Mittagsjournal 1978.08.24

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Guten Tag meine Damen und Herren, am Mikrofon des Mittagschanals ist Bruno Berger.
    Die wichtigsten Schlagzeilen zunächst aus dem Inland.
    Sozialistische Landeshauptleute beraten über aktuelle ORF-Politik.
    Chef der Beamtengewerkschaft Sommer präzisiert Vorstellungen zur nächsten Gehaltsrunde.
    ÖVP schlägt vor, soziale Grundsatzfragen außer Streit zu stellen.
    Ernte 1978 bringt Getreideüberschuss.
    Und aus dem Ausland stand der Geisler Fähre in Nicaragua und Rolle des Konklaves bei einer Papstwahl.
    Soweit das Wichtigste zum Programm.
    Nun aber Nachrichten.
    Chef vom Dienst, Henri Goldhahn, Sprecher, Wolfgang Riemerschmid.
    Nicaragua.
    Die Regierung unter Präsident Somoza scheint in der Geiselaffäre von Managua zum Einlenken bereit.
    Gemäß den Forderungen der Terroristen wurde zweimal eine Botschaft der Geiselnehmer über den Rundfunk ausgestrahlt.
    Darin wird der Regierung Verletzung der Menschenrechte vorgeworfen und der Rücktritt Somozas gefordert.
    Zur Stunde sind Flugzeuge aus Venezuela, Panama und Mexiko in Richtung Nicaragua unterwegs.
    Mit ihnen wollen die Terroristen und die politischen Häftlinge, deren Freilassung sie verlangt haben, in die drei Staaten entkommen.
    In den frühen Morgenstunden haben die Extremisten weitere Geißeln freigelassen.
    In ihrer Gewalt befinden sich jedoch nach wie vor zahlreiche Personen.
    Angeblich ist der Anführer des Terrorkommandos bereit, seine Lösegeldforderung von ursprünglich 10 Millionen Dollar auf eine halbe Million zu reduzieren.
    Jugoslawien.
    Die nächsten Ziele der diplomatischen Offensive Chinas im Westen dürften Schweden, die Bundesrepublik Deutschland und Italien sein.
    Nach Angaben eines hohen Beamten in Belgrad, wo sich seit Montag der chinesische Partei- und Regierungschef Hua Kuofeng aufhält, hätten Mitglieder der chinesischen Delegation erklärt, sie wollten die Öffnung Chinas nach Europa bald mit Besuchen in Stockholm, Bonn und Rom fortsetzen.
    Bei den bisherigen Unterredungen zwischen Hua Kuo Feng und der jugoslawischen Führung wurde beschlossen, dass Jugoslawien an China leichte Waffen liefern wird.
    Dafür will China zur friedlichen Nutzung der Kernenergie in Jugoslawien beitragen.
    Im Mittelpunkt der außenpolitischen Gespräche standen die Lage in Afrika, Südostasien und im Nahen Osten sowie der Nord-Süd-Dialog.
    Sowjetunion
    Die Regierung in Moskau hat heute in scharfer Form westliche Staaten vor der Unterstützung Chinas bei der Stärkung seiner Streitkräfte gewarnt.
    In einem Kommentar der Parteizeitung Pravda heißt es, der Westen würde seine eigenen Sicherheitsinteressen aufs Spiel setzen, wenn er die Regierung in Peking mit den neuesten Waffen versorge.
    China strebe eine Verschlechterung der internationalen Lage, Konflikte und Kriege an, betont die Pravda.
    Ohne auf die jüngste Reise des chinesischen Partei- und Regierungschefs Hua Kuo Feng nach Rumänien und Jugoslawien einzugehen, wird der chinesischen Regierung ferner wörtlich vorgeworfen, bei den kommunistischen Staaten Lehrermethoden anzuwenden.
    Jugoslawien.
    Der chinesische Partei- und Regierungschef Hua Kuofeng ist zu einem eintägigen Besuch in Skopje, der Hauptstadt der jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien, eingetroffen.
    Hua wird eine Autofabrik besichtigen und die mazedonische Akademie der Wissenschaften besuchen.
    Morgen wird der chinesische Spitzenpolitiker über Agram auf die Adriainsel Brioni reisen, um mit Staatschef Tito weitere Unterredungen zu führen.
    Wie aus Belgrad verlautet, steht der Besuch Huas in Skopje in keinem Zusammenhang mit dem Streit zwischen Bulgarien und Jugoslawien in der Frage der mazedonischen Volksgruppe.
    Zunächst hatten Beobachter die Reiseroute Huas als Provokation Moskaus gewertet, weil die sowjetische Führung Bulgarien im Mazedonien-Konflikt unterstützt.
    Irak, Syrien.
    Innerhalb des palästinensischen Lagers zeichnet sich die Bereitschaft ab, die blutigen Auseinandersetzungen und Fäden einzustellen.
    Die ultraradikale Splitterorganisation Fatah Revolutionsrat unter der Führung von Abu Nidal mit seinem Sitz in Bagdad hat heute ihrer früheren Dachorganisation Fatah eine Art Waffenstillstand angeboten.
    In einem der irakischen Hauptstadt veröffentlichten Kommuniqué heißt es wörtlich, der Fatah-Revolutionsrat sei bereit, sich aller Vergeltungsschläge gegen die Fatah zu enthalten, wenn die Gegenseite dies ebenfalls tue.
    In diesem Zusammenhang wird die Notwendigkeit des Kampfes gegen Israel hervorgehoben.
    Die von der Fatah beherrschte PLO, die Palästinensische Befreiungsorganisation, bemüht sich derzeit, anlässlich einer Sitzung ihres Zentralrates in Damaskus, innerhalb des palästinensischen Lagers Einigkeit herzustellen.
    Der Zusammenhalt der palästinensischen Gruppen scheint durch eine Spaltung in eine pro-irakische und eine pro-syrische Fraktion sowie durch eine Serie von Mordanschlägen gefährdet.
    Bei der Sitzung in Damaskus hat der PLO-Zentralrat das am 5.
    September im Camp David bei Washington beginnende Treffen zwischen Präsident Carter, Präsident Sadat und Ministerpräsident Begin verurteilt.
    In einem Kommuniqué heißt es wörtlich, diese Nahostkonferenz sei ein weiterer Schritt, damit Sadat Israel-Konzessionen machen könne.
    Europäische Gemeinschaften
    In den Mitgliedsländern des gemeinsamen Marktes waren Ende Juli 5,9 Millionen Menschen ohne Beschäftigung.
    Das entspricht 5,5 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung.
    Ende Juni waren in den Staaten der Europäischen Gemeinschaft 5,7 Millionen Menschen arbeitslos.
    Die Steigerung wird vor allem auf saisonale Faktoren zurückgeführt.
    Während des Sommers werden weniger Arbeitnehmer eingestellt, gleichzeitig suchen viele Schulabgänger eine Beschäftigung.
    Kanada Ein Streik der 1700 Piloten der Fluggesellschaft Air Canada konnte in letzter Minute abgewendet werden.
    Wie der stellvertretende kanadische Arbeitsminister McCaffrey in Ottawa mitteilte, hätten sich die Kollektivvertragspartner über die Beförderungsmodalitäten der Flugzeugführer geeinigt.
    Syrien.
    Der Bonner Minister für Entwicklungshilfe, Ofergeld, hat bei seinem Aufenthalt in Damaskus angekündigt, dass die Bundesrepublik Deutschland, Syrien, Wirtschaftshilfe von umgerechnet 450 Millionen Schilling gewähren will.
    Das Geld ist für Bewässerungsanlagen und landwirtschaftliche Projekte bestimmt.
    Ofergeld ist gestern mit dem syrischen Außenminister Kadam zu einem Gespräch über die Entwicklung der Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern zusammengetroffen.
    Auf Einladung der finnischen Regierung finden heute und morgen in Helsinki Beratungen einer Reihe kleinerer europäischer Industriestaaten und Kanadas statt, bei denen vor allem Grundsätze der Entwicklungshilfepolitik besprochen werden sollen.
    Österreich leistet zurzeit an staatlicher Entwicklungshilfe jährlich einen Beitrag von etwa 2 Milliarden Schilling oder 0,24 Prozent des Bruttonationalproduktes.
    Dies ist etwas weniger als die durchschnittliche Entwicklungshilfe der Länder der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, aber relativ mehr als etwa der Beitrag der Vereinigten Staaten, der Schweiz oder Japans.
    Bundeskanzler Kreisky hat bereits mehrfach angeregt, neue Initiativen zur Zusammenarbeit von Industriestaaten und Entwicklungsländern zu ergreifen.
    Staatssekretär Nussbaumer wird nun in Helsinki den Delegationen neue österreichische Vorschläge unterbreiten, wie die ungenützten industriellen und personellen Reserven der Industrieländer zum beiderseitigen Vorteil für Lieferungen an Entwicklungsländer genutzt werden könnten.
    Dieses österreichische Programm soll zum Aufbau der Infrastruktur der Entwicklungsländer führen.
    Der davon zu erwartende zusätzliche Warenaustausch würde den Welthandel anregen und zur Belebung der internationalen Konjunktur beitragen.
    Österreich.
    Die Industrie sieht in den Vorschlägen des SPÖ-Clubobmannes Fischer zur Einführung einer Obergrenze der Einkommen eine eminente Gefahr für Wirtschaft und Gesellschaft.
    Schon jetzt bewirke der Steuerdruck sinkende Leistungsbereitschaft und den Hang zur totalen Pragmatisierung in allen Lebensbereichen, heißt es in einer Aussendung.
    Eine verstärkte konfiskatorische Steuerpolitik würde die letzten Leistungswilligen aus dem Lande vertreiben.
    Die Betriebsratswahlen im Linzer Werk der Voestalpine werden, da die dreijährige Funktionsperiode abläuft, am 10. und 11.
    Oktober stattfinden.
    Dies gab die Pressestelle des Stahlkonzerns heute bekannt.
    Im Linzer Werk sind etwa 25.000 Arbeitnehmer bei Betriebsratswahlen stimmberechtigt.
    Die Termine für Betriebsratswahlen in den anderen Werken der Voestalpine müssen noch festgelegt werden, dürften aber ebenfalls um den 10.
    Oktober liegen.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Der Norden und Osten Österreichs ist von einem Ausläufer einer wenig wetterwirksamen Kaltfront gestreift worden.
    Im übrigen Bundesgebiet herrscht weiterhin schwacher Hochdruckeinfluss.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh unterschiedlich, im Westen und Süden häufig auch aufgelockert oder gering bewölkt.
    Schwache Winde aus Nordwest bis Nordost.
    Nachmittagstemperaturen 20 bis 26 Grad.
    Frühwerte morgen 9 bis 15 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Freitag.
    Unterschiedlich, vielfach auch aufgelockert oder gering bewölkt.
    Am Alpennordrand vereinzelt Schauerbildungen.
    Schwache bis mäßige Winde aus Nordwest bis Nordost.
    Tageshöchsttemperaturen 20 bis 25 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien bedeckt 21 Grad Nordwestwind 10 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt 22 Grad Westwind 25 Kilometer.
    Linz stark bewölkt 21 Grad Nordost 10.
    Salzburg stark bewölkt 18 Grad Nordwest 10.
    Innsbruck, Heiter, 23°, Südwind 3 km.
    Bregenz, bedeckt, 21°, Windstill.
    Graz, Heiter, 23°, Windstill.
    Und Klagenfurt, Heiter, 23°, Windstill.
    Es ist jetzt in vier Minuten, Viertel eins.
    Erste Schlagzeile unserer Berichterstattung Geisler-Fähre in Nicaragua.
    Die Guerrilleros der Sandinistischen Nationalen Befreiungsfront, die seit vorgestern den Nationalpalast von Managua besetzt halten, ließen heute früh weitere Geiseln frei, nachdem ihre Erklärung über den staatlichen Rundfunk verbreitet worden war.
    In dieser Erklärung hatten die Guerrilleros die Freilassung politischer Häftlinge und die Bereitstellung von drei Flugzeugen verlangt, um mit den Gefangenen ins Ausland zu fliegen.
    Eines solle nach Venezuela, eines nach Mexiko und das dritte nach Panama fliegen.
    Der panamesische Botschafter müsse die Maschine nach Panama begleiten.
    Soweit die Forderungen.
    Die venezolanische Regierung entsandte inzwischen ein Transportflugzeug nach Managua.
    Die mexikanische Regierung wollte sich zunächst nicht festlegen, ob sie die Terroristen aufnehmen werde oder nicht.
    Die Guerrilleros hatten die Frist für den Ablauf ihres Ultimatums in der vergangenen Nacht um acht Stunden verlängert und die Verhandlungen mit den Vermittlern fortgesetzt.
    Sie hatten ursprünglich gedroht, ab zwei Uhr mitteleuropäischer Zeit mit der Erschießung von Geiseln zu beginnen.
    Nun scheint sich vielleicht doch ein Ende der Geiselaffäre abzuzeichnen.
    Man verhandelt.
    Dietmar Merten berichtet.
    Wenn alles glatt geht, sollte das Geiseltrama von Nicaragua in wenigen Stunden ausgestanden sein.
    Gegen Abend nämlich soll eine Herkules der venezolanischen Luftwaffe, die heute Nacht via Panama nach Managua geflogen war, auf den Flughafen von Caracas, der Hauptstadt Venezuelas, zurückkehren.
    An Bord sollen ein Teil der Sandinista Guerrilleros sein, die am Montag das Kongressgebäude in der nicaragüensischen Hauptstadt stürmten, ferner einige Dutzend politische Gefangene und hohe Würdenträger der katholischen Kirche, die sich bereit erklärt haben, den Flug zu begleiten.
    Die Entscheidung, die eine dramatischere Entwicklung verhinderte, fiel heute Nacht.
    Da erklärte ein Sprecher der Regierung von Nicaragua, man sei bereit, auf die Forderung der Freischerer nach Freilassung von etwa 120 politischen Gefangenen einzugehen.
    Damit war die wichtigste Bedingung für eine unblutige Lösung der Affäre gegeben.
    Denn den Sandinister, denen es ja darauf ankommt, sich der Bevölkerung von Nicaragua als Befreier und nicht als Killer zu empfehlen, konnten nicht wegen einer, wenn auch noch so hohen Lösegeldforderung, auf einer buchstabengetreuen Bevölkerung ihre Forderungen beharren.
    Über diesen Punkt der 10 Millionen Dollar wurde bisher nichts weiter bekannt.
    Möglicherweise hat man sich auf irgendeinen Betrag geeinigt.
    Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass die Revolutionäre dieses Verlangen zuletzt ganz fallen ließen.
    Im Laufe der Nacht wurde ein Großteil der Geiseln freigelassen.
    Wie viele sich jetzt noch in der Gewalt der Aufständischen befinden, ist im Augenblick nicht zu sagen.
    Die Situation kann sich auch stündlich ändern.
    Die Nachgiebigkeit der Regierung von Nicaragua und ihres Präsidenten dürfte mehrere Gründe haben.
    Zum einen hat es Somoza nicht mit Terroristen im Sinne etwa einer Barra-Meinhof-Bande zu tun.
    Die Sandinista ist in den Augen der Öffentlichkeit wie der Politiker viel mehr als eine revolutionäre Organisation mit akzeptablen Zielen anzusehen.
    Sie ist für viele Regierungen in dieser Region durchaus ein Gesprächspartner, mit dem man in der Zeit, wenn die Somoza-Diktatur einmal zu Ende gegangen sein wird, zu rechnen haben werde.
    Zum anderen konnte es weder der Regierung noch den Gedillirdos nützen, besondere Härte vor allem auf Kosten einer riesigen Zahl mehr oder weniger unbeteiligter Zivilisten zu zeigen.
    Der Druck auf Somoza hätte sich dadurch nur verstärkt, während die Sandinister Gefahr gelaufen wäre, ihr Image zu trüben.
    Die Tatsache, dass sie ihre Angriffe bisher fast ausschließlich auf Somosas Pretoriana, die Guardia Nacional richtete, hat ihr schon viel Prestige eingetragen, das ein Blutbad nur beeinträchtigt hätte.
    Beide Seiten hatten also ein Interesse an einer friedlichen Beilegung der Kraftprobe.
    Der dritte Faktor war der internationale Druck, der auch in der Tatsache zum Ausdruck kommt, dass Staaten wie Mexiko, Panama und Venezuela sich sofort bereit erklärten,
    die Guerrilleros und die befreiten politischen Häftlinge aufzunehmen.
    Diesen Regierungen kam es ebenfalls darauf an, eine Eskalation zu verhindern und den Frieden in der gesamten Region aufrechtzuerhalten.
    Und allen Konfrontationen zum Trotz, wie sie etwa die Präsidenten von Nicaragua und Venezuela vor einem Vierteljahr austrugen, besteht das gemeinsame Ziel darin, das Erstarken linksextremer Kräfte überall zu verhindern.
    In Kuba, so ist in diesem Zusammenhang zu erfahren, erklärte ein Repräsentant der Fremddesignminister gestern, dass diese Aktion schon vor zwei Jahren geplant worden sei.
    Das also war der aktuelle Bericht aus Nicaragua.
    Es ist jetzt ziemlich genau Viertel Eins.
    Österreichische Innenpolitik.
    In Kärnten trafen einander heute die drei sozialistischen Landeshauptmänner von Wien, Burgenland und Kärnten, Graz, Keri und Wagner, um aktuelle politische Fragen zu besprechen.
    Ein Thema dieser Diskussionen war dabei die Frage der Politikerprivilegien und Gehälter, wobei Landeshauptmann Wagner eine Ausweitung diverser jetzt diskutierter Vorschläge auch auf Landesebene anregte.
    Über die weiteren Themen, die bei dieser Landeshauptleutekonferenz zur Sprache kamen, führte Heinz Felsbach vom Landestudio Kärnten die folgenden Interviews.
    Herr Bürgermeister Graz, ein weiteres Gesprächsthema der sozialistischen Landeshauptleute hier in Klagenfurt war der ORF, die Neubestellung der Führungsspitze.
    Des Generalintendanten, der Programmintendanten und der Direktoren gibt es eine einheitliche Auffassung der sozialistischen Bundesländer, die ja mit je einem Vertreter im Kuratorium sind.
    Ja, es gibt eine Auffassung, wobei wir doch darauf Bedacht nehmen, dass die Kuratoriumsmitglieder nach dem Gesetz als Personen dort unter Eigenverantwortung zu handeln haben.
    Das heißt, wir haben uns hier nicht etwa jetzt einen Personenvorschlag festgelegt, den wir verlautbaren und wo wir sagen, darüber kann man dann mit uns nicht mehr reden.
    Sondern wir sind allgemein der Ansicht, wenn man die vergangene Periode betrachtet, dass man sagen könnte, die vergangene Funktionsperiode war die Periode der Implementierung des ORF-Gesetzes, der Organisierung des ORF nach dem ORF-Gesetz.
    Wir glauben, dass auch personell die Entscheidungen so gefällt werden sollen für die gesamte Führungsspitze.
    dass die nächste Periode als eine Periode betrachtet werden soll, wo der Schwerpunkt auf dem Programm liegt, auf der Ausgestaltung der Programme und auf Verbesserung der Programme.
    Das heißt, die ersten vier Jahre Rundfunkgesetz mussten von einem Juristen exekutiert werden, jetzt geht es darum, das Programm zu verbessern, das heißt, es kommt kein Jurist mehr in Frage, sondern ein Experte für Fernseh- und Hörfunkprogramme, also Dr. Zilk.
    Nein, das heißt es nicht.
    Ich sagte ja,
    Wir haben ausdrücklich uns nicht auf irgendwelche Personen festgelegt oder irgendwelche Personen abgelehnt, sondern wir sind der Meinung, dass sich die Kuratoriumsmitglieder überhaupt und natürlich die von uns Entsehenden, von unseren Ländern Entsehenden Kuratoriumsmitglieder bei der Gesamtbetrachtung der Führungsspitze daran orientieren sollten, dass das Wesentliche jetzt die Programmseite ist.
    Nun aber, die Bewerbungen liegen doch schon vor.
    Man weiß ja, wer für die Funktion des Generalintendanten in Frage kommen könnte.
    Ein Unbekannter kann ja nicht mehr ins Spiel gebracht werden.
    Also schränkt sich der Personenkreis auf Programmexperten der Bewerbungen ein.
    Ja, sehen Sie, was wir genau nicht wollen ist, dass wir, wie es manchmal schon in der Öffentlichkeit geschehen ist, nunmehr uns in irgendeine Position einbetonieren.
    Denn dann würde es ja keiner Beratungen mehr im Kuratorium bedürfen.
    Dann könnte man ja mit Notenwechsel zwischen den Kuratoriumsmitgliedern arbeiten.
    Eine Beratung hat ja nur einen Sinn, wenn man Grundsätze festlegt, aber ansonsten die Beratungen offen lässt.
    Und Grundsatz ist, ein Programmexperte muss her?
    Nein, Grundsatz ist, die Führungsspitze, die neu bestellt wird, soll garantieren, dass der Schwerpunkt auf Verbesserung und Intensivierung der Programme liegt.
    Herr Landeshauptmann Kerry, wie sieht das Burgenland dieses Problem?
    Das Burgenland hat doch jetzt ein praktisch neues Studio bekommen, es ist im Bau, es wird ein volles Studio.
    Hat auch das Burgenland Kritik an Dr. Oberhammer zu üben?
    Ja, es wurde bisher keine Kritik an Dr. Oberhammer geübt, soweit ich hier das Interview verfolgt habe.
    Wir glauben, dass der beste Mann der Generalinternat werden soll.
    Wir haben uns, wie gesagt, auf keine Person festgelegt.
    Und wir werden hier den ganzen Fragen komplex zweifellos in einem größeren Gremium noch durchbesprechen.
    Ich bin der Auffassung, dass wir hier, wie es Bürgermeister Kratz bereits gesagt hat,
    Phase der Konsolidierung, die sich besonders auf die Verbesserung des Programms erstrecken soll, jetzt einleiten sollten.
    Das ist also unsere Meinung.
    Wir haben uns, wie gesagt, auf keine Person festgelegt.
    Ich möchte nur sagen, dass wir unter Oberhammer, das haben Sie ja bereits betont, nun ein Vollstudio bekommen und das vermerken wir als Burgenländer sehr wohlwollend.
    Aber dennoch sind Sie der Meinung, dass es gut war, die ersten vier Jahre einen Juristen gehabt zu haben, aber dass es jetzt darauf ankommt, das Programm zu verbessern?
    Ja gut, das kann ein Jurist genauso wie ein anderer.
    Das ist also nicht gesagt, dass ein Jurist für diese oder jene Funktion da sein muss und ein anderer das nicht kann.
    Ich habe die Erfahrung gemacht in meinem Leben, dass der erlernte Beruf nicht unbedingt notwendig ist.
    dass er ausgeübt wird, beziehungsweise es kann durchaus ein anderer das machen.
    Er muss dazu die Fähigkeit mitbringen, das ist das Entscheidende.
    Und das könnte ein Jurist genauso wie einer, der nicht Jurist ist.
    ORF-Politik aus der Sicht von zwei sozialistischen Landeshauptleuten.
    Es ist sechs Minuten nach Viertel Eins.
    Das große Problem der Landwirtschaft in den Industrienationen sind die Überschüsse.
    Es liegt im System der westlichen Wirtschaft, dass auch der Bauer versucht, seinen Verdienst ständig durch erhöhte Produktion zu steigern.
    Die Chemie ist dabei in Form von Dünge- und Schädlingsbekämpfungsmitteln ebenso williger Helfer wie die Züchtung von immer ertragreicheren Pflanzensorten und Tieren.
    Auf diese Weise ist Österreich neben Fleisch und Milch nun auch zum Getreide-Überschussland geworden.
    Gerade jetzt geht in den klimatisch ungünstigeren Gebieten die Getreide-Arte zu Ende.
    In den guten Lagen hat sie ja schon im Juli ihren Höhepunkt erreicht.
    Landwirtschaftsminister Heiden, dem die Sorge um die Verwertung der Überschüsse obliegt und der darüber hinaus noch von Handelsminister Staribacher mit der Absicht konfrontiert wurde, die Weizenpreisstützung bei den schlechteren Weizensorten im kommenden Jahr aufzulassen.
    Heiden also nahm heute zu den Problemen Weizenernte, Weizenpreis und Getreideüberschuss Stellung.
    Hans Adler führte mit ihm das folgende Gespräch.
    Herr Minister, zunächst einmal vielleicht die Zahlen.
    Wie groß war heuer die Getreideernte, die ja jetzt im Wesentlichen abgeschlossen ist?
    Wie groß wird der Überschuss sein?
    Und vor allem, bei welchen Getreidesorten haben wir einen Überschuss?
    Bei welchen haben wir eventuell Mangel?
    Ja, wir haben noch keine endgültigen Ergebnisse, aber es wird so sein, dass wir
    praktisch im gesamten Getreidebereich in die Überschussphase kommen.
    Am augenscheinlichsten wird das beim Weizen, der jetzt in Diskussion steht.
    Wir haben in den 50er und 60er Jahren 2-300.000 Tonnen importiert.
    Die Importphase ist dann zu Beginn der 70er Jahre zu Ende gegangen und nun müssen wir
    exportieren.
    Wenn wir exportieren wollen, muss das exportfähiger Weizen sein.
    Und verhandelt wird jetzt darüber, was geschehen soll, dass nicht jene Weizensorten, die nicht malfähig, die kaum exportfähig sind, zu stark angebaut werden, die hohe Erträge bringen,
    und beim derzeitigen System des einheitlichen Preises für den gesamten Weizen natürlich verstärkt angebaut werden.
    Es geht also um die Trennung zwischen Mahlweizen und Futterweizen.
    Bleibt also die Frage, was wird das den Staat jetzt kosten, diesen Normalweizen, der uns überbleibt, und die anderen Getreideüberschüsse ins Ausland zu verkaufen, denn Überschüsse gibt es überall in Europa.
    Preis geregelt soll beim Weizen nur noch sein der malfähige Weizen, der der Vermalung zugeführt wird und der malfähige Weizen, der für Exporte vorgesehen ist.
    Wir stellen uns vor, dass etwa 150.000 Tonnen jährlich exportiert werden könnten.
    Der Staat würde hierfür die Stützungserfordernisse aus dem Budget zur Verfügung stellen.
    Wenn es gelänge, was einige Vertreter der Landwirtschaft vorgeschlagen haben, auch ein Selbstbeteiligungssystem herbeizuführen, dann könnte diese Menge verdoppelt werden und mit 300.000 Tonnen Export beim Weizen hätten wir mittelfristig keine Probleme.
    Das würde aber bedeuten, dass man eine Art Getreidekrisengroschen einführen müsste, wie den Milchkrisengroschen, den man gerade jetzt mit wenig Erfolg versucht hat abzuschaffen.
    Ja, es ist ein wesentlicher Unterschied.
    Bei der Milch wollen wir die Exporte eintämmern, weil sie ungewöhnlich kostenaufwendig sind.
    Die Relation
    Weltmarktpreis-Stützungserfordernis ist beim Getreide doch ungleich günstiger.
    Bleibt also die Frage, was werden wir heuer voraussichtlich für den Export von Getreide zur Zahl haben und wer ist zunächst einmal Kunde?
    Gibt es schon jemand, der sich für österreichisches Getreide interessiert?
    Ja, es ist so, dass anlässlich meines Besuchs in Polen nach einem Gespräch mit dem Ministerpräsidenten Jarosiewicz der Export von 200.000 Tonnen Weizen zustande kam.
    Die Polen sind auch aus der diesjährigen Ernte an Importen interessiert.
    Was der gesamte Aufwand des Bundes für den Getreidemarkt betrifft,
    werden wir heuer mehr als eine Milliarde Schilling benötigen.
    Im Jahre 76 waren es etwa 728 Millionen Schilling und wir sehen daraus, dass doch die Steigerung ganz erheblich ist.
    Was stellen Sie sich als Maßnahmen konkret, als rasch wirksame Maßnahmen gegen diese Art von Getreideüberschuss vor?
    Ja, wir stellen uns vor, dass die Sorten festgelegt werden, die für die Übernahme in Frage kommen und dass die Menge mit 150.000 Tonnen bei einer Selbstbeteiligung mit 300.000 Tonnen festgesetzt wird, die zusätzlich zum Inlandsbedarf für Mahlzwecke zum festen Preis, zum staatlich geregelten Preis übernommen werden kann.
    Dankeschön, Herr Minister.
    Hans Adler im Gespräch mit Minister Heiden.
    Die Diskussion um Politikereinkommen und Privilegien hält nun schon nahezu den ganzen Sommer an.
    Gestern hat SPÖ-Klubobmann Fischer die Debatte um eine Reihe von Vorschlägen erweitert.
    Unter anderem schlug Fischer vor, bei Beamten, die als politische Mandatare tätig sind, einen Gehaltsplafond einzuziehen, der etwa am Anfangsgehalt eines Ministers orientiert sein sollte.
    Außerdem regte Fischer eine Diskussion um die Höchsteinkommen in Österreich an, die seiner Ansicht nach durch Leistung allein nicht mehr motivierbar sei.
    Neben diesen grundsätzlichen Gedanken spielen aber in allen Überlegungen die Beamten als Politiker und ihre Bezahlung eine dominierende Rolle.
    Immerhin stellen die Beamten ein Drittel der Abgeordneten des Nationalrates.
    Wie sieht nun die Gewerkschaft der öffentlich Bediensteten selbst die Problematik?
    Was sagt man dort zu den in der letzten Zeit erstellten Vorschlägen?
    Zurzeit erhält dieses Thema noch größere Aktualität, da in knapp zwei Wochen die Gehaltsverhandlungen der Beamten beginnen.
    Über diese Fragen führte Leopold Esterle mit dem Chef der Beamtengewerkschaft Rudolf Sommer das folgende Gespräch.
    Der sozialistische Klubobmann Fischer hat in der Diskussion um die Politikerbezüge einen neuen Vorschlag zur Diskussion gestellt und zwar, man könnte für Politiker mit mehreren Bezügen eine einheitliche Obergrenze einführen und zwar etwa in der Höhe eines Ministergehaltes.
    Was sagt der Chef der öffentlich bediensteten Sommer zu diesem Vorschlag des Klubobmannes?
    In meiner Stellung als Vorsitzender der Gewerkschaft der öffentlich Bediensteten sehe ich darin den Versuch, die Dinge, die jetzt ihren Lauf genommen haben über die Politikerbezüge seitens der sozialistischen Abgeordneten einzufangen.
    Sicherlich kann die Obergrenze für einen Arbeitnehmer ausreichend sein, damit auch für Beamte.
    Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass für einige freiberufliche, selbstständige Abgeordnete diese Obergrenze akzeptabel erscheint.
    Ich halte es überhaupt mit unserer Demokratie grundsätzlich für unvereinbar, das Einkommen von Menschen in diesem Lande durch Gesetz zu begrenzen.
    Aber hier geht es weniger darum, der Beamte als Politiker, sondern wie steht überhaupt der Politiker in der Öffentlichkeit mit seinen Einkünften dar.
    Aber in unserer Gesellschaft war es doch jetzt jahrzehntelang so, dass die Tüchtigkeit eines Menschen auch von der Höhe des Einkommens her gemessen wurde.
    Nun scheinbar soll es so sein, dass ein anständiger, tüchtiger Politiker möglichst wenig verdienen soll.
    Das steht also im Gegensatz zu unserer bisherigen Auffassung.
    Nun hat ja der Vorschlag des sozialistischen Klubobmannes auch noch eine zweite Variante vorgesehen, nämlich die der Versetzung in den befristeten Ruhestand.
    Das ist nun eine andere Frage.
    Hier sehe ich die Chancengleichheit verletzt.
    Jeder Arbeitnehmer und jeder Selbstständige kann eben ein Einkommen beziehen, nur der Beamte darf kein Einkommen beziehen oder nur ein geschmälertes Einkommen nach diesem Vorschlag, weil ihm das Gesetz
    und der Gesetzgeber die Arbeit derzeit verbietet.
    Ich glaube, dass man zuerst die Chancengleichheit herstellen müsste, das heißt das Arbeitsverbot für Beamte in der Dienstpragmatik beseitigen und dann könnte man erst über alle anderen Fragen sprechen.
    Bundeskanzler Kreisky hat bei einer ähnlichen Diskussion im April dieses Jahres allerdings davon gesprochen, dass es schon von der Verfassung her unvereinbar sei mit dem Gesetz, dass ein Beamter faktisch zweimal Bezüge bezieht, als Beamter nämlich und als Mandatar des Parlaments.
    Ja, das kommt vom Herrn Bundeskanzler fast jeden August, so als Sommerlückenbüßer.
    Aber man kann nicht ein Gesetz, was seit Jahrzehnten besteht, wie die Dienstpragmatik, auf einmal verfassungswidrig erklären.
    Kann man nicht vorstellen, dass die Dienstpragmatik seit 1912 mit Verfassungswidrigkeit belastet ist.
    Im September beginnen die Gehaltsverhandlungen der Gewerkschaft, die sie vertreten.
    Können Sie da schon nähere Angaben machen?
    Wie stellt man sich das vor?
    Das letzte Mal waren es 8%, bei einer Forderung von 9,5% ursprünglich.
    Wie wird das heuer ausschauen, an Betracht der vielen Äußerungen des Finanzministers nach Sparsamkeit?
    Die Gehaltsverhandlungen werden von drei Orientierungspunkten bestimmt.
    Preisindex, Wirtschaftswachstum und Abschlüsse der Gewerkschaften anderer großer Berufsgruppen.
    Wenn man vergleicht mit den Möglichkeiten des Vorjahres, so muss man eine sinkende Tendenz in allen Bereichen feststellen.
    Es ist der Eindruck entstanden, es würden die Beamtengewerkschaften, ganz gleich wie diese drei Orientierungspunkte aussehen, etwa dasselbe verlangen als voriges Jahr.
    Das ist sicher nicht der Fall, denn wie gesagt, Wirtschaftswachstum ist geringer geworden, der Preisintext ist gesunken und die Abschlüsse der anderen Gewerkschaften haben sich auch nicht mehr in der Höhe wie die seinerzeitigen 8% bewegt.
    Wir werden daher auch mit einem geringeren Prozentsatz, den ich aber heute vor Beginn der Verhandlungen noch nicht nennen kann, begnügen müssen.
    Wobei wir aber eines sagen wollen, die Beamten haben sicherlich viel Verständnis und sind einsichtig gegenüber den Schwierigkeiten, in denen sich unser Staat befindet.
    Wir haben aber absolut kein Verständnis, wenn nun der einzelne Beamte durch eine zu geringe oder nicht angemessene Erhöhung seines Gehaltes die Zeche dafür bezahlen sollte, die jetzt durch die Wirtschaftspolitik und das Budgetdefizit zustande gekommen ist.
    Wenn ich ein bisschen präzisieren darf, werden Sie mit Ihren Forderungen bereits unter der 8%-Grenze liegen?
    Das sicher, denn die bisherigen Abschlüsse, die wir feststellen konnten, bewegen sich unter der 8%-Grenze.
    Aber unter 6% werden Sie sicher nicht gehen.
    Das kann ich jetzt noch nicht sagen.
    Sicherlich wird die Forderung nicht unter der genannten Größenordnung liegen.
    Vielen Dank für das Gespräch.
    Das Interview führte Leopold Hesterle.
    Die ÖVP hat heute die Serie ihrer täglichen Pressekonferenzen mit einem Pressegespräche des Sozialexperten Schwimmer fortgesetzt.
    Schwimmer erneuerte dabei den seinerzeitigen ÖVP-Vorschlag einer eigenen Sozialkarte und deponierte darüber hinaus auch die Haltung seiner Partei zur aktuellen Diskussion um die Bundeszuschüsse zur Pensionsversicherung.
    Aus der ÖVP-Zentrale in der Windach-Herntnerstraße meldet sich nun Hans Langsteiner.
    Nicht nur bei seinem Ressortkollegen Weißenberg, auch bei der Volkspartei stößt die Absicht von Finanzminister Androsch, die Bundeszuschüsse zur Pensionsversicherung einzudämmen, auf wenig Gegenliebe.
    Androsch hatte diese seine Absicht mit dem strukturell steigenden Aufwand für diese Zuschüsse begründet.
    Und genau diese Begründung stellt die Schwimmer heute in Frage.
    Er legt die Berechnungen vor, wonach etwa der Anteil des Pensionsbundeszuschusses am Gesamtbudget von mehr als 8% im Jahre 1970 auf nicht einmal 6% im heurigen Jahr gesunken sei.
    Schwimmer?
    Ich habe also das Gefühl, dass Androsch hier versucht, indem er die wesentlichen Tatsachen verschweigt, für sein eigenes Budgetdepaket den Sündenbock bei der Pensionsversicherung zu suchen.
    Gott sei Dank gibt es auch in der SPÖ Stimmen, die sich dagegen ausgesprochen haben, wie der Sozialminister oder wie der Vorsitzende der angestellten Gewerkschaft Gallinger.
    Die Finanzierung der Pensionsversicherung durch Bundeszuschüsse und Ausfallshaftungen will Schwimmer in Form einer Drei-Parteien-Einigung politisch außer Streit gestellt sehen.
    In diese sogenannte Sozialkarta, ferner aufgenommen, sollen nach den Worten Schwimmers werden
    Ein zweiter Punkt, den ich aufnehmen möchte in solche Sozialkata, ist, dass die österreichische Sozialpolitik grundsätzlich am System einer abgeleiteten Hinterbliebenenversorgung festhält.
    Das heißt, der Hinterbliebende sollte nicht plötzlich so behandelt werden, als wenn er nie verheiratet gewesen wäre, als wenn er immer allein gewesen wäre und nur auf den eigenen Pensionsanspruch verwiesen werden, wie das also vor drei Jahren zum ersten Mal aus dem Sozialministerium geklungen ist.
    Dritter Komplex, der in der Sozialkarte unbedingt aufgenommen werden sollte, wäre der Familienlastenausgleich mit seinen wesentlichen Kriterien.
    Und aus dem Bereich der Arbeitswelt sehe ich zwei Punkte für wichtig an, dass die Ausübung von betrieblichen Mitbestimmungsbefugnissen auch in Zukunft
    den betrieblichen Repräsentanten der Arbeitnehmer erhalten bleibt und nicht auf außerbetriebliche Instanzen übergehen könnte und dass sich alle Parteien gemeinsam zu einer Hinteranhaltung von politischem und Gewissensdruck im Arbeitsleben bekennen.
    Grundsätzlich erhofft sich die ÖVP von der Außerstreitstellung sozialpolitischer Grundzüge, die, ihrer Ansicht nach notwendige, Wiederherstellung des Vertrauens in die Sozialleistungen des Staates.
    Detaillierte Formulierungsvorschläge für diese Sozialkarta sollen noch vorgelegt werden.
    Das war ein Bericht von Hans Langstein und nun die Presseübersicht.
    Wilfried Seifert hat ausgewählt.
    Mehrere Zeitungen befassen sich heute in ihren innenpolitischen Kommentaren mit den Vorschlägen und Ansichten von Finanzminister Androsch zur Reduzierung des Budgetdefizits und zur Steuerreform.
    In einem Kurzkommentar im Courier geht der Verfasser darauf ein,
    dass Androsch die Idee von Bundeskanzler Kreisky, anstelle einer Lohnsteuerreform ein sogenanntes Steuerwertpapier einzuführen, als politisch-psychologisch falsch bezeichnet hatte.
    Dazu der Kurier.
    Dies dem Meister der Politpsychologie.
    Das grenzt an Majestätsbeleidigung.
    Aber das werden seine Majestät und der in Ungnade gefallene Kronprinz Hannes untereinander ausmachen müssen.
    Unbezahlbar hingegen, wie der Finanzminister zur Steuersenkung steht.
    Er weiß, dass eigentlich kein Geld dafür da ist.
    Er hält sie für einen wirtschaftspolitischen Unsinn.
    Und er weiß, dass der Steuerzahler kaum etwas davon haben wird.
    Aber er fügt sich halt da rein.
    Motto, hinter mir die Sintflut des Budgetdefizits und die Consultatio als Arche Noah.
    So haben wir uns die moderne Wirtschaftspolitik einer zielbewussten Regierung immer vorgestellt.
    Das war ein Zitat aus dem Kurier.
    Im Salzburger Volksblatt greift Ernst Wachalowski die langfristige Ankündigung des Finanzministers auf, wonach die Staatszuschüsse für die Pensionsversicherung nicht mehr in demselben Maß steigen könnten wie bisher und auch grundsätzlich mit einer höheren finanziellen Beteiligung des Bürgers an den sozialen Leistungen des Staates zu rechnen sei.
    Wacholowski erwähnt in seinem Kommentar in den Salzburger Nachrichten die grundsätzlich positive Aufnahme dieser Anregungen durch die Industrie.
    Wahlpolitische Überlegungen dürften nicht dazu führen, dass sich die Lage der Staatsfinanzen auf Kosten des Steuerzahlers weiter verschlechtere.
    Unverholenes Lob wird Androsch hinsichtlich seiner Vorschläge, die Krankenkassen durch Gebührenfinanzierung wie höhere Rezeptgebühren zu entlasten, zuteil.
    Die Warnung der Industrie darf aber auch für gewisse wahlpolitische Taktierer der Volkspartei, allen voran ÖAAB-Obmann Mock, gelten, die gern vom Sparen reden und glauben, durch Forderungen an den Staatshaushalt populär zu werden.
    Die letztlich von Finanzminister Androsch und seinen persönlichen Vermögens- und Einkommensverhältnissen ausgelöste Diskussion um tatsächliche oder angebliche Politikerprivilegien greift Walter Salzmann im ÖVP-Organ Neues Volksblatt auf.
    Er bezieht sich auf eine Äußerung von SPÖ-Klubobmann Fischer, wonach die außerparlamentarische Immunität von Nationalratsabgeordneten mit Ausnahme von Delikten, deren Tatbestand durch schriftliche oder mündliche Äußerungen erfüllt wird, aufgehoben werden sollte.
    Dazu heißt es im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Fischer will also zur Sicherung der politischen Redefreiheit, wie er sagt, die Immunität für Politiker auch dort belassen, wo es ein normaler Sterblicher schon mit Gerichten zu tun bekommt.
    Eigentlich ein Armutszeugnis für den Berufsstand Politiker, dass er sich unter dem Deckmantel Redefreiheit auch noch Lügen und Narrenfreiheit bescheinigen lässt.
    Das sozialistische Zentralorgan Arbeiterzeitung geht heute auf die umstrittenen und viel diskutierten Grundstückstransaktionen der Gemeinde Wien ein.
    Unmittelbarer Anlass dazu ist die gestrige Sitzung des Wiener Stadtsenats zur Klärung dieser Grundankäufe, die bis auf nächste Woche vertagt wurde.
    In dem Kommentar der Arbeiterzeitung erwähnt Alfred Kölbl zunächst die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen die Medien, die zum Teil Korruptionsvorwürfe gegen die Gemeindebediensteten erhoben haben und setzt dann fort.
    Immerhin, die von der Opposition nur allzu gern aufgegriffenen angeblichen Enttüllungen
    die natürlich rein zufällig zum richtigen Zeitpunkt vor den Wahlen veröffentlicht wurden, haben auch hier Gutes.
    Sie könnten jene Barrieren beseitigen, die sich bisher stets einer ernsthaften Diskussion über Methoden entgegenstellten, wie man die Grundstücksspekulationen erfolgreich verhindern kann.
    Wenn man schon über Grundstückstransaktionen redet, dann auch über Methoden der Abschöpfung von Umwidmungsgewinnen, dann auch über ein wirksames Bodenbeschaffungsgesetz oder über ein Eintrittsrecht der Gemeinden in alle Grundverkaufsverträge, wofür im Parlament eine Zweidrittelmehrheit notwendig wäre.
    Das war unsere heutige Presseübersicht.
    Es ist jetzt in 5 Minuten dreiviertel eins.
    Morgen Nachmittag beginnt in Rom das Conclave, also die Versammlung der Kardinäle der katholischen Kirche, die über die neue Wahl des Papstes entscheiden wird.
    Entgegen dem Willen des verstorbenen Papstes ist in der Öffentlichkeit viel über die Rolle und die Person des neuen Papstes gesprochen und geschrieben worden.
    Es wurde quasi ein Anwärtermarkt geschaffen, analysiert und diskutiert.
    Wesentlichste Frage, wird es wieder ein Italiener oder ist die Zeit für einen Mann anderer Nationalität bereits reif?
    Wie wird sich unter diesen Umständen das Konklave entscheiden?
    Alfons Dalma aus Rom.
    Je näher der Beginn des Konklaves rückt,
    24 Stunden vor dem Anfang der Papstwahl wächst die Ungewissheit über die Dauer des Vorganges und über die wirklich aussichtsreichen Kandidaten.
    Ein Gespräch mit dem Chefredakteur der offiziellen Tageszeitung des Vatikan, sie heißt Osservatore Romano, bestätigt diesen Eindruck.
    Monsignor Virginio Levi, vorsichtig und zurückhaltend, wie es im Stil der kurien Menschen ist, und dennoch auch vom journalistischen Temperament getragen,
    komponiert ein nüchternes Bild der Lage.
    Dass es in den Reihen der Kirche, des Weltepiskopats und dementsprechend auch im absolut repräsentativ zusammengesetzten Kardinalskollegium grundsätzliche Orientierungs- und Meinungsverschiedenheiten gibt, wird nicht nur nicht geleugnet, sondern hervorgehoben.
    Mit der Betonung allerdings, dass die üblichen parlamentarischen oder kulturellen Bezeichnungen
    von links, rechts, Mitte, fortschrittlich, konservativ, gemäßigt oder liberal ziemlich sinnlos sind.
    In den bisherigen zwölf Kongregationssitzungen der Kardinäle ist eine prinzipielle Debatte über die Beurteilung der Lage, damit über die verschiedenen Meinungen auch, abgeführt worden.
    Es wäre aber falsch anzunehmen, dass diese Diskussion mit dem Ziel geführt worden wäre,
    die Einigung über ein Programm des kommenden Pontifikates zu erzielen, obwohl eine Art Idealbild des nächsten Papstes in der Vorstellung der Kardinäle entstanden sein mag.
    Das Kardinalskollegium hat übrigens gar kein Recht, einem Papst ein Programm auch nur vorzuschlagen.
    Es ist indessen ganz sicher, dass über konkrete Namen von Papa Billy in all diesen Sitzungen nicht gesprochen worden ist.
    Auch in den privaten Begegnungen unter den nationalen und auch gemischten Gruppen von Kardinälen wird es nur einen Austausch von Informationen über verschiedene Namen gegeben haben.
    Bei einer so großen Zahl von Kardinälen aus allen Ländern und von allen Kontinenten, von denen sich viele nur oberflächlich oder gar nicht persönlich untereinander kennen, besteht ein natürliches Bedürfnis nach Informationsaustausch und Kontakten.
    Nach dem Urteil des journalistischen Prälaten des Vatikans wird es also kaum einen schnellen Wahlvorgang geben.
    In den Wahlgängen der ersten zwei Tage müssten sich die wirklich aussichtsreichen Kandidaturen erst herauskristallisieren.
    Am dritten Tag, Montag, könnte es dann frühestens zu Konzentrationen von Stimmen kommen.
    Wird der Papst an diesem kommenden Montag noch nicht gewählt,
    folgt am Dienstag, dem vierten Tag, eine Pause in den Stimmenabgaben, gebeten mit dem gemeinsamen Gebet und den Kontakten, eine Überlegungspause also.
    Und so geht es dann weiter, jeweils nach drei Wahltagen.
    Erst nach drei solchen Perioden von je vier Tagen wäre der Übergang zur Wahl mit der einfachen absoluten Mehrheit oder zur Stichwahl unter den zwei bestplatzierten Kandidaten möglich,
    nur aber, wenn diese Änderung des Wahlmodus, Zweidrittelmehrheit, einstimmig beschlossen wird.
    Monsignor Lewy schließt nicht aus, dass es zur Einigung über einen Kandidaten kommen könnte, von dem in all diesen Wochen und trotz eines reichen Dutzends von immer wieder angeführten und erörterten Namen überhaupt nicht die Rede war.
    In diesem Zusammenhang sagt der Chefredakteur des Osservatore Romano etwas für einen Vatikan-Menschen absolut Außergewöhnliches, wenn auch nur als Beispiel.
    Er nennt den Namen des Kardinaldekans Carlo Confalonieri, der übrigens das Requiem für den verstorbenen Papst zelebriert hatte.
    Da Confalonieri über 80 Jahre alt ist, nimmt er am Conclave gar nicht teil.
    Zunächst illustriert die Erwähnung auch eine solche Möglichkeit nur die große Ungewissheit, in der die Papstwahl morgen beginnen wird.
    Alfons Thalmer war das aus Rom.
    Und nun zu einem Terrorgeschehen spezifischer Art, dem Bruderkrieg zwischen den Palästinensern verschiedenster Zielsetzungen, konkret der inarabischen Auseinandersetzung zwischen den Anhängern Yassir Arafats, dem Chef der PLO, und seinem ehemaligen engen Mitarbeiter Abu Nidal, der sich nach Bagdad abgesetzt hat.
    Das Produkt der inarabischen Auseinandersetzung zwischen beiden Gruppen waren blutige Terroranschläge, nicht nur im Nahen Osten, sondern dies ging bis zu Anschlägen in den verschiedensten europäischen Hauptstädten, London oder Paris etwa.
    Nun hat Abu Nidal aus Bagdad an Arafat ein Versöhnungsangebot gerichtet, nämlich den Bruderkrieg einzustellen.
    Wird es dazu kommen und wie entstand die Rivalität zwischen beiden Kontrahenten?
    Darüber Wolfgang Stocklausner.
    Abu Nidal und Yassir Arafat
    sind die beiden Hauptkontrahenten einer Fede, die seit Anfang dieses Jahres mehrere enge Mitarbeiter Arafats das Leben gekostet hat.
    Der Vorschlag Abu Nidals geht auf eine Vermittlungsmission des algerischen Botschafters in der libanesischen Hauptstadt Beirut zurück.
    Er hat sich in den vergangenen Tagen in Bagdad aufgehalten und sich dort mehrmals mit Abu Nidal getroffen.
    Seine Terroristentruppe
    die sich El Fatah Revolutionsrats nennt, will keine weiteren Racheakte gegen Funktionäre der palästinensischen Befreiungsorganisation PLO unternehmen.
    Sehr zur Enttäuschung der Journalisten hat sich Abu Nidal auf der Pressekonferenz in Bagdad nicht blicken lassen.
    Er hält sich in seinem Hauptquartier am Stadtrand von Bagdad versteckt.
    Die Erklärung Abu Nidals wurde von einem seiner Mitarbeiter verlesen.
    Abu Nidal war bis vor sechs Jahren der Geheimdienstexperte Yassir Arafat.
    Nach schweren politischen Differenzen setzte er sich aus Beirut nach Bagdad ab.
    Einen Buchhalter der PLO und mehrere Millionen Dollar nahm er als Grundkapital für den Aufbau einer eigenen Truppe mit.
    Inzwischen soll Abu Nidal seine Befehle vom irakischen Geheimdienst erhalten.
    In seinem Auftrag verübten Abu Nidals Terroristen
    deren Zahl auf etwa 500 geschätzt wird, eine Reihe von Anschlägen in mehreren arabischen Ländern und in Europa.
    Arafat ließ den Abgeordneten deshalb zum Tod verurteilen.
    Der Irak lehnt jedoch eine Auslieferung Abu Nidals ab.
    Eine Aussöhnung zwischen Arafat und Abu Nidal scheint ziemlich ausgeschlossen zu sein.
    Während Abu Nidal in Bagdad sein Angebot für eine Einstellung des palästinensischen Bruderkrieges unterbreiten ließ,
    wurde in der syrischen Hauptstadt Damaskus eine Erklärung Arafats veröffentlicht.
    Sie ist praktisch eine Kriegserklärung an die Regierung im Irak.
    In dem Kommuniqué werden die, ich zitiere, feigen Anschläge von Agenten des Regimes in Bagdad gegen die PLO verurteilt.
    Abu-Nidals Aktionen werden als Verschwörungen und bewaffneter Terrorismus gebrannt markt.
    Auch ein enger Mitarbeiter, Yassir Arafat, erklärte mir heute Vormittag, mit Abu Nidal könne es keinen Frieden geben.
    Er habe die Wahl zwischen Kapitulation und totalem Krieg.
    Es sieht demnach ganz so aus, als würde der Bruderkrieg zwischen den Palästinensern trotz versöhnlicher Gesten in den vergangenen Tagen
    Wolfgang Stocklausner aus Beirut und nun Kulturberichte.
    In einer Pressekonferenz in Graz legte heute das Direktorium des steirischen Herbstes 78 Plakat und Programm für diesen Kulturzyklus vor.
    Wilhelm Rossbaut informiert.
    Zwei kräftige Fäuste, Fortsetzung von behaarten Männerarmen, kneten Teig.
    Formen, so ist wohl die Symbolik des Plakates für den steirischen Herbst 78 zu deuten, das Programm.
    179 Einzelveranstaltungen inklusive Rahmenprogramm vom 7.
    September bis 12.
    November.
    Progressiv und aggressiv.
    Heuer, wie es aber scheint, ist die treibende Kraft eher eine sanfte Gewalt.
    Einige Schwerpunkte dem unübersichtlich wie immer gestalteten Hauptkatalog entnommen.
    Das ist so eine persönliche Note dieser Publikation.
    Präsentationen auf dem Gebiet des Stummen des nonverbalen Theaters mit Ensembles aus den USA, Frankreich, England, Italien und Polen.
    Die darstellende Kunst bringt zwei Uraufführungen.
    Das Stück »Dämmerung« des Grazer Autors Gerhard Roth und die Oper »Orpheus ex Machina« von Ivan Eröd.
    Das Musikprotokoll widmet sich fast ausschließlich dem Werk des russischen Komponisten Alexander Skryabin 1872 bis 1915.
    Skryabin hat vor Arnold Schönberg ein neues Tonsystem entwickelt, also gleichsam Schönberg vorweg genommen.
    Dazu das Direktoriumsmitglied Intendant Emil Breisach.
    Skrabin war ein, zumindest in den späten Jahren, ein ausgesprochener Experimentator, der auch ein neues Stone-System entworfen hat, der sich mit multimedialen Effekten beschäftigt hat und es liegt nahe, auch ihn nun einmal mit seinem Gesamtwerk oder mit wesentlichen
    Kompositionen seines Gesamtwerkes vorzustellen und wir haben einen guten Anlass von Scriabin den Zug in die heutige Zeit zu zeigen und hier in Form von Uraufführungen auf Tasteninstrumenten zu zeigen, wie die Musikentwicklung gerade in den von Scriabin bevorzugten Instrumenten sich vollzogen hat.
    Vom Ausstellungssektor wären hervorzuheben Darstellungen avantgardistischer Fotografien und Bilder von Bruno Gironcoli, Nachfolger von Bottrupa.
    Heute schon Diskussionsstoff, die Darbietungen im sogenannten Open House, das progressive Tanzpantomimen, Jazz-Shows, Jugendfilme und Protestsongs bringen wird.
    Unter den Interpreten im Open House bekannte Ensembles aus Italien, den Vereinigten Staaten von Amerika, Chile und Österreich.
    Last not least die Steirische Akademie, die heuer unter dem Generalthema Alternativen, Vision und Praxis Fragen für menschengerechte Technologien und der Alltagsrealität diskutieren wird.
    Thema der heutigen Pressekonferenz war auch die leidige Budgetfrage.
    Man erwartet vom steirischen Herbst immer wieder Wunderdinge, die in der ganzen Welt aufhorchen lassen.
    Wir sind immer noch in der Lage gewesen, solche Wunderdinge in die Welt zu setzen.
    Wir glauben, dass es uns heuer auch mit dieser Zusammenfassung des nonverbalen Theaters gelingen wird, die auch erstmalig in der Welt stattfindet und eine neue
    Entwicklung der Darstellenden Kunst sehr deutlich demonstrieren wird mit wesentlichen Produkten sehr wesentlicher Ensembles aus der ganzen Welt, die sich eben mit dieser neuen Darstellungsform des gestischen Theaters mit multimedialen Effekten beschäftigt.
    Auf der anderen Seite sind wir natürlich nicht in der Lage, etwa wie die Salzburger Festspiele große Opern in Auftrag zu geben.
    Man muss nur die Budgetzahlen vergleichen.
    Salzburg hat etwa 120 Millionen zur Verfügung und das steirische Herbst hält als Stiefkind der österreichischen Kulturpolitik nach wie vor bei 7 Millionen.
    Da kann man natürlich keine großen Sprünge machen.
    Die Grenzen sind von vornherein gegeben.
    soviel zum starischen Herbst.
    Die Sieben Todsünden der Kleinbürger von Bert Precht und Kurt Weil ist kein so bekanntes Werk wie etwa die Dreigroschenoper oder Mahagonny.
    In London gab es nun eine Neuinszenierung der Sieben Todsünden durch die English National Opera.
    Lutz Liebelt ist der Mikrofon.
    Die Sieben Todsünden der kleinen Bürger, Ballett mit Gesang von Bertolt Brecht und Kurt Weil, entstand im Jahre 1933, kurz nach der Flucht der Autoren vor dem deutschen Faschismus, als Auftragswerk für das von Balanchine, Cochonot und Derain gegründete Ballettensemble in Paris.
    Edward James, ein englischer Millionär, der gerade eine Versöhnung mit seiner Ehefrau der Wiener Sängerin und Tänzerin Tilly Loche suchte, sah in der Subventionierung des jungen Ensembles Les Ballets die willkommene Möglichkeit, auch der eigenen Sache zu dienen.
    Mit Tilly Loche und Lotte Lenya, der Frau des Komponisten, als Darsteller der Rollen Anna I und Anna II, wurden die Todsünden unter der choreografischen Leitung von Balanchine uraufgeführt
    und noch im selben Jahr unter dem neuen Titel »Anna, Anna« ins Londoner Savoy-Theater übernommen.
    Das Stück ist ein dramatischer Zwitter, halb Ballett, halb Oper.
    In sieben Szenen beschreibt es sieben Tugenden, die dem auf kapitalistischen Erwerb ausgerichteten Kleinbürger als Todsünden erscheinen, weil moralische Bedenken die Karriere behindern.
    Die Scheu vor dem Begehen von Unrecht wird als Faulheit getadelt, Unkäuflichkeit, die Bewahrung der eigenen Integrität gilt als falscher Stolz
    Unmut über menschliche Gemeinheit als Zorn, der Wunsch, sich satt zu essen als Völlerei, selbstlose Liebe als Unzucht, Unbekümmertheit bei der Vermehrung des Wohlstands bringt in den Verdacht der Habsucht, die Sehnsucht nach persönlichem Glück wird als Form von Neid verstanden.
    Das Ballett zeigt sieben Stationen auf dem Weg eines jungen Mädchens aus den amerikanischen Südstaaten, das ihre Familie verlässt, um als Tänzerin und Sängerin in den Bars der großen Städte aufzutreten, damit ihre Lieben daheim sich ein Haus kaufen und in mäßigem Wohlstand leben können.
    Zwei Seelen wohnen in Annas Brust, die im Stück als zwei Personen erscheinen.
    Anna 1 und Anna 2.
    Meine Schwester ist schön.
    Ich bin praktisch, erklärt Anna 1 in der Einleitung.
    Meine Schwester ist ein bisschen verrückt.
    Ich bin bei Verstand.
    Wir haben eine Vergangenheit und eine Zukunft.
    Ein Herz und ein Sparkassenbuch.
    Und jede macht nur, was für die andere gut ist.
    Nicht wahr, Anna?
    Ja, Anna, kommt die stereotype Antwort.
    Anna 1 ist das kalkulierende Alter-Ego der spontan und unbekümmert in den Tag hinein lebenden Anna 2, die, um erfolgreich zu sein, angewiesen ist auf ihre vernünftige Schwester, wie Shente im Guten Menschen von Sichuan auf ihren strengen Vetter Shuita.
    Annas Familie steht für die Gesellschaft, die eine bestimmte Haltung und entsprechende Resultate erwartet, im Stück repräsentiert von einem Männerquartett, worin die Bassstimme die Rolle der Mutter übernimmt.
    In der neuen Londoner Inszenierung gleitet die Familie auf einem Bühnenwagen auf die Szene und wird nach den chorischen Kommentaren immer wieder in den Hintergrund gerollt.
    Die Komik dieser Szenen, vor allem in den auch musikalisch besonders eindrucksvollen Momenten, wenn die Familie zum Gebet in die Knie sinkt oder beim schwelgerischen Mahl zur Enthaltsamkeit mahnt, wird mit großem ironischen Vergnügen ausgespielt.
    Jolie Covington, als Schallplatten-Evita zu Weltruhm gelangt, spielt die singende Anna I, Shoban Davies, Solo-Tänzerin und Choreografin des London Contemporary Dance Theatre, ihre tanzende Schwester.
    Eine Star-Besetzung, die in der Choreografie von Richard Alston unter der musikalischen Leitung von Lionel Friend das Stück in bestem Licht erscheinen lässt.
    Das waren unsere Kulturberichte im mittagsjournal und jetzt genau drei Minuten vor 13 Uhr noch Nachrichten.
    Österreich Die Landeshauptleute Graz, Kerry und Wagner haben heute in Klagenfurt über die bevorstehenden Personalentscheidungen im ORF beraten.
    Der Wiener Bürgermeister Graz sagte, man habe sich auf keine bestimmte Person festgelegt.
    Nach der Periode der Organisierung des ORF nach dem neuen Rundfunkgesetz müsse der Schwerpunkt der nächsten Periode bei der Ausgestaltung und der Verbesserung der Programme liegen.
    Der burgenländische Landeshauptmann Kehry stimmte dieser Haltung zu und meinte, die Fähigkeit und nicht unbedingt der erlernte Beruf seien für die Erfüllung einer bestimmten Funktion ausschlaggebend.
    Der Vorsitzende der Gewerkschaft öffentlich Bediensteter, Sommer, hat sich gegen die von SPÖ-Clubobmann Fischer angeregte einheitliche Obergrenze für die Höhe der Politikerbezüge ausgesprochen.
    Sommer sagte, es sei mit den Prinzipien der Demokratie unvereinbar, die Höhe des Einkommens durch Gesetze zu beschränken.
    Für die kommenden Gehaltsverhandlungen kündigte Sommer Forderungen unter 8 Prozent, aber nicht unter 6 Prozent an.
    Die Industrie sieht in den Vorschlägen des SPÖ-Clubobmannes Fischer für die Einführung einer Obergrenze der Einkommen eine eminente Gefahr für Wirtschaft und Gesellschaft.
    In einer Aussendung heißt es, eine verstärkte konfiskatorische Steuerpolitik würde die letzten Leistungswilligen aus dem Land vertreiben.
    Im gesamten Getreidebereich ist teuer mit Überschüssen zu rechnen.
    Landwirtschaftsminister Haydn hat sich für eine Selbstbeteiligung der Bauern bei der Weizenstützung eingesetzt, weil damit die Förderung der Weizenexporte verdoppelt werden könnte.
    Nicaragua
    Die Regierung unter Präsident Somoza scheint zum Einlenken bereit.
    Gemäß den Forderungen der Terroristen, die den Nationalpalast in Managua überfallen haben, wurde eine Botschaft über Rundfunk ausgestrahlt.
    Zur Stunde sind Flugzeuge aus Venezuela, Panama und Mexiko Richtung Managua unterwegs, mit denen die Terroristen und die freizulassenden politischen Häftlinge ausreisen sollen.
    Heute früh hat das Kommando neuerlich Geißeln freigelassen.
    Außerdem wurde die Lösegeldförderung von ursprünglich 10 Millionen Dollar auf eine halbe Million reduziert.
    Bolivien Die Opposition will die Regierung in La Paz ultimativ zur Abhaltung von Neuwahlen in der kürzestmöglichen Frist auffordern.
    Dem Regime, das im Juli durch einen Militärputsch an die Macht gekommen ist, wurden zwei Wochen für die Ausarbeitung eines Zeitplanes gegeben.
    Indirekt werden in einer Erklärung politische und soziale Unruhen angedroht.
    Das, meine Damen und Herren, war wieder mal ein Mittagjournal.
    Für das Team verabschiedet sich Bruno Berger.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vor Ende des Geiseldramas in Nicaragua - vor Flug nach Venezuela
    Mitwirkende: Merten, Dietmar [Gestaltung]
    Datum: 1978.08.23 [Sendedatum]
    Ort: Caracas [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Treffen von 3 SPÖ Landeshauptleuten, Thema ORF
    Interview: Leopold Gratz, Theodor Kery
    Mitwirkende: Felsbach, Heinz [Gestaltung] , Gratz, Leopold [Interviewte/r] , Kery, Theodor [Interviewte/r]
    Datum: 1978.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ernte 78 bringt Getreideüberschuß
    Interview: Minister Haiden
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Haiden, Günter [Interviewte/r]
    Datum: 1978.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Beamtengewerkschaft zu bevorstehenden Gehaltsverhandlungen und zu Diskussion um Politikerbezüge
    Interview: Rudolf Sommer
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung] , Sommer, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1978.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖVP verlangt Sozialcharta
    Einblendung: Walter Schwimmer
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Schwimmer, Walter [Interviewte/r]
    Datum: 1978.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Einzelheiten über das morgen beginnende Konklave
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1978.08.23 [Sendedatum]
    Ort: Rom [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Radikale Palästinenser unter Abu Nidal bieten PLO Chef Arafat Zusammenarbeit an, keine Gegenliebe
    Mitwirkende: Stockklausner, Wolfgang [Gestaltung]
    Datum: 1978.08.23 [Sendedatum]
    Ort: Beirut [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf das Programm des steirischen Herbstes 1978
    Einblendung: Emil Breisach, Musikausschnitt
    Mitwirkende: Rosbaud, Wilhelm [Gestaltung] , Breisach, Emil [Interviewte/r]
    Datum: 1978.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Literatur ; Musik ; E-Musik ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neuinszenierung von Brecht/Weils "Die 7 Todsünden der Kleinbürger" in London
    Mitwirkende: Liebelt, Lutz [Gestaltung]
    Datum: 1978.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1978.08.24
    Spieldauer 00:59:39
    Mitwirkende Berger, Bruno [Moderation]
    Sterbenz, Edgar [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.08.24 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-780824_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

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    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt