Mittagsjournal 1987.09.30

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, zum Mittagsjournal vom 30.
    September begrüßt Sie Udo Bachmeier.
    Wie gewohnt zu Beginn wieder einige Anmerkungen zu unserer Themenpalette.
    Tragendebatte im Parlament vor dem Hintergrund des Misstrauensantrags der steirischen ÖVP-Abgeordneten gegen ÖVP-Verteidigungsminister Lichal.
    Stichwort Föst-Waffenexport-Skandal.
    Wir erwarten eine Reaktion auf den jetzt angeblich erbrachten Nachweis, dass Föst-Kanonen nie über Libyen, sondern illegalerweise immer direkt an den Iran gegangen sind.
    Wir erwarten dazu eine Reaktion von Föst-General Lewinsky.
    Verstaatlichtenminister Streicher äußert sich zur Zergliederung der verstaatlichten Industrie.
    Österreich taucht erstmals im Jahresbericht der Gefangenenhilfeorganisation Amnesty International auf, der Polizei werden Misshandlungen, ja sogar Elektroschockfolter vorgeworfen.
    FPÖ-Chef Haider bringt erneut scharfe Kritik an den Pensionsreformplänen an.
    Meine Freunde, meine Feinde, so lautet der Titel eines heute präsentierten Buches des Milliardenschonglörs Bela Rablbauer.
    Der Buch 500 feiert sein 30-Jahr-Jubiläum.
    Kanzler Franitzki trifft heute in Ungarn mit Parteichef Kadar zusammen.
    In Italien tobt ein Streit rund um den katholischen Religionsunterricht.
    Und von der Kulturredaktion erfahren Sie mehr vom gemeinsamen Gulda-Anunkur-Konzert in Wien.
    Wir beginnen mit den Nachrichten, zusammengefasst von Fedor Aholi.
    Es liest Ingrid Amon.
    Österreich.
    Die erste Nationalratssitzung nach der Sommerpause hat mit einer Fragestunde begonnen.
    Im Mittelpunkt der heutigen Sitzung steht die Absicht steirischer ÖVP-Abgeordneter, einen Misstrauensantrag gegen Verteidigungsminister Lichal einzubringen.
    ÖVP-Klubobmann König sagte, der Misstrauensantrag sei verfehlt, weil Lichal mit den Drakenflugzeugen ein Erbe aus der früheren Regierung übernommen habe.
    Innerhalb der ÖVP werde der Antrag keine Konsequenzen haben.
    Der Aufsichtsrat der Chemie Linz AG hat die Aufteilung des verstaatlichen Unternehmens in vier Branchengesellschaften beschlossen.
    Der Pharma-Bereich wird 1500 Mitarbeiter beschäftigen.
    Der Bereich Agrarchemie, Düngemittel und Pflanzenschutz 3000 Mitarbeiter.
    Im Bereich Spezial- und Großchemikalien werden 1800 Personen arbeiten.
    Im Bereich Petrochemie und Kunststoff, der mit der Petrochemie Danubia, der ÖMV, verschmolzen wird,
    2100 Personen.
    Die Aufgliederung in die vier Gesellschaften wird rückwirkend mit 1.
    Jänner 1987 vollzogen.
    Die Steierdaimler Puch AG hat heute 112 Angestellte gekündigt.
    Ursprünglich wollte das Unternehmen 165 Personen abbauen, der Betriebsrat erreichte aber eine Verringerung der Kündigungszahl.
    Bei den Arbeitern dürften in den nächsten Tagen 800 Kündigungen ausgesprochen werden.
    Die Verhandlungen über die Kollektivverträge der Metallarbeiter sind auf 13.
    Oktober vertagt worden.
    Die Metallarbeitergewerkschaft verlangt eine Erhöhung der Istlöhne um zweieinhalb und der Kollektivvertragslöhne um viereinhalb Prozent.
    Die Unternehmer boten gestern Abend ein Prozent bei den Istlöhnen und eineinhalb Prozent bei den Kollektivvertragslöhnen.
    Ungarn.
    Bundeskanzler Franitzki ist heute, am zweiten Tag seines offiziellen Besuches, mit Staatspräsident Nemet und Parteichef Kadar zusammengetroffen.
    Gestern hat Franitzki mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Gross die gegenseitigen Beziehungen und Fragen der internationalen Politik erörtert.
    Der Bundeskanzler unterzeichnete auch ein Abkommen über eine gemeinsame Weltausstellung 1995 in Wien und in Budapest.
    USA.
    Vizekanzler Außenminister Mock sieht bei seinen Gesprächen mit amerikanischen Spitzenpolitikern ein massives Interesse der Amerikaner, die Beziehungen zu Österreich auszubauen.
    In einem Interview für das Morgenjournal sagte Mock, bei den Unterredungen in Washington sei die Anerkennung Österreichs als neutraler Staat und als Asylland hervorgestrichen worden.
    Mock berichtete auch über eine Lockerung des diplomatischen Boykotts gegenüber Bundespräsident Waldheim.
    Es sei ihm mitgeteilt worden, dass alle amerikanischen Vertretungen im Ausland angewiesen wurden, bei Besuchen Waldheims in Drittländern genau nach Protokoll vorzugehen, sagte der Minister.
    Mock meinte, das amerikanische Einreiseverbot für den Bundespräsidenten überschattet zwar die Beziehungen, dürfe sie aber nicht belasten.
    Heute wird der Außenminister seine Ansprache vor der UNO-Vollversammlung halten.
    Sowjetunion.
    Parteichef Michael Gorbatschow hat ihn ungewöhnlich deutlicherweise die Grenzen seiner Politik der sogenannten Perestroika, zu Deutsch Umbau, abgesteckt.
    In einer Ansprache vor einer Delegation französischer Politiker, Wissenschaftler, Geistlicher und Autoren sagte der Kreml-Chef, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Sowjetunion gebe es Leute, die die sowjetische Öffnung ausnutzten, um extremistische und antikommunistische Elemente aufzuwiegeln.
    Versuche, die sowjetische Gesellschaftsordnung anzuschwärzen und den Demokratisierungsprozess zu missbrauchen, würden bekämpft, erklärte Gorbatschow.
    Es werde keinen sozialen und politischen Umsturz in der UdSSR geben.
    Nach dem Jahresbericht der Gefangenenhilfeorganisation Amnesty International ist die Lage der Menschenrechte international trotz leichter Verbesserung nach wie vor alarmierend.
    In dem Bericht werden 129 Länder aufgezählt, in denen Menschenrechtsverstöße registriert worden sind.
    Die Vorwürfe reichen von Folterungen und dem sogenannten Verschwindenlassen politisch missliebiger Personen bis zu Hinrichtungen und politischen Morden.
    Amnesty International kritisiert weiters die Verschärfung von Asylbestimmungen in zahlreichen europäischen Ländern, in den USA und in Kanada.
    Viele Flüchtlinge werden abgeschoben, auch wenn ihnen in ihrem Herkunftsland Gefangenschaft, Folter oder der Tod droht.
    Philippinen
    Nach dem Aufkommen neuer Putschgerüchte ist die Lage in Manila gespannt.
    Die Regierungstruppen haben strategisch wichtige Positionen im Norden der Stadt besetzt, um einen möglichen Rebellenangriff zu verhindern.
    Zugleich wurde die Bewachung des Präsidentenpalastes verstärkt.
    Ein Armeebataillon wurde auf den Truppenübungsplatz nördlich von Manila verlegt, von dem der Putschversuch am 28.
    August ausgegangen ist.
    Anlass für die Maßnahmen waren Truppenbewegungen auf der philippinischen Hauptinsel Luzon.
    Ein lokaler Radiosender meldete, möglicherweise seien Begleittruppen von Armeechef Ramos bei einer Inspektionsfahrt versehentlich für Rebellen gehalten worden.
    Indien, Pakistan.
    Pakistanische Truppen haben nach indischen Regierungsangaben in den vergangenen acht Tagen indische Stellungen in dem von beiden Staaten beanspruchten Kashmir angegriffen.
    Das indische Außen- und Verteidigungsministerium teilte mit, die Pakistaner hätten Artillerie und Raketenwerfer eingesetzt, seien aber mit schweren Verlusten zurückgeschlagen worden.
    Die Gefechte sind unterdessen wieder abgeflaut.
    Pakistan hat bisher nicht offiziell Stellung genommen.
    Polen.
    Der 41-jährige Bergsteiger Jerzy Kukucka hat nach dem Südtiroler Reinhold Messner als zweiter Mensch alle 14 Achttausender der Erde bezwungen.
    Den letzten Gipfelsieg errang er nach Angaben der Nachrichtenagentur PAP am 18.
    September auf dem 8.013 Meter hohen Shishapangma.
    Während Reinhold Messner für seine 14 Gipfelsiege 16 Jahre brauchte, absolvierte Kokutschka seine Achttausender in der halben Zeit.
    Am Beginn stand der Annapurna im Februar 1979.
    Die Wetterlage.
    Ein mächtiges Skandinavienhoch bestimmt das Wettergeschehen im Alpenraum.
    An seiner Ostflanke gelangen weiterhin recht kühle Luftmassen nach Mitteleuropa.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Norden und im Osten durchzugstärkere Wolkenfelder.
    Vereinzelt auch Regenschauer möglich.
    Sonst meist heiter.
    Mäßiger Wind aus nördlicher Richtung.
    Nachmittagstemperaturen 10 bis 15.
    Frühtemperaturen 0 bis 5 Grad.
    Örtlich Morgenfrost.
    Die Wetteraussichten für morgen.
    Sonnig, aber kühl.
    Schwacher bis mäßiger Wind.
    Tageshöchsttemperaturen 11 bis 16 Grad.
    Die Vorschau auf übermorgen Freitag.
    Keine Wetteänderung.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 12 Grad.
    Eisenstadt, Heiter, 12 Grad, Südwind 15 Kilometer in der Stunde.
    St.
    Pölten stark bewölkt, 10.
    Linz, Heiter, 11.
    Salzburg, Heiter, 11.
    Nordost, 20.
    Innsbruck, Heiter, 12.
    Ost, 10.
    Bregenz, Heiter, 11.
    Nordwest, 10.
    Graz stark bewölkt, 12.
    Und Klagenfurt wolkig, 10 Grad.
    Ostwind, 10 Kilometer in der Stunde.
    Die Zeit 12.10 Uhr ist es jetzt.
    An den Beiträgen zur aktuellen Innenpolitik wird noch gearbeitet.
    Wir bieten Ihnen daher zu Beginn eine der ungewöhnlichsten Buchpräsentationen der letzten Jahre.
    Im Café Landmann in Wien wurde heute nämlich ein Buch mit dem literarischen Titel »Meine Freunde, meine Feinde« vorgestellt.
    Der Buchautor selbst war leider verhindert, an der Präsentation teilzunehmen, da er seit rund einem Jahr in Untersuchungshaft einsitzt.
    Die Rede ist vom neuesten Streich des Milliarden-Jongleurs, zeitweiligen ÖVP-Financiers und monatelang von der Interpol gesuchten Vorarlberger Geschäftsmannes Bela Rablbauer.
    Von der Präsentation berichtet Fritz Besata.
    Bela Rablbauer ließ schön grüßen.
    Er selbst, so ließ er heute, die zur Präsentation seines Buchs erschienenen Journalisten auf Tonband wissen.
    Er selbst könne leider nicht kommen, da er keinen Ausgang aus der Untersuchungshaft erhalten habe.
    Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie sehr herzlich, diesmal auf eine etwas ausgefallene Art, direkt aus der Staatspension in der Landesgerichtsstraße in Wien.
    Es freut mich, dass Sie zu meiner Buchpräsentation erschienen sind, es tut mir aber umgekehrt sehr leid, dass ich nicht selbst dabei sein kann.
    Ich hätte dieses
    Ich hoffe nette Ereignisse, gerne mit Ihnen, mit einem Gläschen Sekt gefeiert.
    Meine Freunde, meine Feinde, so der Titel des 155-seitigen Büchleins, erschienen im Uhlen Verlag, ist die Lebensbeichte eines schillernden Mannes, der sich in der Grauzone zwischen legalen Geschäften und Kriminalität bewegt.
    So jedenfalls ein wörtliches Zitat aus dem Vorwärts des Buchs.
    Tatsächlich sitzt Rablbauer, nachdem er ein Jahr lang in Auslieferungshaft in den USA eingesessen war, jetzt bereits ein weiteres Jahr in Untersuchungshaft in Wien, weshalb auch sein prominenter Anwalt Eduard Wegrostek auch eine Beschwerde beim Straßburger Gerichtshof wegen Verstoßes gegen die Menschenrechte einbringen wird.
    Jüngste Vermutung Rabelbauers über die Gründe seiner langen Untersuchungshaft.
    Er habe dem grünen Abgeordneten Walter Geier mündliche Informationen über angeblich illegale Waffengeschäfte der Voest gemacht.
    Nunmehr versuche man durch die Verlängerung der Untersuchungshaft, ihn daran zu hindern, im Ausland sicher verwahrte Unterlagen an Geier weiterzugeben.
    Geier bestätigt dieses Gespräch.
    Er meint jedoch, die Voest-Information sei durch die jüngste Entwicklung bei der Firma Voest überholt.
    Pech für Rablbauer also, über den der Vorwortverfasser schreibt, er sei der Typ des tragischen Verlierers, aber auch ein grandioses Steher auf Männchen.
    Pech auch für Bela Rablbauers Gattin, die wie ihr Mann an der heutigen Buchpräsentation teilnehmen wollte.
    Jedoch so die Information auf dem Weg zum Eiskasten über ihren Hund stolperte und sich schwer verletzte.
    Rablbauers Gattin schickte folgendes Telegramm.
    Nachdem eine Verschlechterung meines Gesundheitszustandes als Folge eines Unfalles mit Verdacht auf Schädelfraktur meine Teilnahme an der Präsentation des Buches meines Mannes unmöglich macht, bitte ich allen anwesenden Damen und Herren, meinen Dank für ihr Kommen auszusprechen.
    Wer das Buch liest, und ich hoffe, es werden viele sein,
    wird Einblick erhalten in die Welt meines Mannes und vielleicht einen Teil seiner Handlungsweise verstehen.
    Mit der Bitte, meine Abwesenheit zu entschuldigen und nicht zu missdeuten, verbleibe ich Ihre Marlene Rablbauer."
    Durch keine widrigen Umstände am heutigen Kommen gehindert war hingegen eine Tochter Rablbauers, die auch gar nicht leugnete, am finanziellen Erfolg des Buchs ihres Vaters interessiert zu sein.
    Warum soll man das nicht so präsentieren, wie wir das machen?
    Ich sehe da überhaupt kein zu viel Theater um das Ganze, weil er ist sicher ein sehr bekannter Mann nach dem Namen.
    Ich finde das richtig so.
    Durch das, dass mein Vater in U-Haft ist, ist die Familie finanziell nicht gerade, dass man sagt, es geht ihnen sehr gut.
    Und dieses Buch soll auch dazu beitragen, dass die finanzielle Lage der Familie sicherlich besser wird, weil es muss ja nicht nur mein Vater bei Wasser und Brot sitzen.
    Der bei Wasser und Brot darbende Bela Rablbauer hatte sich für den von ihm erhofften heutigen Ausgang schon ein opulentes Mal ausgedacht, das mit Kiroyal als Aperitif und gratinierter Gansleber auf Erbsenpüree und einem guten Schluck Budweisers hätte beginnen sollen.
    So bleibt Rablbauer nur die Bitte aus dem Gefängnis, sich wenigstens an seinem Buch zu deliktieren.
    Wenn Sie dieses Buch lesen, denken Sie daran, und wenn Sie mal Zeit haben, das ist gerade vorm Abend, vorm Schlafen, vorm Einschlafen, dann beten Sie vielleicht auch mal für mich.
    Die Gefangenenhilfeorganisation Amnesty International hat in London und Wien den Jahresbericht 1987 präsentiert.
    Generell, so stellt Amnesty fest, hat sich die Lage der Menschenrechte weltweit etwas gebessert, doch Grund zur Freude besteht angesichts von politischen Morden, Folter, Langzeithaft und politisch motivierter Verfolgung oder Verschwinden nicht.
    Besonders verweist Amnesty auf die Situation der politischen Häftlinge in Südafrika, Kolumbien, Nicaragua, Chile, Äthiopien und der Türkei.
    In der UdSSR konstatiert die Organisation eine leichte Besserung der Menschenrechtslage, kritisiert allerdings, dass nach wie vor politische Oppositionelle in psychiatrischen Anstalten eingesperrt sind.
    Die USA werden wegen der Rekordzahl von Hinrichtungen im Vorjahr angeprangert.
    1838 Menschen befinden sich in Todeszellen und warten auf ihre Exekution.
    In einem wesentlichen Punkt unterscheidet sich der vorliegende Menschenrechtsbericht des Friedensnobelpreisträgers Amnesty von allen vorangegangenen.
    Erstmals findet sich im Abschnitt Europa auch ein Kapitel über Menschenrechtsverletzungen in Österreich.
    Michael Kerbler informiert.
    Österreichs Sicherheitsorgane geraten einmal mehr in den Verdacht, Prügelpolizisten in ihren eigenen Reihen zu dulden.
    Es ist die Gefangenenhilfeorganisation Amnesty International, die erstmals in ihrer Geschichte Österreich in den Jahresbericht aufgenommen hat.
    Der Grund, glaubwürdige Anschuldigungen, die von Personen erhoben wurden, die in Polizeihaft misshandelt, ja sogar mit Elektroschocks malträtiert worden sein sollen.
    Mag.
    Franz Schneider, Vorsitzender von Amnesty Österreich, erläutert die Sachlage.
    Es geht um zwei ganz konkrete Fälle von Übergriffen durch Polizeiorgane, von Misshandlungen, die man auch als Folter bezeichnen kann.
    Die sind nachgewiesen, erwiesen.
    Es geht nun darum, dass die österreichischen Behörden entsprechend darauf reagieren.
    Sie wurden angesprochen von Amnesty International aus dem Ausland, aus London, von unserem internationalen Sekretariat.
    Es gab auch Reaktionen darauf, aber die sind doch noch nicht zufriedenstellend.
    Es ist für Österreich kein Ruhmesblatt.
    Aber man möge bedenken, dass nicht derjenige, der derartige Vorkommnisse aufzeigt, der Schuldige ist, sondern diejenigen, die sie verursachen.
    Die beschuldigten Polizeibeamten, die mit den Verhören der beiden Männer beauftragt waren, haben in Ministeriums internen Untersuchungen vehement bestritten, mit physischer Gewalt gegen die Häftlinge vorgegangen zu sein.
    Wie so oft in Fällen behaupteter Misshandlung in Polizeigewahrsam steht also Aussage gegen Aussage.
    Der Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Dr. Georg Danzinger, erklärt zu den Foltervorwürfen,
    Wir haben es aber nicht dabei bewenden lassen, auf der einen Seite die Angaben der Häftlinge und auf der anderen Seite die Angaben der Beamten zur Kenntnis zu nehmen, sondern wir haben in beiden Fällen die Justiz eingeschaltet und es ermöglicht, dass durch ein unabhängiges Gericht die Angelegenheit untersucht wird.
    In einem Fall wurde das Verfahren bereits eingestellt seitens der Justiz.
    Im anderen Fall ist das Verfahren, soweit ich informiert bin, noch nicht abgeschlossen.
    Amnesty International ist mit den Antworten aus dem Wiener Innenministerium noch nicht voll zufrieden.
    Einige Fragen der Menschenrechtsschützer blieben unbeantwortet.
    Dennoch betonte Amnesty Österreich Vorsitzende Magister Schneider.
    Ich glaube, wir können soweit Vertrauen haben in die österreichischen Behörden, dass sie derartige Vorkommnisse untersuchen.
    Es ist ein Unterschied, ob Übergriffe, Misshandlungen und Folter von einem staatlichen Organ, von den Obligkeiten angeordnet und gebilligt werden oder ob sie untersucht werden, wenn sie vorkommen und abgestellt werden.
    Österreichs Innenminister Karl Blecher, bekannterweise Ehrenkuratoriumsmitglied von Amnesty Österreich, wird in nächster Zeit noch öfter Post aus London erhalten.
    Denn weitere fünf Fälle von Misshandlungen österreichischer Staatsbürger im Polizeigewahrsam liegen dem Amnesty-Ermittlungsbüro in der britischen Hauptstadt vor.
    Generaldirektor Danzinger spricht von einem geringen Prozentsatz schwarzer Schafe, wörtlich von ungeliebten Polizisten, die das Image der Polizei in Verruf brächten.
    Dass in Österreichs Polizeiwachstuben geschlagen werde, um die Aufklärungsrate bei Verbrechen aufzubessern, weist der Polizeibeamte entschieden zurück.
    Ich kann nicht ausschließen, dass der eine oder andere eine derartige Meinung vertritt,
    Wert ist keineswegs als ein Zeichen besonderer Qualität polizeilicher Arbeit, wenn Erfolge nur durch derartige Methoden erreicht würden.
    Unbestritten bleibt, seit Jahren registrieren Volksanwaltschaft, Privatvereine, wie etwa der Verein zur Wahrnehmung der Menschenwürde unter der Staatsgewalt, Medien und Innenministerium Beschwerden und Anzeigen wegen Misshandlungen durch Sicherheitsorgane.
    Diese Übergriffe beziehungsweise schwerwiegenden Verdachtsmomente haben Amnesty International dazu veranlasst, Österreich neben 128 anderen Staaten im diesjährigen Jahresbericht zu erwähnen.
    Das Hauptaugenmerk der Öffentlichkeit will Amnesty mit dem vorliegenden Jahresbericht auf die immer restriktivere Asylpolitik zahlreicher Staaten Nordamerikas und Europas richten.
    Viele Flüchtlinge würden abgeschoben, auch wenn ihnen in ihrer Heimat Gefangenschaft, Folter oder gar Tod drohe.
    Dazu Mag.
    Franz Schneider, der die Asylpraxis Österreichs beurteilt.
    Wir bemerken eine Tendenz der restriktiveren Haltung gegenüber Asylwerbern und Flüchtlingen.
    die sich auch in Österreich etwas durchschlägt.
    Wir haben vor allem in den letzten Tagen ganz konkrete Informationen bekommen und konkrete Fälle zur Behandlung gehabt, dass Leute in Schubhaft genommen wurden, dass ihnen die Möglichkeit, um Asyl anzusuchen, zumindest erschwert wurde.
    Und es war in ganz konkreten einzelnen Fällen notwendig, mit Hilfe von Rechtsanwälten und Interventionen zu verhindern, dass Menschen abgeschoben wurden.
    Vor allem in solche Länder, von denen wir annehmen, dass sie dort Gewissensgefangene werden.
    Das, worum sich Amnesty letzten Endes kümmern muss.
    Resümierend vermerkt Amnesty International, solange Menschenrechtsverletzungen nicht ausgerottet sind, werden verzweifelte Menschen, deren Leben zerrüttet und deren Familien auseinandergerissen wurden, versuchen Staatsgrenzen zu erreichen, wo sie sich in Sicherheit wehnen, vor Kerker, Folter und Tod.
    Sie hatten einen Bericht von Michael Kerbler.
    Übrigens, die Grünen haben am Vormittag erklärt, sie würden das Thema Polizeiübergriffe zu einem zentralen Thema ihrer parlamentarischen Herbstarbeit machen.
    Etwa 60 schriftliche Anfragen betreffend Polizeiübergriffe an Minister Blecher seien in Ausarbeitung.
    Bei der Aufklärung von Polizeiübergriffen, so der grün-alternative Abgeordnete Peter Pilz wörtlich, drücke die Justiz beide Augen zu.
    Rund um die vermutlich illegalen Föst-Waffenlieferungen an den Iran sorgte jetzt die Zeitschrift Basta quasi rechtzeitig vor dem morgigen Parlamentsplenum mit einem äußerst heiklen Auftakt.
    Die Basta-Redakteure wollen den Nachweis geschafft haben, dass die Föst-Kanonen allen politischen Beteuerungen zum Trotz immer direkt an den Iran gingen und nie nach Libyen.
    Nie über Libyen.
    Die große Frage jetzt, was tut das Parlament oder kommt nun gar der neue Vöst-General Lewinsky ins Trudeln?
    Lewinsky hat aber zur Zeit offenbar genug zu tun mit dem Vöst-Sanierungskonzept.
    Seit Beginn dieser Woche ist in der Verstaatlichten ja die Katze aus dem Sack.
    Die einzelnen Unternehmen werden nach Sachbereichen in Holding-Gesellschaften zusammengefasst.
    Für das größte dieser Unternehmen, die Voest Alpine, bedeutet das eine rechtliche Aufsplitterung der bisherigen einheitlichen Unternehmensstruktur.
    Der Vorstand der Voest Alpine hat sich bereits am vergangenen Wochenende in einer Klausurtagung zu diesem Weg bekannt.
    Das bestätigte heute Voest General Lewinsky bei einem Medienstammtisch in einem Linzer Kaffeehaus, von dem Franz Rohhofer vom Landesstudio Oberösterreich jetzt berichtet.
    Ein Generaldirektor, der in etwas mehr als einem Jahr wahrscheinlich diesen Titel gar nicht mehr führen wird, steht voll hinter der Aufgliederung der Voestalpine in mehrere selbstständige Unternehmen.
    Voestalpine-Generaldirektor Dr. Herbert Lewinsky.
    Er ist auch der Meinung, dass das mühsam erarbeitete Konzept Voestalpine-Neu durch diese Neugliederung der verstaatlichten Industrie nicht zu bloßem Makulatürpapier geworden sei.
    Für Lewinsky bleiben dieses Papier und seine Ziele voll in Geltung.
    Es sei seinerzeit so erstellt worden, dass eine rechtliche Ausgliederung einzelner Unternehmen jederzeit möglich wäre, meint jetzt Vöstalpine-Chef Lewinsky.
    Er hat also voll auf die Linie der ÖAG und des verstaatlichen Ministers Streich eingeschwenkt und beteuert, er selbst habe bereits im Sommer diese Aufgliederung der Voestalpine in mehrere rechtlich selbstständige Unternehmen angepeilt.
    Ausschlaggebend für diese Sinnesänderung Lewinskis, das mittlere Management in der Voestalpine habe die Erwartungen einer modernen, kostensparenden Verwaltung nicht erfüllt.
    Wir haben Leute aus den Verwaltungs-
    Abteilungen aus den zentralen Verwaltungsabteilungen in die Bereiche versetzt.
    Die Bereiche haben sie aufgenommen, es war aber nicht möglich, in den Bereichen genau den Zuschnitt zu finden für den Verwaltungsapparat, der für eine dezentrale Geschäftseinheit notwendig ist.
    Das war ja, wenn man sich das überlegt, auch zu viel verlangt, denn es ist eine völlig neue Aufgabe, die gestellt wurde an Leute, die in dieser Richtung keine Erfahrung hatten.
    Und es stellte sich weiter heraus, dass aufgrund dieser Erscheinung die Dezentralisation von den Unternehmensbereichen in die Geschäftsbereiche nicht voll durchgeschlagen hatte.
    Und dass der Versuch, einen so heterogenen, aber dezentralen Laden mit einem Gesamtvorstand zu führen, wohl nicht erfolgversprechend ist.
    Die Aufgliederung der verstaatlichen Industrie in mehrere Holdings bedeutet also für den Föst-Generaldirektor, wie er sagt, keine Sensation.
    Auch mit dem Tempo dieser Aufsplitterung des bisher größten österreichischen Unternehmens zeigt sich der Föst-General einverstanden.
    Bereits bis 15.
    November soll die rechtliche Verselbstständigung der einzelnen Unternehmensbereiche erfolgen.
    Bis Ende 1988 sollen dann die Holdinggesellschaften soweit fixiert sein, dass auch die Zuordnung des Personals und des Anlagevermögens abgeschlossen wäre.
    Der Name Föstalpine soll schon wegen des internationalen Renommees auf jeden Fall bestehen bleiben, hofft Lewinsky.
    wenn auch möglicherweise nur mehr für die Stahlholding.
    Was den Gesamtpersonalstand der Vöstalpine betrifft, glaubt Lewinsky, dass die im Vöstalpine-Neukonzept vorgegebenen Abbauziele durch die Neugliederung nicht geändert würden.
    Wo allerdings die derzeitigen General- und Vorstandsdirektoren selbst ab Beginn 1989 landen werden, das bezeichnet Lewinsky heute noch als Spekulationen.
    Und auch seine eigene Zukunft in etwa eineinhalb Jahren lässt der Vöst-General offen.
    Ja, ich werde jedenfalls in der zu schaffenden Holding meinen Platz haben.
    Und das wird jedenfalls bis Ende nächsten Jahres so sein.
    Und was dann weiter geschieht im Rahmen der ÖAG und wie das Dach der ÖAG aussieht und ob ich im Rahmen eines solchen Dachverbandes dort eingesetzt werden kann oder soll, das werden wir später sehen.
    Das ist noch nicht so weit.
    Die wirtschaftliche Zukunft der Föstalpine betrachtet Herbert Lewinsky derzeit mit realistischem Optimismus.
    Es sei gelungen, den Schlag der Stahlkrise Ende des vergangenen Jahres so weit zu verkraften, dass man auf die für 1988 prognostizierten Ziffern des Konzeptes Föstalpine neu zurückkehren könne.
    Lewinsky nimmt heute in Linz auch zu einer anderen heiklen Fragestellung, nämlich zur Frage, was wusste der Föstgeneral davon, dass angeblich Kanonen direkt und ohne Umweg über Libyen in den Iran geliefert worden seien.
    Ich bin ziemlich überzeugt davon, nach allem, was ich bis jetzt gehört und gesehen habe, dass die vorherigen Lieferungen alle abgedeckt waren im Sinne des Gesetzes.
    Wenn Sie mich fragen, warum man 100 Kanonen kauft, dann habe ich natürlich ein Problem, Ihnen was anderes zu sagen, als weil man sie irgendwo zum Schießen braucht.
    Aber ich bin nicht der Meinung, dass hier gegen das Gesetz verstoßen wurde.
    Ich glaube, dass die Norikon völlig im Sinne des Gesetzes gehandelt hat.
    Und zum Thema Waffenfabrik der Föstalpine im Iran wiederholt der Föstgeneral, man habe vor, dorthin Anlagen zu liefern, die aber zur Herstellung von Kanonen nicht geeignet seien.
    Sie hat Nasslins Franz Rohrhofer.
    Zur Zerschlagung der verstaatlichten Industriegruppe in sechs nach Branchen orientierten Holdinggesellschaften hat heute erstmals verstaatlichten Minister Rudolf Streicher Stellung genommen.
    Mit ihm sprach Susanna Gassner.
    Herr Minister Streicher, die verstaatlichte Industrie hat schon so viele Konzepte und Strukturreformen erlebt und trotzdem sind die Verluste nicht kleiner geworden.
    Wird dieses jüngste Strukturprogramm jetzt die endgültige Sanierung bringen?
    Schauen Sie, es ist richtig, dass es im Zusammenhang mit der Verlustfreimachung das eine oder das andere Konzept gegeben hat, insbesondere das Östalpine Neukonzept hat ja in den letzten Jahren die Öffentlichkeit sehr bewegt, weil wir seinerzeit festgelegt haben, dass wir neben einer Strukturbereinigung auch
    die Zahl der Mitarbeiter senken müssen.
    Aber auch in diesen Konzepten war immer schon der rote Faden erkennbar, dass wir in Richtung kleinere Geschäftseinheiten, marktkonformeren Geschäftseinheiten gehen werden.
    Also es ist ein ganz logischer Vorgang.
    reden seit einem Jahr über diese Strukturveränderung, weil wir der Auffassung sind, und ich im Besonderen, dass wir mit diesen Strukturen, die wir jetzt haben, die Probleme der 90er Jahre nicht bewältigen werden können.
    Man hat ein bisschen den Eindruck, dass das ein Rückgängig-Machen der Fusion Mitte der 70er Jahre ist.
    Damals hat man auf große Einheiten gesetzt, heute auf kleine Einheiten, nur die wirtschaftlichen Prinzipien haben sich ja nicht verändert.
    Man kann das nicht oberflächlich sehen.
    Die großen Fusionen in den 70er Jahren, vielleicht war die eine oder die andere überdimensioniert, das möchte ich nicht bestreiten, aber die Fusionen waren notwendig, weil wir unter einen Dach ordnen mussten.
    Jetzt geht man den Weg, dass man aus diesen geordneten Geschäftseinheiten selbstständige Gesellschaften macht, um mehr unternehmerischen Geist wirksam werden zu lassen, oder anders gesagt, die Verantwortungsanonymität in den
    Hintergrund zu drücken, um wesentlich marktflexibler zu werden.
    Eines ist klar, nur mit Organisationsänderungen können wir die Probleme nicht meistern.
    Wir müssen sie, die Neuordnung der verstaatlichten Industrie, wenn sie wollen die Sanierung in einzelnen Bereichen, muss mehr über den Markt erfolgen.
    Ist das nicht ein altes Problem der Verstaatlichen, dass schon sehr viel auf dem Papier reformiert worden ist, dass aber diese Reformpapiere nie mit Leben erfüllt worden sind?
    Was werden Sie tun, Herr Minister, damit das jetzt nicht der Fall sein wird?
    Lieder, die man schreibt, muss man singen, wenn wir diese Organisationsmodelle jetzt ausgearbeitet haben, endgültig ausgearbeitet haben werden.
    Wenn wir uns mit allen Betroffenen geeinigt haben, dann muss das auch sehr rasch durchgezogen werden und ich glaube,
    dass die Leute, die dieses Konzept tragen, geeignet sind, auch für eine rasche Durchsetzung zu sorgen.
    Mit diesem Reformprogramm ist ja auch gleichzeitig eine Kündigungswelle verbunden.
    Man hört also, dass letztlich die Verstaatlichkeit noch um 20.000 Mitarbeiter schrumpfen wird müssen.
    Herr Minister Streicher, glauben Sie, halten Sie das politisch aus?
    Noch einmal, diese Organisation ist in einem wesentlich besseren Maße geeignet, Arbeitsplätze abzusichern, weil sie den betrieblichen Leistungsprozess in Zukunft besser beherrschen wird.
    Das ist eine Grundvoraussetzung dafür.
    Selbstverständlich müssen wir im
    im Zuge der internationalen Stahlkrise auch in Österreich, die die Dimensionierung richtig wählen.
    In dem Zusammenhang wird es da und dort sicherlich zu schmerzlichen Eingriffen kommen.
    Das möchte ich nicht verhehlen.
    Jeder ist ein Schuf, der mehr verspricht, als er halten kann, sage ich immer.
    Aber endgültige Ziffern sind keinesfalls heute zu nennen.
    Die angepeilte Reform ist ein recht ehrgeiziges Programm, das vielleicht erfolgreich sein wird, aber ganz bestimmt zu manchem nicht in den Kran passt.
    Es wird Widerstände geben seitens der Betriebsräte, der Landespolitiker.
    Herr Minister, werden Sie schwach werden oder werden Sie voll hinter dem ÖAG-Management stehen?
    Wenn man von einem Konzept überzeugt ist, dann muss man es auch durchziehen.
    Lieder, die man schreibt, muss man singen, damit sie auch gehört werden.
    Und ich glaube, dass es einfach ein Gebot der Stunde ist, diese Strukturveränderung in der verstaatlichten Industrie zum Wohle dieser wichtigen österreichischen Industriegruppe einerseits, aber auch zum Wohle der Beschäftigten in diesem Bereich andererseits durchzuziehen.
    Zur Erklärung von verstaatlichtem Minister Streicher, er übernehme die politische Verantwortung für die Voest-Neugliederung, sagte heute Voest-Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Koppler.
    Herr Minister, das ist ja leicht, die politische Verantwortung zu übernehmen.
    Er muss sie auch übernehmen, die politische Verantwortung.
    Aber wenn man glaubt,
    jetzt mit einem Aussage, er übernimmt die politische Verantwortung, über den Köpfen der Betriebsräten hinweg zu gehen und dieses neue Konzept abzusegnen, ohne dass man mit den Gremien diskutiert hat, dann wird man sich irren, dann wird man sich täuschen.
    Wir haben die Verantwortung den tausenden Belegschaftsmitgliedern gegenüber, die sehr stark verunsichert sind und womöglich gekündigt werden.
    Diese Verantwortung haben wir und es wundert mich, wenn jetzt schon gesprochen wird von politischer Verantwortung,
    bevor eigentlich sich die Gremien mit diesem Strukturkonzept auseinandergesetzt haben, weil bekanntlich am 22.
    Oktober die Aufsichtsratssitzung der ÖAG erst ist.
    Warum fühlen Sie sich jetzt plötzlich überrollt davon?
    Ich fühle mich deswegen überrollt, weil die Gespräche, die jetzt geführt werden, aus einer Indiskretion herauskommen, die in die Öffentlichkeit gegangen sind hinsichtlich der Strukturbereinigung.
    Die Gremien haben sich damit noch nicht beschäftigt.
    Der Aufsichtsrat hat sich damit nicht beschäftigt.
    Und darum wundert mich diese Aussage oder die verschiedenen Aussagen, die man tätigt, bevor eigentlich in den Gremien, wie gesagt, der Aufsichtsrat, und das ist ja das Wichtigste, sich mit diesem Problem auseinandersetzt.
    Warum gerade jetzt diese massive Kritik am verstaatlichten Minister?
    Diese Kritik deswegen, weil am 22. die Aufsichtsratssitzung ist.
    Die Aufsichtsräte werden sicherlich desavouiert.
    mit diesen Aussagen.
    Und so geht es bitteschön nicht.
    Heißt das, dass man jetzt von Seiten des Betriebsrates Widerstand gegen die ÖAG-Überlegungen damit signalisiert, mit ihrer Aussage?
    Wir haben das schon in der letzten Zeit gemacht, signalisiert.
    Wir haben gesagt, und bei dem bleibe ich, wir werden uns das in Ruhe anschauen.
    Morgen findet eine Zentralbetriebsratspräsidiumssitzung mit dem Fürstvorstand statt, wo wir über die Probleme
    und über die Zukunft der Fürst Albine sprechen werden.
    Und wir haben gesagt, wenn man aber auch von Seiten des Vorstandes und von Seiten jedermann glaubt, über die Köpfe der Betriebsräte und über die Köpfe der Gewerkschaft hier Dinge durchzusehen, dann werden wir weitersehen, welche Maßnahmen wir greifen.
    Was könnte das sein?
    Ja, diese Maßnahmen werden wir sicherlich mit unserer Gewerkschaft zu besprechen haben.
    Denken Sie jetzt an Kampfmaßnahmen, vor zwei Tagen haben Sie die ja eher noch ausgeschlossen.
    Ich habe sie nicht ausgeschlossen, ich habe nur gesagt, wir werden uns das in Ruhe ansehen und bleibe dabei, wenn man aber über die Köpfe der Betriebsräte hinweg hier Entscheidungen trifft und vorweg Entscheidungen trifft, werden wir sicherlich uns das nicht so gefallen lassen, wie es ist, vielleicht den Anschein hat.
    Das heißt, was werden Sie gegen Minister Streicher unternehmen?
    Ich werde gegen Minister Streicher persönlich nichts unternehmen, aber ich werde ihm das sagen, was ich Ihnen jetzt gesagt habe, dass es leicht ist, vorweg die politische Verantwortung zu übernehmen und wir müssen eben, wir haben eben die Verantwortung hier, die Belegschaft zu vertreten und einmal schauen, dass die Verunsicherung wegkommt.
    Hat Minister Streicher mit dem Betriebsrat der Voest in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen?
    Weiterlaufengespräche mit Minister Streicher, aber Detailgespräche hat es nicht gegeben.
    Warum regt Sie das dann so auf, wenn der Minister Streicher sagt, er übernimmt die politische Verantwortung?
    Weil sich die Gremien noch nicht auseinandergesetzt haben.
    Am 22. ist die Aufsichtsratssitzung der OERG und vor der Aufsichtsratssitzung gleich die politische Verantwortung übernehmen über Diskussionen, die aufgrund Indiskretionen hinausgegangen sind, finde ich komisch.
    Verunsicherung und Unmut seitens der Vöstbelegschaft mit Zentralbetriebsratsobmann Koppler, sprach Kurt Rammersdorfer.
    Jetzt zur ersten Herbstsitzung des Nationalrates, diesmal mit besonderer Spannung erwartet, denn es geht gleich um ein brisantes Thema, die Debatte um die umstrittenen Tragenflugzeuge.
    Die von der geplanten Stationierung der Gebrauchtabfangjäger aus Schweden hauptbetroffenen Steirer legen sich gegen den Tragenankaufsbeschluss weiterhin quer.
    In einer bisher wohl einmaligen Aktion wollen die steirischen ÖVP-Abgeordneten heute im Parlament sogar einen Misstrauensantrag gegen einen ihrer eigenen Parteikollegen, den ÖVP-Verteidigungsminister Lichal, einbringen.
    Die Abgeordneten der grünen Alternative werden den Misstrauensantrag gegen Lichal aller Voraussicht nach unterstützen.
    Die andere Oppositionspartei, die FPÖ, will diesem Beispiel nicht folgen.
    Wie sich die steirischen SPÖ-Abgeordneten verhalten werden, bleibt noch ungewiss.
    Eines ist aber so viel wie sicher, der Misstrauensantrag dürfte kaum eine Mehrheit im Parlament finden.
    Die Tragendebatte im Hohen Haus hat am späten Vormittag begonnen, übrigens ohne Anwesenheit von Kanzler und Vizekanzler, die zurzeit im Ausland weilen.
    Aus dem Parlament meldet sich Ernest Hauer.
    Nach hektischen Verhandlungen im ÖVP-Club, die sich sogar bis nach Beginn der Parlamentssitzung hingezogen haben, steht es jetzt fest.
    Erstmals in der Zweiten Republik wird sich ein Minister einem Misstrauensantrag von eigenen Fraktionskollegen stellen müssen.
    Der Wortführer der steirischen ÖVP-Fraktion, Abgeordneter Paul Burgstaller, hat das vor wenigen Minuten auf dem Weg in den Sitzungssaal bestätigt.
    Zu einer weiteren Stellungnahme war Burgstaller nicht bereit.
    Zu Beginn der Sitzung hat der ÖVP-Abgeordnete Ludwig Steiner den von den Steirern so heftig bekämpften Bericht des Parlamentarischen Landesverteidigungsausschusses verlesen.
    Kernaussage, die Unfallkommission kommt zu dem Schluss, dass eine Fehlfunktion, die den Absturz des Tragen erklären könnte, nicht gefunden wurde.
    Aufgrund dieser Feststellungen können Auswirkungen auf den Beschaffungsvorgang nicht angenommen werden.
    Die steirischen ÖVP-Abgeordneten dagegen bezeichnen in einem Minderheitsbericht den Unfallbericht als schlampig und überaus gehudelt und fordern weiter den Ausstieg aus dem Vertrag.
    Dem Verteidigungsminister werfen seine steirischen Kollegen Desinteresse an den Arbeiten des Unterausschusses vor.
    Deshalb auch der Misstrauensantrag.
    Verteidigungsminister Lichal meinte nach dem Scheitern der Kompromissverhandlungen wörtlich, er sei bestürzt und betroffen.
    Auch der Professor Schilcher, der immer wieder von diesen Ausstiegsmöglichkeiten gesprochen hat in der Öffentlichkeit, hat im Unterausschuss als Experte keine konkreten Vorschläge erstatten können.
    Hier ist also ein unüberbrückbarer Standpunkt anscheinend gegeben und deshalb artet das aus in einem Misstrauensantrag gegen den eigenen Minister, den ich hinnehmen muss.
    Ich glaube aber nicht, dass es hier ein Demokratieverständnis gibt, weil Professor Schilch auch gestern gesagt hat, die Mehrheit muss nicht Recht haben.
    Und wenn ein solcher Grundsatz einmal in unserer Gesellschaftsordnung Platz greift, dann ist das der Anfang vom Ende unseres parlamentarischen, demokratischen, freien Gesellschaftssystems.
    Wie werden Sie mit den steirischen ÖVP-Abgeordneten weiter zusammenarbeiten können?
    Ich kenne die Situation der steirischen Abgeordneten.
    Sie sind hier sozusagen in Geiselhaft.
    Sie bekommen Ihre Order ja aus der Heimat von Professor Schiedlcher oder vom Parteisekretär Hirschmann.
    Ich bin mir bewusst, dass der einzelne Abgeordnete hier wirklich vielleicht ein flaues Gefühl im Magen hat.
    Ich werde menschlich mit allen acht weiterhin so verkehren wie bisher.
    Nur bedauere ich, dass also hier der Freie Abgeordnete sicher nicht zum Tragen kommt, den man immer wieder fordert.
    Und die weitere Zusammenarbeit mit jenen Leuten, die Ihrer Ansicht nach offensichtlich dahinterstehen?
    Ich habe ja nicht zusammenzuarbeiten.
    Mit mir wurde ja auch nicht vom Landeshauptmann Kontakt aufgenommen.
    Dass ich mein Möglichstes mache, und das werde ich auch heute in der Plenarsitzung erklären, dass die Belästigung der Bevölkerung minimiert wird.
    dass ich versuchen werde, Schallschutzverfahren einzuführen, Flugbewegungen, die umweltschonend sind, dass ich hier eine Infrastruktur mit hunderten Millionen Schilling vornehme, das heißt die Republik Österreich natürlich, in Zeltweg und in Graz, das werde ich betonen und ich war immer gesprächsbereit und bin immer gesprächsbereit, nur ein unverrückbarer Standpunkt
    Es darf kein Tragen kommen, war ganz einfach nicht akzeptabel.
    Und das hat ein Parlamentsausschuss letztendlich geprüft.
    Und ich bin jetzt das Opfer des Parlamentsausschusses.
    Und das ist vielleicht die Groteske in dieser ganzen Angelegenheit.
    ÖVP-Vorsitzender Alex Mock befindet sich in Amerika.
    Die Vermittlungsverhandlungen führt der Generalsekretär Michael Graf.
    Er zeigte sich in einem kurzen Interview nicht eben glücklich.
    Herr Generalsekretär Graf, Sie haben bis zuletzt versucht zu vermitteln, es war keine Chance.
    Das ist richtig.
    Die Situation ist auch eine außergewöhnliche.
    Es hat ein Bundesland mit einer Intensität, wie man das eigentlich sonst noch nie gehabt hat, zu einer politischen Fragestellung genommen.
    In der Steiermark war das größte Volksbegehren.
    Es hat einen Landtagsbeschluss gegeben, einen Regierungsbeschluss gegeben.
    Alles einstimmig.
    Es war daher von vornherein verständlich, dass die steirischen Abgeordneten ihre von der Mehrheit abweichende Position auch im Abstimmungsverhalten und im Nationalrat zum Ausdruck bringen.
    Sie waren der Meinung, das zusätzlich auch mit einem Misstrauensantrag machen zu müssen.
    Ich verhehle nicht, dass alle anderen Abgeordneten im Club das als nicht notwendig empfunden haben.
    Wir haben uns aber dann letztlich dazu verstanden, dass wir aus diesem redlichen Dissens das Bestmögliche machen und die Sache geordnet über die Bühne bringen, über die parlamentarische Bühne bringen.
    Was bedeutet das für die ÖVP?
    Befürchten Sie, dass Überlegungen, wie sie ja schon da waren, auf eine Art Absplitterung der steirischen ÖVP nach dem Muster der CSU wieder aktuell werden könnten?
    Nein, von dieser Art von Überlegungen, die immer nur einzelne mehr spielerisch angestellt haben, war diesmal kein Wort zu reden, kein Wort zu hören und es war auch ganz eindeutig auch bei den steirischen Kollegen der Eindruck, dass sie in diesem Fall einfach
    Nach dem Motto, hier stehe ich, ich kann nicht anders vorgehen, dass sie aber bemüht sind, die Gemeinschaft im Nationalratsklub und in der Partei damit möglichst wenig zu beeinträchtigen.
    Und wie schätzen Sie das Bild, das die ÖVP jetzt mit diesen offenen Auseinandersetzungen bietet, für den Wähler ein?
    Das Bild macht mir keine Freude, wenn man das Ideal einer Partei in der absoluten Geschlossenheit sieht.
    Ich möchte allerdings schon dazu sagen, schon wie wir dieses Koalitionsabkommen geschlossen haben, war klar, dass zwei so große Parteien, die eine Regierungspolitik gemeinsam machen, nicht für alle und jede Frage auch jeden einzelnen Abgeordneten binden können.
    Das also aus Gründen der Überzeugung, dann und wann der eine oder andere Abgeordnete auch bei einem Mehrheitsbeschluss der Koalitionsregierung nicht wird mitgehen können.
    Es müssen das alle jene begrüßen, die immer gegen den starren Klubzwang aufgetreten sind und immer eine Auflockerung und Stärkung der Selbstverantwortlichkeit der Abgeordneten angestrebt haben.
    Es kann natürlich auch einmal zu viel des Guten sein.
    Unterstützung finden die steirischen ÖVP-Abgeordneten nur bei den Grünen.
    Sozialisten und Freiheitliche werden mit der ÖVP-Mehrheit für Lichal stimmen.
    Und damit aus dem Parlament zurück ins Studio des Mittagsschannals.
    Berichterstatter war Ernest Hauer.
    12.45 Uhr.
    Vier Tage nach Beendigung seiner offiziellen Polenvisite weilt Bundeskanzler Warnicki zurzeit auf offiziellen Besuch in Ungarn.
    Gestriger Höhepunkt seines Ungarnaufenthalts war ein Gespräch mit Ministerpräsident Kroos.
    Dabei wurde die Intensivierung des in den vergangenen Jahren deutlich reduzierten bilateralen Handelsaustausches vereinbart.
    Viel erwartet man sich auch von der Absichtserklärung beider Seiten 1985-1995 eine gemeinsame österreichisch-ungarische Weltausstellung auf die Beine zu stellen.
    Der heute wichtigste Gesprächstermin ist eine Aussprache Franitzkis mit dem ungarischen Parteichef Kardar.
    Ein Gespräch, das noch im Gange ist.
    Helmut Opletal gibt eine Zwischenbilanz des Franitzki-Besuchs in unserem östlichen Nachbarland.
    Der schrumpfende Handelsaustausch ist momentan das Sorgenkind der österreichisch-ungarischen Beziehungen.
    Die Ungarn haben sich beklagt, dass die Wirtschaftskontakte weit hinter den ausgezeichneten politischen Beziehungen zurückblieben.
    Im ersten Halbjahr 87 gab es tatsächlich einen um ein Viertel geschrumpften Wahnaustausch zwischen den beiden Ländern, nachdem schon 1986 ein Rückgang zu verzeichnen gewesen war.
    Da trugen der Verfall der Rohstoffpreise und des Dollars genauso bei wie die mangelnde Konkurrenzfähigkeit ungarischer Industrieerzeugnisse oder österreichische Wettbewerbsrückstände, etwa beim Anlagenbau.
    Die Ungarn verweisen aber auch auf ein besonderes Problem.
    Hohe Zölle in Österreich, die ihren Wahn begegnen und bürokratische Hindernisse im Wahnverkehr.
    Die Ungarn fühlen sich auf dem österreichischen Markt schwer diskriminiert, da fast alle anderen Länder in den Genuss irgendwelcher Zollerleichterungen kommen.
    Franitzski wollte und konnte aber den Ungarn nur wenig Hoffnung auf rasche Erleichterungen machen, vor allem, wie sich der Bundeskanzler gegenüber den österreichischen Journalisten ausdrückte, weil bei uns sowohl Gewerkschaften als auch Bundeswirtschaftskammer den Druck billiger Waren und Dienstleistungen aus Ungarn fürchten.
    Eine mittelfristige Maßnahme konnte Franitzski den Ungarn in Aussicht stellen.
    Im Zuge unserer geplanten Annäherung an die EG müsste Österreichs Zollniveau ohnehin auf das niedrigere der europäischen Gemeinschaft gesenkt werden.
    Aber zu dem gestern abgeschlossenen Vorvertrag über die gemeinsame Abhaltung einer Weltausstellung in Wien und Budapest
    Mitte der 90er Jahre gab es noch einige Klarstellungen.
    Es soll eine Ausstellung mit dem Schwerpunkt auf industrielle und gewerbliche Erzeugnisse sein, sehr wirtschaftsorientiert also mit einer starken Einbindung des privaten Unternehmertums, wobei Franitzki eine Parallele zu den letzten Olympischen Spielen in Los Angeles, wo ein großer Teil der Finanzierung über private Werber und Sponsoren gelaufen ist, als durchaus denkbaren Vergleich bezeichnete.
    Noch eine interessante Anmerkung zu einem anderen politischen Thema ist aus der österreichischen Delegation zu hören.
    Es gibt in Budapest keine wie immer geartete Kritik und auch keine Bedenken wegen Österreichs geplanter IG-Annäherung.
    Im Gegenteil.
    Die Ungarn selbst hätten gerne ein engeres, nahe Verhältnis zur Brüsseler Gemeinschaft.
    Und schon jetzt spürt der österreichische Außenhandel, dass Ungarn verstärkt Kontakte zu den IG-Ländern wie etwa der Bundesrepublik oder Frankreich sucht.
    Ministerpräsident Gross hat Franitzki auch über die geplanten Reiseerleichterungen für die ungarischen Staatsbürger informiert.
    Die Westgrenzen sollen für die Ungarn ja ab 1.
    Jänner geöffnet werden.
    Franitzki räumte ein, dass es dadurch vielleicht auch zu einer größeren Zahl von ungarischen Asylwerbern kommen könnte, meinte aber, das sei kein Grund, unseren guten Ruf als Asylland zu beeinträchtigen,
    oder jetzt die von uns immer so hochgeschätzte Reisefreiheit und touristische Gastfreundschaft im Falle der Ungarn von unserer Seite aus in Frage zu stellen.
    Aus dem ungarischen Parlament hörten sie Helmut Opletal.
    Ein Stück österreichische Automobilgeschichte feiert Jubiläum.
    Heute vor 30 Jahren wurde erstmals der Öffentlichkeit der Puch 500 präsentiert.
    Er ist bis heute das einzige Großserienfahrzeug geblieben, das als österreichisches Auto nach dem Zweiten Weltkrieg gelten kann.
    Insgesamt rund 60.000 Puch 500er
    verließen bis zur Stilllegung der Produktion im Jahr 1968 die Hallen in Graz-Tondorf.
    Knapp 3000 davon sind noch heute in der österreichischen Kfz-Bestandsstatistik zu finden.
    Auch der Konstrukteur, Professor Erich Ledwinker, erfreut sich noch bester Gesundheit.
    Er lebt als Rüstiger 83er in Graz.
    Herbert Huter.
    Ab und zu sieht man ihn noch auf unseren Straßen, den kleinen, gedrungenen Buch 500, oft liebevoll restauriert und man hört ihn, mit seinem charakteristischen kernigen Motorgeräusch, flott so manche Kurve nehmen.
    Auch den sportlichen 650er gibt es noch.
    Heinz Rotschek ist Buchfahrer.
    Es ist eigentlich der dritte Buch, der gehört an und für sich meiner Gattin.
    Ein Buch 500er ist eigentlich schon ein österreichisches Kulturgut, das man erhalten soll.
    Wir sind ja bei einem Club dabei und da geht's etwas einfacher mit den Bestandteilen, um so ein Auto vorbereit zu halten.
    Wenn man halt mit den Buch-Pazillos einmal angesteckt ist, man kommt schwer davon wieder los.
    Der technische Vater des Buch 500 ist Professor Erich Ledwinker.
    Von 1955 an bis zum Ruhestand 1975 Entwicklungschef in den Grazer Buchwerken.
    Professor Ledwinker erinnert sich.
    Es war damals in der Zeit, in der Mitte der 50er-Jahre, ein großer Bedarf an Automobilen und die Entscheidung fiel dann auf einen Kleinwagen, der für vier Personen geeignet war, ein einfaches, billiges Fahrzeug.
    dass den Komfort und die Fahreigenschaften eines modernen Fahrzeuges haben sollte.
    Ich habe das Gesamtkonzept entworfen, habe nicht nur den Motor, sondern auch das ganze Triebwerk und das Fahrgestell hier bearbeitet.
    Wir haben auch eine eigene Karosserie damals entwickelt, wurden auch Prototypen gebaut.
    Aber durch die Zusammenarbeit mit Fiat, die ja schon lange bestand und uns bekannt wurde, dass auch dort ein Kleinwagen als Nachfolger des bekannten Fiat Topolinos erfolgte, hat man Verhandlungen mit Fiat übernommen, ob man Karosserie-Teile gegebenenfalls von diesem Wagen nehmen konnte.
    Das wurde dann auch gemacht, aber trotzdem, der Puch war und ist ein österreichisches Auto.
    Angetrieben wurde der Giftzwerg aus der Steiermark, wie er auch hieß, von einem luftgekühlten Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor vom Zeichentisch Professor Ledwinkers.
    Bei Puch hatte man ursprünglich an einen Zweitakter aus der Motorrad-Tradition gedacht, aber schon damals fielen die blaugrauen Abgaswolken und der hohe Verbrauch unangenehm auf.
    Dabei war es in den 50er Jahren gar nicht so einfach zu einem Auto zu kommen, auch wenn man Geld hatte.
    Es herrschte Devisenmangel in der Nachkriegszeit.
    Autoimporte waren unerwünscht und daher eingeschränkt.
    Nur Steyr-Daimler-Puch hatte einen Vorteil.
    Fiat-Autos konnten importiert werden, weil Steyr im Gegengeschäft Getriebe und andere Bestandteile nach Italien lieferte.
    Es war also naheliegend, bei Steyr Daimler einen eigenen Kleinwagen zu bauen, der weniger als 30.000 Schilling kostete und rund sechs Liter Benzin auf 100 Kilometer verbrauchte.
    Die Automobilproduktion bei Steyr-Daimler Buch war traditionell im Hauptwerk Steyr angesiedelt.
    Man beschloss aber dann doch, den kleinen Buch 500er in Graz fertig zu entwickeln und zu produzieren.
    Professor Ledwinker?
    Das Werk in Steyr war damals mit Lastwagenbau und Bau von Traktoren voll beschäftigt.
    Und das Werk Graz hatte eine gewisse Überlegung, hier bei einem Rückgang der Zweiradproduktion bzw.
    Zweiradvertriebes hier einen zweiten Fuß zu haben.
    Und die Kapazität war auch in Graz vorhanden, hier eine Produktion aufzunehmen.
    Der damalige Produktionsbeginn in den 57er Jahren
    war eigentlich der Grundstock für die volle Übernahme einer Automobilproduktion.
    Das Zweirad galt also offenbar auch bereits in den 50er-Jahren als unsicheres Geschäft, eine Entwicklung, die sich dann vollendete.
    Ein Grundstock war das Automobil der Buch-500er, ein Grundstock, der zwischendurch aber recht brüchig geworden ist.
    Denn als in den 60er-Jahren die Autoimporte nach Österreich liberalisiert wurden, verlor der kleine Buch-500 an Konkurrenzfähigkeit, nachdem er es in den 50er-Jahren auf Marktanteile von rund 50% gebracht hatte.
    1968 lief der letzte Giftzwerg aus der Steiermark vom Band.
    Bei Steierdaimler Buch warf man sich dann auf die Entwicklung von Geländefahrzeugen, weil sich das Bundesheer motorisierte.
    Der Buch Haflinger hatte aber auch nur eine begrenzte Lebensdauer und die Weiterentwicklung, der Pinzgauer, taucht erst jetzt in der letzten Zeit wieder in den Auftragsbüchern auf.
    Aber ohne Buch 500er wäre Graz-Thondorf nie eine Automobilfabrik geworden, wie sie es heute ist.
    Und ohne Buch 500 gäbe es heute, nach dem Verkauf der Zweiradproduktion nach Italien, wahrscheinlich einen Industriefriedhof am südlichen Stadtrand von Graz.
    Professor Erich Ledwinker konstruiert heute in seinem Haus in Graz Lastkraftwaren.
    Die heutigen Produkte, meint er, sind zu schwer.
    Das Eigengewicht ist zu hoch, die Straßen werden unnötigerweise ruiniert.
    Ein Leichtmetallträger für die Ladefläche reicht.
    Ebenso ein Leichtmetallführerhaus.
    Die Starrachsen gehören durch leichtere Einzelradaufhängungen ersetzt.
    Die Federn sollen aus Kunststoff sein.
    Für den Lastkraftwagen Zukunftsvisionen des 83-Jährigen.
    Seinem erfolgreichsten Kind, dem Buch 500er, hält er allerdings die Treue.
    Er hat nach wie vor einen, seine Kinder haben darauf Autofahren gelernt und die Familie fährt damit einkaufen.
    Nicht nur ein Stück Automobilgeschichte feiert Jubiläum, auch österreichische Fluggeschichte seit 30 Jahren gibt's die Auer.
    Dazu heute Abend mehr in unserem Journal Panorama Österreich 1, 18.30 Uhr.
    Zwei der international anerkanntesten österreichischen Musiker geben heute und morgen im Konzerthaus ein Wien-Gastspiel.
    Nikolaus Annoncourt dirigiert, Friedrich Gulder spielt, Mozart's C-Moll-Klavierkonzert, Köchelk Verzeichnis 491 und Beethovens Eroica stehen auf dem Programm der Wiener Symphoniker.
    Ein Probenbericht von Brigitte Hofer.
    Intensive Probenarbeit im großen Konzerthaussaal.
    Spannung und Harmonie.
    Eine seltene Mischung bei letzten Proben.
    Nikolaus Annoncourt ist jetzt selten in Wien.
    Im Spätherbst kommt der Ron Giovanni in Zürich heraus.
    Die letzten beiden Bach-Kantaten werden aufgenommen.
    Dann sind sämtliche 201 Bach-Kantaten in einer Edition erschienen.
    Eine Arbeit, die sich fast auf 20 Jahre erstreckt hat.
    Außerdem nimmt er Heidens Jahreszeiten mit Protschka und Holl auf.
    Ebenfalls mit den Wiener Symphonikern, wie bei den beiden Konzerten Heute und Morgen.
    Das späte, ernste Klavierkonzert Mozarts und die Eroica sind für Nicolas Anoncourt eine adäquate Programmauswahl.
    Ich akzeptiere ja nie die Gegebenheiten.
    Ich habe das Stück natürlich in meinen langen Jahren bei den Symphonikern bestimmt
    mehrere hundert mal gespielt unter den verschiedensten Dirigenten.
    Und ich habe mir halt jetzt nochmal ganz genau das Manuskript, das ist kein Autograf, aber es ist eine handgeschriebene Partitur da, die von Beethoven korrigiert ist.
    Und zwar sind dadurch, dass auf die fertige
    Partitur, die Eintragungen Beethovens sind, ist natürlich das besonders interessant.
    Und ich mache absolut keine Retuschen.
    Nicht eine einzige.
    Und ich habe das in den bisherigen Proben wirklich hochinteressant gefunden.
    Und finden Sie da genügend Verständnis bei den Wiener Symphonikern dafür?
    Ja, absolut.
    Absolut.
    Ich finde immer eigentlich, dass die Musiker interessiert sind, gerade wenn Standardwerke
    neu zur Diskussion gestellt wird.
    Dabei im Grunde so neu ist es ja nicht, was ich mache, denn ich berufe mich auf nichts anderes als auf die alte Partitur.
    Ich bin ganz sicher, dass es für einen Musiker einen inneren Diskussionsstoff gibt, wenn ein Werk nicht genauso gespielt wird wie immer.
    Und das ist gerade bei einem vielgespielten Stück ist es besonders schwierig, weil das einfach bei den Bläsern denen in den Lippen und bei den Streichern denen in den Händen liegt.
    Das kommt erst mal so raus, wie sie es immer spielen.
    Aber Sie sagen jetzt inneren Diskussionsstoff.
    Wie ist es mit der äußeren Diskussion?
    Kommt es zu der oder nicht?
    Eigentlich wenig.
    Sehr wenig, muss ich sagen.
    Und wie ist es mit Friedrich Gulder, den Anon Kur in seiner musikalischen Arbeit besonders schätzt?
    Wird da viel diskutiert?
    Also erstens haben wir wenig Gelegenheit und ich suche sie auch nicht und ich glaube er auch nicht.
    Übrigens, Sie werden mir vielleicht entgegenhalten, ja, aber der hat ein Buch geschrieben, das stimmt nicht.
    Er hat eigentlich kein Buch geschrieben, sondern ich weiß wie das entstanden ist, Buch oder Bücher.
    Er hat so hier und da...
    auf irgendwelche Schmierzetteln irgendwelche Gedanken zu Papier gebracht und seine Frau hat dann diese Papierln gesammelt und daraus das Buch mit seinem Einverständnis gezimmert.
    Und auch in dieser Hinsicht sind wir ähnlich, weil ich habe nämlich auch ein sogenanntes Buch unter Anführungszeichen auf dieselbe Art geschrieben und einer meiner Schüler hat dann die Papierln gesammelt.
    Verstehen Sie?
    Also wenn wir einmal reden, ist das eigentlich mehr zufällig und wir haben eine Sprache, die viel mehr sagt, eine gemeinsame Sprache, die viel mehr sagt als alle Worte.
    Können Sie streiten mit Salmon?
    Mit Salmon Kuhl streiten?
    Schwer.
    Er ist alle wirklich beteiligten Leute überhaupt nicht irgendwie anmaßend oder eingebildet durch seinen lebenslänglichen Umgang.
    Mit großer Musik weiß er genau, wo er hinkommt.
    Für die Schlussmeldungen heute fehlt uns leider die Zeit.
    Im Namen des Teams des aktuellen Dienstes entschuldigt sich dafür Udo Bachmeier.
    Einen angenehmen Nachmittag.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1987.09.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1987.09.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz zu Rablbauer - Buch
    Einblendung: Autor Rabelbauer (Tonbandbotschaft), Grußbotschaft von Marlene Rabelbauer (Ehefrau), Tochter von Rabelbauer
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Rabelbauer, Bela [Interviewte/r] , Rabelbauer, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1987.09.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Jahresbericht Amnesty-International
    Einblendung: Vorsitzender Schneider, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit Danzinger
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Schneider, Franz [Interviewte/r] , Danzinger, Robert [Interviewte/r]
    Datum: 1987.09.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lewinsky zu aktuellen VÖEST-Problemen
    Einblendung: Generaldirektor Lewinsky
    Mitwirkende: Rohrhofer, Franz [Gestaltung] , Lewinsky, Herbert [Interviewte/r]
    Datum: 1987.09.30 [Sendedatum]
    Ort: Linz [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Streicher-Interview zu Verstaatlichten-Umgliederung
    Interview: Verstaatlichtenminister Streicher
    Mitwirkende: Gassner, Susanna [Gestaltung] , Streicher, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1987.09.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    VÖEST-Umgliederung: Koppler zu Streicher
    Einblendung: Zentralbetriebsratsobmann Koppler
    Mitwirkende: Rammerstorfer, Kurt [Gestaltung] , Koppler, Erhard [Interviewte/r]
    Datum: 1987.09.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Parlaments-Plenum: Lichal zu Mißtrauensantrag gegen Lichal / Draken, dazu Graff
    Einblendung: Verteidigungsminister Lichal, VP-Generalsekretär Graff
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung] , Lichal, Robert [Interviewte/r] , Graff, Michael [Interviewte/r]
    Datum: 1987.09.30 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vranitzky trifft Kadar
    Mitwirkende: Opletal, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1987.09.30 [Sendedatum]
    Ort: Budapest [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    30 Jahre Puch 500
    Einblendung: Puch-Fahrer Rocek, Konstrukteur Ledwinka
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Rocek, Heinz [Interviewte/r] , Ledwinka, Erich [Interviewte/r]
    Datum: 1987.09.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Gulda-Konzert in Wien
    Einblendung: Probenausschnitte, Dirigent Harnoncourt, Pianist Gulda
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Harnoncourt, Nikolaus [Interviewte/r] , Gulda, Friedrich [Interviewte/r]
    Datum: 1987.09.30 [Sendedatum]
    Ort: Wien [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1987.09.30
    Spieldauer 00:59:43
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
    Dobrovolny, Herbert [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1987.09.30 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-870930_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    aus Zeitgründen keine Schlußnachrichten
    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt