Mittagsjournal 1978.12.09

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    Rechtliches

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    Guten Tag meine Damen und Herren beim Mittagschanal mit Berichten, Interviews und Analysen zu aktuellen Ereignissen in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur und Tagesgeschehen.
    Als ihr Begleiter durch 60 Minuten Information aus aller Welt begrüßt Sie Edgar Sterbens.
    Als Service für alle, die heute mit ihrem Fahrbahnuntersatz unterwegs sein müssen, bringen wir gleich im Anschluss an die Nachrichten einen Überblick über die Verkehrssituation in Österreich und gehen vor allem der Frage nach, ob das angekündigte Glatteischaos auf unseren Straßen im befürchteten Ausmaß tatsächlich eingetreten ist und welche Folgen der Wetterumsturz der letzten Stunden für die Verkehrslage gezeitigt hat.
    Ferner erwarten wir Beiträge zu folgenden Themen.
    Vorverleihung des Friedensnobelpreises an den ägyptischen Präsidenten Sadat und den israelischen Ministerpräsidenten Begin in Oslo.
    Massenkundgebungen und möglicherweise blutige Unruhen am Wochenende im Iran erwartet.
    Gespräch mit dem tschechoslowakischen Menschenrechtskämpfer und Unterzeichner der Charta 77 Václav Havel über die Situation der Menschenrechtsbewegung in der Tschechoslowakei.
    Sonderparteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands bestellt Delegierte für die ersten Direktwahlen zum Europaparlament im kommenden Jahr.
    Sowie Vorschau und Vorgeschmack auf die heutige groß angelegte Carmen-Premiere in der Wiener Staatsoper.
    Zunächst jedoch die nahesten Meldungen.
    Für ihren Inhalt verantwortlich ist Adolf Peundl und gesprochen werden sie von Gerhard Jonas.
    Österreich.
    Eine günstige Prognose für den heurigen Winterfremdenverkehr erstellte Handelsminister Staribacher in einem Gespräch mit in- und ausländischen Journalisten in Obertauern.
    Aufgrund der vorliegenden Buchungen und Umfragen ist nach Angaben des Ministers eine Nächtigungssteigerung von 6 bis 7 Prozent zu erwarten.
    Damit wird sich der seit einigen Jahren beobachtete Zuwachs im Wintertourismus auch heuer fortsetzen.
    In der vergangenen Saison betrug der Anstieg 7,6 Prozent, in den Jahren vorher 4,1 und 5,7 Prozent.
    Dagegen stagnieren die Übernachtungszahlen während der Sommermonate seit einiger Zeit.
    Staribacher sagte dazu, man werde daher noch mehr wetterunabhängige Freizeiteinrichtungen und Betätigungsmöglichkeiten schaffen müssen.
    Im kommenden Jahr soll das Bergwandern in Österreich besonders propagiert werden.
    Der freiheitliche Parteichef Götz hat heute die Ansicht vertreten, dass die derzeitige Diskussion über die Unvereinbarkeitsbestimmungen für Politiker nicht nur wirtschaftliche Gesichtspunkte beachten sollten.
    Obwohl die Trennung von Gesetzgebung und Verwaltung ein Verfassungsauftrag sei, hielten die Sozialisten in der Bundesregierung an der Personalunion von Ministern und Abgeordneten fest, kritisierte Götz.
    Wenn sich ein Minister als Abgeordneter selber das Vertrauen ausspreche, was immer wieder geschehe, sei dies der ärgste Fall von Unvereinbarkeit, argumentierte der freiheitliche Parteiobmann.
    Die Unvereinbarkeitsbestimmungen müssten für Regierungsmitglieder in beruflicher Hinsicht strenger als für Abgeordnete ausfallen.
    Staatssekretär Nussbaumer hat heute Ersatzarbeitsplätze für die Betroffenen der für 1982 zu erwartenden Einstellung der Kohlenförderung im Hausruckviertel angekündigt.
    Das Hausruckviertel wäre an innenlich der Region Eichfeld-Murboden ein Beispiel für die weitsichtige Strukturpolitik der Bundesregierung werden, führte Nussbaumer aus.
    In drei Tagen soll der Gesellschaftsvertrag für die Entwicklungsgesellschaft Hausruck unterzeichnet werden, die zur Hälfte von der Bundesregierung, zu 30 Prozent vom Land Oberösterreich und zu 20 Prozent von der OIAG finanziert werden soll.
    Im Einzelnen ist geplant, Betrieben, die sich im Hausruckviertel neu ansiedeln wollen, Unterstützung zu gewähren, Mittel zur Vergrößerung bestehender Betriebe zu vergeben sowie Infrastrukturmaßnahmen, Förderungsberatungsaktionen und Umschulungshilfen zu finanzieren.
    Die Familiensprecherin der ÖVP, Hubinek, hat heute die Familienpolitik der Bundesregierung mit dem Vorwurf kritisiert, dass unter der SPÖ-Regierung Kinderreichtum oft zu materieller Bedrängnis führe.
    Seit 1970 habe sich die wirtschaftliche Situation vieler Familien entscheidend verschlechtert, argumentierte Hubinek.
    Unter anderem so, dass durch die Politik der Bundesregierung das gesetzliche Existenzminimum für die Mitglieder von Mehrkinderfamilien oft unterschritten werde.
    Hubinek urgiert ausreichende Familienbeihilfen, eine Staffelung dieser Beihilfen nach Alter und Anzahl der Kinder, familiengerechte Steuern und die schrittweise Verwirklichung von Maßnahmen, die es der Mutter ermöglichen sollen, ihr Kind wenigstens während der ersten drei Jahre zu betreuen.
    Großbritannien
    Der amerikanische Außenminister Vance, der heute Nacht zu seiner achten Austreise aufgebrochen ist, legt einen Zwischenaufenthalt in London ein und hielt dort zu Mittag ein Referat vor dem Institut für internationale Angelegenheiten über die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den USA und Europa.
    Vance äußerte sich befriedigt über die Fortschritte bei der militärischen und wirtschaftlichen Integration Europas sowie über die Normalisierung der Beziehungen mit den Ländern des Ostblocks.
    Das neue europäische Währungssystem bezeichnete der Minister als wichtigen Schritt in Richtung auf eine wirtschaftliche Integration des Kontinents, die von Washington seit langem unterstützt werde.
    Vance wird morgen von London nach Kairo weiterreisen.
    In Jerusalem wird er am Dienstag erwartet.
    Ziel seiner Mission ist, die ins Stocken geratenen Friedensverhandlungen zwischen Ägypten und Israel wieder in Gang zu bringen.
    Außerdem wird er die USA beim Staatstrauerakt für die gestern Verstorbene, frühere israelische Ministerpräsidentin Meir, vertreten.
    Iran.
    In Teheran herrscht in Anbetracht der für morgen angekündigten religiösen Prozessionen weiterhin nervöse Spannung.
    Die persische Regierung hat das ursprünglich verhängte Verbot dieser Umzüge aufgehoben.
    Die gestern festgenommenen 50 prominenten Oppositionellen sind noch am gleichen Tag wieder freigelassen worden.
    Unter den Verhafteten befand sich auch der bekannte regimekritische Schriftsteller Javadi.
    Aus Anlass des Tages der Menschenrechte hat der Schah weitere 233 politische Gefangene amnestiert.
    Sie sollen morgen freigelassen werden.
    Sowjetunion
    Politische Gefangene in mehreren sowjetischen Arbeitslagern in der Nähe der Stadt Perm am Ural und östlich von Moskau wollen heute anlässlich des 30.
    Jahrestages der Unterzeichnung der Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen in den Hungerstreit treten.
    Die Moskauer Gruppe der Bürgerrechtler, die über die Einhaltung der Schlussakte der Europäischen Sicherheitskonferenz von Helsinki wacht, verlangte in diesem Zusammenhang grundlegende Änderungen in der sowjetischen Gesetzgebung, in der Prozessordnung und im Strafvollzug.
    Eine andere sowjetische Helsinki-Gruppe beklagt, dass im Jubiläumsjahr der Menschenrechtskonvention in Moskau, Leningrad und in anderen Städten Durchsuchungen, Verhaftungen und Verfahren gegen Dissidenten an der Tagesordnung seien.
    Bundesrepublik Deutschland.
    In Köln hat heute der Europa-Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands begonnen.
    Zum Auftakt der Veranstaltung betonte der stellvertretende Parteivorsitzende Koschnik die Notwendigkeit der gemeinsamen politischen Willensbildung innerhalb der europäischen Gemeinschaften.
    Innerhalb der neuner Gemeinschaft gebe es ein demokratisches und soziales Defizit, sagte der SPD-Politiker.
    Nach seiner Meinung müssten die Probleme der Vollbeschäftigung, der Verbraucherrechte, der Energiesicherung und des Umweltschutzes nicht national, sondern auf internationaler Ebene in Angriff genommen werden.
    Angola Ministerpräsident Duna Shimentu ist auf Beschluss des Zentralkomitees der Regierungspartei MPLA abgesetzt worden.
    Außerdem wurde der Regierungschef seiner Ämter innerhalb des Politbüros der Partei enthoben.
    Über die Gründe der Entscheidung ist bisher nichts bekannt geworden.
    Kenia.
    Der neue internationale Flughafen von Nairobi, der größte und modernste Afrikas, wurde von Präsident Moi seiner Bestimmung übergeben.
    Er wurde nach dem Begründer des unabhängigen Kenia, Keniata, benannt.
    Auf dem neuen Flughafen können gleichzeitig zehn Jumbo-Jets mit zusammen 5.000 Passagieren abgefertigt werden.
    Für das erste Betriebsjahr erwartet man mehr als zwei Millionen Fluggäste.
    Österreich-Italien.
    Mit einem österreichischen Sieg begann heute der Alpine Ski-Weltcup 1978-79.
    Anne-Marie Moser gewann die Damenabfahrt im Biancavallo mit 1,73 Sekunden Vorsprung auf die Schweizerin Doris de Agostini.
    Dritte Evelyn Dirren, Schweiz.
    Auf Platz 5 Ex-Equo Edith Peter, Österreich und Marie-Therese Nadig, Schweiz.
    Die übrigen Österreicherinnen kamen nicht unter die ersten 10.
    Im Herrenriesentorlauf von Pichl führt nach dem ersten Durchgang inoffiziell der Schwede Ingemar Stenmark mit 1,37 Sekunden Vorsprung auf den Schweizer Jean-Luc Fognier.
    Dritter Piero Gross, Italien.
    Fünfter und bester Österreicher Leonhard Stock, Rückstand 1,69 Sekunden.
    Wolfram Ortner ist Achter, Gerhard Jäger Zehnter.
    Nur Rang 16 für Klaus Heidegger.
    Hans N. schied aus.
    Das waren die Meldungen und nun zum Wetter.
    Die Wetterlage.
    Die Störungszone, die in ganz Österreich zu Niederschlägen geführt hat, verlagert sich nach Osten.
    An ihrer Rückseite strömen milde Luftmassen in den Alpenraum.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Vom Westen her Bewölkungsauflockerung, zumeist aber noch stark bewölkt.
    Örtlich noch leichter Regen- oder Schneefall, jedoch allgemein abnehmende Niederschlagsbereitschaft.
    Durch den Vorstoß warmer Luftmassen rasche Frostmilderung.
    In den Beckenlagen Südösterreichs aber weiterhin relativ kalt.
    Lebhaft auffrischende Winde aus westlichen Richtungen.
    Nachmittagstemperatur 0 bis 8 Grad, im Süden minus 3 bis plus 1 Grad.
    Die Wettervorhersage für morgen Sonntag, unterschiedliche Bewölkungsverhältnisse gebietsweise auch nur mäßig bewölkt.
    Weiterer Temperaturanstieg.
    Lebhafte Winde aus westlichen Richtungen.
    Frühtemperatur 0 bis 5, im Süden örtlich auch etwas unter 0 Grad.
    Tageshöchsttemperatur 2 bis 8 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien bedeckt, minus 2 Grad Südwind, 5 Kilometer pro Stunde.
    Eisenstadt bedeckt, minus 3, Nordost 3.
    Linz stark bewölkt, gefrierender Regen, minus 1 Grad Südostwind, 2 Kilometer pro Stunde.
    Salzburg stark bewölkt, 10, West 10.
    Innsbruck heiter, 5 Grad Windstill.
    Bregenz stark bewölkt, 8 Grad Südwestwind, 5 Kilometer pro Stunde.
    Graz bedeckt, minus 6 Grad Windstill und Klagenfurt heiter, minus 5 Grad Ostwind, 5 Kilometer pro Stunde.
    Soweit also der Wetterbericht und die Nachrichten im Mittagsschanal.
    Es war vor wenigen Sekunden 12 Uhr und 11 Minuten und wir hatten eigentlich für diesen Zeitpunkt jetzt geplant zum ÖAMTC zu schalten.
    Das klappt allerdings nicht.
    Das Einzige, was wir Ihnen jetzt servieren könnten, wäre ein Leitungssalat.
    Das wollen wir lieber nicht und daher werfen wir Ihnen einen Blick in die heutigen österreichischen Zeitungen.
    Die Kommentatoren und Leitartikel der österreichischen Tageszeitungen befassen sich auch heute noch mit der Frage der Vereinbarkeit beruflicher Tätigkeiten mit einem öffentlichen Amt sowie mit dem Verhältnis zwischen Bundeskanzler Kreisky und Finanzminister Androsch.
    Weitere Themen in den Kommentaren der Tagespresse sind das Insolvenzverfahren bei der Füßlauer Kammgern AG und die Politik des neuen freiheitlichen Parteichefs Alexander Götz.
    Hören Sie dazu unsere Inlandspresse-Schau, zusammengestellt von Markus Sommersacher.
    Im Leitartikel der Salzburger Nachrichten vertritt Gerold Christian die Meinung, dass Bundeskanzler Kreisky in der vergangenen Woche in der Auseinandersetzung um neue Unvereinbarkeitsbestimmungen seine größte innerparteiliche Schlappe erlitten habe.
    Christian begründet seine Ansicht so.
    Zum ersten Mal in seiner politischen Laufbahn als Bundeskanzler und Parteivorsitzender ließ ihn die Parteiführung vor aller Öffentlichkeit im Stich.
    In der persönlich machtpolitisch und auch ideologisch bedingten Auseinandersetzung zwischen Kreisky und Androsch folgte die Partei nicht dem Bundeskanzler, sondern schloss sich der Haltung des Finanzministers an.
    Somit ist die SPÖ-intern jetzt getroffene Unvereinbarkeitsregelung nicht nur für Androsch, der weiterhin Finanzminister bleiben
    und gleichzeitig seine Wirtschaftsberatungsbüros besitzen kann, die er allerdings treuhändig verwalten lässt, ein spektakulärer Sieg über den Bundeskanzler, sondern auch für den gesamten realitätsbezogenen Flügel in der SPÖ.
    Für den Kanzler bedeutet die Entscheidung des SPÖ-Präsidiums eine persönliche, für die linken Theoretiker in der SPÖ eine ideologische Niederlage.
    Soweit die Salzburger Nachrichten.
    Zum selben Thema schreibt Hermann Polz in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Das Problem der Unvereinbarkeit der Tätigkeit eines Finanzministers mit der eines Steuerberaters existierte, seit Androsch in die Himmelpfortgasse eingezogen war.
    Aber jetzt erst gelang es der ÖVP, es der Öffentlichkeit bewusst und einen Fall Androsch zu machen.
    Der Grund dafür ist nicht darin zu suchen, dass die ÖVP plötzlich um so vieles schlagkräftiger geworden wäre.
    Es liegt bei der SPÖ.
    Die Tatsache, dass sie die vermehrten finanz- und wirtschaftspolitischen Probleme immer weniger durch sachliche Lösungen zu bewältigen vermochte, schlug sich in personellen Spannungen nieder.
    Heißt es in den oberösterreichischen Nachrichten?
    Im Kurier meint Alfred Peierleitner, dass die verschärften Unvereinbarkeitsbestimmungen, wie sie die SPÖ nun auch für alle anderen Politiker außer den Regierungsmitgliedern geltend sehen will, so gesehen das ganze Vorhaben ad absurdum führen würden.
    Peierleitner meint, wo fängt man da an und wo hört man da auf.
    Ist der doppelverdienende Sozialversicherungsangestellte, der im Parlament für die Erhöhung des Bundeszuschusses an sein Institut stimmt, nicht ebenso befangen?
    Darf dann noch ein Bauer, der über Subventionen und Milchpreisregelungen mitbefindet, überhaupt ein Volksvertreter sein?
    Müssten dann nicht Staatsbeamte, sie reden beim Bezügegesetz mit, als Abgeordnete schleunigst ihre pragmatisierte Stellung aufgeben oder das Mandat niederlegen?
    dann würde unser Parlament allerdings weitgehend menschenleer.
    Denn von 183 Abgeordneten sind 58 Staatsbeamte, 18 Gewerkschaftsangestellte, 13 bei verschiedenen Kammern tätig, 3 Sozialversicherungsbeamte, 18 Bauern, 15 Wirtschaftstreibende, 9 Freiberufler und 47 Privatangestellte und Arbeiter.
    Lauter Befangene.
    Übrig blieben vor allem nur die angestellten Parteifunktionäre.
    Ganze sieben an der Zahl.
    Und das kann doch wohl nicht der Sinn verschärfter Unvereinbarkeitsregeln sein.
    Soweit Ausschnitte zum Thema Unvereinbarkeit.
    In der Tageszeitung Die Presse wird die Konkursanmeldung der Vöslauer Kammgarnfabrik so gesehen.
    Jedes weitere Hinausschieben des Unvermeidlichen aus, hätte nur Geld gekostet, aber keinen einzigen Arbeitsplatz ökonomisch gesichert.
    Die Entscheidung zur Schließung der Vöslauer war daher auch grundsätzlich richtig.
    Immerhin ließ man ein als unsinkbares Schiff angesehenes Tochterunternehmen einer Großbank untergehen, in der spät gewonnenen Erkenntnis, dass auch großteils verstaatlichte Banken keine Kassen sind, aus denen man sich ungeachtet der wirtschaftlichen Aspekte nach Belieben bedienen kann.
    Wenn diese Erkenntnis in ähnlich gelagerten Fällen künftig früher gewonnen werden kann, sind die in die Vöslauer gesteckten hunderten Millionen ein zwar teures und schmerzliches, aber wenigstens kein völlig verlorenes Lehrgeld gewesen.
    Das war die Inlandspresseschau zusammengestellt von Markus Sommersacher.
    Tausende Unfälle mit hunderten Verletzten und mindestens sechs Todesopfern waren die Folge eines plötzlich einsetzenden Nieselregens, der gestern die Straßen Mittel- und Süddeutschlands binnen Minuten in ein spiegelblankes Eispaket verwandelt hat.
    Karambolagen und quergestellte Fahrzeuge lähmten den Straßenverkehr, die Flughäfen von Frankfurt, Köln und Zürich mussten wegen vereister Pisten gesperrt werden.
    Nun, und die professionellen Wetterfrösche haben uns eigentlich für heute in Österreich das gleiche Wetter vorhergesagt.
    Ich bin jetzt mit Kurt Nordberg vom ÖAMTC verbunden.
    Herr Nordberg, hat es auch bei uns heute ein Glatteischaos gegeben und wie präsentiert sich zur Stunde die Situation auf Österreichs Straßen?
    Ja, zuerst darf ich ganz kurz mit einem Satz auf Deutschland eingehen.
    Hier hat sich die Situation wieder weitgehend normalisiert.
    Es sind die wichtigen Autobahnen und Durchzugsstraßen wieder frei befahrbar.
    Bei uns hat es dieses Glatteiskaos eigentlich lediglich im oberösterreichischen Raum gegeben heute.
    Oberösterreichstraßen waren heute Vormittag teilweise mit einer Eisschicht überzogen.
    In Linz zum Beispiel kam für etwa zwei Stunden auch der öffentliche Verkehr total zum Erliegen und auch jetzt verkehren die O-Busse nur bis zum Stadtrand und nicht weiter hinaus.
    Der Osten Österreichs ist im Wesentlichen von Glatteis verschont geblieben, da die Regen bereits gefroren heruntergekommen ist, aber durchwegs auch jetzt noch im Osten Österreichs vor allem auf weniger wichtigen Straßen noch sehr glatte Fahrbahnen.
    Auf der Westautobahn und den übrigen Autobahnen im Osten Österreichs und der Steiermark nur noch auf den Überholspuren stellenweise Eisreste, die Normalspuren sind aber praktisch durchgehend bereits salznass.
    Ebenso auch Semmering und Wechsel sind komplett frei, sonst genügen für die Bergstraßen in Österreich durchwegs Winterreifen.
    Hier bei uns im Osten ist es noch relativ kalt, sonst sind aber die Temperaturen
    wie bereits gesagt schon vielfach über die Null-Grad-Grenze angestiegen, auch am Semmering bereits plus 4 Grad und im Westen Österreichs am Arlberg plus 4 und am Felbertauern plus 5 Grad.
    Ich kann mir vorstellen, dass an diesem Wochenende viele Leute von der Möglichkeit Gebrauch machen, das erste Mal in den Schnee hinauszufahren.
    Gibt es in den Wintersportzentren Anballungen?
    Es gibt zweifelsohne sehr starken Verkehr Richtung Wintersportzentren.
    Erfreulicherweise haben aber heute in den frühen Morgenstunden aufgrund der Situation sehr viele das Auto zu Hause stehen gelassen und dadurch haben sich erfreulicherweise auch relativ sehr wenig Unfälle ereignet.
    Gestern war der Zustrom in die Wintersportzentren auf jeden Fall wesentlich stärker als heute.
    Tja Herr Nordberg, dann danke ich Ihnen für diese Kurzinformationen.
    Auf Wiederhören.
    Auf Wiederhören.
    Ein Blick auf die Uhr, es ist jetzt vier Minuten nach Viertel Eins und wir kommen zur außenpolitischen Berichterstattung.
    Das Kaiserreich Persien gleicht derzeit einem Land im Aufruhr.
    Die religiöse Opposition hat zum Großangriff geblasen und der Schah schlägt mit seinen Truppen blutig zurück.
    Manches weist darauf hin, dass die Auseinandersetzung zwischen Militärregierung und Opposition an diesem Wochenende an Intensität zunehmen könnte.
    Der Widerstand gegen das Schahregime könnte sich vor allem bei verschiedenen religiösen Kundgebungen, die geplant sind, offenbaren.
    Und das während des gegenwärtigen muslimischen Trauermonats Moharam geballte religiöse Engagement der Massen könnte dabei in einen Volkssturm umschlagen.
    Verschärft wird die Situation auch dadurch, dass die Militärregierung in Anwendung des Kriegsrechts die üblichen Nachtprozessionen der Gläubigen während der Trauerzeit untersagt hat.
    Parallel dazu gibt es Appelle des geistigen Oberhaupts der Schiiten, Khomeini, der von seinem Exil in Paris aus zum bewaffneten Widerstand gegen den Schah aufruft.
    Und etwa 90 Prozent der 35 Millionen Perser sind schiitische Moslems.
    In Teheran macht man sich jedenfalls auf einiges gefasst.
    Unmittelbar vor der Sendung hatte ich Gelegenheit mit unserem Mitarbeiter in Teheran, Dieter Mayer-Simet, zu telefonieren.
    Meine erste Frage an ihn lautete, wie ist derzeit die Lage in Teheran?
    Momentan muss man eigentlich sagen, ist die Situation noch ganz ruhig.
    Teheran gleicht heute einer sehr hässlichen westlichen Stadt in einem starken Novembernebel.
    Es regnet, es ist kalt, aber auf den Straßen ist eigentlich nichts los.
    Man muss dazu vielleicht wissen,
    In Teheran ist heute Feiertag.
    Es ist der zweite Feiertag von insgesamt vier Feiertagen und den Höhepunkt der Ereignisse erwartet man eigentlich erst für morgen bzw.
    dann übermorgen.
    In den vergangenen Tagen hat es immer wieder Meldungen gegeben, die davon sprachen, dass auf der einen Seite Oppositionelle verhaftet worden sind und auf der anderen Seite hieß es, Oppositionelle sind wieder freigelassen worden.
    Was ist an diesen Meldungen richtig und um welche Personen handelt es sich?
    Ja, die Meldungen sind natürlich richtig, aber ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, niemand von den Beobachtern versteht hier eigentlich noch die kardische Innenpolitik.
    Es macht fast nur den Eindruck, als sei das eine Politik kurz vor dem Kollaps.
    Denn am Mittwoch wurde der Führer der Oppositionellen Nationalen Front, Karim Sanjabi und sein Sekretär, aus einer etwa vierwöchigen Haft freigelassen.
    Und gestern verhaftete man einen politischen Schriftsteller, der der Nationalen Front gar nicht so ferne steht, nämlich den Schriftsteller Haji Zayed Javadi.
    Dieser Mann hat aus seiner Gegnerschaft gegenüber dem Regime nie ein Nehl gemacht.
    Er ist Schriftsteller, Sozialist, ehemaliger Mitarbeiter einer der Zeitungen, die hier nicht erscheinen dürfen.
    Und warum er zusammen mit etwa 50 anderen Personen eines Komitees zur Förderung der Menschenrechte verhaftet wurde, versteht
    Und warum er zusammen mit etwa 50 anderen Personen eines Komitees zur Förderung der Menschenrechte verhaftet wurde, versteht hier eigentlich niemand.
    Denn die Freilassung von Sanjavi, also des Oppositionsführers, wurde am Mittwoch, ja, sagen wir mal, als eine Geste guten Willens gedeutet im Hinblick auf die bevorstehenden Feiertage.
    Und so eine Geste ist natürlich dadurch wieder zunichte gemacht, dass man ihm nahestehende Politiker heute wieder verhaftet.
    Verschiedene Meldungen sprechen von einem Exodus der Ausländer aus dem Iran.
    Es soll angeblich bereits 5.000 Amerikaner das Land verlassen haben.
    Was wissen Sie über diese Meldungen?
    Ja, diese Meldungen stimmen natürlich zum Teil, aber der Ausdruck Exodus ist natürlich vollkommen falsch.
    Das Ganze muss man, weiß Gott, tiefer hängen.
    Es stimmt, 5.000 Amerikaner haben wahrscheinlich das Land verlassen.
    Man sagt, dass auch etwa 20% der Deutschen hier
    die hier leben, das Land verlassen haben sollen.
    Aber ein Blick auf den persischen Kalender und ein Blick auf den europäischen Kalender zeigt eigentlich, dass das Ganze so nicht zu sehen ist.
    Denn wir haben hier, wie gesagt, diese vier Feiertage, von denen niemand Gutes erwartet.
    Bis sich die Lage hier wieder einigermaßen beruhigen wird, wie auch immer, dürfte es Ende nächster Woche werden.
    Und Ende nächster Woche werden viele Familien und vor allem Familienangehörige
    mit Kindern ohnehin nach Europa rausgeflogen.
    Sodass man also sagen kann, sehr viele Leute haben jetzt ganz einfach ihren ohnehin fälligen Weihnachtsurlaub zunächst mal verlegt.
    Sie sagen sich, wir gehen lieber eine Woche vorher raus, bleiben dann in Europa.
    In den nächsten drei, vier Wochen wird sich ja einigermaßen rausstellen, was hier in Persien passieren könnte.
    Und dann wird man sehen, ob man wieder einreist.
    Das heißt also, Exodus
    Momentan sieht es vielleicht so aus.
    Es stimmt nicht.
    Ob es einen Exodus gegeben hat, wird man eigentlich erst feststellen können im Januar.
    Dann nämlich, wenn man sieht, ob die Leute, die jetzt rausgehen, auch wieder einreisen.
    Ist es aber richtig, dass verschiedene Ausländer von Seiten der persischen Opposition unter Druck gesetzt worden sind, das Land zu verlassen?
    Mit der Begründung, sie seien schuld daran gewesen, dass zur Zeit des großen Aufruhrs, vor etwa zwei Wochen, die Öl-Raffinerien weiter in Betrieb sein konnten und dass sie mehr oder weniger das Regime Chares Apachlevis gestützt haben.
    Ja, natürlich gibt es so etwas wie eine latente Ausländerfeindlichkeit, wobei man
    wieder trennen muss zwischen der offiziellen Opposition, der politischen Opposition und der religiösen Opposition, die niemals gesagt haben, die Ausländer müssten nun alle raus.
    Man steht den Ausländern, die in Industrien tätig sind, die sehr stark für den Westen Profit bringen, natürlich sehr skeptisch gegenüber.
    Im Klartext also den Amerikanern, den Briten, die auf den Ölfeldern arbeiten.
    Aber es gibt bisher keine offizielle Stellungnahme, irgendwelche Oppositionskreise, die gesagt hätten, die Ausländer als solche müssten raus.
    In der Bevölkerung dagegen ist so eben diese latente Ausländerfeindlichkeit zu beobachten und es kann einem schon mal passieren, dass man auf der Straße geht und plötzlich redet einen jemand auf Englisch an und sagt einem, you better go home to your country, also gehen die doch besser zurück in ihr eigenes Land, wo sie hergekommen sind.
    Was erwartet man nun im Iran konkret für diese kommenden Feiertage?
    Von welcher Seite aus erwartet man eigentlich, dass der erste Stein, falls man das so bildlich ausdrücken kann, geworfen werden wird?
    Von welcher Seite man das erwartet, kann man eigentlich nicht sagen.
    Sicher scheint nur zu sein, dass morgen ein Funke genügen konnte.
    um das Pulverfass zum Explodieren zu bringen.
    Auch hier wieder eine der Eigenheiten persischer Innenpolitik.
    Die traditionellen religiösen Umzüge, die morgen und übermorgen stattfinden, waren zunächst Mitte letzter Woche verboten worden.
    Gestern hat man oft eingesehen, dass so ein Verbot nichts nutzen wird, dass es nur zu einem Blutbad führen wird.
    Und man hat dieses Verbot sehr schnell aufgehoben.
    Das heißt also, für morgen erwartet man hier in Teheran
    einen Marsch, eine Prozession, die dann wohl politisch-religiösen Charakter haben wird.
    Das Ganze geht von acht Punkten der Stadt aus, wird sich am Shayat-Denkmal zwischen der Stadt und dem Flughafen dann zusammenfinden.
    Man erwartet, dass zu diesen Prozessionen oder Demonstrationen, je nachdem, wie es ausarten wird, etwa zwei Millionen Menschen kommen werden.
    Das ist natürlich eine ungeheure Anzahl und unter zwei Millionen Menschen kann man sich vorstellen, dass auch sicherlich welche dabei sein werden, die ohne Ruhe in das Ganze reintragen werden.
    Und wer dann den ersten Stein los trifft, der kann eine ganze Lawine auslösen.
    soweit Dieter Meyer-Simmet aus Teheran.
    Morgen wird dem ägyptischen Präsidenten Anwar al-Sadat und dem israelischen Ministerpräsidenten Menachem Begin in Oslo der Friedensnobelpreis 1978 verliehen werden.
    Und zwar für das Zustandekommen einer Vereinbarung, die Frieden zwischen Israel und Ägypten sowie für den Nahen Osten verspricht, deren Buchstaben jedoch noch nicht mit Leben erfüllt worden sind und deren Geist seit ihrem Zustandekommen in Camp David eigentlich verflogen zu sein scheint.
    Menachem Begin wird bei der Preisverleihung persönlich anwesend sein, Anwar al-Sadat entsendet einen Vertreter nach Norwegen.
    Um den Norwegen die Preisträger vorzustellen, servierte man ihnen in den Medien Selbstdarstellungen der beiden Politiker, die in auf Tonband aufgenommenen Erklärungen ihren Friedenswillen bekunden, ihre religiösen Aspirationen hervorheben und damit die Preisverleihung gleichsam irgendwie rechtfertigen wollen.
    Hans-Joachim Schilde fasst zusammen.
    Anwar al-Sadat Menachem Begin, Friedensnobelpreisträger des Jahres 1978, selten ist in Fragen ihrer politischen Entscheidung die eine Frage erörtert worden, inwieweit die religiöse Überzeugung dieser Männer mit in ihren politischen Alltag hineinspielt.
    Bei den Gesprächen von Camp David rief Präsident Jimmy Carter zum Gebet für den Weltfrieden auf.
    Der überzeugte Protestant evangelikaler Prägung lud den religiösen Juden und den überzeugten Mohammedaner nach Amerika ein.
    Hat die Religion etwas zu sagen, Präsident Anwar Saldat?
    Ist ihr Glaube Grund dazu, dass sie nach Frieden suchen?
    Es muss sein, ja.
    Es muss sein, weil, wie ich bereits erwähnt habe,
    Ja, das muss so sein, wie ich es bereits schon immer wieder gesagt habe.
    Der Glaube gehört einfach in unser Blut.
    Wir sind mit dem Glauben geboren.
    Und hier, wenn Sie sich dieses Land ansehen, den Sinai, dann sehen Sie, dieses Land spiegelt die Religion einfach wieder.
    Hier sprach zum ersten Mal Gott zu Mose.
    Und durch den Sinai zog die heilige Familie mit dem Jesuskind auf den Weg zum Schutzsuchen in Ägypten.
    um unter einem alten Baum heute in Kairo Frieden vor den Truppen Herodes zu finden.
    Also der Glaube liegt uns im Herzen.
    Und der Glaube trägt dazu bei, dass ich Friede mit Gott habe, Friede mit mir selbst und Friede mit meinem Nächsten suche.
    Für das, wie ich schon gesagt habe, ist der Glaube in unserem Blut.
    Viele der früheren Friedensnobelpreisgewinner waren überzeugte Christen.
    Unter ihnen der Gründer des Roten Kreuzes Henri Dunant, der Arzt Albert Schweitzer und der amerikanische Neger-Pfarrer Dr. Martin Luther King.
    Fühlt Präsident Anwar al-Sadat etwas Gemeinsames mit diesen Männern?
    Let me tell you this, as I told you, faith doesn't differ from a Jew or a Christian or a Muslim.
    Aber auf alle Fälle, und lassen Sie es mich wiederholen, der gläubige Mensch unterscheidet sich nicht in seinem Glauben, ob er nun ein Jude, ein Moslem oder ein Christ ist.
    Und dieser Glaube trägt dazu bei, dass man nach Frieden sucht, denn wir haben einen Gott, der Frieden haben möchte in dieser Welt.
    Und sicherlich, wenn ich an Dr. Martin Luther King denke, dann sehe ich einfach Gemeinsamkeiten zwischen dem, was er wollte, und zwischen dem, was ich will.
    Denn Frieden wollen wir alle erreichen.
    Und ich bin vor allen Dingen froh über diesen Preis, nicht nur, weil er mir einen Platz in der Geschichte unserer Welt gegeben hat, sondern weil er einfach eine innere Verpflichtung mir auferlegt,
    unverzagt weiter den Weg des Friedens zu gehen und mich für den Frieden ganz konkret mit den Israelis einzusetzen.
    Das ist jetzt meine moralische Verantwortung und dieser Stimme, dieser inneren Stimme werde ich folgen müssen.
    Und ich hoffe, ich werde, ich meine, hart arbeiten für diese Ehre, die Sie mir angeboten haben.
    Faith is faith.
    Either he is a Jew or a Christian or a Muslim.
    Menachem Begin, seit dem vorigen Jahr Ministerpräsident in Israel, einstiger legendarischer Führer der israelischen Untergrundarmee, Irgun II Leumi, die den erbittersten Widerstand gegen die Engländer leistete.
    Menachem Begin, beide Eltern verlor er im deutschen KZ.
    Will dieser Mann wirklich Frieden heute mit den Arabern?
    All my life I wanted peace with the Arabs.
    A fighter, yes, sometimes a man, just in order to prove that he is a man, has to fight for justice, for a great cause.
    Mein ganzes Leben lang habe ich Frieden mit den Arabern gewollt.
    Ein Kämpfer?
    Ja.
    Manchmal muss ein Mann, nur um zu beweisen, dass er einer ist, für Gerechtigkeit und eine große Sache kämpfen.
    Ich denke zum Beispiel an das Land, das mir den Nobelpreis verliehen hat.
    Dort mussten die Besten der Norweger gegen die deutsche Besatzung kämpfen.
    Opfer, die unvermeidlich sind in der menschlichen Geschichte, mussten gebracht werden.
    Und solche Ereignisse wiederholen sich immer wieder gegen die Tyrannei und die Ungerechtigkeit.
    Aber der Mann, der für Freiheit oder Gerechtigkeit kämpft, will nicht den Krieg haben.
    Er hasst den Krieg, wie ich ihn hasse.
    Mein ganzes Leben lang.
    Seit meiner Kindheit hasste ich den Krieg.
    Ich wurde mitten in den Ersten Weltkrieg hineingeboren.
    Ich hatte nur zwei Jahre normales Leben.
    Und als ich 15 Jahre alt war, wurde ich bereits Kriegsflüchtling.
    Ich war auf einem Kriegsschauplatz zwischen den Russen und den Deutschen zusammen mit meiner Mutter, die mich mit ihrem eigenen Körper beschützte.
    Ein Kind von zwei oder drei Jahren.
    Ich hasse den Krieg aus meiner ganzen Seele und mit meinem ganzen Herzen.
    Und ich will den Frieden.
    Ich liebe den Frieden.
    Ich glaube auch, dass der Friede der natürliche Zustand im menschlichen Leben ist.
    Frieden heißt Sonnenschein und Sterne am Himmel, ein Konzert, ein Buch.
    Friede ist auch die naive Liebe eines Mädchens und das Lächeln eines Kindes.
    Alle guten Dinge des Lebens gehören zum Frieden.
    Das Gegenteil ist der Krieg.
    Krieg ist Gemeinheit.
    Aufwachsen ohne Eltern, Schmerzen um einem Verlust, Tränen und Blut.
    Aber es gibt keinen Widerspruch zwischen dem Mann, der für Freiheit gekämpft hat und den Krieg hasst und den Frieden haben möchte.
    Bei meinem Amtsantritt habe ich meine Freunde zuerst gebeten, die vietnamesischen Flüchtlinge, die unser Boot im stillen Ozean rettete, hierher zu bringen, um ihnen ein Heim und eine neue Zuflucht in unserem Lande zu geben.
    Mein zweiter Gedanke galt dem Frieden.
    Wie konnte Frieden erreicht werden?
    Und wir treffen seitdem verschiedene Maßnahmen, bis wir unsere Friedensverhandlung beginnen konnten, die, wie ich hoffe, letzten Endes erfolgreich sein werden.
    Menachem Begin und Anwar Asadat, die Friedensnobelpreisträger 1978, so wie sie sich selbst sehen.
    Die Selbstdarstellungen fasste Joachim Schilde zusammen.
    In Köln haben heute ein Sonderparteitag und eine Delegiertenkonferenz der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands begonnen.
    Die SPD will dabei ihr Programm und die Kandidatenliste für die erste Direktwahl zum Europäischen Parlament im kommenden Juni festlegen.
    Den 200 Mitgliedern der Delegiertenkonferenz liegt zunächst ein Vorschlag des Parteivorstandes vor, eine Bundesliste mit 78 Namen vor, die vom Parteivorsitzenden Brandt als Spitzenkandidat angeführt wird, Klaus Emmerich berichtet.
    Willy Brandt, trotz längerer Krankheit nach wie vor die Nummer 1 der Sozialdemokraten als Parteiobmann und Vorsitzender der Sozialistischen Internationale.
    Oder Heinz-Oskar Vetter, dem Vorsitzenden des Mitgliedsstarken Deutschen Gewerkschaftsbundes.
    Oder Heinz Kühn, dem langjährigen Ministerpräsidenten des größten westdeutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen.
    oder Eugen Loderer, dem Vorsitzenden der mächtigen Industriegewerkschaft Metall, die gerade jetzt für den Übergang von der 40-Stunden-Woche zur 35-Stunden-Woche als gesellschaftspolitischem Anspruch streikt.
    Diese Spitzenpolitiker der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, die heute Morgen
    auf einer Bundesdelegiertenkonferenz der SPD hier in Köln endgültig festlegen, ist natürlich gegenständlich, was national und international zur Diskussion steht, nämlich nicht nur ihre Bestimmung als Spitzenkandidaten der SPD für die Europawahlen im nächsten Sommer.
    410 Abgeordnete des Parlaments der Europäischen Gemeinschaft sind Anfang Juni 1979 zu wählen.
    Diese Direktwahl tut sich als politische Veranstaltung nicht nur bei den Deutschen aus verschiedenen Gründen schwer.
    Demoskopen haben jedenfalls festgestellt, dass derzeit nur 51 Prozent der Bundesrepublikaner konkretes Wahlinteresse zeigen, also etwa Interesse daran,
    wie 258 Millionen Westeuropäer zwischen Skagerrak und Sizilien von Brüssel mehr oder weniger regiert, beeinflusst, begünstigt oder auch benachteiligt werden, wie etwa stattliche Summen von immerhin 230 Milliarden Schilling im Jahr in den Haushaltsplänen der Europäischen Gemeinschaft, der EG, aufgebracht und ausgegeben werden, was also beispielsweise aus Zöllen,
    Mehrwertsteuer oder den auch Österreich so belastenden Abschöpfungen wird, welches Land eigentlich finanziell von dieser EG mehr hat und welches weniger und wie es um die Stellenpläne für beispielsweise 15.000 Beamte des Europäischen Parlaments, des Ministerrates und vor allem den 8.000 Beamten der EG-Kommission steht.
    Während also das Interesse gering ist, bemühen sich die politischen Parteien Westdeutschlands, jetzt mit groß angelegten Kampagnen, gerade jetzt zu starten oder mit Sonderparteitagen wie heute der SPD in Köln, auch um einen Test der parlamentarischen Demokratie als übergreifende Gesellschaftsform für supranationale Einrichtungen, also auch für die IG, zu beweisen.
    Dass die Bundesrepublikaner teilweise weniger Interesse an der IG zeigen als andere Europäer, ist wohl nicht nur auf die weit verbreitete Meinung der westdeutschen Bevölkerung zurückzuführen.
    In Brüssel herrscht eine unübersichtliche und kaum noch regierbare Bürokratie.
    Die politischen Entscheidungen spielten sich jenseits des Fassungsvermögens des Durchschnittsbürgers ab.
    Und die Deutschen seien so etwas wie eine Pumpstation Europas.
    Also mit der harten D-Mark würden andere schwache Länder und Währungen über Wasser gehalten.
    Diese Wertungen bereiten allen Bonner Parteien Sorgen, wenn sie gleichzeitig feststellen, dass international das Ansehen der Bundesrepublik auf der einen Seite wächst und wächst und wächst und auf der anderen Seite das Unbehagen über die Stärke Westdeutschlands bleibt und steigt und sich teilweise vertieft.
    Zwei Stellungnahmen des heutigen Tages belegen diese Spannweite.
    Westdeutschland bietet ein Maß an Führungsqualitäten auf, das der politischen und wirtschaftlichen Stärke des Landes entspricht, meint der amerikanische Botschafter in Bonn Walter Stößl.
    Und die liberale französische Zeitung Le Monde sieht eine Hauptfunktion des Vierergipfels von Guadeloupe anfang jener darin, den Platz der Bundesrepublik Deutschland in der Welt abzusegnen, wie es dort heißt.
    Le Monde, im Zweifel gegenüber manchem und manchen in Westdeutschland kritisch, erinnert daran,
    dass sich nach dem Kriege bei westlichen Gipfeln die drei Besieger Deutschlands trafen.
    Heute wird nicht nur nach Meinung des französischen Blattes Deutschland seinen Platz in dem, was so stark an ein westliches de facto Direktorium erinnert, von niemandem mehr streitig gemacht.
    Der erste Europawahlkongress einer westdeutschen Partei zeigt aber auch innerdeutsche Farbe.
    Während die Sozialdemokraten für das Junireferendum ihre Prominenz aufbieten, kündigt die bayerische CSU an, sie werde ihrerseits mit dem Slogan in die Europawahl gehen, Freiheit oder Sozialismus.
    So zeichnen sich von innen und von außen nun doch einige Belebungen für einen Urnengang ab, dessen Ausgang für die weitere Entwicklung Europas nach Meinung von Kennern von erheblichem Belang ist.
    Das war ein Bericht von Klaus Emmerich.
    In den letzten Monaten ist es um die Menschenrechtsproblematik im Ostblock etwas stiller geworden.
    Anfang und Mitte des Jahres, als in der Sowjetunion eine Prozesswelle über Dissidenten und Regimekritiker hinwegrollte, über Leute wie Orlov, Ginsburg und Stransky, hatten die Menschenrechte und die Frage ihrer Verwirklichung in den kommunistischen Staaten Osteuropas Schlagzeilen gemacht.
    Doch die Regimekritik im Osten ist nicht mundtot.
    In unserem nordöstlichen Nachbarland, in der Tschechoslowakei zum Beispiel, gehen die Aktivitäten derjenigen, die das Menschenrechtsmanifest Charta 77 veröffentlicht haben, weiter.
    Und auch die Polizei ist gegen diese Leute weiterhin aktiv.
    Mit einem der Exponenten der Charta-Bewegung, mit dem Schriftsteller Václav Havel, der in beinahe regelmäßigen Abständen festgenommen und wieder auf freien Fuß gesetzt wird und derzeit unter Hausarrest steht, sprach in Prag Otto Hörmann.
    Herr Habl, Sie sind jetzt wieder Sprecher der Charta 77.
    Was ist der Grund dafür?
    Ich war schon einmal der Sprecher der Charta 77, gleich am Anfang der ganzen Bewegung, aber diese Funktion habe ich eigentlich nur acht Tage insgesamt sozusagen gemacht oder erfüllt.
    Ich war dann in der Gefängnis, und als ich aus der Gefängnis zurückkehrte, sah es aus, als ob es mir aus verschiedenen Gründen notwendig wäre, diese Funktion zu sagen.
    Aber inzwischen hat sich viel geändert, und wir haben uns so verabschiedet,
    Die Funktion ist arbeitungsfähig.
    Es werden verschiedene Signale verwendet.
    Aber wenn es eine Pause gibt, muss man auf jeden Fall überraschen, dass die alten Rednerinnen und Redner, die immer zur Verfügung stehen, geholfen werden.
    Sie helfen ihnen in der Arbeit, genauso wie andere Signale.
    Dann saß ich im Gefängnis, kurz danach.
    Und wenn ich aus dem Gefängnis rauskam, da aus verschiedenen Gründen habe ich mich entschieden, von dieser Funktion abzutreten.
    In der Zwischenzeit hat sich selbstverständlich sehr viel geändert.
    Wir haben sehr viel über die Funktion eines Charta-Sprechers gesprochen.
    Wir haben festgestellt, dass es eigentlich eine Arbeitsfunktion ist.
    und dass da ein häufigerer Wechsel nur zugute der Sache sein kann.
    Und dann haben wir weiter entschieden, dass wenn es irgendeine Pause entsteht zwischen einem und anderen Sprecher sozusagen der Ernennung oder der Funktion,
    dann werden die ehemaligen Sprecher diese Pause damit erfüllen, dass sie die Funktion wiederum an sich nehmen, weil sie schon bestimmte Erfahrungen haben.
    Selbstverständlich damit, dass die anderen Charta-Unterzeichner diesen Sprechen in ihrer Funktion wesentlich helfen und mitreden.
    Aber es war doch in den vergangenen Monaten so, dass man von der Charta recht wenig gehört hat.
    Und jetzt eigentlich, seit Sie Sprecher wieder sind, gibt es wieder mehrere Dokumente hintereinander.
    Es wäre ein Ehrentum zu denken, dass diese Dokumente, die jetzt erschienen sind, irgendein mein persönlicher Verdienst sind.
    Das sind Dokumente an der Ausarbeitung derer sich viele Menschen beteiligt haben.
    Vielleicht könnte ich persönlich etwas beschleunigen, aber das ist aus anderen Gründen, dass gerade zu dieser Zeit mehrere wichtige Dokumente erscheinen.
    Das haben viele andere Menschen mitgemacht.
    Und selbstverständlich werden die Dokumente auch in dieser Zeit häufiger erscheinen als sonst.
    Die Charta ist jetzt dann zwei Jahre alt.
    Herr Havel, wie sieht Ihre Bilanz aus, dieser zwei Jahre?
    Was haben Sie in den zwei Jahren erreicht?
    Naja, mir zu machen, eine Bilanz zu machen, da würde ich mich nicht so ausdrücken, weil das ein Thema wäre.
    In ein paar Wörtern kann ich nur sagen, dass wir uns in den letzten zwei Jahren sehr zufrieden sind, dass Charta existiert und arbeitet.
    Irgendeine Bilanz zu ziehen möchte ich nicht.
    Das wäre vielleicht ein Thema für ein gesamtes Buch.
    Das ist nicht ein Thema für eine kurze Frage.
    Ich möchte jedoch sagen, dass wir eigentlich zufrieden sein können, weil das schon ein Erfolg ist, dass die Charta existiert, dass die Charta diese zwei Jahre überlebt hat.
    Für mich persönlich interessiert und fasziniert eine der Aktivitäten der Charta besonders, und zwar ein gewisses, ungewöhnlicher, neuer Art der Beziehungen zwischen Menschen verschiedener Überzeugungen, die die gemeinsame Erfahrung der Charta zwischen den Menschen ausgeführt hat,
    und Solidarität und gemeinsamen Verständnis von Menschen aus verschiedenen Gedankengruppen.
    Das ist etwas, das ich jeden Tag um mich herum betrachte und das ich sehr wertvoll finde und von dem ich glaube, dass es sich in Zukunft irgendwie wertschätzt.
    Zwischen den positiven Ergebnissen, den aktiven Ergebnissen der Charta, ist für mich interessant und schätze ich es besonders hoch, die Entstehung einer neuen Art Beziehung zwischen den Menschen der verschiedenen Prägungen, den verschiedenen Denkeinstellungen, den verschiedenen politischen Einstellungen.
    dass sich solche neue Art Beziehungen aus der Gesamterfahrung, das heißt also Gesamterfahrung aller Rader Unterzeichner entwickelt hat, das sehe ich um mich herum praktisch täglich, das kann ich täglich beobachten, das kann ich täglich miterleben und ich meine, dass diese neue Art tiefer Verständigung der Menschen, verschiedener politischen Prägung eine
    ein Ergebnis für die Zukunft ist, dass es sich noch weiter verwerten wird.
    Wie viele Unterschriften hat das Dokument bis jetzt ungefähr?
    1.000.
    Danke.
    Dieses Gespräch mit dem tschechoslowakischen Menschenrechtskämpfer Vaclav Havel führte Otto Hörmann.
    Es ist jetzt eine Minute nach dreiviertel eins, wir kommen zu den Kulturbeiträgen im Mittagsschonal.
    In der Wiener Staatsoper hat heute um 19.30 die Oper Carmen von Georges Bizet Premiere.
    Die Aufführung wird direkt in FS2 sowie im Radioprogramm Österreich 1 übertragen.
    Zu dem groß angelegten kombinierten Theater, Fernseh- und Hörfunkspektakel nun der folgende Beitrag gestaltet von Volkmar Parschalk.
    Sie ritt uns in den Stühl, die Bohrte, die Manzanilla.
    Ein Karmenfieber hat, so scheint es, Wien und ganz Österreich befallen.
    Sicherlich noch nie waren die Erwartungen für eine Opernpremiere so hoch.
    Sicherlich noch nie fühlte sich eine so große Zahl von Opernfreunden in die Vorbereitungen mit einbezogen.
    Eine Serie von Berichten in allen Massenmedien war vorausgegangen.
    Die Matinee mit einem blendend disponierten und präparierten Marcel Brabi
    die am gestrigen Feiertag auch live im Fernsehen übertragen wurde, sorgte für den letzten Schliff.
    Der Opernabituee, wie der einfache Mann auf der Straße und im hintersten Bergdorf, ist also auf dieses theatralische und musikalische Ereignis vorbereitet.
    Und zumindest heute scheint also das vielstrapazierte Schlagwort von der esoterischen, sterilen Hochkultur, der die meisten Bürger interesselos gegenüber stünden und für die sie nur zu zahlen hätten, abgebaut.
    Auch der gerade jetzt erschienene Bundestheaterbericht, der die gigantischen Ausgaben von Staats-, Volks-, Oper- und Burgtheater offenbart, dürfte angesichts der Tatsache, dass Oper in Österreich alle oder zumindest viele zu interessieren scheint und für jedermann ins Haus geliefert wird, mehr Verständnis finden und so die schwierige Aufgabe der Kulturpolitiker in unserem Land erleichtern.
    Carmen von Georges Bizet ist wahrscheinlich die populärste Oper.
    Sie beginnt wie eine Operette und endet als große Liebestragödie.
    Schon von der textlichen Grundlage her ein Meisterwerk, wird die grandiose Musik in jeder kleinsten Phrase der mediterranen Leidenschaftlichkeit gerecht, die den baskischen Sergenten Don José aus sexueller Hörigkeit vom Weg der Pflicht abbringt und ihn zum Mörder einer Zigeunerin macht.
    Aber auch der freizügigen Sinnlichkeit, mit der die andalusische Zigeunerin Carmen ihre Liebhaber auswählt und sich enttäuscht von ihnen abwendet, die ihren Absolutheitsanspruch, ihren emanzipatorischen Freiheitswillen nicht verstehen und akzeptieren wollen.
    Sicherlich eine zeitlose Darstellung von Liebe und Eifersucht, Leidenschaft und Todessehnsucht, Eros und Thanatos.
    In Prosper Mérimées Meisternovelle erzählt Don José Lizarra Bengoa seine erste Begegnung mit Carmen.
    Ich beschäftigte mich mit meiner Kette, als ich die Bürger ausrufen hörte, da kommt die Chitanelia.
    Ich hob den Kopf und erblickte sie.
    Es war ein Freitag und niemals werde ich diesen Tag vergessen.
    Ich sah Carmen, die Sie ja auch kennen, bei der ich sie vor einigen Monaten getroffen habe.
    Sie trug einen sehr kurzen roten Rock, unter dem weißseidene Strümpfe mit mehreren Löchern hervorschauten und niedliche rote Safian-Schuhe, die mit feuerfarbenen Bändern zugebunden waren.
    Sie hatte ihre Mantilia verschoben, um ihre Schultern und einen großen Akazienstrauß besser zeigen zu können.
    Zwischen den Lippen hielt sie eine Akazienblüte, wiegte sich in den Hüften und näherte sich mir.
    Bei mir zu Hause hätte man sich vor einem Weib in solchem Aufzug bekreuzigt.
    In Sevilla aber rief man ihr kecke Bemerkungen zu.
    Sie antwortete mit einem herausfordernden Blick die Faust in der Hüfte, frech wie eine Zigeunerin, die sie ja war.
    Auf den ersten Blick missfiel sie mir, und ich machte mich wieder an meine Arbeit.
    Sie jedoch, nach Art der Frauen und Katzen, die nicht kommen, wenn man sie ruft, aber kommen, wenn man sie nicht will, blieb vor mir stehen und sagte auf Andalusisch, Gefatter, willst du mir nicht eine Kette zum Anhängen meiner Kofferschlüssel geben?
    Jelena Obradzova, die Wiener Carmen, mit dem berühmten Auftrittslied der Carmen.
    Bizet hat dieses Lied auf Wunsch für die erste Carmen-Interpretin in letzter Minute eingefügt.
    Es bezieht seine Melodik aus einem Lied des Schöpfers von La Paloma, Sébastien Iradier.
    Auch sonst wurde und wird an der glänzend instrumentierten, mit einer überwältigenden Melodienfülle aufwartenden Partitur immer wieder etwas geändert.
    Die große Arie der Michaela im dritten Akt hat Bizet eigentlich für eine andere Oper geschrieben und dann selbst eingefügt.
    Ballettmusiken, besonders aus der L'Arlesienne-Suite, werden und wurden hineingegeben.
    In Frankreich wird das Werk mit gesprochenen Dialogen im Ausland meist mit den nachkomponierten Rezitativen von Ernest Giraud aufgeführt.
    Für Wien haben sich der Dirigent Carlos Kleiber und der Regisseur und Bühnenbildner Franco Zeffirelli für eine Mischfassung entschieden.
    Franco Zeffirelli fasziniert an der Oper Carmen, was schon Friedrich Nietzsche fasziniert hat.
    die mauritanische Sonne, die Hitze, die leidenschaftlichen Reaktionen.
    Der erste Akt gibt sofort eine klare Formulierung dessen, was ich im Sinn habe.
    Das heißt, eine von der Hitze erstickte Welt zu schaffen, so wie in gewissen Städten in Marokko.
    Und in der Konsequenz werden alle Leidenschaften entzündet, werden größer als in Wirklichkeit.
    Darüber hinaus habe ich außergewöhnliche Interpreten zur Verfügung.
    In diesem Sinn ist die Opras Zowa eine wirklich einzigartige Carmen.
    Zeffirelli, der Fernseh-Live-Übertragungen den Studiaufnahmen vorzieht und sie immer aufregend begeisternd findet, er hat selbst die Bildregie übernommen, sagte uns über den Dirigenten Carlos Kleiber, der keine Interviews gibt und in Wien bisher Tristan und Isolde und einmal einen Rosenkavalier dirigiert hat.
    Sehr jung im Geist, er wird böse, hat Launen, ist aber dermaßen lustig, dermaßen kompetent, das heißt er ist ein großer professioneller Dirigent.
    Zudem hat er noch diesen Hauch von Genie, der seine Vorstellungen denkwürdig macht.
    Der Otello zum Beispiel, den ich mit ihm an der Scala gemacht habe, ist unvergesslich.
    Leo Bay hat die Kostüme entworfen, der Besetzungszettel weist neben Jelena Obradzova in der Titelrolle Placido Domingo als Don José und Juri Masurok als Escamillo auf.
    Die junge Schottin Isabel Buchanan wird die Michaela singen, übrigens die fünfte angekündigte Besetzung dieser Rolle.
    Diese Vorschau auf das heutige Carmen-Spektakel gab Volkmar Parschalk.
    Mit einem, dem französischen Fabeldichter La Fontaine gewidmeten Abend, hat am 11.
    November im Theater in der Josefstadt das Teatro Francais de Vienne seine Tätigkeit aufgenommen.
    Von morgen an ist nun in den Räumen des Viennas English Theatres die erste Produktion des französischen Theaters zu sehen.
    Le Portrait du Dorat von Hélène Sissou in einer Aufführung der Compagnie Renaud-Barraud, Jutta Zimmermann berichtet.
    Nach der überaus erfolgreichen Einrichtung eines englischen Theaters in Wien geht nun am kommenden Montag die Premiere des französischen Theaters über dieselbe Bühne.
    Le Portrait d'Edouard von Hélène Cissous, eine Produktion der Compagnie Renault-Bareau.
    Wie kam es zur Gründung eines französischen Theaters in Wien?
    Der Leiter des englischen Theaters, Dr. Schafranek.
    Ich wurde eines Tages von Kulturamt der Stadt Wien gefragt, ob ich eventuell in den Pausen, die wir fallweise zwischen zwei englischsprachigen Produktionen machen, auch einmal eine französischsprachige Produktion machen würde.
    Es kam dann zu einem Kontakt zwischen Außenminister Bahr und Jean-Louis Barraud.
    Und dann wurde ich kontaktiert und gefragt, also Jean-Louis Barraud wäre interessiert, ob wir weiterhin interessiert sind.
    Habe ich gesagt, natürlich mit Barraud sofort.
    Dann kam es zum ersten Gespräch mit Barraud.
    Barraud kam dann nach Wien und machte eine Pressekonferenz, das war im April.
    Da hat er schon seine ersten Vorstellungen über ein französisches Theater dargelegt.
    Jean-Louis Barraud wurde für zwei Jahre zum Leiter des französischen Theaters in Wien bestellt.
    An welches Publikum wendet sich ein französisches Theater in Wien?
    Wir haben ja im englischen Theater über 6000 Abonnenten bereits.
    Die haben wir angeschrieben und gesagt, wir machen jetzt im Dezember unsere erste französische
    Produktion, haben sie Interesse.
    Das Interesse war zunächst erstaunlich klein.
    Von diesen 6.000 Abonnenten haben sich etwa nur 15% gemeldet und wir haben ja doch mit mehr gerechnet.
    Aber dann plötzlich, überraschenderweise, wie bekannt wurde, dass so ein großer internationaler Star
    wie Delphine Seyrig auftreten wird, haben sich in innerhalb einer Woche um 1500 Abonnenten mehr interessiert.
    So man sieht wieder, dass ja doch ein großer Teil dadurch angezogen wird, wenn ein Name involviert ist.
    Delphine Seric, international berühmt durch ihren ersten Film, letztes Jahr in Marienbad, spielt zum ersten Mal in Wien Theater.
    Auf die Frage, was sie lieber macht, Film oder Theater, sagt sie.
    Ich habe beides gern.
    Ich liebe die Abwechslung.
    Doch wenn ich Theater mache, möchte ich filmen.
    Und wenn ich filme, sehne ich mich nach dem Theater.
    Ich habe sehr viel verschiedene Filme gemacht, die nicht vergleichbar sind.
    Für mich sind sie alle gleich wichtig.
    komplett anders als die anderen und ich habe sehr, sehr unterschiedliche Filme gemacht.
    Delphine Céric spielt hier in Wien nicht die Starrolle, denn eine solche gibt es nicht.
    Le Portrait de Dorat ist ein Gruppentheater, das auf einer Analyse Sigmund Freuds beruht und somit Jean-Louis Barrault besonders geeignet erschien, ein französisches Theater in Wien zu eröffnen.
    Das Stück beschäftigt sich mit der Psychoanalyse und der Gesellschaft Wiens um 1900.
    Ist nun das Schicksal Doras psychologisch gesehen ein außergewöhnliches oder ein durchschnittliches?
    Kann sich der Zuschauer mit den Personen auf der Bühne identifizieren?
    Simone Benmussa, die Regisseurin des Stückes?
    Ich glaube, ja, denn das, was man in diesem Stück sieht, ist nicht der Fall Dora.
    Denn wenn man von einem Fall spricht, meint man etwas Außergewöhnliches.
    In diesem Stück liegt das Problem anders.
    Die Dinge werden nicht nur aus der Sicht des Psychoanalytikers gesehen, aus der Sicht Freuds, sondern aus der Sicht Doras.
    Das heißt, ein Mädchen, das um die Jahrhundertwende 18 Jahre alt ist, deren impulsive Natur instinktiv begreift, dass sie in der gesellschaftlichen Konvention des 19.
    Jahrhunderts eingesperrt ist, versucht, diese Fesseln zu sprengen.
    Natürlich führt dies zum Skandal in dem familiären Milieu, in dem sie lebt.
    Alle beschuldigen sie der Hysterie.
    Aber die Gründe für die Hysterie sind gesellschaftlicher Natur.
    Und somit kann sich jeder identifizieren.
    Die Möglichkeit dazu besteht bis 22.
    Dezember jeden Abend im English Theatre.
    Jetzt ist es zweieinhalb Minuten vor 13 Uhr, Zeit für Kurznachrichten.
    Österreich.
    In einem Gespräch mit In- und Auslandsjournalisten in Obertauern beurteilte Handelsminister Staribacher die Aussichten für einen guten Winterfrankenverkehr positiv.
    Aufgrund vorliegender Buchungen und Umfrageergebnisse ist nach Meinung des Ministers mit einer Steigerung der Nächtigungen um 6 bis 7 Prozent zu rechnen.
    Staatssekretär Nussbaumer hat Ersatzarbeitsplätze für die Betroffenen der für 1982 zu erwartenden Einstellung der Kohlenförderung im Hausruppviertel angekündigt.
    Das Gebiet soll ähnlich der Region Eichfeld-Murboden wirtschaftlich umorganisiert werden.
    SPÖ-Abgeordneter Schranz erinnerte daran, dass Personen, die am Einkauf von Pensionsversicherungszeiten interessiert sind, entsprechende Anträge noch bis 31.
    Dezember dieses Jahres stellen können.
    Tschechoslowakei.
    Einer der drei Sprecher der Bürgerrechtsbewegung Carter 77, Václav Havel, steht wieder unter Hausarrest.
    Vor dieser Maßnahme der Behörden sagte er in einem ORF-Interview, es sei innerhalb der Bürgerrechtsbewegung eine neue Art der Beziehungen zwischen Menschen verschiedener politischer Einstellungen entstanden.
    Großbritannien Wie aus der Umgebung des amerikanischen Außenministers Vance, der sich zurzeit in London aufhält, verlautet, rechnet Washington in Kürze mit dem Abschluss eines zweiten Abkommens mit der Sowjetunion über die Begrenzung der strategischen Rüstung.
    Vance reist morgen nach Kairo weiter und wird am kommenden Dienstag in Jerusalem erwartet.
    Israel.
    Der stellvertretende Ministerpräsident Jadin wird dem Ministerrat in Jerusalem voraussichtlich empfehlen, das Staatsbegräbnis für die gestern im Alter von 80 Jahren verstorbene frühere Regierungschefin Golda Meir vom kommenden Montag auf Dienstag zu verlegen.
    Als Begründung dafür wurde angegeben, es soll Persönlichkeiten aus dem Ausland, die an der Trauerfeier teilnehmen wollen, mehr Zeit zur Anreise gegeben werden.
    Österreich, Italien.
    Anne-Marie Moser gewann heute die Damenabfahrt im Biancavallo.
    Im Herren-Riesentorlauf von Pichl führt nach dem ersten Durchgang der Schwede Ingemar Stenmark.
    Von den Österreichern liegen Leonhard Stock auf Platz 5 und Wolfram Ortner auf Rang 8.
    Mit diesen Kurzmeldungen ist das Mittagsjournal beendet.
    Edgar Sterbets verabschiedet sich im Namen von Redaktion und Technik.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.12.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.12.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Verkehrsübersicht
    Mitwirkende: Nordberg, Kurt [Gestaltung] , Sterbenz, Edgar [Moderation]
    Datum: 1978.12.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lage in Teheran
    Mitwirkende: Mayer-Simeth, Dieter [Gestaltung] , Sterbenz, Edgar [Moderation]
    Datum: 1978.12.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vor Verleihung des Friedens Nobel Preises an Sadat und Begin
    Interview: Präsident Sadat, Ministerpräsident Begin
    Mitwirkende: Schilde, Hans Joachim [Gestaltung] , As-Sadat, Muhammed Anwar [Interviewte/r] , Begin, Menachem [Interviewte/r]
    Datum: 1978.12.09 [Sendedatum]
    Ort: Kairo [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SPD-Parteitag in Köln
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1978.12.09 [Sendedatum]
    Ort: Köln [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bilanz der Charta 77, 2 Jahre nach Beginn der Bewegung
    Interview: Vaclav Havel
    Mitwirkende: Hörmann, Otto [Gestaltung] , Havel, Václav [Interviewte/r]
    Datum: 1978.12.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Carmen" heute Abend an der Wiener Staatsoper
    Einblendung: Franco Zeffirelli, Ausschnitt
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Zeffirelli, Franco [Interviewte/r]
    Datum: 1978.12.09 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Staatsoper [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Le Portrait de Dora" beim Theatre Francais de Vienne
    Interview: Schaffranke, Delphine Seyrig, Simone Benmussa
    Mitwirkende: Zimmermann, Jutta [Gestaltung] , Schafranek, Franz [Interviewte/r] , Seyrig, Delphine [Interviewte/r] , Benmussa, Simone [Interviewte/r]
    Datum: 1978.12.09 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Theatre Francais de Vienne [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1978.12.09
    Spieldauer 00:59:47
    Mitwirkende Sterbenz, Edgar [Moderation]
    Vockenhuber, Hans [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.12.09 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-781209_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt