Mittagsjournal 1980.02.11

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Ja, guten Tag, meine Damen und Herren.
    Heute einmal ohne Signation.
    Es funktioniert hier etwas nicht im neuen Studio.
    Es ist auf alle Fälle wieder der aktuelle Dienst hier.
    Zeit für eine Stunde Information aus aller Welt.
    Adolf Poindl begrüßt Sie dazu für Redaktion und Technik.
    Vor wenigen Minuten ist der Verbraucherpreisindex für Jänner bekannt gegeben worden.
    Mit 5,0 Prozent liegt er ungewöhnlich hoch, aber die Fachleute haben das erwartet.
    Gleich nach den Nachrichten dann eine kurze Analyse.
    Aus Österreich dann noch Sicherheitsprobleme aus der Sicht der ÖVP und Details über das neue Gesetz, das den unlauteren Wettbewerb verhindern soll, sowie Pressestimmen zum freiheitlichen Vorwahlkampf um einen neuen Bundesparteiobmann.
    Natürlich versuchen wir auch heute wieder mit mehreren Auslandskorrespondenten Kontakt aufzunehmen und die Anlässe dafür sind.
    Islamische Revolution in Persien feiert ersten Jahrestag.
    Geiseln sind 100 Tage in der Gewalt der Botschaftsbesetzer.
    Parteitag der polnischen Kommunisten im Zeichen wirtschaftlicher Rückschläge.
    Und internationales Olympisches Komitee soll heute über Boykott der Sommerspiele in Moskau entscheiden.
    Dazu kommen noch ein Beitrag über die große Rauschgift-Konferenz der Vereinten Nationen in Wien sowie von der Kulturredaktion.
    Der französische Regisseur Patrice Chéreau inszeniert in München eine Dokumentation über Carta 77-Prozesse.
    Das also werden die wichtigsten Punkte unseres Programms für die Zeit bis 13 Uhr.
    Zuerst wie immer die Nachrichten.
    Heute Mittag gesprochen von Annemarie Bertet.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist jetzt Ferdinand Olbert.
    Österreich.
    Die Verbraucherpreise waren im Jänner 1980 um 5 Prozent höher als im gleichen Monat des Vorjahres.
    Gegenüber Dezember 1979 stiegen sie um 1,2 Prozent.
    Das Statistische Zentralamt führt den relativ starken Anstieg vor allem auf Preiserhöhungen bei Goldwaren und Obst sowie auf Steigerungen im Tarifsektor und im Dienstleistungsbereich zurück.
    Polen.
    Wirtschaftliche Probleme stehen seit heute im Mittelpunkt des 8.
    Kongresses der Vereinigten Polnischen Arbeiterpartei.
    Die seit mehreren Monaten von der Parteiführung angekündigte Sparpolitik soll bei dieser Gelegenheit die Zustimmung der mehr als 1800 Delegierten erhalten.
    Stagnierende Produktivität, Verteuerung der Rohstoffe, steigende Lebenshaltungskosten und ein massives Außenhandelsdefizit blockieren die Wirtschaft Polens.
    Angesichts der ungewissen internationalen Konjunktur hat die Staatsführung jetzt die Parole vom unbedingt notwendigen Ausgleich der Handelsbilanz zum Jahresende ausgegeben.
    Ungarn Die Mitgliedstaaten des osteuropäischen Wirtschaftsbündnisses Comecon haben nach einer in Budapest veröffentlichten Untersuchung zunächst keine Aussicht, die Industrieproduktion der westlichen Länder einzuholen oder gar zu übertreffen.
    Nach dem Bericht hat sich die jährliche Zuwachsrate in den westlichen Industrieländern von 1971 bis 1978 von 1,9 auf 5,7 Prozent erhöht.
    Die Wachstumsrate der Comicon-Staaten fiel dagegen von 7,7 auf 5,9 Prozent.
    Dänemark.
    Ministerpräsident Jürgensen hat die Bevölkerung seines Landes darauf aufmerksam gemacht, dass es sich auf einen sinkenden Lebensstandard einstellen müsse.
    Allein die im vergangenen Dezember getroffenen Sparmaßnahmen werden nach seinen Angaben eine Senkung des Realeinkommens um 6,5 Prozent bewirken.
    Frankreich Ministerpräsident Barr will in diesem Jahr erreichen, dass die Inflation unter 10 Prozent bleibt.
    Im vergangenen Jahr sind die Lebenshaltungskosten in Frankreich um 11,8 Prozent gestiegen.
    Barr schloss für heuer eine Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivitäten gegenüber dem Vorjahr aus.
    Iran Anlässlich des ersten Jahrestages der islamischen Revolution werden heute in ganz Persien Siegesfeiern abgehalten.
    In Teheran nimmt Präsident Banisadre eine Siegesparade ab.
    Zu den Feierlichkeiten sind zahlreiche Vertreter aus dem Ausland, unter ihnen auch PLO-Chef Arafat, in der iranischen Hauptstadt eingetroffen.
    In einem Rundfunkinterview hat Staatspräsident Banisadre den Besetzern der amerikanischen Botschaft neulich Einmischung in Regierungsangelegenheiten vorgeworfen.
    Banisade sagte, die Geiselnehmer hätten ohne Wissen der Staatsführung eine Gruppe Amerikaner nach Teheran eingeladen.
    Er betonte, es gehe nicht an, dass sich im Iran eigenständige Machtzentren etablieren.
    Das Land könne nur aus seinen Schwierigkeiten herausgeführt werden, wenn Gesetz und Ordnung respektiert würden.
    USA
    Die Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees befasst sich heute in Lack Placid mit dem amerikanischen Antrag auf Verlegung der Olympischen Sommerspiele aus Moskau.
    Zur Stunde ist noch nicht geklärt, ob über den Vorschlag abgestimmt werden soll, der mit dem Einmarsch der Sowjet-Truppen in Afghanistan begründet wird.
    Sollte es zu einer Abstimmung kommen, ist mit einer großen Mehrheit gegen den Boykott zu rechnen.
    Als sehr erfolgreich hat der ehemalige amerikanische Boxweltmeister Mohammed Ali nach der Rückkehr nach Washington seine Mission in fünf afrikanischen Staaten bezeichnet, wo er im Auftrag Präsident Carters um Unterstützung für einen Boykott der Olympischen Sommerspiele in Moskau warb.
    Einzelheiten will Mohammed Ali jedoch erst mitteilen, wenn er mit Präsident Carter gesprochen haben wird.
    Der frühere Berufsboxer besuchte Tansania, Kenia, Nigeria, Liberia und Senegal.
    Nur Nigeria und Senegal erklärten, sie würden einen Boykott nicht unterstützen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Jeder Gesprächskanal zum Osten sollte nach Ansicht des Bonner Außenministers Genscher gerade jetzt genutzt werden.
    Vor dem FDP-Präsidium in Bonn sagte Genscher heute, unter einem Rückfall in den Kalten Krieg würde kein Volk mehr leiden als das deutsche.
    Nachdrücklich warnte der Außenminister davor, die Berechenbarkeit deutscher Politik durch Gedankenspiele über den Einsatz der Bundeswehr außerhalb der NATO oder durch ein Abrücken von der Entspannungspolitik sowie durch Zweifel an der Bündnissolidarität ins Zwielicht geraten zu lassen.
    Eine Gesamtstrategie des Westens wäre die notwendige Antwort auf die sowjetische Intervention in Afghanistan, schloss Gensche.
    Belgien
    Der militärische Mechanismus ist das einzige, was in der Sowjetunion einwandfrei funktioniert, erklärt der frühere jugoslawische Vizepräsident und Tito-Vertraute Milovan Djilas in einem Interview für die belgische Zeitung Le Soir.
    Einziger Beweis für die sowjetische Vitalität bleibe die bewaffnete Expansion.
    Nächste Zielscheiben dieses sowjetischen Expansionismus könnten nach Ansicht von Djilas die Iran, Pakistan und Jugoslawien sein.
    Der Iran komme wegen seiner Politik in Aserbaidschan für das sowjetische Eroberungsstreben nicht infrage.
    Pakistan wegen seiner von Russland als proimperialistisch bezeichneten Militärdiktatur und Jugoslawien wegen seiner in den Augen der Sowjets unverschämten Unabhängigkeit, behauptet Djilas.
    USA
    Nach ihren Parteifreunden in Inajowa haben sich gestern auch die Mitglieder der Demokratischen Partei im Bundesstaat Maine für eine neuliche Nominierung Präsident Cartes als Kandidat bei den nächsten Präsidentenwahlen ausgesprochen.
    Aus den heute veröffentlichten Ergebnissen geht hervor, dass Carte 44 Prozent der Delegiertenstimmen auf sich vereinigen konnte.
    Für seinen schärfsten Rivalen, Senator Edward Kennedy, wurden 39.
    Für den kalifornischen Gouverneur Edmund Brown 15 Prozent der gültigen Stimmen abgegeben.
    Österreich Der rumänische Außenminister Andrei setzt heute seinen Besuch in Wien fort.
    Auf dem Programm stehen Gespräche mit Bundeskanzler Kreisky und Außenminister Paar.
    Andrei hält sich seit gestern in Österreich auf.
    Die Wintertagung der Gesellschaft für Land- und Forstwirtschaft hat heute in Wien begonnen.
    Der Vorsitzende der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern, Lene, und ÖVP-Agrarsprecher Riege bezeichneten einen funktionierenden Agraraußenhandel als wichtigste Voraussetzung für die Arbeitsplatzsicherung im landwirtschaftlichen Raum.
    Lene warf der Regierung außerdem vor, seit Jahren wichtige Maßnahmen in der Handelspolitik versäumt zu haben.
    Dadurch habe sich zum Beispiel der Agraraußenhandel mit den europäischen Gemeinschaften zu Ungunsten der heimischen Bauern entwickelt, betonte der Präsident der Landwirtschaftskammer.
    Riegler forderte mehr Wettbewerbsgleichheit im Außenhandel, die Modernisierung der Marktordnung und die jährliche Festsetzung von Richtpreisen.
    In Wien ist heute die sechste Sondertagung der Suchtgiftkommission der Vereinten Nationen eröffnet worden.
    An der Veranstaltung nehmen die Vertreter von 70 Staaten teil.
    Es sollen neue Maßnahmen im Kampf gegen Drogenmissbrauch und Rauschgiftschmuggel beschlossen werden.
    Peru
    Nach 60-stündiger Besetzung ist die spanische Botschaft in Lima heute von den Beschäftigten der peruanischen Telefongesellschaft geräumt worden.
    Die Besetzer wollten mit der friedlichen Aktion ihren Lohnforderungen Nachdruck verleihen.
    Das waren die Meldungen.
    Und nun zum ausführlichen Wetterbericht.
    Zunächst die Wetterlage.
    Mit einer Nordwestströmung gelangen derzeit feuchte Luftmassen in den Alpenraum.
    In weiterer Folge wird der Hochdruckeinfluss allmählich zunehmen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Durchwegs starke bis geschlossene Bewölkung.
    Im Süden nur vereinzelt, im übrigen Bundesgebiet wiederholt, noch Niederschlag.
    Schneefallgrenze um 1000 Meter.
    In weiterer Folge von Westen hier Bewölkungsaufhellungen.
    Schwache bis mäßige Winde aus West bis Nord.
    Nachmittagstemperaturen 2 bis 8 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 2 bis plus 4 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Dienstag.
    Lokale Frühnebelfelder.
    Nördlich des Alpenhauptkammes noch einzelne Schauer.
    Im Süden meist heiter bis wolkig.
    Im übrigen Bundesgebiet vorerst starke Bewölkung, die tagsüber von Westen hehe auflockert.
    Mäßige Winde aus West bis Nord.
    Tageshöchsttemperaturen 3 bis 9 Grad.
    Und noch die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien bedeckt Regen, 7 Grad, Nordwestwind 20 km in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt Regen, 9 Grad, Westwind 20.
    Lindstadt bewölkt, 6 Grad, Westwind 25 km in der Stunde.
    Salzburg stark bewölkt, 5° Westwind 10, Innsbruck stark bewölkt, 5° West 3, Bregenz heite 7° Südostwind 5, Graz bedeckt bei 4° Windstille und Klagenfurt stark bewölkt, 2° Nordostwind 3 kmh.
    Das also waren das Wetter und die neuesten Nachrichten und wir schließen wie angekündigt direkt an an die Spitzenmeldung der Nachrichten.
    Die Verbraucherpreise sind also im Jänner gegenüber Jänner 1979 um 5,0 Prozent gestiegen.
    Der Preisanstieg gegenüber Dezember 1,2%.
    Recht hohe Werte also, denn über 5% Teuerungsrate, das hat es in Österreich zuletzt im Oktober 1977 gegeben.
    5,2% ganz genau.
    Gleich eine Bemerkung für Personen, die einen Vertrag mit Indexklausel haben, also etwa Mietverträge.
    Die absolute Zahl des Jena-Index, der Verbraucherpreise, beträgt 117,0.
    Jetzt aber Näheres zur jüngsten Teuerungsrate von 5% von Herbert Hutter.
    Mit einer Preissteigerungsrate von 5% liegt Österreich zwar diesmal noch knapp hinter der Schweiz, dort sind es im Jänner plus 5,1% gewesen.
    Durch dass wir überhaupt die 5%-Marke erreicht haben, ist immerhin bemerkenswert.
    Vor allem deswegen, weil die letzte Erhöhung der Treibstoffpreise vom 18.
    Jänner im vorliegenden Index noch nicht enthalten ist.
    Denn der Stichtag der Preiserhebungen ist jeweils der zweite Mittwoch im Monat.
    Im Jänner war das der 16.
    Und zwei Tage später trat ja erst die Treibstoffpreiserhöhung in Kraft.
    Um gleich bei den Energiekosten zu bleiben, Beleuchtung und Beheizung wurden im Jahresvergleich um fast 15 Prozent teurer, obwohl der Benzinpreisantrag ein halbes Jahr lang unerledigt blieb.
    Das Statistische Zentralamt hat hier den Strompreis mit hereingenommen, sowie die Preise für feste Brennstoffe.
    Auch der Wegfall des Sommerrabattes für Heizöl dürfte hier eine Rolle gespielt haben und dann sind noch Gaspreiserhöhungen in einigen Bundesländern enthalten, die Wiener Gaspreiserhöhung aber noch nicht.
    Im Vergleich zum Dezember 1979 fallen folgende Positionen besonders ins Auge.
    Da ist zunächst einmal der Anstieg der Preise für Goldwaren um 39,9%, wobei Folgendes zu bemerken ist.
    Als Grundlage der Preiserhebung dient der Golddukaten, dessen Preis sich ziemlich genau an den internationalen Goldmärkten orientiert.
    Am Stichtag, also am 16.
    Jänner, zahlten die Banken 910 Schilling für den Dukaten.
    Der Kurs schwankte im Laufe des Monats und liegt heute etwa bei 900 Schilling.
    Ganz echt ist diese Angabe aber für die Goldwaren insgesamt nicht.
    Denn die Goldschmiede und Juweliere machen in ihren Preisen die internationalen Kursausschläge nicht in dem ganzen Ausmaß mit.
    Vor allem deswegen, weil sie größtenteils früher das Gold billiger eingekauft haben.
    Und außerdem macht der Goldpreis selbst bei einem Schmuckstück nur einen Teil des Preises aus.
    Eine gewisse Verzerrung dürfte auch darin zu sehen sein, dass der Handel mit Golddukaten im Verhältnis zum Juwelengeschäft sehr gering ist.
    Weitere Preissprünge seit Dezember.
    Strom wie gesagt plus 10,8%.
    Das ist die Strompreiserhöhung mit Jahresbeginn.
    Die Tariferhöhungen bei der Straßenbahn wurden mit plus 12,2% im Index festgehalten.
    Und Obst schließlich ist seit Dezember um 23,7% teurer geworden.
    Das werten die Statistiker aber als übliche Saisonschwankung.
    Soweit also der Jena-Index selbst.
    Ich habe nun Herrn Dr. Walters Kirchen vom Wirtschaftsforschungsinstitut am Telefon.
    Herr Dr. Walterskirchen, 5% Jännerindex seit Mitte vergangenen Jahres, also ein stetiges Ansteigen der Inflation, ein stetiges Ansteigen der Verbraucherpreise.
    Kurz rekapituliert, im Juli waren es noch plus 3,2%, die wir in Preissteigerungen mitzumachen hatten.
    Der Benzinpreisantrag, wie gesagt, ist ja seit Juli liegen geblieben.
    Woher kommt also dieses stetige Ansteigen der Verbraucherpreise?
    Ja, dieser Preisschub seit dem Sommer kommt im Wesentlichen von den Rohstoff- und Energiepreisen her.
    Die Rohwarenpreise sind im Jahr 1979 vor allem in der ersten Jahreshälfte sehr kräftig angestiegen.
    Und zwar nicht nur Erdöl oder Gold, sondern auch Metalle, vor allem NE-Metalle.
    Und diese bereits eingetretenen Preissteigerungen im Import und auf der Großhandelsstufe, die schlagen sich jetzt langsam auch in den Verbraucherpreisen nieder.
    Der stärkste Preisauftrieb geht natürlich von den Energiepreisen aus, also Benzin, Heizöl, Strom oder ähnliches.
    Und wir würden schätzen, dass diese Energiepreiserhöhungen heuer den Index gegenüber dem Vorjahr so um fast ein Prozent anheben dürften.
    Nun, wir sind jetzt gleich beim Jena-Index, wir sind jetzt gleich beim Jahr 1980, Herr Dr. Walterskirchen.
    Wie hoch wird voraussichtlich der Index noch weiter klettern im Laufe des Jahres?
    Wie gesagt, die Treibstoffpreiserhöhungen stehen uns ja noch, was die Verbraucherpreise betrifft, bevor.
    Ja, in den nächsten Monaten ist sicherlich mit einem weiteren Anstieg der Inflationsrate zu rechnen.
    Wie Sie schon gesagt haben, die Erhöhung der Benzin- und Heizölpreise wird im Februar den Index belasten und sie wird ihn um rund ein Viertelprozent anheben.
    Wir würden glauben, dass in den Monaten Mai, Juni die Inflationsrate ihren Höhepunkt erreichen könnte.
    Und es ist zu hoffen, dass danach, also im zweiten Halbjahr 1980, eine gewisse Beruhigung der Preise eintritt, wenn nicht irgendwelche unvorhergesehenen Preisschiebe etwa von der Erdölseite her kommen könnten.
    Und diese Hoffnung auf eine Beruhigung gründet sich darauf, dass man jetzt schon auf der Rohwahnebene eine gewisse Beruhigung der Preise sieht.
    Einfach deshalb, weil sich die Weltkonjunktur doch etwas abgeschwächt hat.
    Abschließend kann man vielleicht schon etwa Prozentziffern sagen, Prognosen.
    Ich würde sagen, dass die Inflationsrate im Jahresdurchschnitt
    sicher nicht unter 5% liegen dürfte, also ich würde sagen etwas über 5% im Jahresdurchschnitt 1980.
    Vielen Dank Herr Dr. Walterskirch.
    Danke schön.
    5% Teuerungsrate jedenfalls für Jena gegenüber Jena 1979.
    Wir aber verehrte Zuhörer gehen weiter von der Preissituation zum Thema Sicherheit.
    Die große Oppositionspartei scheint sich verstärkt sicherheitspolitischen Themen annehmen zu wollen.
    ÖVP-Sicherheitssprecher Abgeordneter Robert Lichal wiederholte heute vor der Presse den vor etwa zwei Wochen bereits von Parteichef Mock in einem Zeitungsinterview erhobenen Vorwurf, das Innenministerium stelle den Sicherheitsapparat immer häufiger in den Dienst der Regierungspartei.
    Hören Sie dazu Näheres von Hans Langsteiner.
    Innenminister Lanz im Fadenkreuz oppositioneller Kritik.
    ÖVP-Sicherheitssprecher Lichal erhob gegen den Ressortchef heute den politisch nicht gerade leichtgewichtigen Vorwurf, Einsätze des Sicherheitsapparates parteipolitisch zu lenken und bot für diesen Vorwurf auch Beweise an.
    Die vier Fälle freilich, die Lichal zur Stützung seiner These zitierte, sind in der sicherheitspolitischen Diskussion nicht neu und wurden von der ÖVP auch bisher schon als Munition gegen die sozialistische Sicherheitspolitik eingesetzt.
    Es sind erstens die Kurierfälschungen vom 8.
    Oktober 1978.
    Am Tag der Wiener Landtagswahl waren Exemplare der Wiener Tageszeitung Kurier mit Anti-ÖVP-Parolen als Schlagzeilen imitiert worden.
    Die Ermittlungen seien, so Lichal, im Sande verlaufen, möglicherweise weil Mitglieder der jungen Generation in der SPÖ in die Affäre verwickelt seien.
    Zweitens, die Störung einer Antiabtreibungsdemonstration von Wiener Ärzten am 12.
    November des Vorjahres durch unangemeldete Gegendemonstranten.
    Drittens, die Besetzung der Vorrufshalle nach dem sogenannten Ideenmarkt der Wiener ÖVP vom 20.
    Oktober des Vorjahres, wo die notwendige polizeiliche Räumung der Halle laut Lichal aus parteilichen Gründen unterblieben sei.
    Und viertens, die Sprengung einer Abtreibungsdiskussion auf Hochschulboden durch Gegendemonstranten vom 11.
    Dezember 1979.
    Lichals Resümee aus all diesen Vorfällen.
    Und immer mehr häuft sich nun in Österreich der Zustand, dass angemeldete Demonstrationen, die ordnungsgemäß aufgrund der Gesetzeslage stattfinden, durch nicht angemeldete Gegendemonstrationen zum Scheitern gebracht werden.
    Und dass die Sicherheitsorgane hier gewehrbefuß stehen und nicht eingreifen.
    Oder, ich möchte es anders ausdrücken, nicht eingreifen dürfen.
    Denn die politische Führung der Sicherheitsorgane und des Sicherheitsapparates hat der Herr Innenminister.
    Die ganze Angelegenheit werfe das Grundsatzproblem des sinkenden Vertrauens der Österreicher in den Rechtsstaat auf.
    Es kann natürlich auch dann das Gefühl der Ohnmacht entstehen und ich glaube es gibt nichts Gefährlicheres.
    als wenn sich in Bevölkerungskreisen dieses Gefühl der Ohnmacht insofern breit macht, dass man feststellt, naja, es gibt einen Kreis von Rechtsbrechern, die sich ganz einfach über alle Normen, über alle Verordnungen, über alle Gesetze hinwegsetzen können und denen dann eigentlich nichts passiert.
    Während der Norm treue Österreicher, also jener, der sich eben
    an diese staatlichen Vorschriften hält, eigentlich sich dann alles der Dumme vorkommt.
    Der meist in Vermutungen und Fragen gekleideten Form der Beweisführung gegen Minister Lanz entsprechend, will die ÖVP den Ressortchef auch auf politischer Ebene mit Fragen bedrängen.
    Angekündigt wurden schriftliche und mündliche Parlamentsanfragen, in Aussicht gestellt wurde eventuell auch eine dringliche Anfrage und ein Misstrauensantrag gegen Lanz wurde zumindest nicht ausgeschlossen.
    Weiterhin am Kochen halten will Lichal auch das Thema Rauschgift.
    Die ganze Problematik der erlaubten Wochenration und des polizeilichen Anstifters müsste, so der ÖVP-Sicherheitssprecher heute, neu durchdiskutiert werden.
    12.22 Uhr ist es gleich.
    Zum Thema Rauschgift kommen wir dann gegen Schluss des Journals noch einmal mit unserem Beitrag über die Drogenkonferenz der Vereinten Nationen in Wien.
    Jetzt aber ein Blick in die Tagespresse.
    Die gestrige Fernsehdiskussion mit dem vom Parteivorstand nominierten Kandidaten für den Obmannposten in der freiheitlichen Partei Steger findet heute ihren breiten Niederschlag in den Kommentaren der Tagespresse.
    Wilfried Seifert hat die Auszüge heute zusammengestellt.
    In den Salzburger Nachrichten etwa heißt es in einem Kommentar, man dürfe nicht so weit gehen, einen gelungenen Fernsehauftritt schon als politische Reifeprüfung zu werten, auf jeden Fall aber als wichtiges Indiz.
    Danach liest man in den Salzburger Nachrichten.
    Der designierte FPÖ-Obmann Norbert Steger hat seine Fernsehprobe Sonntag rundherum bestanden.
    Souverän, schlagfertig, zumeist zurückhaltend, aber durchaus auch mit kultiviertem Angriffsgeist, wenn es nötig erschien.
    Darüber hinaus hatte er auch da und dort Sachliches anzubieten.
    Von wem er wohl das Kramern in den Unterlagen abgeschaut hat?
    Auch in der Kronenzeitung findet sich heute ein Kommentar zu Stegers Fernsehauftritt.
    Er ist von dem Verfasser, der mit Staberl gekennzeichneten Rubrik verfasst.
    Der Autor meint, er hätte sich von der Fernsehdiskussion nichts erwartet.
    Und dann erlebte ich eine der glanzvollsten Talentproben, die ein junger österreichischer Politiker seit langem abgelegt hat.
    Blendend vorbereitet, großartig in der Formulierung, witzig, schlagfertig, auch in ganz unerwarteten Situationen, frei von jeder Aggressivität, die zumeist nur der eigenen Unsicherheit entspringt, präsentierte sich zudem mit Steger endlich auch einmal ein FPÖ-Politiker mehr, der ganz deutlich die gleiche prinzipielle Distanz zu Roten wie zu Schwarzen warte.
    Nicht ganz so enthusiastisch wie die Kronenzeitung, meint Erich Pfeiffer in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Norbert Steger ist gestern in einer TV-Diskussion relativ geschickt an Stellen ausgewichen, wo ihn hätte glatteis politisch ausrutschen lassen.
    Er hatte sich auch dort unter Kontrolle, wo man hätte vermuten dürfen, dass er von der Sache her eine andere Meinung besitzen würde.
    Im Parteiorgan der Volkspartei, im Neuen Volksblatt, meint Wolfgang Sperrner zur gestrigen Fernsehdebatte.
    In der Diskussion geriet dem Politiker Steger sichtbar sein Brotberuf als Rechtsanwalt zum Vorteil.
    Wenn sich Steger in der Diskussion als Formulierer profilieren konnte, so verdankte er es aber auch seinen oftmals arg schwadronierenden Gesprächspartnern, die mit ihrem vielen Gerede, dem auch nicht gerade mundfaulen Steger, zum freilich ungewollten psychologischen Steigbügelhalter wurden.
    Für Steger als Mann, der nach vorne drängt, wird man auch in anderen politischen Lagern anerkennen müssen, dass er sich gut geschlagen hat.
    Ob das so bleiben wird, wird er allerdings erst beweisen müssen.
    Im Kurier schließlich findet sich ein Kurzkommentar zu einem ganz bestimmten Zitat Stegers.
    Man möge ihn an Kaisky nur nahe genug heranlassen, entfuhr es Sonntag dem FPÖ-Obmannkandidaten Steger bei der politischen TV-Martinet.
    Der Rest des Satzes, versickerte dann, sollte jedoch offenbar seine Kämpferqualitäten signalisieren.
    Etwas, was gerade von vielen Freiheitlichen bei Steger bisher vermisst wurde.
    Nämlich eine eindeutige Absage gegen die absolute SPÖ-Mehrheit unter Kreisky.
    Doch mit solchen Sprüchen machte schon Stegers Wunschvorgänger Götz keinen Stich.
    Um Kreisky ernstlich wehzutun, muss man schon mehr als Papp im Hirn haben.
    Abschließend noch ein Zitat aus dem sozialistischen Parteiorgan Arbeiterzeitung.
    Hier meint Manfred Scheuch unter anderem auch Teilnehmer an der gestrigen Fernsehdiskussion.
    Es ist in einer Situation, in der es jeden der beiden Kandidaten auf jede Stimme des FPÖ-Parteitags ankommt, verständlich, wenn sich keiner von ihnen festlegen will.
    wenn jeder die ohne dies nicht sehr präzisen Grundsätze der FPÖ womöglich noch verschwommener und allgemeiner präsentiert, um nur ja niemanden in dem breiten Spektrum zwischen bürgerlich-liberal und deutschnational vor den Kopf zu stoßen.
    In einer Partei, in der die alten Kader in ihrer ideologischen Haltung eher hinter dem Parteivolk zurück sind und mehr als dieses noch Idealen von vorgestern huldigen, könnte es nämlich passieren, dass für den liberaleren Kandidaten diese Eigenschaft bei manchen, die er für seine Wahl braucht, fast zum Odium wird.
    Das war die Presseschau.
    Das letzte Zitat stammte aus der Arbeiterzeitung.
    Wie jeden Montag hat Handelsminister Staribacher auch heute die Presse empfangen und zwar diesmal in den Räumen des österreichischen Patentamtes aus Anlass des europäischen Patentübereinkommens.
    Der Handelsminister stellte dabei die Vereinfachung für den österreichischen Patentanmelder vor, der dadurch in praktisch allen europäischen Staaten seine Erfindung gleichzeitig schützen lassen kann.
    Zweiter Schwerpunkt des Journalistengesprächs betraf neue Gesetzesinitiativen für Gesetze, die im heurigen Sommer auslaufen werden und daher novelliert oder verlängert werden müssen.
    Von Helmut Gletsander hören wir dazu Näheres.
    Der Konsument und der Konsumentenschutz stehen im Mittelpunkt der neuen Gesetzesvorschläge des Handelsministeriums.
    Im Einzelnen.
    Das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb soll die Grundpreisauszeichnung bringen.
    Das heißt, der Käufer muss dann nicht mehr mühsam überlegen, ob die 1-Liter-Flasche zu 22 Schilling 50 relativ günstiger ist als ein 3,25-Liter zu 18 Schilling.
    Auf letzterer wird dann nämlich der Literpreis von 24 Schilling ausgewiesen sein müssen.
    Und den sogenannten Mogelpackungen, die dem Käufer durch großartige Verpackung einen ebenso voluminösen Inhalt vortäuschen, wird Handelsminister Staribacher ebenfalls den Kampf ansagen.
    Bei Mogelpackungen ist es ganz unmöglich eine generelle Aussage zu machen.
    Es ist ganz selbstverständlich, dass Waschmittel in einem anderen Verhältnis, die Füllung zur Packung stehen müssen, als wie Parfum.
    Bei Parfum, es muss ja auch nicht, eine Mogelpackung bei Parfum kann auch immer sein, in dem eine Glasflasche in Wirklichkeit einen irrsinnigen Hohlraum von unten hat, wo man also den ganzen Finger oder vielleicht die ganze Hand reinstecken kann und von außen schaut es dann aus, wie wenn es eine
    völlig große Parfumflasche wäre und es ist nichts drinnen.
    Aber trotzdem wird man natürlich zwischen einer Parfumflasche Verhältnis Inhalt zur Packung einen anderen Maßstab anlegen müssen als wie zum Beispiel bei Waschmitteln.
    Das wird in Einzelfall zu untersuchen sein.
    Der zweite Wunsch des Handelsministers betrifft das Preisgesetz, das nicht zuletzt im Zeichen der jetzt auf 5% gestiegenen Inflationsrate zu einer schärferen Waffe gegen Preiserhöhungen geschmiedet werden soll.
    Insbesondere geht es hier um die Preisregelung von Importwaren, die zuweilen im benachbarten Ausland um einiges billiger als in Österreich zu erhalten sind.
    Wir müssen leider heuer mit einem höheren Preisanstieg als wir im vergangenen Jahr rechnen.
    Im vergangenen Jahr waren es 3,7 Zentalprozent und die werden wir heuer sicherlich nicht erreichen durch die weltweite Inflationssteigerung.
    Wir können wahrscheinlich im Gefolge der
    Erneuerung des Kalten Krieges, der Wiederaufrüstung und so weiter, zwar mit einer besseren Konjunktur rechnen, aber sicherlich mit einer wesentlich höheren Inflationsrate.
    Natürlich ist es also ganz selbstverständlich, dass in diesem Fall die Regierung vorsorgen muss, um gegebenenfalls, wenn es notwendig ist und als Route im Fenster, wie ich immer wieder betone, administrativ eingreifen zu können, um Preisexzesse, insbesondere von Importwaren, zu verhindern.
    an Beispielen für die mögliche Preisregelung von Importwaren, nennt der Handelsminister.
    Naja, es gibt also sehr konkrete oder hat konkrete Beispiele gegeben bezüglich der Elektrogeräte, die ja bekanntlicherweise zwischen Bundesrepubliken Schweiz und Österreich verglichen wurden.
    Es gibt also solche konkreten Beispiele auch bezüglich der Fotoartikel und es wird davon abhängen, welche Möglichkeiten ich bekomme, um hier gegebenenfalls eingreifen zu können.
    Die neuen Gesetze sollen mit dem 1.
    Juli des heurigen Jahres in Kraft treten.
    Allerdings muss bei der Novelle des Preisgesetzes die Opposition mitstimmen, da hierfür eine Zweidrittelmehrheit im Parlament notwendig ist.
    So weit der Bericht von der Pressekonferenz des Handelsministers und damit zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Es ist jetzt genau 12.30 Uhr, halb eins, noch ein Blick auf das Programm für die zweite Hälfte des heutigen Mittagsjournals.
    Wir wollen berichten aus Teheran über die Feiern anlässlich des ersten Jahrestages der Islamischen Revolution, haben aber leider noch keine Verbindung mit der persischen Hauptstadt.
    Wir bringen einen Beitrag über die bevorstehende Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees bezüglich eines Boykotts der Sommerspiele in Moskau.
    Wir haben vorgesehen einen Beitrag über die große Rauschgiftkonferenz der Vereinten Nationen in Wien.
    Und wir bekommen aus München einen Bericht über die Inszenierung einer Dokumentation über Karta 77-Prozesse.
    Zunächst aber nach Warschau, nach Polen.
    Im Kulturpalast der polnischen Hauptstadt beginnt heute der achte Parteitag der Kommunistischen Partei Polens, wie immer eine groß angelegte Bestandsaufnahme der politischen und vor allem der wirtschaftlichen Gegebenheiten.
    Nun, erst am vergangenen Samstag wurde in Warschau offiziell mitgeteilt, dass das Bruttosozialprodukt Polens im vergangenen Jahr um zwei Prozent gefallen ist.
    Auch für heuer sind die Aussichten nicht besser.
    Schon die Planzahlen beim Wirtschaftswachstum sind die niedrigsten seit 1945.
    Parteichef Gerek, der am Nachmittag ein programmatisches Referat über die Entwicklung Polens in den 80er-Jahren halten wird, dürfte kaum darum herumkommen, den Parteifunktionären die Ursachen dieser wirtschaftlichen Misere zu erläutern.
    Dazu aus Warschau ein telefonischer Bericht von Barbara Kutenhofe-Kalergi.
    Der Kongress soll die Weichen für die 80er-Jahre stellen.
    Für Polen, aber möglicherweise nicht nur für Polen.
    Denn dieser erste osteuropäische Parteitag seit der Afghanistan-Krise ist der Auftakt für eine ganze Reihe von Parteitagen.
    Bald kommt der ungarische und der bulgarische, die darüber Aufschluss geben sollen, wie Osteuropa auf die neue Ost-West-Spannung reagiert.
    Was den Umgang mit der inneren Opposition angeht,
    Sie ist in Polen zahlreicher, freimütiger und unbehinderter als in jedem anderen osteuropäischen Land und auch interessanter.
    Was also den Umgang mit der Opposition angeht, hat es am Wochenende zwei wichtige Signale gegeben.
    Eine Versammlung von Regimekritikern ist in der Wohnung des bekannten Ökonomen Edward Lipinski aufgelöst und die Teilnehmer sind festgenommen worden.
    Das ist an sich noch nichts Besonderes.
    So etwas passiert öfters und die Festgenommenen werden meistens bald wieder freigelassen.
    Aber die große Zahl der Verhafteten unter Zeitpunkt könnte doch als Wink für den Kongress verstanden werden.
    Andererseits ist ebenfalls am Vorabend des Parteitags ein Kompromiss mit der katholischen Kirche in dem seit langem schwelenden Konflikt um die Straße von Częstochowa veröffentlicht worden.
    Die Straße sollte den Wallfahrtsort von der Stadt Częstochowa abschneiden und der Konflikt darüber hat die Katholiken hier sehr aufgeregt.
    Jetzt hat man sich über ein System von bequemen Unterführungen für die Pilger geeinigt.
    Manche Mitglieder der Opposition sehen darin einen Hinweis auf eine mögliche Taktik für die kommenden härteren Zeiten.
    Man will sich mit der Kirche, die zu stark und mächtig ist, um sich mit ihr anzulegen, man will sich mit der Kirche verständigen und die sehr viel schwächere Opposition isolieren, diese beiden Kräfte also auseinanderdividieren.
    Der Hauptakzent des Parteitags wird aber ohne Zweifel auf der katastrophalen Wirtschaftslage liegen und auf den Möglichkeiten, wie man sie halbwegs in den Griff bekommt.
    Noch gestern hat das Statistische Amt neue und ungeschminkte Zahlen dazu veröffentlicht.
    Aus ihnen geht hervor, dass das Nationaleinkommen im vergangenen Jahr um zwei Prozent gegenüber 1978 gesunken ist.
    Polen hat 18 Milliarden Dollar Auslandsschulden, zwei Drittel der Exportgewinne gehen auf Kreditrückzahlungen auf,
    Die Produktivität ist viel zu niedrig und in der Landwirtschaft, im Transport und im Energiewesen gibt es schlimme Versorgungslücken.
    Man hört also wenig triumphalistische Töne wie sonst vor paar Tagen in den Medien, sondern es herrscht eher eine Art von Blut- und Tränenstimmung vor.
    Die Nation wird aufgefordert, einig und patriotisch zu sein, viel zu arbeiten, mit dem Schlendrian aufzuhören, alles Trennende zu begraben und gemeinsam das Land aus der Misere herauszufinden.
    Ein polnischer Witz fasst die Lage in Polen, wenig zu essen, aber relativ viel Freiheit, am Vorabend des Parteitags so zusammen.
    Ein polnischer und ein tschechoslowakischer Hund treffen sich an der Grenze.
    Der polnische Hund sagt, ich gehe hinüber zu euch fressen.
    Und der tschechische Hund sagt, ich komme zu euch hinüber bellen.
    Jedem Polen liegt daran, dass im Lande auch weiterhin gebellt werden darf.
    Und jeder weiß, dass es damit schnell vorbei wäre, wenn der Kalte Krieg im Ernst auflandet.
    Wenn heute Nachmittag Edward Gerig sein Bekenntnis zur Entspannung ablegt, wird in der Nation sehr genau zuhören.
    Auch wenn man sonst solchen Reden hier eher gleichgültig gegenübersteht, diesmal wird es auf jede Nuance ankommen.
    Das war ein Telefonbericht von Barbara Kudnow-Kalergi, diesmal aus Warschau.
    Nun zum Thema Olympia.
    Zwei Tage vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Lake Placid stehen die Spiele mehr denn je im Schatten der Politik.
    So ist es am vergangenen Samstag zu einer dramatischen Konfrontation zwischen dem amerikanischen Außenminister Vance und dem internationalen Olympischen Komitee gekommen.
    Vance benützte seine Eröffnungsansprache zu heftigen und in der olympischen Geschichte beispiellosen Angriffen auf die sowjetische Regierung, die in einen aggressiven Krieg verwickelt sei und den internationalen Frieden schwer gestört habe.
    Vance sagte ferner,
    In einer Nation, die ein anderes Land mit Krieg überziehe, die Olympischen Spiele abzuhalten, das hieße, den olympischen Mantel über diese Nation zu legen.
    Der amerikanische Außenminister präsentierte dem IOC das Verlangen der Regierung nach einer Absage, Verlegung oder einer Verschiebung der Sommerspiele.
    Wie wird sich nun das Olympische Komitee entscheiden?
    Karl Jerkowski fasst zusammen.
    Heute, drei Wochen nach der ultimativen Boykottdrohung des amerikanischen Präsidenten Carter gegen die Olympischen Spiele in Moskau, muss sich nun das Internationale Olympische Komitee entscheiden, auf welche Weise es der amerikanischen Herausforderung begegnen will.
    Wenige Stunden vor der ausschlaggebenden Sitzung ist noch unklar, ob über den Antrag des amerikanischen Nationalen Olympischen Komitees abgestimmt werden soll.
    Dieser Antrag sieht ja wegen des sowjetischen Einmarsches in Afghanistan eine Absage, Verlegung oder Verschiebung der Moskau-Spiele vor.
    Nun, wenn es nur nach IOC-Präsident Lord Killianen ginge, würde die Versammlung heute ein Votum vermeiden und lediglich ihr Festhalten an den Olympischen Sommerspielen in Moskau bekräftigen.
    Die Politik von Lord Killennan war es, in den USA nicht lautstark aufzutreten, um mit der amerikanischen Regierung nicht in zusätzliche Auseinandersetzungen zu geraten.
    Die massive Einwirkung der Vereinigten Staaten auf die Olympia-Funktionäre bei der offiziellen Eröffnung der IOC-Tagung hat aber dazu geführt, dass nun, im Gegensatz zur Meinung von Lord Killennan, die Forderung nach einer Abstimmung über Boykott, Ja oder Nein, gewachsen ist.
    Und die Kritik gegen die amerikanische Politik wurde lauter.
    Österreichs Präsident Kurt Heller.
    Ich bin persönlich der Eindruck, aus vielen Gesprächen mit prominenten Mitgliedern des internationalen Komitees, dass hier nicht sehr geschickt taktiert wird von den Amerikanern.
    Der Außenminister Vance hat eine Rede gehalten, die eigentlich, so würde mir von einigen prominenten Mitgliedern gesagt, zu einer völligen Einigung des IOC
    Obwohl von zahlreichen IOC-Mitgliedern auf eine Abstimmung gedrängt wird, wird es wahrscheinlich zu keiner Abstimmung heute kommen.
    Österreichs Position in der Frage über COT für Sommerspiele ja oder nein ist derzeit so, dass man die Entscheidung erst zu einem späteren Zeitpunkt treffen will.
    Man hat ja noch bis zum 19.
    Mai Zeit.
    Nicht so leicht wie die Österreicher haben es die Vertreter der Bundesrepublik Deutschland.
    Sie sind durch ihre Politik sehr stark an die USA gebunden und Außenminister Genscher sagte erst am Wochenende, die Bundesrepublik Deutschland werde sich einem amerikanischen Boykott der Spiele anschließen.
    Wie sieht nun die heutige Abstimmung der Präsident des deutschen Olympischen Komitees Daume?
    Vielleicht stellt das IOC nur kurz und sachlich fest,
    Dieser Antrag ist nicht realisierbar, weil er gegen die Regeln verstößt.
    Und im Übrigen wäre damit noch nicht alles verloren.
    In meiner Sicht auch für die Amerikaner nicht.
    Also bis zu den Spielen von Moskau sind noch fünf Monate.
    Nie wird es befriedigende Lösungen geben, die das IOC finden kann.
    Im Gegenteil.
    Oft nur bedrückende Lösungen, aber es hat immer gereicht, dass die Spiele weitergehen und so sehe ich das jetzt eigentlich auch.
    Noch ein Wort zur Position der Sowjetunion.
    Ihr Vertreter in Lake Placid, Novikov, lehnte einfach jede Erörterung politischer Probleme auf amerikanischem Territorium ab.
    Wie nun die heutige Entscheidung ausgeht, sei es eine Absage, eine Verlegung oder Verschiebung der Moskauer Spiele oder wie vielfach angenommen wird, dass es überhaupt keine Entscheidung des IOC gibt, feststeht, dass die Diskussion um die Olympischen Spiele weitergehen wird.
    Also das letzte Wort ist noch nicht gesprochen über die Olympischen Sommerspiele in Moskau.
    Jedenfalls ein Boykottbeschluss wurde von den zuständigen Gremien bisher nicht gefasst.
    Rauschgifthandel und Rauschgiftkonsum drohen zum größten Gesellschaftsproblem fast aller Länder der Erde zu werden.
    Dabei ist nicht nur der auf Konsum ausgerichtete Westen bedroht, sondern auch der Osten und auch die dritte Welt.
    In der UNO City in Wien wurde heute Vormittag die sechste Sondertagung der UNO-Suchtgiftkommission eröffnet.
    Eine Kommission, der die 30 wichtigsten Herstellerländer von Rauschgift und die wichtigsten Rauschgifthandelsländer als Mitglieder angehören.
    Österreich spielt in der internationalen Rauschgiftszene eine untergeordnete Rolle und ist daher nur als Beobachter dabei.
    Bis zum 20.
    Februar werden die Delegierten von 70 Ländern und internationalen Organisationen versuchen, wirksame Strategien zur Bekämpfung des weltweiten Rauschgiftproblems zu entwerfen.
    Hans Fockenhuber war bei der Eröffnung der Konferenz dabei.
    Das erste, das im großen Konferenzraum in der UNO-Site hier in Wien auffällt, sind einige leere Stühle.
    So etwa ist bis jetzt kein Vertreter aus Afghanistan zu sehen.
    Dieses Land ist wie Österreich als Beobachter eingeladen worden.
    Die Eröffnung der Konferenz selbst nahm in Vertretung von UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim und der Generalsekretär Helmut de Patin vor und er umries gleich einige der Probleme bei der Rauschgiftbekämpfung.
    The documentation prepared for your deliberations points to a shocking escalation.
    Die Unterlagen für diese Konferenz, sagte Departin, zeigen ein erschreckendes Ansteigen der Nachfrage nach Beruhigungsmitteln und Amphetaminpräparaten, ebenso wie nach natürlichen Narkotika wie Kokain und Cannabis.
    Wir müssen die traurige Erfahrung machen, dass diese Drogen jetzt in Regionen und Gebieten auftauchen, die früher kein Rauschgift kannten und dass diese Drogen über neue Handelswege geliefert und über internationale Flughäfen verschoben werden.
    Soweit Untergeneralsekretär Helmut Depatin.
    In den vergangenen Jahren hat sich das Konsumverhalten der Rauschgiftabhängigen stark verändert.
    Von leichteren Drogen, wie etwa Marihuana, sind die meist jugendlichen Süchtigen vielfach auf das viel schwerere Heroin übergestiegen.
    Die Zahl der Todesfälle aufgrund von Überdosen oder von unreinem Heroin ist sprunghaft angestiegen, vor allem in Westeuropa.
    Daneben hat sich Kokain erst in jüngster Zeit in Amerika und Westeuropa verstärkt durchgesetzt.
    Beim internationalen Drogenhandel wechselt die Szene dauernd, um die Kontrolle zu erschweren.
    Kleinere Handelssyndikate werden immer mehr von perfekt organisierten multinationalen Organisationen verdrängt, der Einzelhändler verschwindet, die Drogen-Multis befördern das gewinnbringende Rauschgift in großen Mengen mit eigenen Frachtern oder Flugzeugen.
    Außerdem gehen diese Organisationen dazu über, den Rohstoff schon im Erzeugerland zu verarbeiten.
    Die heute eröffnete Sondersitzung beschäftigt sich aber nicht nur mit Kampfmaßnahmen, sondern auch mit Alternativen.
    Etwa für viele Mohnbauern im Orient, die von Mohnanbau leben.
    Für sie werden ertragreiche Ersatzpflanzungen gesucht, Getreide oder Gemüse, um die soziale Notwendigkeit des Rauschgiftanbaus zu verringern oder ganz auszuschalten.
    Hier in Wien können allerdings nur Strategien entworfen werden, die Durchführung liegt wiederum bei den einzelnen Regierungen.
    Ein Umstand, der besonders in der Dritten Welt viele der hier ausgehandelten Maßnahmen nahezu unmöglich machen wird.
    Soviel also über die UNO-Rauschgiftkonferenz in Wien, die heute begonnen hat.
    Und jetzt, verehrte Zuhörer, wollten wir Sie eigentlich nach Teheran führen, um Sie zu informieren über die Feiern anlässlich des ersten Jahrestages der Islamischen Revolution.
    Aber die Verbindung mit Persien kommt leider heute Mittag anscheinend nicht zustande.
    Folgen Sie uns daher bitte an die mexikanische Küste.
    Am 3.
    Juni des Vorjahres hat dort eine gewaltige Explosion eine Boerinsel vor der ostmexikanischen Küste erschüttert.
    Seit diesem Tag sind dort bereits mehr als 700 Millionen Liter Erdöl ins Meer geflossen.
    Alle Versuche, die Ölquelle zum Versiegen zu bringen, sind bisher gescheitert und derzeit fließen täglich rund 800.000 Liter Erdöl ins Meer.
    Auch der Schaden dieser größten Erdölkatastrophe ist beträchtlich.
    Rund 215 Millionen Dollar, nicht mit eingerechnet die Umweltschäden.
    Über die derzeitige Situation informiert Klaus Ellroth.
    Xtalk 1, die größte Erdölquelle der Welt mit ihren über 800 Millionen fast schwarzen Goldes, brennt weiter.
    Wenn es heute auch schon festzustehen scheint, dass die dunkle Vision eines biologisch toten Golds von Mexiko nicht Wirklichkeit wird,
    So meinen doch die internationalen Meeresbiologen, die in regelmäßigen Abständen mit Forschungsschiffen im Golf kreuzen, dass die Ergebnisse über die biologischen Schäden erst in Jahresfrist festzustellen sein werden.
    Xtalk 1, das ironischerweise in der Sprache der Mayas Feuermund heißt, hat die internationalen Erdöltechniker das Fürchten gelehrt.
    Ein Bedienungsfehler beim Anbohren des bisher größten Erdöllagers der Welt hat Naturgewalten freigesetzt, die mit der bislang bekannten Technik nicht mehr beherrscht werden können.
    Der Erste, der das erkannte, war der rote Teufel von Texas, Retta Dare.
    Der weltberühmte Feuerausblaser hatte der staatlichen Erdölgesellschaft Pemex empfohlen, entweder sofort eine riesige Flächensprengung am Meeresboden vorzunehmen,
    um so die geologischen Formationen zu verschieben und damit das Bohrloch zu stopfen oder durch Entlastungsbohrungen zu versuchen, den enormen Druck von X-Doc 1 aufzufangen und zu kanalisieren.
    Aber Retardeer ist auf taube Ohren gestoßen, weil die Mexikaner aus verständlichen Gründen nicht auf die künftigen gewaltigen Einnahmen aus der Quelle verzichten wollten.
    Zwar wurden die beiden Entlastungsbohrungen unter seiner Regie begonnen,
    aber nur zögernd vorangetrieben.
    Inzwischen versuchten Taucher, die Sicherheitsventile am Meeresboden zu schließen und Schläuche anzuschließen, durch die Stahl- und Bleikugeln in den Bohrschacht geschossen wurden.
    Aber die meisten Kugeln wurden wieder ausgespuckt.
    Und dann erfanden deutsche und amerikanische Ingenieure einen umgekehrten Nürnberger Trichter, der über die Quelle gestülpt wurde.
    Aber auch das war nicht der Weisheit letzter Schluss.
    Denn das Erdöl kam nicht oben aus dem Trichter, sondern wohl unten am Meeresboden über den Trichterrand.
    Immerhin war der Erdölfluss durch alle diese Maßnahmen von 30.000 Pfass täglich auf 5.000 Pfass vermindert worden.
    Als vor drei Wochen die erste Entlastungsbohrung nun endlich das 3.615 Meter tiefe Erdöllager erreichte, stellte sich heraus,
    dass man auf den Plattformen nicht genug Druck erzeugen kann, um Meerwasser in diese Tiefe zu pressen.
    Alle Hoffnungen richten sich nun auf die zweite Entlastungsführung.
    Präsident López Portillo erklärt auf einer Pressekonferenz, der um diese Jahreszeit recht schlichte Wetterzustand im Golf von Mexiko durchkreuze immer wieder alle technischen Planungen.
    Aber bei Xtalk 1 habe man wenigstens Spiele für künftige Katastrophen dieser Art gelernt.
    Dafür war ein schwacher und vor allem ein teurer Toast.
    12.48 Uhr ist es gleich.
    Wir setzen fort mit Kulturberichterstattung.
    Im alten Straßenbahndepot in München fand am vergangenen Wochenende eine szenische Aufführung einer Gerichtsverhandlung gegen tschechoslowakische Bürgerrechtskämpfer statt.
    Initiatoren waren die französischen Theaterleute Ariane Miuczkin und Patrice Chéreau, die im vergangenen Jahr eine internationale Organisation zur Verteidigung der Menschenrechte und Meinungsfreiheit von Künstlern gegründet hatten.
    Diese Organisation, kurz AIDA genannt, hatte sich zur Aufgabe gestellt,
    durch Publikationen und Dokumentationsveranstaltungen auf das Los geächteter und inhaftierter Schriftsteller und Künstler aufmerksam zu machen.
    Über die Münchner Aufführung jetzt näheres von Klaus Kollberg.
    Die Betroffenen Vaclav Havel, Ottar Bednarová,
    Petr Uhl, Vaclav Benda, Jerzy Dienstbier und Dana Niemcová hatten als freie Gemeinschaft ohne Statuten unter dem Namen WONS, einer Kurzform für Vereinigung zur Verteidigung zu Unrecht Verfolgter, gegenseitige Informationen und Hilfeleistung für Verfolgte und Opfer des autoritären Prager-Systems zu geben versucht.
    Ihr Anliegen war die Verwirklichung der in Helsinki international festgeschriebenen Menschenrechte in ihrem Heimatland, so wie sie in der bekannten Charta 77 nicht weniger als 1200 Tschechen und Slowaken durch Unterschrift bekräftigt hatten.
    Eine Dokumentationsaufführung ohne Verfügbarkeit über die amtlichen Gerichtsprotokolle?
    Nun, Patrice Chéreau, bekannt als Neubayreuther Wagner-Interpret und hier Regisseur der bewusst sachlichen und kunstlosen Dokumentar-Aufführung, erklärte zur Authentizität der Szenenfolge.
    Wir haben das Protokoll von dem Prozess, das die Familienangehörige von den Angeklagten mit Gedächtnis wieder geschrieben haben.
    Wir haben diesen Text, von diesem Text haben wir eine Montage,
    Art Montage gemacht.
    Und diese Montage versuchen wir zu präsentieren.
    Also versuchen wir eine ganz einfache theatralische Form zu präsentieren.
    Das soll so einfach wie möglich sein.
    Das soll nur in sehr kurzer Zeit eine größere Anzahl von Informationen über Tschechoslowakei, über Charta 77 und über das Komitee für
    das Komitee für unschuldig verfolgten Personen geben.
    Es beteiligten sich an der Aufführung Künstler und Laien aus mehreren Ländern.
    Hans-Christian Blech als Gerichtsvorsitzender, Pavel Kohut als Stellvertreter seines inhaftierten Freundes Václav Havel, Tom Stoppard als Verteidiger, Yves Montand und Simon Signore in anderen Rollen.
    In der Rolle der Otta Bednarowa fiel Simon Signore in der Aufführung zu, auf die berüchtigten Schauprozesse der stalinistischen Ära in der GSSR hinzuweisen.
    Die geschliffensten Formulierungen aber fand, hier von Pavel Kohut vorgetragen, der Dramatiker Václav Havel.
    Die Anklage schweigt sich über das Wesentliche aus, über den Inhalt der Wohnmitteilungen.
    Nicht eine einzige wurde während dieses Verfahrens vollgelesen.
    Weshalb nur?
    Doch nur weil die Anklage wohl kaum imstande gewesen wäre, den geringsten Beweis für irgendeine Feindseligkeit anzuspüren.
    Hatten sich hier nicht die Rollen längst vertauscht?
    Wurde Havel nicht zum Ankläger des Gerichts, dessen Urteil er als ministeriell vorprogrammiert bezeichnete?
    Denn die schriftlichen Dokumente der Wunz-Mitglieder boten keinen Beweis für den üblichen Vorwurf der Konspiration und Spionagetätigkeit.
    Man erlebte im Münchner Tram-Depot kein großes Theater, keine ausgeformte Kunst.
    Man war Zeuge eines fatalen Vorgangs, der offiziell keine Zeugenschaft haben sollte.
    Eines Prozesses, der den Hoffnungen, die Helsinki geweckt hatte, ins Gesicht schlug.
    Und nun, verehrte Zuhörer, scheint es uns doch geglückt zu sein, Verbindung mit Teheran zu bekommen.
    Wir versuchen es jedenfalls.
    Die islamische Revolution in Persien, wir haben das ja schon zu Beginn erwähnt, feiert heute ihren ersten Jahrestag.
    Das ist die Schlagzeile zu diesem Beitrag.
    Es gibt auch eine Menge anderer Ereignisse, etwa der 100.
    Tag der amerikanischen Geiseln in der besetzten Botschaft oder aber die ständige Bedrohung Persiens durch sowjetische Truppen, die allerdings von Moskau
    abgeleugnet wird.
    Eine Menge von Ereignissen also, viele Ansatzpunkte für Ulrich Enke, der sich jetzt hoffentlich aus Teheran meldet.
    Heute vor genau einem Jahr war das.
    Am Abend verstummte das Feuer der Schnellfeuergewehre.
    Die Revolution hatte gesiegt.
    Am ersten Jahrestag der Revolution sollte heute die Verbundenheit zwischen der Bevölkerung und der Armee demonstriert werden.
    Die erste große Militärparade in der Neuen Islamischen Republik war angekündigt worden.
    Ayatollah Khomeini, dem zu Ehren die Parade vor allem organisiert worden war, musste auf ärztlichen Rat hin absagen.
    Hunderttausende, möglicherweise aber auch über eine Million Menschen, ließen sich dagegen auch von dem Teheraner Dauerregen nicht davon abhalten,
    zu dem großen Platz der Befreiung zu marschieren, wo die Parade stattfinden sollte.
    Zunächst sah es auch so aus, als wenn alles geplant ablaufen könnte.
    Eine Militärkapelle spielte Märsche, wie sie von allen Militärs in der Welt gespielt werden.
    Scharpuppen und Karikaturen von Jimmy Carter wurden von der Menge herumgeschwenkt.
    Immer wieder priesen sie in Sprechchören Gott, ihren Revolutionsführer und den Erfolg der Islamischen Revolution.
    Der Sohn von Ayatollah Khomeini, Revolutionsrichter Ayatollah Kalkali und, vermutlich demonstrativ, der kürzlich vorübergehend verhaftete Informationsminister saßen auf der Ehrentribüne.
    Als Staatspräsident Bani Sabre zusammen mit dem einzigen prominenten ausländischen Gast, mit Palästinenser Führer Yassir Arafat Vorfuhr, brach jede Ordnung zusammen.
    Mit einer Begeisterung, wie man sie in den letzten Wochen nicht mehr in Teheran gesehen hat.
    jubelten die Massen dem Staatspräsidenten und seinem Gast zu.
    Eine andere Ehrentribüne brach unter dem Ansturm der Massen zusammen.
    An eine Parade war in diesem Tumult nicht mehr zu denken.
    Einige Soldaten bahnten sich im Gänsemarsch einen Weg durch die Massen.
    Die Militärfahrzeuge hatten jedoch keine Chance.
    In jedem anderen Land wäre der Ausfall der Parade vermutlich als peinlich empfunden worden, nicht so in Teheran.
    Die Massen waren begeistert, man hatte endlich mal wieder in revolutionärer Euphorie geschwebt und man hatte vor allem deutlich gemacht, dass trotz aller noch andauernden Probleme das Volk auch ein Jahr nach dem Umsturz hinter der Revolutionsführung steht.
    Was zählt es da, ob nun auch noch einige Panzer an der Tribüne vorbeigefahren sind oder nicht?
    Das war also Ulrich Enke aus Teheran.
    Zurück zur Kulturberichterstattung.
    Seit Samstagabend ist Frankreichs Chansonstar Gilbert Becaud wieder in Österreich.
    Er begann gestern in Graz seine Tournee, die ihn heute nach Innsbruck, morgen nach Wien, am 13. nach Linz und am 14. nach Salzburg bringen wird.
    Karin Bau hat zu seiner Österreich-Tournee folgenden Beitrag zusammengestellt.
    Gilles Berbico hat für diese Tournee nicht nur neue Lieder mitgebracht, er hat sich auch eine Überraschung für das Publikum ausgedacht.
    Zum ersten Mal hat er nämlich entdeckt, wie es möglich ist, das Klavier zu platzieren, sodass er beim Singen gerade und nicht von der Seite ins Publikum sehen kann.
    Zu seinen elf neuen Liedern meint er... Das sind elf verschiedene Ideen.
    Ich schreibe nicht mehr für zehn Songs eine Idee.
    Es ist immer anders.
    Und was sind das für Ideen, die Sie da gehabt haben?
    Oh, das ist schwer zu sagen.
    Was steht im Vordergrund, die Liebe oder die Politik ein bisschen?
    Niemals Politik.
    Nein, das ist sehr schlecht, Politik.
    Ich liebe nicht Politik.
    Aber Liebe schon?
    Liebe ja ein bisschen.
    Wodurch werden Sie inspiriert?
    Meine kleine Schule.
    Kleine Dinge?
    Ja, die kleine Straße, ein Kind.
    Le monde recommence, recommence avec lui.
    In diesem neuen Lied singt Gilles Berbicou, ich will jedem neugeborenen Kind sagen, dass die Welt mit ihm neu beginnt.
    Ich will jedem sterbenden Mann sagen, dass die Welt ohne ihn neu beginnt.
    Und wann war das, wann sind Sie zu dieser ersten Liebe zurückgekehrt?
    Vor zehn Jahren.
    Beides?
    Auch die Oper?
    Ja.
    Ich hatte nicht geschrieben Klassikmusik für die Orchestre, für eine große Zeit.
    Ich habe probiert ein bisschen mit der Kantate und ich habe die Oper geschrieben.
    Was ist das für ein Thema gewesen, die Oper?
    Opera von Aran, Insel von Aran bei Irland.
    Das ist eine Geschichte von Fischen.
    Haben Sie vor, auf diesem Gebiet wieder etwas zu machen?
    Haben Sie schon Pläne?
    Nein, ich bin in Chanson, ich bin in modernen Musik vom Moment.
    Und von Gilbert Becaud und seiner Österreich-Tournee noch einmal kurz ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Nach Angaben des Statistischen Zentralamtes sind die Verbraucherpreise im vergangenen Jänner gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres um fünf Prozent gestiegen.
    Ein Sprecher des Wirtschaftsforschungsinstitutes, Waltes Kirchen, bezeichnete den Preisschub seit vergangenen Sommer als eine Folge der immer höher werdenden Rohstoff- und Energiepreise.
    Handelsminister Starribacher kündigte neue gesetzliche Maßnahmen zur Auszeichnung von Grundpreisen und gegen sogenannte Mogelpackungen an, also Waren, wo die Verpackung nicht dem Inhalt entspricht.
    ÖVP-Sicherheitssprecher Lichal hat in einer Pressekonferenz in Wien den Vorwurf erhoben, Innenminister Lanz stelle den Sicherheitsapparat in den Dienst der Regierungspartei.
    Nach Lichals Worten wolle die ÖVP eventuell eine dringliche Anfrage im Parlament und möglicherweise sogar einen Misstrauensantrag gegen Innenminister Lanz einbringen.
    In Wien wurde die sechste Sondertagung der Suchtgiftkommission der Vereinten Nationen eröffnet.
    Es sollen neue Maßnahmen gegen den Drogenmissbrauch und den Rauschgiftschmugel beschließen werden.
    Bei der Wintertagung der Gesellschaft für Land- und Forstwirtschaft in Wien nannten die Vorsitzende der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern, Lene, und ÖVP-Agrarsprecher Riege einen funktionierenden Agraraußenhandel als wichtigste Voraussetzung für die Arbeitsplatzsicherung im landwirtschaftlichen Raum, USA.
    In Lek Pleszit beschäftigt sich heute die Vollversammlung des Internationalen Kommissions mit dem amerikanischen Antrag auf Verlegung der Sommerspiele aus Moskau.
    Eine Stunde Mittagsinformation ist beendet, verehrte Zuhörer.
    Der aktuelle Dienst berichtet stündlich in den Nachrichten und mehr dann wieder ab 18 Uhr im Abendjournal.
    Und Adolf Poindl sagt Ihnen, für Redaktion und Technik, auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1980.02.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1980.02.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neuer Verbraucherpreisindex für Jänner + 5 %
    Interview: Dkfm. Dr. Ewald Walterskirchen
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Walterskirchen, Ewald [Interviewte/r]
    Datum: 1980.02.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz von ÖVP-Sicherheitssprecher Robert Lichal zu Exekutiveinsätzen
    Einblendung: VP-Sicherheitssprecher Robert Lichal
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1980.02.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medizin ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Norbert Steger als künftiger FPÖ-Klubobmann
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung]
    Datum: 1980.02.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neuregelung über das Gesetz über Unlauteren Wettbewerb
    Einblendung: Handelsminister Josef Staribacher
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Staribacher, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1980.02.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Parteitag der polnischen KP
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1980.02.11 [Sendedatum]
    Ort: Warschau [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Diskussion um Olympische Sommerspiele
    Einblendung: ÖOC-Präsident Kurt Heller, DOG-Präsident Willi Daume
    Mitwirkende: Jirkovsky, Karl [Gestaltung] , Heller, Kurt [Interviewte/r] , Daume, Willi [Interviewte/r]
    Datum: 1980.02.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Sport ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Rauschgiftkonferenz in Wien
    Einblendung: UN-Untergeneralsekretär Helmut Debatin
    Mitwirkende: Vockenhuber, Hans [Gestaltung] , Debatin, Helmut [Interviewte/r]
    Datum: 1980.02.11 [Sendedatum]
    Ort: Wien [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Größte Ölkatastrophe vor mexikanischer Küste noch nicht gebannt
    Mitwirkende: Ellrodt, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1980.02.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Tribunal Charta 77" in München
    Einblendung: Patric Chéreau, Pavel Kohout
    Mitwirkende: Colberg, Klaus [Gestaltung] , Chéreau, Patrice [Interviewte/r] , Kohout, Pavel [Interviewte/r]
    Datum: 1980.02.11 [Sendedatum]
    Ort: München [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    1. Jahrestag der iranischen Revolution
    Einblendung: Kampflärm von der Revolution
    Mitwirkende: Encke, Ulrich [Gestaltung]
    Datum: 1980.02.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Österreich-Tournee von Gilbert Bécaud
    Interview: Gilbert Becaud. Einblendung: Chanson-Ausschnitt mit Gilbert Bécaud
    Mitwirkende: Baur, Karin [Gestaltung] , Bécaud, Gilbert [Interviewte/r] , Bécaud, Gilbert [Interpret/in]
    Datum: 1980.02.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1980.02.11
    Spieldauer 00:59:44
    Mitwirkende Poindl, Adolf [Moderation]
    Löw, Raimund [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1980.02.11 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-800211_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt