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KI-generiertes Transkript
Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
Zwölf Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Guten Tag, meine Damen und Herren, bei einer Stunde Information am Samstagmittag begrüßt Sie als Redakteur Karl Jirkowski.
Gleich nach den Nachrichten berichten wir über den Spionageskandal Dietke, der derzeit Gesprächsthema Nr.
1 in der Bundesrepublik Deutschland ist.
Zeitungen und Politiker sprechen von einem der schwersten Spionagefälle in der Nachkriegsgeschichte.
Das Überlaufen Dietkes in die DDR erschüttert die gesamte Spionageabwehr der Bundesrepublik.
Zum Spionageskandal zitieren wir auch aus internationalen Zeitungen.
Weitere Themen im Mittagsjournal sind, das Hoch der amerikanischen Wirtschaft geht zu Ende.
Es wird bereits wieder von einer Rezession gesprochen.
Die Flugunfälle häufen sich in diesem Jahr.
Was sind die Ursachen?
Und die amerikanische Raumfährediscovery startet am Nachmittag zu einer Reparaturmission in den Weltraum.
Im Journal zu Gast ist heute Maximilian Schell.
Er war von 1978 bis 1982 der Salzburger Jedermann.
Schell, der heute in Salzburg in Glottels der Seidene Schuh spielt, spricht sich unter anderem für eine Öffnung der Festspiele aus.
Aus Alpbach berichten wir über die dortigen Kulturgespräche zum Thema Aufstieg und Verfall großer Kulturen.
Erster Programmpunkt sind jetzt die Nachrichten verantwortlicher Redakteurs Robert Stoppacher und Sprecher Karl Berger.
Bundesrepublik Deutschland.
Die innenpolitische Diskussion in der Bundesrepublik wird zurzeit von den jüngsten Spionagefällen bestimmt, vor allem von der Flucht des Verfassungsschutzbeamten Hans-Joachim Tietke in die DDR.
Tietke ist ein guter Kenner der westdeutschen Spionageabwehr.
Der Vorsitzende der SPD im Bonner Bundestag, Hans-Joachim Vogel, hat davor gewarnt, aus den Spionagefällen eine Belastung für die Deutschlandpolitik werden zu lassen.
Vogel bezeichnet es als verfehlt, wenn Bundeskanzler Helmut Kohl versuche, die Empörung über die Spionagefälle auf die Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten abzulenken.
Kohl hat vor wenigen Tagen die Spionagefälle als Ausdruck dafür bezeichnet, dass es zwischen den Absichtserklärungen der DDR für gut nachbarliche Beziehungen und der Wirklichkeit eine Kluft gebe.
Österreich.
Der Kärntner FPÖ-Obmann Jörg Haider hat Bundesparteiobmann Norbert Steger heute aufgerufen, die Kärntner Freiheitlichen in der Frage der Eigenkandidatur bei der Bundespräsidentenwahl nicht zu provozieren.
Haider bedauerte, dass bereits jetzt Ankündigungen zu dieser Frage abgegeben würden.
Auf Antrag der Kärntner FPÖ soll darüber erst bei einer Landesobläutekonferenz um den Bundesparteivorstand entschieden werden, der Mitte Oktober zusammentritt.
Steger hatte gestern in einem Interview für die Fernsehsendung Politik am Freitag betont, es werde keinen freiheitlichen Kandidaten bei der Bundespräsidentenwahl im kommenden Jahr geben.
Wissenschaftsminister und stellvertretender SPÖ-Vorsitzender Heinz Fischer hat die ÖVP aufgefordert, einem neuen und verschärften Weingesetz im Parlament zuzustimmen.
Ein klares, einhelliges Ja des Nationalrates zum Weingesetz ist nach Ansicht Fischers der beste Dienst, den man zurzeit den Weinbauern leisten könne.
Eine Ablehnung des Gesetzes durch die Volkspartei wird in der Öffentlichkeit auf absolutes Unverständnis stoßen, warnte Fischer.
Ähnlich äußerte sich auch der Bundesvorsitzende der SPÖ-Bauern, Abgeordneter Albin Schober.
BVP-Chef Alois Mock verlangte gestern Aufklärung darüber, warum die bestehenden Kontrollmöglichkeiten des geltenden Weingesetzes nicht stärker genutzt worden seien.
Mock forderte Steuerbegünstigungen für bessere Qualität beim Wein.
Der Nationalrat wird am kommenden Donnerstag über das neue Weingesetz abstimmen.
China, Sowjetunion.
Das Grenzgebiet zwischen den beiden Staaten in Zentralasien ist gestern von einem schweren Erdbeben heimgesucht worden.
Das Beben erreichte die Stärke 7,5 auf der Richterskala.
In der chinesischen Stadt Wuqia sind nach ersten Berichten mindestens 55 Menschen ums Leben gekommen, zahlreiche Personen wurden verletzt.
Die meisten Opfer gab es beim Einsturz von Häusern.
Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS berichtete ebenfalls von dem Beben, machte jedoch keine Angaben über Opfer oder Schäden.
Das Epizentrum des Bebens lag an der Grenze zwischen der kirgisischen Sowjetrepublik und der chinesischen Region Xinjiang.
Südafrika.
Die Rassenunruhen in der Kapprovinz dauern an.
Bei neuerlichen Zusammenstößen zwischen schwarzen Demonstranten und der Polizei sind wieder sechs Menschen getötet und 20 verletzt worden.
Staatspräsident Peter Botha hat abermals eine rasche Aufhebung der Rassentrennung in Südafrika ausgeschlossen.
Zur möglichen Wirtschaftssanktionen gegen sein Land, sagte Botha, dies würde in erster Linie Arbeitsplätze kosten.
Davon betroffen wären außer Südafrika auch 14 andere afrikanische Staaten.
Westeuropäische Botschafter, die nach ihrer Rückberufung aus Südafrika eine Sitzung in Luxemburg abgehalten haben, glauben nicht, dass die europäische Gemeinschaft Sanktionen gegen Südafrika ergreifen wird.
Großbritannien und die Bundesrepublik Deutschland haben sich gegen Boykottmaßnahmen ausgesprochen.
Tunesien.
Die Regierung in Tunis hat Libyen vorgeworfen, an der gemeinsamen Grenze Truppen zusammenzuziehen.
Nähere Angaben über die Truppenstärke machte das Außenministerium in Tunis nicht.
Die Spannungen zwischen Libyen und Tunesien traten auf, nachdem die libysche Regierung mehr als 20.000 tunesische Gastarbeiter ausgewiesen und in die Heimat zurückgeschickt hatte.
Tunesien hat seinerseits libysche Diplomaten und deren Familien zu unerwünschten Personen erklärt.
Frankreich.
Staatspräsident François Mitterand empfängt heute auf seinem Sommersitz Breganson bei Toulon in Südfrankreich den deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl.
Im Mittelpunkt der Unterredungen werden das Ost-West-Verhältnis, die strategische Verteidigungsinitiative der USA und das europäische Hochtechnologieprojekt Eureka stehen.
Die Konferenz soll sieben Stunden dauern.
Auch ein Erholungsprogramm der beiden Politiker ist vorgesehen.
Neuseeland.
Aus dem Hafen von Auckland ist heute ein Schiff der Umweltschutzorganisation Greenpeace mit Kurs auf das Mororoa-Atoll ausgelaufen.
Das Schiff, das ebenfalls den Namen Greenpeace trägt, soll eine Protestfahrt einer kleinen Flotte gegen französische Atomwaffenversuche auf der Inselgruppe im Pazifik anführen.
Der französische Staatspräsident François Mitterrand hat die Kriegsmarine angewiesen, ein Eindringen von Schiffen in das Testgebiet notfalls mit Waffengewalt zu verhindern.
Am 10.
Juli ist das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior, das ursprünglich die Protestfahrt anführen sollte, im Hafen von Auckland nach einem mysteriösen Bombenanschlag gesunken.
Ein Greenpeace-Mitglied wurde dabei getötet.
USA.
Die Vereinigten Staaten haben gestern zum ersten Mal den Start einer MX-Interkontinental-Rakete aus einem unterirdischen Silo erprobt.
Eine mit sechs Sprengkopf-Attrappen bestückte Rakete wurde aus einem Bunker auf dem kalifornischen Luftwaffenstützpunkt Wandenberg abgefeuert.
Der Flugkörper legte etwa sechseinhalbtausend Kilometer zurück.
Das Zielgebiet der Rakete lag im Pazifik.
Nach Angaben eines Militärsprechers verlief der Test planmäßig.
Die Raumfähre Discovery soll heute um etwa 14.30 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit von Cap Canaveral zu einem einwöchigen Raumflug starten.
Wichtigste Aufgabe der fünf Astronauten an Bord von Discovery wird die Reparatur eines im April ausgesetzten Nachrichtensatelliten der amerikanischen Marine sein.
Weitere drei Fernmeldesatelliten sollen auf eine Umlaufbahn im All gebracht werden.
Die Wetterlage.
Eine Gewitterfront hat heute Westeuropa erreicht.
Sie greift morgen auch auf unser Bundesgebiet über.
Die Aussichten bis morgen früh, durchwegs heiter.
Lediglich am Nachmittag im Südwesten lokalgewittrig.
Südost- bis Südwestwind.
Nachmittagstemperaturen 25 bis 31 Grad.
Nachts im Westen Bewölkungszunahme.
Frühtemperaturen morgen 12 bis 17 Grad.
Die Wetteraussichten für morgen Sonntag.
Im Westen schon am Vormittag bewölkt und verbreitet Gewitter.
Sonst zunächst noch sonnig.
Ab den Mittags- und Nachmittagsstunden übergreifen der Gewittertätigkeit auf den Norden, Osten und Süden, wobei örtlich auch hagelstark Regen und kurzzeitig stürmische Winde auftreten.
Tageshöchsttemperaturen im Westen um 19, sonst noch zwischen 25 und 30 Grad.
Die Vorschau auf Montag, gewittrige Strichregen, Tageshöchsttemperaturen 17 bis 22 Grad.
Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr, Wienhalter 27 Grad, Südostwind 20 Kilometer in der Stunde,
Eisenstadt-Wolkenloos 27, Süd 10 Linz-Heiter 24, Ost 10 Salzburg-Heiter 27, Südost 15 Innsbruck-Heiter 28, Ost 10 Bregenz-Heiter 24, aus Graz sind keine Werte eingelangt und Klagenfurt-Heiter 24°
Neun Minuten nach zwölf ist es jetzt.
Eine knappe Meldung der ostdeutschen Nachrichtenagentur ADN hat gestern Vormittag im Zentrum der deutschen Regierungspolitik in Bonn Entsetzen ausgelöst.
Die ostdeutsche Nachrichtenagentur teilte in dieser Meldung mit, dass sich der Gruppenleiter für die Spionageabwehr Hans-Joachim Dietke nach Ostberlin abgesetzt hatte.
Seit diesem Augenblick wusste man, dass die Bundesrepublik Deutschland von einem der schwersten Spionagefälle der Nachkriegszeit betroffen worden ist.
Dietke war seit 19 Jahren in sensitiven Stellungen des Verfassungsschutzamtes tätig.
Er wusste über die gesamte Spionageabwehr in der BRD Bescheid und er kann jetzt in Ostberlin Auskunft über System und Personen der professionellen Spionageabwehr der Bundesrepublik geben.
Seit gestern steht für die Verantwortlichen der deutschen Spionage und Gegenspionage fest, dass das gesamte System des Verfassungsschutzes zum Teil wieder neu organisiert werden muss.
Michael Kerpler berichtet aus Bonn.
Der Spionageskandal um den 48-jährigen hochrangigen Verfassungsschützer Hans-Joachim Tietke, der sich in die DDR absetzte, hat die bundesdeutsche Spionageszene in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses gerückt.
Tietkes Übertreten in die DDR hat Entsetzen in Bonn ausgelöst.
Denn nicht nur das Abwehrsystem des Kölner Verfassungsschutzamtes muss von Grund auf reorganisiert werden, sondern auch die Zusammensetzung des Agentenstabes in der DDR auf mögliche Enttarnungen durch den DDR-Staatssicherheitsdienst hin muss überprüft werden.
Der Fall Titke gilt inzwischen als einer der größten Spionagefälle der inneren Sicherheit in der Bundesrepublik Deutschland.
Die Bundesrepublik selbst gilt als bevorzugter Tummelplatz für Spione.
Mindestens 3000 Ostagenten, von denen etwa 80% im Soll des DDR-Staatssicherheitsdienstes stehen, sollen in der Bundesrepublik tätig sein.
Dabei gilt das Interesse der Ostagenten nicht nur militärischen Einrichtungen der Bundesrepublik oder der NATO, sondern in zunehmendem Umfang werden auch politische Subversion und Wirtschaftsspionage betrieben.
In den letzten Jahren hat es sich herausgestellt, dass nicht nur in der Bundesrepublik Deutschland, sondern auch in anderen deutschsprachigen Ausland, wie zum Beispiel in Österreich, DDR-Spione vor allem im Bereich der Wirtschaftsspionage eingesetzt werden.
Der Fall Tietke zählt aufgrund der Tatsache, dass es den DDR-Sicherheitsdiensten gelungen ist, an höchster Stelle der Abwehr einen ihrer Spione, im Agentenjargon Maulwurf genannt, zu platzieren, als einer der spektakulärsten Spionagefälle überhaupt.
In Kreisen bundesdeutscher Fachjournalisten, die sich vorrangig mit dem Bereich Spionage befassen, wird der Fall Tietke als DDR-Revanche für den Überläufer Werner Stiller gewertet.
jenen Oberleutnant des DDR-Staatssicherheitsdienstes aus der Abteilung Aufklärung, der im Jahr 1979 dafür sorgte, dass in der Bundesrepublik nicht weniger als 35 Ostagenten enttarnt wurden, darunter übrigens zahlreiche Sekretärinnen, und sich eine nahezu ebenso große Zahl von Ostagenten blitzartig absetzte.
Listet man die spektakulären Spionagefälle der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik Deutschland auf, so kommt man am Fall des Kanzlerspions Günther Guillaume nicht vorbei.
Guillaume vermittelte dem Osten Geheimstes politisches Wissen aus der unmittelbaren Sphäre des Bundeskanzlers Willy Brandt.
Diese Spionageaffäre führte bekanntlich dazu, dass Willy Brandt damals zurücktreten musste.
Allerdings ist der Fall Tietke, der, wie aus zuverlässigen Quellen zu erfahren ist, Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann gestern vor Wut hat schäumen lassen, nicht mit dem Fall Guillaume zu vergleichen.
Um einen Fall ähnlichen Kalibers in der Geschichte der großen Bonner Spionageaffären zu finden, muss man 25 Jahre zurückgehen.
Damals, Ende 1961, wurde Heinz Felfe, Leiter des Referats Gegenspionage Sowjetunion im Bundesnachrichtendienst BND, entlarvt.
Er hatte von 1951 an Moskau über alle Geheimnisse des BND informiert.
Wer zu 14 Jahren Zuchthaus verurteilte, wurde Anfang 1969 gegen drei in der Sowjetunion wegen Spionageverurteilter deutscher Studenten ausgetauscht.
Den ersten großen Spionagefall in der Bundesrepublik gab es allerdings schon 1954.
Es war niemand geringerer als der erste deutsche Präsident des Verfassungsschutzamtes, Otto John, der plötzlich in Ostberlin auftauchte und gegen die Regierung in Bonn auftrat.
John kehrte später freiwillig in die Bundesrepublik zurück und verbüßte eine vierjährige Zuchthausstrafe.
John hatte allerdings bei der Gerichtsverhandlung mehrfach beteuert, in bewusstlosem Zustand gegen seinen Willen nach Ostberlin verschleppt worden zu sein.
Von erheblicher politischer Tragweite war auch 1960 der Fall des SPD-Bundestagsabgeordneten Alfred Frenzel, der als Geheimagent der Tschechoslowakei enttarnt wurde.
Frenzel saß im Verteidigungsausschuss des Bundestages.
1967 schließlich wurden zwei deutsche KGB-Agenten durch einen sowjetischen Überläufer enttarnt.
Es war dies ein Journalist in der Bild-Zeitung, Heinz Sütterlin, und seine Frau Leonore.
Sie war Sekretärin im Außenministerium.
Sie beide wurden enttarnt.
Wie in jedem der genannten Spionagefälle, so wird auch im Fall des Regierungsdirektors Hans-Joachim Tietke ein Köpferollen beginnen und zwar nicht zuerst auf Agentenebene, sondern wahrscheinlich in den Führungsetagen der Verfassungsschützer und auf politischer Ebene.
Aus der Umgebung vom Bundesinnenminister Zimmermann war zu erfahren, dass es schon in allernächster Zeit im Kölner Verfassungsschutzamt einschneidende personelle und strukturelle Veränderungen geben werde.
Aber auch die Frage nach der politischen Verantwortung wird gestellt werden.
Und hier heißt der zuständige Minister Friedrich Zimmermann.
Der jüngste Spionageskandal ist natürlich heute auch Hauptthema in den internationalen Zeitungen.
Roland Adrowitz hat für die folgende Presseschau einige Zitate ausgewählt.
Wie ein roter Faden zieht sich heute durch die bundesdeutschen Zeitungen die Kritik an der Sorglosigkeit der Behörden gegenüber dem nun in die DDR abgesprungenen Chef der Bonner Spionageabwehr Hans-Joachim Tietke.
In allen Kommentaren wird es als unverständlich bezeichnet, dass Tietke, dessen Probleme in puncto Alkohol und Schulden seit langer Zeit bekannt waren, auf seinem hochbrisanten Posten bleiben konnte.
Die Tageszeitung Die Welt schreibt etwa unter dem Titel Die Spinne im Netz.
Das war dem Amt und seinen Chefs, den Präsidenten Mayer und Hellenbroich, heute Chef des Bundesnachrichtendienstes, bekannt.
Trotzdem beließ man ihn an der Stelle, die die Spinne im Netz einnimmt.
Ist das zu fassen?
Nun ist es passiert.
Hat Tietke, der von einer bevorstehenden großen Sicherheitsüberprüfung im Raume Bonn wusste, die Vorzimmeragentinnen gewarnt, hat er selber das Gefühl gehabt, eingekreist zu werden?
müßige Fragen.
Die Spionageabwehr der Bundesrepublik ist schwer getroffen.
Die Reputation des Landes hat einen Karateschlag weg.
Man wartet auf die nächsten Fälle.
Von einem Skandal spricht die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Da liest man unter anderem
Der Fall Tietke ist eine der größten Siege der DDR-Spionage.
Die Folgen werden uns jahrelang beschäftigen.
Der Fall Tietke ist aber auch ein Skandal.
Was die erste Fernsehreportage bei einem Besuch in der Wohnung des Verschwundenen auspacken konnte, die Nachbarn hatten das Amt seit Jahren gewarnt,
lässt es unfasslich erscheinen, dass die zuständigen Behörden noch zögerten, der eigenen Blamage ins Auge zu sehen und stattdessen Beschwichtigendes von sich gaben.
Die Kölnische Rundschau meint, zum Spionagefall Titke in Bonn seine Bombe detoniert.
Der Autor des Kommentars schreibt außerdem zur noch unklaren Rolle, die Tietke während der vergangenen Jahre im Spionagenetz der DDR gespielt hat.
In Bonn klammert man sich noch immer an die Hoffnung, Tietke könnte in einer Kurzschlussreaktion in den Osten abmarschiert sein.
Das wäre schlimm genug.
Weit schlimmer aber wäre, hätte der Kölner Agentenjäger schon länger auf der Lohnliste der DDR gestanden.
Das würde bedeuten, dass im Spionagebetrieb der Bock als Gärtner gearbeitet hätte.
Und das Massenblatt Bild-Zeitung nützt den spektakulären Spionagefall zu einer Attacke auf gewisse Politiker und Medien.
Man liest da... Ein bestimmter Teil der Politik und der Medien hat die Organe unserer Sicherheit, den Verfassungsschutz, Bundesnachrichtendienst, militärischen Abschirmdienst, systematisch schlecht gemacht, jahrelang.
Es war geradezu schick, sich zu mockieren.
Tietke wird's dankend begrüßt haben.
Innenminister Zimmermann und der neue Verfassungsschutzpräsident müssen nun freie Hand für eine totale Überprüfung des Sicherheitsapparates bekommen.
Fordert heute die Bild-Zeitung.
Nun in die Schweiz.
Die Neue Zürcher Zeitung meint, egal ob Tietke nun eine Kurzschlusshandlung begangen habe oder schon lange als DDR-Agent tätig gewesen sei, der Fall bedeute für die bundesdeutschen Sicherheitsdienste auf alle Fälle eine Blamage.
Vor allem ist schwer begreiflich, weshalb dem hochrangigen Verfassungsschutzbeamten Tietke
der bekanntermaßen in tiefen persönlichen Schwierigkeiten steckte und damit für Erpressungen oder Agentenwerbungen als besonders gefährdet gelten musste, weiterhin Aufgaben von höchster Geheimhaltung anvertrat wurden.
Was haben eigentlich die für Geheimdienstmitarbeiter als besonders streng geltenden Sicherheitsüberprüfungen für einen Sinn, wenn derartig dicke Fische durch die Maschen schlüpfen können?
Das liest man heute in der Neuen Zürcher Zeitung.
Im Land des NATO-Partners Frankreich, dessen Präsident François Mitterrand heute mit dem deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl zusammentrifft, gehen die Zeitungen ebenfalls ausführlich auf den Spionagefall in der benachbarten Bundesrepublik ein.
Die oppositionelle rechtsgerichtete Pariser Tageszeitung Le Quotidien rätselt über die Hintergründe, warum die DDR ausgerechnet jetzt das Spionagenest in Bonn aufgab.
Wollte die ostdeutsche Regierung Bundeskanzler Kohl in Verlegenheit bringen?
Es lohnte sich wohl kaum, dafür ein geduldig aufgebautes Spionagenetz aufzulösen.
Möglicherweise handelt es sich eher um einen Tiefschlag des sowjetischen Geheimdienstes KGB, der zum Ziel hat, einmal mehr jegliche Annäherung zwischen den beiden deutschen Staaten zu verhindern.
Und die unabhängige linksliberale Tageszeitung Liberation schreibt zur Spionageaffäre.
Die schwere Niederlage für die Bonner Spionageabwehr dürfte einige Zeit lang die innerdeutschen Beziehungen beeinträchtigen, wie es Bundeskanzler Kohl gesagt hat.
Sie wird Bonn aber auch in den Beziehungen zu seinen Verbündeten behindern.
Man kann sich Mitterrands Neugier vorstellen, wenn er heute mit Kohl über das europäische Kampfflugzeug oder das Eureka-Programm spricht.
Nun ein Wirtschaftsbericht aus den USA.
Dort stellt man sich derzeit in Wirtschaftskreisen die Frage, ob die amerikanische Wirtschaft den Weg in Richtung Rezession eingeschlagen hat.
Befürchtungen, dass der Konjunkturaufschwung langsam zu Ende gehen dürfte, gab es ja schon vor einiger Zeit.
Diese Befürchtungen scheinen sich jetzt auch in Wirtschaftszahlen zu bestätigen.
Das Wirtschaftswachstum in den USA verlangsamt sich.
Die Aufträge gehen zurück, die Konsumenten kaufen weniger und sparen wieder mehr.
Entlassungen in Großbetrieben, in der Elektro- und der Autoindustrie stehen bevor.
In der Hochtechnologie rechnet man heuer mit Umsatzrückgängen bis zu 30 Prozent.
Sollte die US-Konjunktur in eine Rezession schlittern, so hat dies in weiterer Folge auch Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und damit auch auf Österreichs Wirtschaft.
Klaus Emmerich analysiert die derzeitige Situation in den Vereinigten Staaten.
Heuer werde wieder ein Superjahr für die amerikanische Wirtschaft.
Der Traum also wäre Wirklichkeit vom inflationsfreien Wachstum als dem Gesundmacher fast aller wirtschaftlichen und sozialen Probleme.
Neueste Zahlen und Tatsachen sprechen nun eine ganz andere Sprache.
Vier Prozent weniger Autoverkäufe im Juli bei General Motors.
14 Prozent weniger bei Ford, ebenfalls im Juli 2,8 Prozent weniger Investitionsgüter.
Rückgang des Wohnhausbaus, Rückgang der Einzelhandelsumsätze, zum ersten Mal auch geringeres Wachstum der amerikanischen Einfuhren.
Was in dieses veränderte Bild einer deutlichen Schwäche der amerikanischen Wirtschaft ebenfalls passt, der Dollar rutscht nach unten weg, die europäischen Währungen werden seit fünf Jahren wieder stärker, einmal mehr, einmal weniger.
Und schon beeilen sich die amtlichen Konjunkturforscher in Washington, die für diese Wochen auf neue Rekorde gesetzt hatten, fürs erste Sein und einmal nichts damit, man möge sich mit neuen Konjunkturhoffnungen auf den Winter einrichten.
Fest steht bereits, dass ein fünfprozentiges Wachstum der amerikanischen Wirtschaft im herrlichen Jahr kaum mehr zu erreichen ist, selbst wenn in den nächsten Wochen alle jetzt so düsteren Voraussagen widerlegt würden, indem Verbraucher und Wirtschaft gewaltig antauchen.
Anzeige ging dafür kaum mehr vor.
Im Gegenteil.
Fast alle Konjunkturdaten sprechen für eine fortdauernde Selbstblähmung der amerikanischen Wirtschaft.
Die Lager des Einzelhandels sind relativ voll.
Die üblichen Sonderverkäufe, die jeder Laden zu jeder Zeit nach jedwedem Motto verkünden kann, locken den Durchschnittsverbraucher auch nicht aus seiner Reserve.
Es wird wieder mehr gespart und weniger ausgegeben.
Außerdem sorgen groß aufgemachte Schreckensmeldungen dafür, dass Durchschnittsamerikaner wieder mehr über die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes nachdenken und weniger über die nächste Anschaffung.
Der Wirtschaftsgigant American Telegraph & Telephone, kurz AT&T, der einmal mehr Personen beschäftigte, als in ganz Österreich im Arbeitsprozess stehen, nämlich an die drei Millionen, verkündet die Entlastung von 25.000 aus seiner Abteilung für Computer, die sich auch bei anderen Firmen schwer tun.
Relativ gesehen ist das zwar wenig.
Für das Wirtschaftsklima in den USA aber wirken solche Massenentlastungen wie ein Schock.
Oder fortgibt bekannt, es müsse 10.000 Arbeitsplätze einsparen, also wegrationalisieren.
Konjunkturforscher überrascht da nicht, dass der Mittelstand und die Kleinbetriebe ihrerseits auch dies positiv zurückhalten.
Betriebe, die noch im heurigen Frühjahr in einem einzigen Monat den Großteil von 400.000 neuen Arbeitsplätzen beigesteuert haben.
Die Zurückhaltung auf den Vorstufen schlägt nun breit auf die gesamte Industrie durch.
von mehr und mehr Branchen wird berichtet, dass sie ihre Investitionspläne aufschieben.
Was Kenner nicht wundert, da die vorhandenen Kapazitäten vielfach nicht ausgenutzt sind.
Kapazitäten, die in der Krise Anfang der 80er Jahre modernisiert wurden und inzwischen großen Teil der amerikanischen Industrie ansehnliche Gewinne bescheren.
Diese Gewinne werden mehr und mehr zur Konsolidierung
zur Zurückzahlung von Schulden und für Finanzgeschäfte der Industrie verwandt, was zwar die Kreditmärkte erleichtert und den Preis fürs Geld, die Zinsen dank nachlassender Nachfrage tendenziell sinken lässt.
Einem Wirtschaftsausschwung wirkt das aber direkt entgegen.
So schließt sich der Kreis an einer psychologischen Stelle, weil das Vertrauen in einen weiteren Aufschwung der USA schwindet, verschwinden auch die Auftriebskräfte und zum ersten Mal kann man in Amerika wieder das Stichwort Rezession hören.
Das Jahr 1985 scheint sich zu einem beispiellosen Katastrophenjahr für die Weltluftfahrt zu entwickeln.
Bei Abstürzen und Unfällen mit Verkehrsflugzeugen in den vergangenen acht Monaten sind 1400 Menschen ums Leben gekommen.
Dabei waren die Unfälle ganz unterschiedlicher Art.
Allein in den vergangenen Wochen hat es vier ganz verschiedene Katastrophen gegeben.
Ein Jumbo-Jet der India ist vor England aus immer noch nicht geklärter Ursache ins Meer gestürzt.
Die anfangs kolportierte Meldung, eine Bombe sei explodiert, hat sich bisher noch nicht bestätigt.
Ein weiterer Boeing-Jumbo-Jet der japanischen Fluggesellschaft YAL ist wegen des Bruchs des hinteren Trugschohts manövrierunfähig geworden und abgestürzt.
Eine Lockheed TriStar der amerikanischen Delta Airlines stürzte beim Landeanflug in Dallas, verursacht durch Windböen auf die Landebahn.
Und in dieser Woche sind 54 Menschen in Manchester ums Leben gekommen.
Der Pilot hatte wegen des Brandes eines Triebwerkes den Start einer Boeing 737 abgebrochen.
Das Flugzeug brannte vor den Augen der Feuerwehrleute fast vollständig aus.
Alle diese Unfälle haben eines gemeinsam.
Die Behörden und die Fluggesellschaften sind sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, die Gründe der Katastrophen der Öffentlichkeit und damit den Fluggästen bekannt zu geben.
In der Werbung brüstet sich fast jede Gesellschaft damit, sie achte besonders auf die Sicherheit im Flugbetrieb.
Die Wirklichkeit sieht oft anders aus.
Und auch in Österreich kommt es immer wieder zu Zwischenfällen.
Doch die Öffentlichkeitsarbeiter der Fluggesellschaft halten entgegen ihren sonstigen Gewohnheiten dicht und verschweigen die Vorfälle.
Wolfgang Fuchs berichtet näheres.
Was am Donnerstag in der britischen Stadt Manchester zum tragischen Tod von 54 Menschen führte, hätte vor etwa einem Jahr auch in Wien Schwächheit passieren können.
Im Juni 1984 sind 130 Passagiere einer vollbesetzten Austrian Airlines DC-9 nur knapp und offenbar durch viel Glück einer ähnlichen Katastrophe entgangen.
Während des Starts des vollgedankten Jets kam es in einem der beiden Triebwerke zu einer Überhitzung.
Einzelne Stücke der Schaufelräder der Turbine lösten sich, flogen mit unvorstellbarer Wucht durch den hinteren Teil des Rumpfes und dürften dabei auch das zweite Triebwerk beschädigt haben.
Die genaue Rekonstruktion der beinahe Katastrophe ist deshalb so schwierig, weil die Austrian Airlines bei der Information über diesen Unfall sehr zurückhaltend sind.
Auch das Verkehrsministerium in Wien spricht nicht gerne über die Ereignisse im Juni 1984.
Klar ist nur, dass die Maschine im Gegensatz zu den Vorfällen in Manchester bereits von der Startpiste abgehoben hatte und sich im extremen Steigflug befand.
Die abgerissenen Triebwerkschaufeln dürften nicht das gesamte Hydrauliksystem zerstört haben, dadurch war es dem Piloten möglich, glatt auf der Piste zu landen.
Die Pressestelle der Austrian Airlines bestätigte gegenüber dem ORF, dass die Maschine vom Typ McDonald MD-80 nach dem Unfall einige Tage mit Rumpfschäden in der Auerwerft bleiben musste.
Über den genauen Tag des Unfalls gibt man sich uninformiert.
Glück für die Passagiere des österreichischen Flugzeugs war, dass im Gegensatz zum Flugzeugtypus in Manchester die Auermaschinen ihre Triebwerke nicht an den Tragflächen, sondern am Ende des Rumpfes montiert haben.
Die abgelösten Teile hätten sonst auch durch die Passagierkabine fliegen können.
Der Zwischenfall im vergangenen Jahr wurde nicht an die große Glocke gehängt, denn die Angst aller Fluggesellschaften ist groß, dass mit Unfallsmeldungen die Passagiere vom Fliegen abgehalten werden könnten.
Insider wissen aber zu berichten, dass es mit der Sicherheit im Luftverkehr nicht immer so gut bestellt ist, wie es die Werbung wahrhaben will.
Vor allem die sogenannte Deregulation des Luftverkehrs unter US-Präsident Jimmy Carter und die dadurch geringeren Gewinne der amerikanischen Fluggesellschaften haben die Probleme offenbar vermehrt.
Die Behörden müssen immer wieder überladene Flugzeuge registrieren, entdecken Korrosionsschäden an Einzelteilen oder Wartungsmängel wegen Schlamperei und Profitgier.
Gehen die Geschäfte einer privaten Gesellschaft nicht allzu gut, so verstärkt das Management manchmal den Druck auf den Piloten, auch bei schlechtem Wetter noch zu starten oder zu landen.
Da beim Fluggerät den Landegebühren oder den Personalkosten nur wenig eingespart werden kann, wird eben nicht nur beim Service der Fluggäste, sondern auch bei den Servicearbeiten an der Maschine gespart.
Einen Teil der Unsicherheit trägt die Industrie selbst bei.
Um Treibstoff zu sparen und immer kostengünstiger fliegen zu können, haben die Flugzeugkonzerne in den vergangenen Jahren technisch immer aufwendigere Flugzeuge entwickelt.
Die Triebwerke sind zwar leiser geworden, sie brauchen weniger Kerosin, die Flügel werden immer windschlüpfriger und die Sicherheit im Normalzustand wurde ebenfalls erhöht.
Es wird aber gefährlicher, wenn irgendein kleiner Teil wegbricht oder eine an sich untergeordnete Beschädigung auftritt.
Während noch im Zweiten Weltkrieg Flugzeuge mit halben Tragflächen wieder in ihre Heimatbasen zurückkehren konnten, ist ein Loch in der Außenhaut für einen Jet der heutigen Generation manchmal schon das Todesurteil.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist heute der Flughafen.
Allein in West- und Südeuropa weisen nach Angaben des Weltpilotenverbandes 16 Flugplätze kritische Mängel auf.
Die Pilotenvereinigung meint, von den 220 Flughäfen Westeuropas seien 63 nicht sicher genug.
Ein österreichischer Flughafen befindet sich nicht auf dieser Liste.
Und auch die österreichische Flugsicherung schneidet im internationalen Vergleich ausgezeichnet ab.
Bei unseren südlichen Nachbarn schaut es dagegen nicht so gut aus.
Die jugoslawische Flugsicherung ist oft überfordert, die griechische gefürchtet.
Und Spanien steht ohne dies im traurigen Ruf, es mit der Flugsicherheit nicht allzu ernst zu nehmen.
Die Presseleute der Fluggesellschaften machen allerdings darauf aufmerksam, dass es immer noch am sichersten ist, bei einer Reise ins Flugzeug zu steigen.
Gegenüber dem Fliegen ist die Fahrt mit der Bahn viermal gefährlicher, mit dem Pkw haben sie 15 mal so oft die Chance, in einen Unfall verwickelt zu werden und mit dem Motorrad sogar 130 mal so oft.
Die Austrian Airlines fliegen seit 1961 ohne einen tödlichen Unfall.
Damals ist eine Maschine der Staatslinie vor Moskau vom Himmel gefallen.
Heute Nachmittag unserer Zeit startet die amerikanische Raumfährediscovery zu einer neuen Weltraummission.
Im Frachtraum befinden sich drei Fernmeldesatelliten, darunter der erste Kommunikationssatellit für Australien.
Mit der Aussetzung dieser Satelliten ist aber nur die Hälfte der Aufgaben für die fünfköpfige Besatzung erfüllt.
In einem komplizierten Manöver soll der 7,5 Tonnen schwere Kommunikationssatellit, der im April dieses Jahres durch einen Ausfall eines Teiles seiner elektronischen Anlage nicht auf seine geplante Umlaufbahn in 36.000 Kilometer Höhe gebracht werden konnte, eingeholt, im Frachtraum repariert und wieder ausgesetzt werden.
Einzelheiten über die zweite Reparatur eines Satelliten im Weltraum, berichtet Roland Machatschke.
200 Millionen Schilling kostet der Rettungsversuch für den Satelliten mit der Bezeichnung LESAT-SYNCOM.
Aber das ist nicht so viel im Vergleich mit den 1,7 Milliarden Schilling, die von den Versicherungen für den Verlust des Satelliten gezahlt werden.
Und als Verlust wird er in den Büchern geführt.
Erst wenn er zum Funktionieren gebracht werden kann, würde ein Teil des Versicherungsgeldes zurückgezahlt werden.
Die Herstellerfirma Hughes schätzt die Chancen einer erfolgreichen Reparatur auf 50 zu 50.
Am sechsten Tag des Fluges wird Kommandant Engel die Discovery bis auf zehn Meter an den Satelliten heran manövrieren.
Astronaut Van Hoften, der zusammen mit seinem Kollegen Fischer aus der Druckkabine des Raumschiffs in den offenen Frachtraum gestiegen ist, wird dann mithilfe des über sieben Meter langen Kranarms der Discovery und mit viel Feinsteuerungsarbeit am 100 Tonnen schweren Raumschiff zum Satelliten hinaufgehoben.
Lisard dreht sich einmal in der Minute um seine Längsachse.
Durch diese Drehung ist er in seiner Flugbahn stabilisiert.
Als erstes muss man van Hoften den Satelliten zum Stillstand bringen.
Er befestigt zu diesem Zweck eine Haltestange an zwei dafür geeigneten Fortsätzen des Satelliten und bringt die Drehung durch mehrmaliges sanftes Hingreifen und Abbremsen zum völligen Stillstand.
Jetzt kann die Reparatur beginnen.
Astronaut Fischer sichert zunächst durch Bolzen und Kabelbrücken sowohl den Motor des Satelliten, denn eine plötzliche Zündung würde eine Katastrophe bewirken, als auch die Rechen- und Kommandoanlage.
Die Arbeiten von Fischer und van Hoften müssen über Sichtfenster und TV-Schirm von Co-Pilot Cavy koordiniert werden, denn LISAT ist so groß, dass die beiden Mechaniker-Astronauten einander nicht sehen können, wenn sie an entgegengesetzten Enden arbeiten.
Die Reparatur besteht im Wesentlichen darin, dass eine elektronische Schaltzentrale des Satelliten, die offenbar defekt ist, stillgelegt wird und durch eine mitgebrachte Box ersetzt wird, die die Astronauten außen am Satelliten befestigen und durch ebenfalls außen herum geschlungene Kabel mit der Steuerungsanlage verbinden.
Zunächst muss aber überprüft werden, ob die Batterien noch funktionieren, denn andernfalls wäre jede Reparaturarbeit sinnlos.
Astronaut Fischer wird dann eine weitere Platte am Satelliten abschrauben und die darin befindlichen Stecker über Kabel mit der Stromversorgung der Discovery verbinden.
Auf diese Weise können die großen Antennen des LISAT aufgerichtet und entfaltet werden.
Nur über sie kann der Satellit nämlich die Kommandosignale von der Erde empfangen, die den Start seiner Triebwerke auslösen.
Aber so weit ist es noch lange nicht.
Fischer muss eine Art Heizdecke über die Düse des Triebwerks ziehen, eine Heizdecke, die dazu beitragen soll, die Triebwerksanlage überhaupt aufzuwärmen.
Das ist deshalb notwendig, weil wahrscheinlich sowohl der feste Treibstoff der ersten Stufe als auch die flüssigen Treibstoffe der zweiten Stufe des Satellitenantriebs, der LISAT von seiner gegenwärtigen Bahn 300 Kilometer über der Erde in seine vorgesehene Bahn 36.000 Kilometer über dem Äquator befördern muss, festgefroren sein werden.
Immerhin befand sich das Satellit mehr als vier Monate in der Kälte des Weltraums.
Mit der Entfernung der Sicherungsbolzen am Feststofftriebwerk ist die Reparatur nach ungefähr sechs Stunden beendet.
Mit der Hand wird Astronaut Van Hoften den siebeneinhalb Tonner wieder in Drehung versetzen und er und Fischer werden in die Kabine zurückkehren.
Wenn die Treibstoffleitungen der Steuertriebwerke aufgetaut sind, werden Techniker auf der Erde versuchen, die Kontrolle über LISAT zu übernehmen.
Und Ende Oktober oder Anfang November soll das Kommando zum Start des Triebwerks gefunkt werden.
Entweder explodiert dann der Motor oder LISAT beginnt seinen Flug zu seiner endgültigen Erdumlaufbahn.
Sechs Minuten nach halb eins ist es jetzt.
im Journal zu Gast.
Ist heute Maximilian Schell, der Salzburger Jedermann der Jahre 1978 bis 1982, der heuer in Hans Litzaus Festspielinszenierung von Claudels Der Seidene Schuh die Rolle des Don Rodrigo spielt.
Der heute 55-jährige Künstler ist in Wien geboren und in Zürich aufgewachsen.
Wie seiner Schwester Maria gelang auch ihm eine internationale Bühnen- und Filmkarriere.
Maximilian Schell war der Hamlet in Gustav Gründgens Inszenierung des Shakespeare-Stückes am Hamburger Schauspielhaus.
Er debütierte 1955 in Kinder, Mütter und ein General als Filmschauspieler.
Von seinen zahlreichen Filmen seien Topkapi, die Acte Odessa und natürlich das Urteil von Nürnberg erwähnt, wo er für seine Darstellung eines deutschen Verteidigers den begehrten Oscar erhielt.
Maximilian Schell schreibt und übersetzt aber auch Theaterstücke und verfasst Drehbücher.
Er produziert Filme, unter anderem vorhanden Streifen wie die Geschichten aus dem Wiener Wald und Marlene große Beachtung.
Mit dem prominenten Schauspieler und Regisseur führte Volkmar Pachalk das folgende Gespräch.
Herr Schell, Sie haben vor ein paar Jahren bei den Salzburger Festspielen, ich glaube drei Sommer hindurch, den Jedermann auf dem Tonplatz gespielt.
und sie haben dann Schnitzlers Weites Land inszeniert.
Sie haben damals, als sie zum ersten Mal nach Salzburg gekommen sind für diesen Jedermann, als erster eigentlich die Tore geöffnet für eine breite Öffentlichkeit.
Sie hatten das Gefühl, dieses elitäre Festival müsste geöffnet werden für alle Salzburger, für alle Österreicher.
Sie sind damals zum ersten Mal für eine Gratis-Vorstellung für die Salzburger eingetreten und haben, glaube ich, dann die Besucher sogar noch
in einen Biergarten eingeladen.
Hat sich inzwischen Ihre Meinung über dieses Festival geändert oder sind Sie nach wie vor der Ansicht, dass dieses Festival doch zu elitär geblieben ist?
Ganz bestimmt.
Es ist so elitär geworden, dass zwar vielleicht schöne Aufführungen zustande kommen, aber die müssen ja den Menschen zugänglich gemacht werden.
Und wir müssten Lösungen finden,
dass einfach eine größere Menge das, was sie sehen wollen, auch sehen können.
Und ich fand, es waren übrigens fünf Jahre, nicht drei Jahre, aber im fünften Jahr, dieser freie Jedermann, ich hatte im ersten Jahr einen gemacht und im fünften Jahr, da musste ich sagen, da hatte ich plötzlich das Gefühl, ja, dafür lohnt es sich.
Das sind wirklich Menschen, die das sehen wollen.
Da waren ja, glaube ich, 8.000 Menschen oder manche sagen sogar 11.000 da.
Und plötzlich hatte man das Gefühl, dass diese Dichtung und der Traum von Hoffmannsthal, etwas Mittelalterliches zu erneuern, da springt der Funke wirklich über.
Und obwohl man sich ja nicht verbeugt am Schluss eines Jedermanns, obwohl das ja eigentlich alles im Stillen abläuft, spürte man doch eine ganz starke Vibration zwischen Publikum und Schauspieler.
Man spürte, man wird geliebt und Liebe erzeugt Gegenliebe.
Man liebt auch dieses Publikum und plötzlich will man auch geben und kann auch dann etwas verströmen, was einen vielleicht selber überrascht.
Im modernen Theater scheint es mir immer, die Leute gehen hinein wie in eine Kirche oder wie in einen Saal, wenn jemand schon etwas flüstert.
Oder sie sitzen alle wie erstarrt da.
Manchmal hat man das Gefühl, man spielt vor lauter Toten.
Und auch wenn man Tote erreichen möchte, man möchte Menschen, man möchte lebendige Menschen erreichen.
Und das scheint mir heute eigentlich immer schwerer zu sein.
Man muss sich die Frage stellen, ob das Theater
heute überhaupt die eigentliche Aufgabe erfüllt.
Ich glaube eben, dass nur Klassiker zu spielen, die man in der Schule mal gelesen hat, die zweifellos ihre Berechtigung haben, das ist eigentlich unrichtig.
Wir müssten Autoren haben, so wie Thomas Bernhard oder Handtke es versuchen, die wirklich etwas schreiben, was uns heute angeht.
Herr Schenk, Sie haben ja immer sozusagen
auf drei Beinen gestanden.
Sie waren Theaterschauspieler, Filmschauspieler, Regisseur in beiden Medien.
Kann man das eigentlich alles drei machen?
Ist diese Tätigkeit einander eine Ergänzung oder hat der Regisseur oft den Schauspieler Schell behindert oder umgekehrt?
Also Behinderung ganz bestimmt nicht.
Es gibt gewisse Dinge, die man als Schauspieler ausdrücken kann.
Früher fiel es mir etwas leichter.
Es fällt mir jetzt schwerer, mich zur Schau zu stellen.
Schauspieler ist ja ein Spieler, der sich zur Schau stellt.
Und das fällt mir heute etwas schwerer.
In einer guten Rolle oder in einer Sache, wo man daran glaubt, fällt es einem leichter.
Aber auch da,
ist man als Schauspieler eigentlich machtlos.
Denn beim heutigen Regietheater hängt es so vom Gesamtkonzept ab.
Und was dieser einzige Mann, der da unten sitzt während Wochen, uns sagt, das muss man glauben, weil man ja sein eigenes Instrument ist.
Wenn ich unten als Regisseur sitze, dann sehe ich ja das Ganze vor mir und kann nach bestem Wissen und Gewissen und Können und Erfahrung und Talent oder was immer man hat,
bestimmen, wie der Ablauf ist, wie der Schwung ist, wie der Rhythmus eines Stückes ist, wo der Humor reinkommen muss, wo die tragischen Momente gesetzt werden können.
Während als Schauspieler ist man eigentlich diesem einzigen Mann total ausgeliefert, auch im Film.
Und deshalb scheint mir heute für mich eher die Lösung zu sein, Regie zu machen, weil man einfach dann erstens einmal das Stück leichter auswählen kann, das einem liegt, und man kann auch die Akzente setzen, so wie man glaubt, dass die heute hinüberspringen.
Aber als Schauspieler, das ist der machtloseste und der vergänglichste aller künstlerischen Berufe.
Aber am Abend ist doch der Schauspieler eigentlich der König und da kann er dann sozusagen machen, was er will und der Schauspieler ist doch immer noch das Faszinosum des Theaters.
Glauben Sie, dass ein Schauspieler übrigens irgendetwas bewirken kann?
Früher hat man immer an eine humanistische Botschaft des Theaters und so weiter geglaubt.
Ich glaube auch heute noch an eine humanistische Botschaft des Theaters.
Ich glaube nur nicht, dass der Schauspieler das vermitteln kann, weil der Schauspieler heute so in Zwänge eingebaut ist.
Theater ist ja Verabredung.
Es ist eben nicht mehr frei wie früher, wenn Venestro rausgekommen ist und ein Couplet gesungen hat, das sich auf eine Neuigkeit vom gleichen Tag bezogen hat.
hat er natürlich die Leute für sich gewonnen gehabt.
Wahrscheinlich kann man Lustspiele, Komödien da viel leichter spielen.
Aber auch zu Shakespeares Zeiten, Shakespeare hat ja die Stücke geschrieben für ihre Zeit und überall waren Anspielungen, überall waren
Momente da, die den Zuschauer immer an das Jetzt und Heute erinnern.
Und das ist das, was ihn bewegt.
Der Zuschauer kommt ja ins Theater, um entweder etwas zu sehen, eine Schau zu sehen, und wenn man ihn zum Weinen bringen kann, oder wenn man ihn zum Trauern bringen kann, oder wenn man ihn zum Mitgehen bringen kann, dann ist die Aufgabe des Theaters erfüllt.
Nur glaube ich, in der heutigen Erstarrung
der Bühne und des Publikums ist da kaum eine Möglichkeit da.
Matti Keller, die Buhlschafter der heurigen Salzburger Festspiele, hat kürzlich in einem Gespräch gesagt,
glaubt nicht an die Zukunft des Films und sie sieht die Situation des Films eher schwarz.
Die großen Fernsehserien wie Dallas oder Dynasty haben die großen Filmstars eigentlich irgendwie verdrängt.
Sie haben auch in den Vereinigten Staaten gearbeitet.
Wie sehen Sie die Situation des Films?
Schauen Sie, alles verändert sich.
Aber was wirklich bleibt, sind die großen Filme.
Denvon Dulles wird nicht bleiben.
Symptomatisch ist ja auch, dass man immer J.R.
sagt und nicht Larry Hackman.
Aber sehen Sie, es ist ja eine Figur, die da erfunden worden ist aus irgendeinem Computer heraus oder aus einem Denken von Produzenten heraus.
Aber es ist nicht mehr Marlene Dietrich oder Humphrey Bogart oder John Wayne.
sondern es sind Figuren, die eigentlich dann auch ersetzbar sind.
Warum sind Sie Schauspieler geworden?
War das eigentlich sozusagen schon in der Familie begründet?
Ihr Vater war Schriftsteller, Ihre Mutter Schauspielerin, Ihre Geschwister sind Schauspieler, darunter die bekannte Maria Schell, die eine ganz große Hollywood-Karriere auch gehabt hat.
Ja, warum wird man Schauspieler?
Es lag sicher in der Familie, man ist damit aufgewachsen.
Mein Zuhause, künstlerisches Zuhause, war das Schauspielhaus Zürich in seiner besten Zeit.
Aber auch da waren die Voraussetzungen richtig.
Es war Zürich, es war Krieg und alle Emigranten, sowohl die kommunistischen wie die jüdischen Emigranten, kamen nach Zürich und da war von Steckl bis Lindbergh, Theo Otto, Giese, Langhoff, Heinz,
Strähler, Brecht, eigentlich alles da.
Und natürlich entsteht dann grandioses Theater.
Und diese Zeit hat mich eigentlich geprägt.
Da war aber Zürich das absolute europäische deutschsprachige Zentrum.
Heute fehlt dieses Zentrum.
Und damit meine ich nicht, dass es eine Hauptstadt sein soll, sondern auch die muss ja wachsen, auch ein Publikum muss wachsen.
Sondern wo Gespräche stattfinden zwischen Kreativen,
Elementen, die sich gegenseitig beeinflussen, vor allem Autoren.
Und das ist halt jammerschade, dass man nicht ein Theater hat, wo eben
die wenigen Autoren der deutschen Bühne zusammenkommen, auch untereinander reden, halt wenn Handtke mit Dürrenmatt spricht, ist ganz bestimmt ein interessantes Gespräch und für beide befruchtend.
Das ist aber heute fast nicht mehr möglich.
Das einzige Zentrum, das noch für vier Wochen existiert, sind die Salzburger Festspiele.
Aber in vier Wochen kann man auch keinen Baum wachsen lassen.
Man hat ja den Eindruck, dass in Salzburg das Schauspiel immer ein bisschen stiefmütterlich gegenüber der Oper behandelt wird.
Jetzt zum Beispiel sind die Diskussionen um die Nachfolge des Schauspielverantwortlichen im Direktorium wieder angefacht worden und die Nachfolge also für Ernst Häusermann.
Was sagen Sie dazu?
Glauben Sie, dass Salzburg für das Schauspiel überhaupt ein geeigneter Ort wäre?
Und wie müsste ein solcher Verantwortlicher Ihrer Meinung nach handeln?
Vor allem müsste man ihm die Freiheit geben, die er braucht.
Die Voraussetzungen in Salzburg sind die denkbar besten, gutes Theater zu machen, weil jeder gerne nach Salzburg kommt, weil die Spielstätten da sind, es sind ja wunderbare Spielstätten da.
Das würde auch Ideen erzeugen.
Das Handicap des Schauspiels in der heutigen Zeit ist die Sprache.
Drum legt ein international denkendes Festival, was ja Salzburg ist und was auch wichtig ist für das Land Salzburg und für das Land Österreich, dass es international wirksam wird.
Deshalb wird das Gewicht hauptsächlich auf die Oper gelegt, denn von der Musik lassen sich die Leute
leichter ergreifen als von dem gesprochenen Wort.
Schauspiel ist immer schwieriger.
Aber ich glaube, wenn ein starker Mann käme, der in Salzburg ein neues Konzept auch im Schauspiel vorlegen würde, neue Ideen hat,
Leute begeistern könnte für eine schauspielerische Aufgabe, das müsste sich nicht nur auf die deutsche Sprache beschränken.
Ich kann mir auch vorstellen, dass eine italienische Truppe mit einem Goldoni sehr viel Erfolg haben könnte, dass also dieses das Internationale des Theaters, das dann bis ins Tanz- oder Pantomimentheater hineingeht, sodass die Sprache nicht
so dominierend ist, das ist auch vielleicht der Fehler in seinem Schuh, dass die Sprache zu dominierend ist, während eigentlich das Theater ja Komödiantik und Freiheit und man erinnert sich ja bei einem Schauspiel viel weniger an einzelne Sätze, fast jeder kann erzählen, was auf der Bühne passierte oder wie die Bühne aussah oder wie der Schauspieler sich bewegt hat, also die visuellen Eindrücke sind ja auch beim Schauspiel sehr sehr wesentlich.
Glauben Sie eigentlich an eine
politische Bedeutung des Theaters?
Ist für Sie der Schauspielerberuf, Ihr Beruf als Schauspieler, Regisseur, Theater und Film ein politischer?
Ich verstehe mich heute sehr als politische Figur, gerade wenn man also international arbeitet und ich habe jetzt
sieben Monate in Russland gearbeitet und natürlich wird dann ein Schauspieler, der nach Russland kommt, eine politische Figur.
Das heißt, wie er sich dort benimmt, was er dort sagt, was er dort zu sagen hat, was er dort auch kennenlernt, das kann er dann über die Grenze bringen.
Also insofern, glaube ich, ist es schon eine politische Aufgabe, die man als Schauspieler hat.
Auf der anderen Seite haben schon die alten Griechen
Sie haben immer versucht gegen den Krieg zu dichten oder gegen Unrecht sind sie vorgegangen.
die negativen Seiten des Lebens zu bekämpfen.
Und den Erfolg kennen wir ja.
Also das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse bleibt.
Und ich glaube nicht, dass Dichter oder Künstler einen Krieg verhindern können.
Aber sie können zweifellos im eigenen Umfeld und bei gewissen Menschen, leider wissen wir das viel zu wenig, wo man einen Eindruck hinterlässt und wo nicht, können sie zweifellos etwas bewirken,
das sich dann auch im politischen niederschlägt.
Wenn Sie so eben, wie Sie sagen, als Schauspieler in einem Film in Russland mitwirken und sozusagen die ganze Welt kennen, Sie haben in Amerika gearbeitet und Sie beobachten alles, was um Sie herum vorgeht, wie sehen Sie dann eigentlich unser Leben jetzt?
Also ein großes Rätsel.
Aber ich glaube, das war es immer.
Es gibt Momente, wo man glaubt, man sieht durch, man erkennt einen Sinn.
Es gibt viele Menschen, die in der Arbeit einen Sinn sehen.
Es gibt andere, die in der Liebe einen Sinn sehen.
Es gibt viele, die in der Familie einen Sinn sehen.
Aber jeder Mensch stößt irgendwann einmal an eine Schranke, wo dann eigentlich nur das religiöse
hilft.
Und das Religiöse ist ja unbeweisbar.
Das wurde zwar oft erklärt, es ist zweifellos vorhanden, denn schon vor 10.000 Jahren wurden Menschen bestattet mit Grabbeilagen, die die Reise ins Jenseits erleichtern sollten.
Also diese
Diese Sehnsucht des Menschen nach einem Weiterleben, nach dem Tod, die ist ja immer vorhanden.
Und da, glaube ich, kann die Kunst in solchen Momenten wirklich helfen.
Die Kunst als reines Entertainment ist zwar angenehm, aber die Kunst als Besiegen des Todes, das heißt, wenn man einen Film dreht und man fängt irgendeinen Moment ein,
der sonst unwiederbringlich verloren gegangen wäre, dann hat man ja den Tod in einem kleinen Moment gestohlen.
Und wenn wir letzten Endes die Kunst betrachten, ist nur das entscheidend, das, was Goethe dann Dauer im Wechsel genannt hat, also das Dauernde.
Und das versucht man vielleicht zu erreichen, das kann man, glaube ich, als Schauspieler nicht.
Maximilian Schell war heute im Journal zu Gast.
Zur Zukunft der großen Kulturen, das ist das Thema des diesjährigen Kulturgesprächs beim Europäischen Forum Alpbach.
International anerkannte Historiker, Kulturphilosophen und Publizisten diskutieren über Aufstieg und Verfall, Integration und Differenzierung der großen Kulturen.
Koschka Hetzer hat einige Aspekte dieser umfassenden Thematik zusammengefasst.
Zurzeit läuft in Alpbach die große Diskussion zum Thema Zukunft der großen Kulturen.
Der britische Historiker Michael Grant, Autor des Buches Der Untergang des Römischen Reiches, diskutiert unter anderem mit dem indischen Geschichtsphilosophen Badrinath und dem Wirtschaftswissenschaftler Professor Mansoor Olsen von der Universität Maryland.
Diskussionsleiter ist der Publizist und Essayist François Bondi, Kolumnist der Weltwoche und Autor literarischer Monografien über Ionesco und Gombrowicz.
Sein soeben erschienenes erstes politisches Buch, Nachkrieg muss nicht Vorkrieg sein, wird Bondi bei einer Lesung hier in Alpbach präsentieren.
Bondi auf die Frage, ob die Überschaubarkeit der Kultur für den Einzelnen nicht zu kompliziert geworden sei.
Die Möglichkeit von vielen Millionen doch an Kultur zu partizipieren, ist größer.
Ob die Kultur selber, die wir vermitteln, deshalb tiefer geht, das wage ich nicht zu sagen.
Auf diesem Gebiet hat es nicht nur Fortschritte
in der Kunst, das ist sehr schwer zu sagen, ist Picasso ein Fortschritt über Leonardo da Vinci oder einfach eine neue Entwicklung und etwas anderes.
Aber die Tatsache, dass wir so viele Epochen, Phasen überblicken und so viele Länder, denken Sie an den japanischen Film, der uns da auch im Bewusstsein ist, gibt uns jedenfalls ein neues Verhältnis zur Kultur und ich sehe nicht, warum das nicht für viele Menschen sehr befruchtend und dann auch wieder kreativ sein kann.
Also von da aus
oder im Zeichen einer unfehlbaren Dekadenz sehen, nur ist auch das Gegenteil, die optimistischen Fassungen, nicht sicher.
Es ist einfach eine Epoche, mehr noch als andere, ganz in der Schwebe.
Professor Otter Molden, Historiker und Präsident des Österreichischen College, wies in seinem Eröffnungsreferat unter anderem auf die Notwendigkeit einer Diskussion über das Thema die Zukunft der großen Kulturen hin.
Die Frage nach dem Aufstieg und dem Untergang der Kulturen, aber nun bezogen vor allem auf unseren europäischen Raum, ist in den letzten Jahrzehnten immer wieder gestellt worden und zwar immer dringlicher.
Es gibt eine Reihe von Menschen und es gibt eine Fülle von Publikationen, die erklären, dass Europa dekadent dem Untergang entgegeneilt.
Nicht alle sagen das in gleicher Weise, wie es Oswald Spengler getan hat, aber
eine große und immer größere Anzahl von Personen und auch von breiteren Schichten hält diese These für möglich, vielleicht sogar für wahrscheinlich.
Darum glaube ich, dass ein Gespräch darüber mit so hervorragenden Fachleuten wichtig ist.
Mansoor Olsen, Autor von Aufstieg und Fall der Nationen, einem Buch, das im kommenden Oktober auch in deutscher Sprache erscheinen wird, meinte in einem Statement, dass unsere Kultur von den Medien beherrscht werde.
Unsere Hoffnung auf die Zukunft sei die Hoffnung auf einen qualitätsvolleren Journalismus.
Wie Journalisten die Welt betrachten, sei von großer Bedeutung für die Entscheidungen, die die Menschen treffen, für ihre Auswahlkriterien.
Politiker seien einfach nicht frei genug in ihren Entscheidungen.
Die Menschen orientierten sich so Olsen,
viel mehr am Journalismus als an der Politik.
Zum Abschluss des Mittagsjournals hören Sie jetzt noch einige Meldungen.
Österreich.
Innerhalb der Freiheitlichen Partei ist es neulich eine Kontroverse um die Aufstellung eines eigenen Präsidentschaftskandidaten entstanden.
Der Kärntner FPÖ-Obmann Jörg Haider rief Bundesparteiobmann-Vizekanzler Norbert Steger heute auf, die Kärntner Freiheitlichen in dieser Frage nicht zu provozieren.
Haider bedauerte, dass bereits jetzt Ankündigungen in dieser Angelegenheit abgegeben würden.
Steger hatte gestern in einem Interview für die Fernsehsendung Politik am Freitag erklärt, es werde keinen freiheitlichen Kandidaten bei der Bundespräsidentenwahl im kommenden Jahr geben.
Haider meinte nun dazu, darüber solle erst bei einer Landesobläutekonferenz um den Bundesparteivorstand entschieden werden.
Wissenschaftsminister Heinz Fischer hat die Volkspartei aufgefordert, einem neuen und verschärften Weingesetz im Parlament zuzustimmen.
Fischer meinte, eine Ablehnung des Gesetzes durch die ÖVP würde in der Öffentlichkeit auf absolutes Unverständnis stoßen.
Ähnlich äußerte sich auch der Bundesvorsitzende der SPÖ-Bauern, Abgeordneter Albin Schober.
ÖVP-Chef Alois Mock hat gestern Aufklärung darüber verlangt, warum die bestehenden Kontrollmöglichkeiten nicht stärker genutzt worden seien.
Mock forderte Steuerbegünstigungen für bessere Qualität beim Wein.
Bundesrepublik Deutschland.
Die innenpolitische Diskussion in der Bundesrepublik Deutschland wird von den Spionagefällen der vergangenen Tage beherrscht, vor allem von der Flucht des Verfassungsschutzbeamten Hans-Joachim Tietke in die DDR.
Tietke ist ein guter Kenner der westdeutschen Spionageabwehr.
Der Vorsitzende der SPD im Bundestag, Hans-Joachim Vogel, hat davor gewarnt, aus den Spionagefällen eine Belastung für die Deutschlandpolitik werden zu lassen.
Vogel appellierte an Bundeskanzler Kohl, die Nerven zu behalten.
Kohl hatte die Spionagefälle als Zeichen dafür bezeichnet, dass es zwischen den Absichtserklärungen der DDR für gutnachbarliche Beziehungen und der Wirklichkeit eine Kluft gebe.
China, Sowjetunion.
Das Grenzgebiet zwischen den beiden Staaten in Zentralasien ist gestern von einem schweren Erdbeben heimgesucht worden.
Das Beben erreichte die Stärke 7,5 auf der Richterskala.
Nach Angaben der staatlichen Erdbebenbehörde Chinas kamen mindestens 55 Menschen ums Leben.
Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS machte keine Angaben über Opfer oder Schäden.
Südafrika.
Die südafrikanische Polizei hat in den vergangenen 48 Stunden mindestens 18 führende Funktionäre der Oppositionsbewegung verhaftet.
Sie werden gemäß den Bestimmungen der weitgehenden Sicherheitsgesetze festgehalten.
Die Regierung in Pretoria sieht in den Verhafteten die verantwortlichen Kräfte für die seit mehr als einem Jahr dauernden Unruhen in schwarzen Siedlungen.
Staatspräsident Peter Botha hat neuerlich eine rasche Aufhebung der Rassentrennung in Südafrika ausgeschlossen.
USA.
Die Raumfähre Discovery soll heute um etwa 14.30 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit von Cap Canaveral zu einem einwöchigen Flug in den Weltraum starten.
Wichtigste Aufgabe der fünf Astronauten an Bord ist die Reparatur eines im April ausgesetzten Nachrichtensatelliten der amerikanischen Marine.
Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend meist sonnig, Nachmittagstemperaturen 25 bis 31 Grad.
In wenigen Sekunden wird es 13 Uhr, das Mittagsshornal ist beendet, Karl Jokowski verabschiedet sich für Redaktion und Technik.