Mittagsjournal 1984.11.05

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit?
    In fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag beim Mittagjournal, sagt mir der Fritz Wendl als Redakteur im Studio.
    Zu Beginn die Stichworte zum Programm der nächsten 60 Minuten.
    In Indien scheint die Regierung unter dem zum Nachfolger seiner ermordeten Mutter Indira Gandhi bestellten Ministerpräsidenten Rajiv Gandhi die schweren Unruhen nun in den Griff bekommen zu haben.
    Wir zeichnen ein Porträt Rajiv Gandhis und gehen der zuletzt vielfach geäußerten Frage nach, inwieweit der neue Mann an der Spitze des kaum regierbaren Riesenreichs zur Bewältigung seiner schweren Aufgaben geeignet erscheint.
    Aus Polen berichten wir, wie das Grab des ermordeten Priesters und Solidarnosc-Anhängers Jerzy Popieluszko gleich nach dem Begräbnis vom vergangenen Samstag geradezu zu einem Wallfahrtsort wurde.
    Anlässlich der morgigen Präsidentschaftswahlen in den USA beleuchten wir das von den Meinungsforschern erhobene Phänomen eines deutlichen Rechtsrucks innerhalb der amerikanischen Jugend.
    Der offizielle Besuch von Bundeskanzler Sinovac in der DDR ist für uns Anlass, die Entwicklung der Beziehungen zwischen Österreich und der DDR und die Medienreaktionen in beiden deutschen Staaten zum Auftakt dieses Staatsbesuchs zusammenzufassen.
    Innenpolitische Themen sind heute Stellungnahmen des stellvertretenden SPÖ-Vorsitzenden Heinz Fischer zur Herbstarbeit seiner Partei und die Klausurtagung der FPÖ.
    Aus der Steiermark berichten wir über eine Kontroversie um eine an der Grazer Universität am Nationalfeiertag angebrachte Gedenktafel, auf der die Opfer politischer Willkür des Austrofaschismus und des Hitlerfaschismus in einem Atemzug mit den nach 1945 wegen Kriegsverbrechen Verurteilten genannt werden.
    Gegen Ende des Mittagsschonals gibt es schließlich noch eine Vorschau auf die nächste Burgtheaterpremiere.
    Ein Stück für Kinder von Jérôme Savary.
    Vor all dem jetzt aber ein von Raimund Heller zusammengestellter Nachrichtenüberblick, den Josef Enzl Knattek liest.
    Österreich.
    Bei einem schweren Verkehrsunfall auf der Südautobahn zwischen Hartberg und Gleisdorf in der Oststeiermark sind heute Vormittag drei Menschen ums Leben gekommen.
    An dem Unfall waren zwei Wiener und ein Niederösterreicher beteiligt.
    Nach ersten Berichten der Autobahngendarmerie hatte der in Richtung Hartberg fahrende Personenwagen aus Wien eine doppelte Sperrlinie überfahren und war mit hoher Geschwindigkeit gegen das entgegenkommende Auto aus Niederösterreich gepreilt.
    Dieser Wagen fing sofort Feuer, der Lenker verbrannte.
    Deutsche Demokratische Republik.
    Bundeskanzler Sinovac ist am Vormittag zu einem zweitägigen offiziellen Besuch der DDR in Ostberlin angetroffen.
    Er wurde auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld mit großem militärischen Zeremoniell empfangen.
    Das DDR-Fernsehen strahlte eine Direktübertragung aus.
    Auf dem Besuchsprogramm von Sinovac stehen Gespräche mit Staats- und Parteichef Erich Honecker vor allem über die Rolle der kleineren europäischen Staaten im internationalen Entspannungsprozess.
    Vorgesehen ist auch die Unterzeichnung eines Wirtschaftsabkommens zwischen der DDR und Österreich sowie die Eröffnung eines von der Vöstalpine in der DDR errichteten Stahlwerks.
    Indien Die Welle der Gewalt nach dem Mord an Indira Gandhi ist teilweise wieder abgeebbt.
    In mehreren Städten konnte die Ausgangssperre gelockert oder wieder aufgehoben werden.
    Der neue Ministerpräsident, Indira Gandhis Sohn Rajiv, hat eine Kommission eingesetzt, die die Hintergründe des Mardes aufklären soll.
    Frau Gandhi wurde von zwei Sikh-Leibwächtern erschossen.
    Der Rachefeldzug der Hindus gegen die Sikhs in den vergangenen Tagen hat nach offiziellen Angaben mehr als 900 Menschenleben gefördert.
    In inoffiziellen Berichten ist von mindestens 1500 Toten die Rede.
    Nicaragua.
    Etwa 80 Prozent der Wahlberechtigten beteiligten sich gestern an den ersten Wahlen seit dem Sturz der Somoza-Diktatur vor fünf Jahren.
    Gewählt wurden der Staatspräsident, sein Stellvertreter und die 90 Mitglieder einer verfassungsgebenden Versammlung.
    Während des Wahlvorganges kam es zu keinen größeren Zwischenfällen, nur im Norden Nicaraguas versuchten regierungsfeindliche Freischädler den Ablauf zu stören.
    Erste Ergebnisse werden heute Abend erwartet.
    An einem Sieg der regierenden Sandinisten und ihres Präsidentschaftskandidaten Daniel Ortega wird nicht gezweifelt.
    Neben den Sandinisten kandidierten fünf andere Parteien.
    Mehrere Oppositionsgruppen boykottierten die Wahl.
    USA.
    Präsident Reagan will im Fall einer Wiederwahl der Entspannung gegenüber der Sowjetunion Vorrang geben.
    Vizepräsident George Bush sagte in einer Fernsehsendung, Reagan werde sich verstärkt um eine atomare Abrüstung bemühen.
    Auf Einzelheiten der möglichen Pläne des Präsidenten wollte Bush nicht eingehen.
    Nach Angaben aus dem Weißen Hals in Washington wird derzeit erwogen, einen Chefunterhändler einzusetzen.
    Dieser Vermittler soll unter anderem die Genfer Gespräche über Raketen wieder in Gang bringen.
    Österreich.
    Staatssekretär Ferrari Brunnenfeld hat heute im Morgenjournal neuerlich erklärt, dass er sich das Kernkraftwerk Zwentendorf als Zwischenlager für Sondermüll vorstellen kann.
    Wie er sagte, dürfe man nicht auf eine perfekte Lösung warten, währenddessen jeden Monat mehr Schwermetalle die Erde und die Gewässer verseuchten.
    Ferrari Brunnenfeld wies auf die vorhandenen Einrichtungen in Zwentendorf hinsichtlich Sicherheit, Labortechnik und Bewachnung hin und meinte, dort könnten Sonderabfälle so lange gelagert werden, bis die Frage der Abfallbeseitigung in ganz Österreich befriedigend gelöst sei.
    Unterdessen hat die Industriellenvereinigung heute Gesundheitsminister Steirer und die Landeshauptleute aufgefordert, ein Sonderabfallkonzept zu erstellen, das die Standorte für Beseitigungs- und Aufarbeitungsanlagen sowie Deponien festlegt.
    Der Beschluss zum Bau von entsprechenden Anlagen nach dem neuesten Stand der Technik solle so rasch wie möglich gefasst werden, da die gegenwärtige Situation unhaltbar sei, erklärt die Industriellenvereinigung.
    Heute Nachmittag beginnt im Erzbischöflichen Palais in Wien die traditionelle Herbsttagung der österreichischen Bischöfe.
    Schwerpunkte der Beratungen sind die Themen Arbeitslosigkeit, Euthanasie, innere Schulreform und das neue Kirchenrecht.
    Die Tagung dauert bis Donnerstag.
    Belgien
    Bei einer Europatagung christlicher Gewerkschafter in Brüssel hat sich der Bundessekretär der Fraktion christlicher Gewerkschafter im ÖGB, Günther Engelmayr, heute dafür ausgesprochen, das gegenwärtige Steuersystem grundlegend zu überdenken.
    Wie Engelmayr sagte, beschleunige das System der Lohnbesteuerung wegen der Verteuerung der Arbeitskosten den Kapitaleinsatz zur Rationalisierung.
    In der Folge werde immer mehr und rascher Arbeit durch Kapital ersetzt, während in gleichem Maß Arbeitsplätze verloren gehen.
    Dieser fatale Prozess müsse möglichst rasch durch eine Anpassung des Steuersystems an die geänderten Wirtschaftsbedingungen infolge der Technologieentwicklung gebremst werden.
    Bundesrepublik Deutschland
    Die Arbeitslosenrate betrug in der Bundesrepublik Deutschland im vergangenen Oktober wie im September 8,6%.
    Insgesamt waren etwa 2.100.000 Menschen beschäftigungslos.
    Saisonbereinigt ging die Zahl der Arbeitslosen leicht zurück.
    Jugoslawien.
    Der bedeutendste politische Prozess seit dem Tod Marschall Titos 1980 ist heute kurz nach der Eröffnung vor einem Belgrader Gericht auf unbestimmte Zeit vertagt worden.
    Etwa 100 Freunde und Verwandte der Angeklagten waren nicht in den Gerichtssaal eingelassen worden.
    Zwei der insgesamt sechs Beschuldigten verweigerten daraufhin jede Aussage.
    Die Angeklagten sind regimekritische Intellektuelle, die im Frühjahr in einer Belgrater Privatwohnung zu Vorträgen des prominenten Dissidenten Milovan Djilas waren.
    Ihnen wird ein Umsturzversuch vorgeworfen.
    Darauf stehen in Jugoslawien Haftstrafen zwischen 5 und 15 Jahren.
    Ein 29-jähriger Politologe aus der Zuhörerschaft von Djilas wurde bereits Anfang Juli zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt.
    Österreich.
    Der ÖAMTC empfiehlt jenen Autofahrern, die den Kauf eines Wagens mit Abgaskatalysator planen, zunächst die gesetzlichen Regelungen abzuwarten.
    Bevor nicht feststeht, wie und ab wann die Anschaffung abgasarmer Fahrzeuge begünstigt wird und in welcher Form das Angebot an bleifreiem Benzin erweitert wird, könne niemanden zum Kauf geraten werden, meint der Autofahrer-Club.
    In diesem Zusammenhang wendet sich der ÖAMTC dagegen, wie es heißt, voreilige Werbefeldzüge für Katalysator-Autos und gegen eine Verunsicherung der Kraftfahrer.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Über Mitteleuropa schwächt sich der Hochdruckeinfluss ab.
    An der Vorderseite eines Tiefs über Westeuropa gelangt der Alpenraum nun in den Bereich einer großräumigen Süd- bis Südwestströmung.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Über den Niederungen zum Teil beständige Nebelfelder mit Obergrenzen bei 1000 Meter.
    Ausserhalb der Nebelgebiete durchwegs sonnig, Wind aus Südost bis Südwest.
    Nachmittagstemperaturen in den Nebelzonen um 7, sonst 8 bis 13, Frühtemperaturen morgen minus 4 bis plus 5 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Dienstag.
    Über dem östlichen Flachland sowie in den Tal- und Beckenlagen des Südens teilweise beständige Nebelfelder, sonst zunächst noch sonnig.
    Im Tagesverlauf dann im Südwesten Bewölkungsverdichtung, Aufkommen von Niederschlägen.
    An der Alpen-Nordseite Föhn.
    Mäßige bis lebhafte Winde aus Südost bis Südwest.
    Tagestemperaturen 8 bis 13 in Föhnlagen bis 15 Grad.
    Die Wettervorschau ist Freitag, im Westen und Süden Österreichs stark bewölkt, vor allem an der Alpen-Süd-Seite einige Niederschläge.
    Im Norden und Osten teils sonnig, teils neblig trüb.
    Allgemein zu mild für die Jahreszeit.
    Hier die Messwerte von heute 12 Uhr Mittag.
    Wien, bedeckt durch Hochnebel 4°, Südostwind 15 km in der Stunde.
    Eisenstadt, bedeckt durch Hochnebel 4°, Linz, bedeckt durch Hochnebel 3°, Ostwind 10 km in der Stunde.
    Salzburg, Halter 9, Innsbruck, Halter 9, Westwind 15 km in der Stunde.
    Bregenz, bedeckt durch Hochnebel 6°, Graz, stark bewölkt durch Hochnebel 4° und Klagenfurt, bedeckt durch Hochnebel 2°.
    Das waren die Nachrichten und das Wetter.
    Es ist zwölf vor elf, wir kommen zum Beitragsteil des Mittagsschanals.
    Heute Vormittag reiste also Bundeskanzler Sinovat, Sie hörten es eben in den Nachrichten, zu einem offiziellen Besuch in die DDR.
    Dieser Besuch ist eine konsequente Fortsetzung der nicht unintensiven Beziehungen zwischen Österreich und der DDR.
    Schließlich gehörte Österreich einst zu den ersten westlichen Ländern, das die DDR diplomatisch anerkannte, und war Bruno Kreisky einst auch der erste westliche Regierungschef, der die DDR besuchte.
    Auch Bundespräsident Kirchschläger absolvierte einen Staatsbesuch in der DDR und umgekehrt war Erich Honecker schon offiziell in Österreich.
    Zusätzlich gibt es auch umfangreiche Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und der DDR.
    So ist die Errichtung eines Stallwerks durch die Föstalpine in Eisenhüttenstadt der größte Einzelauftrag, den ein österreichisches Unternehmen je im Ausland durchführte.
    Und dieses Stallwerk wird nun im Rahmen des jetzigen Sinovac-Besuchs offiziell eröffnet, wie auch ein neues Wirtschaftsabkommen zwischen Österreich und der DDR unterzeichnet wird.
    Die DDR-Reise des österreichischen Bundeskanzlers muss aber auch im Zeichen der komplizierten internationalen Besuchsdiplomatie nach Absage des Honecker-Staatsbesuchs in der Bundesrepublik Deutschland vor einigen Wochen gesehen werden.
    Und dies erklärt unter anderem auch das rege Interesse in beiden deutschen Staaten in den Medien.
    Mehr von Helmut Brandstetter.
    Die Unterredung, die Bundeskanzler Sinovac zur Stunde mit DDR-Staatsratsvorsitzendem Honecker führt, stoßt, wie der gesamte Kanzlerbesuch in der DDR, auf großes Interesse bei den politischen Stellen in Bonn.
    Zwar hat die Bundesregierung einen Vermittlungsversuch Österreichs für die rund 140 DDR-Staatsbürger, die sich seit Wochen in der bundesdeutschen Botschaft in Prag aufhalten, abgelehnt.
    Doch erwarten die Bonner inoffiziell Aufschluss über die Haltung der DDR bezüglich der geflüchteten Staatsbürger.
    Denn, so ein Regierungsmitglied am Wochenende, im Moment bewegt sich gar nichts für die Prager Flüchtlinge.
    Aber auch abgesehen von diesem aktuellen Fall verfolgt man in Bonn aufmerksam die gute Entwicklung der Beziehungen zwischen Österreich und der DDR.
    Die deutsche Presseagentur meint heute sogar, dass zumindest die umfangreichen Kulturaktivitäten Ostberlins in Österreich gelegentlich eine hochgezogene Bonner Augenbraue bewirkten.
    Die Ostberliner Zeitungen widmen heute dem zweitägigen Sinovac-Besuch besonders breiten Raum.
    Da wird natürlich die Rolle Österreichs als neutrales Land besonders hervorgehoben.
    Wie ja auch beim Gespräch des DDR-Staatschefs Honecker mit österreichischen Journalisten vor wenigen Tagen betont wurde, dass wenigstens mit den kleineren europäischen Ländern jener Entspannungsprozess weitergehen müsse, der bei den Großen nicht so recht klappt.
    Aber die DDR-Zeitungen beschränken sich bei ihren heutigen Vorberichten über den Kanzlerbesuch nicht nur aufs Politische.
    Besonders Wien wird in einer Art Reisebericht als kulturelles Zentrum empfohlen.
    Die Rolle als UNO-Stadt wird hervorgehoben.
    Wiener Außenbezirke, wegen großer Neubauten, besonders gelobt.
    Wenn der Durchschnitts-DDR-Bürger Österreich schon nicht besuchen kann, soll er doch wissen, wie das Land ausschaut, aus dem der hohe Gast heute begrüßt wurde.
    Ausführlich berichtet wird in den DDR-Medien aber auch über die Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern.
    Österreich ist nach der Bundesrepublik der zweitgrößte Handelspartner der DDR außerhalb des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe.
    Das Handelsvolumen liegt bei etwa 10 Milliarden Schilling pro Jahr.
    Es hat sich in den letzten vier Jahren verdoppelt.
    Eine besondere Rolle spielt dabei die Voest Alpine.
    Schon bei seinem Leipziger Messerundgang Anfang September ließ Erich Honecker von Voest Generaldirektor Abfalter den Fortgang des Converter-Stahlwerks in Eisenhüttenstadt berichten.
    Bundeskanzler Sinowatz wird morgen die industriellere Tortenstadt an der Oder besuchen, in der man recht häufig österreichische Sprachtöne vernehmen kann.
    In seiner Anwesenheit soll das von der Voest für rund 12 Milliarden Schillinger baute Stahlwerk eröffnet werden.
    Nach Abschluss dieses Geschäfts ist es noch nicht sicher, ob auch 1985 der österreichische Exportanteil auf dem bisherigen hohen Niveau gehalten werden kann.
    Eine große Wirtschaftsdelegation, die den Kanzler nach Ostberlin begleitet hat, wird aber versuchen, neue Geschäfte anzubahnen.
    Von DDR-Seite legt man dabei auf Kooperationsformen auf Trittmärkten besonderen Wert.
    Bundeskanzler Sinovac geht es bei seinen Gesprächen aber keineswegs nur um Wirtschaft.
    In einem Interview für die heutige Ausgabe der Bonner Welt betont der Kanzler, es gebe eine gewisse Neigung der europäischen Staaten beiderseits des eisernen Vorhangs, ihre Kontakte trotz verschlechterter weltpolitischer Lage fortzusetzen.
    Gerade Österreich müsse gemäß der Tradition der aktiven Neutralitätspolitik danach trachten, auch mit den osteuropäischen Staaten gute Beziehungen zu entwickeln.
    Helmut Brandstätter berichtete vom Auftakt des offiziellen Besuchs von Bundeskanzler Sinovac in der DDR.
    Und wir bleiben vorerst bei internationalen Themen.
    Morgen wird in den Vereinigten Staaten von Amerika ein neuer Präsident gewählt.
    Laut Meinungsumfragen dürfte der neue Präsident aller Wahrscheinlichkeit nach der alte, nämlich Ronald Reagan, sein.
    Und wenn er den Muskopen recht haben, könnte es zu einem Erdrutschsieg kommen.
    Mitausschlaggebend dafür könnte das Wahlverhalten der amerikanischen Jugend sein.
    Die junge Generation ist in den USA nämlich von einer Welle des Konservatismus erfasst worden.
    Das Pendel der jugendlichen Wählergunst habe ich ganz auf die konservative Seite hin ausgeschlagen und werde vermutlich noch lange Zeit dort verharren, behaupten die Meinungsforscher.
    Sie sagen voraus, dass mehr als 60 Prozent der 18- bis 24-jährigen Amerikaner den konservativen Ronald Reagan wählen werden und nur 30 bis 40 Prozent den liberalen Walter Mandel.
    Der Rechtsrutsch unter der jungen Generation der USA tritt besonders klar an den Universitäten zutage.
    Mehr über dieses Phänomen in der folgenden Reportage von Edgar Sterbent.
    Die Protestlieder der Studentengeneration der 60er und 70er Jahre, die Lieder der zornigen jungen Weltverbesserer gehören der Vergangenheit an.
    Ebenso ihr Wahlspruch, trau keinem über 30.
    Die Jugend an Amerikas hohen Schulen setzt mehrheitlich ihr Vertrauen auf den 73-jährigen konservativen Präsidenten Ronald Reagan.
    Form und Inhalt seiner Präsidentschaft wirken anziehend.
    Die 18- bis 24-jährigen Studenten schätzen ihn als gütige und humorvolle Führungspersönlichkeit ein, die Zuversicht ausstrahlt in einer unsicheren Welt.
    Der politische Klimawechsel vom Protest zum Konformismus von links nach rechts ist am deutlichsten zu spüren auf dem Berkeley Campus der Universität von Kalifornien, dem Ausgangspunkt der weltweiten Studentenrevolution vor 20 Jahren.
    Wo einst die Rebellion gegen den Vietnamkrieg und für mehr Bürgerrechte begonnen hat, dort diskutiert man heute mit Militärexperten über Sicherheitspolitik und Rüstungsfragen, über nationale Größe und Stärke.
    Bürgerliche Ideale gelten unter der integrationswilligen akademischen Jugend als erstrebenswert.
    Karriere, Wohlstand, Tradition, Vaterland und Familie.
    Bürokratie und Wohlfahrtsstaat werden massiv kritisiert.
    Studienerfolg und die Hoffnung auf einen sicheren Arbeitsplatz stehen im Vordergrund.
    Umfragen unterstreichen diesen Trend.
    Wer nach dem Studium in vier Jahren einen Arbeitsplatz will, der wählt besser Reagan, meint ein Student.
    Die Republikaner in Berkeley seien viel stärker, als sie erwartet habe, beklagt eine liberale Studentin.
    Und ein Reagan-Anhänger verweist stolz darauf, dass die konservative republikanische Studentenbewegung und ihre Wahlkundgebungen starken Zulauf haben.
    Ich finde, dass die Republikaner viel stärker auf dem Campus sind, als was ich von der Geschichte von Berkley weiß.
    Das ist etwas enttäuschend für mich.
    Ich bin sehr liberal.
    Aber es gibt eine Realität.
    Und das ist der Fakt, dass die Studenten in Drohnen mit den Republikanern an die Schule kommen.
    Es ist der Fakt, dass die Studenten für konservative Rallye anstehen.
    Wahlkampfveranstaltung für Ronald Reagan in Berkeley.
    Musikgruppen paradieren.
    Sternenbanner werden geschwenkt.
    Auf Transparenten ist zu lesen, Amerika ist wieder da.
    Stolzer, stärker, besser.
    Der demokratischen Forderung nach Einfrieren der Atomwaffen wird die Parole entgegengehalten, den Frieden sichern, das Einfrieren stoppen.
    Keep the peace, stop the freeze.
    Ein Austauschstudent und zwei deutsch sprechende junge Amerikaner haben dafür und für die konservative Welle auf Hochschule
    Das Problem ist, dass viele Leute heutzutage, Jugendliche besonders in Amerika, gar nicht von der Gefahr eines atomaren Krieges wissen.
    Weil man ist so weit weg von alledem, was in Europa einem sehr nahe liegt.
    Ich würde für Regen wählen, weil die letzten vier Jahre, sie waren stabil.
    In den 60er Jahren haben wir Vietnam gehabt, in den 70ern Iran und alles, die Wirtschaft.
    Vielleicht ist das Glück.
    Ich glaube, heutzutage arbeitet man eher im System drin als Außenseite.
    Nach Auffassung des ehemaligen Präsidenten der Universität von Kalifornien, Clark Currell, der in den 60er Jahren wegen der Studentenunruhen zurückgetreten ist, sind die heutigen angehenden Akademiker viel materialistischer orientiert als ihre Vorgänger.
    Sie dächten ausschließlich an sich.
    Dieser Egoismus ist nach Expertenauffassung das Ergebnis einer dreifachen Entwicklung, nämlich der wirtschaftlichen Erholung der USA, eines verschärften Konkurrenzdrucks und eines nach wie vor vorhandenen Gefühls ökonomischer Unsicherheit.
    Die Mehrheit der jungen Amerikaner sei zwar nicht vorbehaltlos mit der Politik Ronald Reagans einverstanden, sie sähe aber in dem Präsidenten den entschlosseneren Problemlöser.
    Daher auch sein 2 zu 1 Vorsprung gegenüber Walter Mondale unter der Jugend.
    Für Professor Nathan Glazer von der Harvard Universität ist die Absage an liberale Vorstellungen allerdings nur vordergründig.
    Professor Glazer, vor 20 Jahren beim Studentenaufstand selber dabei, attestiert, die Zeit der studentischen Unruhe sei vorüber.
    Eine Generation mit starken Sympathien für konservative Ideen werde gegenwärtig geformt.
    Aber ihre grundlegenden Ideale und Werte unterscheiden sich nicht von denen der Studenten der 60er Jahre.
    1968 wählten nur 11% der 18-24-Jährigen republikanisch.
    Heuer werden es vermutlich mehr als 60% sein.
    Allein die Republikanische Studentenvereinigung hat 1984 für Wahlkampfzwecke ungerechnet 14 Millionen Schilling aufgewendet.
    Zehnmal so viel wie die jungen Demokraten.
    Ein Zeitalter des Konservativismus scheint unter der amerikanischen Jugend angebrochen zu sein.
    Die Protestlieder der Studentengeneration der 60er und 70er Jahre, die Lieder der zornigen jungen Weltverbesserer gehören der Vergangenheit an.
    Das war eine Reportage von Edgar Sterbens über den Rechtsruck an den amerikanischen Universitäten.
    Weiter nach Indien.
    Die Unruhen nach der Ermordung der Ministerpräsidentin Indira Gandhi am Mittwoch der Vorwoche haben nach offiziellen Angaben mehr als 900, nach inoffiziellen Berichten mindestens 1500 Todesopfer gefordert.
    Das Nicht-in-den-Griff-Bekommen des Rachefeldzugs gegen Angehörige der, gar nicht so kleinen, religiösen Minderheit der Sikhs, die für die Ermordung Indira Gandhis verantwortlich gemacht werden, wurde in den letzten Tagen häufig als Zeichen der Schwäche des Indira Gandhi-Sohns und Nachfolgers Rajiv gewertet.
    Überhaupt herrschte in zahlreichen Kommentaren Skepsis vor, ob Rajiv Gandhi der geeignete Mann sei, den nur schwer regierbaren Subkontinent mit seinen vielfachen nationalen, religiösen und sonstigen Gegensätzen zusammenzuhalten.
    Immerhin hatte sich Rajiv alles andere als in die Politik gedrängt und war von seiner Mutter auch erst als Nachfolger auserkoren worden, nachdem sein jüngerer Bruder, der sich im Gegensatz zu ihm schon früh eifrig politisch betätigte, bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war.
    Nun hat Rajiv Gandhi aber doch schon einige konkrete Maßnahmen gesetzt.
    Etwa den Gouverneur von New Delhi, der die Ausschreitungen gegen Sikhs nicht unter Kontrolle bekam, entlassen, der Armee und der Polizei Schießbefehle gegen plündernde Banden erteilt, Sonderpolizeieinheiten installiert und die Regierung erweitert.
    Und tatsächlich scheint die Welle der Gewalt in Indien nun vorläufig gebremst worden zu sein.
    Näheres zur Person Rajiv Gandhis, jetzt von Andreas Maleta, der erst am Samstag aus Indien zurückkehrte, wo er auch Augenzeuge des Rachefeld-Zugs gegen die Sikhs geworden war.
    Indien hat eine neue Regierung.
    Heute Vormittag trat in New Delhi das Kabinett von Rajiv Gandhi das erste Mal zusammen, um die Situation im Lande zu diskutieren.
    Der erste Beschluss der neuen Regierung galt dem Mord an Indira Gandhi von letzter Woche.
    Eine offizielle Untersuchung wurde angeordnet.
    Das neue Kabinett des 40-jährigen Premierministers lässt nichts zu wünschen übrig.
    Es gleicht dem alten Kabinett unter Frau Gandhi, wobei Rajiv, genauso wie seine Mutter, das Amt des Außenministers für sich behält.
    Premierminister Gandhi gilt in der Außenpolitik jedoch nicht als sehr erfahren.
    Ihm zur Seite steht daher Indiens Troubleshooter Nr.
    1, Herr Parasati, der auch schon wie Indira Gandhi alle heiklen Verhandlungen mit Sri Lanka in der Tamiln-Frage und mit Pakistan geführt hatte.
    Gestern und auch noch nach dem Begräbnis am Samstag hatte der junge Premierminister in Neu-Delhi die Gelegenheit genützt, um mit vielen der angereisten Trauergäste erste Gespräche zu führen.
    Die bedeutendsten Gesprächspartner waren wahrscheinlich der sowjetische Ministerpräsident Tichonov und der pakistanische Präsident Zia-ul-Haq.
    Für die UdSSR steht nämlich mit dem Abgang von Indira Gandhi Moskaus gesamte Asienpolitik unter einem großen Fragezeichen.
    Und für Pakistan, das Frau Gandhi in den letzten Wochen noch beschuldigte, an der umstrittenen Kashmir-Grenze einen Krieg vorzubereiten, stehen die Beziehungen zu seinem wichtigsten Nachbarn auf dem Spiel.
    Zia-ul-Haq versuchte dementsprechend, politisch einen neuen Anfang zu finden.
    Der neue Premierminister Indiens, erklärte er gestern, ist ein junger Mann, der von den alten Unstimmigkeiten zwischen unseren beiden Ländern nicht betroffen ist.
    Rajiv Gandhi kann also von den alten Freunden und politischen Feinden seiner Mutter im Ausland momentan mit Gutwill und Ruhe rechnen.
    Wird er hingegen auch im Inneren dieses riesigen, 700 Millionen Menschen Staates Ruhe und Verständnis finden?
    Die erste Schlacht auf Indiens Straßen hatte allerdings verloren.
    Über 1000 Menschen wurden in den letzten Tagen gedötet.
    Die Mehrzahl der Opfer gehörten zu der Religionsgemeinschaft der Sikhs.
    Hass und Misstrauen durchzieht das Land.
    Die indischen Zeitungen schreiben kritisch über den viel zu späten Einsatz des Militärs.
    Die alte Garde innerhalb der eigenen Gandhi-Kongresspartei kann mit dem erst seit vier Jahren in der Politik tätigen früheren Zivilpiloten nichts Rechtes anfangen.
    Rajiv denkt modern, aufgeschlossen und westlich.
    Er studierte in England und heiratete eine Italienerin.
    Er setzt auf moderne Technologie wie Computer und nicht auf Hinduastrologie wie zum Beispiel noch seine Mutter.
    Rajiv musste nach dem Tod seines jüngeren Bruders Sanjay, der 1980 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, auf Drängen Indiras in die Politik.
    Schwer fiel es ihm damals, die Blue Jeans mit dem typisch weißen und weiten indischen Politikergewand zu vertauschen.
    Rajiv ist introvertiert und wirkt manchmal sogar scheu und unsicher.
    Seine Ansprachen an die Nation, die ich in den letzten Tagen in Neu-Delhi am Fernsehen verfolgen konnte, waren kühl und emotionslos.
    Nur wer ihn persönlich oder privat kennt, urteilt anders.
    Im nahen Kontakt taut er auf und wird zu jedem freundlichen und schätzenswerten Menschen wie in all jene beschreiben, die ihn noch als Pilot der Indian Airlines gekannt haben.
    Die Welt frägt sich hingegen heute, ob morgen Rajiv Gandhi das Land noch zusammenhalten kann.
    Indien und sein neuer Premier bräuchten Zeit, die sie nicht haben.
    Es stehen Parlamentswahlen vor der Türe, die über Rajivs Schicksal entscheiden werden.
    Dass er sofort nach dem Tode seiner Mutter an die Spitze des Staates kam,
    Ohne das, wie früher üblich ein Interimspremier ernannt wurde, lässt darauf schließen, dass seine Berater mit dem Namen Gandhi die Wahlen gewinnen wollen.
    Und diese müssten verfassungsgemäß noch vor Ende Jänner stattfinden.
    Erst nach einem erfolgreichen Wahlkampf würde Rajiv Gandhi die Ruhe und Zeit bekommen, die er und Indien heute dringend benötigen.
    Andreas Maleta beschäftigte sich mit der Person Rajiv Gandhis, der als Nachfolger seiner ermordeten Mutter Indira versuchen muss, die schweren Probleme des kaum regierbaren Riesenreichs Indien in den Griff zu bekommen.
    Die Ermordung Indira Gandhis hat in den letzten Tagen die Berichte über eine andere politische Gewalttat, die Ermordung des Priesters und Solidarnosc-Anhängers Jerzy Popieluszko, ein wenig aus den Schlagzeilen verdrängt gehabt.
    Ebenso wie die Trauerfeierlichkeiten für Indira Gandhi, fanden auch die für Jerzy Popieluszko am vergangenen Samstag statt.
    Gestern wurde nun via Wiener Katpress das Ergebnis der gerichtlichen Autopsie des Leichnams Popieluszkos bekannt.
    Danach war der ganze Körper des ermordeten Priesters mit Blutergüssen übersät, hatte der Schädel schwere Verletzungen und der Hals wies Würgemerkmale eines Stricks auf.
    In Polen selbst wurde dieses Autopsieergebnis bisher nicht veröffentlicht.
    Aber das Grab Popieluszkos scheint seit dem Begräbnis vom Samstag, das mit massenhafter Beteiligung stattfand, inzwischen schon geradezu zu einem Wallfahrtsort geworden zu sein, berichtet Joanna Ratziner aus Warschau.
    In den Millionenflotten haben in den letzten Wochen die Warschauer Blumenhändler verdient.
    Täglich hängen tausende Menschen, Sträuße durch die Gitterstäbe des Zauns rund um die Kirche.
    Und seit zwei Wochen regelt ein Heer von freiwilligen Ordnungsdienern den Verkehr und die Disziplin der Massen, die vor wenigen Tagen noch um das Leben des Priesters Popiewuszko gebetet haben und seit dem Tag seiner Beisetzung zu seinen Grabbildern.
    Zweifellos, die Polen haben den mutigen Solidarność-Priester, Herrscher Popiewuszko, in die Galerie ihrer Nationalhelden gereiht.
    Der Wunsch der Behörden, die Eltern Papiushkos würden heimatlichen Boden im Białystok an der sowjetischen Grenze zur letzten Ruhestätte Erysones bestimmen, scheiterte ebenfalls.
    Eine spontane Petition von Gläubigen,
    auf Initiative des neuen Freiwilligen Ordnungsdienstes unter Führung ehemaliger Solidarność-Aktivisten überzeugte den Prima Popiuszko doch auf dem Areal der Stanisław-Koska-Kirche zu begraben.
    Noch haben Polizei und Behörden keine Schritte unternommen, die politischen Slogans, die Aufrufe, regierungsunabhängige Informationen zu entfernen, wohlwissend dabei, dass die Stanisław-Koska-Kirche seit der Entführung des Priesters Popiuszko zu einer wahren Bastion der politischen Opposition des Landes geworden ist.
    Neben Aufforderungen zur Unterstützung der neu gegründeten Bürgerrechtskomitee zur Kontrolle rechtswidriger Handlungen der Behörden gegenüber dem Staatsbürger, informieren Flugblätter über die von Regierungsseite noch zurückgehaltenen Ergebnisse der Obduktion des Leichnams von Pater Popiunschkos.
    Auf anderen Flugblättern erfährt man, wo und wann Messen zu Ehren Papa Popiunschkos abgehalten werden, wo und wann Schweigemärsche der verbotenen Gewerkschaft Solidarität stattfinden sollen.
    Die Regierung kann durch Zurückhaltung derzeit nur gewinnen.
    Das hat schon das Begegnis von Jerzy Popiuszko bewiesen, bei dem es trotz allen Vorsichtsmaßnahmen der Regierung nicht durch Ausschreitungen kam.
    Die langen Züge von Polizeiwagen durften nur einige Ehrenrunden in den Straßen der Hauptstadt drehen.
    Die Bevölkerung hörte auf die Appelle zur Ruhe von Episkopat und Solidaritätsvorsitzenden Walesa.
    Joanna Ratziner berichtet aus Warschau.
    Es ist inzwischen 12.32 Uhr, zwei Minuten nach halb eins geworden.
    Im weiteren Verlauf des Mittagsschonals beherrschen innenpolitische Themen das Programm.
    Wir berichten von Aussagen zu Umweltschutzthemen, von der FPÖ-Klausurtagung am Attersee, durch den stellvertretenden SPÖ-Vorsitzenden Wissenschaftsminister Heinz Fischer und durch die Frauenorganisationen der ÖVP.
    Aus Graz berichten wir von über eine Kontroversie um eine an der Universität am Nationalfeiertag angebrachte Gedenktafel, auf der die Opfer politischer Willkür des Austrofaschismus und des Hitlerfaschismus in einem Atemzug mit den nach 1945 wegen Kriegsverbrechen Verurteilen genannt werden.
    Und die Kulturredaktion berichtet über die kommende Burgtheaterpremiere ein Stück für Kinder von Jérôme Savary.
    Auch die kleinste Parlamentspartei, die FPÖ, hat sich bei ihrer Club-Tagung am Attersee in Oberösterreich mit dem sensationellen Wahlerfolg der Grünen-Alternativen in Vordelberg auseinandergesetzt und eine Strategie gegen diese Gruppen entwickelt.
    Während die freiheitlichen Parlamentsabgeordneten gestern hauptsächlich Budget- und Steuerfragen diskutierten, ging es heute Vormittag um die Politik im Allgemeinen und eben um die Frage nach einer Strategie gegen das Grün-Phänomen.
    Dazu nahm FPÖ-Chef Vizekanzler Norbert Steger, der direkt von den Begräbnisfeierlichkeiten für die ermordete indische Ministerpräsidentin Indira Gandhi eingeflogen war, Stellung, und Erich Eichinger führte mit ihm das folgende Gespräch.
    Herr Parteiabg.
    Dr. Steger, die Freiheitliche Partei muss sich wahrscheinlich mehr als alle anderen im Parlament vertretenen Parteien
    mit dem Thema Grün, Alternativ oder wie immer man das fassen will, auseinandersetzen.
    Schließlich, letzter Fall in Vorarlberg, wurde man von Stelle 3 auf Stelle 4 zurückgeschoben.
    Was ist eigentlich Ihre Strategie, die Sie jetzt der Partei vorgeben?
    Ich halte es für bedeutsam, dass wir uns dessen bewusst sind, dass im Grunde genommen die beiden Großparteien viel mehr an eine vierte, fünfte oder sechste Partei verlieren können als eine kleine Partei.
    Das ist einfach schon mathematisch feststehend, aber es wird sich noch mehr so ergeben, wenn wir nicht versuchen, im allgemeinen Grüngeschrei gleichartig mit den anderen mitzumachen, sondern einen abgesetzten, klaren, eigenständigen, freiheitlichen Kurs zu haben.
    Der Kurs wird heißen.
    Umweltgefahren gehören heute zu den wichtigsten Fragen des Lebens.
    Umweltgefahren können mit einer eigenständigen freiheitlichen Alternative bekämpft werden.
    Wir sind eine Partei, die dafür eintritt, dass individuelle Leistung, Leistung in der Gemeinschaft, Leistung des Einzelmenschen stark gefördert werden soll.
    Das ist eine totale Abgrenzung zu dem, was sich an Grünparteien hier artikuliert, die ja eher gesellschaftspolitische Aussteiger sind und gegen den Leistungsbegriff argumentieren.
    Und zum Zweiten, diese Grünparteien sind gegen die moderne Technik.
    Sie schüren die Technikfeindlichkeit.
    Sie schüren die Angst vor der Technik, so wie seinerzeit die Angst vor der Dampfmaschine.
    Wir sind eine Partei, die stark dafür eintreten wird, dem Beweis zu liefern, dass die moderne Technik die eigentliche Chance zur Bekämpfung der Umweltprobleme der Gegenwart ist.
    Ich war zuletzt in Asien.
    Dort merkt man, wie großflächig die Umweltzerstörung stattfindet, weil die moderne Technik bedenkenlos eingesetzt wird.
    Dort merkt man aber auch, dass all das gar nicht mehr lösbar ist, das große Natursterben, das dort stattfindet, die Verunreinigung des Meeres, das dort stattfindet und andere Probleme, dass das alles nicht mehr lösbar ist, wenn man nicht bewusst durch politische Vorgaben, also durch die Entscheidung von Politikern, für die Wirtschaft vorgibt,
    wie solche Umweltprobleme zurückgedrängt werden, bekämpft werden oder auch schon für die Zukunft vermieden werden.
    Das heißt, Sie gehen schlicht und einfach nach einer früheren Devise, wir sind die Grünpartei, nach der folgenden Devise, wir sind die Wirtschaftspartei, gehen Sie jetzt klar auf Konfrontationskurs, wir sind die glaubwürdigere Partei als grüne Gruppierungen, sofern Sie überhaupt schon Parteien sind.
    Wir werden aus meiner Sicht es so machen, dass wir ein grün-blaues Wählerbündnis anstreben, das heißt heimatverbundene, naturverbundene Menschen, die eine Zukunftssicherung auch für nächste Generationen wollen.
    Das ist ein durchaus freiheitliches Programm, aber gleichzeitig aufbauend auf unserer Ideologie Lösungen anzubieten, die nur die Freiheitliche Partei so anzubieten hat.
    Denn im Leistungsbegriff werden wir uns bei unserer Definition auch von der sozialistischen Partei unterscheiden und bei dem Einsatz der modernen Technologie
    auch beim Leistungsbegriff, sicher von allen bestehenden Gründgruppierungen.
    Der Wähler wird dann die Möglichkeit haben, zwischen mehr als drei Parteien bei den kommenden Wahlauseinandersetzungen zu unterscheiden.
    Das ist legitim.
    Einer wird dabei auf der Strecke bleiben, bei all dem, was jetzt stattfindet.
    Das wird der Generalsekretär Dr. Graf sein.
    Seine Strategie führt die ÖVP-Pfeilkraut ins Eck hinein.
    Denn am Endpunkt einer Entwicklung gibt es möglicherweise drei, vielleicht auch vier Parteien im Parlament oder mehr als vier Parteien im Parlament.
    Aber jedenfalls eine ÖVP, die nach wie vor ein Zusammenarbeitsmodell hat, wonach sie nur mit einer Partei allfällig regieren könnte, nämlich mit der Sozialistischen Partei.
    Das ist das Einzige, was Graf anstrebt.
    Die Sozialisten werden mehrere Parteien zur Auswahl vorfinden.
    Wir werden auch aktionsfähiger sein, weil diese Regierung glaubwürdig gut zusammenarbeitet, von unterschiedlichen ideologischen Aussagen ausgehend.
    Das heißt also, um bei einem Bild nach der letzten Wahl zu bleiben, wo es ging, wir kriegen die rothaarige nicht, also die blauäugige nicht, Michael Kraft bleibt als alte Jungfrau über.
    Ja, das haben jetzt Sie gesagt, so möchte ich mich da nicht äußern, weil ich in solche sexuellen Vergleiche nicht hineingehe.
    Ich habe aber den Eindruck, dass jedenfalls, wenn die ÖVP so weitermacht wie jetzt, diese und die nächste Legislaturperiode, die Volkspartei, jetzt schon für chancenlos erklärt werden kann.
    Eine Frage, bei der Strategie und Taktik auch in der Vergangenheit Jahre hindurch immer wieder eine Rolle gespielt hat, war auch Zwentendorf.
    Jetzt hat Zwentendorf noch einmal eine drei Monate Schonfrist bekommen.
    Warum eigentlich?
    Oder was sagt der Energieminister zu all dem?
    Ich möchte jetzt nicht vorwegnehmen alle meine Erläuterungen dann, wenn das Energiekonzept der Öffentlichkeit vorgestellt wird.
    Nur eines ist klar.
    Die Entscheidung hat dort getroffen zu werden, wo sie damals eingeleitet wurde, nämlich im Parlament.
    Sie muss aber gleichzeitig rasch erfolgen, daher eine kurze Frist, aber so, dass der zuständige Ausschuss einmal tagen kann.
    Dann werden alle Parteien dort ihre Karten klar auf den Tisch legen.
    Es ist bekannt, dass die Sozialistische Partei unter der Voraussetzung, dass es einen breiten nationalen Konsens gibt, für den Betrieb nahm.
    Es ist bekannt, dass aus vielen sachlichen Gründen, Sicherheitsgründen, außenpolitischen Gründen, auch gesamtwirtschaftlichen Gründen, die freiheitlichen immer gegen Zwentendorf waren.
    Die Volkspartei wird die Chance bekommen, klar, ja,
    oder klar Nein zu sagen.
    Dann ist die Frist vorbei, die Regierung wird's vollziehen.
    Ja, aber die Freiheitliche Partei hat immer gesagt, Zwentendorf ist tot und die ÖVP soll jetzt dazu sagen, Ruhe sanft.
    Ja, das wird ja schon öfters vom Verantwortlichen der ÖVP gesagt und gleichzeitig läuft dann ein Abgeordneter noch herum und will hinter den Kulissen alles machen, das doch in Betrieb geht.
    Sie wissen, welche unterschiedlichen Abgeordneten ich ja anspiele.
    Ich meine aber vor allem, es ist dringend erforderlich, dass alle drei Parteien für die Bevölkerung glaubwürdig ihren Standpunkt sagen können.
    Dazu ist das Parlament zuständig, dort wird es geschehen.
    Danach werden alle Wähler für alle Zeit wissen, warum diese Entscheidungen so und nicht anders gefallen sind.
    Vielen Dank für dieses Gespräch.
    Heute, zwei Wochen nach der Vordelberger Landtagswahl und eine Woche nach der Klausurtagung der SPÖ-Abgeordneten in Villach, lud der stellvertretende SPÖ-Vorsitzende, Wissenschaftsminister Heinz Fischer, zu einem Pressegespräch über die politische Herbstarbeit seiner Partei ein und wie nicht anders zu erwarten, kam auch dabei der derzeitige politische Schwerpunktbereich, die Umweltpolitik, ausführlich zur Sprache.
    Themen der Pressekonferenz waren unter anderem der autofreie Tag, eine Senkung des Tempolimits sowie das Kernkraftwerk Zwentendorf, das ja vielfach schon als politische Leiche betrachtet wird und über dessen spätere Verwendung bereits diskutiert wird.
    Mehr von Roland Adrowitzer.
    Heinz Fischer steht offensichtlich auf dem Standpunkt, man soll das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist.
    Es sei verfrüht, Zwentendorf bereits als politische Leiche zu bezeichnen und die Frage einer Sondermüll-Lagerstätte zu diskutieren, meinte Fischer heute.
    Am kommenden Dienstag werde die Regierung den Energiebericht und eine einheitliche Marschroute in der Kernkraftfrage beschließen.
    Dann solle es noch einmal zu einer sachlichen Diskussion pro und kontra Zwentendorf kommen.
    Dabei müsse auch die ÖVP Farbe bekennen.
    meinte Fischer, wie auch soeben Energieminister Vizekanzler Norbert Steger.
    Einwand dann an Minister Fischer, der Präsident des Sozialistischen Freien Wirtschaftsverbandes Kurt Mühlbacher, hat sich in Villach offensichtlich bereits damit abgefunden, dass ein Parteienkonsens über Zwentendorf nicht mehr erreichbar scheint.
    Warum sie nicht, Fischer dazu?
    Dafür habe ich keinen Anlass, das heute zu sagen.
    Ich sage noch einmal, die Bundesregierung wird das beraten, wird den Bericht ans Parlament geben.
    Und ich muss davon ausgehen, dass das Parlament in der Lage ist, eine seriöse Diskussion darüber zu führen.
    und dann Schlussfolgerungen aus einer seriösen Diskussion zu ziehen.
    Natürlich ist das eine Vermutung, die falsifizierbar ist.
    Natürlich kann bewiesen werden, dass man einen Energiebericht überhaupt nicht durchliest, sondern von vornherein
    ritualisierte Erklärungen abgibt.
    Das kann ich nicht ausschließen.
    Die Parteien mögen noch einmal die Kraft zu einer sachlichen Diskussion im Parlament aufbringen, wobei die Aufhebung des Klubzwangs denkbar wäre.
    Nun weg von der Kernkraftruine im Tullner Feld im weiteren Sinn ja ein Grünthema zu weiteren Fragen rund um die politische Modefarbe dieses Herbstes.
    Die SPÖ werde eine Verzahnung von Umwelt- und Energiepolitik betreiben und die aktuellen Probleme lösen, sagte Fischer.
    Zu den zwei meist diskutierten Fragen in diesem Zusammenhang, und zwar einem Tempolimit sowie einem autofreien Tag, meinte der stellvertretende SPÖ-Vorsitzende.
    Die Frage eines autofreien Tages und der Reduktion von Geschwindigkeitsbegrenzungen wollen wir auf einer Regierungsklausur im Jänner diskutieren und erörtern.
    Es gibt ja schon Aussagen dazu, vor allem von Verkehrsminister Latziner.
    Ich möchte Ihnen sagen,
    dass die Auswirkungen eines autofreien Tages und einer Reduzierung der Höchstgeschwindigkeiten natürlich unleugbar sind, die positiven, aber wenn ich mir die verschiedenen Studien ansehe, österreichische und internationale, dass ich glaube, dass sie wahrscheinlich überschätzt werden, zumindest dem Echo, das sie in den Zeitungen gelegentlich finden.
    Soviel Grün, abschließend noch ein Wort zur Steuerpolitik.
    Allgemeine Steuersenkungen wären schön, sagte Fischer, aber der Staat könne es sich nicht leisten, wenn er seriös sein wolle.
    Im Klartext, in dieser Legislaturperiode wird es aller Voraussicht nach keine Steuersenkungen geben und damit gebe ich zurück an das Funkhaus.
    Roland Adorwitzer berichtete von einer Pressekonferenz des stellvertretenden SPÖ-Vorsitzenden, Wissenschaftsminister Fischer.
    Für die schlechte Leitungsqualität bitten wir um Entschuldigung.
    Und wir bleiben jetzt noch einmal bei einem Thema aus dem Umweltschutzbereich.
    Anfang vergangener Woche hatten nämlich die ÖVP-Frauen aufhorchen lassen, als sie ankündigten, sie würden das Konrad-Lorenz-Volksbegehren unterstützen.
    Ergänzt wurde diese Ankündigung durch eine Kampfansage der ÖVP-Frauen in Richtung eigener Partei.
    Diese solle sich konkreter den Umweltfragen widmen und mehr Sensibilität an den Tag legen, wurde verlangt.
    Und diese Intentionen wollen die ÖVP-Frauen nun über die Parteigrenzen hinaus ausdehnen.
    Dazu sprach Gisela Hopfmüller mit Marga Hubinek.
    Frau Dr. Rubinek, die ÖVP-Frauen haben vor kurzem innerhalb ihrer eigenen Partei eine Kampfansage gestartet in Sachen Umweltschutz.
    Nun hat es vor einiger Zeit einen Schulterschluss der Frauen über die Parteigrenzen hinweg zur Pensionsreform Sozialminister Dallingers gegeben.
    Können Sie sich vorstellen, dass es einen solchen Schulterschluss eben über die Parteigrenzen hinweg nun auch für den Umweltschutz geben kann?
    Ich hoffe auf den Mut und auf das Verständnis der Frauen auch in anderen politischen Parteien.
    In der Frage der 40.
    ASVG-Novelle war es zweifellos ein voller Erfolg und deshalb versuchen wir, hier eine möglichst breite Anhängerschaft zu finden.
    um konkret für die Erhaltung unserer Umwelt mehr Vorsorge zu treffen und konkret auch das Volksbegehren gegen den Bau des Kraftwerkes in Hainburg zu mobilisieren.
    Auch innerhalb des 15-köpfigen Parteivorstandes?
    Ja, da sind wir jetzt schon einige, einige wenige, aber vielleicht wird es auch von unserer Überzeugungskraft abhängen, wie sich auch die Politik der Gesamtpartei gestaltet.
    Nun gibt es zum Problem Heimburg nicht nur das Volksbegehren, es gab von Ihnen eine Petition im Parlament, die bis jetzt nicht behandelt worden ist.
    Welche Konsequenz ziehen Sie daraus, dass diese Petition nicht das Echo im Parlament gefunden hat, das Sie sich erwartet haben?
    was nun die Petition anlangt, die ich mit zwei Kollegen ins Parlament eingebracht habe, nämlich das Konrad-Lorenz-Volksbegehren zu behandeln.
    Diese Petition wird verfallen und das hat mich tief betroffen gemacht, dass sie zwar dem Parlamentarischen Gesundheits- und Umweltausschuss zugewiesen wurde, dass sie aber nicht auf die Tagesordnung gelangte.
    Und wenn eine Petition ein halbes Jahr nicht behandelt wird, so verfällt sie.
    Und ich meine, dass das eine Missachtung ist, das Instrument der direkten Demokratie, dass wir darüber nicht einmal reden, dass es keine Beratungen gibt.
    Das hat mich sehr betroffen gemacht.
    Nun entscheidet die Präsidiale im Parlament, ob eine Petition auf die Tagesordnung gesetzt wird.
    In dieser Präsidiale ist auch Bundesparteiobmann Mock vertreten.
    Glauben Sie, hat er sich intensiv genug dafür eingesetzt, dass die Petition behandelt wird?
    Ich weiß von ihm, dass er sich zweimal, und zwar mündlich und einmal schriftlich, dafür verwendet hat.
    Die Geschäftsordnung sieht vor, dass Beschlüsse in der Präsidialsitzung einstimmig gefasst werden.
    Also Sie glauben, es war ausreichend?
    Ich hoffe das.
    Mit Marga Hubinek sprach Gisela Hopfmüller.
    Einiges Aufsehen erregte an ihrem Nationalfeiertag beim Eingang zur Aula der Grazer Universität montierte Gedenktafel, auf der laut Inschrift den Opfern politischer Willkür in den Jahren 1934 bis 1955 gedacht wird.
    Gestiftet wurde diese Tafel von Graz aus Studentenverbindungen.
    Empörung und Proteste rief die Tatsache hervor, dass durch diese Gedenktafel die Opfer des Austrofaschismus und des Hitlerfaschismus und die nach 1945 wegen Kriegsverbrechen Verurteilten gleichgesetzt werden, was laut steirischen Zeitungsberichten von den Tafelspendern auch ausdrücklich beabsichtigt worden sein soll.
    Näheres von Michaela Jandrezewicz vom Landesstudio Steiermark.
    im Gedenken an all ihre Angehörigen, die in den Jahren 1934 bis 1955 der politischen Willkür und dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen sind, die Karl-Franzens-Universität Graz.
    So lautet der Text an der neuen Gedenktafel vor der Aula der Grazer Universität, jener Tafel, die sofort nach ihrer Enthüllung am 26.
    Oktober auf vehemente Kritik gestoßen ist.
    Der zitierte Text hätte wohl wenig oder gar keine Aufregung hervorgerufen, wenn am unteren Ende der großen dunkelgrünen Granittafel nicht auch ihre Spender angeführt wären.
    Gestiftet vom Grazer Kooperationsring ist da zu lesen.
    Und darunter haben sich 17 Kooperationen, Landsmannschaften und Burschenschaften als Spender verewigt.
    Alles schlagende und freiheitlich nationale Verbindungen von Alemannia bis Wieland-Staufen.
    Im Hinblick auf das von diesen Verbindungen vertretene Gedankengut nannte eine Grazer Tageszeitung die Tafel eine Gedenktafel für Juden und Kriegsverbrecher.
    Eine Kritik, die der Rektor der Grazer Universität, Universitätsprofessor Heinrich Mitter, entschieden zurückweist.
    Ich halte sie für nicht gerechtfertigt und ich halte sie, wenn ich das etwas stärker ausdrücken darf, in gewissem Sinn für eine Zumutung.
    Ich halte das nicht für eine Form, in der man Geschichte bewältigen soll.
    Juden und Kriegsverbrecher, das ist also eine Frechheit, wenn man das behauptet.
    Wir haben alle Opfer aus allen Lagern, aus welchen sie immer sein mögen, eingeschlossen in dieses Gedenken, die Universität gedenkt aller ihrer Opfer.
    Damit sind gemeint, ihre Opfer sind gemeint Leute, die entweder als Professoren, als Assistenten, als sonstige Bedienstete, als Studenten oder auch als Absolventen einmal an dieser Universität gewesen sind.
    So viel ich überblicken kann, befinden sich unter diesem Personenkreis keine Kriegsverbrecher.
    An die ist der Herr nicht gedacht.
    Nicht zuletzt deshalb sei vom Akademischen Senat besonderer Wert auf die Formulierung Angehörige der Universität gelegt worden, betonte der Rektor.
    Ihm sei nicht bekannt, dass Angehörige der Grazer Universität irgendwann als Kriegsverbrecher verurteilt worden seien.
    Wohl aber habe es Sympathisanten des NS-Regimes gegeben.
    Aber es haben sehr viele Leute, auch hier an dieser Universität, in irgendeiner Form mit den Nazis zu tun gehabt, ohne dass sie deswegen Kriegsverbrecher waren.
    Wollte man aller dieser Leute, zum Beispiel auch nur aller, die ein Parteimitglied waren, das ist schon ein sehr starkes Engagement für die Nazis, wenn man Mitglied der Partei war, wollte man aller dieser nicht gedenken,
    dann müsste man wahrscheinlich einen erheblichen Teil der österreichischen Bevölkerung ausschließen aus einem Gedenken.
    Die neue Gedenktafel wird von Rektor Mitter vor allem als Ergänzung jener Tafel angesehen, die an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs erinnert.
    Dass die neue Tafel allerdings Emotionen wecken könnte, beziehungsweise nun schon geweckt hat, hat Rektor Mitter aber wohl vorausgesehen.
    In seiner Rede anlässlich der Enthüllung der Tafel sagte er, die Tafel soll und muss uns daran erinnern, dass auch hier niemand der Vergangenheit und ihrer Schuld ausweichen kann.
    Und gegen Ende seiner Rede sagte Rektor Mitter, diese Schuld muss überwunden werden.
    Wir müssen von ihr loskommen, sonst gehen wir unter.
    In einem eben eingelangten Fernschreiben der Hochschülerschaft an der Universität in Graz wird übrigens die Verhüllung dieser Gedenktafel und eine neuerliche Diskussion aller Beteiligten verlangt.
    Es ist jetzt 12.52 Uhr, acht Minuten vor eins, Kulturmittag-Journal.
    Am Wiener Burgtheater inszeniert Jérôme Savary sein Kinderstück vom dicken Schwein, das dünn werden wollte.
    Savary wurde in Österreich vor allem bekannt durch seine großen Erfolge bei den Wiener Festwochen, wie zum Beispiel von Moses zu Mao, Der Bürger als Edelmann und Bye-Bye Showbiz mit seinem Grau Magique Circus.
    Über Savary's jetzige Arbeit am Burgtheater, wo Mittwoch Premiere ist, hat Erich Gabriel den folgenden Beitrag gestaltet.
    Untertitel im Auftrag des ZDF, 2021
    Ich bin Grundsbauch, das dicke Schwein.
    Ich find nichts dabei, so kompulent zu sein.
    Und ich pflege meinen Bauch, weil ich ihn zum Wohlbefinden brauch.
    Vor dem Schweinetrog fühle ich mich wohl, denn ich patze um die Platze im Gartrum.
    Und Grundservresse ich mich dort voll.
    Ich schluck alles weg, bei mir kommt nicht zu.
    Es war einmal ein dickes rosa Schwein, das für sein Leben gern aß.
    Weil es so dick und fett war, wollte der Bauer es an den Fleischhauer verkaufen.
    Als das die Tiere des Bauernhofes hörten, nahmen sie sich vor, das dicke Schwein zu retten.
    Sie beschlossen, ihm eine Abmagerungskur zu verordnen.
    Mit diesem Text lässt Savary seine Dramatisierung der Erzählung »Dickes Schwein« von Colin MacNaughton beginnen.
    Es ist eine einfache Fabel, deren Wirkung im Wesentlichen durch die Darstellung entsteht.
    Savary sagt, dass er für Kinder nicht anders arbeitet, als für Erwachsene.
    Denn die Arbeiten des Magic-Circus hätten den Kindern immer gefallen.
    Erwachsene waren öfter schockiert, Kinder nie.
    Und dadurch hat er beschlossen, einmal etwas für Kinder zu machen, aber hoffentlich auch für die Erwachsenen.
    Es gibt keine wirklichen Unterschiede.
    Der Magic-Circus hat immer mehr für die Kinder.
    Er hat manchmal die Eltern schockiert, aber niemals die Kinder.
    Wie ist denn das für die Schauspieler, mit einem für unsere Verhältnisse so ungewöhnlichen Theatermann zu arbeiten?
    Heinz Zuber spielt quasi die Titelrolle, Grundsbauch, das Schwein.
    Er hat am Anfang erklärt, dass er eigentlich kein Regisseur sei, sondern er sei das Publikum und wenn wir ihn zum Lachen bringen, dann findet er das gut und dann kommt er auch in Fahrt.
    Wenn man ihn nicht sehr reizt, dann tut sich auch nicht sehr viel.
    Und er hat aber ein hinreißendes Team, also er hat einen tollen Choreografen und der Choreograf hat eine tolle Assistentin und die machen sehr viel und er
    Er kommt eigentlich erst in Fahrt, wenn sich die Köpfe ein bisschen einschlagen, dann greift er ein.
    Obwohl der Schauplatz ein Bauernhof ist und Tiere die Akteure sind, möchte Savary es nicht nur als ökologisches Märchen verstanden wissen, sondern auch als philosophisches.
    Für ihn ist die Moral des Stückes, dass so viele Menschen in der Welt an Hunger leiden und wir in Europa an unserem Überfluss leiden.
    Und ich glaube, dass die Moral dieses Spektakels ist, dass es sehr seltsam ist, dass auf der selben Erde, auf dem selben Universum, es Menschen gibt, die stressig, angestrengt, psychologisch verärgert sind, weil sie zu viel essen, während die andere Hälfte der Erde problematisch ist.
    Weitere Stallgefährten von Heinz Zuber sind Ulrike Beimpold, Christine Marquiton, Gabriele Schuchter, Herbert Kutscherer, Dieter Witting und Ed Stavjanik.
    Also dieser Trutsch hat recht, ich komm wirklich nicht mehr hin.
    Ach, ich würd dich so gerne umarmen, wenn mein Bauch nicht so dick wäre.
    Was ist denn, was ist denn?
    Ich komm schon hin.
    Ui, ui, ui.
    Aber du bist nicht ihr Verlobter.
    Ja, ja, ja, das weiß ich selber.
    Brauchst mir nicht jemand daran zu erinnern.
    Oh Seelenquall, oh bittere Leidenschaft.
    Das Beste kommt aber noch, meine Freunde.
    Grunzbauch und ich werden nächste Woche heiraten.
    Ui, ui, ui.
    Wir müssen noch die Vorbereitungen treffen für die Hochzeitsfeier.
    Ja, und das Hochzeitsfressen.
    Ja, du musst auch immer nur ans Fressen denken.
    Quatsch, Quatsch.
    Jérôme Savary's Kinderstück vom dicken Schwein, das dünn werden wollte, hat am Mittwoch im Burgtheater Premiere.
    Und im Mittagschanal jetzt eine abschließende Meldungsübersicht.
    Österreich.
    Auf der Südautobahn zwischen Hartberg und Gleisdorf in der Oststeiermark sind am Vormittag bei einem schweren Verkehrsunfall drei Menschen ums Leben gekommen.
    Ein in Richtung Hartberg fahrender Personenwagen aus Wien hatte eine doppelte Sperrlinie in einem Gegenverkehrsbereich überfahren und war mit hoher Geschwindigkeit gegen ein entgegenkommendes Auto aus Niederösterreich gepreilt.
    FPÖ-Bundesparteiobmann Steger sagte als Anlass der Klubklausurtagung seiner Partei in Attersee, die FPÖ habe gegenüber den Grünen ein klares Konzept.
    Für die Freiheitliche Partei seien Umweltgefahren wichtigste Lebensfragen.
    Der stellvertretende SPÖ-Parteiobmann Wissenschaftsminister Fischer hat die Hoffnung auf eine seriöse Diskussion im Parlament über den kommenden Energiebericht und die Frage Zwintendorf geäußert.
    Zur Möglichkeit der Einführung eines autofreien Tages und einer Verringerung des Tempolimits kündigte Fischer eine Regierungsklausur im Jänner an.
    Die Vorsitzende der ÖVP-Frauenbewegung Marie-Lise Flemming und die stellvertretende ÖVP-Parteivorsitzende Marga Hubinek kündigten heute eine Unterschriftensammlung zur Unterstützung des Konrad-Lorenz-Volksbegehrens an.
    Außerdem verlangen die ÖVP-Frauen eine umfassende Kontrolle der Emissionen von Schadstoffen aus Altanlagen und die rasche Einführung bleifreien Benzins.
    Bundeskanzler Sinowaz ist zu einem zweitägigen offiziellen Besuch in Ostberlin eingetroffen.
    Sinovac wurde auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld von Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker und Ministerpräsident Willi Struw empfangen.
    Unter anderem ist die Unterzeichnung eines Wirtschaftsabkommens zwischen der DDR und Österreich vorgesehen.
    Indien.
    Die Lage im Land hat sich offenbar weiter normalisiert.
    In mehreren Städten wurde die Ausgangssperre gelockert oder aufgehoben.
    Ministerpräsident Rajiv Gandhi hat eine Kommission zur Klärung der Hintergründe des Mordes an seiner Mutter Indira Gandhi eingesetzt.
    Nicaragua.
    Etwa 80 Prozent der Stimmberechtigten haben sich an den ersten Wahlen seit dem Sturz des Somoza-Regimes vor fünf Jahren beteiligt.
    Zu bestellen waren der Staatspräsident, sein Stellvertreter und die 90 Mitglieder einer verfassungsgebenden Versammlung.
    Erst die Ergebnisse werden in den Abendstunden erwartet.
    Am Sieg der regierenden Sandinisten und ihres Präsidentschaftskandidaten Daniel Ortega wird nicht gezweifelt.
    Jugoslawien.
    Der bedeutendste politische Prozess seit dem Tod Marschall Titos im Jahre 1980 ist heute kurz nach Eröffnung vor einem Gericht in Belgrad auf unbestimmte Zeit vertagt worden.
    Die insgesamt sechs Angeklagten sind regimekritische Intellektuelle, die im Frühjahr in einer Belgrader Privatwohnung zu Vorträgen des prominenten Dissidenten und ehemaligen Tito-Vertrauten Milovan Djilas gekommen waren.
    Es wird ihnen ein Umsturzversuch vorgeworfen.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend, teils sonnig, teils nebelig trüb.
    Nachmittagstemperaturen heute in den Nebelgebieten um 7 Grad, sonst zwischen 8 und 13 Grad.
    Nachrichten und das Wetter standen am Ende des Mittagschanals.
    Auf Wiederhören sagt Ihnen im Namen von Redaktion und Technik Fritz Wendl.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.11.05 [Sendedatum]
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    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1984.11.05 [Sendedatum]
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    Sinowatz Besuch in der DDR
    Mitwirkende: Brandstätter, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1984.11.05 [Sendedatum]
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    US-Wahl: Rechtstrend bei US-Jugend am Beispiel von Studenten
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    Mitwirkende: Sterbenz, Edgar [Gestaltung] , Glaser, Nathan [Interviewte/r] , Kurle, Clark [Interviewte/r] , Anonym, Studentin, Student, Studenten, Studentinnen [Interviewte/r]
    Datum: 1984.11.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Mitwirkende: Maleta, Andreas [Gestaltung]
    Datum: 1984.11.05 [Sendedatum]
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    Inhalt: Nachrichten
    Polen: Popielusko - Grabstätte ist zum Wallfahrtsort geworden
    Mitwirkende: Radzyner, Joana [Gestaltung]
    Datum: 1984.11.05 [Sendedatum]
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    FP-Klausur in Attersee
    Interview: Norbert Steger
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Steger, Norbert [Interviewte/r]
    Datum: 1984.11.05 [Sendedatum]
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    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Technik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Pressekonferenz Heinz Fischer zur politischen Herbstarbeit
    Einblendung: Wissenschaftsminister Fischer
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Fischer, Heinz [Interviewte/r]
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    Interview Hubinek: ÖVP-Frauen wollen Phalanx für Umweltschutz
    Interview: Marga Hubinek
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung] , Hubinek, Marga [Interviewte/r]
    Datum: 1984.11.05 [Sendedatum]
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    Graz: Auseinandersetzung um eine Gedenktafel der nationalen Studentenverbindungen für die Opfer von 1934 - 1955
    Einblendung: Rektor Mitter
    Mitwirkende: Jandrisevits, Michaela [Gestaltung] , Mitter, Heinrich [Interviewte/r]
    Datum: 1984.11.05 [Sendedatum]
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    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Burgtheater-Erstaufführung "Vom dicken Schwein, das dünn werden wollte" von Jerome Savary
    Einblendung: Probenausschnitte, Jerome Savary, Heinz Zuber
    Mitwirkende: Gabriel, Erich [Gestaltung] , Savary, Jerome [Interviewte/r] , Zuber, Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1984.11.05 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Burgtheater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1984.11.05
    Spieldauer 00:59:43
    Mitwirkende Wendl, Fritz [Moderation] [GND]
    Henke, Reinhold [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.11.05 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-841105_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Inhalt

    Nachrichten

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt