Mittagsjournal 1984.07.10

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    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag beim Mittagschanal, sagt mir Fritz Wendler als Redakteur im Studio.
    Heute planen wir folgendes Programm.
    Vom Ex-Chef der Klimatechnik, Erwin Tautner, dem vorgeworfen wird, die größte Firmenpleite im Österreich der Zweiten Republik verursacht zu haben, die sich der Justiz durch Flucht entzog und von dem man nicht weiß, wo er derzeit ist, haben wir ein Tonband erhalten, auf dem er zum Beispiel zu seinem Fallstellung nimmt und zu seinem Aufenthaltsort sagt.
    Ihre fünfte Frage lautet, wollen Sie Angaben über Ihren Aufenthaltsort machen, zum Beispiel Erdteil?
    Ich mache zu solchen Fragen nie Angaben.
    Nicht als Besorgnis um meine Sicherheit, da es ja doch mir nur als eine Gebrauchsanweisung für Flüchtige ausgelegt werden würde.
    Aber gerade denjenigen, die glauben, flüchten zu müssen und flüchten zu können, möchte ich eines sagen.
    Sie sollen es sich sehr gut überlegen.
    Mit Geld geht es überhaupt nicht.
    Wichtig sind Freunde, die über Möglichkeiten verfügen und dass man selbst bereit ist, den eigenen Kulturkreis zu verlassen.
    Weitere Themen der nächsten Stunde.
    Die Pressekonferenz nach der Ministerratssitzung.
    Dabei dürfte es einmal mehr auch um die wieder so heftig aufgeflammte Diskussion um den Steuerakt von Ex-Finanzminister CA-Generaldirektor Hannes Androsch gehen.
    Ein Thema, das auch die Kommentarspalten der heutigen heimischen Tageszeitungen und damit auch unsere Presseschau beherrscht.
    Aus der Bundesrepublik Deutschland fassen wir die Lehren, die dort aus dem wochenlangen Druckerstreich gezogen werden, zusammen und dazu passend haben wir eine Übersicht über die Arbeitszeitdiskussion in den wichtigsten Ländern Europas zusammengestellt.
    Aus den USA berichten wir über das Aufsehen, dass dort ein neues Buch mit dem Titel »Die Kennedys« ein amerikanisches Drama erregte.
    Und die Kulturredaktion widmet sich der Wiederaufnahmen des Musical »Cats« im Theater an der Wien.
    Vor all dem gibt es aber jetzt die Nachrichten, die Georg Schalgeruber zusammengestellt hat und die Maria Piffel liest.
    Österreich.
    Unter schärften Sicherheitsvorkehrungen halten heute in Wien die Ölminister der OPEC, der Organisation Erdöl exportierender Länder, eine Konferenz ab.
    Hauptproblem ist die Überproduktion von Erdöl.
    Bereits gestern ist der Marktüberwachungsausschuss der Organisation zusammengetreten.
    Dabei wurde die Beibehaltung der gegenwärtigen Preise und der bisherigen Förderquoten befürwortet.
    Bei der heutigen Tagung soll der neue Generalsekretär der OPEC gewählt und die Preisgestaltung sowie die Aufteilung der Fördermengen bestimmt werden.
    Die Investitionsbereitschaft der Industrie hat sich auch im Zuge der Konjunkturerholung nicht verbessert.
    Das stellt die Industriellen Vereinigung in einer Aussendung fest.
    Seit Jahresbeginn wurden die Investitionserwartungen für heuer um eine Milliarde auf 35 Milliarden Schilling zurückgenommen.
    Zwei Drittel der Unternehmen wollen mit den geplanten Investitionen rationalisieren, ein Viertel will die Mittel für Umweltschutz und Energieeinsparung aufwenden, nur knapp ein Zehntel beabsichtigt eine Ausweitung der Produktion.
    Die gesetzlichen Möglichkeiten zur Befreiung von der Gurtenanlegepflicht werden nur selten in Anspruch genommen.
    Dies ergab eine Umfrage bei den Polizeibehörden und Bezirkshauptmannschaften in Oberösterreich.
    Voraussetzung für eine Ausnahmegenehmigung ist, dass das Anlegen der Sicherheitsgurte eine schwere körperliche Beeinträchtigung für den Autoinsassen wäre.
    In Salzburg starb 88-jährig der international bekannte österreichische Kunstwissenschaftler Hans Sedlmayr.
    Eines der bekanntesten Bücher von Sedlmayr ist das Werk Verlust der Mitte, das in viele Sprachen übersetzt wurde.
    Professor Hans Sedlmayr hat sich auch immer wieder vehement für die Erhaltung des Stadtbildes von Salzburg eingesetzt.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Verteidigungsminister Frithelm Frischenschlager ist heute in Bonn von seinem deutschen Ressortkollegen Manfred Wörner empfangen worden.
    Dieses Treffen diente im Wesentlichen dem Austausch von Erfahrungen.
    Frischenschlager will während seines Aufenthaltes in der Bundesrepublik Deutschland unter anderem Marineeinheiten in Kiel, eine Luftwaffenbasis in Norddeutschland sowie die Gebirgsjäger im Bad Reichenhall besuchen.
    In der deutschen Druckindustrie hat die Urabstimmung über den Ende vergangener Woche ausgehandelten Tarifkompromiss begonnen.
    Er sieht im Wesentlichen die Anführung der 38,5-Stunden-Woche ab kommendem April vor.
    95.000 Arbeitnehmer sind bei der Urabstimmung stimmberechtigt, 25 Prozent müssen die Abmachungen billigen, damit sie offiziell als angenommen gelten.
    USA.
    Präsident Reagan hat die Bereitschaft der USA wiederholt, im Herbst in Wien mit der Sowjetunion über das Problem der Weltraumwaffen zu sprechen.
    Die USA wollten jedoch über eine echte und überprüfbare Waffenreduzierung sprechen, ergänzte Reagan.
    Demnächst könnte es auch Kontakte zwischen Washington und Moskau über ein neues Kulturabkommen geben.
    Ein Sprecher des amerikanischen Außenministeriums sagte dazu, es sei bereits ein entsprechender Textentwurf vorgelegt worden.
    Der amerikanische Außenminister George Shultz, derzeit zu einem Besuch in Singapur, sieht, was die Gespräche über Weltraumwaffen anbelangt, noch einige Schwierigkeiten.
    Die Sowjetunion habe die Bereitschaft der USA zu verhandeln noch nicht akzeptiert, sagte der Ressortchef.
    Der Kriml und das Weiße Haus wollen den seit 20 Jahren bestehenden sogenannten Heißen Draht auf den modernsten technischen Stand bringen.
    Eine sowjetische Expertengruppe wird noch in dieser Woche in Washington erwartet.
    Nahe Osten.
    Die Situation in der libanesischen Hauptstadt Beirut hat sich heute weiter normalisiert.
    In den Morgenstunden wurden alle Straßenübergänge zwischen Ost- und Westbeirut für den Verkehr freigegeben.
    Die Übergänge waren in den vergangenen drei Tagen von Demonstranten blockiert gewesen.
    Sie forderten die Freilassung ihrer Angehörigen, die von den Bürgerkriegsmilizen verschleppt worden sein sollen.
    Die Zahl dieser verschwundenen Personen wird mit mehreren tausend angegeben.
    Bei einem Bombenanschlag ist heute der Bürgermeister der südlebernesischen Stadt Sarafand ums Leben gekommen.
    Im Auto des Bürgermeisters war ein Sprengsatz detoniert.
    Der französische Staatspräsident Mitterrand ist in Amman mit dem jordanischen König Hussein zusammengetroffen.
    Im Mittelpunkt der Unterredung stand der Krieg im Persischen Golf.
    Hussein setzte sich für eine Intervention der UNO zur Beendigung des Golfkrieges sowie für eine internationale Nahostkonferenz ein.
    Italien.
    In Rom steht in dieser Woche möglicherweise eine Regierungsumbildung bevor.
    Finanzminister Pietro Longo, der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei, hat sich im Zusammenhang mit dem Skandal um die Freimaurer-Geheimloge P2 zum Rücktritt bereit erklärt.
    Sein Name findet sich auf einer Liste von mehr als 900 mutmasslichen Logenbrüdern.
    Longo seinerseits hat allerdings mehrfach jede Beziehung zu dieser Organisation in Abrede gestellt.
    Der italienische Ministerpräsident Bettino Craxi hält sich derzeit zu einem offiziellen Besuch in Ostberlin auf.
    Craxi sowie Staats- und Parteichef Erich Honecker sind für neue Abrüstungsgespräche zwischen Moskau und Washington eingetreten.
    In verschiedenen Teilen Italiens toben zur Zeit zahlreiche Waldbrände.
    Am schwersten betroffen ist die Insel Sardinien.
    Die dortigen Behörden haben hunderte Feuerwehrleute vom Festland als Verstärkung angefordert.
    In Calabrien war das Dorf Fagnano Castello tagelang von den Flammen bedroht.
    Auch südlich von Rom brechen aufgrund der Sommerhitze immer wieder Buschbrände aus.
    Häufig sind die Brände aber im Auftrag von Bauspekulanten gelegt worden.
    In Gebieten mit abgebrannter Vegetation ist es nämlich wesentlich leichter, Baugenehmigungen zu erhalten, als in Waldgebieten, die meist unter Naturschutz stehen.
    Griechenland.
    Im Norden des Landes ereignete sich gestern Abend ein Erdbeben.
    Meldungen über Verletzte, insbesondere über verletzte Urlauber, liegen ebenso wenig vor wie Berichte über Sachschäden.
    Die Erdstöße waren auch im Grenzgebiet zu Jugoslawien spürbar.
    Das Epizentrum lag ca.
    150 km südwestlich von Saloniki.
    Sowjetunion.
    Die staatliche Literaturbehörde will den Büchermangel beheben und künftig mehr die Leserwünsche berücksichtigen.
    Wie im Morgenjournal berichtet, soll vor allem das Angebot russischer Klassiker erhöht werden.
    Als erstes will man die Werke von Alexander Pushkin in drei Bänden mit unbegrenzter Auflage herausbringen.
    Es wurde eine Liste mit insgesamt 1700 Titeln erarbeitet, die bald in außergewöhnlich hohen Stückzahlen erscheinen soll.
    Für eine Neuausgabe der Werke Tolstoys sind fünf Millionen Exemplare geplant.
    Derzeit sind Neuauflagen meist schon vergriffen, bevor die Bücher in die Buchhandlungen gelangen.
    Großbritannien.
    Die britische Öffentlichkeit protestiert nach jüngsten Versteigerungsaktionen gegen den Ausverkauf britischer Kunstschätze.
    Das Auktionshaus Christie's erzielte vor kurzem bei einer Versteigerung einen Erlös von umgerechnet mehr als 500 Millionen Shilling.
    An vorwiegend ausländische Käufer gingen Werke von Raphael und Holbein, so wie ein Gemälde von Turner für einen Endpreis von 170 Millionen Schilling.
    Grösster Einzelkäufer war das amerikanische Getty-Museum des verstorbenen Ölmilliardärs Paul Getty.
    Der teilweise staatlich unterstützte britische Gedächtnisfonds des nationalen Erbes besitzt zu wenig Mittel, um bei derart vermögenden Konkurrenten mitbieten zu können.
    Österreich.
    Nachdem vor drei Tagen aus der Haft entflohenen René Walzel, der bei seiner Flucht einen Gendarmeriebeamten lebensgefährlich verletzt hatte, ist zurzeit eine wilde Verfolgungsjagd im Gang.
    Walzel hat am Vormittag die Raiffeisenkasse Nenzing in Vorarlberg überfallen und dabei 150.000 Schilling erbeutet.
    Er flüchtete mit einem Auto.
    Bei einer Großfahndung konnte ihn die Gendarmerie aufspüren.
    Walzl schoss aber einen Gendarmen nieder und flüchtete mit dessen Auto.
    Derzeit wird Walzl in der Gebirgsgegend nahe Feldkirch gesucht.
    Der Verbrecher war Samstagmittag bei Außenarbeiten in der Nähe von Villach gemeinsam mit seinem Bruder geflohen.
    Einen Gendarmeriebeamten, der ihn anhalten wollte, schoss er mit einer abgesägten Schrottflinte nieder.
    Ein 71-jähriger Hochstapler und Heiratsschwindler wurde nun in Wien zu sieben Jahren Freiheitsentzug verurteilt.
    Der Mann ist bereits 14-mal vorbestraft.
    Zuletzt lockte er fünf verschiedene Frauen, insgesamt fast drei Millionen Schilling heraus.
    Besonders betroffen war eine 54-jährige Deutsche, die den betagten Heiratsschwindler eine sechsstellige D-Mark-Summe sowie einen Mercedes geschenkt hatte.
    Dieser Anklagepunkt wurde allerdings beim jetzigen Verfahren ausgeschieden.
    Vor einem halben Jahr heiratete der Hochstapler eine völlig unbemittelte Frau, offensichtlich nur, um mit deren Namen untertauchen zu können.
    USA
    Eine 21-jährige blonde Schwedin ist in Miami in Florida zur neuen Miss Universum gewählt worden.
    Der Siegespreis beträgt umgerechnet etwa dreieinhalb Millionen Schilling.
    Die Miss Austria, die Vorarlbergerin Michaela Nussbaumer, kam nicht einmal ins Halbfinale.
    Nun zur Wetterlage.
    Anhaltender Hochdruckeinfluss und der Zustrom subtropischer Warmluft aus Südwest leiten im Alpenraum eine Hitzewelle ein.
    Die Aussichten bis morgen früh heiter.
    Schwache bis mäßige Winde.
    Nachmittagstemperaturen 27 bis 33 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 14 bis 21 Grad.
    Die Aussichten für morgen Mittwoch, sonnig und heiß.
    Gegen Abend über dem Bergland vereinzelt Gewitter, südliche Winde.
    Frühtemperaturen 14 bis 21, Tageshöchsttemperaturen morgen 29 bis 35 Grad.
    Die Vorschau auf Donnerstag, Fortbestand des hochsommerlichen Schönwetters.
    Noch die Messwerte abgelesen um 12 Uhr Mittag.
    Wien heiter 24°, Eisenstadt wolkenlos 24°, Linz heiter 25°, Salzburg heiter 30°, Innsbruck heiter 27°, Bregenz heiter 28°, Graz heiter 25° und Klagenfurt heiter bei 27°.
    Das waren die Nachrichten und das Wetter.
    Es ist 12.13 Uhr, wir kommen zum Beitragsteil des Mittagsjournals.
    Am 30.
    Mai wurden im Wiener Straflandesgericht die Urteile im vorläufig ersten Prozess rund um die größte Firmenpleite der Zweiten Republik, dem Konkurs der Klimatechnik GmbH, gesprochen.
    Das Unternehmen, an dem die verstaatlichte Elina je zu 45 Prozent beteiligt war, ist vor drei Jahren in Konkurs gegangen.
    Das gesamte Schadensausmaß kann man nur schätzen.
    Weltweit dürfte die Schadenssumme 3 Milliarden Schilling übersteigen.
    Beim ersten Klimatechnikprozess wurden der ehemalige Generaldirektor der ELIN, Rudolf Kohlerus, dessen langjährig engster Mitarbeiter Hannes Mlinek und der ehemalige Mitgeschäftsführer der Klimatechnik, Dieter Schallhardt, zu Freiheitsstrafen zwischen 6 und 8 Jahren verurteilt.
    Diese Urteile sind noch nicht rechtskräftig.
    Ein Schöffengericht hatte die drei Angeklagten für schuldig befunden, entweder als Haupttäter oder als Beteiligter die Verbrechen der Untreue und des schweren Betrugs verübt zu haben.
    Die Elin AG sei um 32, die Länderbank um 25 und die Zentralsperrkasse der Gemeinde Wien um rund 150 Millionen Schilling geschädigt worden.
    Den Angeklagten wurde zur Last gelegt, dass sie eine Kapitalerhöhung durch die Elin sowie Kredite der Banken zu einem Zeitpunkt durchgedrückt hätten, zu dem die Firmenpleite bereits unabwendbar gewesen sei.
    Der Hauptangeklagte fehlte allerdings auf der Anklagebank.
    Klimatechnik-Chef Erwin Tautner ist nämlich seit rund einem Jahr flüchtig und wird seither weltweit von Interpol gesucht.
    Nach dem Urteilspruch vom 30.
    Mai hatten wir mit Tautners Anwalt Alexander Knotte Kontakt aufgenommen und von diesem nun eine Tonband-Kassette bekommen, die Tautner besprochen und nach Wien geschickt hat.
    Den folgenden Beitrag hat Roland Adrowitzer gestaltet, beginnend mit einem Ausschnitt aus dem von Tautner besprochenen Tonband.
    Und ich habe mich heute dahinter gemacht, dieses zu beantworten.
    Erwin Tautner, 53 Jahre alt, ist gemeinsam mit AKH-Winterstante Hermine und Theatermanager Werner Ploner Österreichs derzeit prominentester Justizflüchtling.
    Und das bereits zum zweiten Mal.
    Kurz vor dem Platzen der Pleitebombe rund um die Klimatechnik flüchtete er bereits einmal um die halbe Welt und wurde dann an der spanisch-französischen Grenze verhaftet.
    Nach einem halben Jahr Gefängnis in Spanien und einem Jahr Untersuchungshaft in Österreich schaffte es Tautner im vergangenen Sommer neuerlich der gesiebten Luft zu entkommen.
    Sein Badener Anwalt Alexander Knotek brachte ihn unter Anwendung juristischer Spitzfindigkeiten aus der Untersuchungshaft frei.
    Wenige Wochen später sagte Tautner seiner Heimat neuerlich Ade und wird nun weltweit von Interpol gesucht.
    Das Treffen mit dem Rechtsvertreter Tautners fand kurz nach der Urteilsverkündung in einem Wiener Nobelhotel statt.
    Ich übergab dem Anwalt eine leere Tonbandkassette mit einem Begleitzettel, auf dem fünf Fragen zum Prozess, zur Entwicklung der Pleite, der Klimatechnik und zu Tautners persönlichen Lebensumständen geschrieben standen.
    Der Anwalt versprach, er werde sein Möglichstes tun.
    Ende der vergangenen Woche war es dann soweit.
    Die von Tautner besprochene Kassette wurde mir in der Kanzlei des Anwaltes übergeben.
    Tautner hat einen Begleitbrief beigelegt.
    Er schließt mit den Worten.
    Ich habe nur objektive Stellungnahmen gegeben.
    Polemik lag mir immer ferne.
    In der Hexenjagd gegen Manager sehe ich wirklich ein Hauptproblem für ein gesundes Wirtschaftsleben in Österreich.
    Ich danke Ihnen für die Möglichkeit zur Stellungnahme.
    Mit freundlichen Grüßen, Erwin Tautner.
    Dazu sei noch erwähnt, dass der ORF keine Hinweise auf den Aufenthaltsort Tautners besitzt.
    Der Brief und die Kassette wurden uns ohne Kuvert übergeben.
    Ihre fünfte Frage lautet, wollen Sie Angaben über Ihren Aufenthaltsort machen, z.B.
    Erdteil?
    Ich mache zu solchen Fragen nie Angaben.
    Nicht aus Besorgnis um meine Sicherheit.
    da es ja doch mir nur als eine Gebrauchsanweisung für Flüchtige ausgelegt werden würde.
    Aber gerade denjenigen, die glauben, flüchten zu müssen und flüchten zu können, möchte ich eines sagen.
    Sie sollen es sich sehr gut überlegen.
    Mit Geld geht es überhaupt nicht.
    Wichtig sind Freunde, die über Möglichkeiten verfügen und dass man selbst bereit ist, den eigenen Kulturkreis zu verlassen.
    In der Sache selbst gibt Tautner, wie bereits in der Untersuchungshaft, die Schuld an der Firmenpleite der Fusion mit einem maroden Konkurrenzunternehmen.
    Zu dieser Fusion sei er, Tautner, von den LE-Managern Koldrus und Mlynek durch Vorlage unrichtiger Bilanzen verleitet worden.
    Von den beiden Verurteilten wurde diese Version immer wieder als Dolchstoßlegende bezeichnet.
    Tautner bestreitet, wie in der Anklage behauptet, 60 Millionen Schilling ins Ausland transferiert zu haben.
    Er wirft den Elin-Managern vor, für die Mängel in der innerbetrieblichen Kostenrechnung verantwortlich zu sein.
    Diese Mängel waren damit eine Ursache für den Zusammenbruch der Firma, deren Organisation mit den Milliardenprojekten nicht Schritt halten konnte.
    Und schließlich fühlt sich Tautner als Opfer einer Kampagne der Mächtigen gegen seine Person.
    So meint er etwa.
    Ihr vierte Frage.
    Werden Sie sich irgendwann einmal freiwillig den Behörden stellen?
    Wenn ja, unter welchen Bedingungen?
    Nun,
    Würde ich mich wirklich stellen, würde ich dem Beweis liefern, dass ich ein Amokläufer bin.
    Denn was kann ich erreichen?
    Selbst wenn ich mit Hilfe internationaler Gutachter beweise auf Beweisetürme, was möglich ist, und ich im Strafverfahren einen Freispruch erhalten sollte, kann ich in Österreich in keiner wie immer gearteten Form weiterleben.
    Das hat man ausgezeichnet geregelt über meinen persönlichen Konkurs.
    Die angemeldete Summe hat man so hochgesetzt, circa 1,2 Milliarden, dass ich gar nicht daran denken kann, den dann notwendigen Zivilprozess zu führen, um daraus herauszukommen.
    Dass dies planmäßig geschehen ist, ist wohl offensichtlich, denn Sie können sich selbst überzeugen, dass eine Großbank ihre 100 Millionen bei Weitem übersteigende Forderung im Ausgleich der ÖKG gar nicht geltend machte, aber in meinem persönlichen Konkurs sehr wohl.
    Sie hatte das Recht dazu.
    Ich war der einzige persönlich haftende Gesellschafter.
    Die Allin hat nie für etwas gehaftet.
    Als Detail am Rande zur nächsten Passage sei erwähnt, dass noch in dieser Woche über die Freilassung der drei Verurteilten auf Kaution entschieden werden soll.
    Wie schätzt Trautner den österreichischen Justizapparat insgesamt ein?
    Was ich vom Justizapparat an und für sich zu erwarten habe, schätzen Sie bitte selbst ab.
    Die Behandlung meiner Enthaftungsansuchen.
    Ich bin sicher, dass die drei Verurteilten, laut Richterspruch schaden circa 200 Millionen am Banken, in Kürze frei sein werden.
    Mir hat das Oberlandesgericht immer die Enthaftung abgelehnt mit der Begründung, dass die Höhe des vielleicht verursachten Schadens von circa 200 Millionen dazu führt, dass ich mit einer so hohen Strafe zu rechnen hätte, dass eine Kaution gar nicht infrage käme.
    Ein einfacher Parteiloser wie ich, der nicht einmal einer Studentenorganisation angehörte und der immer nur gearbeitet hat,
    findet keinen Staatsanwalt, eine liehen sofort.
    Ich fand keinen für den Betrug an mir, begangen im Zuge der Fusion mit Transex Paragon.
    Und einen Zivilprozess gegen die Mächtigen, bei den Summen, die zur Diskussion stehen, kann ich nie führen, aus rein finanziellen Gründen.
    Dies nennt man offensichtlich Rechtsstaat.
    Wer die Macht hat, ist im Recht.
    Und das Band mit der Stimme Erwin Tauckners endet dann mit den Worten.
    So blieben wir nur Freunde in der Fremde.
    Und solche Freunde hatte die ÖKG viele auf der Welt.
    Nie, solange die Firma funktionierte, hatten wir einen unserer Kunden Anlass zu klagen gegeben.
    Natürlich haben auch wir Fehler gemacht, aber diese stets wieder in Ordnung gebracht.
    Wenn ich heute in Ruhe leben und arbeiten kann, verdanke ich dies in erster Linie der Tätigkeiten meiner Mitarbeiter in der ÖKG, vom Direktor bis zum Chauffeur, die mit mir zusammen immer bemüht waren, den Kunden gegenüber korrekt zu handeln.
    Und diese meine Mitarbeiter sowie meine Freunde in Grünbach und Wiener Neustadt vermisse ich heute neben meiner Familie am meisten.
    Ich danke diesen allen auf diesem Weg nochmals für die Jahre der Zusammenarbeit.
    Ich, Erwin Dautner, habe dieses Band persönlich im Juni 1984 besprochen.
    Ich gebe Ihnen Genehmigung, dieses Band zu senden, unter der Voraussetzung, dass Sie es in umgekürzter Form tun.
    Diese ungekürzte Version des uns von Tautner übermittelten Tonbands können Sie heute im Abendsjournal im Journal Panorama ab 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 hören.
    Der Vollständigkeit halber sei jetzt nur noch erwähnt, dass wir das Band sowohl der im Tautner Verfahren zuständigen Richterin als auch dem Staatsanwalt vorgespielt haben.
    Und jetzt weiter im Mittagsjournal, vorerst mit internationalen Themen.
    In der Bundesrepublik Deutschland war die Drucker-Gewerkschaft ebenso wie die der Metaller mit der Forderung nach Einführung der 35-Stunden-Woche in einen der härtesten bundesdeutschen Arbeitskämpfe seit langem gezogen.
    Und ebenso wie in der Metallbranche endete auch in der Druckbranche der Arbeitskampf mit der Einführung der 38,5-Stunden-Woche.
    Viele fragen sich, wie der Leitartikel der gestrigen Süddeutschen Zeitung leicht resignierend, hätte man diese Ergebnisse nicht billiger, einfacher und schneller haben können.
    Trotz Gleichklang der Gewerkschaftsförderung nach der 35-Stunden-Woche in der Metall- und in der Druckbranche und trotz des 38,5-Stunden-Abschlusses in beiden Branchen darf man aber einige unterschiedliche Problemstellungen nicht vergessen.
    Die Drucker sind nämlich international wie kaum ein anderes Gewerbe in den letzten Jahren einen rasanten technologischen Fortschritt ausgesetzt.
    War zum Beispiel die Bleisatzerstellung und das Druckfertigmachen der einzelnen Seiten noch vor kurzem eine Spezialistenarbeit, so kann heute fast jeder halbwegs begabte Mensch, der über Grundkenntnisse im Umgang mit Schreibmaschinen verfügt, Filmsatz produzieren und diesen via Bildschirm oder auch mittels Bürokleber und Schere druckfertig machen.
    Etwas, das während der Druckereistreiks in der Bundesrepublik auch mehrmals vorexerziert wurde und einige Auswirkungen auf die künftige Arbeit in den Zeitungsredaktionen haben könnte.
    In der hannoverschen Allgemeinen Zeitung heißt es dazu etwa, unter dem Eindruck der Erfahrungen aus diesen Wochen werden die Verlage und Druckerei notgedrungen alles daran setzen, ihre Abhängigkeit von Arbeitskräften weiter zu verringern.
    Bei allen Zeitungszitaten zum Thema Druckerstreik darf man aber natürlich auch nicht vergessen, dass sich dabei zwangsläufig um die Meinung Direktbetroffener handelt.
    und dass solche Meinungen manchmal dazu angetan sind, die in den Streikkämpfen der letzten Wochen aufgestauten Emotionen weiter hochzuhalten, was die Entscheidungen für die Zukunft nicht allzu sehr erleichtern dürfte.
    Näheres aus Bonn von Helmut Brandstetter.
    Während heute und morgen die rund 100.000 Mitglieder der Industriegewerkschaft Druck und Papier in einer Urabstimmung über den in der vergangenen Woche gefundenen 38,5 Stunden Kompromiss befinden, wird schon Bilanz gezogen über 13 Wochen Streik in der Druckindustrie.
    Laute Klagen sind von all denen zu hören, die auf Zeitungen als Werbeträger angewiesen sind, also alle Anzeigenkunden.
    Die Inhaberin einer Ehe- und Partnerschaftsvermittlung sagt, sie habe pro Tag rund 3500 Schilling verloren.
    Eine Katastrophe.
    Ein Ausruf, der auch von Immobilienmaklern, Möbel-, Elektrohändlern und Autoverkäufern kommt.
    Doch während diese Händler wohl nicht mehr lange an den Streik zurückdenken werden, beginnt bei der Gewerkschaft, dem Arbeitgeberverband der Druckindustrie sowie den Redakteuren die Diskussion über die Lehren aus dem Streik.
    So warnen etwa Journalisten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die wochenlang vom Streik betroffen war, vor den Folgen eines Druckerstreiks für die Informationsfreiheit, diesem Grundpfeiler der Demokratie.
    Auf der anderen Seite berichtet die Welt stolz ihren Lesern, wie sie es trotz Streiks geschafft hat, immer volle Ausgaben auf den Markt zu bringen.
    Die Redakteure der Welt schreiben ihre Artikel direkt in ein elektronisches Bildschirmgerät und geben gleichzeitig an, wo und wie er platziert werden soll.
    Von der Redaktion geht der Artikel per Leitung in die Druckerei.
    Dort werden mit modernsten Geräten vollautomatisch Druckfolien hergestellt und auf die Maschinen aufgezogen.
    Das heißt, mit wenigen Fachkräften kann ein moderner Verlag schon eine Zeitung produzieren.
    Er ist von organisierten Arbeitern und dadurch von der Gewerkschaft so gut wie unabhängig.
    Fürchtet da die IG Druck nicht, dass da die anderen Verlage die geplanten Rationalisierungsmaßnahmen nicht noch stärker forcieren werden und dadurch die Waffe des Streiks stumpf machen?
    Der stellvertretende IG-Druck-Chef Detlef Hensche.
    Rationalisieren tun die Verlage sowieso.
    Und sie rationalisieren nicht wegen eines Arbeitskampfes, der alle paar Jahre mal stattfindet.
    Das wäre also auch betriebswirtschaftlich horrender Blödsinn.
    Also die Umstellung auf neue Techniken wird laufen.
    Der zweite Punkt,
    Es ist richtig, dass hier und da die elektronische Satzherstellung, also es geht um das, was vor dem Druck ist.
    Gedruckt wird die Zeitung immer von Menschen.
    Aber das, was vor dem Druck ist, die Satzherstellung, dass dies infolge der Rationalisierung auf immer weniger Personen sich konzentriert.
    Und es ist möglich für eine Übergangszeit beispielsweise Journalisten an die Eingabegeräte zu setzen, dass sie sogar auch Gestaltungsarbeiten übernehmen.
    Ich muss ein Drittes hinzufügen.
    Es trifft nicht zu, dass das auf Dauer so möglich wäre.
    Es sind nur einige wenige gewesen.
    Es waren auch zahlreiche Zeitungen mit neuer Technik, bei denen nichts erschienen ist, noch nichts erscheinen konnte oder bestenfalls eine Notausgabe von vier Seiten.
    Und das hat dann seinen Grund letztlich darin, auch mit neuer Technik, mit modernster Technik müssen Menschen arbeiten.
    Auch modernste Technik muss von Menschen bedient werden.
    Eine Auffassung, von der sich auch die Verleger nicht weit entfernen.
    So erklärte uns der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Druck, Hubertus Loss, zur Frage der Rationalisierung.
    Ich bin da sicher der Meinung, mit dem Tarifpartner, mit der Gewerkschaft, wir haben ja einen permanenten Strukturwandel mit bestimmten Innovationsvorgängen,
    Das war jetzt beim Satzbereich.
    Das geht weiter in die Elektronik hinein.
    Wir brauchen den guten Fachmann nach wie vor.
    Und um hier die Informationen lesbar zu gestalten, da brauchen Sie schon nach wie vor den Menschen in jeder Beziehung, der sich nur der modernen Hilfsmittel bedienen kann.
    Insofern werden die Arbeitsplätze humaner.
    Natürlich gibt es bei der technischen
    Umstellung auf moderne Verfahren auch einen gewissen Freisetzungsprozess, den will ich gar nicht in Abrede stellen, aber den nun zu überziehen ist nicht richtig.
    Die IG Druck sorgt sich aber dennoch um künftige Formen des Arbeitskampfes.
    Die Gewerkschafter wissen nämlich, dass sie mit der herkömmlichen Form des Flächenstreiks nicht mehr erfolgreich sein werden.
    Deshalb wurde schon diesmal die Streiks immer kurzfristig ausgerufen.
    Deshalb auch diesmal die große Nervosität, die zu Betriebsblockaden und Zusammenstößen mit sogenannten Streikbrechern führten.
    Detlef Hensche.
    Je weniger Menschen in einzelnen Produktionsstufen arbeiten, desto leichter ist es möglich, einige wenige Streikbrecher einzusetzen.
    Das bedeutet beispielsweise für die Gewerkschaft, das gilt nicht nur für die IG Drogenpapier, das gilt mit entsprechenden Abstrichen auch für andere Industriezweige, dass wir uns auch in der Arbeitskampftechnik auf derartige neue Techniken vorbereiten müssen.
    Was diese neuen Techniken, die die Gewerkschaft derzeit diskutiert, sein werden, will man dort noch nicht sagen.
    Skeptisch ist da übrigens IG Metallchef Hans Mayer.
    Er habe noch keinen überzeugenden Vorschlag für neue Formen des Arbeitskampfs gehört.
    Über die Situation in der Bundesdeutschen Druckbranche, wo es nach wochenlangen Arbeitskämpfen ebenso wie in der Metallbranche nun die 38,5-Stunden-Woche gibt, berichtete Helmut Brentstetter.
    Nach dieser Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland interessiert natürlich, wie in anderen Ländern um die Arbeitszeitverkürzung steht, welche Modelle diskutiert oder auch schon eingeführt wurden und werden.
    Helmut Klezander fasst zusammen.
    Die effektive Arbeitszeit pro Woche liegt im europäischen Durchschnitt derzeit schon weit unter der 35-Stunden-Marke.
    In Österreich sind es etwa 33,5 Stunden, die unter Berücksichtigung von Urlaub, Krankheit, Kurzarbeit, aber auch abgeleisteter Überstunden im Durchschnitt wöchentlich geleistet werden.
    Die 40-Stunden-Woche ist also nur eine Art Recheneinheit.
    Genauso wie es, um beim Beispiel Österreich zu bleiben, bis 1970 die 45-Stunden-Woche war.
    Damals wurde eben bei 45 Stunden Wochenarbeitszeit tatsächlich nur rund 40 Stunden im Jahresdurchschnitt pro Woche gearbeitet.
    Bei internationalen Vergleichen muss man daher nicht nur die tatsächlich vorgeschriebene Wochenarbeitszeit ins Auge fassen, sondern auch die Urlaubsregelungen, die Zahl der Feiertage oder andere bezahlte Freizeitformen, wenn man tatsächlich Gleiches mit Gleichem vergleichen will.
    Bei der offiziellen Wochenarbeitszeit ist eine Auflistung schnell gemacht.
    Weltführer ist hier Japan mit 44 Wochenstunden, dann die Schweiz mit 42 Arbeitsstunden pro Woche.
    Dann kommt der große Block der westlichen Industrieländer, USA, Schweden, Italien, Österreich und der Großteil der Bundesrepublik Deutschland mit 40 Wochenstunden.
    dann Frankreich und Großbritannien mit jeweils 39 Wochenstunden Arbeitszeit und die europäischen Spitzenreiter sind Holland und Belgien, wo in vielen Branchen nur mehr 38 Stunden pro Woche an offizieller Arbeitszeit vorgeschrieben sind.
    Gerade am Beispiel Belgien sei hier der Einschub erwähnt, dass die generelle Arbeitszeitverkürzung als Mittel zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit hier keineswegs erfolgreich eingesetzt werden konnte, denn Belgien kämpft mit rund 15 Prozent Arbeitslosigkeit.
    In Belgien und Holland werden aber derzeit die interessantesten Variationen zum Thema Arbeitszeitverkürzung ausprobiert, dazu aber später.
    Kurz vorher noch ein Blick auf die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden.
    Auch hier ist Japan an der Spitze der Industriestaaten zu finden, denn nicht nur 44 Stunden Wochenarbeitszeit, sondern auch lediglich 10 Urlaubstage pro Jahr begrenzen die Freizeit.
    Somit arbeitet ein Japaner im Jahr rund 2.100 Stunden, ein Arbeiter oder Angestellter in den USA und in der Schweiz rund 1.900 Stunden, während der große Block der europäischen Länder hier zwischen 1.600 und 1.750 Stunden pro Jahr tätig ist.
    Das ergibt eben dann umgelegt auf 52 Wochen, die bereits erwähnten 30 bis 33 Stunden.
    Natürlich sinkt dieser Wert auch bei jeder Verkürzung der offiziellen Wochenarbeitszeit, genauso aber auch bei jeder Urlaubsverlängerung.
    Im langfristigen Vergleich ergibt sich, dass heute nur mehr 30% der Tagesstunden gearbeitet wird, während 70% der Tagesstunden übers Jahr gerechnet Freizeit sind.
    Etwa 1950 war hier in Europa die Mitte gegeben, nämlich Arbeit und Freizeitstunden im Tagesdurchschnitt etwa gleich viel und vor 100 Jahren war es genau umgekehrt wie heute, nämlich rund 70% der Tagesstunden Arbeitszeit und nur 30% Freizeit.
    Damit aber zurück zum Thema Arbeitszeitverkürzung in Holland und Belgien, weil hier die fortschrittlichsten Systeme schon in der Praxis angewandt werden.
    In Holland gibt es in der metallverarbeitenden und in der elektrotechnischen Industrie nur mehr 38 Stunden pro Woche Regelarbeitszeit.
    Dieser Wert kann jedoch ein Durchschnitt aus drei, sechs oder zwölf Monaten sein.
    Die tatsächlich geleistete Wochenarbeitszeit kann zwischen 34 und 42,5 Stunden variieren.
    Dieses Modell hat für die Unternehmen einmal den Vorteil, dass Überstunden praktisch wegfallen, da ja die Arbeitszeit langfristig ausgeglichen werden kann,
    Die Arbeitnehmer haben als Vorteil die Arbeitszeitverkürzung auf durchschnittlich 38 Stunden.
    Noch weiter geht man in Belgien, wo es schon die 24-Stunden-Woche gibt und das bei vollem Lohnausgleich.
    Hier wird als Zusatzschicht von einer Mannschaft jeweils 12 Stunden am Samstag und Sonntag in einzelnen Fabriken gearbeitet und diese Arbeiter bekommen für die 24-Stunden-Arbeitszeit denselben Lohn wie die restliche Belegschaft für die normale Arbeitswoche.
    Für die Firma kann sich dieses radikale Modell bei teuren Industrieanlagen noch immer auszahlen, denn die sonst stillstehenden und nur Kosten verursachenden Maschinen laufen so pro Woche um rund zwei Drittel länger.
    Dieses Modell der Arbeitszeitverkürzung bringt dann auch zusätzliche Arbeitsplätze, denn die 24-Stunden-Schicht ist zur Gänze neu eingestellt.
    Es ist 12.35 Uhr.
    Unsere Themen in der bis 13 Uhr verbleibenden Zeit sind die Pressekonferenz nach der Ministerratssitzung.
    Dabei ging es einmal mehr auch um die wieder so heftig aufgefläumte Diskussion um den Steuerakt von Ex-Finanzminister CA-Generaldirektor Hannes Androsch und darum geht es auch in den Kommentarspalten der österreichischen Zeitungen und damit auch in unserer Presseschau.
    Aus den USA berichten wir dann über das Aufsehen, dass dort ein neues Buch mit dem Titel »Die Kennedys« ein amerikanisches Drama erregte.
    Und die Kulturredaktion widmet sich der Wiederaufnahmen des Musicals »Cats« im Theater an der Wien.
    Und jetzt gleich zur Pressekonferenz nach der Ministerratssitzung, bei der Bundeskanzler, SPÖ-Vorsitzender Sinowaz, wie gesagt, einmal mehr, vor allem zur Diskussion um den Steuerakt Androsch befragt wurde.
    Näheres von Erich Eichinger aus dem Bundeskanzleramt.
    darum bemühter SPÖ-Vorsitzender Bundeskanzler Fred Sinowaz, die Flamme, auf der die Auseinandersetzung rund um den Steuerakt des Ex-Finanzministers Androsch schwillt, möglichst klein erscheinen zu lassen.
    Ein neuerlicher Appell an alle Spitzenfunktionäre der Partei, alles zu tun, um Missverständnisse auszuräumen.
    Ein Hinweis, dass er Sinovacs keine große Vermittlungstätigkeit ausübe und ein allmählich immer deutlicheres Ersuchen, auch an den Ehrenvorsitzenden Altkanzler Kreisky Zurückhaltung zu üben.
    Das prägt die Momentaufnahme heute Mittag.
    Zum jüngsten Interview Kreiskys in der heutigen Ausgabe der Wochenpresse, wo Kreisky beispielsweise meinte, er habe Androsch damals für geeignet gehalten, die Kreditanstalt zu übernehmen und nach einer kurzen Pause
    Damals merkte heute Sinowatz an, er sei noch nicht zur Lektüre gekommen, sehe aber keinen Grund, warum Androsch in der CA nicht seine Funktion als Generaldirektor erfüllen sollte.
    Sinowatz nachträglich, ich werde mich durch nichts und niemanden vom Prinzip der Rechtsstaatlichkeit abbringen lassen.
    Das ist ein wichtiges Verfahren, das läuft, und da hat niemand einzugreifen.
    Solange das Verfahren nicht abgeschlossen ist, gibt es nichts zu kommentieren in dieser Sache.
    Und da es keinen Schuldspruch gibt, da gilt für mich die Unschuldsvermutung.
    Wenn es substanzielle Verfehlungen gegeben hat, dann werden die Konsequenzen gezogen werden.
    Ich werde ohne Hysterie und ich werde mich von niemandem dazu bringen lassen, die Frage so behandeln, wie ich es jetzt gesagt habe.
    Ich hoffe, dass das Erfahren so rasch, als das möglich ist unter Einhaltung der Vorschriften abgeschlossen werden kann.
    Nur zur Ergänzung, Kreisky hat in der Wochenpresse gesagt, man dürfe in der Politik nicht immer warten, bis alles bewiesen sei.
    In der SPÖ, so Sinova Zweiter, gibt es eine Stimmung, die zweifellos unangenehm ist.
    Ich verbürge mich aber, dass es keinerlei Gefahr einer Spaltung gibt.
    in den Medien sehr prominent geführt wurde, in einer Partei zu Diskussionen führt und natürlich sagen unsere Funktionäre, dass die Dinge abgeschlossen werden sollen und dann muss man eben das machen, was sich als Konsequenz ergibt oder was also nicht notwendig ist.
    Das ist auch meine Meinung so und daher mein Hinweis darauf, dass man also da nicht ununterbrochen kommentieren soll, solange so ein Verfahren läuft.
    Da bin ich durchaus der Auffassung, das habe ich schon einmal gesagt, nicht alle herumreden sollen.
    Zum Zweiten, was die Regierungsarbeit betrifft, da möchte ich doch mit aller Klarheit feststellen, bitte.
    Wirklich mit aller Klarheit, dass die Regierung sich in keiner Weise beeinträchtigen lässt durch die Diskussion über diese Steuerverfahren.
    Wieder zurück zum innerparteilichen SPÖ-Parteivorstand wird es, so sagte Sinovac, vor dem Sommer keinen mehr geben.
    Die Frage, ob und wann ein von Kreisky gewünschtes Parteischutzgericht gegen die Frauenvorsitzende Jolanda Offenbeck vermieden werden kann, die Frage, wann die Steuerprüfung Androsch im Finanzministerium abgeschlossen sein kann, das alles bleibt weiter offen und damit zwangsläufig für uns der Stoff, aus dem die Berichterstattung ist.
    Ich gebe zurück an das Studio.
    Von der Pressekonferenz nach der Ministerratssitzung berichtete Erich Aichinger.
    Und so wie es dort vor allem um die Diskussionen mit Steuerakt Androsch ging, geht es darum auch in den Kommentarspalten der Zeitungen.
    Die Auszüge daraus hat Leopold Esterle zusammengestellt.
    Im heutigen Leitartikel der Wochenpresse liest man bei Gerald Freihofner.
    Es gibt nach dem wochenlangen Trommelfeuer rund um die Affäre Androsch wohl bereits viele Bürger, denen der tägliche Neuwirbel bereits auf die Nerven geht und die meinen, dass es im Lande wohl wichtigere Dinge als den Steuerakt eines ehemaligen Finanzministers gäbe.
    Auch uns Journalisten geht die Fixierung auf dieses Thema auf die Nerven, weil wir genau wissen, wo es in diesem Staate sonst noch krankt.
    Und dennoch sollte man nicht müde werden, sich bis zur endgültigen Bereinigung dieser Causa mit den Fakten zu beschäftigen, weil es hier um den exemplarischen Fall von politischer Umweltverschmutzung geht.
    Es schadet der Demokratie, der Politik und den Politikern zweifellos mehr, wenn diese Affäre unter den Teppich gekehrt, als wenn sie bis zum Ende mit Schrecken durchgefochten wird, meint Gerald Freyhoffner in der heutigen Ausgabe der Wochenpresse.
    In dieselbe Kerbe schlägt Franz Ferdinand Wolf im Leitartikel des Nachrichtenmagazins Profil.
    Den Wählern geht es mit der gesamten Causa Androsch offenbar so wie Fred Sinowatz mit allen Problemen.
    Es ist ihnen das alles irgendwie zu kompliziert.
    so flüchten sie in einen unheilvollen Mechanismus.
    Ich will das alles nicht so genau wissen, aber die da oben sind eh lauter Bücher.
    Und Wolf schließt?
    Wenn sich da nicht bald etwas ändert, dann ist das Land tatsächlich auf dem allenthalb beschworenen Weg zur dritten Republik, einer Bananenrepublik.
    In den oberösterreichischen Nachrichten vertritt Reinhard Hampel heute die Ansicht, dass fast jeder, der in der SPÖ mit dem Fall Andros zurzeit direkt zu tun hat, in irgendeiner Weise im eigenen Saft schmore.
    Dass der vom Altsozialisten Josef Windisch aufgeworfene Ruf nach einem starken Mann in der Partei aufgetaucht sei, ist für Hampel nicht ganz unberechtigt.
    An sich kann eine Stärke zeigen, indem er alle nach seiner Pfeife tanzen lässt.
    Aber hier tanzen alle, obwohl Sinowaz gar nicht pfeift.
    Und für Ruth Pauli geht es im heutigen Kurierleitartikel darum, aufzuzeigen, dass die Regierung im Fall Androsch alle Hände voll zu tun habe.
    Und dass alle Kräfte der Regierung durch diesen Fall gebunden wären.
    Pauli schreibt, Parteikriege sind legitim.
    Sie dürfen aber nicht die Arbeit jener Parteimitglieder lähmen, die Regierungsverantwortung übernommen haben.
    Nichts, weder stauerliche Unregelmäßigkeiten eines Finanzministers noch innerparteiliche Krämpfe, darf die Energien der Regierenden binden.
    Sonst könnte es passieren, dass die Werbetexter der SPÖ schon im Herbst anders dichten müssen.
    Der Aufschwung war da.
    Wir sind geschafft.
    Das waren von Leopold Esterle ausgewählte Auszüge aus österreichischen Zeitungen.
    Es ist inzwischen 12.42 Uhr, drei Minuten vor dreiviertel eins geworden.
    Jetzt wieder ins Ausland.
    Aufsehen in einem eigentlich von kaum jemandem erwarteten Ausmaß hat in den USA ein neues Buch mit dem Titel Die Kennedys – ein amerikanisches Drama erregt.
    Das Aufsehen ist vor allem deshalb überraschend, weil es auf dem US-Büchermarkt bereits rund 300 verschiedene Bücher über Die Kennedys gibt.
    Dem Neuesten dürfte der Sprung in die Bestsellerlisten vor allem deshalb gelungen sein, weil die Kennedys selbst auf dieses Buch aus den verschiedensten Gründen heftig reagiert hatten.
    Außerdem hat die ganze Diskussion in den USA sicherlich auch einen Wahlkampfaspekt.
    Denn in den Buch kommt Edward Kennedy, der sich gerade als Einiger der Demokratischen Partei, als Friedenstifter zwischen deren Vorwahlen zu strittenen Kandidaten profilieren möchte, alles andere den Gut weg.
    Näheres von Antonio Rados aus Washington.
    Er war der erste Präsident, der die vollen Möglichkeiten des Fernsehens erkannte.
    Er benutzte es zu seiner Selbstdarstellung.
    Aber seine Bemühungen waren vor allem darauf gerichtet, das Mythos seiner Familie aufzubauen.
    Wie John F. Kennedy dieses Ziel erreichte, erzählen die beiden Autoren Peter Collier und David Horowitz im Detail.
    John F. Kennedy kümmerte sich um alles.
    Jeden Sonntag bekam er die erste Kopie des Wochenmagazins Time zugeschickt.
    Montagfrüh griff er dann oft zum Telefonhörer, um seine Einwände gegen kritische Artikel über seine Administration oder seine Familie dem Chefredakteur durchzugeben.
    Jedes Familienmitglied hatte seinen Platz, schreiben die Autoren.
    Der Vater des Präsidenten, Joseph Kennedy, wurde so gut wie möglich im Hintergrund gehalten.
    Sein ihm wegen dubioser Geschäfte anhaftender Ruf sollte nicht mit dem Weißen Haus in Verbindung gebracht werden.
    John F. Kennedy wies auch oft seine energische Mutter in die Schranken.
    Nach dem Gipfel in Wien zum Beispiel verbot er ihr, sich in die Politik einzumischen.
    Rose Kennedy hatte nämlich dem sowjetischen Ministerpräsidenten Khrushchev ein Foto vom Treffen mit der Bitte übersandt, ihr ein Autogramm zu schicken.
    Nach der Rüge ihres Sohnes antwortete ihm Rose Kennedy schriftlich.
    Ich bin froh, dass du mich gewarnt hast.
    Ich war gerade dabei, Fidel Castro zu schreiben.
    Aber mehr noch als Anekdoten bringen die beiden Autoren die Schattenseiten der Kennedy-Ära.
    Sie berichten über die Affären des Präsidenten mit der Schauspielerin Marilyn Monroe und mit Judith Campbell.
    Sie hatte Kennedy durch Frank Sinatra kennengelernt und sie stand mit dem Unterweltkönig Sam Giancano in ebenso enger Verbindung wie mit Kennedy.
    Sam Giancano wiederum haftete der Ruf an, die Attentate gegen Castro geplant zu haben.
    Und davon soll auch Kennedy zumindest gewusst haben.
    Doch diese Geschichten, ob wahr oder nicht, waren schon öfters in Kennedy Büchern.
    Rund 300 sind bisher auf dem amerikanischen Markt erschienen zu lesen.
    Und auch dieses jüngste 600 Seitenwerk wäre keine große Ausnahme, wenn nicht die Kennedys so alarmiert darauf reagiert hätten.
    Dabei geht es der Familie nicht so sehr um die Geschichten aus der Vergangenheit,
    sondern um die negative Darstellung des noch letzten lebenden Mitglieds der berühmten Generation, um Edward Kennedy.
    Ihm werfen die Autoren vor, er sei nicht fähig gewesen, die Führung des Clans nach dem Tod seines Bruders John und Robert in die Hand zu nehmen.
    Diese Beschreibung von Edward Kennedy erreicht die amerikanische Öffentlichkeit zu einem Zeitpunkt, zu dem sich der Senator bemüht, als großer Friedenstifter bei den Demokraten zu agieren.
    Aber auch das hätte dem Buch von Collier und Horowitz noch nicht die große Publizität gebracht.
    Die Kennedys stießen sich an einem Teil besonders.
    Sie warfen den beiden Autoren vor, indirekt für den Tod von David Kennedy verantwortlich zu sein.
    David Kennedy war im April in einem Hotelzimmer tot aufgefunden worden.
    Er war schwer drogensüchtig und starb an einer Überdosis.
    David Kennedy war aber auch einer der Hauptinformanten der beiden Autoren.
    Er hatte den beiden Schriftstellern vor seinem Tod viele Details aus dem Familienleben erzählt.
    Als David dann den Vorabdruck des Buches im Playboy Magazin las, überfiel ihn eine große Depression.
    So stellte ein Mitarbeiter Edward Kennedys den Zusammenhang dar.
    Die Autoren wehren sich gegen diese Anschuldigungen.
    Ihrer Meinung nach
    ist allein die Haltung der Familie und ihr Ehrgeiz, jedes Mitglied in das Mythos zu pressen, dafür verantwortlich.
    Die Autoren haben auch vier Jahre an diesem Buch gearbeitet und sie wollen sich keine Fehler vorhalten lassen.
    Doch viele Zitate in ihrem Werk, das den Untertitel prägt, ein amerikanisches Drama, wurden in der Zwischenzeit dementiert.
    Wie der Aufbau des Mythos ist auch seine Zerstörung nicht von der Wahrheit geprägt.
    Und wie in dieser amerikanischen Legende die Höhepunkte überzeichnet wurden, so werden nun auch die Tiefen der Kennedy-Saga hervorgehoben.
    Aber auch das Mythos des Unterganges stößt auf Interesse.
    Die ersten 100.000 Kopien des Buches werden bald verkauft sein.
    Aus Washington berichtete Antonio Rados.
    Und jetzt ein großer geografischer und thematischer Sprung nach China.
    Nicht nur Armut und Elend, sondern auch Wohlstand bringt zu weilen Probleme.
    Jedenfalls können das die Lenker der Modernisierung in China tagtäglich im Kleinen und Großen erleben.
    Die allgemeine Schulpflicht gehört zu den großen Errungenschaften der Revolution.
    Nun aber macht sich ein Umkehrtrend bemerkbar.
    Vor allem die Bauern zögern ihre Kinder zur Schule zu schicken.
    Und Schuld daran ist der Wohlstand.
    Denn seit die Volkskommunen faktisch aufgelöst sind und die Bauernfamilien wieder in Eigenverantwortung wirtschaften und auf dem freien Markt verkaufen können, wird jedes paar Hände zur Vermehrung des Wohlstands gebraucht.
    Gleichzeitig soll aber verhindert werden, dass neuerlich eine Generation von Analphabeten heranwächst.
    Wie China dieses Problem angeht, schildert nun Helmut Opletal aus Peking.
    Die weitgehende Reprivatisierung der chinesischen Landwirtschaft in den letzten Jahren hat vielen Bauern hier einen vorher nicht gekannten relativen Wohlstand beschert, jedoch auch eine Reihe neuer sozialer Probleme mit sich gebracht, deren Tragweite im Einzelnen noch gar nicht abzuschätzen ist.
    Ein solches unerwartetes Problem, das den chinesischen Politikern in letzter Zeit zunehmend Sorge bereitet,
    dass viele Bauern ihre Kinder nicht mehr oder nur für kürzere Zeit zur Schule schicken wollen, um sie möglichst frühzeitig als landwirtschaftliche Arbeitskräfte einsetzen zu können und so das Familieneinkommen zu erhöhen.
    Ganz besonders werden junge Mädchen auf dem Land auf diese Weise um ihre Bildungschancen gebracht, da hier wieder die traditionellen Vorurteile, dass Frauen ohnehin für Küche, Heirat
    und minderqualifizierte Tätigkeiten bestimmt seien, voll zum Tragen kommen.
    In manchen Dörfern, so haben Besucher festgestellt, sind doppelt so viele männliche Schüler wie weibliche in den Volksschulen.
    Mancherorts ist die Schulbesuchsquote insgesamt deutlich zurückgegangen, berichten chinesische Zeitungen.
    Pekinger Bildungsexperten warnen schon vor einem neuen Analphabetentum.
    In der ostchinesischen Provinz Jiangsu, rund um die hochentwickelte Industrieregion Shanghai, haben die Behörden jetzt saftige Geldstrafen für Eltern eingeführt, die sich weigern, ihre Kinder zur Schule zu schicken.
    Damit soll hier zum ersten Mal in China eine allgemeine Schulpflicht wirklich durchgesetzt werden.
    Landesweit will man dieses Ziel bis zum Jahr 1990 erreichen.
    Bisher kannte China keine allgemeine Schulpflicht, doch wurde schon vor 20 Jahren erreicht, dass mehr als 90 Prozent aller Kinder zumindest für ein paar Jahre eine Grundschule besuchten und einfaches Lesen und Schreiben lernten.
    Das galt als einer der großen Erfolge der chinesischen Revolution.
    In den Städten lag die Einschulungsrate sogar bei fast 100 Prozent.
    Hier müssen die Eltern auch nur eine geringe Schulgebühr für ihre Kinder entrichten, während auf den Dörfern hingegen die Bauern ihre Schulen im Wesentlichen selbst finanzieren müssen.
    Und dies ist mit einer der Gründe, warum sich manche diese Geldausgabe jetzt wieder überlegen.
    Die Regierung will durch staatliche Subventionen für die Landschulen auch solchen Bedenken entgegenwirken.
    In Zukunft
    So ist es zumindest der Wunsch der Behörden, sollen alle Kinder volle sechs Jahre lang eine Volksschule besuchen, bevor sie freiwillig in die Mittelschule für weitere sechs Jahre weitergehen können.
    Mit finanziellen Subventionen und Strafverfügungen ist es jedoch sicherlich nicht getan.
    Hier ist auch noch viel Aufklärungsarbeit notwendig, um die rückständige chinesische Landbevölkerung
    vom Wert einer gediegenen Schulbildung für ihre Kinder zu überzeugen.
    Seit Freitag tanzen im Theater an der Wien wieder die Katzen.
    Das Erfolgsmusical Cats wird nämlich aufgrund des großen Publikumsandrangs heuer auch im Sommer gespielt.
    Außerdem wurde die Aufführungsserie auch gleich bis zum 5.
    Mai 1985 verlängert.
    Dies bedeutet, dass bis dahin etwa 500.000 Menschen die Wiener Produktion von Cats gesehen haben werden.
    Für Walter Gellert ist der andauernde Erfolg von Cats in Wien Anlass zu folgendem Beitrag.
    Was fasziniert Sie daran?
    Die Musik ist zwar ein bisschen laut, aber es ist meiner Meinung nach gute Musik.
    Die Tanzleistung der Darsteller.
    Ja, das Palett und die Masken.
    Das ist einfach phänomenal.
    Also mir gefällt das, wie die tanzen.
    Mir gefallen die Kostüme und die Rollen und einfach die Darstellung der Katzen.
    Also erstens einmal ist es durch die Medien schon ziemlich bekannt und berühmt geworden.
    Zweitens vom Autor her kennen schon berühmte Stücke eben Jesus Christ und Evita.
    Aus diesem Grund bin ich hergekommen und bin einer für sich begeistert.
    So reagieren die Besucher von Cats im Theater an der Wien auf eine Produktion, die das Prädikat weltstädtisch durchaus verdient hat und die nach über 200 Vorstellungen nichts an Schwung verloren und so manches an Charakterisierung gewonnen hat.
    Die Qualität der Vorstellung wird von den Besuchern honoriert.
    An der Kassa ist die Aufführung auf vier Wochen hinaus ausverkauft.
    Für Gruppen gibt es überhaupt erst die Möglichkeit, ab Jänner Karten zu bestellen.
    Im Rahmen einer kleinen Feier anlässlich der Wiederaufnahme von CATS
    Das Theater an der Wien stand ja im Mai und im Juni den Wiener Festwochen zur Verfügung, überreichte Kulturstadtrat Franz Murkiewiczka der Regisseurin und Choreografin Gillian Linn am Freitag die Ehrenmedaille der Stadt Wien in Silber.
    Frau Linn hat mit Cats für Wien einen sensationellen Erfolg geschaffen.
    Heute war die... Ja, das ist wahr.
    Heute war die 220.
    Vorstellung.
    Über 200.000 Besucher haben bisher diese Produktion gesehen.
    Und ich glaube, Frau Lin, wir dürfen sagen, das Ensemble hat Sie nicht nur nicht enttäuscht, sondern hat heute mit dazu beigetragen, diesen Tag zu einem Festtag für Sie zu machen.
    Der Erfolg von Katz ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass Andrew Lloyd Webber genau weiß, was dem Publikum gefallen wird.
    Webber, der König des englischen Musikunterhaltungstheaters, hat da genau das richtige Gespür, wie er es zuletzt bewiesen hat, als er mit seinem Eisenbahnmusical auf Rollschuhen, Starlight Express, mit Jazz, Rock'n'Roll, Disco und Breakdance-Elementen in London wieder einen Erfolg gelandet hat.
    Cats ist in New York und in London ein Riesenerfolg, wobei die Regisseurin und Choreografin Gillian Lynn findet, dass diese Produktion hier mehr Herz zeigt als zum Beispiel jene in London oder jene in New York und dass die Geschichte in Wien weit mehr herausgearbeitet wird als anderswo.
    Hier ist keins weniger Showbusiness, sondern mehr Theater.
    Inzwischen hört man, dass der Termin 5.
    Mai 1985 nicht unbedingt wirklich das Ende der längsten Musical-Aufführungsserie im Theater an der Wien sein muss.
    Theater an der Wien-Direktor Peter Weck dazu.
    Da wir jetzt das dritte oder vierte Mal bereits verschoben haben, ist die Frage berechtigt und sicher die Möglichkeit da.
    Ob die Möglichkeit auch da ist, was das Ensemble anlangt, das kann ich nicht sagen.
    Ich bin jetzt schon einmal glücklich, dass ich bis zum 6.
    Mai die Leute halten kann.
    die jetzt spielen.
    Wir sind wahnsinnig glücklich, dass diese Aufführungen ausverkauft sind, dass das Stück so gut ankommt, dass so viele es schon nicht nur einmal, sondern viele Male gesehen haben und noch immer sehen wollen.
    In der Subventionspraxis ändert sich fast nichts.
    Ich habe erst gerade vorhin mit Direktor Wecker und Direktor Heißler gesprochen.
    Und wissen Sie, die Kosten, die beweglich sind im Rahmen eines solchen Theaters, also nicht Fixkosten sind, im wahrsten Sinne des Wortes, dieser Bereich ist so klein, dass wir uns diesmal freuen, dass wir alles, was möglich ist, über Einnahmen hereinkriegen.
    Aber sehr viel ist es nicht.
    Drei Minuten vor 13 Uhr zum Abschluss des Mittagsschornals jetzt noch Kurznachrichten.
    Österreich.
    Bundeskanzler Sinovac hat heute nach der Sitzung des Ministerrates vor Journalisten neuerlich zur Diskussion um CA-Generaldirektor Androsch Stellung genommen.
    Sinovac appellierte an alle führenden Parteimitglieder, Missverständnisse auszuräumen.
    Der Bundeskanzler sagte, solange das Verfahren der Steuerprüfung laufe, habe niemand einzugreifen und solange gelte auch die Unschuldsvermutung für Androsch.
    Sollte es Verfehlungen geben, so würden nach Abschluss der Prüfung Konsequenzen gezogen werden.
    Sinovac widersprach damit indirekt dem früheren Bundeskanzler Kreisky, der zuletzt in einem Zeitungsinterview erklärt hatte, man dürfe in der Politik nicht so lange warten, bis alles bewiesen sei.
    Der weltweit von der Interpol gesuchte ehemalige Geschäftsführer der Klimatechnik Erwin Tautner hat sich zu Wort gemeldet.
    Tautner hat über seinen Rechtsanwalt, dem ORF-Hörfunk, ein Tonband übermittelt.
    Er gibt neuerlich der von der Verstaatlichen Elin eingeladeten Fusion seiner Firma mit einem Konkurrenzunternehmen die Schuld an der Insolvenz der Klimatechnik.
    Der Konkurs von Tautners Unternehmen hat vor drei Jahren einen Schaden von mehr als drei Milliarden Schilling verursacht.
    Über seinen Aufenthaltsort wollte Tautner keine Angaben machen.
    Die 13 Ölminister der OPEC, der Organisation Erdöl exportierender Länder, halten heute unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen in Wien eine Konferenz ab.
    Hauptproblem ist die Überproduktion von Erdöl.
    Bereits gestern hat der Marktüberwachungsausschuss der OPEC die Beibehaltung der derzeitigen Preise und der bisherigen Förderquoten befürwortet.
    Die gesetzlichen Möglichkeiten zur Befreiung von der Gurtenanlegepflicht werden nur selten in Anspruch genommen.
    Dies hat eine Umfrage bei den Polizeibehörden und Bezirkshauptmannschaften in Oberösterreich ergeben.
    Voraussetzung für eine Ausnahmegenehmigung ist, dass das Anlegen der Sicherheitsgurte eine schwere körperliche Beeinträchtigung für den Autoinsassen wäre.
    Der Kunstwissenschaftler Hans Sedlmayr ist im Alter von 88 Jahren in Salzburg gestorben.
    Sedlmayr wurde vor allem durch sein Buch Verlust der Mitte international bekannt.
    Er trat immer wieder als Kritiker moderner Kunstentwicklungen hervor.
    Nun noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Sonnig und sehr warm.
    Nachmittagstemperaturen 27 bis 33 Grad.
    Das Mittagsschanal ist nun zu Ende.
    Auf Wiederhören sagt Ihnen im Namen von Redaktion und Technik Fritz Wendl.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.07.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1984.07.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Klimatechnikchef Erwin Tautner meldet sich aus seinem Versteck und nimmt zu Prozess Stellung
    Einblendung: Klimatechnikchef Erwin Tautner (Ausschnitt von einem Tonband)
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Tautner, Erwin [Interviewte/r]
    Datum: 1984.07.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Firmenpleite , Nachrichten
    Lehren aus dem deutschen Druckerstreik
    Einblendung: stellvertretender IG-Druck-Chef Detlef Hensche und Hauptgeschäftsführer der Bundesverbandes Druck Hubertus Loß
    Mitwirkende: Brandstätter, Helmut [Gestaltung] , Hensche, Detlef [Interviewte/r] , Loß, Hubertus [Interviewte/r]
    Datum: 1984.07.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: 38,5 Stunden Woche, Rationalisierung , Nachrichten
    Arbeitszeitdiskussion in Europa
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1984.07.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressegespräch nach dem Ministerrat: Steuerakt von Hannes Androsch
    Einblendung: Bundeskanzler Sinowatz
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Sinowatz, Fred [Interviewte/r]
    Datum: 1984.07.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Affäre Steuerakt von Hannes Androsch
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung]
    Datum: 1984.07.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neues Buch über den Kennedy-Clan erregt Aufsehen
    Mitwirkende: Rados, Antonia [Gestaltung]
    Datum: 1984.07.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Allgemeine Schulpflicht in China - Probleme für Bauern
    Mitwirkende: Opletal, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1984.07.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Bildung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wiederaufnahme des Musicals "Cats" im Theater an der Wien
    Einblendung: Musik und Kulturstadtrat Mrkwicka , Interview: anonyme Besucher, Regisseurin und Choreographin Gillian Lynn, Theaterdirektor Peter Weck und Kulturstadtrat Mrkwicka
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Mrkwicka, Franz [Interviewte/r] , Lynn, Gillian [Interviewte/r] , Weck, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1984.07.10 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Theater an der Wien
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Wirtschaft ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1984.07.10
    Spieldauer 00:59:45
    Mitwirkende Henke, Reinhold [Moderation] [GND]
    Fuchs, Wolfgang [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.07.10 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-840710_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt