Mittagsjournal 1978.01.30

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    Rechtliches

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    Guten Tag, verehrte Damen und Herren, am Beginn der einstündigen Mittagsinformation in den Programmen Österreich 1 und Ö3 begrüßt Sie Adolf Poindl.
    Der in seinem Ausmaß keineswegs erwartete Wahlerfolg der Freiheitlichen Partei bei den gestrigen Gemeinderatswahlen in Graz, der Triumph von Bürgermeister Götz auf Kosten seines Koalitionspartners ÖVP, aber auch auf Kosten der SPÖ, das ist natürlich das zentrale innenpolitische Thema des heutigen Mittagschanals.
    Wir hören aus der steirischen Landeshauptstadt eine Analyse der Ausgangsposition für die kommenden Verhandlungen und wir bringen kurze Stellungnahmen prominenter Bundespolitiker zu den möglichen Auswirkungen des Grazer Resultats auf Bundesebene.
    In der Presseschau hören Sie Auszüge aus Zeitungskommentaren zum Ausgang dieser Wahlen in Graz.
    Die außenpolitische Berichterstattung führt uns dann nach Rhodesien, nach Tunesien und nach Brüssel, dem Sitz der europäischen Gemeinschaften, und die aktuellen Anlässe dafür sind, auf Malta beginnen heute möglicherweise entscheidende Rhodesien-Gespräche, in Tunis werden die Opfer der Unruhen der vergangenen Tage begraben und in Spanien legen sich die Erben Frankos auf einen neuen Kurs fest.
    Möglicherweise erfahren wir auch aus Kanada mehr über die Auffindung eines Trümmerstücks von Kosmos 954 und die Kulturredaktion berichtet über die Erstaufführung von Film und Frau von Wolfgang Bauer.
    Zunächst aber die Tagesaktualitäten in den Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Raimund Heller und gelesen werden die Meldungen von Wilfried Schirlbauer.
    Österreich.
    Nach den Grazer Gemeinderatswahlen, die der freiheitlichen Partei einen Mandatsgewinn gebracht haben, wird heute Nachmittag der Landesparteivorstand der FPÖ zusammentreten.
    Dabei soll ein Verhandlungskomitee bestellt werden.
    Die Sozialistische Partei, die drei ihrer 26 Mandate verloren hat, aber nach wie vor die stärkste Partei in Graz ist, hat für morgen eine Sitzung einberufen, bei der Termine für eine Tagung der Landesparteivertretung und der Stadtpartei festgelegt werden sollen.
    Die ÖVP, die zwei Mandate einbüßte, hat noch keinen Termin für eine parteiinterne Sitzung bekannt gegeben.
    Die Vereinigung Österreichischer Industrieller hat heute in die Atomdiskussion eingegriffen.
    In einer Aussendung erklärt die Industrie, der Gesellschaft, die das Kernkraftwerk betreibe, müsse es überlassen bleiben, autonom und in einem ruhigen Klima nach einer optimalen Lagerstätte für den Atommüll zu suchen und die entsprechenden Verhandlungen mit den jeweiligen Gebietskörperschaften zu führen.
    Aggressionen und überschäumende Emotionen seien meist das Ergebnis mangelnder Information.
    Die politischen Parteien, so meinte die Industriellenvereinigung, müssten alles unternehmen, um dieses Manko an Information zu beseitigen.
    Kanada.
    Eine Gruppe amerikanischer und kanadischer Naturwissenschaftler hat im Eis der nordwestkanadischen Tundra offensichtlich ein großes Wrackteil des abgestürzten sowjetischen Aufklärungssatelliten gefunden.
    Der Gegenstand verursachte einen Krater im Ausmaß von zweimal drei Metern.
    Auch das kanadische Verteidigungsministerium meint in einem Kommuniqué, dass der Fund mit größter Wahrscheinlichkeit ein Wrackteil des Satelliten sei.
    Am Kraterrand sei eine radioaktive Strahlung gemessen worden, die jedoch rasch abnehme.
    Wie es in dem Kommuniqué weiter heißt, sei gegenwärtig schon in 80 Metern Entfernung von der Einschlagstelle keine gesundheitsschädigende Wirkung mehr zu befürchten.
    Zugleich wurde die Evakuierung von sechs Wissenschaftlern aus der Strahlenverdachtszone bestätigt.
    Zwei von ihnen hatten sich kurze Zeit in der Nähe des Kraters aufgehalten.
    An Bord des abgestürzten Satelliten befand sich ein Atomreaktor.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Nach Berechnungen des Instituts für angewandte Wirtschaftsforschung in Tübingen wird die Zahl der Arbeitslosen im Jänner die Rekordhöhe von 1.280.000 erreichen.
    Für Februar und März rechnet das Institut mit einem Sinken dieser Zahl.
    Ende Dezember hatten in der Bundesrepublik Deutschland etwa 1,1 Millionen Personen keine Arbeit.
    Europäische Gemeinschaften.
    In Brüssel beginnen heute erste Gespräche über ein Handelsabkommen mit der Volksrepublik China.
    Die europäischen Gemeinschaften sind nach Japan der größte Handelspartner Pekings.
    Während die europäischen Ostblockstaaten, die EG, lange Zeit nicht anerkannten, hat China die Gemeinschaft als Gegengewicht zum Comecon, dem Handelsblock der kommunistischen Staaten, immer befürwortet.
    Gleichzeitig wird in Brüssel bekannt, dass die Gespräche der EG mit dem japanischen Außenhandelsminister Ueshiba über einen Abbau des hohen Handelsbilanzüberschusses Japans, der zu einem beträchtlichen Teil auf Kosten der europäischen Gemeinschaft erzielt wurde, bisher ergebnislos verlaufen sind.
    Spanien.
    Mit einem Bekenntnis zur modernen und gemäßigten Rechten ist gestern Abend in Madrid der zweite Kongress der von sechs ehemaligen Franco-Ministern gegründeten Volksallianz beendet worden.
    Die Delegierten bestätigten erwartungsgemäß den früheren Innenminister Fraga Iribarne in seiner Funktion als Generalsekretär.
    Frager Iribarne sagte, Ziel der Partei sei es, eine antimarxistische und antiseparatistische große nationale Kraft zu werden.
    Die Volksallianz hat bei den Parlamentswahlen im Juni vergangenen Jahres nur 8,3 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen können.
    Portugal.
    In Lissabon wurde gestern eine neue Linkspartei mit der Bezeichnung Linksunion für die sozialistische Demokratie gegründet, die sich zwischen den Kommunisten und der Sozialistischen Partei Portugals angesiedelt sehen will.
    Mit ihrem Programm eines auf Selbstverwaltung, den sozialen Besitz der Produktionsmittel und der demokratischen Planwirtschaft begründeten demokratischen Sozialismus hofft die Linksunion Arbeiter und Kleinbürger zu mobilisieren.
    Mit einem Sieg des gemäßigten Flügels über die radikale Gruppe wurde gestern in der Hafenstadt Porto der zweitägige Kongress der sozialdemokratischen Partei Portugals beendet.
    Der als radikaler bekannte frühere Parteichef Zacarneiro wurde nicht wiedergewählt.
    Die Delegierten beschlossen, den Posten eines Parteivorsitzenden überhaupt abzuschaffen und bildeten eine Art Exekutivausschuss, dem künftig der bisher stellvertretende Parteichef Antonio Souza Franco vorsteht.
    Israel.
    Regierungsbeamte in Jerusalem haben heute angedeutet, dass die israelisch-ägyptischen Nahostgespräche in der Militärkommission möglicherweise bereits morgen Nachmittag in Kairo wieder aufgenommen werden.
    Die israelische Regierung hatte sich in ihrer gestrigen Kabinettssitzung für die Fortsetzung der Friedensgespräche ausgesprochen, jedoch noch keinen Termin für die Abreise der israelischen Delegation nach Ägypten fixiert.
    Malta.
    Der britische Außenminister Irwin und der amerikanische UNO-Botschafter Young beraten heute in La Valletta mit den rhodesischen Nationalistenführern Nkomo und Mugabe über eine Lösung des Rhodesien-Konfliktes.
    Hauptziel der Verhandlungen ist es, den bereits seit fünf Jahren dauernden Untergrundkampf durch einen Waffenstillstand zu beenden.
    Young sagte, das von Ministerpräsident Smith angestrebte Abkommen könne nur zu Blutvergießen führen.
    Irwin äußerte sich ähnlich.
    Mkomo und Mugabe versicherten, für sie komme eine Anerkennung der sogenannten internen Lösung auf keinen Fall infrage.
    Belgien.
    Der stellvertretende Generalsekretär des Internationalen Bundesfreier Gewerkschaften mit dem Sitz in Brüssel, Van der Becken, will noch heute nach Tunesien reisen, um sich über die durch den Generalstreik entstandene verworrene Lage an Ort und Stelle zu informieren.
    Die Zentrale des IBFG teilte heute in Brüssel mit, Van der Becken wolle vor allem die Freilassung der während der Unruhen der vergangenen Tage in Tunesien verhafteten Gewerkschaftsführer erreichen.
    Zu den Festgenommenen gehört der tunesische Gewerkschaftsvorsitzende Abib Aschour.
    Österreich.
    Nach Angaben von Professor Neumeier, dem Vorstand der gastroenterologischen Gesellschaft, wird in Österreich seit dem Jahr 1971 eine erschreckende Zunahme von Dickdarmkrebs verzeichnet.
    Demnach fordert diese Krankheit mit mehr als 2700 Toten pro Jahr bereits mehr Opfer als der Straßenverkehr.
    Professor Neumeier weist in einer Aussendung der Austria-Presseagentur auf eine neue Methode zur Früherkennung dieser Krebsart hin.
    Die neue Testmethode mit der Bezeichnung Hämokult soll ohne aufwendige Laboruntersuchungen das Erkennen krebsverdächtiger Personen ermöglichen.
    Großbritannien.
    Der aus Wien gebürtige Schauspieler Oskar Homolka ist gestern im Alter von 79 Jahren in einem Krankenhaus in Sussex eine Lungenentzündung erlegen.
    Homolka hat in mehr als 200 Filmen mitgespielt.
    Ehe Homolka Ende der 30er Jahre in die USA emigrierte, war er einer der beliebtesten Bühnen- und Filmschauspieler in Österreich und Deutschland.
    Großbritannien.
    Die schwersten Schneestürme, die seit 30 Jahren Schottland heimsuchten, haben gestern mindestens fünf Menschenleben gefördert.
    Im schottischen Hochland wurden von Schneeverwehungen Autos und ein ganzer Eisenbahnzug verschüttet.
    Zur Bergung der Eingeschlossenen wurden 16 Hubschrauber der britischen Streitkräfte sowie von privater Seite mobilisiert.
    Schließlich gelang es den Besatzungen der Helikopter, 70 Fahrgäste des Zuges zu befreien.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Nach dem Durchzug einer Störungsfront während der vergangenen Nacht ist in weiten Teilen des Ostalpenraumes Wetterbesserung eingetreten.
    Sie wird jedoch nur von kurzer Dauer sein, da unser Bundesgebiet im Einflussbereich eines ausgedehnten und bis in große Höhen der Atmosphäre reichenden Tiefdruckkomplexes verbleibt.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Örtlich stark bewölkt und stellenweise etwas Schneefall, besonders im Südwesten Österreichs.
    Sonst aufgelockert bewölkt, teilweise auch heiter, meist schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen minus 1 bis plus 4 Grad, im Nordosten auch darüber.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 10 bis minus 1 Grad.
    Die Prognose für morgen Dienstag, wechselnd bis stark bewölkt regional, auch Schneefall, besonders an der Alpen-Nordseite, West- bis Nordwestwind, Tageshöchsttemperaturen minus 2 bis plus 2 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien-Heiter 7°, Nordwestwind 3 km pro Stunde, Eisenstadt-Heiter 5°, Linz-Heiter 2°, Südwest 3, Salzburg stark bewölkt 1°, Südost 10, Innsbruck-Heiter 0°, Windstille, Bregenz stark bewölkt 3°, Südostwind 10 km pro Stunde, Graz wolkig minus 1°, Windstille und Klagenfurt bedeckt leichter Schneefall 2°, Windstille.
    12.11 Uhr ist es geworden, während wir Wetter und Nachrichten gehört haben.
    Innenpolitisches Thema Nummer 1 und auf den Titelseiten der österreichischen Tageszeitungen beinahe so stark vertreten wie der Titel eines Skiabfahrtweltmeisters für den Steirer Sepp Walcher, das ist das überraschende Ergebnis der Grazer Gemeinderatswahlen.
    Zeitungsschlagzeilen sprechen von einem Triumph für Bürgermeister Alexander Götz, von einem Erdrutsch für die Freiheitlichen, die ihren Mandatstand von bisher 9 auf 14 ausweiten konnten und von Niederlagen für ÖVP und SPÖ.
    Die Sozialisten, bisher mit 26 Sätzen im Grazer Gemeinderat vertreten, haben jetzt nur noch 23.
    Die ÖVP nur mehr 18 statt bisher 20.
    Diesem Themenkomplex sind auch unsere ersten Beiträge gewidmet.
    Zunächst einmal, wie geht es jetzt in Graz weiter?
    Wird wieder der Exponent der kleinsten Fraktion, nämlich Alexander Götz, mit Hilfe der Volkspartei, so wie beim letzten Mal im Jahr 1973, Bürgermeister?
    Oder gibt es vielleicht eine rot-schwarze Koalition?
    Zur Beantwortung dieser Fragen zunächst nach Graz zu Günther Ziesl.
    Der Vorhang zu und alle Fragen offen, so heißt es im guten Menschen von Sejuan von Bert Brecht.
    Ein Ausspruch, der durchaus auch auf die Situation nach den gestrigen Gemeinderatswahlen in Graz anzuwenden ist.
    Dr. Alexander Götz hat einen in diesem Ausmaß völlig unerwarteten Triumph gefeiert.
    Es gelang ihm fünf Mandate zu gewinnen, das sind rund 13.000 Stimmen.
    Und das besonders Interessante dabei ist, dass dadurch der Abstand zwischen der Freiheitlichen Partei und der Volkspartei wesentlich geschrumpft ist.
    Hatte vorher die Volkspartei 20 Mandate und die Freiheitliche Partei 9, so trennen die beiden Parteien jetzt nur noch 4 Mandate voneinander.
    18 für die ÖVP, 14 für die Freiheitliche Partei.
    Man kann also nicht einmal mehr von der großen und der kleinen Partei in einer solchen Koalition sprechen.
    Das drückt sich auch im Stimmenverhältnis aus.
    49.000 Grazer wählten die ÖVP und nur um 10.000 weniger, nämlich 39.000, die Freiheitliche Partei.
    Die Koalition zwischen ÖVP und FPÖ, mit Dr. Götz an der Spitze, brachte also der Volkspartei das von vielen befürchtete Waterloo.
    Damit erhebt sich die Frage, kann es sich die ÖVP noch einmal leisten, diese für sie nicht glückbringende Koalition fortzusetzen?
    Es scheint doch so zu sein, dass derartige Experimente nicht glücken können.
    Ein ähnliches Beispiel gab es bereits vor fast zwei Jahrzehnten in der obersteilischen Stadt Lietzen.
    Dort gab auch die mandatsstärkere Volkspartei der mandatsschwächeren Freiheitlichen Partei die Bürgermeisterfunktion, was zur Folge hatte, dass bei den nächsten Wahlen die Mandatszahl der Volkspartei fast halbiert wurde.
    Und in Bregenz hatten sich Sozialisten und Freiheitliche gegen die im Gemeinderat mandatsstärkste ÖVP zusammengetan und der sozialistische Bürgermeister konnte mit seinem Bürgermeisterbonus bei den nächsten Wahlen die Freiheitliche Partei fast aufsaugen und die ÖVP in die zweite Position zurückdrängen.
    Es scheint für solche Koalitionen wirklich Gesetzmäßigkeiten zu geben, was ihre Auswirkungen anbelangt.
    Andererseits muss man das gestrige Wahlergebnis – versucht man, den Wählerwillen zu interpretieren – als Bestätigung der Koalition ansehen.
    Denn beide Parteien zusammen hatten vorher 29 Mandate und haben jetzt 32 Mandate.
    Würde es also zu einer großen Koalition zwischen Sozialisten und Volkspartei kommen, wäre das eine Koalition der Verlierer.
    Die Sozialisten argumentieren aber anders.
    Sie sagen, Götz hat diese Wahl in seinem Wahlkampf als Bürgermeisterwahl bezeichnet und erklärt, wenn die Grazer weiter wollen, dass Götz Bürgermeister bleibt, so müssen sie ihn wählen.
    25% der Stimmen sind auf Götz entfallen, also ein Viertel der Wähler.
    Drei Viertel wollten Götz nicht, sagen die Sozialisten.
    Die Sozialistische Partei strebt unmissverständlich eine Zusammenarbeit mit der ÖVP an, allerdings unter der Voraussetzung, dass die Sozialisten den Bürgermeister stellen.
    Das Zusammenarbeitsangebot an die ÖVP kann für die Volkspartei aber nur dann attraktiv sein, wenn auch die Bürgermeisterfunktion der Volkspartei übertragen würde.
    Bei einem Mandatsabstand von 5 Mandaten, 23 SP, 18 ÖVP, wäre das vielleicht nicht einmal ganz von der Hand zu weisen, wenn gleich die Sozialisten damit einen immer wieder geäußerten Grundsatz aufgeben müssten, nämlich den, dass nur die mandatsstärkste Partei Anspruch auf die Bürgermeisterfunktion habe.
    Am leichtesten ließe sich das Bürgermeisterproblem in Graz von den Parteien lösen, wenn Götz seine offenkundige politische Ausstrahlungskraft dafür verwenden würde, die da niederliegende freiheitliche Bundespartei zu retten und nach Wien ginge.
    Er hat dies zwar immer energisch von sich gewiesen, ob er allerdings, wenn die Bundes-FPÖ den Messias brauchen würde, sich auch noch weigern kann, das ist eine offene Frage.
    Verhandlungskomitees der Parteien werden heute und morgen bestellt werden und man kann sicher sein, dass es zähe und langwierige Verhandlungen werden.
    Die 60 Tage, die das Gemeindestatut bis zur Bürgermeisterwahl zulässt, werden sicherlich bis zur Neige ausgenutzt werden.
    Das also ist die Ausgangsposition für diese Verhandlungen in Graz, für die Verhandlungen in den nächsten Wochen.
    Es ist wohl kaum anzunehmen, dass ein derartig ungewöhnliches Resultat in seinen Auswirkungen auf Graz beschränkt bleiben wird.
    Wir haben daher versucht, mit prominenten Bundespolitikern aus allen politischen Lagern in Verbindung zu treten.
    Unsere innenpolitische Redaktion erreichte am Vormittag Friedrich Peter, Sixtus Lanner und Karl Blecher.
    Es ist zwar in allen politischen Lagern unbestritten, dass Graz in erster Linie eine Persönlichkeitswahl war, dennoch reichen die Auswirkungen natürlich bis in die Bundesparteizentralen nach Wien.
    Vor allem und wohl in erster Linie wegen zweier Aspekte.
    Erstens wegen der in Graz erstmals geprobten Koalition der bürgerlichen Parteien ÖVP und FPÖ.
    Eine Koalition, die mit auf dem Prüfstand bei diesen Wahlen stand.
    Und zweitens wohl auch wegen der Frage einer Entscheidung über die Nachfolge des derzeitigen freiheitlichen Parteiobmannes Friedrich Peter.
    Peter hat ja selbst seine Funktion zur Verfügung gestellt und erklärt, am nächsten Parteitag im Herbst dieses Jahres nicht mehr zu kandidieren.
    Der Grazer Bürgermeister und Wahlzieger Götz ist für viele Freiheitliche der geeignete nächste Mann.
    Friedrich Peters erste Reaktion heute?
    Die Bundes-FPÖ freut sich aus ganzem Herzen über diesen außerordentlich großen Erfolg des Grazer Bürgermeisters Dr. Götz.
    Meines Erachtens ist das gestrige Grazer Wahlergebnis eins der erfreulichsten und erfolgreichsten Ereignisse in der Geschichte der Freiheitlichen Partei Österreichs.
    Wir warten sozusagen alle auf Götz, bis er von Graz loskommt, damit er uns persönlich seine Eindrücke schildern kann, wie er an diesen großen Erfolg neben dem, was wir ja wissen, herangegangen ist, was alles geschehen ist, vor allem in der Endphase, um das Ausmaß dieses Erfolges sicherzustellen.
    Herr Bundesminister, ich möchte gleich an Ihre letzte Bemerkung anschließen.
    Wir warten alle auf Götz, bis er von Graz loskommt, war Ihr Zitat.
    Das könnte man auch anders auffassen.
    Haben Sie in Götz einen sozusagen großen Sieger gesehen und haben Sie gleichzeitig einen Nachfolger für sich selbst gefunden?
    Jetzt freuen wir uns, lieber Herr Fischer, über den großen Erfolg des Dr. Götz.
    Die Frage, die Sie anspielen, werden wir dann zu einem späteren Zeitpunkt debattieren.
    Und sicher ist heute nicht der Anlass, dazu irgendeine freiheitliche Stellungnahme abzugeben.
    Da bleiben wir kurz noch bei Graz.
    Welche Variante der vielen Varianten, die ja jetzt im Gespräch sind nach diesem großen Wahlerfolg der FPÖ, würden Sie selbst bevorzugen?
    Glauben Sie persönlich, dass Götz wieder Grazer Bürgermeister bleiben wird?
    Glauben Sie persönlich,
    dass es zu einer Koalition ÖVP, FPÖ oder zu einer großen Koalition kommen wird.
    Es besteht keine wie immer geachtete Notwendigkeit, dass der Bundesparteiobmann der Freiheitlichen Partei Österreichs zu internen Belangen, die sich aus dem gestrigen Wahlergebnis in Graz ergeben haben, Stellung nimmt.
    Es ist Sache des Wahlsiegers, Dr. Götz, sich mit seinen Partnern auf kommunalpolitischer Ebene in Graz zusammenzusetzen,
    und das Problem, das jetzt dort heransteht, so zu lösen, wie es aus der Sicht des Erfolges von Dr. Götz, aus dem Erfolg der Freiheitlichen Partei und von den Interessen der Stadt Graz ja am besten gelöst wird.
    Wenn Sie sich schon intern aus, wie Sie sagen, der Grazer Freiheitlichen Partei nicht mischen wollen, Herr Bader, dann bitte ich Sie um Ihre Interpretation als Spitzenpolitiker im Bund.
    Wie würden Sie selbst das Wahlergebnis interpretieren, als eine Aufforderung der Wähler, Götz noch einmal zum Bürgermeister zu machen?
    Oder wie würden Sie es sonst interpretieren?
    Hier möchte ich zuerst die Meinung des Dr. Götz kennenlernen, bevor ich mir selbst von der Peripherie als Außenständer ein Urteil bilde.
    Ich glaube, dass ich gar kein Recht habe, das Grazer Wahlergebnis in dem Sinn zu interpretieren, wie Sie es wünschen.
    Die Freiheitliche Partei hat jetzt seit einiger Zeit wieder einen großen Wahlerfolg und sozusagen ein Winning Team, an dessen Spitze der Bürgermeister Götz steht.
    Die Frage stellt sich, ob Götz etwa im Bund genauso erfolgreich sein könnte, wie er dies in der Stadt Graz bewiesen hat.
    Ich bezweifle das keinesfalls, sondern bin fest davon überzeugt.
    So weit also Friedrich Peter, der Parteiobmann jener Partei, die gestern in Graz einen großen Erfolg feiern konnte.
    Nun zu den bundespolitischen Repräsentanten der Verliererparteien.
    Zunächst ÖVP-Generalsekretär Sixtus Lanner, seine Einschätzung der Lage.
    Es zeigt sich eines, ein deutlicher Trend gegen die Sozialisten in den Städten.
    Es zeigt sich auf der anderen Seite eine Bestätigung der bisherigen Koalition.
    ÖVP, FPÖ, die früher 29 und jetzt 32 Mandate hat.
    Und es zeigt sich natürlich drittens auch, dass ein guter Bürgermeister, das ist Götz sicher gewesen, auch mit einer entsprechenden Ausstrahlung, eine Anziehungskraft auf
    Wähler hat, bürgerliche Wähler auf der einen Seite und, wie die Wahlen zeigen auch, auf sehr viele sozialistische Stammwähler.
    Noch einmal die Frage, wenn man sozusagen die beiden Partner des bürgerlichen Lagers ansieht und betrachtet und sagt, nach dem Motto, eine Hand wäscht die andere, ist das das Rezept, wie man Sozialisten schlagen kann?
    Es gibt kein Rezept in der Politik.
    In der Politik zählt die harte Arbeit und das Glück.
    Ist das Grazer Modell in irgendeiner Weise von Signalwirkung für ganz Österreich?
    Das haben wir weder vor der Wahl gesagt, noch wollen wir das nach der Wahl behaupten.
    Welche Schlüsse ziehen Sie jetzt auf Grazer Ebene für die ÖVP?
    Bleibt es bei dem Spitzenkandidaten oder gibt es Veränderungen?
    Ich glaube, die Schlussfolgerungen aus der Wahl muss man den Grazern überlassen.
    Eines möchte ich sagen, ich glaube, der Spitzenkandidat der Volkspartei steht nicht zur Diskussion.
    Wenn man jetzt theoretisiert und in Graz meinetwegen eine große Koalitions-Ehe, halten Sie das für denkbar?
    Es wäre schlecht, irgendeine Variante auszuschließen.
    Denkbar ist alles.
    Aber ich sage noch einmal, überlassen wir diese Entscheidung den Grazern.
    Sie haben sie zu fällen und sie haben sie zu tragen.
    Wie interpretieren Sie jetzt vom Wählerwillen das Grazer Ergebnis?
    War das der Wille, dass Bürgermeister Götz bleibt?
    Götz hat selbst gesagt, dass er der Auffassung ist, dass sein Bürgermeisteramt hier ihm sehr geholfen hat.
    Und ich glaube, sehr viele haben den Bürgermeister gesehen und weniger eine bestimmte Partei.
    Aus dieser Antwort darf ich schließen.
    Sie glauben, dass viele Grazer enttäuscht wären, ginge Götz in die Bundes-FPÖ.
    Das weiß ich nicht, was die Grazer wirklich denken.
    Das müssen wir Götz und den Grazern überlassen.
    Hat die Grazer-Wahl Ansätze gebracht für eine Veränderung der Haltung der BundesöVP?
    Das glaube ich nicht.
    Hat die ÖVP Sandkastenspiele angestellt, was jetzt bei den anderen beiden Parteien passieren könnte?
    Jeder Stratege, und in allen Parteien gibt es Strategen, stellt Sandkastenspiele an.
    Es wäre schlecht, wenn es nicht so wäre.
    behält dabei die Ergebnisse dieser Spiele bei sich.
    Sonst wären sie nicht mehr wirkungsvoll.
    Mochte sich ÖVP-Generalsekretär Sixtus Lanner also auf keine Interpellation des Grazer Modells, etwa Koalition-ÖVP-FPÖ, festlegen lassen, ist auch SPÖ-Zentralsekretär Karl Blecher mit einem Verlust der SPÖ in Graz und mitten in der Legislaturperiode konfrontiert.
    Also ich kann das Ergebnis der Grazer Gemeinderatswahl in keiner Weise als irgendeine
    Unterlage, der Grundlage für Prognosen für die Nationalratswahl 1979 werden.
    Die Kommentatoren sind sich alle einig und
    Meinungsforschungsergebnisse bestätigen das in sehr deutlicher Weise, dass es sich bei der Grazer Gemeinderatswahl um ein wirklich lokales Ereignis gehandelt hat.
    Und jeder weiß, vor allem die Parteien, die Untersuchungen durchführen haben lassen, dass eine Landtagswahl ein anderes Ergebnis in Graz gebracht hätte und erst recht eine Nationalratswahl.
    Aber immerhin haben sich auch Bundespolitiker, auch Ihrer Partei, in diesem Wahlkampf engagiert.
    Ja, aber es ist doch abgestimmt worden über die Zusammensetzung des Grazer Gemeinderates.
    Welche bundespolitische Bedeutung hat denn für Sie die abgelaufene Koalition zwischen FPÖ und ÖVP und eine mögliche Neuauflage dieser Koalition?
    Ja, in erster Linie ist es doch eine Frage der ÖVP, die gesehen hat, wohin das führt.
    Sie hat also einen Prozentsatz bei den Grazer Gemeinderatswahlen gestern erreicht, einen so niedrigen, wie sie ihn noch niemals in der Geschichte der Zweiten Republik verzeichnen konnte.
    Also ist in erster Linie das eine Frage, die an Sie, an die ÖVP zu richten ist, weil
    So scheint es mir, dieses Ergebnis deutlich zeigt, dass es so eine enge Zusammenarbeit mit der FPÖ, der ÖVP,
    sehr sehr große Wählerschichten kostet.
    Aber auch die SPÖ hat zumindest in den letzten zehn Jahren kein so schlechtes Ergebnis erreicht.
    Die SPÖ hat in den letzten Jahren kein so schlechtes Ergebnis dort erreicht, das ist richtig, aber ich darf auch noch einmal sagen, dass in Graz neben einer ganzen Reihe von kommunalen
    Sachfragen, die es dabei auch zu entscheiden gab, es doch eine Personenwahl war und dass es hier einen Bonus für einen amtierenden Bürgermeister gibt, hat sich ja längst herumgesprochen.
    Noch einmal zu dieser Signalwirkung, von der wir vorher gesprochen haben.
    Besteht die Möglichkeit oder aus Ihrer Warte aus muss man wohl sagen, befürchten Sie die Möglichkeit, dass die ÖVP im Bund eine ähnliche Koalition eingeht oder glauben Sie, dass aufgrund des Wahlergebnisses
    Es hat sich ja gezeigt, dass sich für die ÖVP offenbar die Koalition nicht so ausgezahlt hat.
    Eine Konstellation FPÖ-ÖVP im Bund kaum in Frage kommt.
    Nein, ich glaube, dass also die Tendenzen verstärkt werden können, eine Koalition ÖVP-FPÖ auch auf Bundesebene zu bilden.
    Denn hier dürfen Sie ja wiederum nicht vergessen, dass es in erster Linie Kreise gibt,
    in der österreichischen Volkspartei, denen alles andere zweitrangig erscheint, gegenüber dem Hauptziel, die österreichische Sozialdemokratie zu schwächen und ihren Einfluss zu minimieren.
    Das ist ja oft ausgedrückt worden.
    Ich glaube, dass diese Kräfte auf jeden Fall dadurch einen Auftritt bekommen,
    wenn die Entscheidungen der Grazer ÖVP wieder so fallen, eine Koalition mit der FPÖ dort einzugehen.
    Was heißt das nun für die SPÖ?
    Das müsste doch bedeuten, dass man sich noch enger an die Freiheitlichen anlehnt, damit man sie im Falle einer Wahlniederlage, die ja schon bei wenigen Prozentpunkten hinter dem Komma liegen könnte, einen geeigneten Koalitionspartner hat.
    Nein, für die SPÖ heißt das, der österreichischen Bevölkerung die Alternative
    wirklich bewusst zu machen.
    Es gibt, so wie 1975, für den Österreicher dann klare Alternativen, eine, wenn Sie wollen, klare Entscheidung, auch 1971, eine sozialdemokratische Regierung mit Bundeskanzler Greysky, die also in den Jahren vorher gezeigt hat, was sie also im Interesse der österreichischen Bevölkerung und dieses Landes zu leisten imstande ist, und eine Koalition ÖVP-FPÖ.
    Das meint man also in den Bundesparteizentralen von SPÖ, ÖVP und Freiheitlicher Partei.
    Wir hörten einen zusammenfassenden Bericht von Johannes Fischer, Erich Aichinger und Eugen Freund.
    Im Übrigen waren für uns weder ÖVP-Bundesparteiobmann Taus noch Bundeskanzler Kreisky für kurze Stellungnahmen erreichbar.
    Für die österreichischen Zeitungen gibt es heute natürlich ebenfalls nur ein Thema für Leitartikel und Kommentare.
    Die Grazer Wahl.
    So schreibt Wolfgang Vogl unter dem Titel Götz von Graz in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Diese Wahl signalisiert mehr als deutlich, was seine Persönlichkeit in Verbindung mit einem so hohen Amt an Vorsprung bringt.
    Das mag die Grazer Volkspartei bedauern, die 1973 Götz hinaufhiefte und damit einen wesentlichen Grundstein für ihr gestriges, schlechtes Abschneiden gelegt hat.
    Aber sie sollte sich nicht mit der BundesöVP über die Niederlage der Grazer Sozialisten freuen.
    Wenn diese Wahl überhaupt neben ihrem kommunalen Charakter ein Signal für eine Bundesentwicklung gibt, so die ungeheure Wichtigkeit der Persönlichkeit in einer Wahlauseinandersetzung.
    Auch in der Grazer kleinen Zeitung
    glaubt Fritz Zschocklich unter dem Titel »Graz bleibt Graz« an einen persönlichen Triumph von Alexander Götz in einer ausgesprochenen Personenwahl.
    Und weiters liest man,
    Ein Wahlkampf ohne zügige Wahlschlager, ohne große, erregende Auseinandersetzungen, der jedoch von emsiger Kleinarbeit getragen war und der einen bemerkenswert starken Einsatz von Werbemitteln für Alexander Götz erkennen ließ, hat den freiheitlichen Parteiobmann sozusagen auf Samtpfoten zu seinem größten Wahlerfolg geführt, in dem die meisten Wähler annahmen, es ändere sich ohnehin nicht viel.
    Die Großparteien, nicht zuletzt die Grazer ÖVP, die in der Koalition viel Arbeit leistete, wurden damit unter ihrem Wert geschlagen, schließt Fritz Tschocklich in der kleinen Zeitung Graz.
    Ähnlicher Ansicht ist auch Josef Nowak in der Tiroler Tageszeitung, der meint,
    Die ÖVP habe der Koalition ihr Opfer bringen müssen.
    Das ist eine bittere Pille für die Partei, die tatsächlich in den letzten fünf Jahren die treibende Kraft des neuen Weges in der Grazer Kommunalpolitik gewesen ist.
    So ganz unrecht hat jener ÖVP-Funktionär nicht, der gestern Abend das Wahlergebnis mit der verärgerten Feststellung kommentierte, die einen haben gearbeitet, die anderen haben kassiert.
    Und zu den Konsequenzen liest man in der Tiroler Tageszeitung.
    So paradox das klingt, Götz ist trotz seines fulminanten Sieges als Bürgermeister keineswegs sicher, ja gefährdet.
    Es gehören keine prophetischen Gaben dazu, in der ÖVP einen Aufstand des Kaders vorauszusagen.
    Eine Revolution nach dem Motto, das habt's davon.
    Andererseits ist aber bei einer nüchternen Analyse des Wahlergebnisses nicht zu übersehen, dass die bürgerliche Alternative des Jahres 1973 nicht nur bestätigt wurde, sondern insgesamt ihre Position ausbauen konnte.
    So betrachtet käme eine Koalition der Volkspartei mit den Sozialisten einer Koalition der Verlierer, wenn nicht gar einer Koalition gegen die Grazer gleich.
    Zu den politischen Folgen nun auch ein Kurzkommentar aus der Wiener Tageszeitung Die Presse.
    Hier liest man.
    Auf einen Kurznenner gebracht ist das Grazer Wahlergebnis der Triumph eines Mannes, der nun entweder souverän Bürgermeister bleibt oder als neuer FPÖ-Bundesobmann Friedrich Peter hinwegfegt.
    Was sich nun in den nächsten Tagen hinter verschlossenen Türen in Graz und Wien abspielen wird, ist nicht leicht vorherzusagen.
    Ungezählte FPÖ-Funktionäre in ganz Österreich werden sich Götz als Verhandlungsverlierer und eine Großparteienkoalition der Verlierer in Graz wünschen, nur um Alexander den Großen nach Wien zu bekommen.
    Welche Hoffnungen die ÖVP daraus für eine Bundeskoalition ÖVP-FBÖ 1979 schöpfen könnte, lässt die mögliche Bedeutung dieser Wahl ermessen.
    Nach diesem Zitat aus der Presse ein Blick in das sozialistische Zentralorgan.
    In der Arbeiterzeitung schreibt Chefredakteur Manfred Scheuch wörtlich von einem ausgepackelten Spiel zwischen den bürgerlichen Parteien.
    Der Autor geht auf Grazer Spekulationen ein, wenn er schreibt, Götz soll nach der Halbzeit als Peter-Nachfolger nach Wien gehen und Hasibar soll ihm in Graz folgen.
    Das wäre eine Missachtung des Wählerwillens, die sich konsequent an die von 1973 betriebene, welche die stärkste Partei aus dem Bürgermeisteramt verdrängte, anschlöße.
    Denn Götz wurde von seinen Wählern sicherlich nicht gewählt, damit er Graz verlassen und einen Koalitionsjunior für die ÖVP abgeben kann.
    Zu einem solchen bedürfte es freilich erst eines Umschwungs bei den Wählern.
    Dafür war Graz sicherlich kein Symptom.
    Abschließend noch ein Zitat aus den Salzburger Nachrichten, in denen Gerold Christian unter dem Titel Blauer Riese in Graz auf die Bedeutung von Alexander Götz für die Bundes-FPÖ eingeht, wenn er schreibt
    Mit seinem Erfolg in Graz hat Götz neuerlich bewiesen, dass er das angeschlagene Image und die beschränkte Glaubwürdigkeit der FPÖ durch seine Person so zu reparieren imstande ist, dass die FPÖ beträchtlich an Wählerstimmen und damit an Macht gewinnt.
    Bei Führungsdiskussionen innerhalb der Freiheitlichen Partei steht daher in Zukunft Götz zweifellos im Mittelpunkt personeller Überlegungen.
    Nach seinem grandiosen Grazer Wahlsieg wird sich eine Diskussion darüber nicht vermeiden lassen, dass Götz auch auf Bundesebene in der Lage sein könnte, die FPÖ aus ihrem Tief herauszuführen.
    Das war die Inlandspresse-Show, heute zusammengestellt von Leopold Esterle.
    Es ist jetzt gleich 12.34 Uhr, vier Minuten nach halb eins.
    Auf der Mittelmeerinsel Malta beginnen heute möglicherweise entscheidende Verhandlungen über die Zukunft Rhodesiens, jener einstigen britischen Kolonie, die sich vor mehr als zwölf Jahren für selbstständig erklärt hat.
    Am Verhandlungstisch auf Malta sitzen der britische Außenminister Owen, der amerikanische UNO-Botschafter Young und die militanten Nationalistenführer Nkomo und Mugabe.
    In Salisbury, der Hauptstadt Rhodesiens, sollen ebenfalls heute die Verhandlungen über eine interne Lösung des Konflikts, also eine Vereinbarung zwischen der Weißen Minderheitsregierung und den gemäßigten Nationalistenführern, fortgesetzt werden.
    Denn die 6,2 Millionen Schwarzen Rhodesiens, die den 250.000 Weißen gegenüberstehen, werden nicht nur von Personen vertreten, die eine gewaltsame Lösung anstreben.
    Es gibt auch einflussreiche Fürsprecher einer friedlichen Regelung unter den Schwarzen.
    Wer wird sich durchsetzen?
    Wo fällt die Entscheidung?
    In Rhodesien selbst oder vielleicht auf Malta?
    Barbara Kudnow-Ikaleagi fasst die Gegebenheiten zusammen.
    In ihrem Ziel sind die sogenannten Gemäßigten und die sogenannten radikalen schwarzen Rhodesienführer einig.
    Die Herrschaft von rund einer Viertelmillion Weißen über fast sechs Millionen Schwarze soll schleunigst verschwinden und einer Mehrheitsdemokratie nach dem Prinzip »Ein Mann, eine Stimme« Platz machen.
    Nur über den Weg sind die Leute im Lande und die Leute im Exil anderer Auffassung.
    Bischof Musorewa und Pfarrer Sithole wollen verhandeln und, wenn irgend möglich, mit Premierminister Smith zu einer friedlichen Verständigung kommen.
    Robert Mugabe und Joshua Nkomo dagegen haben diese Möglichkeit schon aufgegeben und sehen die Befreiung ihres Landes nur mittels eines bewaffneten Kampfes, den sie übrigens mit Hilfe von Uerilia-Kommandos schon begonnen haben und immer tiefer nach Rhodesien hineintragen.
    Der britische Außenminister Owen und der amerikanische UNO-Botschafter Young wollen die beiden nun vor allem dazu bewegen, den Guerillakampf einzustellen.
    Politisch haben die ehemalige Kolonialmacht und die USA den Anspruch der Guerillas auf künftige Regierungsbeteiligung längst anerkannt.
    Ihr Plan sieht nach einer Übergangszeit freie Wahlen in Rhodesien oder, wenn nun auch schon die Amerikaner sagen, Zimbabwe, vor und die Bildung einer Sicherheitstruppe, an der die heutigen Guerilla-Armeen beteiligt sein sollen.
    Und Owen und Young haben bei ihrer Ankunft in Malta auch betont, dass Mugabe und Nkomo auch bei den bevorstehenden Wahlen kandidieren sollen.
    Jeder Nationalistenführer, hat Owen erklärt, muss die Chance haben, Präsident von Zimbabwe zu werden.
    Dass an den beiden Exilführern kein Weg vorbeiführt, liegt auch daran, dass die von Nkomo und Mugabe gebildete patriotische Front von den meisten schwarzafrikanischen Staaten offiziell bereits anerkannt worden ist.
    Eben das aber ist für den weißen Premierminister Smith ganz und gar unannehmbar.
    Für ihn sind die Guerillas Terroristen, sie sollen keinen Anteil an der künftigen Gestaltung Rhodesiens haben, weder die politischen Führer noch die Kämpfer in den Befreiungsarmeen.
    Der britisch-amerikanischen Lösung, Smith nennt sie eine von außen aufgezwungene Lösung, will er eine sogenannte interne Regelung entgegensetzen, ausgehandelt zwischen den Weißen im Lande und den gemäßigten Schwarzen im Lande.
    Danach sollte es zwar auch irgendeinmal zu demokratischen Verhältnissen in Rhodesien kommen, aber nach einer langen Übergangszeit und unter dem Schutz von Institutionen, die immer noch mehrheitlich von Weißen bestimmt sein sollten.
    Damit ist es nun vor der Hand nichts.
    Der Plan von Smith, den Engländern und Amerikanern, knapp vor dem Treffen von Malta ein fix und fertiges Programm von Salisbury vorzulegen und ihnen damit zu sagen, seht her, es geht auch ohne euch, dieser Plan ist zunächst einmal gescheitert.
    Wenn sich nun Owen und Young mit den Radikalen in Malta einigen können, dann wäre Rhodesien eine Lösung ohne und gegen Ian Smith wieder ein Stück näher.
    Die Rhodesien-Situation analysierte Barbara Kutynow-Vekalergi.
    Die Volksrepublik China setzt heute einen weiteren Akt des Ausbruchs aus der einst lückenlosen Abschirmung gegenüber dem Westen.
    In Brüssel beginnen offizielle Gespräche zwischen China und den europäischen Gemeinschaften.
    China, das derzeit seine Landwirtschaft mechanisiert, das die Absicht hat, Kernkraftwerke zu bauen, das seine Industrie modernisiert.
    Es strebt ein umfassendes Handelsabkommen mit der Neuner-Gemeinschaft an.
    Kommt es zustande, dieses Abkommen, dann ist es die erste Vereinbarung dieser Art, die Brüssel mit einem kommunistischen Land trifft.
    Dazu aus Brüssel, Hans-Peter Ott.
    Heute Nachmittag beginnen hier im Brüsseler EG-Kommissionsgebäude Verhandlungen über den bisher größten Handelsvertrag der Weltgeschichte.
    Er betrifft 260 Millionen Bewohner der Europäischen Gemeinschaft EG und wahrscheinlich 900 Millionen Chinesen.
    Die Delegation aus Peking steht unter der Leitung des obersten Beamten im chinesischen Außenamt für Beziehungen zu Westeuropa und Nordamerika.
    Schon bis Ende dieser Woche wird das abschließende Ergebnis erwartet.
    Das kann so schnell gehen, weil die seit Mitte 1976 geführten Vorgespräche bereits Einigung in praktisch allen wesentlichen Punkten gebracht haben.
    Die abschließende Brüsseler Runde hat zwar nicht nur formellen Charakter, ist aber keineswegs mehr vom Scheitern bedroht.
    Der Fünfjahresvertrag zwischen der EG und der Volksrepublik China bietet alle Aussicht, den Handel zwischen Westeuropa und dem Reich der Mitte umfassend zu steigern.
    Dies deshalb, weil Peking heute, anders als zu Zeiten des Vorsitzenden Mao Zedong, bereit ist, den Weg zu einer der führenden Wirtschaftsmächte der Erde auch mit Hilfe umfangreicher westlicher Kredite zu gehen.
    Dieses Ziel steht für Peking fest.
    In gut 20 Jahren soll das Land in der Spitzengruppe der Weltwirtschaftsmächte stehen.
    Die Vorstellung, das selbstgenügsam ohne Verschuldung zu machen, ist von Mao's Nachfolgern längst als abwegig erkannt worden.
    Daraus werden nun Schlussfolgerungen gezogen.
    Daraus entstehen auf mittlere Frist Aussichten, die europäische Wirtschaft anzukurbeln.
    Die Chinesen wollen freilich in erster Linie Maschinen und Industrieausrüstungen aller Art kaufen, keine Konsumgüter.
    Speziell die Ausnutzung der riesigen Rohstoffvorkommen in China steht auf dem Programm.
    Westeuropäische, aber natürlich auch amerikanische Sachkenntnis auf dem Gebiet wollen die chinesischen Führer zügig nutzen.
    Doch haben sie in den Vorgesprächen eines ganz klar gemacht.
    Westeuropäische Waren sollen immer Vorrang haben, wenn sie in Preis und Qualität mit amerikanischen oder anderen gleichrangig sind.
    Auch aus Osteuropa wollen die Chinesen importieren, aber nur in sehr begrenztem Ausmaß und aus der Sowjetunion überhaupt nicht.
    Hier wird die handelspolitische Debatte prompt politisch.
    Gerade wurde dem französischen Premierminister Raymond Barr in Peking die maostische Theorie der drei Welten wieder vorgetragen.
    Die mittleren Industrienationen wie die in Westeuropa oder Japan, die zweite Welt, seien die natürlichen Verbündeten der dritten Welt in Asien, Afrika und Lateinamerika gegen die Vorherrschaftsansprüche der Supermächte Sowjetunion und Amerika.
    Das ist einer der Gründe, weshalb Peking europäische Waren bevorzugt.
    Doch geht die politische Dimension des europäisch-chinesischen Handelsvertrags weit darüber hinaus.
    Die Chinesen wollen, dies ist ein Thema der Brüsseler Abschlussverhandlung, einen Freundschaftsvertrag mit den Europäern schließen.
    Deshalb wünschen sie, alle diskriminierenden Vokabeln wie etwa Schutzklausel gegen Marktstörungen in Europa infolge massenhaften Angebots chinesischer Billigwaren ausschließen.
    Das könne es unter Freunden nicht geben, lautet die Pekinger Feststellung.
    Die Brüsseler Unterhändler werden sich also unter anderem mit der Suche nach passenden Vokabeln dafür befassen müssen, wie die EG sich gegen eventuelle Überangebote von Textilien oder Agrarwaren, die Europas Produzenten gefährden, schützt.
    Peking fordert aber vor allem eine Klausel des guten Willens in dem Vertrag.
    Sie soll die Basis für den beiderseits verkündeten Willen werden, die chinesisch-europäischen Beziehungen in jeder vorstellbaren Hinsicht auszubauen, als Freundschaftsbande.
    Moskau wird hellhörig sein.
    China und europäische Gemeinschaften verhandeln über umfassendsten Handelsvertrag der Weltgeschichte.
    Hans-Peter Ott schilderte aus Brüssel Einzelheiten.
    Trotz seiner fast 40-jährigen Herrschaft von General Franco ist es in Spanien nicht gelungen, nach dem Tode des Diktators sein ideologisches Erbe in Form einer Massenpartei zu wahren und damit entscheidend für die weitere Geschichte der spanischen Nation zu machen.
    Die sogenannte Volksallianz der Frankisten unter der Führung des ehemaligen Innenministers Fragaire Barna konnte bei den Parlamentswahlen im Juni vergangenen Jahres nur acht Dreizehntelprozent der Stimmen auf sich vereinigen.
    Deshalb haben die Erben Frankos bei ihrem gestern beendeten Parteitag eine Änderung ihrer Taktik beschlossen.
    Welchen Kurs sie in Zukunft einschlagen wollen, darüber berichtet Robert Gerhardt.
    Eine andere Linie konnte sich durchsetzen, angeführt von Fraga Iribarne.
    Dem Ex-Minister unter Franco und in der ersten Regierung von König Juan Carlos gelang es, die Volksallianz AP nicht ins politische Lager der Ultrarechten abzuleiten zu lassen.
    Bei den Wahlen zum Parlament am 15.
    Juni vergangenen Jahres war diese Partei der Neo-Frankisten nur auf Platz 4 gekommen.
    Vor ihnen lagen noch die Kommunisten und weit oben die Sozialisten sowie als Sieger die demokratische Zentrumsunion, Regierungspartei von Adolfo Suárez.
    Die rechtskonservative Volksallianz von Fraga Iribarne hatte sich bei den Wahlen mehr Zulauf ausgerechnet.
    Sie hat in ihrem Programm besonders ihren Antikommunismus, ihre Vaterlandsliebe und die Leistungen von Franco hervorgehoben.
    Doch die große Mehrheit der spanischen Wähler wollte von der Vergangenheit unter dem Diktator nicht mehr viel wissen.
    Ihr Blick galt der Zukunft.
    Bei der enttäuschten Volksallianz kam es daraufhin zu starken internen Konflikten über ihre politische Richtung.
    Am vergangenen Wochenende wurden nun in Madrid während des nationalen Kongresses der vierten Partei in Spanien diese Meinungsverschiedenheiten diskutiert.
    Die Mehrheit stimmte gegen verstärkte Tendenz nach rechts und für eine Öffnung zur Mitte.
    AP beschloss unter ihrem wiedergewählten Generalsekretär, dem Politiker aus Passion, Fraga Iribarne, die Linie zu einer modernen, konservativen Partei zu verfolgen.
    Wir haben viele Fehler gemacht, gestand Fraga vor den rund 1.000 Delegierten ein.
    Wir haben viele Spanier vor den Kopf gestoßen, die eigentlich mit uns einverstanden sind.
    Jetzt will die Volksallianz, die nichts vom Marxismus hält und Unternehmerinitiative sowie freie Marktwirtschaft auf ihre Fahnen geschrieben hat, nicht mehr wie früher Front gegen die Regierungspartei machen.
    In dieser politischen Formation sehen die Männer der Volksallianz viele Personen, die eigentlich ihre Ideen teilen.
    Gemeinsam könnte nun versucht werden, eine große Bewegung der neuen, modernen Rechten zu formieren.
    Sie könnte sich ansiedeln zwischen Fortschritt und Tradition, wie es jetzt im Parteiprogramm heißt.
    Fraga Iribarne und seine Anhänger haben offenbar noch rechtzeitig erkannt, dass mit Beharren auf eins von Franco vertretenen autoritären Positionen kein politisches Geschäft in Spanien mehr zu machen ist.
    Mit diesem Wechsel zu einer konservativen Partei der Mitte, die sich bemühen will, zu einer ideologischen Einheit mit der Regierungspartei zu kommen, wird die Volksallianz weiterhin einen Platz im spanischen Parteipanorama behalten.
    Im Land hinter den Pyrenäen kann mit Frankismus keine Politik mehr gemacht werden.
    Spanien will nach Europa und sich an dessen Strukturen anpassen.
    Dazu dient nicht zuletzt auch die Reise von König Juan Carlos
    der morgen seinen Startbesuch in Österreich beginnt.
    Von der spanischen Presse wird heute diese Reise besonders hervorgehoben.
    Der unbemannte sowjetische Erdsatellit Kosmos 954, der am Dienstag vergangener Woche in die Erdatmosphäre eingetaucht und, wie es zunächst hieß, verglüht ist, erhält zumindest die kanadischen Sicherheitsbehörden nach wie vor im Atem.
    Westlich des großen Sklavensees hat man jetzt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
    ein Trümmerstück dieser Sonde gefunden.
    Dazu unser Korrespondent Peter Bruck.
    Nach fünf erfolglosen Tagen erbrachte die Suche nach möglichen Überresten des sowjetischen Satelliten Kosmos 954 gestern das erste konkrete Ergebnis.
    Eine Gruppe von Meteorologen und Windschützern fanden einen Teil des Satelliten.
    Die Fundstelle liegt ca.
    1500 km nordöstlich von Edmonton, der Hauptstadt der kanadischen Provinz Alberta.
    Sechs Männer, fünf Amerikaner und ein Kanadier
    waren auf einer Beobachtungsexpedition, als sie zufällig einen zwei bis drei Meter weiten Krater fanden.
    Zwei der Männer rutschten in den Krater hinab und fanden einen schwarzen, metallischen Körper, der von Menschen gebaut gewesen sein musste.
    Die Männer kehrten unmittelbar zu ihrer fünf Kilometer entfernten Wetterstation zurück und verständigten über Funk die kanadischen Militärbehörden.
    Dies alles war Sonntag früh.
    Inzwischen sind die sechs Männer von ihrer Beobachtungsstation evakuiert worden.
    Fallschirmjäger der kanadischen Streitkräfte haben das Gebiet abgesichert.
    Die zwei Meteorologen, die bis auf Griffnähe an den vermutlichen Satellitenteil herangegangen waren, wurden nach Edmonton in ein Spital geflogen und stehen unter ärztlicher Beobachtung.
    Glaubt man dem Sprecher des kanadischen Suchteams, Kapitän Craig Mill, so ist eine Annäherung an den Krater bis auf 30 Meter ungefährlich.
    Da die zwei Meteorologen sich nur kurze Zeit in der Nähe des vermutlichen Kosmosteils aufhielten, dürften auch sie keine gesundheitlichen Schäden der Bombe getragen haben.
    Nach Tagen von Instrumentenfehlern und frustrierenden Herumfliegen wurde von den Zugflugzeugen gestern noch eine weitere Aufschlagstelle des Satelliten identifiziert.
    Eine intensive Strahlung, die von einer künstlichen Quelle stammen muss, wurde nahe am Ostufer im Eis des großen Sklavenlegs festgestellt.
    Es wird angenommen, dass Kosmos 954 nach Eintritt in die Erdatmosphäre sich in mehrere Teile aufgelöst hat, die in großer Entfernung voneinander am Erdboden aufschlugen.
    Die Strahlungsstelle im großen Sklavenleg liegt 300 Kilometer südlich vom Krater bei Wadensgrof, der Beobachtungsstelle der Meteorologen.
    Heute früh sind die seit Tagen bereits stehende Bergungsgruppe von kanadischen und amerikanischen Wissenschaftlern und Atomexperten nach Wadenskring geflogen,
    um genaue Strahlungsmessungen und möglicherweise schon eine erste Untersuchung des gefundenen Objektes vorzunehmen.
    Es ist gleich 12.50 Uhr, 10 Minuten vor 1, die Kulturredaktion kommt zu Wort.
    Heute Abend hat im Ateliertheater in Wien Wolfgang Bauers Stück Film und Frau Premiere.
    Regie bei dieser österreichischen Erstaufführung führt Eduard Steininger, der für seine Inszenierung von Franz Xaver Krötz, Ein Mann, ein Wörterbuch, ebenfalls am Ateliertheater, mit dem Förderungspreis zur Kainz-Medaille ausgezeichnet wurde.
    Hören Sie einen Bericht von Walter Gellert.
    Sieben Jahre hat es gedauert, bis Wolfgang Bauers Film und Frau auch auf eine österreichische Bühne kommt.
    1971 fand am Schauspielhaus in Hamburg die Uraufführung statt.
    Kurz darauf wurde das Stück in Zürich am Theater am Neumarkt gespielt.
    Beide Aufführungen übrigens in Inszenierungen des Österreichers Horst Zanke.
    Ein halbes Jahr später war Film und Frau auch schon in London zu sehen gewesen.
    Was Bauer in seinen Stücken wie Magic Afternoon, Change, Party for Six, Silvester oder das Massaker im Hotel Sacha oder aber auch in den Gespenstern zeigt.
    Verhaltensweisen junger Leute, eine Demaskierung des Kunstbetriebs oder die Situation von Schriftstellern.
    Und wie er das zeigt, das hat der deutsche Publizist Helmut Karasek einmal mit Wolfgang Bauers bewusster Trivialität bezeichnet.
    Die Theaterhand Bauers findet sich auch in Film und Frau, einem Stück, das der 37-jährige Grazer Schriftsteller in 49 Schnitte einteilt, wobei diese Szenen durch Blackouts von jeweils vier oder fünf Sekunden getrennt werden sollen.
    Er empfiehlt auch zum Beispiel, das Stilmittel der Zeitlupe einzusetzen.
    Ist die Anwendung dieser Technik aus dem Film für eine Theateraufführung nicht hinderlich, Wolfgang Bauer?
    Ja, ich glaube gerade das ist zum Beispiel einer der formalen Tricks, die ich da verwende, eben, dass die Bühne zu träge ist fürs Kino.
    Und das ganze Stück, soweit ich mich erinnere, ist im Inhalt und in der Form total dialektisch angelegt.
    Daher ist die Form des Films auf der Bühne gerade richtig auch für diesen Stoff.
    Nämlich für den Stoff, dass Leute, die vom Kino beeinflusst sind, den Inhalt, den sie da serviert kriegen und von dem sie da beeinflusst werden, in Wirklichkeit eben auch nicht verwirklichen können.
    Ich bin der Meinung,
    eine Art von formaler und inhaltlicher Einheit ist, wie ich es in keinem anderen Stück zusammengebracht habe.
    Wenn du mich fragst, ist es ein Western für verschmuckte Filmkritiker.
    Es ist ein Film genau für die verschmuckte Bagage.
    Für die Herrschaften, die heute Bücher über den Trivial-Film schreiben.
    Für die sogenannten Erfinder der Trivial-Kunst.
    Das, das sind aber genau die, die Trivialkunst im Innersten verochten.
    Und dann, dann kommen solche Filme zustande.
    Sag, wovon redet ihr denn eigentlich?
    Mir ging es in der Inszenierung wesentlich, also im Wesentlichen um zwei Komponenten.
    Und zwar um die Sehnsucht der Frau nach Geborgenheit, nach Glück und zwar
    kann sie diese Sehnsucht, das nach Glück und nach Geborgenheit in der Realität nicht finden, sondern sie findet das nur im Film.
    Und deshalb geht es mir auch um die Entlarvung von Filmklischees und Westernklischees und so, die dann im Endeffekt aufzeigen, dass die Kinorealität die echte Realität eingeholt bzw.
    schon überholt hat.
    soweit der Regisseur der Aufführung im Ateliertheater Eduard Steininger, der die Inszenierung mit den Schauspielern Helga Huml, Klaus Wittmann, Franz Regner und Michael Reiter erarbeitet hat.
    Film und Frau wird übrigens demnächst auch in San Francisco aufgeführt werden.
    Heute Abend aber Premiere im Ateliertheater.
    In Wien hat sich eine neue Musikgruppe gebildet, ein Wiener Art Orchester.
    Es sind Berufsmusiker, Tänzerinnen und Aktionisten, darunter Österreicher, Schweizer, Amerikaner und Holländer.
    Diese Gruppe geht ab 2.
    Februar auf Tournee durch Österreich und durch die Schweiz.
    Ihre erste Platte wird heute Abend der Öffentlichkeit vorgestellt.
    Mit dem Komponisten und Pianisten Matthias Roeg spricht Koschka Hetzer.
    Herr Ruhig, Sie haben jetzt hier in Wien eine neue Musikgruppe gegründet, die etwas ganz Neues machen will.
    Was ist das Neue daran?
    Ich glaube, das Neue besteht darin, dass wir versuchen,
    mit mehreren Medien zusammen zu arbeiten.
    Das heißt, auf der einen Seite sind wir 16 Musiker, dann kommen zwei Tänzerinnen dazu und zwei Literaten, die zugleich auch noch Aktionisten sind.
    Ein wichtiger Punkt ist auch, dass wir den Raum einbeziehen.
    Das heißt, es werden auch mehrere Musiker werden sich im Raum aufhalten und werden von daher die Musik bringen.
    Und weiters wäre vielleicht neu, dass wir
    versucht haben, mit Musikern aus völlig verschiedenen Stilrichtungen was zu machen.
    Zum Beispiel gibt es Leute wie Gerhard Herrmann, die mit dem Gulder eine Platte aufgenommen haben.
    Auf der anderen Seite kommen Leute aus der Klassik, dann der Small Blues Charlie, der eben ein Blues-Gitarrist und Bassist ist.
    Dann haben wir Leute aus der Modern Jazz-Szene,
    Und ich glaube, dass es irgendwo gelungen ist, all diese Leute zu vereinbaren auf einen Nenner, ohne dass von jedem die Individualität verloren geht.
    Sie haben eigentlich nicht genau definiert, was für eine Art von Musik Sie machen.
    Ja, das ist eigentlich schwer zu sagen, weil ich möchte dazu sagen, dass zum Beispiel der Vibraphonist, der Woody Shabata drei Monate mit dem Vico Torriani gespielt hat, dass der Franz Kogelmann, ein irrsinnig begabter und in Wien unterschätzter Trompeter, im Sommer immer Kommerzmusik machen muss.
    Und ich glaube auch, wir wollten die Musik von Anfang an nicht genau definieren, deshalb sind wir auf den Bauernhof gegangen, sind eine Woche da zusammen gewesen und haben versucht, das Ganze gemeinsam zu entwickeln, obwohl ich selber schon ein musikalisches Konzept geschrieben habe und wir an dem gearbeitet haben.
    Also das musikalische Konzept besteht auf jeden Fall aus einer Rahmenhandlung,
    was eigentlich nicht einem Musiktheater gleichkommt, aber schon einen Anfang hat und ein Ende, was homogen in sich übergeht.
    Und ich glaube auch wichtig ist die Abstufung zwischen ganz intensiven und eher ernsten Teilen und eher heiterer Musik.
    Ich denke da zum Beispiel an einen verfremdeten Tango,
    an das verfremdete Wiener Lied, das wir da im Elfviertel spielen.
    Dann spielen wir auch eine lustige Bebop-Nummer.
    Und zwischendurch werden auch sehr viele Aktionen sein.
    Und ich glaube gerade, dass der Gegensatz eben wichtig ist zwischen heiterer und ernster Musik.
    Der Kaverettist und Schauspieler Otto Kobalek besingt diese neue Platte.
    Ist es eine Mischung zwischen Freejazz und Wiener Lied?
    Ja, das ist sicher richtig, weil auf der einen Seite hat man die traditionelle Musik, eben das Viennolied, und dann kommen diese modernen Einflüsse dazu.
    Und ich glaube, dass die Mischung eben zwischen auch einem Elternsänger der frühen Garde und zwischen den jungen Musikern eben da hingehauen hat.
    Jetzt mal auf!
    Es ist los mit euch!
    Es schmeckt!
    Es ist in zweieinhalb Minuten 13 Uhr.
    Wir schließen das Mittagsschanal mit Kurznachrichten.
    Österreich.
    Zum Ergebnis der Gemeinderatswahlen in Graz haben im Mittagssjournal Bundespolitiker Stellung genommen.
    FPÖ-Obmann Peter beglückwünschte den Grazer Bürgermeister Götz zum Wahlsieg.
    Er meinte, auch auf Bundesebene könne ein Erfolg für Götz nicht bezweifelt werden.
    Zu Spekulationen über die bevorstehenden Parteienverhandlungen in Graz wollte Peter nicht Stellung nehmen.
    Für die ÖVP erklärte Generalsekretär Lanner, der Trend gegen die Sozialisten in den Städten habe sich bestätigt.
    Außerdem müsse berücksichtigt werden, dass ein guter Bürgermeister große Anziehungskraft für die Wähler habe.
    Die Schlussfolgerungen aus dem Wahlergebnis, sagte Lanner, müsse man den Grazern überlassen.
    Auch SPÖ-Zentralsekretär Blecher bezeichnete die Grazer Wahlen als lokales Ereignis und meinte, man könne keine Prognose für die kommende Nationalratswahl stellen.
    Blecher erwartet, dass sich die Bemühungen um eine Koalition zwischen ÖVP und SPÖ auf Bundesebene verstärken werden.
    Kanada.
    Eine Gruppe amerikanischer und kanadischer Naturwissenschaftler hat im Eis der Tundra im Nordwesten Kanadas offenbar ein großes Wrackteil des abgestürzten sowjetischen Aufklärungssatelliten gefunden.
    An dem Rand des zwei Meter tiefen Kraters wurde eine rasch abnehmende radioaktive Strahlung gemessen.
    An Bord des abgestürzten sowjetischen Satelliten hatte sich ein Atomreaktor befunden.
    Belgien.
    Im belgischen Nuklearforschungszentrum MOL soll sich im Dezember ein Unfall ereignet haben.
    Nach Angaben einer Umweltschutzvereinigung wurden drei Angestellte nach einem Funktionsfehler in einem Behälter radioaktiv verseucht.
    Von Seiten des Forschungszentrums sind die Angaben dementiert worden.
    China.
    Der am 26.
    Jänner gestartete Weltraum-Satellit ist nach Angaben der Nachrichtenagentur Neues China erfolgreich zur Erde zurückgekehrt.
    In der Meldung heißt es, der Satellit habe seine wissenschaftlichen Experimente erfüllt.
    Nähere Einzelheiten sind nicht bekannt.
    60 Minuten Mittagsinformation sind zu Ende, verehrte Zuhörer.
    Die Journalredaktion meldet sich wieder um 18.30 Uhr und Adolf Poindl sagt Ihnen auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.01.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.01.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Analyse der Ergebnisse der Grazer Gemeinderatswahlen
    Mitwirkende: Ziesel, Günther [Gestaltung]
    Datum: 1978.01.30 [Sendedatum]
    Ort: Graz [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Analyse der Ergebnisse der Grazer Gemeinderatswahlen - Reaktionen der 3 Parteien - FPÖ
    Interview: FPÖ Parteiobmann Peter
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Peter, Friedrich [Interviewte/r]
    Datum: 1978.01.30 [Sendedatum]
    Ort: Graz [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Analyse der Ergebnisse der Grazer Gemeinderatswahlen - Reaktionen der 3 Parteien - ÖVP
    Interview: ÖVP Generalsekretär Lanner
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Lanner, Sixtus [Interviewte/r]
    Datum: 1978.01.30 [Sendedatum]
    Ort: Graz [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Analyse der Ergebnisse der Grazer Gemeinderatswahlen - Reaktionen der 3 Parteien - SPÖ
    Interview: SPÖ Zentralsekretär Blecha
    Mitwirkende: Freund, Eugen [Gestaltung] , Blecha, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1978.01.30 [Sendedatum]
    Ort: Graz [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Grazer Gemeinderatswahlen
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung]
    Datum: 1978.01.30 [Sendedatum]
    Ort: Graz [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Beginn der Rhodesiengespräche in Malta
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1978.01.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wirtschaftsverhandlungen EG - China. Größtes Handelsabkommen der Geschichte
    Mitwirkende: Ott, Hans Peter [Gestaltung]
    Datum: 1978.01.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Franko-Partei Volksallianz will sich modernisieren
    Mitwirkende: Gerhardt, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1978.01.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Film und Frau" von Wolfgang Bauer im Ateliertheater
    Einblendung: Wolfgang Bauer, Szene, Eduard Steininger
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Bauer, Wolfgang [Interviewte/r] , Steininger, Eduard [Interviewte/r]
    Datum: 1978.01.30 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Ateliertheater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Vienna Art Orchester" stellt sich vor
    Interview: Rüegg, Musikausschnitt
    Mitwirkende: Hetzer-Molden, Koschka [Gestaltung] , Rüegg, Mathias [Interviewte/r]
    Datum: 1978.01.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Humor ; Musik ; E-Musik ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1978.01.30
    Spieldauer 00:59:54
    Mitwirkende Poindl, Adolf [Moderation]
    Vockenhuber, Hans [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.01.30 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-780130_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt