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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
Zwölf Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Grüß Gott beim Mittagsschornal, Ilse Oberhofer führt Sie durch die Sendung und das sind heute unsere Themen.
Japans Kaiser Hirohito gestorben, C-Waffenkonferenz in Paris, Angst in Libyen vor einem amerikanischen Überfall, Wackersdorf könnte großes atomares Zentrum werden und Österreich, die Minister Flemming und Riegler zu den Trinkwasserproblemen in der Mitterndorfer Senke und im Schornal zu Gast der Tübinger Theologe Norbert Greinacher.
Er spricht mit Roland Machatschke über Problematik und Hintergrund der jüngsten Bischofsernennungen bei uns, aber auch in der Bundesrepublik Deutschland.
Die Kulturredaktion berichtet dann noch über das UDSSR Theaterfestival in Salzburg.
Zunächst aber die Nachrichten.
Georg Schallgruber ist heute der verantwortliche Redakteur und gelesen werden die Meldungen von Sibylle Norden.
Japan.
Kaiser Hirohito ist in der Nacht auf heute 87-jährig an Krebs gestorben.
Fast 63 Jahre lang war Hirohito japanischer Kaiser.
Sein 55-jähriger Sohn hat die Nachfolge angetreten.
Praktisch ganz Japan steht im Zeichen der Trauer.
Das Staatsbegräbnis wird gemäß der Verfassung erst in 45 bis 50 Tagen stattfinden.
Es gibt aber auch Forderungen der Opposition nach Abschaffung der Monarchie.
Sozialisten und Kommunisten erklärten, Hirohito habe die Hauptverantwortung für den Aggressionskrieg Japans im Zweiten Weltkrieg getragen.
Präsident Reagan hat als erster ausländischer Politiker dem japanischen Volk und der Familie kondoliert.
Der chinesische Rundfunk hat den Tod des japanischen Monarchen kommentarlos gemeldet.
Vereinte Nationen, Libyen.
Der UNO-Weltsicherheitsrat hat die Beratungen über den Abschuss zweier libyscher MiG-23 durch amerikanische Kampfflugzeuge über dem Mittelmeer auf Montag vertagt.
Es ist wieder zu einer amerikanisch-libyschen Konfrontation gekommen.
Der amerikanische UNO-Botschafter hat Fotos vorgelegt, die die Schuld Libyens an dem Luftzwischenfall beweisen sollen.
Libyen bezeichnet diese Fotos als Fälschung.
Die Sowjetunion hat die USA vor neuen Militäraktionen gegen Libyen gewarnt.
Die libysche Führung hat unterdessen eine neue Darstellung des Luftzwischenfalls gegeben.
Das staatliche Fernsehen berichtete, es sei der libysche Luftraum verletzt worden.
Es wurde jedoch hinzugefügt, der Abschuss sei über internationalem Gewässer geschehen.
Weiters meldet das Fernsehen, insgesamt seien 14 amerikanische Maschinen aufgestiegen, um die libyschen MiGs abzuschießen.
Bisher war die Fond die Rede, dass zwei amerikanische Flugzeuge in den Zwischenfall verwickelt waren.
Frankreich Der Luftzwischenfall über dem Mittelmeer überschattet auch die heute in Paris beginnende Konferenz über das Verbot von chemischen Waffen.
Die Konferenz wird fünf Tage dauern.
Sie findet am Sitz der UNESCO statt.
141 Länder nehmen teil, 80 haben ihre Außenminister entsandt.
Ziel ist es, den seit Jahren stagnierenden Genfer Verhandlungen über ein Verbot der Produktion und Lagerung von Chemiewaffen neue Impulse zu geben.
Mit Sicherheit zur Sprache kommt auch der amerikanisch-libysche Konflikt um das Chemiewerk in Raptor in der Nähe von Tripolis.
Die USA sprechen von einer Chemiewaffenfabrik, Libyen sagt, es sei ein pharmazeutisches Unternehmen.
Anlässlich der Konferenz in Paris wird es auch zu zahlreichen Kontakten auf Außenminister-Ebene kommen.
Beispielsweise wird Außenminister Mock morgen zu einem längeren Gespräch mit dem sowjetischen Außenminister Shevardnadze zusammentreffen.
Mock wird bei der C-Waffen-Konferenz das Angebot Österreichs erneuern, eine Kontrollagentur in Wien zu errichten.
Österreich.
Der Generalsekretär der Industriellen Vereinigung, Herbert Gretschi, erneuerte heute seine Ansicht, die militärische Neutralität berühre nicht die Freiheit Österreichs, politische oder wirtschaftliche Bündnisse einzugehen.
Die Neutralität werde von den Gegnern eines EG-Beitritts immer wieder als Hindernis angeführt, sagte Gretschi.
Der Text des Neutralitätsgesetzes beziehe sich jedoch ausschließlich auf die militärische Neutralität.
Die Aufrechterhaltung dieser militärischen Neutralität müsse außer Diskussion stehen.
Es gebe aber keinerlei Einschränkung der Souveränität Österreichs auf politischem oder wirtschaftlichem Gebiet, meinte Greci.
Bundesrepublik Deutschland.
Das Atomkraftwerk Biblis kann vorerst nicht wieder ans Netz gehen.
Das hessische Umweltministerium hat mitgeteilt, dass eine Risikostudie die Möglichkeit eines neuen Störfalls für einen Reaktor ergeben hat.
Es sei wahrscheinlicher als bisher angenommen, dass Heizrohre im Dampferzeuger brechen könnten, heißt es in der Untersuchung.
Die Betreibergesellschaft von Biblis hat erklärt, sie werde unverzüglich die Genehmigung für eine Nachrüstung von Block B beantragen.
Indien.
Im Bundesstaat Panjab sind mindestens zehn Menschen wahrscheinlich von extremistischen Sikhs erschossen worden.
Es liegen offensichtliche Racheakte nach der Hinrichtung von zwei Männern vor, die nach dem Mord an Ministerpräsidentin Indira Gandhi zum Tode verurteilt und gestern exekutiert worden sind.
Anhänger der Sikh-Religion kämpfen seit Jahren im Panjab für einen unabhängigen Staat, Kalistan.
Im vergangenen Jahr sind bei Kämpfen mit Sikhs 2200 Menschen ums Leben gekommen.
Nun die Wetteraussichten bis morgen früh.
In Osttirol und Teilen Kärntens sonnig.
Sonst bei reichlicher Bewölkung, vor allem an der Alpen-Nordseite Niederschlag.
Schneefallgrenze zwischen 800 Metern im Westen und 500 Metern im Osten.
Zunehmender Nordwestwind.
Nachmittagstemperaturen 0 bis 7 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 5 bis plus 1 Grad.
Die Aussichten für morgen Sonntag, im Süden zum Teil aufgelockerte Bewölkung, sonst bedeckt und verbreitet Regen.
Lebhafter Nordwestwind, Tageshöchsttemperaturen 4 bis 9 Grad.
Das Wetter über morgen Montag, sonnig und sehr mild mit Temperaturen bis 13 Grad.
Sieben Minuten nach zwölf ist es in der Zwischenzeit geworden.
Sie haben es ja in den Nachrichten gehört.
Heute Nacht ist der japanische Kaiser Hirohito nach wochenlanger unheilbarer Krankheit in Tokio gestorben.
Hirohito war 87 Jahre alt.
Er starb an einem Krebsleiden, wie man es jetzt nach seinem Tod bekannt gab.
Spekuliert worden war über die Art dieser Krankheit ja bereits wesentlich früher.
Und obwohl seit fast zwei Monaten klar war, dass sich der Zustand des Kaisers nicht bessern würde, reagiert man in Japan mit bei uns unvorstellbaren Trauerkundgebungen.
Das öffentliche Leben ist praktisch zum Stillstand gekommen, aber auch im privaten Kreis untersagen sich die Japaner während der gesamten Trauerzeit jedes Vergnügen.
Japan im Zeichen des Todes von Kaiser Hirohito.
Ein Bericht von Hans Kirchmann aus Tokio.
Mehr als tausend Reporter umdrängten den kaiserlichen Palast in Tokio, als eine neue Krise in Hirohitos fast vier Monate langer Krankheit vermeldet wurde.
Premierminister Takeshita eilte zur Audienz und berichtete der Tenno Ruhe friedvoll.
Zwanzig Minuten danach war der dienstälteste Monarch der Welt tot, verstorben an Krebs, wie jetzt zugegeben wurde.
Alle Rundfunksender unterbrachen ihre Programme und schalteten auf klassische Musik um,
Takeshita gab eine Erklärung ab, worin er ausführte, die Regierungszeit Hirohitos habe 62 Jahre umspannt, die Depression und den Weltkrieg, Zitat, inmitten der folgenden Verwirrung und harter Armut baute sich dieses Land aus Ruinen wieder auf und gewann seine volle Unabhängigkeit.
Es erreichte nie erlebtes Wirtschaftswachstum und wurde zu einer Nation von internationalem Niveau.
Dazu habe nicht zuletzt der Friedenswille des Verstorbenen verholfen.
Die Regierung hat für die Dauer von sechs Tagen Staatstrauer angesagt.
Die Börse schloss für heute.
Überall sind Fahnen auf Halbmast zu sehen.
Nach dem komplizierten und langwährenden Ritus der Shinto-Religion, deren oberster Priester jeweils der Kaiser ist, wird es 61 Zeremonien geben, bis Kronprinz Akihito den spirituellen Prozess der Kaiserwerdung absolviert hat.
Doch schon vier Stunden nach dem Tod seines Vaters empfing er heute die drei Regalien des Tenotums, Schwert, Juwelen und den göttlichen Spiegel als 125.
Herrscher in einer Dynastie, die sich auf die Sonnengöttin Amaterasu zurückführt und auf ein mystisches Alter von zweieinhalb Jahrtausenden beruft.
Akihito ist 55 Jahre alt und sein Haar ist ergraut.
Dank einer westlichen Erziehung spricht er fließend Englisch und hat es öfteren erkennen lassen, dass er zwar das Kaisertum als kulturelles Symbol Japans pflegen will, doch ansonsten eine politisch passive Rolle sucht.
Seine Heirat mit der bürgerlichen Michiko hat vielen Japanern Hoffnung gemacht, dass er zu einem bürgernahen Tenno werden könnte.
Mit ihr zusammen hat er auch über 40 Länder bereist und an Weltläufigkeit mehr als seine Vorgänger gewinnen können.
Das Begräbnis Hirohitos wird voraussichtlich erst am 21.
Februar stattfinden.
Er wird entgegen dem Landesbrauch nicht eingeäschert.
Erwartet wird dafür ein Aufmarsch von tausenden der wichtigsten Persönlichkeiten Japans.
Die Regierungszeit Hirohitos trug den Namen Showa, erleuchteter Friede.
Nach einem Kabinettsbeschluss wird die neue Ära Heisei heißen, die Zeit des friedvollen Erfolgs.
Das bedeutet eine Umstellung aller Dokumente und erhöhte Umsätze für die Hersteller von Stempelfarben und Papier.
Doch vom geschäftlichen Aufschwung war heute nichts zu spüren.
Die Börse wurde geschlossen.
Der Mann, der heute Nacht 87-jährig in Tokio gestorben ist, war 63 Jahre lang japanischer Kaiser.
Und er war nicht nur jener gepflegte kleine Herr im grauen Stadtanzug, vornehm, kultiviert, zurückhaltend, als der uns in den letzten Jahren in den Medien begegnet ist, meist als Symbol und Integrationsfigur jenes Japans, das nach dem Zweiten Weltkrieg zur Industriemacht aufgestiegen ist.
Heute Partner der USA im Westen.
Noch vor einem halben Jahrhundert allerdings Partner der Nazi-Diktatur.
Verstrickt in einem blutigen Krieg mit den westlichen Alliierten.
Nicht zuletzt auch für das, was in diesen 40er Jahren in Japan geschah, muss Hirohito Verantwortung tragen.
Und, wie heute Historiker meinen, nicht nur als willenloses Werkzeug seiner Generäle, sondern durchaus auch als aktiver Betreiber dessen, was für Japan in der beispiellosen Katastrophe der Atomangriffe von Hiroshima und Nagasaki endete.
Ein Porträt des verstorbenen Tenor von Helmut Opletal.
Man schrieb gerade erst das Jahr 1921, drei Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, als der damals 20-jährige Kronprinz Hirohito für seinen erkrankten Vater als Regent einspringen musste.
Fünf Jahre später, am 24.
Dezember 1926, war er selbst Kaiser von Japan, nach alter Tradition der 124.
Tenno, ein göttlicher Nachkomme des Gründers des Yamato-Reiches vor zweieinhalbtausend Jahren.
Seit Mitte des 19.
Jahrhunderts war das Kaiserhaus Vorreiter einer Erneuerungsbewegung, die Japan zu einer wirtschaftlich und militärisch erstarkten Weltmacht gemacht hatte.
Das war das politische Erbe, das Hirohito antrat.
Doch in den 30er Jahren maßte sich Japan immer mehr eine Führungsrolle in Ostasien an und brach einen brutalen Eroberungskrieg vom Zaun.
Im Namen des Kaisers, auch wenn Hirohito später beteuert hat, er selbst habe den Krieg nie gewollt.
Dem Einmarsch in China folgte im Dezember 1941 der Angriff auf die amerikanische Flotte in Pearl Harbor.
Seine wohl bittersten Stunden erlebte der Tenno im August 1945, nachdem zwei amerikanische Atombomben die Städte Hiroshima und Nagasaki in Schutt und Asche gelegt hatten.
In den Mittagstunden des 15.
August konnten die Japaner zum ersten Mal im Radio die Stimme ihres göttlichen Kaisers hören, als er in den blumigen Worten der Hofsprache die Kapitulation verkündete, ohne allerdings das Wort Kapitulation auszusprechen.
An unsere braven und treuen Untertanen.
Nach tiefem Sehnen über die allgemeine Weltentwicklung und die realen Bedingungen in unserem Reich haben wir beschlossen, diese Situation durch eine außerordentliche Maßnahme zu beenden.
Wir haben unserer Regierung Weisung gegeben, den Regierungen der Vereinigten Staaten, Großbritanniens, Chinas und der Sowjetunion mitzuteilen, dass unser Reich die Bedingungen der Deklaration annimmt.
Wollten wir den Kampf fortsetzen, würde das nur in den Zusammenbruch und die Vernichtung der japanischen Nation münden und darüber hinaus die menschliche Zivilisation vollständig vernichten.
Auf Geheiß General MacArthurs musste Hirohito auch auf seinen Nimbus als Gottkaiser verzichten.
Die neue Verfassung von 1947 nannte ihn nur mehr Symbol des Staates.
Und erst in jüngster Zeit hat er wieder seine traditionelle Rolle als Hohenpriester der shintoistischen Staatsreligion ausgeübt.
Von der Anklage des Kriegsverbrechens wurde Geroito 1948 vom Internationalen Gerichtshof freigesprochen.
Dennoch blieb die Rolle des Kaiserhauses umstritten.
Manche Historiker, wie der Amerikaner David Bergamini, vertreten die Ansicht, dass Geroito keinesfalls nur ein willensloses Werkzeug der Generäle gewesen war, wie es manchmal dargestellt wurde, sondern durchaus bewusst die kriegerischen Pläne der Militärs angestiftet und gefördert hat.
Unbestritten ist jedenfalls, dass der Kaiser nach dem Krieg nur wenig zur Aufarbeitung der schlimmen Vergangenheit Japans beigetragen hat und eher selbst ein Symbol des kollektiven Verschweigens und Verdrängens geworden ist.
Denn kein einziger japanischer Kriegsverbrecher ist jemals vor ein japanisches Gericht gestellt worden und erst in den 70er Jahren sprach der Tenno einige kurze Worte des Bedauerns gegenüber den Aggressionsopfern China und Korea aus.
Aber unter dem Eindruck des japanischen Wirtschaftsmunders nach dem Krieg entstand allmählich ein neues Bild der Monarchen-Persönlichkeit, das eines gütigen, zurückgezogenen, weitgehend unpolitischen Staatsvaters, der sich in seiner Freizeit am liebsten dem Hobby der Meeresbiologie hingibt, abgeschirmt im Kaiserpalast, einer Oase der Ruhe inmitten der hektischen Großstadt Tokio.
Hiroitos Privatleben blieb für die japanischen Medien immer tabu.
Seine mehr als 60-jährige Ehe mit der Fürstentochter Nagako, genauso wie vereinzelte Skandale in der Verwandtschaft.
Direkten Kontakt mit den Untertanen hatte der Kaiser in der Regel nur zweimal im Jahr, bei Empfängen zu Neujahr und zu seinem Geburtstag im April.
Aber es war oft mehr Respekt und Neugier als wirklich tiefe Zuneigung, wenn die ausgewählte Besucher-Char den Tenno nach seiner kurzen Ansprache mit dem traditionellen Dan-Sai ein 10.000 Jahre langes Leben huldigte.
Sennō Heika Manzō!
Heute Nacht ist der japanische Kaiser-Heroiktor, 87 Jahre alt, in Tokio gestorben.
Sie hörten zuletzt einen Nachruf, ein Porträt von Helmut Opletal.
Jetzt zum außenpolitischen Hauptthema dieser abgelaufenen Woche.
Noch immer für Schlagzeilen sorgt ja der jüngste gefährliche Zwischenfall im Mittelmeer, bei dem amerikanische Kampfflugzeuge libysche Maschinen abgeschossen hatten.
Während die Amerikaner nach wie vor von einer libyschen Provokation sprechen, sehen sich die Libyer als Opfer amerikanischer Aggression und befürchten eingedenkte Ereignisse vom Sommer 1986 noch Schlimmeres, einen neuerlichen amerikanischen Überfall auf Libyen.
Befürchtungen, die man in Washington wiederum als total unhaltbar zurückweist.
Wie auch immer, der jüngste Konflikt USA-Libyen ist durchaus nicht vom Tisch.
Denn im Hintergrund geht es ja um den angeblichen Bau einer chemischen Waffenfabrik bei Tripolis.
Die Amerikaner glauben nach wie vor stichhaltige Beweise dafür zu haben.
Die Libyer wollen schon in Kürze internationale Experten durch die Fabrik führen, um zu beweisen, dass man in Rabda nur Medikamente für die dritte Welt produziere.
Das wurde gestern auch immer wieder bei einer Pressekonferenz des libyschen Informationsministers in Tripolis versichert.
Einer Pressekonferenz, bei der auch unsere Korrespondentin Antonia Rados mit dabei war.
Am Vorhang der Pariser Konferenz über chemische Waffen stellte Libyens Regime nach langem Schweigen endlich einen Repräsentanten vor die Presse.
Informationsminister Rajajab machte gestern einen kurzen Auftritt vor den rund 100 ausländischen Journalisten in Tripolis und viel hatte er nicht zu sagen.
Über den nun neu in Mittelmeer eintreffenden US-Flugzeugträger Roosevelt klagte er.
Über die amerikanische Aggression vom vergangenen Mittwoch wettete er.
Und über den mysteriösen Stein des Anstoßens dieses neuen libysch-amerikanischen Konfliktes beruhigte er.
Die Fabrik bei Raptor sagte, der Minister sei nur ein Werk zur Herstellung von Medikamenten.
Chemische Produktion gebe es keine.
In einem Nebensatz fiel dann doch noch ein indirekter Hinweis.
Die Produktion vom chemischen Kampfstoff, den Washington in Raptor vermutet, sei ja nicht illegal.
Der Minister hat recht.
Die Genfer Konvention von 1925 verbietet nicht die Herstellung chemischer Kampfstoffe, wohl den Ersteinsatz.
Dann aber kündigte Rajajab auch eine Sensation an.
Nicht zwei, sondern 14 US-Kampfflieger hätten am vergangenen Mittwoch die zwei libyschen MiGs abgeschossen, sagte er.
Die libysche Version werde sogar, so der Minister, im heimischen Fernsehen bestätigt werden.
Der Beweis blieb aber aus.
Denn statt des angekündigten Wahrheitsbeweises brachte Gaddafis TV dann nur eine Zeichnung.
Leblose Punkte auf einer Karte.
Mehr wurde nicht gezeigt.
Trotz dieser unglaubwürdigen Gäste, Libyen sehnt sich im Moment offenbar wenig nach einer Konfrontation.
In den vergangenen Tagen wird verschiedenen Quellen in Tripolis zufolge mit Hilfe der belgischen Botschaft über das Werk in Rabta geredet und verhandelt.
Die europäische Gemeinschaft soll angeblich diesen Vermittlungsversuch zwischen Tripolis und Washington initiiert haben.
Belgien vertritt in Libyen seit 1979 die Interessen der USA.
Verschiedenen Quellen zufolge soll Revolutionsführer Gaddafi bisher für die westlichen Journalisten nicht sprechbar auch den bundesdeutschen Botschafter empfangen haben.
Gesprächsthema wohl die umstrittene Fabrik in Raptor.
Die USA verdächtigen ja die deutsche Firma im Hausen als Lieferanten.
Nach außen hin ist in Tripolis die Lage extrem ruhig.
In der kargen Wüstenstadt sind kaum Soldaten zu sehen, nur auf dem Weg vom Flughafen steht nun eine Militärkontrolle.
Die beim US-Eingriff im April 1986 vom Bomben zerstörte Kaserne Bab al-Asifiyah, Qaddafis Sitz, ist ebenfalls nicht auffallend geschützt.
Wo der Oberste Herr Libyens überhaupt ist, weiß niemand.
Aber schon bald, das hat Qaddafi durch den Informationsminister der Presse mitstehen lassen,
werden westliche Journalisten das umstrittene Werk von Raptor besichtigen können.
Bald, das kann in Libyen alles heißen.
Überschattet vom jüngsten Luftzwischenfall über dem Mittelmeer und vom Konflikt Libyen-USA ist auch die heute in Paris beginnende Konferenz über das Verbot chemischer Waffen.
So sagte ja der sowjetische Außenminister Schewadnazi bei seinem Eintreffen in Paris, dieser Zwischenfall vergifte die Atmosphäre.
Schon zuvor hatte man offiziell in Moskau von Staatsterrorismus gesprochen.
US-Außenminister Schulz konterte, die USA hätten die Welt auf die Gefahr der Produktion chemischer Waffen aufmerksam gemacht, wobei ja die USA, ebenso wie die Zweite Großmacht Sowjetunion, selbst zu den größten Produzenten chemischer Waffen in der Welt zählt.
In Paris will man ja nun nach Wegen suchen, diese sogenannten chemischen Waffen, die Atombomben des kleinen Mannes, weil sie praktisch von jedermann herstellbar sind, endgültig weltweit zu ächten.
Das heißt als Fernziel nicht bloß den Einsatz, sondern auch die Herstellung und Lagerung chemischer Waffen zu verhindern und entsprechende Überwachungsmechanismen auszuarbeiten.
Aber hören Sie mehr von Michael Kerbler.
Ohne Gasmaske roch man zunächst nichts.
Aber dann griff das Gas die Augen an, den Rachen und die Lungen, erinnert sich der heute 92-jährige Jean Crehanche an den Giftgasangriff, in den er im Ersten Weltkrieg hineingeraten war.
Maurice Poisson berichtet, ich war nach dem Angriff im Spital.
Ich erinnere mich genau an den Geruch und an die Angst.
Die Gesichter der Männer liefen blau an und niemand wusste, was zu tun war.
Seit dem 22.
April 1915 werden chemische Kampfstoffe als Massenvernichtungsmittel eingesetzt.
Damals, im Belgischen Ypern, setzten deutsche Truppen Chlorgas gegen die Franzosen ein.
Später folgten auch Senfgaseinsätze.
Auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges wurden 94.000 Giftgasopfer gezählt.
Mehr als 1,2 Millionen Menschen trugen bleibende Schäden durch ätzende Gase davon.
Rund zehn Jahre nach dem ersten großflächigen Einsatz von Giftgas, am 17.
Juni 1925, wurde in Genf ein Protokoll unterzeichnet, mit dem der künftige Einsatz von, Zitat, erstickenden, giftigen und ähnlichen Gasen sowie bakteriologischen Mitteln im Krieg untersagt wird.
Zitat Ende.
113 Staaten haben bisher dieses Abkommen unterschrieben, sich aber häufig das Recht auf Vergeltungsmaßnahmen bei einem C-Waffenangriff vorbehalten.
Das Dokument wird aus diesem Grund nur als Deklaration eines Erstschlagverzichts interpretiert.
Auf ein generelles Verbot von C-Waffen konnten sich die Staatenvertreter auf der Genverabrüstungskonferenz noch immer nicht einigen.
Immerhin, seit 1976 wird über ein solches Verbot verhandelt.
Seit mehr als zwölf Jahren also.
Allerdings hat jetzt eine Expertenkommission einen Entwurf für eine neue, internationale Konvention zur Ächtung der chemischen und bakteriologischen Waffen erarbeitet.
Das Dokument, das weitgehend ausformuliert ist, enthält genaue Listen verbotener chemischer und bakteriologischer Waffen sowie Programme zur permanenten Aktualisierung dieser Listen.
Zu den noch ungeklärten Punkten zählt neben der Verhinderung der Weiterverbreitung von C-Waffen die heikle Frage der Überprüfung chemischer Fabriken, insbesondere von Privatunternehmern der westlichen Industriestaaten, die in den Kontrollen eine Art institutioneller Werkspionage sehen.
Die Zeit aber drängt.
Mindestens zehn Staaten besitzen mit hoher Wahrscheinlichkeit C-Waffen, darunter die USA und die UdSSR, die beide als einzige den Besitz solcher Waffen offen eingestanden haben.
Auch Frankreich, der Iran und der Irak sind im Besitz dieser zwar unsichtbaren, aber hochtoxischen Waffen.
Von westlichen Militärexperten wird allerdings vermerkt, dass dieser Club der 10 weitaus größer ist.
Denn auch Länder wie Peru, Brasilien und Chile, Indien, Ägypten, Ungarn, Rumänien, Vietnam und die beiden Korea sowie Südafrika und Äthiopien dürften in der Lage sein, chemische Waffen zu erzeugen.
Und Libyen wird ebenfalls als künftiges Mitglied im C-Waffen-Club gewertet.
Dabei sind die ursprünglichen Chemiewaffen wie Senfgas, Tabun, Sarin oder Phosgen trotz ihrer Giftigkeit längst nicht mehr die Waffen der höchsten Gefährlichkeitsstufe.
Nicht erst seit die Wissenschaft das Tor zur Genmanipulation aufgestoßen hat, experimentieren Wissenschaftler mit Krankheitserregern als neue Kriegswaffen.
Bakterien, die die Pest verbreiten, Gehirnhautentzündung hervorrufen,
Viren, die Grippeepidemien auslösen oder die Pocken seuchenartig über die Bevölkerung des Gegners bringen, sind Gegenstand der Forschung in den Militärlabors.
Auch fingernagelgroße Metallsplitter, überzogen mit einer Art Giftlack, der sich bei Gewebekontakt auflöst und das Gift in die Blutbahnen bringt, wurden für neuartige Splitterbomben entwickelt.
Und auch die ethnische Bombe, erstmals 1970 in einem amerikanischen Militärjournal beschrieben, ist im Zeitalter der Genchirurgie Möglichkeit geworden.
Wenn die Wissenschaft in der Lage ist, bestimmte Charakteristiken eines Verbandes menschlicher Zellen, der nur in einem bestimmten Volk, in einer bestimmten ethnischen Gruppe vorkommt, zu isolieren, dann wird diese Methode funktionieren, meint Direktor Dr. Lars Beckmann von der schwedischen Universität Umeå.
Mit anderen Worten, diese Waffe würde selektiv Menschen eines bestimmten Volkes töten, während sie andere Menschen unbehelligt lässt.
Ein ähnliches Forschungsfeld neuartiger Waffen sind die menschlichen Enzyme, Botenstoffe im Körper, die die Körperfunktionen steuern, ohne sich selbst dabei chemisch zu verändern.
C-Waffen, die diese Enzyme angreifen und ausschalten, hätten zur Folge, dass Körperfunktionen plötzlich ausfallen, dass die biochemischen Prozesse im Menschen unterbrochen werden, was mit hoher Wahrscheinlichkeit letal, mit dem Tod, endet.
Die Zeit drängt.
Immer mehr Staaten besitzen die C-Waffe, die Atombombe des armen Mannes.
Die Zeit drängt.
Denn die Wissenschaftler in den Militärlabors sind den Diplomaten um Jahre voraus.
Drei Minuten vor halb eins ist es jetzt nach Österreich.
Seit einer Woche diskutieren nicht nur die Katholiken im Land über die jüngste Bischofsernennung in Salzburg.
Wobei es ja zum einen um die Art und Weise geht, wie offensichtlich das Salzburger Domkapitel von Rom aus bei dieser Bischofsernennung unter Druck gesetzt worden ist.
Zum anderen geht es auch ganz konkret um die Person des Nachfolgers von Erzbischof Berg.
Der Altenmarkter Nochtechern Dr. Georg Eder hatte durch seine jüngsten Erklärungen in der Öffentlichkeit einen Sturm der Entrüstung entfacht.
Zuletzt durch seinen Interviewsatz, die Demokratie habe zu einem furchtbaren Freiheitstrang der Menschen geführt.
Eine Erklärung, auf die sogar Bundeskanzler Franitzki reagierte, der sagte, die Regierung werde die Wahl Eders nicht beanspruchen, der neue Mann werde sich aber einer kritischen Würdigung seiner Person stellen müssen.
Die Stimme eines Bischofs werde aber wohl nicht ausreichen, die Demokratie ins Wanken zu bringen.
Was wiederum den Wiener Weihbischof Krenn auf den Plan rief, der seinerseits Kranitzki kritisierte und meinte, der Kanzler hätte die Worte Eders sachlicher und mit etwas mehr Wohlwollen interpretieren können.
Was ist da momentan los in der katholischen Kirche, ja nicht nur in Österreich?
Wohin führt der Weg?
Zurück zum alten Glauben, wie die einen meinen, ins gesellschaftliche, aber auch religiöse Abseits, wie andere fürchten?
Roland Machatschke sprach darüber mit dem deutschen Theologen und Universitätsprofessor Norbert Greinacher, einem der profiliertesten Theologen im deutschsprachigen Raum.
Er ist Gast in unserer heutigen Mittagssendung.
Im Journal zu Gast.
Herr Professor Greinacher, wenn Sie die Bischofsernennungen der letzten Zeit in Österreich, in Deutschland, in der Schweiz betrachten, ist für Sie in diesen Bischofsernennungen, in dieser Personalpolitik des Vatikans ein gewisser Trend zu erkennen?
Ich möchte zuspitzen.
Ich glaube, es ist nicht nur ein Trend, sondern es ist eine ganze Konzeption, die dahinter steckt.
Eine Konzeption, die schon mehrere Jahre alt ist.
Wir kennen sie ja vor allem aus den Bischofsanwendungen in den Niederlanden.
wo ja ganz eindeutig war, dass die römische Kurie dort die offene, konziliäre Mehrheit der Bischöfe in den Niederlanden völlig umfunktioniert hat in eine konservative bis reaktionäre Mehrheit.
Dasselbe sehen wir in den USA, neuestens in Lateinamerika, sodass diese Länder, die Sie jetzt ansprechen, Kur vor allem in der Schweiz, Salzburg in Österreich, jetzt Köln, der Bundesrepublik Deutschland, nur Mosaiksteine in einer ganz groß angelegten Konzeption sind, die man leider Gottes doch wohl charakterisieren muss dadurch, dass der
konziliare Geist, also der Geist, der aus dem Zweiten Vatikanischen Konsil an Reformbereitschaft, an Offenheit, an Liberalität hervorgegangen ist, nun umgekehrt wird und versucht wird, diese konziliare Entwicklung auf den Vorkonziliärenstand zurückzudrehen.
Es wird oft die Frage gestellt, ob der Papst Bescheid weiß, persönlich, ob er diese Entscheidungen persönlich trifft.
Ob er in allen Details informiert ist oder ob er nur unterschreibt, was ihm zum Beispiel ein Gremium der Kurie vorlegt.
Was glauben Sie ist in diesen Entscheidungen geschehen?
Also diese Frage kann ich im letzten nicht entscheidend beantworten, weil ich mich nicht genügend auskenne in der römischen Kurie.
Aber auf der einen Seite ist ja völlig offenkundig, dass zumindest einige dieser sehr umstrittenen Bischofskandidaten bzw.
ernannten Bischöfe, ich denke an Weihbischof Grenn von Wien, ja nun persönliche Freunde
von dem Papst sind bzw.
ihn zu den ominösen Frühstücken empfangen werden.
Von daraus legt sich nahe, dass es also nicht nur irgendeine administrative Entscheidung der Verwaltung, der römischen Kurier ist, was offenkundig der Fall ist, sondern sicher auch auf den direkten Einfluss des Papstes zurückgeht.
Es gibt ja im Laufe der Zeit eine ganz große Zahl von Bischofsernennungen auf der ganzen Welt.
Von den meisten dieser Bischofsernennungen erfährt man ja überhaupt nichts.
Warum, glauben Sie, Herr Professor Greinacher, wurde mit den erwähnten Bischofsernennungen, also Salzburg, Wien, Chur, Köln, warum wurden da Entscheidungen getroffen, die zu einer Konfrontation mit dem Vatikan führen mussten?
Also hier ist mir sozusagen die Mentalität der entscheidenden Person in der römischen Kurie nicht völlig klar.
Denn ich gebe den zunehmenden Eindruck, wenn ich jetzt vor allem an Köln und an Salzburg denke, dass dort Wirklichkeiten verdrängt werden, Wirklichkeiten nicht mehr wahrgenommen werden.
Also der Widerstand in der Erzgezüge Köln ist ja überhaupt nicht nur beschränkt auf irgendwelche progressive oder linke katholische Christinnen und Christen oder Theologieprofessoren.
sondern er geht ja sozusagen ins Mark des kölnischen Katholizismus hinein.
Und das war vorauszusehen.
Wer nur einigermaßen einen Blick hat für das, was rheinischer Katholizismus ist, mit allen Schattierungen, Problemen, aber auch allen positiven Werten, musste wissen,
dass dieser Widerstand dort so kommen wird.
Entsprechendes gilt für Salzburg, entsprechendes gilt für Chur.
Das war genau vorauszusehen.
Und dass eine Verwaltung
Im Sinne einer notwendigen Verwaltung, einer notwendigen Bürokratie.
Dies nicht voraussieht, ist sozusagen System im Moment noch einmal ein ungeheuer schwerer Vorwurf.
Also das heißt, diese Verwaltung, diese Initiaturen taugen nichts.
Sie gehören abgesetzt.
Hat man die Konfrontation aus welchen Gründen auch immer gesucht?
Das könnte sein.
Das ist mir selbst nicht ganz klar.
Aber ich meine doch, dass die römische Kuh zumindest in ihrer Tradition, zumindest in ihrer Geschichte,
ja nicht auf direkten Konflikt ausgegangen ist.
Sie hat ja doch, zumindest in ihrer Tradition, eine gewisse Klugheit, ein gewisses diplomatisches Geschick erwiesen.
Die vatikanische Diplomatie war ja hoch im Ansehen, war ja hoch gepriesen.
Aber wenn natürlich dann solche Nunschen wie der jetzige in Bonn nun eingesetzt wird, der, entschuldigen Sie, aber anscheinend nicht einmal Deutsch lesen kann und nicht einmal das Staatskonglomeration gelesen hat, wenn die natürlich auf solche Stellen gewesen wären,
Und dann muss es zu solchen Konflikten kommen.
Welche Rolle spielt eigentlich der päpstliche Nuncius bei der Entscheidungsfindung bei Bischofsernennungen oder Bischofsvorschlägen, wenn ein Wahlgremium existiert?
Diese Stellung und die Bedeutung kann nicht hoch genug in Anschlag gebracht werden.
Das ist eine relativ neue Entwicklung seit etwa 10, 12 Jahren.
Nämlich insofern,
dass all die Vorschläge, die schon zu Lebzeiten eines bestimmten Bischofs von den benachbarten Bischöfen an Kandidaten gemacht werden, dass die personellen Vorschläge, die dann bei einer Vakanz eines Bischofsstuhles von dem Domkapitel
von den benachbarten Bischöfen gemacht werden, die kommen alle zu dem Nuncius.
Und der Nuncius zieht Informationen ein, erkundigt sich, wogegen nichts einzuwenden ist, aber er gibt dann eine gereihte Liste schon nach Rom.
Das heißt, der Nuncius ist eine ungeheuer wichtige Schaltstelle
Er hat eine ungeheuer wichtige Funktion im ganzen der Bischofsanwendung, was von einer theologischen Sicht der Kirche aus, also von einer Sicht der Kirche aus, die es im Zweiten Vatikanischen Konzil dargestellt wurde und vor allem unter dem Begriff des Volkes Gottes dargelegt wurde, nun ein außerordentliches Problem darstellt, ja im Grunde ein Skandal darstellt.
Man hat ja nicht so Unrecht, dieses bon mot gebrauchtes Denunziaturen, Denunziaturen sein.
Da ist ja sehr viel daran.
Das heißt, es fließen also sehr viele einseitige, wenn nicht falsche Informationen über das Leben der jeweiligen Kirchen über Denunzius an die römische Zentralstelle.
Herr Professor Greinacher, viele erwarten nach der Entscheidung in Salzburg, dass jetzt auch in Vorarlberg eine ganz bestimmte
Bischofsentscheidung getroffen wird, nämlich dass der österreichische Opus Dei-Chef Klaus Künk dort als Bischof eingesetzt wird.
Würden Sie das als weiteres Signal für das Vordringen einer sehr konservativ geprägten Richtung der katholischen Kirche werten?
Es ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn jemand Bischof wird,
aus dem konservativen Lager, sag ich einmal.
Unter der Voraussetzung allerdings, dass er wirklich Pontifex, und das heißt auf Deutsch Brückenbauer, wird.
Das heißt, dass er dann als Bischof nun tatsächlich alle Kräfte, alle Tendenzen, alle Strömungen, alle Gruppen, alle spirituellen Gruppen in einem Bistum nun wirklich
zur Einheit zusammenbindet, dass er wirklich derjenige ist, der den Dienst der Einheit in eines Bistum versieht.
Ich habe überhaupt kein Vertrauen, dass jemand, der aus Opus Dein und kommt und Bischof wird, dass der diesen umfassenden Dienst der Einheit in einem Bistum versorgt.
Diese Christen, ich sage das mit allem Bedacht, sind ja nicht bereit, die ganze Breite
des katholischen Spektrums, der katholischen Pluralität, das heißt Vielgestaltigkeit, zu akzeptieren, sondern sind ja einseitig nur darauf bedacht, ihre Rechte umzuverfolgen.
Und das ist der entscheidende Vorwurf.
Und das ist das entscheidende Problem.
Wenn Sie die österreichische Situation in ihrer Gesamtheit betrachten, Herr Professor Greinacher, findet Ihrer Meinung nach in Österreich eine systematische Zerstörung statt von all dem, was Kardinal König aufgebaut hat?
Ich habe noch erlebt,
den österreichischen Katholizismus Mitte der 60er Jahre geprägt von Kardinal König.
Ich habe mit ihm zusammengearbeitet als Hochschulseelsorger von zwei Hochschulen in Wien selbst.
Und ich erinnere mich noch mit Freude, von welcher Offenheit und Liberalität und Menschenfreundlichkeit und Großzügigkeit er geprägt war.
Und wie seine Gestalt, seine Gedanken, seine Überzeugungskraft diesen österreichischen Katholizismus geprägt hat.
Ich darf nur erinnern an einen Punkt, beispielhaft an seine Öffnung.
an seine Öffnung hin, auch zu allen Parteien in der Republik Österreich.
Sein Begriff von der Äquidistanz der Geschichte gemacht, Äquidistanz der Kirche zu allen Parteien.
Und das scheint nun tatsächlich also immer mehr nun ins Abseits zu geraten und scheint immer mehr der Vergangenheit anzugehören.
Und ich kann nur eigentlich mit großer Trauer und mit großer Besorgnis davon reden.
Wenn ich mich versuche,
in die Person vom Kardinal König hinein zu versenken und hinein zu versetzen, dann kann ich mir vorstellen, was in einem solchen Mann vorgeht.
Er hat das Zweite Vatikanische Konzil eingegriffen im guten Sinne.
Er hat es mitgestaltet, mitgeprägt durch seine Gedanken.
Auch mir dreht es sozusagen das Herz um, wenn ich sehe, wie dieser Aufbruch des Zweiten Vatikanischen Konzils und der nachkonziliären Zeit
wie der jetzt unter der Hand und in einem Maße, wie es im Grunde genommen keiner vorauszusehen magte oder vorauszusehen fürchtete, heute nun eintritt.
Das treibt mich um.
Ist das nur in der Person des derzeitigen Papstes begründet oder sind da auch andere Kräfte am Werk?
Es ist vorrangig, dieser Papst.
Ich glaube, man sollte da sich keine Illusionen machen.
Aber er hat natürlich die entsprechenden Personen mit herangezogen in seinen engsten Mitarbeiterkreis.
Und so ist eine Linie entstanden, von der ich der klaren Überzeugung bin, dass sie für das Schicksal der katholischen Kirche auf der Welt verhängnisvoll ist.
Herr Professor Greinacher, das Domkapitel in Salzburg hat in fast sensationeller Art und Weise, kann man sagen, Kritik geübt am Vatikan.
Kritik geübt daran, dass es seine Meinung in Rom nicht vertreten durfte, dass kein Vertreter des Kapitels empfangen worden ist.
Es wurde gesagt, dass ein schwerer Gewissenskonflikt den Salzburger Domkapitulan auferlegt worden ist.
In Köln dürfte ein ebenso schwerer Gewissenskonflikt der Fall gewesen sein.
Trotzdem hat das Domkapitel in Köln nur seine Entscheidung mitgeteilt.
Sehen Sie einen fundamentalen Unterschied zwischen dem Verhalten des Salzburger Kapitels und dem Verhalten des Kölner Kapitels?
Ja, in der Tat.
Die Salzburger waren mutiger.
Sie hatten mehr Zivilcourage als die Mitglieder des Domkapitels, der Ärztejuristische Köln.
Das Domkapitel in Köln hat sich zwar auch die Gewissensfrage gestellt,
und hatte auch große Probleme, aber sie haben sozusagen das in den eigenen Wänden behalten, während Gott sei Dank endlich einmal ein Domkapitel sich öffentlich geäußert hat, öffentlich Stellung genommen hat, öffentlich protestiert hat gegen dieses völlig unchristliche Verhalten der römische Kurier und des Papstes selbst.
Könnte sein, dass viele Bischöfe einfach Angst haben,
vor einer Konfrontation mit dem Vatikan oder Angst haben vor einer Spaltung in den Reihen der eigenen Gläubigen und deshalb lieber schweigen als reden?
Also ich verstehe diese Angst überhaupt nicht.
Sie ist ohne Zweifel gegeben.
Aber wenn ich denke daran, wie das im Neuen Testament geschehen ist, wenn ich denke an das sogenannte Erste Apostelkonseil,
wo es um die Frage ging, ob Nichtchristen als Mitglieder aufgenommen werden in die neue Kirche und wo Paulus dem ersten Papst, wenn ich einmal so sagen darf, nämlich dem Petrus hinein ins Angesicht hinein widerstanden hat.
So ist die Austauschweise.
Dann wäre das ein Kriterium dafür, inwieweit ein Christ Angst haben darf oder nicht.
Er muss Mut haben, auch einem obersten Amtsträger gegenüber nun ins Angesicht hinein zu widerstehen.
Dies wäre die Stunde gewesen in Köln, in Salzburg, in Chur und anderswo.
Was ist dann eigentlich aus der Kollegialität der Bischöfe mit dem Papst geworden, was im Zweiten Vatikanum festgeschrieben worden ist?
Die Kollegialität steht nun in der Tat, auch theologisch gesehen, im Zentrum der Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konsils.
Die Bischöfe haben auf dem Zweiten Vatikanischen Konsil mit dem Papst, er war ja ganz mit eingebunden, als Bischof von Rom, haben sie die Verantwortung übernommen und als sie zurückkehrten,
Nach 1965 haben sie in den ja meistens neu gegründeten nationalen Bischofskonferenzen überall auf der Welt kollegial, partnerschaftlich für ihre nationalen Kirchen nun die Verantwortung genommen und dies geht zum Teil ja bis heute auf ganz erstaunliche und eindrucksvolle Weise, wenn ich an die katholische Bischofskonferenz der USA denke, mit ihren wegweisenden Hirtenworten zur Frage des atomaren Krieges, zur Frage der
Wirtschaftliche Gerechtigkeit, dort lebt das Fott.
Nun wird dies...
formell und faktisch zerstört.
Es wird formell zerstört durch den Entwurf der römischen Kurie im Hinblick auf die nächste römische Bischofssynode, wo das theologische Fundament der Kollegialität der Bischöfe nun radikal in Frage gestellt wird.
Und es wird faktisch zerstört dadurch, dass Rom sich über den Willen der Bischöfe
Denken Sie an die Nachbarbischöfe, die ja auch ihre Vorschläge machen für die Bischofsernennungen und gegen den Willen des Volkes Gottes in einer bestimmten Ortskirche nun durchsetzen.
Kirche, das sind wir alle, das ist ein Schlagwort, ist aber auch ein Programm.
Welche Chancen hat dann eigentlich das Volk Gottes, wenn schon die Bischöfe nicht gerne reden oder überhaupt schweigen?
Kirche, das sind wir alle, das ist eine grundlegende theologische Aussage des Neuen Testamentes.
Das ist nicht eine Erfindung irgendeines spinnigen Theologie-Professors.
Wenn im Neuen Testament von Kirche die Rede ist, dann ist die Rede von der Kirche konkret inkorrent.
in Thessaloniki, in Rom, und zwar von all denen, die dort sind, die diese Kirche, diese kirchliche Gemeinde bilden.
Das ist eine Uraussage, eine Grundaussage über das, was Kirche überhaupt ist.
Im Augenblick scheint er so, dass wieder von neuem die Christinnen und Christen in der Kirche in eine passive Rolle hineingedrängt werden und
dass eben die große Gefahr besteht, dass sie resignieren oder gar aus der Kirche emigrieren.
Und was kann man dagegen tun?
Wichtig erscheint mir, dass verantwortliche Christinnen und Christen, die einen offiziellen Dienst ausüben in dieser Kirche, wie Priester, wie Pfarrer, hoffentlich auch einmal Bischöfe, wie Theologieprofessoren,
wie Pastoralassistenten und Referentinnen in der Öffentlichkeit sich zu Worte melden und anderen Mitchristen Mut machen, sich gegen diese willkürliche, arroganten Machtmissbrauchsmaßnahmen von Rom zu verwahren und dagegen ihre sehr gut begründete theologischen Überzeugungen zu setzen auf den Grundlagen des Neuen Testamentes.
Danke für das Gespräch.
Im Journal zu Gast heute der Tübinger Universitätsprofessor Norbert Greinacher, mit ihm sprach Roland Machatschke.
Dreiviertel eins ist das jetzt im Mittagsschanal ein rein innenpolitisches Thema.
Die Mitterndorfer Senke im südlichen Niederösterreich stellt das größte Trinkwasserreservoir in Österreich.
Das Grundwasser dieses Gebiets ist allerdings durch Industriebetriebe, vor allem durch Mülldeponien schwer gefährdet oder sogar schon verseucht.
Die Studie einer Innsbrucker Ingenieurgemeinschaft hat sich vor allem mit den Gefahren aus der sogenannten Fischerdeponie im Gebiet von Theresienfeld befasst.
Wichtigstes Ergebnis der Studie, wenn bei der Fischerdeponie nicht sofort Sanierungsmaßnahmen begonnen werden, könnte das gesamte Trinkwasserreservoir der Mitterndorfer Senke vergiftet und daher nicht mehr verwendbar werden.
Franzi Mürger hat am Rande des gestern in Mariaplein beendeten Dreikönigstreffens der ÖVP die zuständigen Minister Fleming und Riegler nach dem Stand der Sanierungsarbeiten gefragt.
Das Problem bei den Sanierungsarbeiten für die Fischerdeponie in der Mitterndorfersenke ist wieder einmal die Zuständigkeit verschiedener Behörden.
Das Umweltministerium hat jedenfalls nach vorliegender Studie über die Grundwassergefährdung in der Mitterndorfer Senke die oberste Wasserrechtsbehörde, also das Landwirtschaftsministerium, informiert.
Landwirtschaftsminister Josef Riegler hat Probebohrungen in dem betroffenen Gebiet veranlasst, deren Ergebnisse in ein, zwei Wochen vorliegen sollen.
Dann, so stellt sich Umweltministerin Marilis Flemming vor, wird per Bescheid der Eigentümer der Deponie mit der Sanierung beauftragt.
Noch ist allerdings nicht klar, wer diesen Bescheid erlassen soll oder muss.
Wahrscheinlich, so sieht es Landwirtschaftsminister Riegler selbst, bleibt es an ihm hängen, den Sanierungsauftrag zu erteilen.
Damit stellt sich dann die Frage, wer eine allfällige Sanierung der Fischerteponie zahlen soll.
Dass ein Privater die nötigen Mittel nicht aufbringen kann, ist klar.
Eine Totalsanierung der Müllhalde bei Theresienfeld würde mehr als zwei Milliarden Schilling kosten.
Bleiben also zwei Finanzierungswege.
Der eine ist übermitteltes Öko-Fonds, der andere wäre mithilfe des Altlastensanierungsgesetzes.
Doch dieses Gesetz ist erst in der Begutachtung und kann frühestens im Februar dem Nationalrat passieren.
Die Zeit drängt jedenfalls, denn in der Mittendorfer Senke tickt eine Umweltbombe.
Und schon die jetzt durchgeführten Probebohrungen hätten eine Katastrophe auslösen können, sagt Umweltministerin Marilis Flemming.
Eine falsche Bewegung, eine falsche Bohrung an einer falschen Stelle kann unter Umständen das Ganze nicht in die Höhe, aber doch ins Wasser gehen lassen.
Dann wäre die Katastrophe passiert.
Man muss hiermit unendlich viel Sachwissen und unendlich vorsichtig vorgehen.
Dass viele Bewohner der Mitterndorfer Senke schon jetzt kein Trinkwasser aus ihrem Boden mehr beziehen, weiß die Umweltministerin auch.
Es gibt ja schon eine Reihe von Orten entlang dieses Stromes, wo gar nicht mehr das Trinkwasser entnommen werden darf, wo Brunnen gesperrt sind, wo Mineralwasser getrunken wird.
Die Fachleute haben mir gesagt, dass vielleicht noch einige Jahre nichts passiert.
Es kann aber morgen oder übermorgen etwas passieren.
Es drängt die Zeit.
Ich habe das Gesetz, das Altlastensanierungsgesetz, trotz intensiver Arbeit sehr rasch fertiggebracht.
Es wird am Nationalrat, am Parlament liegen, das Gesetz rasch zu beschließen.
Dann können nach Abschluss der Bohrungen, die ja unbedingt gemacht werden mussten, um überhaupt mit der Sanierung beginnen zu können, dann könnte Ende Jänner ausgeschrieben werden.
Das muss geschehen.
Dann könnte man im Frühjahr mit der Sanierung beginnen.
Und vielleicht schaffen wir es noch, dass wir dieses große Grundwasserreservoir damit retten.
Haben Sie einen Überblick darüber, ob ausreichend vorgesorgt ist, dass
die Brunnen, aus denen nach wie vor Wasser entnommen wird, regelmäßig kontrolliert und untersucht werden.
Das ist Sache der zuständigen Wasserrechtsbehörde und ich bin sicher, dass die niederösterreichischen Behörden hier alles Notwendige tun.
Also konkret können die Betroffenen dort zurzeit beruhigt sein.
Sofern nicht von Amts wegen hier ein Brunnen gesperrt ist, darf ich wohl davon ausgehen, dass der zuständige niederösterreichische Landesrat Blochberger sehr wohl alles Notwendige vorgesagt hat.
Immerhin werden fast eine halbe Million Menschen mit Wasser aus der Mittendorfer Senke versorgt.
Ja, und auch beim nächsten Thema, das uns jetzt in die Bundesrepublik Deutschland führt, geht es um grundlegende Umwelt- und Zukunftsfragen.
Heute ist ja bekannt geworden, dass das umstrittene Atomkraftwerk Biblis vorerst nicht wieder ans Netz gehen kann, also betrieben werden kann.
Das hessische Umweltministerium teilte ja mit, dass eine Risikostudie die Möglichkeit eines neuen Störfalls für einen Reaktor ergeben habe.
Und während man diese Meldung hört, staunt man über die nächsten.
Da wünscht sich die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung, DWK genannt auf ihrer Jahrespressekonferenz, eine zweite Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf.
Und das Darmstädter Öko-Institut enthüllt, dass Wackersdorf würde es so gebaut, wie in den laufenden Genehmigungsverfahren beantragt, zu einem Atomzentrum in der Oberpfalz einschließlich einer Plutonium-Brennelemente-Fabrik werden könnte, Helmut Brandstädter informiert.
Wird die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf nur Teil eines riesigen Atomzentrums oder gelangt die WAA gar vor ein juristisches Stoppschild?
Das Milliardenprojekt der deutschen Atomwirtschaft in der Bayerischen Oberpfalz ist jedenfalls wieder einmal in die Schlagzeilen geraten.
Ausgelöst wurde das durch einen Bericht der sonst bundesweit wenig bedeutenden mittelbayerischen Zeitung aus Regensburg.
Denn die wusste zu berichten, dass mitten im Taxöldner Forst nicht nur eine Fabrik zur Wiederaufarbeitung von verbrannten Kernstäben und der Gewinnung von Plutonium entsteht, sondern auch noch eine Anlage zur Herstellung neuer Brennstäbe, eine Brennelementefabrik, geplant ist.
Logisch wär's ja, denn das bei der Wiederaufarbeitung anfallende Plutonium könnte gleich ein paar Meter weiter wiederverwendet werden, für neue Brennstäbe.
In einer Broschüre der Betreibergesellschaft aus dem Jahr 1983 ist eine solche Konstruktion auch vorgesehen, wenn auch hinter nur sachverständigen Einsichtigen Abkürzungen versteckt.
Nach Auskunft des Münchner Umweltministeriums hat die Gesellschaft jedenfalls eine Option auf eine Brennelementefabrik in Wackersdorf.
Andererseits ist bei den Anträgen auf bisher zwei Teilerrichtungsgenehmigungen niemals die Rede von der Herstellung von Brennelementen gewesen.
Bis jetzt werden die Brennelemente für die bundesdeutschen Kernkraftwerke von der Firma Alchem im hessischen Hanau erzeugt.
Ein Sprecher des Bayerischen Umweltministeriums hat allerdings bereits angedeutet, dass die Konzentration von Wiederaufarbeitung und der Herstellung neuer Brennstäbe auf einem Platz Vorteile hätte.
Die nicht ungefährliche Beförderung des Langzeitstrahlers Plutonium würde wegfallen.
Österreich freilich hätte dann nicht nur eine umstrittene Wiederaufarbeitungsanlage vor der Tür, sondern gleich den größten Atompark Europas.
Aber so weit ist es ja noch lange nicht.
Denn obwohl in Wackersdorf eifrig gebaut wird, hinken die juristischen Genehmigungen dem Baufortschritt um einiges nach.
Über die erste atomrechtliche Teilerichtungsgenehmigung muss demnächst nach langem Rechtsstreit der Bayerische Verwaltungsgerichtshof entscheiden.
Die Richter müssen dabei auch schon ein sogenanntes Gesamturteil über die Anlage sprechen.
Fällt es positiv aus, kann weiter gebaut werden.
Von einer Brennelementefabrik ist aber vor Gericht nie die Rede gewesen.
Für die Richter könnte sich also ein neuer Sachstand ergeben.
Es sei ein völlig neues Verfahren erforderlich, meinen andere Juristen.
Sicher ist, dass die Kosten für Wackersdorf schon heute sich von den in der ursprünglichen Planung vorgesehenen meilenweit entfernt haben.
War 1985 von 37 Milliarden Schilling die Rede, so wären es heute schon mindestens 50 Milliarden.
Und wenn die Brennelementefabrik auch noch dazukommt, gar 100 Milliarden Schilling.
17 Milliarden Schilling, so wurde jetzt bekannt gegeben, wurden bereits in der Oberpfalz verbaut.
Und das, obwohl über die erste Teilerrichtungsgenehmigung erst demnächst der 22.
Senat des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs entscheiden wird.
Und jetzt noch zu unserem Kulturbericht im Mittagschanal.
Mit der Maribor-Komödie von der Unbeständigkeit auf beiden Seiten wurde gestern in der Salzburger Elisabethbühne ein fünftätiges UDSSR-Theaterfestival eröffnet.
Drei Bühnen aus der litauischen Sowjetrepublik präsentieren sich erstmals im westlichen Ausland, Brigitte Trönker berichtet.
Im Herbst hat die Salzburger Elisabethbühne mit Joshua Sobols Ghetto im litauischen Vilnius gastiert.
Nun sind die Litauer zum Gegenbesuch gekommen.
Drei Theatertruppen mit Stücken von Marivaux, Strindberg, Gogol und Martinaitis einem Zeitgenossen.
Den Reigen der Vorstellungen haben gestern Abend die Schauspieler des Staatlichen Akademischen Dramatischen Theaters der litauischen SSR eröffnet.
Der so förmliche Ensembletitel täuscht.
Das ist eine aufregend experimentierfreudige Gruppe.
Bezeichnend genug, dass sie mit ihrer Interpretation von Marivous' Komödie Unbeständigkeit auf beiden Seiten bei der Premiere vor einem Jahr in Vilnius
erregte Diskussionen auslösten.
Zu wenig lieblich und idyllisch sei die Inszenierung des Rokoko-Stückes geraten, zu sehr die schwarze, kritische Seite Marivous in den Vordergrund gespielt worden.
Aber, und das sagt einiges über das Kulturleben in der Sowjetunion von heute aus, die Diskussionen haben sich fruchtbar auf die Arbeit der Truppe und das Theater überhaupt ausgewirkt.
Regisseur Avridas Stapsis
Wir suchen nach Wegen und Methoden, um die bürokratischen Hindernisse zu vermeiden.
Mit jedem Tag gibt es immer weniger Spielspielten.
Heute wäre die Situation, die unsere Inszenierung hier vor einem Jahr umgeben hat, kaum denkbar.
Als Vollblut-Komödianten haben sich die litauischen Theaterleute bei ihrem ersten Auftritt erwiesen, als Komödianten mit Leib und Seele, mit Händen und Füßen.
Nach allen Regeln der Comedia dell'arte-Kunst, pfiffig, handfest, turbulent haben sie gespielt, mit skurrilen Überzeichnungen, köstlichen Slapstick-Einlagen und grotesken Zwischenspielen.
Auf eine Aufführung sind die Salzburger Theaterfreunde besonders gespannt.
Auf Marcellius Martinaitis Schauspiel Die Tochter der Erde.
Im Gewand eines alten litauischen Märchens ist da die aktuelle Geschichte der Umweltsituation auf unserer heutigen Erde verpackt.
Gespielt wird diese, wie Martinaitis der Autor vermerkt, Schilderung einer ökologischen Katastrophe vom Puppentheater Lele.
Stücke von zeitgenössischen Autoren, Stücke, in denen Umweltprobleme angesprochen werden, sind im litauischen Theater der Gegenwart an der Tagesordnung.
Überrascht ist man, dass auch die Verwaltung des Theaterlebens in den letzten Jahren spürbar gelockert wurde.
Immer mehr Theaterverbände sind nicht zentralistisch organisiert und finanzieren sich selbst, zum Teil auf höchst ungewöhnliche Art und Weise.
Arno Fischbacher von der Elisabethbühne, einer der Wegbereiter dieses Theaterfestivals in Salzburg,
Auch der Verband, mit dem wir in Litauen zusammenarbeiten, es gibt in Litauen nur einen Verband, der ist nicht mehr staatlich.
Er hat sich vor zwei Jahren selbstständig gemacht und legt sehr großen Wert darauf.
Es ist also ein freier Berufsverband, der sich auch auf ganz ungewöhnliche Art und Weise finanziert, indem der Verband eine kleine Fabrik besitzt, die dort Musikinstrumente und Kultursouvenirs herstellt.
Und in den Gesprächen, die waren also sehr stolz auf ihren Status.
Gespielt wird in Salzburg natürlich in litauischer Sprache.
Die Zuschauer bekommen über Kopfhörer simultan von einer litauischen Dolmetscherin die deutsche Übersetzung mitgeliefert.
Die künstlerische Zusammenarbeit Salzburg-Litauen wird auch nach dem Theaterfestival weitergehen.
Noch in diesem Jahr wird ein Regisseur der Elisabethbühne in Vilnius inszenieren.
Im Gegenzug wird ein litauischer Theatermacher in Salzburg ein Stück in Szene setzen.
Und wir schließen jetzt das Mittagsjournal mit Kurzmeldungen.
Japan.
Ganz Japan steht im Zeichen der Trauer um den heute Nacht verstorbenen Kaiser Hirohito.
Der 87-Jährige erlag nach langem Leiden einer Krebserkrankung.
Hirohito war nahezu 63 Jahre lang japanischer Kaiser.
Sein 55-jähriger Sohn Akihito hat die Nachfolge angetreten.
Das Staatsbegräbnis wird gemäß der Verfassung erst in 45 bis 50 Tagen stattfinden.
Die Regierung Japans hat eine sechstägige Staatstrauer angeordnet.
Vereinte Nationen Libyen.
Der UNO-Weltsicherheitsrat hat die Beratungen über den Abschuss zweier libyscher MiG-23 durch amerikanische Kampfflugzeuge auf Montag vertagt.
Vorher ist es neuerlich zu einer amerikanisch-libyschen Konfrontation gekommen.
Der amerikanische UNO-Botschafter hatte Fotos vorgelegt, die die Schuld Libyens an dem Zwischenfall beweisen sollen.
Libyen bezeichnen die Aufnahmen als Fälschung.
Die Sowjetunion hat die USA vor neuen Militäraktionen gegen Libyen gewarnt.
Das staatliche libysche Fernsehen brachte unterdessen eine neue Darstellung des Luftzwischenfalls.
In dem Bericht hieß es, die Amerikaner hätten libyschen Luftraum verletzt.
Es wurde jedoch hinzugefügt, zu dem Abschuss sei es über internationalen Gewässern gekommen.
Nach dieser jüngsten libyschen Darstellung waren in den Zwischenfallen nicht zwei, sondern 14 amerikanische Maschinen verwickelt.
Frankreich In Paris hat heute die internationale Konferenz über chemische Waffen begonnen.
UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar rief zur Ächtung der C-Waffen auf.
Vertreter von etwa 140 Ländern wollen in Paris über ein Verbot der Herstellung und Weitergabe chemischer Kampfstoffe diskutieren.
Die Tagung wird vom amerikanisch-libyschen Konflikt überschattet.
Bereits vor dem Abschuss der libyschen Flugzeuge über dem Mittelmeer hatten die USA Libyen wiederholt vorgeworfen, in der Nähe von Tripolis eine Chemiewaffenfabrik zu betreiben.
Die Libyer bezeichnen das Werk dagegen als pharmazeutisches Unternehmen.
Und nun die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
Im Süden teilweise sonnig, sonst bewölkt und Niederschläge.
Wir sind damit am Ende des Mittagsschanals.
Ilse Oberhofer hat sie heute durch die Sendung geführt.
In einer halben Minute ist es 13 Uhr.
Für das Team des Schanals verabschiede ich mich von Ihnen.