Mittagsjournal 1978.06.19

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    Rechtliches

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    Und hier ist wieder, wie immer, zur Mittagsstunde an Wochentagen der aktuelle Dienst.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Für das Journalteam begrüßt Sie Adolf Poindl am Beginn von 60 Minuten Information.
    Eines der brisanten Themen der österreichischen Innenpolitik ist und bleibt die Frage der Atomenergie.
    Also soll Zwentendorf in Betrieb gehen oder nicht?
    ÖVP-Chef Taus hat in der gestrigen Fernsehdiskussion die SPÖ als nicht paktfähig in dieser Frage bezeichnet und niemand weiß, was nun geschehen soll.
    Wir fragen heute Mittag Vizekanzler Andros.
    Auch ein Großteil der österreichischen Zeitungen sucht hier nach einer Antwort.
    Sie hören später einige Auszüge.
    Österreich-Themen sind heute ferner die Entwicklung der Lehrerzahlen an den Schulen,
    Das Autogeschäft, die stark abfallende Kurve im Autohandel seit Jahresbeginn und eine Kritik an den Zuständen an der Psychiatrischen Anstalt der Stadt Wien.
    Afrika, den Afrikanern ist zur Zeit ein vielzitiertes Schlagwort und es steht auch über vielen Konflikten, die von ganz anderen Interessen ausgelöst wurden.
    Die Supermächte ringen um Einfluss auf dem schwarzen Kontinent.
    Aufgrund mehrerer aktueller Ereignisse versuchen wir das Kräfteverhältnis zwischen Ost und West in Afrika zu analysieren.
    Dann zur Wirtschaft.
    Bis Jahresende keine Ölpreiserhöhung.
    Das hat die soeben in Genf beendete OPEC-Konferenz beschlossen.
    Wir hören Näheres aus der Schweizer Konferenzstadt.
    Die Kulturredaktion schließlich informiert über das Gastspiel des Berliner Ensembles am Burgtheater und über die Schurper Theater in Hohenems.
    Zunächst aber das Wichtigste in den Nachrichten.
    Heute Mittag gesprochen von Josef Wenzl-Knatek.
    Chef vom Dienst ist jetzt Fedor Holli.
    Schweiz.
    Die Konferenz der Ölminister der OPEC, der Organisation Erdöl exportierender Länder, ist heute Vormittag in Genf beendet worden.
    Der Erdölminister von Quartar sagte vor Journalisten, die OPEC-Staaten hätten beschlossen, die Erdölpreise bis Jahresende unverändert beizubehalten.
    Einzelheiten liegen zur Stunde nicht vor.
    Dem Beschluss sind innerhalb der OPEC-Mitgliedsstaaten heftige Diskussionen vorangegangen, da sich vor allem Libyen, der Irak und Algerien für Preiserhöhungen aussprachen, um die Auswirkungen der Dollarschwäche auf ihre Einnahmen auszugleichen.
    Als einziger der 13 Mitgliedsstaaten hat sich Saudi-Arabien geweigert, einer Erhöhung des Ölpreises zuzustimmen, weil die Regierung in Riyadh schwere Beeinträchtigungen der Weltwirtschaft befürchtete.
    Erst gestern Abend war auch Prinz Fahd aus Saudi-Arabien in Genf eingetroffen.
    Obwohl er selbst an den Arbeiten der OP-Konferenz nicht teilnimmt, wird allgemein angenommen, dass er seinen Einfluss geltend machte.
    Österreich
    Otto Habsburg würde dem Europa-Gedanken einen größeren Dienst erweisen, wenn er seine geplante Kandidatur als CSU-Kandidat für das Europaparlament zurückzüge und als Präsident der internationalen Pan-Europa-Union zurücktrete.
    Diese Forderung hat eine Funktionärskonferenz der Organisation der österreichischen Pan-Europa-Bewegung erhoben.
    Der Schritt Otto Habsburgs in einer deutschen Partei zu kandidieren, lasse sich nach Ansicht der österreichischen Pan-Europa-Bewegung mit der Überparteilichkeit der Pan-Europa-Union nicht vereinbaren.
    Die österreichischen Pan-Europa-Organisationen sehen darüber hinaus in der geplanten Kandidatur Habsburgs eine Gefährdung für die Neutralität Österreichs, da Habsburg angekündigt hat, er werde als deutscher Abgeordneter Österreich im Europaparlament mitvertreten.
    Dies widerspreche dem österreichischen Staatsvertrag, der eine Anlehnung Österreichs an die Bundesrepublik Deutschland in jeder wie immer gearteten Form eindeutig verbiete.
    Belgien.
    Ministerpräsident Tindemans und die wichtigsten Mitminister seines Kabinetts haben heute Vormittag mit den Führern der Koalitionsparteien über das sogenannte Anti-Krisen-Paket verhandelt.
    Dem Vernehmern nach sollen sich der Regierungschef und seine Opponenten auf einen Kompromiss über die von Tindemans geförderten Sondervollmachten geeinigt haben.
    Diese würden der Regierung ohne Parlamentszustimmung die Möglichkeit geben, die Sparhaushalte 1978 und 1979 durchzusetzen.
    Außerdem haben sich die Koalitionspartner offenbar über die von Tim Demands kritisierten zusätzlichen Sozialausgaben geeinigt.
    USA nahe Osten.
    Die Regierung in Washington prüft derzeit die israelische Antwort über den endgültigen Status Westjordaniens und des Gaza-Streifens und wird zunächst keine Stellungnahme abgeben.
    Die Entscheidung des Kabinetts in Jerusalem, erst nach Ende der von Ministerpräsident Begin vorgeschlagenen Übergangszeit über den endgültigen Status der besetzten Gebiete zu befinden, hat unterdessen neue Spannungen ausgelöst.
    So will angeblich Verteidigungsminister Weizmann die heutige Kabinettssitzung boykottieren.
    Die Vereinigten Staaten wollen, wie aus Washington bekannt wird, eine Erklärung Israels gegenüber dem amerikanischen Botschafter in Tel Aviv, Lewis, abwarten.
    Nach Meinung der israelischen Presse werde die Antwort der Regierung in Jerusalem die Ägypter nicht befriedigen.
    Die Zeitung Yediot Aharonot behauptet, Weizmann habe nach der gestrigen Kabinettssitzung erklärt, er müsse nach der israelischen Antwort auf die amerikanischen Fragen nun die Streitkräfte auf einen Krieg vorbereiten.
    In verschiedenen arabischen Staaten wurden die jüngsten Vorschläge Israels über den Status der besetzten Gebiete im Anschluss an eine fünfjährige Verwaltungsautonomie als Expansionismus zurückgewiesen.
    Bundesrepublik Deutschland, Kuwait.
    Der somalische Präsident Barre, der gestern Abend zu einem Besuch in Bonn eingetroffen ist, hat in einem von der kuwaitischen Zeitung veröffentlichten Interview den Westen beschuldigt,
    sich mit der Sowjetunion über die Aufteilung des Einflusses in Afrika geeinigt zu haben.
    Die Zeitung Al-Khabas zitiert heute Barré mit den Worten, der Westen habe der Sowjetunion das Horn von Afrika überlassen und dafür Bewegungsfreiheit im südlichen Afrika erhalten.
    Unterdessen ist Barré vom deutschen Bundespräsidenten Scheel empfangen worden.
    Im Mittelpunkt der Gespräche des somalischen Präsidenten mit deutschen Regierungsmitgliedern wird vor allem der Wunsch des ostafrikanischen Staates nach stärkerer westlicher Unterstützung stehen.
    Frankreich.
    Der senegalisische Präsident Senghor hat sich in einem heute von der Zeitung Le Figaro veröffentlichten Interview dazu erklärt, in Angola habe sich die erste Phase des Dritten Weltkrieges abgespielt.
    Wie Senghor betonte, setzte der Osten in Afrika mit präzisen Zielen hochmoderne Mittel ein.
    Der Präsident Senegals forderte die Länder West- und Osteuropas auf, innerhalb der Europäischen Sicherheitskonferenz ein Abkommen zu unterzeichnen, in dem sie sich verpflichten sollen, unter keinerlei Vorwand in die afrikanischen Angelegenheiten einzugreifen.
    Die Sicherheit auf dem afrikanischen Kontinent müsse auf regionalen und nicht auf ideologischen Pakten gegründet sein.
    Senghor würdigte schließlich die Haltung Frankreichs, das als einziges westliches Land, seine afrikanischen Freunde zu verteidigen wage.
    Großbritannien.
    Nach einer Meldung des Daily Telegraph ist am Wochenende eine Gruppe chinesischer Militärberater in Sahire eingetroffen.
    Das Blatt schreibt, die Chinesen seien Marineausbildner und weist darauf hin, dass die Marine von Sahire lediglich 100 Mann und einige Streifenboote umfasst.
    Algerien.
    Vertreter der saharuischen Bevölkerungsgruppe haben heute den Überfall von Kämpfern ihrer Polisario-Befreiungsfront auf einen Erzzug in der West-Sahara vom vergangenen Freitag bestätigt.
    Ein Polisario-Sprecher sagte, bei der Aktion sei beträchtlicher Sachschaden entstanden.
    In der mauretanischen Hauptstadt war gestern bekannt geworden, dass ein Angehöriger des Zugspersonals und ein mauretanischer Soldat bei dem Überfall verletzt worden waren.
    Vietnam Die Regierung in Hanoi hat China eine Frist von drei Monaten für die Repatriierung chinesischer Volksangehöriger eingeräumt.
    Zugleich wurde die Öffnung eines dritten vietnamesischen Hafens für chinesische Schiffe zur Beschleunigung des Rückführungsprozesses bekannt gegeben.
    Chinesische Schiffe dürfen nunmehr die Häfen Ho Chi Minh Stadt, das frühere Saigon, Hai Phong und Khi No anlaufen.
    Die vor einiger Zeit eingesetzte Massenflucht von Chinesen aus Vietnam hat zu einem Propagandakrieg zwischen den beiden ehemaligen Verbündeten geführt.
    China beschuldigt Vietnam, die auf seinem Staatsgebiet lebenden Chinesen zu verfolgen, um der Sowjetunion entgegenzukommen.
    Vietnam hat diese Vorwürfe als verleumderisch zurückgewiesen.
    Peru.
    Die ersten Ergebnisse der gestrigen Wahlen für eine verfassungsgebende Versammlung scheinen auf eine Tendenz zu den traditionellen demokratischen Parteien hinzuweisen.
    In der Hauptstadt Lima, wo 42 Prozent der knapp fünf Millionen Wähler des Landes leben, sind bis jetzt etwa 1,24 Millionen Stimmen ausgezählt, wovon 33 Prozent auf die konservative Christliche Volkspartei entfallen.
    An zweiter Stelle steht mit 25 Prozent die gemäßigt linksgerichtete Revolutionäre Volksallianz.
    Die gleiche Tendenz zeichnet sich auch in anderen Städten ab.
    Österreich Der ÖAMTC weist in einer Aussendung darauf hin, dass die Pannenhelfer des Autoclubs während der Urlaubssaison auch an der jugoslawischen Adria-Küste angesetzt werden, um österreichischen Autofahrern helfen zu können.
    Bis Ende August werden die Pannenfahrer des ÜAMTC auf Campingplätzen in Istrien zur Verfügung stehen.
    Anlässlich des Ferienbeginns haben auch die österreichischen Bundesbahnen umfangreiche Vorkehrungen getroffen.
    In den Tagen unmittelbar nach Schulschluss werden auf den österreichischen Eisenbahnstrecken mehrere zusätzliche Züge zur Entlastung des Verkehrs eingesetzt.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Der Ostalpenraum befindet sich im Einflussbereich eines schwachen Hochdruckausleifers, der sich von den Azoren über Norddeutschland bis zu den Karpaten erstreckt.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Heiter bis wolkig, gebietsweise im Norden und Osten auch wolkenlos.
    Am Nachmittag und in den Abendstunden vereinzelt gewittermöglich.
    Schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen zwischen 18 und 25 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 5 bis 12 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Dienstag.
    Überwiegend sonnig, vor allem am Vormittag.
    In der zweiten Tageshälfte bei gebietsweiser Quellwolkenentwicklung Neigung zu lokalen Gewittern oder Regenschauern.
    Schwachwindig.
    Tagestemperaturen 20 bis 26 Grad.
    Nun die Messwerte von heute 12 Uhr.
    Wien, Heiter 19 Grad, Ostwind 5 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt, Heiter 18, Nordost 10.
    Linz, Heiter 20 Grad, Ostwind 10 Kilometer pro Stunde.
    Salzburg, Heiter 21 Grad, Nordwind 10.
    Innsbruck, Heiter 21 Grad bei Windstille.
    Bregenz, Heiter 16 Grad, Westwind 5 Kilometer in der Stunde.
    Graz, Heiter 18 Grad bei Windstille.
    Und Klagenfurt, Heiter 21 Grad bei Windstille.
    Das war der Beginn des Mittagsschanals mit Wetter und Nachrichten.
    Es ist jetzt elfeinhalb Minuten nach zwölf.
    Und jetzt gleich ausführlicher, zunächst zur österreichischen Innenpolitik.
    Die Frage der friedlichen Nutzung der Kernenergie in Österreich steht auch in dieser Woche im Mittelpunkt der innenpolitischen Beratungen.
    Am Freitag wird der zur Behandlung des Regierungsberichtes über die Kernenergie eingesetzte Parlamentarische Handelsausschuss zum letzten Mal zusammentreten, wobei es für die SPÖ und für die ÖVP darum geht, gewissermaßen in letzter Stunde doch noch einen gemeinsamen Entschließungsantrag zustande zu bringen.
    Ob das allerdings gelingt, ist seit der gestrigen Fernsehdiskussion
    mit ÖVP-Parteiobmann Taus in Frage gestellt.
    Taus sagte ja, die SPÖ habe in Sachen Atom das Vertrauen der ÖVP verloren, die Sozialisten seien in dieser Frage nicht paktfähig.
    Wie sieht nun die SPÖ die Situation?
    Mit Vizekanzler Hannes Androsch führte Johannes Fischer das folgende Gespräch.
    Die Fronten haben sich aber offensichtlich jetzt doch eher verhärtet.
    Nach dem Bundesparteiobmann Dau sei gestern recht deutlich und dezidiert gemeint, dass die SPÖ sei in dieser Frage für die Volkspartei nicht paktfähig.
    Herr Vizekanzler, was passiert, wenn am Freitag die ÖVP
    die SPÖ gewissermaßen in der Atomfrage allein lässt, das heißt, dass es zu keinem gemeinsamen Entschließungsantrag kommt.
    Wird die SPÖ von sich aus dann die nötigen Schritte unternehmen oder wird es dazu kommen, dass seitens der GKT eine Säumnisbeschwerde beim Verwaltungsgerichtshof gegen die Regierung eingebracht werden muss?
    Ich will jetzt auf diese Äußerungen des Bundesparteiobmanns nicht eingehen.
    In Diskussionen kann es einem schon passieren, dass man nicht immer die besten Formulierungen zustande bringt, denn es handelt sich ja nicht um die Frage, einen Pakt zu schließen, sondern es geht darum, ob die österreichische Volkspartei in der Lage ist und führungsmäßig dazu in der Lage ist,
    das zu tun, was ihren eigenen Parteivorstandsbeschlüssen und ihrem eigenen Antrag im Parlament entspricht, nämlich im Prinzip ein klares Ja zur Nutzung der Atomenergie zu sagen.
    Wenn sie dazu nicht in der Lage ist, würde das wahrscheinlich nicht sehr zur Glaubwürdigkeit ihrer Führung
    beitragen, die ja hier ohnehin nicht gerade über ein übermaßen Image zu verfügen scheint.
    Ganz davon abgesehen sind die konkreten Fragen.
    zu beurteilen, wann unter welchen Bedingungen Zwentendorf in Gang gesetzt werden können soll.
    Dass dies wirtschaftlich wünschenswert und notwendig ist, ist gar kein Zweifel.
    Dass die beteiligten Gesellschaften hier ein großes Risiko tragen, ist auch ganz klar.
    Dass rings um Österreich solche Kraftwerke in Betrieb sind oder gebaut werden, ist bekannt.
    Dies ist eine Verantwortung der Regierung und sie wird sich dabei davon leiten lassen, dass für das österreichische Kernkraftwerk in Zwentendorf maximale Sicherheitsbedingungen gewährleistet sind.
    Das heißt im Betrieb von Zwentendorf ist es auch ohne Zustimmung des Parlaments möglich?
    Das Parlament muss zuvor eine prinzipielle Stellungnahme zur friedlichen Nutzung der Atomenergie geben.
    Niemand hat erwartet, dass das Parlament der Regierung die konkreten Entscheidungen, was die Inbetriebnahme Zwentendorfs anlangt, abnimmt.
    Aber eine Voraussetzung ist schon eine klare Meinung des Nationalrats zur Frage im Prinzip.
    Herr Vizekanzler, die Argumentation, die Sie der ÖVP vorwerfen,
    könnte man auch der SPÖ vorwerfen.
    Auch die SPÖ hat einen Parteivorstandsbeschluss.
    Auch in der SPÖ gibt es sehr starke Kräfte, die auf ein Aufsperren Zwentendorfs drängen und trotzdem gibt es seitens der Regierungspartei bis jetzt keine Entscheidung.
    Es gibt insofern eine ganz klare Haltung der Regierung, dass sie im Prinzip bei aller gebotenen Vorsicht für die friedliche Nutzung der Atomenergie ist und es gibt die selbstverständlich Bereitschaft aus der Verpflichtung heraus,
    unter gewissen Voraussetzungen alle Entscheidungen zu treffen, die notwendig sind, damit Zwentendorf in Betrieb gehen kann.
    In der parlamentarisch-sachlichen Frage geht es unter anderem auch um diesen Entschließungsantrag.
    Es liegt ja im Parlament, im Handelsausschuss zur Gegenwart, nur ein Entschließungsantrag vor, der der ÖVP wird die SPÖ, um die Volkspartei noch in die Entscheidung einbinden zu können, sogar soweit gehen, diesem Entschließungsantrag beizutreten.
    Ich will da den Verhandlungen meiner Freunde im Parlament nicht vorgreifen.
    Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass man sozusagen seitens der Regierungspartei gewissen billigen Polemiken, die als Begründung für diesen Antrag enthalten sind, zustimmt.
    Aber ich verweise darauf, dass ein Satz dieses Antrages
    Und das ist der Kernsatz darin besteht, dass eine positive Haltung im Prinzip zur Nutzung der Kernenergie enthalten ist.
    Wenn man diesen Kernsatz zur Entschließung erhebt, dann würde das mit allen Sicherheitsbedingungen natürlich, darauf legt jedenfalls die Regierungspartei den größten Wert, dann würde das ja unseren prinzipiellen Vorstellungen schon weitgehend entsprechen.
    Also zunächst jedenfalls weiterhin recht unklare Zukunft für das Atomkraftwerk Zwentendorf.
    Die Fragen an Vizekanzler Hannes Androsch richtete Johannes Fischer.
    Wir schlagen als nächstes die österreichischen Zeitungen auf und wir bleiben damit beim Thema Atomenergie, denn die meisten Kommentatoren der Blätter gehen heute auf dieses Thema ein.
    Hören Sie einige Auszüge.
    Das Thema Kernenergie beherrscht heute wieder einmal die Kommentare in den heimischen Tageszeitungen.
    Anlass dazu ist die gestrige Fernsehjournalistendiskussion mit ÖVP-Bundesobmann Tauss.
    Tauss hat gestern die sozialistische Fraktion als in dieser Frage konfus und als nicht paktfähig bezeichnet.
    Als einzige Möglichkeit einer Einigung der beiden Großparteien bannte Taus den Initiativantrag der ÖVP, dem die Sozialisten wegen der darin enthaltenen Kritik an der Regierungspartei allerdings kaum zustimmen werden.
    Gerhard Steininger kommentiert die Situation, wie sie sich nach der gestrigen Fernsehdiskussion darstellt, in seinem Artikel in den Salzburger Nachrichten so.
    Es ist ganz offensichtlich, dass die ÖVP weiterhin auf dem Standpunkt steht, die SPÖ solle sich mit Zwentendorf erwürgen.
    Das ist eine legitime Taktik einer Opposition, die dadurch erleichtert wird, dass der SPÖ in der letzten Zeit jede Menge Patzer passiert sind.
    Nur wird es der ÖVP in Hinkunft schwerer fallen, sich als die opferbereite, staatstragende und verantwortungsbewusste Opposition hinzustellen, als diese sich seit 1970 immer gibt.
    Soweit Gerhard Steininger in den Salzburger Nachrichten.
    Im Organ der Regierungspartei in der Sozialistischen Arbeiterzeitung schreibt Manfred Scheuch zum selben Thema.
    Jetzt müsste eigentlich auch einem Taus klar sein, dass es mit dem Lavieren, mit dem Seitenblick auf Wählerstimmen, die man der auch sonst für die ÖVP gefährlicher werdenden FPÖ nicht gönnt, nicht mehr lange weitergehen wird.
    Ganz abgesehen davon, dass ein solches Doppelspiel wohl auch von den Atomkraftwerksgegnern kaum honoriert würde, weil es einfach zu plump ist.
    Das war die Meinung der Arbeiterzeitung.
    In der Presse liest man zur Fernsehdiskussion mit ÖVP-Chef Taus in einem Kurzkommentar
    Nimmt man für bare Münze, was der Chef der großen Oppositionspartei in dieser Sonntagvormittag-Diskussion, einer der politisch aufschlussreichsten der letzten Zeit, geäußert hat, so bleibt zu konstatieren, dass eine Frage noch zu stellen gewesen wäre.
    Sie wird hiermit nachgeholt.
    Setzt Josef Taus wirklich auf einen Atomwahlkampf?
    Und was verspricht er sich davon?
    Schließlich noch ein Kommentar aus den oberösterreichischen Nachrichten, verfasst von Erich Pfeiffer.
    Es wäre müßig, alles das zu wiederholen, was in jüngster Zeit zu diesem Thema deponiert wurde.
    Aber so zu tun, als gäbe es erst in den letzten paar Wochen die wirtschaftliche Nutzung der Kernenergie mit all ihren Problemen, erscheint zuweilen so, als hielte man die Bürger dieses Landes für schwachsinnig.
    Denn seit vielen Jahren wird nicht nur aus dem Kreis der Befürworter der Atomkraft, sondern auch von den Gegnern der Kernspaltung an Argumenten keineswegs gespart.
    Nur eines freilich, die Parteipolitiker haben sich reichlich spät mit der ganzen Angelegenheit befasst, haben die Sache Fachleuten überlassen, um ihre Schnapspartie der Tagespolitik weiterzuspielen.
    Mit diesem Zitat aus den oberösterreichischen Nachrichten sind die Pressestimmen zum Thema Kernenergie abgeschlossen.
    Gleichfalls mit der gestrigen Fernsehdiskussion, aber hauptsächlich mit der Selbstdarstellung von ÖVP-Obmann Taus beschäftigt sich Peter Klar in seinem Kommentar im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Josef Taus hat sich seit seinem Funktionsantritt gewandelt.
    Zwar sprach ihm auch bisher kaum jemand seinen Fleiß und seine Intelligenz ab, doch wirkte er zu Beginn seiner neuen Karriere vor einer anonymen Fernsehöffentlichkeit etwas umständlich, scheu, oft dozierend und unklar.
    Spätestens seit gestern muss man ihm jedoch nicht nur Verhandlungsgeschick in Sachfragen zugestehen, sondern darüber hinaus gratulieren, dass er es nun versteht, verständlich und gewinnend seine Haltung darzulegen und überzeugend auch für die Öffentlichkeit zu argumentieren.
    Das war die Presseschau und wir setzen fort mit einem Beitrag zum Thema Schule.
    Die schulstatistische Abteilung des Unterrichtsministeriums hat die wichtigsten Daten über die Entwicklung der Schüler- und Lehrerfragen von 1970 bis 1985 vorgelegt.
    Im Mittagsschonal am vergangenen Samstag haben wir über die Entwicklung bei den Schülern berichtet.
    Das Wichtigste zusammengefasst, an den Pflichtschulen ist mit einem starken Rückgang der Schülerzahlen zu rechnen.
    Weniger werden die Schüler auch an den allgemeinbildenden höheren Schulen, dort allerdings nur relativ langsam.
    Bedeutenden Zuwachs gibt es noch bei den berufsbildenden und bei den höheren Schulen.
    Im zweiten Teil des Beitrages fasst Wilfried Seifert heute die voraussichtliche Entwicklung bei den Lehrerzahlen zusammen.
    Die wichtigste Tendenz?
    Die Entwicklung der Schüler- und Lehrerzahlen verläuft nicht parallel.
    Zumindest bis jetzt steigt die Zahl der Lehrer ständig.
    Sie wird auch weiterhin zunehmen, prognostizierte Unterrichtsminister.
    Den größten Bedarf werden auf absehbare Zeit die berufsbildenden Schulen haben.
    Dieser derzeit noch expandierende Schultyp wird vorersichtlich bis 1985 noch 5.000 Lehrer zusätzlich benötigen.
    Die größte Chance also für junge Menschen, die den Lehrberuf ergreifen wollen.
    In den beiden anderen traditionellen Schultypen, in den Pflichtschulen und in den allgemeinbildenden höheren Schulen stagnieren ja bereits jetzt die Schülerzahlen.
    Es ist bis 1985 mit einem starken Absinken zu rechnen.
    Pädagogisch gesehen bringt die Entwicklung des Zahlenverhältnisses Lehrer-Schüler zweifellos Vorteile.
    Es ist eine Binsenweisheit, dass möglichst kleine Klassen ein Maximum an individuellem Lernen ermöglicht.
    1970 etwa hatten 43.000 Lehrer 930.000 Schüler an den Pflichtschulen zu betreuen.
    1978 waren es bereits 60.000 Lehrer bei annähernd gleicher Schülerzahl.
    1970 hatte ein Lehrer 23 Schüler zu betreuen, 1978 sind es nur mehr 16 Schüler, 1985 wird für je 11 Schüler ein Lehrer zur Verfügung stehen.
    Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich bei den Lehrern an allgemeinbildenden höheren Schulen ab.
    1970 ein Lehrer für 18 Schüler, heuer ein Lehrer für 13 Schüler, 1985 ein Lehrer für je 9 Schüler.
    Wie lässt sich anhand dieser Prognosen also die Chance auf dem Lehrerarbeitsmarkt einschätzen?
    Unterrichtsminister Sinowaz meint.
    Natürlich muss man sich heute überlegen, ob man den Lehrberuf anstrebt.
    Man muss sich vor allem überlegen, wie die Dinge weitergehen werden, also welche Fachrichtungen man wählt dabei.
    Wir haben im Pflichtschulbereich noch etwa 3.000 Dienstposten umbesetzt.
    Allerdings so, dass in gewissen Gebieten Österreichs bereits eine Sättigung eingetreten ist, aber in anderen Bereichen noch ein Nachholbedarf besteht.
    Ich glaube also, dass dann in den 80er Jahren damit zu rechnen ist, dass durch verschiedene Veränderungen im Schulwesen, die Herabsetzung der Klassenschülerzahlen, durch neue Schulorganisationsformen weiterhin ein Bedarf besteht.
    Nur im Konkreten heute
    muss man sich natürlich, ehe man das Studium beginnt, sich beraten lassen und muss sich auch überlegen, ob man den Beruf ergreift.
    Gerade Prognosen über künftige Lehrerzahlen sind natürlich politisch problematisch.
    Die Beschäftigung von Lehrern ist nun einmal in erster Linie eine finanzielle Frage.
    Offen bleibt, ob die Gesellschaft, und hier ist dieser nebulose Ausdruck ganz am Platz, ob die Gesellschaft bereit ist, angesichts sinkender Schülerzahlen gleich viel oder gar mehr Lehrer zu bezahlen.
    Ob mit personalintensiveren Unterrichtsformen, Senkung der Schülerzahlen je Klasse und mit zusätzlich fakultativen Unterrichtsangeboten, die dann vermehrt zur Verfügung stehenden Lehrer pädagogisch sinnvoll eingesetzt werden können.
    Unterrichtsminister Sinemaz hält sich für politisch stark genug, dieses Anliegen durchzuziehen.
    Ich glaube, dass die Investition, die wir für die Bildung tätigen, auch amortisierbar ist oder anders ausgedrückt.
    Wenn die technische, wirtschaftliche, kulturelle Entwicklung, die wir in den letzten Jahrzehnten mitgemacht haben, weitergeht,
    dann werden sicherlich die jungen Menschen, die eben die 80er und 90er Jahre bewältigen müssen, über ein hohes Maß und ein gutes Maß an Schulbildung verfügen müssen.
    Und daher ist es wichtig, dass
    ein sehr gutes Lehrerangebot da ist, dass ein gutes Schulangebot da ist und daher denke ich, dass es durchaus richtig sein wird, wenn wir diese Entwicklung, die wir heute schon zu verzeichnen haben, dass immer mehr Lehrer an den Schulen unterrichten, fortgesetzt wird, auch in den 80er Jahren.
    Und ich bin überzeugt davon, dass wir das auch materiell bewältigen werden.
    Lehrer könnte also ein Beruf mit Zukunft bleiben, wenn auch für diese Berufsgruppe sicher erhöhte Anforderungen gestellt werden dürften.
    Berufliche Mobilität scheint dabei eine der wichtigsten zu sein.
    Wilfried Seifert untersuchte die Entwicklung der Schüler- und der Lehrerzahlen an den österreichischen Schulen in der Zeit bis 1985.
    Mit 1.
    Jänner des heutigen Jahres hat die Bundesregierung die Luxusmehrwertsteuer von 30 Prozent für bestimmte Waren, darunter auch für Autos, eingeführt.
    Anlass dafür war die sich ständig verschlechternde österreichische Zahlungsbilanz, die durch die Verteuerung von etwa 10 Prozent von Waren, die hauptsächlich importiert werden, saniert werden soll.
    Vor allem auf dem Sektor der Automobile ergab sich deshalb im Herbst des vergangenen Jahres ein beispielloser Kaufboom.
    Herr und Frau Österreicher kauften im vergangenen Jahr 290.000 neue Autos.
    Zum Vergleich 1976, das in der Branche als gutes Geschäftsjahr bezeichnet wurde, wurden 220.000 Autos neu zum Verkehr zugelassen.
    Nun ist die erste Hälfte des heurigen Jahres nahezu vorbei und in diesen ersten Monaten ist die Zahl der verkauften neuen, aber auch der verkauften Gebrauchtwagen stark zurückgegangen.
    Neres von Helmut Klezander.
    Das Konsumverhalten des Österreichers hat sich mit der Einführung der Luxusmehrwertsteuer grundlegend geändert.
    Nutznisser davon sind die Banken und Sparkassen, die seit dem 1.
    Jänner des heurigen Jahres kräftige Zugänge auf den Sparbüchern registrieren können, während der Autohandel unter den Umsatzrückgängen stöhnt.
    Andreas Sternbach, Sprecher der Automobilimporteure, beziffert die fallende Tendenz folgendermaßen.
    In den ersten drei Monaten 78 wurden 27.500 neue Autos zum Verkehr zugelassen, gegenüber 60.500 im Jahre 77.
    Das stellt einen Rückgang um mehr als 54 Prozent dar.
    Der zweite Abschnitt, also die Monate April, Mai, Juni, die kann ich nur hochrechnen.
    Und da stellen wir fest, dass sich die Normalisierung schon ein bisschen fortgesetzt hat.
    Wir haben April etwa noch 50% Rückgang, im Mai sind es dann nur noch etwa 40% und im Juni könnten wir allenfalls mit einem Minus von 30% abschließen.
    Wenn wir also das ganze halbe Jahr richtig geschätzt haben, dann werden wir heuer um etwas mehr als 40% Autos weniger zugelassen haben, wie im vorigen Jahr in dieser gleichen Zeit.
    Insgesamt werden die Österreicher im ersten Halbjahr etwa 55.000 weniger neue Autos gegenüber den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres kaufen.
    Dazu ist noch zu sagen, dass bis zum Sommer des Vorjahres von einer Verteuerung der Autos nichts bekannt war.
    Die Vergleichsbasis ist also nicht durch den Boom, der erst im Herbst eintrat, verzerrt, sondern allein die Folge der Vorziehkäufe in der Höhe von etwa 70.000 Autos, die noch schnell vor Einführung der Luxusmehrweitsteuer angeschafft wurden.
    Wer allerdings jetzt ein neues Auto kauft, gibt trotz Luxusmehrwertsteuer und Preiserhöhung vor allem bei Autos aus der Bundesrepublik Deutschland nach den Erfahrungen des Handels mehr Geld denn je für sein Vehikel aus.
    Sicherlich wird ein bisschen mehr Luxus gekauft.
    Ich glaube, man hat sich doch darauf eingestellt, aufgrund der fiskalischen Vorschriften,
    sein Auto ein bisschen länger zu fahren, nicht so sehr den Modetrend zu verfolgen und in so einem Augenblick kauft man eigentlich doch auf längere Sicht und da kauft man ein bisschen mehr Luxus gleich beim ersten Mal.
    Das hat aber nicht unbedingt mit der Größe des Wagens an und für sich etwas zu tun.
    Hier jammern die Händler besonders über die Begrenzung der steuerlichen Abschreibungsfähigkeit von Personenautos für Geschäftsleute, da nun die kommerziellen Kunden an einen Anschaffungspreis von 105.000 Shilling gebunden sind.
    Ähnlich ist die Situation im Gebrauchtwagenhandel.
    Wegen der Preiserhöhung bei Neufahrzeigen haben die Gebrauchtwagenhändler für heuer mehr Umsatz bei übertragenen Fahrzeugen erhofft.
    Dazu meint Manfred Petzold, Mitglied der Eurotax-Kommission zur Feststellung der Gebrauchtwagenpreise und Selbstgebrauchtwagenhändler,
    An und für sich müssen wir sagen, dass leider Gottes trotz der Erwartung, dass durch den Rücklauf des Neuwohngeschäftes sich das Gebrauchtwohngeschäft beleben wird, ist die Situation nicht eingetreten.
    Im Gegenteil, der Gebrauchtwohnverkauf hat ebenfalls stagniert.
    Das einzige Positive, was für uns die Luxussteuer gebracht hat, war, dass sich die Gebrauchtwohnlager
    Durch die fehlende Rücknahme von Gebrauchtwagen aus dem Neiwohngeschäft hat sich das Gebrauchtwagenlager reduziert.
    Die Preise sind an und für sich stabil geblieben.
    Durch den Sprung zum Neiwagen, da ja der Neiwohnpreis sich mindestens 10% gehoben hat, ist der Gebrauchtwagen zwar nicht nachgezogen, aber er hat wenigstens einen Preis gehalten.
    Bei den jüngeren Modellen, die älteren Modellen sind schwer absetzbar und haben auch einen Preisverfall.
    Leichtverkäuflich sind heute nur mehr Gebrauchtfahrzeuge ab dem Baujahr 1976.
    Früher zugelassene Autos sind nunmehr schwer loszubringen.
    Die Frage ist nun, wie wird sich das Autogeschäft im gesamten heurigen Jahr entwickeln?
    Hier gibt es in der Autobranche Optimisten und Pessimisten.
    Während die einen auf etwa 190.000 neue Autos tippen, erwarten die anderen bloß 150.000 Neuzulassungen im heurigen Jahr.
    Zum Vergleich, im vergangenen Jahr wurden in Österreich 290.000 und 1976 220.000 neue Autos zum Verkehr zugelassen.
    Also beträchtlicher Rückgang der Autoverkäufe in Österreich.
    Helmut Gletsander fasste zusammen.
    Der Ölpreis bleibt, wie wir zu Beginn bei den Nachrichten hörten, bleibt bis Jahresende unverändert.
    Das hat die OPEC-Konferenz in Genf beschlossen, bei der während des Wochenendes ja ständig verhandelt worden ist.
    Offensichtlich hat sich Saudi-Arabien mit seiner Argumentation durchgesetzt, die zwölf anderen Staaten, die immer wieder anführten, ein Beibehalten der derzeitigen Ölpreise wäre gleichbedeutend mit einer realen Einkommensminderung.
    Sie haben den kürzeren gezogen.
    Anscheinend hatte weder ihr Hinweis auf den Kursverlust des Dollars gefruchtet, noch das Anführen der Inflationsraten in aller Welt.
    Herbert Hutter hat den Konferenzverlauf in Genf beobachtet.
    Die Industrieländer können wieder einmal aufatmen.
    Trotz gegensätzlicher Forderungen radikaler OPEC-Mitglieder, allen voran Libyen, bleibt der Rohbügelpreis zumindest bis zum Ende dieses Jahres eingefroren, und zwar bei 12,70 Dollar für das fast leichtes arabisches Rohöl zu 159 Litern.
    Umgerechnet auf europäische Zahlen ist dies ein Preis von etwa 1.400 Schillingen je Tonne.
    Dieser Entschluss, der heute endgültig gefasst wurde, war vorauszusehen und stand eigentlich im großen Ganzen außer Streit.
    Denn der Rohölüberschuss erlaubt derzeit keine Preiserhöhung.
    Der Verbrauch der Industrieländer stagniert in etwa aufgrund der Wirtschaftsflaute und außerdem schnellten in den letzten Jahren die Rohölförderzahlen in Alaska und in der Nordsee kräftig in die Höhe.
    Die OPEC-Länder haben aber erst vor knapp zwei Monaten begonnen, durch Fördereinschränkungen den Überschuss einzudämmen.
    Weit mehr Kopf zu brechen bereitete den OPEC-Ministern aber die Währungssituation.
    Der Dollar hat in den letzten eineinhalb Jahren fast 20 Prozent seines Wertes eingebüßt.
    Da Rohöl aber in Dollar gezahlt wird, schrumpften die Einnahmen der OPEC-Länder nach eigenen Angaben um mehr als 15 Milliarden Dollar.
    Heiße Diskussionen hat es daher in der Frage gegeben, ob man den Dollar als Ölwährung nicht abschaffen soll.
    Konkrete Vorschläge hat ja die Wirtschaftskommission der OPEC ausgearbeitet.
    Und zwar verschiedene Varianten von Kombinationen verschiedener Währungen unter Ausschluss des Dollar und der italienischen Lira.
    Schließlich haben sich aber Saudi-Arabien und der Iran durchgesetzt.
    Der Dollar bleibt vorerst.
    Und damit bleibt das Rohöl auch für die Westeuropäer wesentlich billiger, als wenn etwa die D-Mark oder der Schweizer Franken für die Ölrechnung maßgebend wären.
    Auch die OPEC hat nun so reagiert, wie alle Institutionen angesichts von Unsicherheit und Ratlosigkeit reagieren.
    Sie hat eine Expertenkommission gebildet, die die Währungsfragen in den nächsten Monaten erörtern soll.
    Einen Termin hat sich das Komitee unter dem Vorsitz des kuwaitischen Erdölministers Ali Khalifa Al-Shaba nicht gesetzt.
    Möglicherweise werden die Ergebnisse aber der nächsten Ölministerkonferenz im Dezember in Abu Dhabi am persischen Golf vorliegen.
    Zunächst aber bis Jahresende keine Rohölpreiserhöhung.
    Aus Genf berichtete Herbert Hutter.
    Es ist jetzt sechs Minuten nach halb eins.
    Wir kommen zur Außenpolitik.
    An der Grenze zwischen Angola und der Südprovinz Saires, des ehemaligen Kongo, kriselt es wieder.
    Wie vor einigen Wochen sind dort abermals an die 1000 Rebellen zusammengezogen worden und ein neuerlicher Einfall in der Kupferprovinz Shaba würde nicht überraschen.
    Das ist aber nur einer der latenten Krisenherde auf dem afrikanischen Kontinent und es wäre wohl mehr als naiv, diese Auseinandersetzungen als lokale Konflikte, als Stammesfäden zu deuten.
    Der Präsident des Sudans, Numeri, deckt heute in einem Interview die Hintergründe dieser Unruhen auf.
    Numeri wirft der Sowjetunion vor, Afrika zu einer der wesentlichen Konfliktzonen zwischen den Supermächten zu machen.
    Der Staatschef des Senegal, Senghor, geht noch einen Schritt weiter, wenn er meint, in Angola habe sich die erste Phase des Dritten Weltkrieges abgespielt.
    Der Osten werde jetzt von einer Leere angezogen.
    Der Westen desertiere, der Osten nehme seinen Platz ein.
    Der somalische Präsident Barre beschuldigt den Westen sogar, sich mit der Sowjetunion über die Aufteilung Afrikas geeinigt zu haben.
    Wie steht es nun tatsächlich mit dem Kräfteverhältnis zwischen Ost und West auf dem schwarzen Kontinent?
    Otto Hörmann analysiert die Situation.
    Die Liste der aufgebrochenen und schwellenden Konflikte in Afrika ist lang.
    Ein rascher Blick auf den schwarzen Kontinent zeigt acht solche Auseinandersetzungen.
    Die ehemalige spanische Sahara, wo die einheimischen Sahauris um die Unabhängigkeit ihrer aufgeteilten Heimat kämpfen.
    Der Ogaden-Konflikt zwischen Somalia und Äthiopien, zwar vorderhand zugunsten Äthiopiens entschieden, aber sicher weiterhin ein Unruheherd.
    Die Sezessionsbestrebungen der äthiopischen Nordprovinz Eritrea.
    Eine von Libyen unterstützte Rebellenbewegung im Tschad, die Gefechte in Angola zwischen der im Bürgerkrieg erfolgreichen linksgerichteten MPLA und den rechtsgerichteten besiegten Gruppen FNLA und insbesondere UNETA, die Pulverfässer Rhodesien und Namibia und die Saire-Provinz Shaba, wo es erst kürzlich Krieg und Intervention von außen gegeben hat.
    Also insgesamt acht Konfliktherde in Afrika.
    Die Welt mag nun darüber rätseln, wer ein Lügner ist.
    Der amerikanische Präsident Carter, der die Kubaner der Beteiligung am Schaberkrieg besichtigt, oder Altrevolutionär Castro, der dies abstreitet.
    Niemand scheint aber pauschal leugnen zu wollen, dass außerafrikanische Kräfte in Afrika am Werk sind.
    Und zwar auf beiden Seiten, auf Seiten Moskaus und Washingtons.
    Für Moskau arbeitet Waffenbruder Castro, für Washington und den Westen arbeitet Frankreich.
    Wenn man auch eine direkte und abgesprochene Stellvertreterrolle Frankreichs sicher nicht behaupten darf, dazu sind die Franzosen auch nach Tegol zu sehr auf ihre Unabhängigkeit bedacht.
    Nach verfügbaren westlichen Angaben haben die Kubaner gegenwärtig etwa 43.000 Mann in Afrika stehen.
    Angefangen hat es vor drei Jahren, als die angolanische MPLA im Bürgerkrieg unterstützt und in Luanda in den Sattel gehoben wurde.
    Heute sollen in Angola noch 20.000 Kubaner stationiert sein.
    Als nächstes kam der Krieg zwischen Somalia und Äthiopien um die Provinz Ogaden.
    Kuba half Addis Abeba, den Einfall der Somalis abzuwehren.
    Jetzt sollen in Äthiopien 17.000 Kubaner sein.
    Es fragt sich, ob sie Fidel Castro auch gegen die Eritreer-Rebellen zum Einsatz bringen wird.
    Und auch in Mosambik, Tanzania, Kongo, Brazzaville, Guinea-Bissau, um nur einige zu nennen, sind die Kubaner anscheinend in der einen oder anderen Form aktiv.
    Und während die Kubaner mit ihrer Afrika-Präsenz Schlagzeilen machen, mischen die anderen Vassalen Moskaus mit Waffenhilfe kräftig mit.
    Man spricht von einem ostdeutschen Kontingent von 4.500 Soldaten.
    Erst durch die Kämpfe um die Shaba-Provinz in Saire und den Absprung der französischen Fremdenlegionäre ist ein Schlaglicht auf Frankreich geworfen worden, das als ehemalige Kolonialmacht, etwa im Gegensatz zu Großbritannien, keineswegs aufgehört hat, dort zu agieren.
    Etwa 10.000 Soldaten der Tricoleurs sind in Afrika.
    Paris unterhält damit nach Kuba das zweitstärkste außerafrikanische Truppenkontingent in Afrika.
    Bei ihren Kritikern hat sich die Regierung in Paris deshalb den Spitznamen der Gendarmen Afrikas eingehandelt.
    In der ehemaligen französischen Kolonie Djibouti am Eingang zum Roten Meer, eine strategisch wichtige Position, gibt es eine französische Garnison von 4500 Mann.
    Von Mauritanien und dem Senegal aus fliegen französische Flugzeuge Luftangriffe auf die nomadischen Sahauris.
    Im Tschad leistet Frankreich der etablierten Macht Unterstützung gegen die Rebellen.
    Bleibt noch die Frage nach den Motiven der Kubaner und Franzosen für ihr Engagement in Afrika.
    Was Fidel Castro anlangt, so sagt man ihm nach, dass er auf sein altes Vorhaben zurückgekommen sei, das in Südamerika gescheitert ist, nämlich die Revolution von der Zuckerinsel exportieren zu wollen.
    Also revolutionäre Eifer.
    Und bei Giscard d'Estaing?
    Die Zeiten der Grande Nation sind vorbei, was sicher schmerzlich ist.
    Wie wund dieser Punkt bei den Franzosen ist, konnte Giscard sich selber erfahren.
    Als er vor einem Jahr beim Schaber-Konflikt französische Flugzeuge zum Transport marokkanischer Truppen einsetzte, stieg seine innenpolitische Popularitätskurve um einiges an.
    Das Ringen von West und Ost um Einfluss in Afrika ist also im vollen Gang, das derzeitige Kräfteverhältnis analysierte Otto Hörmann.
    Und thematisch im Mittagschanal gleich wieder zurück nach Österreich.
    Gesundheitsminister Frau Leo Dolter und der Wiener Gesundheitsstadtrat Stacher haben heute zu einer Pressekonferenz an einen etwas ungewöhnlichen Ort eingeladen, nämlich in den Theatersaal des Psychiatrischen Krankenhauses auf der Baumgartner Höhe in Wien.
    Dabei wurde eine Studie des Instituts für Höhere Studien vorgestellt.
    Diese Studie ist vom Bundesministerium für Gesundheit und Umweltschutz 1974 in Auftrag gegeben worden.
    Der Inhalt?
    Die Patientenversorgung und die Arbeitssituation des Personals in diesen ganz speziellen Krankenhäusern.
    Über Funk meldet sich jetzt direkt Erich Aichinger.
    Auch seit im Sprachbewusstsein der Begriff psychiatrisches Krankenhaus, den aus der Zeit, als die Gebäude hier auf der Baumgartner Höhe errichtet wurden, nämlich 1907 stammenden Begriff Irrenhaus abgelöst hat, ist das Image dieser Anstalten, wie die Ärzte selbst zugeben, kaum besser geworden.
    Auch aus der Zeit nach der Jahrhundertwende stammt die Rechtsgrundlage für eine Anhaltung, nämlich aus 1916.
    Angehalten wird in einer geschlossenen Anstalt, wer selbst oder fremd gefährlich ist.
    In psychiatrischen Krankenhäusern in Österreich befinden sich weit mehr als 10.000 Personen.
    Die Baumgartner Höhe hier hat etwa 2.500 Betten.
    Ein Drittel der Einweisungen wird aufgrund des Gutachtens eines Spitalsarztes ausgesprochen.
    Das heißt, dass bei der Behandlung eines körperlichen Gebrechens ein geistiges in der Folge konstatiert wird.
    Interessant auch, dass drei Viertel der Patienten nach drei Monaten wieder entlassen werden und dann wieder sozusagen ein zweites Mal kommen.
    Gesundheitsministerin Leodolta heute, das ist Drehtür-Psychiatrie.
    Diese Vorbemerkungen scheinen wichtig für das Verständnis der im Auftrag des Gesundheitsministeriums vom Institut für Höhere Studien erstellten Studie über Patientenversorgung und Arbeitssituation des Personals im psychiatrischen Krankenhaus der Stadt Wien.
    Positives haben die Autoren der Studie praktisch nicht gefunden.
    Rudolf Forster vom Institut für Höhere Studien kritisiert, im psychiatrischen Krankenhaus befinden sich zunehmend auch körperlich Kranke, vor allem auch Pflegebedürftige, alte Menschen.
    Eine angemessene und ausreichende Grundpflege und somatisch-medizinische Versorgung dieser Patienten ist nach unseren Ergebnissen häufig nicht gewährleistet, vor allem durch nicht ausreichende medizinische Abklärung und Kontrolle aufgrund von Ärztemangel und Fehlen von Spezialisten.
    Schlecht funktionierende Kommunikation zwischen Ärzten und Pflegepersonal, permanentem Wechsel der Zuständigkeit des Pflegepersonals aufgrund der Diensteinteilung, Einsatz von unqualifizierten Pflegepersonal, fehlenden Sach- und Hilfsmitteln und einem unzureichenden hygienischen Niveau.
    Die Befriedigung körperlicher Grundbedürfnisse der körperlich gesunden Patienten lässt ebenfalls häufig zu wünschen übrig.
    Problematisch sind dabei vor allem die unzureichende Körperpflege, zum Teil unzumutbare sanitäre Verhältnisse, Bewegungsmangel, Störung von Schlaf und Ruhe, zu wenig Abwechslung bei Essen und Trinken,
    Häufiges Erkalten von Späßen.
    Weitere Kritikpunkte punktuell herausgegriffen.
    Die psychiatrische Behandlung sei oft einseitig, zu wenig differenziert, werde weitgehend von Ärzten im Alleingang vorgenommen.
    Es gebe einen hohen Schädigungsgrad des Krankenhausmilieus an sich.
    Umgangsformen mit eindeutig antitherapeutischem Charakter.
    Es dominiere das Bürokratische.
    Die Patienten litten oft an erzwungener Untätigkeit, seien von Information abgeschnitten und von sozialen Kontakten.
    Dem Pflegepersonal wird attestiert, weitgehend reformbereit und kritisch zu sein, aber auch pessimistisch, dass Reformen tatsächlich kämen.
    Resignativ und vielfach von Abwanderungstendenzen beschäftigt.
    Weiter wird hier kritisiert, dass diese psychiatrischen Krankenhausanstalten materiell unterdotiert sind.
    Hier wird pro Krankentag nur etwa ein Drittel dessen ausgegeben, was in einem allgemeinen Krankenhaus ausgegeben wird.
    Personalmangel.
    Hier kommen auf einen Arzt zehnmal so viele Patienten wie in einem allgemeinen Krankenhaus.
    Strukturmängel, Patienten werden sozusagen oft in die Psychiatrie abgeschoben und schließlich überholt der rechtliche Grundlage, 90 Prozent aller Einweisungen passieren unter Zwang.
    Jürgen Pellikan vom Institut für Höhere Studien macht sich Gedanken.
    Erstens wird es notwendig sein, dass die Politiker bereit sind, einen jahrzehntelangen Nachholbedarf durch entsprechende Sätzen von Prioritäten zugunsten der Psychiatrie rasch und effizient aufzuheben.
    Das wird ohne größere finanzielle und personelle Zuweisung von Ressourcen nicht gehen.
    Zweitens wird sehr viel Mut und Engagement erforderlich sein, vor allem von den leitenden Ärzten.
    Es wird notwendig sein, dass sie tatsächlich bereit sind, die bereits vorhandenen Möglichkeiten auch auszunutzen und sich langfristig solidarisch mit ihren Patienten dafür einsetzen, dass die Bedingungen ihrer eigenen Arbeit und die Bedingungen der Versorgung der Patienten verbessert werden.
    Und drittens wird der Öffentlichkeit eine wichtige Rolle zukommen.
    Es ist mir durchaus klar, dass es hier nicht ganz so leicht ist, zwei Dinge miteinander zu vereinbaren.
    Nämlich einerseits die Situation nicht zu beschönigen und sie so darzustellen, wie sie ist.
    Denn ohne das wird es nicht möglich sein, den entsprechenden Reformdruck herzustellen.
    Aber andererseits dabei doch immer zu bedenken, dass alles unterlassen werden sollte,
    was dazu beitragen könnte, das Image der Psychiatrie und vor allem die ohnehin hinreichend vorhandenen Vorurteile gegenüber einzelnen psychiatrischen Patienten also noch mehr zu verstärken.
    Gesundheitsministerin Leo Dolter gleich eingangs, die Ergebnisse der Studie sprechen für sich und dann
    Wenn wir psychisch Kranken und Leidenden adäquat helfen wollen, dann müssen wir viel mehr an ein ganzes Netz verschiedenartiger und differenzierter Einrichtungen denken, von denen das psychiatrische Krankenhaus nur ein Glied in einer
    Kette ist.
    Wir müssen Einrichtungen schaffen, die dann, wenn eine Störung noch nicht sehr deutlich, aber immerhin merklich ausgeprägt ist, Hilfe bieten können, sodass es nicht zu einer Aufschaukelung, zu folgenschweren Zuständen kommt.
    Diese Einrichtungen, wie Kriseninterventionszentren, ambulante Teams aus Psychiatern, Sozialarbeitern und Krankenschwestern, die an den Ort einer Krise gerufen werden können,
    Psychotherapeutische und sozialpsychiatrische Ambulanzen sowie Tageskliniken können viele Patienten, die sonst in dieses Krankenhaus gekommen wären, sozusagen vorher abfangen.
    Dies aber nur dann, wenn die Einrichtungen sich dort befinden, wo die Menschen wohnen und arbeiten, wenn sie, wie man mit einem Fachausdruck sagt, gemeindenahe angesiedelt sind.
    Soweit die wichtigsten Eindrücke vom Pressegespräch hier im psychiatrischen Krankenhaus der Stadt Wien und damit zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Danke Erich Eichinger für diesen Direktbericht über Funk.
    In elf Minuten ist es 13 Uhr.
    Die Kultur kommt zu Wort.
    Im kommenden Jahr wird das Wiener Burgtheater in Ost-Berlin gastieren.
    Schon in dieser Woche ist das berühmte Berliner Ensemble am Burgtheater zu Gast.
    Hören Sie näheres von Konrad Zobel.
    Riesige Container neben dem Burgtheater zeugen von einigem Gepäck, das das Berliner Ensemble mit nach Wien bringt.
    Es ist nicht leicht, drei Inszenierungen zu verfrachten.
    Am schwersten aber wiegt wohl der legendäre Ruf dieses Ensembles.
    Mit dem Berliner Ensemble im Theater am Schiffbauer Damm entwickelte Brecht seine bahnbrechende Theaterarbeit, die sowohl der Theorie wie der Praxis des Theaters in diesem Jahrhundert entscheidende Impulse gegeben hat.
    So sehr diese Impulse in alle Welt gingen, an ihrer Ursprungsstätte schienen sie nach Brechts Tod 1956 zu versiegen.
    Helene Weigl, Brechts zweite Frau, die das Ensemble seit seiner Gründung 1949 geleitet hatte, hielt vielleicht zu sklavisch an den einmal erarbeiteten Problemlösungen fest und so war eine Zeit lang das Berliner Ensemble als Brecht-Museum verschrien.
    Nach Helene Weigls Tod übernahm Ruth Berghaus die Leitung und im April des Vorjahres schließlich wurde ein Regisseur der Ersten Stunde, Manfred Wegwerth, zum Direktor dieses Theaters ernannt.
    Vor zwei Monaten inszenierte Wegwerth Gleists Prinz Friedrich von Homburg am Burgtheater auf sehr schöne und werktreue Weise und widerlegte damit die ideologischen Vorwürfe, die im Zusammenhang mit der Beschäftigung von DDR-Regisseuren am Burgtheater geäußert worden waren.
    Zum heutigen Prechtverständnis des Berliner Ensembles erklärte Manfred Wegwerth.
    Uns kommt es auf die Verschiedenheit an.
    Wir möchten damit eigentlich darlegen, dass es einen monoliten Prechtstil oder eine Die-Spielweise des Berliner Ensembles vom Äußeren her nicht gibt.
    Es gibt sie von der Methode her, des Herangehens, von der politischen Grundhaltung, dass wir nach wie vor der Meinung sind oder mehr als je zuvor, dass die Welt veränderbar ist.
    auch durch Theater, wenn das Theater sich als eingeschlossen in eine gesellschaftliche Bewegung begreift und nicht isoliert versucht, elitär auf seine Weise
    Welten zu verändern, die dann natürlich nicht verändert werden können, allein durch das Theater.
    Das Theater muss Teil einer politischen Bewegung sein, sonst ist es im luftleeren Raum.
    Die drei Prechtstücke, die das Berliner Ensemble nach Wien bringt, dokumentieren eine Entwicklungsspanne von 15 Jahren.
    Die Prechtbearbeitung von Shakespeare's Choreolan wird in einer Inszenierung aus dem Jahre 1964 gezeigt, der Puntila stammt von 1975 und der Galileo Galilei wurde zum Prechtjubiläum im Februar dieses Jahres inszeniert.
    Da das Berliner Ensemble maximal vier Stücke pro Jahr herausbringt, können die Inszenierungen sehr lange geprobt werden, bis zu 200 Mal.
    Im Schnitt sind es etwa 70 Proben pro Stück.
    Die Stücke werden dann auch entsprechend oft gespielt, der Choreolan zum Beispiel schon über 500 Mal.
    Zu den Problemen, die diese Arbeitsweise für den Schauspieler bringt, äußerte sich der Prechtschwiegersohn Ekehard Schall, der in allen drei Inszenierungen, die in Wien zu sehen sind, die Hauptrolle spielt, so.
    Das eine Problem ist, wenn man ein Stück sehr lange, sehr oft spielt, es originär zu halten, im Zustand der scheinbaren Improvisation zu halten, wenn man ein Stück über 500 Mal spielt, wie es bei uns üblich ist.
    Während der Probenzeiten ist es bei uns vorgekommen, dass wir auch zu lange Probenzeiten hatten.
    Aber solange die Ideen noch im Fluss sind und sich auswirken auf Erarbeitung neuer Formen, ist die Probenzeit berechtigt.
    Es muss ein Klima der Erarbeitung da sein, in welchem alle Mitarbeitenden in gleicher Weise autoritär vorhanden sind.
    Das ist meine feste Auffassung.
    Nur in einem Ensemble von Autoritäten wird eine große Kunst entstehen.
    Und ich kann nur sagen, dass zum Beispiel unsere gemeinsame Arbeit, die wir schon vor fast 20 Jahren, über 20 Jahren begonnen haben, sich insofern in den meisten Aufführungen glücklich und in dieser Hinsicht ausgewirkt haben.
    Von heute bis 25.
    Juni wird das Berliner Ensemble dem Wiener Publikum Gelegenheit geben, eine ungewohnte Theaterwelt kennenzulernen.
    Eine Theaterwelt, die sehr viel mit der wirklichen Welt zu tun haben will.
    Das Berliner Ensemble am Wiener Burgtheater, es berichtete Konrad Zobel.
    Die am Samstag eröffnete Schubert-Theater Hohen Ems hatte sich zur Aufgabe gemacht, auch unbekannte Schubert-Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren.
    In der Feldkircher Stadthalle werden heute Abend zwei Singspiele aufgeführt, die auch zu Lebzeiten Schuberts nicht oder nur ganz selten auf dem Programm standen, nämlich die Freunde von Salamanca und die Spiegelritter.
    Die Union Europäischer Rundfunkanstalten würdigt im heurigen Schubertjahr dieses Ereignis dadurch, dass das heutige Konzert direkt in zahlreiche Länder übertragen wird.
    Wolfgang Burtscher
    Zehn Opern und Singspiele hat Schubert vollendet.
    Von fünf weiteren sind ausführliche Entwürfe erhalten.
    Die Spiegelritter schrieb Schubert im Alter von 14 Jahren.
    Das Werk wurde nicht einmal zu Lebzeiten des Komponisten aufgeführt.
    Der geringe Erfolg der Schubert-Opern wird von der Musikwissenschaft auf die unzureichenden Textbücher zurückgeführt.
    Schuberts Freund Spaun bemerkte einmal, dass der Komponist sein Leben lang ein tüchtiges Opernbuch gesucht habe, eines, das die Menschen ansprechen konnte.
    Tatsächlich waren die Texte sehr primitiv.
    Es waren entweder Wiener Zauberpossen oder alte Ritterspiele, wie sie für die damaligen Singspiele üblich waren.
    Mangels geeigneter Libretti beauftragte Schubert dann später für das zweite heute in Feldkirch aufgeführte Werk,
    die Freunde von Salamanca seinen Freund Meierhofer, einen der sogenannten Schubertianer, einen Text zu schreiben, der jedoch genauso wenig Qualität hatte wie die zuvor verwendeten Bücher.
    Frage an den bekannten Musikwissenschaftler Professor Kurt Palin, ob es nicht noch anderes Entdeckenswertes im Opernschaffen Schuberts gibt.
    Ja, sehr viel sogar.
    Ich rede gar nicht von der herrlichen Rosamunde, wie wir es nennen, deren Bühnenmusik ja sehr bekannt ist, aber denken Sie an Alfonso und Estrella, denken Sie an Fiera Brass, lauter Titel, die wahrscheinlich den meisten Musikliebhabern völlig unbekannt sein werden.
    Es sind eine Reihe von Werken da, die es verdienen würden.
    ausgegraben zu werden und die Schubertiade nimmt sich ja das zum Ziel, im Laufe der Jahre immer wieder die Werke Schuberts vorzustellen, die ungerechterweise ein wenig in den Hintergrund getreten sind.
    Welchen Weg der Realisierung könnten Sie sich hier vorstellen?
    Zwei Wege kämen in Frage.
    Der eine ist der, der also heute beschritten werden wird.
    Das ist die Vorstellung der Musiknummern ohne Bühne, ohne Kulissen.
    Also keine theatermäßige Aufführung, sondern eine konzertante Aufführung.
    Gegen den Weg ist im Moment nichts einzuwenden, weil es eben zum Beispiel bei den Freunden von Salamanca den Text gar nicht gibt.
    Es gibt keine Dialoge, die sind verloren gegangen.
    Aber bei anderen Werken könnte ich mir vorstellen, dass man von einer geschickten Literatenhand vielleicht doch eine Verbesserung dieser Werke erzielen könnte.
    Das heißt vielleicht sogar etwas von Schubert's herrlicher Bühnenmusik lebensfähig machen könnte.
    Gute Literaten könnten heute die Texte so straffen, so modernisieren, vielleicht nicht in einem Sinn, dass das heute zeitgemäß wird, aber immerhin es möglich machen für unsere heutigen Ansprüche, dass Schubert's Werke wieder lebensfähig würden.
    Ich hoffe, dass die Ausstrahlungen, die auch Hohenems hat und die
    die große Schubert-Liebe auf der ganzen Welt heute zeitig, dass diese Ausstrahlung viele Menschen zum Nachdenken veranlassen wird, also Menschen, die irgendwie eine Verantwortung übernehmen können, zum Nachdenken veranlassen wird.
    Warum da 15, 15 Opernwerke, wenn Sie denken, dass Beethoven nur eins geschrieben hat, zum Beispiel,
    15 Opernwerke vergessen, brachliegen mit einer zum Teil so herrlichen Musik, dass selbst eine kleine Aufbesserung des Textes vielleicht uns ganze Schätze zurückgeben könnte.
    Die Live-Übertragung der beiden Schubert-Singspiele aus der Feldkircher Stadthalle beginnt im Übrigen heute Abend um 20.30 Uhr im Programm Österreich 1.
    Und jetzt zweieinhalb Minuten vor eins noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Zu der Äußerung von ÖVP-Bundesparteiobmann Tauß, die SPÖ sei in der Kernenergie-Frage nicht paktfähig, sagte Vizekanzlerfinanzminister Androsch, es wäre bedauerlich, wenn die ÖVP nicht in der Lage sei, sich zu einer friedlichen Nutzung der Atomenergie zu bekennen.
    Androsch unterstrich die Verantwortung der Regierung bei der Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf.
    Zur Lehrersituation sagte Unterrichtsminister Sinovac, es gebe derzeit noch 3000 freie Dienstposten an den Pflichtschulen, doch seien Sättigungsgrad und Anstellungsmöglichkeiten regional verschieden.
    In Hinkunft werde es wichtig sein, dass sich Junglehrer genau beraten lassen, welche Fachrichtung sie wählen.
    In einer Funktionärskonferenz der Organisation der österreichischen Pan-Europa-Bewegung wurde erklärt, Otto Habsburg würde dem Europa-Gedanken einen größeren Dienst erweisen, züge er seine geplante Kandidatur als CSU-Kandidat für das Europaparlament zurück und trete als Präsident der internationalen Pan-Europa-Union ab.
    Die österreichische Sektion sieht darüber hinaus in einer möglichen Kandidatur Habsburgs eine Gefährdung der österreichischen Neutralität.
    Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien registrierte heute um 11.31 Uhr ein Erdbeben in etwa 1.000 Kilometer Entfernung, das die Stärke 5,3 nach der internationalen Richterskala hatte.
    Das Epizentrum des Bebens dürfte in Griechenland gelegen sein.
    Schweiz.
    Die OPEC, die Organisation Erdöl exportierender Länder, hat bei ihrer Sitzung in Genf beschlossen, den Ölpreis bis Ende des Jahres nicht zu erhöhen und stabil zu halten.
    Eine Steigerung des Erdölpreises ist allerdings für Jänner 1979 in Aussicht genommen.
    Belgien.
    Ministerpräsident Tindemans dürfte in Verhandlungen mit den Führern der Koalitionsparteien Einigung über das sogenannte Anti-Krisen-Paket erzielt haben.
    Sondervollmachten sollen der Regierung die Möglichkeit geben, auch ohne Zustimmung des Parlaments die Sparhaushalte für heuer und 1979 durchzusetzen.
    Die einstündige Mittagsinformation ist zu Ende, verehrte Damen und Herren.
    Adolf Poindl sagt für Redaktion und Technik, auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.06.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.06.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Entwicklung der Leherzahlen bis 1975
    Einblendung: Unterrichtsminister Sinowatz
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung] , Sinowatz, Fred [Interviewte/r]
    Datum: 1978.06.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Bildung ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Umsatzrückgang bei Neu- und Gebrauchtwagen
    Einblendung: Andreas Sternbach (Sprecher der Autoimporteur), Manfred Petzold (Gebrauchtwagenhändler)
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Sternbach, Andreas [Interviewte/r] , Petzold, Manfred [Interviewte/r]
    Datum: 1978.06.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    OPEC-Konferenz ohne Rohölpreiserhöhung beendet
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung]
    Datum: 1978.06.19 [Sendedatum]
    Ort: Genf [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    West und Ost in Afrika: Truppenstärke der Kubaner und Franzosen in Afrika
    Mitwirkende: Hörmann, Otto [Gestaltung]
    Datum: 1978.06.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Untersuchung über Zustände in psychiatrischen Anstalten
    Einblendung: Rudolf Forster (Institut für höhere Studien), Jürgen Pelikan (Institut für höhere Studien), Gesundheitsministerin Leodolter
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Forster, Rudolf [Interviewte/r] , Pelikan, Jürgen [Interviewte/r] , Leodolter, Ingrid [Interviewte/r]
    Datum: 1978.06.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Medizin ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gastspiel des Berliner Ensembles in der Burg
    Einblendung: Manfred Wekwerth (Regie), Ekkehard Schall
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Wekwerth, Manfred [Interviewte/r] , Schall, Ekkehard [Interviewte/r]
    Datum: 1978.06.19 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Burgtheater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Unbekanntes Schubert Singspiel bei der Schubertiade Hohenems
    Einblendung: Prof. Kurt Pahlen
    Mitwirkende: Burtscher, Wolfgang [Gestaltung] , Pahlen, Kurt [Interviewte/r]
    Datum: 1978.06.19 [Sendedatum]
    Ort: Hohenems [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1978.06.19
    Spieldauer 00:59:57
    Mitwirkende Poindl, Adolf [Moderation]
    Oberhofer, Ilse [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.06.19 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-780619_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt