Mittagsjournal 1986.03.01

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Grüß Gott beim Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    Ilse Oberhofer führt Sie durch die Sendung.
    Eine Sendung, in deren Mittelpunkt heute ein Thema steht.
    Der Mord an Schwedens Ministerpräsident Olof Palme.
    Palme ist gestern am späten Abend in der Innenstadt von Stockholm durch zwei Schüsse, die ein Unbekannter auf ihn abgab, so schwer verletzt worden, dass er wenig später im Krankenhaus starb.
    Von dem Mörder fällt jede Spur.
    Palme war gerade zusammen mit seiner Frau auf dem Heimweg von einem Kinobesuch.
    Er war nicht bewacht, auch seine Frau wurde bei dem Attentat leicht verletzt.
    Wir berichten aus Stockholm, bringen ein Porträt des Politikers und Menschen Palmes und es gibt Reaktionen von Bruno Greysky, Bundeskanzler Sinovac und SPD-Chef Willy Brandt.
    In Schweden ist man geschockt über den Mord.
    Palme hat für seine Person strenge Sicherheitsauflagen immer zurückgewiesen.
    Er war, wie es ein Journalist formulierte, für jedermann sichtbares Symbol für eine gewaltfreie politische Gesellschaft.
    Aus Stockholm berichtet Günther Grafenberger.
    weiterhin im Dunkeln, wer der oder die Mörder von Olof Palme sind.
    Zwei Verdächtige waren vorübergehend festgenommen worden.
    Einer hatte sogar einen Skizzen von jener Kreuzung, an der Olof Palme ermordet wurde.
    Aber beide Verdächtigen gelten nicht als die Mörder des schwedischen Regierungschefs.
    Auch den Aussagen vom Stockholmer Polizeichef Jöster Wilander wirkt deutlich, dass es sich vermutlich um zwei oder sogar mehr Täter handelt, nicht nur um einen.
    Von demjenigen, der geschossen hat, fehlt auch weiterhin jede Spur.
    Lediglich die Patronenhülsen und eine Kugel aus einem Magazin wurden gefunden und werden gegenwärtig untersucht.
    Olaf Balm liegt zur Stunde aufgewacht im Sabbat Krankenhaus in Stockholm, umgeben von einem Blumenmeer.
    Davor ein Kondolenzbuch.
    Ein Blumenteppich liegt auch neben der Blutlache an der Kreuzung Tuddelgarten-Zweerwägen, wo gestern Abend der friedlich durch die Straßen spazierende Olaf Palme mit seiner Frau überfallen und ermordet wurde, und Blumen über Blumen auch vor dem Wohnhaus der Familie Palme in der Altstadt.
    Der Verdacht, es müsse sich bei einer solchen Freffeltat um einen Ausländer handeln, weil ein Schwede zu einer solchen Tat gar nicht fähig ist, dieser Verdacht besteht nicht mehr unbedingt, denn wenn es ein Verrückter ist, dann ist es ebenso auch unter den Schweden zu suchen.
    Aber ist es ein Verrückter?
    Ist es nicht doch ein politischer Fanatiker, zumal Kroaten und Palästinenser regelrechte Bandenkämpfe in Stockholm ausgeführt haben?
    Die Stadt Stockholm wird an den Ausfahrtsstraßen und auf den Flughafen sowie den Seehäfen streng bewacht und Allein- und Ausweisenden werden kontrolliert.
    Die Polizei hat für heute am frühen Nachmittag eine Pressekonferenz einberufen, um mehr über ihre Suchaktion zu berichten, die sich auf das ganze Land ausgestreckt hat, um zu verhindern, dass der oder diejenigen aus Schweden ausschleichen, wie die Ratten vom sinkenden Schiff.
    Der schwedische Rundfunk spielt seit heute früh Zaubermusik und das ganze Rundfunk und Fernsehprogramm wurden umgeschmissen.
    Die Bevölkerung ist wie von einem Schock betäubt.
    Bislang konnten Palme und der König und die Königin wie jeder Unbekannte durch die Straßen schlindern ohne etwa Angst vor solchen Verbrechen haben zu müssen.
    Diese politische Idylle ist nun in Schweden für alle Zeit vorbei.
    Mit dem Tode von Olof Palme wird sich vieles ändern, auch in der hiesigen Politik.
    Sein vermutlicher Nachfolger Finanzminister Shell Olof Feld dürfte gewiss die demokratische Wohlfahrtspolitik weiterführen, aber das große außenpolitische Format hat er nicht und kann er auch nicht haben, dass Olof Palme die Türen zum Kreml weit öffnete, wenngleich die Türen zum Weißen Haus in Washington für ihn gesperrt blieben.
    Seine beißende Kritik an der amerikanischen Vietnam-Politik ist dort unvergessen.
    Doch Palme wandte sich auch nach Osten hin, als er nach dem Sturz von Alexander Dubček die tschechoslowakische Führung auf dem Radschin Kreaturen der Diktatur nannte.
    Palmes Stellvertreter Ingvar Carlsson sagte, Olof Palme hat mehr als jeder andere die Gewalt bekämpft.
    Es ist die große Tragödie, dass er jetzt selbst Opfer dieser Gewalt geworden ist.
    Danke, Günther Graffenberger.
    So viel zur Stunde aktuell aus Stockholm.
    Offensichtlich weiß man also noch nicht sehr viel mehr als auch schon in den frühen Morgenstunden.
    Politisches Motiv, kein politisches Motiv.
    Man weiß es noch nicht.
    Informationen wird es bei einer Pressekonferenz am Nachmittag geben.
    Günther Graffenberger hat das angesprochen.
    Sie werden das ja dann bei uns in den stündlichen Nachrichtensendungen hören.
    Zum Politiker und Menschen Olof Palme jetzt.
    Olof Palme stammt aus einer großbürgerlichen Familie.
    Erst als Student kam er, parallel zu Bruno Kreisky, zur Sozialdemokratie.
    Er war in vier Legislaturperioden Regierungschef und galt als überzeugter Verfechter des sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaates.
    Außenpolitisch engagierte er sich für Entspannung und Abrüstung sowie für den Dialog zwischen Industriestaaten und Dritter Welt.
    Roland Machatschki gibt ein Porträt des Menschen und Politikers Olof Palme und Sie hören noch einmal die Stimme dieses Politikers, wie es viele von uns noch im Ohr haben.
    Ich finde, dass die schwedischen Wähler sind fantastisch.
    Wir haben eine ziemlich harte Politik geführt.
    Wir haben ja keine großen Reformen durchgeführt.
    Der Lebensstandard ist sehr wenig gestiegen.
    Das finde ich fantastisch.
    Das hätte ich vor einem Jahr kaum erwartet.
    Und jetzt hoffe ich, dass wir unsere Wirtschaft so weiter treiben können, dass wir den Wohlfahrtsstaat nicht antasten brauchen.
    Das ist unser Ziel.
    Und das ist unsere große Hoffnung, dass wir das leisten werden können.
    Olaf Palme in einer Stunde des Triumphs nach dem letzten knappen Wahlsieg am 15.
    September vergangenen Jahres.
    Er konnte für sich selbst die Hoffnungen, von denen er trotz Siegesfreude in seiner gewohnt ruhigen und präzisen Weise gesprochen hat, nicht mehr verwirklichen.
    Es war die vierte Reichstagswahl, die Palme gewonnen hatte, und der Sieg der Sozialdemokraten war denkbar knapp ausgefallen.
    Aber auch das war kein ungewohnter Zustand für Olof Palme, denn schon vorher hatte er mit Minderheitskabinetten regieren müssen.
    Das ist in Schweden vielleicht einfacher als anderswo, denn in dem Königreich, das seit 54 Jahren mit nur sechs Jahren Unterbrechung von den Sozialdemokraten regiert wird, besteht ein Grundkonsens in fundamentalen gesellschaftspolitischen Fragen.
    Als etwa die Bürgerliche Koalition 1976 an die Macht kam, ging sie keineswegs daran, den schwedischen Wohlfahrtsstaat zu demontieren oder bestimmte Reformen der Sozialdemokraten wieder rückgängig zu machen.
    Was außerhalb Schwedens manchmal wie ein Auswuchs eines extremen Gesellschaftssystems erscheint, ist in Schweden oft nicht einmal Diskussionsthema.
    Olof Palm ist auch nie der Mann gewesen, der seine Ideen mit missionarischem Eifer der ganzen Welt aufzwingen wollte.
    Wir haben ja nie gesagt, dass Schweden ein Modell ist.
    Wir haben immer Probleme gehabt.
    Aber wir haben gezeigt, dass man eine Gesellschaft auf dem friedlichen Weg verändern kann.
    und den Menschen größere Sicherheit geben.
    Diese Sicherheit ist in Schweden auch in Jahrzehnten sozialdemokratischer Wohlfahrtspolitik nicht abhandengekommen.
    Übergriffe eines zu wohlwollenden Staatsapparats wurden und werden aufgezeigt und kritisiert.
    Über die Steuerbelastung, die höchste in der westlichen Welt, wird zwar gelegentlich gejammert, aber im Grunde wissen alle Schweden, dass ihre soziale Absicherung einen hohen Preis kostet.
    Bei Sozialreformen stand Schweden meistens in vorderster Front.
    Themen wie Mitbestimmung, Arbeitszeitverkürzung, Urlaubsverlängerung und ähnliches mehr wurden meist in Schweden zuerst diskutiert, wie der folgende Ausschnitt aus einem zehn Jahre alten Interview mit Olof Palme zeigt.
    Mitbestimmung, das bedeutet ein Gleichgewicht.
    Und ich glaube, wir glauben jedenfalls, dass das gut für die Produktion ist, wenn die Arbeiter und die Lohnempfänger aktiv engagiert werden in der Industrie.
    Und viele Industrieleute glauben grundlegend dasselbe.
    Fünf Wochen Urlaub, das werden wir in diesem Jahr bestimmen.
    Und das kommt.
    Die 30 Wochenstunde, das liegt in der Zukunft.
    Das können wir uns jetzt nicht leisten.
    Eine der Grundlagen des sozialdemokratischen Modells Schweden ist der sogenannte Gleichheitsbericht.
    Er entstand 1972 unter der Leitung Palmes und sollte den Weg zur klassenlosen Gesellschaft aufzeigen.
    Aber gerade dieses Programm trug dazu bei, dass die Sozialdemokraten einen Imageverlust hinnehmen mussten, der in der bitteren Niederlage des Jahres 1976 mündete.
    Aber auch die Konservativen mussten eine für sie bittere Erfahrung machen.
    Ihre Forderungen nach rigoroser Kürzung des Sozialprogramms kamen auch bei den anderen bürgerlichen Koalitionspartnern nicht durch,
    Und nach einer Reihe von Krisen endete die bürgerliche Regierungsperiode in der jüngeren Geschichte Schwedens nach zwei Legislaturperioden oder sechs Jahren im Jahre 1982 mit der Rückkehr der Sozialdemokraten und Olof Palmes an die Regierung.
    Palme wurde manchmal der Vorwurf gemacht, er habe sich für internationale Politik mehr interessiert und engagiert als für die Probleme des eigenen Landes.
    Ein Vorwurf, den ja auch Palmes Freund Bruno Kreisky oft zu hören bekam.
    Tatsächlich war Palme, der neben seiner Muttersprache noch fließend Deutsch, Englisch und Französisch sprach, kein Politiker, der sich auf die jahrhundertealte Neutralität seines Landes zurückzog.
    Mit seinem Eintreten etwa für Nordvietnam, Fidel Castro, die Sandinisten Nicaraguas oder die PLO Yassir Arafats hatte er in vielen politischen Ecken Anstoß erregt.
    Zweimal wurde ein amerikanischer Botschafter seinetwegen aus Stockholm abgezogen.
    Einmal 1968, als Palme, damals noch Unterrichtsminister, an der Spitze einer Demonstration in Stockholm gegen den Vietnamkrieg der USA protestierte.
    Und das andere Mal, 1972, als der Ministerpräsident Palme die Bombenangriffe der USA gegen Nordvietnam mit Nazi-Gräueln wie Treblinka, Lidice, Oradour oder Babi Yar verglich.
    Auf der anderen Seite protestierte er scharf gegen die Verletzungen der schwedischen Hoheitsgewässer durch sowjetische Schiffe und ersparte Moskau die internationale Bloßstellung beim bekannten Zwischenfall mit dem vor Karlskrona auf Grund gelaufenen U-Boot keineswegs.
    Olof Palme setzte sich ein, sei es im Rahmen der Sozialistischen Internationale, für die er in den Iran reiste, oder in Willy Brandts Nord-Süd-Kommission, die Pläne zur Überwindung des Wohlstandsgefälles zwischen den Industriestaaten und der nicht industrialisierten Welt ausarbeitete, oder für die Vereinten Nationen, in deren Auftrag er einen vergeblichen Vermittlungsversuch im Golfkrieg zwischen Iran und Irak unternahm, oder als Vorsitzender einer nach ihm benannten Unabhängigen Kommission für Abrüstungs- und Sicherheitsfragen.
    Die Erfahrung hat ja gezeigt, dass Rüstung nur bedeutet, dass man sich zu einer immer höheren Stufe von Unsicherheit rüstet.
    Die Rüstung hat ja nicht geholfen.
    Die Welt wird ja für jedes Jahr unsicher.
    Und deshalb muss man versuchen, einen Anbrich zu geben.
    Natürlich muss man eben das Gleichgewicht behalten, sonst geht's ja nicht.
    Ich habe nie an einseitige Abrüstung geglaubt, aber auf gegenseitige Verhandlungen und gegenseitige Abrüstung.
    Olof Palme stammte aus einem bürgerlich-aristokratischen Elternhaus.
    Sein Vater war Versicherungsdirektor, die Mutter eine baltische Adelige.
    Aber schon an der Universität warnte sich Palme den Sozialdemokraten zu.
    Die politische Karriere des ausgebildeten Juristen begann 1954 mit seinem Dienstantritt als politischer Sekretär bei Ministerpräsident Torge Erlander.
    Nur drei Jahre später war Palme Abgeordneter im Reichstag, mit 30 Jahren damals der Jüngste.
    Erlander zog ihn zu seinem Nachfolger auf.
    Mit 33 Jahren war Olof Palme in der Regierung.
    Zuerst als Minister für besondere Aufgaben, dann als Verkehrsminister und zuletzt als Unterrichtsminister.
    Im Oktober 1969 legte Erlander die Parteiführung zurück, Palme wurde sein Nachfolger und damit automatisch Ministerpräsident.
    Aber schon bei der ersten Wahl, die er schlagen musste, 1970, zeigte sich zunehmende Unzufriedenheit der Wähler mit den Sozialdemokraten.
    Paulme konnte nur noch mit der Unterstützung der Kommunisten regieren, die er jedoch nicht zu Koalitionspartnern machte.
    Aber nach dem sechsjährigen bürgerlichen Zwischenspiel kehrten die Sozialdemokraten 1982 gestärkt an die Macht zurück.
    Olof Palme war nicht unumstritten.
    Zustimmung und Ablehnung seiner politischen Linien waren oft sehr ausgeprägt.
    Aber er war eine Persönlichkeit, die nicht nur die Geschichte Schwedens geprägt hat.
    Sein Nachfolger wird es nicht leicht haben.
    In ersten Reaktionen zeigt man sich in aller Welt erschüttert.
    Palme, jener Politiker, der Engagement und Tat auf eine gewaltfreie Politik abgestimmt hat, ist durch einen Mordanschlag ums Leben gekommen.
    Noch weiß man nicht, ob das ein politisch motivierter Mord war oder die Tat eines Irren.
    Wie auch immer, einer der profiliertesten internationalen Politiker ist tot.
    Reaktionen fasst Helmut Obletal zusammen.
    Bundespräsident Rudolf Kirchschläger kondolierte heute früh der Witwe des ermordeten schwedischen Ministerpräsidenten im Namen des gesamten österreichischen Volkes und auch Bundeskanzler Fred Sinowatz drückte am Vormittag seine tiefe Betroffenheit aus.
    Ich war betroffen und erschüttert, dass ich die Nachricht vom Tod Olaf Palmes bekommen habe und ich bin jetzt traurig.
    Zudem traurig, dass ein Mann wie Olaf Palme, der sein Leben den Menschen und dem Frieden in der Welt gewidmet hat, einer feigen Mordtat zum Opfer gefallen ist.
    Ich habe Olaf Palme seit vielen Jahren persönlich gekannt und wir sind Freunde geworden bei vielen Tagungen und Konferenzen.
    Ich war zuletzt in Stockholm im Vorjahr beim Staatsbesuch stundenlang mit ihm zusammen.
    Und es war immer ein großes Erlebnis.
    Er ist einer der ganz großen Politiker der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts gewesen.
    Er ist einer der Gestalter der sozialen Demokratie, der Wohlfahrt und Wohlstand verbunden hat mit der vollen persönlichen Freiheit.
    Und Olaf Palme
    war einer, der Idee und Praxis zu vereinen verstand.
    Und er war ein großer Staatsmann.
    Er war der, der die Idee der kollektiven Sicherheit so überzeugend zu vertreten verstand, der immer neue Initiativen für den Frieden ergriff und der bei vielen Gelegenheiten ein Beispiel für Friedenspolitik lieferte.
    Er ist immer für Entspannung und Abrüstung eingetreten, aber sein Bemühen und dem Frieden war nicht bloß aus Idealismus her getragen, sondern es war die politische Überzeugung und die Absicht, in der konkreten politischen Tat beizutragen zum Frieden.
    Olaf Palme war auch ein großer Freund Österreichs.
    seine lange Bekanntschaft mit Bruno Geisger dazu beigetragen hat, auch die Nähe der beiden sozialdemokratischen Parteien in Schweden und in Österreich war es, die uns immer wieder zusammengeführt hat.
    Der Tod Olaf Palmes bedeutet einen unerhörten Verlust für die Weltpolitik und für die Sozialdemokratie in der ganzen Welt.
    Ein Frust auch deswegen, weil hier ein Politiker mit hohem Ethos und mit einer großen Gestalt
    Mit tiefster Bestürzung reagierten vor allem Olof Palmes sozialdemokratische Gesinnungsfreunde und Mitstreiter in aller Welt, von denen viele mit dem schwedischen Ministerpräsidenten auch persönlich eng befreundet waren.
    Vor wenigen Minuten haben wir Altbundeskanzler Bruno Kreisky erreicht, der derzeit an einem Gewerkschaftskongress in Rom teilnimmt.
    Und wir haben ihn gefragt, wie er von dem Attentat erfahren hat.
    Ja, das ist kein Schlag gewesen.
    Es ist einfach undenkbar, dass einer der jüngeren zialdemokratischen Parteiführer auf diese Art aus dem Leben geschieden ist.
    Er war eine sehr bedeutende Persönlichkeit, nicht nur in Schweden, das mussten auch seine Gegner erkennen,
    der Welt.
    Er ist der Mann gewesen, der hinter der Fünf-Kontinente-Initiative für Frieden gestanden ist, die vor wenigen Monaten verkündet wurde, in der beteiligt waren Rajiv Gandhi und bedeutende andere.
    sehr eindringlich eine Abrüstungspolitik verlangt haben.
    Er ist, wie gesagt, überall in der Welt bekannt gewesen und auch, was möchte ich sagen, auch von denen geliebt worden, für die er eingetreten ist.
    Er war aus innerer Leidenschaft heraus immer auf
    ein lebenswürdiger, lebenswerter und verlässlicher Freund.
    Und auch der Altersunterschied von 16 Jahren hat diese Freundschaft nicht prüfen können.
    Es gab tatsächlich eine weitgehende Übereinstimmung in all diesen Jahren.
    Er war auch einer jener Politiker, die es nicht mehr so oft
    zahlreich gibt, die mit einem ungeheuren Fond an Wissen und Bildung seine Aufgaben bewältigt hat.
    Und er gehört zu jenen, die auf allen Gebieten des Lebens durch seine durchdringende Intelligenz bewertet sind.
    unter seinem Kreis der Arbeiterbewegung fremd war.
    Aber er war ja in allen Phasen seines Herzens aufs Engste verbunden.
    Man hat in Schweden immer nur
    Auch Willy Brandt, der SPD-Chef und Vorsitzende der Sozialistischen Internationale, und sowie Kreisky, einer der engsten Vertrauten von Olof Palme, meldete sich heute früh zu Wort.
    Zunächst ist es ganz schrecklich und im Grunde nicht zu fassen,
    dass jemand, der so aktiv war, über so viele Jahre nicht nur in seinem eigenen Land eine große Rolle gespielt hat, sondern starken Einfluss genommen hat auf internationale Bemühungen, dass der plötzlich nicht mehr da ist und auf diese Weise abgerufen worden ist.
    Auf der anderen Seite sagt man sich dann, dass es nun
    Im Grunde darauf ankommt, dass man versucht, möglichst viel von dem weiterzuführen, worum er sich bemüht hatte, gerade wo es um Rüstungskontrolle geht und um den Ausgleich zwischen den armen und den reicheren Völkern.
    Es gibt ganz wenige, die mit so viel Energie und so viel Gedankenreichtum sich um Frieden und Menschenrechte
    bemüht haben.
    Das kommt dann alles noch zusätzlich zu dem, was er in seinem eigenen Land und für sein eigenes Volk über viele, viele Jahre geleistet hat.
    Olaf Palme war auch ein führendes Mitglied der Sozialistischen Internationale.
    Richtig, er war einer meiner Vizepräsidenten und zusammen mit ihm und Bruno Kreisky, dem langjährigen österreichischen Bundeskanzler, habe ich viele Dinge
    den Gang setzen können.
    Ich habe in Wirklichkeit noch vor zwei Tagen mit ihm über mehrere der Fragen gesprochen, die dort jetzt anstehen.
    Er hatte eine Initiative ergriffen, zusammen mit dem indischen Ministerpräsidenten, mit dem argentinischen Präsidenten und anderen, um zu sehen, ob man nicht doch zu einem Atom-Teststopp kommt.
    Das spielt ja eine Rolle jetzt in den Verhandlungen zwischen Washington und Moskau.
    mehrere der Staatsmänner, von denen ich jetzt drei genannt habe, etwas auf den Weg gebracht.
    Dann haben wir gesprochen darüber, dass wir demnächst in südliche Afrika fahren wollten, Vertreter, Präsidenten der Sozialistischen Internationalen, um nochmal einen Versuch zu machen,
    um auf dem Wege voranzukommen, der dort Schluss bedeuten muss mit der Apartheid und Gleichstellung bedeuten muss für die Menschen in jenem Teil der Welt.
    Es ist ganz schwer, sich vorzustellen, wer das jetzt einfach übernehmen kann.
    Aber trotzdem muss man versuchen, dass möglichst viel von dem lebendig bleibt, worum sich jemand von dieser Bedeutung
    von dieser eigenartigen Begabung gekümmert hat.
    In Skandinavien besonders, aber in Schweden sagt man, man habe sich so ein Attentat niemals vorstellen können, wie es heute Nacht passiert ist.
    Muss das nicht bedeuten, dass skandinavische Politiker genauso wie anderswo auch jetzt häufiger um ihr Leben fürchten müssen, genauso wie in Deutschland oder in Großbritannien?
    Ja, das kann man so sehen.
    Ich kann mich aus meiner eigenen Zeit in Skandinavien daran erinnern, wie es Regierungschefs abgelehnt haben, sich auch nur irgendwie schützen zu lassen und wer darauf legten.
    so wie normale Menschen durch die Straßen zu gehen oder wie Palme es meistens machte, mit der Straßenbahn ins Amt zu fahren und nicht mit dem Dienstauto.
    Es ist so, dass die Pest des Terrorismus auch Teile der Welt und Teile Europas erfasst, die davon bisher verschont geblieben waren.
    Doch auch Politiker, die nie ein Hehl aus ihren Meinungsverschiedenheiten mit dem profilierten schwedischen Sozialdemokraten gemacht hatten, sprachen heute von Bestürzung und Betroffenheit.
    Der ÖVP-Obmann und Präsident der Internationalen Demokratischen Union Alois Mock versicherte in einem Telegramm an Willy Brandt seine Anteilnahme an dem tragischen Tod des schwedischen Ministerpräsidenten.
    Wie Mock ausführte, habe Olof Palme immer markante sozialistische Positionen in allen Fragen der internationalen Beziehungen vertreten.
    Das Profil seiner politischen Stellungnahmen und seine Persönlichkeit verdienten aber einen besonderen Respekt.
    Der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl würdigte das Friedensengagement und das Bemühen des schwedischen Staatsmannes um Ausgleich zwischen Industrie- und Entwicklungsländern.
    Der amerikanische Präsident Ronald Reagan bezeichnete das Attentat als sinnlosen Gewaltakt.
    Olof Palme war einer der geachtetsten Führer der Welt.
    Ein Mann, der Mitgefühl zum Kennzeichen schwedischer Politik gemacht hat, sagte Reagan wörtlich über jenen schwedischen Politiker, der seit den 60er Jahren zu den schärfsten Kritikern der amerikanischen Politik in Vietnam und in Lateinamerika gehört hat.
    und er bete für die Gesundung von Frau Palme, die bei dem Attentat verletzt wurde, fügte Ronald Reagan hinzu.
    Betroffenheit auch in Moskau, wo gerade der Parteitag der KPDSU stattfindet.
    Unser Korrespondent Franz Köstler fasst die Reaktionen aus der Sowjetunion zusammen.
    Das Fernsehen zeigte heute Vormittag, wie die 5000 Delegierten des laufenden Parteitags im Kreml sich zu einer Schweigeminute in seinem Gedenken erhoben.
    Zuvor hatte der Vorsitzende des heutigen Kongresstags
    das Politbüro-Mitglied Viktor Chebrikov, den ermordeten Sozialdemokraten als hervorragenden Staatsmann und Politiker gewürdigt, als bekannten Streiter für den Frieden, die Unabhängigkeit der Völker und für eine breite Zusammenarbeit der Staaten zum Wohl der Menschheit.
    die wohl höchste Würdigung, die ein westlicher Politiker in Moskau erfahren kann.
    Palme hätte die Sowjetunion im April besuchen sollen.
    Es gibt wenige westliche Politiker, die in der Sowjetunion so populär sind, wie es Olof Palme war.
    Sein Prestige geht zurück bis in die 60er Jahre, als er einer der wenigen führenden westlichen Politiker war, die engagiert gegen die amerikanische Intervention in Vietnam eintraten.
    Die Stärke des schwedischen Sozialdemokraten war nicht zuletzt,
    dass er eigenwillig seine Meinung sagte, wenn es darum ging, einen sowjetischen Vorschlag zu unterstützen, wie erst kürzlich das Atomtest-Moratorium, aber auch dann, wenn seine Meinung im Kreml unbequem war, als er zum Beispiel offen über Fragen der Menschenrechte in der Sowjetunion sprach.
    Reaktionen ganz besonderer Betroffenheit trafen übrigens aus Lateinamerika ein.
    Olof Palme hatte ja in den letzten Jahren die Friedensinitiative der Sozialistischen Internationale für Zentralamerika geleitet und selbst die Region mehrmals besucht.
    In Nicaragua hat die sandinistische Regierung, die ja von Schweden mehr Entwicklungshilfe erhält als von irgendeinem anderen westlichen Land, heute eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen.
    Unter Rundfunk bezeichnete Palme als einen großen Freund Nicaraguas.
    Aber auch in Argentinien gab der liberale Staatschef Raúl Alfonsín Anweisungen für eine eintägige Staatstrauer.
    So viel in diesem Journal zur Ermordung des schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme.
    Günter Grafenberger, Roland Machatschke und zuletzt Helmut Opletal haben berichtet.
    Am Nachmittag gibt der Polizeichef von Stockholm eine Pressekonferenz, bei der man dann vielleicht schon Näheres über mögliche Hintergründe oder Motive dieses Mordanschlags erfahren wird.
    Wir werden darüber in den stündlichen Nachrichten berichten.
    Außerdem ein Hinweis auf das Fernsehen, das bringt um 13.10 Uhr im Programm FS1 eine Sondersendung.
    Ehe Sie jetzt bei uns im Mittagsschanal Nachrichten hören, die diesmal nicht am Beginn unserer Sendung standen, möchte ich Ihnen noch sagen, was wir bis 13.00 Uhr an weiteren weiteren planen.
    Brigitte Fuchs analysiert den politischen Hintergrund der jüngsten Unruhen in Ägypten.
    Im Journal zu Gast ist heute der Wiener Rechtsanwalt Dr. Peter Wrabetz, der Vorsitzende des Bundesparteigerichts der Freiheitlichen Partei.
    Und die Kulturredaktion berichtet über die Veranstaltungsreihe Briten in Uena.
    Heute dirigiert Loren Marcel das Requiem von Andrew Lloyd Webber.
    Jetzt aber Meldungen.
    Georg Schalk-Gruber hat sie zusammengestellt und gelesen werden sie von Melitta Tschapka.
    Österreich.
    In der ersten Volksbefragung in der Geschichte Niederösterreichs steht heute und morgen die Frage einer eigenen Hauptstadt für dieses Bundesland zur Diskussion.
    Fast 1,2 Millionen Niederösterreicher sind stimmberechtigt.
    Die Fragestellung lautet nicht nur Ja oder Nein für oder gegen eine Landeshauptstadt, man kann sich auch für eine bestimmte Stadt aussprechen.
    Zur Auswahl stehen Baden, Krems, St.
    Pölten, Tulln und Wiener Neustadt.
    In einer eigenen Zeile kann der Abstimmende auch eine andere Stadt seiner Wahl benennen.
    Die Diskussion um eine eigene Metropole für Niederösterreich gibt es bereits seit Jahrzehnten.
    Die jetzige Volksbefragung hat vorentscheidenden Charakter.
    Die ÖVP ist für eine eigene Landeshauptstadt, SPÖ und FPÖ sind gegen den Plan.
    Die Wahllokale schließen regional unterschiedlich, spätestens jedoch um 17 Uhr.
    Mit ersten Ergebnissen ist nicht vor dem späten Sonntagnachmittag zu rechnen.
    Außenminister Leopold Graz hat zum Thema Südtirol gefordert, dass die Maßnahmen im Autonomie-Paket rasch verwirklicht würden.
    Sollten die politisch Verantwortlichen in Bozen das Gefühl haben, dass die Gespräche in Rom keinen Erfolg brächten, werde man von österreichischer Seite entscheiden, ob weitere Interventionen notwendig seien, erklärte Graz anlässlich einer Veranstaltung in der Gemeinde Telfs in Tirol.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Verkehrsminister Ferdinand Latziner hat für die Bewältigung der österreichischen Verkehrsprobleme neuerlich eine finanzielle Unterstützung durch die Europäische Gemeinschaft verlangt.
    Anlass war eine Tagung in Kochel am See in Bayern.
    Es sei nicht möglich, sagte Latsina, neue Verkehrsschneisen durch die Alpen zu schlagen.
    Österreich könne die Funktion als Drehscheibe für den europäischen Nord-Süd-Verkehr in möglichst umweltschonender Weise nur mit Unterstützung der europäischen Gemeinschaft zufriedenstellender füllen.
    Wörtlich meinte der Verkehrsminister, die österreichische Bevölkerung könne die Belastung durch den Transitverkehr nicht mehr länger hinnehmen.
    Ägypten.
    Nach den jüngsten schweren Unruhen dürfte die Armee in der Hauptstadt Kairo heute noch nicht vollständig Herr der Lage sein.
    Wie Augenzeugen berichten, hält sich eine weitere Gruppe meuternder Bereitschaftspolizisten in einer Kaserne in der Nähe des Flughafens verschanzt.
    In den meisten Teilen der Hauptstadt herrscht allerdings normales Leben.
    Die Ausgangssperre gilt nur noch für die Nachtstunden.
    Die Bürger wurden aufgefordert, an ihre Arbeitsplätze zurückzukehren.
    Die Untersuchungen über die Hintergründe der Unruhen wurden vorläufig für geheim erklärt.
    Jordanien.
    König Hussein hat in einem Zeitungsinterview Kritik am Alleinvertretungsanspruch der palästinensischen Befreiungsbewegung geübt.
    Hussein sprach sich gleichzeitig dafür aus, die Entschließung des arabischen Gipfeltreffens in Rabat zu überprüfen, wonach die PLO die einzige legitime Vertreterin des palästinensischen Volkes sei.
    Der derzeitigen PLO-Führung warf Hussein vor, nur an der Macht und nicht an der Wiedererlangung besetzter Gebiete interessiert zu sein.
    Sowjetunion.
    In Moskau wird der 27.
    Parteitag der KPDSU fortgesetzt.
    Zuletzt hat Außenminister Shevardnadze wieder heftige Angriffe gegen die Regierung von Präsident Reagan gerichtet.
    Shevardnadze sprach von Heuchelei und von einem mangelnden Abrüstungswillen der Vereinigten Staaten.
    Insbesondere kritisierte der Außenminister wieder die Pläne für ein Raketenabwehrsystem im Weltraum.
    Nun zur Wetterlage.
    Ein umfangreiches Tief liegt über Südwesteuropa und dem westlichen Mittelmeer.
    An seiner Vorderseite wird allmählich milde Luft gegen den Alpenraum geführt.
    In den Niederungen werden sich jedoch nach wie vor flache Kaltluftschichten halten können.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Süden und Südosten meist bedeckt und gebietsweise Schneefall.
    Im übrigen Bundesgebiet unterschiedliche Bewölkungen, teilweise auch aufgeheitert.
    Lebhafte bis stürmische Winde aus Südost bis Südwest.
    Nachmittagstemperaturen minus 6 bis minus 3 Grad.
    In Föhnlagen der Alpen-Nordseite bis plus 5 Grad.
    Frühtemperaturen morgen allgemein minus 10 bis minus 3 Grad.
    Noch eine Vorschau für Sonntag.
    An der Alpen-Nordseite und in inneralpinen Lagen teilweise aufgelockerte, sonst durchwegs starke Bewölkung und vor allem im Süden und Südosten gebietsweise Schneefall.
    Wind aus Südost bis Südwest, Tageshöchsttemperaturen am Sonntag minus 4 bis plus 2 Grad.
    Das waren die Nachrichten und der Wetterbericht.
    Zwei Minuten nach halb eins ist es jetzt im Mittagsschanal.
    Zwölf Uhr und 32 Minuten.
    Nach den blutigen Unruhen der letzten drei Tage scheint sich die Situation in Kairo nun doch mehr und mehr zu beruhigen.
    Heute wurde die Ausgangssperre für zwölf Stunden aufgehoben.
    In der Nacht wird sie aber wieder eingesetzt.
    Präsident Mubarak hat gestern den Innenminister, der für die Bereitschaftspolizei zuständig ist, ausgewechselt.
    Nach Zeitungsberichten aus Kairo sollen in den letzten Tagen mehr als 2.000 Verdächtige verhaftet worden sein.
    Für den 9.
    März hat Präsident Mubarak eine Rede an die Nation angekündigt, in der er zu den Ereignissen Stellung nehmen will.
    Bis dahin werden aber noch viele Fragen offen bleiben.
    Nämlich, war es wirklich ein spontaner Aufstand der unterbezahlten Polizeikadetten oder gab es ausländische Redelsführer, die den Präsidenten stürzen wollten?
    Hören Sie folgende Analyse von Brigitte Fuchs.
    Nachdem sich die Situation in Kairo nach den Unruhen von Dienstag und Mittwoch zunehmend beruhigt, hat die Suche nach den Ursachen und möglichen Drahtziehern des Aufstandes eingesetzt, der zunächst im Nobelvorort Gizeh ausbrach und sich dann auf andere Städte Ägyptens ausweitete.
    Denn auch wenn ein Gerücht um eine Verlängerung der Dienstzeit für die 150.000-Mann-starke Bereitschaftspolizei der erzündende Funke für die Revolte war, fragt man sich in Kairo, wie weit der Unmut der sehr schlecht bezahlten Polizeikadetten von islamischen Fundamentalisten oder Linksextremisten noch zusätzlich geschürt wurde.
    Die zweite Frage ist natürlich, wie groß die Unzufriedenheit anderer Bevölkerungsschichten mit der Regierung ist.
    Denn dass es in Ägypten schon seit Monaten gärt, hat sich schon bei den Studentenunruhen vor einigen Monaten gezeigt, die aber weniger blutig verlaufen waren als der Polizeiaufstand in dieser Woche.
    Der Grund für die Unzufriedenheit großer Bevölkerungsschichten liegt in der Wirtschaftskrise, die auch den einzelnen Staatsbürger immer härter trifft.
    Unter dem Druck des Weltwährungsfonds war die Regierung gezwungen, Subventionen für Grundnahrungsmittel zu kürzen.
    Die Preise für Lebensmittel stiegen und stiegen, die Einkommen dagegen stagnierten.
    Und ein großer Teil der Bevölkerung lebt heute unter dem Existenzminimum.
    Gleichzeitig sind wegen des ungebremsten Bevölkerungswachstums von Jahr zu Jahr mehr Menschen zu ernähren, wodurch Ägypten seine Unabhängigkeit in der Lebensmittelversorgung längst verloren hat, d.h.
    auf teure Nahrungsmittelimporte angewiesen ist.
    Ein von der Regierung ausgearbeitetes Programm zur Geburtenkontrolle blieb völlig wirkungslos.
    Nicht zuletzt, weil sich islamische Geistliche vehement dagegen ausgesprochen hatten.
    Gleichzeitig gingen aber auch die Deviseneinkommen des Staates zurück.
    Die Preise für Erdöl, von dem ohne dies nicht allzu viel exportiert werden kann, gingen am Weltmarkt zurück.
    Ägyptische Gastarbeiter, die in den letzten Jahren mit der Überweisung von Petrodollars aus den Golfländern die Devisenkasse Ägyptens zu einem großen Teil füllten, werden im Zeichen der Wirtschaftskrise auch in den Ölländern nach Hause geschickt.
    Das heißt, sie fallen nicht nur als Devisenbringer aus, sondern sie vergrößern auch noch das Heer der Hunderttausenden Arbeits- und damit Einkommenslosen, das Ägypten ohne dies schon hatte.
    Und die Vereinigten Staaten, auf deren wirtschaftliche Hilfe Kairo nach dem Bruch mit den arabischen Brüdern wegen des Friedensabkommens mit Israel besonders angewiesen wäre, haben, so scheint es, nichts oder nicht genügend dazu beigetragen, ihrem Verbündeten Amnil zu helfen.
    Hier haken natürlich die islamischen Fundamentalisten ein, wie es scheint mit Erfolg.
    Mit dem Friedensabkommen mit Israel hatte der damalige Präsident Sadat seinem Volk wirtschaftlichen Aufschwung und Steigerung des Lebensstandards versprochen.
    Aber, so sehen es die Oppositionellen heute, die Friedenspolitik Sadats, die von Präsident Mubarak fortgesetzt wurde, hat diesen Wohlstand nicht gebracht, sondern Ägypten in der arabischen Welt isoliert, ohne dass die neuen Freunde, also vor allem die Vereinigten Staaten, wirklich von Nutzen gewesen wären.
    Um die Enttäuschung der Ägypter über die Politik der letzten Jahre zu schüren, dürfte es gar nicht der oft zitierten ausländischen Fanatiker bedurft haben, denn weder der libysche Oberst Gaddafi noch der iranische Ayatollah Khomeini verfügen in Ägypten über maßgeblichen Anhang.
    Es sind die ägyptischen Religionsführer selbst, die von der Regierung unterdrückt und bekämpft, ständig Zulauf bekommen.
    Sie haben ihren Einfluss vor allem in den armen und ärmsten Bevölkerungsschichten und je größer das Heer der Armen wird, desto größer wird auch der Einfluss des islamischen Klerus, weil die islamische Gemeinschaft diesen Entwurzelten mehr an Werten bieten kann als die kleine Oberschicht der Intellektuellen und der Reichen, die auch die politische Führungsschicht bildet.
    Im Augenblick scheint die Regierung die Situation mit Hilfe des Militärs noch unter Kontrolle zu haben.
    Es bleibt aber die Frage, wie lange ihr das ohne eine Einbindung der religiösen Kräfte noch gelingen wird.
    Ein Beitrag von Brigitte Fuchs war das und wir kommen jetzt zu unserer Samstag-Mittagsserie.
    Im Journal zu Gast.
    Gast ist der Wiener Rechtsanwalt Dr. Peter Wrabetz, der Vorsitzende des Bundesparteigerichts der Freiheitlichen Partei.
    Von seiner Entscheidung könnte es abhängen, ob der frühere freiheitliche Abgeordnete Skrinzi bei den Bundespräsidentenwahlen noch als Mitglied der FPÖ oder bereits als Parteiloser antritt.
    Peter Wrabetz, obwohl in der Öffentlichkeit vielleicht etwas weniger bekannt, ist von seiner Partei des Öfteren mit wichtigen Aufgaben betraut worden.
    Ein Beispiel etwa, er war Vorsitzender der Kommission zur Objektivierung der Postenvergabe im Bereich der öffentlichen Wirtschaft.
    Ein Ergebnis dieser Arbeit war damals das Gesetz, dass die Vorstandsposten öffentlich ausgeschrieben werden müssen.
    Und vielleicht noch eine ganz interessante Anmerkung zur Person.
    Peter Wrabetz, hochrangiges Mitglied der Freiheitlichen, ist Vater zweier Söhne, die bei den sozialistischen Studenten gelandet waren.
    Einer dieser Söhne war sogar Vorsitzender der sozialistischen Studenten.
    Mit Peter Wrabetz sprach Erich Aichinger.
    Herr Dr. Wrabetz, Sie sind Vorsitzender des Bundesparteigerichtes der Freiheitlichen Partei und haben sich wahrscheinlich in absehbarer Zeit mit einem ganz heiklen Problem zu beschäftigen, nämlich mit dem Problem,
    Ist der ehemalige freiheitliche Abgeordnete und Präsidentschaftskandidat Otto Skrinzi noch Parteimitglied?
    Ist das vielleicht nicht mehr?
    Seit wann ist das nicht mehr?
    Wie steht dieses Verfahren, um es so zu fragen?
    Tatsache ist, dass beim Bundesparteigericht ein Verfahren in der Sache Skrinzi im Moment noch nicht anhängig ist.
    Ich kenne wie Sie Zeitungsmeldungen, die besagen, dass es in Kärnten, wo es ja ein eigenes Landesparteigericht gibt, bereits Abklärungen gegeben haben soll.
    Die sind mir aber bisher als sozusagen zweite Instanz noch nicht vorgelegt worden.
    Das heißt also, der Kärntner Landesparteiobmann Jörg Haider hat zwar immer davon gesprochen, man wolle sich von Kärnten aus an die Wiener Zentralinstanz um Interpretationshilfe für die Statuten wenden, aber geschehen ist eigentlich noch nichts.
    Ich kann mir auch das in dieser Form nicht vorstellen.
    Wenn es konkret ein Verfahren gibt, können wir als denkbare zweite Instanz ja nicht vorweg eine Art Rechtsgutachten geben, mit dem wir uns prejudizieren.
    Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb bisher eine derartige Anfrage an uns gar nicht gelangt ist, weil man in Kärnten zu dem
    selben Ergebnis gekommen ist, dass das eigentlich keine gangbare Möglichkeit ist.
    Nun steht politisch, Parteiobmann Norbert Steger, vom Zivilberuf auch Rechtsanwalt wie Sie, auf dem Standpunkt Otto Skrinze sei ja gar nicht mehr Parteimitglied.
    Ich habe ein bisschen in den Statuten geblättert.
    An sich müsste doch der Parteiobmann Steger selbst die Möglichkeit haben, sich ans Bundesparteigericht zu wenden und eine solche Feststellung oder so zu verlangen.
    Ist das richtig?
    Theoretisch hätte der Bundesparteiobmann diese Möglichkeit.
    Nachdem aber ja schon Äußerungen vorliegen, dass Entscheidungen in Kärnten getroffen wurden oder angestrebt werden,
    vermeint offenbar der Bundesparteiobmann, dass also so eine Entscheidung in Kärnten bereits gefällt worden ist und dass das in diese Richtung gegangen ist.
    Aber das ist also nur eine subjektive Interpretation von mir.
    Das heißt also der Jurist kann eigentlich nur vermuten, dass der eine Politiker zum anderen sagt, gemeint Steger zu Haider, schließt du ihn aus und umgekehrt
    Das ist Ihre Interpretation, der ich nicht widersprechen will.
    Ist aber nicht das Ganze mehr oder minder eine politische Entscheidung, eine politisch zu treffende Entscheidung, die nur möglicherweise beim Juristen dann landet?
    Richtig, eine Partei hat natürlich politische Überlegungen zu beachten, aber auf der anderen Seite ist eben diese Institution eines Parteigerichtes geschaffen worden.
    in dem gute und bedächtige Juristen sitzen, weil letzten Endes ja auch nach dem Vereinsrecht bzw.
    nach der allgemeinen Rechtslage ja auch Entscheidungen eines Parteigerichtes vor dem ordentlichen Gericht noch bekämpft werden können und das ja immerhin blamabel wäre, wenn etwa ein ordentliches Gericht
    dann zu einem anderen Ergebnis kommt, als unsere Entscheidung gelautet hat.
    Wir sind alle Richter, Rechtsanwälte, Staatsanwälte, die da in den verschiedenen Landes- und Bundesparteigerichtssenaten sitzen und wollen da auch sicher unseren juristischen Ruf nicht aufs Spiel setzen durch irgendeine gefärbte politische Entscheidung.
    Also wie immer man es dreht und wendet, so rasch wird es mit der juristischen Entscheidung offensichtlich nicht gehen.
    Es ist also durchaus denkbar, dass Otto Skrinzi als noch FPÖ-Mitglied kandidiert am 4.
    Mai bei den Bundespräsidentenwahlen.
    Aus meiner Sicht ist das theoretisch möglich, weil eben bei mir noch gar kein Antrag eingelangt ist.
    Nun haben Sie eine Stellung so ein bisschen hinter den Kulissen.
    Man sagt es Ihnen zumindest nach.
    Sie haben es auch nie dementiert.
    Wenn Worte gefallen sind, so wie der Anwalt, der die Freiheitliche Partei berät, der Parteianwalt etc., Sie scheinen so ein bisschen eine Vertrauensstellung zu haben oder drückt der Eindruck?
    Der Ausdruck Parteianwalt oder der Anwalt der Partei
    ist in dieser Form wahrscheinlich unscharf.
    Es ist so bei uns wie auch bei den anderen Parteien, dass meistens eine ganze Gruppe von Anwälten in den verschiedenen Rechtsfragen tätig ist.
    Was meine Person betrifft, so habe ich selbstverständlich in verschiedensten Presseverfahren oder auch in rein beratender Tätigkeit
    Abgeordneten und Funktionären der Freiheitlichen Partei meinen Rechtsrat gegeben und darüber hinaus werde ich also auch für
    verschiedene Aufgaben im parlamentarischen Raum als Berater zugezogen.
    Dieses Vertrauen, das die Partei ihrem Berater Peter Wrabetz geschenkt hat, hat natürlich auch zu anderen Funktionen geführt.
    Sie waren beispielsweise, habe ich nachgelesen, im Aufsichtsrat der VW, im Aufsichtsrat der Länderbank,
    Was bekommt ein kleiner Aufsichtsrat eigentlich von den großen Geschäften mit?
    Etwa von einer Pleite der Elin oder der Klimatechnik oder so, die ja offensichtlich alle im Aufsichtsrat auch besprochen werden müssen?
    Sie dürfen das jetzt nicht als ein Ausweichen verstehen, aber ich bin in der glücklichen Lage, erst in den Aufsichtsrat der Länderbank berufen worden zu sein, nachdem diese
    Affären bereits beendet waren und sich die Bank wieder auf einem sehr guten Weg in eine positive Zukunft befunden hat.
    Aber Ihre Frage ist natürlich grundsätzlich berechtigt, weil das immer wieder passieren kann.
    Es ist im Zusammenhang mit der Föst auch von anderen Herren
    Ich muss übrigens erwähnen, wir haben in der Länderbank auch eine ganze Reihe von Damen im Aufsichtsrat, das gibt es also jetzt auch schon, haben also erklärt, dass doch die wesentliche Voraussetzung für die Tätigkeit des Aufsichtsrates ist, dass er vom Vorstand richtige Informationen bekommt.
    Der Vorstand wäre überfordert,
    und könnte das auch in einem modernen Großbetrieb niemals bewältigen, ohne einen ungeheuren Stab von Buchhaltern, Kontrollern und Ähnlichem zu überprüfen, ob das, was der Vorstand ihm vorlegt, überhaupt richtig ist.
    Also, wenn es zu Entscheidungen gekommen ist,
    die, wo der Vorstand den Aufsichtsrat unrichtig oder überhaupt nicht informiert hat, dann kann man wahrscheinlich wirklich dem Aufsichtsrat daraus keinen Vorwurf machen.
    Dann ist er aus dem Schneider.
    Ja.
    Darüber hinaus würde ich allerdings meinen, dass natürlich der Aufsichtsrat auch
    ein bisschen Gespür haben sollte.
    Das heißt, es gibt Gerüchte, es gibt Tratsch, es gibt Medienberichterstattung über noch nicht öffentliche Dinge.
    Die hat natürlich ein gewissenhafter Aufsichtsrat auch wahrzunehmen und dann entsprechend den Vorstand darüber zu befragen und um Aufklärung zu ersuchen.
    Ich komme jetzt ein bisschen zu einem privateren Bereich.
    Sie sind sozusagen ewig freiheitliches Parteimitglied.
    Und bei Ihnen ist der Apfel ganz schön weit vom Stamm weggefallen.
    Sie haben Söhne, die es im Verband sozialistischer Studenten zu Spitzenfunktionen gebracht haben.
    haben.
    Hat es da Konflikte gegeben?
    Ist das Gegenstand von Auseinandersetzungen zu Hause über die richtige Einrichtung der Welt oder wie kommt da der Vater zurecht?
    Ich möchte da vielleicht vorausschicken, dass ich mich, wie Sie sagen, ewig als liberaler fühle und natürlich aus meiner liberalen Gesinnung heraus
    jeglicher Autorität mit Skepsis gegenüber trete und Dogmen nicht anerkenne.
    Ich muss also auch in meiner Rolle als Vater akzeptieren, dass meine Autorität nicht grenzenlos ist und dass auch die politischen Meinungen, die ich vertrete, nicht unbedingt als Dogma anzusehen sind.
    Also,
    Ich möchte jetzt hier nicht vom Privaten reden, aber vom Grundsätzlichen halte ich es für durchaus denkbar und richtig, dass es innerhalb einer Familie auch verschiedene politische Meinungen gibt.
    Und ich finde es sogar eigentlich, nachdem ich mich daran gewöhnt habe, finde ich es eigentlich sogar
    recht lustig und leider ein bisschen unösterreichisch, dass es also in einer intakten und harmonischen Familie auch verschiedene politische Meinungen und Überzeugungen geben kann.
    Wie hat sich denn das entwickelt?
    Ist da eines Tages meinetwegen ein Sohn dahergekommen und sagt,
    Im Grund gehören ja nicht alle gleich gemacht und es müssen alle das gleiche Einkommen haben und wir fangen an das Erbrecht abzuschaffen und gleich bei mir am besten.
    Also ich möchte da hier nicht so ins Detail gehen, aber der Einstieg meiner Söhne in diese mir nicht nahestehende
    Die politische Richtung erfolgte eigentlich in einem sehr positiven Zusammenhang, also in einem Zusammenhang, den ich sehr hoch schätze, das war die Friedensbewegung.
    Zum Teil auch die damals Anti-Zwendendorf-Einstellung, wo wir weitgehend übereingestimmt haben.
    Und das war für mich ein Einstieg, den ich durchaus verstehen konnte.
    Ich bitte jetzt um Verständnis, das wird jetzt eine höchstpersönliche Frage.
    Sie haben an der Wange eine Narbe, das nennt man Schmiss.
    Das heißt also, Sie waren als Student bei einer schlagenden Verbindung, nehme ich an, und haben also auch einen studentischen Kampf mit Waffen ausgefochten.
    Haben da Ihre Söhne je daran Anstoß genommen oder ist ein solches Thema in der Familie tabu?
    Also ich glaube, dass meine Söhne das zwar sicher nicht verstanden haben, aber dass sie das durchaus als eine väterliche Eigenart akzeptiert haben.
    Vielen Dank für dieses Gespräch.
    Und jetzt noch ein Kulturbeitrag im Mittagsjournal.
    Mit der Erstaufführung des Requiems des Cats-Komponisten Andrew Lloyd Webber in Kontinentaleuropa beginnt heute in Wien eine Veranstaltungsreihe Britain in Vienna.
    Im März, April und Mai werden zahlreiche kulturelle Highlights aus Großbritannien in Wien präsentiert.
    Unter anderem gastiert das National Theatre mit Congreves' Love for Love und mit Peter Halls' Dramatisierung des Orwell-Romans Animal Farm.
    Britische Orchester wie das Philharmonieorchester treten in Wien auf und prominente Musiker wie Yehudi Menuhin oder der Komponist Sir Michael Tippett sind als Dirigenten in Konzerten der Wiener Symphoniker angesagt.
    Weitere Höhepunkte der Veranstaltungsreihe sind eine Ausstellung »Britisch Design 1986« und eine Schau, in der zwölf junge britische bildende Künstler vorgestellt werden.
    Schauplatz ist das Wiener Künstlerhaus.
    Walter Gellert hat zum heutigen Eröffnungskonzert der Veranstaltungsreihe »Briten in Vienna«
    den folgenden Beitrag gestaltet.
    Das ist Musik, die man von Andrew Lloyd Webber, dem Komponisten von Cats, Evita oder Jesus Christ Superstar im ersten Moment wohl nicht erwarten würde.
    Beschriftigt man sich aber näher mit der Biografie des Master of the Musical, wie er im Time-Magazin einmal genannt wurde, dann wird die Verblüffung über die weitgefächerten musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten, die dem 38-jährigen Engländer zur Verfügung stehen, schon geringer.
    Webbers Vater komponierte selbstgeistliche Musik, er war Leiter des London College of Music, sein Bruder Julian schließlich ist als Konzertcellist tätig und Andrew selbst komponierte schon mit neun.
    Schon im requiemartigen ersten Teil von Evita bewies Webber seine Verbindung zur Kirchenmusik.
    was sicher auch darauf zurückzuführen ist, dass er als Schüler in Westminster an zahlreichen Gottesdiensten in der berühmten Westminster Abtei teilnahm und hier auch viele hervorragende Beispiele von Kirchenmusik hören konnte.
    Traditionelle Kirchenmusik, Anklänge am Puccini, aber auch musikalische Wendungen, die sich in Webbers musikdramatischen Werken finden, prägen das Requiem des Engländers.
    Andrew Lloyd Webber schrieb sein Requiem unter dem Eindruck des Todes seines Vaters.
    Zum anderen inspirierte ihn aber auch eine Zeitungsmeldung, in der von einem kambodschanischen Knaben die Rede war, der sich vor die Wahl gestellt sah, entweder seine verkrüppelte Schwester zu töten oder selbst getötet zu werden.
    Das war der Grund, warum der Komponist sein Werk für Tenor, Sopran und Knabensopran geschrieben hat.
    Er zeigte sich auch davon fasziniert, für Opernstimmen zu schreiben, die ihm neue Möglichkeiten für die Erfindung von Melodien boten.
    Hier ein Ausschnitt mit Sarah Brightman, die auch in der heutigen Aufführung des Werkes im Wiener Konzerthaus singt.
    Und sanfte, sanfte Töne.
    Andrew Lloyd Webber als Komponist und Geschäftsmann gleichermaßen erfolgreich, er hat ja die Aufführungen seiner Werke über seine eigene Produktionsfirma auch im Hinblick auf die Qualität immer überprüfen lassen, hat sich entschlossen seine Zeit wieder mehr dem Komponieren zu widmen.
    Das Requiem entstand 1984 in fünfmonatiger, relativ ungestörter Arbeit.
    Andrew Lloyd Webber in einem englischen Radiointerview
    Die Leute sagen jetzt, warum stellen Sie sich nicht für Interviews zur Verfügung?
    Warum kommen Sie nicht in unsere Radiostation?
    Sie bekommen ja Starallüren und werden schwierig.
    Das stimmt nicht.
    Das ist einfach deshalb, weil ich mich auf das Komponieren konzentrieren will.
    Ich bin jetzt 38 und ich komme in die Jahre, in denen man auch in meiner Musik eine Entwicklung oder auch keine erkennen sollte.
    Wenn ich jetzt nicht beginne, Musik zu schreiben, die die ernsthafte Seite betont,
    wie sie sich in Evita und weniger auch in Katz finden lässt, dann könnte ich genauso gut aufgeben, mich zurücklehnen und andere Dinge tun.
    Ich könnte davon leben, meine Shows zu kontrollieren, Interviews zu geben und mich in der Promotion betätigen, aber das möchte ich einfach nicht.
    Er ist da.
    Er ist da.
    Noch vor der ersten öffentlichen Aufführung erschien Andrew Lloyd Webbers Requiem in der Uraufführungsbesetzung auf Platte.
    Lorin Marcell dirigierte das English Chamber Orchestra, Placido Domingo und Sarah Brightman waren die Solisten in Webbers Werk, das am 24.
    Februar vergangenen Jahres in New York erst aufgeführt wurde.
    Lorin Marcell erinnert sich.
    Es war ein sehr interessanter
    Gelegenheit, sehr interessanter Abend.
    Placido Domingo hat mitgesungen.
    Wir haben ein Chor aus London nach New York fliegen lassen und das war nur für eingeladene Gäste.
    in der Kirche St.
    Thomas in New York und das hat dann wirklich eine große Resonanz gehabt.
    Es ist meiner Meinung nach ein Stück, das sehr großen Eindruck machen wird, nicht im Laufe der Zeit.
    Es ist ein sehr, sehr begabter Komponist, der Andrew, begabt und sehr geschickt und ich meine seine Musik.
    Im Wiener Konzerthaus wird Andrew Lloyd Webber's Requiem fast in Uraufführungsbesetzung zu hören sein.
    Die Tenorpartie wird diesmal von dem Deutschen Josef Protschka gesungen.
    Für mich ist es das ernsteste Stück, das ich bisher geschrieben habe, sagt der Komponist über sein Requiem.
    Ich weiß nicht, welchen Stellenwert es in der heutigen Musik einnehmen wird.
    Für mich aber ist es die persönlichste all meiner Kompositionen.
    Zwei Minuten vor ein Uhr, Sie hören noch Kurzmeldungen.
    Die Ermordung des Ministerpräsidenten Olof Palme hat in der Welt Erschütterung und Empörung ausgelöst.
    Der 59 Jahre alte sozialdemokratische Regierungschef Schwedens ist gestern Abend gegen 23.30 Uhr auf offener Straße in der Innenstadt Stockholms niedergeschossen worden, als er ohne Polizeischutz mit seiner Frau von einem Kinobesuch kam.
    Palmes starb wenige Minuten nach Mitternacht, kurz nach seiner Einlieferung in ein Spital.
    Seine Frau wurde durch einen zweiten Schuss leicht verletzt.
    Über Täter und Motive gibt es bisher nur Vermutungen.
    Die Großfahndung hatte noch keinen Erfolg.
    Der Tod Olof Palmes hat in Österreich Erschütterung und Trauer ausgelöst.
    Bundeskanzler Fritz Inowatz sprach von einem unglaublichen Verlust für die Weltpolitik und für die Sozialdemokratie.
    Alt-Bundeskanzler Bruno Kreis gesagte, die Todesmeldung aus Stockholm habe ihn wie ein Keulenschlag getroffen.
    Mit Palme sei einer der bedeutendsten Sozialisten der Welt einem sinnlosen Anschlag zum Opfer gefallen.
    Die Bevölkerung des Bundeslandes Niederösterreich ist heute und morgen aufgerufen, ihre Meinung über die Frage einer Hauptstadt für Niederösterreich zu sagen.
    Etwa 1,2 Millionen Menschen sind stimmberechtigt.
    Die Befürworter der Idee einer eigenen Landeshauptstadt für Niederösterreich können sich auch für eine bestimmte Stadt aussprechen.
    Die Wahllokale schließen morgen regional unterschiedlich, spätestens jedoch um 17 Uhr.
    Noch das Wetter für Österreich bis zum Abend.
    An der Alpensüdseite bedeckt und gebietsweise Schneefall, sonst unterschiedliche Bewölkungen am Alpennordrand Föhn.
    Nachmittagstemperaturen minus 6 bis minus 3 Grad, in Föhnlagen bis plus 5 Grad.
    Das war das Mittagsjournal des aktuellen Dienstes für Redaktion und Technik.
    Verabschiede ich mich auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Olof Palme ermordet - Bericht und Reaktionen aus Schweden
    Mitwirkende: Graffenberger, Günter [Gestaltung]
    Datum: 1986.03.01 [Sendedatum]
    Ort: Stockholm [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Porträt Olof Palme
    Einblendung: schwed. Premierminister Palme
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung]
    Datum: 1986.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reaktionen im In- und Ausland auf die Ermordung Palmes
    Einblendung: Bundeskanzler Sinowatz, SPD-Vorsitzender Brandt, Altkanzler Kreisky
    Mitwirkende: Opletal, Helmut [Gestaltung] , Jirkovsky, Karl [Gestaltung] , Howe, Jörg [Gestaltung] , Fuchs, Brigitte [Gestaltung] , Kössler, Franz [Gestaltung] , Sinowatz, Fred [Interviewte/r] , Brandt, Willy [Interviewte/r] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1986.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachrichten
    Mitwirkende: Schallgruber, Georg [Gestaltung] , Tschapka, Melitta [Sprecher/in]
    Datum: 1986.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Mitwirkende: Tschapka, Melitta [Sprecher/in]
    Datum: 1986.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Unruhen in Ägypten - Analyse
    Mitwirkende: Fuchs, Brigitte [Gestaltung]
    Datum: 1986.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Peter Wrabetz
    Interview: Rechtsanwalt Wrabetz
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Wrabetz, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1986.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Maazel dirigiert Lloyd Webbers "Requiem"
    Einblendung: Szenenausschnitte, Komponist Webber, Dirigent Maazel
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Lloyd-Webber, Andrew [Interviewte/r] , Maazel, Lorin [Interviewte/r]
    Datum: 1986.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1986.03.01
    Spieldauer 01:00:14
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1986.03.01 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-860301_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt