Mittagsjournal 1986.07.15

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Grüß Gott beim Mittagsschanal des aktuellen Dienstes.
    Redakteurin im Studio ist Ilse Oberhofer.
    Und das sind unsere Themen heute.
    Natürlich steht an der Spitze die Entscheidung über die Neubesetzung in der Erzdiözese Wien.
    Der 67-jährige Benediktinerpater Hermann Groer wird Nachfolger von Erzbischof Kardinal Dr. König.
    Eine kleine Sensation in allen Nachfolgegerüchten ist ja der Name Groer nie aufgetaucht.
    Wir sprechen mit Leuten, die diesen Mann näher kennen, ein Interview gibt Dr. Groer natürlich noch nicht und auch die offiziellen kirchlichen Stellen hüllen sich noch in Schweigen.
    Und aus Rom berichtet Alfons Thalmer dann über einen klar erkennbaren Trend in der päpstlichen Personalpolitik.
    Immer häufiger werden ja Seelsorger zu den Zusammenbischöfen ernannt.
    Und zwar vor allem solche, die als konservativ gelten, was immer man darunter dann im Einzelnen versteht.
    Zu dieser Personalentscheidung des Papstes, die heute übrigens auch dem Ministerrat passiert, gibt es also Beiträge im Journal.
    Zu unseren anderen Themen aber jetzt, Stichworte dazu, letzter Ministerrat vor der Sommerpause, Pressefrühstück von ÖVP-Generalsekretär Graf, da gab es Kritik an den Regierungsausgaben,
    Aufsichtsratssitzung der Voest, dabei geht es unter anderem auch um Kritik des Rechnungshofes an der Voest, Jahresabschluss der Chemie Linz, stark negativ belastet durch schiefgelaufene Ölspekulation und Auslandsthemen, Konflikt in Frankreich zwischen bürgerlicher Regierung und sozialistischem Staatspräsidenten, Mitterrand will die Reprivatisierungsgesetze nicht unterschreiben und Washington setzt Signale für eine neue Südafrika-Politik.
    Erstmals soll ein schwarzer amerikanischer Botschafter in Johannesburg werden.
    Als Kulturthema ist ein Beitrag vom karintischen Sommer geplant, die Johannes Passion wird konzertant aufgeführt.
    Zunächst hören Sie aber die Nachrichten, verantwortlicher Redakteur Christian Auer und Sprecherin Melitta Tschapka.
    Österreich.
    Im Werk Graz-Thondorf der Steierdaimler Puch AG werden am kommenden Freitag statt der ursprünglich vorgesehenen 350 nur 194 Mitarbeiter gekündigt.
    Nach Verhandlungen des Betriebsrates mit der Unternehmensleitung können 156 Mitarbeiter durch Umschichtung im Betrieb ihren Arbeitsplatz behalten.
    Arbeiterbetriebsratsobmann Paul Hammerl spricht von einer Kompromisslösung.
    Von den gekündigten 169 Arbeiter und 25 Angestellte sollen etwa 100 nach Umschulung bei der Leica Mürztaler AG Arbeit finden.
    ÖVP-Generalsekretär Michael Graf hält nach eigenen Angaben eine Vorverlegung der Nationalratswahlen auf einen Termin Ende November für denkbar.
    Graf äußerte die Vermutung, die Regierung warte nur einen günstigen Zeitpunkt für einen, wie er sagte, Absprung ab.
    Neuwahlen seien dann wahrscheinlich
    wenn FPÖ-Obmann Steger beim Parteitag der Freiheitlichen im September wiedergewählt werden sollte und Meinungsumfragen eine positive Entwicklung für die Regierung brächten, meint der Generalsekretär der Volkspartei.
    Belgien Außenminister Peter Jankowitsch ist am Vormittag zu einem zweitägigen offiziellen Besuch in Brüssel eingetroffen.
    Die Reise soll der Vertiefung der Beziehungen Österreichs zur europäischen Gemeinschaft dienen.
    Jankowitsch wird unter anderem ein Rahmenabkommen über die Zusammenarbeit in Wissenschaft und Forschung abschließen.
    Die Industriellenvereinigung regte in diesem Zusammenhang an, Österreich solle auf der Basis dieses generellen Kooperationsvertrages sobald als möglich dem sogenannten Stimulierungsplan der Europäischen Gemeinschaft beitreten, der verstärkte internationale Forschung ermöglichen soll.
    USA, Sowjetunion.
    Präsident Reagan ist nach Angaben von amerikanischen Regierungsbeamten grundsätzlich für eine Sondersitzung vor Abrüstungsexperten der Supermächte in der kommenden Woche in Genf.
    Allerdings soll Reagan als Bedingung gestellt haben, dass bei den Verhandlungen auch über Verletzungen von Rüstungskontrollabkommen gesprochen wird.
    Als Beispiel für eine solche Verletzung nennt Washington die Stationierung sowjetischer Raketen vom Typ SS-25.
    Der sowjetische Parteichef Gorbatschow hat eine Verlängerung des sowjetischen Atomtest-Stops, der am 6.
    August ausläuft, vom künftigen Verhalten Washingtons in Abrüstungsfragen abhängig gemacht.
    Das Atomtest-Moratorium war von Moskau freiwillig erklärt worden und wurde bereits mehrfach verlängert.
    Sowjetunion
    Für die Familien, die nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl in Sicherheit gebracht werden mussten, sollen in zwei Gebieten der Ukraine bis zum kommenden Oktober mehr als 7.000 neue Häuser gebaut werden.
    Mehr als 6.000 Häuser werden für die Evakuierten renoviert.
    Nach Angaben des ukrainischen Parteichefs Wladimir Scherbitski sollen weitere Staudämme errichtet werden, um die radioaktive Verseuchung von Wasserreservoirs zu verhindern.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Sechs Atomkraftgegner haben heute früh einen Kühlturm des Hochtemperaturkernreaktors in Hamm-Üntrop in Nordrhein-Westfalen besetzt.
    Die Demonstranten überstiegen offenbar den Zaun der Anlage, fuhren mit einem Aufzug auf den Turm und hissten ein Transparent.
    Sie fordern die Stilllegung des Kernreaktors und einen Baustopp für die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf.
    Österreich.
    Wild ist in Kärnten seit heute wieder zum Abschuss freigegeben.
    Wildfleisch darf wieder verkauft werden.
    Die Gesundheitsbehörden begründen die Freigabe mit den ständig sinkenden Cesiumwerten.
    Auch der Abhofverkauf von Kuhmilch ist wieder gestattet.
    Kleinkinder, Schwangere und stillende Mütter sollten aber nach wie vor nur amtlich kontrollierte Milch trinken.
    Morgen wird das Abschussverbot für Wild in Niederösterreich aufgehoben.
    Österreich, Italien.
    Das Verkehrschaos im Nord-Süd-Reiseverkehr vom vergangenen Wochenende hat im In- und Ausland zu Reaktionen geführt.
    In Kärnten findet heute ein Gipfelgespräch von Politikern und Straßenbauexperten über eine mögliche Beschleunigung des Ausbaus der Autobahnumfahrung von Villach statt.
    Das Südende der Tauernautobahn bei Villach ist derzeit ein Engpass in der Nord-Süd-Hauptverbindung.
    Die Reisewelle des vergangenen Wochenendes verursachte dort Stauungen mit einer Länge von bis zu 20 Kilometern.
    Wegen anhaltender Verkehrsbehinderungen auf der italienischen Brenner Autobahn hat der Südtiroler Wirtschaftsring den Rücktritt des Vorstandes der Autobahngesellschaft gefordert.
    Der Präsident des Wirtschaftsverbandes bezeichnete die Ablöse des Vorstandes als einziges Mittel gegen Dauerbaustellen.
    Spanien
    Die Zahl der Toten nach dem gestrigen Bombenanschlag auf einen Bus der Polizeitruppe Guardia Civil hat sich auf neun erhöht.
    Mehr als 30 Menschen, unter ihnen viele Zivilisten, wurden verletzt.
    Der in einem Auto versteckte Sprengkörper explodierte, als ein Polizeibus vorbeifuhr.
    Die Polizei macht für den Anschlag die baskische Separatistenorganisation ETA verantwortlich.
    Die Bevölkerung Madrids gedenkt zur Stunde mit drei Schweigeminuten der Opfer der Attentate.
    In der Baskenprovinz Gipuzkoa ist in der vergangenen Nacht ein Bombenattentat auf ein Kulturbüro der baskischen Partei Erypatasuna verübt worden.
    Es entstand Sachschaden, verletzt wurde niemand.
    Die Urheber haben sich bisher nicht gemeldet.
    China.
    Der Taifun Pegi richtet weiterhin schwere Verwüstungen in Teilen der Volksrepublik an.
    Bisher sind mehr als 130 Menschen ums Leben gekommen, nahezu 1000 wurden verletzt.
    Mehrere tausend Wohnhäuser wurden zerstört oder beschädigt.
    USA.
    Im Südosten der Vereinigten Staaten herrscht seit Tagen eine Hitzewelle.
    Es wurden Tageshöchsttemperaturen von mehr als 40 Grad Celsius gemessen.
    An den Folgen der Hitze sind bisher sechs Menschen gestorben.
    Im Bundesstaat Georgia spricht man von der schwersten Trockenheit seit knapp 100 Jahren.
    Ein Bezirksgericht im Bundesstaat Tennessee muss demnächst über die in den Vereinigten Staaten noch immer umstrittene Frage beraten, ob der Mensch von Gott geschaffen wurde oder das vorläufige Endprodukt einer naturgeschichtlichen Entwicklung ist.
    Eine Mutter von vier Kindern, Angehörige der orthodoxen Gruppe Wiedergeborener Christen, hat Anstoß an Schulbüchern genommen, in denen die Evolutionstheorie über einen gemeinsamen Vorfahren von Menschen und Menschenaffen gelehrt wird.
    Der Prozess ist die Neuauflage eines Verfahrens, das 1925 ebenfalls in Tennessee stattgefunden hat.
    Damals klagte der Staat einen Naturgeschichte-Lehrer, der seinen Schülern die Darwin'sche Entwicklungstheorie beigebracht hatte.
    Diesmal verteidigt die staatliche Schulbehörde die in den Schulbüchern enthaltene Evolutionstheorie.
    Das Wetter?
    Das Azorenhoch hat sich nun voll durchgesetzt und bleibt für die nächsten Tage wetterbestimmend.
    Die Aussichten bis morgen früh, im Süden vereinzelte Wolkenfelder sonst durchwegs sonnig, schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen 20 bis 27, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 10 bis 16 Grad.
    Und die Aussichten für morgen Mittwoch, heiter oder wolkenlos, schwachwindig, Tageshöchsttemperaturen 23 bis 28 Grad.
    Noch eine Vorschau für übermorgen, sonnig und warm.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien, Heiter 21 Grad, Westwind 15 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt, Heiter 20, Nordwestwind 15.
    St.
    Pölten, Wolkig 20 Grad, Linz, Heiter 20.
    Salzburg, Heiter 19, Innsbruck, Heiter ebenfalls 19 Grad.
    Bregenz, Heiter 17 Grad, Nordwestwind 10 Kilometer.
    Graz und Klagenfurt, Heiter bei 20 Grad.
    Zehn Minuten nach zwölf Uhr ist es jetzt.
    Im innerkirchlichen Bereich, aber auch darüber hinaus, gab es gestern eine kleine Sensation.
    Durch eine Indiskretion, woher auch immer, ist bekannt geworden, wer nun Nachfolger von Erzbischof Kardinal Dr. König an der Spitze der Erzdiözese Wien wird.
    Keiner der Bischöfe und Äbte und Theologieprofessoren, die bisher im Gespräch waren, sondern ein weithin unbekannter Benediktinerpater.
    Dr. Hans Groer, der als Benediktiner den Namen Hermann angenommen hat.
    Der 67-Jährige ist Leiter der religiösen Vereinigung Legio Mariae, Direktor des Erzbischöflichen Aufbaugymnasiums in Hollerbrunn.
    Dort bereiten sich Leute auf ihre Matura vor, die vorher schon in anderen Berufen standen und noch keine Möglichkeit für einen Gymnasiumsabschluss hatten.
    Und der Benediktinerpater von Stift Göttweig hat sich nicht zuletzt einen Namen gemacht als Mann, der den niederösterreichischen Marienwallfahrtsort Maria Roggendorf wieder religiös belebt hat.
    In diesem Zusammenhang hatte Grohe auch gute Kontakte zum jetzigen Papst zu einer Zeit, als dieser noch Erzbischof von Krakau war.
    Pater Grohe selbst ist natürlich zum jetzigen Zeitpunkt noch zu keiner Stellungnahme bereit und auch in den sogenannten kirchlichen Kreisen will man sich noch nicht äußern, solange die römische Entscheidung nicht offiziell ist.
    Roland Adrovica hat aber versucht einiges über die Person des vermutlichen neuen Erzbischofs von Wien zu erfahren.
    In kirchlichen Kreisen gibt man sich einerseits überrascht und andererseits schweigsam, was die Person des mutmaßlichen neuen Erzbischofs von Wien betrifft.
    Im Erzbischöflichen Ordinariat verweist man darauf, dass die Bestellung Dr. Hans Groas noch nicht offiziell sei, es handele sich, wörtliches Zitat, lediglich um ein von vielen Seiten aufgerührtes Gerücht.
    Man sei überrascht, dass der Name Pater Hermanns an die Öffentlichkeit gelangt sei, das Konkordat verpflichte nämlich alle Beteiligten zu stillschweigen.
    Dieses Konkordat, das im Jahr 1933 zwischen dem Staat Österreich und dem Vatikan abgeschlossen worden ist, regelt unter anderem die Vorgangsweise bei der Ernennung eines Wiener Erzbischofs.
    Demnach teilt der Papst der österreichischen Bundesregierung den Namen des in Aussicht genommenen Kandidaten mit.
    Die Regierung hätte dann die Möglichkeit, Gründe allgemein politischer Natur gegen die Ernennung des Kandidaten zum Erzbischof vorzubringen.
    Dieses Veto wäre zwar für den Papst nicht bindend, er würde es jedoch zweifellos sehr ernst nehmen.
    Falls die Regierung, wie in der Praxis üblich, 15 Tage ohne Antwort verstreichen lässt, nimmt die Kirche an, dass der Staat keine Bedenken erhebt.
    Soviel zum Formalen.
    Dr. Hans Grohe ist gebürtiger Wiener und hat in den vergangenen 17 Jahren Maria Roggendorf in Niederösterreich zu einer Städte der Gläubigkeit gemacht.
    An jedem 13. eines Monats, dem Termin der Fatima-Erscheinungen, lässt Pater Hermann Wallfahrten nach Maria Rockendorf veranstalten.
    Gemeinsam wird um die Festigung im Glauben, um ausreichenden Priesternachwuchs, um eine innere Erneuerung der Kirche und um den Frieden in der Welt gebetet.
    Monatlich nehmen zwischen 1500 und 3500 Menschen an diesen Wallfahrten nach Maria Rockendorf teil.
    Gleichzeitig ist Groa Leiter der österreichischen Legio Mariae.
    Das ist eine laienapostologische Bewegung.
    Kleine Gruppen treffen einander wöchentlich zum Gebet, berichten über konkrete seelsorgliche Bemühungen und nehmen sich für die jeweils nächste Woche eine neue Aufgabe vor.
    Die Marienverehrung wird, das sagt der Name, von diesen Gläubigen äußerst ernst genommen.
    Wie gesagt, von kirchenoffizieller Seite gibt es vorläufig keine Kommentare zum voraussichtlichen neuen Wiener Erzbischof.
    Wir haben jedoch mit einem seiner Schüler gesprochen, mit geistlichem Rat Herwig Fassler, dem Pfarrer von Gerersdorf bei Wien.
    Der heutige diözesan Jugendseelsorger wurde seinerzeit am Hollerbrunner Gymnasium sechs Jahre lang von Dr. Hans Grohe in Religion unterrichtet.
    Über diese Zeit erzählt Fassler, außer schulisch hat er immer wieder neue Wege versucht.
    Er hat zum Beispiel einmal die Pfadfinder forciert, dann war es
    Teilweise auch die K.A.E.
    damals.
    Und dann, da war ich glaube ich nicht mehr, das war nimmer mehr in der Zeit, in der ich im Seminar in Hollerbrunn gewesen bin, hat er es mit der Legio Maria versucht.
    Und der ganze Walfahrtsbetrieb in Rockendorf hat sich dann erst entwickelt, dass ich nicht mehr im Seminar war.
    Und wir haben das natürlich beobachtet von, als junger Seelsorger, dass ihm da wirklich manches gelungen ist und dass er das
    sehr belebt hat und das hat natürlich auch das Weinviertel sehr bereichert, dieses Wallfahrtswesen, das da erneuert worden ist.
    Aber Sie dürften von diesem Wallfahrtswesen nicht sehr begeistert sein.
    Ja, ich persönlich, ich pflege schon auch Wallfahrten zu halten, aber ich habe mich halt da nicht so beteiligt.
    Es gibt viele, die fahren monatlich zu diesen Wallfahrten.
    Ich möchte sagen, lass mir tausend Blumen blühen im Garten Gottes.
    Und das ist halt auch eine Möglichkeit gewesen, die ich wohlwollend beobachte, aber wo ich mich nicht so beteiligt habe.
    Dennoch dürfte in kirchlichen Kreisen Überraschung herrschen über diesen neuen Erzbischof.
    Ja, überrascht vielleicht deshalb, weil er eigentlich nie unter den möglichen Kandidaten genannt worden ist.
    Es ist zwar der Obd des Stiftes Göttweig genannt worden, aber Bata Hermann
    Nun kommt der Papst zu seinem Land, in dem der Marienkult besonders hoch steht.
    Glauben Sie, dass das eine Rolle gespielt hat bei dieser Entscheidung?
    Ich bin überzeugt, ja.
    Die Marienverehrung ist ja in Polen eine sehr hohe.
    Wir haben ja, ich war selber auch schon in Schenzendach auf Wallfahrt und wenn man dort erlebt, wie viele Menschen hier begeistert sind, so kann das eine Rolle gespielt haben.
    Was kann sich, was glauben Sie, die Erzdizese Wien vom neuen Bischof erwarten?
    Seelsorger sein wird, dass er ein betender Mensch ist und dass eher im Wesentlichen die Rolle des gläubigen Menschen gespielt werden wird.
    Er ist nicht der Diplomat, von dem er geträumt hat.
    Er ist nicht derjenige, der die Ostkontakte pflegen muss, wo man immer wieder gesagt hat, man muss so lange warten, bis man diesen Kandidaten gefunden hat.
    Ich glaube, der Heilige Vater hat hier eben einen Mann der Seelsorge.
    Ist Dr. Groer für Sie eine Verlegenheitslösung oder eine Ideallösung?
    Es gibt keine Verlegenheitslösung und keine Ideallösung, sondern es gibt die Lösung und die sehen jetzt geschehen.
    Herwig Fassler war das Pfarrer von Gerersdorf, ein früherer Schüler des jetzigen neuen Erzbischofs von Wien, von Dr. Grohe.
    Die Entscheidung für diesen Benediktiner Pater ist, wie gesagt, völlig überraschend gekommen, jedenfalls für die Öffentlichkeit.
    In allen Gerüchten, die es seit Monaten um einen Nachfolger von Kardinal Dr. König in der Erzdiözese Wien gibt, ist der Name Grohe jedenfalls nicht aufgetaucht.
    Und dabei meinen Insider heute wäre eigentlich schon aufgrund der bisherigen Personalentscheidungen des Papstes abzuleiten gewesen, wohin seine Präferenzen letztlich gehen.
    Johannes Paul II.
    ernennt ja immer häufiger reine Seelsorger zu Diözesanbischöfen, also nicht Priester, die schon weiter oben in der kirchlichen Hierarchie stehen, sondern solche, die noch engen Kontakt zu den Menschen haben.
    Wobei der Papst natürlich aufgrund seiner eigenen Persönlichkeitsstruktur vor allem auf Priester aus dem konservativen Lager zurückgreift, wobei man sich natürlich auch immer wieder um die Definition konservativ streiten kann.
    Aus Rom berichtet jetzt jedenfalls Alfons Dahlm.
    Offiziell wird im Vatikan die Ernennung von Pater Grohe zum Erzbischof von Wien weder dementiert noch bestätigt.
    Inoffiziell wird auch ausgeschlossen, dass die gestrige Indiskretion von Seiten der vatikanischen Ämter oder ihrer Vertreter hätte kommen können.
    Dieser Feststellung kann man also entnehmen, dass hier in Rom die Quelle der überraschenden Informationen im Kreis des österreichischen Ministerrates vermutet wird.
    Darüber ist allerdings niemand im Vatikan ungehalten.
    Das wird auch nichts an den gewohnten Formen und Abläufen ändern.
    Wenn einmal die österreichische Regierung über den päpstlichen Nuncius in Wien, dem heiligen Stuhl, ihr Einverständnis mit der Erhebung des Benediktinerprälaten von Maria Roggendorf auf den erstbischöflichen Stuhl von Wien mitgeteilt haben wird, werden sich in Rom der Kardinalstaatssekretär und die päpstliche Kongregation für die Bischöfe damit befassen und dem Papst die Ernennungsbulle zu Unterschieb vorlegen.
    Da Dr. Hermann Hans Grohe
    noch nicht den Bischofsrang hat, werden die Modalitäten der Weihe und der Amtsübernahme festgelegt werden müssen.
    Nach außen hin wird das, ohne Kommentar und Aufsehen, die Form einer lakonischen Notiz in der Rubrik für amtliche Mitteilungen über die päpstlichen Entscheidungen im vatikanischen Organ Osservatore Romano, meistens auf der ersten Seite, erhalten.
    Monsignor Grohe hat in Rom einen alten und guten Freund aus der Zeit der Wiederbelebung des Marienwallfahrtsortes Roggendorf.
    Das ist der frühere Nuncius in Wien und nun schon seit Jahren Kurienkardinal Opilio Rossi.
    Dieser ist aber weder der Urheber noch ein ausschlaggebender Förderer des neuen Erzbischofs.
    Johannes Paul II.
    hat persönlich das Lebenswerk Grohes verfolgt.
    Knapp vor der Papstwahl von Grohe nach Maria Roggendorf eingeladen, hat er gleich nach dessen Ernennung und Installierung seinen Krakauer Nachfolger Kardinal Erzbischof Majarski ausdrücklich damit beauftragt, an seiner Stadt, des Papstes Stadt, das österreichische Heiligtum an der Grenze zwischen West und Ost von heute zu besuchen.
    Die Meinungen der römischen Beobachter stimmen bezüglich der Interpretierung der Beweggründe und der Maßstäbe, die den Papst bei dieser Wahl geleitet haben, überein.
    Nach dem Ausscheiden von rein formalen und karrieremäßigen Gründen oder von sogenannten Gewohnheitsrechten, die der Papst bei großen Rennungen nie zu berücksichtigen pflegt, sucht er aus der Beurteilung der Lage in einem Land und in einer Diozese
    das gewünschte Bild einer Persönlichkeit abzuleiten.
    So waren auch die Ernennungen von Lustiger in Paris, Wetter in München, Martini in Mailand und Piovanelli in Florenz Überraschungen, hinter denen aber Methode zu erraten war.
    Es wäre auch falsch, die Person des Nachfolgers am Vorgänger zu messen.
    War es das Werk und die Lebensaufgabe Kardinal Königs, die österreichische Kirche,
    In den Zeiten eines ausgeprägten Kulturumbruchs in der geistigen Welt von heute zu etablieren, wird offensichtlich von Monsignor Grower erwartet, dass er den kirchlichen Rahmen der ordentlichen Verwaltung von innen her mit einer neuen Volksfrömmigkeit zu besälen trachte.
    Alfons Dalma war das aus Rom und das waren unsere Berichte zur Neubesetzung der Erzdiözese Wien durch den 67-jährigen Benediktinerpater Dr. Hans-Hermann Gruer.
    Zwölf Uhr und 21 Minuten ist es jetzt im Mittagschanal, neun Minuten vor halb eins.
    Wir kommen jetzt zu weiteren Inlandsthemen.
    Vor etwas mehr als einer Stunde ist heute in Linz der Aufsichtsrat der krisengeschüttelten Vöstalpine zusammengetreten.
    Dabei stehen brisante Themen auf der Tagesordnung und zwar die Kürzung der Pensionsbezüge für den gefeuerten Altvorstand Abfalter & Co., der Bericht des Rechnungshofs über die Ursachen des Milliarden-Debakels sowie der Jahresabschluss 1986.
    über die Details informiert Susanna Gassner.
    Zumindest finanziell sollen der geschossene Ex-Firstmanager Heribert Abfalter und seine acht Vorstandskollegen für das Debakel, das sie mitverschuldet haben, büßen.
    Zur Diskussion steht ein dreistufiges Modell.
    Jene Manager, die die Hauptverantwortung für die Geschäfte der Handelsfirma Intertrading tragen, also Ex-Generaldirektor Heribert Abfalter, Finanzchef Alfred Koch und der Leiter des Anlagenbaus Klaus Cempirek, müssen mit einer 30-prozentigen Kürzung ihrer Ruhegenüsse rechnen.
    Koch übrigens sitzt bereits wieder in einem Vorstandssessel, nämlich bei Steyr-Daimler-Puch.
    Die Vorstandsmitglieder, die dem Intertrading-Flop aufgrund der Geschäftsaufteilung im Vorstand nicht so nahe gestanden sind, werden mit einer 20-prozentigen Kürzung davonkommen.
    Und die, die nur am Rande damit zu tun hatten, zum Beispiel der Personaldirektor, werden sich mit einem 10-prozentigen Pensionsabschlag abfinden müssen.
    Die Vorstellungen von Herbert Abfalter freilich sind in eine andere Richtung gegangen.
    Weiterbezahlung seines Gehalts bis zum ursprünglichen Ende des Dienstvertrages 1988, bei Abfertigung und Pension dann minimale Zugeständnisse.
    Aber daraus wird es nun nichts.
    In dem Jahr, in dem die Abfertigung ausbezahlt wird, trotz Kürzung immer noch einige Millionen, wird die Föst keine Firmenpension zahlen.
    Und im Jahr danach erhält der ehemalige Mann des Jahres, zu dem ihn ein Wirtschaftsmagazin kürte, die um 30 Prozent geschmälerte Rente.
    Das sind, grob geschätzt, etwas unter 100.000 Schilling im Monat.
    Zum Sozialfall wird Abfall da also nicht.
    Ein zweiter Punkt auf der Tagesordnung des VÖST-Aufsichtsrats ist der Bericht des Rechnungshofs.
    Die staatlichen Kontrolleure haben dabei, wie schon berichtet, vor allem dem alten Vorstand die Schuld an die Milliardendebake zugewiesen.
    Aber auch die übrigen Organe, wie der Aufsichtsrat der VÖST und die Muttergesellschaft der VÖST, die ÖERG, kommen nicht ungeschoren davon.
    Der Rechnungshof nimmt in seinem Bericht aber auch einzelne Geschäftsbereiche und Projekte der Föst unter die Lupe.
    Neben den bekannten Flops wie das US-Stahlwerk Bayou, das Zellstoffwerk Pulse und das Chipwerk AMI wurde auch der Bereich Finalindustrie untersucht.
    Dazu gehören zum Beispiel der Stahl- und Apparatebau, die Anlagen, Werkbautechnik, Umweltschutzanlagen und vieles mehr.
    Und diese Finalindustrie, so genannt, weil es am Ende in der Kette der Stahlerzeugung liegt,
    ist ebenfalls schwer defizitär.
    In den beiden vergangenen Jahren betrugen die Verluste zwei Milliarden Schilling.
    Und der Rechnungshof kommt zu dem Schluss, dass die Finalindustrie ein fast hoffnungsloses Unterfangen war, weil, wörtliches Zitat,
    Das Produktionskostenniveau, insbesondere die Löhne im Vergleich zur Konkurrenz zu hoch, die Durchlaufzeiten zu lang, die Lagerbestände zu hoch, die Produktivität zu gering, die Fertigungstiefe überhöht und schließlich die Belastung der Produkte mit Verwaltungskosten zu stark war.
    Eine weitere Ursache für die negative Entwicklung war auch der Mangel an guten Produkten.
    Aber auch in anderen Bereichen schreibt die Voest nur rote Zahlen.
    Wie der Rechnungshof trocken bemerkt, zeigt die Ergebnisrechnung in allen Bereichen Verluste.
    was sich im Geschäftsjahr 1985 zu einem gigantischen Jahresverlust von rund 12 Milliarden Schilling aufaddiert.
    Allerdings wird dieser Betrag in der Bilanz, die die Aufsichtsräte heute beschließen, nicht offen als Verlust ausgewiesen.
    Rund 8 Milliarden Schilling sind schon durch gesellschaftliche Zuschüsse und Kapitalspritzen abgedeckt worden, sodass nur rund 4 Milliarden Schilling stehenbleiben.
    Susanna Gassner hat berichtet.
    Heute Vormittag gab es Bilanzpräsentation der Chemie Linz AG für das abgelaufene Jahr, also für 1985.
    Wäre das größte Unternehmen seiner Branche bei der Produktion von Düngemitteln, Pflanzenschutzpräparaten, Kunststoffprodukten und Medikamenten geblieben, dann hätte der verstaatlichte Betrieb das Vorjahr positiv abgeschlossen.
    Durch den Verlust von fast einer halben Milliarde Schilling aufgrund der schief gelaufenen Ölspekulationen der Handelsdochter Merz musste man allerdings 340 Millionen Schilling in Rot schreiben.
    Und auch das erste Halbjahr 1986 bietet keinen Anlass auf Gewinnhoffnung.
    Trotzdem hat die Chemie Linz, die im Vorjahr mit 6.500 Mitarbeitern einen Umsatz von 17 Milliarden Schilling erzielt hat, ehrgeizige Investitionspläne, die 6 Milliarden Schilling kosten werden.
    Einer davon ist ein neues Verfahren für die Düngemittelproduktion, das den Ausstoß von schädlichem Schwefeldioxid ausschließt.
    So etwas war ja Ende vergangener Woche Grund für einen großen Umweltalarm in Linz.
    Unternehmenssituation und Umweltschutzprobleme.
    Zu beiden Themen hat Hans-Christian Unger Chemielins Generaldirektor Richard Kirchweger befragt.
    Herr Generaldirektor Kirchweger, ein Defekt in der Düngemittelanlage hat Ende vergangene Woche die Grenzwerte für Schwefeldioxid auf das Achtfache hinaufschlägen lassen.
    die rechtliche Folge, Anzeigen des Magistrats und Erhebungen der Staatsanwaltschaft.
    Die Frage, die sich hier in Linz die Behörden stellen, war das bloße Fahrlässigkeit der Verantwortlichen oder Vorsatz, dass man die Behörden nicht sofort nach dem Defekt informiert hat.
    Wir haben bescheidmäßig eine Auflage bei Störfällen, die eine Gefährdung der Gesundheit verursachen können, sofort zu melden.
    Und wir haben freiwillig bisher die Praxis gehabt, Vorkommnisse ohne Gesundheitsgefährdung ebenfalls der Behörde zu melden.
    muss es offenkundig ein menschliches Versagen gegeben haben.
    Es ist richtig, dass die Behörde nicht rechtzeitig von dem Betrieb, von der zuständigen Leitstelle der Chemie Linz verständigt wurde.
    Es laufen derzeit Untersuchungen, wieso es zu dieser Nichtverständigung kam, aber eines kann ich auf jeden Fall ausschließen, es war keine absichtliche Nichtinformation der Behörde.
    Das wäre ja völlig widersinnig, sondern es dürfte vielmehr so gewesen sein, dass der zuständige Mann das Ausschlagen des Anzeigers nicht genügend beachtet hat.
    Herr Generalirektor, jetzt von der Umweltproblematik zur wirtschaftlichen Situation des Unternehmens.
    Das Jahr 1985 hat ja für die Chemie Linz aufgrund der schiefgelaufenen Ölspekulation an der Handelsdochter Merckx mit einem Verlust von 350 Millionen Schilling geendet.
    Das Eigenkapital des Unternehmens, das ohnehin knapp ist, ist dadurch weiter geschrumpft.
    Die Frage, die sich da auftränkt natürlich, wie viel Geld werden Sie heuer von Ihrer Mutter, sprich der OERG, brauchen, um das abzudecken?
    Wie hoch ist da der Finanzbedarf, damit Sie auch den Umstrukturierungsprozess im Unternehmen fortsetzen können?
    Es ist völlig klar, dass nicht zuletzt durch die im Jahr 1984 und 1985 getroffenen bilanzpolitischen Maßnahmen wir, das heißt die Chemie Linz, diesen Verlust aus eigenem abdecken können.
    Wir haben gestern in der Aufsichtsratssitzung zum ersten Mal den Aufsichtsrat ein Unternehmenskonzept 1986 vorgelegt.
    Dieses Unternehmenskonzept sieht insgesamt Sachanlageninvestitionen in der AG von über 5 Milliarden gemeinsam mit den Tochtergesellschaften von über 6 Milliarden in den nächsten 5 Jahren vor.
    Insgesamt wird sich der Finanzbedarf des Unternehmens bei rund 10 Milliarden in den nächsten fünf Jahren bewegen und wir haben dem Eigentümer klar zu verstehen gegeben, dass wir eine Unterstützung für diese Vorhaben
    benötigen.
    Im ersten Halbjahr 1986 ist der Umsatz der Chemie Linz ganz rasant zurückgegangen und zwar um 22 Prozent.
    Ist das bloß eine Frage des Verfalls des Dollars und der geringeren Preise, die man für petrochemische Produkte aufgrund des Ölpreises
    Preisverfalls erzielen kann?
    Oder steht da nicht im Hintergrund auch, dass die Chemie Linz noch immer nicht jene höherwertigen Produkte verkaufen kann bzw.
    in ihrer Palette hat, die man auch in Zeiten einer sich verflachenden Chemiekonjunktur an den Mann bringen kann?
    Das ist richtig.
    Wir sind noch immer, das ist eine klare Feststellung, viel zu tief im so stark rohstoffabhängigen Commodity-Bereich in den Großchemikalien verhaftet.
    Nur eine jahrzehntelang gewachsene Struktur kann man nicht in ganz kurzer Zeit verändern.
    Da braucht man ebenfalls fünf bis zehn Jahre, wie unsere Pläne zeigen.
    lässt sich aus dem Ergebnis des ersten Halbjahres bereits eine Vorhersage für das Betriebsergebnis 1986 machen.
    Wir hoffen, dass wir dieses Jahr ohne bedeutende Verluste überstehen können.
    Wir wissen aber nicht, inwieweit
    es uns möglich ist, den Verlust aus dem ersten Quartal, im ersten Quartal hatten wir einen Verlust und wir haben im zweiten Quartal wieder etwas aufgeholt, wie das dritte und vierte Quartal wirklich letztendlich verlaufen wird, das können wir heute bei besten Prüfungen der Voraussetzungen einfach nicht sagen.
    Dankeschön.
    Mit Kimi Linz, Generaldirektor Richard Kirchweger, sprach Hans-Christian Unger.
    Eine Minute nach halb eins.
    Ich sage Ihnen jetzt noch, was wir an Themen planen und hoffen unterbringen zu können bis 13 Uhr.
    Ein paar Schlagworte.
    Letzter Ministerrat vor der Sommerpause, Pressefrühstück von ÖVP-Generalsekretär Graf, Expertengespräche in Klagenfurt über die Probleme mit der neuen Autobahn und Ausland, Konflikt in Frankreich zwischen bürgerlicher Regierung und sozialistischem Staatspräsidenten
    und Signale aus Washington für eine neue Südafrika-Politik.
    Zum letzten Mal vor der Sommerpause lud heute ÖVP-Generalsekretär Michael Graf die Journalisten zum traditionellen Dienstag-Pressefrühstück und dies in Begleitung.
    Das heißt, Graf war in Begleitung.
    Anlässlich der 200.
    Verschwendungsanfrage der ÖVP-Opposition an die sozialliberale Koalitionsregierung hatte nämlich Graf den Ausgabenspezialisten Abgeordneten Wendelin Edtmeier mitgebracht.
    Edmeier sprach von einer 1.500-prozentigen Steigerung der Repräsentations-, Presse- und Propaganda-Ausgaben durch die Sozialisten seit den Jahren der ÖVP-Alleinregierung und der Klaus zwischen 1966 und 70.
    Und Edmeier kritisierte, dass sich die Regierung nicht nur schlecht, sondern vor allem auf Kosten der Steuerzahler sündteuer verkaufe.
    Nun ÖVP-Generalsekretär Michael Graf selbst ging es anschließend um ein anderes Thema, nämlich um eine eventuelle Vorverlegung der Nationalratswahlen auf den Herbst, Leopold Esterle berichtet.
    Leichte politische Sommerkost war es, was ÖVP-Generalsekretär Michael Graf in Begleitung von Wendelin Edmeier den Journalisten beim letzten Pressefrühstück vor der Sommerpause servierte.
    Dabei, so schien es, liegt beiden verschiedenes Schwerverdauliches im Magen.
    Edmeier der hundertprozentige Anstieg der Propagandaaufwendungen der Regierung von 1984 aufs Vorjahr und Generalsekretär Michael Graf möglicherweise vorverlegte Neuwahlen.
    Der zuletzt von SPÖ-Prominenz wie Parteichef Altkanzler Sinowaz und Klubchef Sepp Wille bestätigte Wahltermin Frühjahr 1987 wurde heute von Graf in Zweifel gezogen.
    Der SPÖ-Klubobmann hat gemeint, das werde im kommenden Frühjahr sein und hat das als Glaubenswahrheit bezeichnet.
    Ich muss Ihnen sagen, gegenüber den Glaubenssätzen des Klubobmanns Wille kann ich mich nur als
    Agnostiker bekennen.
    Ich zweifle nach wie vor daran, dass es bei dem Frühjahrstermin bleiben wird.
    Da die Herbstsession des Parlaments am 25.
    September beginnt, ist ja theoretisch ein Neuwahltermin 23. oder 30.
    November nach Ablauf der gesetzlich vorgeschriebenen Frist von 60 Tagen durchaus möglich.
    Und, so Graf heute, auch die Mithilfe des blauen Koalitionspartners für ein Weiterbestehen der sozialliberalen Koalition könnte bis dahin gesichert sein.
    Am 12. und 13.
    September ist der FPÖ-Parteitag.
    Dort wird voraussichtlich der Dr. Steger mit seinem Kurs Rot bis in den Tod bestätigt werden.
    Und wenn die SPÖ sich dann des Dr. Steger als
    eventuellen Koalitionspartners sicher sein kann, dann wird auch jedes Hindernis weggefallen sein, bei allenfalls günstigeren Meinungsumfragen nun zu springen und die Wahlen anzugehen.
    Der neue Bundeskanzler Wranitzki hat ja in seiner Pressestunde sehr deutlich
    gesagt, also das zur Hand haben, gedenkt wie ein Notenbänker, der auch vor einer Neufestsetzung der Paritäten nicht vorher Aussagen macht, sondern damit die Öffentlichkeit überrascht.
    Anstehende Probleme, wie Reprivatisierung maroder Betriebe, verstaatlichte Sanierung oder Demokratiereform, würden, so Graf, die umgebildete Regierung unter Wranitzki und die SPÖ sowieso nicht mehr lösen können.
    In Wirklichkeit hat die alte SPÖ-Schaluppe nur eine neue Galleonsfigur im Nadelstreif erhalten, aber der Kapitän Sinovac ist dasselbe geblieben.
    Und wenn jetzt dazu noch ein Steuermann Keller und ein Smutje Czap kommt, dann wird dieses Schiff sicherlich weiterhin einen Linkskurs steuern und der Bundeskanzler Wranicki wird so erfolglos im
    in der Durchsetzung bleiben, wie er sich bisher schon dargestellt hat, sei es mit seinen Vorstellungen zu Hainburg oder Wackersdorf, wo er die deutsche Wertarbeit so schätzt.
    Die ÖVP jedenfalls, die schon mehrmals Neuwahlen verlangt hatte, würde ein vorverlegter Wahltermin nicht unvorbereitet treffen, sagte Graf.
    Die Vorarbeiten liefen bereits an.
    Zum letzten Mal vor der Sommerpause, also Pressefrühstück von ÖVP-Generalsekretär Graf.
    Und zum letzten Mal vor der Sommerpause hat heute im Bundeskanzleramt am Ballhausplatz auch der Ministerrat getagt.
    Eines der Themen, wir haben ja schon darüber berichtet, war der Vorschlag der Kirche über den neuen Wiener Erzbischof.
    Ein Vorschlag, der der Regierung entsprechend dem Konkordat zur Erkenntnis gebracht wurde.
    Im Pressegespräch nach der Ministerratssitzung ging es auch um Fragen, wie etwa die Verlängerung der Legislaturperiode, gerade angeschnitten im vorigen Beitrag, und das umstrittene Kraftwerk Dorfer Tal.
    Erich Eichinger fasst zusammen.
    Kehraus vor der Sommerpause, als auch beim diensttäglichen Schürfix zwischen der Regierung und den Journalisten.
    Nichts wirklich Schlagzeilenverdächtiges am Ende eines dreiviertelstündigen Wechselgespräches, aber immerhin der Wiederbelebungsversuch für einen oft schon totgesagten und totverhandelten Vorschlag, nämlich eine Verlängerung der Gesetzgebungsperiode, also Parlamentswahlen nur alle fünf Jahre.
    Diesmal lanciert vom steirischen SPÖ-Abgeordneten Robert Gnoser.
    Dazu heute Bundeskanzler Franz Franitzki.
    Ich halte es für eine Idee, die ich recht interessant finde.
    Es sind natürlich mehrere Aspekte.
    Auf der einen Seite würde eine fünfjährige Gesetzgebungsperiode kontinuierlich ihre Arbeit und vielleicht auch die Verringerung von Wahlterminen in sich bergen.
    Auf der anderen Seite kann sich das der Politiker allein nicht für sich selber wünschen, denn das hätte dann schon auf einer breiten Basis zu erfolgen, also müssten alle Parteien einverstanden sein.
    Und ich würde auch meinen, dass das eigentlich ein recht typischer Fall für eine Volksabstimmung wäre, ob die Bevölkerung der Meinung ist, dass die von ihr gewählten Volksvertreter ein Jahr länger als bisher im Amt sein sollen oder nicht.
    Aber ich halte die Idee für durchaus wert aufgegriffen zu werden.
    Könnten Sie sich vorstellen, dass eine solche Volksabstimmung parallel zu den nächsten Nationalratswahlen oder vielleicht schon vor den nächsten Nationalratswahlen stattfindet?
    Das ist eine heute wirklich sehr schwer zu beantwortende Frage, wo ja noch nicht einmal klar ist, ob es überhaupt dazu kommen kann.
    Und ich glaube, man muss hier mit so doch weitgehenden demokratiepolitischen Vorhaben auch genug Vorbereitungszeit haben.
    Ein weiteres Thema, die neue Situation, hi SPÖ-Vorsitzender Fred Sinowatz, hi Kanzler Franz Franitzki, darauf angesprochen, ja das bewähre sich jetzt in der Praxis und pointiert, früher habe auch dagegen argumentiert, aber davon sei er nicht betroffen gewesen früher.
    Nächstes Thema.
    Aus jüngsten Äußerungen des Energieministers Norbert Steger konnte man den Eindruck gewinnen, wenn das Kraftwerk Dorfertal gebaut würde, dann könnte man auf ein Donaukraftwerk Heimburg vorerst verzichten.
    Dazu der Kanzler.
    Das Vorhaben Dorfertal, ja ein schon auch durch Jahrzehnte hindurch diskutiertes Projekt, wird genau so vorbereitet, wie ich mir das vorgestellt habe.
    nämlich unter Berücksichtigung und Einbeziehung sämtlicher Grunddaten, die es für so ein großes Projekt gibt.
    Diese Daten sind der Landschaftsschutz, der Umweltschutz, sind
    die regionale Gestaltung, die Überlegung, ob dort zusätzliche Wirtschaftsimpulse gegeben werden können, der Schutzbau, Lawinenschutz etc.
    und last but not least die Energiegewinnung.
    Und es geht jetzt darum, diese verschiedenen Eingaben
    so vorzubereiten und so zu dosieren, dass am Ende ein Projekt herauskommt, das, weil man hundertprozentige Zustimmung wahrscheinlich nie finden wird, die breitestmögliche Basis der Zustimmung hat.
    In diesem Stadium steht die Angelegenheit.
    Aber genau dort sind ja die Einwände.
    Das ist ein Speicherkraftwerk, das Spitzenstrom erzeugt, für den wir erst einen Abnehmer suchen müssten, wobei uns die Grundlast der Erzeugung fehlt.
    Und auch der Verwaltungsgerichtshof hat beispielsweise von keiner besonderen wirtschaftlichen Notwendigkeit gesprochen.
    Ist das nicht ein sehr starkes Argument?
    Das sind sehr starke Argumente, von denen ich aber nicht sicher bin, ob sie nicht auch von Fachleuten widerlegt werden können.
    Wir sind ja auch nicht in einem Stadium, in dem Spatenstiche überlegt werden, sondern wir sind in einem Stadium, in dem sämtliche Überlegungen zusammengetragen werden.
    Letztes Thema, der Name des neuen Wiener Erzbischofs.
    Ja, das war heute auf der Tagesordnung der Regierungssitzung.
    Aus der Sicht der Bundesregierung gibt es dagegen keinerlei Einwände, sagt Kanzler Franz Franitzki.
    Und er glaube auch nicht, dass die Indiskretion, also die vorzeitige Bekanntgabe, Anlass zu irgendeiner Verstimmung geben könnte.
    Und damit gebe ich wieder zurück an das Studio.
    Ja und wir geben weiter nach Kärnten.
    In diesem Bundesland wird seit 14 Tagen ein Thema diskutiert, die neue Autobahn zwischen Spital und Villach im Trautal.
    Der Grund seit der feierlichen Eröffnung am 3.
    Juli und seit der damit erfolgten Propaganda für das neue Autobahnteilstück gibt es dort nämlich ständig Staus.
    Bis zu 12 Kilometer am ersten Wochenende und über 20 Kilometer am vergangenen Samstag und Sonntag.
    Da die Spitzenwochenenden im Reiseverkehr aber erst kommen, tagte heute ein sogenannter Autobahngipfel, der bessere Lösungen für das Verkehrsnadelöhr Villach finden sollte, Walter Genser berichtet.
    Was hat der Autobahngipfel in Kärnten heute festgestellt?
    Fürs Erste kann man sagen, dass die Fachleute, die Autobahnbauer, Straßenplaner und die Exekutive, den gestrigen Vorschlägen der Politiker im Wesentlichen eine Absage erteilt haben.
    Kärntens Verkehrsreferent Erwin Frühbauer plädierte ja für eine Art Umfahrung von Villach im Westen und im Osten.
    Landesrat Haider als Straßenbaureferent forderte überhaupt Einbahnregelungen, beiderseits der Drau.
    Herausgekommen ist heute, man werde höchstens fallweise, wenn der Verkehrsansturm so groß ist, dass man mit den jetzigen Straßen auf keinen Fall auskommt, das eine oder das andere mitüberlegen.
    Beide Lösungen seien aber auf Dauer undurchführbar.
    Sie würden schon allein die Bevölkerung zu sehr belasten, ein Argument, dem sich auch Landeshauptmann-Stellvertreter Frühbauer schließlich anschloss.
    Die Umfahrungsmöglichkeiten, die diskutiert worden sind und die auch wir von der Politik her ins Gespräch gebracht haben, würden schon einerseits eine Reduzierung des Staus und eine Verringerung dieses Problems bringen, aber natürlich auf Kosten wieder der Bevölkerung gehen, die an diesen Umfahrungsstraßen wohnen.
    Und die Entscheidung, die wir getroffen haben, geht eigentlich in der Richtung, dass man unsere einheimische Bevölkerung vor zusätzlichen Belastungen schützen will.
    dass man appelliert an die Medien, die Einheimischen auf die Möglichkeiten der Fahrtverbindungen im Trautal hinzuweisen, diese zu benutzen und dass man auch die Medien insofern ersucht, auf die Kraftfahrer einzuwirken, dass nicht unbedingt bei Urlaubsbeginn, bei Ferienbeginn immer die Wochenende nur zum Reisen benutzt werden, sondern dass man das aufteilt.
    Im Nachhinein betrachtet, Herr Landeshauptmann, Stellvertreter, war die feierliche Eröffnung der neuen Autobahn gerechtfertigt?
    Die Eröffnung war sicher gerechtfertigt, weil es sich um ein Jahrhundertbauwerk handelt.
    Trotz der Lücken.
    Trotz der Lücken.
    Es ist nur die Frage, vielleicht hätte man auch erwarten sollen, bis zum Herbst, wenn mit weniger Verkehr die ersten Wehwehchen offensichtlich werden und man sich dann frühzeitig darauf einrichten kann, was bei einer
    einer solchen Kapazitätssteigerung wie jetzt gemacht werden könnte.
    Was also kommen wird in den nächsten zwei Jahren, wird sicherlich keine Patentlösung sein.
    Keine Umfahrung und auch keine allzu großen baulichen Veränderungen soll es geben.
    Zugesagt wurde, dass die Exekutive die Verkehrsregelung besonders flexibel handhaben werde.
    150 Beamte sollen an den kommenden Wochenenden aufgeboten werden.
    Es werden für die Reisenden aber auch die Serviceleistungen verbessert.
    Es wird schon bald sieben Klos auf der Autobahn bei Villach geben und es wird auch Lebensmittel-Kioske geben.
    Das waren ja die Hauptkritikpunkte der durchreisenden Urlauber.
    Und etwas wurde heute ebenfalls festgestellt.
    Schaut man sich trotz aller Beschwerden jetzt die Unfallsbilanz an, so hat es allein 1985 auf der ominösen Trautalroute 72 Tote und 270 schwere Verkehrsunfälle gegeben.
    Die neue Town-Autobahn
    sei aber nach den ersten Schwierigkeiten an den ersten Tagen unfallsfrei.
    Schon daran sehe man, dass sich die neue verlängerte Town-Autobahn trotz ihrer Nadelöhrlösung in Villach bewährt habe.
    Und noch etwas wurde gesagt.
    Wer Verkehr anziehe, der müsse mit diesem Verkehr auch leben.
    Auch dann, wenn er an fünf Wochenenden im Jahr nahezu zum Erliegen kommt.
    Aus Kärnten hat Walter Genser berichtet.
    Zwölf Uhr und 46 Minuten ist es jetzt, eine Minute nach dreiviertel eins.
    Wir kommen jetzt noch zu zwei Auslandsthemen im Mittagsschanal.
    In Frankreich steht eine Kraftprobe zwischen Präsidenten und Parlament an.
    Die Koexistenz, die Franzosen haben ja dafür das Wort Kohabitation gefunden, zwischen sozialistischem Staatsoberhaupt und bürgerlicher Regierung ist zum ersten Mal einer schweren Belastung ausgesetzt.
    Es geht um den Wunsch der Regierung, verstaatlichte Betriebe zu privatisieren.
    Hier hat nun Staatspräsident Mitterrand in einem Fernsehinterview ausgerechnet gestern am französischen Nationalfeiertag erklärt, er werde die diesbezüglichen Regierungsgesetze nicht unterschreiben.
    Der bürgerliche Premier Girac braucht aber die Unterschrift des Sozialisten Mitterrand.
    Wie kann dieser Konflikt gelöst werden?
    Thomas Fuhrmann berichtet aus Paris.
    Gerechnet seit dem gestrigen Nationalfeiertag hängt der innenpolitische Hausfrieden in Frankreich schief.
    Staatspräsident François Mitterrand zündete gestern den ersten Böller im Zusammenleben mit der seit Ende März amtierenden bürgerlichen Regierung.
    Mitterrand wird beim morgigen Ministerrat die von Premierminister Jacques Chirac vorgelegte Verordnung über die Privatisierung von 65 verstaatlichten Unternehmen nicht unterschreiben.
    Diese Weigerung kommt zwar nicht überraschend,
    Dennoch herrscht plötzlich gespannte Stimmung.
    Der sozialistische Staatschef begründet seine Weigerung mit bekannten Argumenten.
    Er hätte nicht ausreichende Garantien erhalten, dass die Privatisierungen zu keinem Ausverkauf nationalem Eigentums an das Ausland führen würden.
    Es sei für ihn eine Gewissensfrage, erklärte Mitterrand gestern in einem Fernsehinterview.
    Als Wahrer der nationalen Einheit und Unabhängigkeit fühle er sich zu seiner Handlungsweise verpflichtet.
    Es stehe der Regierung natürlich frei, sagte Mitterrand, die Privatisierungen auf dem Wege eines ordentlichen Gesetzes durch das Parlament beschließen zu lassen.
    Dann werde ihm nichts anderes übrig bleiben, als das Gesetz gegenzuzeichnen und sich dem Willen der Volksvertretung zu fügen.
    Die Regierung konterte noch gestern Abend.
    Premierminister Chirac schickte seinen Finanzminister vor die Presse.
    Eduard Balladur bestritt die Kritik des Staatschefs, die Verordnung über die Privatisierung sähe sehr wohl eine Begrenzung ausländischen Kapitals in den zu entstaatlichen Firmen vor.
    Die Regierung habe auch den Vorbehalten des Verfassungsgerichtes über die Entschädigungsmechanismen Rechnung getragen.
    Die Sorgen des Präsidenten seien daher in vollem Umfang berücksichtigt worden, behauptete der Finanzminister.
    Damit ließ er durchblicken, dass François Mitterrand wohl andere Gründe für seine Haltung haben muss.
    Keine sachlichen, sondern politische.
    In der Praxis bedeutet das Veto Mitterrands zunächst eine neue Bremse und eine Verzögerung für die Privatisierungen.
    Der ohnehin schon völlig überladene Parlamentsfahrplan wird zusätzlich belastet.
    Die bürgerlich-liberale Mehrheit wollte die wichtigsten für ihren liberalen Kurs symbolischen Reformen im Eiltempo durchpeitschen.
    Dazu steht ihr unter anderem der Weg von Ermächtigungsgesetzen zur Verfügung.
    Das Parlament kann die Regierung dazu ermächtigen, in bestimmten Fragen nur allgemein abgefasste kurze Rahmengesetze vorzulegen.
    Die Einzelheiten darf die Regierung dann auf dem Verordnungsweg erlassen.
    Der Haken dabei ist nur die erforderliche Unterschrift des Staatspräsidenten.
    In der bisherigen Praxis der 5.
    Republik hat es eine derartige Kontroverse noch nie gegeben.
    Einfach deshalb, weil Parlamentsmehrheit, Regierung und Staatschef immer politisch übereinstimmten.
    Der jetzige Konflikt wird jedoch nicht das jehe Ende der erzwungenen und von den Franzosen mehrheitlich gewünschten Koexistenz zwischen der Regierung und dem Staatsoberhaupt bedeuten.
    Es ist aber eine erste, ernste Belastungsprobe, die die Grenzen des Experimentes aufzeigt.
    Die Kritiker dieses Zusammenlebens bekommen dadurch Auftrieb.
    Fraglich ist, wie die Öffentlichkeit reagieren wird.
    Ob sie die nicht unbedingt stichhältige Argumentation mit herausführbaren Münzen nimmt oder ob sie seine Weigerung als eine einseitige Parteinahme auslegt.
    Bisher konnte François Mitterrand von Umfrage zu Umfrage seine Beliebtheitsquote auf knapp 60 Prozent ausbauen, während Premier Chirac von Monat zu Monat an Vertrauen einbüßte.
    Chirac kann nach bald vier Monaten Regierungsverantwortung noch keine sichtbaren oder spürbaren Erfolge des neuen Kurses aufweisen.
    Der Vertrauensvorschuss in seine Regierung ist rasch geschwunden, die Skepsis wird immer größer.
    Zum Bruch dürfte es diesmal noch nicht kommen, aber das Gewitter zieht sich langsam zusammen.
    Es donnert in der Ferne, aber es schüttet noch nicht.
    Thomas Fuhrmann war das aus Paris und nächstes Thema Südafrika.
    Da zeichnet sich in den Vereinigten Staaten eine sehr interessante Entwicklung ab.
    Das südafrikanische Apartheid-Regime, das ja international unter immer stärkeren Druck kommt, muss nun auch damit rechnen, von der amerikanischen Regierung nicht mehr mit Glaseehandschuhen angefasst zu werden.
    Zwar hat Präsident Reagan bis jetzt alle Aufforderungen abgeblockt, auf die Zustände in Südafrika mit Wirtschaftssanktionen zu antworten, eine Haltung, die übrigens auch die britische Regierung einnimmt.
    Jetzt aber will man in Washington wenigstens doch eine Geste des Protests setzen.
    Der bisherige amerikanische Botschafter in Südafrika, Hermann Nickel, wird abberufen und soll durch einen neuen Mann ersetzt werden, durch einen schwarzen.
    Eine Provokation der südafrikanischen Apartheidsbefürworter, denn der neuamerikanische Botschafter dürfte ja nach den südafrikanischen Rassegesetzen nicht einmal die Toilettanlagen von Weißen benutzen.
    In Washington sagt man, es stünde aber nicht nur ein Personen, sondern damit auch ein Politwechsel an, was nämlich die Haltung Washingtons zu Südafrika betrifft, Klaus Emmerich berichtet.
    Das Unbehagen über Apartheid in Südafrika drängt auf handfeste Aktionen.
    Die Regierung sieht sich fassbarem Unwillen der eigenen Bevölkerung gegenüber und hat in diesem Fall auch noch zu bedenken, dass über ein Zettel davon Schwarze sind, nämlich schwarze Amerikaner.
    So wie Sie diese 27 Millionen US-Bürger ihre Herkunft bewusster als früher auf Afrika zurückführen, nehmen Sie in der aktuellen Auseinandersetzung um die Rassentrennung Südafrikas offen und öffentlich in den USA Partei für ihresgleichen an der Südspitze jenes Kontinents, von dem die weißen Amerikaner Schwarze als Sklaven und billige Arbeitskräfte seit Generationen zu importieren pflegten.
    So hat auch das amtliche Washington bei seinen Überlegungen erheblichen und wachsenden Druck aus der eigenen Bevölkerung zu bedenken.
    Diese Parteinahme wurde von der Regierung Reagan wesentlich länger übersehen als von den einflussreichen Mitgliedern des Kongresses.
    Nun hat auch das Weiße Haus grünes Licht für eine Gesamtüberprüfung der Südafrikapolitik der USA gegeben.
    Bevor noch eine umständliche und wie so oft in Washington
    widersprüchliche, jedenfalls undurchsichtige Position erarbeitet wurde und sichtbar gemacht ist, hat die Regierung Reagan auf einem bezeichnenden Randgebiet ein weiteres Zeichen ihres eigenen Unmuts gegenüber Südafrika zu setzen versucht.
    Der bisherige amerikanische Botschafter in Südafrika, Nickel, der schon einmal aus Beärgerung über die Regierung in Pretoria zurückgeordert worden war, hat nun endgültig seine Koffer gepackt.
    Er wurde einberufen, weil die US-Regierung mit einem Personenwechsel auch einen Politwechsel signalisieren möchte.
    Sie beabsichtigt nämlich statt eines Weißen wie Nicol einen schwarzen Amerikaner nach Südafrika als Botschafter zu entsenden.
    Robert Brown ist ein geschätzter Population-Fachmann aus dem amerikanischen Süden.
    Allein seine Hautfarbe möchte Washington als deutliches Zeichen der Sympathie für die schwarzen Südafrikas verstanden wissen.
    Dass sich bei dem neuen US-Botschafter als Schwarzen nicht nur um eine bezeichnende Äußerlichkeit handelt, sondern um eine politische Strategie, lässt sich auch daran ablesen, dass Braun zu den engsten politischen Freunden von Jesse Jackson zählt, dem Schwarzen Pfarrer, der aus seinen linksliberalen Ansichten im Allgemeinen und seiner Gegenschaft zur Apartheid im Besonderen nie ein Hehl gemacht hat.
    So sehen Schwarzen Kreisen diese Absicht, der Regierung regen begrüßt wird.
    Über die weitere Vorgangsweise gegenüber Südafrika ist Washington weiterhin gespalten.
    Soll überhaupt ein Botschafter der USA nach Pretoria entsandt werden?
    Soll man die diplomatischen Beziehungen von Washington aus auf Sparflamme halten?
    Soll man sie gar abbrechen?
    Und vor allem, wie steht es um konkrete Gegenmaßnahmen, wie vor allem um wirtschaftliche Sanktionen?
    Bisher wehrt sich die Regierung Reagan nach wie vor gegen solche Sanktionen.
    Dies mit der Begründung solcher Einschränkungen treffen nur die Bevölkerung und nicht die Regierenden.
    Eine Argumentation, die freilich von der gleichen amerikanischen Regierung unter umgekehrten Vorzeichen gern verwandt wird, werden durch Wirtschaftssanktionen von den USA gegenüber zwei Dutzend Ländern verhängt und durchgehalten, von Afghanistan über Libyen bis Nicaragua.
    Wenn es nach der Region Regen geht, sollen vielmehr amerikanische Firmen in Südafrika rassenfreundliches Verhalten beweisen und fortsetzen, sowie durch aktive Förderung der Schwarzen, deren Möglichkeiten in wirtschaftlicher und dann auch politischer Hinsicht stärken.
    Auf Teilgebieten freilich denkt man nun auch in der Region Regen über so etwas wie Sanktionen nach, etwa bei der Lieferung von Waffen und Gerät an die Armee und vor allem auch die Polizei Südafrikas.
    Schließlich sollen die afrikanischen Randstaaten und Nachbarn Südafrikas wirtschaftlich und finanziell bessergestellt werden, soweit sie sich als Teil der westlichen Staatengemeinschaft verstehen.
    Angola freilich will Washington weiter schneiden, solange ebenfalls die Sowjetunion und Kuba dort tätig sind.
    Klaus Emmerich, war das viereinhalb Minuten vor 13 Uhr?
    Ist es jetzt?
    Der Kulturbeitrag ist heute leider unserem Zeitdruck zum Opfer gefallen.
    Ich bitte Sie, das zu entschuldigen.
    Wir schließen jetzt das Journal mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Meldungen.
    Österreich ÖVP-Generalsekretär Michael Graf hält eine Vorverlegung der Nationalratswahl auf einen Termin Ende November für durchaus denkbar.
    In seiner letzten Pressekonferenz vor der Sommerpause äußerte Graf die Vermutung, die Regierung warte nur auf einen günstigen Zeitpunkt für einen, wie er sich ausdrückte, Absprung.
    Neuwahlen seien dann wahrscheinlich, wenn FPÖ-Obmann Steger beim Parteitag der Freiheitlichen im September wiedergewählt werden sollte und Meinungsumfragen eine positive Entwicklung für die Regierung brächten, meinte Graf.
    ÖVP-Abgeordneter Wendelin Edmeier kritisierte die seiner Meinung nach hohen Regierungsausgaben für Propagandazwecke.
    Edmeier sprach von einer Verschwendungsmentalität bei der Regierungspropaganda und in diesem Zusammenhang von einem leichtfertigen Umgang mit Steuergeldern.
    Im Pressefoyer nach dem letzten Ministerrat vor der Sommerpause hat Bundeskanzler Wranicki zum Vorschlag einer Verlängerung der Legislaturperiode auf fünf Jahre Stellung genommen.
    Wranicki bezeichnete diese Idee als interessant, weil sie der Regierung eine kontinuierlichere Arbeit ermöglichen würde.
    Seiner Meinung nach sei dieser Vorschlag ein Fall für eine Volksabstimmung.
    Zum Kraftwerksprojekt Dorfertal meinte Franitz G., die Vorarbeiten sollten ein Ergebnis bringen, das eine breitestmögliche Zustimmung finde.
    Die Bundesregierung nahm in ihrer heutigen Sitzung die Mitteilung der Wiener Nunciatur über die Bestellung des neuen Wiener Erzbischofs Hermann Grohe zur Kenntnis.
    Einwände wurden nicht erhoben.
    Der Aufsichtsrat des Föst-Alpine-Konzerns ist heute zu einer Sitzung zusammengetreten.
    Zur Debatte stehen die geplante Kürzung der Pensionen für Mitglieder des Alten Föst-Vorstandes und der Bericht des Rechnungshofes über die Geschäftsgebahrung der Föst.
    Bei den Pensionen für die Mitglieder des Alten Föst-Vorstandes sind Kürzungen im Ausmaß zwischen 30, 20 und 10 Prozent geplant.
    Das Ausmaß der Kürzungen soll sich nach der Verantwortlichkeit für die hohen Verluste der Föst im vergangenen Jahr richten.
    Der Generaldirektor der Chemie Linz AG, Richard Kirchweger, hat den Finanzbedarf des Unternehmens für die nächsten fünf Jahre mit etwa 10 Milliarden Schilling beziffert.
    Kirchweger sagte, eine Unterstützung des Eigentümers werde dabei notwendig sein.
    Die Chemie Linz AG, die im vergangenen Jahr einen Verlust von 350 Millionen Schilling hinnehmen musste, hoffe, heuer ohne besondere Verluste durchzukommen.
    Zum Umweltalarm am vergangenen Wochenende in Linz sagte der Generaldirektor, offenbar sei aus menschlichem Versagen
    die zuständige Behördenstelle vom Schwefeldioxid-Austritt im Chemiewerk nicht rechtzeitig informiert worden.
    Im Werk Graz-Tondorf der Steierdaimler Poch AG werden am kommenden Freitag statt der ursprünglich vorgesehenen 350 Mitarbeiter nur 194 gekündigt.
    Nach Verhandlungen des Betriebsrates mit der Unternehmensleitung können 156 Mitarbeiter durch Umschichtung im Betrieb ihren Arbeitsplatz behalten.
    Von den gekündigten 169 Arbeiter und 25 Angestellte sollen etwa 100 nach Umschulung bei der Leica Mürztaler AG Arbeit finden.
    Politiker und Verkehrsexperten haben heute über Verkehrsmaßnahmen am Südende der Tauernautobahn in Villach beraten.
    Am vergangenen Wochenende ist es an dieser Engstelle zu zeitweise 20 Kilometer langen Staus gekommen.
    Fachleute haben sich heute Gegenumfahrungsvarianten für Villach oder gegen Einbahnregelungen entlang der Drau ausgesprochen.
    Vielmehr soll die Exekutive bei neuerlichem großem Verkehrsaufkommen versuchen, durch flexible Lösungen Staus möglichst zu vermeiden.
    Noch die Wetteraussichten für Österreich bis zum Abend.
    Kurz und bündig stabiles Schönwetter.
    Und das war wieder ein Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    Wir melden uns dann wieder mit ausführlichen Berichten ab 18 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendsjournal.
    Durch das Mittagsjournal hat es Ilse Oberhofer geführt.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1986.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1986.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neuer Wiener Erzbischof Hans Groer, dazu ehemaliger Schüler Pfarrer von Gerasdorf, H. Fassler
    Einblendung: Jugendseelsorger Fassler
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Fassler, Herwig [Interviewte/r]
    Datum: 1986.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Päpstliche Personalpolitik: Immer mehr Seelsorger als Bischöfe
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1986.07.15 [Sendedatum]
    Ort: Rom [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    VÖEST - Aufsichtsratssitzung
    Mitwirkende: Gassner, Susanna [Gestaltung]
    Datum: 1986.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Jahresabschluß Chemie Linz
    Einblendung: Generaldirektor Kirchweger
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Kirchweger, Richard [Interviewte/r]
    Datum: 1986.07.15 [Sendedatum]
    Ort: Linz [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressefrühstück ÖVP - Generalsekretär Michael Graff
    Einblendung: Generalsekretär Graff
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung] , Graff, Michael [Interviewte/r]
    Datum: 1986.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Letzter Ministerrat vor Sommerpause
    Einblendung: Bundeskanzler Vranitzky
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Vranitzky, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1986.07.15 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Bundeskanzleramt, Ballhausplatz [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kärntner Autobahngipfel
    Einblendung: Landeshauptmannstellvertreter Frühbauer
    Mitwirkende: Genser, Walter [Gestaltung] , Frühbauer, Erwin [Interviewte/r]
    Datum: 1986.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Mitterrand unterschreibt Chirac'sche Reprivatisierung nicht
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung]
    Datum: 1986.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neue Entwicklung im Verhältnis USA - Südafrika
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1986.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1986.07.15
    Spieldauer 00:59:58
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Wendl, Fritz [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1986.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-860715_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt