Mittagsjournal 1984.06.14

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Guten Appetit, wenn Sie gerade beim Essen sind.
    Beim Mittagschanal begrüßt Sie Werner Löw.
    Unsere Themen heute, zunächst einmal der bisherige Tag im Parlament.
    Da ging es heute plangemäß um den außenpolitischen Bericht der Bundesregierung und aussortierlich sozusagen um das neue Wiener Konferenzzentrum.
    Die Regierung will die Parlamentsdebatte über die arabische Finanzierung beschleunigen.
    Der gestrige Parlamentstag ist ein Thema der Inlandspresseschau.
    Konkret die nun beschlossenen Strafen für das Nicht-Anlegen von Helm und Sicherheitsgurt und die gestrigen ÖVP-Anfragen zu Finanzminister Salcher.
    Ins Ressort des nach wie vor Finanzministers fällt auch ein weiterer Inlandsbeitrag, die Budgetvorschau für die Jahre 1984 bis 88 nämlich.
    Die Budgetprognose wurde heute vom Wirtschafts- und Sozialbeirat vorgestellt, mit weiterhin steigenden Staatsschulden ist zu rechnen.
    Ebenfalls heute präsentiert eine Meinungsumfrage zu politischen Themen von Pensionsreform bis Umweltschutz.
    Nach wie vor halten die Österreicher die Vollbeschäftigung für die wichtigste Aufgabe einer Regierung, aber auch Umweltschutz gilt als immer wichtiger.
    Dreimal mehr Österreicher als vor zehn Jahren geben heute diesem Thema den Vorrang.
    Die geplanten Auslandsthemen heute, die Situation der Bonner Koalitionsregierung, auf der einen Seite ist nun doch mit einem Gerichtsverfahren gegen Wirtschaftsminister Lambsdorff zu rechnen, auf der anderen zeichnen sich keine Lösungen im deutschen Arbeitskampf um die 35-Stunden-Woche ab, und dann die Premiere des amerikanischen Sacharow-Films in Paris.
    Im Kulturtal schließlich eine Vorschau auf das Konzert von Bob Dylan und der Gruppe Santana heute Abend in Wien und die Bilanz der heurigen Wiener Festwochen.
    Soweit also der Überblick über die kommende Stunde Mittagsinformation.
    Erster Programmpunkt aber wie immer die Nachrichten.
    Die verantwortliche Redakteurin ist Elisabeth Mahners, Sprecher Wilfried Schirlbauer.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Arbeitgeber in der Metallindustrie von Nordbaden-Nordwürttemberg haben nach dem Scheitern der gestrigen Verhandlungen die Anrufung der sogenannten besonderen Schlichtung vorgeschlagen.
    Ein derartiges Schritt während eines Arbeitskampfes kann nur von beiden Seiten einvernehmlich eingeleitet werden.
    Die Metallgewerkschaft hat erkennen lassen, dass sie von sich aus zwar eine Schlichtung nicht vorschlagen, sich einem solchen Vorschlag aber auch nicht widersetzen werde.
    Der Vorstand der Gewerkschaft will heute in Frankfurt über das weitere Vorgehen entscheiden.
    Die Industriegewerkschaft Druck hat für heute rund 15.000 Beschäftigte in 90 Betrieben zu Streiks aufgerufen.
    Morgen dürften daher viele Zeitungen gar nicht oder nur in Notausgaben erscheinen.
    Die neuen Streikaktionen werden von der IG Druck als Antwort auf die kompromisslose Haltung der Arbeitgeber in der Frage der Arbeitszeitverkürzung bezeichnet.
    Gestern Abend sind die Verhandlungen in der Druckindustrie ergebnislos verlaufen.
    Sie wurden auf Samstag vertagt.
    Die Vorsitzenden der Regierungsparteien CDU, CSU und FDP treffen heute zu einem neuen Koalitionsgespräch zusammen.
    Neben der Situation der Koalition dürfte im Mittelpunkt dieser dritten Verhandlungsrunde zwischen Kohl, Strauß und Genscher die Entscheidung über die Steuerreform im Zusammenhang mit dem andauernden Arbeitskonflikt stehen.
    Ein Sprecher des Bonner Landgerichtes hat Berichte über eine Entscheidung über die Eröffnung eines Gerichtsverfahrens gegen Bundeswirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff als reine Spekulation bezeichnet.
    Gegen Lambsdorff war im Zusammenhang mit Untersuchungen über Spenden des Flick-Konzerns ein Vorverfahren wegen Verdachts der Bestechlichkeit eingeleitet worden.
    Im Gegensatz zu Berichten eines deutschen Massenblattes, wonach kommende Woche das Hauptverfahren gegen den Minister eröffnet werden solle, erklärte der Sprecher des Gerichtes nun, es sei noch keine Entscheidung getroffen worden.
    Niederlande.
    Das Parlament in Den Haag hat den Beschluss der Regierung gebilligt, den Beginn der Stationierung amerikanischer Marschflugkörper von der Entwicklung des Ost-West-Verhältnisses abhängig zu machen.
    Die endgültige Entscheidung über die Aufstellung von 48 Cruise Missiles in den Niederlanden soll demnach im November 1985 getroffen werden.
    Ministerpräsident Rud Lübers betonte, seine Regierung wolle die ursprüngliche NATO-Verpflichtung zur Stationierung voll erfüllen, falls die Sowjetunion RSS-20 Potenzial weiter ausbauen sollte.
    Im Falle eines Abbaus der sowjetischen Raketen in Osteuropa werde in den Niederlanden allerdings überhaupt nicht stationiert, sagte Lübers.
    Die Debatte des Parlaments war von heftigen Diskussionen geprägt.
    Europa.
    In Großbritannien, Irland, Dänemark und den Niederlanden hat heute die zweite Direktwahl zum Europäischen Parlament begonnen.
    Insgesamt 57 Millionen Menschen sind aufgerufen, über die Zusammensetzung des Europaparlaments in Straßburg zu entscheiden.
    In den übrigen sechs Ländern der Europäischen Gemeinschaft wird am kommenden Sonntag gewählt.
    Ein Ergebnis beider Wahlgänge wird für kommenden Montag erwartet.
    Schweiz.
    Papst Johannes Paul II.
    ist heute von Freiburg kommend in Bern eingetroffen.
    Dort wird er mit Regierungsmitgliedern und Vertretern der evangelischen Kirche zusammentreffen.
    Die Begegnung mit den Regierungsmitgliedern ist von nicht-katholischen Kreisen heftig kritisiert worden.
    Die Regierung weist jedoch darauf hin, dass die Schweiz den Vatikan und damit den Papst als Staatsoberhaupt anerkennt.
    Am Nachmittag besucht Johannes Paul das Marienheiligtum Einsiedeln.
    In der Kirche des Benediktinerklosters befindet sich ebenso wie im polnischen Nationalheiligtum Częstochowa eine schwarze Madonna.
    Sowjetunion.
    Mit einer Rede von Staats- und Parteichef Tschernienko sind heute in Moskau die dreitägigen Beratungen der zehn Mitgliedstaaten des Comecon des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe beendet worden.
    Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur TASS berieten die Staats- und Parteichefs über Fragen der wirtschaftlichen Entwicklung und Zusammenarbeit der Comecon-Staaten.
    Bei dem Gipfeltreffen sei eine Erklärung über eine Vertiefung der wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und technischen Kooperation verabschiedet worden, schreibt die TASS.
    Polen.
    Die Untergrundführung der verbotenen Gewerkschaft Solidarität hat mit der Organisation von Protesten gegen die Gemeindewahlen am kommenden Sonntag begonnen.
    Ein entsprechendes Flugblatt der Solidarität kursiert seit gestern Abend in Warschau.
    Darin wird die Bevölkerung aufgerufen, am Wahltag die zehn Urgottesdienste zu besuchen, sich danach vor den Amtssitzen der Gemeinderäte in den einzelnen Stadtteilen zu sammeln und an einem Sternmarsch zum Rathaus in Warschau teilzunehmen.
    In den vergangenen Wochen hatte die Solidarität schon mehrmals zum Boykott der Wahlen aufgerufen.
    Die Justizbehörden in Pressburg bereiten nach Angaben der katholischen Presseagentur einen Prozess gegen drei junge polnische Katholiken vor.
    Die jungen Männer waren im Dezember vergangenen Jahres vom polnischen Grenzbeamten festgenommen worden, als sie illegal in die Tschechoslowakei einreisen wollten.
    Es wird ihnen vorgeworfen, sie hätten religiöse Schriften einschmuggeln wollen.
    Frankreich.
    In Paris ist in Anwesenheit zahlreicher prominenter französischer Politiker und sowjetischer Regimegegner ein Film über den sowjetischen Regimekritiker und Friedensnobelpreisträger Andrei Sakharov uraufgeführt worden.
    Bei der Premiere vertrat Kulturminister Jacques Lang Staatspräsident Mitterrand.
    Neben Lang nahmen auch die Minister für Justiz und Industrie an der Filmvorführung teil.
    Die Stifttochter Sacharows, Tatjana Jankeljevic, appellierte an Staatspräsident Mitterrand, alles zu tun, um das Leben ihrer Eltern zu retten.
    Sacharow befindet sich angeblich seit 2.
    Mai im Hungerstreik.
    Er will damit die Behörden zwingen, seine Frau zu einer medizinischen Behandlung ins Ausland reisen zu lassen.
    USA, Österreich
    UNO-Generalsekretär Javier Perez de Cuellar beabsichtigt nach Angaben diplomatischer Kreise in New York, UNO-Offiziere an den persischen Golf zu entsenden.
    Gedacht ist an Angehörige der Organisation zur Überwachung des Waffenstillstands, die verschiedene Beobachterposten im Nahen Osten besetzt.
    Bei der Organisation, deren Hauptquartier in Jerusalem ist, stehen derzeit auch 13 österreichische Offiziere und Unteroffiziere im Dienst.
    Im Verteidigungsministerium in Wien ist von einem Ansuchen des UNO-Generalsekretariats auf Entsendung österreichischer Offiziere in den Persischen Golf nichts bekannt.
    Ein derartiges Ansuchen an die Regierung wäre, wie auch die Zustimmung der betroffenen Offiziere, Voraussetzung für einen Einsatz.
    Österreich, Schweiz.
    Zwei Mordfälle sind in der vergangenen Nacht geklärt worden.
    In Wien gestand ein 19-jähriger Mann den Mord am 67-jährigen Franz Rieder, dessen verweste Leiche Mittwoch vergangener Woche in einer Wohnung in Wien 5 Haus aufgefunden worden war.
    Die Polizei ermittelte den Täter bei Erhebungen in der homosexuellen Szene.
    In Brissago am Lago Maggiore wurde ein 17-jähriger Lehrling aus Vorarlberg festgenommen, als er aus der Schweiz nach Italien ausreisen wollte.
    Der 17-Jährige gestand den Mord an seinem ehemaligen Lehrherrn, einem Gastwirt und Fleischhauermeister aus Wolfhurt in Vorarlberg.
    Als Motiv gab der junge Mann Rache für Demütigungen während der Lehrzeit an.
    Die Wetterlage
    Die Kaltfront eines Skandinavientiefs dringt von Nordwesten her gegen die Alpen vor.
    Eine Nordwestströmung wird in den nächsten Tagen veränderliches und relativ kühles Wetter bewirken.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Meist noch aufgelockert bewölkt im späteren Tagesverlauf Lokalgewitter.
    Nachmittagstemperaturen 20 bis 27 Grad, während der Nacht Wetterverschlechterung.
    Tiefstemperaturen 8 bis 15 Grad.
    Westliche Winde, in Gewittern lebhaft auffrischend.
    Die Prognose für morgen Freitag, veränderlich bis stark bewölkt, gebietsweise Regen oder teils gewittrige Regenschauer.
    Zeitweise lebhaft auffrischende Nordwestwind, besonders am Alpenosterrand.
    Tageshöchsttemperaturen 14 bis 19 Grad.
    Die Vorschau auf das Wochenende, im Süden länger sonnig, sonst veränderlich, für die Jahreszeit etwas zu kühl.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien wolkig 23 Grad, Westwind 30 km in der Stunde, Spitzen bei 60 km in der Stunde.
    Eisenstadt wolkig 26 Grad, Linz heiter 24 Grad, West 25,
    Salzburg stark bewölkt 23 Grad, Nordwestwind 20 Kilometer, Innsbruck wolkig 24 Grad, Bregenz wolkig 22, Graz heiter 25 und Klagenfurt heiter 23 Grad.
    Es ist elf Minuten nach zwölf, Sie hören das Mittagsschanal des aktuellen Dienstes.
    Eigentlich völlig unvorhergesehen findet heute im Parlament wieder eine Debatte zum Thema Konferenzzentrum statt.
    Erst vor kurzem haben ja die drei arabischen Vertragspartner und die Republik Österreich, vertreten durch Finanzminister Salcher, den Vertrag über die arabische Finanzbeteiligung am Konferenzzentrum unterzeichnet.
    Wie alle derartigen internationalen Verträge muss auch in diesem Fall das Parlament den Vertrag sozusagen in innerstaatliches Recht übersetzen.
    Und dabei zeigte sich heute wieder einmal das alte Unbehagen der ÖVP an diesem Konferenzzentrum, das sie ja mehrfach als Prestigebau Bruno Kreiskis bezeichnet hat und gegen dessen Errichtung sie allerdings erfolglos ein Volksbegehren mit rund 1,3 Millionen Unterschriften zustande brachte.
    Die heutige Auseinandersetzung im Parlament geht im Kern um die Frage, ob, wie die Regierungsparteien meinen, jetzt das Parlament rasch vorgehen soll oder ob, wie die ÖVP-Opposition es wünscht, der Vertragstext in aller Ruhe studiert werden soll.
    Gisela Hopfmüller meldet sich aus dem Hohen Haus.
    Noch vor dem Sommer, so wollen es die Regierungsparteien, muss jenes Gesetz vom Nationalrat verabschiedet werden, das die Grundlage des Vertrags mit arabischen Partnern über die Finanzierung des Konferenzzentrums bildet.
    Der rasche Beschluss sei nötig, so heißt es, da laut Vertragstext die Konferenzzentrum Aktiengesellschaft ihre Tätigkeit mit 1.
    November dieses Jahres aufnehmen muss, ein Inkrafttreten der notwendigen Novelle zum IHKW-Gesetz aber voraussichtlich durch einen Einspruch der ÖVP im Bundesrat verzögert.
    Aus diesem Grund haben die Regierungsparteien heute im Parlament den Antrag eingebracht, dass der Finanzausschuss bis zum 27.
    Juni dem Nationalrat den Bericht zum neuen IHKW-Gesetz vorzulegen hat.
    Dieses geschäftsordnungsmäßige Vorgehen der Regierungsparteien SPÖ und FPÖ stieß in der Debatte zu dem Fristsetzungsantrag auf heftige Ablehnung der ÖVP,
    Es entstand eine kurze, aber intensive Reminiszenz an viele in der vergangenen Zeit abgehaltene Debatten zum Thema Konferenzzentrum.
    Die Opposition warf der Regierungsmehrheit vor, sie wolle ihre Märchen aus dem Morgenland, wie es wörtlich hieß, nun rasch durchpeitschen, damit das Parlament keine Gelegenheit zu genauer Prüfung habe.
    Der ÖVP-Abgeordnete Fritz König formulierte den Vorwurf sehr deutlich.
    Der Fristsetzungsantrag
    der diesem Hause vorliegt, zur Abänderung des IHKW-Finanzierungsvertrages als Grundlage für den Abschluss des Vertrages mit arabischen Financiers kann nur als eine glatte Brüskierung des Parlaments bezeichnet werden.
    Meine Damen und Herren, jahrelang hat man das Parlament, hat man die Öffentlichkeit mit halben und falschen Informationen bedient.
    Ja, man hat sogar einmalig in der Geschichte dieses Hauses anlässlich der Behandlung des IHKW-Berichtes im Finanzausschuss jede Auskunft über den Vertrag mit den arabischen Finanziers verweigert.
    Und jetzt
    soll eine Woche vor dem Ende der letzten Haussitzungen der Vertrag durchgepeitscht werden, damit es nicht mehr möglich ist, in alle Details einzugehen und eine ordentliche Prüfung durchzuführen.
    Meine Damen und Herren, das muss man geradezu als einen Anschlag auf die parlamentarische Demokratie bezeichnen.
    Die ÖKP äußerte weiters neuerlich die Befürchtung, in dem Vertrag mit den arabischen Partnern seien diesen Privilegien, etwa steuerlicher Natur, eingeräumt worden.
    Für die SPÖ konterte der Abgeordnete Ewald Nowotny.
    hier mit einer gewissen Melodramatik heute gesprochen hat, so war in diesen falschen Tönen sehr deutlich die Enttäuschung zu merken, die daraus entstanden ist, dass entgegen allen Ihren Annahmen eben
    dass entgegen allen Ihren Voraussagen dieser Vertrag zustande gekommen ist, und zwar genau in der Weise, wie wir ihn ja im Parlament schon diskutiert haben.
    Das heißt, genau in dieser Form.
    Es bleibt daher, meine sehr geehrten Damen und Herren von der ÖVP, festzuhalten.
    Wieder einmal ist ein Angriff, den Sie gegen die Regierung und im Speziellen gegen Finanzminister Salke geführt haben, zusammengebrochen und nichts davon übrig geblieben.
    Ich möchte Ihnen durchaus konzidieren, Herr Abgeordneter König, dass ein Fristsetzungsantrag ein seltenes Instrument des Parlaments ist und ich würde auch dafür sein, dass er ein seltenes Instrument bleiben sollte.
    In der Hinsicht stimmen wir sicherlich überein.
    Aber Sie werden mir sicherlich nicht leugnen können, Herr Abgeordneter König, dass es auch ein legitimes Instrument ist.
    Und es ist daher ausgesprochen zurückzuweisen, wenn Sie von einer Brüskierung des Parlaments sprechen, wenn wir hier geschäftsordnungsmäßige Möglichkeiten anwenden.
    Und der freiheitliche Abgeordnete Hilmar Cabas ergänzte diese Argumente.
    Weil die ÖVP keine Erfolge für Österreich haben will, in ihrem derzeitigen Zustand, der Politik der verbrannten Erde, will sie versuchen, das Gesetz, das die Rechtsgrundlage für diesen Vertrag bildet, zu blockieren.
    Und damit gebe ich zurück an das Studio des Mittagschonals.
    Gisela Hopfmüller berichtete aus dem Parlament über die unplanmäßige Debatte um das Wiener Konferenzzentrum, der Anlass, die SPÖ wieder eine Frist setzen zur Beschleunigung der Behandlung dieses Themas im Nationalrat, zur Beschleunigung der Diskussion um den arabischen Vertrag zur Finanzierung des Wiener Konferenzzentrums.
    Und mit dem Parlamentstag gestern, damit befassen sich heute eine Reihe von Zeitungskommentaren.
    Die Auszüge daraus hat Leopold Esterle zusammengestellt.
    Sieben von zehn Verkehrstoten hätten nicht sterben müssen.
    Sechs von zehn Schwerverletzten hätten nicht so schwere Verletzungen erleiden müssen.
    Hätten sich die Österreicher schon bisher zur Verwendung von Sicherheitsgürten in Autos und Sturzhelmern auf zwei Rädern bequemt.
    Mit dieser traurigen Erkenntnis beginnt der heutige Leitartikel von Helmut Gries in der grazer sozialistischen Neuen Zeit.
    Zum gestrigen Parlamentsbeschluss über die Gurken- und Sturzhelmpflicht.
    Anschließend meint der Autor, dass so mancher Redner der gestrigen Parlamentsdebatte sich bemüßigt gesehen habe, wortreich zu begründen, warum er für diese Form von Zwangsbeglückung eintrete.
    Dabei hätten die Abgeordneten aller Parteien, so der Autor, etwas ganz anderes begründen müssen.
    Warum nämlich dieses Gesetz erst jetzt beschlossen wurde, obwohl man seit Jahren weiß, dass die Österreicher sich offensichtlich vor 100 Schilling-Strafmandaten mehr fürchten als vor dem Tod am Steuer.
    Anschließend meint Helmut Gries, dass die Schuld an der langen Verzögerung einer Strafsanktion für Gurtenmuffel nicht nur die Gesetzgeber treffe.
    Mehr noch als sie sind die Autofahrerverbände Schuld daran, die sich jahrelang quergelegt haben.
    Was dem einen die Angst vor dem Verlust autofahrender Wähler ist, ist dem anderen die Angst vor dem Verlust zahlender Mitglieder.
    Nur, dafür wählt kein Staatsbürger eine Partei und tritt kein Autofahrer einer Interessensvertretung bei, dass die dann nicht den Mut haben, seine Interessen notfalls auch gegen seine eigene Dummheit zu vertreten.
    Wir bleiben mit der Presseschau beim gestrigen Parlamentstag, wechseln aber das Thema.
    Ruth Pauli schreibt im heutigen Kurierkommentar über die dringliche Anfrage der ÖVP an Bundeskanzler Sinowaz zur Absage der großen Steuerreform und den Verbleib von Finanzminister Salcher in der Regierung.
    Schließlich geht es jetzt um Richtlinien für das nächste Budget, das von wahrlich weit erreichender Bedeutung ist, als die angeblichen Gründe für Herbert Seichers ausgefallenen Rücktritt.
    Ähnlich argumentiert Reinhard Hampel in den oberösterreichischen Nachrichten zur gestrigen ÖVP-Dringlichen unter dem Titel »Entlarvende Komik«.
    Man liest, Fast wären etliche Abgeordnete an ihrer eigenen Komik erstickt.
    Freilich hat die ÖVP als einzige Oppositionspartei in Situationen wie jetzt leicht lachen.
    Das muntere Treiben in den Regierungsparteien, namentlich der SPÖ, macht es ihr nicht allzu schwer, den Ereignissen ihren Spott anzuhängen.
    Doch hüte man sich, Oppositionspolitik in Ausgelassenheit aufgehen zu lassen.
    Dass Bundeskanzler Sinowaz verstört sei über das ÖVP-Nachdenken, wer in der SPÖ was zu reden habe, scheint Reinhard Hampel zwar verständlich, aber je öfter er betonen muss, dass er der Chef und dass ohnehin alles in Ordnung ist, desto stärker muss dieses Nachdenken werden.
    Klarheit über die Machtverhältnisse zu haben, ist das gute Recht der Bevölkerung in einer Demokratie.
    So gerät das Raunzen des Kanzlers, dass man sich mit Personalfragen befasst, in einen ähnlichen Komikbereich wie der Spott der ÖVP.
    Beides entlarvt sich selbst.
    Zum Abschluss der Presseshow ein bisschen schwarzer Humor.
    Der tintenschwarze Rabekritikrax der Salzburger Nachrichten krächzt heute.
    Die Fußball-Europameisterschaft hat miserabel begonnen.
    Dabei spielt Österreich gar nicht mit.
    Leopold Esterle hat die Kommentarauszüge zusammengestellt, Auszüge aus den Zeitungskommentaren, zum gestrigen Tag im Parlament.
    Es ging da um die Gurtenanlegepflicht und um die Dringliche Anfrage der ÖVP in Sachen Finanzminister Salcher und sein Verbleiben in der Regierung.
    Ein Nachtrag vielleicht noch zum heutigen Parlamentstag.
    Auf der ordentlichen Tagesordnung stand ja da die Debatte des außenpolitischen Berichts der Bundesregierung und hier wird oder hier stimmt die ÖVP zu.
    Seit vielen Jahren stützen sich die politischen Parteien bei der Planung ihrer Aktivitäten auch auf Ergebnisse von Meinungsumfragen.
    Fast zu jedem Thema wird eine mehr oder minder große Gruppe von Österreichern, die in ihrer Zusammensetzung der Gesamtbevölkerung entspricht, um ihre Einstellung gefragt.
    Allerdings nicht selten fallen Untersuchungsergebnisse zu einem und demselben Thema recht unterschiedlich aus, je nachdem, wer sie in Auftrag gegeben hat.
    Heute hat nun die SPÖ-nahe Sozialwissenschaftliche Studiengesellschaft eine Umfrage zu zahlreichen aktuellen politischen Themen veröffentlicht.
    Ein Schwerpunkt dabei, mehr als 2000 Österreicher wurden gefragt, was sie für die wichtigste Aufgabe der Bundesregierung halten und wie sie zum Thema Umweltschutz stehen.
    Roland Adrowitzer fasst zusammen.
    Umweltschutzgesinnung scheint eine Generationen- und Bildungsfrage zu sein.
    Diesen Eindruck kann man gewinnen, wenn man die Ergebnisse der jüngsten Umfrage der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft analysiert.
    Im Gesamtdurchschnitt der Bevölkerung halten 60 Prozent der Österreicher die Sicherung der Vollbeschäftigung für die wichtigste Aufgabe der Bundesregierung fast doppelt so viel wie noch vor zehn Jahren.
    Obwohl Umweltschutz und Umweltverbesserung heute von dreimal mehr Österreichern als noch vor zehn Jahren als wichtigste Pflicht der Regierung angesehen wird, nimmt sich die Zahl 14 Prozent gegenüber den vorher erwähnten 60 relativ bescheiden aus.
    Die gesellschaftliche Brisanz liegt wie so oft im Detail.
    Der jungen Generation ist Umweltschutz ein weit größeres Anliegen als dem Rest der Bevölkerung.
    38 Prozent der befragten Schüler und Studenten nannten den Kampf für die Verbesserung bzw.
    Rettung der Umwelt als vordringlichste Aufgabe der Regierenden.
    Die Vollbeschäftigungsanhänger in dieser Bevölkerungsgruppe haben mit 45 Prozent nur noch sehr knapp die Nase vorn.
    Umweltschutzgesinnung ist aber auch, wie eingangs erwähnt, eine Frage der Bildung.
    Während nur 5 Prozent der Hauptschulabsolventen Umweltschutz als Regierungspflicht Nummer 1 bezeichnen, tun dies fast ein Drittel der Maturanten und Akademiker.
    Wenig verwunderlich ist die große Präferenz, die die Anhänger der Grünen und Alternativen dem Umweltschutz geben.
    Die Zahlen liegen bei rund 50 Prozent.
    Etwas überraschend ist aber doch die geringe Zahl jener Umweltschutzanhänger, die sich klar zu einer etablierten politischen Partei bekennen.
    Nur 14 Prozent der ÖVP, 8 Prozent der FPÖ und gar nur 5 Prozent der deklarierten SPÖ-Parteigänger bezeichneten Umweltschutz als wichtigste Regierungsaufgabe.
    Bemerkenswert erscheint auch die regionale Verschiedenheit bei der Umweltschutzgesinnung.
    Während mehr als ein Fünftel der Wiener und Burgenländer von der Regierung in erster Linie Umweltschutzmaßnahmen erwarten, tun dies nur zwei Prozent der Vorarlberger.
    Und auch eine kleine Überraschung, in Niederösterreich, dem Land Zwentendorfs und Heimburgs, bekennen sich nur neun Prozent vorwiegend zum Umweltschutz.
    Von den Maßnahmen für die Verbesserung der Umweltsituation, die von der Regierung bereits gesetzt und angekündigt wurden, ist den Österreichern laut Umfrage nur die geplante Einführung bleifreiem Benzins einigermaßen bekannt.
    Vom Umweltschutzfonds der Regierung haben erst zwei Prozent Kenntnis genommen, nicht einmal ein Fünftel der Befragten wussten,
    dass die Regierung etwas gegen den sauren Regen und das Waldsterben unternimmt.
    Und, das erscheint besonders verwunderlich, fast die Hälfte der befragten Grünen und Alternativen konnten keine konkreten Umweltschutzmaßnahmen der Regierung nennen.
    Zusammenfassend, die Umweltschutzgesinnung ist bei der jungen Generation und den höher Gebildeten erheblich größer als bei der übrigen Bevölkerung.
    Deklarierte Parteigänger messen dem Umweltschutz erheblich weniger Bedeutung zu als der Vollbeschäftigung.
    Und viele engagierte Umweltschützer können keine einzige konkrete Regierungsmaßnahme zu diesem Bereich nennen.
    Das behaupten zumindest SPÖ-nahe Meinungsforscher.
    Roland Adrovice über einen Schwerpunkt aus einer Meinungsumfrage der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft zum Thema, wie steht der Österreicher zum Thema Umweltschutz.
    Und Sie haben da im Hintergrund vielleicht eine Debatte gehört, dazu zur Erklärung, aus technischen Gründen hat Kollege Adrovice uns diesen Beitrag auch aus dem Parlament überspielt.
    Es ist jetzt fünf Minuten vor halb eins, ein Inlandsthema haben wir noch am Programm, die angekündigte Budgetvorschau des Wirtschaftsbeirates für die Budgetentwicklung in den Jahren 1984 bis 88.
    Dieser Beitrag ist noch nicht fertig, wir gehen daher einstweilen ins Ausland.
    Die bundesdeutsche Koalitionsregierung hat etwas mehr als ein Jahr nach der Bestätigung der Bonner Wende durch den Wähler mehr innere und äußere Schwierigkeiten, als man es sich auch mit der blühendsten Fantasie bei der Ablöse von Helmut Schmidt durch Helmut Kohl erwarten konnte, durfte oder musste, je nach politischem Standort.
    Nach der Affäre um den NATO-General Kießling war zuletzt die geplante und wieder zurückgenommene Amnestie für Steuersünder im Zusammenhang mit Parteispenden ein Angelpunkt für schwere Kritik von Seiten der Opposition und von Seiten der Medien.
    Kaum haben sich diese Wogen wieder etwas geglättet, wird jetzt ein anderer Wunderpunkt der Bonner Regierung wieder akut.
    Allgemein wird jetzt doch ein Gerichtsverfahren gegen Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff erwartet.
    Dem FDP-Minister wird Bestechlichkeit vorgeworfen, weil er dem Flick-Konzern gegen hohe Parteispenden unzulässige Steuervorteile bewilligt haben soll.
    Der innenpolitische Druck von außen kommt natürlich von der Streikfront in der Bundesrepublik.
    Sowohl bei den Metallarbeitern als auch bei den Druckern, die von den Gewerkschaften in den Kampf um die 35-Stunden-Woche vorgeschickt wurden, zeichnen sich keine Verhandlungslösungen ab.
    Auch wenn die Metallarbeitgeber noch gestern, wenige Stunden nach dem Scheitern der bisher vierten Tarifverhandlungsrunde, die Einleitung eines besonderen Schlichtungsverfahrens vorgeschlagen haben.
    Heute Abend gibt es jedenfalls so etwas wie einen Krisengipfel der Vorsitzenden der Bonner Regierungsparteien Kohl, Strauß und Genscher.
    Helmut Brandstetter schildert die Ausgangslage.
    Eine feste Tagesordnung haben die Vorsitzenden der drei Koalitionsparteien, Kohl, Strauß und Genscher, für ihr Gespräch heute Abend im Kanzleramt nicht vereinbart.
    Doch die zentralen Themen sind unschwer zu erraten.
    Die anhaltenden Streiks, ein neuer Milliardenkredit an die DDR und die Krise in der FDP.
    Eine Krise, die seit Monaten schwelt, die Hans-Dietrich Genscher am Parteitag in Münster kaum verdecken konnte.
    und die durch die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen Otto Graf Lambsdorff in der Flick-Affäre noch verschärft würde.
    Eine Krise, die noch zu einer starken Belastung für die Koalition werden könnte.
    Noch sind Informationen, dass sich zwei der drei zuständigen Richter für die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen den Wirtschaftsminister wegen Bestechlichkeit im Amt entschieden haben, nicht bestätigt.
    Doch es gilt hier als so gut wie sicher, dass Otto Graf Lambsdorff vor den Strafrichter muss.
    So könnte endlich geklärt werden, ob Lambsdorff, wie die Anklage lautet, dem Flick-Konzern rechtswidrig Steuerbefreiung gewährt und dafür Spenden in Millionenhöhe für die FDP eingestreift hat.
    Ob Lambsdorff im Fall der Eröffnung des Hauptverfahrens zurücktritt, wie er das mehrmals angekündigt hat, wollte er gestern Abend auf Anfrage nicht sagen.
    Er warte auf die Vorladung des Gerichts.
    In der FDP erwägt man, Lambsdorff für die Zeit des Gerichtsverfahrens durch Fraktionschef Mischnig zu ersetzen.
    Viel wahrscheinlicher aber ist, dass CSU-Chef Strauß, der immer weniger Hehl aus seiner Geringschätzung gegenüber der FDP macht, aus diesem Anlass eine große Regierungsumbildung fordert.
    Dass das Wirtschaftsministerium keine Erbpacht der FDP sei, hat man aus München schon öfters gehört.
    Den programmierten Streit wird Kanzler Kohl schon heute Abend zu schlichten versuchen, mit gutem Grund, denn seine Regierung ist an einem Popularitätstief angelangt.
    Aber noch schreibt und spricht man in der Bundesrepublik in erster Linie vom Stand an der Streikfront.
    Nach dem Scheitern der regionalen Verhandlungen in Stuttgart ist auch in der fünften Woche des Metallerstreiks keine Lösung in Sicht.
    Ganz im Gegenteil, die Gangart soll noch härter werden.
    Die Arbeitgeber in Nordwürttemberg-Nordbaden werden ab Montag in allen Betrieben mit mehr als 1.000 Arbeitern aussperren.
    Einige 10.000 Arbeitnehmer werden davon betroffen sein, die Streikkasse der IG Metall noch schneller geleert.
    Die Gewerkschaften, die in Stuttgart nunmehr einen langjährigen Stufenplan zur Erreichung der 35-Stunden-Woche vorlegten und Zugeständnisse beim ursprünglich geforderten Lohnausgleich machten, geben sich trotz Ebbe in der Streikasse weiter kämpferisch.
    Die Arbeitgeber sehen inzwischen den einzigen Ausweg in einer Schlichtung durch unabhängige Fachleute.
    Die IG Metall hat angekündigt, sie werde sich gegen eine solche Schlichtung nicht wehren.
    Noch keine Aussicht auf Einigung auch in der Druckindustrie, trotz des Schlichtungsversuchs durch den CDU-Politiker Kurt Biedenkopf.
    Auch dort wird zurzeit nicht verhandelt, am Samstag will man sich wieder in Düsseldorf treffen.
    Bundeskanzler Kohl hat heute Mittag in Bonn neuerlich vor den Folgen der anhaltenden Streiks auf die deutsche Konjunktur gewarnt.
    Es sei auch besorgniserregend gewesen, erklärte Kohl, dass er am Londoner Weltwirtschaftsgipfel von den anderen Staats- und Regierungschefs fast ausschließlich auf die deutschen Streiks angesprochen worden sei.
    Und das nicht immer ohne Schadenfreude.
    Helmut Brandstätter berichtet aus Bonn über die Lage der Bonner Koalitionsregierung angesichts des andauernden Arbeitskampfes um die 35-Stunden-Woche und auch angesichts der nun doch aus Sicht der Regierung drohenden Gerichtsverhandlung gegen den Wirtschaftsminister Lambsdorff.
    Es ist eine Minute nach halb eins.
    Was können wir in der knappen halben Stunde in diesem Mittagsschanal noch anbieten an Informationen?
    Wir wollen berichten über die Premiere des amerikanischen Sacharow-Films in Paris.
    Wir berichten vom Abschluss des Comicon-Gipfels in Moskau.
    Aus Österreich die Budgetvorschau des Wirtschaftsbeirates für die Budgetentwicklung 84 bis 88 und im Kulturteil eine Vorschau auf das Bob Dylan Konzert heute Abend in der Wiener Stadthalle, auch die Gruppe Santana tritt da auf und eine Pressekonferenz über die Bilanz der Wiener Festwochen.
    Zunächst aber nach Moskau.
    Mit einer Rede von Staats- und Parteichef Tschenjenko sind heute in der sowjetischen Hauptstadt die dreitägigen Beratungen der zehn Mitgliedstaaten der kommunistischen Wirtschaftsgemeinschaft Comecon, des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe, beendet worden.
    Es war das erste Wirtschaftstreffen dieser Art auf allerhöchster Ebene seit Jahren, nur Kubas Fidel Castro entsandte einen Vertreter.
    Nach Angaben der Nachrichtagentur TASS berieten die Staats- und Parteichefs über Fragen der wirtschaftlichen Entwicklung und Zusammenarbeit der Comicon-Staaten.
    Bei dem Gipfeltreffen sei eine Erklärung über eine Vertiefung der wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und technischen Kooperation verabschiedet worden.
    Eine recht allgemeine Abschlusserklärung also, die da via TASS verbreitet wird und im Folgenden berichtet Otto Hörmann direkt aus Moskau, dass tatsächlich nicht mehr als diese eher allgemeinen Floskeln zu erfahren waren.
    Vom RGW-Gipfel im Kreml hört man seit Dienstag nur, dass er stattgefunden hat und eben beendet wurde und dass die Delegationsleiter einen nach dem anderen das Wort an die Konferenz gerichtet haben.
    Es gibt einige wenige Bilder vom Konferenzsaal und von den Delegationen.
    Man hatte ein Pressezentrum eingerichtet, wo aber bisher aus einer Pressekonferenz, wo nichts gesagt wurde, nichts stattfindet, außer dass Ansichtskarten mit Sondermarken verkauft werden.
    Eher hat man heute den Eindruck, dass der Gipfel als Hintergrund für Dzenjenko-Medien-Festspiele fungiert.
    So heute in der Pravda.
    Konstantin Dzenjenko reagiert in einem offenbar, wie üblich, gestellten Interview auf dem Londoner Westgipfel.
    Konstantin Dzenjenko empfängt, komplett mit Foto, den Ungarn-Kadar.
    Konstantin Dzenjenko empfängt, komplett mit Foto, den tschechoslowaken Husak.
    Konstantin Dzenjenko verleiht Husak einen hohen Orden.
    Im Verlag für politische Literatur scheint ein Sammelband der Reden Tschernenkos von 1976 bis heute.
    In einem vierspaltigen Artikel wird an das Juni-Plenum 1983 erinnert, wo Tschernenko eine ideologische Rede gehalten hatte, noch unter Parteichef Andropow, dessen Name übrigens in dem Artikel an keiner Stelle erwähnt wird.
    Konstantin Schenienko ist unglaublich präsent, schon seit Wochen, und wenn man vergleicht mit der Amtszeit Andropow, so ist der Unterschied unübersehbar.
    Von Zurückhaltung kann keine Rede mehr sein, auch krank ist in der Führungsriege offenbar niemand mehr.
    Nur, neuen Inhalt gibt es nicht zu vermelden, so auch im Prafter Interview.
    Wenn auf die UdSSR und ihre Verbündeten neue amerikanische Raketen gerichtet werden und zugleich zu Gesprächen aufgerufen werde, so sei das politische Doppelzüngigkeit, sagt Tschenjenko.
    Er spricht auch von ultimativen Bedingungen der Amerikaner, die zurückgenommen werden müssten.
    Und er meint damit vermutlich die alte sowjetische Formel, Rückkehr zum Status quo ante vor der Nachrüstung.
    Die sowjetischen SS-20 bleiben, die Pershings und Marschflugkörper
    Otto Hörmann berichtet aus Moskau zum Abschluss des Comic-Con-Gipfels.
    Es ist vier Minuten nach halb eins und wir bringen quasi außer Programm, weil von mir nicht angekündigt, noch einen Bericht aus dem Ausland.
    Es geht um das Thema Israel und die dort bevorstehenden Wahlen.
    Am 23.
    Juli, also etwas mehr als einem Monat, wird in Israel ein neues Parlament gewählt.
    Dem Wahlausgang wird diesmal mit besonderer Spannung entgegengesehen, da es nach bisherigen Schätzungen der Arbeiterpartei gelingen könnte, nach einer siebenjährigen Pause wieder die Regierung zu übernehmen.
    Und damit könnten sich neue Perspektiven für eine friedliche Lösung der Palästinenser-Frage ergeben.
    Aber die Arbeiterpartei würde auch ein schweres Erbe im Libanon antreten müssen.
    Innenpolitisch steht die nächste Regierung in jedem Fall vor der Aufgabe, den aufstrebenden jüdischen Terrorismus zu bekämpfen.
    In der israelischen Parteienlandschaft ist der frühere unabhängige Abgeordnete Uri Avnery so etwas wie ein schwarzes Schaf.
    Er gehört der Frieden-Jetzt-Bewegung an, ist ein Freund von Altbundeskanzler Kreisky, unterhält auch Kontakte zum gemäßigten Flügel der PLO.
    Mit seiner Fortschrittsliste für den Frieden tritt Avnery zusammen mit dem palästinensischen Rechtsanwalt Mohamed Majayri,
    und dem Ex-General Pelet neben den Kommunisten als Einziger mit einer jüdisch-arabischen Liste in den Wahlkampf.
    Gerade deshalb versucht man, ihn durch ein Verbot daran zu hindern.
    Anlässlich einer UNO-Konferenz hielt sich Uri Avnery dieser Tage in Wien auf und im folgenden Gespräch mit Harry Sikorski nimmt der israelische Politiker zu aktuellen Fragen seiner Heimat Stellung.
    Herr Avnery, es gibt Versuche, Ihre Liste, die jüdisch-arabische Fortschrittsliste, für den Frieden zu verbieten.
    Mit welcher Begründung?
    Die offizielle Begründung ist, dass
    Wir unterstützen die PLO, dass wir für einen Palästinenstaat sind und dass das die Sicherheit Israels gefährdet.
    beruht auf einem kolonialen englischen Gesetz, 1945 in damaligen Palästina erlassen, gegen die jüdischen Freiheitskräfte, gegen die jüdischen Untergründe, damals von Yitzhak Shamir,
    geleitet worden ist.
    Dasselbe Schamir, der heute dieses Gesetz, das gegen ihn gelassen worden ist, gegen uns benutzen will.
    Nun tritt Ihre Liste, wie Sie sagen, für einen palästinenser Staat unter Führung der PLO in Westjordan und Gaza ein.
    Ist dann nicht das Argument berechtigt, dass Sie also ein Verlängerter am der PLO sind?
    Wir sind Israelis und die PLO ist palästinensisch.
    Aber unsere Aufgabe als Israelis ist,
    das zu tun, was wir für Israel gut halten.
    Wir glauben, dass Frieden für Israel gut ist, dass der Krieg für Israel schlecht ist, und darum befürworten wir eine Lösung, die unserer Ansicht nach den Interessen Israels entspricht.
    Ich selbst, wenn ich etwas persönlich sein kann,
    Ich befürworte diese Lösung schon seit 1948.
    Ich bin schon ein Veteran dieser Geschichte, lange bevor die PLO sich dazu durchgerungen hat.
    Die PLO hat diese Lösung praktisch erst ab 1974 mehr oder weniger akzeptiert und auch heute noch ist innerhalb der PLO
    ein sehr starker Konflikt.
    Wie erklären Sie sich die jüngste Ausbreitung des jüdischen Terrorismus, der jüdischen Terrorbewegung?
    Ist das eine natürliche Reaktion auf den palästinensischen Terror oder die Folge einer falschen Politik?
    Es hat mit dem palästinensischen Terror überhaupt nichts zu tun, sondern es ist eine fanatisch, religiöse, chauvinistische,
    man könnte beinahe sagen, faschistische Ideologie.
    Es handelt sich nicht um eine kleine Untergrundgruppe, die man heute auflegt und damit verschwindet.
    Es handelt sich um die politische Einstellung von Dutzenden von neuen Siedlungen in den besetzten Gebieten, im Westufer und im Gazastreifen, die heute schwer bewaffnet sind, von der israelischen Armee bewaffnet,
    und scheinbar von einem Teil der israelischen Offizierskorps unterstützt worden ist.
    Das ist eine große Gefahr für jede Regierung in Israel.
    Besonders wäre es eine große Gefahr für eine neue Arbeiterparteiregierung in Israel.
    Denn stellen Sie sich mal vor, die Arbeiterpartei kommt an die Macht.
    und wird beschließen, sagen wir mal, Verhandlungen über das Westufer aufzunehmen, sogar im Sinne von Camp David.
    Sie hätten sofort einen terroristischen, bewaffneten Widerstand von einer stark bewaffneten Bevölkerung, die von einer sehr, sehr extremen, fanatischen Ideologie motiviert sind.
    Der israelische Politiker Uri Avnery im Gespräch mit Harry Sikorsky.
    In etwas mehr als einem Monat sind Parlamentswahlen in Israel.
    Zehn Minuten nach halb eins noch einmal zurück nach Österreich zum angekündigten Thema Budgetprognose.
    Denn in regelmäßigen Abständen legt der sozialpartnerschaftlich besetzte Wirtschaftliche Sozialbeirat eine Budgetprognose vor.
    Diese Prognosen für jeweils fünf Jahre untersuchen dabei die wahrscheinliche Entwicklung der wichtigsten Zahlen des Staatshaushaltes unter der Annahme allerdings, dass die wirtschaftlichen Verhältnisse wie Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit unverändert bleiben.
    Die heute vorgelegte jüngste Prognose unter Einrechnung der Auswirkungen der Pensionsreform
    zeigt dabei ein stetig steigendes Budgetdefizit und deshalb wird auch in Zukunft ein immer höherer Anteil der Staatseinnahmen für die Verzinsung der alten Staatsschulden notwendig sein.
    Helmut Glitzander informiert über die wichtigsten Daten dieser Vorhersage.
    Immer mehr Geld werden die Steuerzahler in Zukunft für die Zinsen der alten Staatsschulden aufwenden müssen.
    Und auch im Verhältnis zur wachsenden Wirtschaftsleistung werden sich die Österreicher auf noch stärker steigende Steuerlasten einstellen müssen.
    Das sind wohl die beiden Hauptergebnisse der Budgetprognose des Beirats für Wirtschaft und Sozialfragen.
    Wenn auch die Verfasser der Studie betonen, dass die vorgelegten Zahlen womöglich nicht Wirklichkeit werden sollten, es sollten also Maßnahmen dagegen ergriffen werden, so werden doch die Größenordnungen aller Wahrscheinlichkeit nach zutreffen.
    Denn leicht hämisch wurde in der Pressekonferenz auf die vom damaligen Bundeskanzler Kreisky als dem Fluss hinab schwimmende Prognoseleiche betitelte letzte Budgetvorschau des Beirats Bezug genommen.
    Tatsächlich war ja dann die Defizitexplosion und Schuldenentwicklung seither noch viel ärger, als die ohne dies noch optimistischen Annahmen des Beirats vorhergesagt hatten.
    Was befürchten nun die Budgetexperten bis 1988?
    Binnen sechs Jahren werden sich die Staatsschulden etwa verdoppelt haben.
    Trotz dem ersten Schritt der Pensionsreform wird der Sozialaufwand stark steigen, aber selbst diese zusätzlich benötigten Milliarden werden noch von den notwendigen Zahlungen für die Zinsen der Staatsschuld überholt.
    Das Budget wird von innen her ausgehöhlt, ein immer größerer Teil der Steuereinnahmen des Staates muss für diese Staatsschulden aufgebracht werden.
    Und auch die Chancen auf eine Steuersenkung werden vom Beirat offensichtlich als nicht allzu hoch eingeschätzt, denn im Gegensatz zu früheren Prognosen wurde diesmal keine Anpassung an die Inflation vorgesehen.
    Das heißt, die Steuerlast wird im Bereich der Lohnsteuer weiter zunehmen.
    Zugleich kommt aber der Beirat zur Schlussfolgerung.
    Eine Stabilisierung des Defizits ist nicht zu erwarten.
    Der Innsbruck-Universitätsprofessor Socher als Sprecher des Beirats nennt die Zahlen zur Zinsenbelastung des Budgets.
    Es ist dieser Aufwand, der es immer mehr zu den Defiziten treibt.
    Und wenn Sie einmal vergleichen die Zunahme des Defizits von 84 bis 88, so beträgt die 22 Milliarden Schilling.
    Davon gehen 17 Milliarden zusätzlich an Zinsenaufwand hinaus.
    Also echte Mehrausgaben aus diesem erhöhten Defizit sind nur 5 Milliarden Schilling.
    In der gleichen Zeit, in diesen fünf Jahren, auf die sich hier die Vorschau bezieht, nimmt aber die Staatsschuld um 350 Milliarden zu.
    Dementsprechend fordert der Beirat eine schrittweise Verringerung der Budgetausgaben, denn nur so kann das Defizit in den Griff bekommen werden.
    Der folgende Beitrag führt sozusagen ins Grenzgebiet zwischen Politik und Kultur.
    Es geht um die gestrige Pariser Uraufführung eines amerikanischen Films über das Leben des sowjetischen Nobelpreisträgers und Regimekritikers Andrei Sakharov.
    Manche Beobachter im Westen befürchten, dieser Film könnte bereits sein Nachruf auf den prominentesten Dissidenten innerhalb der Sowjetunion sein.
    Anfang Mai hat Sakharov in seinem Verbannungsort Gorki mit einem Hungerstreik begonnen.
    Die Nachrichten über sein Schicksal und das seiner Frau Elena Bonner sind seither spärlich und widersprüchlich.
    Das offizielle Moskau behauptet jedenfalls, Sakharov sei am Leben und nicht in Hungerstreik.
    Der vom Westen geforderte Beweis dafür fehlt bisher allerdings.
    Dabei war diese dramatische Zuspitzung im Fall Sacharow bei der Produktion des Films natürlich nicht vorherzusehen.
    Diese Produktion hat schließlich rund zwei Jahre gedauert.
    Aber immerhin haben die aktuellen Ereignisse eine Vorverlegung der Premiere bewirkt und sie gaben dieser Premiere den besonderen politischen Aspekt, der auch durch die Anwesenheit von zahlenreicher Politprominenz unterstrichen wurde.
    Thomas Fuhrmann berichtet.
    Im großen Saal der Cinémathèque in Paris au Palais de Chaillot gab sich gestern Abend die politisch-intellektuelle Schickeria von Paris einstellig ein.
    zur Weltpremiere des Streifens mit dem kurzen und prägnanten Titel Sacharow.
    Heute Abend wird der Film vor der italienischen Prominenz in Florenz gezeigt.
    Nächste Stationen sind Den Haag und Bonn, wo Bundeskanzler Helmut Kohl dabei sein soll.
    Und am 21.
    Juni findet in Washington die US-Premiere vor den versammelten Vertretern des Kongresses und des Repräsentantenhauses statt.
    US-Präsident Reagan wird ebenfalls kommen.
    Es war der Wunsch des Physikers und Nobelpreisträgers André Sacharow gewesen, diesen von seinen eigenen Unterlagen inspirierten, mit britischem Kapital und amerikanischen Stars produzierten Film zunächst in Paris uraufzuführen.
    Die mit Politikern gefüllten ersten Reihen des Saales gaben jedoch nicht das ganze Spektrum der französischen Parteienlandschaft wider.
    Frankreichs Staatspräsident François Mitterrand, der in einer Woche zu seiner umstrittenen Moskau-Reise aufbricht, ließ sich bei der Premiere durch Kulturminister Jacques Lang vertreten.
    Nebenlang war eine Handvoll weiterer sozialistischer Regierungsmitglieder der Einladung der Veranstalter der internationalen Sacharow-Akademie gefolgt.
    Der kommunistische Koalitionspartner glänzte jedoch durch Abwesenheit.
    Die Begründung ist einfach und aufstoßreich.
    Es sei ein amerikanischer Film.
    Wenigstens redeten sich die Kommunisten nicht auf unaufschiebbare Verpflichtungen wegen des Europawahlkampfes aus.
    Denn die bürgerliche Opposition war aus diesem Grund nur mit der zweiten Garnitur vertreten.
    Simon Weil, Jacques Chirac, Valéry Giscard d'Estaing und Raymond Barr sind die Wahlen offenbar derzeit wichtiger als André Sacharoff.
    Die Premierengäste waren privilegiert, denn der als Kinofilm gedachte Streifen wird nie in die Kinos kommen.
    Wegen der ernsten Lage des Ehepaares Sacharoff haben sich die Produzenten entschlossen, auf eine Auswertung auf der großen Leinwand zu verzichten.
    Sacharoff soll ausschließlich und rasch weltweit im Fernsehen gezeigt werden.
    Damit könne man auf einen Schlag zig Millionen Menschen auf das Schicksal des Dissidenten aufmerksam machen.
    In dem Zwei-Stunden-Film verkörpern Jason Roberts und Glenda Jackson Andre Sacharow und dessen zweite Frau Elena Bonner.
    Im Stile des Dokumentardramas hat Regisseur Jack Gold, der bereits für die Holocaust-Serie verantwortlich gewesen ist, die Stationen im Kampf Sacharows für die Menschenrechte in der UdSSR nachvollzogen.
    Der Bogen der Ereignisse reicht vom Verlust seines Arbeitsplatzes und seiner Privilegien bis zur Verbannung ins innere Exil nach Gorki.
    Dazwischen werden seine Aktionen, sein Auftreten bei Demonstrationen, das Sammeln von Unterschriften für Petitionen, Interviews mit westlichen Korrespondenten und die Reaktionen der sowjetischen Behörden gezeigt.
    Druck auf die Familie, Verweisung der Schwiegertochter Tanja Jankelevic von der Universität, Versuch des KGBs, den Sohn Tanjas zu vergiften.
    Besonders bewegend ist die Szene von der Nobelpreisverleihung, zu der Sacharow 1975 nicht selbst nach Oslo fahren durfte.
    Elena Bonner nahm den Preis an seiner Stelle entgegen.
    An dieser Stelle des Films brach in Palais Chaillot spontan Applaus unter den Premierengästen aus.
    Sacharows Schwiegertochter Tanja, ihre Großmutter und ihr Mann Efraim waren gestern Abend ebenfalls anwesend.
    Tanjas Urteil über den Film
    Die Chronologie der wahren Ereignisse sei aus dramaturgischen Gründen verändert worden, doch entspreche der Film absolut dem, was Sacharow und seine Familie tatsächlich durchgemacht haben.
    Der Sacharow-Darsteller ist übrigens auch der Hauptdarsteller gewesen im Tag danach.
    Die Wiener Festwochen 1984 gehen am kommenden Sonntag offiziell zu Ende.
    Allerdings finden am Dienstag und Mittwoch im Theater an der Wien noch zwei Festwochenveranstaltungen statt, und zwar zwei Aufführungen von Dieter Kaufmanns Volksoper.
    Bereits heute Vormittag wurde aber im Rahmen einer Festwochenabschlusskonferenz Bilanz gezogen.
    Ein Ausblick auf die Festwochen 1985 dürfte dabei auch nicht fehlen.
    Im folgenden Beitrag von Brigitte Hofer zieht Wiens Kulturstaatrat Franz Schmuckwitzka zunächst eine positive Bilanz der diesjährigen Veranstaltungsreihe.
    Besonders erfreulich und für die Zukunft für uns sicher programmbestimmend war das Echo auf alle Gastspiele.
    Der Publikumsansturm war so groß wie nie zuvor, das muss man einfach dazu sagen.
    Schon das Festwochen-Gastspiel der Reue Shakespeare Company war mehrfach überbucht und dieser Trend setzt sich bei Baumeister Solnes und bei der Hermannsschlacht weiter fort.
    Auch die eher kulinarischen Gastspiele, American Dance Machine und Grammagic Circus, dass die gut gehen würden, haben wir erwartet und die Erwartungen sind auch eingetroffen.
    Eingetroffen sind auch Erfolgsmeldungen über das Puppenfestival, über die 300 Puppen, die kurze Zeit zum Stadtgespräch von Wien wurden und über die Literaturinitiative Jüngste Literatur Zeltgasse 7.
    Anhand der Auslastung, anhand trockener Prozentzahlen, sieht man die vier schlecht verkauften Vorstellungen der Auftragsoper Weltuntergang, 1300 Besucher, das sind nur 30 Prozent Auslastung des Theaters an der Wien, und die interessant zusammengestellten, aber wenig besuchten Momente in der Szene Wien, Abende zeitgenössischer Komponisten.
    Im Musikverein dagegen strahlt Professor Albert Moser über die gelungenen großen Orchesterkonzerte und konzidiert,
    Ich glaube, dass wir noch immer ein wenig zu viel gemacht haben.
    Wir haben zwar schon sehr restringiert im Vergleich zu den letzten Jahren.
    Erstaunlicherweise sind die Kammermusik, also die Veranstaltung im Brahmssaal, sehr gut besucht gewesen, obwohl hier einiges geboten wurde, was nicht alltäglich war.
    Der allgemeine Kartenverkauf, den ich also noch nicht nachweisen kann,
    hat sich aber auf jeden Fall gegenüber dem vorvergangenen Jahr wesentlich verbessert.
    Wir glauben, dass wir doch auf einen ziemlich hohen Patientsatz kommen werden.
    Wir werden das dann später einmal nachweisen.
    Und ich glaube auch, dass die Qualität des Gebotenen eigentlich kaum überbildbar war, vor allem in der Frage der Spitzenveranstaltung, der großen Orchesterkonzerte.
    die wir zum Teil gemeinsam mit den Philharmonikern gemacht haben, zum Teil mit auswärtigen Orchestern, wovon eigentlich alle allererste Qualität waren.
    Und erste Qualität sollen natürlich auch die geplanten Veranstaltungen der Festwochen 1985 haben.
    Alexander Pereira als neuer Generalsekretär des Wiener Konzerthauses, erstmals bei einer Pressekonferenz der Wiener Festwochen.
    Das Musikfest 85 beginnt am 16.
    Mai mit einem Orchesterkonzert der Wiener Philharmoniker und der Lorin Marzell.
    in dem bereits ein erster Schwerpunkt klar werden soll, nämlich dem, dass die Wiener Philharmoniker die H-Moll-Suite spielen werden.
    Es soll in diesem Bachjahr nicht nur demonstriert werden, dass Bach ein Komponist für Spezialisten ist, sondern eigentlich die Musik Bachs nur dann lebendig sein kann, wenn alle bedeutenden Interpreten unserer Zeit sich mit diesem Komponisten befassen.
    Bach und Georg Friedrich Händl im Mittelpunkt der Festwochen 1985.
    Nikolaus Annoncourt wird im Konzerthaus Herakles von Händl aufführen und im Theater an der Wien die große Eigenproduktion der Wiener Festwochen Händls Julius Cäsar leiten, mit Lucia Popp, Benjamin Laxen, Mirdita als Regisseur und Hoffer als Ausstatter.
    Die Theatergastspiele sind außer dem Kabuki-Theater aus Tokio noch nicht fixiert, wohl aber die Ausstellung 1945, davor, danach, die anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages im Museum des 20.
    Jahrhunderts veranstaltet wird.
    Weitere Impulse sollen die Festwochen aus der Ausstellung Traum und Wirklichkeit Wien von 1870 bis 1930 im Wiener Künstlerhaus erhalten.
    Das Clown Festival wird erst wieder für 1986 und dann wieder auf der Jesuitenwiese geplant.
    Ein Beitrag von Brigitte Hofer.
    Ein Konzert, das für manche schon jetzt als das Pop-Ereignis des Jahres gilt, geht heute Abend über die Bühne der Wiener Stadthalle.
    Nacheinander und zum Teil auch gemeinsam treten die Afro-Rock-Gruppe Santana und der Altmeister des Folk-Rock Bob Dylan auf.
    Das Konzert war ursprünglich auf der Berliner Waldbühne angesetzt und kam für Wien erst im letzten Moment zustande, als der Vorverkauf für den Berliner Abend allzu schleppend anlief.
    Für Wien sind bereits an die 8000 Karten verkauft, man rechnet mit einem fast ausverkauften Haus.
    So klangen Santana beim legendären Festival von Woodstock 1969 und nicht viel anders klingen sie heute.
    Von seinem Erfolgsrezept, lateinamerikanische Tanzrhythmen mit hartem Rock'n'Roll aufzukochen und das Gemisch mit metallisch markanten Gitarrensoli zu würzen, von diesem Rezept also ist der jetzt 37-jährige Mexikaner Carlos Santana im Grunde nie abgegangen.
    Auch wenn er die Besetzung seines Septets in den letzten Jahren mehr als einmal austauschte und erst kürzlich etwa um den ehemaligen Bassisten von Weather Reports, Alphonso Johnson, verstärkte.
    Kurze Ausflüge in religiös inspirierte Meditationsmusik und in den Jazz bekamen Santana geschäftlich nicht gut.
    Und so spielen sie denn gewiss auch heute Abend ihre bekannten Hits von Soul Sacrifice bis Jingu.
    Eine, so ein Rocklexikon, perfekt geölte Rhythmusmaschine, die seit Jahren ihre Fans hat, ohne freilich neue dazu zu gewinnen.
    Wesentlich komplizierter liegt der Fall Bob Dylan.
    Seit der inzwischen 43-jährige Folkrockstar mit Nummern wie dieser, versammelt auf seiner jüngsten, im Vorjahr erschienenen Langspielplatte Infidels, zum schnörkellosen, geradlinigen Rock ohne metaphysische Mätzchen zurückgefunden hat, ist er wieder oben auf.
    Es ist das mindestens vierte Comeback des einmal als Shakespeare seiner Generation gerühmten Sängers, der es immer wieder verstanden hatte, seine Anhänger zunächst vor den Kopf zu stoßen, um sich rückblickend als prophetischer Trendsetter zu erweisen.
    Die letzten vier Jahre brachten den Dylan-Fans die härteste Belastungsprobe.
    Der einstige Dichter sarkastischer Protest-Songs hatte da seine Liebe zum Christentum spezifisch amerikanischer Prägung entdeckt und dieser Liebe in pathetischen Gospel-Songs Ausdruck verliehen.
    Auch in Interviews ließ der kultisch verehrte Musiker irritierende Züge muffiger Spießigkeit erkennen.
    Etwa im folgenden Zitat aus einer drei Jahre alten Rundfunksendung, in der Dylan neben seinen eigenen heilenden Klängen eine Welt aus kranker Musik und kranken Menschen ortete.
    Was ich immer spiele, ist eine Art Heilmusik.
    Wenn es nicht ist, will ich es nicht machen.
    Denn es gibt genug so genannten Musik, die krank ist.
    Es ist nur krank.
    Es wird von kranken Leuten gemacht und zu kranken Leuten gespielt, um ein ganzes Weltall von Krankheit zu verbessern.
    Das ist indes schon wieder Geschichte.
    Auf seiner jetzigen Tournee verzichtet Dylan auf Lieder aus seiner religiösen Phase, zugunsten klassischer Hits und ganz neuem Material.
    Gospel-Chöre wie noch bei Dylans letzten Wien-Konzert vor drei Jahren und Big-Band-Arrangements haben ausgedient.
    Und Dylans unverwechselbares Nasales-Tiber erklingt in rockiger Härte zur klassischen und mit dem ehemaligen Rolling-Stones-Musiker Mick Taylor auch prominent besetzten Bassorgel-Schlagzeug-Begleitanssambel.
    als Beispiel für den neuen alten Sound der Tombstone Blues aus dem Jahre 1965.
    Bei seinen jetzigen Auftritten, ein Ausschnitt aus einer deutschen Fernsehreportage, singt Dylan dieses Lied vielleicht noch authentischer.
    Im Gesang findet Dylan seine wahre Sprachgewalt wieder, urteilte dazu die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
    Titel des Artikels, Gipfel der Popkultur.
    Übrigens, dem Vertrag und den Ankündigungen nach, sollte heute Dylan vor den Mannen Santanas auftreten.
    Wetten, dass der Altmeister auch in zeitlicher Hinsicht das letzte Wort behalten wird?
    Hans Langsteiner gab uns einen Vorgeschmack auf das heutige Dylan-Santana-Konzert in der Wiener Stadthalle.
    Zwei Minuten vor eins, wir schalten noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Im Parlament steht heute unter anderem der außenpolitische Bericht 1983 zur Debatte.
    Die ÖVP wird diesem Bericht zustimmen.
    Ein weiterer Tagesordnungspunkt ist der durch den Einspruch des Bundesrates notwendig gewordene Beharrungsbeschluss über die ORF-Gesetznovelle.
    Der Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen hat die Budgetvorschau 1984 bis 1988 fertiggestellt.
    Das Bruttodefizit des Bundeshaushaltes wird sich demnach bis 1988 von derzeit etwa 95 Milliarden Schilling auf knapp 140 Milliarden Schilling erhöhen, das Nettodefizit von etwa 60 Milliarden auf etwa 85 Milliarden Schilling.
    Weiter wird ein Steigen der Finanzschuld des Bundes auf etwa 765 Milliarden Schilling prognostiziert.
    Die Zahl der Selbstmorde in Österreich ist im Jahr 1983 zurückgegangen.
    1982 starben 2070 Menschen von eigener Hand, im Vorjahr 2041.
    Unter anderem geht aus der Veröffentlichung des Statistischen Zentralamtes hervor, dass immer weniger Jugendliche den Freitod wählen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Arbeitgeber in der Metallindustrie von Nordbaden-Nordwürttemberg haben vorgeschlagen, eine sogenannte besondere Schlichtung anzurufen.
    Zuvor waren Verhandlungen über die Beilegung des Arbeitskampfes gescheitert.
    Die Anrufung der Schlichtung kann nur von beiden Seiten einvernehmlich eingeleitet werden.
    Der Gewerkschaftsvorstand wird heute in Frankfurt über das weitere Vorgehen entscheiden.
    Auch in der Druckerei-Industrie gehen die Streiks weiter.
    Nun noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Meist noch aufgelockert bewölkt, später lokal Gewitter.
    Nachmittagstemperaturen 20 bis 27 Grad.
    Das war zum Ende des Mittagschanals noch einmal das Wichtigste in Kürze.
    Eine Stunde Mittagsinformation ist damit zu Ende.
    Redakteur am Studiomikrofon war Werner Löw.
    Ich verabschiede mich auch im Namen von Redaktion und Technik und wünsche noch einen angenehmen Tag.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.06.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1984.06.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Parlament: Debatte zum Konferenzzentrum
    Einblendung: ÖVP-Abgeordneter König und SPÖ-Abgeordneter Nowotny
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung] , König, Friedrich [Interviewte/r] , Nowotny, Ewald [Interviewte/r]
    Datum: 1984.06.14 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Abschluss des COMECON-Gipfels in Moskau
    Mitwirkende: Hörmann, Otto [Gestaltung]
    Datum: 1984.06.14 [Sendedatum]
    Ort: Moskau
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit dem israelischen Oppositionspolitiker Uri Avnery ("Frieden-Jetzt-Bewegung") zu Wahlen
    Mitwirkende: Sichrovsky, Harry [Gestaltung] , Avnery, Uri [Interviewte/r]
    Datum: 1984.06.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Budgetvorschau des Wirtschaftsbeirates 1984 - 1988
    Interview: Sprecher des Beirates Prof. Socher
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Socher, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1984.06.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bilanz der Wiener Festwochen
    Einblendung: Kulturstadtrat Mrkvicka, Generalsekretär der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien Moser und Generalsekretär des Wiener Konzerthauses Pereira
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Mrkwicka, Franz [Interviewte/r] , Moser, Albert [Interviewte/r] , Pereira, Alexander [Interviewte/r]
    Datum: 1984.06.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Kultur ; Wirtschaft ; Theater ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Folk-Musiker Bob Dylan und Latino-Rock-Band Santana in der Wiener Stadthalle
    Einblendung: Musik (Santana in Woodstock 1969 und diverse Bob-Dylan-Songs) und Folk-Musiker Bob Dylan (aus 1981)
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Santana, Carlos Augusto Alves [Interpret/in] , Dylan, Bob [Interviewte/r]
    Datum: 1984.06.14 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Stadthalle [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1984.06.14
    Spieldauer 00:59:51
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    Bachmair, Udo [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.06.14 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-840614_k02
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