Mittagsjournal 1978.06.16

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Untertitel der Amara.org-Community
    Und hier ist der aktuelle Dienst.
    Eine angenehme Mittagstunde, meine Damen und Herren.
    Beim Mittagjournal Einer Stunde Information begrüßt Sie Karl Jarkowski.
    Kurz die Schlagzeilen der geplanten Beiträge zu ihrer besseren Übersicht.
    Österreichs Ärzte sehen ihre Position durch Sozialversicherungsträger gefährdet.
    Kampfmaßnahmen werden angedroht.
    Bundeswirtschaftskammer pessimistisch über wirtschaftliche Zukunft.
    Gesundheitsministerium kündigt verschärfte Kontrolle bei importierten Lebensmitteln an.
    Italien Reaktionen nach dem Rücktritt von Staatspräsident Leone.
    Kinder in südafrikanischen Gefängnissen.
    Internationale Juristenkommission veröffentlicht darüber einen Bericht.
    Horrende Preise bei Fußball-Weltmeisterschaft in Argentinien und neues Raumfahrtunternehmen der Sowjetunion.
    Die Kulturredaktion bringt unter anderem ein Interview mit dem deutschen Dirigenten Eugen Jochum anlässlich eines Konzerts im Wiener Musikverein.
    Vor Beginn der ausführlichen Berichterstattung hören Sie nun eine Zusammenfassung des Tagesgeschehens in den Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Fedor Huli und gesprochen werden die Meldungen von Josef Wenzel-Natek.
    Italien.
    Die durch den Rücktritt von Staatspräsident Leone ausgelöste Regierungskrise dauert an.
    Beide Häuser des Parlaments sowie 58 Vertreter der Regionalversammlungen müssen innerhalb von zwei Wochen gemeinsam ein neues Staatsoberhaupt wählen.
    Leone stellte seinen Posten sechs Monate vor Ablauf seiner siebenjährigen Amtszeit zur Verfügung.
    Er selbst und die christdemokratische Partei bestreiten die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen, wonach er Steuerhinterziehungen begangen und von dem amerikanischen Flugzeugkonzern Lockheed Bestechungsgelder angenommen habe.
    Eine Serie von Attentaten kennzeichnet auch heute die Situation in Rom.
    In einer städtischen Molkerei explodierte eine Bombe, die erheblichen Sachschaden verursachte.
    Verletzt wurde niemand.
    Am Eingang des Stadtgefängnisses Regina Celi wurden Bündel von Dynamitstäben gefunden, die mit Zeitzündern versehen waren.
    Weitere Sprengkörper wurden vor einem kommunistischen Parteilokal, einem Reisebüro und zwei Finanzämtern noch rechtzeitig entdeckt und entfernt.
    Ein anderes Attentat richtete sich gegen einen gewerkschaftlich aktiven Postangestellten, dessen Auto in Brand gesteckt wurde.
    Darüber hinaus legten unbekannte Täter in einer Bar in Ostia einen Brand.
    In allen Fällen ist der Sachschaden erheblich.
    Auch aus Mailand und Bologna werden ähnliche Vorfälle gemeldet.
    Zu einem Brandanschlag auf die Büros der Firma Rank Xerox in Mailand und zur Vernichtung zweier Autos von christlich-demokratischen Persönlichkeiten in Bologna bekannten sich die kämpfenden kommunistischen Zellen.
    Portugal
    Das Parlament in Lissabon hat in der vergangenen Nacht nach heftiger Debatte ein Verbot faschistischer Organisationen beschlossen.
    Für die Regierungsvorlage stimmten Sozialisten, Kommunisten und Unabhängige Linke, dagegen votierten die Abgeordneten der Sozialdemokratischen Partei.
    Die Zentrumsdemokraten enthielten sich der Stimme.
    Das neue Gesetz richtet sich gegen Organisationen, die für faschistische Regime charakteristische Werte, Institutionen oder Methoden befürworten oder auf undemokratische Weise die verfassungsrechtliche Ordnung gefährden.
    Mitglieder derartiger Gruppen können zu Haftstrafen zwischen zwei und acht Jahren verurteilt werden.
    Österreich Innenminister Lanz hat heute betont, die Ausbildung zum leitenden Beamten im Sicherheitsbereich dürfe nicht auf die Kenntnis des unmittelbaren Fachgebietes begrenzt bleiben.
    Wie in keinem anderen Beruf sei es für Polizei, Gendarmerie und Kriminalbeamte möglich, in die Gesellschaft integriert zu werden, sagte Lanz bei einem Festakt zum Abschluss des zweijährigen Lehrgangs für 36 Absolventen der gehobenen Fachausbildung.
    Im Gegensatz zu früheren Regelungen wurden bei diesem Fachkurs die Beamten gemeinsam und unter Berücksichtigung der Allgemeinbildung auf ihre Führungsaufgaben vorbereitet.
    Der Lehrplan umfasste auch Gesellschaftswissenschaften, Führungslehre und Psychologie.
    Nach Ansicht der Gefangenenhilfeorganisation Amnesty International ist die Situation der Menschenrechte in Südafrika, auch zwei Jahre nach den großen Unruhen in Soweto, nach wie vor unverändert schlecht.
    In einer Aussendung der Wiener Sektion von Amnesty International heißt es wörtlich, zahlreiche Gesetze geben dem Staat die Möglichkeit, seine mutmaßlichen Feinde unbegrenzt und ohne Verfahren einzusperren, unter Hausarrest zu stellen oder in entlegene Gegenden zu verbannen.
    Die Gefangeneinhilfeorganisation will Beweise dafür haben, dass sich die Regierung in Pretoria polizeistaatlicher Methoden bedient.
    Im Zusammenhang damit wird das Gesetz gegen den Kommunismus erwähnt, mit dem sich nach Ansicht von Amnesty International jede Abweichung vom Apartheidsdenken verfolgen lasse.
    Die Organisation zitiert einen gestern in Genf veröffentlichten Bericht der Internationalen Juristenkommission, wonach in südafrikanischen Gefängnissen auch zahlreiche Kinder inhaftiert seien.
    Die Behörden in Pretoria werden in der Studie beschuldigt, die Kinder zum großen Teil in Einzelhaft ohne Verbindung zu ihren Familien zu halten.
    Im November 1977 sollen von 714 Gefängnisinsassen 180 Kinder gewesen sein.
    Südafrika.
    Die Polizei hat vor Beginn der Gedenktage für die bei den Unruhen im Juni 1976 getöteten Bewohner der vom Schwarzen bewohnten Vorstadt von Johannesburg, Soweto, mehr als 600 Personen festgenommen.
    Offiziell wurden die Massenverhaftungen als Maßnahmen zur Verbrechensbekämpfung bezeichnet.
    Für heute und morgen sind Gedenkgottesdienste, Prozessionen zum Grab des ersten Opfers der Unruhen und die Schließung aller afrikanischen und indischen Geschäfte vorgesehen.
    Vereinte Nationen.
    Nach einer Nachtsitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit zwischen dem Weltsicherheitsrat und den Vertretern Zyperns und der Türkei ist heute früh in New York das Mandat der UNO-Friedenstruppe auf Zypern auf weitere sechs Monate verlängert worden.
    Das Mandat war um Mitternacht abgelaufen.
    Zunächst konnten sich die betroffenen Parteien auf keine Kompromissformel einigen.
    Nahe Osten.
    Der israelische Rundfunk berichtet heute, die explosive Situation im Süd-Libanon nach dem Rückzug der israelischen Truppen könne jeden Augenblick zu einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen den UNO-Truppen und den christlich-konservativen Milizen führen.
    Die UNO-Truppen seien von starken Einheiten der Phalangisten umzingelt.
    Israel hat einen großen Teil der im Süd-Libanon besetzten Stellungen nicht, wie vereinbart, den UNO-Truppen, sondern den christlichen Milizen übergeben.
    Jordanien
    Nach Berichten der in Amman erscheinenden Zeitung Al-Rai hat die Regierung Jordaniens den Beschluss der UNO-Organisation für Palästina-Flüchtlingshilfe, ihren Sitz aus Beirut nach Wien zu verlegen, zurückgewiesen.
    Dem Blatt zufolge hat die Regierung deshalb einen Spruch gegen die Übersiedlung der Organisation nach Wien erhoben, weil sie der Ansicht ist, man habe in Amman alle von der Organisation gewünschten Einrichtungen zur Verfügung gestellt und von Jordanien aus sei die Betreuung der Flüchtlinge leichter möglich als von einer Stadt außerhalb der Flüchtlingsregion.
    Schließlich meldet die Zeitung noch, die Regierung in Amman habe Kontakt zu den Regierungen von Syrien, Ägypten und Libanon aufgenommen, um die Übersiedlung der Palästina-Flüchtlingsorganisation nach Wien zu vereiteln.
    Belgien König Boudouin hat heute mit verschiedenen Politikern Konsultationen über das gestern eingereichte Rücktrittsgesuch von Ministerpräsident Tindemans aufgenommen.
    König Boudouin wird am kommenden Montag bekannt geben, ob er die Demission Tindemans annimmt.
    Zunächst hatte der Monarch jede Stellungnahme verweigert und sich Bedenkzeit ausgebeten.
    Dem überraschenden Schritt des Regierungschefs waren Meinungsverschiedenheiten zwischen den christlich Sozialen und den Sozialisten in der Regierungskoalition über die künftige Wirtschaftspolitik des Landes vorausgegangen.
    Diese beiden Parteien sind Hauptträger der Vier-Parteien-Koalition, der noch die Flämische Volksunion und die frankofone Demokratische Front angehören.
    Sowjetunion
    Genau drei Monate nach dem Dauerflugrekord zweier Kosmonauten in der Orbitalstation Salyut 6 hat die Sowjetunion gestern ein weiteres Raumschiff, Salyut 29, gestartet.
    Die Kapsel mit zwei Kosmonauten an Bord dürfte heute Abend an Salyut 6 ankoppeln.
    Kommandant Oberst Kovaleonokov und Bordingenieur Ivan Tchienkov sollen wissenschaftliche Experimente fortsetzen, die am 11.
    Dezember vergangenen Jahres von den Besatzungen der Raumschiffe Salyut 26, Salyut 27 und Salyut 28 begonnen wurden.
    Jugoslawien
    Nach Berichten aus Belgrad hat Jugoslawien die Sowjetunion aufgefordert, drei Botschaftsangehörige aus Belgrad abzuberufen.
    Den drei Sowjets, einem Diplomaten und zwei Botschaftsangestellten werden illegale Kontakte zu sowjetfreundlichen Fanatikern vorgeworfen.
    Die Behörden wollen anlässlich eines Prozesses gegen den pro-sowjetischen Emigranten Mileta Perovic belastendes Material gegen die sowjetischen Botschaftsangehörigen gesammelt haben.
    Chile
    Innenminister Sergio Fernández hat in einer Hörfunk- und Fernsehrede die Inhaftierung verschollener Chilenern in Abrede gestellt.
    Fernández betonte, seine Erklärung sei die endgültige Position der Regierung hinsichtlich des Problems von Personen, die seit dem Militärputsch vom September 1973 als vermisst gelten.
    Zu Beginn dieses Monats hatten Familienangehörige verschwundener Chinenern einen Hungerstreik aufgegeben, nachdem die Regierung der Katholischen Kirche des Landes versicherte, kurzfristig Informationen über das Schicksal und den Aufenthaltsort der insgesamt 618 Personen zu übermitteln.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage?
    Randstörungen des westeuropäischen Tiefs gelangen bis zum Alpenraum, doch ist ihre Wetterwirksamkeit vorerst relativ gering und beschränkt sich im Wesentlichen auf den Westen und den Südwesten unseres Landes.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh im Osten und Südosten zunächst heiter bis wolkig, im weiteren Tagesverlauf eher zunehmende Bewölkung.
    Im gesamten übrigen Bundesgebiet meist stärkere Bewölkung, im Westen und Norden gebietsweise Regen, im Südwesten Aufkommen von gewittrigen Regenschauern.
    Wind aus Südost bis West.
    Nachmittagstemperaturen in den bewölkten Gebieten 14 bis 18 Grad, sonst 19 bis 24 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht zwischen 8 und 14 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Samstag.
    Anfang meist aufgelockerte Bewölkung, im Osten zum Teil auch heiter.
    Im weiteren Tagesverlauf im Allgemeinen wieder zunehmende Bewölkung und hauptsächlich im Westen und im Südwesten sowie entlang des Alpenhauptkammes lokale Regenschauer und Gewitterbildungen.
    Winde aus südlichen Richtungen.
    Tagestemperaturen 17 bis 24 Grad.
    Und nun die Messwerte von heute Mittag, 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 21 Grad, Südostwind 10 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt-Heiter 22, Ost 25.
    Linz stark bewölkt, 17 Grad, Südwestwind 15 Kilometer pro Stunde.
    Salzburg stark bewölkt, 15 Grad, Südost 5.
    Innsbruck stark bewölkt, 15 Grad bei Windstille.
    Bregenz belegt leichter Regen, 14 Grad ebenfalls Windstille.
    Graz, Voltkick 19, Südost 10 und schließlich Klagenfurt, heiter 19 Grad, Südostwind 5 km in der Stunde.
    Es ist jetzt zwölf Minuten nach zwölf.
    Die österreichische Ärztekammer hält heute in der Wiener Hofburg ihren Kammertag ab, der im Zeichen der Neuwahlen des Präsidiums steht.
    Vor etwa einer Stunde wurde Ärztekammer-Präsident Richard Piaty für eine Funktionsperiode von vier Jahren wiedergewählt.
    soweit der Formelljagd.
    Im Mittelpunkt der Beratungen der Delegierten des Ärztekammertages steht aber ein Rückblick auf die vergangenen vier Jahre und die Festlegung der Marschroute für die Zukunft.
    Wie wird die Ärztekammer als Standesorganisation der Mediziner in den kommenden vier Jahren auftreten?
    Hören Sie dazu den folgenden Beitrag von Markus Sommersacher.
    Unwillkürlich hat man das Bild eines weißen Siedlertrecks vor Augen, der vor den von allen Seiten herangaloppierenden Indianern eine Wagenburg aufbaut und zur Rundumverteidigung übergeht.
    Die Ärztekammer sieht sich als Minderheit im gesellschaftlichen Gefüge, der von allen Seiten Gefahr droht.
    Insbesondere aber von den Krankenversicherungsträgern, die es, so die Mediziner, bewusst darauf anlegten, die ärztliche Tätigkeit wirtschaftlich und funktionell zu gefährden.
    Vorläufig letzter Punkt in dieser Reihe von Angriffen nach Ansicht der Ärzte, die Beseitigung des Rechts auf Parteistellung der Ärztekammer im Ambulatoriumsverfahren.
    Im Klartext erläutert der wiedergewählte Ärztekammerchef Primarius Richard Piatti.
    Bisher war die gesetzliche Situation so,
    dass in Form einer Regelung, im allgemeinen Sozialversicherungsgesetz, die Krankenversicherungsträger nicht willkürlich und zügellos Emulatoren gründen konnten, sondern sie mussten aufgrund eines behördlichen Verfahrens den Bedarf nachweisen.
    Erst wenn ein Bedarf nachweisbar war, das heißt die ärztliche Versorgung durch die niedergelassenen Ärzte nicht ausreichend sichergestellt wurde,
    war es möglich, ein Ambulatorium zu errichten.
    Wenn nun im Gesetz diese Bestimmung, die sozusagen einen Sperrmechanismus dargestellt hat, beseitigt wird, so bedeutet das praktisch, dass die Ärzteschaft wehrlos und chancenlos dieser Entwicklung eines Umbaus des Gesundheitswesens in eine Ambulatoriumsmedizin gegenübersteht und sie hat keine Möglichkeit, sich hiermit einigermaßen Aussicht und mit Chancen dagegen wehren zu können.
    Die Ärztekammer will jedenfalls versuchen, in Beamtenverhandlungen bis Anfang Juli ihr bisheriges Rechtsgut zu sichern.
    Sollte dies nicht zufriedenstellend gelingen, warnte heute Präsident Piatti, müsse Phase 2 beginnen.
    Unter Phase 2 versteht Piatti Maßnahmen zur Selbstverteidigung des Standes, die er aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht näher erläutern will.
    Ähnlich drohende Wolken sieht die Ärzteschaft durch den Entwurf für eine 33.
    Novelle zum Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz aufziehen, den das Sozialministerium vor kurzem zur Begutachtung ausgesendet hat.
    In diesem Entwurf sehen die Mediziner eine krasse Bedrohung ihrer Situation als unabhängige Freiberufler.
    Unter anderem kritisiert Piatti, dass mit dieser Novelle, sollte sie in der bisher bekannten Form verwirklicht werden, die Ärzte bei der Errichtung von gesunden Untersuchungsstellen grob benachteiligt würden.
    Die Hauptgefahr nach Ansicht der Ärzte liegt jedoch in der Einführung von bundeseinheitlich für alle Krankenversicherungsträger geltenden Schlüsselzahlen für eine Besetzung der Kassenarztstellen.
    Dazu Piatti.
    Der Hauptverband, das heißt auch Verband der Krankenversicherungsträger, würde die Zahl festsetzen, wie viele Kassenärzte und wo in Österreich solche sein dürften.
    Das würde vielleicht vorübergehend zu einer Vermehrung sogar der Stellen führen.
    Aber damit wäre also ein Schlusspunkt gesetzt und all jene jungen Ärzte, die dann von den Hochschulen kommen, würden mit der Tatsache konfrontiert sein, dass es keine Kassenplanstellen mehr gibt und das bei einem Versicherungsgrad von 97 Prozent der Bevölkerung.
    Das würde heißen, zukünftige Ärztegenerationen hätten keine effektive Möglichkeit, ihren Beruf wirklich ausüben zu können.
    Die Existenzgrundlage für diese Ärzte müsste dann außerhalb einer vertragsärztlichen Tätigkeit gefunden werden, schätzt Piatti.
    Ob das allerdings möglich sein werde, bezweifelte er heute.
    Zusätzlich zu diesen Sorgen um die zukünftige Beschäftigungslage der Mediziner hegt man in der Wiener Waiburgasse, der Zentrale der Ärztekammer, Bedenken, was die Form der zukünftigen ärztlichen Berufsausübung betrifft.
    Denn das vermehrte gesundheitliche Versorgungsbedürfnis der Bevölkerung zwinge zu einer Verbesserung des Leistungsangebots der niedergelassenen Ärzte, meinte Piatti heute.
    Aus diesem Grund strebt die Ärztekammer eine Änderung des Ärztegesetzes an.
    Nach unseren Vorstellungen sollte ein Arzt sowie andere freie Berufe das Recht haben und die Möglichkeit haben, einen anderen Arzt anzustellen.
    Einerseits Ärzte zur Ausbildung.
    Das heißt, Teile der Ausbildung sollten auch in der Praxis möglich sein.
    Andererseits ausgebildete Ärzte, das heißt, ein Arzt soll in der Lage sein, sein Leistungsvolumen, seine Leistungskapazität zu verbessern, indem also seine Ordination nicht durch einen Arzt, sondern durch mehrere Ärzte betrieben werden kann.
    Und nicht zuletzt überlegen wir uns auch die Möglichkeit der sogenannten Gesellschaftsbildung, das heißt, dass sich Ärzte zusammentun können, um in Form einer Rechtskonstruktion einer Gesellschaft
    eine Ordination zu betreiben.
    Dies dürfe jedoch nicht dazu führen, dass die Einzelpraxis und vor allem die ihr zugrunde liegende Idee der unmittelbaren und persönlichen Betreuung durch den vom Patienten gewählten Arzt in irgendeiner neuen Form der ärztlichen Berufsausübung angetastet werde, warnte der Ärztechef heute.
    Zusammenfassend, ein umfangreiches Arbeitsprogramm also, das sich die Standesvertretung der Mediziner für die nächste Zeit gestellt hat.
    Ein Arbeitsprogramm, das in manchen seiner Einzelheiten stofffürkommende Auseinandersetzungen birgt.
    Berichterstatter war Markus Sommersacher.
    Heute Vormittag gab der Generalsekretär der Bundeswirtschaftskammer Arthur Mussil im Wiener Hotelmodul eine Pressekonferenz.
    Mussil legte darin seine Ansichten zur wirtschaftspolitischen Situation und zur Wirtschaftspolitik der Bundesregierung dar.
    Im Besonderen beschäftigte sich der Generalsekretär der Wirtschaftskammer mit dem Problem des Arbeitsmarktes.
    Anlass für das Pressegespräch war eine Art Halbjahresbilanz, denn jetzt kann die voraussichtliche wirtschaftliche Entwicklung für das heurige Jahr schon genauer abgeschätzt werden.
    Einzelheiten hören Sie nun von Helmut Klezander.
    Einleitend gab Bundeskammergeneralsekretär Mussil einen Überblick zur Wirtschaftslage.
    Schon Finanzminister Androsch hat sich ja vor zwei Wochen sehr pessimistisch über die zukünftige Konjunkturentwicklung in Österreich geäußert und heute stellte Mussil seine Erwartungen für das zweite Halbjahr folgendermaßen dar.
    Ist dem ohne diesen schwachen Aufschwung die Luft weiterhin ausgegangen?
    Die Wachstumsprognosen mussten mehrmals revidiert werden.
    zuletzt auf anderthalb Prozent unsere eigenen und die anderen, die OECD, die gibt uns für dieses Jahr nur mehr 0,7 Prozent mit
    liegen wir weitaus niedriger als der Durchschnitt der OECD-Länder mit 3,7 Prozent und haben damit die Wachstumsgefahr der OECD leider verlassen müssen.
    Als Folge dieser zu erwartenden schlechten Wirtschaftslage in Österreich nannte Musil drohende Beschäftigungsprobleme.
    Pro Jahr werden bis in die 80er Jahre etwa 30.000 bis 40.000 neue Arbeitskräfte in das Berufsleben eintreten wollen.
    Dazu wäre aber ein Wirtschaftswachstum von mindestens 4% notwendig.
    zu dieser Diskrepanz mit der wahrscheinlichen Entwicklung meinte Mussil.
    Für die Zeit ab Herbst 78 werden ernste Beschäftigungsprobleme vorausgesagt, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird.
    Das sind die Folgen der jahrelangen Substanzauslagung der Betriebe, die jetzt immer stärker sichtbar werden.
    Statt einer neuen Industrialisierungswelle vollzieht sich ein gefährlicher Rückgang des Industriepotenzials.
    Die Regierung muss endlich von ihrer Politik des Eigenkapitalsentzugs auf Eigenkapitalstärkung umsteigen, bevor die von ihr selbst in letzter Zeit immer häufiger an die Wand gemalte Krise wirklich eintritt.
    Als wichtigste Maßnahme zur Abwehr einer Krise mit Arbeitslosenraten bis zu 5 Prozent, also dem mehr als Doppelten des jetzigen Standes, nannte Musil eine weitere Senkung der Kreditzinsen, um die Investitionen rentabler zu machen und weiters Erfüllung der Steuersenkungswünsche der Wirtschaft bei den laufenden Gesprächen mit dem Finanzminister, um so die Betriebe zu entlasten und wieder Gewinne zu ermöglichen.
    Denn, so sagte Musil, nicht nur Betriebe, die schon bisher gewackelt hätten, seien in den roten Zahlen, sondern auch mehr und mehr gesunde Unternehmen würden in die Verlustzone kommen.
    Und weiter?
    Der Traum von gewinnlosen Unternehmungen, die die Arbeitsplätze auf Dauer halten können, ist reine Illusion.
    Mir ist der Kampf gegen die Gewinne durch die Gewerkschaften immer ein Rätsel gewesen, weil sie ja damit die Basis abschneiden, von der sie selber leben.
    Wir verlangen daher seit Jahren eine Rehabilitierung der Gewinne und eine entsprechende Stärkung des Eigenkapitals.
    Und vor allem muss Schluss gemacht werden mit der ständigen Diffamierung der Unternehmer und seiner Leistungen.
    Das Eigenkapital der Betriebe ist im Verhältnis zum Umsatz in den vergangenen Jahren laufend kleiner geworden.
    Da aber nur mit diesem Geld das Investitionsrisiko getragen werden kann, müsste, so Musil, jeder weitere Rückgang des Eigenkapitals in den Betrieben gerade ein Bremsen bei den so wichtigen Innovationen, also neuen Erzeugnissen zur Folge haben.
    Und gerade solche Erzeugnisse müsste ja Österreich vermehrt erzeugen, um im internationalen Konkurrenzkampf bestehen zu können.
    Soweit mein Bericht von der Pressekonferenz der Bundeswirtschaftskammer und damit zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Reporter war Helmut Glezander und wir werfen nun einen Blick in die heutigen Tageszeitungen.
    Die Zitate wählte Hans Langstein aus.
    Beherrschendes Thema der heutigen innenpolitischen Kommentare ist die gestern vom Parlament beschlossene letzte Etappe der Familienrechtsreform mit der Neuordnung des Scheidungsrechts.
    In der Presse findet sich dazu eine Klosse mit dem Titel Papier und Herz.
    Man hat gestern im Parlament eine Fristenlösung für die Liebe beschlossen.
    Man hat die Unwägbarkeit zwischenmenschlicher Beziehungen dem Terminkalender untergeordnet.
    Nein, es ist schlechter, die papierenden Ehen von Staatswegen zu zerreißen, weil Leid zurückbleiben wird, weil Tränen vergossen werden und Herzen brechen.
    Und weil ein Hauch von Ehe noch allemal besser ist als ein Sturm von Hass, Täuschung und Verzweiflung.
    In ähnlichem Sinn wie die Presse, aber in noch kritischeren Formulierungen äußert sich das neue Volksblatt der ÖVP zur gestern beschlossenen Scheidungsreform.
    Im Leitartikel von Peter Klar heißt es,
    Wurde mit der sogenannten Fristenlösung der Wert des ungeborenen Lebens diminuiert, wird die gesellschaftspolitischen Aktionen der Linken unausgesetzt die Familie untergraben, so ist nun auch die Ehe.
    Wir verschließen keineswegs die Augen vor der Tatsache, dass viele Ehen krank, zerrüttet sind.
    Weit mehr Ehen, als man allgemein glaubt, sind unheilbar kaputt.
    Es ist richtig, dass man saubere Mülldeponien dafür schafft.
    Es ist aber nach wie vor bitteres Unrecht, dass man durch die Einführung der Scheidematik die Ehe von vornherein zur Wegwerfpackung unserer Gesellschaft umfunktioniert.
    Aus einem letzten Ausweg für Gescheiterte wurde eine bequeme Autobahn für Verantwortungsüberdrüssige, findet Peter Klar im neuen Volksblatt der ÖVP.
    Anders urteilt die kommunistische Volksstimme über die gestern beschlossene Reform.
    Irma Schwager schreibt dort, immer wieder hat die SPÖ dem Konsens mit der ÖVP zuliebe bei der Regelung des Eherechtes Streichungen gemacht.
    Ideallösung sind also die Bestimmungen für das neue Scheidungsrecht keineswegs.
    Trotzdem hat das jahrzehntewährende Bemühen der österreichischen Frauen und der gesamten Arbeiterbewegung einen wichtigen Fortschritt auch in diesem Teil des Familienrechtes gebracht und in mehr als eineinhalb Jahrhunderten verstaubte Gesetzesregelungen werden jetzt endlich vom Richtertisch in die Archive verschwinden.
    Abzuwarten bleibt allerdings noch, wie sich viele komplizierte Bestimmungen, etwa beim neuen ehelichen Güterrecht, in der Praxis auswirken werden.
    Nach diesem Zitat aus der kommunistischen Volkstimme zum Abschluss noch ein Blick in den Kurier.
    Dort meint Helga Stadler zu der von SPÖ und FPÖ gemeinsam beschlossenen Trennbarkeit sogenannter Papier-Ehen.
    Sie haben damit eine faire und wirklichkeitsnahe Lösung gefunden.
    Nach sechs Jahren Trennung ist ein weiteres staatliches Gebot zur Aufrechterhaltung einer ohnehin nur auf dem Papier bestehenden Ehe sinnlos.
    Das heißt aber nicht, dass die ÖVP oder auch die Kirche, die sehr vor diesem Gesetz gewarnt hat, resignieren müssen.
    Im Gegenteil.
    Alle, die an den Wert der Familie glauben, sollen den Kampf gegen die Krise der Ehe aufnehmen, sollen den jungen Leuten wieder die Tragweite einer Heirat vor Augen führen, die Verantwortung, die sie damit auf sich nehmen.
    Nicht Broda leitete mit der Lockerung der Scheidungsparagrafen eine Entwicklung zum hemmungslosen Auseinandergehen ein, sondern die seit Jahren wachsenden Scheidungsrekorde veranlassten den Minister zur Reaktion.
    Hans Langsteiner hatte die eben gehörten Zitate für die Presseschau ausgewählt.
    Handelsminister Staribacher hat am vergangenen Montag bekannt gegeben, dass ab 1.
    Juli die österreichischen Zöllner die Warenkennzeichnung von chemischen Konsumgütern, Textilien, Schuhen und Waschmitteln genauer überprüfen werden.
    Sinn und Zweck dieser Maßnahme?
    Die immer wieder geforderte Gleichstellung importierter Waren mit den in Österreich hergestellten Produkten, soweit es die Deklaration der Eigenschaften der Waren betrifft.
    Während nämlich bisher die in Österreich erzeugten Waren mehrmals im Jahr nach Einhaltung der diversen Konsumentenschutzbestimmungen überprüft werden, werden Importwaren nur selten kontrolliert.
    Die verschärfte Kontrolle der Kennzeichnung von Importwaren betrifft aber nicht Lebensmittel.
    Wie eingeführte Lebensmittel derzeit überprüft werden und über eine geplante Verschärfung dieser Kontrollen informiert sie nun Matthäus Kattinger.
    Die heftigsten Befürworter einer genaueren Kontrolle importierter Lebensmittel sind sonst selten gleicher Meinung.
    Auf der einen Seite die Konsumentenvertreter, auf der anderen Seite die österreichischen Nahrungsmittelhersteller, aber auch Vertreter der Landwirtschaft.
    Ihrer Ansicht nach werden importierte Lebensmittel, wenn überhaupt, dann sehr nachlässig überprüft.
    Und das betreffe, sagen sie, nicht nur die Kennzeichnung der Waren.
    Auch die Qualität stimme nicht immer mit den oft fremdsprachigen Angaben auf den ausländischen Nahrungsmitteln überein.
    Während österreichische Lebensmittelerzeuger etwa viermal im Jahr von Vertretern der Lebensmitteluntersuchungsanstalt überprüft werden, sind die Stichproben bei importierten Nahrungsmitteln eher die Ausnahme.
    Die Nahrungsmittelindustrie erinnert daran, dass die sogenannten Ad-hoc-Importe überhaupt nicht überprüft werden, wenn beispielsweise ein deutscher Käseerzeuger schnell eine übrig gebliebene Ladung billigen Schmelzkäses als Sonderangebot in Österreich verkaufen will.
    Die bisher getroffenen Maßnahmen sind der österreichischen Nahrungsmittelindustrie zu wenig.
    Seit Beginn dieses Jahres werden schwerpunktmäßig bestimmte Lebensmittelimporte überprüft.
    Begonnen wurde mit der Kontrolle von feinen Dauerbackwaren.
    Zuletzt wurde ausländisches Dosenbier von den Lebensmittelpolizisten genauer untersucht.
    Am 1.
    Juni trat außerdem eine Lebensmittel-Import-Meldeverordnung in Kraft.
    Gesundheitsministerin Ingrid Leodolter erwartet sich davon wichtige Anhaltspunkte über die Lebensmittelimporte.
    Die Meldeverordnung enthalte nämlich die Auflage,
    wonach jeder Importeur eine Importmeldung zu erstatten hat, wo drauf steht, wer er ist, also wer der Importeur ist, wer der Produzent ist, wer der Warenempfänger ist, wie die Ware aussieht und was für eine Ware es sich handelt.
    welchen Lagerort er hat und ob er ein Untersuchungszeugnis und welches, woher er hat.
    Und diese Importmeldungen werden an den Landeshauptmann gegeben und die werden vom Landeshauptmann an uns überwiesen.
    Und das ist also etwas, womit wir jetzt schon arbeiten und wir sehen schon, dass hier interessante Gesichtspunkte uns bekannt werden, die wir vorher nicht so gekannt haben.
    Und hier hakt der Geschäftsführer der Nahrungsmittelindustrie, Klaus Smolka, ein.
    Für ihn ist die Importmeldeverordnung nicht mehr als ein Beitrag zur österreichischen Importstatistik.
    Denn die Meldeverordnung bringe nur zusätzlichen administrativen Aufwand.
    Keineswegs jedoch könnten damit kurzfristige Zufallsimporte kontrolliert werden.
    Im Gesundheitsministerium ist man weniger skeptisch.
    Als entscheidende Verbesserung erwartet man, dass importierte Lebensmittel zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt kontrolliert werden können.
    Wurden bisher eingeführte Nahrungsmittel praktisch erst aus dem Regal des Detailhandels für Untersuchungen genommen, soll in Zukunft schon vor Auslieferung an den Großhandel überprüft werden.
    Findige Importeure haben aber schon ein Hintertürl entdeckt.
    Mit der Begründung, dass noch nicht alle erforderlichen Informationen vorhanden sind, kann die Abgabe der Importmeldung hinausgezögert und eine frühzeitige Kontrolle verhindert werden.
    Ministerin Leodolder hält jedoch für den Fall, dass die Importmeldeverordnung nicht die gewünschten Ergebnisse bringt, eine weitere Verordnung bereit.
    Wenn es notwendig ist, dann wird man eine Verordnung machen, zum Beispiel, dass also irgendein Zeugnis von einer Anstalt beigebracht werden muss, von einer Anstalt, die dem Bund gehört oder einer anderen Lebensmitteluntersuchungsanstalt.
    die jeder Importeur also beizulegen hat.
    Ich habe davon nur Abstand genommen im Moment, weil ich glaube, dass das jetzt ein Arbeitsaufwand wäre, der, ich glaube, im Moment auch gar nicht gerechtfertigt ist.
    Und erst muss man mal sehen, wie die Dinge eigentlich ausschauen.
    Bis zur Gleichstellung der importierten Lebensmittel gegenüber österreichischen Erzeugnissen, soweit es die gesetzlichen Auflagen betrifft, dürfte es also noch einige Zeit dauern.
    Dies verwundert allerdings kaum, wenn man weiß, dass beispielsweise zum Lebensmittelgesetz aus dem Jahre 1975 noch immer ein Großteil der Durchführungsverordnungen fehlt oder der Verfassungsgerichtshof momentan prüft, ob einzelne Paragrafen des Lebensmittelgesetzes überhaupt verfassungskonform sind.
    Verschärfung der Kontrolle von importierten Lebensmitteln ist geplant.
    Sie hörten einen Beitrag von Matthäus Kattinger und jetzt zwei Minuten nach halb eins Auslandsberichte.
    Der italienische Staatspräsident Giovanni Leone ist gestern Abend unter dem Druck öffentlich gegen ihn erhobene Vorwürfe der Steuerhinterziehung und anderer finanzieller Unregelmäßigkeiten zurückgetreten.
    Leone hat den Quirinalspalast am Abend ohne jedes Zeremonial verlassen.
    Beide Häuser des Parlaments sowie 58 Vertreter der Regionalversammlungen müssen nun innerhalb von zwei Wochen gemeinsam ein neues Staatsoberhaupt wählen.
    Dazu ist zunächst eine Zweidrittelmehrheit und falls diese nicht zustande kommt, eine einfache Mehrheit notwendig.
    Nun, Leone stellte sein Amt sechs Monate vor Ablauf seiner siebenjährigen Amtszeit zur Verfügung.
    Er selbst sowie die christlich-demokratische Partei, der er angehört, bestritten die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen.
    Einig Politiker sprachen allerdings von einem italienischen Watergate und verglichen den Rücktritt Leones mit dem des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Richard Nixon.
    Aus Rom berichtet nun Alfons Dalma.
    Im tropisch strömenden Regen und in einem über Rom entfesselten Gewitter verließ Leone mit seiner Frau und einem Sohn gestern bereits um 10 Uhr abends den historischen Kriminalpalast, um in einer Villa unweit Roms das Quartier des Privatmannes zu beziehen.
    Es ist ein relativ bescheidenes Haus, wie es die meisten europäischen und nicht nur prominenten Politiker haben.
    Es hat aber im publizistischen Feldzug der radikal linken Zeitschrift L'Espresso eine große, ja zentrale Rolle gespielt.
    Der Eigentümer der Villa, der älteste Sohn Leones, hätte sie durch Zusammenlegung von drei Einfamilienhäusern mit der steuerlichen Förderung und Kreditvorteilen der Gesetze für den sozialen Wohnbau zustande gebracht.
    Gegen diese und andere Anschuldigungen will sich der Präsident nun als Privatmann mit allen rechtlichen Mitteln verteidigen, wie er in seiner Abschiedsansprache sagte.
    Als Staatspräsident konnte er es nicht tun.
    Die einzige Möglichkeit war eine Anklage von Amts wegen unter dem Titel der Beleidigung der Ehre des Staatsoberhauptes, eine Formalklage also ohne die Möglichkeit des Wahrheitsbeweises.
    Nur L'Espresso und La Repubblica, die mit diesem Nachrichtenmagazin durch ein Dutzend gemeinsamen Mitarbeiter politisch identische Tageszeitung nicht zu identifizieren in ihrer Radikalität mit der radikalen Partei, die nur einen Teil der extremen Linke ausmacht, begrüßen heute das Scheiden Leonis aus dem Amt als einen Akt der Buße.
    Von den Kommunisten bis zu den Rechtsliberalen
    betonen dagegen alle Parteien und alle großen Zeitungen, dass Leones Schritt nicht als Eingeständnis einer Schuld im Sinne der gegen ihn entfesselten Kampagne verstanden werden darf.
    Allen voran die kommunistische Unita.
    Die Geste Leones, schreibt das kommunistische Parteiorgan, darf und kann nicht als Kapitulation vor den skandalistischen Umtrieben verstanden werden.
    Sie ist vielmehr ein Beitrag zur demokratischen Stabilität, zur Achtung und Festigung des Präsidentschaftsamtes, zum Kampf gegen gewisse Winkelzüge, deren Ziel es ist, durch eine Krise der Institutionen das mühsam hergestellte Gleichgewicht im Land zu zerstören.
    Klarer kann man nicht sagen, dass die neueste Kampagne gegen Leone den Zweck verfolgte, das Einvernehmen zwischen den Kommunisten und der Demokratia Christiana in Frage zu stellen.
    Die beiden Großparteien haben mit den kommenden sechs Monaten dem weißen Semester, in dem der Präsident nur den Status Quo wahren kann, gerechnet.
    Die Democracia Christiana und die KPI brauchten diese Zeit zur Stabilisierung ihres Koalitionsverhältnisses und zur Vorbereitung einer möglichst gemeinsamen Präsidentschaftskandidatur.
    Das ist auch die Meinung der linksliberalen La Stampa ebenso wie des rechtsliberalen Giornale.
    Nur, dass der Gegner des historischen Kompromisses, Indro Montanelli, den Rücktritt Leones schadenfroh begrüßt, während der Stamperleiter Tickler sich besorgt zeigt.
    Dieser schreibt, jetzt bleibt die Regierung Andreotti und auch das politische Einvernehmen der beiden Großparteien ohne die Deckung des weißen Semesters.
    Alles wird in Frage gestellt.
    Montanelli dagegen meint, Leone wäre schon vor zwei Jahren gerne zurückgetreten,
    sei aber von Moro und von der Demokratia Christiana gezwungen worden zu bleiben, um Zeit für eine Präsidentschaftskandidatur des inzwischen toten Vorsitzenden der Christdemokraten im Einvernehmen mit den Kommunisten zu gewinnen.
    Wir glauben, schreibt Montanelli, dass die Wiederaufnahme des Feldzuges gegen Leone und dessen Rücktritt eine Folge der Abschwickung der kommunistischen Stärke sind.
    Die Kommunisten müssen jetzt das Ereignis über sich ergehen lassen
    Und sie versuchen auch in der letzten Stunde es an sich zu reißen, um nicht innerhalb der Linken in die Isolierung zu geraten.
    Alfons Dalma hörten sie aus Rom.
    Mit dem Appell, dass sich ein unabhängiges Gremium mit den Menschenrechten in Südafrika befassen sollte, veröffentlicht jetzt die Internationale Juristenkommission in Genf ein Dossier, aus dem hervorgeht, dass immer mehr Kinder und Schüler in südafrikanischen Gefängnissen und Haftstätten schmachten und dass sich die Zahl dieser jungen Opfer seit dem Aufstand von Sowjetow im Jahre 1976 ständig erhöhe.
    Es sei absolut nötig, eine unabhängige Kommission zu erstellen, die sich mit allen Aspekten der Festnahmen ohne Gerichtsverfahren in Südafrika befasst, betonen die Genfer Juristen in ihrem Appell.
    Näheres dazu von Horst Höller.
    Offiziell stellen die im Dossier der Juristenkommission enthaltenen Zahlen ein südafrikanisches Staatsgeheimnis dar.
    Es gibt auch keine genauen Zahlen.
    Doch mittels langwierigen Untersuchungen und Befragungen inklusiv der Angaben junger Opfer der südafrikanischen Polizei konnte die Juristenkommission ein dramatisches, wenn auch keineswegs vollständiges Bild erstellen und erstreicht dies mit erschreckenden Details.
    Immer mehr Kinder werden festgenommen, befinden sich in Einzelhaft und oft ohne, dass ihre Eltern das wissen oder sie besuchen können.
    Schulkinder stellten beispielsweise den Großteil der im Zeitraum Juni 1976, September 1977 als offiziell festgenommen erklärten 2430 Personen dar.
    180, der insgesamt 714 im Rahmen der südafrikanischen Sicherheitsgesetze bis Ende November 1977 in Haft befindlichen, waren ebenfalls Jugendliche.
    Das sogenannte Terrorism Act oder das Antiterrorismusgesetz bildet die Hauptbasis für diese Festnahmen.
    Wobei das Drama jedoch für Kinder noch entsetzlicher sei.
    Denn laut diesem Sondergesetz bleibt die festgenommene Person in comunicado.
    Und mit Ausnahme der zuständigen Polizisten darf niemand mit ihr Kontakt aufnehmen.
    Es gibt ausreichende medizinische Beweise, dass fortgesetzte Einzelhaft schwere gesundheitliche Auswirkungen hat, betont die Juristenkommission und stellt fest, dass diese schwere Form von psychologischer Folter besonders bei Kindern riesige Auswirkungen habe und nur als entsetzliches Verbrechen bezeichnet werden könne.
    Die von der Kommission gesammelten Details sind auch erschreckend.
    Wie beispielsweise, dass Kinder im Alter von acht Jahren kurz nach dem Sowjetoreignis länger als drei Wochen am Sitz der Sicherheitspolizei festgehalten worden waren.
    Dass Dutzende Kinder im Alter von zehn bis zwölf Jahren monatelang in Einzelhaft schmachteten.
    Und einer der Beschuldigten in einem Prozess in Port Elizabeth das stolze Alter von sieben Jahren besaß.
    Die Brutalität der südafrikanischen Polizei sei bereits weltbekannt, meint die Kommission und beweist auch, dass Kinder vor dieser Behandlung nicht geschont werden und dann oft als Kronzeugen gegen ältere Angeklagte wie beispielsweise Studenten auftreten.
    An Beweisen mangle es nicht.
    Und somit auch der Ruf der Internationalen Juristenkommission, die Welt dürfe dieses Geschehen nicht ignorieren.
    Und ein unabhängiges Gremium müsste sich damit ernsthaft befassen.
    Kinder in südafrikanischen Gefängnissen, aus einem Bericht der Internationalen Juristenkommission informierte Horst Höller aus Genf.
    Das Spiel Österreich gegen Holland in Cordoba, wir verloren ja 5 zu 1, hat einen großen Teil der österreichischen Euphorie bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft gedämpft.
    Jetzt ist die österreichische Mannschaft plötzlich doch schlecht und alle Hoffnungen sind dahin.
    Aber die Weltmeisterschaft geht weiter und es wird auch noch weitere Spiele Österreichs geben.
    Die Schlachtenbummler und die Funktionäre werden auch weiter in Argentinien bleiben.
    Und die werden auch weiterhin die immensen Preise spüren, die während der Weltmeisterschaft Geltung haben.
    Denn während dieses Spektakels sind die Preise gewaltig angestiegen.
    Das ist ja bei allen derartigen Veranstaltungen so.
    Auch bei den Olympischen Spielen, zum Beispiel in Innsbruck, stiegen ja die Preise gewaltig.
    In Argentinien allerdings streift einen Großteil der Preiserhöhungen eine staatliche Agentur ein.
    Und zu all dem kommt noch eine hohe Inflationsrate.
    Mehr noch als die Ausländer spüren natürlich die Argentinier die gegenwärtigen Preise.
    Ferdinand Henabichler, der sich gegenwärtig in Buenos Aires auffällt, hat die Preissituation recherchiert, die er selber spürt.
    Für ein mieses Hotel sind pro Tag 60 Dollar zu zahlen, rund 900 Schilling.
    Hören Sie seinen Bericht.
    Wirtschaftsschätziger der Allemann bestätigte, alles was Argentinien in die Fußball-WM gesteckt habe, wäre allein ein Defizit von umgerechnet etwa 10 Milliarden Schillen verursacht.
    Das bei der höchsten Inflationsrate der Welt.
    Diese Entwicklung ist auch ablesbar an den jüngsten Inflationszahlen in Argentinien.
    Sie betrugen allein 60 Prozent für die ersten fünf Monate dieses Jahres.
    Der Inflationsschub hält immer noch an und er geht nicht zurück.
    Das heißt, durch die Fußball-Weltmeisterschaft wird Argentinien sehr wahrscheinlich auf keine niedrigere Inflationsrate kommen als im Vorjahr.
    Und die lag damals nach internationalen Schätzungen immerhin um die 200 Prozent.
    Ein paar Beispiele, die zeigen sollen, wie hart vor allem der Durchschnittsbürger und der kleine Mann in Argentinien von dieser Wirtschaftsentwicklung getroffen wird.
    In Argentinien verdient durchschnittlich ein Drittel dessen, was der Österreicher verdient.
    Die Lebensverhältnisse sind in Argentinien aber nicht wesentlich billiger, als sie in Österreich sind.
    Das Mindesteinkommen liegt in Argentinien zwischen 1.000 und höchstens 1.500 Chile.
    Die meisten Leute verdienen nicht viel mehr in diesem Land.
    Das bedeutet, sie können von diesem Einkommen in der Regel gar nicht leben.
    Das Wohnen ist beispielsweise mindestens so hoheren Teuer wie bei uns.
    Die Autos kosten das Doppelte.
    Die Steuern sind nicht niedriger und so weiter.
    Vielleicht kann man vereinfachend sagen, die Argentinier haben derzeit etwa einen Lebensstandard wie die Jugoslawen.
    Bei uns in Österreich arbeitet die Frau mit, damit sich die Familie mehr leisten kann.
    Zum Beispiel eine Wohnung, ein Auto,
    Fernseher, Geschirrspüler, eine Steroomlage und vieles mehr.
    In Argentinien arbeitet die Frau mit, damit die Familie überhaupt leben kann.
    Nicht nur das, in Argentinien haben die Männer meist einen zweiten Job, sonst könnten sie die Familie gar nicht durchbringen.
    Aber das ist auch nicht erst seit der Zeit der regelnden Militärsoh, das hat in Argentinien schon Tradition.
    Argentinien wäre an und für sich das reichste Land in Lateinamerika.
    Zu Beginn dieses Jahrhunderts ist es in der Tat auch weg aufgegangen.
    Dann sind die Peronisten gekommen und haben versucht, das Land sozialer zu machen.
    In den vergangenen 30 Jahren haben schließlich sowohl Zivilpolitiker wie Militärs das Land heruntergewirtschaftet.
    Argentinien drohte wirtschaftlich und moralisch bankrott zu gehen.
    Die regierenden Militärs in Argentinien sind nun auf die Notbremse gestiegen.
    Mit Erfolg.
    Sie haben nicht zuletzt die Inflationsrate von 3600% im April 1976 auf nun etwa 200% heruntergedrückt.
    Aber das geht vor allem auf Kosten des kleinen Mannes.
    Dieser kleine Mann hat nun auch seine Spiele bekommen.
    Sie garantieren ihm allerdings nicht, dass sein Geld nicht mehr so schnell weniger wird,
    und dass er sich in absehbarer Zeit wieder mehr darum kaufen können wird.
    Ferdinand Hennerbichler berichtete aus Argentinien.
    Und nun ein Programmhinweis auf eine Sendung, die Sie heute Abend um 20 Uhr im Programm Österreich 1 hören können.
    Berlin geteilt durch zwei.
    Das ist zweimal Berlin.
    Heute Abend, 20 Uhr, Programm Österreich 1.
    Berlin geteilt durch zwei.
    Das ist zweimal Berlin.
    Und ich kann es immer noch nicht fassen, dass diese Stadt nicht mehr zusammenlebt, dass es eine Trennung gibt.
    Ich kann die Trennung noch nicht fassen.
    Ich habe noch Helene Weigel gekannt.
    Das war noch in Zücken, da fuhr ich mit meiner Tochter rüber und sie hat uns begrüßt und wir haben
    unten im Schiffbauer-Damm-Theater in der ersten Reihe gesessen und haben die herrlichen Aufführungen damals gesehen.
    West-Berlin, das ist eine Stadt, die nie vergessen hat, eine Haupt- und Residenzstadt gewesen zu sein.
    Die Hauptstadt der DDR.
    Auch das ist Berlin.
    Berlin geteilt durch zwei ist zweimal Berlin.
    Diese Sendung können Sie heute Abend um 20 Uhr im Programm Österreich 1 hören.
    Jetzt ist es eine Minute nach dreiviertel eins.
    Die Sowjetunion führt seit gestern einen neuen bemannten Raumflug durch.
    Ein Sojus-Raumschiff mit zwei Kosmonauten an Bord ist gestartet.
    und wird aller Voraussicht nach bald an die Raumstation Salyut 6 anlegen.
    Die Raumstation umkreist seit dem Abflug der Kosmonauten Romanenko und Gretschko unbemannt die Erde.
    Die beiden Raumfahrer hatten 96 Tage an Bord von Salyut 6 verbracht, der bisher längste Aufenthalt von Menschen im Weltraum.
    Die sowjetischen Raumverantwortlichen haben mit ungewohnter Offenheit immer wieder darauf hingewiesen, dass Salyut 6 wieder von einem Kosmomautenthemen bezogen werden soll.
    Die Besatzung von Soyuz 29 ist nun für diese Aufgabe ausgewählt worden.
    Über die beiden Raumfahrer berichtet Gerhard Ruge aus Moskau.
    Raumschiff-Kommandant Kovaljenok hat jetzt die Chance bekommen, die Charte vom letzten Oktober wieder auszuwetten.
    Damals führte er das Raumschiff Soyuz 25, dem es nicht gelang, an der Raumstation Salyut 6 anzukoppeln, und obwohl ihn keine Schuld traf, erlebte er das abgebrochene Manöver als persönlichen Misserfolg, sagt Bordingenieur Ivanchenko, der nun mit ihm zum zweiten Versuch in den Weltraum startete.
    Der Bordingenieur berichtete vor dem Start, dass Kommandant Kovaljenok nach der Rückkehr vom missglückten Koppelversuch noch härter trainiert habe als zuvor, und dass, obwohl er schon immer als Arbeitsfanatiker galt,
    der seine Kosmonautenprüfungen mit den höchsten Punktzahlen bestand.
    Kommandeur Kovaljanov gilt unter seinen Kollegen sonst als ein fröhlicher, lebenslustiger Mann, der über Schwierigkeiten leicht hinwegkommt, aber das missglückte Koppelmanöver machte ihn zu schaffen.
    Nun will er es offenbar wissen.
    Sein Ford-Ingenieur Ivanchenko ist ein ganz anderer Typ, unemotionell, so ruhig, dass man ihn fast für pflegmatisch halten könnte und immer geneigt, seinen Lieblingsspruch zu sagen, lass uns mal nachdenken.
    So hörten wir über ihn.
    Kovaljenok und Ivanchenko, heute 36 und 38 Jahre alt, sind Jungs vom Dorf.
    Das Heimatdorf Kovaljenoks ist offenbar so klein, dass man es von der Busstation im Winter nur in einem 15 Kilometer langen Fußmarsch erreichen kann.
    So hörten wir von seinem letzten Urlaub.
    Beide haben schon ihre Schulprüfungen mit Auszeichnung bestanden, sind dann in der Luftwaffe oder an der Luftfahrtschule ausgebildet worden.
    Kovaljenko gehört seit elf Jahren zum Kosmonautenteam, Ivanchenko wird seit acht Jahren ausgebildet.
    Und beide haben als Reservemannschaften früher schon Raumflüge beobachtet und die Probleme und Erfahrungen ihrer Kollegen verfolgt und miterlebt.
    Sie gelten offenbar als ein gutes Weltraumpaar.
    Als bei einem der simulierten Testflüge ein Koppelmanöver unmittelbar vor dem Vollzug vor der Versuchsleitung abgebrochen werden sollte, als sich also wiederholte, was damals im Oktober schon einmal schief gegangen war, in Wirklichkeit freilich,
    Als die Sichtverbindung abgebrochen schien zwischen den beiden Versuchsraumschiffen, da setzten sie trotz des Abbruchkommandos die Manöver kaltblütig und erfolgreich fort.
    Zu dieser Stunde müsste Raumschiff 29 etwa zum zwölften Mal die Erde umkreisen.
    Die letzte offizielle Meldung am Ende der neunten Umkreisung lautete, alle Systeme normal.
    Wenn sie die Raumstation Salyut 6 erreichen, werden sie die Arbeit an den medizinischen und biologischen Experimenten aufnehmen und die astronomischen Probeachtungen und technologischen Versuche fortsetzen, mit denen sich die Mannschaften der Soyuz-Raumschiffe 26, 27 und 28 befasst haben, als sie in der Raumstation bereits arbeiteten.
    Kuvalenko, der der erste an Bord sein sollte, wird nun als ihr Nachfolger ihre Arbeit fortsetzen.
    Neues Raumfahrtunternehmen der Sowjetunion, aus Moskau berichtete Gerd Ruge.
    Und nun Kulturberichte im Mittagsjournal.
    Sonntag und Montag finden im großen Musikverein Saal in Wien zwei Konzerte der Wiener Symphoniker statt, die von dem deutschen Dirigenten Eugen Jochum geleitet werden.
    Mit ihm sprach Walter Gellert.
    Herr Professor Jochum, Schubert's S-Dur-Messe ist im Jahre 1828 entstanden, im Todesjahr des Komponisten.
    Im Jahre 1830 wurde dieses Werk erst aufgeführt.
    Was ist nun das Herausragende an dieser Messe, wenn man es vielleicht mit anderen Messen Schubert's vergleicht?
    Ich glaube, es ist ja nicht nur die außergewöhnliche Länge.
    Sie ist zusammen mit der S-Dur-Messe, der fünften, ist sie natürlich
    in einem großen, positiven Abstand zu den vier ersten Messen, die wirklich mehr für den Gebrauch sind, Gebrauchsmessen sind und viel Einfaches sind.
    Auch schön, aber natürlich nicht zu vergleichen mit den beiden großen Messen und speziell mit der Estor-Messe.
    Sie ist nicht nur die großartigste, was den Einfall betrifft,
    Sie ist nicht nur die großartigste, was die Form betrifft, sondern sie ist wirklich auch, finde ich, innerhalb des Schuppertschenschaften von einer Modernität,
    Ich weiß nicht, ob die sonst irgendwo noch erreicht ist.
    Kann man bei dieser Messe Vergleiche zu anderen Komponisten ziehen und kann man hier vielleicht schon Vergleiche mit Werken von Bruckner finden?
    Ich bin ja der Meinung, dass Bruckner sehr auf Schubert fußt.
    Nicht nur in seiner Kirchenkomposition, sondern auch im Symphonischen.
    In meiner Jugend vor allem hat man viel davon geredet und immer gesagt, der Bruckner, ja Gott, er ist natürlich innigst verwandt mit Wagner und hat sehr viel von Wagner gelernt und so weiter und so fort.
    Das ist meiner Meinung nach nur insofern richtig, als er eine Sprache spricht, die zeitgenössisch ist mit Wagner.
    Hinter der Sprache steht aber was völlig anderes.
    Die Ahnen von Bruckner sind auf der einen Seite Schubert und in einem noch viel größeren Maße die alte Kirchenmusik, die Renaissancemusik.
    Herr Professor Jochum, Sie dirigieren ja nicht nur Konzerte, Sie sind ebenfalls in der Oper tätig.
    Wie teilen Sie im Jahr Ihre Tätigkeit ein?
    Ich dirigiere mehr Konzerte.
    Aber ich dirigiere ziemlich viel Oper.
    Ich habe, glaube ich, ein Repertoire von über 60 Opern, wovon ich natürlich lange nicht mehr alle machen kann, leider, weil ich gar einfach nicht die Zeit dazu habe.
    Aber ich habe zum Beispiel jetzt wieder die Orpheus und Eurydike gemacht.
    Ich habe voriges Jahr den Meistersinger neu herausgebracht, vielleicht zum 150.
    Mal dirigiert.
    Aber ich meine, er ist neu studiert.
    Ich mache natürlich den ganzen Mozart, die Strauss, ich mache das sehr gerne.
    Ich könnte ohne Oper nicht leben.
    Gibt es einen Grund für einen Dirigenten, sich mehr dem Konzertsaal zu widmen als der Oper heutzutage, bezogen auf die Verhältnisse an Opernhäusern heute?
    Oh ja, es gibt den Grund, dass es natürlich den Opernhäusern einfach schwerfällt, einem die genügenden Proben zu geben.
    Und ich bin der Meinung, dass ich
    nach meiner, wie soll ich sagen, ganzen Stellung innerhalb des Musiklebens nicht einfach Repertoire Dirigent spielen sollte.
    Obwohl ich das dann tue, wenn ich ein Oper einstudiert habe.
    Aber wenn ich zum Beispiel neu in eine Stadt komme oder überhaupt eine Sache neu übernehme, dann will ich schon ein bisschen saubere Arbeit leisten.
    Ein anderer Grund ist der, das muss ich offen bekennen, dass ich finde,
    dass wir leider eine Anzahl von Regisseuren haben, speziell junge Regisseure, aber nicht nur, die einfach eine Regie machen, die dem Sinn des, ich sage jetzt nicht Komponisten, sondern des Opernschaffenden, das ist ja auch das Wort bei uns, war sehr wichtig, nicht gerecht werden.
    Ich so, was mache ich einfach nicht mit, dann sage ich, dann dirige ich lieber nicht.
    Obwohl es mir manchmal schwerfällt.
    Eines der klassischen Werke der Weltliteratur, Die Räuber von Friedrich Schiller, hat morgen vor der Babenberger Burg der niederösterreichischen Gemeinde Berchtoldsdorf Premiere.
    Aufführungen gibt es dann jeden Samstag und Sonntag bis Mitte Juli.
    Dazu ein Bericht von Klaus Wolszak.
    Der Erfolg von Schillers Räubern zwang den Dichtern nach der Uraufführung vor fast 200 Jahren vor dem absolutistischen Herzog Eugen von Württemberg nach Mannheim zu flüchten.
    Der damals 23-jährige Literat gab seinem Bühnenerstling das Motto In Tyrannos gegen die Tyrannen.
    Die Hauptfigur, der von seinem Bruder um Frau und Erbe geprellte Karl Mohr,
    gründet mit radikalen, gescheiterten Studenten eine Bande, um die Ordnung des Staates gewaltsam zu zerstören.
    Die Aktualität des Stückes ist nicht zu übersehen.
    Hier ein Szenenausschnitt mit Dieter Witting als Karl Moor.
    zog ich an den Minister vom Finger.
    Er hatte sich aus dem Pöbelstaub zu seines Fürsten, 1.
    Günzling, emporgeschmeichelt.
    Tränen der Weisen rufen ihn auf.
    Diesen Demand zog ich an den Finanzrat ab, der Ehrenstellen und Ämter an die meistbietenden verkaufte.
    Diesen Erhat trage ich an dem Pfaffen ihres Gelichters zu Ehren, den ich mit eigener Hand erwirkte, als er auf offener Kanzel geweint hatte, dass die Inquisition so in Zerfall käme.
    Da donnern sie Sanftmut und Duldung aus ihren Wolken und bringen dem Gott der Liebe Menschenopfer wie einem feuerarmigen Moloch-Tee hin.
    Und sage dem hochglöblichen Gericht, das über Leben und Tod würfelt, was ich getan habe, werde ich ohne Zweifel einmal im Schuldbuch des Himmels lesen.
    Mit seinen erbärmlichen Verwesern aber will ich kein Wort mehr verlieren.
    Sag ihnen, mein Handwerk ist Widervergeltung, Rache ist mein Gewerbe.
    Karl Moor, wenn er heute lebte, würde vielleicht als Kaufhausbrandstifter oder als politischer Attentäter vor Gericht stehen.
    Wie kann man also die Räuber, die voll von Parallelen zur gegenwärtigen politischen Situation in Mitteleuropa sind, heute inszenieren, ohne missverstanden zu werden?
    Dazu Regisseur Jürgen Kaizig.
    Die Parallelen sind natürlich vorhanden, die kann man nicht weglegen.
    Es geht darum, dass hier eine Gruppe von Außenseitern, gesellschaftlichen Außenseitern sich zusammentut und mit Gewalt eine neue Ordnung herstellen möchte.
    Wobei so diese neue Ordnung eigentlich dann sehr stark zur Anarchie tendiert.
    Und um das ist sicher Schiller gegangen.
    Auf der anderen Seite sind die gesellschaftlichen Umstände rundherum um diese Gruppe andere.
    Wir haben damals eine autoritäre Staatsform gehabt, heute haben wir eine Demokratie.
    Das sind also totale Unterschiede.
    Der geistige Ansatzpunkt ist allerdings vergleichbar.
    Schiller lässt bekanntlich am Ende die Moral siegen.
    Franz Mohr, der böse Bruder, kommt um.
    Karl, der Idealist und, wie man heute sagen würde, der Terrorist, erkennt den Versuch, die Welt mit Gewalt zu bessern, als Irrweg und stellt sich der Justiz.
    Berchtoldsdorf will mit diesem Stück beweisen, dass Sommertheater nicht immer belanglose Unterhaltung sein muss.
    An den meisten deutschsprachigen Bühnen stehen die Räuber freilich wegen ihrer politischen Brisanz seit Jahren nicht mehr auf dem Spielplan.
    Zum Abschluss der ausführlichen Berichte hören Sie jetzt noch Kurznachrichten.
    Österreich.
    Beim Kammertag der österreichischen Ärztekammer in Wien ist heute Präsident Piatti für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt worden.
    Ernste Beschäftigungsprobleme sieht Bundeskammer-Generalsekretär Mossil für die Zeit ab Herbst dieses Jahres.
    Wie Mossil in einer Pressekonferenz erklärte, vollziehe sich anstelle einer neuen Industrialisierungswelle ein gefährlicher Rückgang des Industriepotenzials.
    Nach Ansicht des Verkehrsplaners Professor Dorfwirth ist das eigene Kraftfahrzeug ungeeignet, alle Verkehrsaufgaben in Ballungsräumen zu lösen.
    Die Generalversammlung des ÖAMTC beschloss eine Resolution, in der Politiker und Behörden aufgefordert werden, alles zu unternehmen, um Parkraum zu schaffen.
    Italien
    Ministerpräsident Andreotti wird trotz der durch den Rücktritt von Staatspräsident Leone ausgelösten Regierungskrise morgen nach Hamburg reisen.
    Andreotti wird in der Hansestadt Gespräche zur Vorbereitung des Europäischen Rates und der Konferenz der großen Industrieländer führen.
    Portugal.
    Das Parlament in Lissabon hat ein Verbot faschistischer Organisationen beschlossen.
    Mitglieder solcher Gruppen können zu Haftstrafen zwischen 2 und 8 Jahren verurteilt werden.
    Nahe Osten.
    Nach Berichten des israelischen Rundfunks kann die explosive Lage im Süd-Libanon jeden Augenblick zu einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen den UNO-Truppen und den christlich-konservativen Milizen führen.
    Sowjetunion.
    Das Raumschiff Soyuz 29, das gestern Abend gestartet wurde, dürfte noch heute an die Orbitalstation Salyut 6 andocken.
    Die beiden Kosmonauten Kovaljonokov und Ivanchenkov sollen wissenschaftliche Experimente fortsetzen, die von den Besatzungen der Raumschiffe Salyut 26, 27 und 28 begonnen wurden.
    Es wird jetzt in wenigen Sekunden 13 Uhr.
    Das Mittagsjournal ist geschlossen.
    Ausführliche Berichte, meine Damen und Herren, hören Sie wieder vom aktuellen Dienst um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1.
    Karl Jokowski verabschiedet sich für Redaktion und Technik.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ärztekammertag, Dr. Piaty wiedergewählt
    Einblendung: Präsident Dr. Piaty
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Piaty, Richard [Interviewte/r]
    Datum: 1978.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Wirtschaftspolitische Zwischenbilanz 1978
    Einblendung: BWK Generalsekretär Mussil
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Mussil, Arthur [Interviewte/r]
    Datum: 1978.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Scheidungsreform
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1978.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Gesundheitsministerin Leodolter zu Verschärfung der Kontrolle bei Importlebensmittel
    Einblendung: Gesundheitsministerin Leodolter
    Mitwirkende: Kattinger, Matthäus [Gestaltung] , Leodolter, Ingrid [Interviewte/r]
    Datum: 1978.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medizin ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reaktionen auf Rücktritt des italienischen Präsidenten Leone
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1978.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Internationale Juristenkommission prangt Kinderhaft in Südafrika an
    Mitwirkende: Höller, Horst [Gestaltung]
    Datum: 1978.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Einflüße der WM auf Preisentwicklung und Lebenshaltungskosten in Argentinien
    Mitwirkende: Hennerbichler, Ferdinand [Gestaltung]
    Datum: 1978.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Sport ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Trailer: "Berlin"
    Datum: 1978.06.16 [Sendedatum]
    Ort: Berlin
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview: Eugen Jochum anläßlich eines Konzertes im Wiener Musikverein
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Jochum, Eugen [Interviewte/r]
    Datum: 1978.06.16 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Musikverein [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Schillers "Räuber" hat morgen in Perchtoldsdorf Premiere
    Einblendung: Szene mit Dieter Witting, Jürgen Kaizik (Regie)
    Mitwirkende: Wohlschak, Klaus [Gestaltung] , Witting, Dieter [Interviewte/r] , Kaizik, Jürgen [Interviewte/r]
    Datum: 1978.06.16 [Sendedatum]
    Ort: Perchtoldsdorf [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1978.06.16
    Spieldauer 00:59:49
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
    Henke, Reinhold [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.06.16 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-780616_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt