Mittagsjournal 1978.05.11

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Untertitel der Amara.org-Community
    Und hier ist die Redaktion des Mittagsjournals.
    Guten Tag meine Damen und Herren.
    Im Studio begrüßt Sie heute Ilse Vögl.
    Die Entführungsaffäre Aldo Moro hat nun doch auch zu politischen Konsequenzen in der italienischen Regierung geführt.
    Innenminister Kosiger ist gestern Abend zurückgetreten.
    Der Terror in Italien aber geht weiter.
    Alfons Thalmer wird aus Rom über die aktuellen Ereignisse berichten.
    Kurz, Österreich, was können Sie hier hören?
    Die ÖVP legt neue Vorschläge zu einer Reform der Hauptschulen vor.
    Das Gesundheitsministerium gibt Tipps für Auslandsreisen.
    Wie soll man sich wo vor gesundheitlichen Gefahren schützen?
    Und Handelsminister Staribach ist optimistisch über eine Ausweitung der Handelsbeziehungen zwischen Österreich und der Volksrepublik China.
    Aus Bonn erwarten wir einen Bericht über die Bundestagsdebatte.
    Zur Diskussion steht der jüngste Besuch von Parteichef Brezhnev in der Bundesrepublik Deutschland.
    Und aus Israel kommt eine Reportage von den Feierlichkeiten zum 30.
    Jahrestag der Staatsgründung.
    Die Kulturredaktion berichtet heute über die Ausstellung im Wiener Belvedere, Philipp Otto Runge und Kaspar David Friedrich, über ein internationales Orgelfestival in Wien Baumgarten und sie bringt eine Vorschau auf die steirische Landesausstellung Gotik in der Steiermark.
    Das ein kurzer Überblick über unser Mittagsprogramm.
    Erster Punkt aber die Weltnachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst Rainer Warnecke und gesprochen werden die Meldungen von Wilfried Schirrlbauer.
    Italien.
    In Mailand ist heute früh neuerlich ein Überfall vermutlich linksgerichteter Terroristen verübt worden.
    Ein leitender Bankangestellter wurde durch mehrere Schüsse verletzt.
    Die Täter, ein Mann und eine Frau, ergriffen in einem wartenden Auto die Flucht.
    Erst gestern waren leitender Angestellter eines Chemiekonzerns auf gleiche Weise von einem aus vier Personen bestehenden Kommando verletzt worden.
    Die Ermordung des entführten Vorsitzenden der christlich-demokratischen Partei, Moro, hat nun offenbar eine Kontroverse in der italienischen Regierung ausgelöst.
    Innenminister Cossiga hat seinen Rücktritt angekündigt.
    Er will damit die politische Verantwortung für das Verhalten der Regierung und für den bisher erfolglosen Verlauf der Fahndung nach den Entführern übernehmen.
    Gestern hat sich auch die Kritik gegenüber den Kommunisten verstärkt.
    Der konservative Flügel der christlich-demokratischen Partei wirft den Kommunisten vor, am Entstehen des gewalttätigen Linksextremismus in Italien nicht schuldlos zu sein.
    Ministerpräsident Andreotti wird aufgefordert, eine scharfe Trennungslinie zwischen Regierung und kommunistischer Partei zu ziehen.
    Österreich.
    Nach Ansicht des ÖGB-Vizepräsidenten Dallinger ist die Sicherung der Arbeitsplätze wichtiger als eine Steueranpassung.
    Dallinger richtete bei einer Tagung der Wiener Holdingbetriebe an die gemeinwirtschaftlichen Unternehmen ferner den Appell, mehr Lehrlinge aufzunehmen.
    Die Verhinderung der Jugendarbeitslosigkeit, meinte er, sei auch von besonderer Bedeutung für die demokratische Staatsordnung, weil junge Menschen, die keine Chance auf einen Arbeitsplatz und den Aufbau einer eigenen Existenz hätten, zu extremistischen Ansichten neigten, wie man anhand ausländischer Beispiele nachweisen könne.
    Der Vorsitzende der Fraktion Christlicher Gewerkschafter, Gassner, hat Andeutungen von Finanzminister Androsch bei der kommenden Steuerreform nicht mehr zeitgemäße Begünstigungen abzuschaffen, heftig zurückgewiesen.
    Gassner sagte vor Gewerkschaftsfunktionären, die Äußerung lasse den Zweifel aufkommen, ob der Minister überhaupt bereit sei, eine echte Steuermilderung durchzuführen.
    Es dürfe auf keinen Fall dazu kommen, dass sich Androsch die Verringerung der Lohnsteuereinnahmen auf der anderen Seite durch die Abschaffung von Steuerbegünstigungen zurückhole.
    Eine bloße Umschichtung der steuerlichen Belastungen, meinte Gassner, sei nur Augenauswischerei.
    Der Sprecher der österreichischen Bischofskonferenz, Wagner, hat heute von der geplanten Reform des Scheidungsrechts mehr Ehe- und Kinderfreundlichkeit gefordert.
    Im Besonderen kritisierte der Bischof die geplante Durchsetzung der Scheidung gegen den Willen eines Ehepartners nach Ablauf einer bestimmten Frist.
    Die Zeitfrist, betonte Wagner, sei kein Wertmaßstab, nach dem man grundsätzliche Situationen entscheiden könne.
    Allein der Richter solle beurteilen, wer von den beiden Partnern tatsächlich im Recht sei.
    Dadurch könnten die Anliegen beider Partner und auch die Situation der Kinder geklärt werden.
    Der tschechoslowakische Außenminister Knupek ist heute Vormittag zu einem dreitägigen offiziellen Besuch in Wien eingetroffen.
    Nach einem Gespräch mit Bundespräsident Kirchschläger nach seiner Ankunft wird Knupek heute Nachmittag mit Außenminister Parr zu einem Arbeitsgespräch zusammentreffen.
    Der tschechoslowakische Außenminister war bereits 1974 offiziell in Österreich und hatte damals dem österreichisch-tschechoslowakischen Vermögensvertrag unterzeichnet, mit dem die Normalisierung der Beziehungen wie in Prag eingeleitet wurde.
    Nach der Unterzeichnung eines Abkommens über die Regelung von Fragen des Grenzverlaufs wird Knupeg morgen nach Salzburg weiterreisen.
    Bundeskanzler Schmidt hat heute in einer Regierungserklärung vor dem Bundestag die Ergebnisse des Besuchs des sowjetischen Staats- und Parteichefs Brezhnev in Bonn als Fortschritte in den deutsch-sowjetischen Beziehungen gewertet.
    Schmidt sagte, das Treffen habe auch für die internationale Abrüstungsdiskussion wesentliche Erfolge gebracht.
    Die Sowjetunion habe erstmals ihre Bereitschaft bekundet, auch über Waffen zu verhandeln, zum Beispiel über Mittelstreckenraketen, die in den SAL-Verhandlungen nicht erfasst werden.
    Nachdrücklich hob der Bundeskanzler die politische Bedeutung des Wirtschaftsabkommens hervor, mit dem die Regierung in Bonn und Moskau nach den Worten Schmidts den Wirtschaftsbeziehungen eine feste Basis auf Jahrzehnte hinaus schaffen wollen.
    Zur Berlin-Frage meinte Schmidt, bei den Gesprächen mit Brezhnev hätten einige Missverständnisse beseitigt werden können.
    Die Berlin-Frage habe bei dem Treffen eine wichtige Rolle gespielt.
    Deutsche Demokratische Republik.
    In Ost-Berlin ist heute der sowjetische Außenminister Gromyko zu einem offiziellen Besuch eingetroffen.
    Im Mittelpunkt der Gespräche Gromykos mit der DDR-Führung dürfte der Besuch des sowjetischen Staats- und Parteichefs Brezhnev in der vergangenen Woche in Bonn stehen.
    Gromyko hatte Brezhnev nach Bonn begleitet.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der türkische Ministerpräsident Ecevit ist heute Vormittag in Bonn von Bundespräsident Scheel empfangen worden.
    Ecevit will heute außerdem seinen Meinungsaustausch mit Bundeskanzler Schmidt fortsetzen.
    Zur Debatte stehen Fragen der Wirtschaftshilfe sowie die von der Türkei gewünschte stärkere militärische Unterstützung.
    Schmidt hat sich in einer ersten Unterredung mit dem türkischen Ministerpräsidenten für eine Aufhebung des amerikanischen Waffenlieferstops gegen die Türkei ausgesprochen.
    Israel.
    In Israel haben gestern Abend die Feiern zum 30.
    Jahrestag der Staatsgründung begonnen.
    Ministerpräsident Begin hat die Bevölkerung zu Geduld bei der Suche nach einem echten Frieden aufgerufen.
    Heute wird in Jerusalem eine große Militärparade abgehalten.
    USA.
    Nach Ansicht des amerikanischen Nahost-Sonderbeauftragten Atherton wird Israel schmerzliche Entscheidungen treffen müssen, wenn die in eine Sackgasse geratenen Nahost-Friedensverhandlungen wieder in Gang gebracht werden sollen.
    Atherton sagte in Detroit, die Formel Rückzug für Frieden müsse sich auch auf das Westufer des Jordans und den Gaza-Streifen erstrecken.
    Er fügte hinzu, Washington sei bereit, alle von der israelischen Regierung als wünschenswert erachteten amerikanischen Garantien zu erwägen, um die Sicherheit Israels zu gewährleisten.
    Das Weiße Haus in Washington hat bestätigt, dass die USA an Israel 20 Kampfflugzeuge mehr als ursprünglich vorgesehen liefern wollen.
    Damit ist es so gut wie sicher, dass der Kongress den bisher heftig umstrittenen Verkauf von Flugzeugen auch an Ägypten und Saudi-Arabien billigen wird.
    Nach dem jüngsten Stand der Verhandlungen soll Saudi-Arabien 60 Maschinen der Type F-15, Ägypten 50 der Type F-5 erhalten.
    An Israel sollen nunmehr 35 F-15 Flugzeuge und 75 Maschinen der Type F-16 geliefert werden.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Gegen die Luftpiraten, die gestern ein tschechoslowakisches Verkehrsflugzeug nach Frankfurt entführt haben, wird noch im Laufe des heutigen Tages Haftbefehle lassen werden.
    Ein Polizeisprecher teilte heute früh mit, die Entführer, zwei Taxischaufeure aus Karlsbad und eine Frau, würden derzeit noch einvernommen.
    Die drei haben in der Bundesrepublik um politisches Asyl angesucht.
    Bisher liegt kein Auslieferungsantrag der tschechoslowakischen Regierung vor.
    31 Fluggäste und vier Besatzungsmitglieder der viermotorigen Ilyushin 18 sind bereits in der Nacht auf heute von Frankfurt aus in zwei Etappen nach Prag zurückgebracht worden.
    Die Entführer haben auch zwei Kinder in die Bundesrepublik mitgenommen.
    Soweit die Meldungen.
    Die Wetterlage?
    Der Zustrom polarer Kaltluft aus Nordeuropa dauert an, gleichzeitig bleibt das osteuropäische Tiefdruckgebiet nahezu stationär.
    Daher ist in unserem Bundesgebiet mit dem Fördbestand der kühlen und unbeständigen Witterung zu rechnen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Örtlich aufgelockert, sonst vielfach stark bewölkt.
    Strichweise Niederschläge.
    Schneefallgrenze in höheren Tallagen.
    Nördliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen 5 bis 11 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 2 bis plus 4 Grad.
    Lokal Bodenfrostgefahr.
    Die Prognose für morgen Freitag wechselnde, zum Teil starke Bewölkung, örtlich Niederschläge in Schauerform, nördliche Winde, Tageshöchsttemperaturen je nach Bedeckungsgrad 6 bis 12 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    In fünf Minuten ist es Viertel eins.
    Italien am zweiten Tag nach der Ermordung von Aldo Moro.
    Die politische Landschaft scheint sich über Nacht irgendwie verändert zu haben.
    Wo in den vergangenen Tagen eine Welle der Solidarität, der Gemeinsamkeit, des Gutwills in allen politischen Lagern zu spüren war, beginnen nun die alltagspolitischen Querelen wieder durchzubrechen.
    Eröffnet gleich mit einem Paukenschlag.
    Innenminister Kosiger hat noch gestern Abend seinen Rücktritt angekündigt.
    Er übernimmt damit quasi die Verantwortung für das erfolglose Vorgehen der Sicherheitskräfte in der Entführungsaffäre.
    Und in der christdemokratischen Partei werden nun Stimmen laut, die die in den letzten Tagen so sichtlich praktizierte Gemeinsamkeit mit den Kommunisten aufgelöst wissen wollen.
    Der konservative Flügel der Christdemokraten wirft der KPI nun vor, ebenfalls am Entstehen des gewalttätigen Linksextremismus nicht ganz schuldlos zu sein.
    Ministerpräsident Andriotti wird aufgefordert, eine scharfe Trennungslinie zwischen Regierung und KPI zu ziehen.
    Die politischen Konsequenzen des Falls Muro sind also noch lange nicht ausgestanden.
    Ebenso wenig wie die Bedrohung durch neue Terrorakte.
    Aber hören Sie Alfons Thalmer.
    Es ist fast schon zur Regel geworden.
    Der italienische Tag beginnt mit einem Attentat auf Personen und man ist noch glücklich, wenn es sich nur um das rituelle Schießen auf die Beine und nicht in die Herzgegend oder in den Kopf handelt.
    Heute Vormittag wurde der Direktor einer Bankfiliale in Mailand
    zum Opfer eines solchen Anschlags.
    Gestern war es in der gleichen Stadt ein Abteilungsleiter für Produktionsplanung des Chemiekonzerns Montedison.
    Anfang der Woche zwei Kassenärzte in Turin und Novara, von denen der eine auch die medizinische Aufsicht im Gefängnis ausübte, wo die ehemalige Führung der Roten Brigaden festgehalten wird.
    Ein merkwürdiger Umstand.
    Bis auf diesen einen Fall ist in der Auswahl von Personen, die von den Terroristen angegriffen werden,
    kein besonderes System zu entdecken.
    Aber die Killer-Troika dürfte immer dieselbe sein.
    In dieser Woche immer die gleichen zwei Männer und eine Frau und wahrscheinlich auch ein Autofahrer.
    Auch solche Tagesereignisse machen verständlich, wieso es zum Rücktritt des Innenministers Francesco Cossiga gestern Abend gekommen ist.
    Sein Entschluss kam nur insofern überraschend, da es heutzutage und nicht nur in Italien
    außerordentlich selten geworden ist, dass ein Minister seinen Posten zur Verfügung stellt, weil er auf sich eine Verantwortung nimmt, die er nicht persönlich verschuldet hat, sondern als der Spitzenvertreter eines versagenden Apparates oder Systems trägt.
    Nicht nur aus diesen täglichen Attentaten, sondern auch aus den Großunternehmungen der Roten Brigaden ist ersichtlich, dass eine wirklich kleine, eigentlich winzige Gruppe von Terroristen
    deren nur ein paar hundert Desperados und Fanatiker den enormen Sicherheits- und Justizapparat eines europäischen Großstaates, das heißt an die 200.000 Karabiniere und Polizisten und ebenso viele Mitglieder des Justizapparates, seit Monaten Schachmatt setzen.
    Über die Ursachen ist in Italien immer schon diskutiert, in der letzten Zeit leidenschaftlich gestritten worden.
    die extreme Liberalisierung des gesamten strafrechtlichen Bereichs in den letzten zehn Jahren.
    Mit solchen Garantien und Kautelen für die Unversehrtheit der Person, dass die Bewegungsfreiheit der Polizei, der Staatsanwälte und Untersuchungsrichter auf das Äußerste eingeengt worden ist.
    Teils aus Tradition und teils aus diesem neuen Grund auch eine Zersplitterung von Zuständigkeiten, die den Gang der Fahndung und der Untersuchung hoffnungslos verlangsamen.
    Vor allem aber die Auflösung der staatlichen Geheimdienste infolge der großen parteipolitischen Auseinandersetzungen vor dem Einzug der Kommunisten in die Regierungskoalition.
    Der Wiederaufbau hat erst vor zwei Monaten begonnen.
    Es wird aber Jahre dauern, bis daraus ein wirksamer Apparat wird.
    Die Infiltrierung des Untergrunds durch Agenten ist aber nach internationaler und auch nach italienischer Erfahrung das eigentlich wirksamste Kampfmittel gegen den Terror.
    Die jetzt vor dem Gericht stehende Führung der Roten Brigaden ist nur mit dieser Methode zur Strecke gebracht worden.
    Innenminister Kosiger ist also einerseits zurückgetreten, weil der Unmut der Parlamentarier gegen das Versagen der Sicherheitsorgane auch ihn, besonders in den letzten Tagen, zur Zielscheibe der Kritik gemacht hatte, und andererseits, weil er gerade mit diesem Schritt selbst gegen einen Zustand protestieren will, den weder er alleine noch selbst die Regierung
    sondern nur ein echtes Reformwerk des Parlaments und ein neues Verhältnis der Linksparteien zur Sicherheitspolitik ändern kann.
    Die Tragödie Moros wird in dieser Richtung noch viele Nachspiele haben, die aber den bestehenden parteipolitischen Rahmen nicht sprengen.
    Für den Staatsmann, der dieses jetzige politische Gefüge geschaffen hat, ist allerdings die letzte Station mit dem verregneten, schlichten Begräbnis auf dem idyllischen Friedhof
    des befestigten mittelalterlichen Dorfes Dorita Tiberina in den Sabiner Bergen, hoch über dem Tibertal, erreicht worden.
    Dort fühlte er sich in den letzten Jahren in seinem bescheidenen Landhaus beheimatet.
    Dort pflegte er sich zum Nachdenken und Lesen zurückzuziehen.
    Die kleine Bauerngemeinde betrachtete ihn schon als ihren Landsmann und trug ihn auch so zu Grabe.
    Alfons Thalmer war das aus Rom und zum Thema gleich ein Programmhinweis.
    im Brennpunkt.
    Aldo Moro oder ein Toter als Hoffnung?
    Noch ist sich niemand darüber im Klaren, ob das brutale Ende der spektakulären Entführungsaffäre um den Chef der Demokristiane und präsumptiven italienischen Staatspräsidenten Aldo Moro für die Roten Brigaden Sieg oder Niederlage bedeutet.
    Ob die harte Haltung der Regierung und der Parteien in Italien den hohen Preis wert war.
    Eines aber zeichnet sich als Chance für dieses von Krisen geschüttelte, von Terror und Gewalt zerfleischte Land ab.
    Die Ermordung eines wehrlosen alten Mannes erwirkte erstmals Einmütigkeit, vielleicht sogar Einigkeit, könnte zu einem Zeichen der Hoffnung für die Zukunft sein.
    Über die mögliche Zukunft Italiens nach Moro, über die Ursachen des italienischen, aber überhaupt des Terrors in Europa, über daraus resultierende Erkenntnisse und eventuelle neue Antworten auf die Probleme dieser westlichen Welt werden wir heute Abend diskutieren.
    Aus Rom werden sich melden Alfons Thalmar, Bruno Dedeschi, lange Jahre Österreich-Korrespondent von Corriere della Sera, sowie der zwischen Rom und Berlin pendelnde Politikwissenschaftler Professor Johannes Agnoli.
    In einem Studio in Bonn sitzt der Ihnen allen bekannte Hans Jakob Stähle und in Frankfurt Wolfgang Abendroth, einer der bekannten Mitträger der deutschen Studentenrevolte des Jahres 1968.
    Also heute Abend im Brennpunkt, 21.15 Uhr, Programm Österreich 1.
    Drei Minuten nach Viertel Eins ist es jetzt nach Österreich.
    Die Schuldiskussion hat sich in der letzten Zeit zwischen den beiden Großparteien mehr oder weniger auf die Frage der integrierten Gesamtschule für alle 10- bis 14-Jährigen zugespitzt.
    Die SPÖ möchte diese integrierte Gesamtschule sobald als möglich verwirklichen.
    Die Volkspartei beharrt auf der bisherigen Zweiteilung zwischen allgemein bildender höherer Schule und der Hauptschule.
    In einer Pressekonferenz wurde heute von der Volkspartei ein neues Konzept für eine neue Hauptschule vorgestellt.
    Dieses Konzept wurde in einigen Bildungsenketten erarbeitet und bezieht auch die Erfahrungen diverser Schulversuche mit ein.
    Nach der Pressekonferenz führte Markus Sommersacher mit dem Schulsprecher der österreichischen Volkspartei, mit Abgeordneten Gruber, das folgende Gespräch.
    Herr Abgeordneter Dr. Gruber, was unterscheidet das von Ihnen propagierte Modell der neuen Hauptschule von der bestehenden Hauptschule?
    Die bestehende Hauptschule ist charakterisiert durch zwei starre Klassenzüge.
    Und die neue Hauptschule soll dadurch gekennzeichnet sein, dass dort Leistungsgruppen in den tragenden Fächern eingeführt werden.
    Diese Leistungsgruppen ermöglichen ein besseres Eingehen auf die individuellen Begabungen der einzelnen Schüler.
    Das sind aber Elemente, die derzeit bereits als Schulversuche erprobt werden, als Teilversuche für das von den Sozialisten propagierte Modell der integrierten Gesamtschule der 10- bis 14-Jährigen.
    Es ist richtig, dass der Schulversuch sich integrierte Gesamtschule nennt.
    In Wahrheit sind es aber Schulversuche an Hauptschulen.
    Und wir haben nie ein Hehl daraus gemacht, dass wir positive Erfahrungen aus den Schulversuchen natürlich auch für die Schulwirklichkeit auswerten wollen.
    Wir sind nun so weit, dass wir sagen können, dass diese Differenzierung nach der Leistung der Führung in zwei starren Klassenzügen überlegen ist und daher möchten wir,
    dass die künftige Hauptschule eben nicht der Klassenzüge führt, wovon der eine, nämlich der zweite Klassenzug, als eine echte Bildungssackgasse anzusehen ist, sondern eben ein flexibleres System, wie die Führung nach Leistungsgruppen dies darstellt.
    Warum konzentriert sich eigentlich die ÖVP bei ihren bildungspolitischen Aktivitäten im gegenwärtigen Stadium so sehr auf die Hauptschule und vernachlässigt ein bisschen die allgemeinbildende höhere Schule?
    Wir vernachlässigen keineswegs die allgemeinbildende höhere Schule.
    Sie wissen ja, dass auch dort Schulversuche laufen.
    die Schulversuche zu konkreten Ergebnissen geführt haben, sind wir natürlich auch daran interessiert, dass die positiven Elemente in die AHS-Schulwirklichkeit einfließen.
    Wir sind aber an der Hauptschule aus dem Grund sehr interessiert, weil immerhin
    vier von fünf Zehnjährigen nach der Grundschule in die Hauptschule eintreten.
    Das ist der maßgebliche Bildungsweg für den jungen Österreicher und daher muss man glaube ich dort ansetzen und wir haben eben die Auffassung vertreten in der Vergangenheit und jetzt natürlich auch, dass gerade an der Hauptschule etwas verbesserungsfähig ist, insbesondere die starre Zweizügigkeit.
    die zu einer Benachteiligung aller jener führt, die im zweiten Klassenzug gelandet sind.
    Was sagen Sie zur gestrigen Kritik des Unterrichtsministers, wonach das, was Sie jetzt als Konzept der neuen Hauptschule vorstellen, praktisch nur ein weitestgehendes Übernehmen der Modelle, der Schulversuche für die integrierte Gesamtschule nur für den Bereich der Hauptschule darstelle?
    Wir haben von Anfang an gesagt, dass Schulversuche für uns offen sind.
    Das heißt, dass Ergebnisse, die brauchbar sind, natürlich auch von uns akzeptiert werden.
    Wir haben nie gesagt, dass die Schulversuche etwas Schlechtes darstellen, sonst hätten wir ja nicht von Anfang an den Schulversuchen zugestimmt.
    Und nun sind wir eben so weit, dass wir diese positiven Elemente der Schulversuche auf die Hauptschule übertragen können.
    Das heißt nicht, dass wir einen anderen Bildungsweg, nämlich den über die AHS, deswegen liquidieren müssen.
    Wir glauben nach wie vor, dass die allgemeinbildende höhere Schule auch eine Unterstufe führen soll.
    Und Ihr Propagieren der neuen Hauptschule ist nicht praktisch schon eine Vorwegnahme, eine erste Stufe einer Aktion hin zur integrierten Gesamtschule, zur Schule der 10- bis 14-Jährigen, wie Sie die Sozialisten wollen?
    Keineswegs, im Gegenteil.
    Wir haben immer wieder auch betont, dass das eine Reform für sich ist und nicht als ein Teil einer weiteren Reform der Schulen der 10- bis 14-Jährigen angesehen werden kann.
    Ebenso wenig wie etwa die Hauptschulreform des Jahres 1927,
    ein erster Schritt von der Bürgerschule zur Einheitsschule nach Glöckl gewesen ist, sondern eben eine ganz eigenständige Schulform, die sich auch im Prinzip in der Vergangenheit bewährt hat.
    Nur jene Elemente, die sich weniger bewährt hat, die sollen jetzt durch bessere Elemente ersetzt werden.
    Das Gespräch führte Markus Sommersacher und wir setzen jetzt fort mit einem Blick in die österreichischen Zeitungen.
    Auswahl und Zusammenstellung der Zitate von Leopold Esterle.
    In der Arbeiterzeitung beschäftigt sich Günther Traxler mit der gestrigen Budget-Enquete der Volkspartei.
    Traxler vertritt die Ansicht, dass eine Reform des Haushaltsrechts durchaus wünschenswert wäre, dass es bisher aber immer SPÖ-Politiker gewesen seien, die Vorschläge zu einer Reform eingebracht hätten.
    Zuletzt erst SPÖ-Klubobmann Fischer.
    Nun fährt der Zug und wer springt ächzend auf?
    Die gute alte ÖVP.
    Und von der Plattform verkündet sie, wie ungeheuer dringend die Reform des Budgetrechts wäre und dass sie das schon immer gesagt hätte.
    Eine sinnvolle Reform des mehr als 50 Jahre alten Budgetrechts braucht eine Zweidrittelmehrheit, weil sie in verfassungsrechtliche Bereiche eingreift, etwa mit der mehrjährigen Budgetplanung mit der Regelung des Budgetprovisoriums.
    Sachliche Übereinstimmung gibt es genug, damit einmal ein Ruhentwurf erstellt werden könnte, wenn die ÖVP will.
    Wenn sie weiter grell auf Wahlkampf geschmückt, auf dem Kriegspfad durch die politische Landschaft schleicht, wird es schwer werden.
    Soweit Günther Traxler in der Sozialistischen Arbeiterzeitung.
    Unter dem Titel »In Linz beginnt's« befasst sich heute ein Kurzkommentar in der Wiener Tageszeitung »Die Presse« mit den Mediengesprächen 1978.
    Einleitend glaubt der Autor des Artikels, dass mit der Diskussion über ein neues Mediengesetz der Startschuss zu einer politischen Auseinandersetzung abgefeuert wurde.
    Man liest.
    Wenn die Anzeichen von Linz nicht trügen, ist die Auseinandersetzung von vornherein mit schweren Hypotheken belastet.
    Die Opposition misstraut den Macht- und Medienplänern der Regierung.
    Der Zank um das ORF-Gesetz 1974 könnte wieder aufleben.
    Und schließlich wird die SPÖ wohl auch an ihre Aussagen zur Zeit des Krieges gegen die Zeitungen im Frühjahr 1977 zu erinnern sein, die allesamt nicht so liberal waren, wie man sich jetzt gibt.
    Noch ist zu hoffen, dass es nach jahrzehntelangen Überlegungen doch zu einer sachlichen Diskussion kommen wird.
    Schließlich geht es bei diesem Gesetz nicht nur um eine kleine Gruppe in diesem Staat.
    Es betrifft alle.
    Es betrifft die Freiheit, die wir alle meinen.
    Schließt der Kurzkommentar in der Presse.
    Zum selben Thema ein Auszug aus dem Leitartikel der Salzburger Nachrichten.
    Hier liest man.
    Zu begrüßen ist, dass das neue Mediengesetz, wie Justizminister Broda versicherte, den Journalisten in seiner Berufsausübung, aber auch den möglicherweise zu Unrecht betroffenen Mitbürger schützen soll.
    Zu wünschen wäre nur, dass die auch hier unumgänglichen Sanktionen nicht allzu oft ergriffen werden müssen.
    Medienarbeit sollte auf dem Vertrauensverhältnis zwischen dem Journalisten und allen Mitbürgern basieren.
    Und in den oberösterreichischen Nachrichten schreibt Erich Pfeiffer zu diesem Thema.
    Wenn von dem Münchener Universitätsprofessor Langenbucher bei den Linzer Mediengesprächen die anwaltschaftliche Rolle des Journalisten besonders hervorgehoben wurde, dann wird es an den journalistischen Praktikern liegen, auch künftig sehr kritisch alle weiteren Vorgänge rund um das Mediengesetz zu beachten.
    Das wird man schon den eigenen Lesern schuldig sein müssen, die die Meinungsvielfalt zwar heute als selbstverständlich betrachten und für die es ein böses Erwachen gäbe, wenn mit der Pressefreiheit eines Tages auch ihre eigene Freiheit vorüber wäre.
    Nach diesem Zitat aus den oberösterreichischen Nachrichten zum neuen Mediengesetz abschließend ein Auszug aus dem heutigen Leitartikel der Tiroler Tageszeitung von Josef Nowak.
    Hier beschäftigt sich der Autor mit der gestrigen Forderung des Bundesvorsitzenden der jungen Generation in der SPÖ Koneczny, das höchste Einkommen in Österreich mittelfristig mit 35.000 Schilling im Monat zu begrenzen.
    Nowak schreibt,
    Der Autor weiter.
    verantwortlich für die Inlandspresseschau Leopold Esterle.
    Der bevorstehende Sommer bringt neben den lang ersehnten Urlaubsfolgen auch eine Reihe von Problemen.
    Reisende, die in ferne Länder aufbrechen, sollten sich vor ihrer Abfahrt über die hygienischen und gesundheitlichen Verhältnisse ihres Zielortes informieren.
    Wie wichtig das ist, haben ja erst kürzlich mehrere alarmierende Malaria-Fälle bewiesen, die aus Kenia eingeschleppt worden sind.
    Das Gesundheitsministerium hat nun ein eigenes Merkblatt für Reisende zusammengestellt, das auf allen Reisebüros und Gesundheitsämtern aufliegen und Touristen über die wichtigsten Verhaltensmaßregeln unterrichten soll.
    Ressortschefin Ingrid Leo Dolter hat dieses Merkblatt heute bei einer Pressekonferenz vorgestellt.
    Hans Langsteiner berichtet.
    Die Errungenschaften des Sozialtourismus haben auch ihre Schattenseiten.
    Wobei diesmal nicht die Zerstörung unberührter Naturreste durch Heerscharen, Kurzbehoster und kamerabewährter Touristen gemeint ist, sondern die gesundheitlichen Gefahren, denen sich eben diese Touristen in vielen Ländern mit niedrigem hygienischen Standard aussetzen.
    Welche Länder das sind und welche Krankheiten dort lauern, erläutert Ressortchefin Ingrid Leodolter.
    die Mittelmeerländer auch schon und dann halt also die Länder so wie Kenia und Afrika überhaupt.
    Ich glaube, es ist vor allem so, dass früher die Reisenden gewusst haben, was sie erwartet und das heute, weil sehr viele in diese Länder reisen, Gott sei Dank, der Sozialtourismus ist ja sicherlich auch in vieler Hinsicht sehr
    wünschenswert, aber dass hier jetzt auf diese Dinge vielleicht nicht so viel geachtet wurde, wie das früher der Fall war.
    Und dass diese Erkrankungen nicht ausgestorben sind, das gilt für viele Erkrankungen, auch für die Tuberkulose, wenn man will, in diesen Ländern spielt auch die Tuberkulose noch eine weit größere Rolle, da spielt die Kinderlähmung eine große Rolle, also wenn Kinder nicht geimpft sind und dorthin kommen, so sind sie sicherlich wehrlos, sie können also
    absolut die Poliomyelitis bekommen.
    Und das gilt aber auch für die Malaria, die sicher nicht ausgerottet ist.
    Vorgeschrieben sind für viele tropische Länder Impfungen gegen Pocken, Cholera und Gelbfieber.
    Diese Vorschriften ändern sich aber oft von einem Tag auf den anderen, sodass dem Reisewilligen empfohlen wird, sich sechs, spätestens aber vier Wochen vor der Abreise über die einschlägigen Bestimmungen bei den Reisebüros oder den Gesundheitsämtern zu erkundigen.
    Gegen viele Krankheiten, etwa gegen Typhus, Gelbsucht oder auch gegen die Malaria, für sie hat man allerdings ein rezeptpflichtiges Tablettenpräparat entwickelt, gibt es noch keine sicher schützenden Vorbeigeimpfungen.
    Umso wichtiger ist die strikte Einhaltung hygienischer Gebote, wie sie das bunte Flugblatt des Gesundheitsministeriums in Form von 15 konzentrierten Tipps enthält.
    Eine Auswahl.
    Keine rohen Salate und kein ungeschältes Obst.
    Kein Baden in Flüssen und Seen.
    Genuss von Trinkwasser nur in abgekochtem Zustand.
    Lange Hosen gegen Insektenstiche, die ja häufig Krankheiten übertragen.
    Und kein Herumlaufen mit nackten Füßen auf tropischem Boden.
    Und wo bleibt bei all diesen Vorschriften die Erholung, könnte man fragen.
    Wird durch solche Hygienegebote nicht der lang ersehnte Urlaub in fernen Ländern gestört?
    Ich glaube nicht, denn ich bin auch viel gereist und ich habe eigentlich das alles mit beachtet und mir ist der Urlaub nicht verdorben worden.
    Ich glaube, dass es sogar dazu führt, dass man diesen Urlaub gut genießen kann und auch nachher, wenn man nach Hause kommt, noch Freude hat an dem Urlaub und nicht dann krank ist und einem der ganze Urlaub vergelt ist.
    Bleibt nur zu hoffen, dass möglichst alle Reisenden das neue Service des Gesundheitsministeriums nützen und alle Ratschläge des Merkblattes beherzigen, letztlich zu ihrem eigenen Besten.
    Das war ein Beitrag von Hans Langsteiner.
    Jetzt wieder ins Ausland.
    Im Bundestag in Bonn hat heute Vormittag die Debatte über den jüngsten Besuch des sowjetischen Staats- und Parteichefs Brezhnev in der Bundesrepublik Deutschland begonnen.
    Eine Debatte, in der es darum geht, die Ergebnisse dieses Besuches zu interpretieren.
    Regierung und Koalition sehen sie naturgemäß positiv.
    Man weist besonders darauf hin, dass in der gemeinsamen Abschlusserklärung ein sowjetischer Machthaber erstmals seine Unterschrift unter Formulierungen wie etwa über die anzustrebende Rüstungsparität in Europa gesetzt habe.
    Die Opposition dagegen hat von Anfang an klargemacht, dass ihrer Ansicht nach der Besuch Brezhnevs so gut wie kein greifbares Ergebnis gebracht habe.
    Vor allem in der Berlin-Frage sei man kein Stück weitergekommen.
    Und das ist auch schon das Stichwort, denn nach der Debatte über den Brezhnev-Besuch will man sofort eine große deutschlandpolitische Diskussion im Plenum des Bundestages anschließen.
    Eine Diskussion, die bis zum Abend dauern soll.
    Mehr jetzt aber aus Bonn von Klaus Emmerich.
    Vor schwach besetztem Bundestagsplenum bestätigte Bundeskanzler Helmut Schmidt, dass die Sowjetunion und die Bundesrepublik bereit seien, sich in der Verringerung von Streitkräften zu beteiligen und zwar gemäß von Modalitäten, die bei den Truppenabbauverhandlungen in Wien auszuhandeln sind.
    Schmidt unterstrich den langfristigen Charakter der Verabredungen mit der Sowjetunion und begreiftigte gleichzeitig die Bündnistreue Westdeutschlands gegenüber dem Westen.
    Zu seinem Gespräch mit Brezhnev sagte Schmid dann im Bundestag heute.
    Wir haben den gemeinsamen Willen bekräftigt zu vertiefter und dauerhafter Entspannung, zu dynamischer Fortsetzung des KSZE-Prozesses, drittens zu annähernden Gleichheit und Parität im Bereich der Rüstung, viertens zu guter Nachbarschaft und wachsender Zusammenarbeit auch kommender Generationen,
    fünftens zur langfristig ausgerichteten wirtschaftlichen Zusammenarbeit, sechstens zur Herstellung besseren gegenseitigen Verständnisses und größeren Vertrauens.
    Dies alles zusammengenommen, berechtigt die Bundesregierung zu der Feststellung, diese
    Die deutsch-sovietische Begegnung hat uns der Normalisierung unseres Verhältnisses zur Sowjetunion ein Stück näher gebracht.
    Kanzler Schmidt sprach vor dem Deutschen Bundestag die geschichtlichen Beziehungen zwischen Russen und Deutschen mehrfach an.
    Deutsche und Russen, wir beide haben uns wechselseitig vieles zu geben.
    Keiner kann auf Kosten des anderen seinen Vorteil finden.
    Man kann sich auch nicht gegeneinander
    abschotten.
    Keiner lebt, keiner existiert für sich allein, sondern wir leben, wir existieren zusammen und zwar sehr nahe geografisch gesehen und geschichtlich gesehen sehr nahe beieinander.
    Für die christdemokratische Opposition beanstandete der CDU-Chef Helmut Kohl den Zeitpunkt des Brechnev-Besuches, während sich also nach seiner Meinung die Beziehungen zwischen Westdeutschland und den USA verschlechtern.
    Kohl nach seinem Gespräch mit Brechnev über die Strategie der Christdemokraten
    die Verwirklichung der Menschenrechte für alle Deutschen.
    Denn dies ist der moralische Kern unserer bleibenden Forderung nach der Wiederherstellung der nationalen Einheit Deutschlands im Rahmen eines vereinigten, freien Europas.
    Zweitens, die Aufrechterhaltung und Entwicklung der Bindungen Berlins an die Bundesrepublik Deutschland.
    Dies ist ein wichtiges Element des Vier-Mächte-Abkommens über Berlin, das strikt eingehalten und voll angewendet werden muss.
    Drittens, die Einbindung unserer Friedensbemühungen in die Politik der europäischen Gemeinschaften und der Nordatlantischen Allianz.
    Viertens, die Verträge mit dem Westen und dem Osten
    und die KSZE-Schlussakte müssen natürlich auch im deutschen Interesse genutzt werden.
    Für die christdemokratische Opposition warf Kohl anschließend sozialdemokratischen Politikern wie dem SPD-Klubobmann Herbert Wehner vor, in Einzelheiten des Berlin-Status die nationalen deutschen Interessen zu wenig zu vertreten.
    Wehner verwahrte sich energisch und ausführlich gegen diesen Vorwurf.
    Oppositionschef Kohl zu Kanzler Schmidt in der Berlin-Frage.
    Es wäre doch Ihre Aufgabe gewesen, Ihren hohen Gast darauf hinzuweisen,
    dass wir ein solches selektives politisches Verhalten auf die Dauer nicht hinnehmen und akzeptieren können.
    Immer dann, meine Damen und Herren, wenn es vorrangig um sowjetische Interessen geht, ist die Sowjetunion bereit, unseren Interessen ein Stück entgegenzukommen.
    Im anderen Falle nicht.
    Trotz dieser Meinungsverschiedenheiten zeigte sich heute Mittag im Bundestag, dass die dort vertretenen Parteien die Entspannungspolitik, wenn auch mit unterschiedlichem Tempo und verschiedenartigen Rang- und Reihenfolgen derzeit unterstützen.
    Von der Bundestagsdebatte in Bonn berichtete Klaus Emmerich.
    Am 14.
    Mai 1948, vor fast genau 30 Jahren also, hat David Ben-Gurion im Museum von Tel Aviv unter dem Bild von Theodor Herzl den jüdischen Staat ausgerufen.
    Der alte Traum eines eigenen Staates für die Überlebenden von Hitlers Endlösung war damit Wirklichkeit geworden, nachdem jüdische Siedler zuvor schon jahrzehntelang in Palästina Gemeinden gegründet und sich in ihren Selbstschutzverbänden gegen die britische Mandatsmacht und gegen arabische Angriffe verteidigt hatten.
    Damals sprachen die Gründer des Zionismus noch von einem binational jüdisch-arabischen Staat.
    Heute ist Israel eine Macht im Nahen Osten, es hat drei Kriege hinter sich, aber viele Träume des Anfangs sind einer bitteren Realität gewichen.
    In Jerusalem feierte man heute mit einer großen Parade den 30.
    Jahrestag der Staatsgründung.
    Moshe Meisles war dabei.
    Im Mittelpunkt der Feiern des 30-jährigen Jubiläums des Staates Israel standen am Vormittag eine Militärparade, ein Schauflug der Luftwaffe und der Aufmarsch der Kämpfer der Untergrundbewegungen vor der Staatsgründung im Jerusalemer Universitätsstadion.
    Bei strahlendem Frühlingswetter marschierten in von Zehntausenden gefüllten Stadien
    Soldaten und Offiziere sämtlicher israelischer Militäreinheiten an der Ehrentribüne vorbei, auf der sich Staatspräsident Professor Qazir, Ministerpräsident Begin, Verteidigungsminister Weizmann und der Generalstabschef Rafal Eytan befanden.
    Einheiten der Infanterie, Panzertruppen, Artillerie, Fallschirmjäger, Luftwaffe, Kriegsmarine, des Frauenmilitärs und der Drusen und Tscherkessen.
    Die Soldaten der Panzertruppen mit ihren schwarzen Mützen
    der Luftwaffe mit ihrem blauen, der Fallschirmjäger mit ihren roten und der Kriegsmarine mit ihren weißen Mützen, marschierten mit den eigenproduzierten Galil-Sturmgewehr und USI-Maschinenpistolen.
    Ministerpräsident Begin hielt eine kurze Begrüßungsansprache, in der er der Hoffnung Ausdruck gab, dass das israelische Militär den zukünftigen Generationen ein Leben in Ehre und Freiheit und in Frieden bringen wird.
    Es folgten die mechanisierten Truppen, die ersten Panzer des israelischen Militärs, der Typen Cromwell und Hotchkiss,
    bis zu den modernen M-160-Panzern.
    Zum ersten Mal wurde der eigenproduzierte israelische Panzer Merkava öffentlich gezeigt.
    Die Entwicklung der Artillerie wurde von der ersten israelischen Kanone, der Davidka, während des Unabhängigkeitskrieges im Jahre 1948 bis zu den modernsten Artillerierohren manifestiert.
    Dann folgte der Schauflug der Luftwaffe über dem Stadion.
    Von den ersten Piper-Flugzeugen, die im Unabhängigkeitskrieg eingesetzt wurden, bis zu den eigenproduzierten Kvirs und den amerikanischen Phantoms und modernsten F-15-Überschallflugzeugen.
    Drei Hubschrauber des Typs Bell 205 überflogen das Stadion mit Nationalflaggen.
    Fuga-Magister-Düsenflugzeuge zeichneten am Himmel die Zahl 30 ab.
    Einen Höhepunkt der eindrucksvollen Feier bildete die erstmalige Parade der Kämpfer der Untergrundbewegungen vor der Staatsgründung.
    Bei der Vorbereitung dieses Aufmarsches hat diesmal die Innenpolitik keine geringe Rolle gespielt.
    In den letzten 29 Jahren haben Regierungen, in denen die Arbeiterpartei eine Schlüsselstellung einnahm, die Festprogramme ausgearbeitet.
    Diesmal dirigierte zum ersten Mal die Likud-Partei den Ablauf des Jubiläums.
    Ehedem gedachte man bei ähnlichen Anlässen fast immer nur der Haganah, der offiziellen jüdischen Selbstwehr in der britischen Mandatszeit.
    Die anderen Untergrundbewegungen, der IZL und Lefi,
    standen in Opposition zu den zeitweise auch von der britischen Mandatsmacht anerkannten Haganah.
    In der heutigen Parade der alten Kämpfer wurde dem IZL und Lechi eine Sonderstellung zugedacht, die über alle Proportionen weit hinausging.
    Tausende Veteranen der Haganah des IZL und Lechi marschierten zivil an der Ehrentribüne vorbei.
    Die IZL-Kämpfer mit schwarzen Mützen jubelten ihrem Kommandanten, dem heutigen Ministerpräsidenten Benachim Begin, zu und warfen Blumen auf ihn.
    Begin war sichtlich gerührt, als er wie vor 30 Jahren eine offizielle Parade seiner ehemaligen Untergrundkämpfer abnahm.
    Obwohl der Aufmarsch der Veteranen gelockert und nicht geordnet war, bildete er einen würdigen Abschluss für die eindrucksvolle Feier anlässlich des 30.
    Jahrestages der Staatsgründung Israel.
    Das war ein Bericht von Moshe Meisels.
    Zwei Minuten vor dreiviertel eins, Berichte der Kulturredaktion im Mitte-Journal.
    Schon vor dem Beginn der Wiener Festwochen ist auf dem Gebiet der Bildenden Kunst in Wien Außerordentliches zu sehen.
    Ab morgen nämlich wird in der österreichischen Galerie im Oberen Belvedere die Ausstellung Philipp Otto Runge – Kaspar David Friedrich mit Werken aus der Hamburger Kunsthalle, dem Kunsthistorischen Museum und der Grafischen Sammlung Albertiner gezeigt.
    Es ist dies die bisher umfangreichste Ausstellung, die den beiden Hauptmeistern der deutschen romantischen Malerei in Österreich gewidmet wurde.
    Hören Sie dazu einen Beitrag von Konrad Zobel.
    Romantik.
    Bei diesem Wort entstehen wehmütige Erinnerungen, vage Hoffnungen, man versenkt sich in die naheliegendsten Träumereien, die von der Realität ablenken.
    Doch nicht einmal die Unterhaltungsindustrie, abgesehen von den spärlich erwertenden Schnulzenfilmen und bestimmten Illustrierten, befriedigt heute diese Sucht nach einer verklärten Welt.
    Zugegeben, es gibt Kitsch genug, den man gerne mit Romantik verwechselt, aber was macht der sogenannte Gebildete, der sein Fluchtbedürfnis aus der Konfliktwirklichkeit nicht mit offensichtlichem Kitsch befriedigen kann?
    Die ungeheure Popularität, die in den letzten Jahren verschiedene Kunstausstellungen erlebten, welche die Romantik als historische Stilrichtung vorgestellt haben, scheint zumindest eine Antwort zu geben.
    Der feinsinnige Kunstliebhaber, dem es beim Anblick moderner Kunst den Magen umdreht, findet in den Bildern der romantischen Künstler um 1800 ein als Bildungsgut legitimiertes Reich von einsamen Landschaften, wo Kreuze im Gebirge stehen, wo der Mond silbrig hell leuchtet und wo das Meer noch von keiner Ölpest bedroht ist.
    Und hier beginnt das fundamentale Missverständnis.
    Denn diese Romantiker wollten zu ihrer Zeit alles andere als eine billige, heile Welt für den spirituellen Sonntagsausflug.
    Die Bilder von Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge sind nur für den oberflächlichen Betrachter leicht konsumierbar.
    Ihre Romantik ist nämlich keine Verniedlichung der Natur, sondern der Versuch, ihr Wesentliches darzustellen, der Versuch, die Enge der gesellschaftlichen Zwänge mit der Entdeckung einer durchgeistigten Natur zu entgrenzen.
    Ihre Negierung der konventionellen Sehweisen und Darstellungsformen jener Zeit ist also nicht nur eine formale Errungenschaft, sondern kann auch inhaltlich als revolutionär bezeichnet werden.
    Hofrat Hans Aurenhammer der Hausherr der Runge und Friedrich Ausstellung erklärt die bahnbrechenden Leistungen dieser beiden Künstler.
    Kaspar David Friedrich hat als erster wahrscheinlich die Natur als Elementarereignis dargestellt und den Menschen fassungslos davor stehend wiedergegeben.
    Filippo da Runge hat etwas unternommen, was
    einmalig war, großartig war.
    Er hat nach dem Ende der barocken Allegorie, die in ihren Anfängen bis in das Mittelalter zurückgeht, es noch einmal versucht, eine neue Allegorie, neue, allgemein verbindliche Bilder für das kosmische Geschehen zu bringen.
    So hat er nämlich die Landschaft verstanden.
    Für ihn war Landschaft Abbild in neuen, verständlichen Silien, wenn man will,
    Wiedergabe des kosmischen Geschehens in der zeitlichen Erscheinung.
    Wer Romantik als eine gedankenferne, rein gefühlsselige Angelegenheit versteht, wird zu Runge und Friedrich kaum einen echten Zugang finden, ist durch ihre Kunst in erster Linie Gedankenkunst.
    Besonders deutlich ist das bei Filipp Otto Runge, wobei man nur an seine nicht an der Physik, sondern an Bedeutungen orientierte Farbenkugel zu erinnern braucht.
    Auch diese theoretischen Überlegungen werden in der Ausstellung im Oberen Belvedere deutlich gemacht.
    Überlegungen, die übrigens in einer großartigen Maltechnik, einer Lasurtechnik, kulminieren.
    Die Ausstellung zeigt die gesamte Entwicklung Runges, von den Scherenschnitten bis zum sogenannten großen Morgen.
    Was den Caspar David Friedrich Teil der Ausstellung betrifft, so fehlen zwar viele wichtige Werke, die einfach nicht zu bekommen waren, aber immerhin schickte Hamburg Hauptwerke wie das Eismeer und eine Riesengebirgslandschaft und vor allem gibt es eine geschlossene Reihe von Zeichnungen, die Friedrichs Entwicklung gut dokumentieren.
    Jedenfalls hat der Besucher hier eine für Österreich einmalige Gelegenheit, zu einem tieferen Verständnis der romantischen Kunst vorzudringen.
    Das war ein Beitrag von Konrad Zobel.
    Heute Vormittag fand im Presseclub Concordia in Wien eine Pressekonferenz über die Landesausstellung Gotik in der Steiermark statt.
    Die Schau wird in der Zeit vom 28.
    Mai bis 8.
    Oktober im Stief St.
    Lambrecht veranstaltet.
    Die Durchführung der Ausstellung lag in den Händen von Dr. Kurt Woissetschläger, dem Leiter der Alten Galerie am Landesmuseum Ioneum in Graz.
    Mit ihm führte Walter Gellert das folgende Gespräch.
    Herr Dr. Woisitschläger, mit der Landesausstellung Gotik in der Steiermark wird eine Landesausstellung in der Steiermark erstmals außerhalb der Grenzen von Graz veranstaltet, und zwar im Stift St.
    Lambrecht.
    Warum hat man gerade diesen Ort gewählt?
    Der Stift Sankt Lambrecht bietet sich fast selbstverständlich an für eine Ausstellung, die sich der spätmittelördlichen Kunst widmet.
    Und zwar deswegen, weil im Stiftsbereich mehrere Objekte vorhanden sind, hochbedeutsame Objekte, die Gotik in Architektur zeigen, die gotische Stiftskirche.
    die gotische Peterskirche und die Schlosskapelle.
    Und andererseits, das Stift auch einen reichen mittelalterlichen Kunstbesitz hat, der ebenfalls zum Teil in der Ausstellung gezeigt wird.
    Dazu kommt noch, dass die Gegend des Oberen Murtalles, besonders in der Zeit des Weichen Sties, also um 1400 und nach 1400, ein hochbedeutsames Kunstzentrum gewesen war, Judenburg an der Spitze, die Stadt Judenburg, die damals die bedeutendste Handelsstadt der Steiermach gewesen war,
    Und einige Künstler, die in Judenburg heimisch waren, weit über die Grenze hinaus exportiert haben, wie etwa der bekannte und berühmte Hans von Judenburg, der ja den Bozerner Hochaltar 1422 geschaffen hat.
    Welche Stellung nimmt überhaupt die Kunst der Gotik im Rahmen des künstlerischen Schaffens in der Steiermark ein?
    Sie ist wohl die bedeutendste Kunstepoche überhaupt, denn die Steiermark ist wie alle Länder des Alpenlandes in zwei Epochen bedeutsam gewesen.
    Eben im späten Mittelalter und im Barock.
    Während ja doch das Barock von Wien von der Akademie aus eher zentral gelenkt war und die Wiener Akademie die erste Stelle spielte, hat die mittelalterliche Kunst mehrere Zentren gehabt, etwa Tirol und auch Steiermark.
    Und so ist es ganz natürlich, dass die erste Ausstellung, die erste Landesausstellung der Steiermark, die sich mit Kunst befasst,
    die Gotik zeigt, jene Kunstepoche, die für unser Land das bedeutendste Ereignis in der Kunst darstellt.
    Wie ist nun diese Ausstellung aufgebaut?
    Beschränkt man sich hier nur auf Kunstwerke aus dem sakralen Bereich oder wo liegen dann weitere Schwerpunkte?
    Selbstverständlich ist der Schwerpunkt im sakralen Bereich, da ja die Kunst der Gotik eigentlich ausschließlich im sakralen Bereich beheimatet war.
    Andererseits wird natürlich die profane Architektur, soweit sie bedeutend ist, gezeigt, wie wir überhaupt ein großes Kapitel der Architektur uns zuwenden, in Großfotos und Modellen.
    Andererseits wird natürlich auch, soweit von hoher Qualität, profane Kunst gezeigt, sei es in Kästchen, im Kunstgewerbe.
    Aber natürlich ist in der Natur der Sache gelegen, die religiöse Kunst im Mittelpunkt stehend.
    Wie viele Exponate wurden für diese Sammlung zusammengetragen und aus welchen Ländern und wer hat Leihgaben dafür bereitgestellt?
    Wir haben natürlicherweise die meisten Leihgaben aus der Steiermark und aus Österreich, aber aus Deutschland, aus der Bundesrepublik Deutschland, aus der Schweiz, aus Ungarn und aus Jugoslawien haben wir ebenfalls Leihgaben aus öffentlichen Sammlungen und auch aus Privatbesitz.
    da vielleicht anknüpfen, dass wir in letzter Minute noch aus der Gegend von München aus Privatbesitz eine sehr schöne Verkündungs-Madonna bekommen haben, die allerdings schon außerhalb des Kataloges sein wird, weil sie eben zu spät unserer Erkenntnis gelangt ist, die aus dem Umkreis des Hans von Judenburg stammt und erstmalig in einer Ausstellung gezeigt wird.
    Vom 28.
    Mai bis 8.
    Oktober kann man also im Stift St.
    Lambrecht in der Steiermark die Ausstellung Gotik in der Steiermark sehen.
    Heute beginnt in Wien das internationale Orgelfest zu Baumgarten, bei dem während der kommenden sechs Tage Orgelinterpreten aus Japan, Frankreich, Belgien, der Bundesrepublik Deutschland und Österreich zu hören sein werden.
    Die Konzerte finden ausschließlich in der Kirche St.
    Anna Baumgarten statt, in der im Vorjahr eine neue Orgel installiert wurde, die sowohl für traditionelle als auch für avantgardistische Orgelmusik konzipiert ist.
    Hören Sie einen Bericht von Brigitte Hofer.
    Vor allem Orgel-Improvisationen, neue japanische Orgelmusik und selten aufgeführte Stücke aus früheren Jahrhunderten wird man bei diesem Orgelfestival hören können.
    das heute mit einem Chanson-Improvisationsabend eröffnet wird, an dem der Arnold-Schönberg-Chor unter anderem Lieder nach Texten von Walter von der Vogelweide singen wird.
    Über Bach und Bruckner erstreckt sich das Programm bis zur Avantgarde zu einem Konzert mit dem Titel Ars Ecstatica.
    Die Mitwirkenden hat der Organisator des Festivals, Peter Danklmeier, eingeladen.
    Höhepunkt unseres Festivals wird zweifellos sein die französische Starvirtuosin Marie-Claire Allain,
    die die Werke ihres genialen Bruders spielen wird.
    Dann auch das Blechbläser-Quartett der Bamberger Symphoniker.
    Dann haben wir einen ganz glänzenden Improvisator aus Deutschland bekommen können, Ludwig Dörr.
    Und was auch vielleicht ein bisschen einmalig ist, wir verbinden diesmal Orgel mit Gesang, und zwar mit dem belgischen Tenor Seger van der Stene, der mittelalterliche Musik singen wird.
    Peter Danklmeier ist Selbstorganist.
    Nach seinen Entwürfen wurde die Orgel in St.
    Anna gebaut.
    Er schrieb vor allem eine lebendige Form der Interpretation von Orgelwerken an, was er anhand von zwei Beispielen demonstriert.
    Er stellt ein Magnificat von Jean-François Dandrieu vom Anfang des 18.
    Jahrhunderts, den Variationen von Marcel Dupré, einem französischen Komponisten des 20.
    Jahrhunderts, gegenüber.
    Wir müssen schauen, dass wir irgendeine Beziehung zur alten Musik überhaupt herstellen können.
    Und das geschieht dadurch, dass man sich verlebendig macht.
    Zum Beispiel, wie haben die gelebt?
    Wie haben die musiziert?
    Zum Beispiel spiele ich einen alten Franzosen.
    Nun, da ist ja eine Assoziation mit dem
    Hofe Ludwig XIV.
    und so weiter, seiner ganzen Pracht ist naheliegend.
    Und das versuche ich jetzt auf die Musik zu übertragen, dass auch der Zuhörer diesen Eindruck bekommt.
    Er ist jetzt unmittelbar am Hofe von Versailles zum Beispiel.
    Bei der modernen Musik ist das etwas anderes.
    Die moderne Musik ist also vielleicht ein bisschen herber in der Sprache und auch ein bisschen, kann man sagen, kritischer.
    Die moderne Musik reflektiert mehr und sie hat natürlich auch schon viel differenziertere Farben, die man einsetzen kann und die ich jetzt als Interpret auch aufspüren muss und eben damit arbeite.
    Das war's für heute.
    Mit dem besonderen Bau dieser Orgel, zum Beispiel horizontal angebrachte Trompeten und zwei in den Raum hineinragende Pedaltürme, ergeben sich außergewöhnliche Klangwirkungen.
    Mehrere Musiker komponieren deshalb in letzter Zeit direkt am Instrument.
    Unter ihnen Roman Haubenstock-Ramatti und Ernestis Logotetis.
    Internationales Orgelfestival in Wien, Brigitte Hofer berichtete und wir schließen das Mittagsschanal mit Kurzmeldungen.
    Italien.
    Zwei linksextremistische Terrororganisationen haben sich zum Attentat auf einen leitenden Bankangestellten in Mailand bekannt.
    Der Mann wurde in der Früh durch mehrere Schüsse verletzt.
    Die Täter, ein Mann und eine Frau, ergriffen in einem wartenden Auto die Flucht.
    Erst gestern war ein leitender Angestellter eines Chemiekonzerns auf gleiche Weise verletzt worden.
    Die Ermordung des entführten Vorsitzenden der christlichen Demokraten, Moro, hat nun offenbar eine Kontroverse in der italienischen Regierung ausgelöst.
    Innenminister Cossiga kündigte seinen Rücktritt an.
    Er will damit die politische Verantwortung für das Verhalten der Regierung und für den bisher erfolglosen Verlauf der Verhandlung nach den Entführern übernehmen.
    Österreich.
    Die österreichische Volkspartei hat heute ein neues Konzept zur Hauptschulreform vorgelegt.
    Ihr Schulsprecher, Abgeordneter Gruber, sagte unter anderem, in den Hauptschulen sollten Leistungsgruppen eingeführt werden, die ein besseres Eingehen auf die Begabungen der einzelnen Schüler ermöglichen.
    Nach Ansicht des ÖGB-Vizepräsidenten Dallinger ist die Sicherung der Arbeitsplätze wichtiger als eine Steueranpassung.
    Dallinger richtete heute außerdem an die gemeinwirtschaftlichen Unternehmen den Appell, mehr Lehrlinge aufzunehmen, um Jugendarbeitslosigkeit zu verhindern.
    Der Sprecher der österreichischen Bischofskonferenz, der Linzer Weihbischof Wagner, hat heute von der geplanten Reform des Scheidungsrechts mehr Ehe- und Kinderfreundlichkeit gefordert.
    Im Besonderen kritisierte Wagner die geplante Durchsetzung der Scheidung gegen den Willen eines Ehepartners nach Ablauf einer bestimmten Frist.
    Der tschechoslowakische Außenminister Knopek ist zu einem dreitägigen offiziellen Besuch in Wien eingetroffen.
    Knopek führte bereits ein Gespräch mit Bundespräsident Kirchschläger.
    Er wird am Nachmittag mit Außenminister Parr zu einer Unterredung zusammentreffen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Bundeskanzler Schmidt hat heute in einer Regierungserklärung vor dem Bonner Bundestag die Ergebnisse des Besuchs des sowjetischen Staats- und Parteichefs Brezhnev in Bonn als Fortschritte in den deutsch-sowjetischen Beziehungen gewertet.
    Schmidt sagte, das Treffen habe auch für die internationale Abrüstungsdiskussion wesentliche Erfolge gebracht.
    CDU-Vorsitzender Kohl kritisierte die Haltung der Bonner Regierung gegenüber Brezhnev.
    Kohl sagte, eine nüchterne Analyse der Ergebnisse dürfe sich nicht nur auf Reden und Dokumente beziehen, sondern müsse auch Ziele und Absichten der Sowjetunion berücksichtigen.
    Der sowjetische Außenminister Gromyko ist heute zu einem offiziellen Besuch in Ost-Berlin eingetroffen.
    Der sowjetische Außenminister dürfte die DDR-Führung über den Besuch von Staats- und Parteichef Brezhnev in Bonn informieren.
    Gromyko hatte Brezhnev in die Bundesrepublik begleitet.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der türkische Ministerpräsident Ecevit ist in Bonn von Bundespräsident Scheel empfangen worden.
    Am Nachmittag trifft er zu einem weiteren Gespräch mit Bundeskanzler Schmidt zusammen.
    Zur Debatte stehen Fragen der Wirtschaftshilfe und die von der Türkei gewünschte stärkere militärische Unterstützung.
    In einer halben Minute ist es 13 Uhr.
    Die Redaktion meldet sich dann wieder um 18.30 Uhr im Programm Österreich Eins mit dem Abendschornal für Redaktion und Technik des Mittagsschnalls.
    Aber verabschiede ich mich.
    Auf Wiederhören.
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    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.05.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Datum: 1978.05.11 [Sendedatum]
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    Datum: 1978.05.11 [Sendedatum]
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    Datum: 1978.05.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Datum: 1978.05.11 [Sendedatum]
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    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
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    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Danklmaier, Peter [Interviewte/r] , Danklmaier, Peter [Interpret/in]
    Datum: 1978.05.11 [Sendedatum]
    Ort: Wien, St. Anna, Baumgaten [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1978.05.11
    Spieldauer 00:59:53
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Vockenhuber, Hans [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.05.11 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-780511_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
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