Mittagsjournal 1982.11.15

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Und hier ist wieder das Journalstudio.
    Grüß Gott, verehrte Damen und Herren.
    Adolf Poindl begrüßt Sie im Namen des Mittagteams.
    Am Beginn von einer Stunde Information.
    Der verstorbene sowjetische Staats- und Parteichef Leonid Brezhnev ist heute Vormittag in Moskau in einem Staatsakt beigesetzt worden.
    Das Begräbnis brachte das bedeutendste Zusammentreffen führender Staatsmänner und Politiker aus Ost und West seit vielen Jahren.
    Wir fassen das Zeremoniell des Trauerzuges und der eigentlichen Beisetzung zusammen und wir planen auch ein Direktgespräch mit unseren Moskauer Korrespondenten über die internationalen Begegnungen am Rande des Begräbnisses sowie über Kurs und möglichen Umbau der Kreml-Hierarchie.
    Ein weiterer Korrespondentenbericht soll verschiedene mysteriöse Umstände der Heimkehr des polnischen Arbeiterführers Lech Walesa aufklären.
    Aus Österreich sind dann geplant heute Mittag.
    In Wien hat um 9 Uhr der zweite AKH-Prozess begonnen.
    Die ÖVP legt ihre forschungspolitischen Alternativen dar.
    Wir analysieren den Reisemarkt in Österreich, also nicht die Ziele der ausländischen Gäste, sondern jene der Österreicher.
    Wir nehmen den Wien-Besuch des FAO-Generaldirektors zum Anlass, uns ein wenig mit der Welternährungssituation zu befassen.
    Die Kulturredaktion schließlich bringt einen Abschlussbericht vom Literatursymposium beim steirischen Herbst und sie führt uns in eine Sonderausstellung im Völkerkundemuseum in Wien über die kanadischen Indianer.
    Das wäre unser Programm für die Zeit bis 13 Uhr.
    Zunächst, wie immer, das Wichtigste in den Nachrichten.
    Heute gesprochen von Herbert Slavik.
    Verantwortlicher Redakteur ist jetzt Edgar Theider.
    Sowjetunion.
    Moskau stand heute Vormittag im Zeichen der Beisetzungsfeierlichkeiten für den am vergangenen Mittwoch verstorbenen Staats- und Parteichef Brezhnev.
    Der Sarg mit dem Leichnam Brezhnevs wurde auf einer von einem Schützenpanzer gezogenen Lafette zur Kreml-Mauer geführt.
    Während der Zeremonie ergriff der neue Parteichef Yuri Andropov das Wort.
    Andropov würdigte Brezhnev als beispielhaften Kämpfer der internationalen kommunistischen Bewegung und bekräftigte das Festhalten an seinem innen- und außenpolitischen Kurs.
    Der neue Parteichef unterstrich, ebenso wie anschließend Verteidigungsminister Marschall Ustinov, die Verteidigungsbereitschaft der Sowjetunion.
    Ustinov würdigte besonders die Leistungen Brezhnevs für den Aufbau der Streitkräfte.
    An den Beisetzungsfeierlichkeiten nahmen Vertreter aus mehr als 100 Ländern teil, unter ihnen mehr als 20 Staatspräsidenten.
    Aus den Warschauer Paktländern waren alle Staats- und Parteichefs gekommen.
    Zu den prominentesten Trauergästen zählten ferner der amerikanische Vizepräsident Bush, der chinesische Außenminister Huang Hua, der kubanische Partei- und Regierungschef Fidel Castro, PLO-Chef Arafat und UNO-Generalsekretär Pérez de Cuéllar.
    Österreich war durch Bundespräsident Kirchschläger und Außenminister Paar vertreten.
    Am Rande der Trauerfeier wird es zu zahlreichen internationalen Begegnungen auf höchster Ebene kommen.
    Polen.
    Nach elfmonatiger Internierung ist der Führer der verbotenen Gewerkschaft Solidarität, Lech Walesa, zu seiner Familie nach Danzig zurückgekehrt.
    In einer kurzen Ansprache vor einer jubelnden Menschenmenge sagte Walesa, er habe mit den Behörden eine Vereinbarung erreicht, jedoch nicht auf Knien.
    Seinen Anhängern versicherte der Solidaritätschef, er werde den gemeinsamen Idealen treu bleiben.
    Wörtlich sagte er, wir werden siegen, darüber kann es keine Diskussion geben.
    Die amtliche Nachrichtenagentur PAP betonte, Valeser sei jetzt ein Bürger wie alle anderen.
    Ein freier Mann, der sein Leben gestalten könne, wie er wolle.
    Großbritannien.
    Der polnische Partei- und Regierungschef Jaruzelski erklärt in einem Interview für die Londoner Zeitung The Guardian, Valdeser werde nach seiner Freilassung nun an der Disziplin gemessen, die er an den Tag lege.
    Man werde seinen künftigen Aktivitäten großes Augenmerk schenken, besonders seinen öffentlichen Erklärungen gegenüber der westlichen Presse.
    USA.
    Der deutsche Bundeskanzler Kohl trifft heute anlässlich seines Staatsbesuches in den Vereinigten Staaten mit Präsident Reagan zusammen.
    Nach seiner Ankunft in Washington erklärte Kohl zur neuen sowjetischen Führung, derzeit wisse zwar niemand, welche Entwicklung die sowjetische Politik nehmen werde, doch erwarte er keine grundlegenden Änderungen.
    Die Aufhebung der amerikanischen Sanktionen gegen das europäisch-sowjetische Erdgasröhrengeschäft wertete Kohl auch als eine Geste gegenüber der Sowjetunion und meinte, es liege nun bei Moskau darauf zu reagieren.
    Ein Ausschuss des Senats hat von der Regierung in Washington Maßnahmen gefördert, die die massive Anwendung amerikanischer Technologie durch die Sowjetunion beschränken soll.
    Aus einem in Washington veröffentlichten Bericht des Ausschusses geht hervor, dass die Sowjetunion durch die Beschaffung amerikanischer Kenntnisse große Fortschritte auf dem Gebiet der Rüstung und der Wirtschaft machen konnte.
    Es sei notwendig, die Exportkontrollen strikter anzuwenden, heißt es in dem Bericht.
    Österreich.
    Im Wiener Landesgericht begann heute Vormittag der zweite AKH-Prozess unter Vorsitz von Richter Paul Weiser.
    Der erste Tag dieses Prozesses ist im Wesentlichen der Verlesung der Anklage gewidmet.
    Es werden insgesamt drei Anklagen mit 340 Seiten gegen fünf Angeklagte erhoben.
    Die Angeklagten sind der Wiener frühere Spitalsdirektor und Spitzenbeamte Siegfried Wilfling, der Kaufmann Hans-Christoph Prutscher, der ehemalige Direktor der AKH-Baugesellschaft Adolf Winter, sein Kollege Gerhard Schweiger und der Bereichsleiter beim AKH-Neubau Herbert Winkler.
    Die angeklagten Fakten betreffen die Tatbestände der Untreue, Beteiligungen der Untreue, Betrug, Veruntreuung, Geschenkannahme als Beamter und Urkundenfälschung.
    Der Prozess ist bis 22.
    Dezember anberaumt.
    Dann folgt eine Pause bis zum nächsten Jahr.
    Mit dem Urteil wird Mitte bis Ende Jänner gerechnet.
    Frauen finden schwerer Arbeit als Männer.
    Aus einer Aussendung der Industriellen Vereinigung geht hervor, dass mehr als die Hälfte aller bei den Arbeitsämtern gemeldeten Frauen als nur bedingt vermittlungsgeeignet eingestuft werden.
    Die Industrie tritt in diesem Zusammenhang für eine genaue Analyse der Ursachen ein, die es für Frauen schwerer macht als für Männer, sich für eine neue Anstellung zu qualifizieren.
    Man dürfe sich nicht damit begnügen, die Frauen einfach zur Problemgruppe auf dem Arbeitsmarkt abzustempeln, sondern sollte versuchen, ihnen den Einstieg oder die Rückkehr ins Berufsleben durch Kurse und Umschulungen zu erleichtern, heißt es in der Aussendung der Industriellen Vereinigung.
    Italien.
    Zwei Tage nach dem Rücktritt der Koalitionsregierung unter Ministerpräsident Spadolini haben heute in Rom die Konsultationen über die Bildung einer neuen Regierung begonnen.
    Staatspräsident Pertini empfängt die Spitzenpolitiker der einzelnen Parteien traditionsgemäß zu getrennten Gesprächen.
    Das Kabinett des republikanischen Ministerpräsidenten Spadolini trat wegen schwerwiegender Differenzen über Fragen der Wirtschaftssanierung zurück.
    Bis zur Ernennung eines Nachfolgers führt Spadolini die Amtsgeschäfte weiter.
    Brasilien
    Erstmals seit dem Militärputsch des Jahres 1964 werden in Brasilien heute wieder allgemeine freie Wahlen abgehalten.
    58 Millionen Brasilianer sind aufgerufen, die 479 Kongressabgeordneten, die Gouverneure in 22 von 23 Bundesstaaten sowie ein Drittel aller Senatoren neu zu wählen.
    Außerdem werden Bürgermeister und Stadträte in etwa 4.000 Gemeinden und die Landtage der Bundesstaaten bestimmt.
    Die Wahlen gelten als Test für eine Rückkehr Brasiliens in die Demokratie.
    In Frankfurt gab es in der vergangenen Nacht Bombenalarm.
    Ein überwiegend von amerikanischen Staatsbürgern bewohntes 20-stöckiges Hochhaus musste geräumt werden, nachdem in einem Feuerlöscher in der Tiefgarage ein Sprengkörper entdeckt worden war.
    Die Polizei konnte den Sprengkörper rechtzeitig entschärfen.
    Über Täter und Motiv ist nichts bekannt.
    In Frankfurt wurden in den vergangenen Wochen und Monaten mehrmals anti-amerikanische Anschläge durchgeführt.
    Japan.
    Eine neue Eisenbahnstrecke für Expresszüge ist heute zwischen der Hauptstadt Tokio und der 256 Kilometer entfernten Stadt Niigata eröffnet worden.
    Die Züge erreichen auf dieser Strecke bis zu 200 Kilometer in der Stunde.
    Die Strecke führt durch insgesamt 23 Tunnels, darunter befindet sich der längste Eisenbahntunnel der Welt mit 22,2 Kilometer Länge.
    Wegen der im Winter auf der Strecke häufigen Schneefälle ist die Trasse mit 30.000 Heißwasserdüsen ausgerüstet, die die Schienen schneefrei halten sollen.
    Die neue Eisenbahnstrecke wurde in elf Jahren errichtet und kostete ungerechnet etwa 110 Milliarden Schilling.
    Österreich, Italien, Frankreich.
    Ab heute dürfen Spike-Reifen in Italien und somit auch in Südtirol wieder verwendet werden.
    Auch in Frankreich ist die Verwendung von Spikes ab heute wieder erlaubt.
    In Österreich und in der Schweiz dürfen sie bereits seit 1.
    November montiert werden.
    In Deutschland ist die Benützung von Spikes weiterhin verboten.
    Einzige Ausnahme ist der Zollgrenzbezirk zu Österreich, vor allem die Verbindung Salzburg-Lofe.
    Nach Meldungen der österreichischen Autofahrerorganisationen sind Benzingutscheine für Italien seit heute geringfügig teurer.
    Das sogenannte Nordpaket kostet nun 1.875 Schilling statt bisher 1.871 Schilling.
    Man erhält dafür 150 Liter Superbenzin und Mautgutscheine für Autobahnen im Wert von 10.000 Lire.
    Das Südpaket, das jetzt 4.375 statt bisher 4.366 Schilling kostet, gilt für 350 Liter Superbenzin und Mautgutscheine im Wert von 26.000 Lire.
    Österreich.
    In den Gesundheitsämtern hat heute eine Serie der Polio-Schluckimpfung begonnen.
    Durchgeführt werden insgesamt drei Teilimpfungen.
    Die erste Teilimpfung gilt für Kinder ab dem vierten Lebensmonat.
    Auch für Erwachsene, deren letzte Impfung zehn Jahre oder länger zurückliegt, wird eine einmalige Auffrischung empfohlen.
    Der Wetterbericht?
    Das zuletzt wetterbestimmende Tief ist nach Osten abgezogen.
    In der Folge überquert eine weitere Störung in allerdings stark abgeschwächter Form unser Land.
    Die Aussichten bis morgen früh, in Westösterreich bereits stark bewölkt und strichweise etwas Regen, sonst vorerst teilweise noch heiter.
    Im Tagesverlauf aber auch hier Eintrübung und nachfolgend unergiebiger Niederschlag.
    Schneefallgrenze bei 500 bis 800 Metern.
    Mäßige Winde, Nachmittagstemperaturen 4 bis 9, Frühtemperaturen morgen 0 bis 7 Grad.
    Die Aussichten für morgen Dienstag.
    Zunächst meist noch stark bewölkt und vereinzelt Regenschauer, im Tagesverlauf jedoch Übergang zu teilweise sonnigem Wetter.
    Mäßige Winde.
    Tageshöchsttemperaturen 4 bis 9 Grad.
    Übermorgen Mittwoch, voraussichtlich im Osten und Südosten stark bewölkt und etwas Niederschlag, sonst weiterhin sonnig.
    Noch die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien, Heiter 6°, Ostwind 10 km in der Stunde.
    Eisenstadt, Heiter 9°, Ostwind 3.
    Linz, Heiter 3, Südost 10.
    Salzburg, Wolkig 6°, Wind still.
    Innsbruck, Wolkig 4°, Südostwind 5 km in der Stunde.
    Bregenz, bedeckt leichter Regen, 3°, Nordwestwind 3.
    Graz, Heiter 3°, Wind still und Klagenfurt stark bewölkt, 4°, Westwind 3 km in der Stunde.
    Zwölf Uhr zwölf ist es gerade gewesen und jetzt ausführlicher zurück zum politischen Hauptereignis des Tages.
    Der am vergangenen Mittwoch im 76.
    Lebensjahr verstorbene sowjetische Staats- und Parteichef Leonid Brezhnev wurde also vor etwas mehr als einer Stunde nach dem üblichen Zeremoniell an der Kremlmauer hinter dem Lenin-Mausoleum beigesetzt.
    An dem Begräbnis nahmen auch an die 1000 prominente Trauergäste aus dem Ausland teil.
    Mehr als 20 Länder waren durch ihre Staatsoberhäupter vertreten.
    Roland Machatschke bringt jetzt einen zusammenfassenden Bericht über die wichtigsten Stationen des Trauerzuges und der eigentlichen Beisetzung.
    Als auf dem Roten Platz in Moskau der rot verhüllte Sarg mit dem Leichnam Leonid Ilyich Brezhnevs in das Grab vor der Kremlmauer gesenkt wurde und die Hymne der Sowjetunion erklang, heulten im ganzen Land die Sirenen der Fabriken und Schiffe und ertönten Ehrensalben aus Geschützen.
    Das war um 10.45 Uhr unserer Zeit, in Moskau war es dreiviertel eins.
    Zuvor hatte die Familie am offenen Sarg Abschied genommen, die Witwe, der Sohn, die Schwiegertochter.
    Einige berührende Minuten privater Trauer innerhalb eines Zeremoniels, mit dem eine Großmacht ihren verstorbenen ersten Mann zu Grabe trug.
    Vom Aufbahrungsplatz im Moskauer Gewerkschaftshaus war der Sarg auf einer Geschützlafette gezogen von einem Schützenpanzer zum Roten Platz gebracht worden, durch das Spalier der Bevölkerung.
    Vor dem Lenin-Mausoleum standen die internationalen Trauergäste, alle Partei- und Staatschefs des Ostblocks und aus dem Westen Präsidenten, Vizepräsidenten, Ministerpräsidenten.
    Nach russischem Brauch wurde das Sarg auf einem Postament abgestellt und ein letztes Mal geöffnet.
    Im Angesicht des Toten ging dann die staatliche Trauerfeier vor sich.
    Politbüromitglieder und die Führung der Streitkräfte hatten auf der Balustrade des Mausoleums Aufstellung genommen.
    Dort, wo vor genau acht Tagen Leonid Brezhnev selbst zum letzten Mal in der Öffentlichkeit zu sehen war, als er die Parade zum 65.
    Jahrestag der Revolution abnahm.
    Erster Redner war der neue Parteichef Yuri Andropov.
    Genossen, begann Andropov, unsere Partei, unser Volk, die ganze fortschrittliche Menschheit hat ein schwerer Verlust getroffen.
    In der kurzen Ansprache folgte eine Aufzählung der Verdienste des Verstorbenen und dann der Hinweis, dass sich das Zentralkomitee der Partei einig ist, die strategische Linie Brezhnevs in der Innen- und Außenpolitik konsequent weiterzuführen.
    Das Volk habe grenzenloses Vertrauen in die Partei.
    Die Partei werde den Lebensstandard des Volkes weiter steigern und die Wirtschafts- und Verteidigungsstärke der Sowjetunion ausbauen.
    Lebe wohl, lieber Leonid Ilyich, Schloss Andropov.
    Wir werden dein Andenken ehren, indem wir dein Werk fortsetzen.
    Nach Andropov sprach Verteidigungsminister Ustinov für die Streitkräfte.
    Er hob die Verdienste Brezhnevs für die Modernisierung der sowjetischen Rüstung hervor, bezeichnete ihn aber auch als einen Baumeister der Entspannung und unermüdlichen Kämpfe für den Frieden.
    Es folgten mit kurzen Ansprachen der Präsidentakademie der Wissenschaften,
    als Vertreter der Arbeiterklasse ein Schleifer des Werkes für analytischen Maschinenbau und den Abschluss bildete der Parteichef von Dneprozhensk, jener ukrainischen Stadt, in der Brezhnev 1906 geboren worden war.
    Offiziere und Politbüromitglieder trugen dann den noch offenen Sarg um das Mausoleum herum zum Begräbnisplatz zwischen Mausoleum und Kremlmauer.
    Nachdem die Familie Abschied genommen hatte, wurde der Sarg verschlossen und ins Grab gelassen.
    Den Abschluss der Trauerfeierlichkeiten bildete ein Vorbeimarsch der Moskauer Garnison an der Staats-, Partei- und Armeeführung, die wieder auf der Balustrade des Lenin-Mausoleums Aufstellung genommen hatte.
    Das waren die wichtigsten Ausschnitte aus den Beisetzungsfeierlichkeiten für den verstorbenen sowjetischen Staats- und Parteichef Leonid Brezhnev, zusammengefasst von Roland Maratschke.
    Nach dem Begräbnis wollte die sowjetische Führung im Kreml einen Empfang für die ausländischen Gäste geben.
    Wir haben Direktverbindung mit Moskau, mit unserem Korrespondenten Otto Hörmann.
    Herr Hörmann, ist dieser Empfang bereits im Gang und wird er den als möglich bezeichneten ersten Meinungsaustausch zwischen dem neuen Parteichef Andropow und westlichen Spitzenpolitikern bringen?
    Ja, dieser Kreml-Empfang dürfte also in diesen Minuten im Gang sein.
    Die Herren sind alle wieder in den Kreml reingegangen, also das Politburo voraus und die Delegationen nach.
    Nun ist es aber eine Tatsache, soweit man erfährt, dass die meist eigentlich sehr rasch wieder wegfahren wollen aus Moskau und deshalb wird wahrscheinlich nur sehr wenig Zeit bleiben für konkrete Gespräche.
    Ich stelle mir das so vor, dass das mehr so ein
    Cocktail ist, wo man sich einmal die Hände schüttelt und ein paar nette Worte, höfliche Worte sagt, über die man dann nachdenken kann und die weiß Gott wie auslegen kann, aber ich glaube sehr viel Substanz wird nicht drinnen sein.
    Aber jedenfalls hat dieses Preschenheftbegräbnis den größten Weltgipfel, die umfassendste Versammlung von Spitzenpolitikern aus allen Teilen der Welt seit dem Tod Titos gebracht.
    Sicherlich wurde diese Möglichkeit zu Kontakten untereinander genützt, wie gestern schon vom deutschen Bundespräsidenten Carstens und dem ostdeutschen Staatsratsvorsitzenden Honecker.
    Ja, meine persönliche Meinung ist, dass die Anwesenheit von Vizepräsident Busch und Außenminister Schulz in Moskau und wenn es auch nur ein Händedruck
    Also mit Andropov ist das schon einiges bedeutet.
    Vielleicht ein gewisses Eis brechen kann.
    Man kennt sich wenigstens dann persönlich und von hier kann man vielleicht weiter.
    Also man darf den Befangen wahrscheinlich nicht überschätzen, aber auch nicht unterschätzen.
    Menschliche Kontakte sind ja immerhin auch wichtig.
    Nun, die österreichische Delegation mit Bundespräsident Kirchschläger und Außenminister Paar an der Spitze ist wegen des bevorstehenden Österreich-Besuches des tschechoslowakischen Staats- und Parteichefs Hussak möglicherweise ein wenig unter Zeitdruck.
    Gab oder gibt es hier besondere Kontakte?
    Soweit ich gehört habe, nicht.
    Und die Herren müssen ja sofort wieder zum Flugzeug, denn um 16.55 Uhr Moskauer Zeit geht ja schon die Austrian Airlines-Maschine nach Wien zurück.
    Herr Herrmann, noch einmal zurück zur Moskauer Machtszene.
    Morgen in einer Woche soll das ZK-Plenum die Führungsorgane umgestalten.
    Vor allem muss der Nachfolger Brezhnevs in der Position des Staatschefs bestellt werden.
    Hier dürften ja die Weichen bereits gestellt sein.
    Es ist so, was nächste Woche am Dienstag stattfindet, ist eigentlich eine Sitzung des Obersten Sowjets.
    Es ist nur so bisher immer gewesen, dass vor der Sitzung des Obersten Sowjets auch eine
    Sitzung des Zentralkomitees war.
    Man weiß aber nicht, weil es schon eine wichtige Sitzung des Zentralkomitees gegeben hat, wo Andropov gewählt wurde, ob es jetzt noch einmal so eine Sitzung gibt.
    Aber auf jeden Fall ist die Sitzung des Obersten Sowjets das Forum, um den neuen Staatspräsidenten, den neuen Staatschef, das Staatsoberhaupt zu wählen.
    Nun, man ist eigentlich hier noch nicht viel klüger als vorher.
    Es gibt nach wie vor die Spekulationen, es könnte Tschernienko, der Kronprinz, eure Kronprinz,
    Könnte vielleicht jetzt Staatsoberhaupt werden, aber es gibt auch andere Varianten, zum Beispiel, dass Außenminister Gromyko diesen Posten bekommt.
    Es gibt auch einen komischen Hinweis darauf, in Washington ist ja schon seit sehr vielen Jahren der Botschafter Dobrynin, der hat kürzlich eine hohe Auszeichnung.
    bekommen und da gibt es nun Leute, die daraus die Möglichkeit konstruieren, dass also Gromyko das Amt des Außenministers aufgibt, dass hier Staatsoberhaupt wird und dieser Dobrynin könnte dann auf das Amt des Außenministers nachrücken.
    Aber ehrlich gesagt, also das sind alles nur Spekulationen bisher.
    Herr Herrmann, alles rätselt natürlich über den künftigen Kurs der Moskaw-Führung.
    Gaben hier die heutigen Trauerreden irgendeinen Hinweis, sicherlich nicht Aufschluss, aber irgendeinen Hinweis?
    Nein, also die Rede von Andropov zum Beispiel war erst einmal sehr kurz und inhaltlich nicht sehr aufschlussreich.
    Es war so ein Kompendium von bekannten Schlagworten und Statements.
    Es wurde zum Beispiel die Zusammenarbeitsbereitschaft bekundet, aber zugleich den Imperialisten mit einem vernichtenden Schlag im Fall einer Aggression gedroht.
    Also ehrlich gesagt hat sich eigentlich nichts Neues ergeben.
    Man muss da, glaube ich, jetzt schon einige Zeit warten.
    Nun, ist Ihrer Meinung nach jetzt, nach dem Tode Brezhnevs, überhaupt ein Umbau der Kreml-Hierarchie zu erwarten?
    Also werden jüngere Politiker in das Politbüro nachrücken?
    Nun, das Problem ist, dass der neue Mann ja auch nicht der jüngste ist, immerhin 68.
    Und jetzt fragt sich, ob er den Seitblick hat, hier für die jüngere Generation schon Weichen zu stellen, oder ob er wiederum einige ältere Kollegen um sich schaut, wie es doch vorher geschehen ist.
    Das ist die große Frage.
    Also Moskau wird jedenfalls noch längere Zeit nicht zum politischen Alltag übergehen.
    Ich danke für diese Direktinformationen und auf Wiederhören, Herr Hörmann.
    Ja, verehrte Zuhörer, aus Moskau gehen wir nun in der Berichterstattung des Mittagsschanals weiter nach Polen.
    Nicht nach Warschau, sondern nach Danzig, der Heimatstadt des Arbeiterführers Lech Walesa.
    Nach elf Monaten Internierung in einem Jagdschloss in Südpolen ist Walesa seit heute Nacht wieder daheim bei seiner Familie.
    Eine jubelnde Menschenmenge hat ihn bei seiner Ankunft begrüßt und er hat vom Fenster seiner Wohnung aus das wiederholt, was er schon in einem Interview gesagt hat.
    Einem Interview, das allerdings bis jetzt nicht gesendet worden ist.
    Es sei eine Vereinbarung erreicht worden, aber nicht auf den Knien.
    Nun, die Begleitumstände der Freilassung Wallesers enthalten eine Reihe von Merkwürdigkeiten, manches ist mysteriös.
    So die zwei Tage des Rätselratens über seinen Aufenthaltsort nach der Entlassung am Samstag früh und vor allem die Beweggründe der Machthaber, den Arbeiterführer gerade jetzt freizugeben.
    Wir hören Ludwig Tham aus Polen.
    Lech Wawentzer ist also wieder zu Hause.
    Die Geduld jener, die drei Tage lang auf ihn in Danzig warteten, wurde am Sonntagabend gegen 22 Uhr belohnt.
    Da kam er zusammen mit seinem geistlichen Freund Jankowski, Pfarrer der Perigidenkirche, in einem Auto angefahren.
    Die etwa 500 bis 1000 Menschen, die vor seinem Wohnhaus warteten, brachen in Jubel aus.
    Beifall, Lechrufe und dann natürlich Solidarnoscht, Solidarnoscht.
    Fahnen der Gewerkschaft Solidarität, viele Blumen.
    Unter den Ovationen der Menge betrat Vavenza das Haus und zeigte sich bald darauf an einem Fenster seiner Wohnung.
    Dort hatte man provisorisch einen Lautsprecher montiert, nicht gerade den besten, aber man verstand, was er sagte.
    Es fiel kurz aus.
    Er sei der Alte geblieben, seinen Idealen und denen der Solidarität treu, beteuerte er.
    Er wolle unabhängig bleiben, über alle Fragen sprechen und besonnen handeln.
    Wir werden siegen, meinte der Vorsitzende der Verbotenen Solidarność und die Leute jubelten ihm zu.
    Die Finger spreizten sich zum Siegeszeichen.
    Natürlich wurde auch die Nationalhymne gesungen.
    Da Vavenza, der im Übrigen sagte, er müsse sich erst wieder eingewöhnen, seine Getreuen ermahnt hatte, ruhig nach Hause zu gehen, weil Montag ein Arbeitstag sei, löste sich die Menge bald wieder auf.
    Miliz war während dieser Begrüßungsszene nicht zu sehen.
    Und noch etwas kam zur Sprache, was die Korrespondenten das Wochenende über beschäftigt hatte.
    Das ominöse Interview.
    Lech Vavenza bestätigte, dass er dem polnischen Fernsehen ein Interview gegeben habe.
    Bis jetzt wurde das aber nicht ausgestrahlt.
    Weder Zeitungen noch Rundfunk nahmen heute von der Rückkehr Wawenzas Notiz.
    Lediglich im englischsprachigen Dienst der polnische Nachrichtenagentur tauchte gestern der Hinweis auf, Wawenza sei jetzt ein Privatmann.
    Diese Feststellung sowie andere amtliche Erklärungen, wie etwa die des Regierungssprechers bei der Ankündigung der Freilassung am Donnerstag, stehen in krassem Widerspruch zur Äußerung Vavenzas.
    Er werde über alle die Arbeiter interessierenden Fragen sprechen und gemäß dem Abkommen von Danzig vom Sommer 1980 handeln.
    Die Skepsis bei vielen Leuten im Lande über den ganzen Vorgang ist nicht gewichen.
    Sie wissen, dass sich die innenpolitischen Machtverhältnisse seit dem 13.
    Dezember zu Ungunsten der Opposition verändert haben.
    Die Solidarität ist aufgelöst.
    Vavenza, ein Mann ohne Apparat und Berater, ohne Mandat und Vollmacht.
    Viele fürchten, er habe sich bereits zu stark von den Behörden beeinflussen lassen oder könnte sich jetzt unter dem Druck der verschiedensten Seiten kompromittieren.
    Unklar ist im Augenblick auch noch die Rolle der Kirche.
    Auf jeden Fall wird man in nächster Zeit noch mehr von und über Lech Wałęsa hören.
    Ludwig Tam war das aus Warschau.
    Er berichtete über Details bezüglich der Freilassung Lech Wałęsas nach Danzig.
    Und jetzt um 12.27 Uhr zurück nach Österreich und hier lautet unsere erste Schlagzeile AKH-Prozess.
    Ein Vierteljahrhundert nach Planungsbeginn, mindestens acht wenn nicht mehr Jahre vor der Fertigstellung, mehr als zwei Jahre nach den ersten Verhaftungen von Spitzenmanagern des Baus, fast genau ein Jahr nach dem Ende des ersten Prozesses hat nun heute um 9 Uhr im Verhandlungssaal 14 des Wiener Landesgerichtes der zweite Prozess rund um Europas größten Spitalsbau begonnen.
    Seit den ersten Kontrollamts- und Rechnungshofberichten war das Spitalsgebäude am Wiener Währungergürtel umwoben von Gerüchten, Spekulationen und Fakten aus dem Bereich der Wirtschaftskriminalität.
    Beim heutigen Prozess sind insgesamt fünf Männer angeklagt, wobei der Hauptangeklagte des ersten Prozesses und damalige Supermanager des Baus Adolf Winter neuerlich vor dem Richter Paul Weiser steht.
    Die anderen Angeklagten sind der frühere Spitalsdirektor Siegfried Wilfling, Hans-Christoph Prutscher, Besitzer eines Firmenimperiums, sowie der ehemalige zweite Direktor der AKH-Baugesellschaft Gerhard Schweiger und der Bereichsleiter beim AKH-Neubau Gerhard Winkler.
    Den Angeklagten wird unter anderem Untreue, Betrug und Veruntreuung vorgeworfen.
    Für einen ersten Prozessbericht schalten wir nun direkt zu Fritz Pesatter ins Wiener Landesgericht.
    Punkt 9 Uhr eröffnete Richter Paul Weiser knapp ein Jahr, nachdem er die Urteile im ersten AKH-Prozess gesprochen hatte, den zweiten AKH-Prozess.
    Diesmal nicht im Justizpalast, sondern im sogenannten Grauen Haus, dem Landesgericht für Strafsachen Wien.
    Neben Weiser haben noch ein Beisitzer im richterlichen Talar, ein Schriftführer, die vier Schöffen und als Vertreter der Anklagebehörde Staatsanwalt Werner Wasserbauer Platz genommen.
    Das Interesse der Öffentlichkeit ist diesmal eindeutig geringer als vor einem Jahr.
    Journalisten und Fotografen sind gegenüber Gerichtszahlkibizen in der Überzahl.
    Richter Paul Weiser beginnt mit der Aufnahme der Personalien der Angeklagten, nämlich der zwei Hauptangeklagten Wilfling und Prutscher, sowie der drei anderen, Adolf Winter, Gerhard Schweiger und Herbert Winkler.
    Zu Wilfling, dem heute 43-jährigen, ehemaligen mächtigen Gesundheitsmanager der Gemeinde Wien, wirft die Anklageschrift eine Unzahl von Delikten vor, die aber nur am Rande im Zusammenhang mit dem AKH stehen.
    Nur bei Aufträgen des AKH an den zweiten hauptangeklagten Prutscher tritt bei Wilflink der Zusammenhang mit dem Monsterbau wieder in den Vordergrund.
    Wilflink arbeitet derzeit als Angestellter einer Gebäudereinigungsfirma um ein Gehalt von Schilling 16.000 netto.
    An Grundbesitz gibt er heute Vermögenswerte von rund dreieinhalb Millionen Schilling an, die allerdings so willfling durch Kredite belastet seien.
    Zu Prutscher, dem zweiten Hauptangeklagten, er ist der Sohn des früheren ÖVP-Gemeinderats Pius Prutscher und hatte bis Mitte 1981 ein wahres Firmenimperium aufgebaut, darunter die berühmt gewordene Rinter AG, die für die Gemeinde Wien das Mistzelt errichtete.
    Auch Prutscher gibt heute eine Reihe von Grundstücken und Wohnungen an, die jedoch allesamt mit Verpflichtungen über den Wert belastet seien.
    Nächster ist Adolf Winter, vor rund einem Jahr zu neun Jahren Freiheitsstrafe, allerdings noch nicht rechtskräftig verurteilt.
    Winter erscheint heute im gleichen Anzug, den er im ersten AK-Prozess getragen hatte.
    Ein dunkler Nadelstreif, dazu eine grau gestreifte Krawatte.
    Er hat in der mehr als zweijährigen Untersuchungshaft schätzungsweise zehn Kilo zugenommen.
    Sein derzeitiges Einkommen beziffert er mit 490 Schilling, die er als sogenannter Stockschreiber im Gefängnis erhält.
    Das heißt, er nimmt für die Häftlinge die Arbeitseinteilung vor.
    Vermögen in Österreich habe er derzeit keines.
    Alles sei beschlagnahmt worden.
    Nur sein Haus auf der griechischen Insel Skirdos sei ihm geblieben, habe jedoch an Wert verloren.
    Die zwei übrigen Angeklagten, alle um die 40 Jahre alt und so wie die Hauptangeklagten Familienväter, sind Gerhard Schweiger, früherer Finanzchef beim AKH-Bau, jetzt wieder Beamter der Gemeinde Wien, zugeteilt der Magistratsabteilung 63 für Gewerbewesen.
    Und als letzter Herbert Winkler, Freund und früherer Direktoruntergeber Adolf Winters.
    Er ist nach wie vor beim AKH-Bau angestellt.
    Sein Monatseinkommen beträgt 36.000 Schilling netto.
    Der heutige erste Prozestag steht im Zeichen der bei Großprozessen dieser Art oft ermüdenden Verlesung langer Anklageschriften.
    Heute zu bewältigen rund 350 Seiten Anklageschriften.
    12.30 Uhr, halb eins ist es mittlerweile geworden von unserem Programm Wunschzettel, den ich zu Beginn des Journals in Schlagworten mitgeteilt habe.
    Da sind mehrere Punkte noch nicht abgestrichen.
    In der zweiten halben Stunde des Mittagjournals informieren wir also näher über die forschungspolitischen Alternativen der ÖVP.
    über den Reisemarkt in Österreich, also die Reiseziele der Österreicher, über die Welternährungssituation anlässlich des Wien-Besuches des FAO-Generaldirektors und dann von Seiten der Kulturredaktion über den Abschluss des Literatursymposiums beim steirischen Herbst und über eine Sonderausstellung im Völkerkundemuseum in Wien über die kanadischen Indianer.
    Fragen der Forschungspolitik gewinnen an innenpolitischer Aktualität.
    Wissenschaftsministerin Firnberg hat kürzlich eine neue Forschungskonzeption ihres Ministeriums vorgelegt, die eine Reihe von Forschungszielen für die 80er Jahre auflistet.
    ÖVP-Wissenschaftsprecher Neisser übte heute im traditionellen Montag-Pressegespräch der Volkspartei Kritik an diesem Papier und erläuterte die forschungspolitischen Alternativen der Volkspartei.
    Hans Langsteiner berichtet.
    Als in sich widersprüchlich und zu wenig koordiniert hat ÖVP-Wissenschaftsprecher Heinrich Neisser heute die Forschungspolitik der Regierung kritisiert.
    Da schaffe die Regierung einerseits Steuererleichterungen für die Forschung und erwege andererseits einen Entfall der Abgabenbefreiung für eingeführte wissenschaftliche Geräte.
    Da werde nicht verhindert, dass die Ergebnisse heimischer Forschung im Ausland kommerziell verwertet würden.
    Und da gebe es Kabinettsintern viel zu wenig Forschungskoordination zwischen den einzelnen Ministerien, etwa dem Wissenschafts- und dem Gesundheitsministerium.
    Apropos Ministerien.
    Das Wissenschaftsministerium wird der ÖVP intern immer wieder, zuletzt bei der Villacher Klubklausur, als eines jener Ministerien genannt, die die Volkspartei im Fall eines Wahlsieges einsparen und auflösen würde.
    Wissenschaftssprecher Neisser scheint sich damit nur bedingt anfreunden zu können.
    Es gibt immer zwei Ministerien, die in diesem Zusammenhang genannt sind.
    Das ist das Gesundheitsministerium und das Wissenschaftsministerium.
    Bitte manche behaupten, das geschieht, um den Wiesinger und mich zu ärgern.
    Mich ärgert man also damit sicher nicht.
    Nur ich glaube, die konkrete Durchführung dieser Einsparungsvorschläge hängt natürlich davon ab, inwieweit man eine neue Aufgabenverteilung zwischen den Ministerien vornimmt.
    Ich glaube wirklich, dass Forschungspolitik zentralisiert werden müsste beim Wissenschaftsministerium und dass es zu wenig ist, eine Koordinationskompetenz zu haben, wie es jetzt der Fall ist, die noch dazu, so meine ich, in ihrer politischen Wirksamkeit nicht ausgeschöpft wird.
    Die ÖVP schlägt also eine Kompetenzverschiebung zugunsten des Wissenschaftsministeriums vor.
    Die kürzlich vorgelegte Forschungskonzeption 80 des Wissenschaftsministeriums enthält Neisser zu wenig konkrete und kurzfristige Forschungsziele.
    Die Prioritäten, die er setzen würde, Energie- und Rohstoffforschung sowie die Mikroelektronik, sind freilich im Firnbergpapier ebenso enthalten wie die von Neisser auch heute wieder geforderte engere Verflechtung von Wirtschaft und Forschungspolitik.
    Neu ist dagegen der Neisser Vorschlag eine eigene Innovationsagentur zur besseren Koordination zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu schaffen und zwar dezentralisiert bei den Handelskammern der Länder.
    und vom Forschen, von der Forschung weiter zum Reisen, zum Tourismus im Mittagsschonall.
    Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten, in denen es immer schwieriger wird, das Verhalten des Verbrauchers halbwegs genau einzuschätzen, ist es für einige Branchen besonders wichtig, ein genaues Röntgenbild jener Zielgruppen zu erarbeiten, denen sie ihre Waren oder Dienstleistungen anbieten.
    Dazu zählt vor allem der Fremdenverkehr.
    Denn wie oft, wie lange und wo Urlaub gemacht wird, hängt nicht nur vom Inhalt der Brieftasche ab, sondern ist auch sehr stark der Mode unterworfen.
    Dies alles war für 35 in- und ausländische Tourismusorganisationen Grund genug, gemeinsam mit den Marktforschungsinstituten Vessel und IFES und dem Institut für Fremdenverkehr an der Wiener Wirtschaftsuniversität das Reiseverhalten des Österreichers zu durchleuchten.
    Bei der Untersuchung wurden in den ersten Monaten dieses Jahres ein repräsentativer Querschnitt von 6.000 Personen über 14 Jahren befragt.
    Jetzt sind die Ergebnisse dieser sogenannten Reisemarktanalyse veröffentlicht worden.
    Die Studie hat Hans-Christian Unger für Sie durchgeblättert.
    Ob überhaupt, wie oft, wie lange und wohin der Österreicher in den Urlaub fährt, ist in erster Linie von seinem Einkommen, seinem Beruf, seinem Alter und nicht zuletzt von seinem Wohnort abhängig.
    Diese Erfahrungstatsachen, die schon als Binsenweisheiten gelten, erhalten durch die Reisemarktanalyse eine aktuelle Bestätigung.
    Vorerst aber einmal das wichtigste Allgemeinresultat der Studie.
    47 Prozent aller Österreicher ab 14 Jahren, also fast die Hälfte, haben im Vorjahr eine Urlaubsreise von fünf oder mehr Tagen unternommen.
    Gliedert man allerdings diesen bundesweiten Wert nach Längen auf, ergibt sich ein recht differenziertes Bild.
    So haben mehr als drei Viertel aller Wiener 1981 Ferien gemacht, während es zum Beispiel in der Steiermark, dem reisefreudigsten Bundesland nach der Hauptstadt, nur knapp 45 Prozent waren.
    An letzter Stelle liegt das Burgenland mit 30 Prozent.
    Und große Unterschiede gibt es auch, wenn man das Alter der Urlauber berücksichtigt.
    Während etwa die Hälfte aller Österreicher zwischen 14 und 50 Jahren auf Urlaub war,
    liegt der Anteil der älteren Menschen deutlich darunter.
    Von den 60- bis 70-Jährigen waren es gar nur mehr 43%, von den mehr als 70-Jährigen nur mehr ein Drittel.
    Dass Ferien vom Ich ganz erheblich vom Beruf und dem Geldbeutel abhängig sind, zeigen weitere Ergebnisse der Analyse.
    Demnach sind drei Viertel aller leitenden Beamten und Angestellten auf Reisen gegangen,
    gefolgt von der Gruppe der Schüler und Studenten sowie jener der restlichen Beamten und Angestellten.
    Es führen also jene Gruppen, die Geld und einen mehr oder weniger sicheren Job verfügen oder einfach besonders lange Ferien haben.
    Von den Facharbeitern dagegen waren nur 41% auf Urlaub, von den Hilfsarbeitern nur 34% und von den Landwirten nicht einmal 6%.
    Wie lange und wo macht nun der Österreicher am häufigsten Urlaub?
    Rund ein Drittel aller Reisen dauerte zwei Wochen.
    Nur eine Woche blieben 22 Prozent der Urlauber weg, während bloß 15 Prozent etwa drei Wochen unterwegs waren.
    Mehr als die Hälfte zog es ins Ausland, wobei als Zielland Italien vor Jugoslawien, Griechenland und Spanien führt.
    Spitzenreiter im Inland ist Kärnten, gefolgt von der Steiermark, Salzburg und Niederösterreich.
    Bleibt der Feriengast nicht daheim und doch zu Hause, dann ist er ein treuer Urlaubsgast.
    Denn 60 Prozent verbringen bereits das dritte Mal oder öfter ihre Ferien im Inland an ein und demselben Ort.
    Dies heißt aber noch lange nicht, dass der Österreicher ein unflexibler Urlauber ist.
    Denn nur knapp die Hälfte aller Befragten hat ihre Unterkunft bereits vor Reiseantritt gebucht.
    Mehr als ein Drittel dagegen die Unsicherheiten und Überraschungen einer Farb-ins-Blaue der Fixbestellung vorgezogen.
    Und ist der Feriengast an seinem Ziel angelangt, dann wirft er mit dem Geld nicht gerade herum.
    Fast die Hälfte aller Befragten hat nicht mehr als 4000 Schilling für den Haupturlaub ausgegeben.
    Die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben liegen bei 5100 Schilling.
    Und mehr als 10.000 Schilling haben nicht einmal 13% in die angeblich schönste Zeit des Jahres investiert.
    Einer der Gründe dafür, der größte Teil zieht billige Unterkünfte, also etwa Privatzimmer und Pensionen vor.
    Und nur ein Viertel bucht ein Hotel.
    Nun weiß man also aufgrund der Reisemarktanalyse einiges mehr über jene, die auf Urlaub fahren.
    Bleibt noch die Frage offen, wie viele Österreicher noch nie Ferien gemacht haben und warum nicht.
    Immerhin sind fast 53% im vergangenen Jahr zu Hause geblieben und 23% haben überhaupt noch nie eine längere Reise unternommen.
    Hauptgrund dafür?
    Natürlich das liebe Geld.
    Die Studie wörtlich
    Durch wirtschaftliche Unsicherheit oder Arbeitslosigkeit ließ sich nur ein verschwindend geringer Prozentsatz der Personen mit negativen Reiseabsichten für 1982 abhalten.
    Allerdings stellten fast 40 Prozent aller Befragten den Urlaub an die Spitze, wenn es gilt, Geld einzusparen.
    Die durchaus zulässige Schlussfolgerung, die in den letzten Saisonen erhärtet wurde,
    Die meisten Österreicher möchten sich auch in Zukunft gerne fern vom eigenen Herd entspannen.
    Aber sie werden genau überlegen, ob es am Abend ein Krügel mehr sein darf.
    Soviel also übers Reisen der Österreicher.
    Und noch einmal machen wir thematisch einen großen Sprung im Mittagsschanal.
    Vom Reisen nämlich zur Welternährungssituation.
    Obwohl pro Kopf der Weltbevölkerung zwei Kilogramm Getreide pro Tag als Ernährungsbasis zur Verfügung stehen, hungern etwa eine halbe Milliarde Menschen.
    Etwa die Hälfte dieser vom Hungertod Bedrohten sind Kinder unter 5 Jahren.
    Weitere 1,3 bis 1,5 Milliarden Menschen gelten als schwer unterernährt.
    Und nur knapp die Hälfte der insgesamt 4 Milliarden Erdbewohner brauchen keine Angst, um ihr tägliches Brot haben.
    Entwicklungshilfeprogramme staatlicher wie auch nicht staatlicher Organisationen, wie etwa der UNO, sollen dazu beitragen, die Hungersnot in weiten Teilen der Dritten Welt einzudämmen.
    Die FAO, die Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen mit dem Sitz in Rom, will einen Beitrag zu diesen Hilfemaßnahmen leisten.
    Der FAO-Generaldirektor Eduard Sauma hat heute in einer Pressekonferenz im Presseclub Concordia in Wien zu aktuellen Fragen der Ernährungssituation Stellung genommen.
    Es berichtet darüber Michael Kerbler.
    In diesem Augenblick leiden nicht weniger als 22 Entwicklungsländer an akuter Nahrungsknappheit und der größte Teil der rund 10 Millionen Flüchtlinge, die wegen politischer Wehren oder Kriege ihre Heimat verlassen mussten, benötigt dringend Nahrungsmittelhilfe.
    Die Nahrungsmittelversorgung pro Kopf der Bevölkerung ist in jenen Ländern deutlich rückläufig, wo die Einkommen gering und ebenfalls im Sinken begriffen sind.
    Mindestens 450 Millionen Menschen sind dem Hungertod nahe und dies nicht etwa aus dem alleinigen Grund, weil weite Anbauflächen durch Unwetter oder Dürre zerstört wurden.
    Auch eine durchaus im guten Glauben gegebene Nahrungsmittelhilfe trifft dafür eine Mitverantwortung.
    Die Erfahrung in aller Welt hat nämlich gezeigt, dass die Politik der Lebensmittel-Almosen das Übel nicht nur nicht beseitigen kann, sondern mancher Ort sogar konserviert, dass westliche Lebensmittel oft nicht den Ernährungsgewohnheiten dieser Länder entsprechen oder die Transportkosten den größten Teil der Mittel auffressen, die wirksamer für die Verbesserung der Produktion an Ort und Stelle verwendet werden können.
    Ein Beispiel.
    Durch die fortgesetzte Lieferung von Weizen in manche notleidende afrikanische Staaten wurden traditionelle Ernährungsgewohnheiten zerstört.
    Der Weizen wurde zu Mehl verarbeitet, aus Mehl Brot zubereitet.
    Die Afrikaner gewöhnten sich an, Brot zu essen.
    Sie hörten auf, Mais anzubauen.
    Eine ganze Reihe von Maisspeisen verschwanden so vom Speiseplan.
    Die Abhängigkeit von den Weizenimporten, so FAO-Chef Sauma heute, ist eines unserer großen Probleme.
    Die FAO will deshalb Programme zur Selbsthilfe verwirklichen und damit die Zahl von 450 Millionen Hungernden verringern.
    FAO-Generaldirektor Sauma zitiert eine Prognose seines UNO-Instituts.
    Wir glauben, dass wenn die gleichen Trends in der Produktion, in den entwickelnden Ländern,
    Wenn die gegenwärtigen Trends der Nahrungsmittelproduktion in den Entwicklungsländern fortdauern, dann werden wir im Jahr 2000 etwa 650 Millionen vom Hungertod Bedrohte zählen.
    Aber wenn die 90 Entwicklungsländer in den nächsten 18 Jahren ihre Nahrungsmittelproduktion um 3,8 Prozent jährlich anheben können, dann können wir die Zahl der Notleidenden auf 250 Millionen Menschen reduzieren.
    Aber, das muss gesagt werden, diese Prognose ist sehr optimistisch.
    Zur Beseitigung des Hungers der etwa 450 Millionen Menschen müssten nach Berechnungen des Welternährungsrates bis zum Jahr 2000 jährlich 66 Milliarden Schilling investiert werden.
    Ob der Kampf gegen den Hunger in einer Zeit weltweit spürbarer Wirtschaftskrisen, sinkender Entwicklungshilfe, stärker werdender Handelshindernisse der reichen Staaten und eines ungebremsten Bevölkerungswachstums gewonnen werden kann, muss angezweifelt werden.
    12.45 Uhr, dreiviertel eins ist es jetzt genau.
    Wir beginnen mit den Kulturberichten im Mittagsschanal.
    Zeitgenössische Literatur aus Nordamerika lautete das Thema des diesjährigen Literatursymposions des Forums Stadtpark Graz, das im Rahmen des steirischen Herbstes stattfand.
    Bei der viertägigen Veranstaltung, die gestern zu Ende ging, las eine Reihe renommierter Autoren aus den USA aus ihren unveröffentlichten Manuskripten, wobei sie von ihren jeweiligen Übersetzern vorgestellt und kommentiert wurden.
    Fazit der Veranstaltung, im Hörsaal A der Grazer Universität gelang es, zum Teil ausgesprochen anspruchsvolle Literatur geradezu volkstümlich erscheinen zu lassen.
    Konrad Zobel war dabei.
    Was die rein kommerzielle Unterhaltungsliteratur betrifft, so nehmen die Bestseller aus den USA auch bei uns seit langem eine führende Rolle ein.
    Neben diesem trivialen Bereich gibt es dann die großen Namen der qualitativ hochstehenden Literatur.
    Die Nobelpreisträger Bella und Singer natürlich, aber auch John Updike, Joseph Heller, J.D.
    Salinger oder Norman Mailer sind im deutschen Sprachraum populär.
    Wer sich etwas genauer auskennt, wird auch an ein Dutzend anderer wichtiger Schriftsteller denken, etwa an John Bath, Joyce Carol Oates, Philip Roth, John Berger, John Irving, Thomas Pynchon, Bernard Malamud, Grace Paley, Robert Creeley oder Donald Barthelme.
    Die drei letztgenannten waren auch zum Literatursymposium nach Graz eingeladen worden, aber nur Grace Paley kam und wurde viel bejubelt.
    Und doch war die Überraschung für die Zuhörer in Graz groß.
    Die acht anwesenden amerikanischen Autoren machten deutlich, dass es in den USA ein ungeheures Reservoir an erstklassigen Schriftstellern gibt, das für den deutschen Sprachraum erst entdeckt werden muss.
    Das gilt vor allem für den in Amerika bereits mit den höchsten Preisen ausgezeichneten Lyriker John Ashbery, von dem auf Deutsch erst eine Gedichtauswahl vorliegt, und für William Gerss, dessen Prosa man getrost zur Weltliteratur zählen kann.
    Zum Teil beeindruckt ihn auch Walter Ebish und John Hawkes.
    Der Star der Veranstaltung war natürlich Susan Sontag.
    Zu Unrecht, was die gestern vorgetragenen Prosa-Stücke betrifft, zu Recht, was ihre essayistischen Äußerungen bei der bis 11 Uhr abends dauernden Schlussdiskussion anlangt.
    Als eine Frage nach der literarischen Szene in den USA gestellt wurde, meinte Susan Sontag,
    Wir haben statistisch gesprochen ein sehr kleines Publikum für qualitativ hochstehende Literatur im Vergleich mit den meisten Ländern Europas.
    Das kann man aus den Verkaufszahlen ablesen.
    Andererseits, wenn unser Publikum auch nicht sehr groß ist, so haben wir als Nebenprodukt dieser Situation das Fehlen von bestimmten Klicken.
    Wir leben und arbeiten ziemlich getrennt, treffen uns höchstens auf Symposien wie diesen.
    Die meisten Schriftsteller, die ich kenne, haben unter ihren engsten Freunden nicht wiederum Schriftsteller.
    Wir sind nicht in erster Linie mit irgendeiner Literaturzeitschrift verbunden.
    Wir veröffentlichen in der Regel keine Manifeste und scharen uns nicht zu Banden zusammen, einige Lyriker vielleicht ausgenommen.
    Die amerikanischen Prosa-Schriftsteller sind jedenfalls weitgehend frei von jener literarischen Politik, wo man einander z.B.
    gegenseitig gute Kritiken schreibt, wie das hier in Westeuropa der Fall ist.
    Das inhaltliche und formal sehr breite Spektrum der vertretenen Autorenarbeiten eignet sich nicht für Zusammenfassungen.
    Immerhin meinte einer der Symposiumsorganisatoren, der Schriftsteller Klaus Hofer, über das in Graz gehörte, So viel kann man sagen, die Literatur scheint wesentlich
    offener zu sein als die anspruchsvolle Literatur, die bei uns gemacht wird.
    Das heißt, unsere Literatur, der erstklassige Literatur, scheint mir komplizierter.
    Und Alfred Kolleritsch meinte?
    Mir ist aufgefallen, dass diese amerikanischen Autoren
    ganz unmittelbare Beziehung zum Publikum gefunden haben.
    Und ich glaube, dass es damit zusammenhängt, dass für sie das Schreiben viel selbstverständlicher ist, weil sie ihr Schreiben nicht so sehr ausrichten, ob man jetzt schreiben darf oder nicht, ob es eine politische oder nur, sagen wir, ästhetische Funktion hat, sondern
    Es ist ein ganzheitlicher Vorgang, wo selbst hochgestochene, hochkomplizierte ästhetische Texte eine Selbstverständlichkeit erlangen und deshalb scheint es auch leichter beim Publikum anzukommen.
    Diese Bemerkungen fand ich in vielen Gesprächen bestätigt.
    Immer wieder wurde auf das große Vertrauen, das diese Autoren ihrer Schreibweise entgegenbringen, hingewiesen.
    Bei uns fühlen sich viele Schriftsteller, wenn nicht als Außenseiter, so doch als Sonderlinge, deren entsprechende Scheu dem Publikum gegenüber an den Tag legen.
    Die ungebrochene, aber durchaus nicht naive Beziehung der amerikanischen Autoren zu ihren Texten, die sie ganz persönlich vortragen, lässt die bei uns so viel diskutierte Distanz zwischen Literatur und Publikum nicht aufkommen.
    Man nimmt ihnen auch die kompliziertesten Texte leicht ab, weil man merkt, hier steht jemand zu seiner Arbeit, aber er ist auch interessiert, diese einem Publikum zu vermitteln.
    Wie sehr dabei selbst sehr experimentelle Texte, wie die Gedichte von John Ashbery, nicht als elitäre Kunstprodukte, sondern als persönliche Mitteilungen wirken, können Sie heute in der Sendung Kultur Aktuell um 17.10 Uhr und morgen Abend im Literaturmagazin ebenfalls im Programm Österreich 1 hören.
    Und zum Abschluss noch ein Beitrag aus Wien.
    Im Museum für Völkerkunde wird heute die Sonderausstellung Bilder der Realität Indianer der kanadischen Prärien veröffentlicht.
    Die Ausstellung versucht anhand von Fotos ein Bild des kulturellen Wandels der Präriestämme von ca.
    1870, als Kanada Souveränitätsansprüche auf das Gebiet der nördlichen Prärien geltend machte, bis in die 70er Jahre unseres Jahrhunderts zu vermitteln.
    das Bild eines Wandels, der bestimmt war durch die Ausrottung der Bisonherden und die deshalb notwendig gewordene Umstellung auf Bodenbau und Viehzucht.
    Mit Dozent Dr. Christian Fest vom Völkerkundemuseum sprach Heidi Grundmann.
    Herr Dr. Fest, Bilder der Realität in Bezug auf die Indianer in Kanada.
    Wie unterscheidet sich die Geschichte der kanadischen Indianer von der der Indianer in den USA?
    Für die kanadischen Indianer kam der Druck der weißen Besiedlung wesentlich später als in den USA, die ab der Mitte des 19.
    Jahrhunderts einen unglaublichen Druck entwickelt haben auf die Stämme auch der Prairien.
    Viele Stämme, die durch die kanadisch-amerikanische Grenze getrennt waren, wie die Blackfoot, konnten also in den USA bereits Erfahrungen sammeln, was die Folge des kommens der Weißen sein würde und was die Folge von Vertragsabschlüssen sein würde, lange bevor eine ähnliche Situation in Kanada eingetreten ist.
    Die Situation in Kanada unterscheidet sich auch dadurch von jener in den USA, dass die Regierung niemals in diesem Maß wie in den USA konsequent die Indianer versucht hat zu zivilisieren.
    Man hat die Indianer viel mehr allein gelassen, allerdings auch vernachlässigt.
    Was also zugleich einen Vorteil und einen Nachteil darstellt, indem man nicht ständig ihnen Vorschriften gemacht hat,
    hat man ihnen einen größeren Spielraum gelassen bei Erhaltung ihrer alten Lebensweise.
    Man hat aber eben durch mangelnde Obstsorge auch sehr viel beigetragen zu einer stärkeren Verarmung.
    Und viele kanadische Indianer beginnen heute neidvoll nach Südlich der Grenze zu sehen, wo eben auch die Entwicklung der Selbstverwaltung, wo die Entwicklung des politischen Bewusstseins der Indianer wesentlich weiter gediehen ist.
    Sehr viele der neueren politischen Bewegungen unter den kanadischen Indianern lehnen sich stark an Entwicklungstendenzen, die in den USA bereits 10, 20 Jahre zurückliegen.
    Wie steht es heute um die Kultur der Indianer, um die eigenständige Kultur?
    Geht es über fremden Verkehrsattraktionen hinaus?
    Die Kultur gerade der kanadischen Prairie-Indianer war eigentlich immer lebendig.
    Sie ist trotz aller Veränderungen, der sie unterworfen war, immer eigenständig geblieben.
    Wobei gerade Touristen, die kurzfristig das Gebiet besuchen, im Allgemeinen enttäuscht sind, wenn sie nicht alltäglich Indianer mit Federkopfschmucken herumlaufen sehen und auf Pferden reiten sehen, sondern im Auto fahren und mit Cowboy-Kleidung versehen.
    Es hat sich also gerade in der materiellen Kultur klarerweise viel geändert.
    Auf der anderen Seite in Bereichen wie der Religion, dem Zeremonialismus, aber auch der politischen Organisation sind eigentlich die Veränderungen gering geblieben, die Auswirkungen sowohl der Missionierung als auch Versuche des Staates, die politischen Organisationsformen zu ändern, haben keine wesentliche Wirkung gezeigt und in dieser Hinsicht sind diese Stämme weitgehend traditionell geblieben.
    Dieses Bild des Touristen vom Indianer mit dem Federschmuck und so weiter ist ja sehr stark geprägt vom Film.
    Und mit dem Film und dem Bild des Indianers im Film beschäftigt sich auch ein Symposium.
    Das Symposium, das von Donnerstag dieser Woche bis Montag nächster Woche in der Volkshochschule Margarethen stattfindet, soll am Beispiel der Indianer das Verhältnis von klischeehafter Vorstellung und Realität zeigen,
    und der Frage nachgehen, wem diese Klischees eigentlich dienen, woher sie gekommen sind und wie sie verbreitet wurden.
    Das ist klarerweise in einem so großen Symposium leichter möglich als in einer relativ kleinen Ausstellung wie der, die wir hier bei uns im Museum heute eröffnen.
    Aber ich glaube, dass diese Ausstellung doch mit ihren 64 Bildern einen ganz wesentlichen Beitrag leisten kann zur langsamen Aufbrechung dieser Klischeevorstellungen, indem sie zwar anknüpft daran an Bekanntes, aber weit darüber hinaus geht und ungewohnte Bilder genug zeigt, um zum Denken anzuregen.
    Soviel also über eine Indianer-Sonderausstellung im Wiener Völkerkundemuseum.
    Und zum Abschluss vom Kulturbereich noch einmal zurück zum aktuellen politischen Geschehen.
    Die Schlussnachrichten sollen darüber informieren.
    Sowjetunion.
    Der verstorbene Staats- und Parteichef Brezhnev wurde heute in Moskau an der Kremlmauer bestattet.
    An den Beisetzungsfeierlichkeiten nahmen Vertreter aus mehr als 100 Ländern teil.
    Mehr als 20 Länder waren durch ihre Staatsoberhäupter vertreten.
    Während der Zeremonie würdigte der neue Parteichef Andropov Brezhnev als beispielhaften Kämpfer der internationalen kommunistischen Bewegung und bekräftigte das Festhalten am bisherigen Kurs der Innen- und Außenpolitik.
    Verteidigungsminister Ustinov hob besonders die Leistungen Brezhnevs für den Ausbau der Streitkräfte hervor.
    Am Rande der Trauerfeiern wird es zu zahlreichen internationalen Begegnungen kommen.
    Andropov wird am Nachmittag voraussichtlich die Staats- und Parteichefs der Ostblockländer empfangen und mit dem deutschen Bundespräsidenten Carstens zusammentreffen.
    Carstens hat bereits gestern ein einstündiges Gespräch mit DDR-Staats- und Parteichef Honecker geführt.
    Polen.
    Nach elfmonatiger Internierung ist der Führer der Verbotenen Gewerkschaft Solidarität, Walesa, zu seiner Familie nach Danzig zurückgekehrt.
    Die polnische Nachrichtenagentur betonte, Walesa sei nun ein Bürger wie alle anderen.
    Ein freier Mann, der sein Leben gestalten könne, wie er wolle.
    Partei- und Regierungschef Jaruzelski sagte, Walesa würde nach der Freilassung nun an der Disziplin gemessen, die er an den Tag lege.
    Man würde seinen Aktivitäten großes Augenmerk schenken.
    Österreich.
    Im Wiener Landesgericht hat heute der zweite AKH-Prozess begonnen.
    Die Angeklagten sind der frühere Wiener Spitalsdirektor Wilfling, der Kaufmann Hans-Christoph Prutscher, die ehemaligen Direktoren der AKH-Baugesellschaft Winter und Schweiger und der Bereichsleiter beim AKH-Neubau Winkler.
    Vorgeworfen werden ihnen Untreue, Betrug, Veruntreuung, Geschenkannahme und Urkundenfälschung.
    Der Prozess ist bis 22.
    Dezember anberaumt.
    Dann folgt eine Pause und mit dem Urteil wird für Mitte bis Ende Jänner gerechnet.
    Bundeskanzler Kreisky hat prinzipielles Verständnis für das Anliegen der Arbeitszeitverkürzung geäußert.
    Kreisky sagte früher dem Gewerkschaftstag der Privateingestellten, angesichts der Schwierigkeiten in der Wirtschaft müsse diese Forderung sehr überlegt und behutsam durchgesetzt werden.
    Sozialminister Dallinger sprach sich für mehr Mitspracherechte der Arbeitnehmer aus.
    Mehr als die Hälfte aller bei den Arbeitsämtern gemeldeten Frauen sind als nur bedingt vermittlungsgeeignet eingestuft.
    Die Industrie tritt in diesem Zusammenhang für eine genaue Analyse der Ursachen ein, die es für Frauen schwerer machen als für Männer, sich für eine neue Anstellung zu qualifizieren.
    47 Prozent aller Österreicher über 14 Jahre haben 1981 mindestens eine Urlaubsreise von fünf oder mehr Tagen unternommen.
    53 Prozent unternahmen keine solche Reise.
    Nach einer Analyse liegt die häufigste Urlaubsdauer bei zwei Wochen, nur 12 Prozent aller Reisen waren länger als drei Wochen.
    Noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Im Westen und Südwesten bedeckt und Regen, im übrigen Bundesgebiet allmählich Wetterverschlechterung.
    Nachmittagstemperaturen 4 bis 9 Grad.
    Das waren also wieder einmal, verehrte Zuhörer, 60 Minuten Mittagsinformation.
    Die wichtigsten geplanten Verbindungen sind zustande gekommen.
    Weitere zusammenfassende Inlandsberichte und Korrespondentenbeiträge bringen wir, wie immer an Wochentagen, ab 18 Uhr im Abendjournal.
    Und ich verabschiede mich für das Mittagsteam.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1982.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1982.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Das Begräbnis von Leonid Breschnew (Generalsekretär des ZK der KPdSU)
    Einblendung: Hymne und Nachfolger Parteichef Juri Wladimirowitsch Andropow
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Andropow, Juri Wladimirowitsch [Interviewte/r]
    Datum: 1982.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Das Begräbnis von Leonid Breschnew (Generalsekretär des ZK der KPdSU) als Ort der Begegnung zahlreicher internationaler Spitzenpolitiker
    Mitwirkende: Hörmann, Otto [Gestaltung] , Poindl, Adolf [Moderation]
    Datum: 1982.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Polnischer Gewerkschaftsführer Lech Walesa wieder daheim
    Mitwirkende: Thamm, Ludwig [Gestaltung]
    Datum: 1982.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Erster Tag im 2. AKH-Prozess
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung]
    Datum: 1982.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Analyse des Reisemarkts: Urlaubsverhalten der Österreicher
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung]
    Datum: 1982.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    FAO-Generaldirektor Edouard Victor Saouma (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) bei Landwirtschaftsminister Haiden
    Einblendung: FAO-Generaldirektor Edouard Victor Saouma
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Saouma, Edouard Victor [Interviewte/r]
    Datum: 1982.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Abschlussbericht über das Literatursymposion "Literatur aus Nordamerika" beim Steirischen Herbst 1982
    Einblendung: US-amerikanische Schriftstellerin Susan Sontag , Interview: Schriftsteller Klaus Hoffer und Präsident des "Forum Stadtpark" Alfred Kolleritsch
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Sontag, Susan [Interviewte/r] , Hoffer, Klaus [Interviewte/r] , Kolleritsch, Alfred [Interviewte/r]
    Datum: 1982.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Die kanadischen Indianer": Sonderausstellung im Völkerkundemuseum und Filmsymposion im Wiener Filmhaus Stöbergasse
    Interview: Direktor des Wiener Völkerkundemuseums Christian Fest
    Mitwirkende: Grundmann, Heidi [Gestaltung] , Feest, Christian [Interviewte/r]
    Datum: 1982.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1982.11.15
    Spieldauer 00:59:45
    Mitwirkende Poindl, Adolf [Moderation]
    Wendl, Fritz [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1982.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-821115_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt