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KI-generiertes Transkript
Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
Zwölf Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Guten Tag, meine Damen und Herren, bei Mittagschanal begrüßt Sie Lösglück.
Die österreichische Innenpolitik ist auch eine Dauerauseinandersetzung um einige Großbauten.
Zwentendorf, AKH, Konferenzzentrum.
Um dieses Zentrum bei der Wiener UNO-City geht es in Wahlkampfzeiten wie diesen jetzt besonders stark.
Hat sich doch die ÖVP ihre Ablehnung des, wie sie sagt, Konferenzpalasts von 1,3 Millionen Volksbegehren-Unterschreibern bestätigen lassen und hat umgekehrt Bundeskanzler Kreisky das Lüften des Schleiers über die Finanzierung des Großbaus auch in die Vorwahlzeit getimed.
Heute gibt der Regierungschef dem Parlament Auskunft über die Finanzierung.
Die anschließende Debatte gibt der Opposition wohl Gelegenheit, das mit der günstigen Finanzierung zurückzuweisen und ihre Überzeugung zu bekräftigen.
Letztlich zahlt alles der Steuerzahler.
Zum Konferenzzentrumsthema heute Direktberichte aus dem Parlament und auch Pressekommentare.
Sonst dominiert heute Mittag schon nahe das Ausland, Urteil im Lübecker Sensationsprozess gegen Marianne Bachmeier, Beginn des Parteitags der italienischen Kommunisten und anlässlich der heute beginnenden Papstreise nach Mittelamerika bringen wir ein Gespräch mit einem Vertreter der linken Volkskirche in Nicaragua, die dem Besuch aus Rom skeptisch entgegensieht.
Dem heutigen Tag der Lyrik widmet die Kulturredaktion einen Beitrag, zunächst aber jetzt Prosa von Edgar Heider.
Gesprochen werden die Meldungen von Josef Wenzel-Natek.
Vatikan.
Papst Johannes Paul II.
hat heute früh seine Reise nach Mittelamerika angetreten.
Innerhalb von neun Tagen wird er zunächst Costa Rica und in der Folge Nicaragua, Panama, El Salvador, Guatemala, Honduras, Belize und Haiti besuchen.
Das Oberhaupt der katholischen Kirche reist mit einem Sonderflugzeug der Alitalia.
Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in Lissabon, wo die Maschine der Type DC-10 noch einmal überprüft und aufgetankt wird, trifft der Papsten den späten Abendstunden in San Jose, der Hauptstadt Costa Ricas, ein.
Für morgen sind dort eine Begegnung mit der Jugend, eine Ansprache an die Richter des Interamerikanischen Gerichtshofes für Menschenrechte und eine Messe im Freien vorgesehen.
Die jetzige 17.
Auslandsreise von Johannes Paul II.
wird als die bisher politisch heikelste und möglicherweise auch gefahrvollste betrachtet.
In den einzelnen Besuchsländern wurden umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen getroffen.
Italien
Im Mailänder Spartpalast wurde heute der 16.
Parteitag der italienischen Kommunisten eröffnet.
Mehr als 1000 Delegierte wollen bis kommenden Sonntag darüber beraten, wie die seit mehr als 30 Jahren oppositionelle KPI Regierungsverantwortung übernehmen könnte.
Allgemein wird erwartet, dass Generalsekretär Enrico Berlinguer eine politische Öffnung gegenüber den Sozialisten vorschlagen wird.
Die Sozialistische Partei ist derzeit Koalitionspartner der Christlichen Demokraten in der Regierung in Rom und hat bisher jede Zusammenarbeit mit den Kommunisten abgelehnt.
Außenpolitisch dürfte neuerlich der von Moskau unabhängige Kurs der KPI, der größten kommunistischen Partei Westeuropas, bekräftigt werden.
Österreich
Der Nationalrat hält heute seine vorletzte Sitzung in dieser Gesetzgebungsperiode ab.
Im Mittelpunkt steht eine Erklärung von Bundeskanzler Bruno Kaisky über die Finanzierung des Konferenzzentrums bei der Wiener Unocity.
Anschließend will sich das Plenum mit dem im zuständigen Ausschuss bereits einstimmig beschlossenen Arzneimittelgesetz beschäftigen.
Eine Konzentrationsregierung wäre nach der Ansicht des steirischen Landeshauptmanns Josef Krainer derzeit die beste Regierungsform für Österreich.
Beim Stadtparteitag der Grazer ÖVP erklärte keiner, eine große Koalition wäre für ihn die zweitbeste Lösung.
Eine kleine Koalition, in welcher Form auch immer, hielte er für indiskutabel.
Wörtlich erklärte der steirische Landeshauptmann, eine kleine Koalition wäre gar keine Lösung, weil die Freiheitliche Partei unter Norbert Steger nicht zu vergleichen sei mit der Freiheitlichen Partei unter Alexander Götz.
Die Verhandlungen um die Besetzung des Amtes des Grazer Bürgermeisters werden heute weitergeführt.
An den gegensätzlichen Positionen der beiden Großparteien hat sich nichts geändert.
Wie in den meisten Fällen üblich, wird der Verfassungsgerichtshof auf schriftlichem Wege das Erkenntnis darüber veröffentlichen, ob die des Neonazismus bezichtigte Aktion Neue Rechte bei den letzten Hochschülerschaftswahlen zu Recht kandidieren durfte oder nicht.
Die Wahlkommission der Hochschülerschaft hatte im Mai 1979 die ANR zunächst nicht zugelassen.
Der Verwaltungsgerichtshof hatte ein Jahr später entschieden, dass die Kommission damit ihre Kompetenzen überschritten habe.
In der Folge kam es zu Neuwahlen, wobei die Aktion Neue Rechte ein Mandat im Zentralausschuss erreichte.
Gegen die damalige Kandidatur der ANR richteten der Verband Sozialistischer Studenten und der Kommunistische Studentenverband eine Beschwerde, die heute Vormittag in einer öffentlichen Verhandlung des Höchstgerichtes zur Debatte stand und die nun schriftlich entschieden wird.
Nach den Ausführungen der Rechtsanwälte, der sozialistischen und der kommunistischen Studenten, müsse sich nun der Verfassungsgerichtshof über den Anlassfall hinaus mit dem grundsätzlichen Problem der Kandidatur neofaschistischer Gruppen bei Wahlen in Österreich auseinandersetzen.
Der zuständige Richter des Wiener Handelsgerichtes hat heute erwartungsgemäß den Konkurs über die Previllée Urban AG eröffnet.
Für das Unternehmen mit einer Schreibwarenfabrik in Graz und einer Schraubenfabrik in Neunkirchen ist ein weiter Betrieb in Form von Nachfolgegesellschaften und einer Werksübernahme in Aussicht genommen.
Israel und Ägypten beginnen heute mit Verhandlungen über das etwa 600 Quadratmeter große Grenzgebiet von Tabach auf der Halbinsel Sinai.
Die Region wird seit dem israelischen Truppenrückzug am 26.
April vergangenen Jahres weiterhin besetzt gehalten.
Die Regierung in Kairo hat aber stets ihren Anspruch auf das Gebiet unter Hinweis auf eine Grenzziehung im Jahre 1906 betont.
Israel hat in Tabach trotz ägyptischer Proteste ein Luxushotel errichtet.
Der ägyptische Außenminister Kamal Hassan Ali bekräftigte unterdessen in einem Schreiben an den Präsidenten des Weltsicherheitsrates in New York, libysche Flugzeuge hätten im vergangenen Monat den Luftraum Ägyptens verletzt.
Die Führung in Tripolis habe geplant, die Regierung im Sudan zu stürzen.
Cairo habe daraufhin die für ein Ausbildungsprogramm in Ägypten stationierten amerikanischen Radarflugzeuge der Type AWACS beauftragt, Aufklärungsflüge über der sudanesisch-libyschen Grenze durchzuführen.
Der libysche UNO-Botschafter Ali Triki hat diese Vorwürfe zurückgewiesen.
Iran, Irak.
Im Krieg am Persischen Golf hat die irakische Marine nach eigenen Angaben iranische Ölbohrinseln und Ölverladestationen sowie fünf Schiffe zerstört.
Unter Berufung auf einen Militärsprecher meldet die irakische Nachrichtenagentur INA einen Angriff der Marine auf das iranische Ölfeld Nowruz vor der persischen Golfküste.
Iranische Berichte über das Kampfgeschehen liegen nicht vor.
Bundesrepublik Deutschland
Die 32-jährige Marianne Bachmeier ist von einem Gericht in Lübeck wegen Totschlags zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Bachmeier hatte im März 1981 den mutmaßlichen Mörder ihrer siebenjährigen Tochter Anna im Gerichtssaal erschossen.
Der ursprüngliche Vorwurf des Mördes wurde von der Anklage fallen gelassen, weil die Frau nach Psychiatergutachten während der Tat unter einem seelischen Spannungszustand liet.
Der Fall Bachmeier ist einmalig in der Geschichte der deutschen Justiz und hat in den vergangenen Monaten zu einer öffentlichen Diskussion über Lünchjustiz geführt.
Österreich.
Die Gruppe der Karosseriefachbetriebe hat heute eine neue einjährige Garantie für ihre Arbeiten angekündigt.
Demnach wird die bisherige sechsmonatige Gewährleistung auf Arbeiten an Autokarosserien und Kraftfahrzeugfahrgestellen auf ein Jahr verdoppelt, wobei mit dieser Maßnahme der unsachgemäßen Schadensbehebung durch Pfuscher Einhalt geboten werden soll.
Die Karosseriefachbetriebe schätzen, dass ein Großteil der im vergangenen Jahr von den Autoversicherungen ausbezahlten Barablösen nach Schadensfällen in der Höhe von etwa 3 Milliarden Schilling in den Pfusch geflossen sind.
In der U-Bahnstation am Wiener Karlsplatz wollte heute Vormittag ein 17-jähriges Mädchen Selbstmord begehen.
Das Mädchen sprang vor einen Zug der U1, erlitt aber nur Kopfverletzungen.
Das Motiv der Tat ist nicht bekannt.
Die U1 verkehrte daraufhin vorübergehend nur zwischen der Tapstumangasse und dem Reumannplatz sowie zwischen dem Prater Stern und Kargran.
Zwischen Taubsturm Mangassio und Praterstern wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.
Der fahrplanmäßige Betrieb konnte bereits wieder aufgenommen werden.
Großbritannien.
In London wurde jetzt erstmals in Europa ein sogenanntes sprechendes Auto der Öffentlichkeit vorgestellt.
Eine Computerstimme warnt den Autofahrer bei sinkendem Ölstand oder wenn er mit angezogener Handbremse fahren will.
Das sprechende Auto soll dem britischen Automobilkonzern Leyland aus seinen finanziellen Schwierigkeiten heraushelfen.
Österreich.
In letzter Minute konnte sich der ORF heute Mittag mit dem Fußballklub Austria-Memphis über die Berichterstattung vom heutigen Schlagerfußballspiel Austria gegen FC Barcelona einigen.
Das Spiel wird im Fernsehen ganz und im Radio teilweise übertragen bzw.
aufgezeichnet.
Die Fernsehaufzeichnung beginnt in FS2 und 20.15 Uhr.
Zeit versetzt.
Das Radioprogramm Ü3 wird ab 19 Uhr mit Kurzeinblendungen live vom Spiel berichten.
Das waren die Meldungen.
Die Wetterlage.
Der Ostalpenraum liegt zur Zeit noch im Randbereich eines Mittelmeertiefs.
Druckanstieg wird in der Folge zu Wetterbesserung führen.
Gegen Wochenende wird in allen Höhen Temperaturanstieg einsetzen.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Teils aufgelockerte, teils reichliche Bewölkung, örtlich Schneefall, in Tiefenlagen auch Regen.
Schwache bis mäßige Winde, Nachmittagstemperaturen 1 bis 6 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 6 bis plus 2 Grad.
Die Wetteraussichten für morgen Donnerstag.
Am Morgen gebietsweise stärkere Bewölkungsreste, örtlich auch Nebel.
Im weiteren Tagesverlauf dann zunehmend sonnig.
Winde aus Nord bis Ost, Frühtemperaturen morgen meist minus 6 bis plus 2 Grad, Tageshöchsttemperaturen 2 bis 8 Grad.
Das Wetter übermorgen am Freitag, sonnig und auf den Bergen Temperaturanstieg.
Nun noch die Messwerte von 12 Uhr Mittag.
Wien bedeckt 3 Grad, Nordwestwind 15 Kilometer in der Stunde.
Eisenstadt bedeckt 4 Grad, Nordwind 15.
Linz stark bewölkt, 2 Grad, Westwind 5.
Salzburg wolkig 6 Grad, ebenfalls Westwind 5 Kilometer in der Stunde.
Innsbruck stark bewölkt, 3° bei Windstille.
Bregenz bedeckt 2°, Windstille.
Graz stark bewölkt, 4°, Südostwind 10 km in der Stunde.
Und schließlich Klagenfurt, heiter, 4°, Ostwind 5 km in der Stunde.
Das war eine Nachricht und das Wetter 12 Uhr 12.
Die politische Diskussion der letzten Tage im Land war von der Finanzierung des geplanten Konferenzzentrums bei der UNO-City in Wien beherrscht.
Dieses Konferenzzentrum soll ja 1987 fertiggestellt sein und mehr als 5 Milliarden Schilling reine Baukosten teuer werden.
Bundeskanzler Kreisky erklärte nun gestern, es sei eine Beteiligung arabischer Finanzgruppen an diesem Konferenzzentrum praktisch unterschriftsreif.
Es werde eine Aktiengesellschaft gegründet mit einer je 50-prozentigen Beteiligung von österreichischer und arabischer Seite.
Die arabische Finanzeinlage werde rund zweieinhalb Milliarden Schilling, also die Hälfte, betragen, wofür sechs Prozent Dividende steuerfrei ausgeworfen würden.
Diese Finanzierungsmodalitäten wurden von der Opposition heftig kritisiert.
Darüber hinaus verwies die ÖVP darauf, dass Details der Finanzierung, Betriebskosten, Management und so weiter nicht feststünden.
Genügend Diskussionsstoff also auch für die heutige vorletzte Parlamentssitzung in dieser Legislaturperiode.
Denn Bundeskanzler Kreisky hat sich vor ca.
10 Minuten zu Wort gemeldet, um die Finanzierungspläne rund um das Zentrum genauer zu erläutern.
Wir schalten jetzt direkt ins Parlament zu Wilfried Seifert.
Ziemlich genau acht Minuten ist Bundeskanzler Bruno Kreisky jetzt vor dem ziemlich vollbesetzten Nationalratsplenum am Wort.
Er hat seine Darstellung mit der historischen Verpflichtung der seinerzeitigen ÖVP-Regierung begonnen, weil ja die SPÖ im Gegensatz zur ÖVP eine verbindende Verpflichtung für das Konferenzzentrum zu bauen als gegeben ansieht.
Zu Finanzierungsfragen hat der Bundeskanzler bisher im Wesentlichen das bestätigt, was seit einigen Tagen in mehr oder minder großer Genauigkeit in den Medien zu lesen und zu hören war.
Es ist vorgesehen, das Konferenzzentrum durch eine Aktiengesellschaft errichten zu lassen.
Am Kapital dieser Gesellschaft beteiligen sich arabische Staaten.
Im Einzelnen handelt es sich um das Königreich Saudi-Arabien, den Staat von Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate einerseits sowie die Republik Österreich und die Gemeinde Wien andererseits.
Österreich und die arabischen Partner haben demnach je rund 1,5 Milliarden Schilling aufzubringen.
Der Rest des Geldes soll dann auf den internationalen Finanzmärkten aufgetrieben werden.
Soviel nur zur ersten Information.
Gegen Ende des Mittagsschnalls hoffen wir uns dann bereits mit einem Bericht von der Debatte melden zu können und damit zurück zu Lois Glück.
Ja, das war der erste Bericht aus dem Hohen Haus und wir bleiben beim Thema, deshalb nämlich, weil sich auch heute zahlreiche innenpolitische Kommentatoren in den Zeitungen mit dem Konferenzzentrum und der Diskussion rundherum befassen.
Heute hat dazu Erich Eichinger Zitate ausgewählt.
Die Diskussion über die Finanzierung des Konferenzzentrums bei der Wiener Unocity findet auch in den heutigen österreichischen Tageszeitungen ihren Niederschlag.
Und im ÖVP-Organ Südost Tagespost schreibt Barbara Stieglmeier... Ursprünglich hat es ja überhaupt geheißen, dass die Österreicher das UNO-Konferenzzentrum nichts kosten wird.
Was Kreisky mittlerweile verdrängt hat.
Zu Recht.
Denn es wird uns, wenn Kreisky nicht gestoppt wird, noch sehr, sehr viel kosten.
In den ersten 14 Jahren auf alle Fälle die Hälfte der Baukosten.
Und das sind möglicherweise zweieinhalb, möglicherweise auch sechs Milliarden Schilling.
Wir werden die Betriebskosten von jährlich mindestens 150 Mio.
und die 6% garantierte Dividende, das sind im mindesten Fall weitere 120 Mio., im schlechtesten Fall aber 360 Mio.
tragen müssen.
In den nächsten 14 Jahren wird es dann ganz besonders teuer, denn dann müssen wir das zurückkaufen, was zumindest 1,3 Millionen Wähler nicht wollten.
Viel schlimmer ist aber, was wir uns da sonst noch einhandeln.
Wehe, wir tun nicht, was die Araber von uns wollen, international und möglicherweise auch national.
dann werden die Rückkaufbedingungen schon so aussehen, dass uns wenigstens nachträglich noch die Grausbirnen aufsteigen.
Zum Brüsten also gibt es nichts.
Womit denn?
Mit einem Vertrag, bei dem der eine Partner nämlich wir alle Risken trägt, die anderen, die Araber, aber nur die Vorteile daraus ziehen?
Das ist, und das müsste der Juristkreis gewissen, ein Vertrag, der nach dem bürgerlichen Gesetzbuch sittenwidrig und daher unwirksam ist.
Die gestrigen Erklärungen von Bundeskanzler Kreisky nach der Ministerratssitzung über die Finanzierung des Konferenzzentrums kommentiert Gerhard Steininger in den Salzburger Nachrichten unter dem Titel Über Märchen aus 1001 Nacht wird nicht gemeckert.
Der Autor schreibt im Einzelnen Nun ist eines sicher richtig, Verhandlungen mit Arabern ziehen sich.
Und dass der Bundeskanzler ihr Ende Monat für Monat hinausschieben musste, kann man ihm nicht zum Vorwurf machen.
dass die Ernte aber gerade jetzt so kurz vor den Nationalratswahlen eingefahren werden kann, da könnte einem schon ein Licht aufgehen.
Eines aus Allerdings Wunderlampe.
Ein wichtiger Punkt in dem Konzept fehlt überhaupt noch.
Das Abkommen mit einer oder mehreren Hotelgruppen scheint noch in einiger Entfernung zu liegen.
Das Zentrum soll bis 1987 stehen und wie man in der SPÖ andeutet, wegen der Bauflaute billiger kommen als angenommen.
Man werde mit viereinhalb Milliarden Schilling auskommen.
Dreitausend Arbeitsplätze würden gesichert.
Kalski entließ uns gestern mit den Worten, sie werden sich noch wundern.
Das fürchten wir auch.
Im sozialistischen oberösterreichischen Tagblatt meint hingegen Gerald Höchtler, Der Kanzler hat immerhin für das Konferenzzentrum eine Finanzierung ausgehandelt, die selbst Bankdirektoren Bewunderung abverlangt.
Sowohl Z-General Fack als auch Länderbankchef Wranitzki stellten übereinstimmend fest, der von Kaiski ausgehandelte Zinssatz von 6% sei einfach phänomenal.
Wir müssen diese Zwischenfinanzierung zwar langsam abstottern, dafür werden aber rund 3000 Dauerarbeitsplätze geschaffen.
Was über die Umwegrentabilität hereinkommt, lässt sich noch gar nicht beziffern.
Die ÖVP tut nun so, als würde dem Steuerzahler kein Härchen gekrümmt, wenn jetzt nach ihren Vorstellungen der Bau in Kagran kurzerhand eingestellt würde.
MOKK tut so, als könnten unsere Kinder ruhiger schlafen, wenn Kreisky auf das UN-Zentrum verzichtet.
Genau das Gegenteil wäre der Fall.
Ein Verzicht auf das Konferenzzentrum würde tausende Arbeitsplätze weniger bedeuten und tausende Arbeitslose mehr kosten uns alle ein Heidengeld.
Dafür müssten wir alle zur Kasse gebeten werden.
Genauso steht es um den Alternativvorschlag der ÖVP, statt des UNO-Zentrums Wohnungen, Spittäler und Schulen zu bauen.
MOK sollte einmal beim Sheraton-Konzern oder bei den Arabern nachfragen, ob die zu denselben Bedingungen bereit wären, den sozialen Wohnbau in Kagram oder anderswo oder die österreichische Arbeitslosenunterstützung zu finanzieren.
Ein Verzicht auf das Konferenzzentrum würde uns also unter dem Strich tausende Arbeitslose und steigende Belastungen für alle Österreicher einbringen, an denen unsere Kinder wesentlich länger zu kiffeln hätten als am Bau des Konferenzzentrums.
Diese Pressestimmen zum umstrittenen Wiener Konferenzzentrumsbau waren vorläufig der letzte Beitrag aus dem Inland.
Gegen Ende des Journals, wie angekündigt, ein zweiter Einstieg ins Parlament, die dortige Erklärung des Bundeskanzlers und die Debatte zum Konferenzzentrum und aus Österreich natürlich auch dann der Kulturbeitrag am Ende des Journals, der sich heute mit dem Tag der Lyrik befasst.
Jetzt aber einige Beiträge aus dem Ausland.
Der Papst ist heute zum vierten Mal zu einer Reise nach Lateinamerika aufgebrochen.
Insgesamt ist es die 17.
Auslandsreise im nun fünfjährigen Pontifikat Johannes Pauls II.
und, wie Beobachter sagen, das sowohl gefährlichste als auch schwierigste unterfangen.
Denn die Route führt ihn in die Krisenregion Mittelamerika, wo seit Jahren und Jahrzehnten Bürgerkriege, Revolutionen und Staatsstreiche das politische Bild prägen.
Ein Teufelskreis aus Unterdrückung und Aufstand,
aus Armut und Hunger, aus Hass und Brutalität und zehntausenden Toten.
Und der Papst zieht sich nicht nur diesen scharfen sozialen Gegensätzen gegenüber, sondern besonders auch der Tatsache, dass diese Gegensätze auch die Kirche in Zentralamerika gespalten haben.
Katholisch sind alle dort, aber das ist schon die einzige Gemeinsamkeit.
Sonst reicht das Spektrum von Arbeiterpriestern, die den bewaffneten Kampf predigen, bis zu mit faschistoiden Militärs und der Großgrundbesitzer-Oligarchie verbundenem Klerus,
von Protagonisten der von Rom verworfenen Theologie der Befreiung bis zu Rechtsextremisten, die sich auf die Bibel berufen.
Und lang ist die Reihe derer, die dafür gekämpft haben, dass sich die Kirche konsequent auf die Seite der Unterdrückten stellt.
Von Camillo Torres bis Dom Helder Camara, vom ermordeten Bischof von San Salvador, Oscar Romero, bis zum christlich-marxistischen Kulturminister von Nicaragua, Ernesto Cardenal.
In Nicaragua ist die Kirche seit der sandinistischen Revolution gegen Somoza fast gespalten.
In einem Telefoninterview mit unserem deutschen Kollegen Herobus formuliert José Agüello, ein Theologe und Ideologe der sogenannten Volkskirche Nicaraguas, seine Erwartungen für den Papstbesuch so.
Wir erwarten von dem Besuch, dass der Papst die Sache des Frehens in Mittelamerika unterstützt.
Die Zivilen sind nun für die Länder zerrissen.
An manchen Orten gibt es einen offenen Krieg.
Und wir hoffen, dass der Papst sich dafür einsetzt, dass diese Zustände irgendwie überwunden werden, dass der Papst sich für politische Lösungen von diesen Konflikten einsetzt.
Das ist unsere wichtigste Erwartung.
Es hat ja lange gedauert, bis überhaupt feststand, dass der Papst auch Nicaragua besuchen würde.
Fünf Monate soll allein im Vatikan darüber verhandelt worden sein.
Was war denn da so schwierig, Herr Aguayo?
Soweit ich weiß, hat es in der katholischen Hierarchie von Nicaragua zwei Tendenzen gegeben.
Es gibt den konservativsten Teil der Hierarchie, dazu zählt als Bischof Ovando Ibrahu, und dieser Teil der Bischöfe wollten, dass der Papst mit der hiesigen Regierung in Nicaragua überhaupt keinen Kontakt haben würde.
Aber dieser sehr konservative Teil der Hierarchie hat sich nicht durchgesetzt.
Man spricht ja ganz offen in Nicaragua von einer Spaltung der Kirche, und zwar auf der einen Seite die offizielle Kirche unter Leitung des von Ihnen genannten Erzbischofs Obando Ibravo und auf der anderen Seite die sogenannten Basiskirchen.
Wie ist es eigentlich zu dieser Spaltung gekommen?
Zu dem möchte ich korrigierend sagen.
Es hat eigentlich keine kirchliche Spaltung in der Kirche von Nicaragua gegeben.
Was es gibt, ist einen politischen Konflikt.
Es gibt da zwei
Blöcke von Christen, die eine verschiedene politische Auffassung haben.
Das heißt, auch die Christen, die die Revolution, die Sandinistische Revolution unterstützen, verstehen sich durchaus als katholische Christen in der Glaubensgemeinschaft mit dem Lehramt der Kirche und insofern auch mit dem Papst und mit den Bischöfen.
Die Parteien sind praktisch zwei, einerseits eine Bewegung von Basisgemeinden und christlichen Institutionen,
die gegenüber der Sandinistischen Revolution positiv eingestellt sind und dann einen Sektor, nicht alle, einen Sektor vom katholischen Episkopat, der diese Unterstützung nicht bündelt.
Können Sie bitte kurz einmal zusammenfassen, welche Ziele die Basiskirche hat und was sie der offiziellen Kirche vorwirft?
Die Ziele sind hauptsächlich die Ziele von der Bischofskonferenz von Medellin und Puebla.
Was sie verwirklichen wollen, ist die präferentielle Option für die Armen.
Und wir sind der Auffassung, dass diese präferentielle Option für die Armen sich gut konkretisieren kann innerhalb der Sandinistischen Revolution.
Sie haben eingangs gesagt, der Papst könnte Entscheidendes für den Frieden tun.
Was könnte er denn konkret tun?
Er könnte sich zum Beispiel über das Recht äußern, das jedes Land hat auf die eigene Souveränität.
Als polnischer Christ dürfte er für diese Sache eine ganz große Sensibilität haben und er hat gegenüber seiner Heimat dies ständig betont, dass jedes Land das Recht auf Selbstbestimmung hat.
Wir hoffen, dass der Papst auch im Fall von Nicaragua dieses Prinzip des internationalen Rechts betonen wird.
Das war ein Beitrag über die Hoffnungen, die die sogenannten Basiskirchen oder Volkskirchen in Nicaragua, aber wohl auch in anderen zentralamerikanischen Ländern dem Papstbesuch entgegenbringen.
Der Papst wird also heute nach Lateinamerika fliegen.
Er hält sich acht Tage dort auf, besucht acht Länder und hält 38 Reden oder Predigten.
Gelegenheit genug also auf diese großen, auch sozialen, aber auch religiösen Probleme in dieser Krisenregion einzugehen.
Wir wechseln nach Italien.
In Mailand hat heute der 16.
Parteitag der kommunistischen Partei Italiens begonnen.
Das ist die größte kommunistische Partei des Westens und nach dem Verfall der spanischen PGE und dem Moskau schwenkt der französischen KP und der Georges Marché die letzte Bastion des sogenannten Euro-Kommunismus.
Die KPI hat zwei Probleme.
Seit sieben Jahren stagniert die zweitgrößte Partei Italiens in der Wählergunst und die Hoffnung auf eine Regierungsbeteiligung sind seit dem Scheitern des Moro-Konzepts vom Complesso Storico, dem historischen Kompromiss zwischen den Christdemokraten und den Kommunisten, vorerst vorbei.
Versuche mit dem Sozialisten Bettino Craxi ins Gespräch zu kommen,
um eine Art Großer Linker zu initiieren, bilden ein Thema dieses Kongresses.
Ein zweites ist wohl die ideologische Orientierung.
Die endgültige Kritik am Moskauer Kommunismus, der durch Polen bewiesen habe, dass die Oktoberrevolution sich erschöpft habe, wie Berlinguer sagte, hat zu einer noch schärferen Absetzung von der KPDSU geführt.
Dem von Parteichef Enrico Berlinguer immer wieder beschworenen Dritten Weg hat das aber auch keine klareren Konturen verleihen können.
Eine Vorschau auf den viertägigen KPI-Kongress aus Mailand gibt Alfons Dalma.
Die Kommunistische Partei Thalins bleibt den anderen Schwesterparteien in der Welt insofern ähnlich.
Ihr Verhalten ist nach wie vor monolithisch, das heißt wie aus einem einzigen Block von Stein.
Wenn es Sie Beraschungen geben kann, dann stellten Sie sich vor dem Beginn des Parteitages während der Vorbereitungen in den Orts-, Provinz- und Landesorganisationen ein.
Es gab eine relativ offene Diskussion über das Ausmaß der Distanz zu Moskau und zu den kommunistischen Regimen Osteuropas sowie über die Zulassung der Diskussion von abweichenden Meinungen in den Parteigremien.
Im Zuge dieser Erörterungen wurden auch einige Abstimmungen mit geheimer Stimmenabgabe abgehalten, was durchaus im Parteistatut immer schon vorgesehen war.
aber selten oder gar nicht zur Anwendung kam.
Diese Lockerungen des parteiinternen Verfahrens zur Meinungsbildung und einige Fälle der unerwartet ungünstigen Reihung für manchen prominenten Provinzführer bei der Wahl der Parteitagsdelegierten änderten aber nichts daran, dass die Thesen und die Personalpolitik der zentralen Parteiführung
mit einer Mehrheit von 96% gebilligt wurden.
Die Thesen des Zentralkomitees-Mitglieds Armando Cossuta, wonach die Parteiführung in der Distanzierung von der Moskauer Zentrale zu weit gegangen wäre, haben nicht mehr als 4% der Zustimmung unter den Parteimitgliedern erreicht.
Belingwer hat allerdings durch zwei richtungsgebende Verhaltensweisen
der Kritik Kosutas den Wind aus den Segeln genommen und die Partei von sich aus auf einen Moskau-genialeren Kurs gebracht.
Es heißt nicht mehr, dass die von der russischen Oktoberrevolution ausgehenden revolutionären Impulse ihre motorische und schöpferische Kraft in unsere Gegenwart inzwischen verloren hätten, sondern, dass das osteuropäische Modell der Verwirklichung des Sozialismus
seine Anziehungskraft für die italienischen Verhältnisse nicht beibehalten könne.
Und in Bezug auf die Parteitaktesen zur Weltlage wird darin klar unterschieden zwischen dem kapitalistischen Imperialismus, der von den Vereinigten Staaten Amerikas angeführt wird, und dem manchmal bedauerlichen Großmachtverhalten der Sowjetunion.
Den Kundgebungen der sowjetischen Macht wird sogar die positive Funktion des Gegengewichts zum amerikanischen Imperialismus zuerkannt.
Während die kapitalistische Weltpolitik eine ständige Kriegsgefahr in sich trage, so die Thesen der KPI, sei die Sowjetmacht im Großen und Ganzen ein Garant des Friedens.
Mit diesen Thesen Berlinguers können nicht nur die sowjetfreundlichen Stimmungen unter den Parteimitgliedern befriedigt werden, sondern auch die sowjetischen Delegierten zum Parteitag, der Pravda-Chefredakteur Afanasiev und der internationale Verbindungsmann Zagladin, beide Moskauer ZK-Mitglieder, durchaus zufrieden sein.
Gerade diese außenpolitische und weltanschauliche Gefolgschaftstreue der italienischen Kommunisten gegenüber der Sowjetunion betrachten aber die von Beninguer als erwünschte und unerlässliche Partner einer Koalitionsbildung angesprochenen Parteiführer als ein Hindernis für eine Wende zu einer Linksregierung in Italien.
Das haben schon sowohl der Sozialist Craxi
als auch der Republikaner Spadolini klar festgestellt.
Somit dürfte die KPI auch am Ende des 16.
Parteitags in der bisherigen Isolierung zu bleiben.
Die KPI tagt also, und zwar wird sie das bis zum kommenden Wochenende tun, vier Tage lang.
In Israel hat sich das innenpolitische Klima verschärft.
Das Ergebnis der Massaker-Untersuchungskommission hat den am meisten belasteten Verteidigungsminister Ariel Sharon wohl dieses Amt, nicht aber die Mitgliedschaft im Kabinett gekostet.
Diese nur halben Konsequenzen, zumal Sharon in wichtigen Ausschüssen bleibt, hat Anhänger und Gegner des kompromisslosen Ex-Generals polarisiert.
Bei einer Demonstration der Friede-Jetzt-Bewegung, die einen Dialog mit den Palästinensern befürwortet und von Sharon lautstark den Abschied aus der Politik verlangt hat, flog vor zwei Wochen eine Handgranate, sie forderte das erste Todesopfer im Kampf Juden gegen Juden.
Die Politiker waren geschockt, Premierminister Menachem Begin und Staatspräsident Yitzhak Navon appellierten an ihr Volk, die Emotionen zu zügeln und den Hass zu begraben.
Aber die Kluft in der israelischen Bevölkerung bleibt eine Tatsache.
Die Kluft zwischen den orientalischen Juden, die Begin wählen und deren Zahl immer mehr zunimmt, und den europäischen Juden, die eher Kompromissen mit den Arabern zuneigen.
Die Kluft auch zwischen Militantensiedlern in Westjordanien einerseits und der Friedensbewegung, die links von den Sozialisten steht, Mosche Meisers berichtet.
Seitdem Ariel Sharon infolge des Berichts der Untersuchungskommission über das Massaker in den Flüchtlingslagern in Beirut seinen Posten als Verteidigungsminister verlassen musste, haben sich die innenpolitische Situation in Israel und die Zusammenstöße zwischen Juden und Arabern im Westjordanland verschärft.
Die radikalen religiösen und rechtsgerichteten Organisationen wie der Gush Emunim und die Kach-Bewegung
von Rabbiner Meir Kahane wollen sich mit dem Rücktritt Scharons nicht abfinden.
Sie befürchten, dass mit dieser Entwicklung die massive Besiedlung des Westjordanlandes und Politik der starken Hand gegen seine Bewohner geschädigt werden könnten.
Sie forderten von Ministerpräsident Begin die Befugnisse der Verwaltung des Westjordanlandes und Gazastreifens an den derzeitigen Minister ohne Geschäftsbereich Scharon zu übertragen.
Die beiden radikalen, religiösen und rechtsgerichteten Organisationen, die insbesondere aus Siedlern im Westjordanland bestehen, haben ihre Tätigkeit in Israel und in diesem Gebiet intensiviert.
Seit dem Handgranatenanschlag auf eine Demonstration der Friede-Jetzt-Bewegung in Jerusalem, bei dem Emil Grünzweig getötet wurde, ist es in den letzten Tagen zu mehrfachen schweren Zusammenstößen zwischen demonstrierenden arabischen Bewohnern des Westjordanlandes
und jüdischen Siedlern, insbesondere im Gebiet von Hebron, gekommen, wobei einige Personen getötet und verwundet wurden.
Nachdem eine jüdische Frau, die in einer Siedlung im Westjordanland lebte, von Steinwürfen aus dem arabischen Flüchtlingslager Dahariye bei Hebron auf ihren Wagen tödlich getroffen wurde, erklärten die Führer des Gush Emunim, Rabbina Moshe Löwinger, und der Führer der Kach-Bewegung, Rabbina Mir Karane, dass die jüdischen Siedler des Westjordanlandes
diesen Terrorakt rächen müssten.
Sie beschuldigten die israelischen Behörden, nach der Absetzung Sharonf nicht genügend scharf gegen solche Terroranschläge auf Siedler des Westjordanlandes durchzugreifen und dass die Araber die gemäßigte Sicherheitssituation im Westjordanland ausnutzen.
Terror müsste mit Terror beantwortet werden, erklärten sie und drohten, das Gesetz in ihre Hände zu nehmen, wenn das israelische Militär nicht gegen die Täter vorgehen sollte.
Während der letzten Tage wurden Häuser arabischer Bewohner von Hebron und arabische Fahrzeuge in der Umgebung der Stadt beschossen, wobei es mehrere Verwundete gab.
Die Spuren der Täter führten in das jüdische Viertel von Hebron, Kiryat Arba, in dem die Rabbiner Löwinger und Kahane ansässig sind.
Der Bürgermeister von Hebron, Ahmed Natsche, appellierte an den neuen Verteidigungsminister Moshe Arendt, den Übergriffen jüdischer Siedler ein Ende zu setzen.
In den übrigen Städten des Westjordanlandes verschärfte sich die Spannung und jüdische Fahrzeuge und Militärpatrouillen wurden beschossen.
Die Polizei verhaftete zwei Mitglieder der Daqah-Bewegung, die auf arabische Häuser in Hebron geschossen und dabei Bewohner verwundert haben.
Unter anderem wurde auch ein Soldat der Panzertruppe verhaftet, der der Daqah-Bewegung angehört und den Handgranatenanschlag auf die Demonstration der Bewegung Friede jetzt in Jerusalem durchgeführt haben soll.
bei der Emil Grünzweig getötet wurde.
Der Führer dieser Bewegung, Rabina Kahane, wurde bereits 50 Mal in Israel wegen Durchführung von Terrorakten verhaftet und war monatelang im Gefängnis.
Die Polizei ist auf den Spuren einer Untergrundbewegung von Jugendlichen, die kürzlich aus Amerika nach Israel gekommen sind, sich illegal in der Umgebung von Hebronigital gelassen haben und der Kach-Bewegung angehören.
Diese sollen die letzten Anschläge in Jerusalem und im Westjordanland durchgeführt haben.
Ein Beitrag von Moshe Meisles aus Israel.
Und wir kommen jetzt in die DDR.
Allerdings zu einem Thema, das einen starken Österreichbezug hat.
In Ost-Berlin ist gestern eine Ausstellung eröffnet worden, die sich mit dem Antisemitismus in Österreich befasst.
Sie wird in der ehemaligen königlich-preußischen Bibliothek gezeigt, wo vor genau 50 Jahren die berüchtigte Bücherverbrennung der Nazis stattgefunden hat.
Aus dem Material des Jüdischen Museums in Eisenstadt wird anhand von Fotos und von Dokumenten die Geschichte des österreichischen Judentums vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart natürlich mit dem Schwerpunkt der Judenverfolgung 1938 bis 1945 gezeigt.
Obwohl diese Ausstellung seltsamerweise nicht öffentlich ist, wurde sie vom Prorektor der Ostberliner Humboldt-Universität eröffnet und war Treffpunkt prominenter Persönlichkeiten, wie Harald Kleinschmidt berichtet.
Immerhin gaben sich zur Eröffnung seitens der DDR nicht nur die höchsten Repräsentanten der dortigen jüdischen Gemeinde, sondern auch der stellvertretende Hochschulminister der DDR die Ehre.
Über den Inhalt der Ausstellung sagte der Direktor des Instituts für Judaistik, der Wiener Professor Kurt Schubert.
Wir zeigen de facto die Zeit vom
1915 bis in die Gegenwart, weil wir ja nicht mit der Katastrophe von 1938 bis 1945 abschließen, sondern zeigen wollen, dass die jüdische Geschichte in Österreich weitergeht.
Im Großen und Ganzen aber ist der Zeit von 1938 bis 1945 etwa die gute Hälfte des Ausstellungsmaterials gewidmet.
Aber dadurch, dass ja der Nationalsozialismus nicht vom Himmel gefallen ist, sondern eine Vorgeschichte hatte, zeigen wir eben das, was in Österreich vom Ersten Weltkrieg an bis 1938 zu den Ereignissen von 1938 hingeführt hat.
Die Ausstellung hier in der Humboldt-Universität in Ostberlin ist nicht öffentlich, sondern nur für Angehörige der Universität.
Stört Sie das?
Natürlich hätte ich lieber, dass jeder die Ausstellung sehen kann, aber dadurch, dass ich von allen Anfang an geplant habe, sie mit der Humboldt-Universität zu veranstalten, weil wir mit dieser Universität jetzt schon 19 Jahre Arbeitskontakt von unserem Institut für Judaistik her haben,
So musste ich mich natürlich an die Regeln dieser Universität halten und man kann eben ohne Universitätsausweis diese Universität nicht betreten.
Das heißt also, dass ich froh sein muss, dass eben die Studenten als die Angesprochenen sich mit dieser Thematik auseinandersetzen können.
In der DDR zählt man sich ja zumindest offiziell zu den Siegern der Geschichte.
Glauben Sie, dass diese Ausstellung zum Beispiel auch dazu beitragen kann, unter den DDR-Bürgern, von denen ja viele auch in der Zeit des Nationalsozialismus noch gelebt haben, so etwas wie eine Gesamtverantwortung für die Verbrechen gegenüber den Juden herzustellen?
Nach meiner Definition
Heute war der österreichische Antisemitismus unverschämter als der deutsche und der deutsche theoretischer als der österreichische.
Und in dem Zusammenwirken von Theorie und Unverschämtheit ist dann eine Katastrophe entstanden.
Ich glaube, diese Gesamtverantwortung müssen wir alle tragen.
Und ich selber, obwohl ich im Widerstand gegen
so gut man im Widerstand sein konnte, wenn man auch überleben wollte, muss sagen, dass
wie uns alle einerseits als Sieger gegen den Nationalsozialismus im Jahr 1945 gefühlt haben, sogar etwas empört waren, dass uns die alliierten Truppen und die Rote Armee zunächst nicht als Sieger gegen Hitler behandelt hat, sondern als Besiegte.
Und trotzdem sind wir der Meinung, dass wir mit Schuld tragen, denn Schuld lässt sich nicht isolieren auf einen anderen Menschen hin.
Schuld ist mit da, wenn man eine Terminologie spricht, die man sprechen muss, die einem von einer Diktatur aufgezwungen wird.
Und diese menschliche Schuld ist sehr breit gefächert.
Das waren jetzt vier Auslandsbeiträge über die Papstreise nach Mittelamerika, über innenpolitische Spannungen zwischen verschiedenen Flügeln in Israel, über den Beginn des KPI-Parteitags und über eine Ausstellung in der DDR über Antisemitismus in Österreich.
Es gibt noch ein Auslandsthema, den Beitrag über den heute beendeten Sensationsprozess gegen Marianne Bachmeier in Lübeck.
Diese Geschichte kommt gegen Ende des Journals.
Da werden wir dann auch noch einmal ins Parlament schalten, zu einer zweiten Zusammenfassung der Parlamentsdiskussion über die Erklärung Bundeskanzler Kreiskes zur Finanzierung des Wiener Konferenzzentrums.
Jetzt aber der große Kulturbeitrag im Mittagsschanal.
Und zwar geht es heute um Lyrik.
Wie jeden ersten Mittwoch im März wird in Österreich der Tag der Lyrik begangen.
Offensichtlich ist das Gedicht eine literarische Spezies, die man bereits unter Schutz stellen muss, weil ihr das eher profitorientierte Klima des Literaturbetriebs wenig bekommt.
Dass das Interesse an Lyrik dennoch nicht klein ist, zeigten gestern Abend wieder zwei gut besuchte Veranstaltungen in Wien.
Die Österreichische Gesellschaft für Literatur hatte zu einem Abend mit politischer Lyrik eingeladen das Internationale Dialektinstitut gemeinsam mit dem Französischen Institut und dem Institut für Romanistik in Wien zu einer Veranstaltung zum Thema konkrete Poesie.
Maria Reinhofer und Konrad Zobel waren dabei und hier die Zusammenfassung.
Politische Lyrik, und zwar jene, die sich mit den Ereignissen rund um das Jahr 1938 beschäftigt, präsentierte Hans Weigl gestern Abend in der Gesellschaft für Literatur.
Die ausgewählten Texte, unter anderem von Paula von Preradovic, Paul Celan,
Friedrich Thorberg oder Jura Seufer behandelten das in einem Gedicht Heinrich Heines angesprochene dreifache gepresst von Armut, Körperschmerz und Judentum, vor allem Letzteres.
Wir fragten Hans Weigl über die Bedeutung, die einem Programm wie diesem zukommen kann und welche Funktion ein Tag der Lyrik erfüllen soll in einer Zeit, in der außer den sogenannten klassischen Gedichten, Lyrik kaum mehr gelesen wird und Gedichtbände kaum gefragt sind.
Viele Buchhändler sind in dieser Hinsicht
Leider muss ich sagen, ein bisschen egozentrisch und denken sich, so preiswerte Bücher verkaufe ich weniger gern, stelle ich weniger gern ins Fenster als ein Buch, das ein paar hundert Schillinge kostet.
Und dies alles zu bekämpfen und an die Funktion der Lyrik innerhalb unserer Kultur, unserer Literatur, unserer Sprache zu erinnern, dazu ist der Tag der Lyrik, sollte der Tag der Lyrik sehr wichtig sein.
Die aktuelle Lyrik, die kämpferische Lyrik, die politische Lyrik, ist eine legitime Art von Lyrik.
Das hat es in der 48er-Revolution sowohl vorher in Deutschland als auch hier bei uns in Österreich gegeben.
Auch bei Grillpatzer ist viel Politik, bei Heinrich Heine ist immer wieder die politische Lyrik.
Auch vieles, was im Cabaret entstanden ist, das haben wir heute Abend noch ein bisschen am Rand bemerkt, kann Lyrik sein.
Heute haben die Liedermacher einen großen und wesentlichen Anteil an der politischen Lyrik in einer ganz neuen Form.
Wenn man einen Tag der Lyrik begeht, muss diese Art von Lyrik unbedingt mit dabei sein.
Die Erlebnisse von Flucht und Emigration kommen in den ausgewählten lyrischen Texten ebenso zur Sprache wie das Entsetzen überhaupt über eine Zeit der Unmenschlichkeit.
Der eigentliche Impuls zur Gestaltung dieser Lesung war für Hans Weigl ein Gedichtband von Stella Rothenberg, einer Wiener Lyrikerin, die 1939 nach England emigrierte und dort mit dem Problem leben muss, als deutsch schreibende Schriftstellerin nicht verstanden zu werden.
Elfriede Ott las unter anderem das Gedicht »Warum« von Stella Rothenberg.
Warum muss immer ich dann sehen, wenn andere blind sind?
Warum?
Warum muss immer ich dort alt sein, wo andere Kind sind?
Warum, warum hab ich zu tragen der gesamten Erde gesammelte Klagen?
Und warum kann ich nichts vermeiden vom Leiden?
Um grundlegende Fragen der Lyrik ging es im Studio Molière, wo Pierre Garnier aus Frankreich, Julian Dillier aus der Schweiz und Ernst Janl aus Österreich über konkrete Poesie und deren Querverbindungen zur neuen Dialektdichtung diskutierten.
Es wurde festgestellt, dass die poetischen Neuerungen, wie sie zum Beispiel von Artmann, Rühm und Achleitner in den 50er Jahren erarbeitet wurden, auch wesentlichen Anteil daran hatten, die Dialektdichtung aus ihrem folkloristischen, heimattümmelnden Korsett zu befreien.
Die konkrete Poesie hatte ja erstmals den radikalen Beweis erbracht, dass der Sinngehalt eines Gedichtes nicht nur von der semantischen Bedeutung der Sprachinhalte, sondern gleichberechtigt auch vom akustischen und visuellen Aspekt der Sprache abhängen kann.
Eine Dame aus dem Publikum wollte es schließlich genau wissen und fragte Ernst Jandl.
Was ist ein Gedicht?
Was dichtet das?
Wo wirklich verdichtet das?
Hier ist der Außenfall, das Verdichten.
Bitte, Gedicht und Verdichten hat nichts miteinander zu tun.
Wasserleitung dichten.
Das ist das Dichten, was als verdichten gelten kann, sondern Gedicht kommt aus dem Latein, also er hängt zusammen mit einer lateinischen Wurzel, die wir in Dizere oder in Diktare finden.
Es ist das Singen und das Sagen, aber nicht das Dichtmachen.
Die Frage, was ist ein Gedicht, ist nicht beantwortbar.
Es ist nur beantwortbar an Beispielen, wobei wir weiterhin hoffen müssen, dass es noch viele Möglichkeiten, manche in unserem Leben und viele darüber hinaus, geben möge, wo Dinge plötzlich als Gedichte gesehen werden, die
innerhalb der Dichtung völlig nahe sind, dass sich also dieser Bereich der Dichtung, sowohl das Wünschen vom Bereich der Malerei oder vom Bereich der Musik immer noch erweitert.
Die unterschiedlichen Wirkungen von Dialekt und Hochsprache zeigt der Jandl anhand eines Gedichtes von Friedrich Achleitner.
Vielleicht kann man einen Vergleich anstellen.
Nehmen Sie jetzt dieses Hochsprache, also Kohlenholen, Kohlenholen.
Kohlen holen.
Kohlen holen.
Gegen Kohlen holen.
Kohlen holen.
Kohlen holen.
Kohlen holen.
Kohlen holen.
Kohlen holen.
Kohlen holen.
Die ganze Körperlichkeit dieses Vorganges.
Kohlen holen.
Kohlen holen.
wird für mein Gefühl viel deutlicher in diesem Dialektgedicht von Achleiter.
Hören Sie zum Abschluss ein Dialektgedicht mit dem Titel Schweizer Gebet von Julian Dillier.
Zwei Franke, drei Franke, vier Franke, fünf Franke, sechs Franke, sieben Franke, acht Franke, neun Franke, zehn Franke für Geld, Gott ahme.
Der Tag der Lyrik wird also heute in Österreich begangen, um 12.48 Uhr.
Es war am 6.
März 1981, vor fast genau zwei Jahren, in einem Gerichtssaal in Lübeck in Norddeutschland.
Die 30-jährige Gastwirtin Marianne Bachmeier erschoss im Gerichtssaal den Mörder ihrer siebenjährigen Tochter Anna Bachmeier, Klaus Grabowski.
Diese spektakuläre Lynch-Justiz im Angesicht des Gerichts stand im Mittelpunkt eines Prozesses, der heute nach viermonatiger Dauer zu Ende gegangen ist.
Marianne Bachmeier wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt.
Die Staatsanwaltschaft hatte auf acht Jahre plädiert, nachdem sie den Vorwurf des Mordes letzte Woche fallen gelassen hatte und nur mehr auf Totschlag im Zustand großer Erregung plädierte.
Der Prozess genoss höchstes öffentliches Interesse, nicht nur wegen des Falls an sich, sondern auch wegen der Attraktivität der Angeklagten, die ihre Rolle lukrativ vermarktete, und auch wegen des ermordeten Mörders Grabowski.
der sich wegen abartiger Neigungen kastrieren ließ und dann möglicherweise durch eine Hormonbehandlung erneut triebgestört wurde.
Aus Lübeck berichtet Jürgen Jungwirth.
Schon um vier Uhr früh stellten sich an diesem nebligen Morgen die Menschen vor dem Landesbauamt in Lübeck an.
Der Ort deswegen, weil im Landesstrafgericht kein entsprechend großer Saal ist.
Ein Großaufgebot an Polizisten und rigorose Sicherheitsvorkehrungen.
Anschläge waren telefonisch angekündigt worden, falls Bachmeier keine hohe Strafe bekäme.
Es hat kaum einen Strafprozess nach dem Krieg in Deutschland gegeben, der so viel Aufsehen erregt hat, der die Menschen in zwei Lager gespalten hat, der die Meinungen so oft ins Gegenteil verkehren ließ.
Alles schien hinter der Täterin zu stehen.
Die Menschen, die Medien, die die Geschichte ausschlachteten und es wurden nur wenig kritische Stimmen laut.
Vor allem die großen Illustrierten kämpften um jedes Detail und wollten einander übertrumpfen.
Die trostlose Kindheit der Marianne Bachmeier wurde röntgenisiert, die egozentrische Mutter, der gehirngeschädigte Vater und was halt alles so ankam.
Wegen der strengen Sicherheitsmaßnahmen begann der zumindest in diesem Prozess letzte Tag mit Verspätung.
Marianne Bachmeier, nach der Tat 17 Monate in Haft, war zuletzt auf freiem Fuß.
Kurz nach 9.30 Uhr kommt die Angeklagte mit ihren drei Verteidigern in den Verhandlungssaal.
Sportliche Kleidung und eher zuversichtlich wirkend.
Wenige Minuten später verkündet Richter Peter Passange das Urteil.
Sechs Jahre für Marianne Bachmeier.
Die Angeklagte nimmt das Urteil unbewegt entgegen.
Passange in der Begründung dann.
Der Tötungsvorsatz war nach Ansicht des Gerichtes nicht gegeben, trotz entsprechender Äußerungen Bachmeiers vor der Tat.
Auch der Kauf der Beretterpistole zum Zweck der Tat konnte nicht nachgewiesen werden.
Die Mitnahme der Waffe in den Gerichtssaal war nach Ansicht des Gerichtes noch nicht mit einer Tötungsabsicht in Zusammenhang zu bringen.
Zumindest beim Betreten des Saales muss aber der Plan gefasst worden sein, da die Angeklagte den Hahn der Waffe schon vorher spannte, bevor sie also noch Grabowski sah.
Auch die Verantwortung der Angeklagten, sie habe die Aussage Grabowskis vor der Polizei, dass ihre siebenjährige Tochter Geld für sexuelle Handlungen genommen habe, nochmals vor Gericht verhindern wollte, wurde in das Urteil mit einbezogen.
Nach Ansicht der Sachverständigen konnte aber die schlechte psychische Verfassung der Angeklagten nicht zu so einer Bewusstseinsstörung führen, dass sie die Tat auslöste.
Kein Minderungsgrund des Totschlages konnte mit einbezogen werden, der eine bedeutend geringere Strafe ermöglicht hätte.
Mildernd wurde die Mutter-Kind-Beziehung angesehen, trotz einer möglichen geplanten Adoption.
Und noch ein Milderungsgrund.
Erst die Justizbehörden ermöglichten es, dass Grabowski, der sich schon früher nach einem Sexualvergehen kastrieren ließ, durch eine Hormonbehandlung wieder zum Triebtäter werden konnte.
Erst dadurch wurde die Tat an der 7-jährigen Anna ermöglicht.
Haftbefehl wurde allerdings von der Staatsanwaltschaft nicht gestellt.
Bachmeier hat noch eine Woche Bedenkzeit.
Fluchtgefahr besteht nach Ansicht des Gerichtes nicht.
Marianne Bachmeier wird von den sechs Jahren nur zweieinhalb Jahre im Gefängnis absitzen müssen.
Ein Drittel der Strafe dürfte erlassen werden.
Eineinhalb Jahre sind schon verbüßt.
Alles in allem ein Urteil, das weder den Befürwortern einer hohen Strafe, der Rahmen beträgt zwischen fünf und 15 Jahren, noch jenen, die einen Freispruch forderten, Anlass zu Protesten gab.
Jürgen Jungwirth berichtete aus Lübeck vom Bachmeier-Prozess.
Wir kehren zurück nach Österreich.
Der letzte Beitrag kommt, wie angekündigt, aus dem Parlament.
Eine zweite Zusammenfassung von der Konferenzzentrumsdebatte über die Erklärung des Kanzlers zur Finanzierung eben dieses Zentrums.
Und ich schalte noch einmal zu Wilfried Seifert.
Die Märchen aus 1001 Nachtwerden wahr werden, hat SPÖ-Klubbermann Fischer vor einigen Tagen die Erklärung des Bundeskanzlers zur Finanzierung des internationalen Konferenzzentrums bei der Wiener UNO-City angekündigt.
Das heißt, arabisches Geld wird zu relativ günstigen Konditionen zur Verfügung stehen.
Die Zahlen, wie sie heute von Bundeskanzler Kreisky präsentiert wurden, bestätigen die in den letzten Tagen geäußerten Vermutungen vollinhaltlich.
Angenommene Baukosten ohne Finanzierung 4,5 Milliarden Schilling.
Saudi-Arabien, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate sollen miteinander 1,5 Milliarden Schilling aufbringen.
Weitere 1,5 Milliarden sollen vom Bund und von der Gemeinde Wien zusammen beigesteuert werden.
Eine diesbezügliche Erklärung liegt zur Stunde aus Saudi-Arabien vor.
Österreich garantiert den Arabern eine sogenannte Vorzugsdividende in der Höhe von 6%, die sofort zu laufen beginnt, aber erst ab Inbetriebnahme des Konferenzzentrums bezahlt werden soll.
Die AG, diese Aktiengesellschaft, soll mindestens 14 Jahre bestehen, dann können die Aktien der arabischen Partner in Österreich verkauft werden.
Österreich muss sie in diesem Fall nehmen.
Die genannte Dividende ist übrigens steuerfrei.
Betriebsabgänge sind von Österreich zu tragen, weil nach Darstellung Kaiskis Österreich auch den Vorteil der Errichtung, sprich Arbeitsplätze, und des Betriebes habe, sprich Konferenztourismus.
Eine begleitende Kontrolle ist vorgesehen.
Sie soll der, wie es im kaiskischen Text heißt, entsprechend befähigten internationalen Managementgesellschaft auf die Finger schauen.
Soviel zum arabischen Teil des Planes.
Die dann noch auf die volle Summe fehlenden Mittel, also zwischen eineinhalb bis maximal vier Milliarden Schilling, sollen zu nicht genannten Zinssätzen auf den internationalen Finanzmärkten aufgetrieben werden.
Insgesamt ein Modell, so der Bundeskanzlerhalter, das mindestens eine Milliarde einzusparen helfe und in der politischen Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden könne.
Ich bin der Überzeugung, dass durch das Zustandekommen der Partnerschaft zur Errichtung des Konferenzzentrums nicht nur der wirtschaftlich vernünftigste Weg zur Finanzierung dieses Zentrums, das allein die Funktionsfähigkeit Wiens als Städte der internationalen Begehung weiter garantieren kann, gefunden wurde.
Diese Partnerschaft ist auch Ausdruck einer politischen Verständigung, die zwischen den Ländern Saudi-Arabien, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten mit der Republik Österreich und der Stadt Wien gefunden werden konnte.
Die Opposition ließ erwartungsgemäß kaum ein gutes Haar an den Plänen des Bundeskanzlers.
ÖVP-Abgeordneter Heribert Steinbauer in einer ersten Reaktion
Das Signal, das Wunder, das Zeichen, das man von dieser Stunde erwartet hat, meine Damen und Herren von der SPÖ, das war in der Erklärung des Bundeskanzlers nicht drinnen.
Sie haben es selbst gespürt.
Der große Ballon, um den man jetzt endlich das Konferenzzentrum und seine Finanzierung aufhängen konnte, ist heute.
nicht enthüllt worden.
Er ist nicht einmal mit einem großen Knall explodiert.
Die Luft ist leise entwichen.
Die Finanzierung ist nach wie vor in einem hohen Ausmaße ungeklärt, meine Damen und Herren.
Und auch noch so große Mengen an ja gar nicht mehr so harten Petrodollars können nach Steinbaers Meinung eines nicht verhindern.
Und zahlen tut dieses unnötige Konferenzzentrum bei der UNO City.
Das zusätzliche Konferenzzentrum bei der UNO City wird schlussendlich vom Steuerzahler bezahlt.
Und das ist die Schande der heutigen Erklärung.
Dabei sei noch kein Wort über die sogenannten Nebenabsprachen geäußert worden, über versteckte Zinsen vielleicht oder über die Verpflichtung Österreichs, etwa das Grundstück gratis zur Verfügung zu stellen.
Darauf hat inzwischen bereits Finanzminister Salche reagiert.
Er meinte von Kleingedruckten, den Verträgen könne keine Rede sein.
Diese Debatte über die Finanzierung des Konferenzzentrums wird aller Voraussicht nach auch das Geschehen am Nachmittag bestimmen.
Drei doch relativ wichtige Gesundheits- und Umweltschutzgesetze wie das Arzneimittelgesetz, die Bundeskompetenz für die Festlegung der Emissionsgrenzwerte und das Sonderabfallbeseitigungsgesetz werden dadurch vollständig überlagert.
Und damit zurück an das Studio des Mittagsschannals.
Ja, und die Ereignisse im Parlament werden sicher auch das Geschehen des heutigen Abends schon als ab 18 Uhr zum Teil beherrschen.
Jetzt aber, drei Minuten vor 1, eine Nachrichtenzusammenfassung.
Österreich.
Nach Ansicht des steirischen Landeshauptmanns Josef Krainer wäre eine Konzentrationsregierung derzeit die beste Regierungsform für Österreich.
Als zweitbeste Lösung nannte Krainer eine große Koalition.
Eine kleine Koalition, in welcher Form auch immer, hält er für indiskutabel.
Im Wiener Handelsgericht wurde heute erwartungsgemäß der Konkurs über die Privilie Urban AG eröffnet.
Für das Unternehmen mit einer Schreibwarenfabrik in Graz und einer Schraubenfabrik in Neunkirchen ist ein weiter Betrieb in Form von Nachfolgegesellschaften und einer Werksübernahme in Aussicht genommen.
Betroffen sind in den beiden Werken rund 300 Beschäftigte.
Die Österreicher haben im vergangenen Jahr Medikamente im Wert von mehr als 6 Milliarden Schilling konsumiert.
Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger rechnet mit einer Steigerung um 3,5 bis 4 Prozent gegenüber 1981.
Damals wurden für Medikamente 5,9 Milliarden Schilling aufgewendet.
Relativ glimpflich ist heute der spektakuläre Selbstmordversuch eines 17-jährigen Mädchens in Wien ausgegangen.
Das Mädchen hatte sich in der Station Kadlsplatz vor einen U-Bahn-Zug geworfen.
Sie blieb zwischen den Schienen liegen und wurde von zwei Wagen überrollt.
Dabei erlitt sie lediglich Prellungen und Abschürfungen.
Drei mit Pistolen bewaffnete Männer haben heute bei einem Überfall auf eine Bankfiliale in Wien-Penzing etwa eine Million Schilling erbeutet.
Der Überfall dauerte nur zwei bis drei Minuten.
Die Täter zwangen die Bankangestellten, sich flach auf den Boden zu legen und raubten das vorhandene Geld.
Einer deckte die Flucht seiner Komplizen, ehe auch er in einen weißen Wagenstieg der Stadt auswärts davon fuhr.
Portugal.
Papst Johannes Paul hat heute früh seine Reise nach Mittelamerika angetreten.
Bei einem einstündigen Zwischenaufenthalt auf dem Flughafen von Lissabon hielt der Papst eine Ansprache an tausende Gläubige, die sich vor dem Empfangsgebäude versammelt hatten.
Italien.
Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit mit den Sozialisten stehen im Mittelpunkt des Kongresses der Kommunistischen Partei in Mailand.
Der früher propagierte sogenannte historische Kompromiss, die Zusammenarbeit mit den christlichen Demokraten, konnte nicht verwirklicht werden.
Außenpolitisch will die KPI neuerlich ihren von Moskau unabhängigen Kurs bekräftigen.
Zum Schluss die Wetteraussichten für ganz Österreich bis heute Abend.
Unterschiedlich bewölkt, örtlich Schneefall, in Tiefenlagen auch Regen.
Einblendung: Hans Weigel, Elfriede Ott liest ein Gedicht, Ernst Jandl, Julian Dillier trägt schweizerisches Mundart-Gedicht vor
Mitwirkende:
Rennhofer, Maria [Gestaltung]
, Zobel, Konrad [Gestaltung]
, Weigel, Hans [Interviewte/r]
, Ott, Elfriede [Interpret/in]
, Jandl, Ernst [Interviewte/r]
, Jandl, Ernst [Interpret/in]
, Diller, Julian [Interpret/in]
Datum:
1983.03.02 [Sendedatum]
Ort:
Wien [Veranstaltungsort]
Schlagworte:
Politik Österreich
;
Kultur
;
Literatur
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten