Mittagsjournal 1983.07.26

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit?
    In fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, zum Mittagsschornal des aktuellen Dienstes begrüßt Sie Udo Bachmeier.
    Die in der folgenden einen Stunde Information vorgesehenen Beitragsthemen dieses Mittagsschornals.
    Aus dem Ausland erwarten wir mehr zu erfahren über die Verschärfung des Krieges zwischen dem Iran und dem Irak.
    Erstmals seit mehreren Monaten hat der Iran eine neue Offensive gestartet.
    Beide Seiten sprechen von Geländegewinnen und tausenden Opfern von Menschenleben.
    Die Krise in und um Zentralamerika nimmt bedrohliche Reformen an.
    Die USA wollen neben groß angelegten Seemanövern vor Mittelamerika erstmals auch Kampfverbände des Heeres einsetzen, und zwar in Honduras.
    Nicaragua befürchtet weiteren Druck von Seiten der USA und eine Seeblockade.
    Aus Österreich kommt unter anderem ein Beitrag, der sich mit der Zunahme der Zahl der Notstandshilfeempfänger beschäftigt.
    Die letzten Vorbereitungen zum Katholikentag sind getroffen.
    Und in Salzburg wurden heute die Festspiele eröffnet.
    Wir berichten darüber hinaus über die Rheingold-Premiere bei den Bayreuther Festspielen.
    Und dann hören Sie noch einen Nachruf auf den heute verstorbenen berühmten spanischen Clown Charlie Rivel.
    Jetzt zu den Nachrichten.
    Verantwortlicher Redakteur heute Mittag ist Raimund Heller und Sprecherin Maria Piffl.
    Österreich.
    Die 63.
    Salzburger Festspiele sind am Vormittag von Bundespräsident Rudolf Kirchschläger feierlich eröffnet worden.
    Kirchschläger gedachte in seiner Festansprache der beiden prägenden Persönlichkeiten der Festspiele, Josef Kaut und Clemens Holzmeister, die, so der Bundespräsident, durch ihr Leben und ihre Arbeit ein ernst zu nehmendes Vermächtnis hinterlassen hätten.
    Man brauche sich der festlichen Stimmung in Salzburg nicht zu schämen, meinte der Staatsoberhaupt.
    Auf dem Programm der Salzburger Festspiele stehen heuer insgesamt 123 Vorstellungen, unter anderem 29 Opernabende und 28 Schauspielaufführungen.
    Einer der Höhepunkte ist heute Abend die Neuinszenierung des Rosenkavaliers von Richard Strauss unter der Leitung von Herbert von Karajan.
    Hofmanns teils Jedermann wird in einer neuen Inszenierung von Ernst Häussermann mit Klaus-Maria Brandauer in der Titelrolle gezeigt.
    Das zweite Quartal hat für die österreichische Industrie heuer Verschlechterungen in allen Bereichen gebracht.
    Wie aus einem heute veröffentlichten Bericht der Bundessektion Industrie der Bundeswirtschaftskammer hervorgeht, weisen die Daten über Produktion, Kapazitätsauslastung, Aufträge und Ertragslage eine sinkende Tendenz auf.
    Das habe einen Rückgang der beschäftigten Zahlen zur Folge gehabt, betont die Industriesektion.
    Die Wiederherstellung einer positiven Spargesinnung fordert der Generaldirektor der Ersten Österreichischen Sparkasse Hans Haumer.
    Insbesondere unter dem Blickpunkt der heuer um rund 70 Milliarden Schilling steigenden Staatsschulden müsste mehr für den Sparwillen der Österreicher getan werden, meinte Haumer, da die Spartätigkeit der Österreicher im heurigen Jahr nur mehr etwa die gleiche Höhe wie das Budget-Nettodefizit erreiche.
    Im Vorjahr hatten die Österreicher noch rund 100 Milliarden Schilling gespart.
    In Wien finden ab heute unter strengster Geheimhaltung Getreideverhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion statt.
    Die Gespräche dauern zwei Tage.
    Verhandlungsort ist nach offiziell nicht bestätigten Berichten die sowjetische Handelsmission.
    Die Vereinigten Staaten möchten erreichen, dass die Sowjetunion mehr amerikanisches Getreide kauft.
    Die derzeit geltenden Lieferverträge laufen Ende September aus.
    Von sowjetischer Seite wurde erklärt, man wolle im Falle einer Aufstockung der Getreidekäufe eine Garantie, dass die USA die Getreidelieferungen nicht als politische Waffe verwenden.
    Sowjetunion.
    Der sowjetische Abschnitt der Erdgasleitung von Sibirien nach Westeuropa ist nach 14 Monaten Bauzeit fertiggestellt worden.
    Nach einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur TASS wurden die letzten Rohre der mehr als 4400 Kilometer langen Pipeline nahe der sowjetisch-tschechoslowakischen Grenze verlegt.
    Zurzeit wird mit Hochdruck an der Fertigstellung der Pumpstationen gearbeitet.
    Ab 1984 sollen jährlich 40 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Sibirien nach Westeuropa fließen.
    Im Vorjahr war die Pipeline Gegenstand eines Konfliktes zwischen den USA und ihren westeuropäischen Verbündeten.
    Die USA wollten den Bau der Leitung durch Lieferbeschränkungen für Pipeline-Bauteile verzögern, die von europäischen Firmen nach amerikanischen Lizenzen erzeugt werden.
    Die Maßnahme wurde jedoch nach Protesten westeuropäischer Regierungen wieder zurückgenommen.
    Die Regierung in Moskau und das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei haben ein Wirtschaftsexperiment angekündigt, mit dem in einigen Staatsbetrieben das Rentabilitätsprinzip eingeführt werden soll.
    In fünf Wirtschaftsbereichen, und zwar dem Schwermaschinenbau und der Elektrotechnik in der Sowjetunion, der Nahrungsmittelproduktion in der Ukraine sowie der Industrie Weißrusslands und Litauens, sollen die Betriebe mehr Planungsbefugnisse erhalten.
    Ziel des Wirtschaftsexperimentes ist es, einerseits die Produktivität sowie die Qualität der Erzeugnisse zu erhöhen und andererseits Rohstoffe und Produktionskosten zu sparen.
    Besonders gefördert sollen jene Produkte werden, die für den Export bestimmt sind.
    Nach offiziellen Angaben soll das materielle Interesse der Arbeitnehmer in den betroffenen Wirtschaftszweigen erhöht werden.
    Das ist offenbar eine Umschreibung für leistungsabhängige Entlohnung.
    Das endgültige Resultat dieses Experimentes soll am Ende des derzeit geltenden 5-Jahres-Planes im Jahre 1985 überprüft werden.
    Europäische Gemeinschaft.
    Nach 16-stündigen schwierigen Verhandlungen haben sich die Wirtschaftsminister der zehn Mitgliedstaaten heute früh in Brüssel auf eine Verlängerung des Stahlkrisenplanes mit Produktionsquoten und Mindestpreisen bis Ende Jänner 1984 geeinigt.
    Die von fast allen Mitgliedsländern gewünschte Verlängerung bis Ende 1985 scheiterte am Widerstand Italiens, das sich bei der Verteilung der Produktionsquoten benachteiligt fühlt.
    Die EG-Kommission hatte eine Verlängerung des Krisenplanes bis Ende 1985 vorgeschlagen, weil sie der Meinung war, dass die europäische Stahlindustrie nicht eher ihre Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen kann.
    USA, Nicaragua
    An den Anfang August beginnenden Manövern in Honduras werden, nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Washington, erstmals auch amerikanische Kampftruppen teilnehmen.
    Zu den früheren Übungen haben die USA jeweils nur Pionier-, Nachschub- und Nachrichteneinheiten entsandt.
    Neben den 3.000 bis 4.000 Mann der amerikanischen Armee werden an den Manövern auch die amerikanischen Flugzeugträger Ranger und Coral Sea sowie das Schlachtschiff New Jersey teilnehmen.
    Die Kriegsschiffe sollen allerdings in den internationalen Gewässern vor Honduras bleiben.
    Die sandinistische Regierung Nicaraguas hat der OAS, der Organisation Amerikanische Staaten, ihre Bereitschaft versichert, mit dem Nachbarland Honduras über einen Nicht-Angriffspakt zu verhandeln.
    Nahe Osten.
    Der libanesische Staatspräsident Amin Jemael ist von seinem einwöchigen Besuch in den USA und Frankreich nach Beirut zurückgekehrt.
    Jemael hat auf seiner Reise an die USA appelliert, sich verstärkt für den Abzug aller ausländischen Truppen aus dem Libanon einzusetzen.
    Bei seinem Zwischenaufenthalt in Frankreich forderte Jemael eine Volksabstimmung unter UNO-Aufsicht über die Zukunft der von Israelis, Syrern und Palästinensern besetzten libanesischen Gebiete.
    Der Außenminister und der Verteidigungsminister Israels, Yitzhak Shamir und Moshe Ahrens, sind in der vergangenen Nacht zu einem Besuch in Washington abgereist.
    Sie wollen Präsident Reagan über die Umgruppierung der israelischen Truppen im Libanon informieren.
    Shamir bekräftigte vor der Abreise neuerlich, Israel werde trotz der amerikanischen Einwände einen Teil seiner Truppen aus dem Libanon zurückziehen.
    Österreich.
    Nach Angaben des Wiener Bauten-Stadtrates Roman Rautner hätte es im Vorjahr bei Verkehrsunfällen in der Bundeshauptstadt bis zu 45 Tote weniger gegeben, wären die Autoinsassen angegürtet gewesen.
    3200 Verletzte in Personenkraftwagen wären bei den Unfällen in geringerem Maße oder überhaupt nicht verletzt worden, ergänzte Rautner.
    Der Wiener Stadtrat warnte sich gegen die irre Gemeinung vieler Autofahrer.
    Infolge der geringeren Geschwindigkeiten im Stadtverkehr könne ihnen bei einem Unfall nicht viel passieren.
    Schon bei einem Zusammenstoß mit 50 Kilometern in der Stunde treten jedoch Kräfte auf, die einem freien Fall aus 10 Metern Höhe, also vom dritten bis vierten Stockwerk eines Hauses, entsprechen, meint der Rautner.
    Frankreich.
    Ein Eisenbahnunglück in der Nähe von Avignon in Südfrankreich hat in der vergangenen Nacht vier Menschenleben und 24 Verletzte gefordert.
    Die Toten sind vier kanadische Touristen im Alter zwischen 16 und 20 Jahren.
    Sie wurden nach Angaben der Polizei aus ihrem Schlafwagenabteil geschleudert, als mehrere Waggons des Schnellzuges Nizza-Paris entgleist sind.
    Ursache des Unglücks war ein Achsbruch.
    Zum Zeitpunkt der Entgleisung war der Nachtexpress mit etwa 140 Kilometer in der Stunde unterwegs.
    Spanien.
    Der weltberühmte spanische Clown Charlie Rivel ist heute früh in einem Krankenhaus in Barcelona im Alter von 87 Jahren gestorben.
    Er hatte vor mehreren Wochen zwei Schlaganfälle erlitten.
    Rivel soll nach Angaben seiner Familie übermorgen in seinem Geburtsort beigesetzt werden.
    Nun zum Wetter, die Wetterlage.
    In Österreich herrscht zurzeit Hochdruckeinfluss.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Meist heiter, gebietsweise auch wolkenlos.
    Mäßige Winde aus Südost bis Südwest.
    Nachmittagstemperaturen 26 bis 30 Grad.
    Im Westen und im Südwesten bis 34 Grad.
    Frühtemperaturen 15 bis 20 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch weiterhin sonnig, im Westen gegen Abend einzelne Gewitter, Winde aus Südost bis Südwest, Tageshöchsttemperaturen 28 bis 34 Grad.
    Das Wetter übermorgen Donnerstag, vom Westen her Aufkommen von Gewittern und geringe Abkühlung.
    Nun die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien wolkenlos 27 Grad, Eisenstadt wolkenlos 26, Linz heiter 28 Grad, Ostwind mit 15 Kilometern pro Stunde, Salzburg heiter 29 Grad, Innsbruck heiter 27, Bregenz wolkenlos 25, Graz heiter 27 und Klagenfurt heiter 26 Grad.
    Die Zeit ist nun 12 Uhr und 12 Minuten.
    Ö3 Verkehrsdienst.
    Nach einem Verkehrsunfall ist die Westautobahn zwischen Enns und Asten blockiert.
    Der Verkehr wird ab Enns über die B1 umgeleitet.
    Ich wiederhole.
    Nach einem Verkehrsunfall ist die Westautobahn in Richtung Salzburg zwischen Enns und Asten blockiert.
    Der Verkehr wird ab Enns über die B1 umgeleitet.
    Und jetzt zur politischen Berichterstattung im Mittagsjournal.
    Der von der Weltöffentlichkeit fast schon vergessene Krieg am Persischen Golf tobt weiter.
    Bei neuerlichen Kampfhandlungen zwischen dem Iran und Irak sind am Wochenende mehrere tausend Soldaten getötet worden.
    Alles spricht zur Zeit dafür, dass sich die neu aufgepflannten Kämpfe am Persischen Golf ausweiten.
    Die Kriegspropaganda auf beiden Seiten veröffentlicht eine Siegesmeldung nach der anderen.
    So meldet der Iran weitere Geländegewinne bei seiner am Wochenende begonnenen Großoffensive im nordirakischen Gebirge.
    Seit dem Beginn der Offensive seien darüber hinaus mehrere irakische Flugzeuge abgeschossen worden.
    Der Irak meldet, seine Landstreitkräfte hätten unterstützt von der Luftwaffe erfolgreiche Gegenangriffe geführt.
    Dabei sei es zu fast 300 Einsätzen von Bombern und Kampfhubschraubern gegen die Iraner gekommen.
    Beide Seiten versuchen sich also mit ihren sogenannten Erfolgsmeldungen zu übertrumpfen.
    In einem Krieg, der mittlerweile schon 34 Monate, also fast drei Jahre dauert.
    Frage nun an Ulrich Dilgner, lassen sich überhaupt genaue Zahlenangaben machen über Opfer, über Geländegewinne angesichts der einander oft widersprechenden Siegesmeldungen oder ist man da in der Gesamtschau eher auf Spekulationen angewiesen?
    Es ist so, dass die Iraner die wesentlich größeren Verluste generell hatten.
    Was jetzt genau am Wochenende passiert ist, lässt sich natürlich noch nicht sagen.
    Die Iraner haben einen Vorstoß gemacht, das war die dritte Offensive in diesem Jahr.
    und sind eigenen Angaben zufolge 15 Kilometer auf irakisches Territorium vorgedrungen, und zwar auf einer Straße, die von Piranschah nach Ravanduz, also einer alten internationalen Straße zwischen dem Iran und dem Irak verläuft.
    Also auf dieser Straße sind sie vorgerückt.
    Das können die Iraker natürlich nicht hinnehmen.
    Und von daraus ist es wohl zu erklären, dass gestern und auch heute erbittert gekämpft wird in diesem Gebiet.
    Man muss davon ausgehen, dass die Iraker sehr große Verbände
    aus der zweiten Linie jetzt in den Kampf geschoben haben.
    Warum, Herr Dildner, ist es gerade jetzt zu dieser Verschärfung des Konflikts zwischen dem Irak und dem Iran gekommen?
    Der Angriff war eigentlich schon länger erwartet worden, denn die iranische Führung hatte ja immer wieder gesagt, unsere Hauptaufgabe ist der Krieg.
    Wir werden weiter kämpfen, eine friedliche Lösung kann es nicht geben, solange Saddam Hussein, also der irakische Staatspräsident, nicht bestraft wird.
    Es hat verschiedene Aufrufe gegeben, wo die Bevölkerung an die Front mobilisiert wurde.
    Krankenschwestern, Krankenpfleger, Lastwagenfahrer sind aufgefordert worden, an die Front zu gehen.
    Und da konnte man eigentlich davon ausgehen, dass dieser Angriff schon vor vier Wochen kommt.
    Nun, dem iranischen Vorstoß ist eine dreitägige Operation gegen kurdische sogenannte Konterrevolutionäre im iranischen Teil Kurdistans vorausgegangen.
    Kann diese neuerliche Offensive nun damit etwas zu tun haben?
    Ja.
    Der Krieg gegen den Irak, also der Golfkrieg, und der iranische Krieg gegen die Kurden ist jetzt zusammengefallen.
    Man muss davon ausgehen, dass die Regierungsstreitkräfte, also die Teheraner Truppen, gegen die Kurden und gegen die Iraker zur gleichen Zeit kämpfen.
    Der Kurdenkrieg ist ja drei Jahre bereits erbittert geführt worden.
    Es waren etwa 100.000 Regierungsstreitkräfte in Kurdistan.
    Die Verlustzahlen auf Seiten der Kurden und auch auf Seiten der Regierungstruppen waren sehr hoch, auch wenn darüber in der internationalen Presse kaum berichtet wurde.
    Jetzt ist es so, dass die Iraner offensichtlich, also die Regierung offensichtlich Probleme hatte, die Leute für den Kampf gegen die Kurden zu mobilisieren.
    Und ich vermute, dass der Angriff gegen den Irak in der Kurdenprovinz auch dazu dient, die Motivation der Kämpfer neu anzuheizen.
    Nun, der Konflikt scheint, wie man ja schon länger befürchtet hat, mehr und mehr auch zum Ölkrieg zu werden.
    Der Iran hat ja damit gedroht, die Ölexporte aus dem Gebiet des Golfs zu unterbrechen, falls der Iran aufgrund der Kämpfe mit dem Irak selbst kein Öl mehr ausführen könne.
    Welchen Stellenwert messen Sie denn dieser Drohung mit dem Einsatz der Ölwaffe bei?
    Ich glaube, das wird der Iran nicht machen.
    Das Öl ist im Grunde tabu während des ganzen Krieges.
    Die Iraker haben ja mehrfach versucht, den Ölverladerhafen Chark zu bombardieren.
    Sie haben aber niemals Ölfelder bombardiert.
    Der Irak exportiert über eine Pipeline durch die Türkei 600.000 Barrel.
    Der Iran exportiert 2,5 Millionen Barrel pro Tag.
    Und man muss davon ausgehen, dass ohne diese Ölexporte beide Seiten den Krieg gar nicht mehr führen könnten.
    Und von daraus werden sie sich nicht ihre Ölreserven kaputt bombardieren.
    Und ich glaube auch nicht, dass der Iran in Frontstellung gegen die gesamten Golfscheichtümer gehen wird, indem er zum Beispiel die Straße von Hormuz sperren würde, zumal ja dann die Amerikaner auch eingreifen.
    Eine besonders tragische Seite dieses Krieges, Herr Dildner, ist das offensichtliche Einbinden auch von Jugendlichen und auch von Kindern in die Kriegshandlungen.
    Es gibt Informationen, mittlerweile jedoch vom iranischen UNO-Botschafter bestritten, dass Teheran sogar zehn- oder elfjährige Kinder im Krieg gegen den Iran kämpfen ließ.
    Was ist Ihnen darüber bekannt?
    Ja, ich habe das Gefangenenlager Ramadi im Irak Ende April besichtigt und da waren
    in einem Raum etwa 50 iranische Jugendliche.
    Der Irak hat ja gesagt, dass insgesamt 250 der Kriegsgefangenen Jugendliche und Kinder sind.
    Ob es jetzt 10- und 11-Jährige sind, weiß ich nicht, weil die Gefangenen sich natürlich geweigert haben, ihr Alter zu sagen.
    Aber sie sind sehr, sehr jung und wenn man davon ausgeht, dass sie zum Teil schon 15 oder gar 18 Monate in Gefangenschaft sind, muss man damit rechnen, dass sie zur Zeit ihres Fronteinsatzes vielleicht zwölf Jahre alt waren.
    Herr Dildner, zum Schluss noch eine Frage.
    Man hat bisher den Eindruck, dass die Großmächte, die Supermächte mehr oder weniger ihre Finger von diesem Konflikt am persischen Golf lassen.
    Wird das weiter so sein oder ist da eine Eskalation zu befürchten?
    Also ich glaube, dass man diesen Konflikt weiter schwelen lassen wird.
    Es ist ja nicht zu vergessen, dass praktisch beide Seiten von West und Ost mit Waffen, mit logistischen Systemen ausgerüstet werden.
    Es sind westdeutsche Firmen,
    die Lastwagen sowohl an den Irak als auch an den Iran liefern.
    Japanische Firmen mit Geländefahrzeugen auf beiden Seiten.
    Es sind ja Berichte bekannt geworden, dass Amerikaner direkt Waffenlieferungen an den Iran gemacht haben.
    Die beide Seiten kämpfen mit Kalashnikov, also mit dem russischen Gewehr.
    Das sind alles Zeichen dafür, dass beide Seiten beliefert werden von West und Ost.
    Und ich glaube, dass auch ökonomische Interessen
    ein Grund dafür sind, dass die Großmächte nicht intervenieren und dass dieser Krieg einfach so weitergeführt werden kann.
    Danke Ulrich Tildner für dieses Gespräch.
    Der Nervenkrieg rund um Zentralamerika hat an Intensität zugenommen.
    Trotz verbaler Verhandlungsbereitschaft, US-Präsident Reagan hat eine Friedensinitiative Nicaraguas begrüßt, auch Kubas Fidel Castro plädiert für eine Verhandlungslösung, droht der Mittelamerikakonflikt in eine militärische Eskalation auszuarten.
    Im Zuge von mehrmonatigen US-Manövern vor Mittelamerika – Manöver, die in der nächsten Woche beginnen – befürchtet Nicaragua eine Seeblockade, mit der die Sandinisten in Nicaragua in die Knie gezwungen werden sollen, mit dem Ziel, damit angebliche sowjetische und kubanische Waffenlieferungen an das Revolutionsregime in Nicaragua zu unterbinden.
    Die amerikanische Regierung hat mittlerweile den Plan einer totalen Seeblockade Nicaraguas dementiert.
    Hingegen berichten die New York Times, die USA planten eine Ausweitung ihrer Operationen in Mittelamerika.
    Der Plan sähe mehr Unterstützung für rechtsgerichtete Rebellen in Nicaragua sowie einen Sabotage-Feldzug gegen kubanische Einrichtungen in Nicaragua vor.
    Als weiteres Indiz dafür, dass Zentralamerika für die USA zu einem Vietnam der 80er-Jahre werden könnte, sehen Kommentatoren, dass die USA jetzt erstmals auch Kampfverbände des Heeres zusätzlich zu den Seemanövern nach Honduras entsenden werden.
    In Honduras will Präsident Reagan mehrere tausend Soldaten einsetzen.
    Über Dauer, Umfang und Übungsziel der Manöver in der Karibik vor der Pazifikküste Mittelamerikas und in Honduras liegen nun erste Informationen vor.
    Edgar Sterbens berichtet.
    Die am 1.
    August beginnenden amerikanischen Truppen- und Marinemanöver in Honduras und vor den Küsten Nicaraguas sollen mindestens sechs Monate dauern.
    Nach Angaben aus dem amerikanischen Verteidigungsministerium werden die USA erstmals auch Kampfverbände des Heeres zu den Manövern nach Honduras entsenden.
    An früheren gemeinsamen Übungen mit dem honduranischen Militär hatten auf Seiten der USA ausschließlich Pioniere sowie Versorgungs- und Nachrichteneinheiten teilgenommen.
    Jetzt sollen mindestens 3.000, maximal 5.000 amerikanische Soldaten den Einsatz für einen etwaigen Ernstfall proben.
    Zunächst werden Militärtechniker und Ingenieure daran gehen, mehrere Flugpisten auszubauen und zu verlängern, damit die großen Galaxy-Truppentransportflugzeuge, von denen eines 345 Mann befördern kann, auf honduranischem Territorium landen und starten können.
    Zweck dieser Übung ist es, zu demonstrieren, wie rasch die USA einem im Kriegsfall von Nicaragua bedrängten Honduras zu Hilfe kommen könnten.
    Im Laufe der Manöver sollen einzelne amerikanische Kampfeinheiten dann nach einer Art Rotationsprinzip jeweils mehrere Wochen lang durch das kommende halbe Jahr hindurch nach Honduras eingeflogen und wieder ausgeflogen werden.
    Geheimpläne sehen angeblich vor, die Lieferung umfassenden militärischen Nachschubs für Honduras und den Bau eines Luftwaffen- und Marinestützpunktes an der honduranischen Atlantikküste.
    Außerdem sollen weitere Radaranlagen und elektronische Hochposten eingerichtet werden, die nach Aussage eines hohen amerikanischen Beamten die Grundlage für eine langfristige amerikanische Militärpräsenz in Mittelamerika bilden sollen.
    Zurzeit sind in Honduras 300 amerikanische Militärberater und an die 60 Luftwaffentechniker stationiert, die seit einem Monat mittels Radar den Flugverkehr über Nicaragua und El Salvador beobachten.
    So wie zu den bevorstehenden Truppenmanövern wird auch zu der gleichzeitig anlaufenden Marineübung in den mittelamerikanischen Gewässern von Seiten der Regierung in Washington nur lakonisch mitgeteilt.
    Es handelt sich um Routineübungen, wie sie in der Vergangenheit schon öfters durchgeführt wurden.
    Der Druck auf Mittelamerika und im Speziellen auf Nicaragua wird aber und das bezeichnen Spitzenbeamte der amerikanischen Administration auch als politischen Zweck der militärischen Machtdemonstration in bislang nie dagewesenem Ausmaß erhöht.
    Acht Kriegsschiffe, darunter der Flugzeugträger Ranger mit 70 Kampfflugzeugen an Bord und möglicherweise noch ein Flugzeugträger, der aus dem Mittelmeer abgezogen wird, sowie das Schlachtschiff New Jersey, das zurzeit im südostasiatischen Meer kreuzt, werden in den internationalen Gewässern vor den Küsten von Honduras und Nicaragua Stärke demonstrieren.
    Der amerikanische Flottenaufmarsch hat zu der Annahme geführt, die USA könnten sich nicht nur in Routineübungen ergehen, sondern auch eine Blockade oder Teilblockade Nicaraguas proben.
    Von offizieller Seite heißt es, Schiffe, die Waffen nach Nicaragua transportieren, würden nicht behindert oder gestoppt werden.
    Allerdings würde man im Falle eines solchen Verdachtes diese Schiffe genau beobachten und fotografieren.
    Präsident Reagan konterte bisher auf Vorwürfe, die Manöver könnten zu einer weiteren Eskalation der Spannung und zu einer tatsächlichen Bedrohung der Region führen, mit der Formel, er habe nicht vor, eine Kanonenboot-Diplomatie zu betreiben.
    Kritiker der Mittelamerikapolitik des amerikanischen Präsidenten stellten dazu fest, wenn man Truppen für sechs Monate in eine Region entzendet, dann ist das kein Manöver, sondern eine Stationierung von Streitkräften auf einer langfristigen Basis.
    Reagan betreibe eine negative militärische Politik, die helfe, die Regierungen Mittelamerikas der Demokratie zu entfremden.
    Die Kontroversie um diese Region scheint jetzt jedenfalls eine weitere Dimension zu gewinnen, von der nicht klar ist, ob sie Drohgebärde, Einschüchterungsversuch, Überreaktion, psychologische Kriegsführung oder die Demonstration einer Politik der Stärke und Entschlossenheit ist.
    Eine Analyse von Edgar Sterbens.
    Die Zeit 12.25 Uhr.
    Zum Thema Arbeitslosigkeit ein Beitrag.
    Fast 91.000 Menschen waren im Juni dieses Jahres bei den Arbeitsämtern als arbeitslos vorgemerkt.
    Diese Zahl der 91.000 bedeutet gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von fast einem Drittel.
    Ist schon diese Zahl für die Betroffenen, für die Arbeitsmarktverantwortlichen beunruhigend, so wird die Beurteilung ernster, wenn man prüft, wie viele Menschen offensichtlich nicht nur für kurze Zeit, also für ein, zwei oder drei Monate arbeitslos bleiben, sondern für länger.
    Bis zu sechs Monaten hat ein Arbeitsloser in Österreich, je nachdem, wie lange er vorher gearbeitet hat, Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung.
    Läuft diese Zeit aus und hat er noch immer keinen Arbeitsplatz, so bleibt ihm nur, um die sogenannte Notstandshilfe-Unterstützung anzusuchen.
    Und eben diese Zahl der Notstandshilfe-Bezieher hat sich in den vergangenen Jahren rascher erhöht als die Zahl der Arbeitslosen selbst.
    Irmgard Beyer berichtet.
    Genau 90.837 Menschen ohne Beschäftigung und auf der Suche nach einem Arbeitsplatz haben die Arbeitsämter in Österreich im Juni registriert.
    Das ist eine Zunahme der Arbeitslosen gegenüber dem vergangenen Jahr von etwas mehr als einem Viertel.
    Die Zahl der Notstandshilfebeziehungen unter diesen Arbeitslosen, also das sind jene, die auf Dauer arbeitslos geblieben sind, hat sich aber seit dem vergangenen Jahr fast verdoppelt.
    Rund 20.000 Menschen in Österreich leben gegenwärtig von der Notstandshilfe, weil ihr Anspruch auf Arbeitslosengeld abgelaufen ist.
    Vergangenes Jahr waren es erst etwas mehr als 10.000.
    Und je länger ihre Arbeitslosigkeit andauert, desto geringer werden ihre Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden.
    Erstens verfallen viele von ihnen selbst in einen Zustand der stumpfen Gleichgültigkeit, wenn sie länger als drei, vier Monate hindurch keinen Arbeitsplatz finden.
    Und zweitens misstrauen viele Firmen Menschen, die schon länger nicht mehr gearbeitet haben.
    Mein Problem ist folgendes, ja, dass ich seit 31 Jahren arbeitslos bin, ja.
    Wie alt bin ich?
    26.
    Ja, Wahnsinn.
    Dann brauchen sie ja alle nichts vormachen.
    Ich bin seit vorigen Januar, August in der Stütze.
    Und naja, jetzt bin ich schon ein bisschen länger daheim.
    Und jetzt tu ich mich so schwer.
    Wenn ich jetzt da irgendwo vorstehen gehe, schauen's mir gleich alle an.
    Wie lang sind Sie schon zu Hause?
    Ja, jetzt fast ein Jahr.
    Arbeitslosengeld bekommt jeder, der die nötigen Versicherungszeiten aufweist.
    Zwischen 987 Schilling mindestens und 7.544 Schilling höchstens schwankt die monatliche Unterstützung je nach dem letzten Verdienst.
    Faustregel, es gibt ungefähr 50 Prozent vom letzten Nettoverdienst, aber eben höchstens 7.544 Schilling.
    Dazu kommen allenfalls Zuschläge für die Ehefrau oder die Kinder.
    Je nach Versicherungszeiten gibt es das Arbeitslosengeld drei bis sechs Monate hindurch.
    Wer dann noch immer keinen Arbeitsplatz hat, bekommt Notstandshilfe.
    Aber nur dann, wenn er keinerlei anderes Einkommen hat oder zum Beispiel, wenn man als Frau nicht einen verdienenden Ehemann hat.
    Die Notstandshilfe wird theoretisch unbegrenzt lang gewährt, solange eben die Notlage andauert.
    Für Alleinstehende gibt es 92 Prozent des Arbeitslosengeldes als Notstandshilfe, nur Familienerhalter bekommen 100 Prozent.
    Den Staat kosten Arbeitslosengeld und Notstandshilfen heuer schon mehr als 7 Milliarden Schilling.
    Die einzelnen Betroffenen stürzt dieser geringe Bezug von einigen Tausend Schilling monatlich trotzdem meist in äußerste Schwierigkeiten.
    Das weiß ich.
    Eine Belastung monatlich von ca.
    3.500 bis 4.000 Schilling.
    Meine Arbeitslosenunterstützung macht zurzeit aus 6.000.
    Das ist eine wackelnde Geschichte, das Ganze.
    Ich bin zu Hause bei der Eltern.
    So eine kleine Substandart, wo man 150 Kilo entzinkt und das geht.
    Und beziehen Sie Notstandshilfe?
    Ja.
    Wie viel kriegen Sie da?
    6.000.
    Jetzt im Sommer ist es leicht, jetzt kann man auf die Donauinsel gehen, aber sonst ist es echt ein Problem.
    Wie alt sind Sie?
    Ich habe 3.500 Schillingen plus 1.000 Schillingen hinter mir.
    Wie alt habe ich gehabt?
    6.500 Schillingen.
    Es ist so ausgegangen, dass mir meine Schwester und meine Mutter immer geholfen haben.
    Auf der Strecke bei der Arbeitssuche bleiben vor allem jene, die irgendwelche Handicaps zu tragen haben.
    Ein Handicap in diesem Sinne ist zum Beispiel das Alter.
    Älter als 40 bedeutet größte Schwierigkeiten.
    Junge Männer vor dem Bundesheer haben kaum Chancen.
    Kranke und Frauen mit kleinen Kindern haben Schwierigkeiten.
    Und erst recht bleiben alle die draußen, die irgendwie an den Rand unserer Gesellschaft geraten sind.
    Ich war da, als ich rausgekommen bin.
    Eingesperrt?
    Nein, da haben wir keinen Haken mit.
    Ich war voll still.
    Haben sie gesagt, als letztes Gehörlizug war ich eingesperrt.
    Haben sie gesagt, nein, können wir ihn nicht trauen.
    Das wollte ich ihnen sagen.
    Das ist vorbestraft, da hat man keine Möglichkeit mehr.
    Es nimmt mich niemanden ein.
    Ich bin 57 Jahre alt.
    Da ist überall, wo ich angefangen habe, wo ich angefangen habe.
    Jeder sagt leider immer noch bis 45, höchstens 42.
    Irgendwas, was ich finde, was in der Nähe vom Kindergarten ist.
    Wenn man zu Hause hat, sperrt man erst um halb sieben auf.
    Wenn man um sieben anfängt, muss man das gleich in der Nähe haben.
    Ich war zwei Monate in Kreuzburg.
    In der kleinen Stadt.
    Bin bei Rückfällig geworden.
    Das ist alles.
    Ich kann nicht lange stehen und irgendwas Sitzendes, also mit Büroarbeiten, wo überhaupt kein Kontakt ist.
    Aber es ist schwer, irgendwas zu bekommen.
    In einer Fabrik oder was, das ist auch nicht so leicht.
    Ich bin Arbeitslos seit Februar und habe bis jetzt noch keine Stelle.
    Ich komme im Oktober zum Bundesjahr.
    Das ist ein bisschen schwer jetzt.
    Insgesamt also, die Zahl derer, die aus irgendwelchen Gründen auf Dauer vom Arbeitsprozess ausgeschlossen bleiben, hat in den vergangenen zwei Jahren rascher zugenommen als die Gesamtzahl der Arbeitslosen.
    Vor zwei Jahren wurden erst rund 6.000 Notstandshilfebezieher gezählt.
    Im Juni dieses Jahres hatte sich ihre Zahl auf fast 20.000 mehr als verdreifacht.
    Sie hörten einen Beitrag von Irmgard Beyer.
    Die Zeit, es wird gleich 12.32 Uhr.
    Was berichten wir heute noch im Mittagsjournal im Verlauf der verbleibenden Zeit bis um 13 Uhr?
    Wir informieren Sie über letzte Vorbereitungen zum Katholikentag im September, über die Eröffnung der Salzburger Festspiele, die Rheingold-Premiere bei den Bayreuther Festspielen und bringen einen Nachruf auf den Clown Charlie Rivel, der heute früh verstorben ist.
    Nur noch 45 Tage sind es bis zum Besuch von Papst Johannes Paul II.
    in Österreich.
    Die Endphase der Vorbereitungen für den österreichischen Katholikentag hat begonnen.
    Dabei gilt es noch eine Vielzahl von Detailproblemen zu lösen.
    So ist die Besucherzahl zwar eine ganz grob schätzbare, aber eine letzten Endes unabwägbare Größe, was wiederum Verkehrs- und Unterkunftsplanungen erschwert.
    Detailliert wurden heute bei einer Pressekonferenz in Wien die Abläufe der Veranstaltungen des Katholikentages bekannt gegeben.
    Manfred Kronsteiner informiert.
    300.000 bis eine halbe Million Menschen werden den Papst in Wien sehen wollen, rechnen die Organisatoren des Katholikentags.
    Schon allein dieser zahlenmäßige Unsicherheitsfaktor bringt eine Fülle von Problemen.
    Werden zum Beispiel viele Besucher mit dem Privatauto anreisen und eine Verkehrshöhle entfesseln, die noch durch die umfangreichen Straßensperren verschärft wird?
    Das gesamte Gebiet innerhalb des Gürtels wird ohnehin zur verkehrsamen Zone.
    Statt der erwarteten 3000 Busse sind bisher nur knapp 1500 für die Zeit der Papstvisite angemeldet.
    Kommt der Rest der Gläubigen vielleicht doch mit der Bahn?
    Das wäre wohl die für den Einzelnen und für alle beste Lösung, denn gleichzeitig mit dem Katholikentag findet in Wien die verkehrsintensive Wiener Herbstmesse statt.
    Wie werden die Gläubigen untergebracht?
    Wird es genügend Privatquartiere geben, die die Wiener Katholiken Besuchern kostenlos zur Verfügung stellen?
    Da Fragezeichen sind also zur Zeit noch viele.
    Sicher ist hingegen der Ablauf des kirchlichen Großereignisses.
    Am Eröffnungstag, dem 9.
    September, werden die wichtigsten Plätze der Innenstadt von Vertretern der zehn Diözesen, die zehnte ist das Militärvikariat des Bundesheeres, belegt sein.
    Eduard Pleuer, Vorsitzender des Katholikentagskomitees.
    Jede Diözese wird ihre Eigenart, ihre eigenen Fragen, ihre eigenen Hoffnungen, ihre eigenen Aktivitäten dort präsentieren und von dort weg wird man dann zum Stephansplatz ziehen.
    Und zwar ist das eine sehr originelle Idee.
    Jedes Bundesland schiebt eine Plattform mit, die in Konturen, die
    das Bundesland darstellt und auf dem Stephansplatz werden dann diese einzelnen Elemente zusammengefügt und damit entsteht dann in der Kontur Österreich.
    Um 18.45 Uhr werden alle Kirchenglocken in ganz Österreich den Katholikentag einläuten.
    Nach einer Bootsfeier, einem meditativen Nachdenken über eigene Fehler werden die Katholiken dann eine Ansprache von Kardinal Dr. Franz König hören.
    Den Abschluss bilden nächtliche Feiern in Kirchen der Innenstadt.
    Man rechnet mit 20.000 bis 30.000 Teilnehmern.
    Mit mindestens 100.000 Gläubigen wird am nächsten Tag bei der großen Europafeier auf dem Heldenplatz gerechnet.
    Pleuer unterstreicht den internationalen Charakter dieser Veranstaltung.
    Das wird auch dadurch ausgedrückt, dass Kirchenführer aus vier Ländern, aus Frankreich, Deutschland, Polen und aus Jugoslawien das Wort ergreifen und ihren Aspekt, ihren Beitrag aus der Geschichte
    einbringen.
    Es wird dann der Papst eintreffen, der Papst wird dort ein Bronzekreuz auf dem Heldenplatz errichten, ein neun Meter hohes, das wird dann stehen bleiben als Erinnerung an dieses historische Ereignis und dann wird der Papst seine große Europarede erhalten und diese Europarede wird dann abgeschlossen mit einem Magnifikat.
    Mit diesem Lobgesang auf die Güte Gottes endet die Europa-Vespa.
    Am selben Tag geht im Wiener Stadion die große Jugendbegegnung mit dem Papst in Szene.
    70.000 junge Gläubige werden wahrscheinlich teilnehmen und jede Gesichtsbewegung des Papstes auf einem gigantischen Projektionsschirm verfolgen können.
    Das Wesentliche bei dieser Jugendveranstaltung ist, dass es nicht nur ein analytischer Teil ist, wo man immer nur feststellt, wie schlecht die Welt ist, sondern wo wir gleich aufzeigen möchten, wo ist der Weg.
    Der Weg ist Christus, lautet der Tenor dieser Veranstaltung.
    Am Sonntag wird dann das Großereignis des Katholikentags schlechthin im Donaupark nahe der UNO-City stattfinden.
    Mindestens 300.000 Teilnehmer, wenn nicht 500.000, werden erwartet, wenn der große Festgottesdienst gehalten wird.
    Was manche Wiener Angst und Bang um den Donaupark werden lässt.
    Organisator Pleuer dazu.
    Ich habe beim Spatenstich dort erklärt, dass wir diesen Platz so verlassen werden und den Wienern wieder so übergeben werden, wie wir ihn vorgefunden haben.
    Ich glaube, es ist immer richtig, so ein Ereignis ist der Kritik ausgesetzt, man muss diese Kritik hören, man soll sich daran orientieren, aber es soll niemand fürchten, dass hier etwas zerstört wird.
    30 Millionen davon schießt der Stadt zu, der jedoch mit der Auflage einer Silbermünze zum Papstbesuch Einnahmen in der Höhe von rund 200 Millionen Schilling erwartet.
    Nach diesem Beitrag von Manfred Gronsteiner über die Vorbereitungen zum Katholikentag noch einmal zur hochsommerlichen Innenpolitik in Form der Inlandspresseschau.
    Die Zeitungskommentatoren gehen heute vor allem auf die gestrigen Äußerungen des neuen Gesundheitssprechers der ÖVP, Stummvoll, ein.
    Stummvoll griff in seiner ersten Pressekonferenz Gesundheitsminister Steirer an und warf ihm vor, sich nur in Sachen Umweltschutz zu engagieren, weniger aber in der Gesundheitspolitik.
    An eigenen Vorschlägen brachte Stummvoll vor, das Schwergewicht der Gesundheitsbetreuung auf niedergelassene Ärzte, ambulante Hauskrankenpflege und regionale Krankenhilfe zu legen.
    Darüber hinaus forderte der ÖVP-Gesundheitssprecher unter anderem eine Systemänderung, was die Aufteilung von Privathonoraren in den Spitälern betrifft.
    Die folgende Inlandspresseschau stammt von Markus Sommersacher.
    Altes vom Neuen, kritisiert heute das Zentralorgan der SPÖ, die Arbeiterzeitung, die gestrigen Vorstellungen Günther Stumpfholz.
    Er ist zwar neu im Amt, der Gesundheitssprecher der ÖVP, Dr. Stumvoll, aber recht viel Neues ist ihm nicht eingefallen.
    Mit seinen Forderungen nach mehr Ausbildungsstellen für Jungärzte und nach einer Akademie für Arbeitsmedizin rennt er beim Gesundheitsminister längst offene Türen ein.
    Er sollte sie lieber an eine andere Adresse richten.
    Und mit seiner Polemik gegen das AKH führt er alte ÖVP-Traditionen fort.
    Weniger Ambulanzen, weniger Betten und die Nicht-Einrichtung von Abteilungen wird nämlich genau auf dem Rücken der Patienten ausgetragen, für die sich einzusetzen der neue ÖVP-Gesundheitssprecher vorgibt.
    Dr. Stummvoll hätte seinem Namen mehr Ehre gemacht, wenn er geschwiegen hätte.
    Heißt es in der AZ.
    Der Nicht-Arzt übertitelt die Tageszeitung die Presse ihren heutigen Kommentar zu Stummvolls gestriger Pressekonferenz, man liest.
    Er ist kein Arzt, schon gar nicht ein Primarius.
    Das merkt man sofort, wenn der neue Gesundheitssprecher der Volkspartei ein heißes Eisen wie das System der Privathonorare anfasst.
    Günter Stumvoll, Sozialpolitiker vom Beruf her, braucht auf keine Standesgenossen Rücksicht zu nehmen.
    Dass in ersten Reaktionen dem neuen Bereichssprecher die Kompetenz abgesprochen wird, eben weil er kein Medizinstudium absolviert hat, zeigt nur die Nervosität gewisser Kreise.
    Denn im Gesundheitsbereich können bei nüchterner Betrachtung heutzutage einige Krankheiten diagnostiziert werden.
    Da warten Patienten in vollgestopften Ordinationen und gleichzeitig erhalten Jungärzte nicht ihre Spitalsausbildung.
    Da sind wir eines der Länder mit der größten Versorgungsdichte bei Spitalsbetten, aber die Rettung findet oft kein freies Bett.
    Da tauchen Zweifel auf, ob das Gesundheitssystem überhaupt morgen noch finanzierbar ist.
    Das hat nichts mit Vorschusslorbeeren zu tun, dass man einen nüchternen Nichtarzt als Gesundheitssprecher, egal von welcher Partei, fürs erste Mal nicht so schlecht findet, meint die Presse.
    In den Salzburger Nachrichten wird stummvoll Mut bescheinigt, dass er das heiße Eisen der Privathonorare für Primärärzte gestern als nicht gerechtfertigt und politisch nicht verantwortlich bezeichnete.
    Stummvoll ist ein maßgeblicher Mann in der industriellen Vereinigung.
    Eine Institution also, für die Spitzenverdiener nicht von vornherein Parias und Spitzenverdienste kein soziales und menschliches Stigma sind.
    So gesehen haben Stummvolls Worte, und es sind ja nicht die seinen allein, sondern Kraft seiner Sprecherfunktion, auch die der ÖVP, Gewicht.
    Aber, und das wollen wir ganz unpolemisch sagen, die Begründung Stumpfwolls, warum er gegen diese Monsterhonorare sei, muss zu Ende gedacht werden.
    Es gibt auch anderswo Bezüge, die ebenso wenig durch Leistung zu rechtfertigen wie politisch zu verantworten sind.
    Auch unter den Leuten, die zur Klientel von Stumpfwolls Arbeitgeber der Industriellenvereinigung gehören.
    Wir sind sicher, dass wir demnächst auch dazu etwas von Günther Stummvoll hören werden.
    Wenn schon nicht vom Gesundheitssprecher, so doch vom Nationalratsabgeordneten.
    Denn Stummvoll hat Mut.
    Das hat er gestern bewiesen.
    Das war die Inlands-Presseschau, zusammengestellt von Markus Sommersacher.
    Eine Zeitansage, 12.41 Uhr ist es nun, vier Minuten vor drei viertel eins.
    Der weltberühmte Clown Charlie Rivel ist heute früh im Alter von 87 Jahren in einem Krankenhaus in Barcelona gestorben.
    Rivel hatte bereits seit Wochen an den Folgen zweier Schlaganfälle gelitten.
    Hören Sie auf Charlie Rivel den folgenden Nachruf von Hans Langsteiner.
    Als König Lier der Clowns und als letzter großer Spaßmacher unserer Zeit wurde der 1896 in Spanien geborene Charlie Rivel von den Journalisten bezeichnet.
    Carl Valentin bekannte einmal, Rivel sei der einzige Mensch gewesen, der ihn zum Lachen gebracht habe.
    Und den Wienern hat sich Rivel noch 1978, im hohen Alter, durch einen Auftritt im Simple in Erinnerung gebracht.
    Damals stand er im Smoking auf der Bühne.
    Der Welt aber wird der kleinwüchsige Mann aus Cubellas in Spanien wohl in seinem charakteristischen Kostüm im Gedächtnis bleiben.
    Rotes Trikot und einen dichten roten Haarkranz um die Glatze.
    Prototyp und Vorbild unzähliger Clownsmasken und Kostüme.
    Charlie Rivel war seine Zukunft im Zirkus schon von Geburt an vorbestimmt.
    Er entstammte einer traditionsreichen Zirkusfamilie, übte sich schon früh als Jongleur und Trapezkünstler, trat auch als Dressurreiter auf und versuchte sich bereits in jungen Jahren als Spaßmacher.
    Stets ein großer Verehrer des genialen Charlie Chaplin kopierte er zunächst nicht nur dessen charakteristische Bärtchenmaske, sondern wählte auch dessen Vornamen Charlie als Teil seines Pseudonyms.
    Rivell kam stets mit wenigen Requisiten und sparsamen Gesten aus.
    Effekthascherische Materialschlachten und lärmende Witzchen waren seine Sache nicht.
    Wie bei jedem großen Clown mischten sich auch in Rivells Nummern stets eine deutliche Spur von Melancholie, von weiser Resignation.
    Nach dem Krieg hatte er den Clowns-Beruf schon an den Nagel hängen wollen.
    Zu viel Gräuel und Unmenschlichkeit schienen ihm die tierzensische Heiterkeit unmöglich zu machen.
    Doch sein großer Freund und Kollege Grog überredete Rivel doch noch weiter zu arbeiten.
    Und so blieb Rivel bis vor wenigen Jahren in den Varietés und Manegen seinem Beruf und seiner Berufung treu.
    Dass er um die Zeitgebundenheit seines Berufes wusste, zeigte sich 1980 bei seiner Abschiedsvorstellung in München.
    Charlie Rivel damals
    Ja, es ist nicht mehr das selbe.
    Es ist sehr schwierig für die Klonen heute, weil wir die TV haben.
    Die TV zeigt,
    Ja, die Zeiten haben sich sehr verändert.
    Das Leben und die Arbeit eines Clowns sind sehr viel schwieriger geworden, weil die Menschen viel mehr zu sehen bekommen.
    Zum Beispiel im Fernsehen, wo man alles ganz nah sieht.
    Es gibt eine Übersättigung in der Unterhaltung.
    Es ist schon sehr viel schwieriger geworden.
    Ich habe auch meine Arbeit in den letzten 30 Jahren verändert.
    Denn so wie ich vor 30 Jahren die Menschen zum Lachen gebracht habe, kann ich dies heute nicht mehr tun.
    Man muss einfach mit der Zeit gehen.
    Den in jüngster Zeit spürbaren Aufschwung des Zirkus, die Renaissance klassischer Unterhaltungsformen wie Varieté und Artistik hat Rivel kaum mehr miterlebt.
    Sie wären dem Verstarbenen, der einmal gesagt hatte, es mache ihn glücklich, Menschen zum Lachen zu bringen, der schönste Trost gewesen.
    Charlie Rivel ist tot.
    Sie hörten einen Nachruf auf ihn von Hans Langsteiner.
    Bevor wir zu dem noch nicht eingelangten Bericht über die Eröffnung der Salzburger Festspiele kommen, nun noch zu dem, was sich in Bayreuth getan hat.
    Vorgestern haben wir in Bayreuth, wie berichtet, die 72.
    Richard-Wagner-Festspiele mit einer Aufführung der Meistersinger begonnen.
    Im Mittelpunkt der heurigen Bayreuther Festspiele steht die von allen Wagnerianern mit Spannung erwartete Neuinszenierung der Tetralogie Der Ring des Nibelungen, an der sich ein für Bayreuth neues Team versucht, nämlich der englische Regisseur Peter Hall, der Ausstatter William Dudley und Stardirigent Georg Scholti.
    Hören Sie zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele und zu ersten Reaktionen auf das gestrige Rheingold Walter Gellert.
    Unter Blitz und Donner, umgeben von einer erkläglichen Anzahl von Sicherheitsleuten, zog am Sonntag die Prominenz ins Bayreuther Festspielhaus ein.
    Die Begum war gekommen, Außenminister Hans-Dietrich Genscher, sein jugoslawischer Amtskollege Lazar Moisow und Rainer Barzel führten die Reihe der Politiker an, in der nur der ebenfalls angekündigte Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann fehlte.
    Ganz ohne Wirbel lief die Eröffnung nicht ab, hatten Unbekannte bereits Sonntagvormittag im Richard-Wagner-Park Proteste gegen das neue Demonstrationsgesetz und die Raketenrüstung mit einem Farbspray auf den Weg gesprüht, so sorgte dann am Nachmittag eine Aktion der Bayreuther Friedensinitiative für Aufregung.
    Mitglieder dieser Gruppe entrollten auf dem Festspielbalkon nämlich ein Spruchband mit dem Text Wagner ja, Pershing 2 nein.
    Beste Stimmung im Publikum herrschte dann bei der Aufführung der Meistersinger mit den Publikumslieblingen Bernd Weickl als Hans Sachs und Hermann Prey als Beckmesser.
    Mit viel Spannung erwarteten gestern Wagnerianer aus aller Welt die erste Aufführung der neu inszenierten Ring-Tetralogie.
    Peter Hall wollte, so schrieb er in einer Aussendung für die Presse, die klassische Geschichte des Konflikts zwischen Liebe und Macht erzählen, aber so, dass sie auch Kindern klar werde.
    Er glaube schließlich auch an die Naivität des Theaters, schrieb Peter Hall.
    Und so schwimmen in seiner Inszenierung des Rheingold die Rheintöchter nackt in einem durch eine raffinierte Spiegeltechnik sichtbar gewordenen Wasserbecken.
    So hüpft nach Alberichs Verwandlung wirklich eine Kröte über die Bühne.
    Die Riesen machen ihrem Namen alle Ehre und eine hydraulisch bewegbare Plattform kennzeichnet die Welt der Götter.
    Ein circa 20-minütiger Schlussapplaus deutete darauf hin, dass das Publikum mit Peter Halls Interpretationsversuch einverstanden war.
    Einwände gibt es allerdings von Seiten der Kritiker.
    Hanjo Kesting vom Norddeutschen Rundfunk etwa meint... Es ist ganz unvermeidlich, dass man natürlich zurückdenkt an die letzte Ringaufführung vor sieben Jahren, der Jubiläumsring 1976 von Patrice Chéreau.
    der natürlich sehr viel komplexer, vielschichtiger angelegt war und mit dem Prinzip der Stilmischung arbeitete, während hier ein relativ einschichtiges, doch recht fernliegendes Märchen mit historisierenden Einschlägen erzählt wird.
    Das zeigt sich auch schon in den Bühnenbildern.
    Und man merkt auch die historische Folie im ersten Bild ein bisschen die Boudoir-Erotik des 19.
    Jahrhunderts à la Ingres.
    Im zweiten Bild ein bisschen Jugendstil vom Ende des 19.
    Jahrhunderts.
    Und im dritten Bild denkt man an die Industriearchitektur, die Adolf von Menzel gemalt hat.
    Aber wie gesagt, das sind historische Zitate oder historische Andeutungen, die auch das Stück uns sehr fernrücken.
    Und ich weiß eigentlich nicht so sehr, was uns an diesem Ring besonders interessieren kann.
    Die meisten Applaus erhielt Georg Scholte, der als 70-Jähriger in Bayreuth debütierte.
    Hanyo Kestin.
    Was mich überrascht hat, ist, dass er sehr viel stärker zurückgenommen war, dass es die großen Ausbrüche, die großen ekstatischen Steigerungen nicht gab.
    dass wir im Grunde eine sehr raffinierte Pianomusik gehört haben, natürlich mit dynamischen Abstufungen, die erforderlich sind.
    Dass es aber eigentlich nicht der Scholti war, auf den vielleicht viele gewartet haben, sondern ein großer, subtiler Kolorist der Wagner-Musik.
    Und insofern war es für mich ein neuer Wagner von Scholti.
    In der Aufführung des Rheingolds sangen Sigmund Nimske an den Wotan, Doris Soffel die Fricka, Manfred Jung den Loge und Peter Hage den Nime.
    Hören Sie jetzt noch Hermann Becht mit Alberichs Fluch, nachdem Wotan und Loge ihm nicht nur Rheingold und Tarnhelm, sondern auch den Ring, der ihm Macht über die Nibelungen verschafft hat, abgenommen haben.
    wirklich frei.
    So grüße ich den meiner Freiheit, Jesachus.
    Wie durch Blut er mir geriet,
    Habt Sein Gold mir verdient,
    Von Bayreuth jetzt nach Salzburg.
    Mit einem Festakt im großen Festspielhaus sind heute Vormittag die diesjährigen Salzburger Festspiele eröffnet worden.
    Bis zum 30.
    August wird die Festspielstadt insgesamt 123 Veranstaltungen bieten, unter ihnen 29 Opernaufführungen, 28 Theaterabende und 14 Orchesterkonzerte.
    An der Eröffnung heute Vormittag nahmen Bundespräsident Kirchschläger, Unterrichtsminister Zilk und Salzburgs Landeshauptmann Haslauer teil.
    Die Festansprache hielt der Wiener Philosoph Leo Gabriel zum Thema Sprache und gesprächsschöpferische Wertgestaltung.
    Volkmar Paschalk hat den folgenden Eröffnungsbeitrag gestaltet.
    Schon die Auswahl der musikalischen Intermezzi, die an diesem Vormittag gespielt vom Mozarteumorchester unter Bernhard Konz unter Mitwirkung des Salzburger Studentenchores erklangen, demonstrierte den Rang dieses wohl berühmtesten und bedeutendsten Festivals in aller Welt.
    Der Salzburger Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer, der in seiner Begrüßungsansprache zunächst die Verdienste der beiden erst kürzlich verstorbenen großen alten Männer des österreichischen Kulturlebens
    nämlich des Erbauers des Salzburger Festspielbezirkes Clemens Holzmeister und des Festspielpräsidenten Josef Kaut würdigte, ging auf diese Musikbeispiele ein.
    Im Jahr von Richard Wagners 100.
    Todestag sei die Ouvertüre zum Schauspiel König Enzio als Eröffnungsmusik gewählt worden, für den Schluss die Pasacaglia Opus 1 von Anton Webern, der vor 100 Jahren geboren wurde, und dazwischen natürlich Wolfgang Amadeus Mozart.
    und zwar der Schlusschor der Grabmusik, dessen Autograf erst kürzlich wiedergefunden und nach Salzburg zurückgeholt werden konnte.
    Die Salzburger Festspiele, so Haslauer, verstünde er als einen Beitrag zur Kultur des menschlichen Zusammenlebens und Haslauer endete bei dem Mann, der in der Geschichte der Salzburger Festspiele neben Hoffmannsthal und Richard Strauß einen ersten Platz einnimmt, nämlich bei Max Reinhardt.
    Er wollte ein Theater, das, wie er einmal wortwörtlich sagte, den Menschen
    die Sehnsucht nach helleren Farben, nach einem erhöhten Leben erfüllen könne.
    Möge dieses Welt- und Regiebild von Max Reinhardt auch die Festspiele 1983 bestimmen.
    Der Bundesminister für Unterricht und Kunst, Dr. Helmut Zilk, blätterte in der Geschichte der Festspiele.
    Er erinnerte an die mutigen Träumer Hoffmannstal und Max Reinhardt, an diese Menschen mit der Kraft zur Utopie und dem Glauben an das Morgen.
    Und er erinnerte auch an die Krisensituation am Beginn der Festspielidee und an die Krisen, die das Festival im Laufe der nunmehr 63-jährigen Geschichte erlitten hat.
    Und ich möchte hier ein persönliches Bekenntnis zu diesen Salzburger Festspielen ablegen.
    Ich möchte sagen, auch namens der Bundesregierung, dass wir uns zu diesen Salzburger Festspielen uneingeschränkt und vollinhaltlich bekennen, meine Damen und Herren.
    Dass diese Salzburger Festspiele der Innenbegriff dessen sind, was österreichische Kultur nach außen und nach innen darstellen können.
    Kultur koste Geld, so Zilk am Schluss.
    Die Festspiele in Österreich dürften unabhängig von der materiellen und wirtschaftlichen Situation nicht ausgehungert und ausgedörrt werden.
    Bundespräsident Dr. Kirchschläger erinnerte daran, dass die Salzburger Festspiele schon durch das gestrige schöne Fest auf den Plätzen der Salzburger Altstadt eröffnet worden seien.
    Der Festakt sei also nur Nachvollzug.
    Und wie in Bregenz gab auch in Salzburg Kirchschläger ein Bekenntnis zur Festspiel-Idee ab.
    die nicht nur in Beziehung zur ökonomischen und materiellen Vorstellung gesehen werden dürfe.
    Die Salzburger Festspiele steigen und fallen in ihren Werten und in ihrer Existenzberechtigung.
    Ja, fast möchte ich sagen, in ihrer nationalen Existenzpflicht, nicht mit den ökonomischen Ziffern nationaler oder internationaler Wirtschaftsstatistiken und auch nicht mit dem Grade internationaler Spannung oder der Tat.
    Sie sind von diesen Ziffern und von der Weltsituation
    Deswegen nicht so unmittelbar abhängig, weil sie ein Bedürfnis des Lebens erfüllen, das zeitlos ist.
    Zeitlos, weil es einen Grund in der menschlichen Natur und wohl auch damit im Schöpfungsziel hat.
    mögen Salzburg und die Salzburger Festspiele Kraft ihres innereigenen kulturellen Reichtums dazu beitragen, dass Freude und Hoffnung und das Erlebnis innerer Ruhe in viele Menschen einkehrt und Kunst sich hier und von hier aus
    erneut als volle Lebenshilfe bewährt.
    Mit diesem Wunsch und in großer Bewunderung und aufrichtiger Dankbarkeit gegenüber den Künstlern dieser Salzburger Festspiele 1983 hiermit auch formell eröffnet.
    Sprache und gesprächschöpferische Weltgestaltung war das Thema der Festrede.
    In die prominente Liste der Salzburger Festredner reihte sich diesmal der 81-jährige Wiener Philosoph Leo Gabriel ein.
    Gabriels Betrachtungen gehen von sehr pessimistischen Prämissen aus.
    Von der Zeit der Logokratie, in der wir leben.
    Einer Zeit, in der der Mensch von der Sprache überwältigt, vergewaltigt wird.
    Das Wort wird Handlanger des Willens zur Macht, Instrument der Manipulation des Denkens und Bewusstseins.
    Wir ermessen ja kaum das Volumen der Manipulation, der wir ständig unterliegen, die ganze Breite der Desinformation und Deformation der menschlichen Substanz durch Desinformation.
    Heute wurden die Salzburger Festspiele eröffnet und jetzt dem Mittagsschornal noch Kurznachrichten.
    Österreich.
    Die Zahl der Notstandshilfebezieher hat in Österreich stärker zugenommen als die Gesamtzahl der Arbeitslosen.
    Von den etwa 91.000 vorgemerkten Arbeitslosen im Monat Juni waren rund 20.000 Notstandshilfebezieher.
    Ihre Zahl hat sich gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt, während die Gesamtzahl der Arbeitslosen seit dem Vorjahr nur fast um die Hälfte zugenommen hat.
    Notstandshilfebezieher sind Personen, deren Anspruch auf Arbeitslosengeld ausgelaufen ist.
    Arbeitslosengeld gibt es je nach Versicherungszeiten bis zu sechs Monate hindurch.
    Hat jemand bis dahin keine Arbeit gefunden, hat er, wenn er keinerlei anderes Einkommen und keine andere Unterstützung hat, Anspruch auf Notstandshilfe.
    Der stellvertretende ÖVP-Obmann Bertram Jäger weist heute den Vorschlag von ÖGB-Präsident Anton Benja zurück, Heirats- und Geburtenbeihilfe zu staffeln und eine höhere Besteuerung des 13. und 14.
    Monatsgehaltes zu überdenken.
    Für die Volkspartei wäre eine höhere Besteuerung des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes ein schwerer Schlag gegen die Kaufkraft und Leistungsbereitschaft der Bevölkerung, betont Jäger.
    Im vergangenen Monat lagen die kollektiv ertraglichen Löhne und Gehälter nach Angaben des Statistischen Zentralamtes um durchschnittlich 5,4 Prozent über dem Niveau vom Jahr 1982.
    Die Bezüge der öffentlich Bediensteten und der Verkehrsbediensteten erhöhten sich im Jahresabstand um 5,1 Prozent.
    Irak, Iran.
    Der Golfkrieg zwischen den beiden Staaten wird sich nach Ansicht eines Korrespondenten, der die letzten Wochen in Persien verbracht hat, nicht zu einem Ölkrieg ausweiten.
    Wörtlich meinte der Berichterstatter, das Öl sei für beide Länder tabu und deshalb würden sicherlich keine Ölfelder bombardiert werden.
    Österreich.
    Vom Dienstwagen des Bundeskanzlers wurde gestern während des Empfanges des Salzburger Landeshauptmannes am Vorabend der Festspieleröffnung das vordere Kennzeichen mit der Nummer W1 gestohlen.
    Der Wagen des Regierungschefs war im Hof des Gebäudes Mozartplatz 1 abgestellt.
    Nun noch die Wetteraussichten für ganz Österreich bis heute Abend.
    Sonnig und heiß.
    Nachmittagstemperaturen im Osten und im Norden 26 bis 30, sonst bis 34 Grad.
    Mit diesen heißen Aussichten ist nun das Mittagsschanal des aktuellen Dienstes geschlossen.
    Einen angenehmen Nachmittag wünscht Udo Bachmeier.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1983.07.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1983.07.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Krieg Irak - Iran: Aktuelle Situation, Einflüsse des Öls aus den Krieg, Kindersoldaten, Einfluss der Großmächte
    Mitwirkende: Tilgner, Ulrich [Gestaltung] , Bachmair, Udo [Moderation]
    Datum: 1983.07.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zahl der Notstandshilfebezieher hat stark zugenommen
    Einblendung: Anonyme Arbeitslose
    Mitwirkende: Bayer, Irmgard [Gestaltung] , Anonym, Notstandshilfebezieher [Interviewte/r]
    Datum: 1983.07.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz - Letzte Vorbereitungen für den Katholikentag: Verkehr, Quartiere, Ablauf der Veranstaltung
    Einblendung: Dr. Eduard Ploier
    Mitwirkende: Kronsteiner, Manfred [Gestaltung] , Ploier, Eduard [Interviewte/r]
    Datum: 1983.07.26 [Sendedatum]
    Ort: Wien [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachruf auf Charlie Rivel
    Einblendung: Charlie Rivel
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Rivel, Charlie [Interviewte/r] , Anonym, Dolmetscher, Dolmetscherin [Interviewte/r]
    Datum: 1983.07.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Unterhaltung ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    BRD - Zwischenbericht Bayreuther Festpiele
    Einblendung: Kritiker Hanjo Kesting, Ausschnitt aus "Alberichs Fluch" aus "Rheingold" mit Hermann Becht als Alberich
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Kesting, Hanjo [Interviewte/r] , Becht, Hermann [Interpret/in]
    Datum: 1983.07.26 [Sendedatum]
    Ort: Bayreuth [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Wissenschaft und Forschung ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Eröffnung der Salzburger Festspiele
    Einblendung: Musik, Landeshauptmann Haslauer, Unterrichtsminister Zilk, Bundespräsident Kirchschläger, Leo Gabriel
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Haslauer, Wilfried (sen.) [Interviewte/r] , Zilk, Helmut [Interviewte/r] , Kirchschläger, Rudolf [Interviewte/r] , Gabriel, Leo [Interviewte/r]
    Datum: 1983.07.26 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Kultur ; Wirtschaft ; Theater ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1983.07.26
    Spieldauer 00:59:42
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
    Fuchs, Wolfgang [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1983.07.26 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-830726_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt