Mittagsjournal 1978.10.04

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Untertitel der Amara.org-Community
    Und hier ist das Studio des Mittagsschannals.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Am Mikrofon ist Roland Machatschke.
    Vor den Nachrichten ein kurzer Blick auf unser geplantes Programm ausführlicher Berichte bis 13 Uhr.
    Aus Österreich bringen wir eine Stellungnahme aus der Ölindustrie zum Vorschlag des Finanzministers, dass Ölkonzerne Gewinnanteile direkt an den Staat abführen sollen.
    Und wir berichten über die Eröffnung des ersten Hauses für misshandelte Frauen in Wien.
    Einige Schlagzeilen zu unserer Auslandsberichterstattung, neue schwere Kämpfe zwischen christlichen Libanesen und Syrern in Beirut, Friedensplan der französischen Regierung für den Libanon, politische Besuche des italienischen Kommunistenchefs Berlinguer in Paris, Moskau und Belgrad und Lage der christlichen Kirchen in den Oststaaten.
    Im Kulturteil schließlich berichten wir unter anderem über die Uraufführung eines österreichischen Autors in Wien.
    Zu Beginn dieses Programms aber jetzt, wie erwähnt, die Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Raimund Heller.
    Gesprochen werden die Meldungen von Annemarie Berthet.
    Lieber Nonn.
    Die Kämpfe zwischen syrischen Einheiten der sogenannten pan-arabischen Frieden-Streitmacht und christlichen Milizen in Beirut dauern mit unvermindeter Intensität an.
    Nach Angandir-Falangisten sind in den vergangenen 24 Stunden mehr als 500 Menschen zum Großteil Zivilisten ums Leben gekommen oder verletzt worden.
    Im Morgengrauen stand der gesamte von Christen bewohnte Ostteil der Hauptstadt unter pausenlosem Artilleriebeschuss.
    Auch die Orte in den nahegelegenen Vierteln waren Ziel von Angriffen der syrischen Einheiten.
    Das Hauptwasserwerk in dem christlichen Bezirk wurde total zerstört.
    Ein riesiges Öldepot in der Nähe gingen Flammen auf.
    Mehrmals getroffen wurden auch die Krankenhäuser im Kampfgebiet.
    Ihre Kapazität ist bereits erschöpft.
    Sie können die zahlreichen Verwundeten nicht mehr versorgen.
    Staatspräsident Sarkis hat für heute eine Kabinettssitzung einberufen.
    Dabei wird er voraussichtlich seinen bereits vor zwei Tagen angekündigten Sicherheitsplan vorlegen.
    Dieser könnte mit den französischen Vorschlägen weitgehend übereinstimmen, wonach die panarabische Friedenstruppe durch Einheiten der neuen libanischen Armee ersetzt werden soll.
    Die Situation im Libanon steht im Mittelpunkt intensiver Gespräche am Rande der Generaldebatte der UNO-Vollversammlung in New York.
    Die Vereinten Nationen erwägen auch die Evakuierung ihrer Vertreter aus Beirut.
    Die Ablöse des ägyptischen Kriegsministers Gamassi wird nach den Worten des stellvertretenden Ministerpräsidenten Tahoumi auf die zwischen Gamassi und dem israelischen Verteidigungsminister Weizmann getroffenen Vereinbarungen keine Auswirkungen haben.
    Tahoumi erklärte vor Journalisten wörtlich, Weizmann solle sich keine Sorgen machen.
    Auch nach dem Ausscheiden Gamassis werde es keine Änderung der Übereinkünfte geben.
    Gamassi ist gestern von Präsident Sadat von seinen Posten abgelöst und zum persönlichen Militärberater ernannt worden.
    Der neue, noch nicht bestellte Kriegsminister wird diesen Titel jedoch nicht mehr führen.
    Angesichts der raschen Fortschritte bei den Bemühungen um einen Frieden mit Israel soll der Leiter des militärischen Ressorts nun Verteidigungsminister genannt werden.
    Vatikan.
    Der nach nur 33-tägiger Amtszeit in der vergangenen Woche verstorbene Papst Johannes Paul I. wird heute in Rom feierlich beigesetzt.
    Zur Teilnahme an der Trauerzeremonie werden mehr als 100.000 Menschen aus allen Ländern der Welt erwartet.
    Die Feier soll vor dem Petersdom abgehalten werden.
    Bei schlechtem Wetter wird sie allerdings in das Innere der Kirche verlegt.
    Unterdessen ziehen nach wie vor hunderte Menschen an der Bahre des verstorbenen Papstes vorbei.
    Österreich Zum Auftakt des 10.
    Gewerkschaftstages der Bau- und Holzarbeiter in Wien hat die Fraktion Christlicher Gewerkschafter in einer Resolution erklärt, dass ein weiterer wirtschaftlicher und sozialer Aufstieg der Arbeitnehmer von besonderen Maßnahmen der Budget-, Steuer- und Wirtschaftspolitik der Bundesregierung abhänge.
    Die Ausbau der sozialen Sicherheit, die Arbeitsplatzsicherung, die Lösung der Wohnbaufinanzierung und die Verhinderung der Winterarbeitslosigkeit sowie die Wiederherstellung einer ausgeglichenen Zahlungsbilanz gehörten zu einer gesunden Arbeitnehmerpolitik für die Bau- und Holzarbeiter.
    Die Fraktion christlicher Gewerkschaften, Bauholz, betont in der Resolution, dass sie auch in Zukunft die Beschlüsse des Gewerkschaftstages unterstützen werde.
    Der Wiener Rechtsanwalt Wolfgang Aigne, der gestern im Auftrage von Amnesty International zur Beobachtung eines Gerichtsverfahrens nach Brünn gereist war, wurde bei seiner Rückkehr nach Österreich von den tschechoslowakischen Grenzbehörden zwei Stunden festgehalten und eine Leibesvisitation unterzogen.
    Die Beamten beschlagnahmten Notizen des Anwaltes.
    Schon in Brünn war Aigner festgenommen und dreieinhalb Stunden verhört worden.
    Das Verfahren richtete sich gegen drei junge Männer, die wegen des Abspielens von Aufnahmen der Musikergruppe Plastic People of the Universe und wegen Vervielfältigung der Karte 77 vor Gericht gestellt wurden.
    Ein Urteil ist noch nicht ergangen.
    Großbritannien.
    Der sowjetische Schriftsteller Anatoly Kuznetsov, er lebt seit 1969 im Exil in London, ist gestern Abend in kritischem Zustand in ein Krankenhaus gebracht worden.
    Kuznetsov war mit dem vor kurzem in Großbritannien ermordeten Bulgaren Georgi Markov befreundet.
    Nach Angaben von Scotland Yard gibt es im Krankheitsfall Kuznetsovs keine verdächtigen Umstände.
    Sein Freund Markov war am 7.
    September an Blutvergiftung gestorben, vier Tage nachdem er, nach eigenen Angaben, auf der Straße von einem Mann mit einer vergifteten Schirmspitze gestochen worden war.
    Italien
    In einer der vier Wohnungen, die den Terroristen der Roten Brigaden als Unterschlupf gedient haben, wurde aufschlussreiches Material über die Entführung des christlich-demokratischen Parteipräsidenten Aldo Moro gefunden.
    Wie italienische Zeitungen heute melden, hat die Polizei vier Fotografien und Briefe Moros entdeckt, die während der Geiselnahme aufgenommen bzw.
    geschrieben worden sind.
    Die Polizei soll auch eine vollständige Liste der bei der Moro-Entführung am 16.
    März benutzten Waffen und Fahrzeuge beschlagen haben.
    Die Entdeckung der konspirativen Wohnungen in der Nacht zum vergangenen Sonntag hatte zur Verhaftung von neun Mitgliedern dieser italienischen Terroristenorganisation geführt.
    Frankreich.
    Die Parlamentarische Versammlung des Europarates hat gestern Abend einstimmig einer Empfehlung zugestimmt, in der die OECD, die Organisation für Europäische Zusammenarbeit und Entwicklung in Paris, aufgefordert wird, klare Maßstäbe für ein qualitatives Wirtschaftswachstum zu erarbeiten.
    In einem vom Wirtschaftsausschuss vorgelegten Bericht wird nachgewiesen, dass die gegenwärtige Arbeitslosigkeit nicht mehr mit der herkömmlichen quantitativen Wachstumspolitik beseitigt werden könne.
    Es bedürfe eines neuen Wachstums, heißt es weiter, bei dem auch die Belastungen der Umwelt in Betracht gezogen werden müssten.
    Bundesrepublik Deutschland
    Die Zahl der Arbeitslosen ist im September gegenüber dem Vormonat um fast 60.000 gesunken.
    Das teilte die Bundesanstalt für Arbeit, die Dachorganisation der Deutschen Arbeitsämter in Nürnberg, heute mit.
    Auch die Zahl der Kurzarbeiter ist in der Bundesrepublik Deutschland von August auf September um 15.240 auf etwa 109.200 zurückgegangen.
    Nach den Worten des Präsidenten des Zentralen Arbeitsamtes Stinge deuteten diese Zahlen auf einen lebhaften Herbstaufschwung der Wirtschaft hin.
    Der Kurs des amerikanischen Dollars ist heute bei Eröffnung des Devisenhandels auf der Frankfurter Börse weiter auf 1,90 Mark gesunken.
    Gestern, bei Geschäftsabschluss, wurde die amerikanische Währung noch mit 1,91 Mark gehandelt, nachdem der amtliche Mittelkurs auf einen neuen Tiefstand von 1,92 Mark gesunken war.
    Österreich
    In monatelanger Kleinarbeit ist es den Erhebungsbeamten des oberösterreichischen Landes-Gendarmerie-Kommandos gemeinsam mit der Interpol und der Kriminalpolizei in München und Augsburg jetzt gelungen, Licht in einen der größten Fleischskandale der letzten Jahre zu bringen.
    Nach Angaben der Gendarmerie wurden rund 1,1 Millionen Kilogramm südafrikanisches Wild auf dem Umweg über Freistaat in Oberösterreich nach Bayern verkauft.
    Da südafrikanisches Wild bis vor kurzem nicht in die Bundesrepublik Deutschland eingeführt werden durfte, hat ein Wildgroßhändler in Freistaat die ursprungs- und tierärztlichen Zeugnisse gefälscht und das Wild als österreichische Reh und Hirsche an seinen Auftraggeber in Bayern exportiert.
    Der Wert der Ware, die auf diese Weise unter falscher Bezeichnung auf den deutschen Markt kam, liegt bei etwa 150 Millionen Schilling.
    Das waren die Meldungen.
    Und nun zum ausführlichen Wetterbericht.
    Die Wetterlage.
    Der Ostalpenraum verbleibt im Einflussbereich des oberitalienischen Tiefdrucksystems, dessen Schwerpunkt sich in der Folge nordostwärts verlagert.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Nur noch örtlich aufgelockert bewölkt, sonst überwiegend starke Bewölkung.
    Gebietsweise Regen.
    Im Laufe des Tages absinken der Schneefallgrenze auf 1800 Meter.
    Mäßige Winde aus Süd bis West.
    Nachmittagstemperaturen in den Niederschlagsgebieten 10 bis 14 Grad.
    Sonst 15 bis 21 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 4 bis 12 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen.
    Im Süden örtlich aufgelockert bewölkt, sonst meist starke Bewölkung und gebietsweise Niederschläge.
    Winde aus Südwest bis Nordwest, Tagestemperaturen 9 bis 15 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 19 Grad, Südwind 10 km in der Stunde.
    Eisenstadt wolkig, 22 Grad, Südostwind 30.
    Linz stark bewölkt, 13 Grad, Westwind 20 km in der Stunde.
    Salzburg bedeckt Regen, 11 Grad, Nordwestwind 25 km in der Stunde.
    Innsbruck bedeckt Nieseln, 11°C Windstille.
    Bregenz bedeckt Regen, 8°C Südwestwind, 5°C Gradstark bewölkt, 15°C Windstille und Klagenfurt stark bewölkt, 13°C Windstille.
    Es ist jetzt elf Minuten nach zwölf.
    Vor Monaten bereits hat die Arbeiterkammer gefordert, Heizöl sollte aufgrund der günstigen Einkaufsmöglichkeiten der Mineralölfirmen billiger werden, da der Dollarkurs sinkt und Rohöl eben in Dollar verrechnet wird.
    Diesbezügliche Verhandlungen sind allerdings im Sand verlaufen.
    Bautenminister Moser hat vor kurzem gefordert, die Bundesmineralölsteuer zu erhöhen, um mehr Mittel für den Straßenbau zu erhalten.
    Und Finanzminister Andrusch hat gestern nach dem Ministerrat einen Vorschlag gemacht, wonach vorerst ohne Benzinpreiserhöhung mehr Geld für den Straßenbau aus dem Benzinpreis geholt werden kann, und zwar auf dem Weg über die Mineralölsteuer.
    Der Steueranteil am Liter Treibstoff liegt derzeit bei knapp unter 50 Prozent.
    Was nun die Mineralölwirtschaft von solchen Plänen hält, darüber sprach Herbert Hutter mit Friedrich Ebeling, Generaldirektor von Mobil Austria.
    Herr Generaldirektor Ebeling, der Herr Finanzminister hat gestern nach dem Ministerrat einen Vorschlag gemacht bzw.
    die Forderung erhoben, Mittel für den Straßenbau von den Gewinnen der Erdölwirtschaft abzuschöpfen und zwar dergestalt, dass der Benzinpreis zwar vorerst gleich bleiben soll, dass aber die Gewinne, die die Erdölfirmen aufgrund des niedrigen Dollarkurses machen, vom Staat abgeschöpft und dem Straßenbau zur Verfügung gestellt werden sollen.
    Vielleicht darf ich ein paar Zahlen nennen, um die Sache einmal ins Bild zu setzen.
    30 Groschen auf Benzin und Dieselkraftstoff wären etwa 1,4 Milliarden im Jahr.
    Also Einnahmen für den Staat?
    Einnahmen für den Staat.
    1,4 Milliarden, die nach dem Konzept des Herrn Finanzministers aus der Tasche der Mineralölwirtschaft kommen würden.
    Nun, Sie erinnern von unserer Bilanzpressekonferenz, dass wir im letzten Jahr an dem Mineralölgeschäft 6 Millionen Schilling nach Steuern verdient haben.
    Wenn ich die 1,4 Milliarden, die das jetzt kosten würde, auf unseren Markteinteil umlege, dann würde uns als Firma 200 Millionen treffen.
    Sie sehen, 6 Millionen im letzten Jahr, 200 Millionen Mindereinnahmen im nächsten Jahr.
    Es ist eine Relation, die uns beunruhigt.
    Wenn die Supergewinne, von denen hier gesprochen wird, tatsächlich da wären, würde der Finanzminister über die Einkommensteuer ja 62 Prozent dieser Gewinne ohnehin bekommen.
    Nun darf ich einräumen, dass durch den Verfall des Dollarkurses natürlich unsere Ertragslage in diesen Jahren besser geworden ist, als sie im letzten Jahr war.
    Wir haben in den vergangenen Jahren wegen der Preisregelung Verluste gemacht und wir sind in diesem Jahr erstmals in der Lage an der Mineralölverarbeitung und dem Verkauf der Produkte etwas Geld zu verdienen.
    Das soll uns jetzt weggenommen werden und ich glaube, dass darüber gesprochen werden muss.
    Und zwar in welcher Form?
    Ich habe also sorgfältig gelesen, heute morgen in der Zeitung, was der Herr Finanzminister gesagt hat.
    Er meint, dass also die Rabattierung nicht nach aufgehoben werden müsste.
    Und nun will ich Ihnen dazu vielleicht ein paar Zahlen noch nennen.
    Wir haben im Durchschnitt dieses Jahres, der Monate Januar bis Juli, für das Rohöl einen Kurs von etwa 15 Schilling gehabt.
    Diese 15 Schilling, wenn ich annehme, dass der Kurs so bliebe und ich ferner annehme, dass im nächsten Jahr die Kosten für die Pflichtlagerung steigen, dann würde das bedeuten, dass wir bereits im Januar des nächsten Jahres wieder negativ wären.
    Wenn ich jetzt rechne, dass der gegenwärtige Kurs, heute Morgen war er, glaube ich, oder gestern war er, etwas unter 14, fortbestehen würde über eine lange Zeit,
    dann kann man über solche Dinge durchaus reden.
    Ein weiterer Faktor, der uns beunruhigt, ist, dass wir ja damit rechnen müssen, dass die Rohölpreise im nächsten Jahr erhöht werden.
    Wenn wir Anfang des Jahres eine Preiserhöhung bekommen für Rohöl und der Kurs so bleibt, wie wir ihn jetzt haben, dann müssen wir einen Preisantrag stellen, ohne dass eine Mineralölsteuer erhöht werden kann und von uns getragen werden kann.
    Wenn ich davon ausgehe, dass es eine Mineralölsteuererhöhung gibt, der Kurs bei 14 Schilling bleibt, für das nächste Jahr sagen wir, und keine Rohölpreiserhöhung kommt, dann kann man natürlich über eine teilweise Absorption der Mineralölsteuererhöhung, wenn sie kommen sollte, durch die Mineralölwirtschaft reden.
    Könnte man Ihrer Ansicht nach nicht kurzfristig den Entwicklungen auf dem Währungsmarkt Rechnung tragen in einer flexibleren Preisgestaltung der gesamten Erdölprodukte?
    Die Verhandlungen um eine Verbilligung des Heizöls aufgrund der Dollarschwäche ist ja im Sand verlaufen und jetzt im Herbst ist ja wohl kaum mehr damit zu rechnen.
    Ja, die ist deswegen im Sand verlaufen, weil natürlich jetzt das Thema Mineralölsteuererhöhung auf Kosten der Mineralölwirtschaft im Raum steht.
    Und man wird natürlich nicht freiwillig dort etwas hergeben, obwohl man das also vielleicht könnte, wenn man gar nicht weiß, was also passiert.
    Mit anderen Worten, Herr Generaldirektor, Sie sind der Ansicht, wenn der Finanzminister mit seinen Forderungen durchkommt, dann ist für den Konsumenten also nichts mehr drinnen?
    Nein, es ist überhaupt nichts drin für den Konsumenten.
    Die Preise würden gleich bleiben im günstigsten Fall, aber ich habe gesagt, unter der Annahme, dass der gegenwärtige Dollarkurs andauert, was wir nicht wissen, und dass es keine Rohölpreiserhöhung gibt, was außerordentlich zweifelhaft ist.
    Abschließend, für den Fall, dass die OPEC die Rohölpreise erhöht, werden Sie also einen Preisantrag im nächsten Jahr stellen?
    Das müssten wir, ja.
    Vielen Dank für dieses Gespräch.
    Mit Mobil-Generaldirektor Ebeling sprach Herbert Hutter.
    Wir setzen fort mit der Inlandspresseschau.
    Die Zitate hat Johannes Fischer ausgewählt.
    Der Abschluss der Beamtenverhandlungen mit einer Gehaltserhöhung von 4,2 Prozent ab 1.
    Jänner des kommenden Jahres ist heute zentrales Thema der innenpolitischen Kommentare.
    So meint etwa Josef Laschober in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Mit dem Gehaltsabschluss dürften die Beamten zufrieden sein.
    Auch unter dem Wunsch, es hätte ein wenig mehr sein müssen.
    Es ist gut, dass diesmal gewerkschaftliche Drohungen erspart blieben.
    Das spricht für Einsicht und Vernunft.
    Denn angesichts der Finanzlage des Staates und noch unabsehbarer Entwicklungen sollte eigentlich allen viel mehr bewusst werden, dass ungezügeltes Fordern nur zum Nachteil gereicht.
    Meint Josef Laschow bei den oberösterreichischen Nachrichten.
    Peter Gnahm kritisiert in der Kronenzeitung die Gewerkschaftsstrategie.
    Schlecht beraten waren auf alle Fälle die Beamtengewerkschafter.
    Sie haben mit ihrer Forderung nach 6,3-prozentiger Gehaltserhöhung falsche Hoffnungen geweckt, die letzten Endes schon deshalb enttäuscht werden mussten, weil Androsch selbst die jetzt notwendigen vier Milliarden Mehraufwand für die Beamten im nächsten Jahr nur mit Mühe zusammenkratzen kann.
    Soweit die Kronenzeitung.
    Unter dem Titel Zeitzeichen heißt es in einem Kurzkommentar in der Presse,
    Zu hoch stellt sich das Budgetdefizit, als das nicht die Ausgaben postöffentlicher Dienst immer wieder genannt würde.
    Und zu sehr sind Staatsallmacht und Bürokratie mit dem Beamtenbild verfilzt, als dass jeder das eine vom anderen zu trennen verstünde.
    All das schwängert das Gesprächsklima und widertont die Musik, macht eine solche Atmosphäre die Politik und ergibt 4,2% Bezugserhöhung.
    Ein bisschen enttäuschend für die Beamten, aber genau im Lot einer anders gewordenen Zeit, meint die Presse.
    Manfred Scheuch argumentiert in der sozialistischen Arbeiterzeitung ähnlich.
    Eine Öffentlichkeit, die sich der schwierigen Lage des Staatshaushaltes bewusst ist, hätte eine Bezugserhöhung für Beamte, die über die Lohnsteigerungen wichtiger Industriegruppen hinausgeht, nicht verstanden.
    Und das umso weniger als mit jedem Zehntelprozent, um das die Beamtengehälter steigen, die Mittel geringer werden, die für die Sicherung der Arbeitsplätze notwendig sind.
    Dass die Vertreter einer Arbeitnehmergruppe, die ihren Arbeitsplatz nicht verlieren kann, hier ein hohes Maß an solidarischem Verständnis zeigten, spricht für ihr Verantwortungsbewusstsein.
    Die kommunistische Volksstimme hingegen spricht in einem Kommentar von Otto Pircher von einer Sanierung auf Kosten der Beamten und meint dann, die Verhandlungsführer der Gewerkschaft reden sich jetzt darauf aus, es sei nicht mehr herauszuholen.
    Aber sie haben gar nicht ernsthaft versucht, mehr herauszuholen.
    Hätte die Gewerkschaftsspitze die Bediensteten schon bei der Erstellung der Lohnforderung einbezogen und hätte sie das Gewicht der Bediensteten in den Verhandlungen zur Geltung gebracht, dann würde das Ergebnis sicherlich anders aussehen, meint die kommunistische Volksstimme.
    Zum Abschluss noch zwei Kommentare direkt oder indirekt zum ORF.
    In den Vorarlberger Nachrichten analysiert Walter Zeiner die Situation rund um den Mediensprecher der SPÖ, Karl Blecher, der in einem Interview in der Zeitschrift Profil nach der Kuratoriumsabstimmung für Gerd Bacher Bestechung und Erpressung nicht ausgeschlossen hatte.
    Der Autor schreibt, Medien-Charlie Blecher sucht die Verräter.
    Er konnte die Niederlage, die ihn persönlich traf, nicht verkraften.
    Er hat sich verrannt, die Nerven verloren und sich als Spitzenpolitiker, gar als Kronprinz, disqualifiziert.
    Und in der Wochenpresse meint Franz Ferdinand Wolf zum ORF-Kuratorium, die Regierungssozialisten sollten dennoch mit der Entscheidung des Kuratoriums zufrieden sein.
    Die drei Geheimwähler hielten sich strikt an die Parteilinie.
    Sie demokratisierten einen wichtigen Lebensbereich.
    Das war die Inlandspresseschau.
    Es ist jetzt die neun Minuten halb eins.
    Die libanesische Hauptstadt Beirut ist wieder Kriegsschauplatz.
    Seit Tagen nehmen die Kämpfe zwischen christlichen Milizen und syrischen Soldaten der sogenannten panarabischen Friedenstruppe an Heftigkeit zu.
    Die Syrer führen eine regelrechte Belagerung christlicher Stadtteile durch.
    Mit Raketen und Geschützen versuchen sie die Stellungen der Milizen zu zertrümmern.
    Und da auch die Christen gut bewaffnet sind, kann das Morden noch lange weitergehen.
    Die Zahl der Opfer ist schwer zu bestimmen.
    Beide Seiten verbreiten die in solchen Situationen üblichen Lügen.
    Die Zahl der gegnerischen Opfer wird vergrößert, über die eigenen spricht man entweder nicht oder bagatellisiert sie.
    Politische Versuche einer Lösung sind offenbar schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
    Rechte und Linke haben bereits einen Plan des Präsidenten Sarkis zur Regierungsumbildung abgelehnt.
    Über die aktuelle Situation in Beirut berichtet ein Korrespondent der BBC.
    Das Donnern der Geschütze und Raketenwerfer dauerte die ganze Nacht bis zum Morgengrauen an.
    In der Dunkelheit war es schwierig festzustellen, woher das Feuer kam und wo die Granaten einschlugen.
    Doch man konnte annehmen, dass, wie üblich, syrische Truppen, die ohnehin schon stark beschädigten, beinahe verwüsteten Stadtteile Ost-Beiruts bombardierten, die von rechtsgerichteten Christen bewohnt werden.
    Gelegentlich hörte es sich so an, als dehne sich das Feuer auch auf Teile der Stadt aus, die normalerweise nicht in der Hauptschusslinie liegen.
    Dieses bisher schwerste Artilleriegefecht begann am Dienstagnachmittag, als rechtsgerichtete Milizen versuchten, die wichtige Quarantina-Brücke in der Nähe des Hafens völlig unter ihre Kontrolle zu bringen.
    Die Brücke verbindet die belagerten Stadtteile Ost-Beiruts mit den christlichen Gebieten im hügeligen Hinterland und im Norden, von wo hauptsächlich der Nachschub kommt.
    Die Syrer kamen ihnen mit Panzern zuvor, legten ein Artilleriesperrfeuer und das Gefecht begann.
    An mehreren Stellen brachen Feuer aus, ein riesiges in einem Benzinlager.
    In der allgemeinen Verwirrung ist es schwer zu sagen, ob sich die militärischen Positionen geändert haben.
    Auch ist nicht klar, wie und warum dieses jüngste Gefecht, das sicher schwerste seit Juli, so heftig geworden ist.
    Die dünnen Hoffnungen auf Frieden konzentrieren sich nun auf ein Eingreifen von außen.
    Doch bis jetzt haben die Syrer in ihrem Bemühen, die christlichen Milizen zu vernichten, nicht nachgelassen und die Milizen leisten noch immer erbitterten Widerstand.
    Die Lage im Libanon ist unter anderem deshalb heikel, weil die Christen auf die Unterstützung Israels zählen können, sodass also ein bewaffneter Konflikt zwischen Israel und Syrien auf libanesischem Boden als ständige Drohung über den Auseinandersetzungen liegt.
    Frankreich, die frühere Kolonialmacht im Libanon und in Syrien, versucht jetzt, einen neuen Friedensplan den Kriegsparteien schmackhaft zu machen.
    Aus Paris berichtet Thomas Fuhrmann.
    Die Initiativen, die Frankreichs Außenminister Louis de Guirangau gestern am Rande der diesjährigen UNO-Generalversammlung ergriffen hat, sind auf den verstärkten Druck von innerhalb und außerhalb Frankreichs auf die Regierung in Paris zurückzuführen.
    Sollte die immer wieder aufgestellte Behauptung der traditionellen Bindungen zwischen dem Libanon und Frankreich nicht bloße Lippenbekenntnisse bleiben, dann ist das nur durch konkrete Initiativen zu beweisen.
    Frankreich, das sich in erster Linie als Schutzmacht der libanesischen Christen fühlt,
    hatte bereits im März dieses Jahres im Zuge der Konfrontation zwischen Israel und den Palästinensern im Südlibanon seinen Beitrag zu einer Entspannung der Lage geleistet.
    Die Franzosen stellten ein 1300 Mann starkes Kontingent für die UNO-Truppen zur Verfügung.
    Damit sind erstmals Truppen aus einem Land, das ständiges Mitglied des UNO-Sicherheitsrates ist, als Blauhelme im Nahen Osten tätig.
    Das zu Beginn der Woche von den Syrern ausgelöste Massaker der christlichen Bastionen in und um Beirut
    rief mit Ausnahme der hiesigen Kommunisten sämtliche Parteien auf den Plan.
    Sowohl von Seiten der Goulisten wie der Sozialisten hagelte es Anfragen an den Außenminister, warum Frankreich den blutigen Ereignissen weitgehend tatenlos zusehe.
    Auf Anordnung des Élysée-Palastes, von wo aus seit jeher die Fäden der französischen Außenpolitik gezogen werden, nahm dann gestern Louis de Guérin-Gault im Glaspalast am East River angesichts des wachsenden innenpolitischen Drucks
    ebenso wie auf offensichtliches Drängen der USA seine Vermittlungsgespräche auf.
    Wie man hier hört, soll Girangot auch versuchen, mit dem gegenwärtig auf Staatsbesuch in Ostberlin weilenden syrischen Staatschef Hafez al-Assad in telefonischen Kontakt zu kommen, um ihm die französischen Vorschläge zu unterbreiten.
    Diese sehen bekanntlich einen Rückzug der syrischen Streitkräfte, der arabischen Grünhelme im Libanon,
    und die Einschleusung gemischter christlich-islamischer Einheiten der offiziellen libanesischen Armee zwischen Christen und Syrer sowie einem sofortigen Waffenstillstand vor.
    Gestern hat auch Staatspräsident Giscard d'Estaing eine längere telefonische Unterredung mit dem in seinem Palast in Beirut eingeschlossenen libanesischen Präsidenten Elias Sarkis geführt.
    Giscard holte sich dabei die Zustimmung für die französischen Vorschläge ein.
    Vorschläge, die auch von den Vereinigten Staaten und von UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim als positiv betrachtet werden.
    Frankreich, das in diesem Monat den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat führt, hat also im libanesischen Konflikt, wenn auch nur in geringerem Ausmaß, jene Rolle übernommen, die die USA in der Auseinandersetzung zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn spielt.
    Für den Erfolg der französischen Vermittlerrolle spricht die seit Jahren eingeschlagene, reservierte Haltung Frankreichs gegenüber Israel,
    Dagegen spricht vor allem, dass Paris nicht über die nötigen wirtschaftlichen Druckmittel verfügt, Damaskus an den Verhandlungstisch zu zwingen.
    Außenminister Louis de Guirango, der ursprünglich heute Nachmittag New York verlassen sollte, um Staatspräsident Giscard d'Estaing auf dessen viertägigen Staatsbesuch in Brasilien zu begleiten, hat seine Abreise jedenfalls vorerst um 24 Stunden verschoben, um im Rahmen der UNO eine Einstellung der Kampfhandlungen im Libanon zu erreichen.
    Über den französischen Friedensplan für den Libanon berichtete Thomas Fuhrmann aus Paris.
    Der Chef der Kommunistischen Partei Italiens, Enrico Berlinguer, geht auf eine größere Reise.
    Seine Stationen sind Paris, Moskau und Belgrad.
    Die Auswahl ist interessant.
    In Paris Gespräche mit seinem engsten Verbündeten in der sogenannten Euro-Kommunistischen Bewegung, mit dem Chef der Kommunistischen Partei Frankreichs, Marché.
    Dann in Moskau ein Treffen mit Leonid Brezhnev, der Verkörperung jener Richtung des Kommunismus, gegen die die Euro-Kommunisten auftreten.
    und schließlich in Belgrad eine Zusammenkunft mit dem einzigen kommunistischen Führer Europas, dem die Trennung seines Landes vom ideologischen und militärischen Hegemonieanspruch Moskaus gelungen ist, mit Marshal Tito.
    Alfons Dalma analysiert die bevorstehende Reise des italienischen Kommunistenchefs.
    Berlin-Dwerz, Reise ist charakteristisch für die rege außenpolitische Tätigkeit der größten eurokommunistischen Partei.
    Sie ist eine Demonstration ihrer Bemühungen um die Aufrechterhaltung eines gewissen Gleichgewichtes unter den verschiedenen Polen und Zentren der kommunistischen Bewegung, aber auch ein Symptom für die Schwierigkeiten in der Aufrechterhaltung dieses Balanceaktes.
    Vor zwei Jahren wurde die erste offizielle Begegnung zwischen den Kommunistenführern Frankreichs und Italiens
    von ihren Parteien als ein epochemachendes Ereignis und als Schaffung einer gemeinsamen Plattform gefeiert.
    Davon ist wenig übrig geblieben.
    Während Berlinguer an seiner Strategie der Koalition nicht nur mit den Sozialisten, sondern auch mit den Christlich-Demokraten festhält, hat Marché auch den bescheideneren Rahmen der Aktionseinheit mit den Sozialisten in seinem Land gesprengt.
    Vor allem aber hat sich zwischen den beiden Parteien ein sehr pronunzierter Gegensatz in der Europapolitik aufgebaut.
    Die italienischen Kommunisten befürworten die Erweiterung des gemeinsamen Marktes auf Spanien, Portugal und Griechenland.
    Die französischen agitieren mit allen Mitteln dagegen.
    Berlinguer sucht die sozialdemokratischen Parteien in sein Konzept der Neutralisierung Europas einzubeziehen.
    wogegen Marche den Konflikt mit den Sozialdemokraten Mittel- und Nordeuropas vorzieht.
    Im Hinblick auf die Direktwahlen für das Europaparlament in acht Monaten haben die westeuropäischen christlichen Demokraten sowie die sozialdemokratischen und sozialistischen Parteien jeweils ein gemeinsames Programm erarbeitet.
    Für Berlin-Gewersteuropa-Pläne ist dagegen ein großer Nachteil,
    dass die eurokommunistischen Parteien zu einer gemeinsamen Plattform bis jetzt nicht fähig sind.
    Die Beziehungen zur Sowjetunion sind dagegen gut, besser denn je seit vier Jahren.
    Die KPI leistet der sowjetischen Weltpolitik an allen konfliktuellen Brennpunkten eine lückenlose Unterstützung.
    Berlinguers Europakonzeption
    Überwindung der Blöcke und gleiche Distanz zu den Vereinigten Staaten und zur Sowjetunion liegt durchaus auf jener sowjetischen Linie, die sich vom Rapatzki-Plan der 50er Jahre bis zu den heute noch propagierten sowjetischen Abrüstungsvorschlägen für Europa zieht.
    Die neuerliche Versteifung Berlin-Gwerths in der Grundsatztreue zum Leninismus und im Bekenntnis zur Sowjetunion als einer
    authentischen sozialistischen, ja demokratisch-sozialistischen Macht, hat zwischen Moskau und dem Roten Rom geradezu eine Euphorie herbeigeführt.
    Wir lassen die KPI hochleben, so wie sie war, wie sie ist und wie sie sein wird, rief vor wenigen Tagen in Genua der Chefredakteur der Pravda, Afanasiev, aus.
    Für die Wahrung des Image ihrer Autonomie
    die Moskau seit geraumer Zeit in den innenpolitischen Orientierungen toleriert und billigt, braucht aber die KPI eine irgendwie geartete Wiederaufnahme der Beziehungen auch zur chinesischen Partei, die seit Jahren demonstriert, dass sie die Eurokommunisten als ein eindeutiges Werkzeug der übergeordneten hegemonistischen, das heißt imperialistischen Sowjetpolitik betrachtet.
    Über Marshall Tito,
    versuchen nun die Italokommunisten einen Weg zu finden, mit Peking wenigstens formal wieder ins Gespräch zu kommen.
    Aber auch dazu scheinen sie Brezhnevs Zustimmung zu brauchen."
    Aus Rom berichtete Alfons Dalma.
    Über das Schicksal der deutschsprachigen Minderheit in der Sowjetunion sind in jüngster Vergangenheit nähere Einzelheiten bekannt geworden.
    Diese deutschsprachigen Sowjetbürger leben über ein riesiges Gebiet verstreut, von Sibirien nach Kasachstan, über die nordasiatischen Republiken Maltavia und Komi am Eismeer, bis nach Estland und Lettland im Westendorfs Sowjetunion.
    In die asiatischen Gebiete sind die deutschstämmigen Sowjetbürger großteils nach dem Einmarsch der Hitler-Truppen 1941 verschleppt worden.
    Die Zahl der deutschen Minderheit ist nicht annähernd bekannt.
    Man weiß jedoch vom Lutherischen Weltbund, der sich seit Jahren hauptsächlich um diese meist protestantischen Gemeinden annimmt, dass es viele hunderte von Ortschaften in der Sowjetunion gibt, in denen Deutsche zu Gottesdiensten zusammenkommen.
    Erster Kontakt zu diesen Gemeinden gelangt dem Weltbund vor zwei Jahren.
    Im Frühjahr 1977 schickte der Weltbund erneuerlich einen Vertreter in die Sowjetunion und nun steht die dritte Mission bevor.
    Der Beauftragte des Lutherischen Weltbundes ist wie schon bei den vorangegangenen Besuchskontakten der dänische Pastor Hansen.
    Er hält sich im Augenblick in Wien auf und Ferdinand Henner-Bichler führte mit ihm das folgende Gespräch.
    Pastor Dr. Hansen, Sie treten nun Ihre dritte Reise
    zu deutschsprachigen, protestantischen, christlichen Gemeinden in die Sowjetunion an.
    Welchen Auftrag haben Sie und welche Erfahrungen haben Sie bisher mitgebracht?
    Wie geht es diesen protestantischen, deutschsprachigen Christen?
    Das Erste, was ich erwähnen möchte, ist, dass es diesen Gemeinden die Möglichkeit gegeben wurde, sich der Letizien Lutherischen Kirche, einer alt, solide, organisierten Kirche,
    irgendwie anzuschließen.
    Es wurde dann weiterhin möglich, an diese Gemeinden oder eine Anzahl von diesen Gemeinden eine Sendung von Bibeln und Neuzestamenten in deutscher Sprache im Frühjahr 1977 vom LWB durchzuführen.
    Und es wurde auch möglich,
    den Gemeinden mit einer gewissen Anzahl von Gesangbüchern, kirchlichen Gesangbüchern zu versorgen.
    Noch eine wichtige Sache wäre es, wenn es möglich wird und es soll bald möglich werden,
    einigen ihrer Laienpredigern eine gewisse Ausbildung zu geben, weil in all diesen vielen Hunderten Gemeinden oder christlichen Gruppen gibt es kein einziger theologisch ausgebildeter Pfarrer.
    Und hier ist es nun geplant, dass eine gewisse Kurse durchgeführt werden sollen, zum größten Teil in der Form von Fernkurse, von Riga aus, von dem Konsistorium der Lettischen Lutherischen Kirche.
    Pastor Hansen, Sie haben große Erfahrung, nicht nur in der Betreuung dieser deutschsprachigen christlichen Minderheit in der Sowjetunion.
    Sie reisen ja seit Jahren bereits durch praktisch alle Länder des kommunistischen Ostblocks.
    Eine allgemeine Bestandsaufnahme.
    Glauben Sie, ist es für die Christen im Ostblock seit der Europäischen Sicherheitskonferenz von Helsinki besser geworden?
    Ist es schwieriger geworden oder ist es gleich geblieben?
    Ich habe auch die Periode der Stalin-Zeit kennengelernt mit ihrem Terror, mit der fast totalen Isolierung dieser Kirchen.
    Und wenn man die Vergangenheit auch im Blick hat, dann muss man sagen, dass es zwischen damals und heute fast ein Unterschied ist wie zwischen Nacht und Tag.
    Von direkter offener Verfolgung, Miteinlieferung in Gefängnissen oder psychiatrischen Kliniken und alle diese schrecklichen Sachen, von denen wir sehr viel im Westen hören, von solchen Fällen haben wir seit Jahren keine Beispiele auf dem Gebiet unserer Mitgliedskirchen, also der Lutherischen Kirche.
    Aber wir wissen, es gibt Kontrolle, mehr oder weniger, systematisch.
    Es gibt Schikane, es gibt Begrenzungen der Arbeitsmöglichkeiten, auch sehr verschieden, von Land zu Land.
    Ich muss sagen, dass die Entwicklung in Richtung besserer Arbeitsmöglichkeiten für die Kirchen
    soweit ich es beurteilen kann, nicht sehr viel mit dem Helsinki-Abkommen zusammenhängt.
    Ich glaube, die Entwicklung, auch in der Sowjetunion, die Entwicklung, die ich eben geschildert habe oder angedeutet habe, auch lange vor Helsinki eigentlich angefangen hat.
    Also Ihrer Meinung nach, um eine Bilanz zu ziehen, ist der Kommunismus im Augenblick dabei, eine Entwicklung zum Positiven zu festigen.
    Der Kommunismus scheint Ihrer Meinung nach dem Christentum offener gegenüber zu stehen als früher.
    Ich glaube, es gibt unter Kommunisten und auch unter einflussreichen Kommunisten verschiedene Einstellungen und verschiedene Meinungen, wie die Praxis sein soll.
    Es gibt ja leider auch heute Kommunisten, die der Meinung sind, man soll die Kirche und Religion mit Gewalt und mit administrativen Maßnahmen ausrotten.
    Es gibt aber auch Kommunisten, und das ist eben mein Eindruck, dass es doch immer mehr
    gibt, die es eingesehen haben, dass auf der Weise kann man der christliche Glaube oder der religiöse Glaube nicht überwinden.
    Über die Situation der christlichen Gemeinden, vor allem in der Sowjetunion, sprach Ferdinand Henner-Bichler mit dem dänischen Pastor Hansen.
    Auch in Österreich gehören Meldungen über Frauenmisshandlungen leider fast schon zum Alltag.
    Konflikte mit dem Ehemann oder mit dem Lebensgefährten enden nicht selten mit Tätlichkeiten, die die Schwächeren, also meist die Frauen und Kinder, treffen.
    Ab 1.
    November dieses Jahres wird solchen Frauen zunächst in Wien, eine Zufluchtstätte, zur Verfügung stehen.
    Ein Trägerverein unter Vorsitz von Justizminister Broder hat nach ausländischem Vorbild eine Frauenwohnung eingerichtet, in der im Notfall bis zu 75 Frauen Unterkunft finden können.
    In einer Pressekonferenz haben Mitarbeiterinnen des Vereins heute über Notwendigkeit und Zielsetzungen informiert, Zita Bernadi berichtet.
    Ein Indikator dafür, dass das Problem der Frauenmisshandlung vor allem der weiblichen Bevölkerung unter den Nägeln brennt, bewies schon die eher ungewöhnliche Zusammensetzung des heutigen Presseforums.
    Etwa 30 Frauen und zwei Männer haben, zumindest was die Öffentlichkeitsarbeit anlangt, den Start dieses Experiments miterlebt.
    Die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung konnte heute zwar nicht mit Statistiken belegt werden, sie sei aber aufgrund zahlreicher persönlichen Kontakte mehr als augenscheinlich, so die Vereinsmitarbeiterinnen heute.
    Augenscheinlich vor allem deshalb, weil die Frauenmisshandlung in ihrer juridischen Konsequenz noch immer eher ein Schattendasein führe, andererseits aber besonders schwierige psychologische und existenzielle Probleme aufwerfe.
    Angst vor dem Lebensgefährten, Angst um Unterkunft und Versorgung für sich selbst und die Kinder, lasse die Frauen meist schweigen und auf unbürokratische Hilfe angewiesen sein, wie die geschäftsführende Obfrau des Vereins, Korn Feuermann, heute erläuterte.
    Viele Frauen haben also Angst, das irgendwo bekannt zu geben, verdecken es und verstecken es.
    Ich weiß aus meiner eigenen Praxis, wenn ich eine alleinstehende Frau mit riesigen dunklen Augenlösern komme und sehe, ich erwarte, dass ich jetzt auch wirkliche dunkle Augen sehe.
    Das ist sehr häufig der Fall.
    Daraus kann man keine Schlüsse ziehen, also keine Zahlen nennen.
    Aber unterirdisch ist sicherlich die Erstellung einer solchen Städte absolut gegeben.
    In der Frauenwohnung finden die Zuflucht suchenden Unterkunft für sich und die Kinder, erfahren psychologische, ärztliche und juristische Betreuung und das je nach Finanzlage auch gratis und auf unbestimmte Zeit.
    Oberstes Gebot also, so die Obfrau des Vereins, ihrem Trautleirer, die unbürokratische und individuelle Soforthilfe.
    Das Ziel der Institution ist einfach den Frauen die Möglichkeit zu geben, ihnen zur Ruhe zu kommen, in einer geschützten Situation abzuklären, was sie tun wollen, mit Hilfen.
    Wobei wir aber, wie gesagt, die Entscheidung der Frau nicht beeinflussen wollen.
    Ob sie jetzt zurückgeht oder sich scheiden lassen will oder mit anderen Frauen zusammenleben will, das ist ihr überlassen.
    Wir werden auch keine Frau abweisen, wenn sie schon das dritte Mal kommt, vierte Mal kommt, fünfte Mal kommt.
    Die ausländischen Erfahrungen zeigen, dass das ein sehr schwieriger Prozess für diese Frauen ist, sich loszulösen, dass sie immer wieder zurückgehen.
    Und hier ist es gerade die Aufgabe unserer Institution, hier möglichst unbürokratisch und flexibel zu sein.
    Besonders wichtig für den Verein und dessen Schützlinge in nächster Zeit sei aber auch Hilfe von außen.
    Finanzielle und ideelle Hilfe, damit das Problem der Frauenmisshandlung in einem positiven Bewusstseinsbildungsprozess vom Image des Kavaliersdeliktes loskomme.
    Soweit mein Bericht von der Pressekonferenz hier im Presseclub Concordia und damit zurück zum Funkhaus.
    Aus verständlichen Gründen will der Verein die Adresse der Wohnung nicht bekannt geben.
    Ab morgen ist allerdings eine Notrufzentrale unter der Wiener Telefonnummer 31 56 56 besetzt.
    Wiener Telefonnummer 31 56 56.
    Es ist jetzt drei Minuten vor dreiviertel eins.
    Kulturbeiträge im Mittagsjournal.
    Das Theater Die Tribüne in Wien beginnt die Jubiläumsspielzeit 1978-1979, das Theater besteht seit 25 Jahren, mit der Aufführung des Stückes Kein Platz für Idioten des jungen Tiroler Autors Felix Mitterer.
    Das Stück wurde in der vergangenen Saison an der Volksbühne Blas in Tirol aufgeführt.
    In Wien ist jetzt eine Neufassung zu sehen, das Stück wurde ursprünglich in Dialekt geschrieben, jetzt wurde die Sprache dem Hochdeutschen angenähert.
    Kein Platz für Idioten wird ab 6.
    Oktober in Voraufführungen gezeigt.
    Am 10.
    Oktober ist dann offizielle Premiere.
    Hören Sie einen Beitrag von Walter Gellert.
    Der Tiroler Autor Felix Mitterer, Jahrgang 1948, stammt aus einer Landarbeiterfamilie.
    Er war bis 1977 beim Zoll, ehe er sich entschloss als freier Schriftsteller zu leben.
    Ab 1971 wurden Werke von ihm veröffentlicht, er hat Erzählungen, Hörspiele und er hat auch für Kinder geschrieben.
    Als Beitrag für Tirol verfasste er das Fernsehspiel Schießen, und zwar für den Bundesländerwettbewerb.
    Kein Platz für Idioten war ursprünglich ein Hörspiel.
    Wodurch ist Felix Mitterer auf diesen Stoff gekommen?
    Zu dem Stoff bin ich dadurch gekommen, dass so um 1974 eine Mutter mit ihrem behinderten Kind aus einem Gasthaus geworfen wurde von dem Wirt in einem Tiroler Fremdverkehrsort, weil der Wirt geglaubt hat, der Anblick des Kindes vertreibt in die Gäste.
    Das war der unmittelbare Anlass zu dem Hörspiel.
    Felix Mitterer erzählt nun mit den Mitteln des Volkstückes.
    All die bekannten Typen aus diesem Genre tauchen da auf.
    Die Geschichte eines verhaltens- und entwicklungsgestörten Buben, der von seinen Eltern, Kleinbauern, abgelehnt wird.
    Ein alter Mann, ein Rentner, beschäftigt sich mit dem Kind und bringt die Persönlichkeit dieses Kindes zur Entfaltung.
    Der Bub lernt ein wenig lesen und schreiben und Flöte spielen.
    Hier ein Szenenausschnitt, in dem sich die beiden über eine Gedichtseile Theodor Storms auf einem Kalenderblatt unterhalten.
    Lass mich schauen.
    Allüberall auf den Tannenspitzen sah ich goldene Lichtlein sitzen.
    Ja, steht da.
    Lichtlein sitzen.
    Na ja, stimmt.
    Lichtlein.
    Na ja, da tun keine goldenen Lichtlein sitzen auf die Bäume.
    Da müssten wir ja erst welche anzünden, Lichter.
    Verstehst?
    Aber das ist halt eine Dichtung.
    Das ist von einem Dichter.
    Das ist von einem Dichter?
    Ja, von einem Dichter.
    Na ja, das ist einer, der Bücher schreibt, weißt?
    So wie unser Märchenbuch.
    Ja, und der sieht natürlich die Welt ganz anders als wir.
    Der sieht Lichtlein sitzen, wo gar keine sind.
    Keine Lichtlein?
    Nein, keine Lichtlein.
    Das hat er sich nur einbildet, der Dichter.
    Wär aber schön, Lichtlein, auf die Bäume.
    Ja, freilich wär's schön.
    Aber zu Weihnachten kriegst du dann eh einen schönen Baum mit vielen Kerzen drauf.
    Gell, Nato?
    Ja.
    Sie hörten in dieser Szene Felix Mitterer und Paul Müllhauser.
    Als sich die Dorfgemeinschaft gegen den Behinderten und gegen den Alten stellt und die beiden aus dem Wirtshaus gewiesen werden, kommt es schließlich zu folgenschweren Komplikationen.
    Warum hat sich nun Felix Mitterer dieses für ein Theaterstück so heiklen Themas angenommen?
    Ich wollte erstens einmal erreichen, bei den Menschen zu versuchen, Vorurteile abzubauen und Verständnis zu erreichen.
    Und vor allem wollte ich auch zeigen, dass die meisten Behinderten, gleich wie sie behindert sind, schon entwicklungsfähig und entwicklungswürdig sind, wenn man sich ihnen widmet, wenn man ihnen mit Liebe und Aufmerksamkeit und Fürsorge begegnet.
    Zur Inszenierung meint der Regisseur Peter Villeneu.
    Ich habe eben versucht,
    durch eine Bühnenbildkonzeption, eine ganz spezielle eben, eine Abstraktion und Einführung von gewissen Dingen, wie zum Beispiel einer speziellen Akustikidee, dass man eben Geräusche, die von außerhalb der Räumlichkeiten stattfinden, dass man die über Tonband einspielt zum Beispiel, nicht?
    dann habe ich mir einen besonderen Schluss einfallen lassen, den ich nicht verraten möchte, der also auch noch einen speziellen Hinweis gibt auf das, was das Stück eigentlich aussagen will.
    Das ist ganz einfach die Botschaft, das ist die Liebe, die Nächstenliebe, nicht?
    Also so ein Kind, das man oder einen Andersartigen, von dem man also, wo man irgendwie erzogen ist oder wo man das in sich hat, den abzulehnen, dass man das überwindet durch Liebe.
    Und das habe ich versucht so deutlich wie möglich, also jetzt natürlich nicht penetrant deutlich, aber so deutlich wie möglich auszudrücken.
    Als Ergänzung zu dem Geschehen auf der Bühne ist auch das umfangreiche Programmheft gedacht, in dem man sich weiter über Probleme der Behinderten informieren kann.
    Unter anderem findet sich auch ein längeres Interview mit Professor Ringel.
    Kein Platz für Idioten von Felix Smitterer.
    Ab 10.
    Oktober im Theater Die Tribüne in Wien, es berichtete Walter Gellert.
    Der Glöckner von Notre-Dame von Victor Hugo wurde schon ein halbes Dutzend Mal verfilmt.
    Das hat nun den französischen Schauspieler und Regisseur Robert Hossin nicht gehindert, den Glöckner von Notre-Dame auch ins Theater zu bringen.
    Es ist freilich keine Theaterproduktion im üblichen Sinn, sondern ein Riesenspektakel, eine Monsterschau im Pariser Sportpalast.
    Die Kosten, die Hans-Joachim Kruse in seinem Bericht nennt, hätten auch für die Produktion eines Filmes gereicht.
    Die Inszenierung hat umgerechnet vier Millionen Mark gekostet.
    Das größte Stück dabei war vielleicht die fast naturgetreue Nachbildung der Kathedrale von Notre-Dame.
    Das Modell ist etwa halb so groß wie das Original im Herzen von Paris.
    Alle Figuren und Wasserspeier sind da.
    Das Werk ist so gelungen, dass es den Zuschauern den Atem verschlägt, wenn der große Vorhang aufgeht.
    Man glaubt wirklich, Notre-Dame vor sich zu haben.
    Die Zuschauer applaudieren spontan in der Begeisterung, bemerkt man kaum, dass sich die Türme von Notre-Dame im künstlichen Dunst verlieren.
    90 Schauspieler mimen das Volk von Paris des 14.
    Jahrhunderts, das sind die Bettler und die armen Leute, der Glöckner Quasimodo, der unter seiner hässlichen Gestalt ein reines Herz verbirgt,
    Die schöne Zigeunerin Esmeralda, die die Herzen verwirrt und ein tragisches Schicksal erleiden muss und der Domprobst Frollo, den Quasimodo schließlich in die Tiefe stürzt, um Esmeralda zu rächen.
    Die Kostüme sind ziemlich getreu nach historischen Vorbildern gemacht worden.
    2000 Licht- und Toneffekte sind geboten.
    Die Dekors wiegen 30 Tonnen.
    Das Geschehen spielt sich zum Teil zwischen den Zuschauern ab und diese Zuschauer sind begeistert.
    Wie das bei Boulevardstücken in Frankreich die Regel ist, spenden sie oft mitten in einer Szene reichlich Applaus.
    Ein Gefühl der verständlichen Verwunderung ist zu spüren, wenn eine Art fliegende Untertasse inmitten von Laserstrahlen das armselige Volk von Paris in eine bessere Welt davonträgt.
    Dieses unzeitgemäße Gefährt ist der Fantasie von Robert Hussein entsprungen, ansonsten hat er sich ziemlich getreu an die historische Vorlage gehalten.
    Eine Stimme aus dem Lautsprecher erläutert gelegentlich die Zusammenhänge zwischen den Szenenbildern.
    Diese Inszenierung des Glöckners von Notre-Dame wird vielleicht wegen ihrer Dimensionen in die Theatergeschichte eingehen, nicht aber wegen ihrer künstlerischen Qualitäten.
    Das ist kein Avantgarde-Theater, das hat natürlich auch nichts mit Boulevard-Theater zu tun, wie man es hier ständig im Fernsehen bekommt.
    Und das richtet sich auch nicht an die intellektuelle Elite.
    Hossein will ein Massenpublikum erreichen.
    Man könnte sein Spektakel vielleicht Volksoper oder Volksschauspiele nennen.
    Die Sache ist auf jeden Fall aufregender als ein Hollywoodfilm, weil man die sagenhaften Personen und das dramatische Geschehen wirklich vor sich hat.
    Damit wird nicht nur ein Traum von Robert Hossein wahr.
    Auch die meisten Franzosen haben sicher seit ihrer Kindheit ein bisschen davon geträumt, den Glöckner von Notre Dame in einem großen Schauspiel zu sehen.
    So drängen sich die Leute, in Familie, in Gruppen, mit Arbeitskollegen, mit Freunden, jeden Abend in dem riesigen Saal vom Sportpalast.
    Das ist heute der einzige Versuch, die Tradition des Théâtres populaires von Jean Vilar in den Jahren nach dem Kriege wieder aufzugreifen und am Leben zu erhalten.
    Der Glöckner von Notre-Dame im Sportpalast von Paris, es berichtete Hans-Joachim Kruse.
    Außerhalb der Musikwissenschaft ist der Name Schräger heute kaum mehr bekannt.
    Seine Opern und Ballette entstanden zwischen 1900 und 1932 und sie werden nicht mehr aufgeführt.
    Seine Instrumentalmusik ist fast ganz vergessen.
    Dabei gehörte der 1878 in Monaco geborene, 1934 in Berlin gestorbene österreichische Komponist Franz Schreker in den 20er Jahren zu den bekanntesten Gestalten des Musiktheaters.
    Seit 1920 war er Direktor der Berliner Musikhochschule, 1932 übernahm er eine Meisterklasse für Komposition an der Preußischen Akademie der Künste.
    In Freiburg bemühte man sich jetzt um eine Renaissance des Opernkomponisten Franz Schräger.
    Hören Sie näheres von Dieter Schnabel.
    Bereits 1933 hätte die Uraufführung von Schrägers Christophorus oder die Vision einer Oper in Freiburg stattfinden sollen.
    Doch die politischen Verhältnisse der damaligen Zeit waren so, dass an eine Aufführung dieses Werks eines jüdischen Künstlers nicht zu denken war.
    So mussten den 45 Jahre vergehen, bis das Versäumte nun nachgeholt wurde.
    Was allerdings damals vielleicht noch Zündstoff geliefert hätte, die Art der Komposition und das Libretto, das ließ einen nun ziemlich kalt.
    Musikalisch ist inzwischen Schrekers neuromantischer, betont sinnlicher, zuweilen schwülstig anmutender Stil etwas überholt.
    Und das Libretto, das der Komponist selbst verfasst hat, wirkt heute nicht nur gestrig, sondern als Dichtung verworrener Symbolik und überhitzter Erotik, mehr kitschig, kolportagehaft, als einem ernsthaften Anliegen entsprungen.
    Dabei war es Franz Schreker mit seiner Vision einer Oper anhand der Christoph-Legende gewiss ernst.
    Meister Johann heißt der Lehrer, der seinen Schülern die Aufgabe stellt, die Christof-Legende zu vertonen.
    Musik und nichts weiter.
    Ein Quartettsatz, mein Sohn.
    Das sind des Meisters letzte Worte in einem Epilog, in dem er auch Gedichte von Lao Tse zitiert.
    Vom Sinn und Leben.
    Dazwischen lernt des Meisters Schüler Anselm das Leben in seiner ganzen Breite kennen, aber nicht die Tiefe seines Sinns.
    Er ist der Rivale Christophs, der den Meister Johann aufsucht, um sein Leben der Kunst zu weihen, der dann aber des Meisters Tochter Lisa kennenlernt und sich entschließt, der Kunstlebe wohlzusagen, um sich ganz der Liebe zu Lisa widmen zu können.
    Als er dann aber Lisa, die inzwischen Mutter geworden ist, mit Anselm zusammen entdeckt, erschießt er sie.
    Christoph wird später Rauschgift süchtig und bedient sich eines Magiers, um durch ein Medium die tote Lisa wiederzusehen.
    Zum Schluss sieht Anselm seinen Rivalen Christoph mit dem Kind wie in der Legende vorbeiziehen und dann findet er durch Meister Johans Worte auch die Lösung seiner Opernvision.
    Puls schlagt der Stille.
    Du hörst dein Herz.
    Deine Gestalten aber leben in dir, werden du selbst.
    Fernab der Lichtwelt, der Welt des Scheins, wird dir das Ende der Legende zum heiligen Christoph, Musik und nichts weiter, ein Quartettsatz, mein Sohn.
    Fantasmagorien sind das beherrschende Element von Schrekers Vision einer Oper, in der es im Orchester wobt und in der die Solisten Arien zu singen und wenig geglückte Verse zu rezitieren haben.
    Und wenn der Komponist Anselm einmal bekennt, mein letzter Akt geriet mir verkitscht und sentimental, so gilt diese Erkenntnis gewissermaßen für die ganze Christophorus-Oper, die im Grunde eine einzige literarisch-musikalische Vision ist, aber keine Oper, weder im herkömmlichen noch im modernen Sinn wurde.
    Bei der Freiburger Uraufführung war der Grundton der Interpretation realistisch.
    So hatte Wolfgang Reuter einen klassizistischen Konzertsaal als Szenerie aufgebaut und der Regisseur Ulrich Melchinger führte die von Dirk von Bodisco im Stil der 20er Jahre kostümierten Protagonisten als gelte es eine um Wahrheit bemühte Literaturoper zu inszenieren.
    Lediglich zwischendurch wurde dieser um Genauigkeit bemühte, angesichts der Vorlage allerdings manchmal als Parodie wirkende Realismus von visionären Einschüben einer symbolträchtigen Fantasie überlagert.
    Der musikalische Leiter Klaus Weise bemühte sich mit Erfolg, das breit gefächerte Klangbild der Komposition transparent zu machen.
    Und der Choreograf Riccardo Duse trug das Seine bei, um die Visionen auch tänzerisch auszumalen.
    Mit überzeugenden stimmlichen und darstellerischen Leistungen warten der Gast Steven Kimbrook in der Titelrolle und Louis Glocker als Anselm auf.
    Doch auch Jan Alofs als Meister Johann und Patricia Stasis als Lisa waren wesentlich am Achtungserfolg der Uraufführung beteiligt, die mit freundlichem Beifall bedacht wurde.
    Über die Uraufführung der Oper Christophorus von Franz Schräger in Freiburg berichtete Dieter Schnabel.
    Wir schließen jetzt das Mittagsschornal mit einer Zusammenfassung der Nachrichten.
    Staatspräsident Sarkis hat angesichts der mit immer größerer Heftigkeit geführten Kämpfe zwischen rechtsgerichteten christlichen Milizen und syrischen Einheiten der panarabischen Friedensgruppe in Beirut für heute eine Krisensitzung des Kabinetts einberufen.
    Frankreich kündigte an, es wolle sich bei den Vereinten Nationen in New York um eine neue Waffenstillstandsvereinbarung bemühen.
    Staatspräsident Giscard d'Estaing hat sich mit dem syrischen Präsidenten Assad in Verbindung gesetzt
    und von ihm eine Initiative zur Einstellung der Kämpfe verlangt.
    Der vor allem von Christen bewohnte Ostteil Beiruts liegt unter pausenlosem Artilleriebeschuss.
    Das Hauptwasserwerk wurde total zerstört.
    Sämtliche Krankenhäuser sind überbelegt.
    Die Ärzte können die zahllosen Verletzten kaum noch versorgen.
    Nahosten.
    In einem Interview mit der israelischen Zeitung Ma'arif erklärte der stellvertretende ägyptische Ministerpräsident Tahoumi, die Entlassung von Verteidigungsminister Gamassi aus seiner Funktion und seine gleichzeitige Ernennung zum persönlichen Militärberater Präsident Sadats werde auf die zwischen Gamassi und dem israelischen Verteidigungsminister Weizmann getroffenen Vereinbarungen für eine Friedensregelung keine Auswirkungen haben.
    Vatikan.
    Der in der vergangenen Woche verstorbene Papst Johannes Paul I. wird heute Nachmittag in Rom feierlich beigesetzt.
    Es wird erwartet, dass an der Trauerzeremonie mehr als 100.000 Menschen aus aller Welt teilnehmen werden.
    Österreich.
    Generaldirektor Ebeling von der Mineralölgesellschaft Mobil Austria erklärte, die Mineralölwirtschaft werde Anfang nächsten Jahres einen Antrag auf Preiserhöhung stellen, sollten die Rohölkosten steigen.
    Dies werde auch geschehen, wenn die Mineralölsteuer nicht erhöht werde.
    Ebeling nahm damit zu einem Vorschlag von Finanzminister Andros Stellung, die Währungsgewinne der Mineralölfirmen für den Straßenbau abzuschöpfen.
    Zum Beginn des 10.
    Gewerkschaftstages der Bau- und Holzarbeiter hat die Fraktion Christlicher Gewerkschafter in einer Resolution erklärt, ein weiterer wirtschaftlicher und sozialer Aufstieg der Arbeitnehmer hänge von besonderen Maßnahmen der Budget- und Wirtschaftspolitik der Regierung ab.
    Im Besonderen wurden der Ausbau der sozialen Sicherheit, eine Arbeitsplatzgarantie, die Lösung der Wohnbaufinanzierung, die Verhinderung der Winterarbeitslosigkeit und die Wiederherstellung einer ausgeglichenen Zahlungsbilanz verlangt.
    Den Erhebungsbeamten des Landes-Gendarmerie-Kommandos für Oberösterreich ist es in Zusammenarbeit mit der Interpol und der Kriminalpolizei München und Augsburg gelungen, einen der größten Fleischskandale der letzten Jahre aufzuklären.
    Auf dem Umweg über Freistaat in Oberösterreich wurden etwa 1,1 Millionen Kilo Wildfleisch aus Südafrika nach Bayern verkauft, obwohl südafrikanisches Wild bis vor kurzem nicht in die Bundesrepublik Deutschland eingeführt werden durfte.
    Großbritannien, Bundesrepublik Deutschland.
    Während an der Frankfurter Börse der Kurs des amerikanischen Dollar heute auf 1,90 Mark pfennig sank, stieg der Goldpreis in London auf die neue Rekordmarke von 223 Dollar.
    Niederlande.
    Nach einem Bericht aus Den Haag hat die Sowjetunion in der Arktis einen neuen Atomversuch unternommen.
    Die Explosion soll auf dem Testgelände von Nowaja Semla in Sibirien durchgeführt worden sein.
    Sowjetunion.
    Wie die amtliche Nachrichtenagentur TASS meldet, ist in den heutigen frühen Morgenstunden ein neuer unbemannter Raumtransporter der Progress-Serie zur Orbitalstation Salyut 6 geschossen worden.
    Progress 4 wird das Raumschiff mit Treibstoff und Nahrungsmitteln versorgen.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.10.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.10.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit Mobil Generaldirektor Friedrich Ebeling zum Vorschlag Gewinne der Multis direkt an Finanzminister abzuführen
    Interview: Generaldirektor Friedrich Ebeling
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Ebeling, Friedrich [Interviewte/r]
    Datum: 1978.10.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Beamtenverhandlugen, ORF
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung]
    Datum: 1978.10.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Kultur ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Detailschilderungen der heftigen Kämpfe in Beirut
    Datum: 1978.10.04 [Sendedatum]
    Ort: Beirut
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Frankreich will zugunsten der libanesischen Christen intervenieren
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung]
    Datum: 1978.10.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Italiens KP Chef Berlinguer trifft Marshais, Breschnew und Tito
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1978.10.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Beauftragte des lutherischen Weltbundes, Pastor Hansen zur Situation der deutschsprachigen Christen in der UdSSR
    Interview: Pastor Hansen
    Mitwirkende: Hennerbichler, Ferdinand [Gestaltung] , Hansen, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1978.10.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Erstes Haus für mißhandelte Frauen in Österreich eröffnet
    Einblendung: Kohn-Feuermann, Irmtraud Leirer
    Mitwirkende: Bernardi, Zita [Gestaltung] , Kohn-Feuermann, Anne [Interviewte/r] , Karlsson, Irmtraut [Interviewte/r]
    Datum: 1978.10.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Kein Platz für Idioten" von Felix Mitterer im Theater "Die Tribüne"
    Einblendung: Felix Mitterer, Szene mit Felix Mitterer und Paul Mühlhauser
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Mitterer, Felix [Interviewte/r] , Mitterer, Felix [Interpret/in] , Mühlhauser, Paul [Interpret/in] , Wilnai, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1978.10.04 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Theater "Die Tribüne" [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Der Göckner von Notre Dame" als Massenspektakel im Pariser Sportpalast
    Mitwirkende: Kruse, Hans Joachim [Gestaltung]
    Datum: 1978.10.04 [Sendedatum]
    Ort: Paris [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Oper "Christophorus" von Franz Schreker in Freiburg uraufgeführt
    Mitwirkende: Schnabel, Dieter [Gestaltung]
    Datum: 1978.10.04 [Sendedatum]
    Ort: Freiburg im Breisgau [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1978.10.04
    Spieldauer 00:59:30
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Oberhofer, Ilse [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.10.04 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-781004_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt