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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
Zwölf Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Einen schönen Tag wünsche ich.
Luis Glück begrüßt Sie zu einem Mittagsschanal, das im Zeichen zahlreicher, recht interessanter Termine steht.
Zum Beispiel zwei Prozesstermine.
Sinovac gegen Worm mit dem Zeugen Kreisky in Wien.
Und der Beginn des Verfahrens gegen Kreml-Flieger Matthias Rust in Moskau.
Dazu Bonn, Pershing-Debatte im Bundestag.
Brüssel, Europalia-Präsentation Österreichs.
Und Wien, erster Ladenschlussgipfel der Sozialpartner, wir beschreiben die Ausgangsposition des Handels.
Die Kollegen von der Kultur sprechen mit der Schauspielerin Sabine Sinjen.
Sie gastiert nach langer Zeit wieder in Wien.
Zunächst aber der gewohnte Nachrichtenüberblick.
Redaktion hat Wolfgang Wittmann, Sprecher ist Wolfgang Riemerschmidt.
Sowjetunion.
Der deutsche Sportpilot Matthias Rust hat sich heute zu Beginn seines Prozesses in Moskau in allen drei Hauptanklagepunkten schuldig bekannt.
Nach der Verlesung der Anklageschrift gab Rust als Motiv für seinen Flug an, er habe mit der Kreml-Führung über Frieden und Abrüstung diskutieren wollen.
Der 19-Jährige war am 28.
Mai mit seinem Sportflugzeug auf dem Roten Platz gelandet.
Die Anklage wirft ihm die Verletzung des sowjetischen Luftraums, schweres Rauditum und den Verstoß gegen die internationalen Luftverkehrsregeln vor.
Russ drohen bis zu zehn Jahre Haft.
Österreich.
Mit weiteren Zeugenaussagen ist dann Vormittag in Wien der Prozess von SPÖ-Chef Sinovac gegen den Journalisten Alfred Worm fortgesetzt worden.
Nach den Aussagen von burgenländischen SPÖ-Funktionären werden im weiteren Verlauf der Verhandlungen der frühere Sinovac-Berater Hans Pusch und Altbundeskanzler Kreisky in den Zeugenstand gerufen werden.
Sinovac hat warm wegen dessen Behauptung geklagt, der SPÖ-Vorsitzende habe bereits im Oktober 1985 von der Kriegsvergangenheit des damaligen Präsidentschaftskandidaten Waldheim gesprochen.
Sozialminister Dallinger, Wirtschaftsminister Graf und Vertreter der Sozialpartner führen am Nachmittag in Wien ein Gespräch zum Thema Ladenschlusszeiten.
Graf wird seinen Vorschlag erläutern, den Ladenschluss für ein Jahr probeweise flexibler zu gestalten.
Auch Sozialminister Tallinger dürfte einen Plan vorlegen, die Ladenschlusszeiten auszudehnen, zugleich aber die Situation der Handelsangestellten zu verbessern.
Eine Umfrage der Wiener Handelskammer zum Thema Ladenschluss hat ergeben, dass eine knappe Mehrheit der Einzelhandelskaufleute für einen langen Einkaufsabend pro Woche eintritt.
Bundesrepublik Deutschland.
Der Deutsche Bundestag ist heute auf Antrag der SPD und der Grünen zu einer Sondersitzung über die Frage eines Verzichts auf die 72 deutschen Pershing-1A-Raketen zusammengetreten.
Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Hans-Jochen Vogel, begrüßte die jüngsten Äußerungen des Bundeskanzlers über einen möglichen Abzug der Raketen.
Scharfe Kritik übte Vogel aber daran, dass Kohl trotz entsprechender Aufforderungen der Opposition keine Regierungserklärung zu seiner Position in der Pershing-Frage abgeben wolle.
Er warf dem Kanzler vor, er wolle das Parlament umgehen.
Der Oppositionsführer sicherte Kohl die parlamentarische Unterstützung der SPD in dieser Frage gegen den Koalitionspartner CSU zu.
Die bayerischen Christlichsozialen sind gegen einen möglichen Abzug der Raketen und boykottieren zurzeit die Koalitionsgespräche.
In Washington hat unterdessen der Sprecher des Weißen Hauses, Marlin Fitzwater, bekräftigt, die amerikanische Regierung wolle die Sprengköpfe der 72 deutschen Pershing-1A-Raketen aus den Abrüstungsverhandlungen mit der Sowjetunion ausklammern.
Berlin.
Die Terrorgruppe Revolutionäre Zellen hat sich zu dem gestrigen Attentat auf einen Richter des Deutschen Bundesverwaltungsgerichtshofes in Berlin bekannt.
In einem Brief an Nachrichtenagenturen begründeten die Terroristen den Anschlag auf den 61-jährigen Juristen mit dessen Rechtsprechung in Asylverfahren.
Der Richter wurde gestern von zwei Unbekannten angeschossen und an einem Bein verletzt.
Ende vergangenen Jahres war in Berlin der Chef der Ausländerbehörde der Stadt Opfer eines ähnlichen Attentats der revolutionären Zellen.
Italien Das oberste Verwaltungsgericht in Rom hat im Zusammenhang mit der Volkszählung in Südtirol im Jahr 1981 ein aufsehenerregendes Erkenntnis getroffen.
Die italienische Regierung muss bis spätestens 17.
Februar kommenden Jahres dafür sorgen, dass die etwa 5000 Personen, die seinerzeit keine Erklärung über ihre Sprachgruppenzugehörigkeit abgegeben haben, dies nun nachholen können.
Dabei gilt dies nicht nur für die drei vom Autonomiestatut vorgesehenen Sprachgruppen, Deutsche, Italiener und Ladiner, sondern auch für Anders- oder Gemischtsprachige.
Nahe Osten, USA.
Die internationale Handelsschifffahrt im Persischen Golf ist immer stärker vom Krieg zwischen dem Irak und dem Iran betroffen.
Iranische Schnellboote griffen gestern und heute vier Tanker und ein Frachtschiff an.
Zwei Schiffe wurden beschädigt, konnten aber ihre Fahrt fortsetzen.
Die irakische Luftwaffe griff den iranischen Ölhafen Qarg an, um die Ölaushuren des Gegners zu stören.
Die USA haben unterdessen ihre Kriegsflotte im Persischen Golf verstärkt.
Das mit Marschflugkörpern bestückte amerikanische Schlachtschiff Missouri ist mit fünf Begleitschiffen in den Golf von Oman eingelaufen.
Die Regierung in Washington hat angeregt, den Iran durch ein internationales Waffenembargo zu zwingen, die UNO-Waffenstillstandsresolution zu befolgen.
Südkorea.
Die seit Wochen anhaltende Streikquelle legt immer größere Teile der Wirtschaft des Landes lang.
In Ulsan demonstrierten etwa 30.000 streikende Arbeiter des südkoreanischen Hyundai-Konzerns nach dem Scheitern von Lohnverhandlungen.
Der stärkste Konkurrent des Konzerns, die Industriegruppe Daewoo, produziert bereits seit drei Wochen wegen eines Streiks seiner Arbeiter für höhere Löhne nicht mehr.
In der Hauptstadt Seoul hat mittlerweile ein Drittel aller Taxifahrer die Arbeit niedergelegt, um Lohnforderungen Nachdruck zu verleihen.
Die Streikwelle hat nach Angaben der südkoreanischen Regierung schwere Auswirkungen auf den Außenhandel des Landes.
Im August sank der Exportüberschuss gegenüber Juli von 700 auf 94 Millionen Dollar.
USA.
Im Westen der Vereinigten Staaten toben die heftigsten Waldbrände seit 10 Jahren.
Von der Katastrophe sind die Bundesstaaten Idaho, Kalifornien und Oregon betroffen.
In Idaho bedroht der Brand eine Kleinstadt, etwa 1000 Menschen mussten evakuiert werden.
Bisher wurde eine Fläche von mehr als 15.000 Hektar Land verwüstet.
Österreich.
Auf der Westbahnstrecke zwischen den Bahnhöfen Krumm-Nussbaum und Pöchlaren in Niederösterreich hat sich heute früh ein schweres Zugunglück ereignet.
Der Expresszug Wiener Walzer stieß auf einem beschrankten Bahnübergang mit einem Lastkraftwagen zusammen.
Nach ersten Erhebungen dürfte der Schrankenwärter vergessen haben, den Übergang zu sichern.
Der Wärter und der Fahrer des Lastkraftwagen wurden verletzt ins Spital gebracht.
Am Triebfahrzeug des Zuges, am Lastkraftwagen sowie am Bahnwärterhaus entstand Sachschaden in Millionenhöhe.
Die Züge auf der Westbahn sind wieder fahrplanmäßig unterwegs.
Die Wetterlage.
Eine Gewitterzone hat den Alpenraum erfasst und verlagert sich weiter nach Osten.
Morgen nimmt der Hochdruckeinfluss wieder zu.
Die Aussichten bis morgen früh.
Im Westen stark bewölkt mit Regenschauern und Gewittern.
Im Osten und Süden anfangs noch heiter, später auch hier Eintrübung und Aufkommen von teils gewittrigen Schauern.
Südost- bis Südwestwind, in der Folge auf Westdrehend.
Nachmittagstemperaturen 19 bis 24 Grad, Tiefstwerte der kommenden Nacht 9 bis 14 Grad.
Die Aussichten für morgen Donnerstag.
Am Morgen noch stärkere, in der Folge aber wieder meist aufgelockerte Bewölkung.
Vielfach auch heiter.
Nur über dem Bergland örtlich noch einzelne Schauer.
Schwachwindig.
Tageshöchsttemperaturen 20 bis 25 Grad.
Das Wetter übermorgen Freitag, am Vormittag meist heiter, am Nachmittag erhöhte Neigung zu Regenschauern.
Das waren Nachrichten und Wetter, 12.10 Uhr und zunächst jetzt Kulturpolitisches in diesem Mittagsschanal.
Ab kommendem Dienstag wird mehr als drei Monate lang österreichische Kultur und Vergangenheit und Gegenwart in Belgien präsentiert.
Im Rahmen der Europalia von Lukas Kranach bis Oskar Kokoschka, von der Wiener Klassik bis zur Wiener Moderne der Musik, von Karl Kraus bis Peter Hanke.
Zum ersten Mal ist bei der alle drei Jahre stattfindenden Großveranstaltung ein Nicht-EG-Land eingeladen worden.
Rund um die Europalier ranken sich aber nicht nur Hoffnungen auf eine Verbesserung des österreichischen Auslandsimages, es ranken sich auch jede Menge Differenzen darum.
Zunächst wollte Belgiens König Boudouin den Ehrenschutz nicht gemeinsam mit Bundespräsident Waldheim übernehmen.
Der Kompromiss ist nun, dass das Königreich Belgien und die Republik Österreich diesen Ehrenschutz haben.
Dann kam Kritik an Programm und Zusammenstellung der Europalier aus Österreich.
Alfred Hrodlitschka nannte sie sogar eine Euro-Lapalier.
Thomas Bernhard sagte seinen Theatermacher ab, Oswald Oberhuber schimpfte auch.
Aus Belgien berichtet Roland Adrovice.
Nach dem politischen Misthören im Vorfeld des österreichischen Kunstfestivals in Belgien haben nun die belgischen und österreichischen Veranstalter offiziell die Harmonie ausgerufen.
Die Querellen rund um den Ehrenschutz, den Bundespräsident Kurt Waldheim gemeinsam mit König Boudouin übernehmen wollte, hat man ja mit Hilfe eines Kompromisses aus der Welt geräumt.
Seit diesem diplomatischen Schachzug sei, so betonen hier in Brüssel unisono belgische und österreichische Organisationsmitarbeiter, das Thema Waldheim rund um die Europäer praktisch vom Tisch.
Als versöhnliche Gäste wird gewertet, dass der Bruder des Königs Albert mit Prinzessin Paola zur Eröffnung kommt.
Die Medien, so erzählt man hier, beschäftigten sich nun fast nur noch mit dem kulturellen Aspekt und das ausgiebig.
Für einen weiteren Misston bei der Vorbereitung des Kulturfestivals sorgte übrigens Österreichs Schriftsteller Enfant Terrible Nummer 1 Thomas Bernhard.
Er wollte nicht, dass sein Theatermacher unter der Regie von Klaus Peimann zur offiziellen Repräsentation Österreichs in Brüssel gezeigt wird.
Die belgischen Bernhard-Anhänger müssen also nun auf die Ergüsse aus des erbosten Meisters Spitzer Feder verzichten.
Und noch eine kleine Dissonanz, unterrepräsentiert fühlen sich in Österreich der Theatersektor sowie die zeitgenössische Kunst.
Was wird aber nun den Belgien wirklich drei Monate lang an österreichischem Kulturschaffen geboten?
Der Bogen reicht von historischen Ausstellungen über Kunstwerke der Jahrhundertwende, zeitgenössische bildende Kunst, Oper, Konzert, Volksmusik und Sängerknaben bis zu Dichterlesungen, Symposien und Gesprächsrunden.
Diskussionen übrigens, bei denen auch Österreichs aktuelle Probleme nicht unter den Tisch gekehrt werden sollen, dafür dürften schon Teilnehmer wie Peter Turini und Wolfgang Bauer sorgen.
Publikumsattraktionen sollen nach dem Wunsch der Veranstalter vor allem die Ausstellungen der Schätze des Ordens vom Goldenen Vlies, von Meisterwerken der Albertiner sowie Einzelausstellungen von Werken Schieles, Klimts, Kokoschkas und Kubins werden.
Vor allem der Orden vom Goldenen Vlies, der im Jahr 1429 in Belgien gegründete und bedeutendste bis heute bestehende mittelalterliche Ritterorden, hat es den Belgiern angetan.
Die Habsburger übernahmen zur Zeit ihrer Machtblüte den Orden von den Herzögen von Burgund und brachten auch seine Schätze nach Österreich.
Die kostbarsten Stücke, die schwerstbewacht aus der Schatzkammer des Kunsthistorischen Museums von Wien nach Brüssel gebracht werden, sind die Wappenkette sowie das mit Perlen, Rubinen und Zaphiren besetzte Schwurkreuz.
Die Veranstalter nützen die Attraktivität dieser Stücke, um den Interessenten auch eine Ausstellung näherzubringen, für die als einzige in Belgien kein Sponsor gefunden werden konnte.
Wer die Schätze des Ortens vom Goldenen Vlies sehen will, muss zuerst an Werken zeitgenössischer Bildender Künstler aus Österreich vorüber.
Insgesamt steht den Veranstaltern ein Budget von 120 Millionen Schilling zur Verfügung, der Bund, die Länder und diverse andere österreichische Stellen tragen davon rund ein Drittel.
Zahlreiche private Sponsoren treten auf, so finanziert etwa eine Nobelzigarettenmarke den Auftritt der Lipizzaner im Rahmenprogramm der Europalia.
Eine Kreditkartenfirma sponsert ein Konzert des Niederösterreichischen Tonkünstlerorchesters.
Die Spanier, am Vorabend ihres EG-Beitritts vor zwei Jahren letztes Europalia-Gastland, steckten dreimal so viel Geld wie Österreich in die Kulturschau, sie blünderten dafür ihre Nationalmuseen.
Spanien lockte mit seinem Programm eineinhalb
für die Europalier meint dennoch, Österreich brauche den Vergleich mit den Spaniern nicht zu scheuen.
Unser Angebot wird sehr reichhaltig sein, sich über ganz Belgien erstrecken und die Anzahl der Manifestationen, die wir hier organisieren, übersteigt insgesamt die der Spanier.
Ich glaube, dass vom Angebot her wir uns absolut mit der spanischen Europalier messen können, wenngleich die Verteilung
der Veranstaltungsinhalte nicht die gleiche sein wird wie bei der spanischen Europalia.
Es gab ja Misstöne im Vorfeld dieser Europalia, zum einen um den Ehrenschutz für die Veranstaltung, den der belgische König abgelehnt hat, weil er nicht mit dem österreichischen Bundespräsidenten gemeinsam den Ehrenschutz übernehmen wollte.
Es gab auch Missstimmung um Thomas Bernhardt, den nicht offiziell hier Österreich vertreten will auf kulturellem Sektor.
Wie sehr hat das die Vorbereitungen gestört?
Es ist, glaube ich, nicht zu leugnen, dass wir durch die verschiedenen Schwierigkeiten im Laufe der Vorbereitung doch eine viel größere Anstrengung unternehmen mussten, um die Europalie in der Form, wie sie jetzt stattfinden wird, doch durchzubringen.
Die Störungen sind auf allen möglichen Gebieten basiert, sowohl in Österreich als auch in anderen Ländern.
Wir glauben aber, dass wir es überwunden haben und schlussendlich doch ein sehr gutes Programm vorstellen werden.
Nicht unerwähnt sollte auch bleiben, dass der ORF bei der Europalei ausgiebig Gelegenheit zur Präsentation seiner besten Kulturprogramme erhält.
Zentralausstellung in Brüssel in einem Kinosaal-ORF-Kulturprogramm angeboten, jeden Sonntag etwa das Neujahrskonzert.
Auch im belgischen Fernsehen ist derzeit viel über Österreich zu sehen, die Europalia bietet Österreich also hier eine Chance zur Imagekorrektur und das nicht nur mit Mozart und Sängerknaben.
Soweit mein Vorbericht aus Brüssel, zurück nach Wien.
Aus Brüssel also war das Roland-Adroitzer 12.16 Uhr Viertel 1 vorbei.
Im Deutschen Bundestag geht es heute in einer Sonderdebatte, die von der Opposition beantragt worden ist, um die Rolle der Pershing-1-Raketen in den Mittelstreckenabrüstungsverhandlungen der Supermächte.
Ein Thema, das seine ursprüngliche Brisanz verloren hat, seit Bundeskanzler Helmut Kohl letzte Woche den Verzicht der Bundesrepublik auf diese Raketen unter gewissen Bedingungen angekündigt hat, deren atomare Sprengköpfe ja den Amerikanern gehören, den Deutschen nur die Raketen.
Doch das Thema hat drei Ebenen.
Die sicherheitspolitische Frage, also die eigentliche Frage der strategischen Bedeutung dieser Waffen für die NATO, für die BRD und auch für die USA.
Dazu aber auch noch deutsche innenpolitische Aspekte.
Den Streit um die Rolle der rechten CSU in der Union und damit um die Zukunft der Koalition der Bayern-Partei mit CDU und FDP.
Und dazu das wohl eher tiefenpsychologisch erklärte Moment der alten Rivalität zwischen Franz Josef Strauß und Helmut Kohl.
Koalitionsgespräche zum Pershing-Thema hatte Strauß ja zuletzt boykottiert.
Kohl sah sich deshalb heute außerstande, eine Regierungserklärung der Koalition im Bundestag abzugeben.
Von dort meldet sich Helmut Brandstetter.
Bestens gelaunt gab sich der sozialdemokratische Oppositionsführer Hans-Jochen Vogel heute Vormittag bei der Sondersitzung des Deutschen Bundestags.
Kein Wunder, bei der aktuellen Auseinandersetzung um die Pershing-1A-Raketen der deutschen Bundeswehr hat die Regierung unter Kanzler Kohl gar nicht gut ausgesehen.
Der Kanzler konnte ja erst durch seine Erklärung in der Vorwoche, er sei unter bestimmten Voraussetzungen bereit, die veralteten Pershing-1A nicht zu modernisieren, wie der politische Führung demonstrieren.
Für Hans-Jochen Vogel gleich Anlass zu einer ironischen Eingangsbemerkung.
Ich begrüße, dass Sie sich aus welchen Gründen auch immer, vielleicht sogar nur deshalb, weil die Vereinigten Staaten schon vorher jede Modernisierung verworfen haben, in der Frage der 72 Pershing-1A-Systeme endlich bewegt haben, dass Sie sich in dieser Frage endlich sehr weitgehend unserer Position angenähert haben.
Vogel kritisierte den Kanzler aber heftig, weil dieser seine Erklärung vor der Presse und nicht vor der Volksvertretung gemacht habe.
Vor allem aber dafür, dass Kohl sich heute weigerte, eine Regierungserklärung abzugeben.
Der Hintergrund dazu, im Falle einer Regierungserklärung müssen alle sich darauf beziehenden Anträge sofort abgestimmt werden.
Genau das wollte die Koalition verhindern.
Denn der heutige SPD-Antrag übernimmt ganz listig fast wörtlich die Position des Bundeskanzlers zum Verzicht auf die Pershing 1a.
Ohne Regierungserklärung kann der SPD-Antrag an den Ausschuss weiter verwiesen werden.
SPD-Chef Hans-Jochen Vogel.
Bemerkenswert, Herr Bundeskanzler, ist auch Ihr Bemühen, eine Abstimmung über Ihre Neuerhaltung in der Pershing-Frage mit allen Mitteln zu hintertreiben.
Die Gründe dafür sind durchsichtig.
Sie wollen auf diese Weise vertuschen, dass Sie für Ihre Politik in dieser Frage aus eigener Kraft keine parlamentarische Mehrheit mehr auf die Beine bringen.
Sie wollen vertuschen, dass Ihre eigene Fraktion gespalten ist
Und wenn wir die nächsten Umbaumaßnahmen hier in diesem Saal vornehmen, dann empfehle ich einen weiteren Gang hier zwischen der CDU und der CSU.
Helmut Kohl antwortete dem Oppositionsführer sogleich, nicht als Kanzler, sondern als CDU-Abgeordneter und warf der SPD vor, sie habe die heutige Sondersitzung nur im Hinblick auf die Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Bremen am 13.
September einberufen.
Es ging Ihnen zu keiner Minute darum, dass wir heute über die Pershing diskutieren, über Abrüstung.
Es ging Ihnen um ein Wahlkampfspektakel.
Die Vorwürfe Vogels, die CDU-CSU-Fraktion sei in der Frage der Pershing 1a gespalten, wies der Kanzler mit dem Hinweis auf den Zustand der SPD zur Zeit der Diskussion um den NATO-Doppelbeschluss zu Ende der Regierung Schmidt zurück.
Nun, Herr Kollege Vogel, es gehört schon sehr viel Appell an die Vergesslichkeit der Bürger dazu, wenn Sie ausgerechnet in der Frage der Abrüstungspolitik sich als Vater der Entwicklung darstellen.
Meine Damen und Herren, wir haben es ja nicht vergessen, dass Sie wegen des Vollzugs des NATO-Doppelbeschlusses, der die Voraussetzung für alle positiven Entwicklungen war und ist, dass Sie den Kollegen Schmidt gestürzt haben.
Das waren doch Sie.
Er kündete dann nochmals und offensichtlich ganz bewusst in Richtung der zweifelnden CSU-Freunde seinen Entschluss auf die Pershings zu verzichten.
Die Deutschen würden von einem Mittelstrecken-Raketenabkommen am meisten profitieren und müssten alles dazu tun, damit dieses noch in der Amtszeit von Rollner-Trägern zustande komme.
Für die Bundesregierung habe ich mit dieser Erklärung einen Beitrag dazu geleistet, dass dem weltweiten Abbau solcher Mittelstreckenflugkörper zwischen 500 und 5500 Kilometer Reichweite nichts mehr im Wege steht.
Damit können wir einen wichtigen Schritt vorangehen auf dem Weg, ich sage es noch einmal, zu unserem erklärten Ziel, Frieden zu schaffen mit weniger Waffen.
Wir erwarten, meine Damen und Herren, von einem solchen Abkommen mittel- und langfristig starke Impulse für die gegenseitige Vertrauensbildung zwischen West und Ost und für die anderen Bereiche der Abrüstung.
Für die CSU wird der verteidigungspolitische Sprecher Alfred Bieler in der Debatte eingreifen.
Er wird wohl Akzente der CSU-Politik hervorheben, wonach die bei einem Mittelstreckenabkommen verbleibenden sowjetischen Kurzstreckenraketen insbesondere die Bundesrepublik bedrohen und der Verzicht auf die Pershing 1a eine unnotwendige Vorleistung sei.
Kritik am Kanzler wird es aber nach der heutigen Fraktionssitzung, an der auch die CSU-Abgeordneten teilnahmen, kaum geben.
Helmut Brandstetter hat berichtet, der Deutsche Bundestag debattiert den vermutlichen Verzicht auf die Pershing-1A-Raketen, die Anfang der 90er Jahre veraltet sein werden und dann, so Willis-Kohl, nicht mehr erneuert werden.
Wir kommen jetzt um 12.22 Uhr nach Österreich.
Nächstes Thema ist der Ladenschluss.
In kaum einem Industrieland sind die Öffnungszeiten der Geschäfte so starr wie in Österreich.
Dagegen gibt es seit Jahren im Prinzip erfolglosen Widerstand.
Flexibilisierungsvorkämpfer Norbert Steger zwischen 1983 und 86, Handelsminister, konnte sich ebenso wenig gegen die Gewerkschaft durchsetzen wie der Ladenschlussrebell Wilfried Haslauer als Salzburger Landeshauptmann im Streit um das Offenhalten am 8.
Dezember 1984 gegen das Verfassungsgericht.
Doch in die starren Fronten kommt Bewegung.
In mehreren Städten Wien, Graz, Salzburg, Baden, Mödling kam es und kommt es zu zum Teil ungesetzlichen Offenhalteaktionen von Händlern.
Allerdings sind nicht alle Geschäftsinhaber für verlängerte Einkaufszeiten.
Sicher ist, das beweisen alle Umfragen, der Konsumentenwunsch nach mehr Kundenfreundlichkeit bei der Betätigung des Rollbalkens.
Von den Koalitionsparteien will die ÖVP diesen Wunsch Rechnung tragen.
Die SPÖ, genauer gesagt die Gewerkschaft der Handelsangestellten, ist erstmals echt gesprächsbereit.
Am Nachmittag wird darüber geredet, in einer Runde mit Gewerkschaftschef Alfred Dallinger und Handelsminister Robert Graf.
Am Vormittag präsentierte der Wiener Handel seine Vorschläge.
Und zwar präsentierten sie Kammerpräsident Dietrich und der Sektionsobmann Handel Walter Nettig, Hans-Christian Unger berichtet.
Gefragt worden sind 16.000 Einzelhändler in Wien mit Ausnahme des Lebensmitteleinzelhandels, geantwortet haben rund 30% davon und das Resultat zeigt nach Auffassung von Wiens Handelskammerpräsident Karl Dietrich tatsächlich eine Tendenzänderung in Richtung Reform der Öffnungszeiten.
gab es bei früheren Umfragen nie eine Mehrheit dafür, so haben diesmal 53%, also immerhin mehr als die Hälfte, für einen langen Einkaufsabend pro Woche votiert.
Der konkrete Wunsch, Donnerstag bis 20 Uhr.
Die Umfrageresultate nach Branchen betrachtet sind natürlich unterschiedlich.
So spricht sich der Antiquitätenhandel zu mehr als 60% für einen langen Abend aus, der Möbelhandel fast zu 70%, die Spiel- und Sportartikelbranche zu zwei Drittel und der Buchhandel fast ebenso viel.
Dagegen die Drogisten, die Parfümerien, die Schuhhändler und ein Unentschieden im Papierhandel.
Mit dem Ziel, diesen langen Einkaufsabend pro Woche ab 1988 zu verwirklichen, sollen nun Gespräche mit dem Wiener Bürgermeister und der Gewerkschaft aufgenommen werden.
Wobei, wie schon in der Umfrage, der Lebensmittelhandel ausgespart bleiben soll.
Das Argument Kadel-Dittrichs dafür?
Die Widerstände im Lebensmittel-Einzelhandel sind nach wie vor sehr groß.
Und ich muss sagen, für mich als wirklich aus verständlichsten Gründen.
Ein seriöser Einzelhändler fährt meistens um vier Uhr in der Früh am Grünmarkt Ware einzukaufen, sperrt am Abend um sieben Uhr zu und sitzt dann noch zwei bis drei Stunden, um die Buchhaltung zu machen.
Da wäre ich mehr als überfordert und ich glaube, die Ansprüche der Konsumenten in Richtung
Lebensmittel-Einzelhandel, die zwei Stunden am Donnerstag, sind nichts Entscheidendes.
Ich würde glauben, der Lebensmittel-Einzelhandel wird bei diesen Gesprächen zunächst einmal ausgenommen.
Anmerkung am Rande, vor allem die kleinen Kreißler würden die Konkurrent der Großen noch stärker als bisher zu spüren bekommen.
Die Erhebung der Wiener Handelskammer und der daraus resultierende Reformvorschlag sind heute fast zur selben Zeit veröffentlicht worden, wie ein Vorschlag des ÖVP-Handelsministers, der nachmittags dann auf Sozialpartner-Ebene diskutiert werden soll.
Robert Graf wünscht sich bundesweit demnach eine 56-stündige flexible Offenhaltezeit pro Woche.
In der Wiener Handelskammer stößt dieser Vorschlag bereits kaum, dass er veröffentlicht ist, auf wenig Gegenliebe.
Und Karl Dietrichs Reaktion darauf zeigt, dass die Vorstellungen der Unternehmerseite nach wie vor noch keineswegs einheitlich sind.
mit dem sich der Wiener Handel nicht identifizieren kann.
Es ist auch nicht mehr gedacht.
Ich habe mit dem Minister Kraft darüber noch gestern gesprochen.
Es ist ein Diskussionspapier, über das man österreichweit natürlich verhandeln wird.
Und unsere Position dabei ist aufgrund dieser Umfrage eher klar und ersichtlich.
Heute Nachmittags also, wie gesagt, Ladenschlussgespräche der Sozialpartner.
Wobei die Arbeitnehmerseite, also der ÖGB, sicher auch Forderungen für eine Verbesserung der Situation der Handelsangestellten präsentieren wird.
Ein Beispiel zu diesem Punkt aus der Wiener Umfrage, wo es bei den Verhandlungen dann lang gehen könnte.
42 Prozent der Wiener Unternehmer würden auch dann offen halten, wenn dies mit höheren Kosten verbunden wäre.
Hans-Christian Unger hat berichtet, der Wiener Handel hat die Wiener Geschäftsleute gefragt, was sie von einer Flexibilisierung der Ladenschlusszeiten denken und das also waren die wichtigsten Ergebnisse.
Nächstes Thema, wer verdient dann den Staatsschulden?
Mit steigendem Budgetdefizit wächst auch der Schuldenberg der Republik, denn das Loch in der Bundeskasse muss ja mit Darlehen und Krediten gestopft werden.
Mittlerweile hat die Republik Österreich eine Finanzschuld von insgesamt knapp 700 Milliarden Schilling angehäuft.
Rund 20 Prozent davon schuldet der Bund ausländischen Banken und anderen Gläubigern.
Der überwiegende Rest sind Kredite und Darlehen, die an inländische Geldgeber vergeben worden sind, die dafür beachtliche 40 Milliarden Schilling an Zinsen allein im heurigen Jahr kassieren.
An wen diese Zinszahlungen fließen, also wer an der hohen Staatsschuld profitiert, dieser Frage ist das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung in einer Untersuchung nachgegangen.
Susanna Gaßner fasst die Ergebnisse zusammen.
Nur ein sehr geringer Teil der Zinsen für die Staatsschuld, nämlich weniger als 10 Prozent, kommt unmittelbar privaten Sparen und Anlegern zugute.
1984, auf dieses Jahr bezieht sich die Untersuchung des Wirtschaftsforschungsinstituts, waren das nur 4 Milliarden Schilling.
Der Grund für diesen geringen Umfang direkter Zinszahlungen am Private erklärt sich daraus, dass der Bund relativ wenig Anleihen und Obligationen zur öffentlichen Zeichnung vergibt, sondern sich lieber bei den Banken und Versicherungen direkt verschuldet.
1984, und daran hat sich heute wenig geändert, haben die verschiedenen Finanzinstitute mehr als 70 Prozent der Staatsschuld gehalten.
Nur 7 Prozent der Bundesschulden sind in Form von Anleihen und Obligationen in privater Hand.
Daher fließen den Banken und Versicherungen auch ein Großteil der Staatsschulden Zinsen zu, nämlich den Banken 27 Milliarden und den Versicherungen 4 Milliarden Schilling.
Allerdings, so weisen die Wirtschaftsforscher in ihrer Untersuchung nach, kommt ein Gutteil dieser Zinszahlungen den Anlegern und Sparern zugute.
Denn die Banken und Sparkassen müssen das Geld, das sie der Republik, einem guten Kunden übrigens, borgen, ihr auch irgendwo hernehmen.
Und zwar von den Sparguthaben, Anleihen, die sie selbst auflegen und anderen Anlagemöglichkeiten, die sie ihren Kunden offerieren.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut hat diese Weitergabequote mit 77 Prozent von den Staatsschuldenzinsen errechnet.
1984 hat das einen Betrag von 24 Milliarden Schilling entsprochen.
Zusammen mit den bereits erwähnten direkten Zinszahlungen des Staates an Private in der Höhe von 4 Milliarden Schilling kommen die privaten Anleger auf Zinseinkommen aus der Staatsschuld von 28 Milliarden Schilling.
Das heißt, der Schuldenberg der Republik sorgt auch für beträchtliche Einnahmen privater Sparer.
Dass die Steuerzahler natürlich ein Vielfaches davon im Jahr an Steuern und Abgaben zahlen müssen, damit der Bund seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.
Das Institut für Wirtschaftsforschung ist allerdings auch noch der Frage nachgegangen, wie sich diese Zinseinkommen, private aus der Staatsschuld, in der Bevölkerung verteilen.
Die Zinseinkommen machen überhaupt nur drei Tausendstel der Einkommen aus.
Und natürlich profitiert jener Teil der Bevölkerung, der schon ein hohes Einkommen und daher auch viel Geld zum Sparen hat, mehr von den Zinseinkommen als die schlechter Verdienenden.
Auf die untere Hälfte der Einkommensbezieher entfallen 11% der Zinszahlungen des Staates, auf die Besserverdienenden dagegen 89%.
Woraus die Wirtschaftsforscher den Schluss ziehen, dass hohe Zinseinkommen, wozu der Schuldenberg der Republik seinen Teil beiträgt, eine volkswirtschaftlich unerwünschte Verteilung nach sich ziehen, weil Besserverdiener durch Sparen überdurchschnittlich mehr als die Schlechterverdiener profitieren können.
Susanna Gassen hat berichtet, die 85 Milliarden Budget-Defizit zum Beispiel im Vorjahr haben also auch für manche Leute was Positives, denn manche, relativ viele, verdienen daran.
Vor zwei Minuten war es halb eins.
Machen wir einen Blick auf das, was wir bis 13 Uhr noch planen in diesem Kanal.
Vor allem einmal diese beiden Prozessberichte, die wir mit einiger Spannung erwarten.
Vom Prozess Sinowatz gegen Worm mit den prominenten Zeugen Bruno Kreisky.
in Wien und, falls die Leitung klappt, wir hoffen es sehr, vom Auftrag des Prozesses gegen den deutschen Kreml-Flieger Matthias Ruste heute in Moskau begonnen hat.
Im Kulturtheater ein Interview mit Sabine Sinjen.
Sie spielt nach 15 Jahren wieder in Wien Theater.
Vor diesen Beiträgen aber jetzt ein Programmhinweis auf heute Abend.
Musik aus dem Ogaden, jenem Wüstengebiet am Horn von Afrika, aus dem zehntausende Nomaden durch den Krieg zwischen Äthiopien und Somalia vor zehn Jahren vertrieben worden sind.
Seither fristen diese Menschen ihr Leben in Flüchtlingslagern.
In den Baracken nahe der somalischen Kleinstadt Koriole wächst eine Generation heran, die nur Krieg und Flüchtlingsdasein kennt.
Als ich acht Jahre alt war, gab es in Äthiopien noch Kriege.
Es wurden in Äthiopien Grillen gegrillt.
Schon als ich acht Jahre alt war, erinnert sich der junge Mann, wurde in Äthiopien gekämpft.
Wanden machten uns das Leben schwer.
Man konnte dort einfach nicht mehr leben.
Als erster ging einer meiner Brüder nach Somalia.
Und als er sah, dass man hier ein friedliches Leben führen konnte, hat er uns nachgeholt.
Wir sind 1977 aus der Heimat geflüchtet, erzählt Frau Faduma, die mit ihrer Großfamilie nun schon seit fast zehn Jahren in einem der Lager bei Koreole lebt.
Der Krieg hat uns unser Land geraubt.
Am Anfang, so erinnert sie sich, war es besonders schlimm, als sie plötzlich alle ohne ihre Tiere dastanden.
Die Herden waren ihr Lebensunterhalt und Inhalt gewesen und ihr ganzer Stolz.
Nun mussten sie nach Rationen anstehen, die von der Regierung und den Flüchtlingsorganisationen verteilt wurden.
Die Wunden des äthiopisch-somalischen Krieges sind bis heute nicht vernarbt.
In Gesprächen mit Flüchtlingen aus dem Ugandän, bei einem Lokal-Augenschein am Horn von Afrika, nehmen die vergessenen Folgen des Ugandän-Konflikts Gestalt an.
Heute Abend, 18.30 Uhr, Programm Österreich 1 im Journal Panorama.
Und auch diesem Hinweis jetzt weiterhin in der aktuellen Berichterstattung des Mittagsschanals.
Im Wiener Landesgericht wurde heute der Ehrenbeleidigungsprozess fortgesetzt, den SPÖ-Vorsitzender Fred Sinowatz seit einem halben Jahr gegen den Profi-Journalisten und ÖVP-Gemeinderat Alfred Worum führt.
Worum hatte Berichter Sinowatz habe im Oktober 1985 schon im burgländischen SP-Vorstand gesagt, man müsse rechtzeitig auf Waldheims braune Vergangenheit hinweisen.
Das inzwischen aus der Partei ausgeschlossene Vorstandsmitglied Ottilie Matisek bestätigt das und brachte als Beweis eine persönliche Mitschrift der Sitzung.
Die Echtheit der Mitschrift wird kriminologisch untersucht.
In letzter Zeit hat sich nun eine politische Debatte an der Frage entzündet, ob die SPÖ hinter der Kampagne gegen den damaligen Präsidentschaftskandidaten der ÖVP steckt.
Der Prozess spielt in diese Debatte natürlich zentral hinein.
Andeutungen in diese Richtung machten nicht nur Matissek, sondern auch noch SPÖ-Frauenchefin Jolanda Offenbeck, Altkanzler Kreisky, der pensionierte Staatsarchivleiter Neck und ein US-Journalist.
Belastet wird dabei vor allem der engste Mitarbeiter des damaligen Bundeskanzlers, Sinowaz Hans Pusch.
Kreisky, Pusch und Offenbeck und auch Neck waren heute als Zeugen geladen.
Aus dem Landesgericht melden sich Gisela Hopfmüller und Manfred Steinhuber.
Nun, ob das Gericht heute der Lösung des Rätsels näher gekommen ist, ob Fritz Inhofer schon im Oktober 1985 von Kurt Waldheims brauner Vergangenheit gesprochen hat oder nicht, das ist sehr fraglich.
Jedenfalls war das Interesse an der heutigen Verhandlung gewaltig.
Der große Saal mit 50 Sitzplätzen war zu klein und nicht nur als Hans Busch und Bruno Kreisky auftraten.
Doch der Reihe nach.
Drei Mitglieder des burgenländischen SPÖ-Vorstandes konnten sich wie ihre Parteifreunde bei den letzten Verhandlungstagen nicht daran erinnern, dass der nun schon sprichwörtliche Satz von Waldheims brauner Vergangenheit gesagt worden sei.
Und zwei von ihnen hatten auch ihre Notizen mitgebracht, die sie bei der Parteivorstandssitzung geschrieben haben.
Und darin kommt der Satz, den Ottilie Matisek mitgeschrieben hat, nicht vor.
Als vierter Zeuge kommt dann Landesrat Helmut Vogl mit einem lauten Guten Morgen in den Saal.
Er wird zum zweiten Mal gehört, weil er bei der ersten Aussage gesagt hat, der Wahlkampf sei gar nicht besprochen worden, der Name Waldheim sei nicht vorgekommen.
Mittlerweile aber gibt es das offizielle Protokoll und da ist davon ausführlich die Rede.
Vogl sagt nun, er habe damals geglaubt, er werde über die Sitzung vom Juni und nicht die vom Oktober 85 gefragt.
In der Oktober-Sitzung habe auch er mitgeschrieben und vor der heutigen Aussage habe er nachgelesen.
Die Zettel habe er dann aber gleich weggeworfen.
Der Satz von der braunen Vergangenheit sei jedenfalls nicht gefallen.
Dann kommt Hans Pusch, der ehemalige Büroleiter von Kanzler Sinowaz.
Er soll Auskunft geben, welchen Wissensstand er und Sinowaz über Waltheims Vergangenheit im Oktober 1985 hatten.
Der Kern seiner Aussage in einem Satz, er habe vor den Veröffentlichungen im Jänner 86 nichts gewusst und auch keine Informationen weitergegeben.
Nachher wiederholt Pusch seine Aussage vor den draußen wartenden Journalisten.
Ich habe das im Laufe des Jahres 1986 durch die diversen Veröffentlichungen erfahren.
Und mir ist es vor allem auch darum gegangen auszuführen, dass die gesamten Akte, deren Wegen Dr. Waldheim die Schwierigkeiten hatte oder hat, die er hatte und hat,
sind Akte, Verschlussakte aus jugoslawischen, norwegischen, amerikanischen Geheimarchiven, aus dem UN-Archiv für Kriegsverbrechen und von der Existenz dieser Akte in diesen Archiven habe ich, genauso wie ich annehme Sie, durch die diversen Veröffentlichungen erfahren.
Sie sind in der Vergangenheit, in den vergangenen Wochen und Monaten in den Medien immer wieder sowas wie eine Schaltstelle in der ganzen Sache angegriffen worden.
Ja, schauen Sie, ich meine, es ist sicherlich jetzt darum gegangen, von verschiedenster Seite her die Causa Waldheim in eine Causa Sinowaz umzuwandeln.
Es gibt sicher welche, die aus welchem immer Motiven
den Dr. Sinovac oder jenen Kanzler, den Dr. Sinovac mitgemacht hat, nicht sehr wohl besonnen sind.
Und wenn es jetzt darum geht, sozusagen den Dr. Sinovac Schwierigkeiten zu machen, muss offenbar ich bis zu einem gewissen Grad mitherhalten.
Ich kann nur sagen, ich habe alle Prozesse,
bisher in meiner Causa gewonnen.
Und ich werde mir auch in Zukunft von niemandem nachsagen lassen, irgendjemanden zu irgendeinem Zeitpunkt verleumdet zu haben.
Herr Dr. Busch, stimmen die Vorwürfe, Sie hätten Akten über die Kriegsvergangenheit des Bundespräsidenten ins Ausland weitergegeben?
Schauen Sie, die Akte des Dr. Waldheim waren im Ausland.
Wir könnten Sie höchstens den Vorwurf machen, dass ausländische Akte nach Österreich gekommen sind, aber auch dieser Vorwurf wäre nicht sehr vernünftig.
Aber es hat ja auch Akte im Inland gegeben.
Ja, im Inland hat es meines Wissens einen Akt gegeben über diese Wehrkarte, oder wie das heißt, und zu dieser Karte habe ich einen Bezug, nämlich jenen, dass ich vom Bundeskanzler beauftragt wurde, eine Weisung an den Generaldirektor dieses Archivs zu schreiben,
wonach diese Karte Journalisten oder Dritten gegenüber nur dann auszuhändigen ist, wenn der betreffende Präsidentschaftskandidat einverstanden ist.
Und meines Wissens nach hat auch der Dr. Waldheim wie auch der Dr. Steirer schriftlich einzelnen Journalisten die Erlaubnis erteilt, diese Werkkarte einzuschauen.
wenn jemand hier wirklich...
wiederholt verleumdet wird, dann bin es ich, weil ich wiederholt als Verleumder bezeichnet wurde.
Und das ist für mich eine wirklich ernstzunehmende Verleumdung.
Und ich gehe auch, wie der Herr Dr. Amhoff gesagt hat, habe ich sämtliche Prozesse in dieser Angelegenheit gewonnen und bin sehr zuversichtlich, auch etwaige weitere noch zu gewinnen.
Es ist fast schon ein Teil meines Lebenseinkommens.
Der von Pusch angesprochene Dr. Amhoff ist übrigens sein Richtsanwalt.
Während also Pusch im Gerichtssaal aussagt, trifft draußen Bruno Kreisky ein.
Sofort stürzen sich die Journalisten auf ihn und fragen ihn, warum er in diesem Prozess aussagt.
Ich wurde beantragt als Zeuge und der Richter hat entschieden, dass ich als Zeuge vernommen werden soll.
Und da ich prinzipiell auch in meiner Zeit als Bundeskanzler in der Partei durchgesetzt habe,
in meiner Partei, dass sich niemand der Zeugenschaft entschlagen darf, auch wenn er Minister ist, muss ich das jetzt erst recht machen.
Es ist nicht angenehm deshalb, weil ich so einen weiten Weg komme.
Und ob sie das dafür steht, da ich keine Zeugengewürfe rechnen werde, so wird das zwar politisch sein für die Gerichte, aber dafür steht uns das eigentlich nicht.
Blitzlichtgewitter gehen über Bruno Kreisky hinweg und die Journalisten umringen ihn.
Und da wird natürlich auch ein wenig geplaudert.
Das hat nichts mit dem Prozess zu tun.
Jetzt kommen immer mehr Fachleute auf die Idee, dass man damals, wie ich vorgeschlagen habe, doch die Quellsteuerheit einführen können.
Und da hat der BG heute einigermaßen den Wort mitgenommen.
Ich habe 1981 das vorgeschlagen.
Können Sie nachausrechnen, dass das ungefähr 50 Milliarden bis jetzt gewesen wäre?
Das müsste sich ja genauso kumulieren wie die Schulden.
Wie gefällt Ihnen denn der Vorschlag, den Finanzminister Latziner jetzt zum Budget gemacht hat?
Ich nehme ja zur Innenpolitik keine Stellung, wie Sie wissen.
Das ist ja nicht wahr, was manche Zeitungen geschrieben haben, dass ich um jeden Preis mitrede.
Ich will um jeden Preis nicht mitreden.
Jetzt habe ich mir seinerzeit den Board nicht wegnehmen lassen nach meiner Operation.
Einerseits, damit die Fotografen nicht so viel Arbeit bekommen.
Und zweitens, weil ich darauf gekommen bin, dass das ein ungeheuer Zeitersparnis ist.
Doch zurück zum Prozess.
Kreiskes Zeugenaussage ist ein ausführliches Referat über die jüngere Vergangenheit, gespickt mit Episoden und mit einer Würdigung Waldheims als UNO-Generalsekretär.
Kreiske erzählt auch, dass er Sinowaz vorgeschlagen habe, Waldheim sollte der gemeinsame Kandidat beider Parteien werden.
Sinovac aber habe gemeint, das könne er seinen Leuten nicht zumuten.
Kreisky darauf, ich habe ihnen ja auch den unbekannten Kirchschläger zugemutet.
Zur Sache selbst, sagt Kreisky, er habe von Waldheims Vergangenheit aus den Zeitungen erfahren und das Material, das ihm Zentralsekretär Fritz Marsch nach Mallorca gebracht habe, das seien Kopien von Dokumenten gewesen, die der jüdische Weltkongress ausgeschickt habe und die aus einem Archiv in Washington stammten.
Auch auf Kreisky warten nach seiner Aussage draußen auf dem Gang schon wieder die Journalisten.
Herr Dr. Kreisky, könnten Sie uns bitte kurz den Kern Ihrer Aussage zusammenfassen?
Alles, was im Interview bestanden ist, nichts anderes.
Und nur natürlich gewisse, sagen wir nähere Umstände, aber nichts anderes.
Da habe ich ja von Sinovac überhaupt nichts gesagt.
Halten Sie es für möglich, dass Dr. Sinovac oder Dr. Pusch schon im Oktober 1985 von dieser Sache gewusst haben können?
Von Szynowac gab ich nichts, sonst hätte er mir das erzählt.
Von Busch habe ich keinen Kontakt gehört.
Der Dr. Bush hat vorher erklärt, wie er aus dem Gerichtssaal kam, er habe keine Akten an ausländische Journalisten weitergegeben.
Akten sicher nicht, weil er keine gehabt hat.
Die Akten, die da hier ich gehabt habe, zum Beispiel, liegen im National Archive in Washington.
Also ich habe keine.
Akten hat es überhaupt keine gegeben.
Eventuell hätte es Fotokopien gegeben, aber Akten direkt natürlich nicht.
Hat er Fotokopien weitergegeben Ihrer Meinung nach?
Ich habe es zu dem gegebenen Zeitpunkt bekommen.
Lässt sich aus Ihrem Satz jetzt entnehmen, dass Sie annehmen, dass Busch Informationen in irgendeiner anderen Art weitergeleitet hat bzw.
die Schaltstelle war, als die in verschiedenen Medien dargestellt wurde?
Ich habe keine.
konkreten Hinweise, was diese Frage betrifft.
Ich habe gewisse... Ich war mit ihm nicht sehr glücklich, das habe ich seinem Chef nie verheimlicht, aber ich habe keine Hinweise, konkreter Art, diesbezüglich.
Sie vermuten es nur.
Nein, das schaue ich mir nicht an.
Das vermute ich, was ich gehört habe, von sehr ehrenwerten Leuten.
Ja?
Soviel von Bruno Kreisky.
Die Verhandlung ist vor wenigen Minuten zu Ende gegangen.
Ein Urteil hat es nicht gegeben.
Die Verhandlung wurde vertagt auf den 12.
Oktober.
Denn da wollen beide Seiten, die Anwälte beider Seiten, noch einige Zeugen hören.
So hat etwa Sinovac-Anwalt Schachter beantragt, dass die SPÖ-Zentralsekretäre Fritz Marsch und Peter Schieder aussagen sollen.
Und die Gegenseite, also Alfred Worms, ein Anwalt Klingspiegel, hat zwei weitere burgenländische SPÖ-Politiker beantragt, mit denen er beweisen will, dass Fred Sinowaz angeblich in einer anderen Sitzung im Burgenland bei einem Bezirksausschuss der SPÖ auch ähnliche Äußerungen gemacht haben soll.
Außerdem ist noch ausständig ein chemisches Gutachten vom Bundeskriminalamt in Wiesbaden über die Mitschrift von Ottilie Matisek.
Darüber gab es nur eine kurze Vorausinformation in einem Satz etwa.
Alles spricht dafür, dass diese Mitschrift in einem Zug gemacht worden ist.
Das Gutachten selbst wird allerdings erst nächstes Mal vorliegen und Anwalt Schachter, der Anwalt von Sinowaz, will dabei auch die Gutachter aus Wiesbaden selbst befragen.
Soviel vom Prozess und damit zurück ans Studio.
Danke Manfred Steinhuber, danke Gisela Hopfmüller, ein Prozessbericht also vom Prozess.
Sinowaz ging warm mit prominenten Zeugen.
Dr. Hans Pusch hat sich vehement verteidigt gegen die Vorwürfe.
Bruno Kreisky war doch sehr zurückhaltend.
Der zweite Prozessbericht, auf den wir gehofft haben für die Sendung, immer noch ein bisschen hoffen, der vom Auftakt des Rüstprozesses in Moskau.
Dieser Bericht ist leider bei uns noch nicht eingetroffen, gibt Leitungsprobleme mit der sowjetischen Hauptstadt.
Wir ziehen einen Kulturbericht vor.
Nach zwölfjähriger Pause spielt Sabine Sinjen wieder in Österreich.
Sie probt am Wiener Volkstheater Wilder Honig nach Tschechow und liest nächsten Dienstag Schnitzlers Freundin Else im Tabakmuseum.
Das nicht alltägliche Schicksal von Sabine Sinjen beschäftigt nicht nur die Boulevardpresse.
Mit 14 drehte sie bereits den ersten Film und machte eine steile Film- und Bühnenkarriere.
Mit 21 heiratete sie den wesentlich älteren Regisseur Peter Bovee, der im Feuer verstorben ist.
In Wien ist sie jetzt mit ihrem zweiten Mann und ihrem Sohn.
Vor zweieinhalb Jahren erkrankte sie an einem Gehirntumor hinter dem rechten Auge.
Um die Spuren der Operationen zu verbergen, trägt Sabine Sinjen nun die Haare tiefer ins Gesicht gezogen.
Zum ersten Mal erzählt sie im Gespräch mit Eva-Maria Klinger von ihrer Krankheit und deren Bewältigung.
Zunächst aber davon, dass sie eigentlich mit Boy Gobert schon vor einem Jahr nach Wien übersiedelt wäre.
Ich bin mit dem Klaus-Maria Brandauer nach Hamburg und dort
haben wir zusammen beim Gobert gespielt und dann wollte ich gerne auch mal wieder in ein Ensemble.
Und da bin ich beim Boy geblieben, bin mit ihm nach Berlin und wir wollten eigentlich alle nach Wien.
Und dann wollte ich in Berlin bleiben durch meine Krankheit.
Dann wollte ich mich nicht mehr wegtrauen von meinen Ärzten.
Angesichts dieser dramatischen Krankheit, die Sie hoffentlich hatten,
Ändert sich das Leben vollkommen?
Ja.
Das ist 101.
Das ist völlig neu.
Zum Beispiel, dass ich jetzt in Wien bin, hat absolut auch damit zu tun, dass ich einmal Abstand, einen Moment haben möchte von Berlin, von all den Wegen und was man alles erlebt hat.
Zum Zweiten kann ich jetzt mit meinem Sohn in den Fiaker steigen.
Wir machen nachher
Eine Viaker-Rundfahrt und das mit meinem Sohn zusammen, das finde ich wunderschön, darauf freue ich mich riesig.
Ich finde das so schön mit ihm zusammen und mit meinem Mann zusammen.
Diese Stadt, die für mich so viel einfach bedeutet, zusammen zu erleben, das ist so bewusst und das ist gut.
Man geht einfach kostbarer mit der Zeit um, sehr wachsam.
Man muss sagen, dass Sie eine sehr tapfere Frau sind, die noch dazu einen Beruf, bei dem man ja eigentlich auch ständig nicht nur seinen Körper, auch sein Gesicht herzeigen muss, dass Sie diesen Beruf unbeirrt wieder aufgenommen haben.
Unbeirrt nicht, aber ich versuch's.
Das ist ein schöner Zustand,
zu versuchen und selber mehr Freude auch an dem Beruf zu haben.
Früher war das oft ein, ich habe wahnsinnig gewütet teilweise.
Ich habe mich so geärgert und leider fange ich schon wieder an mich zu ärgern.
Ist aber ein gutes Zeichen vielleicht.
Ich habe neulich in Berlin
auf einer Probe, da habe ich so einen Stecken, weil es ja nicht reicht, dass ich mit dem einen Auge nicht sehe.
Nein, ich wollte auch noch humpeln, also was Blödes.
Und dann habe ich mich über was geärgert und den so zertrümmert.
Und dann eine halbe Stunde wie eine Wilde gespielt.
Also es setzt schon einen ganz schönen Motor frei.
Was ich mir immer sage ist, wenn du spielst, dann spiel auch für dich.
Hab Freude an dem,
wie man spielen kann.
Sie haben Ihr Programm, in dem Sie ursprünglich Ingeborg Bachmann lesen wollten, geändert.
Warum?
Ich musste sie weglegen vor zwei Monaten und lese jetzt Fräulein Else, weil die Ingeborg Bachmann mich so
sehr betroffen und wiederum sehr traurig gemacht hat.
Und ich will nicht im Moment in diese Form der Traurigkeit, die ihr großes Recht hat.
Man sieht das Leben von der Ingeborg Bachmann.
Das hatte alles seine große Berechtigung.
Und ich will im Moment nicht in diesen Sog gehen.
Obwohl Sie doch noch eine junge Schauspielerin sind, gibt es Sie schon sehr lange.
30 Jahre.
Dieses Jahr genau 30 Jahre im Juli.
14, den ersten Film gemacht.
Aber es gibt mich noch viel länger.
Ich habe schon mit 8 gespielt im Schauspielhaus in Hamburg.
Pilze und Hasen und Schafe und alles mögliche.
Könnten Sie sich vorstellen,
nicht zu spielen.
Ich war kaum aus der Klinik, da war ich schon in Salzburg beim ORF und habe mit dem Walter Schmiedinger mein erstes Hörspiel gemacht.
In der Gluthitze, mit irgendeiner Brille, mit irgendeiner Augenklappe, aber ich habe es getan.
Und im August habe ich schon wieder Salome probiert und gleich danach den Richard.
Und immer habe ich mir vorher gesagt, wie der Arzt gesagt hat, ja, aber dann werden sie so aussehen, habe ich gesagt, das ist ganz richtig, dann komme ich einmal dazu, zu leben und nicht dauernd in irgendwelchen
Prozessen im Beruf zu sein, sondern einfach da zu sein.
Das habe ich mir gedacht und habe das auch eigentlich als was sehr Schönes empfunden.
Und Sie sehen, komm, stehe ich auf zwei Füßen.
Aber ich weiß nicht, das wird sich zeigen.
Und das ist eben ein guter Zustand, dass alles in Ordnung ist, dass ich nicht irgendwas will, sondern dass ich mich
fühlen kann.
Ich habe gelesen, dass sie gar nicht ungern 40 geworden sind, weil sie sich darüber gefreut haben, dass sie vielleicht auch ein kleines bisschen ruhiger geworden sind.
Ich habe mich am meisten gefreut, dass ich 45 wurde, falls sonst wäre ich ja vorher tot.
Also da über älter werden mit Wonne, ich habe keine Probleme damit.
Mit der deutschen Schauspielerin Sabine Sinjen hat Eva-Maria Klinger gesprochen.
Drei Monate nach seiner spektakulären Landung auf dem Roten Platz in Moskau muss sich der 19-jährige Hamburger Sportflieger Matthias Rust ab heute in einem dreikärgigen Prozess vor dem obersten Gericht der UDSSR für dieses Husan-Stück verantworten.
Das mögliche Strafmaß, gegen das es keine Berufung gibt,
variiert zwischen einer Geldstrafe und zehn Jahren Haft.
Die Richter haben also einen großen Spielraum, in dem möglicherweise auch außenpolitische Erwägungen ihren Stellenwert haben könnten.
Der Prozess ist öffentlich, deutsche Korrespondenten haben Zugang.
Russaktion, die ihn in Deutschland populärer gemacht hat als den Tennis der Boris Becker, war eine Blamage für die sowjetische Luftabwehr und hat nicht nur deren Chef das Amt gekostet, sondern bekanntlich auch den Verteidigungsminister Sokolov.
Unser Franz Kössler hielt keinen Zutritt zum Prozess, deshalb der Bericht des deutschen Kollegen Hans-Peter Riese.
Um 10 Uhr heute Morgen begann vor dem obersten Gericht der Sowjetunion in Moskau der Prozess gegen Matthias Rust.
Der Angeklagte wurde von zwei Soldaten auf die Anklagebank geführt.
Er trug einen blauen Anzug und eine hellblaue Weste und wirkte gefasst, aber blass.
Nach der Vernehmung zur Person, die Matthias Rust in deutscher Sprache beantwortete, was von zwei Dolmetschern dem Gericht in die russische Sprache übersetzt wurde, begann eine Protokollbeamtin die Anklageschrift zu verlesen.
Diese Verlesung dauerte mehr als eine halbe Stunde und enthielt eine ganze Reihe von Zitaten aus den Vernehmungsprotokollen von Matthias Rust.
Im Wesentlichen ist Matthias Wurst dreier Delikte angeklagt.
nämlich die illegale Einreise in die Sowjetunion, die illegale Benutzung und Verletzung des Luftraums der UdSSR sowie des groben Rauditums bei der Landung auf dem Roten Platz in Moskau.
Nach Verlesung der Anklage gab das Gericht dem Angeklagten Gelegenheit zu einer Stellungnahme und Matthias Rust bekannte sich in allen drei Anklagepunkten für schuldig.
Er sagte dann in seiner späteren Vernehmung, er habe inzwischen eingesehen, dass sein damaliger Standpunkt, dieser Flug und die Landung stellten keine Gefährdung von Menschen und Sachen dar, falsch gewesen sei.
In seiner späteren Vernehmung nahm er allerdings einen Punkt der Anklage zurück.
Das heißt, hier bekannte er sich nicht für Schuldung, nämlich den Punkt des groben Rauditums, das ihm vorgeworfen wird.
Das will er nicht wahrhaben.
In der Vernehmung, die bis genau 14 Uhr dauerte, verwickelte sich allerdings Matthias Rust in eine ganze Reihe von Widersprüchen.
Er versuchte, dem Gericht klarzulegen, dass er politische Motive gehabt habe, um diesen Flug zu unternehmen.
Er wolle die Weltöffentlichkeit wach rütteln, wie er sagte.
Und der Richter nahm dieses deutsche Wort auf, aber man merkte ihm an der Reaktion an, dass er skeptisch war.
Er fragte Matthias Rust mehrmals, warum er denn nicht vorher auf legalen Wegen versucht habe,
an die Regierungen der Welt zu appellieren.
Und bei allen seinen konkreten Fragen musste Matthias Rust bekennen, dass er weder der deutschen Friedensbewegung angehört habe, noch einen solchen legalen Versuch unternommen hat.
Matthias Rust versuchte dann, dem Gericht klarzumachen, dass aus der Sicht eines Fliegers, also aus seiner Sicht, seine Landung auf dem Roten Platz oder in der Nähe des Roten Platzes, wie es ja richtig ist, zu sagen, keine Gefährdung dargestellt habe.
Der Richter hingegen versuchte in den Fragen herauszufinden, ob Matthias Wurst einerseits mit Vorsatz gehandelt hatte und andererseits fahrlässig.
Er machte ihn zum Beispiel darauf aufmerksam, dass in seinen Tanks noch erheblich viel Benzin gewesen ist, als er in einer Höhe von etwa 10 bis 15 Meter den dicht begangenen roten Platz überflogen habe.
Daraufhin räumte Matthias Wust am Schluss ein, dass es auch bei seinem Fluch und bei seiner Landung zu einer Katastrophe hätte kommen können.
Heute Nachmittag oder spätestens morgen wird als erste Zeugin der Verteidigung die Mutter Matthias Wust vor Gericht aussagen.
Sie ist zusammen mit ihrem Mann und dem jüngsten Sohn der Familie Ingo im Gericht anwesend.
Hans-Peter Riese aus Moskau und wir schließen das Journal mit Kurzmeldungen.
Österreich.
Im Prozess von SPÖ-Chef Sinowaz gegen den Journalisten Alfred Worm sagten heute der frühere Sinowaz-Berater Hans Pusch und Altbundeskanzler Bruno Kreisky als Zeugen aus.
Pusch erklärte, er habe über die Causa Waltheim erst im Jänner 1986 durch Veröffentlichungen erfahren.
Er habe vorher nichts darüber gewusst und nichts weitergegeben.
Kreisky erklärte bei der Einvernahme, er habe Waldheim, Sinovac als gemeinsamen Kandidaten beider Parteien vorgeschlagen.
Das Material, das ihm Zentralsekretär Marsch überbracht habe, habe aus Kopien von Dokumenten des jüdischen Weltkongresses aus einem amerikanischen Archiv bestanden.
Sozialminister Dallinger, Wirtschaftsminister Graf und Sozialpartnervertreter führen am Nachmittag in Wien ein Gespräch zum Thema Ladenschluss.
Eine Umfrage der Wiener Handelskammer hat ergeben, dass eine knappe Mehrheit der Einzelhandelskaufleute für einen langen Einkaufsabend pro Woche eintritt.
Auf die Frage nach einem langen Einkauf Samstag pro Monat gab es dagegen mehr ablehnende als zustimmende Antworten.
Bundesrepublik Deutschland.
Bundeskanzler Kohl hat seinen bedingten Verzicht auf die umstrittenen Pershing-1A-Raketen der Bundeswehr als wesentlichen Beitrag zu einer Großmächteeinigung über den völligen Abbau der Mittelstrecken-Atomwaffen bezeichnet.
In einer Sondersitzung des Bundestages in Bonn sagte Kohl, diese Entscheidung weise in die Zukunft.
Und nun die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
Starke Bewölkung und Regenschauer.
Nachmittagstemperaturen 19 bis 24 Grad.
Na ja, ausführlichere Nachrichten gibt es wiederum.