Mittagsjournal 1986.04.09

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit?
    In fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag beim Mittagsschornal, sagt mir der Fritz Wendler als Redakteur im Studio.
    Den Beitragsteil nach der Meldungsübersicht und dem Wetter beginnen wir heute mit einem Nachruf auf den in der Früh im Wiener Allgemeinen Krankenhaus verstorbenen Heinz Konrads.
    Weiter geht's dann mit einem Bericht aus Athen, wo heute der Zentralrat der griechischen Juden erstmals zur Affäre Waldheim Stellung nahm und zur vorgestrigen Initiative von Bundespräsident Kirchschläger in dieser Angelegenheit schadensbegrenzend wirksam zu werden, zitieren wir aus den heutigen Zeitungskommentaren.
    Zum Bundespräsidentschaftswahlkampf erwarten wir auch einen Bericht von einer Pressekonferenz der Kandidatin Meissner-Blau.
    Und die weiteren Themen der nächsten 60 Minuten sind ÖGB-Stellungnahmen zur Zukunft der Gewerkschaften, die Bundeswirtschaftskammer kritisiert das Vorpreschen von Handelsminister Steger in Sachen Ladenschlusszeiten, ein derzeit hier im Funkhaus stattfindendes Symposion-Bauen als Kulturaufgabe und der Botschafter der USA in Bonn attackiert die Bundesrepublik Deutschland und andere europäische Verbündete der USA, weil diese in der Terrorismusbekämpfung nicht voll auf US-Kurs segeln.
    Vorallde im jetzt dabei von Helmut Koller zusammengestellter Nachrichtenüberblick, den Wolfgang Riemerschmidt liest.
    Österreich.
    Der Schauspieler Heinz Konraths ist heute früh im Wiener Allgemeinen Krankenhaus gestorben.
    Konraths stand im 73.
    Lebensjahr.
    Der Künstler hatte am 15.
    Februar einen Herzanfall erlitten und wurde in das Spital eingeliefert.
    Seither hatte sich sein Zustand nur vorübergehend gebessert.
    Konrads wurde 1913 in Wien geboren und erlernte zunächst den Beruf eines Kunsttischlers.
    Schon in jungen Jahren hatte er aber den Wunsch, Schauspieler zu werden.
    Während seiner Militärdienstzeit trat Konrads vor Soldatenkollegen auf.
    Erst nach 1945 schlug er endgültig die Schauspielerlaufbahn ein.
    Seine Wirkungsstätten waren vor allem die Volks- und die Staatsoper, das Theater in der Josefstadt und das Cabaret Simpel.
    Besonders populär wurde Konrads durch seine Sonntag-Morgen-Sendung im Radio, Was gibt es Neues?
    und die später folgende Fernsehsendung, Guten Abend am Samstag.
    USA Nach Österreich und Israel wollen nun auch die Vereinigten Staaten Einblick in die UNO-Akten über Kurt Waldheim nehmen.
    Bisher hat das amerikanische Justizministerium erklärt, es würde die UNO-Dokumente nicht benötigen, weil es vom jüdischen Weltkongress voll informiert sei.
    Österreich wird heute Gelegenheit erhalten, Einsicht in die Dokumente zu nehmen.
    Österreich ÖVP-Generalsekretär Michael Graf hat heute die gestrigen Angriffe des Generalsekretärs des jüdischen Weltkongresses Israel Singer gegen Waltheim zurückgewiesen.
    Singer hatte Waltheim als uneinsichtigen Nazi bezeichnet, der nichts bereue.
    Graf hat nun den Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, Edgar Bronfmann, aufgefordert, dafür zu sorgen, dass sein Generalsekretär die Diffamierungen Waldheims einstelle.
    Er betonte, die Abscheu vor nationalsozialistischen Verbrechen dürfe nicht auf einen Mann gelenkt werden, den keine persönliche Schuld treffe.
    Gas wird in Wien um 5,7 Prozent billiger.
    Der zuständige Gemeinderatsausschuss hat die neuen Preise beschlossen.
    5 Schilling 73 pro Kubikmeter für Haushalte und Heizgaskunden, 5 Schilling 23 für die Industrie.
    Die Preissenkung tritt am 1.
    Mai in Kraft.
    Festgelegt wurde auch der Tarif für den geplanten Nachtautobus.
    Fahrscheine werden 25 Schilling kosten.
    Der Nachtautobus soll ab 27.
    Juni in den Nächten vor Sonn- und Feiertagen auf 8 Linien verkehren.
    USA Die Vereinigten Staaten haben ihren geplanten unterirdischen Atomversuch in der Wüste von Nevada vorläufig verschoben.
    Es wurden weder Gründe für diesen Schritt noch ein neuer Versuchstermin bekannt gegeben.
    Der Test wäre der zweite in diesem Jahr gewesen.
    Der sowjetische Parteichef Gorbatschow hatte eine Annullierung des einseitigen sowjetischen Atomtestmoratoriums angekündigt, sollten die USA weitere unterirdische Atomversuche vornehmen.
    Präsidentensprecher Larry Speaks meinte allerdings, die Verschiebung des Tests habe mit den Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion nichts zu tun.
    Unterdessen haben 25 amerikanische Nobelpreisträger und acht Senatoren unabhängig voneinander Präsident Reagan zur Aussetzung weiterer Atomversuche aufgefordert.
    Sowjetunion Parteichef Gorbatschow hat seinen Wunsch nach einem Treffen mit dem amerikanischen Präsidenten Reagan bekräftigt.
    Gorbatschow betonte, er sei zu Gesprächen ohne Vorbedingung bereit.
    Der Geist von Genf, dem Ort des ersten Gipfeltreffens der beiden Politiker, müsse aber neu belebt werden.
    Der sowjetische Parteichef sprach sich neuerlich für die Einstellung des Wettrüstens aus und sagte, ein fortgesetztes Aufrüsten müsste schließlich zur Atomkatastrophe führen.
    USA Der amerikanische Botschafter in Bonn, Richard Byrd, hat der Bundesrepublik Deutschland und anderen europäischen Ländern vorgeworfen, in der Frage des internationalen Terrorismus ihre eigenen Interessen wahren zu wollen.
    In einer Rede vor dem American Council of Germany in New York appellierte Burton, die europäischen Regierungen in dieser Frage eine gemeinsame Politik mit den USA zu befolgen.
    Der Terrorismus sei eines der Probleme, die die Beziehungen zwischen Bonn und Washington belasteten.
    Die amerikanische Regierung hat gestern die Bundesrepublik Deutschland aufgefordert, wegen des Anschlags auf eine West-Berliner Diskothek vom vergangenen Wochenende Sanktionen gegen Libyen nach dem Beispiel der USA zu verhängen.
    Washington glaubt an eine Verwicklung Libyens in das Attentat.
    Frankreich Der neue Ministerpräsident Jacques Chirac gibt heute vor der Nationalversammlung in Paris seine Regierungserklärung ab.
    Danach soll eine Vertrauensabstimmung stattfinden.
    Die an der Regierung beteiligten bürgerlichen Parteien besitzen in der Nationalversammlung eine knappe absolute Mehrheit.
    Der sozialistische Staatspräsident Mitterrand
    hat gestern in einer Botschaft an die Volksvertretung das Parlament als Eckstein der französischen Demokratie bezeichnet.
    Italien.
    In Florenz hat heute der 17.
    Parteitag der kommunistischen Partei Italiens begonnen.
    Von dem Sonderparteitag erwartet man sich Aufschluss darüber, wie weit sich die italienischen Kommunisten den Sozialdemokraten westeuropäischen Typs angenähert haben.
    Nach zwei Wahlniederlagen im vergangenen Jahr gilt der Parteikongress als einer der schwierigsten in der Geschichte der KPI.
    Ziel der Debatten ist es, der stärksten kommunistischen Partei im Westen aus ihrer Identitätskrise herauszuhelfen.
    Israel.
    Bei der Eröffnung des Kongresses der Arbeiterpartei hat Ministerpräsident Shimon Peres eine Selbstverwaltung des Gaza-Streifens in Aussicht gestellt.
    Die Gewährung von mehr Rechten für die Bevölkerung des Gaza-Streifens, der ebenso wie das Westjordanland seit 1967 israelisch besetzt ist, könnte ein erster Schritt zum Ausbau weiterer Rechte für die Palästinenser in den besetzten Gebieten sein, erläuterte Peres.
    Im innenpolitischen Teil seiner Rede forderte Perez neuerlich den Rücktritt von Finanzminister Yitzhak Moday, der dem in der Regierung ebenfalls vertretenen Likud-Blog angehört.
    Moday hatte den Regierungschef in mehreren Punkten scharf angegriffen.
    Italien.
    Bei der Entgleisung des Rom-Brenner-Expresszuges in der Nähe von Bologna sind 20 Passagiere verletzt worden.
    Das Unglück ereignete sich kurz vor Mitternacht.
    Der Zug war von Rom zum Brenner unterwegs und bei Camposanto aus noch ungeklärter Ursache entgleist.
    Die Bergungsarbeiten wurden durch starke Regenfälle behindert.
    Über die Identität und Nationalität der Verletzten liegen keine Angaben vor.
    Schweden.
    Die Frau des Polizeipräsidenten von Stockholm, Hans Holmer, er leitet die Ermittlungen im Mord an Ministerpräsident Olof Palme, ist von zwei unbekannten Männern überfallen worden.
    Die Täter stießen Frau Holmer beim Joggen in einen Straßengraben, zerrissen ihren Trainingsanzug und riefen Drohungen gegen ihren Mann.
    Holmer konnte bei den bisherigen Ermittlungen im Mordfall Palme keine nennenswerten Erfolge erzielen.
    Der verdächtige Schwede Gunnarsson
    der von der Polizei bereits als wahrscheinlicher Täter der Öffentlichkeit präsentiert worden war, musste später mangels an Beweisen wieder freigelassen werden.
    Die Wetterlage.
    Der heute im Ostalpenraum noch herrschende schwache Hochdruckeinfluss kommt zum Erliegen.
    Von Süden her greift eine Störungsfront auf den Alpenraum über.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Norden und Osten vorerst noch heiter.
    Im weiteren Tagesverlauf Bewölkungsverdichtung.
    Im Südwesten bereits bedeckt und verbreitet Niederschläge.
    In den übrigen Landesteilen teils aufgelockert, teils bereits stark bewölkt und aufkommende Niederschlagsneigung.
    Lokal auch Gewitter möglich.
    Auf den Bergen stürmische, sonst mäßige Winde aus Südost bis Südwest.
    Nachmittagstemperaturen in den Niederschlagsgebieten um 14 Grad, sonst 16 bis 24 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht 3 bis 10 Grad.
    Die Aussichten für morgen Donnerstag, veränderliche, vielfach reichliche Bewölkung, regional Niederschläge, Schneefallgrenze unter 1000 Meter sinkend.
    Empfindlicher Temperaturrückgang.
    Tageshöchstwerte 5 bis 10 Grad, im Osten bis 14 Grad.
    Das Wetter übermorgen Freitag.
    Meist stark bewölkt und strichweise Niederschläge.
    Schneefallgrenze teilweise in Tallage.
    Kühl.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien wolkenlos, 22 Grad, Südostwind 20 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt wolkenlos, 21 Grad, Ostwind 10 Kilometer.
    Linz heiter, 22 Grad, Südostwind 25 Kilometer.
    Salzburg heiter 20° südost 15, Innsbruck heiter 17° südost 20, Bregenz heiter 14° west 15, Graz wolkenlos 19° süd 10 km und Klagenfurt stark bewölkt 13°.
    Das waren die Nachrichten und das Wetter.
    Vor einer halben Minute war es 12.10 Uhr und wir kommen jetzt gleich wie angekündigt zum Nachruf auf den heute früh im Wiener Allgemeinen Krankenhaus gestorbenen Publikumsliebling Heinz Conrads.
    Dieser hatte Mitte Februar einen Herzanfall erlitten, von dem er sich in letzter Zeit zu erholen schien.
    Sogar von neuen Auftritten noch im April war schon die Rede gewesen.
    Hoffnungen, die sich jetzt als tragisch verfehlt erwiesen.
    Den folgenden Nachruf auf Heinz Conrads hat Hans Langsteiner gestaltet.
    Was gibt es Neues, was gibt es Neues, was alle Menschen interessiert in unserer Zeit?
    Was gibt es Neues, was gibt es Neues?
    Den grauen Tag nur hell zu sehen, da sind wir bereit.
    Wer noch Humor im Herzen hat, der höre mir zu.
    Schau dir mit mir die Woche an, dann lächelst auch du lieber weiß.
    Hörer auf, Hörer ab, Hörer zu, Hörer eh, Hörer drum.
    Was gibt es Neues?
    Was gibt es Neues?
    In unserer singenden, klingenden Wochenplauderei.
    Wir wünschen dir, liebes Österreich, einen schönen guten Morgen.
    Wir sind so frei!
    und für die Einschaltung bei Ihnen zu Hause, aber ganz besonders danke ich Ihnen für Ihren frühen Besuch hier im großen Sendesaal des Wiener Funkhauses.
    Heinz Conrads in seiner wöchentlichen Sonntag-Morgen-Sendung Was gibt es Neues?
    40 Jahre lang hat Conrads diese Sendung gestaltet.
    Genau 1741 Mal hat er im großen Sendesaal des Wiener Funkhauses das aktuelle Wochengeschehen für die Radiohörer aus seiner optimistischen Sicht kommentiert.
    Seit 1957 kam die Samstagabend-Sendung im Fernsehen dazu.
    Sicher, Heinz Conrads war auch ein ernstzunehmender Volksschauspieler von hohen Graden.
    Er popularisierte das klassische Wiener Lied durch seine unverwechselbaren Interpretationen.
    Doch zur österreichischen Institution ist Heinz Conrads wohl hauptsächlich durch seine Radio- und Fernsehauftritte geworden.
    ORF-Generalintendant Gerd Bacher über Heinz Conrads
    Angesichts des Todes ist man immer versucht, zu großen Worten zu greifen.
    In diesem Fall sind sie angebracht.
    Heinz Conrads Vermittlung zum ORF, seine Beziehung zu unserem, zu seinem Publikum, waren einmalig.
    Niemand hat im österreichischen Rundfunk die Menschen so oft und so erfolgreich angesprochen wie er.
    Weltweit wird man vergeblich nach einem Künstler suchen, der seit 1946 im Radio und seit 1957 im Fernsehen ohne Unterbrechung ein ständiges Programm zwei bis vor wenigen Wochen durchlaufende Sendereien gestaltete.
    Welch beispiellose Leistung dahinter steht, welch künstlerisches Engagement, welcher Einfallsreichtum und welche professionelle Disziplin lässt sich schwer beschreiben.
    Als wir ihn, als ich ihn im Mai 1981 im Belvedere anlässlich seiner 1000.
    Fernsehsendung feierte,
    hatten wir in den Radio- und Fernsehanstalten in allen Kontinenten recherchiert, ob es sonst wo eine derartige Endlosreihe gäbe.
    Und überall, mit Ausnahme der Johnny-Carson-Show in den USA, bekamen wir zur Antwort, sorry, wir haben leider keinen Mann, der mit seinen Sendungen eine derartige Auflagenzahl erreicht hätte.
    Wir hatten bis zu seiner Todesstunde einen solchen Mann.
    Das Geheimnis seines Erfolges war für mich immer ein dreifaches.
    Er liebte Österreich, er liebte die Menschen und er liebte sich selbst.
    Das spürten die Menschen und darum liebten sie ihn.
    Weil er direkt mit den Leuten reden wollte.
    Darum war der Schauspieler Konrads vor allem ein Radio- und ein Fernsehmann.
    Einen Nachfolger kann ein solcher Mann nicht haben.
    Er war sprichwörtlich und schon zu eigenen Lebzeiten sein eigenes Denkmal.
    Der Konrads am Samstag im Fernsehen und am Sonntag im Radio ist tot.
    Wir danken ihm 40 schöne Jahre.
    Mit seinem späteren Metier war Heinz Konrads erst im Zweiten Weltkrieg in Berührung gekommen.
    Ursprünglich erlernte der 1913 als Sohn eines Kölner Modelltischlers geborene Wiener Heinz Konrads den Beruf seines Vaters.
    Während seiner Militärzeit unterhielt der junge Konrads seine Kameraden bei Kompanieabenden mit dem Hobellied.
    Dem späteren Klavierbegleiter von Heinz Konrads, Heinz Sandauer, fiel dieser begabte junge Mann auf und erregte ihn zu regelmäßigem Schauspielunterricht an.
    Der sollte Konrads dann zugutekommen, als er, nach Anfängen als Konfrancier bunter Nachkriegsabende, erst beim Simpel und dann im Theater in der Josefstadt auftrat.
    Der brave Soldat Schweg, Molnars Lilium, aber auch Nestreirollen wurden rasch seine Domäne.
    Hier ein Ausschnitt aus einer Schallplattenproduktion des Lumpazzi Vagabundos.
    Heinz Konrads spielt den Zwirn.
    Ich betreibe zwar mein Handwerk auf eine sehr noble Manier, aber es bleibt halt doch Schneiderei.
    Mich hat die Natur zu etwas Heerem bestimmt.
    Alles zeigt, dass ich nicht zum Schneider geboren bin.
    Heinz Konrads auf der Bühne, das waren, vereinzelt auch im Film, Darbietungen von komischer Schärfe, genau umrissene Charakterstudien, in denen wienerische Melancholie und böhmischer Witz aufblitzten.
    Dem Kulturkreis der K&K-Monarchie huldigte Heinz Konrads auch als Sänger.
    Seine böhmackelnden Interpretationen volkstümlicher Lieder haben viele Tschechen glauben lassen, Konrads Stamme aus ihrer Heimat.
    Wenn ich so einen Milchspeis kriegen, lass ich alles stehen und liegen, denn auf die bin ich direkt erwischt.
    Povil Tatschkel aus der schönen Tschechoslowakei.
    Schmeckt ja noch viel besser als die feinste Bäckerei.
    Denn so ein Tatschkel, so ein Povidales, das ist doch wirklich etwas Granitonales.
    Und immer denk ich, wenn ich Bozena erbring, Povil Tatschkel, Tatschkel ist das allerhöchste Glück.
    In den letzten Jahren wurden Bühnenauftritte von Heinz Konrads rar.
    An der Volksoper, der er als Ehrenmitglied angehörte, war er der Frosch in der Fledermaus.
    Auch die Tschardasfürstin lockte den mittlerweile zum Professor ernannten zurück auf die Bühne.
    Doch seine Liebe gehörte längst seinen Live-Auftritten in Radio und Fernsehen, an denen er feilte und festhielt, auch wenn in Krankheit vorübergehend ans Bett fesselte.
    Anfang April hätte, was gibt es Neues, 40.
    Geburtstag gefeiert.
    Zu diesem weltweit raren Jubiläum sollte es nicht mehr kommen.
    Überlassen wir den letzten Abschied wieder Heinz Konrads.
    Schau doch auf die Uhr, es ist schon spät.
    Die schönste Zeit am raschesten vergeht.
    Verzeih, wenn ich zu lange dich gestört,
    Hab Dank, dass du so nett mir zugehört.
    War auch nicht alles klug, was ich gesagt hab, hab nicht gedacht und nur mein Herz gefragt.
    Das bleibt bei dir, wenn auch mein Wort verweht.
    Leb wohl!
    sagt uns die Uhr.
    Es ist schon spät, mit dieser kleinen Melodie verklingt die Sendung.
    Und es verabschieden sich von Ihnen Anton Scharinger, Prof. Herbert Saiter, Prof. Franz Bauer-Theisl und Ihr Heinz Konrads.
    Das war das Neue, das Erfreue, unsere singende, klingende Wunderei.
    Auf dieser Welle von Österreich komme ich wieder am nächsten Sonntag.
    Ich bin so frei.
    Das war ein Nachruf von Hans Langsteiner auf den heute früh im 73.
    Lebensjahr im Wiener Allgemeinen Krankenhaus verstorbenen Publikumsliebling Heinz Konrads.
    Und jetzt um 12.20 Uhr zu den politischen Mittagsjournalbeiträgen.
    Gleich wieder zum Hauptthema der letzten Wochen und zur Vergangenheit des Präsidentschaftskandidaten Kurt Waldheim.
    Unter anderem wurden dabei immer wieder, zuletzt gestern vom Generalsekretär des Jüdischen Weltkongresses Israel Singer in London, die mehrmaligen Waldheim-Beteuerungen attackiert, nach denen dieser von der Deportation griechischer Juden absolut nichts bemerkt und gewusst habe.
    Es wurden auch Dokumente vorgelegt, laut denen die Abteilung ICAO der Heeresgruppe E, der Waltheim als Offizier angehörte, Weisungen zum Judenabschub erteilte.
    Allein aus Saloniki waren 70.000 Menschen deportiert worden, wozu Israel Singer gestern wörtlich sagte, dies habe jeder Hund gewusst.
    Heute meldete sich nun erstmals der Zentralrat der griechischen Juden in der Waldheim-Affäre in Athen in einer Pressekonferenz zu Wort.
    Für uns dabei war Willi Stoil.
    Herr Stoil, was waren die wesentlichsten Ergebnisse dieser Pressekonferenz?
    Zunächst einmal, fangen wir der Reihe nach an, ein Organigramm, also eine Übersicht der Stabsorganisation, dieser Heeresgruppe E und der CAO, der Einheit, in der der Oberleutnant Kurt Waldheim diente.
    Danach war er
    in der Nachrichtengewinnung und der Auswertung beschäftigt, also wo ist der Gegner, was macht er, was plant er, wie ist er organisiert.
    Daneben hat er einen Bericht vorgelegt, in dem diese Abteilung über ein englisches Geheimkommando berichtet, Namen der vier griechischen Angehörigen weitergibt und so weiter und so weiter.
    In Punkt 8 heißt es dann, Ende Juli 1944, jetzt lese ich vor, Abschub der Juden, nicht türkische Staatsangehörige aus gesamten Befehlsbereich auf Weisung Oberkommando Heeresgruppe E.
    Durchführung in den Händen von SD Griechenland, also dem Staatssicherheitsdienst, der hierzu Sondekommando in Befehlsbereich abstellt.
    Unterlagen noch zurückbehalten, da weiter benötigt.
    Das heißt Unterlagen über diese Abschiebung.
    Die geplante Deportation der Juden waren offenbar in dem Stab.
    verfügbar, in dem Kurt Waldheim diente.
    Womit nicht bewiesen ist natürlich, dass Kurt Waldheim damit befasst war.
    Aber dieser Bericht wurde in diesem Stab erstellt.
    Interessant ist dann die Fotokopie eines Artikels aus dem Grenzboten.
    Das ist eine deutsche Zeitung aus der Besatzungszeit.
    Da werden am 11.
    Juli 1944, und damals war Waldheim in Griechenland, da werden die 70.000 Juden Salonikis zur Personalerfassung bestellt.
    Dies sei, und dann heißt es wörtlich, der erste Schritt zur Lösung des Judenproblems.
    Dies zeigt aber wiederum auch nur, dass Herr Waldheim wohl kaum Recht haben kann, wenn er sagt, er habe davon nichts gewusst.
    Denn sehen Sie, dies ist eine Zeitung, diese Frage stellen wir uns alle davon, haben wohl die meisten deutschen Soldaten gewusst.
    Denn diese Zeitung lag überall aus und wurde für sie ja gemacht.
    Herr Steil, wenn man das zusammenfassen kann, es werden vom Zentralrat der griechischen Juden Waldheim keineswegs irgendwelche Kriegsverbrechen vorgeworfen.
    Allerdings wird ihm vehement wieder vorgeworfen, dass er gewusst haben muss von der Deportation griechischer Juden.
    Ja, Josef Löwinger, der Präsident des Zentralrates hier in Griechenland, hat eingeräumt, es gibt keine Vorwürfe von Maßnahmen, Gräueltaten, von aktiver Deportation.
    Dies kann man gegen Waldheim nicht erheben.
    Aber er sagt, wieso hat Waltheim bisher seine Tätigkeiten in diesem Stab verborgen?
    Also hat er wohl doch irgendetwas mitgewirkt.
    Und dann sagt er, Waltheim ist für uns ein ganz gewöhnlicher Lügner.
    Das heißt, die griechischen Juden schließen voll an die gestrige Israel Singer Erklärung an, dass jeder Hund gewusst hat von der Deportation der griechischen Juden.
    Er hat diesen Satz sogar auch zitiert und schließt sich da an und korrigiert damit, Löwinger und der Zentralrat der griechischen Juden korrigiert damit eigentlich seine Position, die er die ganzen Wochen über hatte.
    Es sei nichts über eine Tätigkeit Waldheims in Maßnahmen, also beteiligt an Maßnahmen direkt gegen Juden in Griechenland bekannt.
    Nun sucht man etwas.
    Nun meint Löwinger, sagen zu können, Watergate, das habe ja auch wieder einem winzigen Vorfall begonnen.
    Da man da weitergesucht habe, habe es sich dann schließlich ausgeweitet.
    Herr Steil, wie viele griechische Juden gibt es eigentlich heute noch?
    Es gibt heute in Griechenland noch etwa 6.000 Juden.
    Es gab einmal, also in der Zeit der Nazi-Besatzung in Griechenland, waren alleine in Saloniki, wo der Hauptteil der griechischen Juden wohnte, 70.000.
    Die wurden fast alle deportiert und überlebt haben die Konzentrationslager nur 5.000.
    Wie schätzt man in Athen eigentlich diese heutige Pressekonferenz ein?
    Ist jetzt zu erwarten, dass außer dem Zentralrat der griechischen Juden auch offizielle Stellungnahmen kommen werden, dass das Ganze zu einem politischen Thema wird, auch etwa von der griechischen Regierung aufgegriffen wird?
    In Griechenland dürfte es wohl nicht zu einem politischen Thema werden.
    Das Material, was heute vorgelegt wurde, ist meiner Kenntnis nach, ich bin natürlich nicht so befasst mit dem Fall, ist meiner Kenntnis nach
    Bekannt kommt aus New York vom Zentralrat, vom Weltzentralrat der Juden.
    Bis auf diesen Zeitungsartikel aus dem Grenzboden war alles bisher bekannt.
    Ich glaube, dass sich hier der griechische Zentralrat den Aktivitäten aus New York anschließt und nun auch etwas tun will dazu und der griechischen Öffentlichkeit ja eigentlich zum ersten Mal den Fall vorgestellt hat, denn in den Zeitungen
    Und auch im Fernsehen sind die Vorgänge um Waldheim kein besonderes Thema in Griechenland.
    Man hat nun gesagt, der Zentralrat wird die griechische Regierung auffordern, dass er ihm Zugang verschafft zu den UNO-Archiven.
    Man will also auch hier von griechischer Seite etwas tun, aber ein politisches Thema wird es hier nicht.
    Aber zu einem Medienthema könnte es nach der heutigen Pressekonferenz nun doch auch in Griechenland werden.
    Die Pressekonferenz war erstaunlich gut besucht und es dürfte wohl auch morgen dann den Niederschlag in den Zeitungen finden.
    Herr Stoil, ich danke Ihnen für diesen Direktbericht aus Athen und auf Wiederhören.
    Die UNO-Akten über Kurt Waldheim werden heute zuerst Österreich und dann der israelischen Regierung, die schon vorige Woche Einblick verlangt hatte, zugänglich gemacht.
    Und inzwischen hat auch das Justizministerium der USA Einsicht in die Akten begehrt.
    Von österreichischer Seite wird die streng vertraulichen UNO-Akten ausschließlich Bundespräsident Kirchläger begutachten, dessen entsprechende Initiative vorgestern bekannt geworden war.
    Der Bundespräsident begründete sein Engagement mit der Feststellung, dies sei ein Versuch, Österreich aus der Diskussion im Ausland herauszubringen.
    Und die Initiative des amtierenden Bundespräsidenten beherrscht auch die heutigen Zeitungskommentare, wie folgende von Leopold Esterle zusammengestellte Zitaten aus Wahlzeig.
    In der ÖVP-nahen steirischen Südost-Tagespost schreibt Herbert Leschanz unter dem Titel Gefährliche Ausnahme, die Zweite Republik erlebe zurzeit einen Ausnahmezustand.
    Denn ein einzelner Mann muss mit einem Richtspruch, der nicht in der Verfassung als dessen Kompetenz genannt ist, die Qualifikation von Amtsanwärtern beurteilen und damit eine entscheidende Weichenstellung für die politische Zukunft Österreichs vornehmen.
    Wie immer Bundespräsident Rudolf Kirchschläger das bei der UNO liegende Archivmaterial über den Soldatenkurt Waldheim bewerten wird, sein Spruch wird die Vorentscheidung über die Person des nächsten Bundespräsidenten allenfalls über künftige Mehrheitsverhältnisse.
    So sehr Kirchschlägers Initiative zur Einsichtnahme aller Waldheim-Papiere zu begrüßen und zu bewundern sei, so müsse, schreibt Herbert Leschan II., eines grundsätzlich festgehalten werden.
    Wir haben nicht diese zweite Republik geschaffen, dass 40 Jahre später fernab jeder justiziellen Verankerung ein einzelner Mann mittels einer persönlichen Entscheidung nachhaltig die politischen Weichen stellen muss und kann.
    Rudolf Kirchschläger sei zwar der Garant dafür, dass keine parteipolitische Einwirkung diese Vorentscheidung missraten werde lassen.
    Trotzdem, so Herbert Lechanz in der Südost-Tagespost, verlasse die Republik in diesen Tagen erstmals den festen Boden der demokratischen Verfassung.
    Was immer man gegen diese Bundesregierung einwenden mag, dies stellt alles in den Schatten.
    Sie hat diese Entwicklung mutwillig herbeigeführt oder aber, gewärtig, einiger vermeintlicher machtpolitischer Vorteile zugelassen.
    Weil diese Regierung sich nicht dazu aufraffen wollte oder konnte, Einmischung aus dem Ausland zurückzuweisen und Verbrechensvorwürfen gegen einen Staatsbürger staatsoffiziell auf den Grund zu gehen, ist die Situation nur noch zu retten, indem sich diese Republik eine Ausnahme erlaubt.
    einem einzigen Mann die Entscheidung zu überlassen.
    In den Salzburger Nachrichten spricht Gerhard Steininger von einer Feuerwehraktion, die Rudolf Kirschschläger in den letzten Tagen seiner Amtszeit noch auf sich nehmen muss.
    Und dies deshalb, weil nicht nur private Organisationen wie etwa der Jüdische Weltkongress, sondern sehr wohl auch Regierungen wie die Kanadas, der USA oder der Sowjetunion sich mit dem Fall Waldheim beschäftigen.
    Steininger kommt deshalb zu dem Schluss.
    Vor diesem Hintergrund wird klar, warum Kirschschläger eine Mission übernommen hat, die für ihn persönlich eine große Belastung sein muss.
    Der Vorwurf, den er sich möglicherweise einhandelt, nämlich in den österreichischen Wahlkampf eingegriffen zu haben, wird angesichts der Interessen, die für unser Land in dieser Affäre auf dem Spiel stehen, zu vernachlässigen sein.
    Österreich steht unter Druck.
    Und in der Wiener Tageszeitung Die Presse meint Dieter Lenhardt ebenfalls, dass der Fall ohnesgleichen sei.
    Glücklicherweise auch Kirchschlägers Autorität und moralisches Ansehen absolut unbestritten.
    Ein Land atmet auf.
    Wenn einem die Quadratur dieses versudelten Wahlkampfzirkels gelingen kann, dann ist es Rudolf Kirchschläger.
    Streng genommen, so Dieter Lenhardt weiter, handelt aber Kirschschläger außerhalb der Bundesverfassung.
    Was immer aus Kirschschlägers Rettungsversuch, der für ihn ein Opfer darstellt, resultiert, es ist rechtlich nicht einzuordnen und daher praktisch inappellabel.
    Weniger streng genommen wird ihm ganz Österreich dafür danken, wenn er jenen Ausweg findet, den sich jetzt noch kaum jemand vorstellen kann.
    Beurteilt er jedoch die Papiere rechtzeitig und öffentlich, nach bestem Wissen und Gewissen entweder mit, da ist nichts drin, oder mit, da ist doch etwas Bedenkliches, dann wird der Beifall nur von der halben Republik gehalten.
    Vom Echo im Ausland ganz zu schweigen.
    Und die Präsidentenwahl wäre dann wahrscheinlich schon gelaufen, ehe die Wahllokale öffnen.
    Und Dieter Lenhardt schließt?
    Es ist, wie man sieht, nicht leicht, Schaden von Österreich abzuwenden.
    In diesen Tagen scheint sich herauskristallisiert zu haben, dass es neben Waldheim und Steirer auch offiziell noch zwei Kandidaten für die Präsidentschaft geben wird.
    Otto Skrinzi, so wurde unlängst erklärt, dürfte seine 6.000 Unterstützungsunterschriften, die zur Einreichung der Kandidatur notwendig sind, bereits gesammelt haben.
    Aller Voraussicht nach dürfte aber der Kandidatin Freda Meisner-Blau am 4.
    Mai mehr Bedeutung zukommen.
    Denn von verschiedensten Seiten wird signalisiert, dass es möglicherweise an den Stimmen, die sie bekommt, liegen wird, ob eine Stichwahl notwendig ist.
    Die 6000 Unterstützungsunterschriften sagte Meisner-Blau heute in einer Pressekonferenz, habe sie mittlerweile sicher, berichtet Gisela Hopfmüller.
    Noch vor relativ kurzer Zeit schien es nicht sicher, ob Freda Meisner-Blau die für ihre Präsidentschaftskandidatur notwendigen 6.000 Unterstützungsunterschriften rechtzeitig bis zum letztmöglichen Einreichtermin, nämlich dem 13.
    April, bekommen würde.
    Ihr Wahlbüro klagte über viele von den Gemeinden falsch ausgefüllte und deshalb ungültige Unterstützungserklärungen.
    Diese Hürde scheint jetzt überwunden.
    Meisner-Blau heute?
    Ja, also mit diesem wirklichen Aufbruch und der Bevölkerung, die uns dann
    Wir haben ja ganz von vorne neu angefangen, sind wir ganz, ganz sicher, dass wir die notwendige Zahl Unterstützungserklärungen einreichen können.
    Wie viele Unterstützungserklärungen tatsächlich eingereicht würden, könne man noch nicht sagen, weil ja auch noch die mit dem Poststempel vom 11.
    April gelten würden.
    Um der grünen Kandidatin unter die Arme zu greifen, hat sich jetzt jedenfalls auch eine Initiative Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter unterstützen Freder Meisner Blau gebildet.
    die laut Eigendefinition aus Gewerkschaftern aller Richtungen von sozialistischen Gewerkschaftern bis zu Angehörigen der katholischen Arbeiterbewegung besteht.
    Für diese Initiative formulierte deren Mitglied Burgi Wilder als ÖMV-Angestellte Ex-Kollegin der Grünen-Kandidatin und Ersatzbetriebsrat, es sei unter anderem die Unzufriedenheit mit dem Gewerkschaftsbund, die für sie Grund für eine Unterstützung Meisner-Plaus sei.
    Gewerkschafterin Wilder
    Machtfaktor zu sein, der wirklich nur mit effektpolitischen Zwecken also die Arbeitnehmer fast missbraucht.
    Die Freda tritt ein für das Öffnen eben dieser autoritären Strukturen, für das Einbeziehen der Mitsprache der betroffenen Menschen, sprich also der Arbeiter selber, um ihr Schicksal also da auch in den Griff zu bekommen, in die Hand zu kriegen.
    Sie tritt ein
    dadurch natürlich auch dann für eine gerechtere Lohnpolitik.
    Und da natürlich will ich das Verstanden sehen, speziell als Frau.
    Für die Frauen sei nämlich vom ÖGB auch einfach zu wenig getan worden.
    Für Freda Meisner-Blau ist diese Gewerkschafterinitiative das erfreuliche Zeichen, dass ÖGB nicht nur Benja oder Hesun bedeutet,
    ebenso wie die SPÖ nicht nur Sinovaz und Schieder und die ÖVP nicht nur Mock und Graf sei.
    Und damit liefert sich Meisner-Blau selbst das Stichwort zu einer Anmerkung zum aktuellen Wahlkampf.
    Ich habe ja das Gefühl, das ist eine unerhörte Überheblichkeit von aufgerissenen Gräben im Augenblick zu sprechen, weil sich
    irgendwelche Parteifunktionäre im Fernsehen befetzen.
    Denn ich glaube vielmehr, dass die aufgerissenen Gräben einerseits der Übermut der Politbürokratie ist und auf der anderen Seite die Menschen,
    die darunter leiden.
    Da werden Gräben aufgerissen.
    Ich glaube, dass Gräben aufgerissen werden zwischen Machtmissbrauch und Korruption und den Millionen anständiger Österreicher, die arbeiten und bescheiden leben.
    Da werden Gräben aufgerissen.
    Die Initiative von Bundespräsident Rudolf Kirchschläger, quasi eine Schiedsrichterrolle in der Causa Waldheim zu übernehmen, begrüßt Meisner-Blau und hält diese Entscheidung Kirchschlägers für sehr wichtig.
    Soviel von der Pressekonferenz der grünen Kandidatin und damit zurück an das Studio.
    Von einer Pressekonferenz der Bundespräsidentschaftskandidatin Meisner-Blau berichtete Gisela Hopfmüller.
    Und zum Präsidentschaftswahlkampf äußerte sich heute auch ÖGB-Präsident Anton Benja.
    Anlass dazu war eine Pressekonferenz in der Wiener ÖGB-Zentrale, wo sich neben Benja auch Robert Lichal, der Vorsitzende der Fraktion Christlicher Gewerkschafter, sowie ÖGB-Vizepräsidentin Hilde Seiler den Journalisten stellten.
    Schwerpunkt der Ausführungen der Gewerkschafter waren Wirtschaft und sozialpolitische Fragen.
    Vor allem die Themen Steuersenkung, Arbeitszeitverkürzung und Mitgliederbewegung.
    Benja räumte übrigens auch ein, dass das Werbeziel 1985, nämlich Mitgliederzuwachs, nicht erreicht worden ist.
    Näheres von der ÖGB-Pressekonferenz berichtet jetzt Ernest Hauer.
    ÖGB-Präsident Anton Penja wollte keinerlei Qualifizierung der Präsidentschaftskandidaten vornehmen.
    Zu Waldheim meinte er nur, es wäre sicher vieles einfacher gewesen, wenn dieser Dinge von vornherein auf den Tisch gelegt hätte, die zu verschweigen ohnehin kein Grund bestanden hätte.
    Auf die Frage, ob er, Benja, wie führende SPÖ-Politiker in einer Wahl Waldheims unter Umständen ein Risiko für den inneren Frieden sähe, erinnerte Benja an die ÖGB-Stellungnahme zum Amtsantritt der ÖVP-Alleinregierung im Jahr 1966.
    Ich habe damals geantwortet, der ÖGB ist eine frei unabhängige Organisation.
    Wir sind unabhängig vom Staat, der Regierung, den politischen Parteien und den Unternehmern.
    Unsere Politik wird sich dann auch richten, was eine Regierung für die Arbeitnehmer
    zu tun bereit ist.
    Der Bundespräsident steht über den Parteien.
    Wenn er gewählt ist, hat er keinen direkten Einfluss auf unsere Kontaktnahmen, die die Regierung verhandelt mit den Kollegen des öffentlichen Dienstes.
    Der Bundespräsident wird da überhaupt nicht befasst.
    Für den ÖGB ist es immer
    Gleich gewesen, wer der Staatsoberhaupt ist und es wird auch diesmal sein, die Fraktionen werden sich für den einen oder anderen Kandidaten entscheiden, der ÖGB wird da keine Erklärung abgeben.
    Wir werden nur die Wähler und Wählerinnen ersuchen, sich an dieser Wahl zu beteiligen, denn es ist ein Recht, das die Bevölkerung lange Jahre nicht gehabt hat und man soll dieses Recht in einem freien Staat wieder ausüben.
    Bei seinem erst gestern abgeschlossenen Israel-Besuch habe er den Eindruck gewonnen, meinte Benja, dass die Stimmung im Land nicht der vom jüdischen Weltkongress Verbreiteten entspräche, sie sei viel realistischer und ruhiger und auch nicht antiösterreichisch.
    Für den Rest des Wahlkampfs hofft Benja auf eine ruhigere Auseinandersetzung um Sachfragen.
    Und nun zu den gewerbschaftspolitischen Themen.
    Benja und auch sein FCG-Kollege Robert Lichal traten neuerlich massiv für eine Lohnsteuersenkung mit 1.
    Jänner 1987 ein.
    Lichal unter Berufung auf einen entsprechenden Beschluss des letzten ÖGB-Kongresses.
    Es wird sich in diesem Jahr zu einer Steuerreform in diesen Ausmasse nicht mehr kommen können.
    doch vertrete ich die Auffassung, dass für uns eine Steuersenkung ein Gebot der Stunde ist, wenn diese Spirale nicht sich weiter drehen soll und wenn man bedenkt, dass bereits eine 5-prozentige Lohnerhöhung eine 20-prozentige Steuererhöhung bedeutet für den Arbeitnehmer mit einem Einkommen von 7.000 Schilling, also das ist ganz unten angesiedelt, dann ist das schon bedrückend.
    Die Tarifsenkung nach dem ÖGB-Vorschlag sieht eine spürbare Entlastung der kleinen und mittleren Einkommen vor.
    Über 25.000 Schilling soll die Steuerersparnis durchgehend 100 Schilling pro Monat und Einkommen betragen.
    Benjamin meinte, künftig wäre es sicher günstiger, die Tarifanpassungen in kürzeren Abständen durchzuführen, aber das sei in den vergangenen Jahren aus Konjunkturgründen nicht möglich gewesen.
    Wenn wir sagen, Vollbeschäftigung hat Vorrang, oder wenn Sie heute sagen, höchstmögliche Beschäftigung hat Vorrang und alles andere hat Nachrang,
    Dann hat ja auch eine Steuerreform in den letzten Jahren Nachrang.
    Aber jetzt glauben wir, dass wir den richtigen Zeitpunkt gefunden haben.
    Und wir wollen hoffen, dass die Konjunktur anhält.
    Und dann wird man eben fallweise, das ist sicher richtig, Korrekturen vornehmen.
    Aber keine Automatik.
    Über die umstrittene Arbeitsverfassungsreform werde es Ende April noch ein Spitzengespräch der Sozialpartner geben, dann sei die Regierung am Zug, sagte Bengler.
    Unabhängig von strittigen Fragen solle Sozialminister Dallinger dann einen Entwurf aussenden.
    Aber auch über jene Fragen, wie etwa beim Ausbau der Mietbestimmung, über die mit den Unternehmern keine Einigung erzielt werden könne, soll es nach Penjas Ansicht keine Kampfabstimmung geben.
    Für eine funktionierende Arbeitsverfassung sei der Konsens Voraussetzung.
    Anton Penja wurde auch gefragt, ob er beim nächsten ÖGB-Kongress im Herbst kommenden Jahres noch einmal für das Präsidentenamt kandidieren werde.
    Ich habe ja auch beim Kongress 83 gemeint, bitte mein Ehren,
    Man möge mich nicht mehr kandidieren.
    Das Gleiche war ja zum Nationalrat.
    Da hat mich aber der Bundeskanzler Greysky und eine Reihe von Leuten noch dazu bewogen.
    Mich war der Meinung, nachher gehe ich von der Gewerkschaft weg und war fest entschlossen, völlig klar.
    Ich habe übrigens seit 1978 meine ganzen Zeugnisse schon zusammengeschrieben gehabt, weil ich 1979 gehen wollte.
    Die Kollegenschaft war der Meinung, nein, aber diesmal wird niemand in der Lage sein, mich aufzuhalten.
    Das wäre ja auch unmöglich.
    Soviel von der LGB Pressekonferenz und damit zurück ins Studio des Midnight-Journals.
    einen längeren Einkaufstag pro Woche und an einem Samstag pro Monat ganztägig offene Geschäfte.
    Das sieht der Entwurf zu einer Welle des Ladenschlussgesetzes vor, den Vizekanzlerhandelsminister Steger kürzlich zur Begutachtung durch die Sozialpartner ausgesandt hat.
    Ohne allerdings das Gutachten der Interessensvertreter in dieser Frage abzuwarten.
    Dieses Vorpreschen führte nicht nur zu Demonstrationen der Gewerkschaft, sondern heute auch zu einer Kritik der Unternehmerseite am Vorgehen Stegers.
    Im Rahmen einer Pressekonferenz, die eigentlich der Präsentation einer Image-Studie des Handels gewidmet war, ist nämlich das Thema Ladenschluss zentral zur Debatte gestanden.
    Der Standpunkt der Kammer, der Gesetzesentwurf wird in seiner Gesamtheit keine Zustimmung finden und Stegers Vorpreschen trage Unruhe in die Unternehmen.
    Hans-Christian Unger berichtet.
    Die Ablehnung des Obmanns der Sektion Handel in der Bundeswirtschaftskammer, Ernst Steidl, an dem Gesetzesentwurf Norbert Stegers in seiner Gesamtheit ist eindeutig.
    Dem Stegers, seiner Aussendung hier, seine Novellierung des Gesetzes kann von unserer Seite auf gar keinen Fall zugestimmt werden.
    weil wir ja da drin alles haben.
    Da haben wir den Samstag, da haben wir die zwei Stunden.
    Also das können wir, das sage ich Ihnen ganz offen, von der Bundeskanzlerin aufgrund unserer Umfragen schon deshalb gar nicht tun, weil das weit zu weitreichend wäre.
    Also daher ist es sicherlich, es ist bei uns in Begutachtung, wir werden es beantworten und es wird aber die Beantwortung sich in dieser Richtung gehen, dass der Beiratsstudie abzuwarten ist und dass dann die Entscheidung seitens der Bundeskammer getroffen wird.
    Eine erste offizielle Ansicht dazu hat man sich allerdings bereits gebildet.
    Wenn Zustimmung, dann nur zu einer um zwei Stunden längeren Öffnungszeit einmal in der Woche.
    Und auch das nur im Rahmen eines Zeitausgleichs für die Arbeitnehmer.
    Mehr Zustimmung, so Steidl, sei auf keinen Fall dringend, weil es nach wie vor eine uneinheitliche Haltung des Handels selbst zu einer Novelle zum Ladenschlussgesetz gebe.
    Und der Kammerobmann hat dafür das endgültige Resultat einer Umfrage in ganz Österreich präsentiert.
    Die Antwort aller dieser Landessektionen war hochinteressant, nämlich dass über 50 Prozent nach wie vor unterschiedlich ist nach Bundesländern für eine Beibehaltung dieses derzeitigen Status quo sind.
    Das heißt, dass wir nach wie vor noch immer festhalten in der Mehrheit der Händlerschaft, es soll bitte nichts geschehen.
    Nach dieser Umfrage gibt es auch grenznahe Regionen zu Deutschland, die keinesfalls länger offenhalten wollen, weil sie meinen, es spiele mehr der niedrigere Preis jenseits der Grenze eine Rolle als die Öffnungszeit.
    Andererseits gibt es aber auch einige Branchen, wie etwa der Antiquitätenhandel oder der Handel mit Luxusartikeln, die auf eine Flexibilisierung drängern.
    Der Lebensmittelhandel wiederum ist aber zu mehr als 80 Prozent dagegen.
    Handelt es sich, so dann die Frage eines Journalisten auf der Pressekonferenz, beim Vorpreschen Stegers, um eine günstige Möglichkeit, sich zu profilieren, wie es vor wenigen Wochen Sozialminister Alfred Dallinger gemeint hat?
    Und die Antwort Steidls darauf beinhaltet auch den Vorwurf, dass die Vorgangsweise des Vizekanzlers Unruhe in die Betriebe gebracht habe.
    Ja, gewissermaßen sicher.
    Gewissermaßen muss ich es schon sagen.
    Wir kennen ihn alle gut genug.
    Wir haben ja seine ganze Zeit jetzt mitverfolgt und ich glaube, dass das schon ein bisschen drin liegt, weil er kann natürlich jetzt herrliche Gespräche führen mit seinen Partnern drüben.
    und kann das richtig ausschlachten, warum tut's nicht mit, warum macht's nicht, und das ist doch eine gute Idee, und nicht, und zweitens, gehört, wird's doch das auch zustimmen, und wenn nicht, werden wir das schon irgendwie... Er kann's ja allein nicht machen, bitte, sind wir uns ganz ehrlich, und er vergibt sich nichts dabei, bleibt dabei, und das ist eine Profilierung, selbstverständlich, ich mein, das ist ganz klar.
    Ich kann nicht zusehen, wann heute Großbetriebe das auferlegt bekommen und haben nix aus Unruhe in ihrem Betrieb von der Gewerkschaft her.
    Ich mein, da haben wir ja auch nichts damit getan.
    Wann soll es in dem Fall positiv gehen, miteinander und nicht gegeneinander?
    Weil was hab ich davon, wenn die dann dauernd Betriebsversammlungen machen, dauernd die Betriebe stören?
    Ich mein, da liegt doch irgendwo auch ein Gedanke drin, dass man dem Betrieb in so einem Fall helfen muss und auch mit ihm ziehen muss, dass er seinen Betrieb dann in Ruhe abführen kann.
    Das war ein Beitrag von Hans-Christian Unger über eine Stellungnahme der Bundeswirtschaftskammer in der Ladenschlusszeitendebatte.
    Der Botschafter der USA in Bonn, Richard Byrd, hatte Montagabend für Aufsehen gesorgt, als er erklärte, den USA liegen ernsthafte Hinweise auf eine Verwicklung Libyens in den Terroranschlag auf eine Westberliner Diskothek am vergangenen Wochenende vor.
    Bei diesem Anschlag waren zwei Menschen, darunter ein amerikanischer Soldat, getötet und 200 verletzt worden.
    Offizielle US-Stellen äußerten sich über dieses Vorpreschen ihres Bonner Botschafters nicht unbedingt erfreut.
    Trotzdem gab Byrd vor wenigen Stunden laut Ortszeit gestern Abend in New York wieder eine scharfe Erklärung ab, die in Inhalt und Diktion nicht unbedingt in einem zwischen treuen Freunden und Verbündeten üblichen Ton gehalten sind.
    Aus Bonn berichtet Helmut Brandstetter.
    Seit 9 Uhr früh tagt das Bundeskabinett in Bonn erster Tagesordnungspunkt, der Bericht von Innenminister Zimmermann über das Sprengstoffattentat in einer Berliner Diskothek, bei dem am Samstag zwei Menschen getötet wurden.
    Aber die Minister werden sich nicht nur darüber unterhalten haben, ob es wirklich libysche Diplomaten waren, die das Attentat inszeniert haben, sondern auch schon darüber, wie die Bundesrepublik auf die jüngsten Äußerungen des US-Botschafters in Bonn, Richard Byrd, reagieren soll.
    Zunächst hatte der junge Diplomat und frühere Berater Präsident Regens in einem Fernsehinterview aus den Vereinigten Staaten wissen lassen, es gebe klare Beweise dafür, dass die libysche Regierung in das Berliner Bombenattentat verwickelt sei und war schon dafür von der Regierung in Washington getadelt worden.
    Seine Rede gestern Abend gehalten in New York vor einer privaten deutsch-amerikanischen Gesellschaft kann aber auch in Bonn kaum unwidersprochen bleiben.
    Byrd warf der Bundesregierung und anderen europäischen Ländern vor, in der Frage der Terrorismusbekämpfung nur ihre eigenen Interessen zu sehen, forderte die Europäer auf, in dieser Frage eine gemeinsame Politik mit den Vereinigten Staaten zu befolgen und meinte dann vor allem, der Terrorismus sei eines der Probleme, die die Verbesserung der Beziehungen zwischen Bonn und Washington behinderten.
    Börth benützte die Kritik über den Ozean an seinem Gastland übrigens noch zu zwei weiteren Rügen für den treuen Verbündeten.
    Die Bundesdeutschen müssten für ihre Verteidigung in Hinkunft mehr tun, meinte er, und außerdem, Bonn solle aufhören, die amerikanische Regierung in ihrer Beziehung zur Sowjetunion als unverantwortlich zu betrachten.
    Starke Worte wohl vor allem an die Adresse von Außenminister Genscher gerichtet, zu denen es kaum eine offizielle Reaktion geben wird.
    Zur Kritik die Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus lasse zu wünschen übrig, wird noch nach einer Antwort gesucht.
    Die bereits zuvor erfolgte Aufforderung der USA zu wirtschaftlichen und politischen Sanktionen gegen Libyen wurde, was den wirtschaftlichen Teil betrifft, bereits abschlägig entschieden.
    Kanzleramtsminister Wolfgang Schäuble lehnte in einem Hörfunkinterview Boykottmaßnahmen neuerlich ab.
    Dafür halten sich in Bonn Gerüchte, dass noch heute zwei libysche Diplomaten ausgewiesen werden sollen oder doch freiwillig das Land verlassen werden.
    Offiziell gibt es von der Bundesregierung dazu keine Stellungnahme, sondern nur den Hinweis, dass die Urheberschaft Libyens beim Bombenanschlag in Berlin entgegen der Behauptung des US-Botschafters Bird keineswegs bewiesen sei.
    Erst gestern hatte der mit der Ermittlung beauftragte Leiter des Berliner polizeilichen Staatsschutzes Manfred Ganschow erklärt, seine Ermittlungen hätten die sogenannte libysche Komponente nicht verstärkt.
    Der amerikanische Geheimdienst glaubt, die Verbindungen Gaddafis zur Berliner Bombe mit Funksprüchen zwischen Tripolis und dem libyschen Volksbüro in Ostberlin beweisen zu können.
    Doch diese Funksprüche, unmittelbar nach dem Attentat, waren verschlüsselt und lassen so die deutschen Behörden nicht unbedingt den Schluss zu, dass aus Libyen per Funk zum Anschlag gratuliert wurde, wie die Amerikaner das verstanden haben wollen.
    Der amerikanische Geheimdienst, den nach Zeitungsberichten auch den Drahtzieher für die Bombe in der Berliner Diskothek geortet haben.
    Den Libyer Abdullah El Amin, der im vergangenen Sommer aus dem libyschen Volksbüro in Bad Godesberg in die diplomatische Vertretung nach Ostberlin übersiedelt war.
    Die Ausreise war ihm angeblich von den deutschen Behörden nahegelegt worden, da El Amin mit der Ermordung eines libyschen Oppositionellen am Ostersamstag 1985 in Bonn in Zusammenhang gebracht worden war.
    Doch das sind alles nur Spekulationen und die zurückhaltenden Reaktionen der Bonner Regierung auf die Forderungen der amerikanischen Regierung nach wirtschaftlichem Boykott und politischer Ausgrenzung Gaddafis lassen eher den Schluss zu, dass die Bonner von den angeblichen Beweisen der Amerikaner nicht überzeugt sind.
    Dabei können sich die Amerikaner wohl kaum beklagen, dass die bundesdeutschen Behörden nicht zu noch mehr Wachsamkeit gegen terroristische Drohungen bereit wären.
    Seit heute werden alle Flugzeuge amerikanischer Gesellschaften, die deutsche Flughäfen verlassen, vor dem Abflug noch einmal genau untersucht.
    Und während Helmut Brandstätter aus Bonn berichtete, kam über die Fernschreiben eine dringende Meldung, in der es heißt, dass die von Helmut Brandstätter noch als Gerüchte erwähnte Meldung von der Ausweisung zweier libyscher Diplomaten durch die Bundesrepublik Deutschland nun nicht mehr Gerüchte sind, sondern offizielle Bestätigung erfahren haben.
    Und im Mittagsschornal jetzt ein Hinweis auf unser heutiges Abendschornal, dessen Beilage... Journal Panorama.
    So steht es im Koran.
    Dem Dieb und der Diebin schneidet die Hände ab für ihre Taten.
    Siehe, es ist der Lohn derer, welche Allah und seinen Propheten befähden und Verderben auf der Erde verbreiten.
    Sie werden getötet und gekreuzigt oder an Händen und Füßen verstümmelt und aus dem Land vertrieben.
    Ich heiße Anta Salem und bin 22 Jahre alt.
    Ich habe fünf kleinere Geschwister und unsere Eltern sind gestorben.
    Ich habe als Hilfsarbeiter gearbeitet, um meine Brüder und Schwestern erhalten zu können.
    Vor zwei Jahren hat unser Unglück begonnen.
    Ich bin eingesperrt worden, weil die Polizei behauptete, ich hätte jemanden überfallen.
    Aber ich habe nur helfen wollen und die Diebe sind davongerannt.
    Es gab keinen Verteidiger und keine Berufung.
    Und sie haben mich zur kreuzweisen Amputation verurteilt.
    Sie haben mir Spritzen gegeben, sodass ich ganz benommen war.
    Und dann wurde ich auf ein Gestell geschnallt.
    Aber bevor sie begonnen haben, musste ich zusehen, wie sie meinen Zellennachbarn gehängt haben.
    Ich solle froh sein, dass man mich nur kreuzweise amputiere, sagte der Henker zu mir.
    Dann hat ein Soldat mit einem Messer mit rotem Griff mir zuerst die rechte Hand und dann den linken Fuß abgeschnitten.
    Ganz rasch.
    Es hat nicht einmal fünf Minuten gedauert."
    Mehr als 400 Bürger des Sudan wurden unter der Herrschaft des provestlichen Präsidenten Jaffar Numeri nach den Gesetzen des Koran solcher Art verstümmelt.
    Doch auch nach dem Sturz Numeres durch die Militärs im vergangenen Jahr wurde im Sudan die Scharia, das traditionelle islamische Recht, weiter angewandt.
    Die Rolle des Islam in dem Staat ist auch eines der wichtigsten Themen der derzeit im Sudan stattfindenden Wahlen, die dem Land erstmals seit 17 Jahren wieder eine zivile Regierung geben sollen.
    Und um das Amt des Präsidenten bewirbt sich dabei unter anderem auch ein Urenkel des Mahdi, des legendären Kämpfers gegen die britisch-türkische Herrschaft im 19.
    Jahrhundert.
    Mehr darüber und über die aktuelle politische Situation im Sudan heute Abend in einem Journal Panorama, das Peter Schmid gestaltet hat, ab etwa 18.30 Uhr im Programm Österreich 1.
    Bauen als Kulturaufgabe heißt ein Symposium, das heute Vormittag wenige Meter vom Mittag-Journalstudio entfernt im großen Sendesaal des Wiener Funkhauses begonnen hat.
    Es ist eine gemeinschaftliche Veranstaltung des Bundesministeriums für Bauten und Technik, der Akademie der Bildenden Künste und der Hochschule für Angewandte Kunst.
    Und diese Veranstaltung will nicht nur beispielhafte Bauten wichtiger österreichischer Architekten vorstellen, sondern auch die Rolle des öffentlichen Bauherrn problematisieren, berichtet Lisbeth Wächter-Böhm.
    Architektur ist mehr denn je ein Thema und zwar ein Umstrittenes.
    Die heftigen Debatten, die allein in Wien um verschiedene prominente Bauvorhaben der letzten Zeit geführt wurden und werden, sind dafür sprechende Beweise.
    Noch haben sich die über das Bundesamtsgebäude von Architekt Tschernin erregten Gemüter kaum beruhigt, da sorgt die Rieseneule an einem Neubau der Technischen Universität von dahinten und Gieselmann,
    schon wieder für reichliche Diskussion.
    Für Diskussion über Baukultur, über Architekturqualität und wohl auch über Geschmack.
    Doch das letzte Wort ist in dieser Diskussion noch lange nicht gefallen.
    Das meint zumindest österreichs prominenter Architekturpublizist und Hochschulprofessor Friedrich Achleitner.
    Ich bin eigentlich eher der Meinung, dass ich in der
    Öffentlichkeit, also wenn man die Bauträger meint, die Bauherren, eigentlich noch sehr wenig geändert hat.
    Es hat sich wirklich im Architekturbewusstsein was geändert.
    Das ist sicher auch ein mediales Ereignis.
    Das kann man so sagen.
    Das heißt, es ist über die Medien gelaufen.
    Ja, aber jetzt kommt eigentlich, der Beweis muss erst angetreten werden von Seiten der öffentlichen Bauträger.
    Wir haben ja heute ein paar Beispiele da.
    Das sind aber wirklich
    Schwalben, die vielleicht es im Sommer machen, ich weiß es nicht, und die unter ganz außerordentlichen Umständen entstanden sind.
    Also ich glaube nicht, dass man die Beispiele, die heute gezeigt werden, umlegen kann auf ein allgemeines Klima.
    Also ich kann nur sagen, man kann nur warten, was in den nächsten Jahren passiert.
    Also in der Zukunft.
    Denn in der Vergangenheit, Friedrich Achleitner hat von den wenigen Schwalben gesprochen, die unseren Architektursommer machen, in der Vergangenheit waren beispielhafte Bauten in Österreich doch eher die Ausnahme von der gebauten Regel.
    Und die beim Symposium vorgestellten Werke, von Ottmar Barth bis Gustav Peichl, von Günther Domenik über Rob Krier bis Wilhelm Holzbauer,
    wurden teilweise nicht einmal in Österreich realisiert.
    Insofern ist der Vorwurf, dass der öffentliche Bauherr hierzulande seiner kulturellen Aufgabe nicht so ganz entspricht, zweifellos berechtigt.
    Bautenminister Heinrich Übleis.
    Man hat vielleicht diese Rolle viel zu wenig beachtet, dass der
    öffentliche Bauherr und gerade das Bautenministerium eigentlich die Rolle eines Vorreiters, eines Erneuerers, eines verantwortungsbewussten Gestalters der Umwelt sein soll.
    Es ist in der Vergangenheit, glaube ich, auch viel zu viel in Eigenverantwortlichkeit den Architekten übertragen worden.
    Und es lag auch darin, dass man vielleicht zu wenig Wettbewerbe durchgeführt hat, dass die Jury nicht immer hundertprozentig richtig zusammengesetzt war, sodass gerade im Schulbau Bauten entstanden sind, die sicher keine vorbildlichen Architekturdenkmäler sind.
    Und dieser neuen Bewusstseinsrichtung muss man sich jetzt besinnen.
    Man muss sich bemühen, dass die besten Architekten zum Zuge kommen, dass das Künstlerische im Architekten auch geweckt wird.
    Und hier wird es meine Aufgabe sein, auch auf andere Bauträger einzuwirken, wie die Post, die Bahn und auch die Länder.
    Das Symposium Bauen als Kulturaufgabe geht übrigens noch den ganzen Nachmittag weiter, mit Grundsatzreferaten des deutschen Bautenministers Schneider und des österreichischen Bautenministers Üblers, mit der Präsentation konkreter, beispielhafter Bauvorhaben und um 4 Uhr nachmittags mit einer großen öffentlichen Schlussdiskussion.
    Während im großen Sendesaal des Funkhauses also über Bauen als Kulturaufgabe gesprochen wird, hat bei uns im Mittagsschanalstudio jetzt Wolfgang Riemerschmid als Nachrichtensprecher das Wort.
    Österreich.
    Der Schauspieler und Konferentier Heinz Conrads ist heute früh im Wiener Allgemeinen Krankenhaus im 73.
    Lebensjahr an den Folgen eines Herzanfalls gestorben.
    Conrads war am 15.
    Februar in das Spital eingeliefert worden.
    Seither hatte sich sein Zustand nur vorübergehend gebessert.
    Der gelernte Kunsttischler hatte nach dem Krieg endgültig die Schauspielerlaufbahn eingeschlagen.
    Er trat vor allem im Volks- und Staatsoper, im Theater an der Josefstadt und im Simpel auf.
    Besonders populär wurde Konrads durch seine Sonntag-Morgen-Sendung im Radio, Was gibt es Neues?
    und die Fernsehsendung Guten Abend am Samstag.
    USA, Österreich
    Nach Österreich und Israel wollen nun auch die USA Einblick in die UNO-Akten über Kurt Waldheim nehmen.
    Bisher hatte es in Washington geheißen, man benötige die Dokumente nicht, weil das Justizministerium vom Jüdischen Weltkongress voll informiert sei.
    Vertreter Österreichs werden heute in New York in die Papiere Einsicht nehmen.
    ÖVP-Generalsekretär Michael Graf hat die gestrigen Angriffe des Generalsekretärs des Jüdischen Weltkongresses, Israel Singer, gegen Waldheim als Diffamierungen zurückgewiesen.
    Österreich.
    ÖGB-Präsident Anton Benja sieht in Waldheim genauso einen Präsidentschaftskandidaten wie in Kurt Steirer.
    In einem Pressegespräch betonte Benja allerdings, es wäre manches einfacher gewesen, wenn Waldheim über jene Zeit, über die er dann stückerlweise gesprochen habe, vorher nicht hinweggegangen wäre.
    Präsidentschaftskandidatin Freda Meisner-Blau hat bei einer Pressekonferenz die, wie sie sagte, Schiedsrichterrolle von Bundespräsident Kirchschläger im Zusammenhang mit den Angriffen gegen Waldheim begrüßt.
    Damit würden die Anschuldigungen, dass das Ausland im Wahlkampf entscheide, entkräftet, sagte Meisner-Blau.
    Die als Grün alternativ geltende Kandidatin betonte, die Zahl der notwendigen Unterstützungserklärungen für eine Kandidatur bereits erreicht zu haben.
    Griechenland.
    Auch der Zentralrat der griechischen Juden hat zur Vergangenheit von Kurt Waldheim Stellung genommen.
    In einer Pressekonferenz in Athen wurden zum Großteil schon bekannte Dokumente vorgelegt, aus denen hervorgehen soll, dass Waldheim von der Deportation griechischer Juden gewusst haben müsste.
    Der Vorsitzende des Zentralrates der griechischen Juden, Josef Lobinger, sagte, man könne Waldheim keine Gräueltaten vorwerfen, Waldheim sei aber ein ganz gewöhnlicher Lügner.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Regierung in Bonn hat zwei libysche Diplomaten des Landes verwiesen.
    Ein Sprecher des Außenministeriums bestätigte, man habe die Libya aufgefordert, das Land zu verlassen, weil ihre Tätigkeit nicht mit den diplomatischen Gepflogenheiten vereinbar sei.
    Allerdings heißt es in Bonn, für eine direkte Verwicklung Libyens in den jüngsten Bombenanschlag in West-Berlin gäbe es weiterhin keine handfesten Beweise.
    Zum Abschluss die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Von Süden her fortschreitende Wetterverschlechterung, Temperatursturz.
    Meldungen und keine allzu erfahrlichen Wetteraussichten standen am Ende des Mittagsjournals.
    Auf Wiederhören sagt Ihnen im Namen von Redaktion und Technik Fritz Wendl.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1986.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1986.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachruf auf Heinz Conrads
    Einblendung: "Was gibt es Neues", Gerd Bacher, Szene "Lumpazivagabundus"
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Conrads, Heinz [Interpret/in] , Bacher, Gerd [Interviewte/r]
    Datum: 1986.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Unterhaltung ; Medien und Kommunikation ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zentralrat griechischer Juden gibt Pressekonferenz in Athen zu Waldheim
    Telefoninterview: Willi Steul
    Mitwirkende: Steul, Willi [Interviewte/r] , Wendl, Fritz [Interviewer/in]
    Datum: 1986.04.09 [Sendedatum]
    Ort: Athen [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Freda Meissner-Blau
    Einblendung: Freda Meissner-Blau, Gewerkschafterin Burgi Wilder
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung] , Meissner-Blau, Freda [Interviewte/r] , Wilder, Burgi [Interviewte/r]
    Datum: 1986.04.09 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Presseclub Concordia [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz ÖGB - Präsident Benya, Lichal, Seiler
    Einblendung: Anton Benya, Robert Lichal, Hilde Seiler
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung] , Benya, Anton [Interviewte/r] , Lichal, Robert [Interviewte/r] , Seiler, Hilde [Interviewte/r]
    Datum: 1986.04.09 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Presseclub Concordia [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bundeswirtschaftskammer: Studie über Kleinhandel
    Einblendung: Ernst Steidl
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Steidl, Ernst [Interviewte/r]
    Datum: 1986.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    US-Botschafter in der BRD, Richard Burt, übt Druck auf Bonn wegen Terroranschlägen aus
    Mitwirkende: Brandstätter, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1986.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Journal-Panorama: Sudan
    Einblendung: Gebete, Anta Salem
    Mitwirkende: Schmidt, Peter [Gestaltung] , Opletal, Helmut [Gestaltung] , Salem, Anta [Interviewte/r]
    Datum: 1986.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Symposion in Wien "Bauen als Kulturaufgabe"
    Einblendung: Friedrich Achleitner, Gustav Peichl
    Mitwirkende: Wächter-Böhm, Liesbeth [Gestaltung] , Achleitner, Friedrich [Interviewte/r] , Peichl, Gustav [Interviewte/r]
    Datum: 1986.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1986.04.09
    Spieldauer 00:59:47
    Mitwirkende Wendl, Fritz [Moderation] [GND]
    Kronsteiner, Manfred [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1986.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-860409_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt