Mittagsjournal 1986.01.29

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Die Welt steht nach wie vor im Bann der größten Katastrophe in der Geschichte der bemannten Raumfahrt, der Explosion der amerikanischen Raumfähre Challenger kurz nach dem Start, bei der gestern sieben Astronauten, fünf Männer und zwei Frauen ums Leben kamen.
    Die Tragödie von Cap Canaveral beherrscht natürlich auch die Berichterstattung im heutigen Mittagschanal, zu dem sie Roland Adrovica sehr herzlich begrüßt.
    Zum Thema Challenger planen wir folgende Sendungselemente.
    Zusammenfassung der Ereignisse der letzten Stunden, der Suche nach Wrackteilen, verbunden mit einer Forschung auf die Auswirkungen der Katastrophe auf das Space Shuttle-Programm.
    Politische Reaktionen in den Vereinigten Staaten und in der Sowjetunion.
    Präsident Reagan hat in einer Ansprache an die Nation erklärt, trotz der Trauer um die Toten gehe das Raumfahrtprogramm der USA weiter.
    Moskau meldete die Katastrophe kommentarlos.
    Interview mit einem der führenden Mitarbeiter der europäischen Raumfahrtbehörde ESA, dem österreichischen Wissenschaftler Klaus Lenhard.
    Soviel in dieser Sendung zur Challenger-Tragödie.
    Außerdem planen wir bis 13 Uhr Berichte zu folgenden Themen.
    Interview mit der grünen Präsidentschaftskandidatin Freda Meißner-Blau, Beginn des elektronischen Fernsprechzeitalters für 40.000 Wiener Telefonteilnehmer und Vizekanzler Norbert Steger gibt die Einigung mit der SPÖ über eine Neuorganisation der verstaatlichten Dachgesellschaft OERG bekannt.
    Die Kulturredaktion bringt ein Gespräch mit dem designierten Direktor des Museums für Angewandte Kunst, Peter Növer.
    Vor alldem aber der Nachrichtenüberblick beginnend natürlich mit einer kurzen Zusammenfassung der jüngsten Ereignisse rund um die Challenger-Tragödie.
    Verantwortlich dafür ist Ferdinand Olbert und Sprecherin Maria Piffl.
    USA.
    Bergungseinheiten haben vor der Küste Floridas im Atlantik kleinere Wrackteile der Raumfähre Jelanger gefunden.
    Von den sieben Besatzungsmitgliedern, die ums Leben gekommen sind, fehlt noch jede Spur.
    Die Ursache der Explosion ist weiterhin ungeklärt.
    Der Leiter des Space Shuttle-Programms sagte, man lehne jede Spekulation über das Unglück ab.
    Zunächst müssten die Ergebnisse der Untersuchungen einer Sonderkommission abgewartet werden.
    Das Space Shuttle-Programm wird bis zum Abschluss dieser Arbeiten unterbrochen.
    Präsident Reagan hat den Tod der sieben Astronauten zutiefst bedauert, zugleich aber betont, dies sei nicht das Ende des amerikanischen Raumfahrtprogrammes.
    Vizepräsident Bush ist nach Cape Canaveral gereist, um den Angehörigen der Opfer sein Beileid auszudrücken.
    Aus aller Welt sind Kondolenz-Telegramme beim amerikanischen Präsidenten angegangen.
    Auch Bundeskanzler Sinovac hat ein Beileidstelegramm übermittelt.
    Nach Angaben des amerikanischen Nahost-Sonderbeauftragten Richard Murphy sind in den Verhandlungen um eine friedliche Lösung für den Nahen Osten Fortschritte erzielt worden.
    Nach Gesprächen mit dem jordanischen König Hussein und dem israelischen Ministerpräsidenten Shimon Peres sagte Murphy, positive Entwicklungen seien in der Frage einer internationalen Nahostkonferenz und der Vertretung der Palästinenser dabei zu verzeichnen.
    Murphy warnte allerdings vor Hoffnungen auf einen spektakulären Durchbruch.
    Nahe Osten.
    Bei einem israelischen Luftangriff auf palästinensische Einrichtungen nahe der südlebanesischen Stadt Sidon sind heute früh ein Palästinenser getötet und weitere vier verletzt worden.
    Nach Angaben eines israelischen Militärsprechers richtete sich die Aktion gegen drei Stellungen palästinensische Splittergruppen.
    Unter der Bevölkerung zweier nahegelegener Flüchtlingslager ist offenbar Panik entstanden.
    Zahlreiche Menschen flüchteten nach Sidon.
    Berlin.
    Der israelische Ministerpräsident Shimon Peres ist am Vormittag in West-Berlin eingetroffen.
    Peres ist der erste israelische Regierungschef, der die Stadt besucht.
    Auf dem Programm des Ministerpräsidenten stehen unter anderem eine Diskussion mit Schülern im Reichstaggebäude sowie ein Besuch der Hinrichtungsstätte Plötzensee.
    Südafrika.
    Kurz vor dem Ende des seit zwei Jahren andauernden Unterrichtsboykotts der Schüler ist gestern ein 15-jähriges Mädchen ums Leben gekommen.
    Die Schülerin wurde nach Angaben der Behörden erschossen, als die Polizei eine Schülerversammlung auflöste.
    An dem Unterrichtsboykott beteiligten sich zeitweise mehr als 200.000 Jugendliche.
    Der Boykott galt als Teil des Kampfes gegen die Rassentrennung in Südafrika.
    Uganda.
    Der neue Machthaber Yoweri Museweni ist heute in der Hauptstadt Kampala als Staatspräsident angelobt worden.
    Als wichtigste Ziele seiner Regierungsarbeit nannte der neue Präsident die Förderung der Demokratie und die Wahrung der Menschenrechte in Uganda.
    Außenpolitisch will er einen Kurs der Blockfreiheit steuern.
    Österreich.
    ÖVP-Wirtschaftssprecher Robert Graf hat die Ansicht vertreten, dass die Volkspartei nach den nächsten Wahlen auf jeden Fall eine große Koalition bilden sollte, auch wenn sie mit großer Mehrheit gewinne.
    In einem Vortrag vor der Schweizerischen Handelskammer in Österreich betonte Graf gestern Abend, der von ÖVP-Obmann Muck unterbreitete Vorschlag einer Zusammenarbeit für acht Jahre sei kein Acht-Jahres-Ticket für die Regierung.
    Der Wähler habe selbstverständlich die Möglichkeit, eine Regierungspartei nach vier Jahren in die Opposition zu schicken, sagte Graf.
    Der neue ÖVP-Sicherheitssprecher Hermann Kraft hat heute seine Vorstellungen präsentiert.
    Kraft sagte bei einer Pressekonferenz, der jüngste Sicherheitsbericht zeige, dass die Kriminalität in Österreich weiter steige und die Aufklärungsquote zurückgehe.
    Die ÖVP verlange bereits seit Jahren eine bessere Ausrüstung und Ausbildung der Exekutive.
    Diese Forderung sei bisher jedoch erst zum Teil erfüllt worden, betonte Kraft.
    USA
    Die international bekannte Schauspielerin Lili Palmer ist im Alter von 71 Jahren in Los Angeles gestorben.
    Die Umstände und der Zeitpunkt des Todes sind nicht bekannt.
    Lily Palmer debütierte 1932 in Berlin am Theater und verließ Deutschland nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten.
    In den USA erlangte sie in zahlreichen Hollywoodfilmen Berühmtheit.
    1954 kehrte Lily Palmer nach Deutschland zurück.
    Ihre Autobiografie, Dicke Lily, Gutes Kind, erreichte hohe Auflagen.
    Das waren die Meldungen.
    Nun zur Wetterlage.
    Mit kräftiger Südströmung werden in rascher Folge Frontensysteme gegen die Alpen geführt.
    Sie werden in den nächsten Tagen vor allem im Süden zum Teil ergiebige Niederschläge auslösen.
    Die Aussichten bis morgen früh, im Südwesten stark bewölkt und Einsätzen von Schneefällen.
    Sonst bei stark wechselnder Bewölkung weitgehend niederschlagsfrei.
    An der Alp-Nordseite Föhn.
    Lebhafter bis stürmischer Wind aus Südost bis Süd.
    Nachmittagstemperaturen minus 5 bis plus 1 Grad, in den Föhngebieten bis plus 8 Grad.
    Frühtemperaturen minus 6 bis plus 2 Grad.
    Die Prognose für morgen Donnerstag.
    An der Alpen-Nordseite föhnige Auflockerungen, sonst bei veränderlicher bis starker Bewölkung, besonders im Süden und entlang des Alpenhauptkammes Schneefälle.
    Stürmischer Wind aus Südost bis Süd.
    Frühtemperaturen minus 6 bis plus 2 Grad, Tageshöchsttemperaturen minus 2 bis plus 3, in den Föhngebieten bis 10 Grad.
    Eine Vorschau auf Freitag.
    Von einigen föhnigen Auflockerungen an der Alpen-Nordseite abgesehen, meist stark bewölkt und vor allem im Süden weitere Niederschläge in tiefen Lagen, zum Teil als Regen.
    Temperaturen wenig verändert.
    Das Wetter um 12 Uhr, Wien wolkig 1 Grad, Südostwind mit 35 km pro Stunde, Spitzen bei 65.
    Eisenstadt stark bewölkt 0 Grad, Südost 25, Linz stark bewölkt 0 Grad, Ost 20.
    Salzburg stark bewölkt 3 Grad, Süd 25, Innsbruck wolkig 5 Grad, Südostwind mit 20 Kilometern, Spitzen bei 50, Bregenz stark bewölkt 3 Grad, Graz bedeckt durch Hochnebel minus 6 Grad und Klagenfurt heiter bei minus 9 Grad.
    Zwölf Uhr und neun Minuten gleich zur Berichterstattung nach der Challenger-Tragödie.
    Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist zutiefst geschockt, fast wie nach einem verlorenen Krieg.
    Vor den Augen von hunderten Millionen von Fernsehzuschauern passierte zu einem Zeitpunkt, als bemannte Raumflüge bereits Routineunternehmungen zu sein schienen, das schwerste Unglück in der nunmehr 27-jährigen Geschichte des menschlichen Vorstoßes in den Weltraum.
    Der gigantische Feuerball, mit dem die Raumfahrer-Challenger am tiefblauen Himmel Floridas zerbarst, bedeutete wohl mehr als nur sichtbares Zeichen einer technischen und menschlichen Katastrophe.
    So schreibtete heute die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
    Was einmal kommen musste, ist jetzt geschehen.
    In späteren Zeiten erst wird man gewahr werden, wie sehr die Hinwendung der Menschheit zu den künsten Möglichkeiten der Technik in der zweiten Hälfte des 20.
    Jahrhunderts davon beflügelt wurde,
    dass bei allen Wagnissen die Verluste am Menschenleben so gering waren und dass sich so die Zuverlässigkeit und die Berechenbarkeit des Technischen zu bestätigen schienen.
    Welche Folgen hätte es gehabt, wenn die Fahrten zum Mond ein solches Ende genommen hätten?
    Im Tod der jungen Frau, die es kaum erwarten konnte, mitreisen zu dürfen, wird der Optimismus Amerikas schmerzlich getroffen.
    Im Augenblick, da die Unternehmungslust amerikanischer Wissenschaftler mit der grandiosen Leistung der Erkundung des Uranus ihren fantastischen Erfolg vorweisen konnte, wird die bemannte Raumfahrt schmerzlich an ihre Risken erinnert.
    Soweit eine Pressestimme von vielen Ähnlichen zur gestrigen Katastrophe.
    Etwas mehr als 18 Stunden nach dem Unglück gibt es über die Ursache der Katastrophe, bei der uns, wie der konservative britische Daily Telegraph schreibt, die Fernsehkamera alle zu Voyeuren einer menschlichen Tragödie werden ließ, nach wie vor nur Spekulationen.
    Die Suche nach Wrackteilen im Atlantik ist im vollen Gang, hören Sie eine Zusammenfassung der Ereignisse der letzten Stunden sowie eine Vorschau auf die Auswirkungen der Challenger-Katastrophe auf das Space Shuttle-Programm von Roland Machatschke.
    In Florida ist es noch Nacht, aber in der kommenden Stunde wird es an der Ostküste, der Atlantikküste, hell werden.
    Dann werden wieder Suchflugzeuge aufsteigen und auch die etwa zehn Schiffe, die sich im Absturzraum des Challenger aufhalten, werden mit der Suche nach Wrackteilen der Raumfähre fortfahren.
    Das Absturzgebiet ist ungefähr 1500 Quadratkilometer groß.
    Die Meerestiefe ist gering, maximal 60 Meter, und so werden heute auch Taucher zum Meeresboden abgelassen, damit auch dort die Suche durchgeführt werden kann.
    Gestern wurden mehrere Stücke aus dem Wasser gefischt, aber die Nase ist zurückhaltend mit Informationen.
    Die Trümmer wurden in Sicherheitsverwahrung der Luftwaffe gegeben.
    Ein Sprecher der Air Force sagte lakonisch.
    Eine geringe Zahl von Trümmerstücken wurde gefunden und zum Luftwaffenstützpunkt in Cape Canaveral gebracht.
    Was es genau ist und wie groß die Stücke sind, weiß ich nicht.
    Zusätzlich zu diesen und den noch kommenden Beweisstücken aus dem Meer gibt es die Fernsehaufnahmen vom Start und den etwa anderthalb Minuten Flug bis zur Explosion.
    Sechs Kameras haben Challenger auf seinem kurzen Flug verfolgt.
    Die Bilder werden jetzt einzeln zur Auswertung und Kontrast- und Detailanreicherung von Computern bearbeitet.
    Weiters gibt es die Aufzeichnungen der automatischen Messpunkte in allen Bereichen des Shuttle, also im eigentlichen Raumschiff, im Treibstofftank und in den beiden Zusatzraketen.
    Die Untersuchungskommission wird auch die gesamten Countdown-Aufzeichnungen durcharbeiten, um mögliche Abweichungen von der Norm festzustellen.
    Nasensprecher Hugh Harris meinte heute dazu, dass diese Arbeit einem Puzzle zu vergleichen sei, das Stück für Stück zusammengesetzt wird.
    Nur so könne man das Problem identifizieren und beheben.
    Das sei die übliche Prozedur bei jedem Problem, mit dem die NASA konfrontiert ist.
    Ich versuche, alle Teile des Puzzles zusammenzusetzen und zu einer Begründung zu kommen, die ermöglicht, das, was falsch war, zu reparieren und weiterzumachen.
    Es ist eine Prozedur, die NASA durchführt, wenn es Probleme gibt, die passieren.
    Wie genau diese Prozedur ist, hat die NASA beim Unfall der Mondmission Apollo 13 im Jahre 1970 bewiesen.
    Die Explosion im Betriebsteil des Raumschiffs wurde schließlich bis zu einer schlampigen elektrischen Verbindung und einem Fall eines Teilstücks bei der Fertigung im Herstellerwerk Jahre zuvor zurückverfolgt.
    Wie lange die Untersuchung der Challenger-Katastrophe dauern wird, kann auch niemand sagen.
    Es können Wochen, aber auch Monate sein.
    Während dieses Zeitraums wird es keinen Flug der restlichen drei Raumfähren Columbia, Discovery und Atlantis geben.
    Damit ist natürlich das gesamte Weltraumprogramm der NASA zum Stillstand gekommen.
    Zugleich mit dem Einsatz der Raumfähre wurde ja die Produktion von großen Trägerraketen eingestellt.
    Es gibt also derzeit für den Transport von Nachrichtensatelliten und anderen kommerziellen Weltraumgeräten keine Alternative.
    Zum anderen hat die NASA für dieses Jahr besonders viele wissenschaftliche Missionen geplant.
    So etwa zur Beobachtung des hellischen Kometen, hier hätte ja auch schon die Challenger-Besatzung Aufgaben gehabt, oder den Start einer Jupiter-Sonde, einer Sonnen-Pol-Sonde der Europäischen Weltraumbehörde ESA, oder des großen Weltraumteleskops, mit dem Astronomen aus vielen Ländern der Erde arbeiten wollen.
    Zur Tragik des Todes von sieben Menschen kommt also die völlige Ungewissheit über die Zukunft des amerikanischen Weltraumprogramms hinzu.
    Die Öffentlichkeit in den Vereinigten Staaten von Amerika steht vollkommen im Zeichen der Challenger-Katastrophe.
    Zum ersten Mal sind Astronauten während eines Raumflugs ums Leben gekommen.
    Die bisher einzige Astronautenkatastrophe mit drei Toten hatte sich fast auf den Tag genau vor 19 Jahren auf der Startrampe ereignet.
    Die Fernsehgesellschaft der USA kennt in diesen Stunden nur ein Thema.
    Die großen überregionalen Sendestationen senden rund um die Uhr Berichte und Reaktionen über die Challenger-Tragödie.
    Bei Straßenumfragen etwa in der Heimatstadt der Lehrerin Krista McAuliffe in Concord in New Hampshire sieht man weinende Menschen, vor allem die Schüler der beliebten Lehrerin, die Unterrichtsstunden aus dem All abhalten wollte.
    Tief geschockt zeigte sich gestern Abend auch Amerikas Präsident Ronald Reagan.
    Er sagte seine für die vergangene Nacht geplante Erklärung zur Lage der Nation vor den beiden Häusern des Kongresses ab und hielt im Fernsehen eine vierminütige Rede an die Nation.
    Der 74-jährige Präsident, der seit seiner Amtsübernahme Amerika neue Selbstbewusstsein einzuimpfen versucht, zeigte sich trotz aller Betroffenheit und Trauer auch gestern von dieser Seite.
    Er erklärte, das Space Shuttle-Programm werde weitergehen und verglich die verunglückte Challenger-Crew mit dem gestern vor 390 Jahren verstorbenen Entdecker Sir Francis Drake.
    Bestürzung auch bei zwei Senatoren, die selbst Raumfahrt-Erfahrung haben, vor allem beim amerikanischen Weltraum-Pionier John Glenn, dem ersten Amerikaner, der im All die Welt umkreist hat.
    Die politischen Reaktionen in den Vereinigten Staaten fasst Harry Sikorowski zusammen.
    Today is a day for mourning and remembering.
    Nancy and I are pained to the core by the tragedy of the shuttle Challenger.
    Heute ist ein Tag der Trauern, des Erinnerns.
    Nancy und ich sind bis ins Innerste erschüttert über die Tragödie des Challenger Shuttle.
    Wir wissen, dass wir diesen Schmerz mit allen Menschen unseres Landes teilen.
    Das ist wahrhaftig ein nationaler Verlust.
    Mit diesen Worten begann Präsident Reagan seine Botschaft.
    Der Präsident erinnerte daran, dass fast auf den Tag vor genau 19 Jahren drei Astronauten getötet wurden, doch niemals habe es Verluste an Menschenleben während der Flüge gegeben.
    Nun seien sieben Helden zu betrauern.
    Der Präsident brachte sein Mitgefühl mit den Hinterbliebenen der Opfer zum Ausdruck.
    Ihre Töchter und Söhne seien wagemutig und tapfer gewesen.
    Sie hätten die Würde und den Geist bewiesen, der eine Herausforderung annimmt und mit Begeisterung bewältigt.
    Sie hatten danach gestrebt, das Universum zu erforschen und die Wahrheit kennenzulernen.
    Wir haben uns an den Weltraum gewöhnt und vielleicht haben wir vergessen, dass wir erst begonnen haben und erst Pioniere sind, so wie es die Challenger-Mannschaft war, meinte der Präsident.
    Reagan richtete besondere Worte an die Schulkinder, die die Katastrophe aus Augenzeugen erlebten.
    Ich weiß, dass es schmerzhaft ist, meint er, diese Dinge zu verstehen, aber sie geschehen manchmal.
    Sie sind Teil der Erforschung und Entdeckung, Teil der Sehnsucht des Menschen, seinen Horizont zu erweitern.
    Die Zukunft gehört nicht den Verzagten, sondern den Mutigen.
    Abschließend betont die Reagan, dass das amerikanische Weltraumprogramm unvermindert weitergehen würde.
    Ich habe immer großes Vertrauen und Respekt für unser Weltraumprogramm gehabt und was heute geschah, wird es nicht beeinträchtigen.
    Wir haben keine Geheimnisse und wir verstecken nichts.
    Wir machen alles öffentlich.
    Das ist der Weg der Freiheit und wir werden daran nichts ändern.
    Das Programm wird fortgesetzt.
    Es wird mehr Shuttle-Flüge, mehr Mannschaften und ja, auch mehr Freiwillige geben.
    Es wird kein Ende geben.
    Unsere Hoffnung und unsere Reisen gehen weiter.
    Zu jenen, die von der Katastrophe besonders erschüttert waren, zählt Senator Jake Gahan, der Vorsitzende des Weltraumausschusses des Senats, der erste Politiker, der mit der NASA in den Weltraum flog.
    Es ist sehr schwer für mich darüber zu sprechen, denn das waren meine Freunde, sagte Senator Gahan.
    Mike Smith, der Co-Pilot, war meine helfende Hand und Mutter, als ich für den Flug ausgebildet wurde.
    Und seitdem meine erste Frau bei einem Autounfall getötet wurde, war ich nicht so schockiert und erschüttert.
    Und schließlich die Worte des Weltraum-Veteranen und jetzigen Senators John Glenn, des ersten amerikanischen Astronauten, der 1962 die Erde umkreiste.
    Ich würde sagen, in unserer menschlichen Existenz gibt es Triumph und Tragödie.
    Sie haben unseren Hoffnungen für die wissenschaftliche Forschung und den Fortschritt der Menschheit gedient.
    Eine Zusammenfassung der politischen Reaktionen in den Vereinigten Staaten von Harry Sikorski.
    Es ist nun 12.19 Uhr.
    Die Regierung der Vereinigten Staaten erhielt aus aller Welt Beileidstelegramme, darunter auch von der österreichischen Regierung.
    Der Vertreter der Sowjetunion beim Weltsicherheitsrat hat den USA sein tiefes Mitgefühl ausgedrückt.
    Die östliche Supermacht UDSSR, die seit mehr als 20 Jahren einen Wettlauf um Erfolge im All mit den Vereinigten Staaten ausficht und dabei zweifellos die weniger spektakulären Erfolge aufzuweisen hat, verlor in den vergangenen Jahrzehnten vier Kosmonauten bei Unfällen.
    Die amerikanischen Raumfahrtprogramme werden zudem von Moskau stets mit Argvon beobachtet, weil die Sowjetunion auch hinter zivilen Projekten, Forschungs- und Vorbereitungsarbeiten für Reagans Traum eines Raketenabwehrschirms im Weltall, das STI oder Krieg der Sterne Programm vermutet.
    Wie die Bevölkerung der Sowjetunion von der Challenger-Tragödie erfahren hat und wie das offizielle Moskau reagiert, berichtet nun Franz Kössler.
    Reaktionen lassen in der Sowjetunion meist länger auf sich warten, bis zur Stunde gibt es keine zur Katastrophe von Cape Canaveral.
    Das Fernsehen zeigte gestern die Bilder der Explosion in den Abendnachrichten mit einer sachlichen Beschreibung des Vorfalls, wie sie von der amtlichen Nachrichtenagentur TASS verbreitet worden war, ohne ein Wort des Kommentars.
    Allerdings auch ohne den sonst üblichen Hinweis darauf, dass das Shuttle-Programm vor allem militärischen Zwecken und dem Ausbau der amerikanischen Militärmacht diene.
    Die Nachricht der Katastrophe kam, auch das den geltenden Gebräuchen entsprechend, erst am Ende der Abendnachrichten.
    Die TASS-Meldung findet sich heute in allen sowjetischen Tageszeitungen auch hier ohne kommentierende Bemerkungen.
    Trotzdem kann man wohl davon ausgehen, dass die Katastrophe auch hier einen tiefen Eindruck hinterlassen hat.
    Denn die Geschichte der Weltraumfahrt, die von der Sowjetunion selbst eröffnet worden ist, wird als heroischer Vorstoß des Menschen in den Kosmos gewürdigt und selbst in den Jahren gespannter Beziehungen zwischen den Großmächten blieb ein Minimum an wissenschaftlicher Zusammenarbeit und auch an gegenseitigem Besuchen von Astronauten aufrecht.
    Franz Köstler war das, aus Moskau.
    Die Katastrophe der Raumfähre Challenger hat viele Fragen aufgeworfen und nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Ländern, in denen Raumfahrt und Raumforschung betrieben wird.
    Auch die Sowjetunion plant den Einsatz wiederverwendbarer Raumschiffe, wenngleich sie zurzeit noch Raumkapseln an der Spitze von Trägerraketen einsetzt.
    Dabei wäre es 1984 fast zur Katastrophe gekommen, als die Rakete beim Start explodierte.
    Eine Rettungseinrichtung, wie sie auch in den amerikanischen Mercury, Gemini und Apollo Programmen bestand, nämlich eine Rakete, die das gesamte Raumschiff von seiner Trägerrakete wegschleuderte, sodass es außerhalb der Gefahrenzone an Fallschirme niedergehen konnte, verhinderte ein Unglück.
    Betroffen vom gestrigen Ereignis in den USA ist auch die europäische Raumfahrtbehörde ESA, die ja in vielen Bereichen mit der NASA zusammenarbeitet.
    Mit einem der führenden ESA-Mitarbeiter im Operationszentrum in Darmstadt, dem österreichischen Wissenschaftler Dr. Klaus Lenhardt, sprach Roland Machatschke.
    Herr Dr. Lenhardt, wie hat man die Nachricht von der Challenger-Katastrophe bei der europäischen Raumfahrtbehörde aufgenommen?
    Auf jeden Fall mit großer Erschütterung und sehr viel Teilnahme.
    Es ist ja, abgesehen von den großen menschlichen Problemen, auch eine Auswirkung auf die Gesamtplanung für die Raumfahrt in der Zukunft zu erwarten.
    Gesamtplanung meinen Sie nicht nur die amerikanische, sondern voraussichtlich auch die europäische, denn es sind ja auch europäische Raumflugkörper in diesem Jahr auf dem Plan des Shuttle gestanden.
    Ganz genau.
    Es ist also die kurzfristige Planung, wie zum Beispiel das Projekt Ulysses und das Projekt auch Galileo, die auf jeden Fall mit Leidenschaft
    Das eine ist eine Sonde zum Juppi, das andere eine Sonde zu den Sonnenpolen.
    Richtig.
    Und die wird man wahrscheinlich verschieben müssen bis zum nächsten Startfenster.
    Aber was viel weitreichender sein wird, ist die gesamte Auswirkung auf die mittel- und langfristige Planung.
    Das Konzept, wie man bemannte Raumfahrt durchführt, wie wichtig die bemannte Raumfahrt in der Zukunft ist, welchen Stellenwert sie hat, das wird gründlich durchdacht werden müssen.
    Und man wird sicherlich die neuen Konzepte, es gibt ja neue Konzepte für Weltraumtransporter der Zukunft, die werden Oberwasser gewinnen, denn an sich ist ja die Lösung, die man für die Weltraumfähre gefunden hat, zwar eine technisch sehr anspruchsvolle, aber nicht die optimale Lösung.
    Es gibt natürlich noch keinerlei Untersuchungsergebnisse.
    Sie sind aber seit langen Jahren ein Fachmann, nicht nur auf Ihrem Gebiet der Weltraumforschung, Herr Dr. Lenhardt, sondern auch was die bemannte Raumfahrt betrifft.
    Haben Sie sich schon eine Art von Meinung gebildet, was da gestern passiert sein könnte bei Challenger?
    Ja, wir haben uns schon eine gewisse Meinung gebildet, die wir aufgrund der mangelnden Daten natürlich nur ganz vorläufig uns vorstellen können.
    Und zwar ist offensichtlich Folgendes passiert.
    Wie man erkennen kann, traten ja die ersten Flammen bei dieser Explosion zwischen dem großen Tank und zwischen der Raumfähre selbst auf.
    Und wie Sie ja wissen, ist ja der Tank mit der Raumfähre über eine Treibstoffleitung verbunden.
    Und es ist möglich, dass da Lecks aufgetreten sind und diese Lecks eben Treibstoff herauskommen ließen, der sich dann entzündet hat und dann dadurch die Gesamtexplosion ausgelöst hat.
    ist, dass die Hauptursache oder die wahrscheinlichste Ursache, die anderen Möglichkeiten sind natürlich, dass eines der drei Triebwerke oder Komponenten davon durch irgendeinen Harris auch Treibstoff-Lex gehabt hat, die gerade dann, wie das Triebwerk auf der höchsten Schubstufe war, zum Bruch gekommen sind und dadurch die Explosions ausgelöst sind.
    Eine andere Vermutung wäre, dass der äußere Tank, der große Treibstofftank, selbst der
    Auf jeden Fall aber nimmt man an, dass ein Leck die Ursache war, wobei man nicht sagen kann, wo genau dieses Leck war und was die Ursache gewesen sein könnte.
    Das ist die wahrscheinlichste Voraussetzung, was natürlich theoretisch auch möglich wäre.
    Es gibt Sprengladungen an Bord, um den Tank abzutrennen und auch die Feststoffraketen abzutrennen.
    Theoretisch wäre auch da eine Möglichkeit drinnen, aber normalerweise sind diese Kreise sehr gut abgesichert, sodass es mit höchster Wahrscheinlichkeit um ein nicht kontrollierbares Versehen sich handeln wird.
    durch unter Umständen, und das ist auch eine Spekulation dabei, durch die widrigen Wetterumstände vielleicht ausgelöst worden ist.
    Wie Sie vielleicht wissen, hat es ja ungewöhnliche Temperaturen am Cape gegeben.
    Es hat Kondens- und Friererscheinungen gegeben und es ist durchaus möglich, dass manche Dichtungsringe oder manche Ventile noch mit Eis versehen waren, das geschmolzen ist und dann vielleicht wiedergefroren ist und dann eventuell wieder während des Fluges
    aufgetaut ist und durch die Erschütterung losgerissen und eine undichte Stelle erzeugt hat.
    Es gibt in der bemannten Raumfahrt, auch beim Space Shuttle gibt es das nicht, die absolute Sicherheit.
    Die Amerikaner haben gemeint, dass bei ihrem wiederverwendbaren Raumschiff aber doch eine weitgehende Sicherheit eingeführt worden ist.
    Dieser Glaube ist jetzt schwer erschüttert worden.
    Ist das, glauben Sie, Herr Dr. Lenhardt, ein Rückschlag für die gesamte bemannte Raumfahrt insgesamt?
    Und ich denke da auch ein bisschen weiter, zum Beispiel an die Pläne der Franzosen.
    selber ein kleines Space Shuttle, die Raumfähre Hermes, zu bauen.
    Könnte das, also dieses Unglück, die Katastrophe bei Challenger, das Denken, was die bemannte Raumfahrt betrifft, auf der ganzen Welt beeinflussen?
    Das wird sie auf jeden Fall sehr stark auf der westlichen Welt beeinflussen.
    Wie Sie wissen, hat es ja ähnliche Katastrophen auch in der Sowjetunion gegeben.
    Gerade vor Kurzem war eine, wo aber die sowjetischen Kosmonauten noch durch eine spezielle Rettungsrakete gerettet werden konnten.
    Die Sowjetunion wird das sicherlich genau beachten, aber sie haben eine andere Technologie angewendet, die in diesem Fall sicherer für die Kosmonauten gewesen ist.
    Die Europäer werden die Nachteile vom Weltraumtransporter auf jeden Fall ganz genau untersuchen und ein Konzept entwickeln, wo die Sicherheit für die Astronauten wesentlich höher festgestellt wird.
    Und das gleiche gilt auch für die Amerikaner, wie wir schon am Anfang gesagt haben.
    Das Hauptproblem scheint mir Folgendes zu sein, dass man mit dem Weltraumtransporter ein einziges Fluggerät konstruieren wollte, wo man nicht nur Menschen in die Umlaufbahn bringen wollte, sondern auch Nutzlasten, einfach Massen, wo es eben nicht so wichtig ist, dass man eine hundertprozentige Sicherheit erreicht und dadurch
    Wenn man das große Startgewicht betrachtet von Weltraumtransport und dem großen Außentank sind ja weit über 2000 Tonnen.
    Dadurch steigt natürlich auch die Anzahl der Komponenten.
    Es wird komplexer.
    Die Wahrscheinlichkeit, dass etwas schief geht, wird wesentlich höher und auch die Anzahl von explosiven Treibstoff, die Menge ist wesentlich größer und dadurch das Risiko größer.
    Der Glaube an die Technik ist dadurch erschüttert oder nicht erschüttert worden?
    Der Glaube an die Technik, an die Unfehlbarkeit, absolute Unfehlbarkeit der Technik ist in der Öffentlichkeit erschüttert.
    Selbst hat man ja sowohl bei uns als auch bei der NASA Wahrscheinlichkeitsfaktoren, Zuverlässigkeitsfaktoren ausgerechnet.
    Und man hat natürlich versucht die Zuverlässigkeitsfaktoren bis zu 99,999, soweit es halt irgendwie menschlich ausrechenbar ist, festzulegen.
    Aber absolut hundertprozentige Sicherheit kann man bei so einem komplizierten technischen Gefährt nicht verlangen und auch nicht erstellen, weil ja zusätzlich zu den technologischen Einrichtungen auch noch immer der Mensch und die menschlichen Prozeduren und die Unzulänglichkeit des Menschen
    Dr. Lenhardt, danke für das Gespräch.
    Mit diesem Gespräch von Roland Machatschke, mit einem der führenden Mitarbeiter der ESA, dem österreichischen Wissenschaftler Dr. Klaus Lenhardt, haben wir für dieses Mittagsjournal die Berichterstattung über die Folgen der Challenger-Tragödie beendet.
    Bevor wir zu den Berichten in der zweiten Journalhälfte kommen, nun einige Takte Musik.
    Untertitel von Stephanie Geiges
    12.30 Uhr und 30 Sekunden bis 13.00 Uhr planen wir noch Berichte zu folgenden Themen.
    Interview mit der grünen Präsidentschaftskandidatin Freda Meisner-Blau.
    Beginn des elektronischen Fernsprechzeitalters für 40.000 Wiener Telefonteilnehmer.
    Vizekanzler Norbert Steger gibt die Einigung mit der SPÖ über eine Neuorganisation der Verstaatlichten Dachgesellschaft OIAG bekannt.
    Die Kulturredaktion bringt ein Gespräch mit dem designierten Direktor des Museums für Angewandte Kunst, Peter Nöber.
    Ein Hinweis auf unser heutiges Abend-Journal im Journal Panorama bringen wir Auszüge aus einem Referat, das ORF-Generalintendant Gerd Bacher gestern Abend in Graz gehalten hat.
    Auf Einladung des steirischen Landeshauptmanns Josef Greiner hielt Bacher in der Veranstaltungsreihe Orientierung einen Medienvortrag mit dem Titel Die Ausrede heißt Fernsehen.
    Nun um 12.31 Uhr wieder zum innenpolitischen Dauerthema verstaatlichte Industrie.
    Einer der umstrittenen Punkte auf der Suche nach Konsequenzen aus den Föst-Alpine-Verlusten ist ja die Frage, wer künftig die Aufsichtsräte der OIAG, der Dachgesellschaft der Verstaatlichten, bestellen soll.
    Bundeskanzler Sinowaz und Verstaatlichtenminister Latziner kündigten an, künftig solle der zuständige Minister allein die Bestellung der Aufsichtsräte vornehmen und damit auch allein verantwortlich sein.
    Widerstand dagegen gibt es nicht nur bei der ÖVP, die statt der völligen Ausschaltung der Parteien die Einschaltung eines parlamentarischen Unterausschusses vorschlägt.
    Auch Koalitionspartner FPÖ stand dem alleinigen Vorschlagsrecht des Ministers kritisch gegenüber.
    Nach FPÖ-Meinung sollte die Regierung auf Vorschlag des verstaatlichten Ministers die Aufsichtsräte bestellen.
    Die gesamte Regierung also.
    Vizekanzler Steger erklärte heute in einer Pressekonferenz, er habe sich nun mit Bundeskanzler Sinowaz über den Entwurf zum neuen ÖIAG-Gesetz geeinigt.
    Hans-Christian Unger berichtet.
    Eine genaue schriftliche Punktation des gestern stattgefundenen Gesprächs zwischen Bundeskanzler und Vizekanzler wird derzeit ausgearbeitet.
    Im Grundsatz ist man sich aber über die zukünftige Modalität der Bestellung der Organe in der Verstaatlichen endgültig einig geworden.
    Punkt 1.
    Die Nominierung erfolgt durch den zuständigen Minister, derzeit also Ferdinand Latziner.
    Punkt 2.
    Der Ministerrat entscheidet über diese Vorschläge.
    Er kann sie also auch ablehnen.
    Punkt 3.
    Dem Hauptausschuss des Nationalrates wird lediglich ein Bericht darüber zugeleitet.
    Punkt 4.
    Die Hauptversammlung des betroffenen Unternehmens entscheidet formal dann über die endgültige Bestellung.
    Soweit also die Grundsatzeinigung über die angestrebte Entpolitisierung im Bereich der Verstaatlichen.
    Im Mittelpunkt der Journalistenfragen hier bei der Pressekonferenz von Vizekanzler Norbert Steger dann allerdings folgende Zusatzthemen.
    Bedeutet diese Lösung letztlich eine Niederlage Ferdinand Lazinas, der ursprünglich ja eine Alleinverantwortlichkeit anstrebte?
    Und damit zur Grundsatzfrage, entscheidet jetzt tatsächlich der verstaatlichten Minister oder letztlich doch der Ministerrat, also die kleine Koalition?
    Stegers Kommentar bei der Pressekonferenz dazu.
    Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden.
    Und sage Ihnen, dass das ja bei einem Vizepräsidenten eines Höchstgerichtes ja auch nicht anders funktioniert.
    Oder bei einer Entscheidung einer Erinnerung eines Universitätsprofessors.
    Natürlich auch dort habe ich überhaupt noch nie erlebt, dass das im Ministerrat jetzt abgelehnt wurde.
    Ein Minister ist in seiner Ministerverantwortlichkeit bestmöglich tätig.
    Und die Gesamtregierung kann dann, wenn sie das Gefühl hat, dass da was nicht stimmt, das jeweils bevor es rechtswirksam wird, entsprechend erörtern und natürlich allenfalls auch sagen, dass sie das ablehnt.
    Das ist aber nicht damit zu rechnen.
    Ich wollte immer verhindern, dass irgendein Formalakt kommt, wo die Hauptversammlung und der Minister das direkt machen, ohne dass diese Zwischenebene in der Bundesregierung formell vorhanden ist.
    Ich bin aber ganz sicher, dass es überhaupt nicht zu einer derartigen Ablehnung kommen kann.
    Das wird nämlich in Ruhe dazu führen, dass es diese Gespräche gibt, die im Ernstfall dafür sorgen, dass die bestmöglich verfügbaren Leute eingesetzt werden.
    Und keine Parteibuchleute, ich will dort keine freiheitlichen Parteiabhängigen haben.
    Und auch auf wiederholtes Fragen immer wieder die Versicherung.
    In der Praxis werde mit keinem Einspruch des Ministerrats und damit auch der FPÖ gegen die Vorschläge des verstaatlichten Ministers zu rechnen sein.
    Im Zusammenhang mit der Umstrukturierung der Verstaatlichten hat Steger heute auch die Gründung eines Handelshauses der OIAG angekündigt.
    Dieses wird vorerst einmal 50 Prozent der Anteile der First Intertrading übernehmen und als Langfristziel in einigen Jahren sämtliche Handelsaktivitäten der Verstaatlichen umfassen.
    Die Vorgabe für das neue Handelshaus, Spekulations- und Termingeschäfte sind verboten, nur die im Welthandel längst üblichen Tauschgeschäfte dürfen durchgeführt werden.
    Ein Bericht von Hans-Christian Ungar.
    Wir bleiben bei der kleinen Koalitionspartei der FPÖ.
    In ihr ist seit der Veröffentlichung des Rechnungshofberichts über die Spitzengehälter in der E-Wirtschaft wieder einmal, muss man sagen, eine Auseinandersetzung zwischen Parteichef Norbert Steger und dem Kärntner Landesrat Jörg Haider ausgebrochen.
    Haider hatte eben unter Hinweis auf den Rechnungshofbericht sofortige Schritte des für die E-Wirtschaft zuständigen Handelsministers verlangt.
    Steger seinerseits hatte erklärt, er habe bereits entscheidende Schritte in Richtung Privilegienabbau gesetzt und Stegers Stellvertreter auf Bundesebene, Justizminister Harald Ofner, hatte Haider scharf gerückt.
    Heider hatte schon einmal, nämlich nach der Auseinandersetzung zwischen ihm und Steger im Zusammenhang mit dem Reda-Frischen-Schlager-Handschlag, eine scharfe Rüge des FPÖ-Bundesparteivorstands erhalten.
    Im Februar des Vorjahres war ihm im Falle neuerlicher parteischädigender Äußerungen sogar der Parteiausschluss angedroht worden.
    Zum neuerlich ausgebrochenen Konflikt Heider-Steger nahm heute auch der der FPÖ angehörende dritte Nationalratspräsident Gerolf Sticks Stellung.
    Ich stelle mir immer die Frage,
    welches Publikum Haider meint, wenn er solche Äußerungen wie diese in der letzten Zeit tut.
    Persönlich stehe ich unter dem Eindruck, dass er hauptsächlich das Kärntner Publikum meint und dabei, das ist bedauerlich und kreidig und lastig, ihm an, in Kauf nimmt, dass die Gesamtpartei in Mitleidenschaft gezogen wird.
    Was den Privilegienabbau betrifft, speziell im E-Wirtschaftsbereich, glaube ich, dass Hofner recht hat, wenn er meint, Haider sei möglicherweise uninformiert.
    Denn tatsächlich hat es Privilegienabbau im Bereich der E-Wirtschaft, soweit der zuständige Minister, und das ist Vizekanzler Steger, überhaupt die Möglichkeit hat einzugreifen, hat es tatsächlich Änderungen gegeben.
    Außerdem
    sind eine ganze Reihe der Beschlüsse, die das Parlament ja auch gefasst hat, erst im Anlaufen.
    Und insofern rennt Haider unter gewaltigem Donner eigentlich offene Türen ein.
    Und was man ihm als Bundespolitiker
    ankreiden wird müssen ist, dass er vielleicht zu wenig bedenkt, dass die von ihm vermutete gute Wirkung auf Landesebene eben auf dem Rücken der Bundespolitik stattfindet und sachlich keine Berechtigung hat.
    In gewisser Hinsicht kann man eine solche Meinungsäußerung sehr wohl als schädlich betrachten, weil ein Eindruck erweckt wird, über einen Sachverhalt, der in Wahrheit anders liegt.
    Aber ob das nun jene Art von Schädigung ist, die im Sinne dieses Vorstandsbeschlusses, den Sie zitiert haben, behandelt werden müsste, das möchte ich nicht so aus dem Handgelenk sagen.
    Vor allem muss man bitte den Betroffenen hören, das einzig zuständige Gremium, um darüber zu beraten, ist der Bundesvorstand.
    Die FPÖ-interne Kritik an Jörg Haider wird also stärker, nach Harald Hofner nun auch Gerolf Stix.
    Es wird in Kürze 12.39 Uhr unser nächstes Thema.
    Auch wenn sie offiziell ihre Kandidatur erst Ende Februar bekannt geben will, hat sich die engagierte Umweltschützerin Freda Meisner-Blau bereits entschieden, als vierter Kandidat für die Präsidentschaftswahl am 4.
    Mai ins Rennen zu gehen.
    Politische Beobachter rechnen damit, dass durch ihre Kandidatur keiner der beiden aussichtsreichsten Kandidaten, Kurt Steirer oder Kurt Waldheim, bereits am 4.
    Mai die erforderliche absolute Mehrheit an Stimmen erhalten und dass daher eine Nachwahl am 8.
    Juni notwendig werden wird.
    Frieda Meisner-Blau ist im 59.
    Lebensjahr und seit vier Jahren in Frühpension.
    Fritz Pesarter führte mit der Kandidatin Frieda Meisner-Blau das folgende Interview.
    Frau Meisner-Plau, jeder Sportler, der am Start steht, wünscht sich eigentlich als erster ins Ziel zu kommen.
    Bei Ihnen scheint doch das eher aussichtslos, oder wie sehen Sie das?
    Es dreht sich weder um Siege noch um 1.
    Platz oder 2.
    Platz oder 5.
    Platz.
    Es geht um ganz, ganz andere Sachen.
    Es geht uns darum, einmal zu zeigen in diesem Land, dass die Bürger nicht mehr gewillt sind, den Machtklicken dieses Land zu überlassen.
    Nun entscheidet aber in einer Demokratie die große Zahl.
    Das heißt, die Mehrheit entscheidet.
    Sie selbst gehen davon aus, dass Sie die Mehrheit nicht bekommen.
    Womit wollen Sie dann eigentlich etwas verändern?
    Selbstverständlich.
    Bisher hat jede Neuerungsbewegung klein angefangen.
    Die Christusbewegung fing mit zwölf Aposteln an.
    Die Arbeiterbewegung fing mit einer Handvoll Leute an.
    Das wissen wir.
    Und was immer das Ergebnis ist, sind es die Menschen,
    die sich engagieren, die nicht bereit sind abzugeben und aufzugeben und zu resignieren, sondern die ihr eigenes Leben in die Hand nehmen.
    Ich nehme an, Sie stimmen mir zu, wenn ich sage, dass die entscheidende Wahl die Nationalratswahl im kommenden Jahr ist.
    Da gibt es die von verschiedenen Seiten vertretene Theorie, dass durch Ihre Kandidatur quasi, ich sag's einmal militärisch, der Aufmarsch der grün-alternativen Bürgerbewegung für die Nationalenwahl mehr oder weniger gestoppt wird, weil man sich jetzt konzentriert auf die Präsidentschaftswahl, weil diese Organisation verlangt, weil sie Geld verlangt, das unter Umständen 87 fehlt.
    Ja, das war eine Sorge und das war auch absolut überlegenswert, dieses Argument, und ist sehr wohl überlegt worden.
    In der Zwischenzeit und sicher auch vorangetrieben durch all die Skandale, die passiert sind und durch die Kandidatur eines dritten Kandidaten,
    ist eine einhellige Meinung, und ich sage einhellig, einstimmige Meinung gewesen, dass die Bundespräsidentenwahl vorzuziehen ist.
    Kaum einer von den grünen Gruppen glaubt heute, dass eine
    sagen wir bescheidene oder sogar ein günstiger Ausgang der Präsidentschaftskandidatur ein Hindernis wäre, sondern vielmehr einen Mitzieh-Effekt haben würde für spätere Dinge.
    Wo beginnt denn für Sie jene Grenze, von der Sie gesprochen haben, dass sie einen Mitzieh-Effekt für die Nationalratswahl auslösen könnte?
    Zahlen, für mich gibt es eigentlich eine Zahl, die nehmen wir an, würde ich sagen, die für mich ein Flop bedeuten würde, die für mich ein Misserfolg wäre.
    Oder für uns, in unseren Augen.
    Und das wäre für mich persönlich alles, was an der Grenze oder unterhalb von 140.000 liegt.
    Im gesetzten Fall, Sie machen nicht 140.000, sondern sagen mir das Doppelte der Stimmen.
    Das würde umgelegt auf eine Nationalratswahl etliche Mandate bedeuten.
    Sehen Sie da nicht die Gefahr, dass die Leute aus der Bürgerbewegung, aus der Umweltbewegung das quasi für sich reklamieren und sich schon sicher im Nationalrat sehen und es dann doch nicht sind, weil sie sich um die Nationalratssitze, um die theoretisch vermeintlichen dann reißen würden?
    Ich für mich sehe es natürlich nicht so.
    Abgesehen davon stimmt es insofern Ihre Befürchtung nicht, als
    in den letzten Jahren, auf jeden Fall in den letzten Monaten, war eigentlich, wenn wir von der Grünszene sprechen, die Hoffnung und Erwartung an mich, dass ich die Integrationsfigur, eine Integrationsfigur bin.
    Und das hat sich bisher bewährt.
    Nun scheint es aber so zu sein, dass die Integrationsfigur Meissner-Blau nach der Bundespräsidentenwahl nicht mehr daran denkt, auch für eine Nationalratswahl zur Verfügung zu stehen.
    Das heißt, dann würden wiederum die Kräfte der Desintegration stärker werden.
    Nein, das sehe ich auch wiederum gar nicht so.
    Erstens werde ich ganz bestimmt, was immer passiert, weiter engagiert bleiben.
    Ich möchte handeln, statt behandelt zu werden, wie uns das in diesem Land dauernd passiert.
    Zu einer möglichen Nationalratskandidatur, haben Sie recht, vertrete ich prinzipiell in Standpunkt, dass ich persönlich, ich wäre nächstes Jahr 60, ich würde persönlich viel lieber 30- bis 40-Jährige im Parlament sehen, denen um deren Leben geht.
    Mit Blick auf die heutige innenpolitische Situation und nicht nur die innenpolitische, sie wird ja auch mit den letzten Waffenskandalen außenpolitisch brisant, neutralitätspolitisch gefährlich, bin ich nicht bereit,
    Heute alles auszuschließen, auch eine eventuelle Nationalratskandidatur mit aller Favorisierung der Jüngeren.
    Friedermeister Blau im Gespräch mit Fritz Besata.
    Nun zu einem Konsumententhema.
    Mit der Eröffnung zweier Computertelefonzentralen ist heute Vormittag für 40.000 Wiener Teilnehmer des öffentlichen Netzes das elektronische Fernsprechzeitalter angebrochen.
    Alle Teilnehmer, die an den Ämtern Krugerstraße im 1. und 3 Hufeisengasse im 6.
    Bezirk hängen, haben ab heute eine neue 7-stellige Nummer, allerdings keinen Viertelanschluss, denn diese Sparvariante aus dem Nachkriegswien ist im computerisierten digitalen Netz nicht mehr vorgesehen.
    Wer digital telefonieren will, braucht ein ganzes Telefon.
    Die Computerisierung der Telefonzentralen soll zügig vorangetrieben werden.
    Heuer kommen noch einige 10.000 Teilnehmer in Wien dazu, nächstes Jahr will die Post damit in den Ballungszentren der Bundesländer beginnen.
    Der Vollausbau wird allerdings noch auf sich warten lassen.
    Erst in 30 Jahren wird man auch von der entlegensten Almhütte voll elektronisch telefonieren können, falls man das überhaupt will.
    Was mit dem neuen Telefon auf die Kunden zukommt, darüber informiert sich nun Susanna Gassner.
    Dieses Zeichen ertönt, wenn man den Hörer des neuen, computergesteuerten Telefons abhebt.
    Es soll den Postkunden sagen, dass die vollelektronische Vermittlungszentrale für Gespräche aufnahmebereit ist.
    Das ist aber nur eine Neuerung, an die sich die Postkunden gewöhnen werden müssen.
    Was bringt das digitale Telefonieren aber noch?
    Zum Beispiel die sofortige Durchschaltung.
    Mit dem Drücken der letzten Ziffer der Nummer wird die Verbindung ohne Verzögerung hergestellt, wenn beide Teilnehmer an das digitale System angeschlossen sind.
    oder die Anrufumleitung.
    Vom eigenen Apparat aus kann man ankommende Anrufe auf beliebige andere Nummern umleiten, zum Beispiel ins Wochenendhaus.
    Jeder Teilnehmer kann seinen Anschluss auch von sich aus auf einen Normtext umschalten.
    Zum Beispiel, wenn er nicht gestört werden will.
    Der Teilnehmer am anderen Ende der Leitung wird darüber auch per Tonband informiert.
    Auf Wunsch des Teilnehmers ist die gewählte Rufnummer derzeit nicht erreichbar.
    Übrigens, eine Umleitung auf den Auftragsdienst der Post ist auch jetzt schon mit dem sogenannten Komfort-Telefon möglich.
    Und der, der die Ruhe vor dem Telefonklingeln gesucht hat, aber mittlerweile wieder auf die Anrufumleitung vergessen hat, wird mit einem Signalton daran erinnert, sobald er den Hörer abhebt.
    Eine weitere Funktion ist das sogenannte Anklopfen.
    Wer gerade ein Gespräch führt und einen zweiten Anruf erhält, bekommt das durch ein Zeichen signalisiert.
    Der Teilnehmer kann jetzt das zweite Gespräch annehmen, während der erste Gesprächspartner wartet, oder das zweite nicht annehmen.
    Dann hört der Anklopfer alsbald das Besetzzeichen.
    Ähnlich funktioniert das sogenannte Makeln.
    Dabei kann der Postkunde von sich aus während eines bereits laufenden Gesprächs einen zweiten Teilnehmer anrufen.
    Die Verbindung zum ersten Gesprächspartner bleibt aufrecht, wird aber vorübergehend auf Warten geschaltet, während man mit dem anderen Teilnehmer redet.
    So ist man in der Lage, mit beiden Partnern wechselweise zu sprechen.
    Welche Vorteile bietet das neue Telefon noch?
    Man kann zum Beispiel die Anrufe identifizieren lassen.
    Das funktioniert allerdings nur, wenn der, der seinen Namen nicht preisgeben will, auch ein digitales Telefon besitzt.
    Dieses Service, das man bei der Post beantragen muss, kostet allerdings.
    Und zwar 20 Schilling je Überwachungstag und 5 Schilling je Anruf.
    Um all diese Annehmlichkeiten der Elektronik auch nutzen zu können, braucht man ein Tastentelefon der neuen Generation.
    Äußeres Kennzeichen, 16 statt wie bisher 12 Tasten.
    Wer bisher schon ein Tastentelefon hatte und jetzt in das elektronische Telefonzeitalter einsteigen will, zahlt der Post für die Installation 430 Schilling, erhält eine neue 7-stellige Nummer und entrichtet die Gebühren für den ganzen Telefonanschluss.
    Wenn man noch den alten Wählscheibenapparat besitzt, dann ist der Umstieg teurer.
    Das neue Telefon kostet dann einmalig 680 Schilling.
    Die monatliche Mehrgebühr beträgt 20 Schilling, wie derzeit bereits für das Komfort-Telefon.
    Und wer nicht mit der Post ins Computerzeitalter aufbrechen will, kann seinen Viertelanschluss weiter behalten, selbst wenn sein Wählamt bereits voll elektronisch läuft.
    Susanna Gersten informiert über das Telefon der Zukunft.
    Es ist nun 12.49 Uhr und wir kommen zum Kulturbeitrag im heutigen Mittagsschanal.
    Vor rund 120 Jahren wurde das Museum für Angewandte Kunst, damals noch auf dem Ballhausplatz für Wien gegründet, ein Museum für Handels- und Industrieprodukte, das Vorbildfunktion zu erfüllen hat, wie man in den Gründungsstatuten nachlesen kann.
    Das Haus am Ring seit 1871 hat eine wechselvolle Ausstellungsgeschichte.
    Jetzt bekommt es einen neuen Direktor, der erstmals vom Minister Fischer nicht auf Lebenszeit, sondern limitiert auf sechs Jahre ernannt wird.
    Peter Nöber heißt der Neuleiter.
    Die Wahl ist unkonventionell, kein Kunsthistoriker wie gewohnt, sondern der international anerkannte Fachmann für Design Peter Nöber verspricht für das Museum für Angewandte Kunst lebendiger Impuls zu werden.
    Peter Nöber lehrt an der Akademie für Bildende Kunst und Designanalyse und ist Herausgeber der Architekturzeitschrift UMRIS.
    Mit ihm sprach Brigitte Hofer.
    Peter Nöwer, das Museum für Angewandte Kunst, eine Institution mit über 100-jähriger Tradition.
    Welche Aufgaben sehen Sie als neuer Leiter dieses Museums als vordringlich?
    Gibt es da für Sie Widersprüche aufzulösen und wenn, welche?
    Im weitesten Sinne ist ja auch Wien ein Museum für Angewandte Kunst und das ist vielleicht der Widerspruch, den es gelingt aufzulösen.
    Tatsache ist, dass das Museum eigentlich den Bezug zur Gegenwart, zur Aktualität verloren hat.
    Und ich sehe es eigentlich als meine Aufgabe und auch mein persönliches Interesse,
    diesen Aktualitätsbezug, die Gegenwartsnähe wiederherzustellen.
    Es hat in den letzten Jahren mehrere Ausstellungen gegeben, die sich mit dem Industrial Design und mit dem Art Deco befasst haben, mit den alten Gläsern, von denen ja ein großer Bestandteil da ist.
    Das klingt also jetzt alles sehr beliebig ausgewählt.
    Wollen Sie auch solche Ausstellungen mit einzelnen Themen machen?
    Denken Sie daran?
    Ich glaube, dass diese Bestände vielfach sehr hilfreich sein können, um gewisse thematische Ausstellungen zu realisieren.
    Ich glaube aber, dass es zum gegenwärtigen Zeitpunkt, in der heutigen Zeit,
    Da sehe ich auch nicht die Aufgabe dieses Museums.
    Das ist an sich ein Phänomen, dem man in Wien überall begegnet.
    Das ist die Aufarbeitung der österreichischen Kunst- und Geistesgeschichte.
    Ich glaube, hier sollte man das unter Aktualitätsbezüge setzen.
    Das heißt einfach, anders ausgedrückt, was zum Beispiel ganz interessant ist, wenn man die Entwicklung von Stühlen einfach in unterschiedlichsten Kulturkreisen führt bis zur Gegenwart oder Phänomene dieser Art, um einfach den Angelhaken, den Ansatzpunkt von heute in die Vergangenheit zu bekommen.
    können Sie jetzt als neuer Direktor des Museums für Angewandte Kunst die angewandte Kunst heute, die also doch sehr viel mit Design zu tun hat, kurz charakterisieren, so wie Sie sie sehen, so wie Sie sie wünschen?
    Ich glaube, ein Aspekt ist eben Design, Design im weitesten Sinn.
    Und darunter fällt natürlich auch sozusagen unsere heutige Produktkultur.
    Also alles, was mit der Gestaltung von industriell gefertigten Produkten im Zusammenhang steht.
    Einerseits die Bedeutung, die Widersprüchlichkeit und die Vielschichtigkeit des Begriffes Design.
    Das ist sicher eine Aufgabe, muss eine Aufgabe dieses Hauses sein.
    Ich glaube aber nicht, dass man sich da ausschließlich auf diesen Aspekt beschränken soll.
    Es schwebt mir nicht vor, aus dem Österreichischen Museum für Angewandte Kunst ein Design Center zu installieren.
    Wie eng beabsichtigen Sie die Zusammenarbeit mit der Hochschule für Angewandte Kunst, die ja im Haus, zumindest örtlich, ganz angegliedert ist?
    Ich glaube, erstens einmal hat es eine Verknüpfung von der Gründung gegeben.
    Die Schule ist eine Gründung des Museums.
    Die Schule hat dann in der Folge nach der Jahrhundertwende sehr stark dominiert und hat also die fortschrittlichen Kräfte angezogen und die waren auch dort zum Teil tätig.
    Da hat sicher in dieser Periode hat das Museum, würde ich sagen, entscheidende Fehler gemacht und hat diese Entwicklung in etwa, könnte man sagen, verschlafen.
    Soweit ich informiert bin, hat man zum Beispiel das erste Hoffmann-Möbel in den frühen 60er Jahren angekauft und zu dem Zeitpunkt, wo Hoffmann unterrichtet hat in der Schule, wäre es sicher möglich gewesen, gewisse Produkte zu Materialkosten oder etwas mehr
    zu erhalten.
    Ich glaube, dass einfach durch diese geografische Nähe, es ist ja, die Häuser sind verflochten, das Thema ist verknüpft.
    Ich glaube, dass es sehr wichtig ist und ich könnte mir vorstellen, dass es für beide Institutionen interessant und allerlang bedeutungsvoll sein könnte.
    eine Basis, und zwar eine fundierte Basis einer Zusammenarbeit zu erlangen.
    Und ich glaube, dass man sich so eine Zusammenarbeit selbstverständlich erarbeiten muss.
    Abschließend, das Jugendstilmuseum ist immer wieder ein Thema, das zwischen der Hochschule für angewandte Kunst und dem Museum gebaut werden soll.
    Wie ist Ihre Meinung dazu?
    Wie ist Ihr Wunsch dafür?
    Ich bin über den aktuellen Stand, muss ich sagen, bin ich nicht informiert.
    Ich weiß, dass ein Jugendstilmuseum in etwa geplant ist von Hans Hollein.
    Ich halte zu dem gegenwärtigen Zeitpunkt die Befassung mit dieser Periode
    eher für problematisch, weil ich glaube, dass...
    sehr vieles dadurch an Aktualitätsbezogenen zu kurz kommt.
    Meine Zeit ist eine relativ kurze Zeit, das sind sechs Jahre und meine Stoßrichtung ist sicher die Gegenwart und der Aktualitätsbezug.
    Der neue Direktor des Museums für Angewandte Kunst, Peter Nöwer, im Gespräch mit Brigitte Hofer.
    Die Studiouhr rückt gegen 12 vor 56 noch einmal ins Nachrichtenstudio zu den Schlussnachrichten.
    USA, Bergungseinheiten haben vor der Küste Floridas im Atlantik kleinere Wrackteile der Raumfähre Challenger gefunden.
    Von den sieben ums Leben gekommenen Besatzungsmitgliedern fehlt noch jede Spur.
    Über die Ursache der Explosion gibt es keine offiziellen Angaben.
    Der Leiter des Space Shuttle-Programms sagte, man lehne Spekulationen ab und wolle die Ergebnisse der Untersuchungen einer Sonderkommission abwarten.
    Das Space Shuttle-Programm wird bis zum Abschluss dieser Arbeiten unterbrochen.
    Österreich.
    Die für die Bundespräsidentenwahl kandidierende Freda Meissner-Blau sagte heute, es gehe bei dieser Kandidatur nicht mehr um Siege oder um zweite oder dritte Plätze.
    Frau Meissner-Blau meinte, es gelte zu zeigen, dass die Bürger nicht mehr gewillt seien, das Land den Machtklicken zu überlassen.
    Vizekanzler Norbert Steger sagte heute, er sei sich mit Bundeskanzler Sinovac im Grundsatz über die Umstrukturierung der OIAG einig.
    Die Aufsichtsräte werden künftig durch den für die verstaatlichte Industrie zuständigen Minister nominiert werden.
    Steger betonte, er sei sehr zufrieden und fügte hinzu, er sei absolut sicher, dass es in der Praxis zu keiner Ablehnung der von Latziner vorgeschlagenen Personen durch Regierungsmitglieder kommen werde.
    Steger hat die Gründung eines Handelshauses durch die OIAG bekannt gegeben.
    Dieses Handelshaus wird, wie Steger ausdrücklich betonte, Gegengeschäfte, aber keine Termingeschäfte abwickeln.
    Details über die neue Konstruktion sollen noch ausgearbeitet werden.
    In einem ersten Schritt soll sich das neue Handelshaus laut Steger mit 50 Prozent an der Föst-Tochterfirma Intertrading beteiligen.
    Der zweite Präsident des Wiener Landtags, Fritz Hahn, hat bei der Staatsanwaltschaft Wien gegen CA-Generaldirektor Hannes Androsch eine Strafanzeige wegen Verdachtes der falschen Zeugenaussage erstattet.
    Hahn beruft sich dabei auf eine Aussage von Androsch im November 1980 vor dem parlamentarischen AKH-Untersuchungsausschuss.
    Androsch wurde damals gefragt, ob es in den vergangenen zehn Jahren Geldflüsse von Ökodata-Geschäftsführer Bauer zu Androsch oder dessen Familienangehörigen gegeben habe.
    Androsch hatte diese Frage damals mit einem klaren Nein beantwortet.
    In der Anzeige wird nun der Verdacht ausgesprochen, dass diese Aussage falsch gewesen sei.
    Hahn weist in diesem Zusammenhang auf den Bericht des Untersuchungsrichters Zelenka hin.
    ÖVP-Wirtschaftssprecher Robert Graf ist der Ansicht, die Volkspartei soll nach den nächsten Wahlen auf jeden Fall eine große Koalition bilden und zwar auch dann, falls sie mit großer Mehrheit gewinnen sollte.
    In einem Vortrag sagte Graf, der von ÖVP-Obmann Mock unterbreitete Vorschlag einer Zusammenarbeit für acht Jahre sei kein Acht-Jahres-Ticket für die Regierung.
    Der Wähler habe selbstverständlich die Möglichkeit, eine Regierungspartei nach vier Jahren in die Opposition zu schicken, meinte Graf.
    Berlin.
    Der israelische Ministerpräsident Shimon Perdes ist am Vormittag zu einem Kurzbesuch in West-Berlin eingetroffen.
    Perdes ist der erste israelische Regierungschef, der die Stadt besucht.
    Auf seinem Programm stehen unter anderem Diskussionen mit Schülern sowie ein Besuch der Hinrichtungsstätte Plötzensee.
    USA.
    Nach Angaben des amerikanischen Aussonderbeauftragten Richard Murphy sind in den Verhandlungen um eine friedliche Lösung für den Nahen Osten Fortschritte erzielt worden.
    Murphy sagte nach Gesprächen mit König Hussein von Jordanien und dem israelischen Ministerpräsidenten Shimon Peres, von einem spektakulären Durchbruch könne aber noch keine Rede sein.
    Nur noch die Wetteraussichten bis heute Abend.
    Im Südwesten Einsätze von Schneefällen, sonst bei stark wechselnder Bewölkung weitgehend niederschlagsfrei.
    Nachmittagstemperatur minus drei bis plus fünf Grad.
    Das Mittagsjournal ist damit zur Ende stellvertretend für das gesamte Team, sagt Roland Atrowitzer.
    Danke fürs Zuhören und auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1986.01.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1986.01.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Challenger Katastrophe: Suche nach Trümmern, Auswirkungen
    Einblendung: NASA-Sprecher Harris
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Harris, Hugh [Interviewte/r]
    Datum: 1986.01.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Technik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Challenger Katastrophe: Politikerreaktionen USA
    Einblendung: US-Präsident Reagan, Senator Garn, Senator Glenn
    Mitwirkende: Sichrovsky, Harry [Gestaltung] , Garn, Jay [Interviewte/r] , Glenn, John [Interviewte/r]
    Datum: 1986.01.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Challenger Katastrophe: Reaktionen in Moskau
    Mitwirkende: Kössler, Franz [Gestaltung]
    Datum: 1986.01.29 [Sendedatum]
    Ort: Moskau [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Challenger Katastrophe: ESA Raumfahrtsspezialist Dr. Klaus Lenhart
    Interview: Raumfahrtsspezialist Lenhart
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Lenhart, Klaus [Interviewte/r]
    Datum: 1986.01.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Technik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Steger und Sinowatz einigen sich über neues ÖIAG Gesetz
    Einblendung: Vizekanzler Steger
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Steger, Norbert [Interviewte/r]
    Datum: 1986.01.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    FPÖ-Wissenschaftssprecher Stix
    Einblendung: FP-Wissenschaftssprecher Stix
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung] , Stix, Gerulf [Interviewte/r]
    Datum: 1986.01.29 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview Präsidentschaftskandidatin Freda Meissner-Blau
    Interview: Präsidentschaftskandidatin Meissner-Blau
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Meissner-Blau, Freda [Interviewte/r]
    Datum: 1986.01.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Erstes digitales Wählamt eröffnet
    Einblendung: Telefonsignaltöne
    Mitwirkende: Gassner, Susanna [Gestaltung]
    Datum: 1986.01.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neuer Direktor für Museum für angewandte Kunst - erstmals befristet: Peter Noever
    Interview: neuer Direktor Noever
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Noever, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1986.01.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1986.01.29
    Spieldauer 01:00:06
    Mitwirkende Adrowitzer, Roland [Moderation] [GND]
    Fuchs, Wolfgang [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1986.01.29 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-860129_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt