Mittagsjournal 1978.09.29

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    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Guten Tag meine Damen und Herren, zum Mittagsschanal des aktuellen Dienstes begrüßt Sie Roland Machatschke.
    Papst Johannes Paul I. ist gestern Nacht nach nur 33 Tagen im Amt gestorben.
    Wir berichten aus Rom, wir bringen ein Gespräch mit Weihbischof Kretzl und eine Würdigung der Person des verstorbenen Oberhaupts der katholischen Kirche.
    Im Inlandsteil des Mittagsjournals berichten wir über die Pressekonferenz des provisorischen Generalintendanten des ORF, Gerd Bacher, und wir zitieren Pressestimmen zum überraschenden Ausgang der gestrigen Wahl.
    Ein weiterer Inlandsbericht beschäftigt sich mit der Konjunkturprognose des Österreichischen Wirtschaftsforschungsinstituts.
    Für den Kulturteil schließlich planen wir ein Gespräch mit dem deutschen Filmregisseur Süberberg, dessen Monumentalwerk Hitler, ein Film aus Deutschland, in der kommenden Woche im Filmmuseum in Wien zu sehen sein wird.
    Zu Beginn aber jetzt wie immer die Nachrichten.
    Als Chef vom Dienst verantwortlich für die Meldungen ist Rainer Warnecke.
    Gesprochen werden sie von Peter Fichner.
    VATIKAN
    Der unerwartete Tod vom Papst Johannes Paul I. hat in aller Welt Bestürzung ausgelöst.
    In einer Botschaft des Generalvikars für das Bistum Rom, Kardinal Poletti an die Priester und Gläubigen, heißt es, der verstorbene Papst habe sich innerhalb eines Monats die Zuneigung der Christen erworben.
    In den Reaktionen der Kardinäle aus aller Welt werden vor allem die Güte, die Einfachheit und das Lächeln des verstorbenen Papstes hervorgehoben.
    Kardinal König, der sich zu Besuch in Finnland aufhält, meinte, offenbar sei die Bürde, die der Papst zu tragen gehabt habe, zu viel für ihn gewesen.
    Kardinal König war ein persönlicher Freund des Papstes.
    Der Wiener Erzbischof Jachim hat in einer Stellungnahme im Fernsehen ebenfalls die Güte von Papst Johannes Paul hervorgehoben.
    Der Erzbischof von Canterbury, Coggan, das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche, sprach von einem schweren Schock, der die ganze Welt erschütterte.
    In Straßburg haben die Parlamentarier der beratenden Versammlung des Europarates mit einer Schweigemute des verstorbenen Papstes gedacht.
    In Rom sind bereits eine Reihe von Beileidstelegrammen prominenter Politiker eingetroffen.
    Der italienische Ministerpräsident Andreotti betonte, das Lächeln des Papstes werde allen Italienern als Zeichen der Heiterkeit und der Liebenswürdigkeit im Gedächtnis bleiben.
    Johannes Paul I. ist gegen 23 Uhr einem Herzschlag erlegen.
    Noch am Abend hatte er mit Kardinalstaatssekretär Villot aktuelle Fragen erörtert.
    Nach dem Abendessen zog er sich in seine Privaträume zurück.
    Sein Tod wurde erst heute früh entdeckt, als er nicht wie gewohnt zur Messe erschien.
    Johannes Paul wäre am 17.
    Oktober 66 Jahre alt geworden.
    Der verstorbene Papst ist erst am 26.
    August in einem der kürzesten Konklaven der Kirchengeschichte gewählt worden.
    Er hat sein Amt am 3.
    September angetreten und dabei erstmals auf die Krönung verzichtet.
    Johannes Paul mit bürgerlichem Namen Albino Luciani stammte aus einer Arbeiterfamilie in Venezien.
    Seit 1973 war er Kardinal und Patriarch von Venedig.
    Seine Wahl zum Papst hat er selbst als überraschend bezeichnet, weil er nur als Seelsorger galt und nie ein Amt in der Hierarchie des Vatikans innehatte.
    Der verstorbene Papst ist heute Mittag im Apostolischen Palast aufgebahrt worden.
    Der italienische Staatspräsident Pertini und Senatspräsident Fanfani haben ihm die letzte Ehre erwiesen.
    Die weiteren Entscheidungen über die Beisetzung werden morgen in einer Sitzung der in Rom anwesenden Kardinäle getroffen, an deren Spitze, wie nach dem Tod Papst Pauls VI., Kardinaldekan Confalonieri und der Kardinal Camerlingo Vio stehen.
    Nach der kirchlichen Verfassung muss das Konglave zur Wahl eines neuen Papstes zwischen dem 13. und dem 18.
    Oktober zusammentreten.
    Ägypten Nach Angaben der halbamtlichen Kairoer Zeitung Al-Ahram sollen die ägyptisch-israelischen Verhandlungen über den Abzug der Israelis von der Halbinsel Sinai am 10.
    Oktober auf Außenminister-Ebene eröffnet werden.
    Eine entsprechende Entscheidung ist gestern Abend in einem Telefongespräch zwischen dem ägyptischen Präsidenten Sadat und dem amerikanischen Präsidenten Carter getroffen worden.
    USA
    Präsident Carter hat gestern bei einer Pressekonferenz seine Friedensinitiative der Vereinigten Staaten im Libanon nicht ausgeschlossen.
    Carter betonte, es sei an der Zeit, in einer Konferenz aller beteiligten Parteien eine Lösung des Konflikts zu erreichen.
    Libanon.
    In Beirut ist es in der vergangenen Nacht neuerlich zu schweren Gefechten zwischen syrischen Einheiten der arabischen Friedenstruppe und rechtsgerichteten christlichen Milizen gekommen.
    Bei den Kämpfen wurden mindestens 15 Menschen getötet.
    Südafrika.
    Die beiden Häuser des Parlaments haben heute den früheren Ministerpräsidenten Forster zum neuen Staatspräsidenten gewählt.
    Forster hat erst vor kurzem sein Amt als Regierungschef aus Gesundheitsgründen zurückgelegt.
    Mit der heutigen Wahl tritt er die Nachfolge des im August verstorbenen Staatspräsidenten Diederichs an.
    Vereinte Nationen.
    Der Weltsicherheitsrat ist für heute einberufen worden, um das weitere Vorgehen in Namibia zu erörtern.
    In einer von den fünf westlichen Ratsmitgliedern ausgearbeiteten Resolution wird nach Angaben von Gewehrsleuten Südafrika, trotz der von der Regierung in Pretoria angekündigten Absicht, die Wahlen ohne Beteiligung der UNO durchzuführen, zur Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen aufgefordert.
    Der chinesische Außenminister Huang Hua hat in der Generaldebatte der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York erklärt, eine Verstärkung der europäischen Rüstung gegen einen möglichen sowjetischen Angriff sei im Interesse der Völker aller Länder.
    Die Bemühungen der westeuropäischen Staaten und anderer Länder, die nicht zu den Supermächten gehören, ihre Verteidigung aufzubauen und ihre wirtschaftlichen, politischen und militärischen Bündnisse zu stärken, dienten dem Weltfrieden, sagte Huang Hua.
    Die beiden Supermächte hingegen gefährdeten den Frieden durch ihren Kampf um eine Welthegemonie.
    Der chinesische Außenminister kritisierte allerdings in weit größerem Maß den, wie er sagte, Sozialimperialismus der Sowjetunion als die USA.
    Italien.
    Innerhalb von 24 Stunden haben Mitglieder der italienischen Terroristenorganisation Rote Brigaden zum zweiten Mal ein Attentat gegen einen Angestellten eines Automobilkonzerns verübt.
    Der 66-jährige Werkmeister von Alfa Romeo, Ippolito Bestonzi, wurde beim Verlassen seiner Wohnung in Mailand von drei jungen Leuten beschossen und in beide Beine getroffen.
    Die Attentäter fesselten ihr Opfer nach dem Anschlag und hängten ihm einen roten Stern, das Zeichen der Roten Brigaden, um den Hals.
    Erst gestern Vormittag war ein Werksleiter von Lancia in Turin erschossen worden.
    In Anrufen haben sich die Roten Brigaden bereits zu beiden Attentaten bekannt.
    USA Mit der Androhung gerechtlicher Schritte will die Regierung in Washington den seit Dienstag andauernden Ausstand der Eisenbahner beenden, durch den der Bahnverkehr in mehr als 40 Bundesstaaten lahmgelegt ist.
    Präsident Carter erklärte gestern, er habe ein Sondergremium eingesetzt, das den Arbeitskonflikt lösen solle.
    Demnach sind die Streikenden verpflichtet, zunächst für 30 Tage ihre Arbeit wieder aufzunehmen.
    Österreich
    Heute und kommenden Montag werden insgesamt mehr als 16.000 Soldaten in Garnisonen aller Bundesländer ihren Dienst antreten.
    Heute rücken etwa 1.000 Maturanten ein, die sich zu einer Laufbahn als Berufs- oder Reserveoffiziere entschlossen haben.
    Etwa 300 von ihnen dürften nach Schätzungen Berufsoffiziere werden.
    Am Montag werden 15.000 Präsenzdiener eingezogen.
    Philippinen.
    Der Herausforderer bei der Schachweltmeisterschaft, Viktor Korchnoi, hat heute die 27.
    Partie gegen Anatoly Karpov verloren.
    Korchnoi nahm die von gestern auf heute vertagte Partie nicht wieder auf.
    Damit führt der sowjetische Titelverteidiger mit 5 zu 2.
    Für die Erringung der Weltmeisterschaft fehlt Karpov nur noch ein Sieg.
    Das Wetter.
    Von einem markanten Tiefdruckgebiet nördlich der britischen Inseln gehen Störungsfronten aus, wobei eine zurzeit den Ostalpenraum überquert, eine weitere Front morgen Mitteleuropa erreichen wird.
    Dadurch darf man keine wesentliche Wetteränderung in unserem Bundesgebiet erwarten.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Abgesehen von lokalen Auflockerungen allgemein starke oder geschlossene Bewölkung.
    Strichweise weitere Niederschläge.
    Schneefallgrenze vorübergehend auf 1800 Meter steigend.
    Winde aus West bis Nordwest.
    Nachmittagstemperaturen 10 bis 15 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 3 bis 8 Grad.
    Die Aussichten für morgen Samstag.
    Meist stark bewölkt oder bedeckt.
    Strichweise weitere Niederschläge, Schneefallgrenze um 1500 Meter.
    Während der zweiten Tageshälfte örtlich Bewölkungsauflöckerung.
    Westliche Winde, Tageshöchsttemperaturen 12 bis 17 Grad.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien bedeckt Regen, 9 Grad, Südwind 5 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt, bedeckt Regen, 10° Windstil.
    Linz, bedeckt Regen, 12° Westwind, 20.
    Salzburg, stark bewölkt, 10° Südostwind, 15kmh.
    Innsbruck, heiter, 15° Südwestwind, 2.
    Bregenz, stark bewölkt, 13° Südostwind, 10kmh.
    Graz, heiter, 14° Windstil.
    Klagenfurt, heiter, 13° Windstil.
    10 Minuten nach 12 Uhr und zu Beginn unserer ausführlichen Berichterstattung der Tod des Oberhaupts der katholischen Kirche.
    Papst Johannes Paul I. ist nach einem Pontifikat vor nur 33 Tagen gestern Nacht gestorben.
    Wir schalten nun nach Rom zu Alfons Dalma.
    Wie überraschend die Nachricht vom Tode des Papstes Johannes Paul I., die Christenheit und die Welt trifft, ist symbolisch in der Dramaturgie des heutigen Morgens im Vatikan enthalten.
    Albino Luciani war ein Frühaufsteher.
    Er pflegte die ersten Tagesstunden als die beste Zeit des Denkens und der Arbeit zu loben.
    Spätestens um fünf Uhr früh war es seine Gewohnheit aufzustehen.
    Eine halbe Stunde später las er die Messe.
    Die Ordensschwestern seines Haushaltes hielten sich daran, knapp vor sechs einen Milchkaffee und zwei Stück Brot auf seinen Arbeitstisch zu stellen.
    Dieser geordnete Ablauf der Dinge funktionierte heute früh plötzlich nicht.
    Als der päpstliche Sekretär Pater Maggi zur Frühmesse um 5.30 Uhr erschien, staunte er, dass der Papst nicht die Verabredung hielt.
    Da er auch im Arbeitszimmer nicht zu finden war, dachte der irische Mitarbeiter des Papstes, vielleicht hätte die uralte Weckuhr, die Albino Luciani seit 30 Jahren überall und in allen Lebenslagen mit sich trug, diesmal versagt.
    Allerdings der Papst wachte meistens schon vor dem Weckerläuten auf.
    Als Pater Maggi den Schlafraum betrat, bot sich seinem Blick ein Bild von friedlicher Ruhe, wie schon im Morgensjournal erwähnt werden konnte.
    Der Papst lag entspannt im Bett, leicht gestützt auf den linken Arm, mit einem Buch auf dem Bettrand, als ob er beim Lesen eingeschlafen wäre.
    Auf seinem Gesicht schwebte das inzwischen in der ganzen Welt so bekannt und vertraut gewordene leise Lächeln.
    Am Nachtkasten brannte noch das Licht.
    Der Tod war gestern Abend zwischen 23 und 24 Uhr eingetreten.
    Ein akuter Herzinfarkt.
    Mit einem Monat und zwei Tagen gehört dieses so hoffnungsvoll und in einer freudigen Atmosphäre begonnene Pontifikat zu den kürzesten der 2000-jährigen Kirchengeschichte
    ist aber keineswegs ohne Präzedenzfall.
    Über die frühen Jahrhunderte fehlen genaue Zeitangaben, aber seit dem 7.
    Jahrhundert gab es elf Päpste, die nur einen Monat oder weniger regierten.
    Bonifaz VI.
    im 9., Czölestin IV.
    und Hadrian V. im 13.
    Jahrhundert waren sogar nur 15 Tage in ihrem hohen Amt.
    Urban VII.
    wurde am 15.
    September 1590 gewählt und starb schon 13 Tage später.
    Zeit genug, um sich die Liebe des römischen Volkes durch seinen sofortigen Einsatz für die Armen und durch die Verteilung seines Privatvermögens an die Wohltätigkeitsinstitute zu erwerben.
    Der letzte Fall dieser Art liegt aber allerdings schon mehr als dreieinhalb Jahrhunderte zurück.
    Alexander Medici
    dessen Wahl als Leo XI.
    mit größtem Enthusiasmus in ganz Europa begrüßt worden ist, starrt am 27.
    April 1605, 27 Tage nach seiner Wahl.
    Die Erschütterung in Rom heute lässt sich kaum beschreiben.
    Kein Papst der neueren Zeit ist so schnell und unmittelbar in das allgemeine Bewusstsein seiner Zeit,
    als eine unentbehrliche und selbstverständliche, persönliche und geistige Präsenz hineingewachsen.
    Der Horizont der Kirche schien sich in verklärtem Licht auf eine gute Zukunft ausgeweitet zu haben.
    An den drei Sonntagen, an denen Johannes Paul I. zum Mittagsangelus am Petersplatz erscheinen konnte, hatten sich solche Menschenmassen versammelt, wie sie sonst nur bei den größten und exzeptionellen Ereignissen zusammenströmen.
    Seit seiner Antrittsrede vor 33 Tagen lag über dem Vatikan und dem Papsttum so etwas wie eine permanente Osterstimmung.
    Nun setzt sich aber der traditionelle und perfekt eingespielte Mechanismus der Kirchenverfassung in Bewegung.
    Der Kardinal Kemmerer, der Kirche und Staatssekretär des Vatikans Jean Villot übernimmt die Interimsregierung,
    gestützt auf das Kardinalskollegium unter dem Vorsitz des 83-jährigen Kardinaldekans Confalonieri.
    An die Kardinäle in aller Welt ist bereits die Verständigung und die Aufforderung, nach Rom zu kommen, ergangen.
    110 Mitglieder des Kardinalskollegiums, das heißt des Konklates, werden imstande sein, an der Wahl des Nachfolgers teilzunehmen, spätestens in 20, frühestens in 15 Tagen.
    Und inzwischen wird der verstorbene Papst bereits seit heute Mittag im Audienzsaal des Vatikanischen Palastes aufgebahrt, werden Vorkehrungen für das Begräbnis und für die Wahl des Nachfolgers vorgenommen.
    Sehr langsam laufen aus aller Welt Reaktionen von Staatsmännern und kirchlichen Würdenträgern ein.
    So unerwartet ist der Tod von Papst Johannes Paul wohl gekommen.
    Kardinal König, der zu einem offiziellen Besuch in Finnland ist, erklärte dort, dass die Bürde des Amtes für den Papst offenbar zu groß gewesen sei.
    Über den Tod des Papstes und über das bevorstehende Konklave der Kardinäle spricht nun Helmut Bock mit dem Wiener Weihbischof Helmut Kretzl.
    Weihbischof Dr. Kretzl, der Papst ist tot.
    Was bedeutet dieser Tod für die katholische Kirche?
    Was verliert die katholische Kirche an diesem Papst, der mit seinem Namen ja eine gewisse Kontinuität ausdrücken wollte?
    Wir stehen so unter dem Eindruck dieses plötzlichen Todes, der völlig unerwartet war, dass wir die Bedeutung, glaube ich, noch gar nicht richtig abschätzen können.
    Beim ersten Gedanken an dieses so kurze Pontifikat
    Glauben wir aber doch, dass es, obwohl nach außen hin kaum spektakuläre Entscheidungen oder überhaupt keine spektakulären Entscheidungen gesetzt worden sind, es eine gewisse Weichenstellung bedeutet.
    Ich glaube, der so kurz regierende Papst hat uns ein Erbe hinterlassen, das uns eine Verpflichtung bedeutet.
    Er hat der Kirche noch mehr als bisher die Augen geöffnet für die Not in der Welt.
    und immer wieder in seinen Ansprachen, die er bisher gehalten hat, betont, wo die Not liegt, im physischen Hunger, aber auch in der moralischen Not, in der Unterdrückung, in der vielfältigen Not in der ganzen Welt, besonders in der dritten Welt, und dass sich die Kirche diesen Fragen stellen muss.
    Zweitens hat er uns, glaube ich, gezeigt, wie man sich dieser Not stellen kann, nämlich
    aus dem Glauben heraus in einer gewissen Gelassenheit, fast müsste man sagen Gelöstheit und Heiterkeit, weil wir den Eindruck haben, dass gerade die Kirche im Hinblick auf die Zukunft hier der Welt einen ganz großen Dienst zu leisten hat.
    Und dafür wollte er sich ja total einsetzen.
    Er hat die Kontinuität betont.
    Ich glaube, auch das war kein Zurück, sondern eher der Gedanke,
    Wenn die Kirche diese schweren Aufgaben nach außen hin erfüllen muss, dann muss sie endlich loskommen von allzu innerkirchlichem Disput, muss wieder näher zusammenrücken um das Wesentliche, weil nur dann hat sie die Kraft, diese Aufgaben nach außen hin auch zu erfüllen.
    In diesem Sinn Kontinuität, Zusammenrücken um das Wesentliche, um stark zu sein für die Aufgaben, die die Zukunft an uns herantragen werden.
    Er war ja ein einfacher Papst, der hat keine Papstkrönung gehabt, der hat nur eine Amtseinführung gehabt.
    Hat sich darin schon ausgedrückt, sein Wesen?
    Ganz bestimmt.
    Der Zug zu den Armen war nicht nur ein Zug aus einer Doktrin gleichsam heraus, sondern
    aus seinem ganzen Leben.
    Er ist selbst ein armer Mensch gewesen, von seiner Herkunft her, hat in all seinen Positionen arm gelebt und hat dadurch auch so überzeugend gewirkt.
    Das Wort, wir müssen uns den Armen zuwenden, hat er beispielhaft auch gelebt.
    Er war kein spektakulärer Papst.
    Keineswegs.
    Er war der schlichte Papst, aber vielleicht ist das umso auffallender,
    Wenn unsere Zeit zu überreizt ist, dann ist es, glaube ich, sehr heilsam, einmal einen solchen Menschen zu finden, der in seiner Natürlichkeit, Bescheidenheit, fast eine Ausnahme bildet.
    Und in diesem Sinn war er wieder spektakulär.
    Er wird kaum groß in die Kirchengeschichte eingehen, denn er hat keine großen Zeichen gesetzt, nach außen hin.
    Ist er eigentlich ein Papst, der hat ja nur ein Monat lang diese Würde inne gehabt?
    Ist er eigentlich jener Papst, der am kürzesten dieses Amt inne hatte?
    Das ist er nicht.
    Wir haben in der Kirchengeschichte geblättert, Zöllestin IV.
    ist im Jahr 1241 am 25.
    Oktober gewählt worden und ist bereits am 10.
    November gestorben.
    Leo XI.
    ist am 1.
    April 1605 gewählt worden, am 10.
    April gekrönt worden und ist am 27.
    April gestorben.
    Also diese Pontifikate waren noch kürzer.
    Aber seit dem 17.
    Jahrhundert ist mir kein Pontifikat bekannt, das nur annähernd so kurz war.
    Wie wird es jetzt weitergehen?
    Wieder ein Konklave?
    Wieder die Kandidaten?
    Wieder das Bangen und Hoffen der Kirche auf einen neuen Papst?
    Dieses bevorstehende Konklave hat eine ganz eigenartige Ausgangsposition.
    Es ist ein Konklave, wie wir es in den letzten Jahrhunderten nie erlebt haben, wo Kardinäle zusammenkommen, die sich durch das letzte Konklave, das so kurz zurückliegt, so gut kennen, die auch den Bonus einer Meinungsbildung über das, was die Kirche heute braucht, so stark für sich haben wie noch nie.
    Beim letzten Konklave waren ja von den 111 Wahlberechtigten
    der allergrößte Teil Neulinge für eine Papstwahl.
    Diesmal haben Sie alle Erfahrung.
    Sie kennen sich, Sie kennen die Situation der Kirche, Sie sind sicher auch beeindruckt von diesem letzten Papst, sodass dieses Konglavi unter einem ganz besonderen Stern stehen wird.
    Es gab verschiedene Kandidaten das letzte Mal.
    Werden dieselben Kandidaten, glauben Sie, wieder genannt werden?
    Oder gibt es eigentlich schon aufgrund des letzten Konglaves irgendwelche Präferenzen?
    Durch das Lessikon-Glabe scheint doch die Tendenz zum Ausdruck gekommen zu sein, dass man einen pastoral, das heißt seelsorglich ausgerichteten Papst eher sucht als einen allzu diplomatischen, als einen allzu politischen Papst.
    Danke vielmals, Herr Dr. Grötzl.
    Zum Pontifikat von Papst Johannes Paul I. lässt sich nach nur 33 Tagen natürlich wenig sagen.
    Umso mehr aber zur Person und zur Persönlichkeit des Verstorbenen.
    Dolores Bauer.
    Tu es Petrus, das ist Fels.
    Und dieser Fels heißt Demut.
    So wurde für Papst Johannes Paulus I. das Christuswort abgewandelt.
    Humilitas, Demut.
    Das war die Devise Albino Lucianis, die er in seinem Bischofswappen trug.
    In Demut nahm er am 26.
    August nach einem der kürzesten Konklave der Kirchengeschichte die Wahl der 77 von 111 stimmberechtigten Kardinäle an.
    Seine ersten Worte damals, zu einem Zeitpunkt, da Rom noch rätselte, ob der Rauch über der Sixtina schwarz, grau oder vielleicht doch weiß sei, seine ersten Worte waren
    Gott möge euch verzeihen, was ihr mir mit dieser Wahl angetan habt.
    Eminentissimum ac reverendissimum dominum dominum albinum.
    Sancte Romane Ecclesiae Cardinalem Luciani.
    Mit demütig fragender, beinahe entschuldigender Gebärde stand er dann auch auf dem Balkon über dem Hauptportal der Peterskirche, rang nach Worten, lächelte und konnte sich nicht zum pluralis majestaticus der Päpste entschließen, sondern sprach als ich, als Mensch zu den Menschen, die ihm zujubelten.
    Und in Demut wird er wohl auch den milden Tod angenommen haben, der ihm in der Nacht auf heute das Buch, in dem er gerade las, aus den Händen genommen hat.
    Es war sicher eines der kürzesten Pontifikate und doch wird das Bild dieses demütigen, herzlichen Menschen, wird sein Lachen unvergessen bleiben.
    Albino Luciani wurde am 17.
    Oktober 1912 in Forno di Canale in der norditalienischen Provinz Belluno geboren.
    Sein Vater, ein Sozialist alten Schlages, als Paffenfresser bekannt, lehrte ihn, welche Verbitterung entstehen kann, wenn die Antwort der Kirche auf die Sorgen der Menschen unzulänglich ist.
    Er musste sich im Ausland als Maurer verdingen, um seine Familie ernähren zu können.
    Das Gastarbeiterkind Albino hatte eine harte, eine entbehrungsreiche Kindheit, die ihn Bescheidenheit lehrte.
    Mit 23 Jahren wurde er zum Priester geweiht, arbeitete etwa 20 Jahre lang als Seelsorger in seiner Heimatdiözese
    wurde dann Bischof von Vittorio Veneto und 1969 Erzbischof von Venedig.
    Vor fünf Jahren erhielte aus den Händen Papst Paul VI.
    den Kardinalspurpur und damit automatisch auch den Titel eines Patriarchen von Venedig.
    In der sozialistischen Zeitung Republika fand ich am Tage nach Lucianis Wahl zum neuen Papst eine Karikatur, die wohl sehr typisch war.
    In feinen Strichen war da ein Mann mit Mitra in einer Gondel stehend gezeichnet, der ein Bündel und ein Köfferchen vor sich liegend, auf die am Horizont erscheinende Kuppel von St.
    Peter zurudert.
    Mit leichtem Gepäck, auch im übertragenen Sinn gemeint, fuhr er denn auch gen Rom, wo bedeutende italienische, aber auch ausländische Kirchenfürsten als Papabile gehandelt wurden.
    Man rächelte mit einem erfahrenen Diplomaten, mit einem handfesten Kirchenpolitiker, der die Kirche in diesen schwierigen Zeiten leiten sollte.
    In Zeiten, die eskalierende innenpolitische Krisen erwarten ließ.
    Zeiten, in denen auch weltpolitisch die Zeichen auf Schurm stehen.
    Zeiten, in denen sich viele der rund 700 Millionen Katholiken von ihrer Kirche verraten und verlassen fühlen.
    Manche, vielleicht viele, haben damals in diesen heißen Augusttagen zwischen dem Begräbnis Paul VI.
    und dem Beginn des Konklave wohl auch still um einen Hirten gebetet.
    Und ein Hirte, ein weiser und heiliger Mann, wie Kardinal Leacaro ihn genannt hat, ging denn auch ebenso unerwartet wie unumstritten aus der Wahl hervor.
    Ich kann mich hier nur auf den verstorbenen Papst Paul berufen, der beim Antritt seines Pontifikats gesagt hat, dass die Wahl eines Papstes nicht nur von den Kardinälen abhängt, sondern von der ganzen Kirche.
    Das heißt, dass in diesen Tagen alle Gläubigen dafür beten müssen, dass die Kardinäle erleuchtet werden.
    Man müsse der Kirche einen Papst geben,
    der den Zeiten angepasst ist.
    Alle Zeiten sind schwierig.
    Auch unsere Zeit hat ihre Schwierigkeiten.
    Gott kennt die Herzen der Menschen.
    Er wird wissen, wer gewählt werden muss.
    Den, den er schon erwählt hat.
    So wird sich nochmals erfüllen, was Jesus bereits den Aposteln gesagt hat.
    Nicht ihr habt mich ausgewählt, sondern ich
    habe euch ausgewählt.
    Viele Gläubige, aber auch die an der Wahl beteiligten Kardinäle waren später davon überzeugt, dass sie nur mittelbar die Wahl entschieden, dass sie einen gewählt hätten, der schon erwählt war.
    Erwählt und bestellt für eine kurze, allzu kurze Frist.
    Was dies zu bedeuten hat, werden wir wohl erst später erfahren.
    Untertitel der Amara.org-Community
    Zwei Minuten vor halb eins, Inlandsberichterstattung im Mittagsjournal.
    Einen überraschenden oder sogar, wie in vielen Zeitungen heute zu lesen steht, einen sensationellen Ausgang nahm gestern die Wahl des provisorischen Generalintendanten des österreichischen Rundfunks durch das ORF-Kuratorium.
    Mit 16 gegen 13 Stimmen bei einer Enthaltung wurde Gerd Bacher, der Generalintendant der Jahre 1967 bis 1974, nominiert.
    Gemäß Rundfunkgesetz wurde nach dieser provisorischen Bestellung mit einfacher Mehrheit der Posten neu ausgeschrieben.
    Am 19.
    Dezember wird das Kuratorium des ORF zum zweiten Mal versuchen, einen Kandidaten mit zwei Drittel Mehrheit zu wählen.
    Gelingt das nicht, genügt dann die einfache Mehrheit für eine definitive Bestellung auf vier Jahre.
    Bereits am 13.
    Oktober, vor Ablauf der Verträge der Intendanten und Direktoren, mit Ausnahme der Landesintendanten von Niederösterreich und Salzburg, wird Gerd Bacher seine Kandidaten dem Kuratorium vorstellen und versuchen, für sein Team eine Mehrheit in diesem Gremium zu finden.
    Natürlich ist die Wahl Gerd Bachers Hauptthema aller Zeitungen nicht nur im redaktionellen Teil, sondern auch in den Kommentaren.
    Einen Querschnitt der Meinungen hat Wilfried Seifer zusammengestellt.
    Von den bisher aufliegenden Tageszeitungen hat eine einzige keinen Kommentar zur gestrigen überraschenden Wahl auf dem Königlberg.
    Das Salzburger Volksblatt, das im Salzburger Kiesel Verlag erscheint.
    Der Name des Generaldirektors des Kiesel Verlages, Gerd Bacher.
    In allen anderen Zeitungen, wie gesagt, nur ein Thema.
    Am ehesten behält man noch den Überblick, wenn man die Kommentare in einer groben Zweiteilung zusammenfasst.
    In Bacher Gegner und Bacher Behörwörter.
    Einer der schärfsten Kritiker und Gegner Bachers war bis 1974 der Kolumnist Staberl in der Kronenzeitung.
    Heute liest man.
    Es scheint noch eine irdische Gerechtigkeit zu geben.
    Der Sieg Bachers und die Blamage der SPÖ mit Oberhammer sind der Beweis dafür.
    Und nun weiter in der Kritikerliste.
    Manfred Scheuch, Chefredakteur der Sozialistischen Arbeiterzeitung.
    Eines Blattes also, das gestern noch in seiner Schlagzeile verkündete, Gerd Bacher hat keine Chance.
    Scheuch, heute?
    Das jetzt nicht auszusprechen, hieße Lügen.
    Die Wahl von Gerd Bacher zum ORF-Generalintendanten,
    Mag die Bestellung auch nur interimistisch sein, ist ein Prestigeverlust für die sozialistische Partei.
    Übrigens, der Titel über diesen Kommentar in der Arbeiterzeitung lautet Zumutung für Österreich.
    Gerhard Lindinger nun im sozialistischen Oberösterreichischen Tagblatt unter dem Titel Vortrefflich genossen.
    Die Entscheidung, die offenbar völlig unbeeinflusst von angeblich letzten Vergatterungsversuchen am Mittwoch auch von URF-Kuratoren mitgetragen wurde, die der SPÖ zugeschrieben worden waren, signalisiert ein Waterloo der sozialistischen Medienpolitik.
    War Otto Oberhammers Bestellung 1974 ein Fehl- bis Missgriff, so kam diesmal überhaupt eine Riesenbatsche zustande, die nicht kleiner wird dadurch, dass es sich um ein Provisorium handelt.
    Wirtbacher, der Donnerstag mit einfacher Mehrheit gewählte, dann nicht Generalintendant, hat Österreich einen Märtyrer mehr, die unabhängige Presse aber Munition für ein Trommelfeuer, aus dem die SPÖ wie ORF nur schwer, unramponiert herauskommen dürften.
    Ernst Primosch in der gleichfalls sozialistischen Kärntner Tageszeitung.
    Es geht einfach nicht anders Spitzenpolitiker bis zur letzten Sekunde Kandidaten ihrer Vorstellung forcieren und selbst angesichts möglicherweise zu erwartender unangenehmer Überraschungen nicht von ihrer Sturen Linie abweichen und nicht einen Konsens suchen.
    Gegenüber den Schallmeinklängern der Oppositionssprecher sollte man sich jedoch verschließen, um den Weg für neue Kandidaten freizumachen.
    Josef Friedler in der sozialistischen Neuen Zeit Graz untersucht die Varianten, welche der drei sozialistischen oder SPÖ-nahen Kuratoren nicht gegen Bacher gestimmt haben.
    Drei Theorien.
    Eine ist lächerlich, zwei sind wegen ihrer empörenden Verdächtigungen von der Hand zu weisen.
    Wo liegt die Wahrheit?
    Stehen vielleicht drei Kuratoren seit eh und je unter dem vollkommen falschen Verdacht, Rote zu sein?
    Das wäre eine Erklärung, für die sich niemand genieren müsste, außer jene, die sich in einer ernsten Frage so sehr irrten.
    Ein Antibacher-Kommentar, heute auch in der Amtlichen Wiener Zeitung, verfasst von Rudolf Antoni.
    Ein weiterer Grund für die Entscheidung, Bacher zu küren, mag wohl auch der gewesen sein, dass in ungeschickterster Weise die Diskussion lediglich auf drei Kandidaten für die Funktion des Generalintendanten zugespitzt worden war.
    Wie unter Hypnose starten URF Kuratoren auf Bacher, Oberhammer und Zilk, ohne auch nur in Erwägung zu ziehen, dass es unter den Bewerbern auch Persönlichkeiten gibt, die etwas besser als die ins Spiel gebrachten geeignet wären.
    Und als letzte Kritikerstimme Ernst Fettner in der kommunistischen Volksstimme.
    Uns Kommunisten kann man jedenfalls nichts in die Schuhe schieben.
    Man hat uns ja vom Kuratorium ausgeschlossen.
    Für den CDU-Bacher hätten wir sicher nicht gestimmt.
    Zur Rolle der sozialistischen Partei und zur Frage, wie es nun weitergehen soll, Gerhard Neureiter in den Salzburger Nachrichten.
    Wenn die SPÖ gescheit ist, demonstriert sie ihre demokratische Grundhaltung und schluckt Bacher.
    Schließlich hat er bisher als Einziger in Österreich bewiesen, dass er den URF unabhängig führen kann.
    Freilich könnte die SPÖ versuchen, die Blamage vom Donnerstag mit Brutalität auszubessern, indem nun für die Wahl des endgültigen Generalintendanten eine Dampfwahlzehenbewegung gesetzt wird, die Bacher ausschaltet.
    Aber ob das der Österreicher verstehen würde?
    Die SPÖ hat schon einmal Wahlen, nicht zuletzt wegen des Rundfunkgesetzes, verloren.
    Am gewählten Bacher, auch wenn nur provisorisch, jetzt einfach Rache zu nehmen und auf seine Stürz loszuarbeiten, das kann nur in ein bedenkliches Stadium führen.
    Wenn es der SPÖ gelingt, einen anderen Kandidaten doch noch durchzubringen, dann ist alles peinlicher denn je.
    Denn ein dritter Kandidat würde jedenfalls nie das Anhängsel los, das nur reine Parteipolitik ihn mit Gewalt an die URF-Spitze schubste.
    Fritz Tjocklich, Grazer Kleinen Zeitung.
    Es muss für eine Parteiführung, die den URF zielbewusst in ihren Einfluss bringen oder zumindest neutralisieren wollte, eine herbe Enttäuschung sein, ein Jahr vor den nächsten Nationalratswahlen ein so wichtiges Instrument wie den URF in der Hand eines Mannes zu wissen, den man Jahre hindurch zu einem Buhmann aufgeblasen hat.
    Findet sich die SPÖ-Führung aber mit dieser Tatsache nicht ab, könnte diese Niederlage andere und noch viel ärgere Niederlagen zwangsläufig heraufbeschwören.
    Thomas Kohr, Herr in der Tageszeitung, die Presse.
    Niemand weiß heute, wie der definitive URF-Generalintendant wirklich heißen wird.
    Aber alle wissen, dass einer hochmütig und übermütig gewordenen Regierungspartei der größte Denkzettel seit vielen Jahren verpasst worden ist.
    Wer die SPÖ kennt, weiß, dass sie solche Niederlagen schwer verwindet.
    Sie ist gut geraten, wenn sie nicht mit Tiefschlägen antwortet.
    Das politische Klima wird sich auch so genug verschlechtern.
    Peter Klauer im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Was heute noch die SPÖ als grauen empfindet, könnte morgen schon als morgengrauen erkannt werden.
    Und schließlich der Kurier-Kurzkommentar unter dem Titel Die Walschen.
    Dass er so geklatscht, dass man es bis nach Paris gehört haben muss, wo Bruno wieder einmal den Frieden im Nahen Osten rettet.
    Jetzt wird er vermutlich seinen Freund Sadat als Vermittler zwischen den zerstrittenen Zilk- und Oberhammer-Fans in seiner eigenen Partei bemühen müssen.
    So herzlich konnte man schon lange nicht lachen, wie über diese selbsternannten Medienexperten von Benja über Blecher bis Graz, die vor lauter Interrogieren und Manipulieren über ihre eigenen Füße gestolpert sind.
    Gerd Bacher wieder gewählt.
    Das waren Pressestimmen zur Wahl Gerd Baches und nun die Stimme des provisorischen Generalintendanten des ORF selbst.
    Von der Pressekonferenz Baches im Wiener Hotel Intercontinental meldet sich jetzt direkt über Funk Johannes Fischer.
    Nach vier Jahren Exil also wieder in den ORF, zumindest vorläufig, zurückgekehrt.
    Gerd Bacher, wie gehört gestern überraschend vom ORF-Kuratorium zum provisorischen Generalintendanten auf drei Monate bestellt, heute in einer Pressekonferenz seine Anliegen, Pläne und Vorstellungen darlegend.
    Die Bestellung durch das ORF-Kuratorium habe ihn, Bacher, selbstverständlich überrascht.
    Gleichzeitig aber habe er es nicht als überraschend in der Sache selbst empfunden.
    Bachers Begründung?
    Weil in den letzten Jahren und bis zu den letzten Tagen hin
    die Mehrzahlen der Kuratoriumsmitglieder, auch der sozialistischen Kuratoriumsmitglieder, mir immer wieder attestiert hat, dass ich den Rundfunk 67 bis 74 fachlich anständig geführt hätte und dass sie mich wählen würden, wiederum zum Chef dieses Unternehmens, wenn sie könnten, wie sie wollten.
    Gestern haben offensichtlich ausreichend viele gekonnt, wie sie gewollt haben und daher bin ich jetzt der provisorische Generalintendant.
    Das sehe ich aber nicht als Anlass eines Triumphs an
    einer Genugtuung, einer Wiedergutmachung, sondern ich sehe das als eine ganz enorme Chance an und ich bitte auch die Öffentlichkeit und die sogenannten relevanten Gruppen,
    dem Unternehmen, dem ORF und mir diese Chance zu einem neuen Beginn zu geben.
    Diese neue Chance, von Bacher eben angesprochen, sollte aber nur bedeuten, den ORF aus der Parteipolitik herauszuhalten, nicht aber aus der Sachkritik an diesem Medium, die selbstverständlich sei.
    Drei Hauptpunkte nannte Bacher für seine künftige Arbeit.
    Erstens, dem Wunsch des Publikums nach einem guten Programm zu entsprechen.
    Das Zweite, die zweite Hauptaufgabe ist, den ORF auf eine Rundfunklandschaft vorzubereiten, die ihn vor die größte Herausforderung seit seinem Bestehen stellen wird, nämlich auf die große Konkurrenz der neuen Medien, die entweder schon da sind
    oder die eben im Kommen sind.
    Kabel, Heimelektronik, Satellit und so weiter.
    Und drittens, das ganz alltägliche, aber außerordentlich wichtige, nämlich das Management dieses großen Unternehmens.
    Es handelt sich ja hier um ein großes Unternehmen, das Milliarden öffentlicher Gelder braucht und verbraucht.
    das Management dieses großen Unternehmens nach fachlichen Gesichtspunkten zu betreiben, ohne der Öffentlichkeit ständig den Eindruck des Überfordertseins zu geben.
    noch nicht erfüllt.
    Meiner Meinung nach wurden die Programme weniger verbessert als vielmehr die Kräfte zersplittert.
    Da wird man sich den Kopf zu zerbrechen haben, wie man das vermeiden kann und es ist überhaupt keine Frage, dass das auch in die Verantwortung des Generalintendanten fällt.
    Einen Punkt der künftigen Aufgaben des ORF mochte Bacher besonders herausstreichen.
    Die Aufgaben des Unternehmens im Zeichen neuer Medienlandschaften.
    Angesichts der neuen Medien, die auf uns zukommen und der Programmfülle, von der man sich jetzt noch schwer eine Vorstellung machen kann, ist jeder quantitative Ehrgeiz des ORF absurd.
    Alle Anstrengung muss der Qualität gelten, um Österreich im künftigen Programm-Dschungel, kann man ruhig sagen, seh- und hörbar zu erhalten.
    Hier, so wie der Holtebacher, werde der ORF vor der wohl schwierigsten Herausforderung überhaupt stehen.
    Es gelte, sie zu meistern.
    Im Übrigen wiederholte Bacher seine auch schon dem Kuratorium vorgebrachten Einzelvorstellungen.
    Einige Details, Regionalisierung, nach einer Denkpause sollte man hier neu beginnen, Ausbau der Information, Aufbau von Fachredaktionen, Einrichtung von Kulturbeiräten zur Verbesserung der Beziehungen ORF und Künstler und vieles andere mehr.
    Genereller Wunsch des Generalintendanten, der auf drei Monate jetzt bestellt ist provisorisch an die politischen Parteien.
    Wenn sich alle relevanten Gruppen des Landes
    dazu bereit finden könnten, uns dieses Moratorium, dieses Auseinandersetzungsmoratorium für etwa ein halbes Jahr oder ein Jahr einzuräumen, so wäre das ja meiner Meinung nach kein sehr unbilliger Wunsch noch dazu, wo die Nutzenesser ja sicherlich nicht nur im Hause, sondern vor allem außerhause sitzen.
    Ein halbes Jahr sollte also nach den Vorstellungen Bachers der ORF aus der Parteipolitik herausgehalten werden.
    Ob dieser Wunsch Bachers allerdings erfüllt wird, wird spätestens die Kuratoriumssitzung des ORF am 19.
    Dezember zeigen, bei der ein neuer Generalentenant definitiv bestellt werden soll.
    Ob dieser dann Bacher oder anders heißt, ist derzeit noch nicht abzusehen.
    Soweit mein Bericht von der Pressekonferenz und damit wieder zurück zum Funkhaus.
    Reporter war Johannes Fischer.
    Heute Vormittag hat das Wirtschaftsforschungsinstitut seine Prognose über die wirtschaftliche Zukunft Österreichs im kommenden Jahr veröffentlicht.
    Bereits bekannt ist die Prognose des Instituts für höhere Studien, des sogenannten Ford-Instituts, das für das kommende Jahr höhere Arbeitslosenzahlen erwartet und da nur ein sehr schwaches Wirtschaftswachstum fast an einen Konjunkturstillstand glaubt.
    Das Wirtschaftsforschungsinstitut dagegen ist nicht so pessimistisch.
    Die Fachleute dort erwarten eine, wenn auch bescheidene Konjunkturerholung, keine Verschlechterung der Arbeitslosenzahlen und schließlich auch eine geringere Inflationsrate als das Ford-Institut.
    Mit dem Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts, mit Professor Hans Seidel, sprach Helmut Klezander.
    Die österreichischen Wirtschaftsforscher sind sich momentan über die Zukunftserwartungen nicht einig.
    Herr Prof. Seidl, Sie haben heute die Wirtschaftsprognose des Wirtschaftsforschungsinstituts vorgelegt.
    Vergleicht man nun Ihre Zahlen mit den Erwartungen des Instituts für Höhere Studien, des sogenannten Ford-Instituts, so kann man tiefgreifende Unterschiede feststellen.
    Sie, Herr Prof. Seidl, erwarten für das nächste Jahr 3% Wirtschaftswachstum in Österreich.
    Das Institut für Höhere Studien glaubt nur an 1,6%, also knapp mehr als die Hälfte davon.
    Wieso dieser große Unterschied in den Prognosen?
    Nun, vielleicht sollte man zunächst einmal sagen, die Septemberprognosen sind immer erst ein erstes Abtasten künftiger Möglichkeiten.
    Im Grunde laufen die Unterschiede auf folgende Aussage hinaus.
    Das Wirtschaftsforschungsinstitut nimmt an, dass die Konjunktur schwach bleiben wird, aber sich nicht nennenswert verschlechtert.
    Wir nehmen an, dass wir ein bisschen an der Belebung der internationalen Konjunktur partizipieren, aber nicht sehr stark.
    Während das Ford-Institut annimmt, dass die österreichische Konjunktur im Jahre 1979 weiter zurückgehen wird und erst im Jahr 1980, das Ford-Institut macht auch für 1980 Vorschauen, erst für das Jahr 1980 wird ein Wirtschaftswachstum von 4% dann unterstellt.
    Also es dreht sich einfach darum, dass das Ford-Institut noch
    einen Rückgang der Konjunktur annimmt, während wir angesichts der bestehenden weltwirtschaftlichen Perspektiven mit einer sehr mäßigen Erholung rechnen.
    Welche Perspektiven sind das konkret?
    Was bringt zu der Annahme, dass es uns im nächsten Jahr um so viel besser gehen könnte als heuer?
    Man muss bei der Beurteilung der Wachstumsraten 78 und 79 berücksichtigen, dass heuer, 1978,
    das Nationalprodukt durch die sogenannten Fuzikäufe des Jahres 1977 gedämpft wurde und zwar um etwa ein Prozent.
    Sie erinnern sich, die Autokäufe, die in das Jahr 77 vorgezogen wurden, die Käufe verschiedener anderer dauerhafter Konsumgüter und Investitionsgüter.
    Nun, wenn nichts anderes geschieht, als dass dieser dämpfende Effekt wegfällt, dann würde allein aus diesem Grunde das Nationalprodukt im Jahr 1979 um ein Prozentpunkt höher sein als heuer.
    Also von den drei Prozent sind ein Prozentpunkt Verschiebungseffekte und die eigentliche
    Konjunkturelle Komponente beträgt in unserer Schätzung nur 2% und 2% ist sicherlich nur eine mäßige Wachstumsrate.
    Kurz noch zu der Wirtschaftslage im heurigen Jahr.
    Sie sagen, es wird wahrscheinlich ein Wirtschaftswachstum in der Größenordnung von 2% erreicht werden können.
    Das Ford-Institut geht von 1,3% aus.
    Nun, das Jahr ist in vier Monaten zu Ende.
    Können sich in diesen vier Monaten noch derartig tiefgreifende Unterschiede ergeben?
    Wir haben eineinhalb Prozent im Prognosepapier stehen.
    Wir halten es nur für möglich, dass es zwei Prozent werden.
    Unterschiede können sich deshalb ergeben, weil erstens die Statistik hinten nachhinkt.
    Ich weiß zwar richtig, dass es nur mehr vier Monate das Jahr ausmacht, aber die Statistik liegt erst bei der Jahresmitte.
    Unterschiede können sich weiter daraus ergeben, dass Zahlen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung korrigiert sind und dass man davor warnen muss, Nationalproduktzahlen als eine sehr genaue Maßgröße zu nehmen.
    Also auf ein halbes Prozent genau kann kein Land der Welt Nationalproduktzahlen messen.
    Zum Abschluss, Herr Prof. Seidl, in den nächsten Tagen wird die Arbeit für das Budget weitergehen.
    An welche Studie soll sich der Finanzminister nun bei der Planung für den Staatshaushalt halten?
    Wenn er die optimistische Prognose zur Grundlage nimmt, dann hat er höhere Steuereinnahmen, weniger Soziallasten für die Arbeitslosen.
    Nimmt er die pessimistischere, dann hat er weniger Steuereinnahmen und mehr Ausgaben.
    Wohin soll sich der Finanzminister bei der Beurteilung der Grundlagen wenden?
    Ich persönlich würde meinen, dass der Finanzminister sich in der Budgetplanung jedenfalls an einer mittleren Wachstumsrate orientieren sollte bei der Einnahmenschätzung.
    Sollte diese Wachstumsrate nicht erreicht werden, dann käme es zwar zu geringen Steuereinnahmen und das Defizit wäre dann etwas größer, aber eine solche Defizitvergrößerung wäre unter diesen konjunkturellen Umständen durchaus wünschenswert.
    Herr Professor, ich danke für das Gespräch.
    Dieses Gespräch mit dem Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts Professor Seidel führte Helmut Klezander.
    Geistig behinderte Menschen gehören in unserer Gesellschaft zu den hilfebedürftigsten Minderheiten.
    Normal entwickelte Mitbürger begegnen ihnen meist mit Unbehagen.
    Und obwohl die Zeit der mittelalterlichen Narrentürme vorbei ist, bleibt doch noch in rechtlicher und gesellschaftspolitischer Hinsicht viel für die Geistig Behinderten zu tun.
    In der Wiener Hofburg beschäftigt sich vom 1. bis zum 6.
    Oktober der siebente Weltkongress der Internationalen Liga zugunsten geistig Behinderter mit diesen Problemen.
    1.500 Eltern und Fachleute aus 60 Ländern diskutieren die Fragen im Zusammenhang mit der Betreuung der Behinderten, wobei bewusst auf fachmedizinische Bereiche verzichtet wird.
    Mit dem geschäftsführenden Präsidenten der österreichischen Dachorganisation Lebenshilfe für Behinderte mit Dr. Walter Aigner sprach Hans Fockenhuber.
    Herr Dr. Aigner, das Gesamtmotto dieses Kongresses heißt Entscheidungen.
    Welche Entscheidungen gibt es für die Behinderten hier in Österreich?
    Es gibt für uns als Gesellschaft, für uns als Familien eine ganze Reihe von Entscheidungen, die wir für unsere geistig behinderten Mitbürger zu treffen haben.
    An vorderster Stelle dieser Entscheidungen steht sicherlich unsere Bereitschaft, inwieweit wir bereit sind,
    den geistig behinderten Mitmenschen in unsere Gemeinschaft zu integrieren und ihn als normalen Teil unseres Lebens anzusehen und ihm auch jene Förderung zuteilwerden zu lassen, damit sein Potenzial im höchstmöglichen Ausmaß entwickelt wird, damit er zu einer Selbstentfaltung als Persönlichkeit kommen kann und einen höchstmöglichen Grad auch an Selbstständigkeit erreicht.
    Dieser Kongress wird von der internationalen Elternvereinigung organisiert und durchgeführt.
    Welche Chance haben eigentlich öffentliche Einrichtungen, welche Chance haben Ämter hier, helfend einzugreifen?
    Liegt die Initiative nicht doch wieder beim Einzelnen, liegt sie nicht bei den Eltern?
    Ja, ich würde sagen, die Initiative muss überall liegen.
    Wir Eltern sehen
    uns natürlich hier schon als Schrittmacher in der Behindertenpolitik.
    Es ist sicherlich unsere Aufgabe, die öffentliche Hand, den Politiker, die Behörden, auf diese Anliegen aufmerksam zu machen.
    Wir sind auch hier schon sehr weit gekommen, nicht nur in Österreich, sondern auch weltweit.
    Und wir müssen hier eine Bewusstseinsbildung hervorrufen, die die entsprechenden Fördermaßnahmen dann für geistig behinderte Menschen bringt.
    Zum Thema Bewusstseinsbildung.
    Für politische Parteien fallen ja die Geistigbehinderten als Wähler aus.
    Sie sind zumeist voll entmündigt und dürfen nicht wählen.
    Welche Resonanz finden Sie bei den politischen Parteien?
    Finden Sie hier Verständnis?
    Ja, wir finden schon sehr viel Einzelverständnis beim einzelnen Politiker, beim einzelnen Beamten.
    Aber es ist eine Tatsache, dass das Verständnis der
    politischen Parteien und der Behörden mit diesem Einzelverständnis noch nicht ganz Schritt halten kann.
    Und auch hier sehen wir unsere Aufgabe als Elternbewegung, dass wir quasi das institutionelle Verständnis vertiefen wollen.
    Und es ist ja nicht nur so, dass man hier quasi von einem Nichtwähler reden soll, von den 45.000 geistig behinderten Österreichern, die es gibt.
    für die wir übrigens eine Form anstreben, die eine Pflegschaft ohne Entmündigung letzten Endes sein soll.
    Es ist also nicht nur ein Problem der behinderten Menschen selbst, sondern auch der Familien.
    Und die engsten Angehörigen der geistig behinderten Menschen ergeben in Österreich immerhin einen Kreis von rund 300.000 Staatsbürgern.
    Nun ist es aber doch so, dass die meisten dieser Familien völlig unvorbereitet mit der Geburt eines geistig behinderten Kindes konfrontiert werden.
    Sie wissen nicht, was sie tun sollen.
    Was sollen sie tun?
    Ja, auch hier sehen wir als Eltern, die einmal diesen Schock
    Erkennung einer geistigen Behinderung des eigenen Kindes durchgemacht haben, unsere Aufgabe, den Eltern, die jetzt in diesem Augenblick oder vielleicht morgen und in Zukunft vor dem Problem stehen, Mut zu machen, Mut zu machen zum Annehmen dieses geistig behinderten Kindes.
    einen Sinn und eine Erfüllung darin zu sehen, dieses Kind zu fördern und ihm einen möglichst normalen Platz in unserer Gemeinschaft zu verschaffen.
    Dazu wollen wir den Eltern Mut machen, aber dazu muss auch die Gemeinschaft und die Gesellschaft als Ganzes mittun, dass man eben den geistig behinderten Menschen als normalen Teil unserer Umwelt akzeptiert, dass man bereit ist, sich mit ihm zu treffen, zu versuchen, mit ihm zu kommunizieren und gemeinsame Dinge im gemeinschaftlichen Leben durchzuführen.
    Herr Dr. Aigner, recht herzlichen Dank für dieses Gespräch.
    In acht Minuten ist es ein Uhr.
    Wien ist der Schauplatz der deutschsprachigen Erster Führung einer viel diskutierten filmischen Abrechnung mit dem Nationalsozialismus.
    Ab Montag zeigt das Österreichische Filmmuseum und im Anschluss daran ein Wiener Kino Hans-Jürgen Süberbergs siebenstündigen Streifen »Hitler.
    Ein Film aus Deutschland«.
    Mit seinen bisherigen Filmen – Ludwig II., Karl May und einem Interview mit Winifred Wagner – verbindet diesen Film der Versuch, die psychologischen Wurzeln des Nationalsozialismus aufzuspüren.
    Josef Kernst sprach mit dem Regisseur über dessen Arbeiten und über seine Schwierigkeiten, in seiner Heimat Unterstützung zu finden.
    Hans-Jürgen Süberberg und sein geschichtspsychologisches Mammutwerk Hitler, ein Film aus Deutschland.
    Hier in Wien, das ist ein Filmemacher, der für seine Arbeiten jene Bestätigung im Ausland sucht, die in seiner Heimat ausblieb.
    Der Regisseur versteht sich als Einzelgänger, dessen ästhetische Methoden in der Bundesrepublik verkannt, dessen Tätigkeiten verhindert werden.
    Die Ursprünge für diesen Konflikt sieht Süberberg in der historischen Tradition des deutschen Films und der Einstellung von Filmkritikern und Verantwortlichen.
    Deutschland ist nach 1945 weitgehend wie überhaupt die westliche Welt amerikanisiert worden.
    Deutschland musste sich entscheiden für Ost und West und ist geteilt worden.
    Westdeutschland, von dem wir jetzt sprechen,
    hat die amerikanischen ästhetischen Modelle am Sklavischen übernommen.
    Und jetzt ist plötzlich etwas entstanden in Deutschland, sowohl in der Produktion, also Filmproduktion, als auch in dem Bewertungssystem, etwas entstanden, was meines Erachtens nicht den deutschen Möglichkeiten und Traditionen entspricht.
    Ich spreche immer noch nicht von meinen Dingen.
    Als ich nun anfing, Filme zu machen, kam ich da hinein und habe mir meinen Weg suchen müssen und habe dann ab einem bestimmten Zeitpunkt, ungefähr vor fünf Jahren, mit dem Ludwig
    war es also ganz offensichtlich, einen eigenen Weg gefunden.
    Das wiederum war nicht nur für die Beurteiler, für die Kritiker ungeübt, also der Filmkritik ungeübt zu beurteilen, sondern das war tabu.
    im Film und unserer Zeit entsprechend ein adäquates Produkt entstanden, was wir fassen können, was wir analysieren können, wo Konflikte sind, die auch uns entsprechen."
    Auf die Frage nach der gegenwärtigen Situation für vielen Scharfende, die sich außerhalb der gewohnten Normen bewegen, sagte uns Süberberg.
    Deutschland ist wirklich, wie Hand gesagt, also in Abgrund verdammt und eine Weltsenke geworden und diese Leute sind einfach
    Wenn sie gewählt würden, wären sie sofort weg, weil sie das Klassenziel nicht erreichen im Spiel der Demokratie.
    Sie haben einen Journalistenverband und das wird wie eine Gewerkschaft.
    Also die Partei oder das Ministerium, das diese Gelder verpeilt, wendet sich an verschiedene Lobbys, Interessengruppen, unter anderem auch an die
    Journalisten per, die dort vertreten sind, also an diese Journalisten, Arbeitsgemeinschaft oder Gewerkschaft und die stellen nun Wählen, ein, zwei Leute.
    Diese ein, zwei Leute wählen dann die Filmpreise, das heißt Preise heißt Geld, Produktionsmittel fürs nächste Jahr und dann sind die anderen, die den nun gewählt haben, solidarisch, das heißt sie loben die Preisverteilung.
    Bisher suchte Hans-Jürgen Süberberg die Anerkennung im Ausland.
    So wurden die Aufführungen seines Hitler-Films in London und Paris zu erfolgen.
    Le Monde schrieb ein episches, philosophisches, esoterisches Schauspiel, das ins Herz der Phantasmen einer Zivilisation hinabtaucht.
    Dennoch ist Süberberg pessimistisch, was die Zukunft betrifft.
    Er ergibt sich teils resigniert, aber auch kämpferisch.
    Zehn Jahre, solange ich Filme mache, hat sich das bei mir ablesen lassen und das hatte damals ja noch gar nichts zu tun mit irgendwelchen politischen, direktpolitischen Positionen, sondern das war einfach eine andere Art, Filme zu konzipieren.
    Wenn es gar nichts mehr gibt oder nur unflirtige Sachen, dann
    wird es mir schwer.
    Dann kann ich nur mehr so reagieren, indem ich einfach einen Gegenballkorb starte und auf diese Art und Weise versuche, das bewusst zu machen, was uns tötet.
    Kommende Woche in Wien, auf neutralem Boden sozusagen, hat das Publikum Gelegenheit, Süberbergs Arbeit gegen die Vorwürfe seiner Kritiker abzuwägen.
    Und nach diesem Beitrag von Josef Kernst nun ins Nachrichtenstudio.
    Vatikan.
    Der unerwartete Tod Papst Johannes Paul I. hat in aller Welt Bestürzung ausgelöst.
    Kardinal König, der sich zu einem Besuch in Finnland aufhält, meinte, offenbar sei die Bürde, die der Papst zu tragen gehabt habe, zu viel gewesen.
    Der Wiener Erzbischof Jachim hat in einer Stellungnahme im Fernsehen die Güte von Johannes Paul hervorgehoben.
    Der verstorbene Papst ist heute Mittag im Apostolischen Palast aufgebahrt worden.
    Die Entscheidung über die Beisetzung wird erst in einer Sitzung der in Rom anwesenden Kardinäle getroffen.
    Die Leitung der katholischen Kirche liegt nunmehr zum zweiten Mal innerhalb von sechs Wochen in den Händen des französischen Kardinals Villot.
    Nach der kirchlichen Verfassung muss das Konglave zur Wahl eines neuen Papstes zwischen dem 13. und 18.
    Oktober zusammentreten.
    Österreich Der mit der Leitung des ORF betraute Gerd Bacher sagte heute in einer Pressekonferenz, seine Bestellung zum provisorischen Generalintendanten habe in ihm kein Gefühl des Triumphes oder der Genugtuung aufkommen lassen.
    Er sehe seine Wahl vielmehr als enorme Chance für einen neuen Beginn an.
    Als Hauptpunkte für die künftige Arbeit im ORF nannte Bacher, dem Wunsch des Publikums nach einem guten Programm zu entsprechen, den ORF auf eine Landschaft vorzubereiten, die für ihn die größte Herausforderung seit dem Bestehen ist, nämlich die neuen Medien, Kabel, Heimelektronik und Satellit und schließlich das Management des Unternehmens, das nach fachlichen Gesichtspunkten zu betreiben sei.
    Das Wirtschaftsforschungsinstitut hat heute eine optimistische Prognose für das kommende Jahr vorgelegt.
    Demnach ist für 1979 ein dreiprozentiges Wirtschaftswachstum zu erwarten, die Inflationsrate soll auf drei Prozent sinken und die Arbeitslosenzahl nur geringfügig, nämlich von heuer 60.000 im Jahresdurchschnitt auf etwa 70.000 steigen.
    Nahe Osten.
    In einem Telefongespräch zwischen dem ägyptischen Präsidenten Sadat und dem amerikanischen Präsidenten Carter wurde gestern entschieden, die ägyptisch-israelischen Verhandlungen über den Abzug der Israelis von der Halbinsel Sinai am 10.
    Oktober auf Außenminister-Ebene zu eröffnen.
    Unterdessen hat der israelische Oppositionsführer Peres nach Angaben der Nachrichtenagentur Agence France-Presse die Hoffnung auf eine Beteiligung Jordaniens an den Friedensverhandlungen ausgesprochen.
    Peres, der sich zurzeit in Paris aufhält, hob hervor, er würde einen jordanisch-palästinensischen Staat, einem unabhängigen palästinenser Staat in Westjordanien, vorziehen.
    Südafrika.
    Die beiden Häuser des Parlaments haben heute den früheren Ministerpräsidenten Forster zum neuen Staatspräsidenten gewählt.
    Damit tritt Forster die Nachfolge des im August verstorbenen Staatspräsidenten Diederichs an.
    Und mit diesen Kurznachrichten haben wir auch das Mittagschanal beendet.
    Wir melden uns wieder mit neuen ausführlichen Informationen um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 im Abendschanal.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.09.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.09.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Papst Johannes Paul I. gestorben - Hergang und Vorbereitungen für Nachfolge
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1978.09.29 [Sendedatum]
    Ort: Vatikan [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit Weihbischof Helmut Krätzl zu Tod des Papstes
    Interview: Weihbischof Helmut Krätzl
    Mitwirkende: Bock, Hellmuth [Gestaltung] , Krätzl, Helmut [Interviewte/r]
    Datum: 1978.09.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Portrait des Papstes
    Einblendung: Johannes Paul I.
    Mitwirkende: Bauer, Dolores [Gestaltung] , Johannes Paulus <Papa, I> [Interviewte/r]
    Datum: 1978.09.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Gerd Bacher
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung]
    Datum: 1978.09.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Kultur ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz: Gerd Bacher
    Einblendung: Gerd Bacher
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Bacher, Gerd [Interviewte/r]
    Datum: 1978.09.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Kultur ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Prognose des WIFO
    Interview: Prof. Seidl
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Seidel Hans [Interviewte/r]
    Datum: 1978.09.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    7. internationaler Kongreß zugunsten geistig Behinderter
    Interview: Prim. Dr. Walter Eigner
    Mitwirkende: Vockenhuber, Hans [Gestaltung] , Eigner, Walter [Interviewte/r]
    Datum: 1978.09.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medizin ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Erstaufführung des Hitler Filmes von Hans Jürgen Sybergerg in Wien
    Interview: Hans Jürgen Syberberg
    Mitwirkende: Kernst, Josef [Gestaltung] , Syberberg, Hans Jürgen [Interviewte/r]
    Datum: 1978.09.29 [Sendedatum]
    Ort: Wien [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten

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    ORF [Produzent]
    Datum 1978.09.29 [Sendedatum]
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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt