Mittagsjournal 1984.12.01

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine schöne Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Beim Mittagsschoranal begrüßt Sie als Redakteur Karl Jarkowski.
    Kurz unser geplantes Programm bis 13 Uhr.
    Weitere Intensivierung der Beziehungen zwischen Österreich und Ungarn.
    Auch die gemeinsame Geschichte wird jetzt aufgearbeitet.
    Nach einer Meinungsumfrage liegen die Österreicher in der Beliebtheit bei den Ungarn an erster Stelle weit vor ihren kommunistischen Brüdern.
    Parlamentswahlen in Australien.
    Vor einer Stunde hat das letzte Wahllokal geschlossen.
    Es wird wieder mit einem Sieg der regierenden Labour-Party gerechnet.
    Wir erwarten ein Live-Telefongespräch mit unserem Korrespondenten über die ersten Hochrechnungen.
    Im Journal zu Gast ist heute der Präsident der Bundeswirtschaftskammer, Rudolf Salinger.
    Salinger, der als außerordentlich medienscheu gilt, ist in der viereinhalb Jahre bestehenden Reihe zum ersten Mal Gast bei uns.
    Zur aktuellen Diskussion um den 8.
    Dezember ruft der Bundeswirtschaftskammerpräsident zur Mäßigung auf.
    Heute beginnt in Österreich offiziell die Wintersaison.
    Eine halbe Milliarde Menschen werden in den nächsten Monaten wieder von Österreich Seilbahnen und Liften befördert.
    Zur Verbesserung der winterlichen Bergsicherheit wurde jetzt ein Lawinensforschungsinstitut gegründet.
    Und die Kulturredaktion berichtet über die Neueröffnung des Opernhauses in Zürich heute Vormittag.
    Erster Programmpunkt sind jetzt die Nachrichten und das Wetter.
    Verantwortlicher Redakteur für die Nachrichten ist Adolf Poindl und Sprecher Josef Wenzl-Fnatek.
    Präsident Reagan und der deutsche Bundeskanzler Kohl sehen Chancen für die Wiederaufnahme des Ost-West-Dialogs und wollen sich gemeinsam darum bemühen.
    Nach einem zweistündigen Gespräch mit Reagan sagte Kohl vor der Presse, es bestiehe der Eindruck, dass es in der Sowjetunion eine ernste Bereitschaft zum Dialog gebe.
    In dem Kommuniqué zum Abschluss des Kurzbesuches des deutschen Bundeskanzlers in Washington wird aber zugleich betont, dass der Westen nicht bereit sei, die Aufstellung neuer amerikanischer Mittelstreckenraketen zu stoppen.
    Kohl und Außenminister Genscher sind unterdessen nach Bonn zurückgekehrt.
    Berlin.
    Im Gewehrfeuer der DDR-Grenzposten ist in der vergangenen Nacht ein Fluchtversuch an der Berliner Mauer gescheitert.
    Der Flüchtling wurde nach Angaben der Polizei getötet.
    Bürgermeister Eberhard Diebken hat im Namen des Senats gegen den Grenzzwischenfall protestiert.
    Diebken betonte, man könne nicht hinnehmen, dass mitten in Berlin auf Menschen geschossen werde, die nur von ihrem Recht auf Freizügigkeit Gebrauch machen wollten.
    Der Bürgermeister verlangte, dass die DDR den Schießbefehl außer Kraft setzt.
    Schweiz
    Arztminister Leopold Graz hat anlässlich eines für Ende Jänner geplanten Besuchs in der Schweiz das Interesse an der Vertiefung des gegenseitigen Verständnisses bekundet.
    In einem Interview für die Schweizer Depeschen Agentur regte Graz das gemeinsame Auftreten der Schweiz und Österreichs bei internationalen Konferenzen an, etwa bei der Stockholmer Konferenz für Vertrauensbildung und Abrüstung in Europa.
    Der Außenminister erwartet sich von gemeinsam eingebrachten Vorschlägen der beiden neutralen Staaten ein großes Gewicht.
    Die Gespräche in Bern sollen aber auch einem allgemeinen politischen Erfahrungsaustausch dienen.
    Graz sagte, Österreich könne der Schweiz die Erfahrungen in der Nachbarschaftspolitik mit den kommunistischen Ländern vermitteln.
    Österreich dagegen sei an der schweizerischen Politik der guten Dienste interessiert.
    Österreich.
    Die Landesparteispitzen von ÖVP und SPÖ haben sich auf eine gemeinsame Vorgangsweise in der Frage der Ladenschlusszeiten am 8.
    Dezember geeinigt.
    Landeshauptmann Haslauer wird den Salzburger Arbeiterkammerpräsidenten Herbert Zucco und den Salzburger Handelskammerpräsidenten Rudolf Friese zu einem Gespräch über dieses Thema einladen.
    Haslauer betonte gestern Abend übereinstimmend mit dem Landesvorsitzenden der Sozialisten, Wolfgang Radlecker, Salzburger Probleme sollten in Salzburg gelöst werden.
    Haslauer bekräftigte neuerlich sein Festhalten an der Ausnahmeverordnung für den Feiertag.
    Nach Ansicht von Frauen-Staatssekretärin Johanna Donal kann es ohne Emanzipation keinen Frieden geben.
    Donal sagte bei der Eröffnung der österreichischen Frauen-Enquete in der Hofburg, zwei Drittel der Arbeit auf der Welt werden von Frauen gemacht, die dafür nur ein Zehntel des gesamten Einkommens erhielten.
    Überall gäbe es Frauen, die selbstbewusster geworden seien.
    Diese Frauen würden nicht mehr schweigen, sondern auf die Einhaltung der gestellten Ziele drängen, betonte die Staatssekretärin.
    Frankreich.
    Staatspräsident François Mitterrand hat eine Sondersitzung der Regierung über die Lage in dem von Unruhen bedrohten Überseegebiet Neukaledonien einberufen.
    In der Hauptstadt Neukaledoniens, Noumea, blieben heute fast alle Geschäfte geschlossen.
    Der konservative Bürgermeister hatte zu einer Protestaktion Tod der Stadt aufgerufen.
    Unterdessen verkündeten die aufständischen Kanaken die Bildung einer provisorischen Regierung.
    Der selbsternannte Präsident Jean-Marie Djerbaou sagte bei der Zeremonie, die Geburtstagsstunde Kanakis habe geschlagen.
    Kanaki ist der Name, den die Separatisten für Neukaledonien vorgesehen haben.
    Australien.
    Bei den Parlamentswahlen in Australien zeichnet sich der erwartete Sieg der regierenden Labour-Party des Premierministers Robert Hawkey ab.
    Nach Hochrechnungen auf der Basis von etwa 20 Prozent der Stimmen wird die Labour-Party ihre bisherige Mehrheit von 25 Sitzen im Unterhaus allerdings nicht ausbauen können.
    Ihr Stimmenanteil könnte von 49,5 auf 48,7 Prozent zurückgehen.
    Für die konservative Koalition der Liberalen und der Nationalen Partei werden 43 Prozent der Stimmen erwartet.
    Das wäre ebenfalls ein Rückgang von etwa einem halben Prozent.
    Und für die australischen Demokraten sind etwa 6% der Stimmen abgegeben worden, bisher 5%.
    Unklar ist noch die zukünftige Zusammensetzung des neuen Senats und damit auch das Abschneiden der jungen nuklearen Abrüstungspartei.
    Irland.
    In drei irischen Städten mussten heute die Haarwaschmittel einer bestimmten Firma aus den Geschäftsregalen genommen werden, weil eine Tierschutzorganisation mitgeteilt hatte, sie habe das Shampoo mit Bleichmitteln versetzt.
    Die Tierschutzvereinigung will auf diese Weise gegen Tierversuche bei der Forschungsarbeit kosmetischer Betriebe protestieren.
    Bei einer ähnlichen Aktion im vergangenen Juli hatte die Polizei drei mit Bleichmitteln versetzte Flaschen gefunden.
    Österreich.
    ORF, ZDF und das Schweizerische Fernsehen SRG senden ab heute über Satellit das gemeinsame deutschsprachige Programm 3SAT.
    Es kann vorerst nicht direkt, sondern nur über Kabelfernsehstationen empfangen werden.
    In Wien wird das ab 1.
    Jänner kommenden Jahres für mehr als 100.000 Haushalte möglich sein.
    Der ORF trägt zum gemeinsamen Programm etwa ein Drittel bei, unter anderem die Zeit im Bild 2 und den Club 2.
    Daneben werden jeweils Höhepunkte der Fernsehprogramme auf 3SAT wiederholt.
    In 3SAT gibt es keine Werbung, es ist gebührenfrei.
    Ein Programmhinweis, wie das Satellitenprogramm genau funktioniert, erfahren Sie heute Abend um 18 Uhr im Fernsehprogramm FS2 in der Sendung Das ist 3SAT.
    Soweit die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Österreich liegt nach wie vor im Bereich einer Südströmung.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Über den Niederungen Nord- und Ostösterreich sowie im Grazer Becken nebelig trüb.
    Nebelobergrenze 800 bis 1200 Meter.
    Sonst heiter.
    In freien Lagen lebhafter Südost- bis Südwestwind.
    Nachmittags in Nebelzonen um 3 Grad.
    in sonnigen Lagen um 9 Grad, an der Alpen-Nordseite in Folge 5 bis 17 Grad.
    Frühtemperaturen minus 6 bis plus 1 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen.
    Über dem Flachland weiterhin beständige Nebeldecken, sonst sonnig.
    Lediglich im Südwesten mitunter Schauer.
    In freien Lagen lebhafter Wind aus Südost bis Südwest.
    Tagesschichtstemperaturen in Nebelgebieten knapp über dem Gefrierpunkt, in Föhnlagen bis 15 Grad.
    Die Vorschau auf Montag.
    Im Südwesten vereinzelt Schauer, sonst heiter.
    Nur im Flachland weiter nebelig trüb.
    Keine Änderung der Temperaturverhältnisse.
    Hier die Messwerte von heute 12 Uhr Mittag.
    Wien, Bedeckt durch Hochnebel 2 Grad, Südostwind 25, Eisenstadt, Bedeckt durch Hochnebel 1 Grad, Südostwind 20, Linz, Bedeckt durch Hochnebel 1 Grad, Südostwind 10 Kilometer in der Stunde, Salzburg, Heiter 0 Grad, Innsbruck, Heiter 13 Grad, Südostwind 20 Kilometer in der Stunde, Bregenz, Wolkenlos 3 Grad, Bedeckt durch Hochnebel minus 1 und Klagenfurt, Heiter bei minus 1 Grad.
    Neun Minuten nach zwölf ist es jetzt.
    Die Ost-West-Beziehungen zwischen den beiden Supermächten USA und UdSSR waren bis zu den amerikanischen Präsidentenwahlen nahe dem Griffierpunkt.
    Erst nach der Wiederwahl von Präsident Ronald Reagan ist wieder etwas in Bewegung geraten.
    So sollen ja die Außenminister Schulz und Gromyko im Jänner in Genf wieder die Abrüstungsgespräche zwischen den Supermächten und damit zwischen den beiden Blöcken in Gang setzen.
    Sind also die Beziehungen zwischen Ost und West im Globalen schlecht, so tanzen nur zwei Staaten aus dieser Reihe.
    Österreich und Ungarn.
    Diese zwei Länder mit unterschiedlichen Gesellschaftssystemen haben die Beziehungen in den letzten Jahren und Monaten auf wirtschaftlicher und politischer Ebene verstärkt.
    Während tschechische Grenzsoldaten auf Flüchtlinge sogar nach Österreich herüberschießen und ermorden, wird zwischen Österreich und Ungarn bereits über einen kleinen Grenzverkehr für die Ungarn gesprochen.
    Auch auf kulturellem Gebiet ist zwischen Österreich und Ungarn wieder einiges in Bewegung gekommen.
    So fand in den letzten Tagen in Budapest eine österreichisch-ungarische Symposium über Tradition und Perspektiven der geistigen Zusammenarbeit zwischen Österreich und Ungarn statt.
    Barbara Kudenhove-Kalergi hat das Symposium mitverfolgt und folgenden Beitrag aus Budapest überspielt.
    Die Österreicher liegen in der Beliebtheit bei den Ungarn.
    Neuerdings an erster Stelle haben ungarische Meinungsforscher vor kurzem
    ein gutes Stück vor den Deutschen und meilenweit vor den sozialistischen Nachbarn in Rumänien, die an letzter Stelle rangieren.
    Beim Budapester Symposium waren sich Germanisten, Historiker und Publizisten nach animierter Diskussion einig.
    Seit sie nicht mehr in einem Staatsverband leben, sind sich die feindlichen Brüder von einst sehr viel sympathischer geworden.
    Wie sich besonders in Ungarn die Einstellungen gegenüber dem früheren Erbfeind und Unterdrücker Österreich in den letzten Jahren geändert haben, hat der bedeutende ungarische Historiker Peter Hanag mit einer persönlichen Erfahrung illustriert.
    Im vorigen Sommer war eine der beliebtesten Melodien der Chorkapelle am Platensee ausgerechnet der Radetzky Marsch, Symbol der Niederschlagung des ungarischen Aufstands von 1848 durch die Österreicher.
    Neben den Statuen der umweltlichen Freiheitshelden Rakoczi und Koshut marschierten die Kinder im Pakt, erzählte der Professor.
    Und das Kurioseste war, niemand war entsetzt, sondern alle haben nur geschmunzelt.
    Noch vor wenigen Jahren wäre das eine Blasphemie gewesen.
    Bei dieser Entwicklung gehen Alltagserfahrung und historische Forschung Hand in Hand.
    Jahrzehntelang war die Habsburger Herrschaft in der ungarischen Geschichtsschreibung nur als 400 Jahre Unterdrückung und halbkoloniale Ausbeutung bekannt.
    Nicht, dass neuere Historiker diese Zeit nun in rosigem Licht sehen,
    Aber man entzündet sich nun auch der wirtschaftlichen und kulturellen Blüte Ungarns nach dem Ausgleich von 1867 und neben den Revolutionären werden nun auch die Reformer und Kompromissler gewürdigt, die mit Österreich zusammengearbeitet haben.
    Die Ära Kadar lädt hier zu Parallelen ein.
    Dazu kommt die offene Grenze.
    Eine Million Ungarn war voriges Jahr zu Besuch in Österreich.
    Und während man früher vor allem zum Einkaufen auf die Maria-Hilfer-Straße ging, so schaut man jetzt auch in die Schatzkammer, in die Hofburg und in die Stephans-Kirche hinein.
    Die österreichischen Vortragenden, die Historikerin Waldraud Heindl, der ORF-Mann Roman Rotschek und der österreichisch-ungarische Schriftsteller George Sebastian, steuerten Parallelen aus österreichischer Sicht bei.
    Und ein österreichischer Diplomat aus Vorarlberg bekannte,
    Erst über den Umweg Budapest habe er Wien und seine eigene österreichische Identität entdeckt.
    Was Österreich ist, kann man nur verstehen, wenn man das mitteleuropäische Umfeld kennt, meint er.
    Das Symposium hat mit konkreten Vorschlägen geendet.
    mehr Deutschunterricht an ungarischen Schulen, gemeinsame Kommissionen zur Revision der Geschichts- und der Lesebücher in beiden Ländern, verstärkte Kontakte der Universitäten und der Verleger.
    Und auch das Kultursymposium soll nun eine dauernde Einrichtung
    Barbara Kudenhofe-Kallär gehörten sie aus Budapest.
    In den österreichischen Wintersportzentren beginnt am heutigen 1.
    Dezember mit den Wedelwochen die alpine Hochsaison.
    Eine Zeit, die je nach Wetterlage auch ihre gefährlichen Seiten haben kann.
    Eines der größten Gefahrenmomente in den Alpengebieten bilden die zahlreichen Lawinenabgänge, die im langjährigen Schnitt in Österreich 31 Tote pro Wintersaison fordern.
    Damit hat Österreich den weltweit höchsten Jahresschnitt an Lawinentoten vor Japan und der Schweiz.
    Im vergangenen Katastrophenwinter wurde diese traurige Statistik allerdings noch weit übertroffen.
    In der Wintersaison 83-84 starben insgesamt 41 Menschen den weißen Tod in den österreichischen Bergen.
    Das Kuratorium für alpine Sicherheit befasste sich gestern eingehend mit dieser Problematik.
    Den folgenden Beitrag über den Stand des Lawinenschutzes in Österreich hat Manfred Kronsteiner gestaltet.
    Dass Österreich eben ein Alpenland ist, reicht als Erklärung für die hohe Zahl der Lawinentoten nicht aus.
    Denn Österreich hat zwar einen Anteil von 33 Prozent an den Alpen, aber 41 Prozent der Todesopfer bei alpinen Lawinenabgängen zu verzeichnen.
    Und das ist mehr als eine bloße Zufälligkeit von Wetter und Statistik.
    Österreichs Bergwelt ist mit einer halben Milliarde Personenbeförderungen pro Saison auf Seilbahn- und Liftanlagen extrem erschlossen.
    Auf den Pisten gab es allerdings in der vergangenen Wintersaison keinen einzigen Lawinentoten.
    Die Gefahr lauert abseits der Pisten.
    Von den 41 Lawinenopfern des vergangenen Winters waren mehr als die Hälfte, nämlich 25 Tourenfahrer, fünf waren Tiefschneefahrer.
    Zu denken gibt aber vor allem die Tatsache, dass elf Menschen in Gebäuden, auf der Straße und auf einem Parkplatz von den Schneemassen getötet wurden.
    In Bereichen also, in die die Zivilisation vorgedrungen ist.
    Der geschlossene Hochwald, der natürlichste Lawinenschutz, ist in den letzten beiden Jahrhunderten etwa in den Tiroler Höhenlagen auf die Hälfte zurückgegangen.
    Das Wort Baumgrenze ist oft nur noch eine theoretische Höhenangabe.
    Diplom-Ingenieur Erwin Plattner vom Land- und Forstwirtschaftsministerium analysiert die Entwicklung.
    Etwa zwei Drittel der Lawinen in Österreich brechen unterhalb der potentiellen Waldgrenze ab.
    Die Waldgrenze, die wir heute haben, ist aber das Ergebnis der Weidewirtschaft der letzten Jahrhunderte.
    Wir dürfen aber nicht übersehen, dass natürlich das Waldsterben durch Luftverunreinigungen oder andere Einflüsse des Menschen wie der Pistenbord das Problem systematisch verschärfen.
    Aber die Hauptursache ist die Weidewirtschaft, wie sie früher üblich war.
    Die österreichische Landwirtschaft in den alpinen Gebieten hat in den vergangenen zwei, dreihundert Jahren weite Flächen gerodet.
    für diese Alpwirtschaft, was bei der damaligen Bevölkerungsdichte kein großes Problem hinsichtlich der Sicherheit war.
    Viele Lawinen sind dadurch entstanden.
    Heute sind die Interessen des Fremdenverkehrs, die höhere Besiedlungsdichte in den Tälern, dadurch ein großes Problem geworden, weil man unten in den Gefährdungsraum eindringt.
    Vor allem Wintersportorte sind in oft lebensfeindliche Alpinbereiche hineingesetzt worden.
    Ein Bauverbot für lawinengefährdete Zonen ist vom Gesetzes wegen lediglich empfohlen, denn die Baubehörde erster Instanz ist der Bürgermeister.
    Von den unbedingt notwendigen Lawinenzonenplänen existiert nur ein schwaches Drittel und damit fehlen vielerorts festgelegte Entscheidungskriterien für Bauverbote.
    Dazu kommt eine im Vergleich mit der Schweiz äußerst lückenhafte Lawinenverbauung, die im Übrigen kein kompletter Schutz für hochgelegene Orte ist, wenn man sich vergegenwärtigt, dass Schneemassen mit 400 Stundenkilometern und dem Druck zweier Elektroloks pro Quadratmeter über das Hindernis hereinbrechen.
    500 Häuser in Österreich sind ungeschützt einer solchen Gefahr ausgesetzt.
    Deshalb die langjährige Forderung des Kuratoriums Alpine Sicherheit, ein Institut für Lawinenforschung, das Grundlagen für derzeit nicht vorhandene Prognosemethoden entwickeln sollte.
    Seit zwei Tagen existiert nun ein solches Schnee- und Lawinenforschungsinstitut als separierter Bereich der forstkundlichen Bundesversuchsanstalt in Wien.
    Im Mai wird das neue Institut nach Innsbruck übersiedeln.
    Große Sprünge sind mit sechs Mitarbeitern und einem Jahresbudget von einer Million Schilling freilich vorerst nicht zu machen.
    Und ein Computermodell für die Berechnung der Lawinengefahren ist noch in weiter Ferne.
    Jahrelang wird man Schneeverhältnisse bloß messen und registrieren können.
    Und auch dann ist der Erfolg noch nicht sicher.
    Bis jetzt kennt man noch nicht einmal alle Faktoren, die zum Abgang einer Lawine führen.
    Berichterstatter war Manfred Kronsteiner von Österreich jetzt ein weiterer Sprung nach Australien.
    Nur 21 Monate nach dem Erdrückssieg der Labour-Party gab es heute in Australien wieder Wahlen für das Parlament und die Hälfte der Senatssitze.
    Nach den letzten Wahlen im März 1982 verfügte die Labour über 75 der 125 Sitze im Repräsentantenhaus gegenüber 35 für die Liberalen und 17 der Nationalpartei.
    Im Senat der Zweiten Kammer verfügte die Regierungspartei aber nur über 30 der 64 Mandate.
    Die größte Oppositionspartei hatte 24.
    Meinungsumfragen vor den Wahlen signalisierten auch diesmal dem Chef der Labour-Party und ihrem populären Chef und Premierminister Bob Hawke wieder einen Sieg.
    Im Senat könnte es allerdings zu Überraschungen kommen, dank des blitzartigen Aufstiegs einer Anti-Atom-Partei unter Führung eines beliebten Popstars.
    In Australien haben die Wahllokale bereits geschlossen, das letzte vor rund einer Stunde.
    Durch den Zeitunterschied ist es dort bereits nach 10 Uhr abends.
    Ich bin jetzt telefonisch mit Dieter Hinze verbunden.
    Guten Abend.
    Grüße Gott nach Wien.
    Haben die ersten Hochrechnungen, Herr Hinze, die Trends bestätigt, wie sie von den Meinungsforschern vorhergesagt wurden, gewinnt die Labour-Partei auch diese Parlamentswahlen?
    Ja und nein.
    Ja, die Labour-Party gewinnt, gar keine Frage, aber die Trends, die die Meinungsforscher vorhergesagt hatten, sind längst nicht so positiv für die Labour-Party ausgefallen, als das erwartet worden war.
    So wie es jetzt aussieht, nach Auszählung von knapp der Hälfte der Stimmen, wird die Regierung Hawke, nachdem das Abgeordnetenhaus aufgestockt wurde, etwa 83 Sitze erhalten und die
    Die konservative liberale Party und die erbskonservative National Party zusammen 65 Sitze, also ganz fraglos eine gute Mehrheit nach wie vor für Labour, die versprochen haben, dieses Mal drei Jahre das Parlament wirklich sitzen zu lassen und nicht wieder nach 18 Monaten Neuwahlen auszuschreiben.
    Es sind immerhin schon
    Die sechsten Wahlen, die jetzt innerhalb von neun Jahren in Australien ausgeschrieben wurden.
    Und die Wahlmüdigkeit ist ganz offensichtlich geworden.
    Denn in Australien herrscht zwar nach wie vor Wahlzwang.
    Das heißt, wer nicht zur Wahl geht, bekommt eine Geldstrafe oder satzweise Haft.
    Aber die Zahl der ungültigen Stimmen, die üblicherweise zwischen ein und zwei Prozent liegt, ist in die Nähe von acht Prozent heraus.
    Wie hoch ist denn die Wahlbeteiligung in Australien, wenn Wahlpflicht ist?
    Immer um die 98, 97 Prozent.
    Man will kein Geld dafür bezahlen, dass man nicht hingeht oder sich gar ins Kittchen stecken lassen.
    Nun zur zweiten Kammer im Parlament.
    Hier verfügte die Regierungspartei nur über 30 der 64 Mandate.
    Hat sie hier ihren Mandatzuwachs auch halten können?
    Nein, ganz offensichtlich nicht.
    In letzter Stunde ist es offensichtlich den
    Liberalen gelungen, ihre Wahlversprechungen beim Wähler anzubringen.
    Und die Labour-Party wird dort nach aller Voraussicht nach wie vor in der Minderheit bleiben.
    Interessant scheint aber zu sein, dass tatsächlich wenigstens ein Kandidat, möglicherweise sogar zwei, der erst im Juni gegründeten nuklearen Abrüstungspartei es geschafft haben, in den Senat zu kommen.
    Unter ihnen, wie Sie schon in der Einleitung sagten, auch Peter Garrett, der Lead-Singer oder der Pop-Singer der Gruppe Midnight Oil.
    Er hat recht gute Chancen, es zu schaffen.
    War dieser Sieg der Anti-Atom-Partei so hoch erwartet worden oder eher weniger?
    Nein, man hatte erwartet, dass die antinukleare Partei tatsächlich sogar mehr Kandidaten in den Senat bringen würde.
    Denn die Labour-Party war innerhalb der letzten zwei Jahre kräftig nach rechts gerückt.
    Der pragmatische Prime Minister Bob Hawke hatte seine Regierung auf einen ganz klaren provestlichen Verteidigungskurs gebracht, hatte den Uranabbau nach wie vor fortsetzen lassen.
    Etwas, was sie in den vorherigen Wahlversprechungen noch gesagt hatten, dass sie einstellen würden.
    Und innerhalb der Labour-Party hat sich besonders der linke Flügel stark gemacht für die Kandidaten der nuklearen Abrüstungspartei.
    Nicht sehr laut in der Öffentlichkeit, aber innerhalb der Parteimaschinerie.
    Und man hatte erwartet, dass also der Zulauf zu der nuklearen Abrüstungspartei sogar hätte noch sehr viel größer sein können.
    Um dem einen Riegel vorzuschieben, sind die Präferenzstimmen der Labour-Partys, ein sehr kompliziertes Wahlsystem, sogar der Opposition zugerechnet worden.
    Und die Auszählung für die Sitze des Senats wird wegen dieses komplizierten Wahlsystems
    sogar noch bis Freitag, Samstag oder gar Montag der übernächsten Woche dauern.
    Vielleicht noch eine letzte Frage.
    Wird sich an der Regierungspolitik in Australien etwas ändern durch diesen Wahlausgang?
    Nein, ganz offensichtlich nicht.
    Die Regierung Hawke sieht sich darin bestätigt.
    Bob Hawke selbst hat bisher noch keinen Kommentar vor den Kameras gegeben, auch nicht sein Gegenspieler Peacock.
    Aber Parteispitzen oder Mitglieder der Parteispitze von Labour sagten,
    Wir haben ein ganz klares Mandat bekommen.
    Die Wählerschaft hat gesagt, sie möchte das fortgesetzt haben, was wir angefangen haben.
    Und das ist ja wohl auch nicht sehr erstaunlich, denn in der Zeit der Regierung Kork in den 18 Monaten ist die Arbeitslosigkeit um zwei Prozent zurückgegangen, Wachstum, wie gesagt, um zehn Prozent und die Inflationsrate ist zum ersten Mal seit etwa acht Jahren von üblicherweise zehn, zwölf Prozent auf sechs Prozent zurückgegangen.
    Keine schlechten Voraussetzungen.
    Herr Hintze, recht herzlichen Dank für diese Informationen und auf Wiederhören.
    Und jetzt wieder zurück nach Wien, der Herr Inze hat es gesagt, zur Inlandspresseschau.
    Auch in dieser Woche bestimmten die Themen Kernkraftwerksbau, Kraftwerksbau in Hainburg und der Streit um das Offenhalten der Geschäfte am 8.
    Dezember über weitestreckende innenpolitische Diskussionen.
    Nachdem Anfang der Woche der niederösterreichische Landesrat Ernest Brzozowski für den Bau des Donaukraftwerkes bei Hainburg entschieden hatte, will bereits kommende Woche Landwirtschaftsminister Günther Heiden den noch ausständigen Wasser- und forstrechtlichen Bescheid für Hainburg vorlegen.
    Und auch rund um den 8.
    Dezember hitzen sich nach wie vor die Gemüter.
    Sozialminister Dallinger hat vor einer Ministeranklage gegen den Salzburger Landeshauptmann Haslauer gesprochen, weil dieser Dallingers Weisung für geschlossene Geschäfte am 8.
    Dezember zu sorgen, nicht befolgt.
    Kommentarauszüge aus den österreichischen Tageszeitungen zu diesen beiden Themen hat heute Gisela Hopfmüller ausgewählt.
    Im sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung schreibt Herbert Lackner unter dem Titel Heimburg und die Mythen, die Auseinandersetzungen um das Kraftwerk Heimburg seien ein idealer Boden, auf dem Mythen gedeihen könnten.
    Wahre Prachtexemplare davon wurden in den letzten Monaten über den Marktplatz der Sensationen gehetzt.
    Heinburg-Gegner, die der Öffentlichkeit einreden wollten, anstelle der Au würde eine Landschaft entstehen, die frappante Ähnlichkeit mit dem Matzleinsdorfer Platz hätte, duellierten sich da in verwegener Art mit manchen Befürwortern, die im Überschwang der Gefühle Glauben machen wollten.
    Allein dieses Kraftwerk könne dem Land für dahin unendliche Glückseligkeit garantieren.
    Die Wahrheit zum Entlackner sei viel banaler.
    Nichts als ein Kraftwerk ist es, ein notwendiges Wohl, wie man nach Abwägen der Argumente annehmen muss.
    Es wird die Landschaft nicht unbedingt verschönern, sie aber auch keineswegs so beeinträchtigen, wie dies die Gegner des Projekts behaupten.
    Und Lackner stellt dann die Frage... Ist jetzt also die Stunde der Grünen gekommen?
    Wer dies ohne Einschränkung bejaht, schnitzt bereits an einem neuen Mythos.
    Gewiss, sie haben nun ein Thema, das sie, zumindest für eine gewisse Zeit, zusammenschmiedet.
    Aber für die höheren politischen Weihen, etwa den Einzug in den Nationalrat, sind Antworten auf mehr Fragen erforderlich als nur auf jene, ob ein Kraftwerk nahe Hainburg gebaut werden soll.
    Antworten, die bisher noch ausstehen.
    Ein Kurzkommentar in der Wiener Tageszeitung Kurier geht beim Thema Hainburg von einem Vergleich aus.
    Gesetzt den Fall in einem Indizienprozess, verurteilte das Gericht den Angeklagten, legte aber die Beweise für seine Schuld nicht vor.
    Welch ein Justizskandal.
    Doch just so wird in dem Verfahren um den Bau des Hainburger Kraftwerks gehandelt.
    Elf von zwölf Gutachten seien für den Bau, behauptet Landesrat Brezovski.
    Aber er legt sie nicht vor und verschweigt die Autoren.
    Es schließt sich die Frage nach dem Grund dieses Versteckspiels an.
    So aber lastet auf dem Verfahren der Verdacht der Manipulation und der Unredlichkeit.
    Benehme sich ein Gerichtshof so gesetzwidrig, müsste er aufgelöst werden.
    Die Politiker hingegen lösen das Recht auf.
    Karl-Heinz Ritschel behandelt in seinem Leitartikel in den Salzburger Nachrichten das zweite dominierende Thema der vergangenen Wochen, den Streit um das Offenhalten der Geschäfte am 8.
    Dezember.
    Ritschel schreibt unter anderem,
    eines Feiertages, der erst am 18.
    November 1955 vom Nationalrat beschlossen worden ist.
    Damals eiferten die Sozialisten gegen die Einführung mit dem Argument, dass an Tagen, an denen gefeiert werde, auch nichts geschaffen werde und ob sich Österreich solchen Luxus leisten könne.
    Der damalige Bundeskanzler Julius Raab wurde angegriffen, weil er sich nicht getraue, er selber war Gegner eines zusätzlichen Feiertages, den Befürwortern seiner Partei ein kategorisches Nein entgegenzuschleudern.
    Und Ritschl beschreibt auch die große Gefahr, die seiner Meinung nach im Streit um den 8.
    Dezember liege.
    Das Aufbauschen eines Vernunftentscheides in außergewöhnlicher Situation, die der Kalender mit sich gebracht hat, eine Ausnahmeregelung zu fassen.
    Herr Dallinger agiert, was größeren Problemen adäquat wäre.
    Es scheint, dass er hier billig einen Erfolg setzen will, der ihm bei der Lösung großer Probleme nicht vergönnt ist.
    Die Zentralgewerkschaft der Privatangestellten verfällt in klassenkämpferische Töne.
    Insgesamt sieht es so aus, als ob eines der größten wirtschaftlichen Probleme Österreichs das Öffnen der Geschäfte am 8.
    Dezember in Salzburg sein würde.
    Wären das wirklich alle Probleme?
    Welch glückliches Österreich!
    Eine Minute vor halb eins ist es jetzt.
    im Journal zu Gast.
    Ist heute Ingenieur Rudolf Salinger, der Präsident der Bundeswirtschaftskammer und des ÖVP-Wirtschaftsbundes.
    Salinger ist 68 Jahre alt und war seit Bestehen dieser Radioreihe, nämlich seit viereinhalb Jahren, noch nie bei uns zu Gast.
    Heute ist er also sozusagen eine Premiere.
    Rudolf Salinger, der innerhalb der ÖVP Josef Taus und letztlich auch Alice Mock zum Parteiobmann gemacht hat,
    der gemeinsam mit ÖGB-Präsident Anton Peña die Verkörperung der Sozialpartnerschaft darstellt, gilt als außerordentlich medienscheu.
    Rudolf Salinger ist seit rund 20 Jahren Präsident der Bundeswirtschaftskammer und Chef des ÖVP-Wirtschaftsbundes.
    Er ist ein Befürworter des Atomkraftwerkes Zwentendorf, wie sein Pendant Anton Peña, und er kandidiert noch einmal bei den nächsten Handelskammerwahlen.
    Das heißt, Rudolf Salinger bleibt bis 1990 oberster Wirtschaftsvertreter.
    Das Gespräch mit ihm führte Erich Eichinger.
    Ein längeres Gespräch mit Rudolf Salinger hat wirklich Seltenheitswert.
    Das ist so wie ein vierblättriges Kleeblatt.
    Wann immer man nachschaut, wann hat Rudolf Salinger etwas gesagt, dann kommt man drauf.
    Das war in einer Rede, aber praktisch nicht.
    Nie in einem längeren Interview.
    Ist das bei Ihnen persönlichkeitsbedingt eine Scheu oder vielleicht sogar eine Art Misstrauen?
    Ich habe prinzipiell keinen Misstrauen, weder zu den Medien noch zum Rundfunk, also zum ORF, sondern meine Termine sind oft so eng, dass ich kaum dazukomme.
    Sie müssten doch zwischen den Terminen vielleicht doch gelegentlich das Bedürfnis haben, mit der Faust auf den Tisch zu hauen, wenn es in der eigenen Partei nicht so richtig zugeht oder wenn es in der Bundeskammer nicht so richtig zugeht.
    Warum äußern Sie sich praktisch nur in der Rede, wo einfach die Distanz viel größer ist, wo man viel länger dazu kommt, sich das Wort zu überlegen?
    Ein Interview, wenn es sehr kurz ist, ist es sehr schwierig, weil man in der Kürze nicht alles unterbringen kann.
    Und ich möchte sagen, dass ich eine Art von Politik habe, wo ich
    nicht auf den Tisch haue, sondern zuerst in einem vernünftigen Gespräch etwas erreichen will.
    Wenn das nicht der Fall ist, muss man dann eben andere Methoden angreifen.
    Ich bin ein gelernter Maurer und weiß, wie man auch solche Gespräche führt.
    Ein gelernter Maurer.
    Wie war denn eigentlich so Ihr Hergang?
    Ja, ich bin in Niederösterreich in Lassé geboren, habe dort die Volks- und die Bürgerschule besucht.
    Dann bin ich nach Wien gekommen.
    Dort habe ich als Techniker gearbeitet in einer Baufirma und habe in der Zwischenzeit auch eine technische Lehranstalt besucht und war dann auch außerordentlicher Hörer an der Technischen Hochschule Architektur.
    Mein Weg war immer sehr schwierig, ich habe mir alles selber verdienen müssen und ich war damals vielleicht etwas unglücklich, jetzt nachher kann ich sagen und kann mich
    Beim lieben Gott bedanken, dass ich jetzt weiß, dass gerade in der Not die beste Bildung liegt.
    Sie haben dann, wenn ich die Biografie richtig gelesen habe, in einen Steinmetzbetrieb eingeheiratet?
    Ich habe in einen Steinmetzbetrieb eingeheiratet, der ein guter Betrieb ist.
    eine kleine Filiale in Niederösterreich, in Wien den Hauptbetrieb und durch meine Frau auch in Carrara Mitbesitzer an Steinbrück.
    Wie gefällt Ihnen denn heute die Politik der ÖVP?
    Neuerdings gibt es ja offenbar doch eine klare Linie für Hainburg.
    Bei Ihnen ist es keine Frage, dass Sie immer für Zwentendorf, für Hainburg waren.
    Sozusagen die eigene Partei macht Ihnen jetzt langsam die Freude, wenigstens für Hainburg zu sein.
    Wenn jetzt diese Energiefrage wieder zur Diskussion steht, haben Sie ja, war im vorigen Partei
    Vorstand und jetzt auch in der Club-Tagung die Aussage, ein Ja zu Hamburg mit den Auflagen der Heilquellen, Machfeld, das Trinkwasser für wen?
    Ich selber bin ein Machfelder, darum habe ich dafür Verständnis.
    Und dann zur Kernenergie.
    Wenn die Regierung einen einheitlichen Vorschlag macht, das heißt, dass beide Koalitionspartner diesen Wunsch haben und die Kernenergie dann ins Parlament bringen, wird die österreichische Volkspartei sicher dann auch sprechbereit sein.
    Drücken Sie gar nicht so insgeheim ein bisschen die Daumen, dass die Regierung vielleicht doch noch in sich eins wird, auch wenn es nicht so ausschaut.
    Auch wenn es so ausschaut, als würde der freiheitliche Vizekanzler und Parteiobmann Steger nach wie vor auf seinem Nein beharren.
    Das ist Aufgabe der Regierung, darüber zu sprechen und einig zu sein.
    Und eine Einmischung von mehr kommt da überhaupt nicht in Frage.
    Sie haben da jetzt beim Oder gezögert.
    Haben Sie da an Ihren Co-Präsidenten Benni auf Seiten der Gewerkschaft gedacht?
    Ich bin ein Sozialpartner, wo ich mit dem Präsidenten Behn ja ein sehr gutes Einvernehmen habe.
    Wir beschränken unsere Arbeit und unser Gespräch auf die Partnerschaft, die den Arbeitgeber und den Arbeitnehmer berührt und die dazugehörigen
    Gesetze, die eben da anlaufen.
    Also ich denke sozusagen mit der Seele Rudolf Sallingers, es ist zwar ein Unsinn, Zwentendorf nicht aufzusperren, aber wenn es halt politisch nicht anders geht, muss man sich damit abfinden.
    Hören Sie, ich bin vor allem ein
    disziplinierter Mensch und ein Mensch, der die Ordnung lebt, weil an Disziplin und Ordnung der ganze Erfolg hängt.
    Ich gehöre der Österreichischen Volkspartei an, bin im Parteivorstand und werde das, was die Partei ausgesagt hat und die Möglichkeit geschaffen hat, auch vertreten.
    Bleiben wir noch ein bisschen beim Thema Hainburg.
    Da hat zwar die ÖVP jetzt zuletzt eine klare Linie festgelegt, also ja zum Kraftwerksbau Hainburg mit der und der Auflage, nur man kann ein bisschen das Gefühl haben, die Aussage des Parteiobmannes Mock, man sollte die Behandlung des Volksbegehrens abwarten, bevor dort sozusagen die Baumaschinen auffahren, klingt wieder ein bisschen nach Hintertür.
    Ist das Ihr Geschmack von Politik?
    Ich habe überhaupt keine Geschmäcker in der Hintertür, sondern beim Club wurde darüber diskutiert, es wurde ein Papier gemacht.
    Ich habe dieses Papier bejaht und damit ist für mich die Situation gegeben.
    Ein zweites großes innenpolitisches Thema steht jetzt zur Diskussion.
    Das ist der 8.
    Dezember, die Geschäfte in Salzburg.
    Sollen sie offen sein, sollen sie nicht offen sein?
    Mehr oder minder haben sich beide Seiten hier ziemlich festgelegt.
    Es sieht so aus, als könnte keiner mehr zurück.
    Ist das eigentlich nach den Vorstellungen der Sozialpartner?
    Die Sozialpartner, also ich meine jetzt, Penia und Salinger wurden anfangs überhaupt nicht einbezogen und die einzelnen Länder, was auch verständlich ist, haben ihre Situation dargelegt.
    Es gibt Bereiche, wo der 8.
    Dezember, der zufällig auf einen Samstag fällt, keine Auswirkungen hat.
    Es gibt aber Regionen, die an der Grenze liegen, wie
    Salzburg, Tirol und auch Oberösterreich, wo es natürlich für die Kaufleute eine große Einbuße wäre.
    Ich halte nichts davon, dass man so emotionell das macht und wenn der Landeshauptmann von Salzburg sich auf ein Gesetz stützt, so sollte man doch im Schutze des Rechtsstaates
    die Offenhaltung ermöglichen.
    Noch dazu, wo der Handel ja wirklich gute Vorschläge gemacht hat, einen Tag Freizeit und dann noch eine Abgeltung.
    Aber jetzt haben sich beide
    Gruppen einmal festgelegt und ich hoffe, dass dieser 8.
    Dezember keine weiteren Auswirkungen auf den sozialen Frieden hat.
    In Abwandlung
    an ein Wort, das Churchill damals gebracht hat, möchte ich sagen, Sozialpartnerschaft ist die schlechteste Form der Konfliktaustragung, aber ich habe noch keine bessere kennengelernt und auch die sehr gescheiten Leute, die sich damit befasst haben, haben uns auch noch keine derartigen Vorschläge gemacht.
    Haben Sie gar nicht das Gefühl, dass im Jahr 1984 einer der beiden Sozialpartner den Kürzeren gezogen hat?
    Wenn ich jetzt sozusagen die andere Seite gedanklich vertrete, die Lohnabschlüsse waren doch recht maßvoll.
    Die Gewerkschaft war in vielen Bereichen maßvoll.
    Und trotzdem waren manche Lohnerhöhungen für mich zu hoch.
    Aber ich muss auch dabei sagen, dass sich die Wirtschaft sehr bemüht hat, auch in den Preisen genauso maßvoll zu sein.
    Und besonders, wenn ich jetzt auf die Exporte kurz zu sprechen komme, möchte ich sagen, dass man diesen Firmen, die in die Welt hinaus exportieren, wirklich danken muss, dass sie den Weltmarktplatz unter allen Umständen halten.
    Sie haben manchmal keinen Verdienst, manchmal sogar rote Ziffern.
    Warum schreiben Sie eigentlich nicht einmal ein Buch, so sah ich die Welt, also kürzer gefasst die 90 Außenhandelstellen der Bundeskammer?
    Die Bundeswirtschaftskammer hat 89-90, das wechselt ein bisschen, weil wir so flexibel sind, wenn es dort nicht richtig geht, sind wir schon weg, sperren wir zu und gehen zum nächsten.
    Das ist notwendig, weil wir die Wirtschaft wirklich beleben müssen.
    Also wir haben 89-90 Außenhandel stehen, auf der ganzen Welt.
    Und ich persönlich habe 71 besucht.
    Das heißt, mir kann keiner was erzählen und kann keiner was vormachen.
    Ob die klimatischen Verhältnisse, das Sprechen mit den Leuten, die Möglichkeiten, wie man sich dort bewegt, das ist alles da.
    Und deshalb bin ich auch bei den Außenhandelstellenleitern in dieser Überlegung
    beachtet, weil sie mir nichts erzählen können und manche sind sehr froh, wenn ich das Flugzeug nach Wien besteige.
    Besuchen Sie nicht irgendwann einmal wieder den Lipizzaner, den Sie bei Präsident Reagan abgegeben haben?
    Mein Lipizzaner nach Amerika, das ist nicht so leicht gewesen, es ist gelungen und gleich am Abend hat man gesagt,
    Diese Propaganda für Österreich, für den Fremdenverkehr, für das Land, für die Menschen, hätte 15 Millionen Dollar ausgemacht schon am Abend.
    Und ich kann jetzt nur sagen, den Lippitzaner geht's gut, er rennt heut noch für Österreich.
    Sie haben mich wegen einem Buch gefragt.
    Ich werde mich, jetzt geht es nicht, jetzt habe ich keine Zeit dazu, aber einmal damit beschäftigen, nicht ein Buch über die Wirtschaft zu schreiben, sondern ein Buch über die Reisen, die ich gemacht habe im Jahre 1968, glaube ich.
    Das war eine Reise, die damals Afrika beinhaltet hat.
    Da war damals der Vizebürgermeister Slavik mit und Zverens, der damals Generalkonsul von Gabon gewesen ist.
    Das hat eine fürchterliche Hitze dort gehabt und ich leide an der Hitze und wollte leicht angezogen sein.
    Mein Sekretär, der jetzige Kammeramtsdirektor von Wien, hat gesagt, ich muss dunkel angezogen sein.
    Ich war aber angezogen in den
    Kacki-Anzug und als wir dann mit einer alten Ju-52, die abgeteilt war, rückwärts waren die Ziegen und die Hühner und die Enten, vorne saß der Nuncius, dann meine Gruppe, noch ein kleinerer, so ähnlich wie ich, dickerer Herr, wir haben uns alle nicht gekannt, sind dann angekommen in Port Chantil und
    Da stand eine Kompanie von Polizei und ich bin da ausgestiegen.
    Da kam ein großer Neger mit Bart zu mir her, hat seinen Gruß nahe gebracht und hat mich dann durch diese
    durch diese Polizisten, die das Gewehr präsentiert haben, durchgeführt.
    Mir kam das schon komisch vor, denn ich habe ja keine solche Stellung, dass man ein Gewehr präsentiert.
    Da hat mich dann in ein Auto hineingesetzt und wir sind mit einem Folgetonhorn durch die ganze Stadt gefahren.
    Die Kinder haben sich niedergeknölt, die Frauen standen auf dem Balkon.
    Ein Weißer kommt einmal da ganz an den Rand von Capone.
    Und nach drei Viertelstunden sind wir bei dem Palast des dortigen Gouverneurs angelangt.
    Der Slawik kam mir entgegen und sagte, du pass auf, schau mal, dass wir fortkommen, du bist der Geföde.
    Der Generalsekretär, der Stellvertreter der UNO, ein Franzose, sitzt noch am Flugplatz.
    Sie sind eigentlich im gewissen Sinne ein Rückblick in Österreichs Politik.
    Sie sind der direkte Nachfolger von Julius Raab in ihren Funktionen.
    Das war ein Bauunternehmer, Sie sind ein Steinmetz.
    Wo gibt es nicht nur den Unternehmer, der Zeit hat, Politik zu machen?
    Ich halte es für notwendig, dass Unternehmer im Parlament sein sollen.
    Nicht nur Unternehmer.
    Es sollen alle Bereiche der österreichischen Bevölkerung dort vertreten sein.
    Ob das die Arbeitnehmer sind, die Arbeitgeber sind, ob das die freien Berufe sind, ob das die Bauern, das ist eine ganz wichtige Sache.
    Die Grünen.
    Was?
    Die Grünen auch.
    das wird sich herausstellen.
    Aber jedenfalls halte ich das für richtig und dass auch Arbeitnehmer einmal Unternehmer werden, dass sie sehen, dass es leicht ist zu kritisieren, aber viel schwerer dann einen Betrieb wirklich zu führen.
    Und dort sieht man, wenn das so sich abwiegt, würde das ja besser sein.
    Ich bin ein gelernter Maurer.
    Ich habe eine Jugend hinter mir, die anfangs sehr schön war,
    Dann bin ich ein armer Bub geworden.
    Und aus diesem armen Bub habe ich mich selber dann heraufarbeiten müssen.
    In der Kammer.
    Ich war Innungsmeister, Stellvertreter, Innungsmeister, Bundesinnungsmeister, Sektionsobmann, Wiener Kammerpräsident und dann Bundeskammerpräsident.
    Alles das, was ich gegen die Obern gemacht habe, weiß ich jetzt, was man gegen mich machen will.
    Und darum ist es für mich etwas leicht.
    Und das verhindern Sie seit 20 Jahren.
    Die Nachfolgediskussion hat es immer gegeben.
    Und der Nachfolger heißt immer wieder Rudolf Salinger.
    Ich muss Ihnen sagen, dass ich ein Vertreter der Jugend bin.
    Ich mache der Jugend gerne Platz und ich habe auch in der Bundeskammer viele junge Menschen als Abteilungsleiter, die sich dieser modernen Zeit anpassen.
    Ich bin ein Vertreter, dass man die Jungen
    jetzt fördert, dass sie Jungunternehmer werden können.
    Wir brauchen mehr Unternehmer und weniger Staat.
    Wir müssen schauen, dass man sie nicht ins Wasser wirft und ob sie schwimmen können, ob sie untergehen oder nicht.
    Man muss sie rechtzeitig hineinbringen und die Alten müssen ihnen helfen.
    Der alten Rat der jungen Tat macht krummes Grat.
    Das ist das Sprichwort, das ich immer habe.
    Die nächste Funktionsperiode, die ja 1985 bis 1990 ist, habe ich mich auf Wunsch meiner Freunde im Wirtschaftsbund entschlossen, wieder zu kandidieren.
    Und Sie werden dann am Ende der Periode 1990 auch erst 73 Jahre, das ist das Alter, dass ÖGB-Präsident Benja heute hat.
    Kann man nicht einmal sagen, Sie würden dann auf eine neue Kandidatur verzichten?
    Schauen Sie, erstens soll man in der Politik nie, nie sagen, aber Sie werden, Sie können mir glauben,
    Ich habe jetzt gesagt, ich werde für die ganze Periode kandidieren.
    Da hat auch der liebe Gott mit zu reden.
    Der liebe Gott mit der Gesundheit.
    Ich fühle mich körperlich gesund.
    Ich fühle mich auch in meinen
    Ich bin mit meinem Kopf noch beweglich.
    Ich bin mit meinem Knie gehandicapt.
    Aber ich sage allen, man sollte nicht ein Beispiel nehmen an meinem Gehen, wo ich nach österreichischer Ort hatsche.
    Das hat nichts mit meinem Standpunkt in der Politik und in der Kammer zu tun.
    Da bin ich fest genug.
    Wären Sie nicht selber mal gern Minister geworden oder Kanzler oder so?
    Es gibt die alte Anekdote, Sie haben angeblich Julius Raab auf dem Totenbett versprochen und werden ja nie Minister und Sie haben gesagt ja.
    Ich war mit dem damaligen Präsidenten Raab zehn Jahre nicht sehr gut befreundet, weil ich nicht alles gemacht habe, was er wollte, doch habe ich ihn immer verehrt und tue das jetzt in einer großen Weise immer noch.
    Er ist ein Staatsmann und er war auch mein Freund.
    Und am Totenbett hat er mir gesagt, ich soll sein Nachfolger werden.
    Ich habe gesagt, du, das muss gewählt werden.
    Da hat er gesagt, das ist mein Wunsch.
    Und noch ein Wunsch habe ich.
    Die Kammerorganisation ist mein Kind.
    Und dort gehört einer hin, der bei diesem Kind bleibt und nicht wechselt.
    Und der soll auch nicht Minister werden.
    Und das habe ich gehalten.
    Selbst in Publikationen, denen man eher, sagen wir, eine für sie geneigte Linie zubilligen muss, steht manchmal, Sie sind ein unergiebiger Interviewpartner.
    Haben Sie gar nicht bei diesem Gespräch den Eindruck gehabt, dass Sie jetzt nichts gesagt haben?
    Schauen Sie, möchte ich auch sagen, ich habe ja gesagt, dass ich etwas einmal pressescheu oder interviewscheu bin, aber ich bin es dann nicht, wenn mein Interviewer mir sympathisch ist.
    Vielen Dank für dieses Gespräch.
    Rudolf Salinger, der Präsident der Bundeswirtschaftskammer, war heute im Journal zu Gast.
    Und jetzt Kultur im Mittagssjournal.
    Heute Vormittag wurde in einem Festtag das Zürcher Opernhaus feierlich eröffnet.
    Heute Abend wird es ein Galakonzert geben und morgen ist dann die eigentliche Eröffnungsveranstaltung eine Neuinszenierung von Richard Wagners Oper, die Meistersinger von Nürnberg.
    Für Österreich ist diese Eröffnung des total umgebauten Zürcher Opernhauses deshalb von besonderem Interesse, weil der derzeitige Zürcher Operndirektor und Regisseur, der Meistersinger sowie Moderator des Gala-Konzertes heute Abend Klaus-Helmut Drese ist, der ja bekanntlich ab 1986 Direktor der Wiener Staatsoper sein wird.
    Darüber hinaus ist Zürich die einzige Großstadt Mitteleuropas, in der bei den Jugendunruhen 1980 die Existenz eines Opernhauses ernstlich in Frage gestellt wurde.
    Aus Zürich berichtet Volkmar Paschalk.
    Musik
    Heute Vormittag haben sich die Mitarbeiter des Zürcher Opernhauses auf der Bühne versammelt, um an dem offiziellen Festakt teilzunehmen, bei dem Stadtpräsident Wagner und Architekt Claude Pajar symbolisch die Schlüssel für das total umgebaute und renovierte Opernhaus an den Verwaltungsratspräsidenten der Theater AG Max Koller und an den Operndirektor Klaus Helmut Drese übergaben.
    Die Fassade des Theaterbaus aus der Gründerzeit, genau aus dem Jahr 1891, ist erhalten geblieben.
    Der Zuschauerraum renoviert und modernisiert, die Zahl der Sitzplätze erhöht, die Akustik verbessert, die Bühnentechnik auf den neuesten Stand gebracht.
    Ein Erweiterungsbau in rötlichem Beton mit geradlinigen modernen Fenstern überhäuft, bietet ausgedehnte Probenräume, Garderoben, Büros und Werkstätten.
    Im Volksmund hat dieses moderne Seitengebäude schon einen Spitznamen weg.
    Es heißt Fleischkas.
    Das ist die in der Schweiz und in Westösterreich übliche Bezeichnung für den Wiener Leberkäse.
    Auch drei jugendstilverhaftete, verglaste Eingangsbögen werden von den Zürchern als Eingang zum Tigerkäfig bezeichnet.
    In der sparsamen und korrekten Schweiz, die Zürcher haben in einer Volksbefragung 1980 nur mit sehr geringer Mehrheit den Umbau bewilligt, wird in diesen Tagen die Erhöhung der ursprünglich vorgesehenen Umbaukosten von 60 auf rund 80 Millionen Schweizer Franken heftig kritisiert und die Verantwortlichen werden angegriffen.
    Befürchtet wird im Opernhaus auch an eine Wiederholung der Jugendunruhen aus dem Jahr 1980, als sich an den Kosten des Opernbetriebs und an dem geplanten Umbau eine massive Revolte junger Züricher entzündete, die als fanale Beispielwirkung für eine Änderung der Kulturpolitik auch in anderen europäischen Metropolen hatte.
    Man sagt in Zürich, die Situation habe sich geändert, es gäbe jetzt subventionierte Jugendzentren und mehr Alternativkultur.
    Und dennoch ist die geheime Sorge der Stadträte und der Opernverantwortlichen groß für das heute Abend angesetzte Festkonzert mit Stars wie Agnes Balzer, Lucia Popp, Carreras, Alfredo Kraus, Vrenik, Jaurov Jones, um nur einige zu nennen.
    Und das eingeleitet wird mit Goethes Vorspiel auf dem Theater mit Helmut Lohner, Will Quadflick und Wolfgang Reichmann.
    glaubt Klaus-Helmut Drese an Unruhen heute Abend.
    Ich persönlich würde das außerordentlich bedauern, wenn so etwas passiert, denn die Leute hätten eigentlich sehen müssen in den zweieinhalb Jahren unserer Umbauzeit, wie wir zum Volke gegangen sind, wie wir in alle Stadtteile und Stadtviertel gegangen sind, in den einfachsten Sälen Theater gespielt haben.
    und uns in jeder Hinsicht bemüht haben, Kontakte nach allen Richtungen soziologisch zu finden.
    Auch mit dem Musikchef der Zürcher Oper, dem Österreicher Ralf Weikert, sprachen wir über die spezifische Zürcher Opernsituation.
    Das eine sind die Jugendkrawalle, die damals durch die Opernhaus-Umbausituation ausgelöst worden sind.
    Es wird jetzt immer klarer, dass es eigentlich nicht
    das Opernhaus ist, das letztlich der Grund ist, sondern es war nur ein Anstoß.
    Es waren im Grunde genommen die zu spät gekommenen Jugendunruhen.
    Das andere, was sie ansprechen, nämlich die eigentlich ständig gefährdete finanzielle Situation der Oper, da muss man sich vor Augen halten, dass natürlich die Schweiz eine
    Direkte Demokratie ist, das heißt, dass hier über alle Beträge, die eine gewisse Höhe überschreiten, eine Volksabstimmung machen muss, eine direkte Volksabstimmung.
    Das bringt natürlich so ein Institut permanent immer wieder an diesen Punkt von Existenzberechtigung oder Nicht-Existenzberechtigung.
    Das Polizeiaufgebot heute beim Galakonzert und morgen bei den Meistersingern dürfte gewaltig sein.
    In der Zeitung des stetig subventionierten alternativen Kulturzentrums Rote Fabrik wurde für heute eine Gegenveranstaltung vor dem Opernhaus angekündigt.
    Ein Opernair um 19 Uhr, bei dem zu Meistersingermelodien ein geprobtes Spektakel mit gemeinsamen öffentlichen Singen Kritik an Oper und an Subventionsgebaren formulieren soll.
    Angehörige der Interessengemeinschaft Rote Fabrik.
    Wir versuchen einen Kontrapunkt zu setzen.
    Unsere Töpfe sind leer, während dort in Glanz und Glorie gefestet wird.
    Es ist eine echte Gegenveranstaltung.
    Es wird geprobt für diese Sache.
    Es besteht ein Libretto, das ist öffentlich abgedruckt worden in der Wochenzeitung.
    Ich denke, diese verängstigte Seelen, diese paranoiden Seelen gewisser Politik hier in Zürich sehen eben hinter einem Wort wie Meistersingen können sie sich gar nicht ein Singen vorstellen, sondern sie haben dann gleich die Vorstellung von Steine werfen.
    Ich denke, es ist nicht an uns, das dann diesen Leuten zu erklären, sie sollen uns nur singen lassen und dann sehen sie, dass wir auch singen können und wollen.
    Wenn sie uns aber nicht singen lassen, weil die Polizei das ganze Quartier
    absperrt, geradezu besetzt, dann ist es natürlich so, dass es nicht stattfinden kann, das wird die Gemüter erhitzen.
    Klaus Helmut Drese hat selbst die eigentliche Eröffnungspremiere, Wagners Oper, die Meistersinger von Nürnberg inszeniert.
    Er hat die Handlung aus dem mittelalterlichen Nürnberg… …ins Zürcher Biedermeier verlegt,… …in die Zeit, in der Richard Wagner in Zürich weilte,… …und die Festwiese bringt daher keinen mittelalterlichen Handwerksaufmarsch,… …sondern einen folkloristischen Aufmarsch der Zürcher Zunftgilden.
    In all diesen Dingen spiegelt sich meine Erfahrung mit dieser Stadt, die ich sehr liebe und für die ich diese Hommage à Zürich bewusst inszeniere.
    Dass die Prügelszene erst im und nicht vor dem Theater stattfindet, das hoffen alle Zürcher Opernfreunde.
    Die Besetzung des von Ferdinand Leitner dirigierten Abends bringt das Debüt von Donald McIntyre als Sax.
    Der Einsatz von Peter Hoffmann ist wegen eines Sturzes bei der Generalprobe fraglich, bei der er noch das Publikum als Walter Stolzing begeisterte.
    Anlässlich der heutigen Eröffnung des Neubaus der Züricher Opernhauses bringt die Sendung Diagonal ein Stadtporträt von Zürich.
    Die Sendung Diagonal beginnt um 17.20 Uhr im Programm Österreich 1.
    Vierenhalb Minuten vor 13 Uhr ist es jetzt.
    Zum Abschluss des Mittagjournals hören Sie jetzt noch Meldungen.
    Ungarn.
    Ungarische Meinungsforscher haben ermittelt, dass die Österreicher an Beliebtheit bei den Ungarn an erster Stelle stehen.
    Sie rangieren ein gutes Stück vor den Deutschen und weit vor den kommunistischen Nachbarn in Rumänien.
    Bei einem Kultursymposium in Budapest wurde vorgeschlagen, an den ungarischen Schulen mehr Deutsch zu unterrichten, gemeinsame Kommissionen zur Revision von Geschichts- und Schulbüchern zu schaffen und verstärkte Kontakte der Universitäten und Verleger in die Wege zu leiten.
    Außerdem haben die Teilnehmer vorgeschlagen, das Kultursymposium zu einer Dauereinrichtung zu machen.
    Österreich.
    Der Herr Präsident der Bundeswirtschaftskammer, Rudolf Salinger, tritt dafür ein, die Diskussion um ein Offenhalten der Geschäfte am Marienfeiertag, den 8.
    Dezember, weniger emotionell zu führen.
    In die Radioreihe im Journal zu Gast sagte Seilinger, wenn der Salzbürger Landeshauptmann Haslauer sich in dieser Frage auf das Gesetz stütze, sollte man im Schutze des Rechtsstaates das Offenhalten der Geschäfte ermöglichen.
    Beim Thema Heimburg bekannte sich Seilinger zum Jahr der ÖVP für den Kraftwerksbau unter der Berücksichtigung strenger Umweltschutzauflagen.
    Zur Diskussion um seine Nachfolge als Präsident der Bundeswirtschaftskammer sagte Salinger, er habe sich auf Wunsch seiner Freunde in der Kammer dazu entschlossen, für die nächste Funktionsperiode wieder zu kandidieren.
    Der frühere Landesparteiobmann der ÖVP Burgenland und heutige Landtagsabgeordnete Franz Sauer-Zopf will in der Politik bleiben.
    In einem Interview für Radio Burgenland sagte Sauerzopf, er zähle sich zu jenen Leuten, die den Erneuerungsprozess der ÖVP in Angriff nehmen könnten.
    Er kenne aber auch andere Leute, die dafür in Frage kämen.
    Vertreter aller drei Parteien im Salzburger Landtag haben in einer gemeinsamen Sitzung beschlossen, ab Jänner 1986 etwa jedes zweite Wochenende zum veranstaltungs- und politikfreien Wochenende zu erklären.
    Die Parteienvertreter haben Gemeinden, Kirchen, Verbände und Vereine im Bundesland Salzburg ersucht, Politikern ein freies Wochenende zu vergönnern und an diesen Tagen keine Veranstaltungen abzuhalten.
    Berlin.
    An der Sperrmauer zwischen Ost- und West-Berlin ist heute in den frühen Morgenstunden offenbar ein Flüchtling durch Schüsse von DDR-Grenzposten getötet worden.
    Westberlins regierender Bürgermeister Eberhard Diebken hat in einer ersten Reaktion von einem menschenverachtenden Verhalten an der innerdeutschen Grenze gesprochen und die DDR-Führung aufgefordert, den Schießbefehl außer Kraft zu setzen.
    In den 23 Jahren seit dem Bau der DDR-Mauer wurden an der Grenze zu Westberlin 72 Menschen getötet.
    Saudi-Arabien vereinigte arabische Emirate.
    Die beiden Golfländer haben heute gemeinsam Luftabwehrübungen aufgenommen.
    Dauer und Umfang des Manövers wurden nicht bekannt gegeben.
    Die sechs arabischen Golfstaaten hatten am vergangenen Donnerstag bei einem Gipfeltreffen in Kuwait beschlossen, eine gemeinsame Eingreiftruppe zu bilden.
    Ägyptern.
    König Hussein von Jordanien ist am Vormittag zu einem Staatsbesuch in Kairo eingetroffen.
    In Gesprächen mit Präsident Mubarak will Hussein vor allem erörtern, wie der Nahostfriedensprozess wieder in Gang gebracht werden kann.
    Der jordanische Monarch will nach Angaben von Diplomaten versuchen, Ägypten zur rückhaltlosen Unterstützung für den Plan einer internationalen Nahostfriedenskonferenz zu bewegen.
    Israel lehnt eine derartige Konferenz, an der auch die Sowjetunion und die PLO teilnehmen sollen, entschieden ab.
    Das waren die Meldungen, die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    In den Niederungen trüb, sonst sonnig.
    Nachmittagstemperaturen heute zwischen 3 und 17 Grad.
    In wenigen Sekunden wird es 13 Uhr, eine Stunde Samstag.
    Mittagsinformation ist beendet.
    Karl Jokowski verabschiedet sich für Redaktion und Technik.
    Ein schönes Wochenende noch.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.12.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1984.12.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Historiker - Treffen Österreich - Ungarn in Budapest
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1984.12.01 [Sendedatum]
    Ort: Budapest [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lawinenforschung und -schutz in Österreich
    Einblendung: Erwin Plattner
    Mitwirkende: Kronsteiner, Manfred [Gestaltung] , Plattner, Erwin [Interviewte/r]
    Datum: 1984.12.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Erste Hochrechnungen bei australischen Parlamentswahlen, Telefoninterview
    Mitwirkende: Hinze, Dieter [Gestaltung]
    Datum: 1984.12.01 [Sendedatum]
    Ort: Adelaide [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung]
    Datum: 1984.12.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Rudolf Sallinger
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Sallinger, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1984.12.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Operneröffnung in Zürich
    Einblendung: Claus Helmut Drese, Ralf Weikert
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Drese, Claus Helmut [Interviewte/r] , Weikert, Ralf [Interviewte/r]
    Datum: 1984.12.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1984.12.01
    Spieldauer 00:59:48
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
    Henke, Reinhold [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.12.01 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-841201_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt