kulturgüterschutz gezeigt.
    Veranstalter ist das Dokumentationszentrum und Konventionsbüro des Bundesdenkmalamtes.
    Dazu Dr. Marian Farka, der Leiter dieser Institution.
    Die Aufgaben des Konventionsbüros bestehen darin, dass man sich bemüht, die Hager-Konvention zum Schutz von
    Kulturgüter bei bewaffneten Konflikten aus dem Jahre 1954.
    Also alle Verpflichtungen, die aus dieser Konvention resultieren, verwirklichen bzw.
    jene Maßnahmen vorbereiten, die einen Kulturgüterschutz im Ernstfall ermöglichen.
    Ein Beispiel wäre die Erfassung der Kulturgüter in Österreich, die Kartierung
    diese Erfassungen und dann weitere Maßnahmen wie etwa die Kennzeichnung, wie die Vorbereitung der Bergung und die bauliche Schutzmaßnahmen.
    Auch das österreichische Bundesheer beteiligt sich an dieser ausgestellten Dokumentation.
    Dazu Oberst Roman Schlaus.
    Wir sehen vom Bundesheer in erster Linie die Aufgabe im Sicherungsbereich beizutragen und dann im Bereich der Respektierung.
    Die Sicherung, der Sicherung dient vor allem die rechtzeitige Bereitstellung unter Umständen von Transportmitteln, um in einem Krisen, in einem Spannungsfall der zivilen Kraft entsprechend Hilfe zu leisten, um Kulturgüter in vorbereitete Bergungsräume zu verschaffen.
    Die Antiquitätenwoche im Wiener Kursalon im Stadtpark ist täglich zwischen 10 und 19 Uhr geöffnet.
    Nach diesem Bericht über die fünfte Antiquitätenwoche in Wien nun noch Kurznachrichten.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.12.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.12.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Budgetdebatte Kapitel "Soziales", Gesundheitspolitik
    Einblendung: Wiesinger (ÖVP), Steyrer (SPÖ), Melter (FPÖ)
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Wiesinger, Günther [Interviewte/r] , Steyrer, Kurt [Interviewte/r] , Melter, Werner [Interviewte/r]
    Datum: 1977.12.02 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Budgetdebatte, Terrorismusdebatte, Handeslangestellte
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1977.12.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Einzelheiten der Transitsteuer
    Interview: Minister Lausecker
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung] , Lausecker, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1977.12.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Terrorismus: Querverbindungen Österreich - BRD - Italien
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1977.12.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Analyse der politischen Situation im Nahen Osten (Tripolis-Konferenz)
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1977.12.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview Prof Viktor E. Frankl zu Verleihung des Kardinal-Innitzer-Preises
    Interview: Prof. Frankl
    Mitwirkende: Oberhofer, Ilse [Gestaltung] , Frankl, Viktor E.
    Datum: 1977.12.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medizin ; Wissenschaft und Forschung ; Gesellschaft ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Schnitzler-Matinee "Entworfenes und Verworfenes" im Akademietherater
    Interview: Reinhard Urbach
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Urbach, Reinhard [Interviewte/r]
    Datum: 1977.12.02 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Akademietheater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    5. Wiener Antiquitätenwoche
    Einblendung: Dr. Roland Dietrich, Eduard Immhoff , Dr. Marian Farka, Oberst Roman Schlaus
    Mitwirkende: Hetzer-Molden, Koschka [Gestaltung] , Dietrich, Roland [Interviewte/r] , Imhoff, Eduard [Interviewte/r] , Farka, Marian [Interviewte/r] , Schlaus, Roman [Interviewte/r]
    Datum: 1977.12.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.12.02
    Spieldauer 00:57:13
    Mitwirkende Sterbenz, Edgar [Moderation]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.12.02 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-771202_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Kurzmeldungen am Schluß fehlen
    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt