Mittagsjournal 1980.05.29

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    Rechtliches

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    Und hier pünktlich zur gewohnten Zeit meldet sich auch wieder das Mittagsjournal des aktuellen Dienstes im Studio.
    Begrüßt Sie heute Ilse Vögel.
    Gleich vorn weg ein paar Informationen zu unserem Programm.
    Der Schwerpunkt liegt heute bei Inlandsberichten.
    Wie richtig sind die jüngsten Meinungsumfragen zum Thema Zwentendorf?
    Elisabeth Schmitz bezweifelt, dass eine Mehrheit der Österreicher für die Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes ist und sie diskutiert heute darüber mit Vertretern der Meinungsforschungsinstitute FESL und IFES.
    Die Familiensprecherin der ÖVP, Marga Hubinek, gibt eine Pressekonferenz zum Thema Frau in der Politik.
    Der Sicherheitssprecher der Freiheitlichen Ofener fordert strengere Strafen bei Rauschgiftdelikten und wir informieren sie über eine neue Entwicklung in der Zinsendiskussion sowie über Probleme bei der Lehrlingsausbildung.
    Außerdem gibt es eine Reportage von der Eröffnung der West-Austria-Erdgasleitung in Baumgarten an der tschechoslowakischen Grenze.
    Schlagzeilen zu unseren Auslandskorrespondenten berichten.
    Was kommt nach Gwangju?
    Nach der Niederschlagung des Aufstandes in Südkoreas drittgrößter Stadt befürchtet man nun die Einsetzung einer totalen Militärdiktatur in Seoul.
    Und Israel vor Neuwahlen mit einem Fragezeichen.
    Der aus Protest gegen Beijing zurückgetretene Verteidigungsminister Weizmann will möglicherweise als Friedenskanzler kandidieren.
    Die Kulturredaktion berichtet heute über die Aufführung von Calderons großem Welttheater in der Wiener Karlskirche und es gibt ein Gespräch mit dem ehemaligen Bürgermeister von Rom, Agam, über das Problem der Rettung antiker Denkmäler.
    Jetzt aber gibt es vorerst einmal Nachrichten.
    Feder Holi ist heute der verantwortliche Chef vom Dienst und gesprochen werden die Meldungen von Wolfgang Grimerschmidt.
    Österreich.
    Die wieder aufgeflammte Diskussion um das Kernkraftwerk Zwentendorf wird immer stärker zu einer Frage der Glaubwürdigkeit mancher Politiker, behauptet der Bundesobmann der jungen ÖVP, Höchstl, heute im Pressedienst seiner Partei.
    Besonders ÖGB-Präsident Benja und Bundeskanzler Kreisky sollten, wie Höchtl wörtlich meint, mit dem Atomzündeln aufhören und sich an ihre Aussprüche vor der Nationalratswahl erinnern.
    Andernfalls würden sich bei der Jugend schädliche Auswirkungen zeigen, die nicht im Sinn einer glaubwürdigen Demokratie liegen, meint Höchtl.
    Die Erhaltung einer allgemein sozial zumutbaren Belastung für den Wohnungsaufwand sei das erklärte Ziel einer sozialistischen Wohnbaupolitik, sagte Staatssekretärin Eipeltauer heute in der Landesfrauenkonferenz der SPÖ in Salzburg.
    Die Eigentums- und Verwaltungsformen sollen so entwickelt werden, dass die Bürger sowohl beim Planen als auch beim Bauen und Verwalten nach Möglichkeit mitwirken können.
    Hinsichtlich der Stadterneuerung und des Wohnungsneubaus betonte Frau Eipeldauer, es gebe ernste Probleme mit Spekulationsgewinnen aus Geschäften mit dem Baugrund, aber auch mit öffentlich geförderten Wohnungen, die zu unterbinden eine der schwierigsten Aufgaben des Gesetzgebers ist.
    Der FPÖ-Wehrsprecher Josek nimmt heute im Pressedienst seiner Partei zur jüngsten Äußerung von Verteidigungsminister Rösch Stellung, dass aufgrund der Zivildienst-Novelle für das Bundesheer noch keine Gefahr hinsichtlich Ausbildungsstand und Schlagkraft bestehe.
    Josek meint, der Zivildienst müsse in engem Zusammenhang mit dem Wehrdienst als Ersatzdienst im Sinne der Verteidigungsauftrages und der umfassenden Landesverteidigung gesehen werden.
    Man dürfe den Zivildienst keineswegs als Alternativdienst verstehen.
    Eine Auflockerung des Zivildienstes könne daher nicht zugestimmt werden, meint der FPÖ-Wehrsprecher.
    Hersteller von Waren sollen künftig für die durch ihre Produkte verursachten Schäden haften und zwar unabhängig davon, ob ein Verschulden der Hersteller vorliegt oder nicht.
    Das ist der Kernpunkt der sogenannten Produkthaftung, die in verschiedenen europäischen Ländern und vor allem in den USA in allerdings sehr unterschiedlichem Ausmaß bereits in Kraft ist.
    Auch in Österreich soll es ein entsprechendes Gesetz geben.
    Mit den Vorarbeiten dafür wird das Justizministerium noch heuer beginnen.
    Im Verlauf einer Tagung der Steirischen Arbeiterkammer ist dafür ein Zeitplan vorgelegt worden.
    Danach soll im Herbst mit der Ausarbeitung bestimmter Vorschriften begonnen werden und der Entwurf für das Gesetz soll im kommenden Jahr zur Begutachtung vorliegen.
    Der Nationalrat soll das Produkthaftpflichtgesetz noch in dieser Legislaturperiode verabschieden.
    Das Institut für Raumplanung hat den Schlussbericht über eine Studie bezüglich der Nebenbahnen vorgelegt.
    Daraus geht hervor, dass lediglich für sieben Teilstrecken mit einer Länge von insgesamt 75 Kilometern eine Einstellung des Betriebes empfehlenswert erscheint.
    35 Teilstrecken mit einer Gesamtlänge von 882 Kilometern sollten hingegen weiterhin betrieben werden.
    Das Österreichische Institut für Raumplanung kommt in der Studie zu dem Schluss, dass bis 1986 mit einer Zunahme des Berufsverkehrs auf Nebenbahnen um etwa 50 Prozent zu rechnen sei.
    Bei einer Verbesserung des Bahnangebotes und entsprechenden Ausbaumaßnahmen, heißt es in der Studie, könnten etwa 7000 tägliche PKW-Fahrten gespart werden.
    Dies würde einer Senkung des Benzinverbrauchs um 11 Millionen Liter jährlich entsprechen, wodurch wieder etwa 22 Millionen Schilling an Rohölimporten eingespart würden.
    Israel Der vor wenigen Tagen aus seinem Amt geschiedene Verteidigungsminister Weizmann will im Fall vorzeitiger Wahlen für das Amt des Ministerpräsidenten kandidieren.
    Diese Absicht bekundete Weizmann gestern in einer Fernsehsendung.
    Die Vorziehung der israelischen Parlamentswahlen ist wahrscheinlich geworden, weil das Ausscheiden Weizmanns aus dem Kabinett Beijing eine Regierungskrise verursacht hat.
    Trotz der Meinungsverschiedenheiten mit Beijing will Weizmann nach eigenen Angaben weiterhin Mitglied der Kerut-Partei bleiben.
    USA.
    Nach den Worten des stellvertretenden chinesischen Ministerpräsidenten Geng Biao haben Peking und Washington in der Beurteilung der internationalen Lage identische oder ähnliche Standpunkte.
    Nach Unterredungen mit Präsident Carter und Außenminister Muskie in Washington meinte Geng Biao, die Normalisierung des chinesisch-amerikanischen Verhältnisses habe es ermöglicht, die Beziehungen glatt und schnell zu entwickeln.
    Carter bezeichnete China wörtlich als neuen und großen Freund.
    Der chinesische Politiker bemüht sich in den USA um die Lieferung moderner amerikanischer Waffen und Ausrüstungen.
    Vereinte Nationen Der pakistanische UNO-Delegierte hat im Auftrag der islamischen Staaten die sofortige Einberufung des Sicherheitsrates gefordert.
    Die islamischen Staaten verlangen eine Verurteilung Israels, weil die Regierung Beijing darauf beharrt, Jerusalem zur unteilbaren Hauptstadt Israels zu erklären.
    Großbritannien.
    Der saudi-arabische Erdölminister Jamani rechnet bis zum kommenden Frühjahr mit einem Preissturz bei Erdöl.
    In einem Interview für eine britische Zeitung betonte Jamani, spätestens zu Beginn des kommenden Jahres werde eine Zunahme der Ölüberschüsse erwartet.
    Für die OPEC-Staaten würden die Ölpreissenkungen einen schweren Schock bedeuten, meint der Minister.
    In diesem Zusammenhang verlangte Jamani nachdrücklich eine Vereinheitlichung der OPEC-Preise.
    Die Oppositionelle Labour Party wird am kommenden Samstag in London einen Sonderparteitag über Alternativen zur Wirtschafts- und Sozialpolitik der konservativen Regierung Thatcher abhalten.
    Bei einem programmatischen Dokument des Parteivorstandes wird der Regierungschefin die Schuld an den wirtschaftlichen Schwierigkeiten Großbritanniens angelastet.
    Die Labour Party fordert unter anderem eine Steigerung der öffentlichen Ausgaben, verschärfte Preiskontrollen und mehr Verstaatlichungen.
    So wird zum Beispiel die Verstaatlichung des Nordseeöls verlangt.
    Griechenland.
    900 Jahre nach der Kirchenspaltung nehmen Delegationen der griechisch-orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche heute auf der Ägäisinsel Patmos einen Dialog auf.
    Dabei sollen alle zwischen den Orthodoxen und dem Vatikan umstrittenen Fragen behandelt werden, wie zum Beispiel der Primat des Papstes.
    Die Religionsgespräche sind Ergebnis einer Vereinbarung zwischen Papst Johannes Paul II.
    und dem ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Demetrius I. Der Papst hatte Demetrius im November vergangenen Jahres in der Türkei besucht.
    Spanien.
    Die Regierung von Ministerpräsident Suárez muss sich heute im Parlament in Madrid einen Misstrauensantrag der Sozialisten stellen.
    Der Antrag wurde gestern von SP-Chef González mit der Begründung eingebracht, das Kabinett habe in der Wirtschafts-, Regional- und Sicherheitspolitik versagt.
    González will auch als Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten antreten.
    Er gilt allerdings als unwahrscheinlich, dass der Misstrauensantrag gegen Suárez die erforderliche Mehrheit von 176 Stimmen erhalten wird.
    El Salvador.
    Die Polizei hat gestern in der Hauptstadt San Salvador den ehemaligen Erziehungsminister Samajoa festgenommen.
    Der Politiker, der im Dezember aus dem Kabinett ausschied, hatte sich den linksgerichteten Volksbefreiungsstreitkräften angeschlossen und ist nach Angaben der Behörden der höchstrangige Untergrundkämpfer, der bisher verhaftet wurde.
    Der Ex-Minister soll wegen Subversion und Mordes vor Gericht gestellt werden.
    Iran.
    Wegen Drogenhandels sind nach einem Schuldspruch des obersten islamischen Richters Ayatollah Kalkali sieben Iraner hingerichtet worden.
    Nach Angaben von Radio Teheran sollen die Rauschgifthändler Mitglieder eines internationalen Drogenringes gewesen sein und Kontakte mit der Mafia und anderen Berufsverbrechern gehabt haben.
    Seit der Ernennung Kalkalis zum obersten Drogenbekämpfer, Anfang dieses Monats, wurden damit insgesamt 41 Personen hingerichtet.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Bei einem Großbrand im Kreiskrankenhaus Aachern im Bundesland Baden-Württemberg sind gestern sieben Menschen ums Leben gekommen.
    Die Zahl der Verletzten ist noch nicht bekannt.
    Ursache des Unglücks war eine Explosion im Keller des Spitals.
    Der Brand griff auf den gesamten Gebäudekomplex über.
    Die Wetterlage.
    Ein flaches, aber ausgedehntes Tief bedeckt West- und Mitteleuropa.
    In Österreich überwiegt zwar derzeit schwacher Hochdruckeinfluss, doch nähern sich von Westen und Südwesten Störungszonen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Anfangs aufgelockerte Bewölkung, zum Teil auch heiter.
    Am Nachmittag jedoch Aufkommen von lokalen Regenschauern.
    Stellenweise in Verbindung mit Gewittern.
    Schwacher, in Gewittern vorübergehend auffrischender Wind.
    Nachmittagstemperaturen 16 bis 22 Grad, Tiefstwerte der kommenden Nacht 7 bis 13 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen.
    Örtlich und vorübergehend aufgelockerte, im Durchschnitt aber reichliche Bewölkung und häufig Regenschauer, stellenweise auch Gewitter.
    Wind auf Westdrehend.
    Tageshöchsttemperaturen 14 bis 20 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 19°, Südostwind 15 km in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt, 18°, Ostwind 20 km.
    Linz stark bewölkt, 18°, Wind still.
    Salzburg wolkig, 19°, Wind still.
    Innsbruck wolkig, 19°, Ostwind 15 km.
    Pregenz bedeckt, 13°, West 5.
    Graz stark bewölkt, 20°, Süd 15 km.
    Und Klagenfurt stark bewölkt, 16°, Ostwind 5 km in der Stunde.
    Wolfgang Grimerschmid war das mit Nachrichten und Wetterbericht.
    In drei Minuten ist es Viertel eins.
    Nachdem gestern der Wirtschafts- und Sozialbeirat seine Arbeitsmarktstudie bis zum Jahr 2000 veröffentlicht hat, haben sich heute gemeinsam Arbeiterkammer und Gewerkschaft zu Wort gemeldet.
    Ihnen geht es dabei um das Spezialproblem der Lehrlinge.
    Bereits gestern in der Studie des Sozialbeirates war ja darauf hingewiesen worden, dass gerade in diesen Jahren die Zahl der neu eintretenden Lehrlinge einen Höhepunkt erreichen wird.
    Arbeiterkammer und Gewerkschaftsbund wollen daher auf die verschiedenen Probleme bei der Lehrlingsausbildung aufmerksam machen.
    Hans Adler berichtet von einer Pressekonferenz.
    Die Frage, wann die Zahl der Lehrlinge ihren Höhepunkt überschreiten wird oder überschritten hat und die damit verbundenen Sorgen, waren das Thema, mit dem sich der Jugendreferenz der Arbeiterkammer Dr. Fritz Neuwirth beschäftigte.
    Er wies die Erklärung des Sozialbeirates von gestern, die höchste Lehrlingszahl und damit verbunden die größte Zahl an Schwierigkeiten, sie unterzubringen, stünden noch bevor zurück.
    Der kräftigste Impuls bezüglich der Leerstelleneintritte kommt ja immer vom jeweiligen Geburtenjahrgang.
    Und nun müssen wir doch feststellen, dass 1980 zum ersten Mal ein fühlbarer Rückgang des in Frage kommenden Geburtenjahrganges festzustellen ist.
    Und zwar sowohl, was männliche Lehrstelleneintretende als auch weibliche Lehrstellensuchende betrifft.
    Die Zahlen dazu, vorgetragen von Mag.
    Herbert Wapneck, ebenfalls Beamter in der Arbeiterkammer, zeigen, dass der Höhepunkt der Lehrstellensuche regional unterschiedlich zu erwarten ist.
    Jahr 1979 war in fast allen Bundesländern der Höchststand dieser Geburtenjahrgänge, die aus der Schulpflicht ausscheiden, erreicht.
    Eine Ausnahme stellt da hier nur Wien dar.
    wo zunächst zwar ein leichter Rückgang in den Geburtenzahlen ist, aber in den Jahren 1980 bis 1982 ein neuerliches Ansteigen festzustellen ist, sodass in Wien 1982 der stärkste Geburtenjahrgang die Schulpflicht beenden wird.
    Ab dem Jahr 1984 wird durchwegs in allen Bundesländern ein recht starker Rückgang in den
    in das Berufsleben eintretenden Jahrgängen zu beobachten sein, sodass wir etwa im Jahr 1990
    einen Jahrgang haben werden, der in das Berufsleben eintritt, der nur noch ungefähr 70 Prozent des stärksten Jahrgangs, der 1978 eingetreten ist, feststellen werden.
    Der zu erwartenden Zahl an Lehrlingen entsteht nach den Berechnungen der Arbeiterkammer nicht nur die bisherige Zahl an Lehrplätzen zur Verfügung, sondern auch fast 3.000 zusätzliche Arbeitsplätze.
    die allein seit August 1978 angemeldet wurden.
    Diese Anmeldungen werden deshalb registriert, weil seit diesem Tatum jeder Betrieb, der zum ersten Mal einen Lehrling aufnehmen möchte, eine offizielle Zulassung dafür braucht.
    Und diese Zulassung bekommt er nur nach Überprüfung des Unternehmens, wobei sowohl auf die Qualität des Betriebes, wie auch auf die Ausbildungsfähigkeit des Lehrherrn als Person gesehen wird.
    Dass es dennoch immer wieder zu Übergriffen kommt, bewiesen im Anschluss Funktionäre der Gewerkschaftsjugend, die das Ergebnis einer Aktion »ÖGJ deckt auf« präsentierten.
    Und da kamen einige interessante Beispiele, die veröffentlicht wurden.
    Etwa ein Gastwirt in Bad Ischl, bei dem die Lehrlinge in einer 70-Stunden-Woche neben ihrer Lehrtätigkeit auch noch Holz hacken, Fenster putzen und Schnee schaufeln und sich dafür beschimpfen lassen mussten.
    Von einem Industriebetrieb im Waldviertel war die Rede, dessen Lehrlinge körperlich gezüchtigt werden und neben ihrer Arbeit exerzieren und Kriegsspiele durchführen mussten.
    von der Kartoffelernte in einem Hotelbetrieb in Unterkernten, für die die Lehrlinge als Arbeitskraft eingesetzt wurden und der Forderung eines Wiener Kosmetikinstitutes nach Lehrgeld vom Vater war ebenfalls die Rede.
    Dennoch verwahrt man sich in der Arbeiterkammer gegen die Frage, ob dies nicht Munition in der noch immer laufenden Debatte sei, in der es um die Frage geht, ob die Zukunft der Zweifachausbildung im Betrieb und Berufsschule gehöre oder der reinen schulischen Berufsausbildung mit nachfolgender Praxis im Betrieb.
    Dr. Neuwirth lehnt auch Zusammenhänge zwischen der jetzigen Untersuchung der Lehrlingssituation und der Ausbildungsdebatte ab.
    Wir können im gegenwärtigen Zeitpunkt neben den bereits bestehenden Möglichkeiten des Vollzeitschulsystems Jugendliche nur über den Weg der Lehrlingsausbildung zu
    zu einem gelernten Beruf bringen.
    Und immer wiederum taucht das auf, dass wir sozusagen die Töter des Lehrlingswesens, des dualen Systems sind oder wären.
    Wir sind es nicht.
    Es wird uns meistens deswegen unterstellt, weil wir Verbesserungen wünschen.
    Insgesamt scheint die Situation in Österreich auch auf dem Gebiet der Jugendausbildung besser als in Westeuropa insgesamt zu sein.
    Abzusehen ist natürlich auch nach Ansicht der Arbeiterkammer von Schwierigkeiten, die sowohl regional auftreten können, wie auch als Folge von unvorhersehbaren wirtschaftlichen Entwicklungen.
    So viel also zu Problemen, die bei der Lehrlingsausbildung auftauchen.
    Hans Adler hat diesen Beitrag gestaltet.
    Neues gibt es zum Thema Zinsen zu berichten.
    Heute Vormittag hat nämlich der Kapitalmarktausschuss diesbezüglich eine weitreichende Entscheidung getroffen.
    Bei der Sitzung der Chefs der größten österreichischen Banken und Sparkassen wurde nämlich vereinbart, dass die Mitte Juni herauskommende Bundesanleihe nur mehr 9% Nominalverzinsung aufweisen wird.
    Damit ist die Zinsenwende auch in Österreich eingetreten.
    Und früher oder später sind mit der Veränderung dieses Leitzinssatzes auch wieder allgemein sinkende Spareinlagenzinsen, aber auch niedrigere Kreditzinsen zu erwarten.
    Man vermerkt das also mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
    Helmut Gletsander fasst zusammen.
    Ursprünglich stand eine Reihe von verschiedenen Varianten über die Vorgangsweise bei der Verringerung der Anleihezinsen in Österreich zur Debatte.
    So wollte man im Einklang mit dem international wieder sinkenden Zinsniveau ursprünglich von dem bis jetzt gültigen 9,5% Verzinsung für Wertpapiere stufenweise über 9,75% auf 9,25% und dann erst auf 9% zurückgehen.
    Nach, wie Kontrollbank-Generaldirektor Haschek formuliert, eingehenden Beratungen hat man sich heute Vormittag einstimmig auf einen Schritt geeinigt.
    Die Bundesanleihe mit Ausgabedatum 16.
    Juni wird 9% Verzinsung tragen.
    Allerdings hat man sich für Feinabstimmungen den tatsächlichen Ausgabekurs, also den Preis für jeweils 100 Schilling Nominalwert, offen gelassen.
    Den Ausgabekurs wird man kurz vor dem Verkauf nach dem im Juni aktuellen Zinsniveau auf dem sogenannten Sekundärmarkt, dem Markt für alte Anleihen, festlegen.
    Zum besseren Verständnis ein kurzes praktisches Beispiel.
    Heute bringen die alten Anleihen rund 9% Effektivverzinsung.
    Dann würde die Bundesanleihe zu 99 oder 99,25 Punkten verkauft werden, das heißt sie würde einen tatsächlichen Ertrag von 9,15 bis 9,20% bringen.
    Fachleute in den Banken und Sparkassen erwarten aber einen weiteren Rückgang des Zinsniveaus, daher kann angenommen werden, dass bis Mitte Juni ein Ausgabekurs für die neue Anleihe von 100 realistisch sein wird.
    Diese 9% Verzinsung werden bei der Anleihe mit einem Volumen von 2,5 Milliarden Schilling für eine durchschnittliche Laufzeit von 8 Jahren gezahlt werden.
    Generaldirektor Haschek wies nach der Sitzung des Kapitalmarktausschusses in einem Telefonat noch besonders darauf hin, dass die Zinsenpolitik in Österreich sehr erfolgreich war.
    Mussten doch durch den Sprung von 8,5% auf 9,5% Anleiheverzinsung im April des heurigen Jahres die Erwartungen zahlreicher Anleger nach noch höheren Zinsen sozusagen gebrochen werden, weil ja die 8,5% im heurigen Frühjahr in den Banktresoren liegen blieben.
    Dagegen konnte mit der 9,5-prozentigen Bundesanleihe vom April das beste Zeichnungsergebnis der Geschichte erzielt werden.
    Von drei Milliarden Volumen blieben bloß 200 Millionen Schilling den Banken übrig.
    Was heißt nun der jetzt angepeilte Zinsenrückgang für die Sparer?
    Die Fachleute in den Banken und Sparkassen wissen auf entsprechende Fragen noch keine rechte Antwort.
    Ursache dafür ist die Tatsache, dass mit dem 1.
    Juli das Haben-Zins-Abkommen, in dem die jetzigen Sparzinsen vereinbart sind, nicht mehr gilt.
    So sind zunächst einmal bloß mehrere Varianten denkbar.
    Der Eckzins, also der Zinssatz für die normalen Sparanlagen würde auf 4,5% von jetzt 5% fallen, falls der Finanzminister nicht durch eine Verordnung die 5% aufrecht hält oder, auch das ist denkbar, die Geldinstitute ein eigenes Eckzinsabkommen schließen.
    Die auf drei Jahre gebundenen Spareinlagen mit jetzt 8,5% Verzinsung werden mit 1.
    Juli auf 8% zurückgehen und die seit 1.
    Mai mit 8,5% Verzinsung verkauften Sparbriefe werden ab 1.
    Juli auch nur mehr 8% bringen.
    Das gleiche gilt für das Prämiensparen.
    Da die Sparer aber, egal ob nun ein Zinsenabkommen geschlossen wird oder nicht, tendenziell mit sinkenden Zinsen rechnen müssen, können umgekehrt Kreditnehmer hoffen und schöpfen.
    Für den Sommer oder spätestens im Herbst sind auch niedrigere Zinssätze für Schulden zu erwarten.
    So sieht es also momentan bei den Zinsen aus, Helmut Glitzander hat uns informiert.
    Die alte neue Atomdiskussion geht weiter.
    Vor zehn Tagen präsentierte ja die als Kernenergiebefürworter geltende Gesellschaft für Energiewesen eine von drei Meinungsforschungsinstituten durchgeführte Erhebung über die Einstellung der Österreicher zum Energieproblem im Allgemeinen und zur Atomkraft im Besonderen.
    Bei den Atomkraftwerksgegnern sind nun die Ergebnisse dieser Umfrage gerade in Sachen Kernenergie auf ziemlich heftige Zweifel gestoßen.
    Eine Mehrheit der Österreicher hat sich ja für die Inbetriebnahme von Zwendendorf ausgesprochen.
    Die bekannte AKW-Gegnerin Schmitz sprach sogar von Manipulation.
    Die Gesellschaft für Energiewesen hat nun Frau Schmitz für heute zu einer Konfrontation mit Repräsentanten dieser drei Meinungsforschungsinstitute in das Internationale Pressezentrum in Wien eingeladen.
    Markus Sommersacher berichtet von dieser Veranstaltung.
    Es wird wohl keine Brücken geben, über die die Atomgegnerin und Vorsitzende der Katastrophenhilfe österreichischer Frauen Elisabeth Schmitz und die atombefürwortende Gesellschaft für Energiewesen zueinander finden können.
    Die heutige Veranstaltung sah die beiden Lager jedenfalls wieder als Gegner scheiden.
    Und sie begann auch schon sozusagen auf dem falschen Fuß.
    Als Frau Schmitz nicht neben Nationalbank-Generaldirektor Kinzl und den Meinungsforschern Gehmacher und Bretschneider Platz nehmen sollte, sondern auf einem kleinen Tisch daneben, protestierte Schmitz und nahm dann auch am Podium Platz.
    Gesprochen werden sollte über den Vorwurf der Atomgegnerin, wonach die in der Vorwoche von den Meinungsforschern IFES und FESL präsentierten Meinungsforschungsergebnisse über die Haltung der österreichischen Bevölkerung zur Atomenergie manipuliert seien.
    Und Schmitz brachte heute folgende Argumente für diesen Vorwurf vor.
    Ich habe aus den Fragen der Gesellschaft für Energiewesen
    die vom IFES gestellt wurden, entnommen, dass unter der Prämisse vorgegangen wurde, um was handelt es sich ihrer Meinung nach bei der gegenwärtigen Energiekrise?
    Kurzzeitige, langzeitige und so weiter, langfristige Erscheinung.
    Nächste Frage.
    Wie besorgt sind Sie über diesen Problemkreis?
    Also es wurde mit einer gezielten Angstmache, Panikmache gearbeitet.
    Unterschwellig habe man mit Sorgen um den Arbeitsplatz bei der Einholung der Meinung gedroht.
    Damit sei auch der Vorwurf der Manipulation belegt und erwiesen, meinte Schmitz.
    Sie orte eine internationale Panikmache, gegen die sie als Mutter für die Kinder Österreichs und der gesamten Welt ankämpfe, erklärte sie weiter.
    Wie hitzig in der Folge die Atmosphäre teilweise wurde, zeigt der folgende Diskussionsausschnitt, in dem Sie Schmitz und Generaldirektor Kinzl als Vertreter der Gesellschaft für Energiewesen hören können.
    Auf dem Umweg über die Fernsehwerbung und die Medienwerbung überhaupt erfolgt eine permanente psychologische Kriegführung und Gehirnwäsche in demselben Tenor.
    Wir erleben eine echte Schizophrenie, möchte ich sagen, in der Bereich der E-Wirtschaft.
    Siemens, Philips, Sie sehen ununterbrochen... Frau Dr. Schmid, ich möchte Sie nicht unterbrechen.
    Sie haben genug über das gesprochen.
    Ihr Vorwurf waren die Meinungsforschungsinstitute gerichtet.
    Die Medien sind Meinungsbilder.
    Sehr undemokratisch.
    Entschuldigen Sie.
    Vertreter der Meinungsforschungsinstitute wiesen dann den Vorwurf der Manipulation und Panikmache zurück.
    Zum Beispiel hier Professor Gemacher vom Institut für Empirische Sozialforschung.
    Ja, ich empfinde das Ganze eigentlich fast als ein bisschen lustig.
    Betraucht uns von der Seite.
    An und für sich ist klar, dass der Vorwurf, wie jetzt gesagt wurde, nämlich einer Panikmache durch Fragestellungen sich auf beide Institute bezieht, weil diese Fragestellungen, die hier angeschnittenen
    ja von beiden Instituten gestellt und auch vertreten sind.
    Ich habe dazu eigentlich gar nichts zu sagen.
    Sie wissen, was heute jeder Journalist, jeder gebildete Mensch weiß, was Meinungsforschung heute ungefähr bedeutet, dass man die Fragen veröffentlicht.
    Sie wissen auch, wie weit Fragen suggestiv sind, was man hier zu gelten lassen hat.
    Also die Fragen sind klar auf dem Tisch, warum es geht.
    Sie können ja irgendwer keine Frage bestellen lassen, was wäre, wenn Herr Erdbeben heute wäre.
    Wer glaubt, dass dann 100% für irgendeine Sache sind, der soll sich wirklich sein Studiengeld zurückgeben lassen von der Psychologie.
    Und Dr. Brettschneider vom Fesl-Institut meinte, die Meinungsforscher hätten bei ihrer Umfrage peinlich genau auf die Fragestellung geachtet und auch die Auswertung der Ergebnisse sei legitim gewesen.
    Was Frau Schmitz wieder bestritt.
    Sie meinte, nach ihr bekannten Umfragen von Meinungsforschungsinstituten stimme es nicht, dass sich 58 Prozent der Bevölkerung für die Kernenergie entscheiden würden.
    Im Gegenteil, trotz Medienmanipulation, so behauptete sie, seien z.B.
    70% der Bevölkerung im ländlichen Bereich, 46% der Angestellten oder 43% der Jungwähler gegen die Atomenergie.
    Dr. Bretschneider wieder entgegnete, diese zweite, andere Umfrage des Fessel-Instituts weiche in ihren Ergebnissen nur minimal von den Resultaten der gemeinsamen Studie von IFES und Fessel ab.
    Also, resümierte Dr. Kinzl, für ihn sei damit erwiesen, dass Frau Schmitz ihren Vorwurf der Manipulation nicht habe erhärten können.
    Schmitz wieder beharrte auf ihrem Vorwurf.
    Das zieht sich jetzt durch alle Zeitungen.
    Umfragen signalisieren ja Mehrheit.
    Das finde ich im ganzen Blätterwald.
    Und das Nächste ist jetzt, das ist für uns entscheidend, Heinz Fischer zur Atomfrage.
    Neue Volksabstimmung im März 1981.
    Sie haben sehr wohl aus politischen Gründen und von diesem Auftraggeber her veranlasst, der Regierung her, diese Umfragen so durchgeführt, dass sie eine für die Regierung mundgerechte
    Also Ergebnisse bringen.
    Da darf ich Folgendes erklären.
    Die Umfrage ist also geplant worden, schon im November vergangenen Jahres.
    Diese Umfrage ist
    der Öffentlichkeit mitgeteilt worden, ohne dass weder der vorliegende Glenner noch ich noch einer der Herren mit Fischer oder mit Kreisky gesprochen hat.
    Es ist ein reiner Zufall gewesen, dass die Herren dann natürlich, wie sie gehört haben, dass diese Umfrage präsentiert wird, auch Meinungen dazu abgegeben haben.
    Auch die nun folgende Diskussion, teilweise unter Beteiligung der Zuhörer im Publikum, erbrachte dann aber keinen weiteren Aspekt.
    Und damit wieder zurück zum Funkhaus.
    Die Atomdiskussion geht also weiter und äußerst lebhaft, wie wir gehört haben.
    Markus Sommersacher hat berichtet.
    Die Familiensprecherin der ÖVP, Abgeordnete Marga Hubinek, sie ist auch Parteiobmann-Stellvertreterin, ist von ihrer Partei beauftragt worden, mit einer Arbeitsgruppe einen Problemkatalog über die Anliegen der Frauen zu erstellen.
    Grundzüge, die Frauen sind in vielen Bereichen benachteiligt, bei der Ausbildung, bei den Löhnen, bei den Stellenangeboten, im öffentlichen Dienst, aber auch beispielsweise dann etwa, wenn eine ehemals berufstätige Frau wieder in ihren Beruf zurückkehren will.
    Über Einzelprobleme führte Erich Eichinger mit Maria Hubinek das folgende Gespräch.
    Sie sind mit einer etwas aggressiven Forderung angetreten, Frau Hubinek, nämlich nach einem gesetzlichen Anspruch für ein Taschengeld für die Ehefrau.
    Man fragt sich unwillkürlich, was soll das?
    In einer guten Ehe spielen Geldprobleme eigentlich etwas weniger Rolle und wird die Ehe geschieden, dann gibt es den gesetzlichen Unterhaltsanspruch.
    Wir erleben nach zehn Jahren sozialistischer Politik, dass die Hausfrauen verunsichert sind, in ihrer Lebensrolle unsicher geworden sind.
    Heute in einer konsumorientierten Welt bezieht man sein Prestige von dem Geld, das man nach Hause bringt.
    Nun, die Hausfrau verfügt über kein eigenes Geld, aber Haushaltsführung und Kindererziehung ist nach dem reformierten Familienrecht ein gleichwertiger Beitrag zum gemeinsamen Familieneinkommen.
    Daraus folgert ja bekanntlich, wenn die Frau gegen ihren Willen geschieden wird, dass sie einen Anspruch auf einen bestimmten Anteil des Gehaltes hat des Mannes als Unterhaltsbeitrag.
    Nun, was in der geschiedenen Ehe möglich ist, warum sollte nicht auch in der intakten Ehe möglich sein, dass die Frau einen gewissen Rechtsanspruch auf einen Teil des Gehaltes hat?
    Immerhin ermöglicht sie auch die Karriere des Mannes, weil sie ihm ein friedliches Daheim schafft, ihm entlastet von Familienaufgaben, Erziehungsaufgaben.
    Nun wird sie in einer guten Ehe diesen Rechtsanspruch sicherlich nicht einklagen, da haben Sie sicherlich recht.
    Nur wird sie vielleicht ein höheres Prestige haben, wenn sie weiß, dass sie unter Umständen auch über ein eigenes Geld verfügen könnte und nur über das und das geht es mir.
    Also wenn sie in Ziffern weiß, wie viel sie wert ist.
    Vielleicht auch so.
    Es gibt eine zweite, etwas aggressive Forderung, nämlich nach einem Karenzurlaub auch für Männer, also dass sich beide Elternteile aussuchen können, wer jetzt tatsächlich den Karenzurlaub nimmt.
    Das lässt aber einige Fragen offen.
    Auf der einen Seite, ob nicht, wenn der Mann aus der Wirtschaft geht, vielleicht die Lohnnebenkosten höher werden könnten.
    aber auf der anderen Seite auch zum Beispiel in etwas geringeren sozialen Schichten, dass der Mann die Frau nach der Geburt zwingen könnte, selbst weiterhin arbeiten zu gehen und er sich so quasi einen Karenzurlaub, ein schönes Jahr macht.
    Man sollte diese Förderung im Zusammenhang sehen mit dem Abbau aller Maßnahmen, die bisher eine Chancengleichheit der Frauen in der Arbeitswelt verhindern.
    Dazu zählt zweifellos neben all den Fragen des unterschiedlichen Entgelts und der verschiedenen Bemessung der weiblichen Arbeit,
    Auch das Vorurteil, das unbegründete Vorurteil, dass Frauen viel öfter Krankenstände aufweisen und öfter mehrmals in ihrem Arbeitsleben Kinder bekommen.
    Nun, wir wissen, dass die Krankenstände nicht größer sind, im Gegenteil, also nach der Statistik kleiner sind und dass die Geburtenrate zurückgegangen ist.
    Nun, das zeigen ja alle Geburtenstatistiken.
    Um diesem Vorurteil aber der Unternehmer zu begegnen und der Frau die gleiche Chance einzuräumen, im Berufsleben auch zu reüssieren, sollte der wahlweise Bezug möglich sein des Karenz-Urlaubes.
    Das heißt also, ein Elternurlaub, die beiden sollen sich aussuchen können, wer den Karenz-Urlaub in Anspruch nimmt.
    Nur zweifellos wird in der Praxis, wird sich zeigen, dass in 95 Prozent der Fälle nach wie vor der Mann ihn in Anspruch nimmt.
    Aber wenn Sie wollen, der Unternehmer soll einen gewissen Risikofaktor haben, wenn einen Mann einstellt.
    Und Sie halten es für ausgeschlossen, dass ein Mann vielleicht die Frau zwingen könnte, wieder arbeiten zu gehen, während er selbst bei dem kleinen Kind zu Hause bleibt und sich sozusagen ein schönes Jahr macht?
    Nun bitte, es wird also Zwänge in der Ehe wird man wahrscheinlich mit gesetzlichen Regelungen niemals in den Griff bekommen.
    Für den Unternehmer würde diese Regelung bitte keine zusätzlichen Kosten mit sich bringen.
    Ein Teil des Karenz-Urlaubsgeldes wird ja bekanntlich vom Familienlastenausgleich refundiert und der übrige Betrag aus der Arbeitslosenversicherung.
    Den Unternehmer belastet es bitte nur mit dem Risiko, dass im Unterumständen auch ein
    männlicher Dienstnehmer ein Jahr die Arbeit aufkündigt.
    Nach Ihrer Argumentation müssten Sie aber dann auch wollen, dass für die Altersversorgung beim Vater die Jahre der Kindererziehung angerechnet werden.
    Es wäre an sich also eine logische Konsequenz, dass die Forderung der zwei beitragsfreien Ersatzzeiten für die Altersversorgung beiden Elternteilen zugänglich wäre.
    Das Gespräch mit der ÖVP-Abgeordneten Marga Hubinek führte Erich Eichinger und wir setzen fort im Mittagsschanal mit der Inlandspresse Schau.
    Zita Bernardi ist heute für Sie verantwortlich.
    Die Affäre Wiener Allgemeines Krankenhaus und Familienpolitik, konkret die Auseinandersetzung zwischen dem Katholischen Familienverband und Staatssekretärin Karl über das Thema Kinderbeihilfen, sind heute Hauptthemen der Inlandskommentare.
    In der Sozialistischen Arbeiterzeitung befasst sich Manfred Scheuch mit einem in der jüngsten Ausgabe der Wochenpresse aufgetauchten neuen Aspekt in Sachen AKH.
    Er schreibt, Die Wochenpresse unterstellt der SPÖ eine Parteienfinanzierung über Aufträge, die für die Planung des AKH vergeben wurden.
    Dabei werden in unverantwortlicher Weise eine deutsche und eine österreichische Firma in einen Topf geworfen, wird außer Acht gelassen, dass die SPÖ nicht nur bereit, sondern auch gesetzlich verpflichtet ist, ihre Gebahrung offen zu legen.
    Den so gesponnenen roten Faden greifen VP-Politiker, welch Zufall, auf, ehe noch das Blatt erschienen ist.
    Dass er bei Gericht enden muss, schert sie nicht weiter.
    Prozesse dauern lang und Dementis hinten der Entüllung immer hinterher.
    so die Sozialistische Arbeiterzeitung.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt meint Walter Salzmann, dass an den Wochenpresse-Enthüllungen vielleicht doch etwas dran sein könnte.
    Warum sonst weigerte sich die SPÖ, den ÖVP-Abgeordneten Kohlmeier zum Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses zu bestellen?
    Warum sonst setzte die SPÖ auch in der gestrigen Sitzung des Ausschusses ihre 6 zu 4 Abstimmungsmaschinerie in Gang, indem mit den Stimmen der fünf SPÖ-Vertreter sowie der des FPÖ-Obmanns die Beiziehung von Vertrauensleuten des Finanzministers, des Justizministers und des Wiener Bürgermeisters beschlossen wurde?
    Warum sonst tritt nun die groteske Situation ein, dass die vom Skandal unmittelbar betroffenen Politiker weisungsgebundene Beamte in jenem Ausschuss sitzen haben, der auch über die Zusammenhänge von Politik und privaten Geschäften zu befinden hat?
    fragt sich Walter Salzmann im Neuen Volksblatt der ÖVP.
    Und in den oberösterreichischen Nachrichten schließlich meint Reinhard Hampl im Anschluss an die Feststellung, dass das Klima in der soeben zitierten gestrigen Sitzung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses über die Vorgänge rund um das allgemeine Krankenhaus nicht gerade das Beste gewesen sei,
    Wie sachlich es dann im Untersuchungsausschuss zugehen wird, wenn ein Beweis gesichtet und Zeugen einvernommen werden, darauf darf man gespannt sein.
    Dabei wäre es günstig, sich weniger um Frost, Bällen und Absurdes, sondern mehr um die anwachsenden Aktenberge zu kümmern.
    Die stets neu auftauchenden Spuren zu immer neuen, dubiosen Vorgängen könnten bewirken, dass die Aktenberge den untersuchenden Abgeordneten über den Kopf wachsen.
    Bis man dann zum Punkt Parteienfinanzierung gelangt, ist noch ein weiter Weg, heißt es in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Und nun noch zwei Pressestimmen zum Thema Familienpolitik.
    Vor dem Bundeskanzleramt sind gestern ja Vertreter des katholischen Familienverbandes in einen Hungerstreik getreten.
    Sie protestieren gegen die Familienpolitik der Bundesregierung.
    Die dafür zuständige Staatssekretärin Karl andererseits präsentierte gestern eine Studie, der zufolge die für das nächste Jahr ins Auge gefasste Vereinheitlichung und Altersstaffelung der Kinderbeihilfen durchaus den Anforderungen entspreche.
    Im Kurier meint nun Fritz Besatter, dass dieser Streit ganz allgemein an den Realitäten vorbeigehe.
    Dass einkommensstärkere Familien mehr in ihre Kinder investieren, weil sie es können, ist weder neu noch ein Grund, sie dafür zu bestrafen.
    Dass kinderreiche und einkommensschwache Familien in den Bereich der neuen Armut hineingeraten sind, ist gleichfalls nicht neu, wird jedoch von der Familienpolitik nicht berücksichtigt.
    Langsam sollte sich die Einsicht durchsetzen, dass mit Familienbeihilfen allein keine Familienpolitik möglich ist.
    liest man im Kurier.
    Und jetzt noch ein Blick in die Presse, wo es über die gestern von Staatssekretärin Kahl präsentierten Zahlen über Ausgaben für Kinder heißt.
    Der Zaubertrick der Elfriede Karl ist allerdings nicht nur von jenen, die nicht dem sozialistischen Magier-Club angehören, leicht zu durchschauen.
    Sie ließ erforschen, wie viel Eltern für ihre Kinder ausgeben und erhob diese Ist-Zahl zu Soll-Maxime.
    Dass bei dreien einfach weniger Geld bleibt für Erholung, Bildung oder Kleidung und man daher auch nicht mehr aufwenden kann, verdeckt die Zauberin notdürftig mit einem bunten Tuch.
    Der notwendige Einsparungseffekt wird negiert, nur die Einkindfamilie honoriert.
    Ein solch unqualifiziertes Rechenexempel ist ein übler Zaubertrick.
    Zita Bernardi hat diese Inlandspresseshow zusammengestellt.
    In Baumgarten an der tschechoslowakischen Grenze wird heute eine neue Erdgasleitung feierlich in Betrieb genommen.
    Es ist die West-Austria-Pipeline, die Gas aus der Sowjetunion nach Österreich und von hier weiter nach Westeuropa pumpt.
    Das Gas fließt allerdings schon seit Anfang des Jahres.
    Es hat nur eben seine Zeit gebraucht, bis man die offiziellen Vertreter aus der Sowjetunion, der Bundesrepublik Deutschland und aus Frankreich gemeinsam nach Österreich gebracht hat.
    Österreich hat mit der neuen Leitung seine Rolle als Knotenpunkt des ostwestlichen Energienetzes in Europa damit gefestigt.
    Herbert Huter berichtet von der feierlichen Eröffnung.
    Mit der symbolischen Entzündung einer Gasfackel in der Gasübernahmestation Baumgarten an der tschechischen Grenze wird also zur Stunde die West-Austria-Gasleitung feierlich in Betrieb genommen.
    Es werden 4 Milliarden Kubikmeter russisches Gas übernommen, in die Gaspipeline mit 70 Atü Druck eingepumpt und nach Frankreich weitergeliefert.
    Als Pumpen dienen zwei Flugzeugtriebwerke mit je 27.000 PS Leistung, Triebwerke wie sie in Jumbojets eingebaut sind.
    Eine dieser starken Gasturbinen befindet sich stets in Reserve.
    Mit der West-Austria-Gasleitung hat Österreich eine weitere Funktion als Drehscheibe im Ost-West-Gasgeschäft übernommen.
    Hier in Baumgarten wird etwa die vierfache Menge des österreichischen Jahresbedarfs umgeschlagen und weiter befördert.
    Nach Italien ebenso wie nach Jugoslawien, in die Bundesrepublik Deutschland und dann weiter nach Westeuropa im Falle der West-Austria-Gasleitung, also nach Frankreich.
    Österreich selbst hat aber Sorgen mit den Gasimporten.
    Es ist zu wenig da.
    Herr Generaldirektor Bauer, der heutige Tag, also die feierliche Inbetriebnahme der West-Austria-Gasleitung und die Anwesenheit des sowjetischen Gasministers wäre doch ein sehr willkommener Anlass, dass man ein neues Gasgeschäft mit den Russen abschließen könnte.
    Ein Gasgeschäft, das ja durch den Ausfall der Iran-Lieferungen mehr als dringend nötig wäre.
    Es ist ein sehr willkommener Anlass, nur bitte soll man sich das nicht so vorstellen, dass wir heute mit Verhandlungen beginnen und dass dann sehr rasch schon irgendein Abschluss kommt.
    Aber wir haben ja schon den gestrigen Tag dazu verwendet, gewisse Kontakte herzustellen, die laufend gewesen sind und wir haben den Eindruck, dass im Laufe dieses Jahres sehr konkrete Gespräche mit einem höchstwahrscheinlichen Ergebnis über zusätzliche neue Mengen, das heißt einen vierten Erdgasvertrag kommen werden.
    Im Laufe dieses Jahres, Herr Generaldirektor, das wäre also noch im Herbst, also noch vor der Heizperiode?
    Ob die Lieferung so rasch einsetzt, wissen wir nicht.
    Für das HEUGE-A ist ja noch ein Problem offen, das ist das sogenannte Sommergas.
    Diese Frage wird sich abzuzeichnen beginnen und werden wir ja schon sehr rasch einen Überblick haben.
    Aber ein langfristiger Vertrag würde wirksam erst zu einem späteren Zeitpunkt werden, weil ja dazu erst die nötigen Pipelines außerhalb Österreichs zu bauen sind.
    Wir sind, wie Sie wissen,
    vorbereitet, weitaus größere Mengen zu übernehmen.
    Aber es ist jetzt ein neues Transportsystem, ja auch aus dem Osten kommend in Diskussion.
    Das heißt also, die Vorbereitungen, die wir treffen, sind langfristige.
    Nun, was uns von Persien abgeht, waren ja ursprünglich 1,8 Milliarden Kubikmeter Gas, teilweise abgedeckt durch 400 Millionen Kubikmeter aus der
    Nordsee.
    Wie viel Gas wollen wir eigentlich von den Sowjets in einem bevorstehenden vierten Gasvertrag haben?
    Wie viel ist möglich?
    Gibt es hier bereits mengenmäßige Vorstellungen?
    Ja, wir haben unseren Partnern schon vor langer Zeit gesagt, dass die Mengen, über die wir gerne sprechen würden, in der Größenordnung zwischen drei bis fünf Milliarden Kubikmeter sind.
    Das ist also schon eine von der sowjetischen Seite zur Kenntnis genommene Zahl, was aber keineswegs bedeutet, dass sie damit auch verifiziert wird.
    Aber das haben wir bereits angemeldet.
    Diese drei bis fünf Milliarden Kubikmeter wären das dann die gesamten Gasbezüge aus der Sowjetunion?
    Nein, nein, nein.
    Nein, das soll ein vierter Gasvertrag unserer Vorstellung nach sein, der entsprechende Entwicklungsjahre natürlich in sich hat.
    Das würde ja nicht schlagartig einsetzen, sondern erst nach einigen Jahren beginnen und sich letztlich auf diese Menge steigern.
    Nun, wie sieht es mit der Versorgung für den kommenden Winter und für die kommenden Jahre aus?
    Hängen wir praktisch nur an dem erhofften bzw.
    in Verhandlung befindlichen Russengas-Geschäft oder haben wir noch ausreichend Lagerkapazitäten?
    Wie sieht es mit der Versorgung eigentlich aus?
    nächsten Zukunft aus?
    Die nächste Zukunft wird nicht jene Mengen uns zur Verfügung halten können, als wir für 81, 82 mit Rücksicht auf den Iran-Vertrag geplant hatten.
    Das heißt also, wir werden wahrscheinlich mit Erdgas gewisse Knappheiten haben.
    Ein rascher Übergang oder Substition von Heizöl schwer durch Erdgas in einer Phase 1 wird nicht möglich sein.
    Sie kennen ja die Problematik der EVUs,
    die ja sehr ernst darüber nachdenken, wie werden wir uns in Zukunft versorgen.
    Hier steht die Kohle, Erdgas, Heizöl zur Diskussion.
    Hier ist ein Gesamtüberdenken der Versorgung notwendig.
    Herbert Hutter berichtete von der Inbetriebnahme der neuen West-Austria-Pipeline.
    Sein Gesprächspartner war ÖMV-Generaldirektor Bauer.
    Und jetzt, 12.45 Uhr, ist das Dreiviertel Eins Auslandsbericht im Mittagsschanal.
    Blutig hat das südkoreanische Militär den Studentenaufstand in der drittgrößten Stadt des Landes, in Gwangju, niedergewalzt.
    Gwangju ist in diesen Tagen zum Symbol dessen geworden, was sich momentan in Südkorea an Unmut und Aufruhr gegen die Regierung abspielt.
    Denn die Hoffnungen vor allem vieler junger Intellektueller auf eine Demokratisierung des Landes sind schwer enttäuscht worden.
    Unruhen, Zusammenstöße mit der Polizei, in der Folge Ausschreitungen mit dem Militär waren die Folge.
    Die Opposition spricht jetzt davon, dass man sich von den Amerikanern verraten fühlt.
    Man hat in diesem Kampf um Demokratisierung Hilfe aus Washington erwartet.
    Nun scheint sich die Situation politisch aber eher zu verschärfen.
    Hans Kirchmann berichtet.
    Es ist Ruhe eingekehrt in Gwangju.
    Todesstille.
    Gelegentlich hört man noch Schüsse, meist in den Vororten, wo das Militär Häuser auf versteckte Rebellen und Waffen durchsucht.
    Doch die Geschäfte sind wieder geöffnet, die Banken arbeiten wieder.
    Und die Regierung hat finanzielle Hilfe für alle zugesagt, die entsprechenden Schaden nachweisen.
    Außerdem begrenzte Amnestie für Aufrührer, die sich innerhalb der nächsten 10 Tage stellen.
    Es gibt wohl keinen in Korea, der an solche Versprechen glaubt.
    Unvergessen sind die Bilder der extremen Grausamkeiten, die sich nach dem Einmarsch der Truppen ereigneten.
    Nicht weit von Gwangju in der Hafenstadt Mokpo marschierten 30.000 Demonstranten,
    und forderten die Aufhebung des Kriegsrechts und die Freilassung Kim Dae-jung, der in einem unbekannten Gefängnis sitzt.
    Es ist Ruhe in Gwangju, aber kein Frieden in Korea.
    Die durch nichts legitimierte Regierung in Seoul denkt aber schon weiter.
    Sie plant einen Spezialausschuss zur Wahrung der nationalen Sicherheit.
    Hinter dem volltönenden Begriff steckt nichts als der Versuch, die Macht total zu zementieren.
    von einem geschlossenen Parlament, dessen Abgeordnete zum Teil ihr Mandat niedergelegt haben, sind die Minister nicht bestätigt worden, die jetzt in diesen Ausschuss sollen.
    Und auch so haben sie dort nichts zu sagen, denn dort sitzt der Generalleutnant Schon, der auch schon den Posten des Geheimdienstchefs und den Vorsitz des sogenannten Kriegsrechtsgremiums hat.
    Schon überall.
    Es ist alberne Augenwischerei, wenn Saul behauptet, die Mitglieder in diesem Spezialausschuss
    würden von Präsident Scheu ernannt, denn auch dieser lebt nur von Schutzgnaden.
    Hingegen trifft leider zu, dass dieser Ausschuss mehr Verfügungsgewalt als das Kabinett erhält, wie Saul hinzufügt.
    Den Koreanern selbst wird die Etablierung dieser neuen Machtzentrale bislang noch verschwiegen.
    Der Schock von Gwangju sitzt noch zu tief und die Machthaber wollen abwarten, bis sich die Stimmung abgekühlt hat.
    Ein deutliches Zeichen dafür, dass sie mit Widerstand weiter rechnen.
    Die japanische Regierung hat ihren Botschafter Maeda zu Chun geschickt und diesen um Klärung gebeten.
    Chun hat wenig glaubhaft behauptet, die Politik der politischen Reformen werde fortgesetzt, Verfassungsänderung und danach Wahlen stünden weiter auf dem Programm, wie von Präsident Choi angesagt.
    Politische Betätigung könne aber erst dann erlaubt werden, wenn überall Ruhe eingekehrt sei.
    Es bleibt anders gesagt dabei, dass immer noch das Militär entscheidet, wann das Volk Südkoreas über sich selbst verfügen darf.
    Was die amerikanische Regierung behauptet, sie habe keinerlei Bitte um Vermittlung in der Gwangju-Krise durch die Aufständischen erhalten, wird von christlichen Organisationen und Bürgern von Gwangju erbittert bestritten.
    Und dass Washington, wie der Sprecher des State Department dorthin zusetzte, ohnehin nicht helfen könne, wird in Südkorea auf die einfache Formel gebracht, es will auch nicht.
    Hans Kirchmann war unser Berichterstatter.
    In Israel fragt man sich in diesen Tagen, wie lange die Regierungskrise eigentlich noch prolongiert werden kann.
    Schon vor dem Rücktritt von Verteidigungsminister Weizmann an diesem Wochenende zeigten Meinungsumfragen, dass eine Mehrheit der Israelis nicht mehr hinter der Politik von Ministerpräsident Begin steht, dem es seine Mentalität unmöglich zu machen scheint, die Chancen einer Friedenspolitik zu nutzen.
    Weizmann, im jüngsten Auskrieg noch ein profilierter Falke, ist Pragmatiker genug, um zu sehen, dass nun die Zeichen anders stehen.
    Aus dem Falken ist eine Taube geworden.
    Weizmann ist nicht zuletzt aus Protest gegen die Verschleppung der Verhandlungen mit Ägypten zurückgetreten.
    Nun lässt er durchblicken, dass er bereit wäre, bei allfälligen Neuwahlen – und fast jeder in Israel glaubt daran – quasi als Friedenskanzler zu kandidieren.
    Und Weizmann scheint auch entschlossen zu sein, eine eigene Partei zu gründen.
    Die Situation in Israel analysiert Hans Benedikt.
    Menachem Begin kämpft in einem innenpolitischen Drei-Fronten-Krieg ums Überleben.
    Gegen seine Koalitionspartner, gegen Ex-Verteidigungsminister Ezer Weizmann und gegen die sozialistische Opposition.
    Die Koalitionsfront wurde durch Weizmanns Rücktritt aktiviert.
    Beijing muss jetzt zwei Kabinettsposten neu besetzen.
    Der bisherige Außenminister Yizhak Shamir aus Beijings Herut-Partei soll Verteidigungsminister werden.
    Der bisherige Energieminister Yizhak Modai aus der Liberalen-Partei soll Außenminister werden.
    Gegen Shamir sind ein Teil der Religiösen und Landwirtschaftsminister Arik Sharon, der selbst Verteidigungsminister werden möchte.
    Und gegen Sharon ist ein Großteil des Generalstabs.
    Gegen Modahi ist die vom stellvertretenden Ministerpräsidenten Yigal Yadin geführte demokratische Erneuerungsbewegung.
    Es ist die klassische Situation des Jeder gegen Jeden.
    Und je mehr Gegner, desto geringer nicht nur die Überlebenschancen Beggins, sondern auch die seiner Koalitionspartner.
    Denn eine Vorverlegung der Neuwahlen vom November 1981 auf jetzt würde zwei kräftige Gruppen an die Macht bringen.
    Die Sozialistische Arbeiterpartei, der Meinungsumfragen, einen 48 bis 52%igen Wahlerfolg voraussagend, und Esa Weizmanns, gerade jetzt im Entstehen begriffene neue Zentrumsgruppe.
    Beide zusammen könnten eine Koalition bilden, in der Begins gegenwärtige Kabinettpartner kaum Platz finden würden.
    Wann Begin seine endgültige Kabinettsliste bekannt gibt, ist noch nicht klar.
    Shamir und Modai müssten natürlich vom Parlament bestätigt werden.
    Weizmann begründete seinen Rücktritt damit, dass er ein weiteres Verbleiben im Kabinett Begin nicht mehr verantworten konnte.
    Er zitierte Begins Palästinenser-Politik als eine Gefährdung der Friedenspartnerschaft Israels mit Ägypten durch die stillgelegten Palästinenser-Autonomie-Verhandlungen und er nannte die von Begin genehmigte Kürzung des Verteidigungsbudgets.
    Letzteres zeigt, dass Weizmann den Ministerpräsidenten im wahrscheinlich sensitivsten Bereich der Innenpolitik treffen wollte, nämlich in der Sicherheitspolitik und im Krieg gegen die PLO.
    Denn seit dem Massaker von Chevron ist die öffentliche Meinung wieder ungeheuer empfindlich geworden.
    Das hatte zunächst Begins harte Linie gestärkt.
    Jetzt aber erklärt Weizmann, dass weniger Geld für Verteidigung auch weniger innere Sicherheit bedeutet.
    So hat Weizmann Begin unterlaufen.
    Arbeiterpartei-Chef Shimon Peres hat Weizmann eine Junior-Partnerschaft in einer zukünftigen Koalition angeboten.
    Weizmann könnte einen Teil der liberalen Partei Modais und einen Teil der demokratischen Erneuerungsbewegung Iadins einbringen.
    Sie könnten den Grundstock einer neuen Zentrumspartei unter Weizmanns Führung bilden.
    Auch der im Oktober zurückgetretene Außenminister Moshe Dayan könnte in dieser neuen Konstellation wieder aktiv werden.
    Ein Hinweis dazu kam von Weizmann, als er gestern Abend erklärte, er hielte Dayans Vorschlag einer sogenannten unilateralen palästinenser Autonomie für sehr sinnvoll.
    Dayan meint damit, eine außerhalb des Autonomieverhandlungsprozesses mit Ägypten zu fällende Entscheidung, den Palästinensern sozusagen über Nacht einen Großteil dessen zu geben, was das Abkommen von Camp David unter dem Begriff Vollautonomie anzubieten hätte, aber ohne jede Vorbedingung.
    Dayan rechnet damit, dass es den Palästinensern schwer fallen müsste, ein derartiges Angebot zu ignorieren.
    Hans Benedikt hat die Situation im Nahen Osten analysiert.
    Und jetzt sieben Minuten vor 13 Uhr noch ein Kulturbeitrag, allerdings einer, den ich Ihnen zu Beginn des Mittagsschannals nicht angekündigt habe.
    Das ist auch eine für uns ungewollte Überraschung.
    Die beiden anderen Beiträge, das Gespräch mit dem ehemaligen
    römischen Bürgermeister Argan über Denkmalschutz in Rom und über die Aufführung von Calderons großem Welttheater in der Karlskirche hoffen wir Ihnen eventuell heute im Abendjournal oder dann eben morgen bringen zu können.
    Jetzt aber zu dem Beitrag, der wirklich auf dem Programm steht.
    Heute und morgen Abend liest Helmut Gwaltinger im Auditorium Maximum der Wiener Universität den zweiten Teil des Lompatzi-Vagabundos von Johann Nestroy.
    Dieses Werk, das bald nach der Uraufführung vom Spielplan verschwunden ist und seither nicht mehr aufgeführt wurde, trägt den Untertitel der Weltuntergangstag oder die Familien Leim, Zwirn und Knierim.
    Hören Sie dazu einen Beitrag von Walter Gellert.
    Nach dem triumphalen Erfolg, den der Lombarzi-Vagabundus bei seiner Uraufführung im Jahre 1833 im Theater an der Wien erlebte, Nestroy selbst spielte den Knierim, machte sich der Wiener Schauspieler und Autor daran, eine Fortsetzung der beliebten Posse zu schreiben.
    Er setzte sich damit über eines seiner eigenen Bonbons hinweg.
    Denn in einem seiner Stücke findet sich die Bemerkung, es ist schon nichts mit dem zweiten Teil.
    Wie sieht Helmut Qualtinger dieses Zitat im Zusammenhang mit dem zweiten Teil des Lombarzi-Vagabundus?
    Das Erstaunliche zu seinem Ausspruch ist, dass gerade dieser zweite Teil gute Kritiken hatte, sogar von seinem Gegner Wiest.
    Das Stück scheint aber trotzdem nicht angekommen zu sein, sonst wäre das nicht abgesetzt.
    Es ist ein Stück, das sich wieder wie
    Der erste Teil hält an eine Novelle von Weißflug.
    Es sind Seitenhandlungen, Nebenhandlungen.
    Es tritt sogar der Paracelsus völlig sinnlos in einer Szene auf, wird dann sofort vergessen.
    Man erfährt dann, dass er der Stadt verwiesen wurde.
    Natürlich sind die Figuren dieselben geblieben.
    Er hat nur aus dem sympathischen Leim,
    einen Spießer gemacht, einen unangenehmigen, neureichen Spießer, was im ersten Teil schon manchmal angedeutet wird, die Spießigkeit.
    Er hat aus der Fraulein, aus der Peppi, eine eher handige, putzsüchtige, vertratschte, auch erotisch nicht ganz einwandfreie Frau gemacht,
    Er hat aus dem ständig besoffenen, nach wie vor, Knierim, außerdem eine Trotschen gemacht, eine Ortstrotschen, der Zwirn.
    Ist wie immer da heruntergekommen, Schürzenjäger.
    Die Idylle, die am Ende des ersten Teiles des Lompatia Vagabundus zu sehen ist, hat Nestor also im zweiten zurückgenommen.
    Die Ehen sind unglücklich.
    Wie im ersten Teil greifen aber auch hier die Geister in das Leben der Menschen ein.
    Helmut Qualtinger?
    Es ist natürlich wieder die Fähre am Anfang und zum Schluss die keinerlei Funktion hat.
    Eine komische Figur ist der Fatum, also das Schicksal, das plötzlich heruntergelassen wird auf einer Wattewolke und sich um nichts kümmert.
    Es sind ihm wie immer glänzende Chargen auch gelungen, einem bösartigen Hausdiener.
    Es ist eine unerhörte Vielfalt von Rollen und es ist die Frage, ob diese Vielfalt eben und diese Seitenhandlungen und Nebenhandlungen und diese Intrigen, die in einer Novelle oder einem Roman möglich sind, eben auf der Bühne
    auch wenn es von Nestor ist, eben dann möglich sind.
    Es zahlt sich unerhört.
    Das Stück zahlt sich unerhört.
    Das Stück zahlt sich unerhört und das muss er selbst gemerkt haben, denn er schreibt einmal bei einer Figur, sagen wir Lisette oder irgendwie, tritt auf, ein Monolog, der zu einem Couplet führen muss, Lied ab.
    Das Lied hat er gar nicht geschrieben.
    Das war ihm selber schon zu.
    Wie kann man nun dieses Stück für eine Lesung einrichten?
    Ich hab mich da wieder an den Karl Kraus orientiert, der sehr viel Nesteroi gelesen hat.
    Kraus hat, wenn er nicht eigene Texte gelesen hat, vor allem Nesteroi und Offenbach gelesen.
    Und ich hab hier einfach aus dem Stück, das wahrscheinlich dauern würde auf einer Bühne, mit Chor und mit allen Couplets und Duetten, drei bis dreieinhalb Stunden,
    habe ich ein Exzert gemacht von 90 Minuten ohne Pause und so findet das dann eben statt.
    Das ist eine reine dramaturgische Einrichtung.
    Helmut Qualtinger liest heute und morgen Abend im Auditorium Maximum der Wiener Universität den zweiten Teil des Lombardia-Wagerbundes von Johann Nestroy.
    Und bei uns gibt es jetzt noch Kurzmeldungen.
    Österreich.
    Zu einem echten Streitgespräch entwickelte sich heute eine Debatte zwischen Kernkraftbefürwortern und der Vorsitzenden der österreichischen Katastrophenhilfe Elisabeth Schmitz.
    Elisabeth Schmitz war von der Gesellschaft für Energiewesen, die die Atomkraftnutzung befürwortet, zu einer Veranstaltung eingeladen worden.
    Frau Schmitz warf im Hinblick auf jüngste Meinungsumfragen zum Thema Atomenergie den Meinungsforschern vor, eine gezielte Angst und Panikmache zugunsten der Kernenergie betrieben zu haben.
    Bei der Umfrage haben sich 58 Prozent der Befragten für die Atomkraft ausgesprochen.
    Der Bundesobmann der jungen ÖVP, Höchstl, forderte ÖGB-Präsident Penja und Bundeskanzler Kreisky auf, mit dem, wie er sich ausdrückte, Atomzündeln aufzuhören und sich an ihre Aussprüche vor der Nationalratswahl zu erinnern.
    ÖVP-Familiensprecherin Hubinek hat heute einen Katalog über die Probleme der Frauen präsentiert.
    Zu ihrer Forderung nach einem gesetzlichen Anspruch eines sogenannten Taschengeldes für Ehefrauen erklärte Frau Hubinek, dies solle vor allem das Prestige der Hausfrauen anheben.
    Nach Mitteilung der Arbeiterkammer Wien hat sich die Situation auf dem Lehrstellenmarkt weiter entspannt.
    Heuer wird durchwegs von allen Bundesländern der höchste Stand der die Schulpflicht beendeten Geburtsjahrgänge überschritten sein.
    Eine Ausnahme macht nur Wien, wo die Zahl der Schulabgänger noch bis 1982 zunimmt.
    Ja und wir sind damit auch schon wieder am Ende des Mittagsschnalls.
    Ich verabschiede mich von Ihnen.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1980.05.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1980.05.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Situation der Lehrlingsausbildung
    Einblendung: Dr. Friedrich Neuwirth, Mag. Herbert Wabnegg
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Neuwirth, Friedrich [Interviewte/r] , Wabnegg, Herbert [Interviewte/r]
    Datum: 1980.05.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zinsenwende in Österreich
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1980.05.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Konfrontation Elisabeth Schmitz - Meinungsforscher über Manipulationsvorwurf bei Atomfragen
    Einblendung: Elisabeth Schmitz, Kienzel, Gehmacher
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Schmitz, Elisabeth [Interviewte/r] , Kienzl, Heinz [Interviewte/r] , Gehmacher, Ernst [Interviewte/r]
    Datum: 1980.05.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview: ÖVP-Familiensprecherin Marga Hubinek "Frau in der Politik"
    Interview: Marga Hubinek
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Hubinek, Marga [Interviewte/r]
    Datum: 1980.05.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Eröffnung der West-Austria-Gasleitung
    Interview: ÖMV-Generaldirektor Ludwig Bauer
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Bauer, Ludwig [Interviewte/r]
    Datum: 1980.05.29 [Sendedatum]
    Ort: Baumgarten an der March [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Endgültige Niederschlagung des Aufstandes in Südkorea
    Mitwirkende: Kirchmann, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1980.05.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Regierungskrise in Israel
    Mitwirkende: Benedict, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1980.05.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Helmut Qualtinger liest 2. Teil von "Lumpazivagabundus"
    Einblendung: Helmut Qualtinger
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Qualtinger, Helmut [Interviewte/r]
    Datum: 1980.05.29 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Universität Wien, Auditorium Maximum [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1980.05.29
    Spieldauer 01:00:03
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Glück, Luis [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1980.05.29 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-800529_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt