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KI-generiertes Transkript
Mittagschurnal.
Guten Tag, verehrte Zuhörer.
Bei der Mittagsausgabe des Schurnals begrüßt sich Adolf Poindl im Namen von Redaktion und Technik.
Bei der gestrigen Fernsehdiskussion zwischen dem Vorsitzenden der SPÖ, Bundeskanzler Dr. Kreisky, und dem Bundesparteiobmann der ÖVP, Dr. Schleinzer, wurden mehrere aktuelle Probleme der österreichischen Innenpolitik angeschnitten.
Verschiedenes klargestellt, was den Standpunkt der beiden großen Parteien betrifft.
Einiges aber ist offen geblieben.
Wir bringen dazu heute ein Interview mit dem Obmann der Freiheitlichen Partei, Friedrich Peter, möglicherweise auch ein Gespräch mit Vizekanzler Ingenieur Häuser und wir wollten auch Verteidigungsminister Lütgendorf befragen, erhielten aber von ihm eine Absage.
Natürlich steht auch die Inlandspresseschau im Zeichen des Rededuells Kreis Geschleimzer.
Dazu kommen dann aus dem eigenen Bereich noch ein Kommentar zu 25 Jahre verstaatlichte Industrie und ein Bericht über die Krebsvorsorge in Österreich.
Mit einer Messe in der Sixtinischen Kapelle in Rom eröffnete Papst Paul VI.
heute Vormittag die zweite ordentliche Bischofssynode der katholischen Kirche.
Wir bringen dazu einen Kommentar aus dem Vatikan.
Die übrigen Auslandsthemen lauten Ablöse in der Leitung des NATO-Generalsekretariats und weiterhin Rätselraten über die inneren Vorgänge in China.
Zum Abschluss der Mittagsinformation, verehrte Zuhörer, wollen wir Sie dann noch kurz auf die Frankfurter Buchmesse führen.
Zunächst aber die Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse in Kürze.
Ich gebe weiter ins Nachrichtenstudio zu Wolfgang Koffeneder.
USA.
Der österreichische Finanzminister Dr. Androsch, der zur Zeit an der Weltbankkonferenz in Washington teilnimmt, traf gestern Abend mit dem amerikanischen Finanzminister Connolly und den Vertretern der zehn Erklubeländer zusammen.
In einer Rede führte Dr. Androsch unter anderem aus, die amerikanische Politik sei zu sehr auf die Handelsbilanzsanierung der USA ausgerichtet.
Als Entlastung für den Dollar könne man die Möglichkeiten einer allfälligen langfristigen Dollaranleihe seitens der Europäer an die USA überprüfen.
In Gesprächen mit seinem amerikanischen Amtskollegen forderte Finanzminister Dr. Androsch die Behebung des gegenwärtigen Währungszustandes in möglichst kurzer Zeit.
Österreich
Die Vereinigung Österreichischer Industrieller wendet sich heute gegen eine Ideologisierung der Probleme Mitbestimmung und Vermögensbildung.
Wie es in einer Aussendung heißt, setze die Volkswirtschaft qualifizierte und in ihrer Entscheidungsfreiheit nicht eingeengte Unternehmensleitungen voraus.
Daher sei nach Ansicht der Industriellenvereinigung eine Sozialisierung der Unternehmensführungen mit einer zweckrationalen Wirtschaftsführung unvereinbar.
Zum Thema Vermögensbildung stellen die Industriellen fest, die Forderung nach Europa-Löhnen vertrage sich nicht mit dem Verlangen nach zusätzlichen vermögenswirksamen Leistungen der Arbeitgeber.
Bundesrepublik Deutschland Der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Metallbrenner betonte heute in Wiesbaden die Notwendigkeit gesellschaftlicher Reformen in Deutschland.
In einem Grundsatzreferat am 10.
Bundeskongress seiner Gewerkschaft erklärte Brenner, es gebe noch überall durch Privilegien gestützte Macht- und Herrschaftsstrukturen, die einer demokratischen Entwicklung der Gesellschaft im Wege stünden.
Der Gewerkschaftsvorsitzende unterstrich die Forderungen nach einer qualifizierten Mitbestimmung der Arbeitnehmer im einzelnen Betrieb ebenso wie in der Gesamtwirtschaft.
VATIKAN
Die dritte internationale Bischofssynode wurde heute um 10 Uhr Vormittag unter Teilnahme von 210 Kardinälen, Bischöfen und Ordensleuten feierlich eröffnet.
Papst Paul VI.
zelebrierte gemeinsam mit Kardinal Mincenti und dem Generalsekretär der Synode Monsignore Rubin ein Hochamt.
Italien
In Rom wurde heute ein Bericht der Nahrungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen veröffentlicht.
Daraus geht hervor, dass sich die Produktion von Nahrungsmitteln auf der Welt bis zum Jahre 1980 um 28 Prozent erhöhen werde.
Um den Hunger in der Welt zu beseitigen, müsste die Lebensmittelerzeugung jedoch um 56 Prozent steigen.
Dies bedeutet, dass es in einem Jahrzehnt in 42 Ländern der Erde noch immer Hunger geben wird.
Bei einer ihrer größten Aktionen gegen das Verbrechertum und gegen illegale extremistische Gruppen nahm die Polizei gestern hunderte Verdächtige fest.
An der Aktion beteiligten sich auch 3.000 Reservisten der Carabinieri.
In den Gebieten von Mailand, Belluno, Verona und Padua fielen der Polizei bei Hausdurchsuchungen mehrere Dutzend automatischer Gewehre, Handfeuerwaffen, etwa 30 Granaten, tausende Schuss Munition und 40 Kilogramm Sprengstoff in die Hände.
Im Zuge der Großaktion wurden auch 331 gestohlene Autos und 81 Gemälde sichergestellt.
Mongolei Wie die Nachrichtenagentur der Mongolischen Volksrepublik meldet, hat in der Nacht zum 13.
September ein Düsenflugzeug der Volksrepublik China die Staatsgrenze der Mongolei verletzt und ist bei seinem Flug in das Innere des Landes aus unbekannten Gründen im Raum des Aymak-Hentai abgestürzt.
An der Unglückstelle wurden verkohlte Leichen von neun Menschen, Waffen, Dokumente und Ausrüstungsgegenstände entdeckt.
Die mongolische Volksrepublik hat in Peking gegen die Verletzung ihres Luftraumes protestiert und eine offizielle Erklärung gefördert.
China
Der Korrespondent der britischen Nachrichtenagentur Reuter meldet heute aus Peking, trotz Absage der Parade herrsche in der Bevölkerung festliche Stimmung.
Ferner heißt es in dem Korrespondentenbericht, dass Ausländer nunmehr die große Mauer und die Minggräber in der Umgebung Pekings ohne Sonderbewilligung besuchen können.
Eine solche war in den vergangenen zwei Jahren erforderlich.
Auffallend sei, schreibt der Korrespondent weiter, dass die militärische Führungsspitze in jüngster Zeit in der Öffentlichkeit nicht zu sehen war, während Ministerpräsident Chuen Lai fast täglich in Erscheinung trete.
Nordvietnam.
Radio Hanoi stellte heute in einer Sendung eine lange Liste nordvietnamesischer Funktionäre auf, die gestern Abend in Hanoi an den Feierlichkeiten anlässlich des chinesischen Nationalfeiertages teilnahmen.
Dabei fällt auf, dass die Spitzenpersönlichkeiten wie Staats- und Ministerpräsident, Parteichef, Verteidigungsminister und Außenminister fehlten.
Ministerpräsident Chuen Lai bekräftigte gestern erneut, China und Japan könnten keine diplomatischen Beziehungen aufnehmen, solange der japanische Ministerpräsident Sato im Amt sei.
Eine Delegation japanischer Parlamentarier erklärte Chuen Lai, mit jeder anderen japanischen Regierung könnten Gespräche über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen eingeleitet werden.
Voraussetzung sei allerdings, dass Pekings politische Grundsätze anerkannt würden, wonach Taiwan einen untrennbaren Bestandteil des chinesischen Territoriums bilde.
Sowjetunion.
Auch die jüngste Gesprächsrunde zwischen der japanischen KP und der KPDSU hat nur geringe Fortschritte bei der Überbindung der bestehenden Meinungsverschiedenheiten gebracht.
In einem im sowjetischen Zentralorganpav der veröffentlichten Bericht über das Treffen in Moskau wird ausdrücklich auf die Gegensätze hingewiesen.
Der japanische Parteiführer Kenji Miyamoto sagte bei seinem Abflug aus Moskau, es gehe bei den Differenzen auch um die Invasion der Tschechoslowakei.
USA.
Der amerikanische Geheimdienst will in Erfahrung gebracht haben, dass die nordvietnamesische Regierung durch die Folgen von Überschwemmungen in Bedrängnis geraten sei.
So sollen etwa 800.000 Tonnen Reis, das wären 10 Prozent der Jahresernte, vernichtet worden sein.
Das habe zur Folge, dass Hanoi die für nächstes Jahr bestimmten Lebensmittelreserven angreifen müsse.
Südvietnam.
Am dritten aufeinanderfolgenden Morgen demonstrierten heute abermals kriegsversehrte südvietnamesische Veteranen vor dem Gebäude der Nationalversammlung in Saigon für die Regierung.
Die Demonstranten führten Transparente mit sich, auf denen sie ihre Zustimmung zur Präsidentenwahl am 3.
Oktober und ihre Ablehnung der Opposition bekundeten.
Offiziere und Mannschaften des amerikanischen Marinehauptquartiers in Saigon wurden dagegen in Erwartung weiterer regierungsfeindlicher Demonstrationen angewiesen, in ihren Wohnungen zu bleiben.
Großbritannien.
Der sowjetische Spion Oleg Lealin, der sich heute vor einem Londoner Gericht wegen Trunkenheit am Steuer verantworten sollte, erschien nicht zur Verhandlung.
Angeblich hat das gegen ihn anhängige Gerichtsverfahren, wie Londoner Zeitungen heute schreiben, Lealin zum Überlaufen veranlasst, weil er Repressalien seiner vorgesetzten Dienststellen befürchtete.
Der Moskauer Korrespondent des Daily Express schreibt heute, Moskauer Diplomaten hätten Wialin als Casanova und Playboy charakterisiert, der in London zahlreiche amoröse Abenteuer hatte.
Er sei außerdem nur ein untergeordneter Funktionär gewesen, der keineswegs über wichtige Informationen verfügen könne.
Das waren die Meldungen.
und nun das Wetter.
Störungen eines Tiefdruckzentrums über Süditalien und die über dem südlichen Mitteleuropa lagernde kühle Meeresluft beeinflussen noch immer den Wetterablauf in unserem Bundesgebiet.
Ein Hochdruckgebiet, das sich von Westeuropa gegen Mitteleuropa ausbreitet, kann sich nur zögernd durchsetzen.
Die Aussichten bis morgen früh, nördlich der Alpen, im Donauraum und am Alpenostrand noch stark bewölkt bis bedeckt und strichweise etwas Regen.
Im Süden Österreichs wechseln wolkig bis heiter.
Nördliche Winde.
Tageshöchsttemperaturen 11 bis 16 Grad.
Im Süden Österreichs bis 19 Grad.
Frühtemperaturen 2 bis 10 Grad.
Die Aussichten für morgen Freitag.
Am Morgen über den Talniederungen verbreitet länger andauernder Boden oder Hochnebel.
Nach Nebelauflösung in den späten Vormittagsstunden im Norden und Osten Österreichs noch überwiegend starke, tagsüber auflockernde Bewölkung, jedoch nur noch vereinzelt etwas Regen.
Im Westen Österreichs wechselnd aufgelockerte Bewölkung, im Süden wolkig bis heiter.
Nördliche Winde.
Tageshöchsttemperaturen 12 bis 18, im Süden bis 20 Grad.
Das Wetter um 12 Uhr.
Wien stark bewölkt, 14° Nordwestwindgeschwindigkeit, 20 km in der Stunde.
Eisenstadt bedeckt, 13° Nordwest, 20.
Linz bedeckt, 12° West, 15.
Salzburg bedeckt, 11° Windstille.
Innsbruck stark bewölkt, 10° Nordostwind, 2 km in der Stunde.
Bregenz bedeckt, 14° West, 5.
Graz stark bewölkt, 18 Grad, Nordwest 20 und Klagenfurt stark bewölkt, 16 Grad, Südwind 5 Kilometer in der Stunde.
Das also waren Wetterberichte und Nachrichten und wir beginnen die ausführlichere Berichterstattung jetzt um 12.12 Uhr mit dem Tagesgespräch in politischen Kreisen.
Auch für die österreichischen Zeitungen ist die gestrige Fernsehdiskussion zwischen Dr. Kreisky und Dr. Schleinzer natürlich das innenpolitische Hauptthema.
Wir bringen einige Auszüge aus den Kommentaren zu diesem Rededuell, zusammengestellt von Hans-Paul Strobl.
In den oberösterreichischen Nachrichten überschreibt Chefredakteur Hermann Polz seinen Kommentar über die Fernsehkonfrontation Kreisky-Schleinzer-Duell des Lächelns.
Der Autor meint, viele hatten Kreisky schon einen überlegenen Fernsehsieg über Schleinzer vorausgesagt.
Auch Skeptiker in den Reihen der VP hatten solches befürchtet.
Aber es gab weder einen Sieger Kreisky noch einen Sieger Schleinzer.
Einen Sieger wird es erst am 10.
Oktober geben, wie immer man dieses Duell auch werten mag.
Hier standen sich gleichwertige Diskussionspartner gegenüber, von denen jeder seine Partitur wohl zu spielen verstand.
Interessant waren dabei weniger die Gegensätze, sondern die Art, wie sie ausgetragen wurden.
Jeder hatte einen Teil der Wahrheit zu bieten, keiner die ganze.
Beide Herren bemühten sich um mild ironisches Lächeln, das nur selten ins Säuerliche hinüberglitt.
Augenblicksweise schien es, als ob es Schleinzer gelingen könnte, Kreisky in jene gereizte Stimmung zu bringen, in die er zuweilen bei Pressekonferenzen verfällt.
Aber der Bundeskanzler zeigte davon nur Spurenelemente.
Er fing sich immer wieder rechtzeitig und bewies, dass ihm sehr genau bewusst ist, wo er sich Gereiztheit leisten kann und wo nicht.
Schleinzer zeigte zuweilen eine untergründige, suffisante Milde und wirkte besonders in seinen Darlegungen über das Bundesheer sehr präzise.
Kreisky spielte seine Diskussionsroutine aus und bewies, wie immer, gesättigte Überzeugtheit von sich selbst.
Auch die Salzburger Nachrichten stellen den beiden Diskutanten ein gutes Zeugnis aus.
Der entsprechende Kurzkommentar trägt den Titel »Debatte ohne Schach«.
Wir zitieren daraus.
Wer geglaubt hatte, der ruhige, zurückhaltende Schleinzer werde von dem eloquenten Kreisky buchstäblich gefressen werden, erlebte anfangs eine Überraschung.
Schleinzer eröffnete die Partie mit einer Position, warum Wahlen Sorge um die Wirtschaft, zu deren Bereinigung Kreisky zwei Züge verwenden musste.
Bis zum Höhepunkt des Abends, der Frage der Verstaatlichung, hielt sich Schleinzer ausgezeichnet, dann allerdings siegte die Routine Kreiskys.
Das Schach allerdings und das Matt blieben auf beiden Seiten aus.
Beide Kontrahenten legten eine auffallende Disziplin an den Tag.
In der Presse überschreibt Thomas Kurherres eine Reportage vom Fernsehduell.
Schleinzer, Griesgram lernt lächeln, Kreisky, Defensive mit Schweiß.
Die ersten Zeilen?
Sie wirkten zuweilen wie Geschäftsleute, die Prozente aushandelten und dann wieder wie Auguren mit einem leisen Lächeln in den Mund winkeln.
Dann meint der Autor.
Es war ein elegantes Treffen, nahezu ohne Aggression.
Höhepunkt des Wahlkampfes?
Dann war der Höhepunkt, so wie der bisherige Verlauf, ein wenig unterkühlt.
Der Favorit hat ein wenig enttäuscht.
Der Underdog hat sich glänzend geschlagen.
Mit anderen Worten, der Kampf endete unerwarteterweise unentschieden.
Wenn man nach Punkten bewerten wollte, gäbe es da nicht einen kleinen Überhang für Herausforderer Schleinzer und Chorherr schließt den Bericht.
Jedes nach den Schweißperlen hat Schleinzer haushoch gewonnen.
Sein Gesicht blieb trocken, während Kreiske wiederholt das Taschentuch bemühen musste.
Aber nur in den USA können Schweißperlen eines Debattenredners die Wahl entscheiden.
Im Kurier stellt Dieter Lenhardt ein faires TV-Duell auf hohem Niveau fest.
Es hätte nur jene enttäuscht, die sich eine Hetz versprochen hätten, meint der Autor und fährt fort.
Beide Kontrahenten entwickelten klar ihre politischen Vorstellungen.
In der Art der Diskussion waren die Gegner unterschiedlich.
Schleinzer attackierte sachlich, hart und doch in vorbildlichem Ton, Kreisky schlug gekonnt zurück.
Nach einer detaillierten Beschreibung der Konfrontation schließt Lenhardt.
Den Händedruck, den die beiden Parteichefs nach dem Duell tauschten, sahen die Fernseher nicht mehr.
Er war der Abschluss eines würdigen Streitgesprächs.
Das also meint die österreichische Presse zur gestrigen Fernsehdiskussion Kreisky-Schleinzer.
In diesem Gespräch kamen natürlich alle wichtigen Fragen zur Sprache, die im Wahlkampf eine Rolle spielen.
Die Bundesheerreform, die Wirtschafts- und vor allem die Preispolitik, aber auch ideologische Probleme.
Gerhard Weiß befragte heute Vormittag den Obmann der dritten im Parlament vertretenen Partei, Abgeordneten Peter, zu einigen in dieser Fernsehdiskussion angeschnittenen Fragen.
Gegen den Erwartungen hat gestern die Freiheitliche Partei in der Fernsehkonfrontation Dr. Kreisky, Dr. Schleinzer keine Rolle gespielt.
Auf der anderen Seite hat aber Dr. Kreisky der ÖVP für den Fall einer Koalitionsbildung ausdrücklich faire, kulante, ernsthafte Bedingungen versprochen.
Herr Parteiobmann Peter, müssen Sie jetzt fürchten, dass Sie bei einer Regierungsbildung nach dem 10.
Oktober überhaupt rechts liegen gelassen werden?
Ich stehe vorerst unter dem Eindruck, dass es sich gestern nicht so sehr
um eine Diskussion der Kanzlerkandidaten, denn um eine Belangssendung der österreichischen Volkspartei und der sozialistischen Partei Österreichs gehandelt hat, denn die Kanzlerkandidaten haben nicht gesagt, wie der weitere Weg Österreichs in die Zukunft beschritten werden soll, sondern sie haben in ihrer politischen Vergangenheit herumgekramt.
Man konnte sich also sehr wenig orientieren über den weiteren Weg Österreichs unter einem Kanzler Dr. Greisky oder unter einem Kanzler Dr. Schleinzer.
Was sagen Sie nun zu dem Versprechen des Dr. Kreisky an die ÖVP?
Er werde für den Fall einer Koalitionsbildung sehr ernsthafte, kulante Bedingungen stellen.
Vorerst interessiert mich, wie die Freiheitliche Partei Österreichs am 10.
Oktober abschneidet, wie gestärkt sie aus dieser Nationalratswahl hervorgeht.
Alle anderen Überlegungen im Zusammenhang mit der Regierungsbildung sind nach dem 10.
Oktober dieses Jahres anzustellen.
Sie glauben also nicht, dass sie rechts liegen gelassen werden?
Ich habe den Platz mit meiner Partei in Österreichs politischer Mitte eingenommen und werde den politischen Auftrag, den uns die Wähler am 10.
Oktober erteilen, von diesem Platz aus nach beiden Seiten hin wahrnehmen.
Eine sehr wichtige Sachfrage war gestern das Bundesheer.
Hier hat Dr. Kreisky ausdrücklich erklärt, dass die 60-Tage-Waffenübungen illusorisch seien, dass aus technischen Gründen in der Praxis nur 30 Tage zu leisten seien.
Können Sie damit einverstanden sein?
Immerhin hat doch die Freiheitliche Partei die Ernsthaftigkeit der 60 Tage von ihrer Zustimmung abhängig gemacht.
Ich bedauere zudiefst, dass gestern die Vorsitzenden der Sozialistischen Partei und der österreichischen Volkspartei entgegen den Erwartungen und Bitten das Bundesheer in den Wahlkampf hineingezogen haben.
Wir Freiheitlichen sind nach wie vor der Meinung, das Bundesheer gehört aus dem Wahlkampf ausgeklammert, weil nach dem Wahldag drei Parteiengespräche über die weitere Bundesheerreform dringend geboten erscheinen.
die 60-Tage-Waffenübungen sind, die für Sie ernsthaft oder auch illusorisch wie für den Bundeskanzler?
Wir haben ein Gesetz mit den Stimmen der Freiheitlichen Partei Österreichs zum Beschluss erhoben und wir werden uns an diesen Gesetzesauftrag halten und nicht an Erklärungen des Herrn Bundeskanzlers oder des Herrn Dr. Schleinzer.
Also die 60 Tage sind für Sie verpflichtend?
In dieser Frage sind Sie nicht einer Meinung mit dem Kanzler?
Ich unterstreiche, dass wir Freiheitlichen uns an den Gesetzesauftrag halten werden.
Eine andere wichtige Sachfrage betrifft die Verstaatlichung.
Hier hat Dr. Kreisky gestern erklärt, dass es zu keiner weiteren Verstaatlichung in Österreich kommen werde.
Halten Sie dieses Wort des Bundeskanzlers für ausreichend oder glauben Sie, dass der Vizekanzler Hauser mit der Gewerkschaftsmacht im Rücken doch noch zu einer Verstaatlichung in Österreich kommen könnte?
Ich halte mich an die grundsätzliche Auffassung der Freiheitlichen Partei Österreichs,
die jede weitere Verstaatlichung in diesem Lande ablehnt.
Aber mir war die Diskussion zu diesem Thema nicht aufschlussreich genug, denn wir haben wohl eine Erklärung des Herrn Bundeskanzlers Dr. Greisky, dass er ad personam keiner weiteren Verstaatlichung das Wort reden wird.
und dass er gegen jede weiteren Verstaatlichungstendenzen auftreten wird.
Ich vermisse aber eine gleichlautende Erklärung des Bundesparteiobmannes der österreichischen Volkspartei.
Man darf durch den Realitäten nicht aus dem Weg gehen.
Verstaatlicht wurde in Österreich ja mit den Stimmen der Sozialisten, der ÖVP und der kommunistischen Partei.
Und so zu tun, als gäbe es in der ÖVP keine Verstaatlichungstendenzen, heißt ja den Realitäten aus dem Weg gehen.
Wie sieht es mit den Linksüberholern in der österreichischen Volkspartei aus?
Was hat der Arbeiter- und Angestelltenbund zu diesem Thema für Vorstellungen?
Und dazu wird es notwendig sein, dass der Bundesparteiobmann der österreichischen Volkspartei noch vor dem Wahltag Stellung nimmt.
Konkret hat aber doch der ÖGB-Vizepräsident Heiser die Verstaatlichungsfrage aufs Tapet gebracht und nicht die Volkspartei.
Konkret haben bei den beiden Verstaatlichungsgesetzen
ÖVP-Politiker von Rang und Namen ein glühendes Bekenntnis zur Verstaatlichung abgelegt, das ungefähr so klingt, wie das, was Vizekanzler Heuser zu diesem Thema unerfreulicherweise gesagt hat.
Vizekanzler Heuser hat gestern an anderer Stelle erklärt, die Freiheitliche Partei sei gewerkschaftsfeindlich.
Was halten Sie davon?
Ich bin der Meinung, dass sich der Vizekanzler Häuser in dieser Frage nicht nur im Ton vergriffen hat, sondern dass er hier eine in jeder Weise unhaltbare Erklärung abgegeben hat.
Ich fordere den Herrn Ingenieur Häuser auf, vor der Öffentlichkeit zu erklären, in welcher Eigenschaft er diese Stellung abgegeben hat.
Als Vizekanzler des Kabinetts Greisky oder als Vizepräsident des österreichischen Gewerkschaftsbundes.
Für mich ergibt sich die Frage, ob
die Funktion eines Vizepräsidenten des unabhängigen österreichischen Gewerkschaftsbundes mit der Tätigkeit eines Vizekanzlers in der Bundesregierung kompatibel ist.
Es gilt jetzt diese Dinge zu klären, ehe wir Freiheitlichen die Diskussion über den Fall Häuser fortsetzen.
Ich fühle mich persönlich durch Ingenieur Häuser beleidigt.
Ich gehöre 26 Jahre dem österreichischen Gewerkschaftsbund an und lasse mir eine Gewerkschaftsfeindlichkeit nicht unterstellen.
Hier wird es weitere Gespräche mit dem Präsidenten des österreichischen Gewerkschaftsbundes geben.
Vorher aber soll Herr Hauser klären, in welcher Eigenschaft er die Erklärung abgegeben hat, als Vizekanzler der Bundesregierung oder als Vizepräsident des parteiunabhängigen österreichischen Gewerkschaftsbundes.
Dieses Gespräch mit Friedrich Peter, dem Obmann der Freiheitlichen Partei Österreichs, führte Gerhard Weiß.
Und in Linz hatte Franz Rohrhofer bei seinem Bemühungenerfolg einen Mann, der mehrmals zitiert worden ist bei der gestrigen Fernsehdiskussion und auch jetzt gerade im Interview mit Friedrich Peter, dazu einige Fragen zu stellen.
Es ist Vizekanzler Ingenieur Heuser.
Herr Vizekanzler Heuser,
Peter, der Parteiobmann der Freiheitlichen Partei, hat Sie heute sehr scharf angegriffen wegen Ihrer Äußerung, wonach die Freiheitlichen gegen die Interessen der Gewerkschaft gerichtet seien und er hat Ihre Äußerungen als unhaltbar bezeichnet und auch die Frage gestellt, ob die Funktion eines Vizepräsidenten des ÖGB und eines Vizekanzlers vereinbart seien, vor allem in welcher Funktion Sie die Äußerung gegen die Freiheitlichen gemacht haben.
Was sagen Sie dazu?
Fürs Erste stelle ich fest, dass ich meine Äußerungen aufgrund des Schwerpunktprogramms der Freiheitlichen Partei abgegeben habe, dass ich wörtlich zitiert habe, das ist Ihr Wahlprogramm und mit diesem Wahlprogramm stehen Sie gegen die Ziele und Interessen der Gewerkschaftsbewegung.
Ich habe bei einer sozialistischen Fraktionskonferenz der Gewerkschafter gesprochen,
und dort in meinen Eigenschaften als Politiker und Gewerkschafter.
Die Funktion eines Vizekanzlers mit einem Vizepräsidenten des ÖGB ist nach unserer österreichischen Verfassung ohne weiteres vereinbar.
Würden Sie bei der Behauptung bleiben, dass die Freiheitlichen nicht gewerkschaftsfähig sind?
Gewerkschaftsfähig habe ich nicht gesagt, sondern dass ihre Zielsetzungen sich gegen die Interessen der Arbeitnehmer richten, wie das deutlich aus ihrem eigenen Programm hervorgeht.
Würden Sie, Herr Vizekanzler Häuser, einer Bundesregierung angehören, in der die Freiheitlichen einen Sitz haben?
Schauen Sie, diese Frage jetzt zu stellen ist verfrüht.
Das wird nachher festgelegt werden, inwieweit die Parteien, die dann zu einer allfälligen Koalition sich zusammenschließen, sich auf ein Regierungsprogramm einigen können.
Soferne dieses Regierungsprogramm die Interessen der großen Gewerkschaftsgruppe mit vertreten wird und ich halte es, wenn eine sozialistische
Regierung oder eine Regierung mit sozialistischer Beteiligung dabei ist, für unmöglich, dass ein Regierungsprogramm entwickelt wird, in dem nicht die Interessen der Arbeitnehmer voll enthalten sind.
Wenn sich dann eine Partei zu diesem Regierungsprogramm bekennt, dann werde ich selbstverständlich auch weiterhin im Auftrage meiner Partei dieser Regierung angehören.
Dies bedeutet aber, dass das Wahlprogramm der Freiheitlichen, in dem Sie also eine Gewerkschaftsfeindlichkeit entdecken, nicht Inhalt des Regierungsprogrammes einer kleinen Koalition SPÖ, FPÖ sein könnte.
Das bedeutet das sehr deutlich ausgesprochen.
Herr Vizekanzler, besten Dank.
Mit Vizekanzler Ingenieur Häuser sprach Franz Rohrhofer.
Wie Ingenieur Häuser dem ORF ergänzend zu diesem Interview mitteilte, sei er mit Bundeskanzler Dr. Kreisky darin einer Meinung, dass es unter einer Regierung Kreisky in den nächsten vier Jahren keine weiteren Verstaatlichungen geben würde.
Letztes Ziel, das allerdings derzeit nicht aktuell sei, bleibe jedoch eine Vergesellschaftung der Großwirtschaft.
Dr. Kreisky hat in der gestrigen Fernsehdiskussion unter anderem auch die Rechnung Dr. Schleimzers zur neuen Bundeswehrdienstzeit 6 Monate plus 60 Tage als falsch, weil seiner Ansicht nach nicht realisierbar bezeichnet.
Dr. Kreisky meinte, es werde bei 6 Monaten und 30 Tagen bleiben müssen und er führte dafür technische Gründe an.
Wir haben heute Vormittag natürlich auch versucht, eine Stellungnahme des Verteidigungsministers zu diesen Erklärungen des Regierungschefs zu erhalten.
Dem ORF wurde jedoch mitgeteilt, dass weder Minister Lüttgendorf noch ein anderer Vertreter des Ressorts im Wahlkampf in Interviews zu Bundesheerfragen Stellung beziehen wollen.
Es ist in wenigen Sekunden 12.27 Uhr.
Die verstaatlichte Industrie Österreichs ist 25 Jahre alt.
In einem Festakt in der Wiener Hofburg werden heute Nachmittag Spitzenvertreter des Staates und der Wirtschaft dieses Jubiläum zum Anlass nehmen, um die Leistungen und die Probleme dieses Sektors der Wirtschaft aufzuzeigen.
Im folgenden Kommentar zieht Ernst-Werner Nussbaum eine Bilanz der erfüllten Hoffnungen, aber auch der enttäuschten Erwartungen in den 25 Jahren, seitdem das erste Verstaatlichungsgesetz erlassen wurde.
Zwei Gedanken standen bei der Verstaatlichung Pate.
Der eine entsprang der wirtschaftlichen Zwangslage der unmittelbaren Nachkriegszeit.
Es gab kein Privatkapital, nur der Staat schien damals überhaupt imstande zu sein, die Weiterführung der größten Betriebe des Landes zu gewährleisten.
Zugleich aber glaubte man aus ideologischen Motiven, die Grundstoff- und Schlüsselindustrien nicht länger in privater Hand lassen zu können.
Sie sollten im Interesse der Volkswirtschaft und speziell der dort Beschäftigten in die Hände des Staates übertragen werden.
Weil man aber zugleich hoffte, jene Betriebe, die formell als deutsches Eigentum galten, vor dem Zugriff der sowjetischen Besatzungsmacht retten zu können, wurden schließlich nicht nur die größten Unternehmen verstaatlicht, sondern auch einige relativ kleine Firmen.
Nicht nur Rohstoffproduzenten, sondern auch einige Verarbeitungsbetriebe.
Die Sicherung der Arbeitsplätze, die damals eine so wichtige Überlegung darstellte, ist weitgehend gelungen.
Das gilt freilich in gleichem Maße für die Privatindustrie.
In einzelnen Fällen musste sich jedoch auch die verstaatlichte Industrie den Realitäten fügen und hoffnungslos unrentabel gewordene Unternehmen schließen.
Die RAX-Werke, den Kohlenbergbau Grünbach, die Lawantaler Kohlengruben.
Ein weiteres Motiv der Verstaatlichung lag darin, den weiterverarbeitenden Betrieben die Belieferung mit Rohstoffen zu günstigen Preisen zu sichern.
Auch in dieser Frage waren die Realitäten mitunter stärker.
Und wo man glaubte, aus volkswirtschaftlichen Überlegungen die Inlandspreise merklich und ständig unter dem Weltmarktniveau halten zu müssen, auch dafür ist wieder die Alpine Montangesellschaft ein Beispiel, musste das Unternehmen die Rechnung dafür in Form eines akuten Mangels an Investitionskapital begleichen.
Die Forderung, das Eigentum an den Schlüsselindustrien nicht in unkontrollierbare Hände geraten zu lassen, sondern diese Unternehmen unmittelbar in die Obhut des Staates zu geben, konnte in diesen Jahren gleichfalls realisiert werden.
Auch dafür musste aber ein entsprechender Preis bezahlt werden, und zwar von den Unternehmen selbst.
Weil der Verkauf von Aktien, mit Ausnahme des Sonderfalles der verstaatlichen Banken, auf hartnäckige, geradezu dogmatische Ablehnung stieß, auch wenn die Mehrheitsrechte des Staates nicht infrage gestellt gewesen wären, leiden die meisten verstaatlichten Industrieunternehmen an argem Kapitalmangel.
Nur, wenn er nahezu unerträglich wurde, entschloss sich der gleichfalls von finanzieller Blutarmut geplagte Aktionär, der Staat, zu Kapitalerhöhungen.
Erst die Übertragung der Aktien dieser Betriebe an die OIAG im vergangenen Jahr hat Hoffnungen geweckt, dass die Kapitalversorgung künftig etwas gebessert werden kann, etwa durch Anleihen, die von der OIAG aufgenommen und an die Betriebe weitergegeben werden.
Ob damit das Kapitalproblem wirklich gelöst werden kann, bleibt aber noch abzuwarten.
Die ärgsten Bleigewichte aber, an denen die verstaatlichte Industrie noch heute wie vor 25 Jahren zu tragen hat, bestehen in der unmittelbaren Einflussnahme staatlicher und damit politischer Stellen auf die einzelnen Unternehmen.
Fast mit jeder Nationalratswahl wurde die Aufsichts- und Kontrollinstanz für die verstaatlichte Industrie in eine neue Form gebracht.
Dahinter stand die Absicht der jeweiligen Regierungsparteien, sich die unmittelbare Einwirkung auf die Betriebe zu erhalten, vor allem in der Personalpolitik.
Und selbst die Gründung der OIAG, die von dem Prinzip einer Entpolitisierung der Personalprobleme getragen war, konnte letztlich die Bestellung der Führungsorgane nach dem Parteienproporz nicht unterbinden.
Dabei geht es nicht um die Frage, ob nicht unter den Anhängern und Mitgliedern der politischen Parteien ebenso fähige Manager zu finden seien wie anderswo.
Indem sie sich das Vorschlags- und damit das Bestellungsrecht für die Leitungsorgane der verstaatlichten Industrie weiterhin vorbehalten, haben die politischen Parteien nicht nur die Freiheit der Auswahl für diese Leitungsfunktionen unnötig und oft zum Nachteil der Unternehmen eingeschränkt, sie haben auch bewiesen, dass nach ihrer Meinung diese Betriebe nicht nur wirtschaftlich arbeiten sollen, sondern auch politischen Überlegungen zugänglich zu sein und ihnen im Bedarfsfalle zu folgen haben.
Dass derlei Gedankengänge auch die Landespolitik ergriffen haben, womit notwendige Strukturbereinigungen verzögert oder verhindert wurden, zeigt die Konsequenzen solcher Methoden.
Man wird am heutigen Tage mehrfach das Lob der verstaatlichen Industrie zu hören bekommen.
Es ist, wie die Bilanz dieser 25 Jahre zeigt, in vielen Fällen berechtigt.
dass die Sorgenkinder der verstaatlichten Industrie, deren Zahl gar nicht gering ist, an einem solchen Tag nicht besonders genannt werden, ist verständlich, wenn auch nicht richtig.
Aber dieses Lob gebührt zweifellos den Leistungen der Betriebe selbst, ihrer Mitarbeiter und Manager.
Diese Leistungen sind nicht schlechter, aber auch nicht besser als die der privaten Wirtschaft.
Wo es aber negative Bilanzen oder ungelöste Probleme im Bereich der verstaatlichen Industrie gibt, da gehen Sie zum größten Teil auf das Konto der politischen Faktoren im Staat, in den Ländern und in den Organisationen.
Für die Volkswirtschaft sind die verstaatlichen Betriebe heute nichts anderes als die Privatunternehmen.
Erst wenn diese Erkenntnis auch in den politischen Instanzen volle Geltung hat, wird die restlose Integration der verstaatlichen Industrie in die gesamte Wirtschaft vollzogen sein.
Das war ein Kommentar von Ernst-Werner Nussbaum zum 25-Jahr-Jubiläum der verstaatlichen Industrie in Österreich.
Im Generalsekretariat der NATO tritt heutig jener Wechsel in der Leitung ein, der von der Außenministertagung der Atlantischen Gemeinschaft Anfang Juni in Lissabon beschlossen worden ist.
An die Stelle des Italieners Manlio Brosio tritt der holländische Außenminister Josef Lünz.
Der heute 69 Jahre alte Politiker leitete das Außenamt der Niederlande seit dem Jahre 1956 und er war somit der weltdienstälteste Außenminister.
Unser Korrespondent Klaus Emmerich kommentiert die Bedeutung dieser Ablöse im Generalsekretariat des Nordatlantikpaktes.
Wenn der Wechsel von Personen gelegentlich den Wandel der Sachen zu signalisieren vermag, dann geschieht es am heutigen Donnerstag.
An diesem 30.
September unterzeichnen die Außenminister der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion in Washington die ersten schriftlichen Ergebnisse der langwierigen Verhandlungen, die sie untereinander geführt haben, um die strategischen Rüstungen zu beschränken.
Zwar handelt es sich nicht um das, was im harten Kern Sold, Strategic Arms, Limitation Talks ausmacht,
eine politische Entschärfung der Superwaffen, sondern nur um Nebenvereinbarungen.
Die Außenminister Rogers und Gromyko pflegen damit jedoch offensichtlich das, was man gemeinhin als Entspannungen bezeichnet.
Das Risiko eines Atomkrieges durch menschlichen Irrtum oder technisches Versagen soll durch die heutigen Abkommen abgebaut werden.
Das eine Klimaabkommen soll den sogenannten heißen Draht zwischen dem Weißen Haus und dem Kreml technisch modernisieren, also vorsichtshalber über Satelliten auch schalten.
Und das zweite Abkommen sieht eine Sofortverständigung bei atomaren Zwischenfällen vor.
Die europäische Komponente in den Entspannungsbemühungen wird ebenfalls heute durch einen wichtigen Personenwechsel sichtbar.
Im Generalsekretariat der North Atlantic Treaty Organization, der NATO, folgt der Holländer Josef Lönz dem Italiener Manlio Brosio.
Allerdings ist klar, dass es sich beim politischen Chef der NATO-Verwaltung um mehr handelt, als um einen gut bezahlten Bürovorsteher der westlichen Verteidigungsallianz.
Als fünfter Generalsekretär der Allianz, einer der farbigsten Erscheinungen der internationalen Diplomatie überhaupt, gerade in den Zeiten eines Entspannungsexperimentes, wo die gegenseitigen Sicherheitspolitiken zwischen West und Ost möglicherweise neu kalkuliert werden,
Das sensible Geflecht einer Allianz aus 15 demokratischen Ländern zu bedenken.
So wie seine vier Vorgänger steht Lönz dabei im Spannungsfeld zwischen Sicherheitsbedürfnis, außenpolitischem Mobilismus, nationalen Interessen und Allzeit unter dem Gesetz des Kompromisses, wie die vier vorangegangenen Generalsekretäre, also der Engländer Lord Ismay, der Belgier Paul-Henri Spaak, der Holländer Dirk Sticker und der Italiener Manlio Brosio.
Es ist typisch für den Stilwandel der NATO, dass gerade der C-Italiener aus Birmont, Brosio war Albino-Offizier, unter anderem in der Isonzo-Schlacht des Ersten Weltkrieges und später Botschafter seines Landes in London, Paris und Moskau, dass dieser 74-jährige Ex-Generalsekretär der NATO in Moskau nun die NATO-Interessen auf
neuartiger Weise ins Entspannspiel bringen soll.
Für die Sowjetunion und den übrigen Ostburg wird mit der Entsendung des bisherigen Chefs der Zivilverwaltung der NATO, der diese westliche Allianz sieben Jahre lang zäh und kühl gemanagt hat, eine neue Phase der Ost-West-Beziehungen beginnen.
Wie sie enden wird, hängt sicherlich davon ab, wie sich Lönz in der NATO-Zentrale zu Brüssel schlägt oder genauer gesagt wegen Spielraum ihm die Bündnispartner lassen.
Der ehemalige holländische Außenminister bringt wohl ein Optimum an Erfahrung mit.
Er war bis gestern der dienstälteste Außenminister der Welt überhaupt, nämlich seit 15 Jahren der reisende Vertreter seines Landes im Ausland, ein Mann, der ebenso zielstrebig wie sachkundig, originell und eigenwillig zu verhandeln weiß und seinen Bezug zur Verteidigungspolitik sicherlich nicht nur daher ableitet, dass er recht gerne Marineoffizier war und neben französischer Literatur, Vater Lönz war Kunstmaler, die Feuerkraft von Kriegsschiffen zu einem seiner begehrtesten Gesprächsthemen zählt.
Mit dem Generalsekretariat entfernt sich Lönz von Holland zumindest im politischen Handwerk und ist auch in dieser Weise konsequent.
Meinte er doch einmal, Außenpolitik zu betreiben bereite doch mehr Spaß, wenn es keine Innenpolitik gäbe.
Und Adenauer, der mit de Gaulle mancherlei Vorbehalte gegen Lönz als Vertreter eines misstrauischen Kleinstaates erkennen ließ, witzelte einmal gegenüber dem katholischen Holländer, wenn ein Mensch mein tief empfundenes Mitleid besitzt, so Adenauer, dann ist es Frau Lönz, weil sie ständig mit Ihnen zusammen sein muss.
Daraufhin Lönz zu Adenauer, Herr Bundeskanzler, Sie sollten einen Hilfsverein für verlorene Frauen gründen.
Der Streit für Europa, der vor allem im EWG-Ministerrat dafür sorgte, dass den Franzosen oder den Deutschen als größeren Partnern sachlich Parole geboten wurde, weitet nun seine Dimension, freilich auch seine Wirkungsmöglichkeit.
NATO und EWG sind grundverschiedene Dinge, das weiß Lönz als neuer Generalsekretär der NATO ganz genau und macht sich deshalb auf schwierige Verhandlungen gefasst.
Klaus Emmerich kommentierte den Wechsel im Generalsekretariat der NATO.
Mit einem Hochamt in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan eröffnete Papst Paul VI.
heute Vormittag gemeinsam mit fünf Kardinielen die zweite ordentliche Bischofssynode der katholischen Kirche.
Vier Wochen lang werden mehr als 200 Vertreter des katholischen Weltepiskopats über zwei Hauptfragen beraten.
Das priesterliche Amt und die Gerechtigkeit in der Welt.
Zum zweiten Punkt wurde bereits ein Antrag vorbereitet, der den Vietnamkrieg verurteilt und für Rassengleichheit eintritt.
Hans Jakob Stehle kommandiert nun aus Rom die Problematik, vor die sich die Teilnehmer an dieser Bischofssynode der katholischen Kirche gestellt sehen.
Wenn man heute Vormittag das feierliche Hochamt erlebte, das der Papst in der sixinischen Kapelle zur Eröffnung der Synode zelebrierte, zusammen mit fünf Kardinälen, darunter dem Ungarn Mincenti, wenn man diese ganz in den traditionellen lateinischen Ritus eingebettete Feier erlebt hat, konnte man glauben, es sei die katholische Weltkirche von keinerlei Stürmen dieser Zeit betroffen.
Doch wer dann die müde, angestrengte Stimme des Papstes hörte,
wie er in seiner Predigt von der Glaubenskrise, der Krise der Kirche sprach, wie er warnte vor der Gefahr zweifelhafter Lehrmeinungen und wie er die eine einzige Wahrheit seiner Kirche beschwor, der spürte etwas von der inneren Spannung, in der heute diese zweite römische Bischofssynode beginnt.
Fast sechs Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil muss die katholische Kirche jene bedrückende Erfahrung machen, die schon den Erben der protestantischen Reformatoren nicht erspart wurde.
Dass nämlich der Versuch, sich zur reinen Lehre, zur schlackenfreien Lehre zurückzuwenden, viel eher alte Konflikte belebt, als neue Klarheiten hervorbringt.
dass dabei schließlich mehr Säkularisierung als religiöse Erweckung herauszukommen droht, zumindest aus der Sicht der Pastores, der Seelenhirten, die sich für eine Herde nicht nur für sich selbst verantwortlich fühlen.
Das Statut der Synode gibt dieser zwar das Recht, Beschlüsse zu fassen, aber nur durch Zustimmung des Papstes können daraus verbindliche Entscheidungen werden.
Paul VI.
könnte also eigentlich der Debatte mit Ruhe entgegensehen.
Doch in den beiden Themen der vierwöchigen Sitzung, das priesterliche Amt und Gerechtigkeit in der Welt, steckt zu viel Zündstoff, dass sich die Spannungen zum Schaden der päpstlichen Autorität entladen könnten.
Und deshalb sind im Vatikan zu beiden Themen Arbeitspapiere entworfen worden, die bereits viel mehr vorentscheiden, als den Synodalen lieb sein kann.
Das Priestertum wird in dem einen römischen Dokument wieder auf jenes Podest gehoben, von dem es während des Vatikanischen Konzils herabzusteigen schien.
Die Barriere zum nurgläubigen Laien wird fest verankert.
Es gebe zwischen ihnen eine seinsmäßige Verschiedenheit, heißt es da.
Ignoriert das Papier also die Tatsache, dass die Kirche, vor allem die westeuropäische, amerikanische und afrikanische, von einem katastrophalen Priestermangel bedroht ist?
Dass die Zahl der Kandidaten in den letzten fünf Jahren bis zu 60% gesunken ist?
Dass viele Priester ihren eigenen Zweifeln und der Glaubensnot, die sie umgibt, nur noch dadurch entkommen, dass sie sich ganz mit dem Volk, den Arbeitern, den armen Verbrüdern, dass sie aufhören wollen, eine von Gott und der Gesellschaft privilegierte Gekaste zu sein?
Das römische Papier sieht das Heilmittel in der Disziplinierung.
Fahnenflüchtig hat der Papst jene Priester genannt, die eben deshalb zurück zum gläubigen Laienstand wollen.
Der Wille, den Zölibat aufzugeben, muss als authentischer Ungehorsam betrachtet werden, heißt es jetzt in dem Synodendokument.
Es ist schon fast sicher, dass sich Rom bestenfalls, dazu verstehen wir den Ausnahmefällen im Urwald oder auf einsamen Inseln, bewährten Männern, Ehemännern, priesterliche Funktionen zuzubilligen.
Was bewegt den Papst, die Priesterkrise vorwiegend mit Mitteln zu bekämpfen, die gerade zu ihren Ursachen gehören?
Es ist der begreifliche Selbsterhaltungstrieb einer geschichtlich gewachsenen Organisation, die sich einfach selbst aufgeben würde, wenn sie ihre Vermittlungsautorität zwischen Mensch und Gott plötzlich demokratisch von unten statt hierarchisch von oben her leiten würde.
Deshalb die zunehmende Verhärtung der sozusagen Innenpolitik des Papstes.
Deshalb aber auch die zunehmende Öffnung seiner Außenpolitik, wie sie das zweite Synodendokument spiegelt und wie sie nur aus dem Selbstbewusstsein einer festgefügten Autorität möglich ist.
Für Gerechtigkeit in der Welt soll die Synode ihre Stimme erheben, sagt dieses zweite Dokument.
Es muss, so sagt das Papier, der Mensch befreit und die Gesellschaft erneuert werden.
Beendet werden muss die Unterdrückung, die schwache Länder zur Abhängigkeit verurteilt.
So verstandene Entwicklungshilfe sei jedoch niemals zu verwirklichen, wenn nicht eine mächtige Weltautorität entstünde.
Offenbar ist da an eine Art UNO gedacht.
Eine Weltautorität, die dem nationalen Egoismus entgegenwirke.
Die Kirche selbst dürfe keine weltlichen Bestrebungen haben, die ihres Auftrags unwürdig sind.
Sie sei nur Dienerin des Menschen, heißt es.
Das schließt für die kühnen Verfasser dieses Synodendokuments offenbar auch die Möglichkeit ein, der Jugend ins Bewusstsein zu rufen, dass es in gewissen Situationen wirklich, wo Grundrechte der Person ernsthaft bedroht sind, erlaubt sein kann, zur Verteidigung dieser Rechte auch zur Gewalt zu greifen, vorausgesetzt, dass alle legalen Mittel ausgeschöpft sind.
So sagt das Dokument.
Aber schon jetzt ist sicher, dass es in den nächsten Wochen darüber zu heftigen Diskussionen in der Synode kommen wird.
Wir hörten Hans Jakob Steele mit einem Kommentar aus dem Vatikan.
In der Volksrepublik China wird morgen der 22.
Jahrestag der Staatsgründung gefeiert.
Seit Tagen gehen nun Meldungen über angeblich mysteriöse Ereignisse in China um die Welt, über Machtkämpfe oder entscheidende Veränderungen.
Bisher ist es nicht möglich, die Substanz dieser Spekulationen zu prüfen.
Tatsache bleibt aber, dass die heuer eingeleitete Ping-Pong-Diplomatie, deren Initiator vor allem Ministerpräsident Chuen Lai ist, auf einige Erfolge verweisen kann, von der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu 18 Staaten bis zur Einladung an Präsident Nixon.
Wenn es innere Schwierigkeiten in China gibt, dann scheinen sie eher auf ideologischem Gebiet zu liegen.
Mit dieser Frage befasst sich Harry Sikowsky.
Der Besuch des amerikanischen Präsidenten Nixon in Peking wird ein wahrhaft welthistorisches Ereignis sein.
Denn zum ersten Mal in seiner 5000-jährigen Geschichte wird das Staatsoberhaupt einer Großmacht China besuchen.
Die chinesische Bevölkerung dürfte sich jedoch kaum mit den historischen Aspekten des Nixon-Besuchs befassen.
Sie hat andere Sorgen.
Ihr hat man jahrzehntelang eingehämmert, dass die Imperialisten entweder Papiertiger oder Todfeinde seien, meistens aber beides zugleich.
Partei und Regierung haben dem Volk eingeschärft, dass es keinen Sinn hat, mit den Imperialisten und schon gar nicht mit ihrer amerikanischen Abart zu verhandeln.
Nur unversöhnlicher Kampf auf allen Ebenen sei das geeignete Mittel, um die Imperialisten zur Raison zu bringen.
Nun stehen die chinesischen Kommunisten in der Sache Nixenbesuch vor der alten Frage des Vaters, wie sage ich es meinem Kinde.
Aber für die Rot-Chinesen ist das kein Problem.
Sie greifen auf das probate Hausmittel zurück, das in allen Fällen hilft.
Schlag nach bei Mao.
Aus den vielbändigen Werken des Vorsitzenden Mao-Zitung hat man daher einen Artikel vom 25.
Dezember 1940 ausgegraben, aus der Zeit des Kampfes gegen die japanische Aggression.
Unter dem nichtssagenden Titel »Über unsere Politik« entwickelt Mao hier seine Theorie von der doppelten Politik.
Das heißt, man müsse die Verräter und projapanischen Elemente bekämpfen und isolieren, auf der anderen Seite jedoch versuchen, die schwankenden Elemente und jene, die eine zwiespältige Position einnehmen, als Partner zu gewinnen oder zumindest zu neutralisieren.
Das war vorerst das Rezept für die inneren Verhältnisse Chinas.
Dann jedoch weitet Mao die These auf die Außenpolitik aus.
Natürlich kämpfe die kommunistische Partei gegen alle Imperialisten.
Aber man müsse doch einen Unterschied machen zwischen den japanischen Imperialisten, die China überfallen haben, und den Imperialisten anderer Länder, die keine Aggression gegen China unternehmen, wie die Vereinigten Staaten und Großbritannien.
Ferner muss man auch einen Unterschied zwischen den Achsenmächten Deutschland und Italien machen, die Japan unterstützen, während die englischen und amerikanischen Imperialisten den Abwehrkampf Chinas unterstützen.
Und Mao sagt wörtlich, auf diesen Unterschieden bauen wir unsere Politik auf.
Soweit das 30 Jahre alte Rezept Maos für die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten in der Gegenwart.
In einer jüngst veröffentlichten Arbeit des Parteikomitees der Provinz Hube werden die Mao-Thesen jedoch auf den heutigen Stand weiterentwickelt.
Ohne Unterschiede zu machen, kann keine Politik bestehen, heißt es da.
Marxisten müssen konkrete Widersprüche konkret analysieren.
Und dann werden diese Widersprüche aufgezählt.
Der Widerspruch zwischen den, wie es heißt, unterdrückten Nationen einerseits und dem Imperialismus, das heißt den USA, und dem Sozialimperialismus, das heißt die Sowjetunion, andererseits.
Ferner der Widerspruch zwischen den USA und der Sowjetunion.
Und nicht zuletzt der Widerspruch zwischen den sozialistischen Staaten auf der einen und den USA und der Sowjetunion auf der anderen Seite.
und so weiter.
Wer aber gegenwärtig als Hauptfeind betrachtet wird, das geht aus den Versammlungen hervor, die gegenwärtig von der KP Chinas im ganzen Land einberufen werden.
Man gedenkt des 40.
Jahrestags des Beginns der japanischen Aggression am 18.
September 1931.
Die ganze diplomatische Offensive Chinas, die heute die Welt verblüfft, wird durch einen einzigen Satz des Mao-Zitats verständlich, das heute überall in China zu finden ist.
Wir müssen prinzipienfest sein, aber auch jene Geschmeidigkeit besitzen, die für die Durchführung unserer Prinzipien zulässig und erforderlich ist.
Das war ein Kommentar von Harry Sikorski.
Und hier ein Programmhinweis.
Die für Japan sensationelle Reise Kaiser Hirohitos und die Spekulationen um eine Aufwertung des Yen rücken Japan auch in den Blickpunkt unseres Interesses.
Japan, heute drittgrößte Industriemacht der Welt, ist und bleibt ein Land der Gegensätze.
Und diese Gegensätze, diese Schnittlinie zwischen Vergangenheit und Zukunft, steht in dieser Woche im Brennpunkt.
Vorgesehen sind für die Sendung unter anderem ein Interview mit dem japanischen Botschafter in Wien, Naraichi Fujiyama, ein Gespräch über die Geschichte Japans mit Professor Kreiner, ein Interview mit dem bekannten japanischen Soziologen, Professor Musa Akoi, aktuelle Berichte zur innenpolitischen, außenpolitischen und zur wirtschaftlichen Lage Japans.
Gestaltung der Sendung Dolores Bauer, Dr. Helmut Bock und Peter Theimar.
Also heute Abend im Brennpunkt um 21.15 Uhr im Programm Österreich 1.
Jetzt ist es genau 12.49 Uhr und die nächsten Minuten, verehrte Zuhörer, sind dem Thema Krebsbekämpfung gewidmet.
Die Ärztekammer hat in Zusammenarbeit mit der praktischen Ärzteschaft und führenden Wissenschaftlern verschiedener Forschungsbereiche zwei Vorsorgeprogramme ausgearbeitet, die heute in Wien veröffentlicht worden sind.
Der Modellversuch wird zunächst bei den Anspruchberechtigten der selbstständigen Krankenkasse des Handels durchgeführt.
Das Ziel ist die Früherkennung von Krebs.
Welche Bedeutung dieses Thema hat, zeigen zwei Zahlen.
Im Jahre 1969 sind in Österreich 9.567 Männer und 9.439 Frauen an Krebs gestorben.
Roland Machatschke spricht darüber mit Medizinalrat Dr. Otto Völkl, dem Referenten für Vorsorgemedizin in der Ärztekammer.
Herr Medizinalrat Dr. Völschl, wie sieht nun das Vorsorgemodell der Wiener Ärztekammer im Konkreten aus?
Ja, Früherkennung des Brust-, Genital- und Rektumkrebses bei Frauen von Beginn des 30.
Lebensjahres an, Früherkennung des Rektum- und Prostatakrebses und Lungenkrebs bei Husten mit Auswurf bei Männern von Beginn des 40.
Lebensjahres und der entsprechenden ärztlichen Beratung der Probanden.
In welcher Form geschieht das nun, diese Früherkennung?
Müssen die Leute von selbst zum Arzt gehen?
Nein, diese Leute werden von der Selbstständigen Krankenkasse des Handels aufgefordert, den Arzt zu besuchen.
Die Probanden bekommen die einzelnen Vorsorgeprogramme, Vorsorgeprogramme für Mann und Frau, und gehen dann nach telefonischem Anruf zu dem Arzt, der ihnen in freier Wahl vorgeschrieben ist.
Das ist aber nur ein sehr geringer Teil der Versicherten.
Wird das nun ausgedehnt werden auf den Gesamtbereich der Krankenversicherten Österreichs?
Die Selbstständigenkrankenkasse des Hanels umfasst etwa 30.000 Personen.
Es soll in erster Linie ein Modellversuch sein, um Erfahrungen zu sammeln.
Wir beabsichtigen dann, schon zu Beginn des Jahres 1972 das auch mit Versicherten an der Krankenkasse zu machen.
Die Erste Kammer hat bereits andere Früherkennungsmodellversuche durchgeführt, so zum Beispiel mit der Zuckerkrankheit.
Lässt sich heute bereits absehen, ob diese Modelle ein Erfolg gewesen sind?
Und will man auf, wenn es ein Erfolg gewesen ist, auf diesem Erfolg jetzt die jetzige Krebskampagne aufbauen?
Das ist richtig.
Wir haben ja 1968 die Zuckerkrankheitsfrüherkennungsaktion durchgeführt und haben damals 3.000 frische Fälle von Zuckerkranken entdeckt.
Ein Jahr später haben wir dann die Wiener Schwerhörigwoche gemacht und erst im Februar dieses Jahres die Antirauchkampagne, die ja noch allgemein in Erinnerung ist.
Bei der Krebsbekämpfung ist die Prophylaxe, die Vorsorge, die Früherkennung ja wahrscheinlich sehr viel wichtiger als bei anderen Krankheiten, das heißt diese Aktion,
dürfte noch von größerer Bedeutung werden für die Gesundheit der Bevölkerung als die früheren Aktionen.
Das ist richtig, wissen wir doch, dass etwa 19.000 Menschen im Jahr an bösartigen Neubildungen sterben.
Und ein Drittel aller Krebsfälle können heute schon geheilt werden.
Wir können aber, wenn wir die Vorsorgemedizin dementsprechend ausbauen, auf zwei Drittel kommen.
Und das ist unser Ziel.
Lässt sich feststellen, welche Kosten eine solche Aktion verursacht?
Die Kosten der Aktion lassen sich schon feststellen.
Ich möchte aber dazu bemerken, dass die Probanden der Selbstständigen Krankheit des Handels das selbst bezahlen müssen.
Es war erst geplant, dass die Selbstständigen Krankenkasse eine Rückvergütung dafür gibt, aber das ist leider infrage gestellt worden.
Wenn man aber in die Breite wirken will, wird man wohl dazu übergehen müssen, dass es bezahlt werden wird.
Dazu werden wir intensive Gespräche noch mit den Krankenversicherungsträgern führen, aber soweit ich heute schon sagen kann, ist sie gegen diese Art von Vorsorge sehr aufgeschlossen.
Wann lässt sich, wenn dieser Modellversuch ein Erfolg gewesen ist, wann lässt sich dann eine breite Aktion für Gesamtösterreich frühestens durchführen?
Dazu muss ich sagen, für ganz Österreich, glaube ich, lässt sich das überhaupt nicht durchführen, weil diese Vorsorgeprogramme natürlich verschieden sind zwischen Land und Stadt und nur bundesländerweise gemacht werden können, weil sonst wäre man direkt überfordert bei einer Einwohnerzahl von über sieben Millionen Menschen.
Vielen Dank.
Roland Maraczke sprach mit Medizinalrat Dr. Völkl über neue Vorsorgeprogramme für die Krebsbekämpfung in Österreich.
Zwei Wochen vor Beginn der 23.
Frankfurter Buchmesse, die heuer vom 14. bis zum 19.
Oktober stattfinden wird, gab der Börsenverein des Deutschen Buchhandels gestern Abend in einer ersten Pressekonferenz eine Vorschau auf die heurige Messe.
Hören Sie darüber einen Bericht unseres Frankfurter Mitarbeiters Reginald Kahl.
Die Pressekonferenz teilt sich in drei Hauptpunkte.
Da ist zunächst einmal der Bericht des Vorstehers des Börsenvereins, der über die Aktivitäten des vergangenen Jahres berichtet.
Der zweite Punkt der Pressekonferenz ist einer Veröffentlichung des Börsenvereins gewidmet, die sich Buch und Buchhandel in Zahlen nennt und einen detaillierten Überblick bietet über die wirtschaftliche Situation des deutschen Buchhandels.
Es wurde festgestellt, dass sich entgegen einiger Befürchtungen der Buchhandel in seiner Wirtschaftskraft konsolidieren konnte.
Die Anzahl der Buchhandlungen blieb im Wesentlichen gleich, die Zahl der Verlage nahm nur unwesentlich ab.
Die Produktionen sind gestiegen, sodass, um es schlagwortartig zu sagen, rund 100 Titel täglich in der Bundesrepublik einschließlich West-Berlin erscheinen.
Die Kostensituation im deutschen Buchhandel nimmt langsam wieder erfreuliche Formen an, dank Rentabilitätsverbesserungen und Rationalisierung im größeren Stil.
Ein wenn auch nicht überwältigendes, doch recht positives Ergebnis.
Punkt 3 nun ist der Frankfurter Buchmesse gewidmet, die am 13.
Oktober mit dem Festvortrag des China-Experten und Bestsellerautors Prof. Klaus Mehnert eröffnet wird.
Die 23.
Frankfurter Buchmesse wird auch in diesem Jahr wieder einmal größer sein als im Vorjahr.
Es wurden bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt 3.522 teilnehmende Verlage aus 58 Ländern registriert.
Insbesondere für das Ausland gewinnt dieser alljährliche Sammelpunkt von Verlegern, Buchhändlern, Schriftstellern und Übersetzern von ca.
241.000 Büchern mit ca.
78.000 Neuerscheinungen immer größere Bedeutung als Handelsplatz für Rechte und Lizenzen im Verlagswesen.
Aus dem Ausland haben sich 2.645 Verlage angemeldet.
Hier sei erwähnt, dass Österreich mit 40 Verlagen an der Messe teilnimmt.
Auch die Zahl der deutschen Verlage ist auf 877 angestiegen.
Zum Programm der Frankfurter Buchmesse gehören auch wieder die Ausstellung der schönsten Bücher 1970 aus 23 Ländern, eine moderne Musterbuchhandlung sowie Beispiele rationeller Arbeitsgestaltung und Hilfsmittel.
Auf einer Plakatausstellung werden internationale Beispiele moderner Buchwerbung gezeigt, verbunden mit einem Favoritenwettbewerb, an dem sich jeder der zu erwartenden 120.000 Besucher der Messe beteiligen kann.
Der Friedenspreis des Börsenvereins wird in diesem Jahr der Schriftstellerin und Publizistin Marion Gräfin Dönhoff zuerkannt.
Er wird am Ende der Messe in der Frankfurter Paulskirche übergeben.
Das war ein Bericht von Reginald Kahl aus Frankfurt.
An der Aktion Schacht dem Herztod beteiligt sich auch der Lions Club Wien Europa mit einer Gala-Martiné im Theater in der Josefstadt am 17.
Oktober.
Mit den Erträgnissen dieser Martiné und Spenden des Clubs wollen die Veranstalter dem österreichischen Herzfonds einen Scheck von 150.000 Schillingen überweisen.
Über diese Martiné, an der die prominentesten Wiener Schauspieler mitwirken werden, sprach Heidi Grundmann mit Professor Ernst Häusermann.
Würden Sie sagen, Herr Professor, dass auch in Österreich jetzt ein Trend zu Charity-Veranstaltungen sich verstärkt, wie man es aus angelsächsischen Ländern ja schon sehr gut kennt?
Ich glaube ja, und ich würde glauben, dass gerade diese Veranstaltung da einen sehr starken Akzent setzt.
Und ich habe das Gefühl, dass es auch im Sinne des Mottos dieser Veranstaltung für die Künstler, die wir angesprochen haben, sehr spontan, im wahrsten Sinne des Wortes eine Herzensangelegenheit war, mitzuwirken.
Wer sind die Künstler, die sich bereit erklärt haben, mitzuwirken?
Wenn ich es Ihnen alphabetisch sagen darf, die Damen zuerst, Johanna Matz, Susi Nicoletti, Helene Thiemig, die Herren Alfred Böhm, Oe Hasse, Michael Heldtau, Fritz Mulya, Walter Reier und Jürgen Wilke.
Und wie bringt man nun so viele Schauspieler von solchen Kaliber und zu verschiedenen Kaliber in einer Veranstaltung unter einen Hut?
Naja, das ist natürlich immer ein Problem, aber Gernot Friedl, der die Martiné künstlerisch betreut, hat hier, glaube ich, eine sehr hübsche Idee gehabt, nämlich ein österreichisches Programm zusammenzustellen und es werden Dichter wie Altenberg, Friedel, Herzmanowski-Orlando, Hömberg, Oedon von Horvat, Robert Musil, aber auch Thomas Mann,
Max Reinhardt, Georg Trakl zu Wort kommen.
Man fragt sich als Laie immer wieder, ob nach der Organisation, nach den Kosten der Organisation einer solchen Veranstaltung überhaupt wirklich ein Reihenertrag übrig bleibt, der sich lohnt.
Ich glaube ja, wir rechnen damit, das heißt die Veranstalter rechnen damit, dass doch ein Betrag von ungefähr 80.000 Schilling einkommen wird und denselben Betrag wird der Klub zur Verfügung stellen, sodass doch eine beträchtliche Summe zustande kommt.
Das Gespräch mit Professor Häussermann führte Heidi Grundmann.
Die einständige Mittagsinformation, feierte Zuhörer, ist damit zu Ende.
Wir melden uns wieder im Abendjournal um 18.45 Uhr im Programm Österreich 1.