Mittagsjournal 1986.03.10

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    Rechtliches

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    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Hier meldet sich Herbert Dobrowolny mit dem Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    In der kommenden Stunde berichten wir über folgende Ereignisse.
    Pressekonferenz von ÖVP-Obmann Alois Mock zu aktuellen politischen Fragen.
    Kanzleramtsminister Löschner referiert über Fragen seines Amtsbereiches.
    Zeitungskommentatoren beurteilen den gestrigen Auftritt Kurt Waldheims in der Fernseh-Pressestunde.
    Aus dem Ausland bringen wir ein Interview mit der neuen philippinischen Außenministerin, berichten über den Wahlkampf für die Parlamentswahlen in Frankreich und über das Referendum, ob Spanien weiter in der NATO bleiben soll und wir informieren über einen Skandal in den Niederlanden.
    Prinz Bernhard soll im Zweiten Weltkrieg in eine Spionageaffäre verwickelt gewesen sein.
    Die Kulturredaktion bringt einen Nachruf auf die heute verstorbene Burgschauspielerin Blanche Aubry und berichtet über die Aufführung des Films Shoah bei der Viennale.
    Vor all dem die Nachrichten, die Georg Schalk-Ruber zusammengestellt hat.
    Es liest Wolfgang Kremerschmidt.
    Mehr als fünf Wochen nach der Explosion der Raumfähre Challenger haben Suchmannschaften vor der Küste Floridas in etwa 30 Meter Meerestiefe die Reste der Mannschaftskabine entdeckt.
    Die Bergungsarbeiten sollen noch heute beginnen.
    Ihre Dauer hängt vom Wetter ab.
    Es ist noch nicht sicher, ob sich die Leichen aller sieben verunglückten Astronauten in der Kabine befinden.
    Der Fundort wird geheim gehalten, um Neugierige fernzuhalten.
    Die Familien der verunglückten Astronauten wurden über den Fund offiziell informiert.
    Die Weltraumbehörde NASA hat ihnen zugesagt, dass keine weitere Erklärung bis zum Abschluss der Erbergungsarbeiten abgegeben wird.
    Die Raumfähre Challenger ist am 28.
    Jänner unmittelbar nach dem Start in Cap Canaveral explodiert.
    Dabei kamen alle Besatzungsmitglieder, darunter zwei Frauen, ums Leben.
    Frankreich, Nahe Osten.
    Das Schicksal der französischen Geiseln im Libanon überschattet die letzten Tage des Wahlkampfes in Frankreich.
    Beauftragte der französischen Regierung wollen sich heute im Libanon und in Syrien um die Freilassung der vier Mitglieder eines französischen Fernsehteams bemühen.
    Die vier Männer wurden während der Reportagearbeiten für die Fernsehgesellschaft Antenne 2 von unbekannten Extremisten verschleppt.
    In der Gewalt der Geiselnehmer befinden sich außerdem vier andere Franzosen.
    Alle Entführungen werden der radikalen Untergrundgruppe Islamischer Heiliger Krieg zugesprochen.
    Der französische Ministerpräsident Laurent Fabius hat gestern bekräftigt, dass sich seine Regierung nicht erpressen lassen werde.
    Die Opposition gibt der Regierung die Schuld an der Entwicklung und spricht von einem Zick-Zack-Kurs in der Außenpolitik.
    Spanien
    Vor der Volksbefragung über die NATO-Mitgliedschaft Spaniens haben die Gegner des westlichen Verteidigungsbündnisses gestern die abschließende Großkundgebung abgehalten.
    Über die Zahl der Teilnehmer gibt es verschiedene Meldungen, je nach dem politischen Standort der Schätzenden.
    Die Volksbefragung findet am Mittwoch statt.
    Heute hält die sozialistische Regierung ihre letzte Kundgebung für die weitere NATO-Mitgliedschaft Spaniens ab.
    Hauptredner ist Ministerpräsident Felipe González.
    Die konservative Opposition hat ihre Anhänger aufgerufen, sich an der Abstimmung nicht zu beteiligen.
    Ein Referendum sei unnötig, weil Spanien Mitglied der NATO sei, meinen die Konservativen.
    Kolumbien.
    Bei den gestrigen Parlaments-, Regional- und Kommunalwahlen konnte sich die liberale Partei trotz interner Zwistigkeiten offenbar behaupten.
    Nach dem jüngsten Stand bei der Stimmenauszählung entfallen etwa 47 Prozent auf die liberale Partei.
    Die konservative Partei von Staatspräsident Belisario Petancur dürfte demnach knapp 40 Prozent erreichen.
    Zum ersten Mal kandidierten in Kolumbien auch Vertreter früherer Freischärlergruppen.
    Sie werden voraussichtlich unter der 2-Prozent-Grenze bleiben.
    Die Wahlen gelten als Test für die Präsidentenwahlen in Kolumbien am 25.
    Mai.
    USA.
    Etwa 730 Millionen Menschen in der Dritten Welt haben zu wenig zu essen, um zu arbeiten.
    Dies ist eine der Kernaussagen aus dem jüngsten Bericht der Weltbank in Washington zum Thema die Armut und der Hunger.
    Deutlich wird auch, dass genügend Nahrungsmittel vorhanden sind, dass die Menschen in der Dritten Welt aber zu arm sind, sie zu kaufen.
    Nach diesen Schätzungen ist jeder sechste Bewohner der Erde unterernährt.
    Prognostiziert wird, dass die Zahl der Hungernden in den nächsten Jahren noch zunehmen wird.
    Dies gilt vor allem für Südasien und für weite Teile Afrikas.
    In Washington ist zurzeit die Frage einer Finanzhilfe für die Antisandinisten in Nicaragua politisches Streitthema.
    Präsident Reagan will vom Kongress die Zustimmung zu einer Finanzhilfe von 100 Millionen Dollar.
    Im Kongress mehren sich aber die ablehnenden Stimmen.
    Es gibt auch Hinweise, dass das Problem hinausgezögert wird.
    68 Abgeordnete aller drei österreichischen Nationalratsparteien haben an den Kongress in Washington appelliert, keine weiteren Mittel für die Antisandinisten in Nicaragua zu bewilligen.
    Anlass ist die Parlamentsdebatte über den Entwicklungshilfebericht der Bundesregierung.
    Österreich.
    ÖVP-Bautensprecher Otto Keiml hat im Zusammenhang mit der Arbeitslosigkeit bei den Bauarbeitern die Regierung heftig kritisiert.
    Keiml sagte, die katastrophale Lage auf dem Bausektor sei das Ergebnis der verfehlten Bautenpolitik und der Hilflosigkeit von Bautenminister Übleis.
    Nach Angaben Keiml sind zurzeit nahezu 63.000 Bauarbeiter ohne Beschäftigung.
    Der ÖVP-Sprecher bezeichnete dies als einen noch nie dagewesenen Rekordstand.
    In Wien ist heute das neue Bundesamtsgebäude im dritten Gemeindebezirk offiziell eröffnet worden.
    In diesem Zusammenhang hat es vor allem Diskussionen über die Architektur und die Fassadengestaltung des Gebäudes gegeben.
    Zuletzt hat Bautenminister Heinrich Übleis die Meinung vertreten, dieses Bundesamtsgebäude hätte um 10 bis 15 Prozent billiger errichtet werden können.
    Die Gesamtkosten des Bauwerks betrugen 2,4 Milliarden Schilling.
    In Wien starb 65-jährig die Burgschauspielerin Blanche Aubry.
    Blanche Aubry gehörte dem Burgtheater seit dem Jahr 1959 an.
    Die gebürtige Schweizerin erhielt ihre Ausbildung als Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin in Basel.
    Vorerst war Blanche Aubry dann im Wiener Volkstheater tätig.
    Später kam sie an die Burg.
    Große Erfolge feierte sie auch in verschiedenen Musicals, besonders als Dulcinea im Man von la Mancha im Theater an der Wien.
    Für diese Rolle erhielt sie die Kainz-Medaille der Stadt Wien.
    Erst vor etwa drei Wochen wurde Blanche Aubry Ehrenmitglied des Burgtheaters.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Eine Massenkarambolage auf der Autobahn München-Stuttgart hat heute mindestens 20 Schwerverletzte gefordert.
    Zum Unfallzeitpunkt herrschte dichter Nebel.
    Die Massenkarambolage ereignete sich in der Nähe von Ulm.
    Mindestens 60 Autos waren ineinander verkeilt.
    Ein Autobahnabschnitt musste völlig gesperrt werden.
    Die Wetterlage.
    Der Alpenraum liegt im Randbereich eines Hochdruckgebietes mit Zentrum über dem Baltikum.
    An dessen Südflanke wird weiterhin feuchte Luft nach Mitteleuropa geführt.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Teils nebelig trüb, teils aufgelockert bewölkt, gebietsweise auch heiter.
    Während der zweiten Nachthälfte im Osten unergiebiger Regen.
    Schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen 4 bis 9 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht 0 bis 3 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Dienstag.
    Lokale Bodennebelfelder.
    Sonst teils stark bewölkt, teils heiter.
    Schwachwindig.
    Tageshöchsttemperaturen 4 bis 9 Grad.
    Die Vorschau bis Freitag.
    Störungsfrei.
    Teils nebelig-trüb, teils sonnig.
    Mild.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien, Heiter 5 Grad.
    Eisenstadt, Heiter 7.
    Linz, bedeckt 4.
    Salzburg, stark bewölkt 8 Grad.
    Innsbruck, Heiter 8.
    Bregenz, bedeckt 2.
    Graz, Heiter 3.
    Und Klagenfurt, stark bewölkt 4 Grad.
    Soweit die Nachrichten und der Wetterbericht.
    Im Mittagsjournal ist es jetzt 12.09 Uhr.
    Die gestrige Fernseh-Pressestunde mit dem von der ÖVP unterstützten Präsidentschaftskandidaten Dr. Kurt Waldheim beherrscht heute die innenpolitischen Schlagzeilen der Tageszeitungen ebenso wie die dazu verfassten Kommentare.
    Da liest man etwa in der Presse, empörter Waldheim wird offensiv, oder im Kurier, Kurt Waldheim blockt massiv Vorwürfe ab, oder in der kleinen Zeitung, der Angegriffene schlug hart zurück.
    Und tatsächlich, Kurt Waldheim bezeichnete gestern in der mit Spannung erwarteten Pressestunde die Versuche, ihm eine Nazi-Vergangenheit anzulasten, wörtlich als groß angelegte Verleumdungskampagne, wie sie sie in der Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg in diesem Ausmaß in Österreich nicht gegeben habe.
    Er sei weder Mitglied der SA noch des NS-Studentenbundes gewesen.
    Aber auch für die Zukunft brachte Waldheim gestern interessante neue Vorschläge über seinen Stil der Amtsführung für den Fall einer möglichen Wahl.
    Leopold Esterle hat Auszüge aus den Kommentaren für unsere heutige Inlandspresse-Schau zusammengestellt.
    In der kleinen Zeitung Graz liest man bei Fritz Zschocklich unter dem Titel ein vehementer Waldheim.
    Es gab den stärksten und eindrucksvollsten Waldheim zu sehen, den man bisher erleben konnte.
    Fernab aller diplomatischen Zurückhaltung, die bei Waldheim oft zu konstatieren ist, warf sich der Präsidentschaftskandidat diesmal mit vollem Geschäft in die Debatte.
    Er wies die Anfragen und Verdächtigungen in Richtung SA-Mitgliedschaft mit solcher Vehemenz, ja mit derartiger Aggressivität zurück, dass die Befrager immer mehr in die Defensive gerieten.
    Diese Emotion, die sonst im Fernsehen eher verpönt ist, dürfte in diesem Fall Kurt Waldheim viele Sympathien einbringen, zählt doch zu den fundamentalen Glaubenssätzen der österreichischen Realverfassung, die Forderung, man möge endlich die Vergangenheit ruhen lassen.
    Im sozialistischen Oberösterreichischen Tagblatt liest man demgegenüber bei Erna Spreitzer, Waldheim sei sichtlich nervös und aufgebracht gewesen.
    Und das ist merkwürdig, denn wenn Waldheim, wie er behauptet, eine blütenweiße Weste hat und irgendwelche bösartigen geheimen Kreise ihm einen braunen Mantel umhängen wollen, dann dürfte ihn die Frage nach seiner Vergangenheit nicht so aus der Fassung bringen.
    Außerdem stellte Waldheim gestern wieder nicht klar, weshalb er in Broschüren und Büchern die Kriegsjahre 1941 bis 1944 nie erwähnte.
    Wenn sich jemand um das höchste Amt im Staat bewirbt und dann den Bürgern, die ihn wählen sollen, nur Bruchstücke seines Handelns aufzeigt, dann darf er sich nicht wundern, wenn der Eindruck entsteht, dass da absichtlich Dinge verschwiegen oder vertuscht werden.
    In den oberösterreichischen Nachrichten schreibt Chefredakteur Hermann Polz, keine der Anschuldigungen gegen Waldheim konnten bisher eindeutig belegt oder gar nachgewiesen werden.
    Es bleibe also weiterhin jedem überlassen zu glauben, was er glauben will.
    Polz dann... Im Raume stehen geblieben ist allein der Vorwurf, Waldheim habe nicht von sich aus alles offengelegt, sondern erst unter dem Druck der Veröffentlichungen Auskunft gegeben, wiewohl er nichts zu verbergen gehabt hätte.
    Vielleicht ein Zeichen dafür, dass diplomatisches Geschick nicht immer gepaart sein muss mit politischem Instinkt.
    Für Hans Rausche im Kurier war die wichtigste psychologische Erkenntnis, dass der kühle, glatte, ewig lächelnde Diplomat Kurt Waldheim auch explodieren kann.
    Waldheim hat sich massiv festgelegt.
    Jetzt darf nur nichts mehr nachkommen.
    Das wäre nicht nur für ihn, sondern auch für Österreich verheerend.
    Für den Kurierkommentator ist Waldheim in der gestrigen Pressestunde aber auch noch in einer anderen Richtung explodiert.
    Ein Kandidat hat erstmals laut gesagt, dass er auch als Bundespräsident wirklich aktiv in die Politik eingreifen will.
    Nicht nur als Lieberpapi über allen Drohnen und mahnende Reden halten, um die sich niemand kümmert.
    Nein, so Rauscher weiter, Waldheim sagte auf wiederholtes Befragen ausdrücklich, er wolle gegebenenfalls mit der Regierung ein hartes Wort reden.
    Dies passe überhaupt nicht ins Waldheim-Bild vom verbindlichen Vermittler.
    Aber es könnte sehr wohl einer Bevölkerung gefallen, die sich danach sehnt, dass irgendjemand irgendwie in diesem Sumpf der Skandale ein Machtwort spricht.
    Eine faszinierende, aber auch nicht ungefährliche Idee für die Zukunft, mit der sich Waldheim da völlig uncharakteristisch vorgewagt hat.
    Für Gerhard Steininger in den Salzburger Nachrichten hat Kurt Waldheim gestern die einzige für ihn mögliche Taktik gewählt, nämlich alles umgeredet, was ihm in den Weg kam.
    Der Stein des Anstoßes lag für den Leitartikler der Salzburger Nachrichten im zweiten Teil der Pressestunde, nämlich in der ansperfide grenzenden Doppelzüngigkeit Waldheims in seinen Urteilen über Rudolf Kirchschläger.
    Der Kandidat kritisierte den amtierenden Bundespräsidenten zunächst scharf und ohne ihn beim Namen zu nennen, als Beispiel etwa, es genüge nicht, öffentliche Erklärungen abzugeben.
    Diese Kritik bleibt Waldheim selbstverständlich unbenommen, sie ist sogar sein gutes Recht.
    schreibt Gerhard Steiningen in Salzburger Nachrichten, als dies jedoch von einem Gesprächsteilnehmer hinterfragt worden sei, lobte Waldheim Kirchschläger über den grünen Klee.
    Waldheim hat sich in dieser Pressestunde nachdrücklich gegen eine unanständig geführte Kampagne gewährt.
    Aber er selbst hat seiner eigenen Wahlkampagne eine Unanständigkeit hinzugefügt, die, und das muss er sich gefallen lassen, in die Beurteilung seines Charakters einbezogen werden sollte.
    Leopold Esterle hat die Auszüge für unsere heutige Inlandspresseshow zusammengestellt.
    Seit etwa halb zwölf gibt übrigens ÖVP-Chef Alois Mock eine Pressekonferenz in Wien, bei der es auch zum Thema Waldheim Wortmeldungen und Fragen gab.
    Den Bericht darüber senden wir im Verlauf des Journals.
    Jetzt ist es Viertel eins geworden und wir kommen ins Ausland mit unserer Berichterstattung.
    In zwei Tagen, am kommenden Mittwoch, soll Spanien darüber entscheiden, ob es in der NATO bleiben möchte oder nicht.
    Wenn es nach den Meinungsforschern geht, so werden sich die Spanier mit Nein entscheiden.
    So war es nicht verwunderlich, dass sich prominente Ja-Propagandisten via Fernsehen zu Wort meldeten.
    Der amerikanische Vizepräsident George Bush, der SPD-Vorsitzende Willy Brandt, Portugals Staatspräsident Mario Suárez und die Ministerpräsidenten Italiens und der Niederlande haben in Fernsehinterviews die Spanier aufgefordert, für die NATO-Mitgliedschaft zu stimmen.
    Wie es derzeit in Spanien steht, berichtet Robert Gerhardt.
    Eine halbe Million Manifestanten in Madrid gegen NATO.
    Nächtliche Pressekonferenz im Fernsehen und heute noch der Premier im Sportpalast.
    Die letzten Reserven werden ins Feld geführt.
    Kein anderes Thema beherrscht die Nation.
    NATO ja oder nein, das ist die spannende Frage.
    Die Zukunft steht auf dem Spiel, so dramatisch klingt es von Seiten der Sozialisten.
    Nervös plädieren sie für ein Ja zur NATO, denn nur so sind wir vollwertige Partner des Westens.
    Wir müssen alles auf die europäische Karte setzen.
    Sie bedeutet Friesen, Sicherheit und Wohlstand.
    Das sagte der spanische Regierungschef González gestern Nacht in einer improvisierten Pressekonferenz vor den Kameras des staatlichen Fernsehens.
    Und heute Nacht wird er es auf der Abschlussversammlung im Madrider Sportpalast wiederholen.
    Die Vernunft muss gewinnen.
    Denn ein Sieg der NATO-Gegner beim Referendum am Mittwoch führt in eine Sackgasse.
    Gegen die Allianz, gegen Blöcke und für Neutralität, Frieden und Abrüstung
    marschierten gestern noch einmal Hunderttausende durch die Straßen von Madrid.
    Unter ihnen führende Intellektuelle, Künstler, Sänger und Poeten wie der alte Rafael Alberti.
    NATO wurde zum Meeting-Festival mit Musik, Gedichten und Volksvergnügen.
    Aufgerufen hatten noch einmal die gesamten Pazifistenverbände und Bürgerplattformen der Spanischen Nation, ebenfalls die kleine Kommunistische Partei und ihre noch einflussreichen Arbeiterkommissionen.
    Viereinhalb Stunden lang dauerte das Festival der Neutralisten.
    Wir müssen das Nein mit unserem ganzen Körper, mit Liebe und Freude bis zum 12.
    März bringen, so verlangte es der Dichter Antoniogala.
    Seine Anklage, die Regierung verbreite Angst und Katastrophenstimmung.
    Die noch skeptischen Wähler und die widerspenstigen Bürger werden überschüttet mit Botschaften im Rundfunk und im Fernsehen, mit Reklame an Litfaßsäulen und Häuserwänden, mit Artikeln in den Zeitungen.
    Auch ausländische Politiker werden aufgeboten, beispielsweise Bayerns Ministerpräsident Strauss.
    Er betont heute noch einmal in einem Interview, ein Nein wäre ein schwerer Schlag für die atlantische Allianz und ein Erfolg der Sowjetunion.
    Auch Willy Brandt, Bettino Craxi und US-Vizepräsident Bush hoffen auf ein Ja zur NATO.
    Sie erklärten das offen gegenüber Felipe González gestern in Lissabon.
    bei der feierlichen Amtseinführung des Sozialisten Mario Suárez als Präsident von Portugal.
    Wer mit Nein stimmt, betreibt das Spiel des Warschauer Paktes, so erklärt auch immer wieder der Führer der konservativen Oppositionspartei.
    Manuel Fraga verlangt aber von seinen Anhängern Enthaltung bei aktiver Teilnahme.
    Ein Ja zur NATO heißt für die Konservativen das absurde Spiel der Sozialisten mitmachen.
    Und das will Fraga nicht.
    Seine Partei ist seit immer für die NATO.
    Hysterie und Konfusion haben heute den Höhepunkt erreicht.
    Die Jusos sind gegen NATO, verlangen jedoch nun im Interesse Spaniens und der Regierungspartei ein Ja zum Pakt.
    UGT, die Gewerkschaft der Sozialisten, bleibt dagegen beim Nein.
    Im Madrider Parlament sind von den 350 Volksvertretern nur die vier Kommunisten offen gegen NATO.
    Das Referendum ist total überflüssig, doch es wird durchgezogen.
    Die Nation ist gespalten.
    Der Ausgang der Abstimmung.
    Robert Gerhard war das aus Madrid.
    Das sozialistische Frankreich steht allen Anzeichen nach vor einer Wende.
    Wenn sich die Meinungsumfragen bewahrheiten, so wird bei den Parlamentswahlen am kommenden Sonntag die bürgerliche Opposition aus Kolisten und Giscardisten einen Wahlsieg feiern und dem Präsidenten erstmals in der 5.
    Republik eine Regierung aus einem anderen Lager bescheren.
    François Mitterrand, der am kommenden Oktober seinen 70.
    Geburtstag feiert, sieht dieser Möglichkeit nüchtern, aber auch kampfbereit entgegen.
    Für ihn käme es nicht in Frage, ein sogenannter Schmalspur-Präsident zu sein, lieber würde er sich auf sein Amt als auf seine Befugnisse, seines Mandates verzichten.
    So stehen die Fronten so, dass sich Fabius und Mitterrand dem Trio Chirac, Giscard und Barre gegenübersehen.
    Der egoistische Pariser Bürgermeister Jacques Chirac scheint aus diesem Trio im Falle eines Wahlsieges der logische neue Premier zu sein und nach fünf Jahren die Bürgerlichen wieder regieren zu lassen.
    Dementsprechend hart wird in der Grauen Nation der Wahlkampf geführt, verschärft in den letzten Tagen durch die Ermordung eines Wahlplakatierers und die Entführung eines französischen Fernsehteams im Libanon.
    Thomas Fuhrmann informiert sie näher.
    Wahlkampf seit dem Wochenende schlagartig in ein ernstes, belastendes Klima verwandelt.
    Zwei völlig voneinander unabhängige Ereignisse sind dafür verantwortlich.
    Die Ermordung eines sozialistischen Wahlplakatierers durch ein Kommando der rechtsextremen Nationalen Front und die Entführung eines vierköpfigen französischen Fernsehteams in Beirut durch schiitische Extremisten.
    Vor allem die Geiselnahme im Libanon wird die Diskussionen in den letzten Tagen vor der Wahl bestimmen.
    Ob diese Affäre auch einen Einfluss auf die Wahl selbst hat, ist schwer zu sagen.
    Jedenfalls befindet sich die Regierung in einer äußerst unangenehmen Situation.
    Denn seit Samstag sind nunmehr schon acht Franzosen in der Gewalt der proiranischen Hezbollah.
    Der Druck auf Frankreich hat sich erheblich vergrößert.
    Premierminister Fabius hat den Ernst der Lage gestern Abend durch eine kurze Erklärung in den Fernsehhauptnachrichten zusätzlich dramatisiert.
    Es ist meine Aufgabe, sagte Fabius feierlich, den Franzosen zu sagen, dass eine neue Eskalation der Gewalt möglich ist.
    Wir werden aber der Erpressung nicht nachgeben.
    Ein Nachgeben würde Franzosen in aller Welt der Gefahr aussetzen.
    Wie in der Vergangenheit bereits die Vereinigten Staaten sitzt nun auch Frankreich im libanesischen Wespennest fest.
    Den pro-iranischen Schiiten ist der pro-irakische Kurs Frankreichs seit langem ein Dorn im Auge.
    Vor einem Jahr wurden zunächst zwei französische Diplomaten, zwei Monate später ein französischer Journalist und ein Wissenschaftler in Beirut entführt.
    Die Regierung in Paris versuchte in einer ersten Phase ausschließlich durch Verhandlungen mit Syrien eine Freilassung zu erreichen.
    Dann probierte man es mit Nabi Berri, dem Führer der schiitischen Amal-Bewegung.
    Alle Bemühungen fruchteten nicht.
    Schließlich schickte die Regierung einen aus dem Libanon stammenden französischen Arzt als Vermieter nach Beirut.
    Er konnte zwar mit den Entführern in einen direkten Kontakt treten und sogar Briefe an ihre Familienangehörigen, also erste Lebenszeichen, erreichen.
    Dr. Ra'ad überbrachte jedoch auch die Forderungen der Hezbollah.
    Die Kidnapper verlangten im Austausch mit den Geiseln die Freilassung von fünf in Frankreich wegen des Anschlags auf den iranischen Ex-Premierminister Shapur-Bachdiar zu langen Haftstrafen verurteilten Männern.
    Diese Bedingung konnte und wollte die Regierung in Paris jedoch nicht erfüllen.
    Das hätte einen Bruch des Rechtsstaates bedeutet.
    In diese ohnehin schon völlig blockierte Situation setzte Frankreich Mitte Februar dieses Jahres einen folgenschweren Akt, der die gegenwärtige Eskalation auslöste.
    Frankreich wies zwei pro-iranische Iraker, die von der Polizei als Sicherheitsrisiko angesehen worden waren, aus.
    Ohne das Wissen des Innenministers setzte die französische Polizei die beiden in eine Maschine nach Bagdad, wo sie sofort verhaftet wurden.
    Da sich der Irak mit dem Iran im Krieg befindet, haben die beiden Regimegegner mit dem Schlimmsten zu rechnen.
    Damit war das Schlamassel perfekt.
    Letzten Mittwoch kündigte eine Gruppe namens Islamischer Dschihad in Beirut die Ermordung einer der französischen Geiseln an.
    Der Druck begann wieder zu steigen.
    Um über die Entwicklung zu berichten, traf ein Team des französischen Fernsehens Entendue am Freitag in Beirut ein.
    Am Samstagnachmittag drehte die vierköpfige Crew eine Versammlung der Hezbollah im Süden der libanesischen Hauptstadt.
    Nach dem Überspielen des sachlichen und keineswegs polemischen Berichtes wollte das Team ins Hotel zurückfahren.
    Auf dem Weg wurden die Fernsehleute von bewaffneten Männern angehalten und entführt.
    Gestern forderte der islamische Dschihad von Frankreich die Rückholung der beiden in den Irak ausgewiesenen Schiiten.
    Frankreich habe dafür eine Woche Zeit.
    Das heißt, die Galgenfrist läuft am kommenden Sonntag, dem Tag der Wahlen, ab.
    Sollte diese Forderung nicht erfüllt werden, würde man einen weiteren Franzosen umbringen.
    Bisher hat die Opposition in Frankreich die Ohnmacht der Regierung nicht ausgeschlachtet.
    Aber das könnte sich im Laufe der Woche noch ändern.
    Die rein innenpolitische Gewalt ist durch die libanesische Affäre rasch in den Hintergrund verdrängt worden.
    Die Ermordung des sozialistischen Wahlplakatierers durch einen 23-jährigen Soldaten und Mitglied der Nationalen Front war nicht der erste Gewaltakt dieser Art gewesen.
    Bereits vor einer Woche hatten zwei Marokkaner einen Anhänger der rechtsextremistischen Partei zu Tode geprügelt.
    Eine gewaltige Endphase des Wahlkampfes.
    Reporter war Thomas Fuhrmann.
    Die philippinische Präsidentin Aquino hat Frau Letizia Chahaney zur stellvertretenden Außenministerin ernannt.
    Nachdem Vizepräsident Laurel gleichzeitig auch Ministerpräsident und Außenminister ist, wird Frau Chahaney faktisch das Ressort führen.
    Die neue Außenministerin kommt in gewissem Sinne aus Wien, denn sie hat hier fünf Jahre als stellvertretende Generalsekretärin der Vereinten Nationen und als Leiterin des UNO-Zentrums für soziale Entwicklung und humanitäre Angelegenheiten gearbeitet.
    Frau Sahani zählt zu den ersten Diplomaten ihres Landes.
    Sie war Botschafterin in Australien und in mehreren osteuropäischen Staaten.
    Ihre Ausbildung erhielt sie an der Columbia University und in Paris.
    Und sie ist im Übrigen eine Schwester des nunmehrigen Generalstabschefs Fidel Ramos.
    In dem folgenden Exklusivinterview mit Haris Ichrowski nimmt die neue Ministerin zu aktuellen außen- und innenpolitischen Fragen Stellung.
    Frau Minister Schahani, welches sind die Prinzipien der Außenpolitik der neuen Regierung Akino?
    Nach dem, was Frau Präsident Aquino in der Vergangenheit gesagt hat, möchte ich im Prinzip sagen, dass die Philippinen sicherlich ihre Politik der freundschaftlichen Beziehungen mit allen Ländern fortsetzen werden, obwohl zu bedenken ist, dass die wirtschaftliche Situation die akuteste Frage für Frau Aquino ist und sie daher ihre Außenpolitik vor allem auf die wirtschaftlichen Probleme ausrichten wird.
    Ich nehme an, das heißeste Problem Ihrer Amtszeit dürfte die Frage der amerikanischen Stützpunkte auf den Philippinen sein.
    Welche Lösung schwebt Ihnen vor und wie wird dies die Beziehungen zu Washington beeinflussen?
    Auch zu dieser wichtigen Frage kann ich nur zitieren oder ausregen, was Frau Aquino gesagt hat.
    Ich glaube, sie hat klargemacht, dass sie das Stützpunktabkommen respektieren wird, das 1991 abläuft.
    Danach wird es nach ihren Angaben und jenen von Vizepräsident Laurel eine Volksabstimmung geben.
    Und Frau Aquino hat betont, dass sie sich freie Hand lassen will.
    Was unsere künftigen Beziehungen mit den Vereinigten Staaten betrifft, so hoffe ich, dass unsere europäischen Freunde die Philippinen nicht immer als amerikanische Kolonie betrachten werden.
    Wir sind immerhin ein souveräner Staat und sind seit 1946 unabhängig.
    Und ich bin sicher, dass wir in unserer Außenpolitik danach trachten, diesen Status zu erhalten, wobei natürlich unsere Beziehungen mit den USA weiterhin bedeutend und im Allgemeinen auch gut sein werden.
    Gewiss ist die Haltung der USA gegenüber der Regierung Aquino ermutigend.
    Auf der anderen Seite werden sie sehen, dass es auch nationalistische Elemente in der Regierung gibt und die pro-philippinischen Gefühle werden die Oberhand behalten.
    Aber gleichzeitig wollen wir das Gleichgewicht der Beziehungen zu wichtigen Ländern wie den USA erhalten, auf der Basis der Prinzipien der Souveränität und Unabhängigkeit.
    um unsere Verhältnisse mit anderen wichtigen Ländern zu balancieren, wie z.B.
    den USA.
    In ausländischen Kommentaren wird oft darauf hingewiesen, dass in der Regierung Akino zu viele alte Cronies, also Freundinnen sozusagen und Militärs des alten Regimes sitzen.
    Was denken Sie darüber und in welche Fraktion würden Sie sich selbst einordnen?
    Ich glaube nicht, dass es viele alte Cronies in der neuen Regierung gibt.
    Ich möchte das sogar bestreiten.
    Ich glaube, die Cronies sind fort.
    Aber wir haben gewiss einen starken Sektor der Privatindustrie und viele, die Frau Aquino unterstützten, sind aus dem privaten Sektor der Industrie- und Handelswelt gekommen.
    Gerade jene, die in der Ära des Grondekapitalismus verdrängt wurden.
    Zum Beispiel erlebt die Börse in Manila jetzt einen großen Aufschwung, was beweist, dass die Kräfte der Marktwirtschaft sich wiederbelebt haben.
    Und was die Militärs betrifft, wie etwa Enrile, der Verteidigungsminister, und General Ramos, so sind sie die Wahl der Präsidentin.
    Und ich glaube, dabei wollen wir es belassen.
    Persönlich glaube ich nicht, dass ich zu irgendeiner Fraktion gehöre.
    Ich glaube, ich wurde nach dem Prinzip ernannt, dass ich etwas zur Außenpolitik meines Landes und zur Arbeit des Außenministeriums beitragen kann.
    Aber ich würde mich nicht als Mitglied irgendeiner Fraktion betrachten.
    Sind Sie mit der Freilassung der kommunistischen Führer einverstanden?
    Und welche Lösung des NPA-Problems, also der Guerillas, schlagen Sie vor?
    Ich kann nur wiederholen, was die Politik der Präsidentin ist.
    Wie Sie wissen, hat sie gesagt, dass die wichtigste Frage vor dem philippinischen Volk die nationale Wiederversöhnung ist.
    Das war der Grund dafür, dass der Mann unserer Präsidentin nach den Philippinen zurückkehrte und sein Leben dafür hingegeben hat.
    Und ich glaube, Frau Aquino hat die politischen Häftlinge und eben auch die kommunistischen Führer auf der Grundlage freigelassen, dass viele von jenen, die angeblich Kommunisten sind, einfach in die Berge geflüchtet sind, weil sie Opfer des Machtmissbrauchs wurden, im wirtschaftlichen, im rechtlichen und militärischen Sinn.
    Sie hat auch gesagt, dass daran gedacht wird, die kommunistische Partei zu legalisieren.
    Doch das würde von der gewaltlosen Haltung und Einstellung der kommunistischen Führer abhängen.
    Man könnte also sagen, dass jetzt die kommunistischen Führer am Ball sind.
    die kommunistische Führung selbst.
    Man könnte also sagen, dass der Ball jetzt in der Hand des kommunistischen Führers steht.
    Es ist jetzt zwölf Uhr und dreißig Minuten, halb eins, nach diesem Gespräch geworden, das Harry Sichrowski geführt hat.
    Zeit für uns, einen Blick auf den Programmzettel für die nächste halbe Stunde zu machen.
    Aus Österreich berichten wir über eine Diskussion im Burgenland.
    Da geht es um einen möglichen Ausschluss von Ottilie Matisek aus der SPÖ.
    und über Pressekonferenzen von ÖVP-Obmann Alois Mock und Kanzleramtsminister Löschnack.
    Die Kulturredaktion plant unter anderem einen Nachruf auf die verstorbene Burgschauspielerin Blanche Aubry und einen Bericht über den Filmshower, der bei der Viennale in Wien aufgeführt wird.
    Vor all dem aber noch ein Hinweis in eigener Sache.
    Journal Panorama
    Das heutige Journal Panorama beschäftigt sich mit dem Zustand der Grün-Alternativen.
    Dass es nicht nur den traditionellen, sprich den im Parlament vertretenen Parteien seit geraumer Weile nicht gerade gut geht, jedenfalls nicht im Spiegel der öffentlichen Meinung, dürfte ja bekannt sein.
    Auch die grün-alternative Szene hat so ihre Probleme, die durch die ursprüngliche Einigung auf die Präsidentschaftskandidatur Freda Meysner-Blaus keinesfalls geringer geworden sind.
    Um es pointiert zu sagen, die grün-alternativen befinden sich zur Zeit auf der Suche nach der verlorenen Gemeinsamkeit.
    Allerorten gibt es neue Anläufe im Hinblick auf eine gemeinsame Kandidatur bei der Nationalratswahl im nächsten Jahr.
    Am rührigsten in dieser Hinsicht scheint nach wie vor die erst jüngst an der Führung umgebildete BIP, die Bürgerinitiative Parlament mit Günter Nenning zu sein.
    Die BIP lud vergangenen Freitag ins Schutzhaus mit dem beziehungsvollen Titel Zur Zukunft in den 15.
    Wiener Gemeindebezirk.
    Dort diskutierten neben Lenning noch der Obmann der jungen ÖVP Wien, Andreas Salcher, und der Politwissenschaftler Anton Pellinker unter anderem über das Persönlichkeitswahlrecht und über die Frage, ob sich die BIP vor einer Kandidatur auf ihre inhaltlichen Grundsätze zusammenraufen sollte.
    Anton Pellinker hält dies nicht für notwendig.
    Mir scheint wichtiger zu sein, dass wenn man die Veränderungen vorantreiben will, wenn man die alten Räder immer weniger greifen machen will, dass die bloße Anwesenheit in bestimmten Entscheidungszentralen hier schon Veränderung zusätzlicher Art bedeutet.
    Wenn man sich vorstellt, dass eine vierte Partei 1987 Mehrheiten etwa in der gegenwärtigen Form, das heißt kleine Koalitionen, unmöglich macht, so ist allein dieses Verhindern schon eine zusätzliche Veränderung und ich würde sagen ein zusätzlicher Wert.
    Diese Meinung blieb in der Diskussion natürlich nicht unbestritten.
    Mehr darüber ab 1830 auf Österreich 1 im
    Der für die Beamten zuständige Minister im Kanzleramt, Franz Löschnack, sieht sich wieder einmal einer Konfrontation mit einer Gruppe von Lehrern gegenüber.
    Nachdem vor einigen Monaten die Lehrer an den berufsbildenden höheren Schulen wegen Differenzen in Besoldungsfragen einen wahren Streik durchgeführt haben, werden in dieser Woche an zwei Tagen die Lehrer an den pädagogischen Akademien streiken.
    Diese 400 Lehrer an den pädagogischen Akademien bilden die zukünftigen Volks- und Hauptschullehrer aus.
    Sie wollen mit ihrem Streik die Gehaltsrelation zu den Lehrern an den allgemeinen und berufsbildenden höheren Schulen wiederherstellen.
    Obwohl diese Gehaltserhöhung dieses Budget nicht ernsthaft belasten würde, will Löschnack aus Beispielsgründen hart bleiben.
    Der Minister legte heute außerdem die Pläne für eine Reform des Verwaltungsstrafrechts vor.
    Unter anderem soll es in Zukunft in ganz Österreich einheitliche Strafen für Verkehrsdelikte geben.
    Nähere Informationen von Roland Adruizza.
    Franz Löschnack, seit Ende des vergangenen Jahres vom Staatssekretär zum Minister im Kanzleramt aufgewertet, zeigt den Lehrern seine geschärften Zähne.
    Er will an den 400 Lehrern der Pädagogischen Akademie aus zwei Gründen ein Sparsamkeitsexempel statuieren.
    Einerseits, um die fatale Spirale ständiger neuer Gehaltsforderungen im öffentlichen Dienst einzubremsen und andererseits, weil er ihre Forderungen für unberechtigt hält.
    Worum geht es?
    Bei der Schaffung der pädagogischen Akademien wurde seinerzeit festgelegt, dass diese Ausbildner der zukünftigen Lehrer um 15 Prozent mehr verdienen sollen als die Mittelschullehrer.
    Die Bezüge der letzteren wurden mittlerweile an jene der Richter angeglichen.
    Anstatt 15 Prozent beträgt der Gehaltsvorsprung derzeit nur noch 8 bis 9 Prozent.
    Die Pädaglehrer fordern nun die Wiederherstellung des alten Zustands.
    Man konnte sich nicht auf Anhieb einigen.
    Die Folge, ein zweitägiger Warenstreik in dieser Woche.
    Löschnag meinte dazu heute, die Erfüllung der Forderung der Pädaglehrer würde die Gehaltsspirale wieder in Bewegung bringen.
    So hätten aber die Pflichtschullehrer schon Forderungen im Ausmaß von 2,2 Milliarden Schilling angemeldet.
    Die Zeit sei vorbei, dass sich die Republik das leisten könne, sagte Löschnag, der außerdem meinte, man müsse sich auch die Berechtigung zu derartigen Forderungen ansehen.
    PETAG-Lehrer verdienten im Durchschnitt nämlich mit Überstunden 47.500 Schilling brutto pro Monat.
    Frage an Löschnerk, wollen Sie es also auf einen Lehrerkrieg ankommen lassen?
    Ich komm ja nicht aus der Landesverteidigung daher, sind solche Begriffe für mich ein bisschen nicht zielführend.
    Ja, was bleibt uns über?
    Wir haben Steuermitteln zu verwalten,
    Wenn es bei der Bezahlung der Mitarbeiter darum geht, dass etwas gerechtfertigt ist, wird man gerechtfertigte Wünsche zu erfüllen haben.
    Wenn man das Gefühl hat, das ist nicht gerechtfertigt oder nur teilweise gerechtfertigt, wird man das nicht hinlegen können.
    Wird es in Zeiten, in denen, wie gesagt,
    die Budgetlage nicht danach ist, noch weniger hinlegen können.
    Und da muss man dann letztendlich auch ins Kalkül ziehen, dass es halt zu Auseinandersetzungen kommt, wie gesagt auch zu Kampfmaßnahmen in Form eines Streiks.
    Nur bei den Lehrern an den pädagogischen Akademien, das muss ich noch einmal feststellen, ist die Kampfmaßnahme Streik wieder sehr schnell da gewesen.
    Das heißt also Verhandlungen noch voll im Laufen, nicht einmal dezidiert, das ist nichts und schon Streikbeschlüsse.
    Ob da nicht andere Motive auch dahinter stehen, darf man, diese Frage darf man zumindest
    Ja eben, in einem einfachen Satz, das geht immer zu schnell zum Streik.
    Bitteschön, es ist ja keine Veranlassung bei 47.000 Schilling brutto und nicht gewähren von zusätzlichen Prozentpunkten da jetzt einen Streik zu machen.
    Da müssten die Pensionisten, die diesmal keinen Heizkostenzuschuss erhalten haben, hätten müssen wahrscheinlich schon seit Monaten voll da sein, wenn das bitte ein Motiv ist.
    Soviel zum Thema bevorstehender Lehrerstreik.
    Nun zu einer Änderung im Verwaltungsstrafrecht, die für Verkehrssünder wichtig ist.
    Derzeit ist es ja so, wenn man eine Übertretung der Straßenverkehrsdatum begeht und man wird angezeigt, dann wird zuerst eine Lenkererhebung durchgeführt, ob man selbst an diesem Tag mit dem Pkw gefahren ist und dann wird erst eine Strafverfügung ausgestellt und die Strafen werden auch höher, je nachdem, wie oft man derartige Delikte begeht.
    Das soll nun in Zukunft so anders werden, dass es keine Lenkererhebungen mehr geben soll, sondern sogenannte Anonymverfügungen ausgestellt werden und zwar auf das jeweilige Kennzeichen des Fahrzeugs.
    Wenn die Strafen bezahlt werden, dann ist das damit erledigt, wenn nicht, dann wird erst das Verwaltungsverfahren eingeleitet.
    Und es soll in ganz Österreich in Zukunft einheitliche Strafen geben.
    Derzeit gibt es ja sehr unterschiedliche Strafpraktiken, je nach den einzelnen Bundesländern oder Städten.
    Man denkt etwa an eine Katalogüberschreitung der Höchstgeschwindigkeit um 20 kmh, 400 Schilling, um 30 kmh, 600 Schilling, 40 kmh und mehr, 800 Schilling.
    oder etwa für Parkverbot 300 Schilling, für Halteverbot 400 Schilling und Parken auf einem Schutzweg 500 Schilling.
    Wie gesagt, das sind erst Pläne.
    Das soll in den kommenden Monaten im Parlament ausgehandelt werden.
    Ich gebe zurück an das Studio des Mittagsschannals.
    Reporter war Roland Adrowitzer.
    Die gestrige Pressestunde mit Präsidentschaftskandidat Dr. Kurt Waldheim war auch Thema einer heutigen Pressekonferenz vom Obmann der österreichischen Volkspartei, Dr. Alois Mock.
    Mock begrüßte dabei das Eintreten Waldheims für eine aktivere Politik.
    Neben der Bundespräsidentenwahl ging es in dem heutigen Pressegespräch auch um die Affäre der Bundesländerversicherung, wo ja in der Vorwoche Veruntreuungen in Millionenhöhe aufgedeckt wurden.
    Und es ging auch um die Frage der öffentlichen Verschwendung durch die Regierung.
    Von dieser Pressekonferenz von Alois Mock berichtet im folgenden Ernest Hauer.
    Die öffentliche Verschwendung oder der Kampf dagegen war das eigentliche Thema der Pressekonferenz hier in der ÖVP-Zentrale.
    Nach ÖVP-Obmann-Mock geht es dabei nicht um ein Gebot der wirtschaftlichen Vernunft, sondern auch um eine moralische Pflicht.
    Nach ÖVP-Lesart hat die Verschwendung in den vergangenen zehn Jahren dazu geführt, dass der Anteil der Sozialausgaben im weiteren Sinn am Budget stark zurückgegangen sei.
    Gestiegen seien dagegen die Ausgaben für Staatsschulden und für Bürokratismus für die öffentliche Verwaltung, wie Mock sagte.
    Abgeordneter Wendelin Edtmeier warf der Regierung vor, für den öffentlichen Bereich aus Untugenden Tugenden gemacht zu haben.
    Schulden machen, Mehrausgaben, Flucht aus der Verantwortung.
    Edtmeier weiter.
    Zusätzlich zu diesem Bewusstseinswandel kann man feststellen,
    dass heute die Regierenden oft so agieren wie die Neureichen einer neuen Klasse.
    Anders wäre es nicht zu erklären, dass etwa Leute, die sich bewusst als Links deklarieren, wie Dallinger, Lanz oder Donaul, dort, wo es um ihren privaten Bereich geht, wo sie große Ausgaben tätigen, auf Kosten des Steuerzahlers mehr ausgeben als früher, irgendwelche Potentaten.
    Und wenn ich von den neuen Herrschenden spreche, dann darf ich auch die Freiheitlichen nicht vergessen, die im ersten Jahr
    indem sie voll für das Budget verantwortlich waren, nämlich 1984 durchwegs die Repräsentationsausgaben fast verdoppelt haben.
    Er meine vor allem die rasant gestiegenen Ausgaben für Plakate, Inserate und Broschüren etwa im Sozialministerium oder auch die Kosten für den Frauenbericht im Staatssekretariat von Frau Johanna Donal.
    ÖVP-Ob-Man-Alles-Mock wurde natürlich auch auf die Pressestunde mit Präsidentschaftskandidat Kurt Waldheim angesprochen.
    Waldheim habe alle Vorwürfe überzeugend zurückgewiesen, meinte Mock.
    Die Diskussion über diese Vergangenheitsfragen solle man nicht weiterführen, sagte er.
    Mock dann auf die Frage, ob er zur Formulierung von Generalsekretär Michael Graf stehe, in der SPÖ gäbe es Schmutzfinken, die hinter der Kampagne gegen Waldheim ständen.
    Ja, es gibt dort welche.
    Sonst wäre es gar nicht zu dieser Kampagne gekommen.
    Und ich weiß, dass es auch andere gibt.
    Ich bin weit davon entfernt, jeden über den gleichen Leisten zu schlagen.
    Trotzdem uns ja auch die SPÖ als Scheinheilige und Miesmacher personalisiert angreift.
    Ich bin überzeugt, dass es dort viele gibt, die mit diesem Stil nicht einverstanden sind.
    Bitte, ich habe nicht die Absicht, den ständigen Interpreten meines Generalsekretärs zu spielen.
    Ich habe nicht die Absicht, diese Diskussion jetzt fortzuführen, nachdem die Dinge sehr klargestellt wurden von Dr. Waldheim.
    Die Ankündigung Kurt Waldheims, er würde als Bundespräsident nach seiner Wahl stärker zur innenpolitischen Themenstellung nehmen, begrüßte Mock ausdrücklich.
    Dies entspreche auch der Linie, die Bundespräsident Kirchschläger zuletzt vertreten habe.
    Letztes Thema hier bei der Pressekonferenz in der ÖVP-Zentrale.
    Könne er, MOK, ausschließen, dass von der Bundesländerversicherung Geld zur ÖVP oder zu einer ihrer Teil- oder Landesorganisationen geflossen sei?
    Ich kann das ausschließen.
    Im Übrigen hat es zwei bekannte Politiker gegeben, die impliziert wurden, mit denen persönlich Zuwendungen zugekommen sind.
    Der eine, der ÖVP-Stadtrat Fürst, hat
    Konsequenzen gezogen, weil er die politische Verantwortung sehr ernst genommen hat, die sozialistische Abgeordnete Marthe Seckert.
    Reporter war Ernest Hauer.
    Und nun weiter zum Thema Bundesländerversicherung.
    In dieser Kausa geht es ja auch rund.
    Für heute war die erste Einvernahme des Ex-Generaldirektors Kurt Rusow geplant.
    Wie soeben bekannt wurde, hat der frühere Organisationsleiter der Bundesländerversicherung, Valentin Propotnik, Selbstmord begangen.
    Bobotnik hatte von Rousseau anstelle einer Gehaltserhöhung etwa 1,5 Millionen Schilling aus fingierten Schadensmeldungen erhalten und dies auch einbekannt.
    Er war seit dem Wochenende abgängig.
    Auch die frühere Klubobfrau der SPÖ Burgenland, Ottilie Matissek, scheint zunehmend in Bundesländer-Turbulenzen zu kommen.
    Matisseks Name scheint auf beiden Bundesländerlisten als Empfängerin auf, sie selbst bestreitet jedoch von Rousseau die genannten Summen erhalten zu haben.
    In Eisenstadt tagte heute der Landesparteivorstand der Burgenländischen Sozialisten.
    Matisek ist ja nach wie vor SPÖ-Abgeordnete.
    Und im Landesparteivorstand kam natürlich auch das Verhältnis Matiseks zu Rusa zur Sprache.
    Mit dem SPÖ-Nationalratsabgeordneten Heinz Kapaun führte Christl Reiß vom Landesstudie Burgenland das folgende Gespräch.
    Sie wurden anlässlich einer dringlichen Anfrage im Parlament konfrontiert mit dem Namen Matisek im Zusammenhang mit der Bundesländeraffäre.
    Sie haben in Ihrem Debattenbeitrag gesagt, sollten sich diese Vorwürfe als wahr herausstellen, dann muss die Abgeordnete Matisek aus der Partei ausgeschlossen werden.
    Haben Sie hier näher recherchiert?
    Warum kam es zu diesem heutigen Beratungsergebnis?
    Ich habe nicht näher recherchiert, ich habe den gleichen Wissenstand, den Sie haben.
    Eine Zeitung, eine Wiener Zeitung hat am Wochenende davon geschrieben, dass aus dem
    aus dem Fundus der Bundesländerversicherung, die burgenländische SPÖ, unterstützt worden wäre.
    Gerüchte, wie man so sagt.
    Auch mir, wie wahrscheinlich auch Ihnen und vielen anderen, werden Gerüchte zugetragen.
    Ich habe gerüchteweise erfahren, dass die Frau Mateschek nicht nur Kontakte zum Herrn Dr. Rusow gehabt hat, sondern sehr häufig Jagdgast im Jagdrevier der Bundesländerversicherung in der Steiermark war.
    wo auch der Herr Präsident des Aufsichtsrates Maurer, der Herr Landesrat Peltzmann und andere hohe Funktionäre der österreichischen Volkspartei diesem Vergnügen nachgekommen sind.
    Und wenn Sie die letzten Auseinandersetzungen zwischen der SPÖ, des Burgenlandes und der Frau Mateschek betrachten, liegt der Verdacht für mich nahe, dass es hier mehr als um freundschaftliche Beziehungen zwischen dem Herrn Dr. Rusow und der Frau Mateschek gegangen ist.
    Ich glaube und nehme an, dass diese Gerüchte zutreffend sind und ich nehme an, dass die Frau Matejček hier mit anderen politischen Gruppierungen in Österreich gegen die SPÖ sich abgesprochen hat.
    Sind das reine Vermutungen?
    Das sind Gerüchte, die durch Tatsachen untermauert sind.
    Frau Matejček hat erst im Herbst einen Kapital in Hirsch geschossen im Revier der Bundesländerversicherung, dem ein Abschusswert von 100.000 Schilling von Fachleuten nachgesagt wird.
    Ist das Grund für die SPÖ, jemanden nahezulegen, aus der Partei auszuscheiden?
    Sie dürfen ja das nicht isoliert sehen, was heute sich ereignet hat.
    Die Auseinandersetzung zwischen der Frau Matischek und der SPÖ Burgenland geht ja schon durch längere Zeit.
    Und das war nun der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.
    Es kann jedes SPÖ-Mitglied einen Parteiausschluss verlangen.
    Warum war das, wenn man solche Vermutungen hegt, gegen die Frau Grönde-Matischek noch nicht der Fall in der SPÖ Burgenland?
    Weil wir in dieser Sache sicherlich mit Vorsicht vorgehen.
    Die Frau Matischek wurde bisher in der Presse und in den Medien als SPÖ-Dissidentin bezeichnet.
    Nach dem Vorfall mit der Bundesländerversicherung wird sie jetzt nur mehr offiziell als die SPÖ-Abgeordnete angesprochen.
    Wir wollen
    uns zeitgerecht distanzieren.
    Wir wollen aber auch demonstrieren, dass wir nicht unsere Dampfwalze darüber hinweg laufen lassen, sondern wir geben der Frau Mateschek die Chance, von allein dieses Problem zu lösen.
    Das meint der SPÖ-Nationalratsabgeordnete Heinz Karpaun im Gespräch mit Christl Reiß.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 48 Minuten, zwölf Minuten vor 13 Uhr, Kulturberichter im Mittagsschanal.
    Kammerschauspielerin Blanche Aubry ist gestern nach langer schwerer Krankheit verstorben.
    Vor zwei Wochen anlässlich ihres 65.
    Geburtstages wurde sie noch zum Ehrenmitglied des Burgtheaters ernannt.
    Die gebürtige Schweizerin war Schauspielerin, Tänzerin und Sängerin.
    1959 debütierte sie im Burgtheater in Hochwälders Donnerstag und wo sie dann auch noch in unzähligen Rollen zu sehen war.
    Als Spelunken Jenny in der Dreigroschenoper ebenso wie als Simons Weib in Danton's Tod.
    Wirklich populär wurde aber Blanche Aubry durch ihre Musicalrolle in Cabaret und durch ihren Auftritt im Mann von La Mancha.
    Und dennoch seid ihr meine Dame.
    Hört auf mich zu quälen!
    Dame, wie könnte ich eine Dame sein?
    Eine Dame hat jungfräulich Vornehmensstil und ich zieht's an.
    Das ist wohl bei mir kaum der Fall.
    Keine Dame vaublanche au prix, sondern ein Mensch.
    Verletzlich, kapriziös, gefährdet, ängstlich, warmherzig.
    Die raue, gebrochene Stimme und die dunklen, riesigen Augen, ihr Erkennungszeichen.
    Als geschundene, verkommene Aldonsa, die für ihren Mann von La Mancha zu reinen, verehrungswürdigen Dulcinea wird, liebten sie Abend für Abend das Publikum und ihr Partner, Josef Meinrad.
    auch die Melodien noch.
    Ich bin so erschüttert, ich weiß gar nicht, was ich sage.
    Ich fasse es nicht.
    Diese großartige Kollegin, eine so wunderbare Schauspielerin und Sängerin.
    Natürlich, wir sind alle älter geworden.
    Wie war sie denn damals, wie Sie mit irgendjemandem von La Mancha gespielt haben?
    War sie nicht eine Frau von ungebündelter Vitalität?
    Unbeschreiblich.
    Unbeschreiblich.
    Das hat sich also wirklich gerade in dieser Rolle so ausgewirkt und war so,
    so entscheidend für den Erfolg dieses Stückes.
    Sie war großartig.
    Unvergessen bleibt Blanche Aubry aber auch, trotz großem Filmvorbilds, als schillender Confoncier im Nazi-Berlin, in Cabaret.
    Willkommen, Bienvenue, welcome.
    Fremde, étranger, stranger.
    Schön, dass sie da sind, je suis enchantée.
    Happy to see you!
    Bleibt hier!
    Reste!
    Stay!
    Und als letzte Rolle, die Blanche Aubry bis Mitte Oktober des Vorjahres noch im dritten Raum des Burgtheaters spielen konnte, eine Rolle des von ihr so geliebten absurden Theaters, die Winnie in Becketts Glückliche Tage.
    Die Winnie, die das Warten auf den Tod, die beklemmende Realität verdrängt durch ihre lebendige Fantasie, durch die Kraft ihrer Erinnerung.
    Die Schwerkraft, Willi, ist sie immer noch die alte?
    Ich habe das Gefühl, dass sie nicht mehr das ist, was sie war.
    Du nicht.
    Ja, immer mehr das Gefühl, dass ich, wenn ich nicht festgehalten würde, in dieser Weise, einfach ins Blaue hinaufschweben würde.
    Und dass die Erde vielleicht eines Tages rings um mich herum auseinander krachen wird und mich herausgehen lässt.
    Der Sog ist so stark.
    Blanche Aubry in ihrer letzten Rolle im dritten Raum des Burgtheaters.
    Diesen Nachruf auf die gestern verstorbene Schauspielerin gestaltete Brigitte Hofer.
    Mit einer Aufführung der italienischen Komödie Macaroni mit Marcello Mastroianni und Jack Lemmon beginnt heute Abend in der Wiener Urania die diesjährige Viennale.
    Dieses größte Filmfestival Österreichs stellt bis zum 21.
    März insgesamt 47 Filmneuheiten aus 24 Ländern vor, darunter die jeweils jüngsten Streifen von Jean-Luc Godard, Agnes Varda und Louis Malle, um nur einige Regisseure zu nennen.
    Unzweifelhafter Mittelpunkt der Viennale wird aber der neuneinhalbstündige Dokumentarfilm Shoah sein, der morgen und mittwoch in zwei jeweils fast fünfstündigen Teilen vorgeführt werden wird.
    Shoah ist das hebräische Wort für Abgrund und Katastrophe.
    Der französische Dokumentarfilmer Claude Lanzmann hat in diesem Film versucht, das Grauen der Nationalsozialistischen Konzentrationslager ohne ein einziges Foto aus jener Zeit auf die Leinwand zu bringen.
    Überall, wo dieser Film bisher gezeigt wurde, hat er Betroffenheit und höchstes Lob provoziert.
    Hans Langsteiner hat zu Shoah den folgenden Beitrag gestaltet.
    Ein deutsches Soldatenlied, gesungen vom 47-jährigen Juden Simon Srebnik.
    Gelernt hat Simon dieses Lied mit 13, von jenen SS-Männern, die im Vernichtungslager von Jelmno in heutigen Polen einst 400.000 Männer, Frauen und Kinder ausgerottet hatten.
    Nur zwei Überlebende gab es damals und einer von ihnen, eben Simons Rebnik, ist für den Film Shoah erstmals seit seiner Kindheit an den Ort des Schreckens zurückgekehrt.
    Simons Erinnerungen bestimmen Grundton und Methode von Claude Landsmanns Film.
    Nicht die dokumentarisch festgehaltenen Leichenberge von damals, sondern die beraten Erinnerungen der Überlebenden von heute lassen das Grauen des Holocaust lebendig werden.
    Nicht auf der Kinoleinwand, sondern direkt im Kopf des Zuschauers.
    Ein Filmausschnitt.
    Ich habe nur im Halbschlaf irgendwie gehört, dass sich manche aufgehängt haben.
    Man hat es schon in dem Moment fast wie normal empfunden.
    Und so war auch normal, dass hinter jedem, hinter dem sich Treblinkas Tor geschlossen hat, war tot, musste tot sein, weil er durfte nicht nie Zeug schaffen.
    Immer wieder fährt eine Dampflokomotive langsam auf das Lagertor von Auschwitz zu.
    Die neuneinhalb Stunden von Shoah sind sorgsam und durchdacht montiert wie ein Musikstück, eine filmische Todesfuge.
    Regisseur Claude Lanzmann
    Man darf nicht zum Vergessen beitragen.
    Im Gegenteil.
    Die einzige Art, die Vergangenheit zu bewältigen, wäre, sie zu integrieren und zu akzeptieren.
    Man kann vor der Vergangenheit nicht flüchten.
    Das ist schwierig.
    Die junge Generation der Deutschen fühlt sich heute nicht mehr schuldig.
    Sie haben genügend Abstand und können deshalb über diese Geschichte sprechen.
    Sie können sie auch ohne die üblichen Klischees zeigen.
    Es gibt da viel zu viele Klischees.
    Das Neue an Shoah ist ja, dass Shoah keine Klischees zeigt.
    Denn Shoah lässt diese Geschichte wieder auferstehen.
    Ich denke, das Neue an Showa ist, dass es keine Klischees gibt.
    Showa ist eine Erneuerung.
    Es ist eine Resurrektion.
    Wenn es um die Kraft der Erinnerung geht, scheint Lanzmann nicht, sich scheinbar ins Unrecht zu setzen.
    Überlebende KZ-Opfer, die den Regisseur weinend bieten, die Aufnahmen abzubrechen, bleiben unbeirrbar im Bild festgehalten.
    Und einstige KZ-Aufseher belauert Lanzmanns Team überhaupt mit versteckter Kamera.
    Hier etwa den inzwischen verstorbenen österreichischen ehemaligen SS-Unterscharführer in Treblinka, Franz Suchomel.
    Die haben es geahnt.
    Die haben es geahnt.
    Sie waren vielleicht im Zweifel, aber manche werden es gewusst haben.
    Zum Beispiel waren jüdische Frauen, die haben ihren Töchtern in der Nacht die Adern geöffnet, um sich selbst.
    Andere haben sich vergiftet, weil sie doch das Radler der Motorräder und von der Gaskappe gehört haben.
    Es steckt Magie in diesem Film und Magie lässt sich nicht erklären, meinte Simone de Beauvoir bewundernd über Shoah.
    Keiner, der sich diesen neuneinhalb Stunden ausgesetzt hat, wird sie je vergessen können.
    Noch einmal Claude Lanzmann.
    Es gibt wirklich keine Hoffnung in diesem Film.
    Es gibt keine Happy End.
    Und es kann nicht... Eine Happy End wäre ganz obscene.
    Ich glaube, dass es ist das für das erste Mal der Holocaust, der sogenannte Holocaust,
    durch diesen Film ist wahr.
    Schor, der neuneinhalbstündige Dokumentarfilm von Claude Lanzmann, ist morgen und Mittwoch im Rahmen der Biennale in Wien in der Urania zu sehen.
    Zweieinhalb Minuten vor 13 Uhr nur noch einige Kurzmeldungen.
    Österreich.
    Der frühere Organisationsleiter der Bundesländerversicherung, der 45-jährige Valentin Prapotnik, ist auf einem Jägerhochstand in einem Wald im Bezirk Tulln erhängt aufgefunden worden.
    Der Mann war im Zusammenhang mit der Millionenaffäre in dem Unternehmen entlassen worden.
    Er soll mehr als eine Million Schilling kassiert haben.
    Seine Familie und der frühere Generaldirektor der Bundesländerversicherung, Kurt Rusow, sollen eng befreundet gewesen sein.
    Im Landesgericht Graz hat der letzte Akt im Fall Pavlik begonnen.
    Zu verantworten hat sich der 43-jährige suspendierte Richter Karl Pavlik.
    Ihm werden das Verbrechen des Freiheitsentzuges und das Vergehen des Quälens unmündiger Jugendlicher zur Last gelegt.
    Die Hauptangeklagte in der Tragödie, Eva-Maria Pavlik, hat sich im vergangenen Jahr während der Untersuchungshaft erhängt.
    Eine Mittäterin wurde im Dezember zu 20 Jahren Haft verurteilt.
    In Wien ist das neue Bundesamtsgebäude im dritten Bezirk offiziell eröffnet worden.
    Die Gesamtkosten des Bauwerkes betragen 2,4 Milliarden Schilling.
    Bautenminister Heinrich Übleis hatte zuletzt die Meinung vertreten, das Gebäude hätte um 10 bis 15 Prozent billiger errichtet werden können.
    Es gab vor allem Diskussionen um die Architektur und die Fassadengestaltung.
    Der neue philippinische Außenminister Shahani hat in Wien erklärt, die Wirtschaft sei die wesentlichste Frage der Außenpolitik von Präsidentin Corazon Aquino.
    Die amerikanischen Stützpunkte auf den Philippinen sollen bis 1991 aufrechterhalten bleiben.
    Dann werde es eine Volksabstimmung darüber geben.
    Grundsätzlich wollte man die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten positiv gestalten.
    USA.
    Die amerikanischen Astronauten wollen künftig mehr als bisher an Entscheidungen über Weltraumprogrammen beteiligt werden.
    Sie fordern vor allem ein größeres Mitspracherecht in Fragen der Sicherheit.
    Ihr Verlangen wird mit der Explosion der Raumfähre Challenger begründet.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend teils nebelig-trüb, teils sonnig, mild.
    Damit sind wir am Ende von 60 Minuten Information.
    Durch den aktuellen Dienst für Redaktion und Technik verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1986.03.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1986.03.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau zu Waldheim
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung]
    Datum: 1986.03.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medizin ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vor NATO-Referendum in Spanien
    Mitwirkende: Gerhardt, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1986.03.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wahlkampf vor französischen Parlamentswahlen
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung]
    Datum: 1986.03.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit der neuen philippinischen Außenministerin
    Interview: Aussenministerin Shahani
    Mitwirkende: Sichrovsky, Harry [Gestaltung] , Shahani, Laetitia [Interviewte/r]
    Datum: 1986.03.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Journal-Panorama (Grün-Alternative)
    Einblendung: Politikwissenschaftler Pelinka
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Pelinka, Anton [Interviewte/r]
    Datum: 1986.03.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Kanzleramtsminister Löschnak
    Einblendung: Minister Löschnak
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Löschnak, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1986.03.10 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Bundeskanzleramt, Ballhausplatz [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Bildung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz ÖVP-Obmann Mock - Ausgaben der Regierung, Waldheim
    Einblendung: ÖVP-Abgeordneter Ettmayer, ÖVP-Obmann Mock
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung] , Mock, Alois [Interviewte/r] , Ettmayer, Wendelin [Interviewte/r]
    Datum: 1986.03.10 [Sendedatum]
    Ort: Wien, ÖVP Parteizentrale Palais Todesco Kärntnerstraße [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Burgenland: Matysek wird zum Rücktritt aufgefordert
    Interview: SP-Nationalratsabgeordneter Kapaun
    Mitwirkende: Reiss, Christl [Gestaltung] , Kapaun, Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1986.03.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachruf Blanche Aubry
    Einblendung: Szenenausschnitte mit Blanche Aubry, Josef Meinrad
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Aubry, Blanche [Interpret/in] , Meinrad, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1986.03.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Theater ; Unterhaltung ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Aufführung des Dokumentarfilms "Shoa" bei der Viennale
    Einblendung: Filmausschnitte, Regisseur Lanzmann
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Lanzmann, Claude [Interviewte/r]
    Datum: 1986.03.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Kultur ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1986.03.10
    Spieldauer 00:59:56
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1986.03.10 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-860310_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt