Mittagsjournal 1978.09.06

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Untertitel der Amara.org-Community
    Und hier ist der Studio des Mittagsschannals, am Mikrofon ist Roland Machatschke.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Zunächst ein kurzer Überblick über die wichtigsten Themen, über die wir nach den Nachrichten ausführlicher berichten wollen.
    Aus Österreich, erste Reaktionen der Opposition auf die Regierungsklausur und sollte die Pressekonferenz der Klausur noch vor Ende unserer Sendung beginnen, auch darüber natürlich einen Beitrag.
    Und aus dem Ausland berichten wir unter anderem über den Abschluss des britischen Gewerkschaftskongresses, über das neue Sparbudget der französischen Regierung und über die Überschwemmungskatastrophe in Indien.
    Im Kulturteil schließlich hören Sie einen Beitrag über die Oscar-Maria-Graf-Ausstellung im Wiener Museum des 20.
    Jahrhunderts.
    Zuvor aber die Nachrichten.
    Chef vom Dienst ist heute Mittag Ferdinand Olbert und Sprecherin Annemarie Berthet.
    Österreich.
    Die Bundesregierung hat heute Vormittag in Wien ihre Klausurberatungen wieder aufgenommen.
    Im Mittelpunkt der Debatte stehen heute Probleme der Bundesländer, die die Bundespolitik berühren.
    An den Gesprächen nehmen außer den Kabinettsmitgliedern auch die Angehörigen des erweiterten Parteipräsidiums und die sozialistischen Spitzenfunktionäre des ÖGB teil.
    Bei den gestrigen Beratungen wurde Finanzminister Andrus ermächtigt, mit der Gewerkschaft über eine Lohnsteuersenkung zu verhandeln, die der Situation der Staatsfinanzen entspricht.
    Außerdem wurden Fragen der Politikerprivilegien und der Unvereinbarkeitsbestimmungen erörtert.
    USA
    In Camp David, dem Landsitz des amerikanischen Präsidenten, beginnen heute die gemeinsamen Verhandlungen zwischen Präsident Carter, dem ägyptischen Präsidenten Sadat und dem israelischen Regierungschef Begin.
    Bereits gestern Abend sind Sadat und Begin nach ihrer Ankunft von Carter zu getrennten Unterredungen empfangen worden.
    Präsident Sadat erklärte, es sei nun eine Zeit der Großmut nötig.
    Für taktische Manöver und überholte Ideen dürfe keine Zeit mehr verschwendet werden.
    Ministerpräsident Begin sagte, die Zusammenkunft solle den Weg für einen künftigen Frieden im Nahen Osten ebnen.
    Er erwarte allerdings nicht den sofortigen Abschluss eines Friedensabkommens.
    Präsident Carter meinte, er werde alles in seiner Macht Stehende tun, um einen Erfolg der Ostkonferenz sicherzustellen.
    Der frühere amerikanische Außenminister Kissinger hat sich optimistisch über den Ausgang der Verhandlungen in Camp David geäußert.
    Kissinger sagte, er erwarte als Ergebnis zumindest eine Prinzipienerklärung.
    Seiner Ansicht nach könnten auch Vereinbarungen über die Sinai-Halbinsel und Westjordanien getroffen werden.
    Kissinger betonte, keiner der Beteiligten könnte ein Scheitern der Konferenz riskieren.
    Syrien.
    Präsident Assad hat das Treffen von Camp David neuerlich verurteilt.
    Assad erklärte, die Initiativen Präsident Sadats hätten die totale Isolierung Israels zunichte gemacht und es Jerusalem ermöglicht, noch unnachgiebiger zu sein.
    Ohne nähere Einzelheiten bekannt zu geben, meinte der syrische Staatschef, es werde Druck auf seine Regierung ausgeübt, damit sie sich der Haltung Sadats anschließe.
    Er werde sich aber den Willen anderer nicht aufzwingen lassen.
    Sowjetunion Außenminister Gromyko hat das Gipfeltreffen in Camp David als Versuch bezeichnet, hinter dem Rücken der arabischen Völker ein Komplott zu schmieden und eine wirkliche Lösung zu verhindern.
    Gromyko bekräftigte neulich die Forderung Moskaus nach Wiederaufnahme der Genfer Ostkonferenz und betonte, nur gemeinsame Bemühungen aller Beteiligten könnten zu einer geträchten Lösung führen.
    Vatikan.
    Papst Johannes Paul I. hat heute bei seiner ersten Generalaudienz in Rom die Gläubigen aufgerufen, für den Erfolg des Gipfeltreffens in Camp David zu beten.
    Er hoffe, dass die Verhandlungen den Weg zu einem gerechten und vollständigen Frieden öffnen werden, meinte der Papst.
    Unter vollständigem Frieden verstehe er eine Lösung, die zur Zufriedenheit aller betroffenen Parteien ausfalle und keine Fragen, auch nicht das Palästinenserproblem, unberücksichtigt lasse.
    Libanon.
    Aus Protest gegen die Verhandlungen in Camp David hat die radikale Volksfront für die Befreiung Palästinas die Insassen aller Palästinenserlage für heute zu einem Generalstreik aufgerufen.
    Es sollen auch verschiedene Kundgebungen gegen das Nahostgipfeltreffen abgehalten werden.
    Die PLO, die Palästinensische Befreiungsorganisation, hat sich für direkte Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten ausgesprochen.
    In einem Memorandum, das von einer libanesischen Wochenzeitung veröffentlicht wurde, schlägt die PLO die Bildung eines Ausschusses vor, dem außer den Palästinensern drei bis fünf arabische Staaten angehören sollen.
    Ziel der Verhandlungen mit der amerikanischen Regierung wäre es nach Ansicht der PLO, die USA zu überzeugen, dass ihre Unterstützung Israels sinnlos sei.
    Im Südosten Beiruts ist es in der vergangenen Nacht neuerlich zu einem Feuergefecht zwischen rechtsgerichteten und christlichen Milizen und syrischen Soldaten der panarabischen Streitmacht gekommen.
    Bei den Kämpfen, die drei Menschen lehm und 16 Verwundete forderten, wurde auch schwere Artillerie eingesetzt.
    Die libanesische Regierung hat inzwischen UNO-Generalsekretär Waldheim aufgefordert, beim Weltsicherheitsrat eine Änderung des Statuts der im Südlibanon stationierten Truppen der Vereinten Nationen durchzusetzen.
    In einem Schreiben an Waltheim heißt es, es sei den UNO-Einheiten bisher nicht gelungen, im Süd-Libanon die Autorität der Regierung in Beirut wiederherzustellen, obwohl dies laut Beschluss des Sicherheitsrates Zweck des Einsatzes sei.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Ein Anschlag auf den Wien-Ostende-Express ist heute im Hauptbahnhof von Aachen in letzter Sekunde verhindert worden.
    Ein 40-jähriger Mann wurde von Beamten des Bundesgrenzschutzes festgenommen, als er in einer Toilette des Zuges einen Sprengsatz anbringen wollte.
    Die bereits brennende Lunte konnte rechtzeitig gelöscht werden.
    Über die Hintergründe des Attentates und über die Person des Täters ist noch nichts bekannt.
    Nordirland.
    Der provisorische Flügel der irischen Untergrundorganisation IRA hat sich heute zu dem Mordanschlag in der nordirischen Grenzstadt Njuri bekannt.
    Dabei ist gestern ein Reservist der britischen Armee am Steuer seines Wagens aus dem Hinterhalt erschossen worden.
    Die IRA begründete den Mord damit, dass der Erschossene ein Mitglied der britischen Kriegsmaschinerie gewesen sei.
    Iran
    Eine Gruppe von Untergrundkämpfern hat heute früh eine Polizeistation in Teheran aus Maschinenpistolen unter Feuer genommen und dabei einen Wachebeamten getötet.
    Wie die iranische Nachricht in Agentur Paz meldet, flüchteten die Täter zu Fuß, nachdem sie noch eine Handgranate geworfen hatten, die aber nicht explodierte.
    In einem Jeep, den sie zurückließen, wurde ein Benzinfass und mehrere Brandsätze entdeckt.
    Nicaragua.
    Die bürgerkriegsähnlichen Konflikte in Nicaragua drohen sich zu einer Krise innerhalb der Organisation, die amerikanischen Staaten auszuweiten.
    Auf einen Antrag Venezuelas, die Unruhen in Nicaragua zum Gegenstand einer Sonderdebatte des Ministerrates der OAS zu machen, reagierte Präsident Somoza mit der Drohung, er werde die diplomatischen Beziehungen zur Regierung in Caracas abbrechen.
    Zur derzeitigen Situation in seinem Land, sagte Sommonser, der Generalstreik, zu dem die Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände aufgerufen haben, werde nicht im gleichen Umfang befolgt wie eine ähnliche Aktion Anfang Jänner.
    Peru.
    Die Arbeitskonflikt, der durch den Streik der Bergleute entstanden ist, droht sich auszuweiten.
    Heute endet die Frist eines Ultimatums an die 45.000 Bergarbeiter, entweder an die Arbeitsplätze zurückzukehren oder mit ihrer Entlassung zu rechnen.
    Die Regierung in Lima hat gestern über die Bergwerkstatt Marcona eine nächtliche Ausgangssperre verhängt und das Militär angewiesen, bei etwaigen Unruhen sofort das Feuer zu eröffnen.
    Linksgerichtete Gewerkschaften haben für heute eine Arbeitsniederlegung der 452.000 öffentlich Bediensteten angekündigt.
    Offiziell dürfen diese Angestellten weder streiken noch sich gewerkschaftlich organisieren.
    Am Freitag will auch das Bankpersonal die Arbeit für unbestimmte Zeit niederlegen.
    Das waren die Meldungen.
    Und nun zum ausführlichen Wetterbericht.
    Die Wetterlage.
    Die Störungsfront eines Frankreich-Tiefs ist bereits in den Alpenraum eingedrungen.
    Da in rascher Folge weitere atlantische Störungen nachfolgen, wird sich der Wettercharakter während der nächsten Tage sehr unbeständig gestalten.
    Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Norden und Nordosten anfangs noch heiter, später Bewölkungszunahme.
    Sonst veränderlich bis stark bewölkt und strichweise Regen.
    Nachmittags örtlich Gewitterbildungen, meist südliche Winde.
    Nachmittagstemperatur 16 bis 20 Grad.
    Im Norden und Osten bis 24 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht
    Und die Wetteraussichten für morgen?
    Bei meist starker Bewölkung zeitweise Regen.
    Örtlich auch Gewitter.
    Winde von Süd auf West drehen.
    Tagestemperaturen 14 bis 19 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr?
    Wien wolkig, 21 Grad, Nordostwind 10 km in der Stunde.
    Eisenstadt wolkig, 22 Grad, Windstille.
    Linz heiter, 20 Grad, Südostwind 5.
    Salzburg heiter, 21 Grad, Nordwind 10 km in der Stunde.
    Innsbruck stark bewölkt, 17 Grad Westwind, 10 Kilometer in der Stunde.
    Die Messwerte aus Pregens sind nicht eingelangt.
    Graz bedeckt 19 Grad Windstille und Klagenfurt stark bewölkt, 20 Grad Windstille.
    Es ist jetzt zwölf Uhr und elf Minuten in einer halben Minute.
    Hauptthema der innenpolitischen Berichterstattung ist natürlich die Klausurtagung der Bundesregierung.
    Wie Sie in den Nachrichten gehört haben, ist diese Konferenz heute Vormittag fortgesetzt worden.
    Eine angekündigte Pressekonferenz hat aber noch nicht begonnen.
    Und so beginnen wir die ausführliche Berichterstattung im Mittagssjournal mit einem Blick auf die Regierungsklausur im Spiegel der Zeitungskommentare.
    Die Inlandspresseschau hat Zita Bernardi verfasst.
    Im Mittelpunkt der heutigen innenpolitischen Kommentare steht natürlich die Regierungsklausur.
    Ihre Gesamtlinie und erste Ergebnisse der Beratungen am gestrigen Nachmittag finden in fast jeder Tageszeitung großes Echo.
    Gleich zweimal positive Bilanz wird in Leitartikel und Kommentar des sozialistischen Zentralorgans Arbeiterzeitung gezogen.
    Positive Bilanz vor allem über die Wirtschaftspolitik der letzten Jahre, die Österreich im Vergleich zu anderen Ländern die Vollbeschäftigung und eine relativ weitreichende wirtschaftliche Stabilität, wenn auch auf Kosten der Staatsfinanzen, beschert habe.
    Demgegenüber sei die Diskussion um Politikerprivilegien nur ein Randproblem, meint Günther Traxler im heutigen Kommentar der Arbeiterzeitung und schreibt dann über die Rolle der Opposition in dieser Auseinandersetzung.
    Die Privilegiendiskussion kann nur ernsthaft geführt werden, wenn nicht aus vordergründigen Motiven an einer Einzelperson ein Exempel statuiert werden soll und das gerade von einer Partei, die in der verbissenen Verteidigung der Privilegiengesellschaft ihre Existenzberechtigung sieht.
    Es dürfte kein Zufall sein, dass jene, denen nun die Firmen des Finanzministers Balken im Auge sind, selbst Bundeskanzler und Minister hervorgebracht haben, die Unternehmer waren.
    Und es ist kein Zufall, dass gerade von denen, die die Diskussion nun angeheizt haben, noch kein einziger konstruktiver Vorschlag zur Beseitigung von Privilegien gekommen ist.
    Soweit Günther Traxler in der Arbeiterzeitung.
    Etwas anders sieht das Klausurresumé in der Presse aus, wo Thomas Korherr meint, dass ein saloppes Gebaren des Regierungschefs zu Beginn der Klausur keineswegs im Einklang mit der tatsächlichen Situation innerhalb der SPÖ stehe.
    Er schreibt,
    In Wahrheit sind Unwillen und Unbehagen in der SPÖ nach den keineswegs stillen Tagen von Mallorca groß.
    In Wahrheit auch hat der bisherige Verlauf der Klausurergebnisse gezeitigt, die Kreiske selbst, würde er sie als Außenstehender kommentieren, wohl mit seinem Lieblingswort Barock bezeichnen könnte.
    In Wahrheit schließlich hat der SPÖ-Vorsitzende auch trotz Hemdsärmeln deutlich zu erkennen gegeben, dass er sich im Augenblick scheut, Fraktur zu reden, Entscheidungen zu treffen, präzise Richtlinien zu geben.
    Das mag kluges Taktieren sein.
    Es gibt andere, die meinen, Kreisky spüre deutlich, dass in seiner Partei die Widerstände größer, die Kritiker zahlreicher, die Bedingungslosen Bewunderer weniger werden.
    Und er verstehe sich danach zu richten.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt sieht Martin Stiegelmeier im gestrigen Klausurbeschluss zur Lösung der anstehenden Probleme vier Kommissionen zu aktivieren, den Beweis für die Handlungsunfähigkeit der Regierungspartei und meint, Diese Handlungsunfähigkeit wird zum Höhepunkt, wenn man sich überlegt, was nun eigentlich die Spitzenpolitiker der SPÖ von ihrem Vizekanzler halten, der als Finanzminister eine Steuerberatungsfirma betreibt.
    Alle Aussagen zu diesem Thema hatten ja gestern nur den einen Sinn, ja keine Niederlage eingestehen zu müssen, zugleich aber den unbeliebten Genossen, der es zu etwas gebracht hat, aufs politische Eis zu legen.
    Alles blieb in der Schwebe.
    Ein anderer Aspekt der Regierungsklausur, nämlich die Fixierung einer kleinen Steuerreform und die Ankündigungen Kreiskis über künftige Opfer, die der Staatsbürger im Zuge der Budgetsanierung zu leisten habe, wird im Kurier glossiert.
    Zuerst drückt man uns einen Logartikel mit Bagatellwert in die Hand, dann werden wir zwangsgepfändet.
    Eine solche Politik fällt eigentlich unter das Konsumentenschutzgesetz.
    So machen es nämlich Veranstalter von Werbefahrten für ahnungslose Omas oder Zeitschriftenvertreter an der Haustür.
    Und in den Salzburger Nachrichten liest man zu diesem Thema
    Wie gleichmäßig die Österreicher zur Beteiligung an diesem Opfergang gezwungen werden, sollen Kommissionen ausarbeiten.
    Man kann sicher sein, dass die Kommission zur Erhöhung der Steuer für Spitzeneinkommen schneller arbeitet als jene Kommission zum Abbau der Politikerprivilegien.
    Weil halt 62% Steuer vom Einkommen noch weit entfernt sind vom schwedischen Weg mit 101% Steuer.
    Darüber allerdings hat ein Olof Palme Wahlen verloren.
    Soweit also erste Reaktionen der Presse auf die bisherigen Ergebnisse der Regierungsklausur.
    Wie die politische Opposition diese Ergebnisse beurteilt, das fasst jetzt Wilfried Seifert zusammen.
    An der schwerpunktmäßigen Zusammenfassung, wie Sie sie eben in den Kommentaren der heimischen Tagespresse gehört haben, orientieren sich auch Spitzenpolitiker der beiden Oppositionsparteien.
    auffallend dabei vor allem eine gewisse Parallelität in den Aussagen, eine gewisse Parallelität in einer, wie es heißt, enttäuschten Erwartungshaltung von der Regierungsklausur.
    So etwa ÖVP-Generalsekretär Landner auf die Frage, was sein erster Eindruck sei.
    Ich habe den Eindruck, nach dieser Klausur, die Regierung ist ratlos.
    Der Österreicher erwarten sich von einer solchen Regierungsklausur eine Antwort auf die Frage,
    Wie geht es weiter?
    Wie werden die wichtigsten Probleme in diesem Lande gelöst?
    Herausgekommen sind Kommissionen.
    Eine Steuerkommission, eine Budgetkommission.
    Eine Privilegienkommission, wahrscheinlich auch eine geheime Streitschlichtungskommission.
    Anders als in der großen Oppositionspartei stellte sich in der kleineren der beiden Oppositionsparteien in der freiheitlichen Partei, Parteiobmann Götz, selbst für erste Reaktionen zur Verfügung.
    Seine Meinung dazu?
    Ich glaube, dass die Frage der bisher bekannt gewordenen Ergebnisse
    die durch Ziel- und Richtungslosigkeit dieser Regierung sehr deutlich gemacht haben.
    Und ich würde meinen, dass die Flucht in Kommissionen auf der einen Seite und einander widerlaufende Entscheidungslinien erkennbar geworden sind.
    Wirtschaftliche Schwerpunkte, wie sie die Regierungsklausur gesetzt hat, waren auch die Hauptargumentationslinien der beiden Oppositionspolitiker.
    Wirtschaftlichkeit, das heißt vor allem Sparsamkeit, die wurde von beiden vermisst.
    ÖVP-Generalsekretär Lanner.
    Der Bundeskanzler spricht von neuen Belastungen.
    Was er genau meint, sagt er nicht.
    Aber er hat mit keinem Wort erwähnt, wo er sparen will, in seinem Bereich, in der Regierung, wo diese Regierung mit einem guten Beispiel vorangehen möchte.
    Und noch schärfer formuliert das FPÖ-Bundsparteiobmann Götz.
    Er stellt eine Verbindung her zwischen der Sparsamkeit der Regierung, die er vermisst und einem Programm, das von der Regierung angekündigt worden ist im Zusammenhang mit der Steuersenkung.
    Ich finde es überhaupt seltsam, dass eine Regierung, die sich sozialistisch nennt, hergeht und in ihren ganzen Vorstellungen über die Budgetsanierung kein Wort über Sparmaßnahmen im Verwaltungsbereich, über Sparmaßnahmen in dem Bereich spricht, wo einfach Subventionen und Geschenke verteilt werden, wo man ja aus zahlreichen Berichten und bekannt gewordenen Berichten sehr wohl die Frage stellen kann, inwieweit
    solche Geschenke aus Steuermitteln nicht wirklich erheblich reduziert werden können.
    Steuermittel, das nächste Stichwort.
    Eine Steuersenkung steht uns mit 1.1.1979 ins Haus.
    So viel steht fest nach der gestrigen Regierungsklausur, wenn auch Ausmaß und Umfang dieser Steuersenkung nicht bekannt sind.
    ÖVP-Generalsekretär Lanner als Generalsekretär einer Partei, die sich jahrelang stark gemacht hat für eine derartige Lohnsteuersenkung, zeigt daher auch einigen Optimismus.
    Ich glaube, jeder Akt der Einsicht ist hier zu begrüßen.
    Der Umfang ist noch völlig offen und hier müssen wir abwarten, bis diese Kommission zu einem Ergebnis kommt.
    Aber ich würde sagen, man soll ja auch das Positive hervorheben, wenigstens der erste Weg zur Verbesserung, dass man langsam Vorschläge und Forderungen der Oppositionspartei wenigstens teilweise aufgreift.
    In dem Freudenbecher der Steuersenkung sieht hingegen der Obmann der Freiheitlichen Partei Götz einen gewaltigen Wermutstropfen.
    Grotesk oder völlig zu widerlaufend das Problem der Freigabe von Verhandlungen mit dem Ziel der Steuersenkung mit der Einschränkung, soweit es das Budget erlaubt.
    Ich habe es schon vor einigen Tagen erklärt und ich wiederhole es nochmals.
    dass im Grunde von einer Steuersenkung keine Rede sein kann, sondern dass es nur einen Versuch geben kann, die Reallohnsenkung, d.h.
    die Verringerung des Einkommens breiter Bevölkerungskreise, die in die enorme Steuerprogression kommen, hintanzuhalten.
    Wenn das aber nach der Meinung des Bundeskanzlers und Finanzministers nicht möglich ist,
    dann kann ich doch nicht gleichzeitig hergehen und sagen, wir werden bei der Sporförderung, wir werden bei der Sozialversicherung, also bei den Beiträgen aus dem Budget Einsparungen treffen und werden daneben
    Also eine kleine Steuersenkung ins Auge fassen.
    Das heißt, eine Steuersenkung zum gleichen Zeitpunkt, wodurch weitere, aber langfristige Belastungen dem Staatsbürger auf der einen Seite vielleicht 50 Schilling nominell versprochen werden, aber 100 Schilling mit anderen Belastungen aus der Tasche gezogen werden.
    Das ist doch also wirklich keine Art.
    Wie bei der gestrigen Regierungsklausur stand auch heute das Thema Androsch in den Stellungnahmen der beiden Oppositionspolitiker eigentlich an letzter Stelle.
    Und als es dann doch zur Sprache kam, etwa bei ÖVP-Generalsekretär Lanner, da war die Akzentuierung doch schärfer als sonst ein politischer Unterton in den Ankündigungen, der härter ist, als man es bisher gehört hatte.
    Schließlich glaube ich, dass man Klarheit im Fall Androsch bekommen müsste.
    Es stehen immer neue Verdächtigungen in den Zeitungen.
    Ich glaube, wenn es so weitergeht, ist es notwendig oder sollte man sich zumindest überlegen, ob sich nicht damit auch das Parlament befassen müsste.
    Soweit die schwerpunktmäßige Zusammenfassung der Reaktionen der beiden Oppositionspolitiker und damit zurück an das Funkhaus.
    Das war ein Beitrag von Wilfried Seifert.
    Regierungsberatungen gibt es auch in Frankreich.
    In Paris tagt zurzeit der französische Ministerrat und auf der Tagesordnung das Staatsbudget für 1979.
    Der Budgetentwurf ist gezeichnet von umfangreichen Staatsausgaben zur Wirtschaftsstützung, von Sorgen mit der Währungspolitik und einem hohen Defizit.
    Vor allem erwartet man aber einen ganzen Katalog von Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft und zur Sanierung des Staatshaushalts.
    Hören Sie nun Einzelheiten von Thomas Fuhrmann aus Paris.
    Seit Beginn der Wirtschaftskrise infolge des Erdölschocks trugen die französischen Staatsfinanzen jedes Jahr ein anderes Siegel.
    1974 wurde abgekühlt, 1975 angekurbelt, 1976 der Kampf gegen die Inflation großgeschrieben.
    Im Vorjahr widmete man sich der begonnenen Aufrichtung der Wirtschaft und heuer nahmen bereits ein Defizit von rund 9 Milliarden Francs, das sind umgerechnet über 30 Milliarden Schilling, in Kauf.
    Auch im neuen Budgetentwurf für das kommende Jahr wird das Defizit neuerlich wachsen, offiziell und provisorisch auf 15 Milliarden Pfund.
    In Wirklichkeit wird die Überschreitung dieses Rahmens vermutlich bei 25 bis 30 Milliarden Pfund liegen.
    Bei einer angenommenen Erhöhung der Ausgaben des Staatshaushaltes um 14,5 Prozent muss sich der Staat natürlich um neue Einnahmequellen umschauen.
    Die Regierung hat ihre Opfer bereits gefunden.
    Die Raucher, die Alkoholiker und die Autofahrer sollen neuerlich geschröpft werden.
    Sie werden sich ihr Laster wieder mehr kosten lassen müssen.
    Bei den Kraftfahrern ist dabei nicht an eine Erhöhung des Benzinpreises gedacht, mit dem die Franzosen bei rund 8 Schilling 50 ohnehin schon im europäischen Spitzenfeld liegen, sondern an eine Heraufsetzung der Kraftfahrzeugsteuer, der sogenannten Jahresvignette.
    Aber auf die Autofahrer hat es die französische Regierung auch noch in anderer Hinsicht abgesehen.
    Eigentlich nur auf einen Teil, rund die Hälfte aller Automobilisten, nämlich auf die Autoradiobesitzer.
    Bei einem auf 7,2 Millionen geschätzten Park an Autoradiobesitzern und einer pro Autoradio fälligen Zusatzsteuer von 40 Frauen im Jahr
    würde dies dem Staat eine runde Milliarde Schilling an zusätzlichen Einkünften zum Stopfen des immer größer werdenden Budgetloches bescheren.
    Doch der bereits zur Gewohnheit werdende Schlag gegen Raucher, Trinker und Autofahrer stellt nur einen Teil der geplanten steuerlichen Maßnahmen dar.
    Eine Reihe weiterer Beschlüsse, hinter denen das Bemühen um eine Verringerung der steuerlichen Ungleichheiten steht, wird ebenfalls mit 1.
    Jänner in Kraft treten.
    So will man die höchsten Gruppen der Einkommenssteuer um 5% hinaufschrauben, einen Plafond von 40.000 Fr.
    bei den Absetzbeträgen für berufliche Spesen einführen.
    Außerdem sollen 89 privilegierte Berufsgruppen, in denen rund 600.000 Franzosen arbeiten und die über steuerliche Vergünstigungen zwischen 5 und 40% ihres Einkommens verfügen, an die Kandare genommen werden.
    Darunter fallen unter anderem Künstler, Chauffeure, Heimarbeiter, Radio- und Fernsehsprecher, Manikins, Waldarbeiter, Minenarbeiter und Angestellte von Spielcasinos.
    Seit 1970 können diese Berufskategorien nicht mehr als 50.000 Frauen jährlich von der Steuer absetzen.
    Nunmehr soll der Plafond bei 20.000 Frauen eingezogen und der Privilegienfreiraum aus Gründen der Steuermoral eben entsprechend gesenkt werden.
    Daneben sollen auch die Einkommen aus Grundstücksbesitz leicht angekratzt werden, indem man die entsprechenden Absetzbeträge verringert.
    Und schließlich werden auch die Steuermarken für die Ausstellung von Pässen und Dokumenten erhöht werden.
    Der Schlag gegen die Steuerprivilegierten wird sogar in manchen Kreisen der Regierungsmehrheit als eine Augenauswischerei kritisiert.
    Der frühere Finanzminister Jean-Pierre Fourcade meinte erst heute, man sollte sich besser der schwarzen Schafe, also der Steuerhinterzieher und der Bezieher von Großeinkommen annehmen, als der 600.000 grauen Schafe.
    Das steuerliche Maßnahmenpaket soll insgesamt rund 5 bis 6 Milliarden Frauen an neuen Einnahmen bringen und, wie bereits erwähnt, einen Ansatz in Richtung mehr Steuergerechtigkeit darstellen.
    Auf der anderen Seite wird der Staat seine Zuwendungen an die öffentlichen Betriebe wie Bahn, Post, Gas und Elektrizitätswerke mit 30 Milliarden Fr.
    auf dem Niveau des heurigen Jahres einfrieren und die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen im öffentlichen Dienst auf 30.000 beschränken.
    Insgesamt lautet die Devise also Gürtel enger schnallen, neue Opfer bringen und auf bessere Zeiten warten.
    Das war ein Bericht von Thomas Fuhrmann aus Paris.
    Auch die Schweiz, mit einer Inflationsrate von knapp über einem Prozent und mit Vollbeschäftigung bisher als Wirtschaftswunderland Europas angesehen, hat nun Sorgen mit der wirtschaftlichen Entwicklung.
    Der Grund für diesen Umschwung, die Währungspolitik.
    Aber gerade die Geldpolitik hat sich während der vergangenen vier Jahre als eigentliches wirtschaftspolitisches Hauptinstrument der Schweizer Konjunktursteurer erwiesen.
    Für viele kam es daher überraschend, dass der Schweizer Finanzminister, Bundesrat Honecker, anlässlich einer Plenarversammlung der Bauwirtschaft auf die Gefahr einer bevorstehenden Wirtschaftskrise in der Schweiz hinwies und als Grund für seine Befürchtungen die eklatante Frankenaufwertung in diesem Sommer anführte.
    Als Blitzableiter der weltweiten Währungspolitik bezeichnete der Schweizer Minister den Franken.
    Was er im Einzelnen über die Wirtschaftssituation der Schweiz berichtete, das hören Sie nun von Peter Linhardt aus Zürich.
    Nach Honegger ist die Lage nach dem erneuten Wechselschub in vielen Bereichen der schweizerischen Wirtschaft mehr denn kritisch.
    Darum stellt sich für den Schweizerischen Wirtschaftsminister die Frage, ob die Schweiz auch weiterhin in der Lage sein wird, ihre wirtschaftliche Gesundheit aus eigener Kraft zu erhalten.
    Die Warnung des Bundesrates mag für eine große Öffentlichkeit vordergründig wie eine routinemäßige Besorgnisäußerung tönen.
    Solches Wehklagen war in den vergangenen Jahren in den Zeiten der großen Wechselkursverschiebungen an der Tagesordnung, sodass vornehmlich von der Exportindustrie betriebene Jammern von der Bevölkerung nicht mehr allzu ernst genommen wurde.
    Dieser Eindruck wurde unter anderem noch dadurch gestützt, dass die Schweiz nach dem Erfolgsjahr 1977 mit über vier Prozent Realwachstum auch 1978 ein durchaus normales Konjunkturjahr vor sich wehnte.
    An der Wechselkursfront hat man gar eine längere Ruhepause erwarten können, die es der Wirtschaft erlaubt hätte, sich auf die veränderte Lage einzustellen, neue Kraftreserven aufzubauen und verlorenes Terrain zurückzugewinnen.
    Diese Situation hat sich jedoch mit der verworrenen Entwicklung im Juni und Juli mit einer noch nie gekannten Dollartalfahrt und der gleichzeitigen atemraubenden Gipfelstürmerei des Schweizer Frankens radikal geändert.
    Die zunehmende Differenz zwischen dem realen und dem wertmässigen Wachstum der Exporte und Importe hat ein bedrohliches Ausmaß erreicht.
    Dies bedeutet nichts anderes, als dass die schweizerischen Unternehmen ihre Stellung auf den Märkten mit immer größeren Preiskonzessionen erkaufen müssen.
    Was vorerst auf Kosten der Ertragskraft geht, aber doch über kurz oder lang zu einer ernsthaften Gefährdung der Wettbewerbsfähigkeit führt und damit verbunden natürlich die Sicherheit der Arbeitsplätze in einem möglicherweise unbekannten Ausmaß gefährden wird.
    Wie die schweizerische Wirtschaft auf diese unbeschönigenden Worte ihres Ministers reagiert, steht so kurz nach der Rede noch aus.
    Zweifellos werden sie ihre Wirkung zeigen.
    Schliesslich hat der Bundesrat zweifelsfrei erklärt, dass nun die Suche nach neuen und wohl auch wirkungsvollen Wirtschaftsrezepten intensiviert werden soll.
    So hat Bundesrat Honecker für den Fall schwerwiegender Rückschläge mit wesentlichen Beschäftigungseinbrüchen, denn auch bereits drei Arbeitsgruppen eingesetzt, die mögliche Abwehrmaßnahmen prüfen sollen.
    Im Vordergrund stehen nach seinen Worten Entlastungen bei den bundesrechtlichen Abgaben, Abschreibungserleichterungen und ein möglichst rascher Übergang von der zurzeit üblichen Warenumsatzsteuer zur Mehrwertsteuer.
    Ferner fragt sich Honecker, ob die Durchführung eines Impulsprogramms für die Ankurbelung der Wirtschaft sinnvoll sei.
    Die schweizerische Regierung denke so unter anderem daran, Rohstoffkäufe durch den Bund vornehmen zu lassen und ebenfalls geprüft würde, wie sich die europäische Währungsordnung auf die Schweiz auswirken könne.
    Arbeitnehmer und Arbeitgeber der Exportindustrie sitzen im gleichen Boot und Gewerkschaftsführer Hubacher spricht denn auch um Unwunden von einer notgedrungenen Kooperation zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
    Das war ein Bericht aus Zürich und um Wirtschaft geht es auch in unserem nächsten Beitrag.
    Österreichs Exportwirtschaft stand in den letzten Tagen oft im Blickpunkt wirtschaftspolitische Überlegungen.
    Erst in der vergangenen Woche hatte der Präsident der Industriellen Vereinigung, Hans Igler, die Forderung erhoben, den Schilling um 6 bis 7 Prozent abzuwerten.
    Die Begründung?
    Die österreichische Exportwirtschaft soll entlastet werden.
    Durch den rapiden Verfall des Kurses des amerikanischen Dollars auf den internationalen Devisenmärkten wird es immer schwieriger für Österreichs Exporteure, konkurrenzfähig zu bleiben.
    Denn ein niedriger Dollarkurs verteuert automatisch Österreichs Waren in den Vereinigten Staaten und auf allen jenen Märkten, auf denen in Dollar kalkuliert und abgerechnet wird, aber auch dort, wo österreichische Betriebe mit Amerikanern in Konkurrenz treten, also etwa in Südamerika und im fernen Osten.
    Die Bundeswirtschaftskammer hat deshalb ihre Handelsdelegierten in Nordamerika zur Berichterstattung nach Wien zurückberufen.
    Hören Sie einen Beitrag von Matthäus Kattinger.
    Die Vereinigten Staaten nehmen in einer Rangliste der wichtigsten Märkte für Österreichs Exporte den achten Platz ein.
    Im vergangenen Jahr gingen drei Prozent der gesamten österreichischen Ausfuhren nach Nordamerika.
    Damit konnte zwar das schlechte Ergebnis der Jahre 1975 und 1976
    um einiges verbessert werden.
    Der Rekordanteil des Jahres 1970 wurde jedoch noch lange nicht erreicht.
    Zu Beginn der 70er Jahre gingen noch 5% aller österreichischen Ausfuhren ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
    Insgesamt exportierte Österreichs Wirtschaft im vergangenen Jahr Waren im Werte von 5 Milliarden Schilling in die USA.
    Am besten verkauften sich österreichische Mopeds, chemische Grundstoffe, Maschinen und Dauerbackwaren.
    Dagegen waren unter anderem bei Farb- und Gerbstoffen sowie bei Textilien wesentliche Rückgänge unserer Exporte zu verzeichnen.
    Allerdings war ja auch schon das Jahr 1977 für Österreichs Amerika-Exporteure ein Jahr sinkender Erträge, ausgelöst durch den stetigen Verfall des amerikanischen Dollars auf den internationalen Devisenmärkten.
    Der Dollar verlor im Vorjahr um 12% an Wert gegenüber dem Schilling.
    Und diese Abwärtsentwicklung des Dollarkurses hat sich ja in der ersten Hälfte dieses Jahres nicht nur fortgesetzt, sondern eher noch beschleunigt.
    Daher die Frage an den österreichischen Handelsdelegierten in New York, Otto Stecklhuber, wie sich Österreichs Exporte in die Vereinigten Staaten im heutigen Jahr entwickelt haben.
    Wir konnten diese Zuwachsrate des Vorjahres im ersten Halbjahr dieses Jahres fast halten.
    Das heißt, wir haben eine Exportsteigerung zu verzeichnen von 25 Prozent.
    Trotz des Verfalls des amerikanischen Dollars auf den internationalen Devisenmärkten?
    Ja, trotz des Verfalls.
    Diese Frage ist naheliegend.
    Ich muss sagen, es ist aber nicht ganz leicht, mit wenigen Worten zu sagen, wie dieser anscheinende Widerspruch zu erklären ist.
    Der Hauptgrund ist doch eine gewisse Sonderentwicklung bei zwei wahren Gruppen, nämlich bei Straßenfahrzeugen, hauptsächlich Mopeds, und bei fotografischen und kinematografischen Geräten und Apparaten.
    Viele Firmen sind eben im Hinblick auf diesen ungünstigen und immer sich weiter verschlechternden Wechselkurs schon aus dem Geschäft draußen.
    Man kann sogar Branchen nennen, wie zum Beispiel Geschenkartikel.
    Bei Bekleidung sind die Auswirkungen sehr stark.
    Es gibt Firmen, Gott sei Dank, österreichische Firmen, die auf dem amerikanischen Markt noch immer
    profitabel arbeiten, allerdings leider immer weniger.
    Eine große Masse von Firmen, der Großteil glaube ich, das ist die größte Gruppe meiner Ansichten, auch hält den Markt mit Verlust oder ohne Gewinn zumindest.
    Und eine andere Gruppe von Firmen, das muss man auch sagen, um ein objektives Bild zu geben, ist aus dem Markt bereits herausgeflogen.
    Doch um einiges anders ist die Situation im Handel mit Kanada.
    Die wirtschaftliche Lage ist dort um einiges ungünstiger.
    Einen, wenn auch geringeren Konjunkturaufschwung wie in den USA gab es in Kanada nicht.
    Der kanadische Dollar hat sogar gegenüber dem amerikanischen Dollar noch einen Wert verloren.
    In einem Jahr um 12%.
    Österreich exportiert nach Kanada Waren im Werte von etwa einer Milliarde Schilling, also ein Fünftel der Exporte in die Vereinigten Staaten.
    Über die heurige Entwicklung meint Österreichs Handelsdelegierter in Toronto Walter Hack,
    konnten 1977 nominell die Exporthöhe ungefähr erhalten.
    Das heißt natürlich quantitativ ein Verlust an unseren Exporten.
    Es ergibt sich aber speziell wegen dieser Währungsschwierigkeiten eine Umschichtung unserer Exporte.
    Der Druck aus den Niedrigpreisländern ist sehr groß geworden.
    Wir haben ähnlich wie in den USA bei Textilien, bei Geschenkkartikeln, bei verschiedenen anderen Konsumgütern
    große Einbußen in Kauf nehmen müssen.
    Wir konnten aber zum Teil dies wettmachen, daher nominell wieder die gleichen Exporterfolge, durch eine Umschichtung auf Industriewaren, auf Maschinen, auf Investitionsgüter
    Zusammenfassend also, die Situation für Österreichs Nordamerika-Exporteure ist zwar ernst, aber noch nicht lebensbedrohlich.
    Denn Österreichs nordamerikanische Außenhandelsdelegierte kamen zu keiner Krisensitzung nach Wien, sondern bloß zum normalen Außenhandelssprechtag.
    Und nach diesem Beitrag von Matthias Katinger wieder zurück in die österreichische Innenpolitik.
    Heute wurde in Eisenstadt eine Tagung der Landessekretäre der SPÖ-Jugendorganisation abgeschlossen.
    Auf der Tagesordnung unter anderem politische Fragen im Zusammenhang mit der Zusammenarbeit der sozialistischen Jugend und der Partei.
    Aus Eisenstadt berichtet nun Rudolf Janakowitsch.
    Die Diskussion der Landessekretäre, an der auch der Klubobmann der burgenländischen Sozialisten Karl Stix teilgenommen hat, ging allerdings über weite Strecken über die Tagesordnung, Herbstarbeit, Organisationsfragen, Nationalratswahl hinaus.
    Grund dafür war für die jungen Sozialisten natürlich die gegenwärtige Diskussion um Privilegienabbau, Unvereinbarkeit Politikereinkommen.
    Und ebenso natürlich die Nationalratswahl 1979.
    Für diese Wahl macht sich die S.J.
    ein wenig Sorgen.
    Denn fast, will man sagen verständlicherweise, liegt ihr der Sozialismus als abstrakter Begriff näher als die Tagespolitik.
    Und darin liegt auch ihr Anliegen.
    Dazu ersähe Bundesobmann Josef Ciampi.
    Die heutige sekretäre Sitzung hat bewiesen, dass bei uns ein Prozess des Umdenkens begonnen hat, dass wir versuchen wollen, neue qualitative Aspekte in dem Kampf um die Wählerstimmen der arbeitenden und lernenden Jugend Österreichs zu erringen.
    Wir werden versuchen, hier stärker, nuanciert, unsere Forderungen in der Öffentlichkeit zu präsentieren.
    Und wir werden auch versuchen, den Massencharakter unserer Organisation durch Veranstaltungen in der Öffentlichkeit stärker zu unterstreichen und dabei den Jugendlichen ein Bild der sozialistischen Jugend zu übermitteln versuchen, dass die SE als eine kritische, demokratische, autonome Organisation
    im Rahmen der SPÖ und auf dem Boden des SPÖ-Parteiprogrammes darstellt.
    In der Sekretäressitzung ist im Zusammenhang mit der Privilegiendiskussion auch das Wort vom politischen Unbehagen der Jugend gefallen.
    Zschapp bestreitet dies nicht.
    Das Unbehagen unter den Jugendlichen, auch unter den jungen sozialistischen Mitarbeitern unserer Organisation ist hier sicherlich vorhanden.
    Aber nicht nur, was betrifft jetzt die tägliche Politik, sondern vor allem, was betrifft die Lebensform und den Lebensstil der Genossen, die in unserer Bewegung führende Positionen innehaben und die so etwas wie ein Vorbild darstellen und denen es oftmals nicht gelingt,
    Hier also, und das muss keine Ablegung eines Armutsgelübdes sein, aber denen es oftmals nicht gelingt, mit ihrer alternativen Lebensgestaltung hier also eine Attraktivität für Jugendliche zu vermitteln,
    Die sozialistische Jugend hat in dieser Frage sehr heftige Diskussionen geführt, intern vor allem aus dem Grund, weil es also in zahlreichen Gruppen hier so Kritik gegeben hat,
    Kritik sowohl an der Methode der ÖVP, hier diese Frage aufzugreifen, obwohl es in ihren eigenen Reihen stinkt und stinkt und stinkt, aber genauso hat es hier so Kritik gegeben an den Lebensstil einiger Genossen in unserer Partei.
    Die SE-Landessekretäre befassen sich in Eisenstadt auch mit Organisationsfragen.
    Hierher gehört auch, dass die sozialistische Jugend trotz großer Tradition, sie ist so alt wie die österreichische Sozialdemokratie selbst, keine wirkliche Massenorganisation der Jugend ist.
    Bundesobmann Schapp hat dafür eine bemerkenswert offene Erklärung.
    Ja, das ist also daraus zu begründen, dass hier in unserer Gesellschaftsordnung sich Konsumdenken, materiell bedingtes Denken sehr stark auch innerhalb der Jugendlichen festgesetzt hat, dass hier das Solidaritätsprinzip keine echte, breite Unterstützung mehr unter dem Krog der Jugendlichen genießt.
    Und dass es hier vor allem der Jugendliche das politische System Österreichs und die Demokratie als etwas fast Fremdes begreift, historisch, weil er an ihrem Aufbau nicht beteiligt war, und real, weil es also hier doch Entwicklungen gegeben hat, die also Erstarrungen nach sich gezogen haben,
    und die also dem Jugendlichen keine echten Möglichkeiten der Artikulation und der Beteiligung in der jetzigen Phase geben.
    Meistens sind es also Scheinmöglichkeiten, die also nur eine Arbeitstherapie oder Beruhigung für ihn selbst darstellen.
    Und wir glauben daher, dass wenn er sich bereit findet, in unserer kritischen und autonomen Organisation mitzuarbeiten,
    dass es dann gelingen wird, dieses Bedürfnis nach mehr Beteiligung hier so stärker auch dann real zum Durchbruch zu verhelfen.
    Übrigens in den letzten eineinhalb Jahren hat die sozialistische Jugend laut ihrem Bundesobmann wieder einen stärkeren Zulauf zu verzeichnen.
    Aus Eisenstadt berichtete Rudolf Jenakovitsch, es ist in drei Minuten dreiviertel eins.
    Mit orientalischer Langsamkeit beginnt der Nahostgipfel in Camp David anzulaufen.
    Nachdem gestern die Hauptbeteiligten, die Präsidenten Ägyptens und der USA und der Ministerpräsident Israels in Camp David eingetroffen sind, sollen heute endlich die Gespräche beginnen.
    Edgar Sterbens berichtet.
    Ministerpräsidenten in Aschenbeginn gestern Abend auf den gepflegten grünen Rasen, der normalerweise als Übungsgeräte und Fußballfeld für die auf dem Camp David stationierten Spezialeinheiten der amerikanischen Armeen seinen Fuß setzte, so wie es zwei Stunden zuvor Ägyptens Anbar-Assadant getan hatte, hatten die wenigen Journalisten, die die Hubschrauber ankunden, derweil politischer Verfolgung, nur mehr wenige Minuten Zeit, um einige Stammschüsse, von denen sich nun wiederholen, mit Armungen und gegrüßten Schlüssen,
    So wie vor ihm verdammt wurde Begin von Chemikater und seiner Frau Rosalind auf ihrem Landsitz willkommen geheißen.
    Mit aufgebreiteten Armen, lächelnd in die Fußballsicht ausstrahlen, kamen hier die Gangway herab.
    Die Bilder vom Eintreffen der Weißen Auskunft dahinten fließen dabei einander wie ein Ei dem anderen.
    Als dann der israelische Ministerpräsident im Gästehaus Birch Lodge entspannt,
    Saddam hatte vorher seine Zelte im Dachwutlatsch aufgeschlagen.
    Als also auch der zweite Kraftführer den Panzer sich zurückzog, schlossen sich für die anwesenden Korrespondenten und damit für die breite Öffentlichkeit die Massivfuhrer Camp David.
    Kein Wort soll nach außen springen, eine schalldichte Mauer soll den Verhandlungskraftnehmern durch Krieg fliehen.
    Im Nahen Osten, in einer der anständigsten Kriegstierderde unserer Tageskämpfer, so machten die Flüchtlinge am Schirm.
    Was diese repräsentative Informationspolitik in der Praxis bedeutet, zeigt sich am besten darin, dass man selbst über formale Daten zur Annäherung der Sicherheit bekommt.
    Wann, wer sich mit wem repräsentiert, ist ebenso geheim gehalten, wie klarerweise der Gegner dann über Themen sich unterhält.
    Zuständige Verstundene fest, dass Präsident Kaaser gestern in Kuba nach der Ankunft über den Pardan vielleicht einmal in eine Kirchenstunde lang mit dem Gast aus Kairo telefoniert hat, angeblich nur über seine Vorstellungen, wie das Treffen gleichzeitig ablaufen könnte.
    In den Nachtstunden soll dann auch noch eine Unterredung mit Ministerpräsident Beginn zusammengefasst haben, der heute um 7 Uhr mittlerweile, also um 15 Uhr mitteleuropäischer Zeit, ein weiteres Gespräch über den Pardan folgen soll.
    Mehr ist bisher nicht bekannt.
    Es ist klar, dass die Situation den Auftritt verschiedenster Chefköche in der Juristik-Küche des Journalismus ausprobiert und dass die zahlreichen Gärtner im Paradies der Spekulationen zu einer Rechtsherze erweitert werden.
    Die sieben kleinen amerikanischen Radiostationen, die hierher nach Camp David, mit jeweils einem mehrere Mann stark ins Willkommending und unbedingt hier selbst zu gewinnen müssen, behelfen sich damit, Straßens-Interviews aufzunehmen und zu fragen, ob der defizitierte Mann von der Straße überhaupt wisse, dass hier unmittelbar vor deiner Haustür Weltgeschichte gemacht werde.
    Andere berichten in kurzen 50 bis 60 Sekunden dauernden Einblendungen darüber, dass während Katas und anderen Wegen am Verhandlungstisch in Camp David sitzen, zahlreiche Familien, in denen sich rund um den Präsidentenland dieser Strecke im Naturschutzpark von Polizei- und Sicherheitsbeamten insgesamt darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie die Artikel, zu denen sie sich gerade niedergesetzt haben, aus Sicherheitsgründen absprechen.
    Alle Berichterstatter hoffen, dass sie heute um 08.30 Uhr erstmals mehrere Informationen über die vorgängigen Herbsttage erhalten werden.
    Im Veteranen-Club von Zermont, der wie die meisten amerikanischen Clubs dieser Art den Namen American Legion trägt und des Freunden an als Zivilisationszentrum adoptiert hat, wird voraussichtlich vom Pressesprecher des Zweiten Hauses eine Erklärung verliehen werden, auf deren Inhalt sich Tata-Soldaten in Wien geeinigt haben.
    Die substantiell gedagengetroffene Aussage sein wird,
    Edgar Sterbens berichtete aus Camp David.
    Tausende Todesopfer, hunderttausende Obdachlose, das ist die bisherige Bilanz der größten Überschwemmungskatastrophe, von der Indien seit Menschengedenken heimgesucht worden ist.
    Hören Sie einen Korrespondentenbericht der BBC aus Delhi.
    Jetzt endlich scheinen die Einwohner von Delhi das Hochwasser ernst zu nehmen.
    Noch gestern herrschte eine Art Hochstimmung bei den Schaulustigen, heute dagegen kann man eher von Panik sprechen.
    Die Polizei hat sich am Flussufer postiert und droht Schaulustige zu verhaften.
    Die Straßen, die in die Stadt hineinführen, sind verstopft durch Herden von Schwarzen mit schlammbedeckten Büffeln, die sich auf das Stadtzentrum zubewegen, wo es Gras nicht gerade in Hülle und Fülle gibt.
    Berittene Polizisten versuchen mit den Menschenmengen fertig zu werden, die aus den bedrohten östlichen Vororten der Stadt über die einzige Jumna-Brücke zu fliehen versuchen, die noch für Fußgänger geöffnet ist.
    Das Flusswasser kommt jetzt durch die Kanalisation wieder zurück, überschwemmt Teile des Stadtzentrums und stellt eine Bedrohung für die Trinkwasserversorgung dar.
    Die Gesundheitsbehörden empfehlen, das Wasser abzukochen und die Flüchtlinge in den improvisierten Lagern werden geimpft.
    Da fast alle Straßen und die Eisenbahnlinien durch die Überflutung unbenutzbar sind und der Hauptgemüsemarkt der Stadt unter Wasser steht, sind die Preise von Gemüse, dem Grundnahrungsmittel in einer Stadt, in der große Teile der Bevölkerung kein Fleisch essen, um das Vierfache in die Höhe geschnellt.
    Man rechnet jetzt auch mit der Möglichkeit, dass die Milch knapp wird.
    Es wird vorausgesagt, dass der Wasserstand im Laufe des heutigen Tages zurückgehen wird.
    Aber während der letzten Tage mussten solche Voraussagen immer wieder geändert werden.
    Und die meisten Leute sagen deshalb, das glauben wir erst, wenn wir es mit eigenen Augen sehen.
    und nach diesem Bericht aus Deli Kulturbeiträge.
    Im Museum des 20.
    Jahrhunderts in Wien wird heute Abend eine Ausstellung geöffnet, die dem 1967 verstorbenen bayerischen Schriftsteller Oskar Maria Graf gewidmet ist.
    Dabei wird Dr. Uwe Bauer von der Universität Graz eine Einführung in das Schaffen Grafs geben.
    Burgschauspieler Otto Taussig liest aus dem Werk des populären Schriftstellers, das derzeit in einer Gesamtausgabe neu zugänglich gemacht wird.
    Hören Sie einen Bericht von Konrad Sobel.
    verbrennt mich.
    Unter diesem Titel veröffentlichte Oskar Maria Graf am 12.
    Mai 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung einen Protest, den welchem er unter anderem schrieb.
    Laut Berliner Börsenkurier stehe ich auf der weißen Autorenliste des neuen Deutschlands und alle meine Bücher, mit Ausnahme meines Hauptwerkes Wir sind Gefangene, werden empfohlen.
    Ich bin also dazu berufen, einer der Exponenten des neuen deutschen Geistes zu sein.
    Vergebens frage ich mich, womit habe ich diesen Schmach verdient?
    Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen.
    Zu Missverständnissen hatten natürlich nicht Grafs revolutionäre Lyrik aus der Zeit seiner Beteiligung an der November-Revolution und der Bayerischen Räterepublik Anlass gegeben, auch nicht sein 1927 entstandener autobiografischer Roman »Wir sind Gefangene«, den Maxim Gorky das einzige Werk nannte, das den revolutionären Geist der unterdrückten deutschen Massen zum Ausdruck bringt.
    sondern vielmehr Grafs sogenannte Heimatwerke, wie die Kalendergeschichten, Romane wie Bollwieser und das Bayerische Decameron, das damals in Österreich allerdings wegen angeblicher Reizung der Lüsternheit und Irreleitung des Geschlechtstriebs verboten war.
    Freilich konnte nur ein oberflächlicher Leser die realistische Sittenschilderung und scharfe Sozialkritik Grafs, die auch mit seinen drastischsten Anekdoten und derbsten Späßen verbunden ist,
    mit einem biovarischen Blut- und Bodenapologeten verwechseln.
    Die Nationalsozialisten hatten sich wahrscheinlich vor allem an seiner Vorliebe für Lederhosen und Trachtenjanker orientiert.
    Der Grazer Literaturhistoriker Dr. Uwe Bauer charakterisiert Grafs Schaffen folgendermaßen.
    Auf die Frage, in welche literarische Tradition oder welche literarische Position Oskar Maria Graf einnimmt, muss man zunächst die Beziehung zu den bayerischen Bauernerzählern, den sehr volkstümlichen Erzählern Ludwig Thoma, Georg Query, Rüderer und anderen hinweisen.
    Im Gegensatz zu diesen Schriftstellern aber tritt bei Graf schon aufgrund seiner kleinbürgerlichen Erziehung her ein Rebellentum, eine extreme Distanz zur Heimat auf, die ihn zu einer schonungslosen Analyse seiner zeitgenössischen Gesellschaft befähigt.
    Die Herausgabe von Grafs gesammeltem Werk
    Acht Bände sind bereits erschienen, mindestens acht weitere sind noch geplant, ist, wie Herausgeber Hans Dollinger betont, im Zusammenhang mit einer bestimmten Entwicklung im literarischen Geschmack unserer Zeit zu sehen.
    Das ist natürlich auch untrennbar verbunden mit dem Trend in der Literatur zur Entdeckung der Provinz, das etwa seit fünf, acht Jahren.
    zumindest in der deutschen Literatur der Fall ist.
    Die Entdeckung der Provinz und damit natürlich auch
    die Entdeckung der Autoren, die die Provinz beschreiben.
    Graf beispielsweise, dessen Wurzeln ja einerseits im bäuerlichen, bayerischen zu suchen sind und andererseits ganz strikt und eindeutig klar in der sozialistischen Arbeiterliteratur.
    Graf kam schon vor der Hitlerzeit oft nach Wien zu Vorlesungstourneen und hatte nach Aussage seiner Witwe Gisela Plauner ein besonders enges Verhältnis zu den sozialistischen Arbeitern hier.
    Und zwar hat er mir in Amerika öfters wieder erzählt, weißt du, auf nichts bin ich so stolz, auf keins meiner Bücher, wie auf das große Vertrauen, das die Arbeiter Wiens zu mir haben.
    Wenn da jemand zu ihnen kommen würde und würde sagen, der Oskar hat politisch etwas Ungutes begangen, die würden das nicht glauben, die würden sagen, nono, unser Oskar, der tut sowas nicht.
    Grafs Protest in der Wiener Arbeiterzeitung hatte prompten Erfolg.
    Die Münchner Studenten verbrannten im Beisein der Professorenschaft seine Bücher in der Aula der Münchner Universität und Graf wurde von der Hitler-Regierung aus dem Deutschen Reiche ausgebürgert.
    25 Jahre lang lebte er als passloser Emigrant und Staatenloser, bis er 1958 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt.
    In den USA befindet sich auch das Oscar-Maria-Graf-Archiv, nachdem die Stadt München vor zehn Jahren kein Interesse daran zeigte.
    Morgen beginnen die 28.
    Berliner Festwochen, die bis zum 8.
    Oktober mit einem ebenso umfangreichen wie vielfältigen Programm aufwarten.
    Lothar Wicher sprach darüber mit dem Direktor der Berliner Festspiele GSMBH, Dr. Ulrich Eckart.
    Zirkus gleich drei sprach ich ja, Dr. Eckert, das Motto der diesjährigen 28.
    Berliner Festwochen.
    Es soll in den nächsten Tagen sehr munter, bunt und vergnüglich zugehen, viel Spaß geben, aber als Idee, als geschlossenes Thema von Festwochen steckt ja doch viel mehr dahinter.
    Zirkus ist für mich eine Urform der Kunst,
    Das ist die erste Methode, in der sich Leute begegnen, die etwas vorführen und diejenigen, die es aufnehmen.
    Wenn sich ein Gaukler oder ein Harlekin auf dem Marktplatz zur Schau stellt, so bildet sich ein Kreis um ihn herum und schon haben wir den Zirkus, die runde Form.
    Das war über Jahrhunderte immer eine Inspirationsquelle für alle Kunstsparten und gerade jetzt
    ist für das Theater diese Form der Begegnung zwischen Künstler und Publikum sehr interessant geworden.
    Die alten Techniken, der Gaukler, der Harlequine, der Clowns sind für die Theaterleute heute sehr interessant und das hat auch das große Echo gezeigt, das unser Plan hatte.
    Wir haben unendlich viele Angebote bekommen, insbesondere aus dem Bereich des Theaters, aber auch der Musik und des Tanzes.
    Zirkus als Idee, als Inspirationsquelle lässt sich tatsächlich ganz vorzüglich nicht nur verwenden, um ein fröhliches Festival zu machen, sondern um auch anzubieten Möglichkeiten der Reflexion über Kunst.
    Neben den einzelnen Darbietungen wird es in der Nationalgalerie eine Ausstellung geben, Kostüme, Requisiten, alles was dazugehört.
    Dann eine Ausstellung mit Picasso und der Zirkus und dann rund um die Nationalgalerie eine ganze kleine Zirkusstadt und ein Höhepunkt dort, der Cirque Grise à l'Ancienne de Paris.
    Das ist der Zirkus, der schon von Toulouse-Lautrec abgebildet wurde und den Picasso sah, als er seine Zirkusbilder malte und zeichnete.
    Dieser Zirkus ist der einzige, der noch die alten Traditionen des nicht fernsehgerechten Zirkus hochhält, der also nicht diesen hochgezüchteten, hochtechnisierten Zirkus repräsentiert, sondern diese alte Zirkusform der ganz einfachen Art,
    Der Gaukler, der Harlequine und der akrobaten Seiltänzer und Artisten.
    Berliner Festwochen, Herr Dr. Eckert.
    Es hakt immer ein bisschen politisch.
    Im vergangenen Jahr hat Ungarn und haben die Polen abgesagt, aber in diesem Jahr sieht es offenbar ganz anders aus.
    Es wird eröffnet mit den Moskauer Philharmonikern und dann ist das Gastspiel Tadeusz Kantor aus Polen diesmal fest zugesagt.
    Ich bin froh darüber, das ist ein Zeichen und gerade auch ein demonstratives, dass am Anfang der Festspiele dieses Konzert der Moskauer Philharmoniker steht.
    Besonders dankbar bin ich, dass es uns nun beim zweiten Anlauf gelungen ist, Tadeusz Kantor zum ersten Mal hierher zu bringen.
    der ja nicht nur ein Mann des Theaters, sondern auch der bildenden Kunst ist und der eine ganz spezielle Theatersprache entwickelt hat, die in der Welt einzigartig dasteht.
    Dieses Gastspiel des wirklich Welttheaters ist ein besonderer Höhepunkt im Rahmen unseres Festspielprogramms des Theaters.
    Es steht außerhalb der Zirkusthematik selbstverständlich, wie wir ja ohnehin nie diese
    Thematik total dominieren lassen, sondern immer noch den freien Raum gewähren für andere Dinge.
    Wir haben ja in diesem Jahr eine große Zahl von Auftragswerken, von Uraufführungen in der Musik und wir haben daneben noch den großen anderen Komplex, der sich an die vorherigen Festwochen anschließt, nämlich zwischen Widerstand und Anpassung Kunst zwischen 1933 und 1945 in der Akademie der Künste.
    Das sozusagen als ein Nachwort zur Darstellung der 20er Jahre im vergangenen Jahr.
    Und zum Abschluss des Mittagsschanals nun noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Der dritte Nationalratspräsident Otto Probst hat der Austriapresseagentur eine Erklärung übermittelt, in der es unter anderem heißt, die jüngsten Äußerungen des Bundeskanzlers über Israel veranlassten ihn, seine Ehrenfunktion als Präsident der österreichisch-israelischen Gesellschaft zurückzulegen.
    Die Bundesregierung hat heute Vormittag in Wien ihre Klausurberatungen wieder aufgenommen.
    Im Mittelpunkt der Debatte stehen heute Probleme der Bundesländer, die auch die Bundespolitik berühren.
    ÖVP-Generalsekretär Lanner erklärte, die Regierungsklausur vermittle den Eindruck, dass die Regierung ratlos sei.
    Bei der Klausur seien lediglich Kommissionen herausgekommen.
    Der Grazer Bürgermeister und designierte freiheitliche Bundesparteiobmann Götz bezeichnete es als seltsam, dass eine Regierung, die sich sozialistisch nennt, keine Sparmaßnahmen im Verwaltungsbereich erwähne.
    Der Index der Großhandelspreise beträgt ohne Mehrwertsteuer für den Monat August 103,6 und ist gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent gesunken.
    Bundesrepublik Deutschland
    Ein Anschlag auf den Wien-Ostende-Express ist heute im Hauptbahnhof von Aachen in letzter Sekunde verhindert worden.
    Beamte des Bundesgrenzschutzes nahmen einen Mann fest, als er in einer Toilette des Zuges einen Sprengsatz anbringen wollte.
    Die bereits brennende Lunte konnte rechtzeitig gelöscht werden.
    USA.
    In Camp David beginnen heute die gemeinsamen Verhandlungen der Präsidenten Korte und Sadat mit dem israelischen Regierungschef Begin.
    Sadat erklärte, es sei nun Großmut nötig.
    Begin meinte, die Zusammenkunft solle den Weg zu einem künftigen Frieden im Nahen Osten ebnen.
    Der frühere amerikanische Außenminister Kissinger sagte, er erwarte von den Besprechungen in Camp David zumindest eine Prinzipien-Erklärung.
    Es könnten auch Vereinbarungen über die Sinai-Halbinsel und über Westjordanien getroffen werden.
    In einer halben Minute ist es 13 Uhr, meine Damen und Herren.
    Das Mittagsscharnal ist mit diesen Kurznachrichten beendet worden.
    Die Scharnalredaktion meldet sich wieder um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendscharnal.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.09.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.09.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Regierungsklausur
    Mitwirkende: Bernardi, Zita [Gestaltung]
    Datum: 1978.09.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Oppositionsreaktionen auf Ergebnisse der Regierungsklausur
    Einblendung: Sixtus Lanner (ÖVP), Alexander Götz (FPÖ)
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung] , Lanner, Sixtus [Interviewte/r] , Götz, Alexander [Interviewte/r]
    Datum: 1978.09.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Frankreich: Budget soll Arbeitslosenzahlen reduzieren
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung]
    Datum: 1978.09.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Probleme der Schweizer Regierung mit dem Franken
    Mitwirkende: Lienhardt, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1978.09.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Österreichische Exporte nach USA und Kanada
    Einblendung: Dr. Otto Stecklhuber , Dipl. Ing. Walter Hack
    Mitwirkende: Kattinger, Matthäus [Gestaltung] , Stecklhuber, Otto [Interviewte/r] , Hack, Walter [Interviewte/r]
    Datum: 1978.09.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Verbandstagung der Landessekretäre der sozialistischen Jugend in Eisenstadt
    Einblendung: Josef Cap
    Mitwirkende: Jenakowitsch, Rudolf [Gestaltung] , Cap, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1978.09.06 [Sendedatum]
    Ort: Eisenstadt [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Camp David-Gipfel beginnt, Ankunft von Begin und Sadat
    Mitwirkende: Sterbenz, Edgar [Gestaltung]
    Datum: 1978.09.06 [Sendedatum]
    Ort: Camp David [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Oskar Maria Graf Ausstellung im Museum des 20. Jhdt.
    Einblendung: Dr. Uwe Bauer, Hans Dollinger, Gisela Graf-Blauner
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Dollinger, Hans [Interviewte/r] , Bauer, Uwe [Interviewte/r] , Graf-Blauner, Gisela [Interviewte/r]
    Datum: 1978.09.06 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Museum des 20. Jahrhunderts [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf die Berliner-Festwoche
    Interview: Dr. Eckart
    Mitwirkende: Wichert, Lothar [Gestaltung] , Eckhardt, Ulrich [Interviewte/r]
    Datum: 1978.09.06 [Sendedatum]
    Ort: Berlin, Westberlin [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Theater ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1978.09.06
    Spieldauer 00:59:35
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Kerbler, Michael [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.09.06 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-780906_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt