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KI-generiertes Transkript
Mittagsschornal Guten Tag meine sehr verehrten Damen und Herren.
Heute ist Montag, der 10.
Mai 1971.
Es war soeben 12 Uhr.
Für Redaktion und Technik des Mittagsschornals begrüßt sich heute Helmut Bock.
Unser heutiges Mittagsschornal 60 Minuten Mittagsinformation stehen ganz im Zeichen der internationalen Währungssituation.
Wie bekannt hat Österreich gestern, genau um 20.30 Uhr, den Schilling um 5,05% aufgewertet, die Schweiz hat um 7% aufgewertet und die Bundesrepublik Deutschland hat die Wechselkurse freigegeben.
Wir bringen dazu Kommentare, Interviews und Korrespondentenberichte aus Österreich, Deutschland und der Schweiz.
Auch unsere Inlandspresseschau beschäftigt sich heute mit diesem Thema.
Weitere Journalthemen, soweit uns die Zeit dazu reicht.
Weltkongress zur Verhütung von Arbeitsunfällen, heute in Wien eröffnet.
Situation der Fremdenverkehrswirtschaft in Jugoslawien und Außenminister Rogers nach Nordostreise wieder nach Washington zurückgekehrt.
Die Kulturredaktion beschäftigt sich heute mit dem Spielplan des Volkstheaters in Wien für die Saison 1971-72.
Es ist 12 Uhr, 1 Minute und 30 Sekunden.
Sie hören nun Weltnachrichten gesprochen von Willi Heuer.
Europa.
Nach der Aufwertung des Schillings und des Schweizer Franken und nach der Freigabe des Wechselkurses in der Bundesrepublik Deutschland, Belgien und Holland haben heute die Devisenbörsen wieder geöffnet.
An der Frankfurter Börse gab der Dollar bis zu 4% nach.
An den deutschen Banken lag der Dollarkurs 7,5% unter dem früheren offiziellen Wechselkurs.
In Zürich notiert der Schilling mit 16,25 bis 16,75.
An der Londoner Börse ist der Kurswert der deutschen Mark um mehr als drei Prozent gestiegen.
Der holländische Gulden, der belgische Franc und der österreichische Schilling wurden nicht notiert.
Die jugoslawische Nationalbank hat alle Transaktionen mit der D-Mark und dem holländischen Gulden vorübergehend eingestellt.
Gleichzeitig wurde der neue Kurs für den Schilling festgelegt.
Für 100 Schilling erhält man 60,606 Dinar.
Die sowjetische Außenhandelsbank, die die Devisentransaktionen mit dem Ausland durchführt, notierte heute die westlichen Währungen unverändert.
Die Schweizer Post hat den Zahlungsverkehr mit dem Ausland vorübergehend eingestellt.
Ausführliche Berichte über die Auswirkungen der währungspolitischen Beschlüsse hören Sie im Anschluss an die Nachrichten.
Bundesrepublik Deutschland
Der Bonner Bundestag wird morgen zu einer Sondersitzung über die währungspolitische Entwicklung zusammentreten.
Wirtschaftsminister Schiller wird vor dem Plenum eine Erklärung zu den jüngsten Währungsmaßnahmen abgeben.
Belgien.
Der EWG-Ministerrat ist heute in Brüssel zu einer Sitzung zusammengetreten, in deren Verlauf die bevorstehende Verhandlungsrunde über den Beitritt Großbritanniens zur EWG vorbereitet werden soll.
Bei den für morgen angesetzten Gesprächen mit dem britischen Europaminister Rippen soll Frankreich einen Vorschlag über die Höhe des britischen Finanzbeitrages zur EWG unterbreiten.
Der britische Premierminister Hill wird am 20.
Mai zu einem Besuch in Paris erwartet.
Hill wird mit Staatspräsident Pompidou ebenfalls über den britischen EWG-Beitritt konferieren.
Österreich.
Der Leiter der amerikanischen Delegation bei den Gesprächen über eine Beschränkung der strategischen Rüstung, Botschafter Smith, ist heute nach Washington abgereist, um Präsident Nixon und andere Regierungsmitglieder über den Verlauf der Verhandlungen mit der Sowjetunion zu informieren.
Während der Abwesenheit von Botschafter Smith werden nur die Expertengespräche weiterhin täglich stattfinden.
Die Plenarsitzungen werden erst nach seiner Rückkehr wieder aufgenommen werden.
USA.
Außenminister Rogers kehrte in der vergangenen Nacht von seiner Reise durch mehrere arabische Staaten und Israel nach Washington zurück.
Rogers betonte, er habe auf beiden Seiten eine gewisse Friedensbereitschaft vorgefunden.
Man dürfe jedoch nicht voreilig auf baldige Friedensverhandlungen hoffen.
Auch der Nahostexperte im amerikanischen Außenministerium und der Staatssekretär Sisko trat gestern Abend nach fünfstündigen Gesprächen mit ägyptischen Politikern über Möglichkeiten für eine Interimslösung im Nahostkonflikt die Heimreise an.
Eine Stellungnahme zum Ergebnis seiner Beratungen lehnte Sisko ab.
Der israelische Botschafter Washington Norabin erklärte, der Besuch Rogers habe zur Klärung von Missverständnissen beigetragen, dürfe jedoch nicht zu übertriebenem Optimismus verleiten.
Ägypten Die halbamtliche Kairoer Zeitung Al-Ahram hat für kommenden Samstag eine wichtige politische Rede des ägyptischen Staatspräsidenten Sadat angekündigt.
Beobachter rechnen damit, dass der Präsident über seine Gespräche mit dem amerikanischen Außenminister Rogers berichten wird.
Israel.
Nach einer Meldung der Zeitung Ma'arif wird Ministerpräsident Frau Golda Meir noch im Mai Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland einen offiziellen Besuch abstatten.
Frau Meir soll diese Skandinavienreise mit der Fahrt zur Teilnahme an der Tagung der Sozialistischen Internationale verbinden, die vom 25. bis 28.
Mai in Helsinki stattfindet.
Nach einem Bericht des Wochenmagazins Lexpress sollen Papst Paul VI.
und der ungarische Außenminister Peter eine prinzipielle Einigung über das künftige Schicksal des 79-jährigen Kardinals Mincenti erzielt haben.
Nach dem Artikel soll der Heilige Vater Mincenti seines Postens als Primas von Ungarn entheben, wofür die ungarischen Behörden dem Kardinal gestatten würden, sein Asyl in der amerikanischen Botschaft in Budapest zu verlassen.
Kardinal Mincenti war im Jahre 1949 wegen angeblichem Hochverrats zu lebenslangem Gefängnis verurteilt worden.
Während des ungarischen Aufstandes im Jahre 1956 hatte er nach der Niederschlagung des Aufstandes in der amerikanischen Botschaft in Budapest Zuflucht gefunden.
Freies Geleit zum Verlassen Ungarns hat Mincenti bisher beharrlich abgelehnt und seine völlige Rehabilitierung durch die ungarischen Behörden gefordert.
Bundesrepublik Deutschland.
Eine deutsch-tschechoslowakische Kommission ist heute in Bonn zu Wirtschaftsverhandlungen zusammengetreten.
Wie das Auswärtige Amt mitteilte, soll ein Protokoll mit Warenlisten für das Jahr 1971 abgeschlossen werden, das Bestandteil des langfristigen Wirtschaftsabkommens vom Dezember 1970 ist.
Die wirtschaftliche und wissenschaftlich-technische Kooperation soll ebenfalls erörtert werden.
Belgien.
Das Montagewerk der Regie Renault bei Brüssel wird heute Abend geschlossen, da bei den Lieferungen von Einzelteilen aus Frankreich Schwierigkeiten aufgetreten sind.
Es sind mehr als 2000 Arbeitskräfte beschäftigt.
In der größten Montagefabrik, die Renault im Ausland besitzt, werden täglich durchschnittlich 500 Kraftfahrzeuge hergestellt.
Italien.
In Rom streiken weiterhin 25.000 Gemeindebedienstete.
Sie fordern die ihnen von der Gemeinde im vergangenen Jahr versprochenen Gehaltserhöhungen.
Sollte der Ausstand nicht bald beendet werden, so wird es unmöglich sein, die für Juni angesetzten Gemeindewahlen abzuhalten.
Außerdem treten heute 200.000 Hotelangestellte in einen zweitägigen Streik.
Die Telefonarbeiter wollen ihre Arbeit 24 Stunden lang niederlegen.
Der Vorstand der italienischen Bischofskonferenz hat beschlossen, dem katholischen Arbeiterverein die Unterstützung zu entziehen.
Die Erklärung wird als Bestätigung dafür angesehen, dass sich der katholische Arbeiterverein durch seine Linksentwicklung von wesentlichen Punkten der christlichen Soziallehre entfernt hat.
Südvietnam.
Mit der sofortigen Wiederaufnahme der Kämpfe ist heute die Feuerpause zu Ende gegangen, die der Vietcong und die südvietnamesische Regierung als Anlass von Buddhas Geburtstag beschlossen hatten.
Nach Angaben meines Militärsprechers in Saigon sind bei fünf ernsten Zusammenstößen während der Waffenruhe drei Amerikaner und 14 Südvietnamesen gefallen.
Die amerikanische Militärpolizei hat in Hue vor den Kasernen Straßensperren errichtet, da man nach der Selbstverbrennung einer buddhistischen Nonne und eines Mönchs Zwischenfälle befürchtet.
Die amerikanischen Soldaten erhielten Ausgehverbot.
Die beiden Südvietnamesen wollten mit ihrem Selbstmord gegen den Krieg in ihrem Land protestieren.
USA.
In den Vereinigten Staaten beginnt heute die vom Präsident Nixon angeordnete Vernichtung aller biologischen Kampfstoffe.
Die tödlichen Waffen, deren Zahl geheim gehalten wird, sind in drei Gebäuden in Pine Bluff im amerikanischen Bundesstaat Arkansas gelagert.
In zwei Bunkern herrscht eine Temperatur von 40 Grad unter Null, um die empfindlichen Bakterien am Leben zu erhalten.
Die Vernichtung der Kampfstoffe soll nach offiziellen Angaben etwa 48 Wochen dauern.
Die Vorbereitungen für den Start der Mars-Sonde Marina 9 am 18.
Mai werden trotz des Versagens der Atlas-Centauri-Rakete beim Start von Marina 8 fortgesetzt.
Dies gab gestern Abend der Leiter des NASA-Programms Cramer in Cap Kennedy bekannt.
Marina 9 muss bis zum 17.
Juni gestartet werden, da sich sonst erst nach mehr als einem Jahr wieder ein Startfenster ergibt.
Die Sonde muss nun die ursprünglich für Marina 8 vorgesehenen Aufgaben wie die kartografische Erfassung der Marsoberfläche erfüllen.
Das waren die Meldungen.
die Wetterlage.
Eine ausgedehnte Hochdruckzone reicht von Südwesteuropa über Mitteleuropa bis nach Russland.
Eine Störungszone verläuft von Skandinavien quer durch Mitteleuropa bis zu den Ostalpen.
Durch sie wird der Hochdruckeinfluss in unserem Raum kurzzeitig unterbrochen.
Morgen wird sich die Schönwetterlage wieder einstellen.
Die Vorhersage für die Zeit von heute bis morgen früh.
Im Westen örtlich heiter, sonst im Allgemeinen wechselnde bis starke, zum Teil auch quellende Bewölkung.
Vor allem im Norden und Osten lokale Regenschauer und Gewitter.
Meist schwache, in Gewittern kurzzeitig böige West- bis Nordwestwinde.
Nachmittagstemperaturen 18 bis 24 Grad.
Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 6 bis 13 Grad.
Die Prognose für morgen Dienstag.
Zunächst gebietsweise noch stärkere Restbewölkung.
Tagsüber überwiegend heiter oder leicht wolkig.
Am Nachmittag örtlich wieder Haufenwolkenentwicklung.
In freien Lagen schwache bis mäßige Winde aus West bis Nordwest.
Tageshöchsttemperaturen 18 bis 24 Grad.
Die Werte von 12 Uhr.
Wien, bedeckt, 17 Grad, Ostwind, Geschwindigkeit 3 Kilometer pro Stunde.
Eisenstadt, stark bewölkt, 21, Südost 3.
Linz, stark bewölkt, Regen, 12 Grad, Südostwind 5 Kilometer.
Salzburg stark bewölkt, Gewitterregen 14, Nordwest 15 km.
Innsbruck stark bewölkt, 20 Grad, Windstille.
Bregenz stark bewölkt, 19 Grad, Südostwind 3 km pro Stunde.
Graz stark bewölkt, 20, Ost 5 und Klagenfurt wolkig, 19 Grad, Südostwindgeschwindigkeit 3 km pro Stunde.
Eine Zeitansage, es ist 12 Uhr, 12 Minuten und 30 Sekunden.
Hauptthema des heutigen Mittagsjournals ist natürlich die Weltwährungssituation, wie am Anfang schon angekündigt.
Wir können Ihnen die Beiträge, die wir dazu bringen werden, nicht der Reihenfolge nach spielen, denn unsere Mitarbeiter sind seit dem heutigen frühen Morgen unterwegs und wie die Beiträge einlangen bei uns, werden wir sie Ihnen dann zu Gehör bringen.
Nun, wie kam es überhaupt zu dieser Weltwährungssituation, über die natürlich heute auch die österreichischen Tageszeitungen schreiben?
Es begann eigentlich am 27.
April.
Da hatten die EWG-Finanzminister in Hamburg erörtert, dass das Dollarproblem für Europa gelöst werden müsse.
Allzu viele Dollar kämen nach Europa.
Am 29.
April, zwei Tage später,
hat der bundesdeutsche Wirtschaftsminister Schiller in einer Rede in Hamburg gefordert, dass die sechs EWG-Länder gemeinsam für ein internationales Währungssystem eintreten müssten, das Europa wirtschaftlich gegenüber dem Ausland unabhängig machen soll.
Am 4.
Mai war der Dollarzufluss in Westdeutschland so groß, dass man sich entschlossen hat, am nächsten Tag die Börse zu schließen.
Am 4.
Mai betrug der Dollarzufluss in der Bundesrepublik Deutschland eine Milliarde Dollar.
Bundeskanzler Brandt lässt erkennen, dass die Bundesrepublik Deutschland einseitige Maßnahmen gegen die Dollarinvestition ergreifen werde.
Am nächsten Tag, unter dem Druck des anhaltenden Dollarzuflusses, über eine Milliarde Dollar noch vor der Eröffnung des Devisenmarktes, schließt Westdeutschland seine Währungsmärkte, kurz darauf gefolgt von den Niederlanden, der Schweiz, Österreich und Belgien.
Offen bleiben die Märkte in Frankreich und in Großbritannien.
Das war am 5.
Mai.
Und am 8.
Mai, also am Samstag, findet eine außerordentliche Sitzung des EWG-Ministerrates, der Finanzminister, statt, und zwar in Brüssel.
Die Sitzung beginnt um 10.30 Uhr und dauert bis Sonntagfrüh 7 Uhr, ohne dass eine gemeinschaftliche Lösung gefunden wurde.
Gestern nun war der entscheidende Tag.
Sonntag, der 9.
Mai.
Der Wechselkurs der deutschen Mark wird für unbestimmte Zeit freigegeben.
Dasselbe gilt für die Währungen von Holland und Luxemburg.
Frankreich, Italien und Belgien haben diesen Schritt abgelehnt.
Die EWG geht nicht gemeinsam.
Aufgrund dieser Situation hat sich die österreichische Bundesregierung und die österreichische Nationalbank entschlossen, den Schilling um 5,05 Prozent aufzuwerten.
Aber erst diese Maßnahme wurde erst gesetzt, nachdem auch die Schweiz sich entschlossen hat aufzuwerten und zwar um sieben Prozent.
Das war die Situation gestern Abend.
Nun, wie geht es weiter?
Seit heute früh finden Vorbesprechungen in der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft statt.
Nämlich zu Verhandlungen morgen mit der Bundesregierung.
Denn es geht um Maßnahmen, die ergriffen werden müssen.
Seit 8 Uhr früh heute tagt der österreichische Bankenverband.
Seit 10 Uhr der Generalrat der Nationalbank.
Alles für eine Besprechung, die morgen im Rahmen der Regierung stattfinden wird.
Die letzte Aufwertung in Österreich, ja, an die können wir uns nicht erinnern, denn die gab es bisher noch nicht.
Es gab noch keine Aufwertung des Schillings in Österreich.
Es gab die letzte Abwertung 1953, aber zum ersten Mal wird der Schilling in der Geschichte der Zweiten Republik aufgewertet.
Nun, was bedeutet das für Österreichs Wirtschaft?
Was bedeutet das für unsere allgemeine Geldsituation?
Damit beschäftigt sich nun Ernst-Werner Nussbaum.
Die Entscheidung über die Aufwertung des Schillings ist gestern Abend gefallen.
Aber die Konsequenzen dieses währungspolitisch bedeutsamen Beschlusses werden die Wirtschaft noch einige Zeit intensiv beschäftigen.
Dabei wird sich das Geschehen im Wesentlichen an drei Fronten abspielen.
In der Preisentwicklung, im Geld- und Kapitalverkehr und in den zur Unterstützung der Exportwirtschaft gedachten Begleitmaßnahmen.
Die preispolitischen Erwägungen standen ganz offensichtlich bei der Regierung im Vordergrund.
Sie will den Preisauftrieb bekämpfen, wo immer ihr dies möglich und zweckmäßig erscheint.
Die Währungspolitik ist eine der Waffen, zu denen die Regierung im Einvernehmen mit Nationalbank und Sozialpartnern gegriffen hat.
Theoretisch müsste die Aufwertung das Warenangebot in verschiedenen Bereichen verstärken und damit über den erhöhten Wettbewerb auch die Preise herunterdrücken.
Im Verhältnis zur Bundesrepublik Deutschland, unserem wichtigsten Handelspartner, sowie zur Schweiz und auch zu Holland und Belgien dürfte sich im Export und Import fast gar nichts ändern.
Aber im Handel mit allen anderen Ländern bedeutet die Aufwertung im Prinzip eine Verbilligung der Einfuhren und eine Erschwerung der Ausfuhren.
Das könnte zur Folge haben, dass auf dem österreichischen Markt mehr Waren angeboten werden.
In der Praxis lässt sich das Bild jedoch nicht so einfach zeichnen.
Für den Preis einer ausländischen Ware in Österreich sind nämlich nicht nur die Gestehungskosten, die Transportspesen sowie Zölle und Abgaben maßgebend, sondern auch die Marktlage in Österreich.
So wie bei einer Erschwerung der Importe der ausländische Lieferant unter Umständen, um im Geschäft zu bleiben, gewisse Belastungen auf sich nimmt, so könnte es jetzt umgekehrt geschehen, dass die theoretischen Verbilligungen nur dort weitergegeben werden, wo die Konkurrenzbedingungen dazu zwingen.
Auch wenn das Handelsministerium jetzt mit Vertretern mehrerer Branchen besprechen will, wie die Importverbilligung bis zum Letztverbraucher weitergegeben werden kann, bleibt abzuwarten, welche Konsequenzen die Aufwertung tatsächlich für die Preise hat.
Es gibt Kreise, die glauben, dass im besten Falle eine Verstärkung der Inflationstendenzen verhindert werden kann.
Diese Überlegungen spielen auch bei den Maßnahmen eine Rolle, die von den Banken für den Geld- und Kapitalverkehr beschlossen wurden.
In Form eines sogenannten Gentleman's Agreement verpflichten sich die Banken gegenüber der Nationalbank, weitere Zuflüsse unerwünschter Devisen nicht kurzerhand in den Geldkreislauf der Wirtschaft weiterzuleiten, sondern sie zu einem erheblichen Teil bei der Nationalbank stillzulegen.
Damit soll der Damm, der mit der Aufwertung gegen den Zufluss von heißem Geld errichtet wurde, noch zusätzlich verstärkt werden.
Man hofft, auf diese Weise der importierten Inflation besser Herr zu werden.
Die Begleitmaßnahmen, die von der Regierung und den Sozialpartnern als Stütze für die Exportwirtschaft geplant sind, sollen den nachteiligen Effekt mildern, den die Aufwertung für alle jene bringt, die ihre Waren nach Ländern mit unveränderter Währung exportieren.
Denn die neue Bewertung des Dollars wirkt sich ja nicht nur im Handel mit den Vereinigten Staaten aus.
Ein großer Teil des internationalen Warenverkehrs, vor allem mit Übersee, erfolgt auf der Basis des Dollars.
Und das Gleiche gilt auch für den Osthansel, dessen finanzielle Basis der sogenannte Verrechnungsdollar ist.
Auch im Export nach dem Osten werden sich die österreichischen Exporteure nun schwerer tun, ganz abgesehen davon, dass für langfristige Lieferungen schon Preise vereinbart wurden, die nun nicht mehr ohne weiteres geändert werden können.
Die Begleitmaßnahmen für die Exportwirtschaft haben deshalb den Sinn, allzu große Härten für die österreichischen Firmen zu melden.
Auf längere Sicht wird noch ein weiteres internationales Problem zu bedenken sein.
Die Beschlüsse von Brüssel und Bonn haben das Tempo, mit dem die EWG auf eine Währungsunion zusteuert, zumindest verlangsamt.
Solange aber die Währungsunion nicht in ihren Grundzügen gesichert ist, wird Frankreich vielleicht wenig Neigung zeigen, die Beitrittsverhandlungen mit Großbritannien zu einem sichtbaren Ergebnis hinzuführen.
Nun sagen aber Fachleute, dass die Entscheidung über den britischen EWG-Beitritt bis zum Sommer fallen müsse, weil sonst die englische Politik all diese Absichten infrage stellen könnte.
Neue Probleme in den Verhandlungen der EWG mit Großbritannien werfen aber zwangsläufig auch ihre Schatten auf die österreichischen Bemühungen, mit der EWG ins Reine zu kommen.
Hier könnte die neue währungspolitische Entwicklung zumindest einen weiteren Unsicherheitsfaktor auch für Österreich bedeuten.
Zur internationalen Währungssituation im Hinblick auf Österreich hörten wir einen Kommentar von Ernst-Werner Nussbaum.
Nun, durch die Schilling-Aufwertung könnten Waren aus Ländern, die nicht aufgewertet haben, insbesondere also aus den Vereinigten Staaten, aus Großbritannien, Skandinavien, Frankreich, Italien und den Oststaaten, billiger werden.
Es besteht jedoch die Gefahr, dass diese Preissenkungen durch Gegenmaßnahmen der Lieferländer vereitelt werden oder von österreichischen Importeuren und Händlern nicht an den Endverbraucher weitergegeben werden.
Handelsminister Dr. Staribacher hat sich deshalb entschlossen, noch vor seiner Reise zum EFTA-Ministerrat nach Reykjavík am Dienstag in einer Serie von Besprechungen mit verschiedenen Wirtschaftszweigen zu klären, in welchem Ausmaß die Kostensenkung an die Endverbraucher weitergegeben wird.
Die erste dieser Besprechung findet heute mit den Vertretern der Reisebüros statt, die klären soll, ob eine fünfprozentige Reduktion der Preise für Reisearrangements und Gesellschaftsreisen nach Italien, Jugoslawien, Frankreich, Spanien, die Schwarzmeerländer und einige andere interessante Urlaubsgebiete möglich ist.
Eine Besprechung des Handelsministers mit Autoimporteuren soll klären, wie weit auf diesem Sektor Preissenkungen möglich sind bzw.
dem Preisauftrieb entgegengewirkt werden kann.
Über die Möglichkeiten von Preissenkungen sprach Helmut Fitzner mit Handelsminister Dr. Stabibacher.
Herr Minister, ein aufgewerteter Schilling bedeutet, dass man in jenen Ländern, die nicht aufgewertet haben, billiger einkaufen kann.
Das heißt, Importwaren werden in Österreich billiger werden.
Welche Waren sind dies im Wesentlichen?
Ich möchte vor allem feststellen, dass nicht alle Waren, die importiert werden, billiger werden, sondern nur von den Ländern, die keine Aufwertung vorgenommen haben.
Aus diesen Staaten können wir allerdings damit rechnen, dass es zur Verbilligung der Importpreise kommt.
Das sind einige EFTA-Staaten, natürlich Staaten der EWG wie Italien und Frankreich und die Ostblockstaaten.
Nun ist es ja so, dass Österreich nicht aus allen Ländern das gleiche bezieht, sondern gewisse Importwaren gezielt eingekauft werden.
Kann man nun also sagen, welche Warengattungen am meisten betroffen sein werden?
Für die Industrie und für das Gewerbe ist vor allem von Bedeutung, dass die
Deutsche Bundesrepublik eine Aufwertung durchgeführt hat und deshalb aus diesen Staaten die Importwaren auf den Produktionsmittelsektor sich nicht verteuern werden.
Dieser Gesichtspunkt, glaube ich, muss berücksichtigt werden.
Die Frage, die Sie gestellt haben bezüglich der Warengruppen, muss man, glaube ich, unterscheiden.
Waren, die
publikumseinträchtig sind, das heißt, wo der Konsument sofort bemerkt, wenn es zu Verteuerungen oder zu Verbilligungen kommt, zum Beispiel die Autos, und es wird daher auf diese einzelnen Waren das besondere Augenmerk gelegt werden, dass die Verbilligungen, die durch den Import entstehen, auch den Konsumenten weitergegeben werden.
Das heißt, Autos können billiger werden, wenn sie beispielsweise aus England, Schweden, Frankreich oder aus Italien importiert werden?
Sehr richtig und ich werde deshalb heute sofort Besprechungen mit den Importfirmen durchführen, wie und in welchem Umfang diese Verbilligung an die Letztverbraucher weitergegeben wird.
Wird es auf dem Lebensmittelsektor Verbilligungen geben können?
Auf den Lebensmittelsektor wird es bei Importen aus den Oststaaten, aber auch natürlich bei den Importen aus Italien, Obst und Gemüse, zu entsprechenden Verbilligungen kommen.
Sind diese Importe aus den Oststaaten und Italien bedeutsam?
Auf gewissen Sektoren natürlich, denn wir führen hier doch beträchtliche Mengen von Obst und Gemüse ein, insbesondere dann, wenn die inländische Produktion noch nicht ausreicht, den Bedarf zu decken.
Preis, den Österreich im Ausland für die Importgüter bezahlen muss, ist denn nur ein Teil des Preises, der dann tatsächlich vom Verbraucher gezahlt werden muss.
Wie werden sich nun die Verbraucherpreise entwickeln?
Können diese um mehr oder weniger als fünf Prozent gesenkt werden?
Ich glaube, dass um fünf Prozent sie auf alle Fälle gesenkt werden könnten und wir werden alles daran setzen in der Sonderkommission, die seinerzeit geschaffen wurde, die
Aufwertung der D-Mark zu überprüfen, jetzt bei der Aufwertung des Shillings ebenfalls zu überprüfen, ob entsprechende Verbilligungen den Konsumenten zugutekommen.
Ich bin überzeugt davon aber, dass es außer dieser Sonderkommission Aufgabe der Regierung ist und wir sind ja gerade dabei mit den einzelnen Gruppen Besprechungen zu führen, dass so schnell wie möglich diese Verbilligungen den Konsumenten zugutekommen.
Ich habe deshalb auch für heute Nachmittag noch die Ehren des Fremdenverkehrs, die Reisebüros zu mir gebeten, um zum Beispiel die Urlaubsverbilligungen, die sich für reisende Österreicher, die in Italien oder Jugoslawien ihren Urlaub verbringen wollen, die entsprechende Verbilligung auch zugute kommt.
Das heißt, die Sonderkommission der Paritätischen Kommission wird gewissermaßen als Preisüberwacher fungieren.
Welche Möglichkeiten hat sie nun, wenn sie in einem Fall feststellt, dass die Preisverbilligungen nicht weitergegeben wurden?
Ich möchte nicht sagen, dass die Sonderkommission als Preisüberwacher fungieren würde oder sollte, denn das würde bedeuten, dass man vielleicht hier mit
Argumenten, es sollen Polizeimethoden angewendet werden, in unser Wirtschaftsgefüge eingreifen wird.
Ich glaube eher, dass es, so wie das bei der D-Mark-Aufwertung im umgekehrten Sinne der Fall war, diese Sonderkommission eben sich selbst ein Bild machen wird, wie weit Verbilligungen
weitergegeben wurde respektive sie eventuell nicht weitergegeben werden und ich glaube dann mit Aussprache der einzelnen Interessensvertretungen wird es sicherlich gelingen eine befriedigende Lösung für alle Teile zu erzielen.
Aber Zwangsmaßnahmen die Importverbilligungen an die Konsumenten weiterzugeben gibt es nicht?
Nein, solche Maßnahmen gibt es nicht und sie sind auch nicht vorgesehen.
Danke.
Helmut Fitzner sprach mit Handelsminister Dr. Josef Starrybacher über Konsequenzen für den Konsumenten aus der Schilling-Aufwertung.
Die Freigabe der Wechselkurse der D-Mark in der Bundesrepublik Deutschland und die damit in Zusammenhang stehende Aufwertung des Schillings bilden natürlich auch das zentrale Thema in den heutigen Montagblättern.
Zahlreiche Kommentatoren gehen auf die Auswirkungen dieser Maßnahmen ein.
Hören Sie nun einige Auszüge, zusammengestellt von Jürgen Jungwirth.
Im Kurier befasst sich Hugo Portisch vorerst mit der Bedeutung der Freigabe des D-Mark-Wechselkurses und der Schilling-Aufwertung.
Anschließend fasst der Autor die Nachteile dieser Maßnahmen zusammen und meint dann, die Bundesregierung hat, Vor- und Nachteile abwägend, eine im Vergleich zur Schweiz mildere Aufwertung beschlossen.
Unser Export und unser Fremdenverkehr sollten nicht gar so hart getroffen werden.
Dennoch überwog die Sorge um die Stabilität der Preise und die Sicherung des Arbeitsmarktes jene andere Sorge um unsere Exporte und unseren Fremdenverkehr.
Schließlich leben wir vom Export und vom Fremdenverkehr.
Daher wird die Regierung Kreisky mit umgekehrten Vorzeichen etwa das tun müssen, was die Regierung unter Klaus bei der D-Mark-Aufwertung im Jahre 1969 getan hat, sie müsste flankierende Maßnahmen treffen.
Damals, 1969, beschloss Österreich, den Schilling nicht aufzuwerten.
Es bestand die Gefahr, dass die teureren deutschen Importe zu einem Preisanstieg in Österreich führen würden.
Man hat viel getan, um diesen Preisauftrieb durch flankierende Maßnahmen halbwegs erträglich zu halten.
Aber Österreich hatte wenigstens den Vorteil, billiger zu exportieren und sich weiterhin als verhältnismäßig billiges Urlaubsland anpreisen zu können.
Jetzt ist es umgekehrt.
Die Preise im Inland sollen durch die Aufwertung weitgehend stabilisiert werden.
Flankierende Maßnahmen müssten nun dafür sorgen, dass unsere Exporte und unser Fremdenverkehr international konkurrenzfähig bleiben.
Es müsste Ziel der Regierung sein, die Vorteile zu sichern, die Nachteile aber weitestgehend zu mindern, meint Hugo Portisch im Kurier.
In der Presse schreibt Karl Graber unter der Überschrift, Währung im Sandkasten unter anderem, für die Regierung Bundeskanzler Kreisgieß hat die Aufwertung auch ihre Vorteile.
Zunächst hilft sie einen, wenn auch gewiss, kleinen Teil des auf Österreich zukommenden Preisauftriebes abzuschirmen.
Jener nämlich, der entstünde, wenn mit dem Preis der deutschen Mark auch die Preise für Importgüter deutscher Herkunft erneut gestiegen wären.
Insofern ist die Schillingaufwertung in der Tat ein Beitrag zur Dämpfung der Preisauftriebstendenzen im Inland.
Ein Beitrag allerdings, den man wirklich nicht so überschätzen sollte, wie das Sprecher der Bundesregierung in den letzten Tagen gelegentlich getan haben.
Aber das hat natürlich noch einen anderen Hintergrund, fällt doch ein gutes Stück des Glanzes, den ein starker Schilling, ein durch Aufwertung erst recht als stark Ausgewiesener noch dazu, ausstrahlt, auch auf Kreisky und sein Team.
Unter dem Titel Thema Aufwertung befasst sich Wilhelm Stangl in der Tiroler Tageszeitung mit der Schilling-Aufwertung.
Der Verfasser des Leitartikels meint, mit der Wechselkurskorrektur wurde nun jene Relation hergestellt, die möglicherweise nach einigen Wochen durch den Druck der Währungsspekulanten doch eingetreten wäre.
Österreich aber ist mit unmissverständlichen Erklärungen von Bundeskanzler Kreisky zur währungspolitischen Situation in Zugzwang geraten.
Des Kanzlers Redefreudigkeit, in der er eindeutig der Stabilität vor Export oder sonstigen Interessen die Priorität eingeräumt hat, ließ für jeden Spekulanten, der etwas auf sich hält, den Schluss zu, Österreich blieb eugle mit einer Währungskorrektur.
so sehr ein Journalist auch die Informationsbereitschaft der Politiker schätzt.
Bei einer bevorstehenden Aufwertung sollte als Antwort auf lästige Fragen nur ein No Comment kommen, heißt es in der Tiroler Tageszeitung.
In den oberösterreichischen Nachrichten meint Dieter Mayer in einem Leitartikel, der die Überschrift am Falschen herumgedoktert trägt, die Freigabe des Wechselkurses in mehreren Ländern trage von vornherein den Charakter einer vorübergehenden Maßnahme in sich.
Dieter Mayer schreibt dann, aus mehreren Gründen ist die Einmündung in Aufwertungen zu erwarten.
Einerseits, weil eine Kursfreigabe den Regeln des geltenden Weltwährungssystems widerspricht.
Zum Zweiten liegt in der Kursfreigabe aber ein schwerer Verstoß gegen die Ziele der Schaffung einer europäischen Währungsgemeinschaft verborgen.
Gerade hier beginnt die Sache aber noch kritischer zu werden.
Eine von den USA Verschuldete und durch die nicht gerade glückliche Diskussionspolitik in der Bundesrepublik geförderte Währungskrise trifft letztlich die Schuldigen am wenigsten und hauptsächlich die europäischen Einigungsbemühungen.
In den Salzburger Nachrichten schreibt Karl-Heinz Ritschl im Schlussteil eines Leitartikels mit dem Titel Folgen für den Österreicher?
Die zunehmende wirtschaftliche Schwächung der westlichen Führungsmacht ist die Ursache dieser Währungskrise.
Ausgelöst wurde sie durch das hemmungslose Spekulantentum, das sich als Schattenseite einer freien Devisenwirtschaft zeigt.
Es wäre interessant zu wissen, wer die Dollarflut ausgelöst hat, die nicht nur in Deutschland eine Milliarde, sondern, wie gestern spätabends bekannt wurde, auch in der Schweiz einen halb Milliarden Dollar anschwemmte.
Ob die Aufwertung des Schillings erfolgreich ist, meint Ritschl letztlich, kann heute niemand mit Sicherheit sagen.
Die Erfahrung der nächsten Monate wird es zeigen.
Jedenfalls ist die rasche und klare Entscheidung positiv.
Das war unsere heutige Inlands-Presse-Schau.
Es ist 12 Uhr und 32 Minuten.
Österreichs stärkster Handelspartner ist die Bundesrepublik Deutschland.
Nun, wie wirkt sich diese internationale Währungssituation, die Freigabe der D-Mark, die Aufwertung des Schillings, die Aufwertung der Schweizer Franken auf unseren Handel aus mit der Bundesrepublik Deutschland?
Die Währungssituation in der Bundesrepublik nach Freigabe des D-Mark-Wechselkurses werde nun Klaus Emmerich erklären.
Ich schalte direkt nach Bonn zu.
Klaus Emmerich.
Ja, hier spricht Emmerich in Bonn.
Ich bin weiter verbunden telefonisch mit Herrn Bierbaum, dem amtlichen Devisenmakler der Börse in Düsseldorf.
Grüß Gott, Herr Bierbaum.
Grüß Gott, Herr Emmerich.
Ich möchte vielleicht kurz einmal sagen, wie die Lage ist, denn Sie eröffnen ja amtlich, glaube ich, auch erst um 13 Uhr.
Wir notieren den amtlichen Kurs erst um 13 Uhr, das ist richtig.
Wir begannen heute Morgen erst zögernd bei Kursen für die US-Dollar bei 3,50 bis 1,50 Mark.
Stärkere Nachfrage führte dann zu einer Kursbefestigung und zur Spitzenzeit
Um 10.30 Uhr waren wir bei 3,56,5 für ein US-Dollar.
Könnten wir vielleicht kurz erklären, da wir ja nun die Schilling-Relation für den österreichischen Hörer noch einbauen müssen, was würde denn das fiktiv angenommen, es würde das zum amtlichen Kurs erklärt, als Aufwertung der deutschen Markt bedeuten?
Das würde jetzt, wenn sie noch einen Satz eben bringen darf, danach um 11 Uhr schwächte sich der Kurs
Bei Stärkung Angebot auf 353,354 ab, dann gehen wir jetzt von 353 aus.
und es war 3,63 am vergangenen Mittwoch, sind das zehn Punkte, das entspricht etwa drei Prozent.
Etwa drei Prozent.
Und die Tendenz ist, kann man denn überhaupt schon etwas sagen, geht es sehr chaotisch bei Ihnen unter dem Isenbörse in Düsseldorf zu?
Es war hektisch und es ist auch in großen Beträgen gehandelt worden, insbesondere als die Meldung kam, dass deutsche
Auslandsguthaben in Deutschland nicht mehr verzinst werden sollen.
Genau, und für die Unruhe, die hier auf dem Markt war.
Die Deutsche Bundesbank hält sich vollkommen raus.
Das heißt, es ist also wirklich ein freier Markt mit Angebot und Nachfrage.
Wie fühlt man sich eigentlich als Devisenmakler in dieser etwas ungewohnten Position?
Ja, wenn man das schon dreimal mitgemacht hat, 1961, 69 und jetzt zum dritten Mal, dann gewöhnt man sich auch an diese ungewöhnlichen Zeiten und freut sich nur, dass
eine enorme Beliebung des Marktes zu verzeichnen ist.
Ist die Wirtschaft nicht sehr nervös?
Denn der normale Kaufmann weiß jetzt doch gar nicht, zu welchen Preisen er überhaupt Dollar verrechnen soll.
Da berühren Sie den schwächsten Punkt.
Es ist wirklich eine Unsicherheit hervorgerufen, dass er gar keine Kalkulationsbasis hat.
Das ist in Anbetracht der Lage, in der wir
Können Sie überhaupt, Herr Birbaum, um eine letzte Frage zu stellen, übersehen, wieviel Dollar jetzt aus der Bundesrepublik abfließen oder ist das also der Fantasieüberlassung?
macht, gar nicht festzustellen.
Das müsste eine Riesenrundfrage, müsste das erst, aber das ist gar nicht zu machen.
Und wie geht es in den nächsten Tagen weiter, hektisch?
Das wird in den nächsten Tagen, wie wir es auch in den vier Wochen der Freigabe 1969 hatten, sich über eine Woche mindestens hinziehen, bis eine Basis gefunden ist, wo Angebot und Nachfrage ein relativ
neue Basis gefunden hat.
Herr Birnbaum, ich danke Ihnen herzlich zur Düsseldorfer Börse.
In Wien lässt sich natürlich jetzt sicherlich noch nichts sagen.
Hier ist die politische Grundstimmung abwarten.
Eine unterschwellige Nervosität hält an.
Tatsächlich hängt jetzt alles am freien Devisenmarkt und die Bonner Währungspolitiker brauchen, glaube ich, in den nächsten Tagen gute Nerven.
In diesem Sinn zurück ins Funkhaus nach Wien.
Danke, Klaus Emmerich.
Was die Wiener Börse betrifft, so wird diese erst etwa acht Minuten eröffnen, also um 12.45 Uhr und wir hoffen dann gegen Ende unseres Journals auch noch einen Direktbericht von der Wiener Börse zu bekommen.
Nun, die Aufwertung, so viel wir jetzt aus Deutschland gehört haben, bedeutet, dass der freie Verkauf in Deutschland von Devisen bedeutet, eine Aufwertung von etwa drei Prozent.
Drei Prozent ungefähr für Deutschland, 5,05 für Österreich,
7 Prozent für die Schweiz.
Was bedeutet das für die Schweizer Wirtschaft, mit der wir ja auch sehr eng verbunden sind?
Der Präsident des Verwaltungsrates der Schweizerischen Bankgesellschaften, Dr. Schäfer, erklärte am Sonntagabend, also gestern Abend, dass die währungspolitische Unsicherheit vermutlich andauern werde und es nicht feststehe, ob die schweizerischen, österreichischen und die deutschen Währungsmaßnahmen zu einer echten Beilegung der Krise führen werde.
Für die Schweizer Wirtschaft bedeutet diese Aufwertung vermutlich einen Verlust von etwa 10 bis 15 Milliarden Schweizer Franken, der unter anderem durch die Abwertung der Gold- und Devisenbestände entsteht sowie durch die verringerte Erträge aus Schweizer Auslandsinvestitionen.
Das ist eine Erklärung des Schweizerischen Verwaltungsrates, der Schweizerischen Bankgesellschaften, Dr. Schäfer.
Nun, wie ist die Situation in der Schweiz?
Dazu nach Zürich zu Hans-Peter Menck.
Zum ersten Mal seit 1936, also seit 35 Jahren, wird nun also die Parität des Schweizer Frankens geändert.
Betroffen durch die Aufwertung des Schweizer Frankens um 7 Prozent werden natürlich in erster Linie die Kunden der Grossbanken mit ihrem Dollarguthaben.
Sie erleiden namhafte Verluste.
Ausserdem natürlich vor allem auch die Exportindustrie und hier vor allem die kleineren Betriebe, die über keine Produktionsstätten in Übersee verfügen.
Dass die fremde Industrie ihrerseits über den Aufwertungsbeschluss der Schweizerischen Regierung nicht gerade begeistert ist, versteht sich von selbst.
Es darf in diesem Zusammenhang aber festgestellt werden, dass vor allem diejenigen Kreise zur Kasse gebeten werden, die in den letzten Jahren mit Transaktionen auf dem Euro-Dollar-Markt recht gute Geschäfte machten und durch eben diese Geschäfte mitschuldig an der gegenwärtigen Währungskrise wurden.
Profitieren werden, so hofft man, viele Importeure.
Es ist allerdings fraglich, ob auch der schweizerische Konsument etwas von diesen billigeren Preisen verspüren wird.
Die Gefahr ist nicht ganz klein, Beispiele gibt es zu genüge, dass die sieben Prozent irgendwo im Zwischenhandel versickern und der einzelne Konsument also leer ausgeht.
Fraglich ist natürlich auch, ob der Satz von 7% genügt, um die internationale Spekulation abzuschrecken oder sie gar dazu bewegen wird, Dollars aus der Schweiz abzuziehen.
Flankiert wird die Aufwertung in der Schweiz durch andere Massnahmen.
Man denkt hier vor allem an einen Beschränkenbaustopp.
Ferienhäuser, Luxusvillen mit Swimmingpools und ähnliche Bauprojekte wird man zurückstellen müssen.
Der Wohnungsbau aber wird nicht tangiert.
Auch öffentliche Bauvorhaben werden sicherlich zurückgestellt werden müssen.
Wie weit dies möglich ist, wird sich zeigen.
Erste Stellungnahmen von heute Vormittag zeigen, dass vor allem in den Kreisen der Exportindustrie bereits das grosse Klagelied angestimmt wird.
Vor allem die schweizische Uhrenindustrie befürchtet, die japanische Konkurrenz werde sich nun erst recht bemerkbar machen.
Und auch in der Textilindustrie werden Strukturänderungen nun wahrscheinlich rascher und auch schmerzhafter vor sich gehen, als dies eigentlich geplant war.
Im Großen und Ganzen aber ist man sich in der Schweiz im Klaren darüber, dass die Regierung handeln musste, ob ihr das nun genehm war oder nicht.
Nicht zuletzt soll die Aufwertung ja auch zur Beruhigung der überhitzten Wirtschaftslage in unserem Lande beitragen.
Das war ein Bericht von Hans-Peter Menck aus Zürich über die Währungssituation in der Schweiz.
Wir hörten schon in diesem Journal ein Interview mit dem österreichischen Handelsminister Dr. Staribacher.
Nun kommt die andere Seite zu Wort.
Ich sagte schon am Anfang dieses Journals, dass wir die Beiträge nach Einlangen spielen werden.
Die andere Seite ist also die Bundeskammer und die Landwirtschaftskammer.
Zu den wirtschaftlichen Folgen des gestrigen Beschlusses über eine Aufwertung des Schillings sprach Ernst Zwietli mit dem Generalsekretär der Bundeswirtschaftskammer, Dr. Arthur Musil, sowie mit Dr. Ernst Brandstätter, dem Generalsekretär der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern Österreichs.
Hier das Interview.
Die gestern beschlossene Aufwertung des Schillings soll zwar die Preissteigerungen in Österreich dämpfen, wird aber auf handelspolitischem Gebiet beträchtliche Folgerungen haben.
Der Schilling wird durch die Aufwertung um fünf ganze Fünfhundertstel Prozent für alle jene
Länder teurer, die diese Aufwertung nicht direkt oder indirekt mitgemacht haben.
Das heißt, die österreichischen Waren werden auf verschiedenen Exportmärkten, die für Österreich interessant sind, teurer werden.
Welche Folgerungen ergeben sich daraus, Herr Generalsekretär Dr. Musil?
Sicher werden gerade in den Ländern, die nicht aufgewertet haben, unsere Positionen im Export schwieriger werden.
Allerdings ist es so, dass der Schilling nicht um 5,05% netto teurer werden wird.
Das ist sicher richtig.
in der Brutto-Ziffer, aber man muss dabei bedenken, dass zurzeit schon beim unteren Interventionspunkt eingekauft wurde, sodass per Saldo ungefähr 4,25% an Steigerung herauskommen.
Also eine reale Aufwertung um ein Viertelprozent.
etwa in dieser Größenordnung.
Dennoch aber werden die Exporte zurückgehen.
Das heißt, sie gehen ja schon jetzt aus internationalen Konjunkturgründen zurück.
Sie werden durch diese Aufwertung doch noch stärker vermutlich zurückgehen.
Sicher ist es jetzt so, dass man kann nicht sagen, die Exporte zurückgehen, sondern die Zuwachsrate der Exporte zurückgeht und wir befürchten, dass die gestern beschlossene Maßnahme noch dazu beitragen wird, dass diese Tendenz stärker
werden würde und haben daher gestern mit allem Nachdruck nicht nur für den Export, das gleiche gilt auch für den Fremdenverkehr, entsprechende Begleitmaßnahmen, ein Begleitpaket gefordert, von dem uns die Regierung im Wesentlichen die Zusicherung gegeben hat, dass es erfüllt werden wird.
Und an welche Maßnahmen denken Sie es im Einzelnen?
vor allem einmal an investitionspolitische Maßnahmen, die das Ziel haben sollen, den Betrieben Rationalisierungsmaßnahmen zu erleichtern, um den Wettbewerbsnachteil, der durch die Währungsentscheidung entstanden ist, durch verbilligte Produktionen aufholen zu können.
Das zweite Kapitel sind Maßnahmen bezüglich des Verrechnungsdollars.
Hier haben wir sehr, sehr große Sorgen.
Es sind bestehende langfristige Verträge gegenüber dem Osten, die nicht durch die gegenwärtige Maßnahme
benachteiligt werden dürfen.
Wir sind daher der Meinung, dass diese Forderungen zu den alten Kursrelationen abgedeckt werden sollten.
Das nächste sind arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, insbesondere ein liberales Ausländerbeschäftigungsgesetz und weitere diesbezügliche Maßnahmen, auch Begünstigungen steuerlicher Natur bei der Errichtung von Werkswohnungen und so weiter.
Über diese Themen werden morgen Besprechungen auf Verbände-Ebene unter Leitung des Finanzministeriums stattfinden.
Von Seiten der Industrie wird vor allem die unsichere Situation in Zukunft für die Exporteure hervorgehoben.
In einem Telefongespräch erklärte mir der Generaldirektor der St.
Pöltener Voigtwerke, Nenning, dass die Lieferungen, er ist besonders im Ostgeschäft engagiert, auf Kreditbasis erfolgen, dass also zum Beispiel seine Firma ein großes Dollarengagement habe,
und dass die Beibehaltung des alten Kurses unbedingt notwendig wäre, weil, sollte der Verrechnungsdollar zum neuen Kurs verrechnet werden, es für seine Firma eine bedeutende Erlösminderung bedeute.
Das heißt, die Bilanzen für dieses bzw.
das nächste Jahr
würde in ihren Erfolgen gefährdet sein.
Aber nicht nur die gewerbliche Wirtschaft, nicht nur die Industrie, auch die Landwirtschaft findet, dass die Schilling-Aufwertung gewisse Probleme mit sich bringt.
Herr Generalsekretär Dr. Ernst Brandstetter, wie sieht die Landwirtschaft die Situation?
Die Land- und Forstwirtschaft ist auch zum Teil exportorientiert.
Ich denke hier zunächst an die Schlachtrinder, die hauptsächlich nach Italien gehen, also in ein Land, das nicht aufwertet.
Dann haben wir die Zuchtrinder-Exporte, die Milchprodukte und in besonderem Maß die Holzprodukte bzw.
Verarbeitungsprodukte von Holz.
Sie fürchten also, dass Exportschwierigkeiten auch für landwirtschaftliche Ausfuhren als Stress gegeben sind.
Welchen Umfang haben diese eigentlich?
Die landwirtschaftlichen Exporte haben im Jahr 1970 etwa drei ganze sechs Milliarden Schilling ausgemacht.
Das ist also Landwirtschaft allein.
Und hier, habe ich schon erwähnt, sind besonders die Schlachtrinder betroffen.
Wir fürchten eine Einbuße beim Italien-Export in der Größenordnung von 25 Millionen Schilling.
In der gleichen Größenordnung
sind die Auswirkungen bei Hartkäse und Vollmilchpulver, also unsere Milchprodukte.
Aber wie schon gesagt, die größte Auswirkung dürfte im forstlichen Bereich sein.
Hier ist der Exportwert
im Jahr etwa 8 Milliarden Shilling.
Das sind die Holzexporte und dann nicht nur Rohholz, sondern auch Schnittholz und Papier, Pappe und Plattenprodukte.
Und hier haben wir auch in erster Linie die Exporte in Länder, die nicht aufwerten.
Und dazu kommt noch, dass gerade zum derzeitigen Termin die Exporterlöse ungünstiger werden.
und der Konkurrenzdruck der skandinavischen Länder außerdem gegeben ist.
Sodass ich zusammenfassend sagen muss, es müssen unbedingt Maßnahmen getroffen werden,
zur Förderung der Exporte, damit wir sie im Interesse unserer Land- und Forstwirtschaft aufrechterhalten können.
Das wird etwas leichter zu bewerkstelligen sein im Bereich der Viehwirtschaft und der Milchwirtschaft.
Es wird das in der Forstwirtschaft
wahrscheinlich nicht ausreichen und wir werden zusätzlich Maßnahmen verlangen, damit unsere Forstwirtschaft leistungsfähig bleiben wird.
Vielen Dank.
Ernst Zwietlich sprach mit dem Generalsekretär der Bundeswirtschaftskammer Dr. Musil und mit Dr. Ernst Brandstetter, dem Generalsekretär der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern Österreichs, über das Thema Währungssituation.
Zum Thema Aufwertung des Schillings und Auslandsreisen, also Urlaub der Österreicher im Ausland, sprach Helmut Fitzner mit dem stellvertretenden Zentraldirektor des Verkehrsbüros, Dr. Uckmar.
Einer der wichtigsten Bereiche, wo sich die Aufwertung des Schillings fühlbar machen sollte, sind Auslandsreisen.
Herr Direktor Uckmar, wie wird es sich hier auswirken?
Werden die Reisebüros die Gewinne, die durch die Aufwertung des Schillings zustande kommen, an die Konsumenten weitergeben?
Soweit sie erfassbar sind und organisatorisch an die Konsumenten bzw.
an unsere Kunden weitergegeben werden können, sind wir gerne in der Lage, unsere Kunden in den Vorteil der Aufwertung des etwas verbilligten Auslandsurlaubes kommen zu lassen.
Inwieweit wird sich dies nun auswirken?
Kann man schon konkrete Zahlen voraussagen?
Hier ist es sehr schwierig, im Augenblick Konkretes zu sagen.
Soweit es sich um kombinierte Reisen handelt, nehmen wir an, um Flugpauschalreisen durch Europa, Austria oder ähnliches,
wird die Verbilligung im sehr geringen Maße Platz greifen, weil der Fluganteil an dem gesamten Arrangement ca.
60% sein wird, wobei also dieser Preis gleich bleibt und nur der Hotel bzw.
der Aufenthalt, soweit es sich um die Hotelzimmer handelt, etwas verbilligt werden wird.
Das heißt, man kann sagen, es werden lediglich jene Kosten geringer werden, die unmittelbar im Ausland erlegt werden müssen?
Die unmittelbar in ausländischer Währung erlegt werden müssen, soweit es sich um Italien, Jugoslawien, Spanien handelt und eventuell noch auf Dollarbasis abgeschlossen wurden.
Und um wie viel werden sich diese Auslagen verringern?
Werden das genau die 5% sein, um die der Schilling aufgewertet wurde?
Wenn es sich um kombinierte Reisen handelt, sicherlich weit unter 5%, vielleicht 2 bis 2,5%, soweit es sich um Einzelreisen handelt.
müssen noch entsprechende Unterlagen von unseren ausländischen Partnern angefordert werden.
Wie wird es zum Beispiel bei Bahnreisen sein, die über die Grenze hinausgehen?
Hier gibt es ja einen österreichischen Streckenteil und einen Auslandsstreckenteil.
Werden hier neue Preise gebildet werden?
Es werden sich neue Bahnpreise bilden.
Soweit es die österreichischen Streckenteile betrifft, wird der Preis gleich bleiben.
Soweit es italienische und französische bzw.
jugoslawische Streckenteile betrifft, könnte eine Verbilligung eintreten.
Soweit es deutsche bzw.
Schweizer Streckenteile betrifft, wird vielleicht eine geringe
Anhebung der Preise Platz greifen.
Das heißt, es wird noch eines komplizierten Umrechnungssystems bedürfen?
Es wird noch eines komplizierten Umrechnungs- und Anpassungssystems bedürfen, wobei ähnlich auch die Flugpreise sich entwickeln werden wie die Bahnpreise.
Jedenfalls abschließend kann seitens des österreichischen Verkehrsbüros gesagt werden, dass wir dort, wo wir in der Lage sind, Preisherabsetzungen an unsere Kunden weitergeben zu können, auch
beabsichtigen diesen Vorteil den österreichischen Konsumenten anzubieten.
Nun ist es doch so, dass wir zur Zeit schon mitten in der Reisesaison stehen.
Viele haben bereits ihren Urlaub gebucht, aber noch nicht angetreten.
Werden auch Sie noch Preisermäßigungen bekommen oder werden die Ermäßigungen erst für jene gelten, die nach dem Zeitpunkt der Aufwertung des Shillings ihre Reise überhaupt buchen?
Also für die, die vor dem Reiseantritt stehen und das Arrangement noch nicht zur Gänze ausbezahlt haben, könnte eine Preisverbilligung eintreten.
Für die, die die Reise angetreten haben, beziehungsweise bereits die Reise fix bezahlt haben, könnten wir uns keine Verbilligung vorstellen.
Also alles, was bereits eingezahlt wurde, nimmt nicht am Aufwertungsgewinn teil.
Das kann man auch nicht sagen.
Soweit es sich um Anzahlungen von Reisen handelt, werden wir in der Endabrechnung der Kursdifferenz Rechnung tragen.
Soweit die Reise bereits zur Gänze ausbezahlt ist, wird das leider nicht stattfinden können.
Wer kommt eigentlich in einem solchen Fall dann in den Genuss des Aufwertungsgewinnes, wenn der Reisende bereits gezahlt hat?
Gewinnt dies das Reisebüro oder gewinnt dies
etwa das Hotel im Ausland?
Wir werden dabei keinen Gewinn haben.
Wir vermitteln Leistungen unserer Partner im In- und Ausland und werden die Preise, die man uns bekannt gibt, an unsere Konsumenten weitergeben.
Also in diesem Fall hätten die ausländischen Hotels die Gewinne?
Ja.
Vielen Dank.
Mit diesem Interview schließen wir unsere Berichte über die internationale Währungssituation ab.
Wir hofften, dass wir Ihnen noch einen Bericht der Wiener Börse bringen können, haben aber bis zur augenblicklichen Minute noch keine Verbindung mit der Wiener Börse.
Es ist jetzt 12 Uhr und 54 Minuten.
In der Wiener Hofburg wurde heute Vormittag von Bundespräsident Franz Jonas der sechste Weltkongress zur Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten eröffnet.
An dieser Konferenz, die bis zum 15.
Mai dauert, nehmen 1.500 Experten aus 50 Ländern teil.
Über Aufgaben und Ziele des Kongresses sprach Roland Machatschke mit dem Präsidenten des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherung Dr. Gerhard Weißenberg.
Mit der zunehmenden Industrialisierung auf der Welt und mit der zunehmenden Technisierung ist es natürlich logisch, dass die Arbeitsunfallziffern ebenfalls im Steigen begriffen sind.
Ist das so, Herr Dr. Weißenberg?
Die Ziffern der Unfälle an sich steigen.
Es gelingt allerdings durch eine massive Unfallverhütung und durch Unfallschutzmaßnahmen, dass die Anzahl der tödlich verlaufenden Unfälle, zumindest in Österreich, etwas reduziert werden konnten bzw.
stabil gehalten werden.
was insofern ein Fortschritt ist, weil ja die Anzahl der Beschäftigten und dadurch rein statistisch die Möglichkeit von Unfällen sich erhöht hat.
Problematisch ist aber nicht nur die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle, sondern vor allem die Zahl der Unfallgeschädigten bei Arbeitsunfällen, die also dann wiederum der Sozialversicherung zur Last fallen oder die rehabilitiert werden müssen.
Das stimmt.
Wir haben bei diesen Kongressziffern, die von der Internationalen Arbeitsorganisation festgestellt wurden, gehört, dass in etwa 100.000 tödliche Arbeitsunfälle pro Jahr zu verzeichnen sind, auf der ganzen Welt natürlich.
was nach Erfahrungswerten bedeutet, dass ungefähr 20 Millionen sonstige Arbeitsunfälle, die zu Körperschäden geführt haben, sich ereignen.
Das ist, ganz abgesehen von der menschlichen Seite, die sich für den Betroffenen, Verletzten bzw.
seine Familienangehörigen ergibt, auch eine eminent wirtschaftspolitische Frage.
Welches Ziel hat sich nun der sechste Weltkongress gesetzt, Herr Dr. Weißenberg?
Man soll nicht die Illusion haben, dass es möglich ist, nach einem solchen Weltkongress den Arbeitsunfall abzuschaffen.
Das Ziel des Kongresses besteht darin, Erfahrungen auszutauschen, neue Erkenntnisse, die erworben wurden, in einer breiteren Form zur Diskussion zu stellen, sodass alle Vertreter, die am Kongress beteiligt sind, die Möglichkeit haben, dann ihre innerstaatlichen Maßnahmen nach diesen neuen Erkenntnissen anzupassen.
Auf diesem Kongress geht es nicht nur um Arbeitsunfälle, sondern auch um Berufskrankheiten.
Ist das Problem der Berufskrankheiten eher zu lösen als das Problem der Arbeitsunfälle mit den Fortschritten der modernen Medizin?
Es gibt eine Reihe von Standardberufskrankheiten, die bekannt sind und für die es auch Möglichkeiten gibt, rechtzeitig vorzubeugen.
Aber die modernen Produktionsmethoden bringen neue Krankheiten mit sich, die erst in ihrer Entwicklung untersucht werden müssen und für die es gegenwärtig daher auch noch keine entsprechenden vorbeugenden Maßnahmen gibt.
Weil an sich ist es leichter, einer Berufskrankheit vorzubeugen,
weil die Wahrscheinlichkeit oder Möglichkeit des Eintrittes einer solchen Krankheit leichter absehbar ist aus der berufsbedingten Tätigkeit als einen Arbeitsunfall vorzubeugen, den ja niemand von vornherein erwartet und der dadurch auch von vornherein weniger leicht abgewendet werden kann.
Wie konkret sind erfahrungsgemäß die Resultate eines solchen Weltkongresses?
Es gibt eine Reihe von sehr interessanten Feststellungen, die auf den Kongressen vorgebracht werden und die führen in der Regel dazu, dass vor allem jenen Ländern, die mit ihren Maßnahmen noch nicht so weit fortgeschritten sind, daraus konkrete Ergebnisse gezeitigt werden können.
Vielen Dank, Herr Dr. Weißenberg.
Roland Machatschke berichtete vom 6.
Weltkongress zur Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten.
12 Uhr 58 Minuten 30 Sekunden, die neuesten Nachrichten.
China.
Die sowjetische Delegation bei den Grenzverhandlungen zwischen der UdSSR und der Volksrepublik China hat heute eine zehntägige Rundreise durch das Land angetreten.
Die Verhandlungen über strittige Grenzfragen wurden am 20.
Februar 1969 begonnen.
Einzelheiten über den gegenwärtigen Stand sind nicht bekannt.
Bundesrepublik Deutschland.
Der Bundesausschuss der CDU ist heute Vormittag in Bonn zusammengetreten.
In der Sitzung soll entschieden werden, ob der für Anfang Oktober in Saarbrücken vorgesehene Bundesparteitag, bei dem ein neuer Parteivorsitzender sowie ein Kanzlerkandidat gewählt werden soll, noch vor der Sommerpause abgehalten werden wird.
Das Gremium wird ferner den Vorschlag des Parteivorstandes erörtern, wonach jedes CDU-Mitglied einen einmaligen Beitrag von 10 Mark entrichten soll, um die finanzielle Notlage der Partei zu beheben.
Unser Mittagsjournal ist beendet.
Wie wir soeben aus der Börse erfahren, gibt es zur Stunde noch keine Kurse.
Wir werden darüber auch im Abendjournal berichten.
Bis dahin, das ist um 18.45 Uhr im RAN Österreich 1.
Mitwirkende:
Nußbaum, Ernst Werner [Gestaltung]
Datum:
1971.05.10 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Politik
;
Wirtschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 70er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Dollar, D-Mark, Wechselkurs, Dollarzufluss. Freigabe der Wechselkurse in Deutschland, Niederlande und Luxemburg. Schillingaufwertung, Aufwertung des Schweizer Franken. Geld- und Kapitalverkehr, Export, Import, Preisauftrieb, Warenangebot, Einfuhr, Ausfuhr, Osthandel
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