Mittagsjournal 1984.11.12

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    Rechtliches

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    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Aus dem Journalstudio begrüßt Sie heute Werner Löw.
    Die Inlandsberichterstattung in der kommenden Stunde hat einen großen Schwerpunkt, das Thema Energiepolitik.
    Die Minister Steger und Fischer stellten vor wenigen Minuten das Energiekonzept der Koalitionsregierung vor.
    Und ein ganz aktueller Aspekt für die Energiepolitik ist dabei natürlich das Ende vergangener Woche bekannt gewordene Geheimpapier der Elektrizitätswirtschaft.
    Darin wird ja unter anderem zugegeben, dass die Stromverbrauchsprognosen der E-Wirtschaft weit überhöht sind bzw.
    waren und dass deshalb verstärkt für Elektroheizungen geworben werden soll und die Werbung fürs Stromsparen aufhören soll.
    Zu diesem, wie es Justizminister Hofner in der Fernseh-Pressestunde nannte, Skandal des Jahrhunderts gibt es heute auch zahlreiche Pressestimmen, die wir in der Presseschau zitieren.
    Und wir hoffen vor allem auch auf eine erste offizielle Reaktion von Verbundgeneraldirektor Fremuth zu diesem Geheimpapier.
    Das Auslandsthema im Mittagschanal heute, das wir Ihnen mit Sicherheit anbieten können, ist die feierliche Einweihung eines neuen Denkmals für Vietnam-Veteranen in Washington.
    Interessant ist das vor allem durch die persönliche Teilnahme von Präsident Reagan.
    Bei der Bewältigung des Vietnam-Engagements ist die amerikanische Gesellschaft ja nach wie vor gespalten.
    Im Kulturteil schließlich Dizzy Gillespie, allerdings primär nicht zum Anhören, sondern zum Nachlesen.
    Ein neues Buch ist nämlich erschienen über den legendären Jazztrompeter.
    Erster Programmpunkt aber wie immer die Nachrichten, zusammengestellt hat die Meldungen Ferdinand Olbert, Nachrichtensprecherin ist Maria Piffl.
    Österreich.
    Die Bundesregierung legt heute der Öffentlichkeit den Energiebericht vor.
    Vizekanzler, Handelsminister Stege und Wissenschaftsminister Fischer geben derzeit zu diesem Thema eine Pressekonferenz.
    Wie aus dem Bericht hervorgeht, will die Regierung den weiteren Ausbau der Wasserkraft forcieren und den Bau von Wärmekraftwerken bremsen.
    Über das Atomkraftwerk Zwentendorf soll das Parlament entscheiden.
    Ein Sprecher der Verbundgesellschaft hat heute zu den am Freitag bekannt gewordenen Unterlagen der E-Wirtschaft Stellung genommen, in denen von einem Überschuss an Energie die Rede ist und die forcierte Werbung für Elektroheizungen gefordert wird.
    Der Sprecher der Verbundgesellschaft sagte, bei Erstellung des Papiers im Mai 1983 habe es eine völlig andere wirtschaftliche Situation gegeben.
    Man sei damals in einem Konjunkturtal gewesen.
    Beim Energieverbrauch habe es fast keine Zuwachsraten gegeben.
    Jetzt sei die Situation völlig anders.
    Der Energieverbrauch sei in den vergangenen zwölf Monaten um fast sechs Prozent gestiegen.
    Von einem Stromüberschuss könne derzeit keine Rede sein.
    Die E-Wirtschaft forciere auch keineswegs den Verbrauch elektrischen Stroms für die Beheizung.
    Der Sprecher der Verbundgesellschaft sagte außerdem, das diskutierte Papier sei nicht geheim gewesen, sondern sei eine Unterlage der Gesellschaft für neue Technologien in der E-Wirtschaft, die in einer Auflage von 250 Stück vorliege.
    Die Proteste von Umweltschützern und Grünen gegen die Unterlagen der E-Wirtschaft halten an.
    Die Initiatoren des Konrad-Lorenz-Volksbegehrens haben heute einen Brief an die drei Klubobmänner gerichtet.
    Darin verlangen sie die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der Energieversorgungsunternehmungen sowie die Rolle der Eigentümer in diesen Unternehmungen.
    Dieser Forderung hat sich auch die alternative Liste Österreichs angeschlossen.
    Der designierte Burgtheaterdirektor Klaus Paimann will nicht in das Direktorium der Salzburger Festspiele eintreten.
    Dies gab Unterrichtsminister Herbert Moritz nach einem Gespräch mit Paimann bekannt.
    Paimann habe erklärt, sagte Moritz, er würde eine Einladung zum Eintritt in das Salzburger Direktorium als großen Vertrauensbeweis betrachten, wäre aber nicht in der Lage, ihr zu folgen, weil er sich in den nächsten Jahren ganz auf die Arbeit im Burgtheater konzentrieren wolle.
    Als aussichtsreichster Kandidat für den durch den Tod von Ernst Häusermann freigewordenen Direktoriumsposten gilt nun der Kölner Opernintendant Michael Hampe.
    Mittelamerika, USA.
    Die Situation in Mittelamerika ist nach wie vor äußerst gespannt.
    Die Regierung Nicaraguas hat die Streitkräfte in höchste Alarmbereitschaft versetzt.
    Man befürchtet einen Blitzangriff der amerikanischen Luftwaffe.
    Ein amerikanisches Spionageflugzeug hat neulich nicaraguanisches Gebiet überflogen.
    Es war dies die vierte Verletzung des Luftraums Nicaraguas durch die USA innerhalb von vier Tagen.
    Der sowjetische Frachter Bakurdjani hat unterdessen den nicaraguanischen Pazifikhafen Korinto verlassen.
    Das Schiff hatte zwei Kampfhubschrauber sowie einen Transporthubschrauber geliefert.
    Amerikanische Berichte, wonach an Bord des Frachters sowjetische MiG-21-Düsenjäger waren, erwiesen sich inzwischen als falsch.
    In Honduras sind etwa 100 amerikanische Fallschirmjäger eingetroffen.
    Von Seiten des Verteidigungsministeriums in Washington wird jeder Zusammenhang mit dem Nicaragua-Konflikt in Abrede gestellt.
    Ein Vertreter der amerikanischen Botschaft in Honduras sagte, die Luftlandeeinheit solle beim Straßenbau im Bereich eines amerikanischen Militärstützpunktes mithelfen.
    Der amerikanische Außenminister Schulz hat Invasionsabsichten der USA in Nicaragua aber meist dementiert.
    Verteidigungsminister Weinberger erklärte hingegen, man bereite Strategien vor, um auf die steigenden Waffenlieferungen der Sowjetunion an Nicaragua zu reagieren.
    Brasilien.
    Überschattet von den Spannungen in Mittelamerika beginnt heute in Brasilia die Jahresversammlung der OAS, der Organisation amerikanischer Staaten.
    Der amerikanische Außenminister Schulz will sich dabei ausführlich zum Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten und Nicaragua äußern.
    Offiziell stehen in erster Linie die hohen Schulden der lateinamerikanischen Länder auf der Tagesordnung.
    Polen.
    In Warschau und in Krakau haben gestern Abend wieder tausende Anhänger der verbotenen Gewerkschaft Solidarität demonstriert.
    Anlass war der 66.
    Jahrestag der Unabhängigkeit Polens.
    In Warschau löste die Bereitschaftspolizei eine Kundgebung von etwa 5000 Menschen unter Einsatz von Wasserwerfern auf.
    Vereinzelt sollen Steine gegen Polizisten geschleudert worden sein.
    In Krakau verlief die Demonstration nach Augenzeugenberichten ohne Zwischenfälle.
    Meldungen über Verletzte oder Verhaftete liegen nicht vor.
    Die Attacken der Tschechoslowakei gegen Österreich im Zusammenhang mit dem Protest Wiens gegen den jüngsten schweren Grenzzwischenfall werden fortgesetzt.
    Das Parteiorgan Rue de Pravo schreibt heute, die österreichischen Medien hätten eine Anti-CSSR-Kampagne eingeleitet, wobei bewusst Lügen verbreitet und Tatsachen ignoriert würden.
    Die Initiatoren dieser Kampagne hätten die Untersuchungsergebnisse der österreichisch-tschechoslowakischen Kommission über diesen Grenzzwischenfall gar nicht abgewertet.
    Abermals wird behauptet, die Tschechoslowakei habe die österreichischen Grenzen nie verletzt.
    Zugleich beschuldigt Rude Pravo Österreich, Grenzverletzungen begangen zu haben.
    Nationen zu demütigen, sei einst die Politik Wiens gewesen, meint das Platz.
    Jetzt sei dies aber kein Beitrag zur Förderung gutnachbarlicher Beziehungen.
    Am 30.
    Oktober ist ein tschechoslowakisches Flüchtling bei Gmünd auf österreichischem Gebiet von GSSR-Grenzsoldaten erschossen worden.
    Israel Ministerpräsident Shimon Perdes hat den ägyptischen Staatspräsidenten Hosni Mubarak zu einem Treffen eingeladen.
    Perdes sagte, mit dieser Begegnung sollten die israelisch-ägyptischen Beziehungen verbessert werden.
    Mubarak habe die Einladung grundsätzlich angenommen, Details sollten aber noch fixiert werden.
    USA.
    Die amerikanischen Bischöfe haben Kritik an der Wirtschaftspolitik von Präsident Reagan geübt.
    Im Entwurf eines Hirtenbriefes wird vor allem gegen die wirtschaftliche und soziale Ungleichheit Stellung bezogen.
    Unter anderem heißt es, der Staat sollte die Sorgepflicht gegenüber den ärmsten Bürgern stärker wahrnehmen.
    Die Regierung wird zur Schaffung von Arbeitsplätzen aufgerufen.
    Generell üben die amerikanischen Bischöfe Kritik an den Mechanismen der Marktwirtschaft.
    Nun zur Wetterlage.
    Für Mitteleuropa bleibt das osteuropäische Hochdruckgebiet, das von der nordrussischen Tiefebene bis zum Balkanreicht, wetterbestimmend.
    Die Aussichten bis morgen früh, örtlich Nebelfelder, sonst durchwegs heiter bis wolkig.
    Winter aus Südost bis Südwest, gutes Bergwetter.
    Nachmittagstemperaturen 6 bis 12 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 3 bis plus 2 Grad.
    Lokal leichter Bodenfrost.
    Die Aussichten für morgen Dienstag, Fortbestand des spätherbstlichen Schönwetters.
    Nach Auflösung der Morgennebel vielfach heiter bis wolkig.
    Im Gebirge sonnig und mild, Winde aus Südost bis Südwest, Tageshöchsttemperaturen 5 bis 11 Grad.
    Die Vorschau bis Freitag, anhaltend störungsfreies Herbstwetter.
    Nun noch die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien wolkig 6 Grad, Südostwind mit 25 Kilometern pro Stunde.
    Eisenstadt-Heiter 5 Grad, Linz-Wolkig 9, Ost 20, Salzburg-Heiter 8 Grad, Innsbruck-Heiter 10, West 15, Bregenz bedeckt 4 Grad, Wolkig 6 und Klagenfurt-Heiter bei 8 Grad.
    Es war gerade 10 Minuten nach 12, Sie hören das Mittagsschanal des aktuellen Dienstes.
    FPÖ-Vizekanzler Steger als der zuständige Minister und Minister Fischer quasi als Vertreter der Großen Koalitions- und Kanzlerpartei SPÖ legen in diesen Minuten der Öffentlichkeit in einer Pressekonferenz das seit längerem angekündigte Energiekonzept der Regierung vor.
    Morgen soll darüber der Ministerratsbeschluss gefasst werden.
    Besondere Aktualität hat der natürlich schon länger geplante Ministertermin heute durch das am vergangenen Freitag bekannt gewordene sogenannte Geheimdokument der Elektrizitätswirtschaft.
    Es handelt sich dabei um ein Papier von einer Tagung vom Sommer 1983, das jetzt von Hainburg-Gegnern zunächst dem ORF zugespielt wurde.
    Die drei Kernpunkte in diesem Dokument.
    Die E-Wirtschaft hatte nach ihrem eigenen Geschmack zu viel Erfolg mit ihrer Werbung für Strom sparen.
    Das geplante Ausbauprogramm würde einen solchen Stromüberschuss bringen, dass man jetzt intensiv für mehr Elektroheizungen werben müsste.
    Und drittens, und das ist vielleicht der umstrittenste Punkt, eine angebliche Bemerkung des oberösterreichischen Elektrizitätschefs Wenzel.
    Man müsse jede Andeutung vermeiden, dass der Strombedarf falsch prognostiziert worden sei.
    Offenbar vor allem diese Bemerkung hat Justizminister Hofner gestern in der Fernseh-Pressestunde zum Anlass genommen, vom Skandal des Jahrhunderts zu sprechen und zu meinen, das muss Anlass für den OK-Schiff sein, den Hut zu nehmen.
    So Minister Hofner wörtlich.
    von der heutigen Pressekonferenz und all den damit zusammenhängenden Hintergründen im folgenden Einbericht von Gisela Hopfmüller und Erich Aichinger.
    Ein hohes Maß an Erwartung also rund um die heutige Präsentation des Energiekonzepts der Regierung für die nächsten 10 bis 20 Jahre.
    vorgenommen Schulter an Schulter durch Handelsminister, Vizekanzler und FPÖ-Obmann Norbert Steger sowie Wissenschaftsminister und stellvertretendem SPÖ-Vorsitzenden Heinz Fischer flankiert noch von Staatssekretär Erich Schmidt, um nur ja keinen Zweifel am rot-blauen Energiegleichklang aufkommen zu lassen.
    Ein Presseclub Concordia, überfüllt wie Anfang 1970 bei Auftritten Bruno Kreiskis, bewirkt auch durch eine Abordnung von Grünen, die zunächst in einer Arztdemonstration vor dem Haustor einen Sonderdruck des Forum, herausgegeben vom Hainburg, Gegner Günther Nenning verteilten,
    Titel, die geheimen Absprachen der E-Wirtschaft und erst zu Beginn der Pressekonferenz in den warmen Saal wechselten, wo mittlerweile praktisch alles, was Energierang und Namen hat, von Eva Schäf-Weiser bis Bernd Lötsch versammelt ist.
    Der interne Bericht der E-Wirtschaft, wie Minister Fischer vorhin eben anmerkte, aus einer Sitzung vor Amtsantritt der Regierung Sinovac, hat im Übrigen die Hainburg-Gegner heute auch offiziell veranlasst, von den Klubobmännern einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu verlangen.
    Doch zurück zur Pressekonferenz hier im Club Concordia.
    Die Einleitungsstatements der Minister Steger und Fischer und des Staatssekretärs Schmidt dauerten fast bis jetzt, bis zu Beginn der Sendung also.
    Für Fragen war noch wenig Zeit.
    Vizekanzler Handelsminister Steger ließ jedoch gleich einleitend keinen Zweifel an den Absichten.
    Es ist dieses Energiekonzept das erste, das nicht federführend von der Energiewirtschaft selbst erstellt wurde.
    Sie merken daran bereits, dass grundsätzlich ein gewisses Misstrauen gegenüber manchen Angaben der Energiewirtschaft vorhanden war.
    Österreichs Energieversorgungssystem soll also umstrukturiert werden.
    Das ist jedenfalls das Ziel des nun vorliegenden Energiekonzepts, das vom Handelsministerium unter Mitwirkung von Energieexperten verschiedener anderer Ministerien, der Bundesländer, der Interessensvertretungen und der E-Wirtschaft erstellt wurde.
    Und nach diesem Energiekonzept wird Österreichs Energiepolitik in den kommenden zehn Jahren im Zeichen folgender Bemühungen stehen.
    Punkt eins, Energieeinsparungen.
    Punkt zwei, Stabilisierung des Gesamtenergieverbrauchs bis hin zur Senkung.
    Punkt 3, Berücksichtigung umweltpolitischer Erfordernisse.
    Punkt 4, verstärkte Nutzung erneuerbarer Energieträger, wobei zum Begriff erneuerbarer Energieträger die Wasserkräfte ebenso zählen wie Biomasse oder Sonnenenergie.
    Punkt 5 der energiepolitischen Anliegen, teure Energieträger durch billige ersetzen.
    Das heißt vor allem, den Anteil des Erdöls an Österreichs Energieversorgung weiter zurückdrängen.
    Im Moment liegt der Anteil des Erdöls am energetischen Endverbrauch bei etwa 46 Prozent gegenüber circa 54 Prozent vor zehn Jahren.
    Und Punkt 6, die bisherigen Bemühungen um breite Streuung der Energieimporte verstärkt fortsetzen.
    Handelsminister Norbert Steger skizzierte bei seiner Erläuterung des Energiekonzepts auch die Frage Atomkraft.
    Zu Zwecken der Energiesicherung sei Zwentendorf jedenfalls nicht notwendig.
    Steger zitierte dann aus dem Energiekonzept.
    Dies bedeutet, dass der Bau weiterer Kernkraftwerke in Österreich unter den gegebenen Umständen nichts zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit der Energieversorgung beitragen würde.
    dass aber die Inbetriebnahme von Zwentendorf unter den vorstehend dargelegten Annahmen kostenmäßig vorteilhaft wäre.
    Einschub von mir, kostenmäßig vorteilhaft vor allem gegenüber Kohlekraftwerken, keineswegs gegenüber Laufkraftwerken bei Flusskraftwerken.
    Wörtlich heißt es dann, ich zitiere, um in Hinblick auf das Kernkraftwerk Zwentendorf die Sinnhaftigkeit der Diskussion nicht zu beeinträchtigen, wird die Bundesregierung der Elektrizitätswirtschaft anheimstellen, ihre ursprünglich bis zum Ende des Jahres 1984 vorgesehene endgültige Entscheidung über die weitere Vorgangsweise betreffend diese Kernkraftwerksanlage bis 31.03.1985 aufzuschieben.
    Sollte die parlamentarische Erörterung jedoch bis zum 31.03.1985 keine formelle Beschlussfassung im Parlament erbracht haben, wird die Bundesregierung gegen die bestmögliche Verwertung der Kernkraftwerksanlage durch den Eigentümer, die GKT Tullnerfeld, keinen Einwand erheben."
    Ende des Zitats.
    Sehr deutlich dokumentierte Energieminister Stegers sein Misstrauen gegenüber der Elektrizitätswirtschaft.
    Es sei auffallend, dass im Zeitraum 1980 bis 1983 der Gesamtenergieverbrauch zwar um 2,7% jährlich zurückgegangen sei, der Stromverbrauch aber um 3% pro Jahr angestiegen sei.
    Neuerliches Zitat Stegers aus dem Energiekonzept?
    Oftmals erscheint die Öffentlichkeit über die Erfordernisse einer gesicherten Stromversorgung nicht zureichend informiert.
    Andererseits vermitteln Plakataktionen und andere Maßnahmen der Elektrizitätswirtschaft den Eindruck einer aufwändigen, vom Stromkonsumenten bezahlten Prestigewerbung.
    Die Bundesregierung appelliert daher an die Elektrizitätswirtschaft, ihre Öffentlichkeitsarbeit neu zu überdenken und auf eine sachlich notwendige und überzeugende Argumentation zu beschränken.
    Mit zahlreichen Maßnahmen, so kündigte Steger an, werde in Zukunft der E-Wirtschaft stark auf die Finger gesehen werden.
    Steger dann zum Abschluss seines einleitenden Referats.
    Zusammenfassend bedeutet für mich,
    Dieses Energiekonzept ein Umdenken in der Energiepolitik.
    Einen Wendepunkt, der gerade durch das jüngste Papier der Elektrizitätswirtschaft noch deutlicher als notwendig herausgestellt werden kann.
    Die Energiewirtschaft hat in einer dienenden Funktion zu sein.
    Sie hat Bedarf zu decken und keineswegs den Energiebedarf zu wecken.
    Die Umweltverträglichkeit ist neben der Sparsamkeit bei der Energiepolitik ein gleichrangiges Ziel.
    Fußnote dazu, Handelsminister und Vizekanzler Norbert Steger hat soeben auf eine bestimmte Frage wörtlich von abstrusen Plänen der Energiewirtschaft gesprochen.
    Weiter über den Verlauf des Pressegespräches, da sprach nämlich Wissenschaftsminister Heinz Fischer in einer Art Resümee und Appell.
    Meine Damen und Herren,
    Dies bedeutet, dass die Bundesregierung auf der Basis des Energiekonzeptes zu allen Energieträgern, die für Österreich in Frage kommen, eine gemeinsame Sprache, eine gemeinsame Aussage gegenüber dem Parlament gefunden hat.
    und dass wir nun auf eine sachliche Diskussion dieses Aspektes der Energiepolitik wie auch aller anderen Aspekte der Energiepolitik rechnen und damit, glaube ich, eine gute Entscheidungsgrundlage geliefert haben.
    Und jetzt ein erstes Beispiel für das eben in Schwung gekommene Frage-Antwort-Spiel.
    Das Bekenntnis der Bundesregierung zur Wasserkraft hat nämlich in der Diskussion insofern eine Präzisierung erfahren.
    Ein Ja zu Heimburg und zum Speicherkraftwerk Dorfertal, allerdings unter Berücksichtigung des Nationalparks Hohe Tauern.
    bei kalorischen Kraftwerken, eine Absage an Donaustadt und Bergen bei Melk und ein Umbau von St.
    André 3 in Kärnten.
    Und damit beenden wir den Bericht und geben zurück an das Studio.
    Berichterstatter waren Erich Eichinger und Gisela Hopfmüller.
    Und wir bleiben natürlich beim Thema, konkret beim Thema Geheimbericht.
    Dazu findet sich heute sehr viel in den österreichischen Tageszeitungen, auch in den Kommentarspalten.
    Ernest Hauer hat daraus Auszüge zusammengestellt.
    Die radikalste Schlussfolgerung aus dem Bekanntwerden des angeblichen Geheimpapiers der Elektrizitätswirtschaft zieht jenes Blatt, das sich in der Auseinandersetzung um das geplante Donaukraftwerk Hainburg massiv gegen die Stromproduzenten gestellt hat.
    Die Neue Kronanzeitung verlangt in der Schlagzeile auf Seite 1, Im Titel des Leitartikels desselben Blattes heißt es,
    Nach Meinung der Oberösterreichischen Nachrichten sind es nicht nur Grüne oder Grün-Anfällige, die auf das Papier der E-Wirtschaft sauer reagieren.
    Heinz Ambrosic meint, Nicht nur die Naturschützer kritisieren die Energieerzeuger.
    Sogar der Management-Club, dem man sicher keine grüne oder alternative Parteinähe nachsagen kann, distanziert sich von den Strombossen.
    Wenn Leuten, die wissen, was hinter der Steckdose vorgeht, die Vorgangsweise der E-Wirtschaft suspekt ist, wie misstrauisch muss erst der nicht mitten in der Wirtschaft stehende Normalbürger werden?
    Soweit die oberösterreichischen Nachrichten.
    In den Salzburger Nachrichten versucht Katharina Gravagna-Pfeiffer herauszufiltern, wie es gemacht wird.
    Die Strategie ist denkbar einfach.
    Man jongliert mit Zahlen, erstellt Bedarfsprognosen, die überhöht sind und operiert mit der Angst der Bevölkerung vor der Energieabhängigkeit durch das Ausland.
    Dies jedoch nur in der Öffentlichkeit.
    Intern und geheim weiß man um die tatsächliche Situation Bescheid.
    Es gibt zu viel Strom und man überlegt sich, diesen an die Frau bzw.
    an den Mann zu bringen.
    Das ist ein unfaires Doppelspiel.
    Kritisch auch gegenüber den Kritikern der Stromproduzenten zeigen sich die Kommentatoren in der sozialistischen Arbeiterzeitung und in der Tageszeitung die Presse.
    Beide stellen die Frage, ob Werbung für die ihrer Ansicht nach umweltfreundlichere Elektroheizung so verwerflich wäre.
    Dennoch kommt Manfred Scheuch in der AZ zu dem Schluss.
    Jenen, die mit dem Eifer von Glaubensfanatikern gegen jeden Ausbau auf dem Energiesektor sind, hat das fragwürdige Verhalten der Elektrizitätsmanager Wasser auf die Mühlen geleitet.
    In der Presse sieht Thomas Coher geradezu ein Dilemma.
    Die Argumente der E-Wirtschaft sind, siehe den plötzlich aufgetauchten Bericht, nur mit Vorsicht zu genießen.
    Dass die Argumentation der anderen kaum glaubhafter wirkt, rundet das Dilemma ab.
    Für nicht ganz so schwer lösbar hält das Redaktionsoriginal des Kurier die Vorgänge in den Gremien der Energieproduzenten.
    Weinsteins Kurzkommentar?
    Daran hat die E-Wirtschaft wohl nicht gedacht, dass uns plötzlich ein Licht über ihre finsteren Besprechungen aufgeht.
    So weit eine Zusammenstellung von Zitaten aus der heutigen Inlandspresse.
    Die erste offizielle Reaktion auf das Bekanntwerden dieses Geheimpapiers war die des unmittelbar angesprochenen Generaldirektors der Oberösterreichischen Kraftwerks AG, Erwin Wenzel.
    Er erklärte, die Schlussfolgerungen, die aus diesem Geheimpapier gezogen werden, wurden
    würden durch die Tatsache widerlegt, dass es im letzten Halbjahr mehr Stromverbrauch gegeben habe, als ursprünglich angenommen.
    Es könne also keinesfalls behauptet werden, dass es einen Überschuss an Strom gebe.
    Gerade für den Winter müssten Wärmekraftwerke ausgebaut werden, weil die entsprechenden Stromreserven fehlten.
    Und er, Wenzel, könne sich nicht daran erinnern, dass er jemals die Bemerkung getroffen habe, jede Andeutung sollte vermieden werden, wonach einmal von der E-Wirtschaft falsch prognostiziert worden sei.
    So wird also eine Reaktion des OK Generaldirektors Erwin Wenzel.
    Wir hoffen in diesem Mittagsschonal noch eine Stellungnahme des Generaldirektors der Verbundgesellschaft Fremuth zu diesem Sachverhalt zu bekommen.
    Es ist jetzt sechs Minuten vor halb eins und wir beginnen mit der Berichterstattung aus dem Ausland.
    In Washington wird in dieser Woche die Woche der Kriegsveteranen gefeiert.
    Dabei wird diesmal besonders der Vietnam-Veteranen gedacht.
    Denn es wurde jetzt ein zusätzliches Vietnam-Denkmal eingeweiht.
    Zusätzlich deshalb, weil es in Washington in einem großen Park schon eine riesige Gedenktafel gibt, in Wahrheit sind es zwei Granittafeln, die im Winkel zueinander aufgestellt sind.
    Und auf dieser Tafel, auf diesen beiden Tafeln, sind insgesamt mehr als 58.000 Namen von in Vietnam Gefallenen verewigt.
    Was jetzt dazukommt, in unmittelbarer Nähe dieser Granittafel, ist ein eher herkömmliches Kriegerdenkmal.
    Es handelt sich um drei Soldaten, einen Weißen, einen Neger.
    und einen Amerikaner lateinamerikanischer Herkunft.
    Und dieses Denkmal ist jetzt von Präsident Reagan eingeweiht worden.
    150.000 Veteranen sind zu dieser Feierstunde erschienen.
    Hören Sie Näheres von Antonia Rados.
    Sie alle waren aus vielen Teilen der USA angereist.
    Sie umarmten sich und ernten die misstrauischen Blicke jener, die nicht zu ihnen gehörten.
    Sie waren anders, als man sich Helden des Krieges vorstellt.
    Sie nachten nicht
    Sie scherzten kaum, sie beäugten misstrauisch die zahlreichen Journalisten.
    Doch eigentlich waren sie der Mittelpunkt der Veranstaltung.
    Ihr Denkmal wurde enthüllt und die Ansammlung der Ehrengäste deutete die Wichtigkeit des Ereignisses an.
    Verteidigungsminister Weinböger war gekommen, Innenminister Clark war anwesend und die hohen Militärs saßen auf der Tribüne.
    Zuallerletzt traf auch der Präsident ein.
    In seiner Ansprache war von Patriotismus und Stärke die Rede.
    Er sprach auch Worte der Entschuldigung an die Veteranen, die so lange auf dieses Denkmal hatten warten müssen.
    Durch die Anwesenheit von Ronald Reagan bekam die Feier ihren offiziellen Charakter.
    Der Präsident war gekommen und er unterstrich damit symbolisch seine Haltung zu dem unglücklichen Krieg.
    Im Vietnamkrieg hatten nicht die Soldaten verloren, der Krieg
    war von den Politikern verspielt worden.
    Das hat er in der Vergangenheit schon oft gesagt.
    Und noch etwas hatte er gesagt.
    Amerika wird nie wieder seine Boys in einen Krieg schicken, den die Politiker nicht bereit sind zu gewinnen.
    Das Kommen des Präsidenten wurde trotzdem nicht von allen begrüßt.
    Denn weil er kam, mussten viele außerhalb der Absperrungen bleiben.
    Die Sicherheitsverkehrungen für Ronald Reagan führten auch bei einigen zu Unmut.
    Die Veteranen, die nicht hereinkamen, glaubten sich wieder einmal in die Ecke gedrängt.
    Denn in ihren Augen war es ihr Denkmal und nicht das der Politiker.
    Ihre Klagen schienen auf die alte Kluft hinzuweisen, die seit dem Ende des Krieges in Südostasien zwischen denen, die dort waren, und denen daheim herrscht.
    Hinter vielen der ehemaligen Soldaten liegen Jahre der Demütigung und persönliche Tragödien.
    In den Augen Amerikas hatten sie dem Land zum ersten Mal einen Krieg verloren und Amerika kümmerte sich wenig um die Grausamkeiten, die sie in Vietnam erlebt hatten.
    Auch der Staat gab sich nie großzügig.
    Vor allem für ihre psychischen Leiden fanden die Veteranen wenig Hilfe.
    So war es auch in den vergangenen Jahren.
    Auch die Regenadministration und der Kongress verschoben und beschnitten immer wieder.
    finanzielle Hilfe für die Heimgekehrten.
    Aber Ronald Reagan ist auch der erste Präsident, der die Geschichte Vietnams in einem anderen Licht sieht.
    Nicht als ewige Niederlage, sondern als Grundstein für ein neues, gestärktes Amerika.
    Das deutete er auch in seiner Rede bei der Feier an.
    Und jetzt kommt ihm die Ehre zu, das offizielle Vietnamdenkmal einzuweihen.
    und Worte des Patriotismus an die Besucher zu richten.
    Viele Vietnam-Veteranen aber haben nicht vergessen, dass nicht die Regierung das Monument aufgestellt hat.
    Die ehemaligen Soldaten haben dafür gesammelt.
    Viele haben auch nicht vergessen, dass gleich gegenüber der Gruppe der drei Männer eine Mauer steht, die keinen Heroismus symbolisiert.
    Es ist eine einfache schwarze Granitwand.
    Über 58.000 Namen sind darauf eingraviert.
    Es sind die Namen jener Amerikaner, die in Vietnam gefallen sind.
    Die Mauer wurde schon vor zwei Jahren eingeweiht, ohne den Präsidenten.
    Ronald Reagan will also versuchen, in seiner zweiten Amtszeit den nach wie vor bestehenden Bruch innerhalb der amerikanischen Gesellschaft bei der Bewältigung des Vietnam-Engagements zu überbrücken.
    Das war ein Bericht von Antonia Rados.
    Es ist jetzt eine Minute vor halb eins, ein Blick auf das Programm, das wir Ihnen in der halben Stunde dieses Mittagsschonals, die noch bleibt, bringen wollen.
    Zunächst einmal warten wir nach wie vor auf eine Stellungnahme von Verbundgeneraldirektor Fremuth zu den aktuellen Fragen der Energiepolitik, konkret auch zu dem Geheimdokument der E-Wirtschaft.
    Außerdem informieren wir aus dem Ausland wiederum von einer Pressekonferenz des deutschen Bundeskanzlers Kohl und von Rassismus in Frankreich, der offenbar verschärft wird durch die schwierige Wirtschaftssituation.
    Mehrere Gastarbeiter wurden in den vergangenen Tagen in Frankreich getötet.
    Im Kulturteil schließlich ein Buch, über die sie Gillespie, das wir Ihnen näher vorstellen wollen.
    Zunächst aber auch ein Programmhinweis auf unser heutiges Abendjournal, konkret auf unser... Journal Panorama.
    der Verbraucher im Jahr 2000.
    So hieß das Thema eines der vielen Referate bei einer Tagung des Linzer Marketing Clubs, die sich mit der Zukunft der Märkte und der Konsumentengewohnheiten an der Schwelle zum dritten Jahrtausend beschäftigte.
    Was die Meinungsforscherin Renate Köcher vom renommierten Institut für Demoskopie in Allensbach dann in ihrem Vortrag bot, war allerdings mehr, als der Titel erwarten ließ.
    Ausgehend von der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation des Menschen, seiner Einstellung zum technischen Fortschritt, von den Gefahren des immer größeren Generationenkonflikts und der zunehmenden Ich-Bezogenheit skizzierte die Wissenschaftlerin das Gesamtbild des Menschen in 15 Jahren.
    Kritisch und mit viel Skepsis begegnet sie beispielsweise der weit verbreiteten Meinung, dass das Zeitalter des Wertewandels bereits angebrochen ist und belegt dies mit verschiedenen Umfrageergebnissen.
    Wenn wir in der Bevölkerung die Erziehungsziele abfragen, das was man Kindern mit auf den Weg geben soll, dann steht an letzter Stelle heute
    Selbstlosigkeit, Zurückstecken zu Gunsten anderer.
    Karl Friedrich von Weizsäckers Vision einer freiwilligen, asketischen Weltkultur findet in der Realität keine Entsprechung.
    Eines lässt sich laut Renate Köcher jedoch eindeutig feststellen.
    Die gesellschaftlichen, moralischen und politischen Normen haben sich bereits unglaublich verändert.
    Der Erdrutsch ist jedoch schon vorbei.
    Und deshalb, so die Meinungsforscherin, ist uns der Mensch im Jahr 2000 kein Fremder mehr.
    Heute abends im Journal Panorama um 18.30 Uhr auf Österreich 1.
    Soweit also dieser Programmhinweis auf eine Sendung des Aktuellen Dienstes heute Abend, 18.30 Uhr, Journal Panorama.
    Die angespannte Wirtschaftssituation in Frankreich, vor allem die Arbeitslosigkeit, führt offenbar auch zu einer Verschärfung der Spannungen zwischen französischen Arbeitnehmern und Gastarbeitern.
    Gestern Abend hat ein Franzose in Westfrankreich zwei türkische Besucher einer Teestube getötet.
    Fünf weitere Türken wurden durch Schüsse schwer verletzt, vier von ihnen schwer.
    Der 35-jährige Täter gab sieben Schüsse durch die Fensterscheibe der T-Stube ab, in der sich sonntags gewöhnlich Türken treffen.
    Der Mörder erklärte gegenüber der Polizei, er möge keine Ausländer.
    Erst am Samstag war ein 20-jähriger türkischer Arbeiter auf dramatische Weise ums Leben gekommen.
    40 in der Linksgewerkschaft CGT organisierte Angestellte eines Bauunternehmens hatten sich in der Ortschaft Ebon, das ist westlich von Paris, bei einem Familienbetrieb beschäftigt.
    Sie haben sich dorthin begeben, um die Einhaltung eines mit der Gewerkschaft unterzeichneten Abkommens über Lohnnachzahlungen zu fordern und auf dem Betriebsgelände wurden die Arbeiter mit Schüssen empfangen.
    Die Polizei nahm dann sechs Mitglieder der Familie fest, der dieses Familienunternehmen gehört.
    Hören Sie mehr über diese Vorfälle und über den Hintergrund von Thomas Fuhrmann.
    Drei türkische Gastarbeiter sind an diesem Wochenende in Frankreich erschossen worden.
    Acht weitere wurden durch Projektile zum Teil schwer verletzt.
    Diese erschreckende Bilanz geht auf zwei verschiedene Ereignisse zurück.
    Eines am Samstagabend, das andere in der Nacht auf heute.
    Im ersten Fall wurde ein 20-jähriger Türke von einem Aufseher im Rahmen eines Arbeitskonfliktes kaltblütig mit einer Schrottflinte getötet.
    Im anderen erschoss ein jugendlicher Arbeitsloser zwei türkische Gastarbeiter in einem türkischen Teehaus.
    In beiden Fällen besteht ein Zusammenhang zwischen Gewaltausbruch und Wirtschaftskrise.
    Besonders der erstgenannte Fall hat zu einer wilden politischen Polemik geführt.
    Der ermordete 20-jährige Osgun Kemal war mit 25 Landsleuten in einem privaten Mittelbetrieb in Epon, 60 Kilometer westlich von Paris, beschäftigt.
    Das holzverarbeitende Unternehmen der Familie Pierrot steht seit Monaten am Rande des Ruins.
    Die 70 Beschäftigten haben seit fünf Monaten praktisch keine Löhne mehr ausbezahlt bekommen.
    Die Firmenleitung versuchte die Arbeiter immer wieder zu vertrösten.
    Während sich die Franzosen und die anderen Gastarbeiter mit kleinen symbolischen Schecks als Anzahlung begnügten, ließen sich die 26 Türken in der Hauptsache Kommunisten dadurch nicht abspeisen.
    Als die Firmenleitung, die mit der KP-nahen Gewerkschaft CGT am 14.
    Oktober vereinbarte Lösung nach Ausbezahlung der Lohnrückstände per 31.
    Oktober nicht einhielt, beschlossen, die Zürchen in den Hungerstreik zu treten.
    Gleichzeitig versuchten die Eigentümer, eine Mehrheit der Arbeiter zum freiwilligen Ausscheiden aus dem Betrieb zu überreden, gegen das Versprechen, sie in einer anderen Gesellschaft wieder anzustellen.
    Am Samstag kommt es zum Drama.
    40 Beschäftigte, darunter alle Türken, bringen gegen 18 Uhr durch ein Loch im Zaun in das Betriebsgelände ein.
    Kurz darauf fallen die ersten Schüsse.
    Nach dem bisherigen Stand der polizeilichen Erhebungen haben von der Firmenleitung mit Gewehren ausgestattete Wächter das Feuer eröffnet.
    Als kurz darauf der Eigentümer mit seinen beiden Söhnen auf dem Gelände eintrifft, wird noch immer geschossen.
    Zum Reden ist es bereits zu spät.
    Die von Panik ergriffenen Arbeiter flüchten und erst lange nach der Evakuierung der Verletzten, darunter des im Sterben liegenden Osgun Kemal, kommt endlich auch die Polizei.
    Zu diesem Zeitpunkt sind jedoch die Waffen bereits verschwunden.
    Angeblich wurden sie von einem der Söhne des Firmenschefs in Sicherheit gebracht.
    Das Blutbad von Epon hat zu scharfen Reaktionen der Linksparteien und der Gewerkschaft CGT geführt.
    Die CGT hat für morgen zu einer landesweiten viertelstündigen Arbeitsniederlegung
    aus Protest gegen das Vorgehen der Unternehmer sowie zu Demonstrationen in den Großstädten aufgerufen.
    Die kommunistische Partei spricht von barbarischen Methoden und macht den Unternehmerverband und die Politiker der Rechtsparteien für das Drama verantwortlich.
    Der sozialistische Parteichef Lionel Jospin spricht von einer Falle, in die die Arbeiter gelockt worden seien und von der Versuchung seitens der Unternehmer, die Gewalt zur Austragung von Arbeitskonflikten einzusetzen.
    Die Ereignisse, deren genauer Hergang erst rekonstruiert werden muss,
    verdeutlichen eine spürbare Eskalation in den Beziehungen zwischen Unternehmen und Gewerkschaften in Frankreich.
    Beziehungen, die schon in der Vergangenheit, auch vor der Wirtschaftskrise und vor dem Ansteigen der Arbeitslosigkeit, selten von Partnerschaft geprägt waren.
    Dazu kommt jetzt das Element des Rassismus, die Ausländerfeindlichkeit, die nicht nur von der extremen Rechten geschürt wird.
    Thomas Fuhrmann aus Paris.
    In Bonn gab heute Bundeskanzler Helmut Kohl eine Pressekonferenz.
    Offizieller Anlass war die Bestätigung der Nachfolge für den Staatsminister Philipp Jenninger.
    Jenninger wurde ja nach dem Rücktritt von Rainer Barzl neuer Bundestagspräsident.
    In das bisherige Amt Jenningers rückt jetzt nach ein zum Bundesminister erhobener Politiker, Christdemokrat, bisheriger parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-CSU, Wolfgang Schäuble.
    Diese Umbildung im Kabinett nahm Kanzler Kohl auch zum Anlass, das Kanzleramt überhaupt neu zu organisieren.
    Erwartet wurden selbstverständlich von dieser Pressekonferenz auch Stellungnahmen des Kanzlers zu der schwelenden Diskussion um die Parteispenden, Stichworte Flick, aber auch Horten-Millionen für die FDP.
    Helmut Brandstetter von unserem Bonobüro war bei dieser Pressekonferenz dabei.
    Bundeskanzler Helmut Kohl trat heute so frisch und munter wie schon lange nicht vor die eilig einberufenen Journalisten.
    Aber mit der Ernennung des 42-jährigen Wolfgang Schäuble, bisher Geschäftsführer der CDU-CSU-Fraktion zum Bundesminister und Chef des Bundeskanzleramts, fühlt sich Kohl gegenüber Kritikern, vor allem auch innerhalb der Koalition, gestärkt.
    Denn Schäuble wird als Bundesminister nicht nur formell höher eingestuft, er wird als Chef des Kanzleramts auch für die gesamte Koordination innerhalb des Amts zuständig sein.
    Schäuble scheint für Kohl die ideale Wahl zu sein, denn der Schwabe gehört seit vielen Jahren zum engsten Mitarbeiterkreis des CDU-Vorsitzenden, er ist ausgewiesener Jurist und in der Fraktion anerkannt.
    So traut Kohl ihm zu, die viel kritisierte Organisation im Bundeskanzleramt zu straffen.
    Vor allem während des Sommers war das Kanzleramt unter seinem bisherigen Chef, Staatssekretär Schreckenberger, ins Kreuzfeuer der Kritik der Koalitionsparteien gekommen.
    Doch damals hatte sich Kohl noch voll vor seinen Jugendfreund gestellt.
    Und es bedurfte der Wahl des bisherigen Staatsministers Philipp Jenninger zum Bundestagspräsidenten, dass der Kanzler sich zur Umorganisation seines Amtes entschließen konnte.
    Eines der wichtigsten Gebiete, das Schäuble von Jenninger übernimmt, ist die Deutschlandpolitik.
    Er wird, wie sein Vorgänger, für die Verhandlungen mit dem anderen deutschen Staat zuständig sein.
    Viel Zeit zum Einarbeiten bleibt da nicht.
    Angesichts der Flüchtlinge in inzwischen vier bundesrepublikanischen Botschaften in östlichen Hauptstädten muss Schäuble sofort den Kontakt mit Ostberlin aufnehmen.
    Kohl kam dann auch auf die Flick-Spenden-Affäre zu sprechen.
    Der Bundestag wird ja am kommenden Freitag in einer eigenen Debatte die politischen Konsequenzen diskutieren.
    Die Erwartungen des Kanzlers für die Auseinandersetzungen im Bundestag
    Ich denke, es wäre für die demokratischen Parteien nützlich, in einer ruhigen und im Gegenstand auch der Bedeutung der öffentlichen Diskussion in der Bundesrepublik angemessenen Weise über dieses Thema miteinander zu sprechen, über das, wozu man gemeinsam steht, aus der Vergangenheit, aber auch ganz offen darüber zu reden, wo man vielleicht jeder für sich, aber es ist dann doch eine gewisse Gemeinsamkeit, Fehler begangen hat.
    Die Abgeordneten werden am Freitag möglicherweise noch mehr Fakten für ihre Beiträge zur Verfügung haben.
    Denn am kommenden Mittwoch muss der vierte Parteivorsitzende vor den Flick-Untersuchungsausschuss.
    Und Franz Josef Strauß hat aus seinen guten Beziehungen zum Hause Flick nie ein Hehl gemacht.
    Mit diesem Bericht aus Bonn ist zehn Minuten nach halb eins die außenpolitische Berichterstattung in diesem Mittagsjournal abgeschlossen.
    Wir kommen noch einmal zurück ins Inland, zurück zum Thema Energiepolitik.
    Denn zum heute vorgestellten Energiekonzept der Regierung und zum viel diskutierten Geheimpapier der E-Wirtschaft befragte Hans Adler, Verbundgeneraldirektor Fremuth, um seine Reaktionen.
    Herr Generaldirektor Fremuth, der letzte Angriff auf die Elektrizitätswirtschaft betrifft eine Schrift, die ich hier auch vor mir liegen habe, die im Untertitel heißt, die Rolle der Elektrizitätswirtschaft im zukünftigen Wärmemarkt.
    Und da heißt es, es ist der Elektrizitätswirtschaft viel zu sehr gelungen, in gezielter Werbung Spareffekte zu erreichen.
    Es muss nun unsere dringlichste Aufgabe sein, das Vertrauen unserer Kunden bezüglich Versorgungssicherheit, langfristiger Energiebereitstellung und kostengerechte Strompreise wieder zu gewinnen.
    Das hat man interpretiert als eine Art Vorwärtsstrategie, die nicht im Sinne des Umweltschutzes und auch nicht im Sinne des Umgangs, des sparsamen Umgangs mit Energie sei.
    Was ist dazu zu sagen?
    Zunächst möchte ich feststellen, dass dieses Papier der GTE über ein Jahr alt ist.
    Es war ein Seminar, das von diesem privaten Verein abgehalten wurde im Mai 1983.
    Also von einem Geheimpapier oder irgendeinem Grund, es geheim zu halten, vertraulich, ist überhaupt keine Rede, steht auch auf dem Papier nix drauf, dass es etwa vertraulich zu behandeln wäre.
    Ein zweites, es haben dort keine Führungskräfte der Elektrizitätswirtschaft, sondern Mitarbeiter frei diskutiert und gemeint,
    Man sollte doch eine Vorwärtsstrategie betreiben.
    Ich glaube, der schlagendste Beweis für unsere Glaubwürdigkeit liegt darin, dass wir, ich spreche sowohl für den Verbundkonzern als auch für die Landesgesellschaften, eine Vorwärtsstrategie nicht betrieben haben.
    Wir haben also keineswegs Riesenverkaufsaktionen für Direktheizung, obwohl das sicher auch kein Verbrechen wäre, gemacht.
    sondern wir haben eines zu erkennen gegeben, dass wir mit Rücksicht auf erhöhtes Stromaufkommen während der Nachtstunden, das ergibt sich aus dem verstärkten Ausbau der Donau, wieder in der Lage sind, Nachtspeicherheizungen einzurichten, während wir ja doch einige Jahre extrem auf der Bremse stehen mussten bei Nachtspeicheröfen.
    Und dann noch ein letztes Zitat, ein Herr Maurer von der Kelag ist hier zitiert.
    Ich würde meinen, wir haben uns gefunden und das hat diese Veranstaltung auch deutlich gezeigt.
    Die Erfordernisse aufgrund des Energieüberangebotes liegen auf der Hand.
    Ich reiß das ein bisschen aus dem Zusammenhang, es wäre zu lang hier weiterzulesen.
    Ich frage Sie, ob im Rundfunk von Seiten einzelner Referatsleiter Geschäftspolitik gemacht wird.
    Der Mann hat mit der Geschäftsleitung nichts zu tun.
    Ich habe das Papier, soweit ich hier sitze, das erste Mal am Samstag in die Hand bekommen.
    Man sieht, welche Bedeutung diesem Papier beigemessen wurde.
    Und last but not least, die Bundesregierung hat heute ihr Energiekonzept veröffentlicht.
    Sie ist gerade dabei.
    Und es geht unter anderem um eine, wie man sagt, an die Kantarenehmung der Elektrizitätswirtschaft.
    Wie würden Sie das interpretieren?
    Was schließen Sie daraus für Ihre Tätigkeit?
    Ich muss feststellen, dass wir nahezu zur Gänze uns im öffentlichen Eigentum befinden und wir unterliegen daher den Gesetzen, die von Regierung initiiert und vom Parlament verabschiedet werden.
    Wenn man also stärker in das betriebswirtschaftliche Geschehen eingreifen will,
    und das entsprechend gesetzlich tut, dann hat man das zur Kenntnis zu nehmen.
    Wir sind keine private Aktiengesellschaft, wir sind nicht im Privateigentum von uns selbst, sondern wir haben das zu tun, was die organisierte Gesellschaft von uns verlangt.
    Dann heißt es hier, eine Absage wird mittelfristig kalorischen Großkraftwerken erteilt.
    Und hier wird gesprochen von Donaustadt in Wien und Bergen, aber nicht von Dürrenrohr.
    Und jetzt fragt sich natürlich, in welche Richtung soll die Elektrizitätswirtschaft also in Zukunft arbeiten.
    Und ohne Thürnruhe ist die Versorgungssicherheit bei den angenommenen Prognosewerten nicht gegeben.
    Ganz abgesehen davon, dass sich Thürnruhe ja knapp vor der Inbetriebnahme befindet.
    Ich darf Ihnen sagen, dass wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit Ausnahme von St.
    André 1 und Kornalburg 1 mit aller verfügbaren kalorischen Energie fahren.
    Wir haben einen Wert im hydraulischen Aufkommen von 38 Prozent des Regeljahres.
    Das heißt, die Donau hat Niedrigwasser?
    Richtig.
    Deswegen ist ja auch ein großes Schiff auf Sand gelaufen.
    Da muss man sich fragen, wie glaubt man, dass man diese Differenz aufbringen kann, als durch den vorhandenen kalorischen Kraftwerkspark.
    Die Vertreter der Elektrizitätswirtschaft sollen reduziert werden, und zwar im Elektrizitätsförderungsbeirat.
    Ist Ihnen das recht, wenn man so fragen will?
    Ich kann auch hier nur sagen, es ist der Wille des Gesetzgebers, der zu geschehen hat.
    Er muss wissen, welche Leute er dorthin entsendet.
    Tatsache ist nur, dass meiner Erinnerung nach dort die Willensbildung nur mit Dreiviertelmehrheit möglich ist und dass zu einem beträchtlichen Teil dieser Ausschuss zusammengesetzt ist aus Vertretern der Sozialpartner und von Ministerien, sodass ich glaube, dass hier auch absolut neutrale Fachleute
    am Werke sind, ganz abgesehen davon, dass die Elektrizitätswirtschaft sich auch wechselseitig kontrolliert, was der Elektrizitätsförderung sicher sehr zustatten gekommen ist, denn es achtet sehr wohl ein Unternehmen gegenüber dem anderen, dass es nicht im Übermaß baut und das eigene Unternehmen bleibt dabei zurück und müsste dann Strom zukaufen.
    Vielleicht abschließend nur die Frage, dass die Elektrizitätswirtschaft so sehr ins Schussfeld der öffentlichen Meinung gekommen ist in Zwentendorf,
    in Thürenrohr, in Hainburg.
    Was für ein Symptom ist das für Sie?
    Haben Sie etwas falsch gemacht?
    Im Umgang mit der Öffentlichkeit, im Umgang mit der Politik?
    Wissen Sie, ich bin erst einige wenige Jahre in meiner Position.
    Es ist daher sehr schwer, ein Werturteil zu fällen.
    Aber so viel möchte ich sagen, dass man sicherlich in der Vergangenheit zu wenig Informations- und Aufklärungsarbeit geleistet hat.
    bezüglich der Entscheidungsgrundlagen und der Leistungen dieses Wirtschaftszweiges.
    Das ist eines.
    Ich sehe darin allerdings auch ein bedenkliches gesellschaftspolitisches Symptom.
    Aber das sage ich als Staatsbürger und nicht als Verbundchef.
    Eines fällt mir noch auf, Teilnehmer an der Pressekonferenz und als Zuhörer war die gesamte Riege der Umweltschützer heute in der Concordia.
    Müssen Sie nun fürchten, dass Hainburg praktisch für Sie gestorben ist oder zumindest mittelfristig für Sie gestorben ist?
    Ich fürchte das nicht.
    Es ist Gegenstand der Regierungserklärung gewesen, Heimburg zu bauen.
    Unsere Strombedarfsprognosen und die koordinierten Ausbauprogramme sind jährlich revidiert der Regierung vorgelegt worden und auch akzeptiert worden.
    Und wir haben keinen Stromüberschuss, sondern wir haben gerade im heurigen Jahr, aber auch schon im vorigen,
    weniger Strom exportiert und sehr stark Strom mehr importiert.
    Die diesbezüglichen Zahlen in Prozentsätzen ganz überschlägig aufs Ende des Jahres hochgerechnet bringen ein Importplus von etwa 50 Prozent und ein Zurückbleiben der Exporte um etwa 20 Prozent.
    Ich glaube, daraus kann man deutlich sehen, dass wir von einem Stromüberschuss nicht reden können.
    Dankeschön für das Gespräch.
    Danke Ihnen sehr.
    Soweit Verbundgeneraldirektor Walter Fremuth, mit ihm sprach Hans Adler.
    Und wir kommen zwölf Minuten vor eins zum Kulturteil des Mittagschanals.
    Was Louis Armstrong für den Traditional Jazz ist, das ist Dizzy Gillespie für den modernen Jazz.
    Der farbige Trompeter hat in den 40er Jahren, gemeinsam mit dem Saxophonisten Charlie Parker, ganz wesentlich zur Entwicklung des Bebop beigetragen.
    Er suchte und fand nicht nur neue rhythmische Wege, sondern auch harmonische Verbindungen, die bis dahin im Jazz nicht üblich waren.
    Nun sind die 1979 unter dem Titel »To Be or Not to Bob« in englischer Sprache erschienen Memoiren von Dizzy Gillespie auch in deutscher Sprache herausgekommen.
    Das Interessante daran ist, dass kein Großverlag den 450 Seiten starken und mit zahlreichen Fotos versehenen Band herausbringt, sondern ein Wiener Kleinverlag, der Hannibal Verlag.
    Übersetzt wurde das Buch von Walter Richard Langer, der sich schon seit seiner Jugend mit Jazzmusik auseinandersetzt.
    Walter Gellert hat jetzt zu dieser mit einer Auflage von 5000 Stück erschienenen deutschen Ausgabe der diesige Lesbe-Biografie den folgenden Beitrag gestaltet.
    Meine Musik entstand im Zweiten Weltkrieg.
    Sie reflektiert diese Zeit tatsächlich.
    Sie war schnell und aggressiv mit überraschenden Akkordwechseln,
    Und sie mag vielleicht verrückt geklungen haben, aber sie war es nicht wirklich, denn alles war auf den musikalischen Grundgesetzen aufgebaut.
    Manchmal kann man die Gesetze übertreten, aber um das zu tun, muss man sie zuerst kennen.
    Ein Zitat von Dizzy Gillespie aus der von Al Frazer aufgezeichneten Biografie des berühmten Trompeters.
    Sätze, die die ganze musikalische Philosophie des Mr. Bebop charakterisieren.
    Das Buch schildert anschaulich den Lebensweg des 1917 in South Carolina geborenen Musikers,
    der zunächst Posaune spielte, aber schon bald auf die Trompete umstieg und die er bald so beherrschte, dass er ganz in der Art seines ersten Vorbildes Roy Eldridge spielen konnte.
    Das Buch schildert aber auch seine Entwicklung zu einem eigenen Stil, den er zunächst in Ensembles anderer Bandleader vervollkommnete, ehe er 1945 seine erste Big Band ins Leben rief.
    Und natürlich wird auch sein Verhältnis zu dem Saxophonisten Charlie Parker geschildert, dem anderen Großen der Bebop-Ära.
    Dazu kommen noch auf Tonbandprotokollen basierende Interviews mit anderen Jazzern, die manches, was Gillespie sagt, etwas relativieren oder dem sogar auch widersprechen, sodass ein ungemein lebendiges Bild der Bebop-Ära entsteht.
    Durch die Biografie werden auch einige Aspekte aus Gillespies Leben, die bisher falsch berichtet wurden, korrigiert.
    Walter Richard Langer, der versucht hat, in seiner Übersetzung der spezifischen Ausdrucksweise amerikanischer Jazzmusiker gerecht zu werden.
    Das betrifft also zum Beispiel seine Beziehung zu seinem großen Kollegen Charlie Parker und auch zu anderen Musikern, wo in den Jazzbüchern also alle möglichen anderen Sachen gestanden sind.
    Das betrifft auch dieses Kindheit, wo man immer gehört hat, er hat von seinem Vater Musikunterricht bekommen zum Beispiel.
    Das stimmt überhaupt nicht, weil sein Vater ist gestorben, bevor er überhaupt die ersten musikalischen Gehversuche gemacht hat.
    Ernst, die ernstzunehmenden Gehversuche.
    Und da sind noch einige andere Dinge.
    Themen des Buches sind unter anderem noch das Unverständnis, auf das die Musiker des Bebop zu Beginn stießen.
    Aber auch ihre Stellung in der Gesellschaft.
    Denn nicht nur, dass Jazzer damals mehr oder weniger als Landstreicher angesehen wurden, hatten die farbigen Musiker noch zusätzlich unter der Rassentrennung zu leiden.
    1956 wurde es aber dann auch möglich, dass Gillespie als erster Jazzmusiker vom State Department auf eine Welttournee geschickt werden konnte.
    Gillespies Interesse an der Musik Lateinamerikas und den afrikanisch-kubanischen Rhythmen hat sich in seiner Musik natürlich auch niedergeschlagen.
    Er selbst sagt, schon sehr früh in meiner Karriere war mir klar geworden, dass unsere Musik
    und die unserer lateinamerikanischen Brüder einen gemeinsamen Ursprung hat.
    Hier ein Beispiel für die Umsetzung, die Sigi Lespy diesmal als Vokalsolist.
    Dass Gillespie immer versucht hat, junge Musiker in ihrer Entwicklung zu fördern, ohne ihre eigene Persönlichkeit zu unterdrücken, geht ebenso aus der umfangreichen Gillespie-Biografie hervor.
    wie sein Hang zu manchmal auch recht rüden Späßen.
    Der Titel des Buches, To Be or Not to Bob, geht auf einen solchen Scherz gelesbis zurück.
    Die Geschichte ist so, dass Dizzy in London spazieren gegangen ist und da hat sie in einem Park, ich glaube im Hyde Park war das, hat ein Mädchen so einen Stand gehabt, wo sie Shakespeare-Statuetten verkauft hat und da ist unten natürlich Shakespeare's berühmter Satz
    eingraviert gewesen, to be or not to be.
    Und dieses Mädchen hat ihm eine geschenkt, seine Statuette, und er hat gesagt, ja, das ist recht schön, nur ist da ein kleiner Fehler passiert, denn das müsste natürlich heißen, to be or not to barb.
    Und das Mädchen hat das also für bare Münze genommen.
    Es hat offenbar weder Shakespeare noch Gillespie gekannt.
    So genau meine ich.
    Und die haben dann die Gussform geändert.
    Und am nächsten Tag ist auf allen Statueiten dort gestanden.
    To be or not to be.
    Und das ist an sich der Anlass gewesen, dass der Titel für dieses Buch verwendet worden ist.
    ... Musik ...
    »Things to come« heißt diese Nummer von Dizzy Gillespie.
    Sie steht am Ende eines Beitrags von Walter Gellert zum Erscheinen der deutschen Ausgabe der Gillespie-Biografie.
    Der Hannibal-Verlag bringt übrigens im Frühjahr auch eine Charlie-Parker-Biografie heraus.
    Bände über Miles Davis und John Coltrane sind ebenfalls geplant.
    Dabei wird wieder Walter Richard Langer die Übersetzungen besorgen.
    Und das Lesen der Schlussnachrichten im Mittagschanal besorgt jetzt Maria Piffl.
    Österreich.
    Die Bundesregierung hat heute das Energiekonzept vorgelegt.
    Wichtigste Aspekte sind Einsparung von Energie, Stabilisierung des Gesamtenergieverbrauches, Berücksichtigung umweltpolitischer Grundsätze, verstärkte Verwendung erneuerbarer Energieformen und Ersetzung teurer Energieformen wie etwa Erdöl durch billigere.
    Die Entscheidung über das Kernkraftwerk Zwentendorf soll das Parlament fällen.
    Die E-Wirtschaft wird in diesem Zusammenhang aufgefordert, ihre Entscheidung bis Ende März kommenden Jahres hinauszuschieben.
    Sollte im Parlament bis dahin kein formeller Beschluss gefasst werden, will die Regierung gegen die bestmögliche Verwertung von Zwentendorf keinen Einwand erheben.
    In einer Pressekonferenz kritisierte Handelsminister Steger, dass die Öffentlichkeit über Energieprobleme nicht zureichend informiert werde.
    Die E-Wirtschaft forderte er auf, aufwendige Prestigewerbung auf Kosten der Stromzahler aufzugeben.
    Nach Angaben der Verbundgesellschaft kann von einem Stromüberschuss in Österreich keine Rede sein.
    Generaldirektor Fremuth erklärte, bei der Erstellung des nunmehr infrage stehenden Papiers im Jahre 1983 habe es eine völlig andere Situation gegeben.
    In den vergangenen zwölf Monaten sei der Energieverbrauch um fast sechs Prozent gestiegen.
    Vor dem Büro der israelischen Fluggesellschaft El Al in Wien ist eine Bombe explodiert.
    Der Sprengkörper soll in einem Kochtopf untergebracht gewesen sein.
    Verletzt wurde niemand.
    Auch der Sachschaden ist gering.
    In Wien haben die Lohn- und Gehaltsverhandlungen für die Mitarbeiter der Banken und die Beschäftigten im Innendienst der Versicherungen begonnen.
    Die Gewerkschaft verlangt Erhöhungen der Kollektivvertragslöhne für die Versicherungsangestellten im Ausmaß von 7,9 Prozent sowie eine Verkürzung der Arbeitszeit.
    Die Bankangestellten fordern erstmals einen Sockelbetrag von 250 Schilling und eine Erhöhung der Kollektivvertragsgehälter um 6,3 Prozent.
    Italien.
    Die Südtiroler Volkspartei will Österreich neuerlich ersuchen, die italienische Regierung zur raschen Verwirklichung der Autonomiebestimmungen zu drängen.
    Eine entsprechende Resolution des Exekutivausschusses der Südtiroler Volkspartei soll Ende November dem Parteikongress in Meran vorgelegt werden.
    Offen ist noch immer die Durchführungsbestimmung zur Gleichstellung der Sprachen bei Gericht und in den öffentlichen Ämtern in Südtirol.
    Tschechoslowakei.
    Die Angriffe der Tschechoslowakei gegen Österreich im Zusammenhang mit dem Protest gegen den jüngsten Grenzzwischenfall werden fortgesetzt.
    Die Parteizeitung Rude Pravo schreibt, die österreichischen Medien hätten eine Anti-CSSR-Kampagne eingeleitet, wobei bewusst Lügen verbreitet und Tatsachen ignoriert würden.
    Einst sei es die Politik Wiens gewesen, betonte Rude Pravo, Nationen zu demütigen, jetzt sei dies kein Beitrag zur Förderung gutnachbarlicher Beziehungen.
    Die Zeitung hebt neulich hervor, dass die österreichische Grenze bei dem Zwischenfall am 30.
    Oktober nicht verletzt worden sei.
    Zugleich wird Österreich beschuldigt, Grenzverletzungen begangen zu haben.
    Polen.
    In Warschau und Krakau haben gestern, am 66.
    Jahrestag der Unabhängigkeit Polens, tausende Anhänger der verbotenen Gewerkschaft Solidarität demonstriert.
    In Warschau wurde die Kundgebung von der Bereitschaftspolizei unter Einsatz von Wasserwerfern aufgelöst.
    In Krakau kam es zu keinen Zwischenfällen.
    Nun noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Heute biswolkig.
    Nachmittagstemperaturen 6 bis 12 Grad.
    Die aktuelle Meldungsübersicht war wie immer der Schlusspunkt im Mittagsjournal, durch das sie heute Werner Löw geführt hat.
    Ich verabschiede mich auch im Namen von Redaktion und Technik und wünsche noch einen angenehmen Tag.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.11.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1984.11.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Steger und Fischer präsentieren Energiekonzept der Regierung
    Einblendung: Vizekanzler Steger, Wissenschaftsminister Fischer
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Hopfmüller, Gisela [Gestaltung] , Steger, Norbert [Interviewte/r] , Fischer, Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1984.11.12 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Presseclub Concordia [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau (Energie - "Geheimpapier")
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung]
    Datum: 1984.11.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    2. Teil des Vietnam-Denkmals in Washington eingeweiht
    Mitwirkende: Rados, Antonia [Gestaltung]
    Datum: 1984.11.12 [Sendedatum]
    Ort: Washington D.C. [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Journal-Panorama (Zukunft der Konsumentengewohnheiten)
    Einblendung: Meinungsforscherin Köcher
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Köcher, Renate [Interviewte/r]
    Datum: 1984.11.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Rassismus durch Wirtschaftskrise in Frankreich
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung]
    Datum: 1984.11.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Bundeskanzler Kohl zu Flick
    Einblendung: Helmut Kohl
    Mitwirkende: Brandstätter, Helmut [Gestaltung] , Kohl, Helmut [Interviewte/r]
    Datum: 1984.11.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reaktion der E-Wirtschaft auf "Geheimpapier"
    Einblendung: Walter Fremuth
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Fremuth, Walter [Interviewte/r]
    Datum: 1984.11.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Buch über Dizzie Gillespie erschienen
    Einblendung: W.R. Langer, Musik
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Langer, Walter Richard [Interviewte/r]
    Datum: 1984.11.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Literatur ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1984.11.12
    Spieldauer 00:58:52
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    Fuchs, Wolfgang [Regie]
    ORF
    Datum 1984.11.12
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-841112_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt