Mittagsjournal 1981.10.16

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Einen schönen guten Tag meine Damen und Herren, hier ist Reinhold Henke mit dem Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    Wenn wir im Programm des heutigen Mittagsjournals der zeitlichen Reihenfolge nachgehen, dann kommt nach dem Meldungsteil zuerst einmal, wie jeden Freitag, die ausführliche Vorschau auf das Wetter zum Wochenende.
    Diese undankbare Aufgabe hat heute Dr. Gmoser.
    Wie wird's eigentlich, Herr Doktor?
    Grüß Gott.
    Am Samstag von Westen her erneut Wetterverschlechterung.
    Ja, wir werden es ja dann ausführlich hören.
    Redaktionskollege Franz Kössler hat sich in den vergangenen Tagen in der ägyptischen Hauptstadt Kairo aufgehalten, hat das Sadatbegräbnis miterlebt, die Sicherheitsvorkehrungen und die Stimmung im Lande verfolgt.
    Herr Kössler, kann man eigentlich das Erlebte irgendwie zuerst einmal in einen kurzen Satz anreißen?
    Man kann bei der Bevölkerung eindeutig eine große Angst, eine große Sorge um die Zukunft des Landes feststellen und bei der Regierung, würde ich sagen, eine gewisse Unsicherheit, wie es weitergehen soll.
    Auch dazu natürlich ein Näheres.
    Außerdem haben Sie ein interessantes Interview mit dem ägyptischen Oppositionsführer Ibrahim Choukri mit nach Wien gebracht.
    Weiter im Programm in der polnischen Hauptstadt Warschau tritt wieder das Zentralkomitee der Polnischen Arbeiterpartei zu einer Sitzung zusammen.
    Diesmal geht es aber nicht oder fast nicht um den Zwist mit der Solidaritätsgewerkschaft, sondern ausschließlich um die immer bedrohlicher werdende Wirtschaftslage.
    Regierung und Gewerkschaft haben sich ja bei einigen Konsumgütern auf ein Einfrieren der Preise geeinigt.
    Zuerst war ja eine Erhöhung beabsichtigt.
    Alfons Thalmer analysiert in einem Beitrag aus Rom die jetzt dreijährige Amtszeit von Papst Johannes Paul II.
    Der Inlandsteil ist heute etwas knapp oder schwach bemessen.
    Eine etwas schärfere Gangart wurde allerdings jetzt bei den Lohnverhandlungen bei den Metallarbeitern eingeschlagen.
    Mitten in der Verhandlungsphase haben sich die Metaller Gewerkschafter zu Wort gemeldet.
    Sie kritisieren teilweise inkompetente Verhandler auf der Arbeitgeberseite.
    Außerdem beharren die Gewerkschafter auf zwölfmonatige Laufzeit der Lohnabschlüsse.
    Dazu nimmt auch der Generalsekretär der Bundeswirtschaftskammer Kehrer Stellung.
    Er sagt, zwölf Monate sind aber kein Dogma.
    Wir zitieren natürlich aus heutigen Kommentaren und Konrad Schobl hat bei der Frankfurter Buchmesse mit dem Autor Stefan Haim ein ausführliches Gespräch geführt.
    Wir beginnen jetzt mit dem Meldungsteil.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst heute Mittag ist Rainer Warnecke und die Sprecherin Eva Wächter.
    Österreich.
    Im Gemeindegebiet von Windisch-Garsten in Oberösterreich ist heute um 10.45 Uhr ein Düsenjäger des Bundesheeres vom Typ Saab 105 Ö abgestürzt.
    Über das Schicksal des Piloten ist zur Stunde noch nichts bekannt.
    Das Flugzeug war in Hörsching zusammen mit einer zweiten Maschine zu einem Übungsflug gestartet.
    An Bord soll es über dem Zentrum von Windisch-Garsten eine Explosion gegeben haben, schließlich stürzte das Flugzeug auf einen etwa 200 Meter hohen Hügel.
    Einen halben Kilometer von der Absturzstelle entfernt befinden sich Wohnhäuser.
    Die Druckwellen der Explosion waren in der Umgebung zu spüren.
    Nähere Einzelheiten sind zurzeit noch nicht bekannt.
    Der Generalsekretär der Bundeswirtschaftskammer, Kehrer, hat heute die Metallarbeiter aufgefordert, bei den laufenden Lohnverhandlungen unter den Vorjahressätzen abzuschließen.
    Die schwierige Lage in vielen Bereichen der Wirtschaft müsste auch bei derartigen Verhandlungen berücksichtigt werden, meinte Kehrer.
    Der Generalsekretär betonte außerdem, Vollbeschäftigung und Stabilität stünden außer Streit und würden auch von der Wirtschaft als Ziele voll anerkannt.
    Der Regierung warf Kehrer vor, auf Initiativen der Wirtschaft nicht einzugehen und alle konstruktiven Vorschläge pauschal abzulehnen.
    Justizminister Broda kritisierte heute bei der Arbeitstagung der leitenden Strafvollzugsbeamten in Feldkirch, dass ich im letzten Jahrzehnt die Zahl der Untersuchungshäftlinge außerordentlich vermehrt habe.
    Vor zehn Jahren waren es nicht ganz 2.100 Untersuchungsgefangene, heuer bereits mehr als 2.500.
    Broda kündigte an, es wäre angezeigt, den Haftgrund der Wiederholungsgefahr bei der Untersuchungshaft einzuschränken und ihn mehr oder minder auf den Bereich schwerer Sittlichkeitsgefährdender Delikte zu reduzieren.
    Noch heuer will der Justizminister den Entwurf für ein Strafrechtsänderungsgesetz einbringen, in dem unter anderem die aus der Jugendstrafrechtspflege geläufige Bewährungshilfe auch in das Erwachsenenstrafrecht eingeführt werden soll.
    Anlässlich des Welternährungstages hat Caritas-Präsident Ungar kritisiert, dass Millionen Menschen in Zeiten verhungern, in denen Geld für egoistische Technologien und Rüstung vorhanden sei.
    Ungar wertet es als empörend, dass sich die reichen Staaten und zum Teil auch die Entwicklungsländer systematisch auf den Krieg vorbereiteten, während kein derartig systematisches Bemühen vorhanden sei, den Hunger aus der Welt zu schaffen.
    Der Caritas-Präsident warnt vor der Gefahr, nur symbolische Gaben als vollwertigen Ersatz für notwendige Reformen anzubieten.
    Andererseits gibt er zu bedenken, dass Revolutionen das Elend bisher nicht beseitigt, sondern nur den Personenkreis der Machthaber verändert hätten.
    Der Ruf nach Revolution, meint Ungar, sei zur Ausrede für viele geworden, notwendige Reformen abzulehnen.
    Der Caritas-Präsident fordert dazu auf, die Mittel der Technik und der Wissenschaft gezielt in den Dienst der Erhaltung und Rettung des Menschen zu stellen.
    Auch kleine Schritte, betont er, seien nach den Erfahrungen der Caritas in diesem Zusammenhang nicht nutzlos.
    Vereinte Nationen.
    In 140 Ländern gibt es anlässlich des Welternährungstages, mit dem die Bevölkerung auf das Problem des weltweiten Hungers aufmerksam gemacht werden soll, in dieser Woche spezielle Aktivitäten.
    In Neufundland etwa wird der Unterschied in der Ernährung durch einen sogenannten Tag ohne Abfälle demonstriert.
    Dabei soll gezeigt werden, wie viele Menschen sich von den Abfällen ernähren könnten, die in einem normalen Haushalt weggeworfen werden.
    Mehrere Entwicklungsländer nehmen neue Agrarprojekte in Angriff.
    Nach einer Statistik der Welternährungsorganisation waren 1970 360 Millionen Menschen unterernährt, 1977 bereits 420 Millionen, nach anderen Meldungen sogar 800 Millionen.
    Bis zum Jahr 2000 wird diese Zahl eine Milliarde erreichen.
    In den Entwicklungsländern leidet jeder zweite Mensch unter Hunger oder unter den Folgen falscher Ernährung.
    USA.
    Präsident Reagan hat Selbsthilfe als wichtigste Voraussetzung für die Bekämpfung des Hungers in der Welt bezeichnet.
    Reagan trat in diesem Zusammenhang für Belebung des Welthandels, Öffnung der Märkte und Entwicklung besonderer Strategien für spezifische Bedürfnisse der einzelnen Länder ein.
    Ländern, die in ihrer Entwicklung weniger erfolgreich gewesen sind als andere, solle die Freiheit gegeben werden, es immer wieder neu zu versuchen.
    Vom bevorstehenden Nord-Süd-Gipfel in Cancun erwartet der amerikanische Präsident eine feindselige Atmosphäre.
    Die USA, meinte er, würden dabei auf jene stoßen, deren Politik es sei, denen zu nehmen, die besitzen, und denen zu geben, die nicht besitzen.
    Polen.
    Unter Vorsitz von Parteichef Kania ist heute in Warschau das Zentralkomitee zusammengetreten.
    Man erwartet heftige Auseinandersetzungen über den Kurs der Partei nach dem Gewerkschaftskongress und angesichts der immer schwieriger werdenden Wirtschaftslage.
    Von Seiten des konservativen Flügels sind personelle Änderungen an der Parteispitze verlangt worden, diese Forderung scheint sich aber nicht durchgesetzt zu haben.
    Die Regierung und der unabhängige Gewerkschaftsbund Solidarität haben sich auf ein zweiliges Einfrieren der Lebensmittelpreise geeinigt.
    Der Preistopp soll so lange in Kraft bleiben, bis ein neues Preissystem ausgearbeitet ist.
    Eine Gruppe von 200 führenden Intellektuellen und Wissenschaftlern hat die Bildung einer Expertenregierung vorgeschlagen.
    Nur die Ministerien für Verteidigung, Inneres und Äußeres sollen der kommunistischen Partei vorbehalten bleiben.
    USA.
    Der Auswärtige Ausschuss des Senats hat sich gegen die geplante Lieferung von Flugzeugen des Frühwarnsystems AWACS an Saudi-Arabien ausgesprochen.
    Die Entscheidung fiel mit 9 gegen 8 Stimmen.
    Schon vorher hatte sich das Plenum des Repräsentantenhauses gegen die Pläne Präsident Reagans gewandt.
    Reagan hat sich in einer ersten Stellungnahme dennoch zuversichtlich gezeigt, dass der Senat dem Projekt zustimmen werde.
    Er schloss aber auch die Möglichkeit nicht aus, die Flugzeuge auch bei einem negativen Abstimmungsergebnis an Saudi-Arabien zu liefern.
    Nahe Osten.
    Die Auseinandersetzungen über das verstärkte amerikanische Engagement im Nahen Osten nehmen an Schärfe zu.
    Die Sowjetunion hat die USA beschuldigt, eine Invasion in Libyen vorzubereiten.
    Libyen hat den Abzug der AWACS-Flugzeuge aus Ägypten, die Absage der für November geplanten Manöver und den Rückzug der 6. amerikanischen Flotte aus den arabischen Gewässern gefordert.
    Andererseits haben die USA, Libyen und die Sowjetunion davor gewarnt, die Spannungen im Nahen Osten zu verschärfen.
    Der sudanesische Präsident Numeri hat die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, Saboteure zu Operationen auf libyschem Gebiet in das Nachbarland zu entsenden.
    Türkei.
    Der Nationale Verteidigungsrat hat heute die Auflösung aller politischen Parteien verfügt.
    Das gesamte Eigentum der Parteien soll aufgrund des Beschlusses des Rates dem Finanzministerium übergeben werden.
    Der Nationale Verteidigungsrat der Türkei ist seit dem Militärputsch vom September vergangenen Jahres an der Macht.
    Niederlande.
    Die Regierung in Den Haag wird voraussichtlich heute zurücktreten.
    Die Minister der Koalition aus christlichen Demokraten, Sozialisten und Linksliberalen konnten sich nicht auf ein Regierungsprogramm in Sozial-, Wirtschafts- und Finanzpolitik einigen.
    Die größten Differenzen gibt es über die Bereitstellung einer Summe zur Arbeitsplatzbeschaffung.
    Die Sozialisten wollen für diesen Zweck umgerechnet 25 Milliarden Schilling zur Verfügung stellen, die christlichen Demokraten nur die Hälfte.
    In den Niederlanden gibt es derzeit 10% Arbeitslose.
    Zu turbulenten Szenen ist es gestern Abend in Tel Aviv gekommen, wo das Israel Philharmonic Orchestra zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg Musik von Richard Wagner spielte.
    Subin Mehta dirigierte am Schluss des Konzertprogramms das Vorspiel zu Tristan und Isolde und ersuchte die Zuhörer, die damit nicht einverstanden waren, den Saal zu verlassen.
    Ein Teil des Publikums pfiff und buhte, mehrere Leute sprangen auf das Podium, um das Konzert zu unterbrechen.
    Ehe die Ruhe wieder hergestellt und die Aufführung fortgesetzt werden konnte, kam es sogar zu Faustkämpfen zwischen aufgebrachten Zuhörern und Musikern.
    Der Großteil des Publikums blieb aber bis zum Ende und spendete schließlich begeisterten Beifall.
    Subin Mehta erklärte, das Konzert sei ein erster Schritt Israels gewesen, zur deutschen Musik ein normales Verhältnis zu finden.
    Er betonte, Richard Wagner gehöre in das Repertoire jedes modernen Orchesters.
    Die Werke von Richard Strauss werden allerdings wegen dessen Rolle im Dritten Reich in Israel weiter nicht aufgeführt.
    Das war der Meldungsteil im Mittagsjournal.
    Zwölf Uhr und zwölf Minuten ist es und wir hängen, bevor wir zur politischen Berichterstattung kommen, eine ausführliche Wettervorhersage dran.
    Im Studium Gast ist heute Dr. Moser von der Hohen Warte.
    Grüß Gott.
    Sie haben ja zu Beginn gesagt, es wird schlecht.
    Wie schlecht wird es wirklich am Wochenende?
    Nun, hier muss man also auch gewisse Voraussetzungen noch einfügen.
    Zunächst einmal den Umstand, dass der Alpenraum zurzeit im Bereich einer Frontalzone liegt, die von der Brontan bis zum Schwarzen Meer reicht.
    Diese Frontalzone trennt die von Nordwesten vordringende Kaltluft von der insbesondere südlich des Alpenhauptkammes lagernden Warmluft.
    Dieser vorhandene Temperaturgegensatz ist besonders geprägt durch eine Westströmung, in der wiederholt Störungen eingelagert sind und die nun in rascher Folge über unser Bundesgebiet hinwegziehen.
    Im Einzelnen sieht der Wetterablauf so aus.
    Heute Freitag im Osten und Süden meist aufgelockert bewölkt, regional auch heiter, im Westen und Norden aufhörende Niederschläge und weiterer Bewölkungsrückgang.
    Die Tageshöchsttemperaturen heute zwischen 12 und 16, im Süden sogar bis 20 Grad.
    In der kommenden Nacht kann in Aufklärungsgebieten lokal Bodenfrost auftreten.
    Morgens Samstag ist es nach Auflösung lokaler Frühnebelfelder zunächst aufgelockert bewölkt.
    Im Süden und Osten kann es auch kurzzeitig heiter sein.
    Im Tagesverlauf setzt mit dem Eintreffen einer weiteren Störung von Westen her erneut Wetterverschlechterung ein.
    Gebietsweise kommt es im Westen und Norden zu Regen, der in der Folge auch dann auf den Osten übergreift.
    Die Schneefallgrenze wird vorübergehend über 1800 Meter steigen.
    Die Tageshöchsttemperaturen erreichen Werte zwischen 10 und 16 Grad.
    Am Sonntag wird es vorherrschend veränderlich bewölkt sein.
    Zeitweise gibt es Regen und Regenschauer.
    Die Schneefallgrenze sinkt neuerlich unter 1500 Meter.
    Die Temperaturen werden zurückgehen.
    Die Tageserwärmung wird zwischen 9 und 13 Grad liegen.
    Ein Wort noch zum Bergwetter.
    Von Touren im Hochgebirge ist eher abzuraten.
    Die rasch wechselnde Bewölkung wird insbesondere die Gipfel des Alpenhauptkammes wiederholt im Wolken geraten lassen.
    Zeitweise ist lebhafter Westwind.
    Die Schneefallgrenze wird, wie ich schon sagte, vorübergehend gegen 1800 Meter ansteigen.
    Ich erwarte aber wieder ein Absinken am Sonntag auf 1500 Meter, stellenweise auch darunter.
    Das ist ja geradezu minutiös und das stimmt alles.
    Ich habe ihm ja sehr viel Mühe gegeben, hier einen Ablauf zu beschreiben.
    Herr Dr. Gmoser, wie sehen die Werte von 12 Uhr aus?
    Die haben Sie, glaube ich, auch.
    Wien stark bewölkt, 10 Grad Nordwestwind, 15 Kilometer pro Stunde.
    Eisenstadt heiter, 11 Grad Nordwestwind mit 20 Kilometer pro Stunde.
    Linz stark bewölkt, 9°, Nordwestwind mit 5 km pro Stunde.
    Salzburg bedeckt, 10°, Nordwind mit 5 km pro Stunde.
    Innsbruck heiter mit 14°, Ostwind mit 15 km pro Stunde.
    Bregenz stark bewölkt, 13°, Windstille.
    Graz wolkig, 18°, Nordwind mit 15 km pro Stunde.
    Und Klagenfurt stark bewölkt, 16°, Südostwind mit 5 km pro Stunde.
    Danke, Herr Dr. Moser, und ich zweifle natürlich nicht an der Wahrhaftigkeit der Hohen Warte.
    Hier im Studio, meine Damen und Herren, geht es wahrhaftig gedrängt zu.
    Wir haben noch einen weiteren Studiogast, nämlich Redaktionskollegen Franz Köstl.
    Sie haben es ja schon in der Einleitung gehört.
    Er war in den vergangenen Tagen in Kairo bzw.
    überhaupt in Ägypten und hat sich die Situation sowohl im politischen als auch im täglichen Leben angesehen.
    Die Situation der Bevölkerung, die Arbeit bzw.
    die angekündigte Arbeit der neuen Regierung.
    Herr Kessler, Sie haben zu Beginn schon gesagt, es gibt also eine gewisse Angst der Bevölkerung und eine Unsicherheit der Regierung.
    Wie drückt sich das Ganze irgendwie aus?
    Man bemerkt das sicher, wenn man mit den Leuten spricht.
    Sie haben Angst zu sprechen, Angst, etwas anderes zu sagen als das, was Sie bisher in den Zeitungen gelesen haben, als die offizielle Version.
    Man hat Angst, am Telefon zu sprechen, in öffentlichen Lokalen zu sprechen.
    herrscht dort eine Situation, die für uns etwas Unerwartetes gekommen ist, eine Situation der Repression, doch wie in einem autoritären Regime.
    Eine Sorge um die Zukunft, weil man das Gefühl hat, es brodelt irgendetwas und man begreift nicht ganz was.
    Dieses Attentat kam ja aus einer
    ungewissen Unzufriedenheit heraus und hat zugeschlagen und man glaubt natürlich den offiziellen Versionen kaum, wie das vor sich gegangen ist.
    Man weiß, dass dahinter eine große Opposition, eine große Macht steht, die nie ans Tageslicht gekommen ist und die unberechenbar
    irgendwann wieder zuschlagen könnte.
    Glauben Sie, Herr Köstler, kann man, das ist ja ziemlich die Zentralfrage nach diesem Attentat, kann man eigentlich diese oft zitierte Unzufriedenheit in Ägypten einigermaßen objektiv konstatieren und zwar nicht in Zahlen gießen, aber doch in eine gewisse Größenrelation bringen?
    Ja, es ist schwer zu sagen jetzt, weil ja keine demokratischen Verhältnisse vorherrschen, man kann also nicht sagen, jetzt unterstützt etwa 70 Prozent die Regierung und 30 Prozent ist dagegen, das ist nicht möglich.
    Man kann nur ablesen, wie Leute auf bestimmte Erscheinungen der Politik Sadats im Besonderen reagiert haben.
    Zum Beispiel ökonomisch kann man, glaube ich, schon sagen, dass diese offene Wirtschaftspolitik, die er gemacht hat,
    einigen Gruppen, einigen wenigen Gruppen einen großen Reichtum gebracht hat, einen großen Wohlstand gebracht hat, während die Mehrheit der Bevölkerung halt immer noch lebt wie die Bevölkerung eines Landes der dritten Welt, am Existenzminimum.
    Leute, die mit einem Durchschnittseinkommen von 500 Schilling pro Monat auskommen müssen.
    Und die kann man natürlich ganz empirisch feststellen, in Kairo etwa, wo man
    auf der einen Seite riesige moderne westliche Hotels hat, Hiltons, Sheratons, und wenn man auch nur 100 Meter hinter diese Hotels geht, ein Elendsviertel hat, wo Leute nichts zu essen haben, wo Kinder Müll abtransportieren.
    Also man sieht wirklich die Zeichen des großen Elends auch.
    Herr Köstler, Sie haben ja auch ein Interview mit dem Oppositionsführer in Ägypten, Ibrahim Choukri, gemacht.
    Dazu ist ja allerdings zu sagen, dass es sich hier sozusagen um die legalisierte Opposition, die auch im Parlament ist, handelt.
    Es gibt ja auch eine andere Opposition und zwar jene im Untergrund, die auch für die jüngsten Anschläge offenbar verantwortlich gemacht wird, ist es so.
    Ja, Schukri ist im Parlament vertreten und betreibt dort eine Oppositionspolitik, die natürlich dem Regime auch nach außen als so demokratischer Aufputz gedient hat.
    Jetzt hat in diesem Gespräch Schukri eine sehr interessante Sache gesagt.
    Er hat gesagt, ich bin nicht mehr bereit, dieses Spiel weiterzumachen, dass ich Demokratie spiele in einem Parlament,
    Und dann wird mir die Zeitung geschlossen, dann werden meine Leute verhaftet.
    Das ist alles passiert Anfang September auf Befehl Sadats.
    Diese Opposition unterstützt jetzt Mubarak.
    Schukri sagt zum Beispiel, man muss ihm eine Chance geben und muss sehen, wie er seine Politik ausrichtet.
    Allerdings glaube ich, dass hier es schon zu einem neuen Verhältnis zwischen Opposition und Regierung kommt.
    wird.
    Schukri meint, man muss im Land eine größere Demokratie einführen und nicht zuletzt, um die extremistischen Tendenzen, die im islamischen Lager präsent sind, irgendwie zu bremsen.
    Genau zu diesem Thema habe ich Schukri die Frage gestellt, wie er sich erklären kann, dass
    im Land die islamische Welle, die extremistische islamische Welle heute einen so großen Zulauf hat und worin die Wurzeln für die Bereitschaft der Bevölkerung liegen, diese Ideen auch irgendwie aufzunehmen.
    Es ist eigentlich eine Mischung von diesen verschiedenen Strömungen.
    Das heißt, wenn man jetzt Beispiele erwähnen würde, die freie Wirtschaft hat dazu geführt, dass Konsumgüter
    importiert wurden und nur von einer bestimmten privilegierten Schicht eingekauft werden können.
    Und das hat zu einem größeren oder noch einen weiteren Klassenunterschied in Ägypten geführt.
    Das heißt, die Lebensform der einfachen Ägypter hat sich mehr unterschieden von der der privilegierten Leuten.
    Dieser Unterschied wurde von diesen Extremisten noch als sehr sensibel betrachtet.
    Das wäre ein Punkt.
    Der zweite Punkt, das Problem von Jerusalem,
    Die Tatsache, dass Israel immer wieder betont, dass Jerusalem die Hauptstadt von Israel und dass Jerusalem nicht geteilt werden soll, das verletzt natürlich die Extrem-Muslims und selbst die Gemäßigsten, weil Jerusalem auch für die Muslims als eine heilige Stadt gilt.
    Man schaut natürlich sehr gespannt auf diese Bewegung in Ägypten und auf die Entwicklung, die das nehmen wird.
    Vor allem nach diesem Schock mit der islamischen Revolution im Iran.
    Und ich habe Shukri gefragt, ob er sich vorstellen kann, dass auch Ägypten in nächster Zukunft oder auf weitere Sicht zu einem zweiten Iran werden könnte.
    Ich glaube nicht, dass es möglich sein wird,
    Wenn wir den Vergleich zum Iran machen würden, finde ich, dass eine Kopie oder eine Ähnlichkeit zu dem, was im Iran stattgefunden hat, für Ägypten nicht zutrifft, weil erstens das ägyptische Volk von Natur aus
    kein blutrünstiges Volk ist.
    Und es hat eher die Tendenz, seine Probleme und seine Schwierigkeiten mehr durch friedliche Unternehmungen zu lösen.
    Und deshalb wäre so eine Parallele in dem Fall auszuschließen.
    Das ist der Oppositionsführer Ägyptens Ibrahim Choukri.
    Danke, Herr Köstler.
    Und Sie, meine Damen und Herren, können den ausführlichen Report heute Abend in der Sendung im Brennpunkt hören.
    20 Uhr, Programm Österreich 1.
    Und die Redaktion hat dieser Sendung den Titel gegeben, auch wie das Gespräch jetzt lief, Angst und Unsicherheit lasten auf Ägypten.
    20 Uhr, Ö1.
    12 Uhr und 22 Minuten ist es.
    Wir gehen weiter in der Auslandsberichterstattung.
    Unter Vorsitz von Parteichef Stanislaw Kania ist heute Mittag das Zentralkomitee der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei zusammengetreten.
    Auf dieser wirklich mit Spannung erwarteten Sitzung werden heftige Auseinandersetzungen über den Kurs der Partei nach dem Kongress der Solidaritätsgewerkschaft und angesichts der immer schlimmer werdenden Wirtschaftslage erwartet.
    Von Seiten des konservativen Flügels der Partei waren vor dem Plenum verschiedentlich personelle Änderungen an der Parteispitze verlangt worden.
    Diese, besonders in der Parteiorganisation von Warschau geäußerte Forderung, scheint sich aber offensichtlich doch nicht durchgesetzt zu haben.
    Offizielle Themen der Plenarsitzung sind die politische Situation im Lande unter Anführungszeichen, dann die Bewertung der Frage, in welchem Maße die Beschlüsse des Parteitages verwirklicht wurden und die ideologisch-erzieherische Tätigkeit der Partei.
    Allerdings, das ZK steht thematisch unter einem einzigen Sachzwang, die Versorgungslage in Polen.
    Barbara Kudnow-Kalergi gibt nun eine Vorschau auf die heutige ZK-Sitzung.
    Die polnische Regierungspartei ist zutiefst uneins darüber, ob sie der Herausforderung durch den Kongress der Solidaritätsgewerkschaft mit Härte oder mit Konsensbereitschaft begegnen soll.
    Die Tagung des Zentralkomitees darüber ist seit mehr als einer Woche von einem Tag zum anderen immer wieder verschoben worden und die einzelnen Parteiorganisationen haben einander in den letzten Tagen über den künftigen Kurs offene Fraktionskämpfe geliefert.
    Gerüchte sprechen von möglichen Veränderungen an der Führungsspitze.
    Nicht einmal Parteichef Kania ist ungefährdet.
    Er laboriert übrigens seit einiger Zeit an einem Herzleiden.
    Den härtesten Angriff gegen die angeblich zu weiche und zu unentschlossene Parteispitze hat die Warschauer Parteiorganisation gestartet, wo ja seit eh und je die erbittertsten Gegner der Erneuerung zu Hause sind.
    Die Warschauer Kommunisten finden, dass ihre Partei der Wühlarbeit von sozialismusfeindlichen Kräften nicht entgegen tritt.
    Sie klagen darüber, dass in den Betrieben mehr von den Zielen der Solidarität als von denen der Partei gesprochen wird und sie verlangen mehr Unterstützung der Parteiaktivisten durch die Führung.
    Das ist eine direkte Kritik an Parteichef Kania.
    Aber auch die Liberalen in der Partei rühren sich wieder, die danzige Organisation hat Kooperationsbereitschaft verlangt und die Parteiorganisation aus Thorn hat wieder einmal ihren Ruf nach sogenannten horizontalen Strukturen ertönen lassen, also nach der Zusammenarbeit der Liberalen an der Basis und der Umgehung des Apparats.
    Dass die Partei, konkret die Danziger Organisation, jetzt den jungen ehemaligen Vizepräsidenten der Solidaritätsgewerkschaft Bogdan Lis aus ihren Reihen ausgeschlossen hat, ist dagegen nur ein symbolisches Bauernopfer.
    Lis ist Gewerkschaftsaktivist der ersten Stunde, er war längst nur noch auf dem Papier Parteimitglied.
    Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung stehen neben einem Bericht über die gesellschaftliche und politische Lage auch die Wirtschaftskrise, die Lebensmittelpreise und die Einkommenspolitik überhaupt.
    Hier hat es in letzter Minute wieder einen Kompromiss zwischen Regierung und Solidarität gegeben.
    Die Regierung ist bereit, alle künftigen Preiserhöhungen vorher mit der Gewerkschaft abzusprechen, die ihrerseits sichergehen will, dass sie für ihre Zustimmung auch mehr Mitspracherecht bekommt, vor allem im Medienbereich.
    Nach wie vor plädiert die Gewerkschaft ja zur Überwindung der Krise für einen sogenannten gesellschaftlichen Rat, eine zweite Kammer im Parlament, die nicht aus Parteileuten, sondern aus echten Volksvertretern bestehen soll.
    Das hat jetzt auch die angesehene intellektuelle Gruppe Erfahrung und Zukunft verlangt, der auch Parteimitglieder angehören und von ganz oben hat sich dazu Politbüro-Mitglied Stefan Olschowski mit einer vielbeachteten Rede zu Wort gemeldet.
    Er fordert eine breite Front der Verständigung.
    Was das Zentralkomitee am Ende wirklich entscheiden wird, ist offen.
    In diesem Gremium sitzen ja seit dem letzten Parteitag überwiegend neue und ziemlich unbekannte Leute, denen heute die erste echte Krisenprobe abverlangt wird.
    In Warschau ist man auf die Debatte jedenfalls gespannt, umso mehr als in den polnischen Berggebieten schon der Winter anbricht und die Prognosen für die nächsten Monate so düster lauten wie noch nie.
    Barbara Kuden, Rowe-Kalerje war das, über die heutige Sitzung des Zentralkomitees der Polnischen Arbeiterpartei.
    Drei Minuten vor halb eins ist es, wir kommen zur Inlandsberichterstattung und hier zu einem ganz aktuellen Ereignis von heute Vormittag.
    Im Gemeindegebiet von Windischgast in Oberösterreich, Sie haben es in den Meldungen gehört, ist heute um 10.45 Uhr ein Düsenjäger des Bundesheeres von Typ Saab 105 Ö abgestürzt.
    Über das Schicksal des Piloten ist zur Stunde noch immer nichts bekannt.
    Das Flugzeug war in Hörsching zusammen mit einer zweiten Maschine zu einem Übungsflug gestartet und an Bord soll es über dem Zentrum von Windischgasten eine Explosion gegeben haben.
    Schließlich stürzte das Flugzeug auf einen Hügel ab.
    Und da gab es einen Augenzeugen, der uns ganz kurz seine Erlebnisse schildert.
    Ja, ich bin da in der Feuersleitung gesessen, habe einen Entzug erwartet und in dem Moment ist da eine Saab ganz knapp über den Bahnhof drüber geflogen.
    Und es waren aber vorher zwei, das haben wir vorher beobachtet.
    Dann war eine Detonation.
    Durch die Druckwelle ist die Tür auf und Zugang ist bei mir in der Verwaltungsleitung.
    Dann hab ich da rausgeschaut.
    Mein Schreibtisch liegt genau auf den Hügeln.
    Da war eine Stickflamme sichtbar.
    Wir haben zuerst geglaubt, das war ein Bombenabwurf oder so dergleichen.
    Aber durch das, dass die zweite nicht mehr vorgekommen ist, haben wir vermutet, dass die abgestürzt ist.
    Genau da ist so ein Bergkampf vor der Verwaltungsleitung.
    Soweit diese Augenzeige.
    Zwei Minuten vor halb eins ist es und wir bringen einen kurzen Überblick über das, was wir noch in der kommenden halben Stunde im Mittagsjournal bringen werden oder zumindest zu bringen beabsichtigen.
    Es gibt die Inlandspresse, schau wie jeden Tag und dann noch aus dem Ausland berichten wir aus Rom über drei Jahre Pontifikat von Johannes Paul II.
    Im Kulturteil berichten wir aus der Frankfurter Buchmesse mit einem Interview mit dem Autor Stefan Heim und jetzt aber inländische Wirtschaftspolitik, genauer gesagt Lohnverhandlungen.
    Seit Anfang September verhandelt die Gewerkschaft für Metall, Bergbau und Energie mit der Unternehmerseite die neuen Kollektivverträge aus.
    Und das für insgesamt 340.000 Metallarbeiter.
    Schon nach den ersten Gesprächsrunden wurde sichtbar, dass die Verhandlungen noch sehr zäh verlaufen werden.
    Die Unternehmerseite nahm Anstoß an dem weitreichenden Forderungspaket, das im Kern folgende Punkte enthält.
    Erstens, Erhöhung der Ist-Löhne um 7 Prozent.
    Anhebung der Mindestlöhne um 9 Prozent.
    Zweitens dann eine Zwei-Jahres-Vorrückung nach Muster der Bienien-Regelung wie bei Angestellten und drittens dann auch noch eine garantierte Laufzeit von zwölf Monaten für diese ausgehandelten Lohnverträge.
    Entgegen den bisherigen Gepflogenheiten hat nun am Vormittag die Führung des Verhandlungskomitees der Gewerkschaftsseite die Journalisten zu einer Aussprache gebeten, um über die Gründe des schleppenden Verhandlungsverlaufs zu informieren.
    Welche diese Gründe sind, darüber berichtet nun Michael Kebler.
    Die zwei Schlagworte, die die Diskussion während des Pressegesprächs beherrschten, lauteten Mogelpackung, Lohnabschluss und Verhandlungsinkompetenz auf Unternehmerseite.
    Mit dem ersten Schlagwort versuchte der geschäftsführende Vorsitzende der Gewerkschaft Metall, Bergbau und Energie, der Nationalratsabgeordnete Sepp Wille, die Position der Arbeitnehmerseite gegenüber jener der Unternehmer darzustellen, was die Einheit Laufzeit und Lohnhöhe betrifft.
    Der Gewerkschaft geht es seit drei Jahren darum, in den Verhandlungen eine Gültigkeitsdauer des Kollektivvertrages von zwölf Monaten durchzusetzen.
    Die Begründung?
    Bilanzen von Unternehmen, das Wirtschaftswachstum, aber auch die Inflationsrate werden in einem Einjahreszeitraum dargestellt.
    Die Metallarbeitergewerkschaft jedoch muss feststellen, dass sie länger als zwölf Monate gültige Lohnabschlüsse unterschreiben soll.
    Wille hält nichts von einem hohen Prozentsatz bei den Lohnabschlüssen, wenn es sich dabei nur um Optik handelt.
    Ein Lohnabschluss über 6 Prozent, der suggerieren soll, ein Jahr gültig zu sein, tatsächlich aber 14 Monate in Kraft ist, ist für die Gewerkschaft nach den Worten des geschäftsführenden Vorsitzenden Wille nicht akzeptierbar.
    Sepp Wille meint,
    Wir wollen, dass die Realitäten in vollem Umfang sichtbar werden.
    Und transparent wird der Vorgang Lohnpolitik nur nach jahrelangen Erfahrungen, wenn eine überschaubare Zeiteinheit vorgegeben ist.
    Und das ist nun einmal ein Jahr.
    Inflation, Wachstum, Bilanzen, alles wird in einem Jahresrhythmus ausgewiesen.
    Nur die Lohnpolitik, die soll sich auf 13, 14, 15 Monate einpendeln.
    Wir lehnen das nun ganz entschieden ab.
    Und wir sagen aber, wir wollen das in der Höhe der Löhne zur Kenntnis nehmen.
    Wir wollen die Realität zur Kenntnis nehmen.
    Wir wollen nicht,
    in der Öffentlichkeit oder bei unseren Mitgliedern mehr herzeigen.
    Also wir wollen nicht ein großes Paket, in dem wenig drin ist, sondern wenn es heute wenig gibt, weil die Wirtschaft nicht wächst, weil wir eine Krise haben, dann wollen wir, dass das jeder sieht.
    Während auf der Verhandlungsseite der Gewerkschaft die erste Führungsgarnitur sitzt, sind, so beklagt die Arbeitnehmerseite, bei den Unternehmern nur Funktionäre aus den Fachverbänden vertreten.
    Wille vergleicht die Situation der Funktionäre mit jener von Unteroffizieren an der Front, die schöne Ergebnisse nach Hause zu bringen hätten, während sich die Generäle in den hinteren Linien ausruhen.
    Wir sind nach 20 Stunden bei 4,5 Prozent.
    Und das ist einfach einer seriösen Verhandlungsführung nicht angemessen.
    20 Stunden reden wir auf die Vertragspartner ein und sehen, dass da Kompetenzen fehlen und dass auf der anderen Seite
    Mitglieder im Verhandlungskomitee sitzen, die einfach nicht in der Lage sind, ökonomische Zusammenhänge richtig zu werten und ihnen entsprechend zu antworten.
    Und wir sehen eben nach 20 Stunden Verhandlungen,
    dass verschiedene Funktionäre nicht in der Lage sind, auf Argumente einzugehen, dass die etwas anderes geradezu provozieren.
    Wenn man das von uns haben will, werden wir dazu sicher in der Lage sein.
    Wille wird sogar noch ein wenig deutlicher, als er die Frage gestellt bekommt, was wohl nach dem 22.
    Oktober, der entscheidenden Verhandlungsrunde, geschehen werde, wenn die Unternehmerseite unnachgiebig bleibt.
    Wenn es am 22. keine Einigung gibt, dann werden gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen sicher anzurollen beginnen, aber darüber wird der Zentralvorstand unmittelbar
    nach dem Scheitern der Verhandlungen befinden.
    Dem aufmerksamen Beobachter der Pressekonferenz konnte nicht verborgen bleiben, dass Wille sehr oft den Prozentsatz 6% als Lohnabschluss nannte, was nicht Zufall sein muss.
    Denn im vergangenen Jahr, auf Laufzeit 12 Monate umgerechnet, betrug bei niedrigerer Inflationsrate der Lohnabschluss 5,7%.
    Damit scheint für den 22.
    Oktober für Gewerkschaftsseite auch eine neue und wahrscheinlich endgültige Rückzugslinie bei den Verhandlungen festgelegt zu sein.
    Das war Michael Kerbler.
    Wirtschaftspolitik und Lohnpolitik sind auch Themen der heutigen Pressekonferenz von Bundeskammergeneralsekretär Karl Kerrer gewesen.
    Karl Kerrer verwahrte sich dabei ganz entschieden gegen die Vorwürfe von Regierungsseite, die Alternativvorschläge zur Wirtschaftspolitik seien nicht vom Gedanken um die Vollbeschäftigung getragen.
    Die wirtschaftspolitischen Ziele seien, so Kehrer, durchaus die gleichen.
    Anders gelagert seien jedoch die Wege, die dahin führen.
    Sichere Arbeitsplätze seien nämlich vor allem auf gesunde Unternehmen zurückzuführen.
    Der Bundeskammergeneralsekretär verwies vor allem darauf, dass die Arbeitslosen in den letzten zwei Monaten deutlich mehr geworden seien, auf der anderen Seite aber die Zahl der offenen Stellen zurückgehe.
    Wenn auch die Gesamtbeschäftigung steigt, so können doch nicht mehr alle Arbeitssuchenden untergebracht werden, sagte er.
    Weitere Kritik, die völlige Anlehnung an die D-Mark, die undifferenzierte Aufwertung des Shillings in den letzten Wochen.
    Der halbe Aufwertungssatz wäre sicherlich genug gewesen, meinte der Bäcker.
    Alles andere beeinträchtige die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe, ebenso wie das Andauern der Belastungswelle auf dem Steuersektor.
    Die Bundeskammer nahm aber, siehe den vorigen Beitrag, auch zur laufenden Lohnrunde bei den Metallanstellungen.
    Karl Kerrer verwahrte sich dabei gegen die Forderung für eine zwölfmonatige Laufzeit der Lohnrunde.
    Herbert Hutter führte mit Karl Kerrer das folgende Gespräch.
    Herr Generalsekretär Kehrer, die Gewerkschaft der Metall- und Bergarbeiter hat heute in einer Pressekonferenz ganz eindringlich gefordert, dass die nächsten Lohnabschlüsse nur auf einen Zeitraum von zwölf Monaten erfolgen sollen.
    Die anderen Gewerkschaften schließen auch nicht in einer anderen Frist ab.
    Und das sei eigentlich sozusagen jetzt der Kernpunkt jener Lohnverhandlungen bei den Metallern, der sozusagen das Do ist für weitere Flexibilität der Gewerkschafter.
    Was sagt die Unternehmerseite dazu?
    Für uns ist etwas überraschend, dass die Gewerkschaft mit einem solchen Problem während der laufenden Verhandlungen an die Öffentlichkeit geht.
    Umso überraschender, weil ja in wenigen Tagen am 22. eine neue Verhandlungsrunde
    angesetzt ist.
    Zur Sache selbst ist nur festzuhalten, dass eine Laufzeit von zwölf Monaten nie im Bereich der
    Kollektivvertragsabschlüsse ein Dogma war.
    Wir haben die verschiedenartigsten Laufzeiten in der Vergangenheit gehabt und haben sie auch heute.
    Daher glaube ich, ist das etwas übertrieben, die Laufzeit hier so hoch zu spielen.
    Wären Sie unter Umständen bereit, doch auf diese Gewerkschaftsforderung einzugehen?
    Die Gewerkschafter begründen ihre Forderung damit, dass die Leute den Betrieben die Lohnabschlüsse leichter vergleichen können.
    Die Leute können sehr wohl auch bei
    längeren Laufzeiten vergleichen.
    So ist es ja doch nicht, dass die sich das nicht ausrechnen können.
    Von dem abgesehen zur konkreten Frage, ob kann ich deshalb keine Antwort geben, weil das Verhandlungskomitee
    von unserer Seite ja unabhängig ist in diesem Bereich, mich dem Verhandlungsergebnis daher auch nicht vorgreifen kann.
    Das Verhandlungskomitee seinerseits war ja ebenfalls Gegenstand von Kritik seitens der Gewerkschaft.
    Die Gewerkschaft hat erklärt, die Verhandler seien zu wenig kompetent, die Gewerkschaftsseite sei erschließend endlich auch mit der ersten Garnitur ihrer Organisation in den Lohnverhandlungen vertreten.
    Ich glaube, dass hier die Sicht einfach eine verschiedene ist.
    Die Gewerkschaft macht es sich hier zu leicht.
    Auf unserer Seite verhandelt sechs bis zehn Verbände und das heißt, dass daraus sich die Zusammensetzung des Verhandlungskomitees ergibt.
    Unseren Herren die Kompetenz abzusprechen, muss ich wirklich zurückweisen.
    Abschließend zur Höhe der anstehenden Lohnerhöhungen.
    Auf Gewerkschaftsseite besteht immer noch eine Erhöhungsforderung um sieben Prozent.
    Auf Arbeitgeberseite ein Angebot um vier, drei Viertelprozent ist Lohnerhöhung.
    Wie hoch soll Ihrer Ansicht nach der Lohnabschluss dann endgültig ausfallen?
    Im Hinblick auf die kritische Lage im Eisen- und Stahlsektor
    Und im Hinblick darauf, dass die Inflationsrate im nächsten Jahr mit größter Wahrscheinlichkeit doch beachtlich niedriger sein wird als heuer, sind wir der Meinung, dass das Ergebnis der Lohnverhandlungen im Metallbereich unter den Abschlüssen des Vorjahres liegen müsste.
    Das heißt also etwa bei 5%?
    Ich kann keinen Prozentsatz sagen, aber im Vorjahr hatten wir 6,2% und das müsste also merkbar darunter liegen.
    Das war Bundeskammer-Generalsekretär Karl Kehrer im Gespräch mit Herbert Huter.
    12 Uhr und 38 Minuten ist es nun.
    Seit Anfang dieser Woche steht die Bundesgebäudeverwaltung I in Wien im Blickpunkt der Öffentlichkeit.
    42 Beamte dieser Dienststelle des Bautenministeriums wird die Annahme von Schmiergeldern vorgeworfen.
    In allen Fällen hat der Staatsanwalt Anklage erhoben.
    Der Leiter der Bundesgebäudeverwaltung I, Baudirektor Otto Pesek, ist in Untersuchungshaft.
    Die damit in schiefe Licht geratene Dienststelle des Bautenministeriums verwaltet Gebäude und Bauprojekte im Wert von knapp 12 Milliarden Schilling.
    Bautminister Karl Sekanini hatte Anfang dieser Woche angekündigt, einen provisorischen Leiter einsetzen zu wollen, damit alle Bauvorhaben zügig weiterverfolgt werden können.
    Dieser neue Leiter ist der frühere Sektionschef im Bautministerium, Georg Weixenbaumer.
    Christoph Karnaval von Radio Wien berichtet.
    Neuer Leiter der Bundesgebäudeverwaltung 1, die für zivile Bundesgebäude im Wert von knapp 12 Milliarden Schilling zuständig ist, soll Diplom-Ingenieur Georg Weichselbaumer Sektionschef in Ruhe werden.
    Er gilt als Integer und war im Ministerium bis vor kurzem überwiegend für militärische Bauten zuständig, hat also mit der rein zivil ausgerichteten Bundesgebäudeverwaltung 1 kaum zu tun gehabt.
    Heute Vormittag ist über die neue Besetzung dieser Dienststelle eine Vorentscheidung gefallen.
    Dazu bauten Minister Karl Seckanina in einem Telefoninterview.
    Ich wurde heute telefonisch verständigt, dass er vom Grundsätzlichen her zugesagt hat, diese interimistische Leitung zu übernehmen.
    Ich habe allerdings gleichzeitig festgelegt, nachdem ich mit dem Herrn Diplom in Schönau-Weichslobaumer persönlich kein Gespräch noch geführt habe,
    dass ich das am kommenden Montag tue, weil ich ja vorerst meine Vorstellung interpretieren muss, wie ich mir diese interimistische Leitung vorstelle.
    Und das geschieht erst am kommenden Montag, wobei ich gleichzeitig hinzufüge, dass dann die endgültige Entscheidung erst fallen kann, weil ja sicherlich der Herr Diplom-Inschöner dann auch seine Meinung kundtun wird, ob er unter diesen konkreten von mir geäußerten Voraussetzungen das auch übernimmt.
    So die letzte Situation.
    Wenn man sich nun die verschiedenen Möglichkeiten einer Sanierung ansieht, so ist im Gespräch unter anderem auch die Gründung einer Sondergesellschaft.
    Würden Sie dieser Idee zuneigen?
    Ja, es war ja meine Idee, in der Form vorzugehen.
    Ich habe das von meiner Warte aus gesehen beurteilen lassen, ob man für den Bundeshochbausparteinneubau eine solche Gesellschaft gründen könnte.
    Sie hätte ähnlichen Charakter wie das im Bereich
    Straßenbau für den Wechselübergang und die beiden Schnellstraßen S6 und S36 geschehen ist.
    Allerdings muss ich hinzufügen, dass beim Straßenbau zweckgebundene Mittel vorhanden sind und das im Bundeshochbau nicht der Fall ist.
    Es gibt möglicherweise rechtliche Bedenken, die seitens der zuständigen Sektion kommen können.
    Ich habe also angeordnet, dass ich bis Montag
    diese etwaigen rechtlichen Bedenken in einer Punktation vorliegen habe.
    Und ich kann mir vorstellen, dass ich dann endgültig am Beginn der nächsten Woche über diese Vorgangsweise entscheiden kann.
    Es bleibt nach wie vor mein Ziel, so vorzugehen.
    Herr Minister, wenn man nun den Kritiken glauben darf, so hat man mit Sondergesellschaften nicht immer gute Erfahrungen gesammelt.
    Macht Sie das nicht skeptisch?
    Nein, glaube ich nicht, weil die bisherigen Sondergesellschaften, soweit es den Straßenbau betrifft,
    Bürnautobahn, Dauernautobahn, Arlbergstraße und Brennautobahn eine andere Konstruktion haben, als wie die von mir ins Leben gerufene ASSAG, Autobahn-Schnellstraßen-Aktiengesellschaft, die ausschließlich zur Errichtung dieser strahlgenannten Straßenzüge vorgesehen ist.
    Und die bisherige Entwicklung in den wenigen Wochen zeigt mir doch, dass es hier durchaus möglich ist, ein entsprechendes Tempo vorzulegen.
    auch eine entsprechende Überschaubarkeit zu installieren.
    Und das Wichtigste dabei ist, auch eine entsprechende Kontrolltätigkeit zu praktizieren.
    Können Sie sich so eine Lösung, wie sie jetzt ins Auge gefasst worden ist, auch für andere Bereiche vorstellen, als die BGV 1?
    Ich möchte also bitte völlig vermeiden, mich in andere Bereiche einzumengen.
    Ich glaube aber nur, dass der jetzige Ereignisanlass bietet, konkret zu überlegen, in welcher sinnvollen Art und Weise man die Organisationsform ändern kann.
    Und daraus könnten
    Überlegungen entstehen, die Sie also mit Ihrer Frage gemeint haben.
    Im Detail kann ich darauf jetzt keine Antwort noch geben.
    Die gestrige Parlamentsdebatte über das geplante, derzeit aber aufgeschobene Konferenzzentrum bei der Wiener Unocity ist eines der heutigen Kommentarthemen.
    Anlass für die Debatte war ein ÖVP-Antrag gewesen, die endgültige Entscheidung über Bau oder Nichtbau des Zentrums bis spätestens 15.
    Jänner des nächsten Jahres zu treffen.
    Diesem Fristsetzungsantrag hatte die SPÖ im Parlament zugestimmt.
    Die FPÖ hatte ihn abgelehnt.
    Reinhard Hampel konstatiert dazu in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Die SPÖ stimmte zwar im Parlament einem ÖVP-Antrag in Sachen Konferenzzentrum zu, gab aber gleichzeitig Kund, inhaltlich nicht mit der ÖVP übereinzustimmen, sondern taktische Überlegungen zu haben.
    Das Verhalten der FPÖ überraschte gleichfalls.
    Alles zusammengenommen ein gestörtes Verhältnis zu ernsten Dingen.
    In der sozialistischen Arbeiterzeitung kritisiert Manfred Scheich, dass die ÖVP mit ihrem gestrigen Antrag das Ergebnis der von ihr initiierten Wiener Volksbefragung über das Konferenzzentrum gleichsam schon vorweg genommen habe.
    Natürlich erhebt sich auch die Frage, was eine Volksbefragung, abgesehen von dem Propagandawindchen, das man sich erhofft, eigentlich soll, wenn die Partei, die fragt, ohne dies schon ihren Entschluss gefasst hat.
    Politische Normalverbraucher würden eher meinen, dass der Weg umgekehrt sein müsste, wenn sich eine Partei ernsthaft auf einen Auftrag einer kleineren oder größeren Gruppe von Bürgern berufen will.
    Mit einem anderen Thema als die Sozialistische Arbeiterzeitung befasst sich das neue Volksblatt der ÖVP.
    Aus Anlass eines gestern von der Volkspartei vorgelegten Gesetzesvorschlages zur Sanierung der Krankenkassen ohne eine Anhebung der Höchstbeitragsgrundlage und ohne Leistungsminderungen formuliert Martin Stiegelmeier Grundsätzliches zur finanziellen Situation der Krankenkassen.
    An den Krankenkassen zeigt es sich, wie stark jeder Einzelne getroffen wird, wenn der Staat vor Geldnot nicht mehr ein- noch ausweist.
    Die Krankenkassen sind am Ende, weil der Staat aus ihnen das Letzte heraussaugt, der sozialistische Staat.
    So etwa vergütet er den Krankenkassen nicht mehr in demselben Maß wie vor 1980 die Einhebung aller möglichen Beiträge, die mit der Krankenkasse nicht unmittelbar zu tun haben.
    Damit bekommen die Krankenkassen heuer 200 Millionen Schilling weniger.
    Stieglmeiers Resümee?
    Die Sozialeinrichtung Krankenkassen haben also nicht nur deswegen kein Geld, weil gewisse Heilverfahren immer teurer werden oder wahre Berge von Medikamenten in den Nachtkästchen verschimmeln, sondern auch, weil sie von sozialistischen Machthabern ausgeraubt werden.
    Von einem Fass ohne Boden spricht die Presse in ihrem Kurzkommentar zur Problematik der Krankenkassen.
    Als geduldiger Staatsbürger ist man aufs Wartenkönnen schon trainiert, auch bei brennendem Hut.
    Wie aber verkraftet man den als Beschwichtigung gedachten Dallinger-Satz, der Bund ist gesetzlich dazu verpflichtet, für die Finanzierbarkeit des Systems zu sorgen?
    Man weiß schon, dass dahinter die Philosophie des Ministers steckt, an Beiträgen sei genug geleistet, jetzt müsse der Sozialstaat, also der Steuerzahler, und das Budget einspringen.
    So einfach ist das, wenn man sich ein Auge zuhält, meinen die heutigen Kommentatoren einiger Tageszeitungen.
    Eine Minute nach dreiviertel eins ist es und wir wandern im Mittagsschnall wieder ins Ausland in der Berichterstattung.
    Heute, vor genau drei Jahren, wurde der polnische Kardinal Karol Wojtyla in Rom zum Papst Johannes Paul II.
    gewählt.
    Nach dem überraschenden Tod von Papst Johannes Paul I. wurden die Wahlvorteurs nach acht Wahlgängen als Sensation ersten Ranges damals gewertet.
    Der Papst aus Polen sorgte aber nicht nur für diese eine Sensation.
    Er begann sofort nach seinem Amtsantritt mit starker Hand das Pontifikat auszufüllen.
    Am Beginn bereits standen sensationelle Reisen des Papstes.
    Er besuchte sein Heimatland und sorgte jeweils vor Hunderttausenden von Menschen für aufsehenerregende Äußerungen zur allgemeinen polnischen Situation.
    Ebenso bei seinen Reisen nach Südamerika, nach Irland, Afrika, Türkei oder in die Bundesrepublik Deutschland.
    Einige Zeit lang hieß es auch, der Papst wäre Österreich in den Besuch abstanden, dazu ist es aber bis jetzt noch nicht gekommen.
    Das ist die eine Seite des Pontifikats.
    Die andere Seite ist eine innerkirchliche Haltung, etwa die Absage an die Politische Kirche in Lateinamerika.
    Im Laufe dieser drei Jahre ist der Papst bei den Massen unumstritten und vielleicht gerade deshalb auch von zahlreichen intellektuellen Kritikern umgeben.
    Die inhaltsneutral als kraftvoll sicherlich zu bezeichnende Arbeit des Heiligen Vaters wurde je unterbrochen.
    Am 13.
    Mai wurde der Papst auf dem Petersplatz durch Pistolenschüsse schwer verletzt.
    Das dürfte Geschichte sein, der Papst ist wieder vollends genesen.
    Drei Jahre Papst Johannes Paul II.
    Alphons Thalmann zieht eine Bilanz.
    Vor drei Jahren ist Johannes Paul II.
    zum Papst gewählt worden.
    Als Kardinal Felici in den Abendstunden des 16.
    Oktober 1978
    vor fast 200.000 Menschen von der Lodza der St.
    Peterskirche den polnischen Namen des Neugewählten aussprach.
    Belici ist ein großer Sprachfachmann, er hatte sich die Mühe gegeben, die genaue polnische Phonetik zu benutzen, gab es in dieser riesigen Menschenmasse einen Augenblick der Verwirrung und Ratlosigkeit.
    Man hörte manche ausrufen, es ist wohl ein Neger, vielleicht auch bezeichnend für die Möglichkeiten unserer Zeit.
    Nach ein paar Sekunden wusste man es aber schon.
    Karol Wojtyla, wie wir heute sagen.
    Bald danach, selbst in der Benediktionslogia erschienen, verkündete der Pole seine Botschaft.
    Fürchtet euch nicht, wer an Gott glaubt, glaubt auch an Menschen.
    Morgen, am Samstag, wird dieser Papst endgültig aus seiner Sommerresidenz von Castel Gandolfo in den Albaner Bergen über Rom
    in den Vatikanischen Apostolischen Palast zurückkehren.
    Seit dem Attentat vom 13.
    Mai sind also gut fünf Monate vergangen.
    Karol Vretula ist etwas hagerer und auch älter geworden, vielleicht aber nicht einmal um die drei konkreten Jahre.
    Er hat die schwere körperliche Prüfung, kompliziert durch die gefährliche Virusinfektion dieses italienischen Sommers, in einer Art überwunden,
    die seine Robustheit erst recht und voll bestätigt hat.
    Geistig scheint ihm das Terrordrama nur noch einen zusätzlichen und neuen Impuls gegeben zu haben, an seine Sendung zu glauben und sie ohne Rücksicht auf Anstrengungen und Gefahren zu erfüllen.
    An den zwei vergangenen Mittwoch-Audienttagen auf dem Petersplatz hat er sich in der gewohnten Weise unter die jeweils fast hunderttausendköpfige Menge
    auf Durchfüllung mit den Menschen begeben.
    Am kommenden Sonntag wird er wieder die normalen Mittagsandachten aufnehmen.
    Die Begegnung mit den Menschen, den Völkern und den Kontinenten in Rom auf Reisen und durch die modernen Medien ist eine Charakteristik seines Pontifikats geworden.
    Wenn kürzlich die 300.000-Menschen-Kundgebung der Friedensbewegung in Bonn die Weltöffentlichkeit beeindruckt hat,
    kann dieser Maßstab an die Wirkung des polnischen Papstes angewandt werden.
    Im Durchschnitt seiner römischen Begegnungen versammelt Johannes Paul II.
    alle zwei Wochen eine gleich große Menge in der Umarmung der Bernini-Kolonnade um den Petersplatz.
    Welche Wirkung seine Reisen hatten, braucht kaum in Erinnerung gerufen zu werden.
    Die nächste wird ihn wahrscheinlich nach Spanien führen, im Jubiläumsjahr der Nationalheiligen
    der kastillanischen Mystikerin Therese von Avila.
    Berechtigterweise konnte vor drei Jahren die Frage gestellt werden, wie Rom und Italien die historische Wende von der langen Reihe ausschließlich italienischer Päpste zu einem ausländischen hinnehmen werden.
    Heute kann man sagen, dass kein Papst der letzten 50 Jahre, einschließlich Johannes XXIII., unter den Italienern so populär war wie dieser Pole,
    der außerdem aber auch die Kulturkreise des Landes vorwiegend positiv beschäftigt, vor allem durch seine Philosophie, einer überkonfessionellen und sogar überreligiösen Ökumene der Freiheitsbewegung in der Welt, einer Weltgemeinschaft der Kräfte, die für das Leben in Freiheit und Menschenwürde eintreten.
    Auch der beste Papst ist natürlich geschichtsbedingt.
    Ein lebender Papst, eine Geisel seiner Zeitgeschichte.
    Das heißt konkret,
    Er ist ein Diskussionsthema, der Kritik ausgesetzt, nicht immer und nicht jedem begreiflich, manchmal auch selbst sich fragend, vor einer Gabelung der Wege stutzig.
    Die Bilanz der ersten drei Jahre, der Koeffizient der Wirksamkeit, ist aber eindeutig erstaunlich mit einer immer noch absteigenden Tendenz.
    Alfons Thalmer war das.
    Kultur jetzt im Mittagsschnall.
    A Husswehr lautet der Titel eines der meistbeachteten und originellsten Romane der 33.
    Frankfurter Buchmesse.
    Sein Autor ist Stefan Haim, der 1952 aus dem amerikanischen Exil nach Deutschland zurückkehrte als überzeugter Sozialist in die DDR.
    Doch mit den DDR-Behörden bekam der streitbare Publizist Ärger, als er die Zustände in jenem Staat indirekt in seinen historischen und direkt in seinen gegenwartsbezogenen Romanen kritisierte.
    Heim wird seit längerem in seinem Staat nicht mehr gedruckt, so erschienen bereits seine Romane Colin und Fünf Tage im Juni in der Bundesrepublik.
    Der Goldman Verlag startete in diesem Herbst eine erste deutsche Werkausgabe Heims in zehn Taschenbüchern, die 1984 abgeschlossen sein soll.
    Über seinen neuesten im Bertelsmann Verlag erschienenen Roman Ahasver führte Konrad Zobel mit Stefan Haim das folgende Gespräch.
    Herr Haim, in den letzten Jahren, wenn man so die deutschsprachige Literatur durchsieht, dann trifft man auf kurze Zeitspannen und wenig Menschen, wenig Personal in diesen Romanen.
    Sie haben einen Roman geschrieben, der praktisch Gott und die Welt umfasst.
    Der Titel Ahasver
    Es geht um diese Sage des Ahasver, aber nur als Ausgangspunkt.
    Wofür?
    Sie haben schon gesagt, dass dieses Buch einen großen Bogen umspannt.
    Es fängt dann am zweiten Tag der Schöpfung und endet am 31.
    Dezember 1980, also vor ganz kurzer Zeit, am Checkpoint Charlie in Berlin.
    Und dieser Ahasver ist der wandernde Jude.
    Viele Leute wissen, es gibt den wandernden Juden.
    Er heißt, er wurde der Sage nach verdammt, weil er zum ewigen Wandern, weil er sich geweigert hatte, als Jesus mit dem Kreuz auf dem Rücken hinaufging nach Golgatha, ihn im Schatten seines Hauses, seiner Haustür, ausruhen zu lassen.
    Er hat ihn weitergejagt.
    Und Jesus hat gesagt, ich gehe, aber du wirst bleiben.
    Und für mich war die Frage, ist das
    Die einzige Möglichkeit, warum war das so?
    Warum hat dieser Mensch, dieser Ahas, wie er sich so verhalten?
    Und er ist ja eine Gestalt, die von vielen Schriftstellern behandelt worden ist, von Andersen, auch von Goethe selbst.
    Goethe wollte eine Geschichte des wanderten Juden schreiben.
    Und auch für Goethe war die Frage, und er schreibt darüber in Dichtung der Wahrheit, warum hat er das gemacht?
    Und ich habe also die Gestalt des HSW, das ist mein eigener Mythos, den ich erfunden habe, zurückgeführt auf die Schöpfung.
    Er ist von Anfang an da.
    Und als er dem Jesus begegnete an der Via Dolorosa, heute heißt die Straße Via Dolorosa,
    Das war nur eine der Episoden in seinem sehr langen Leben, das ja so zurückgeht auf die Schöpfung und auf die Verdammung dieser Engel, die sich geweigert haben, den Menschen anzubeten.
    Das ist eine apokalyptische Geschichte, nicht eine Apokryphengeschichte.
    Wobei Ahlersfers sozusagen der Inbegriff des Weltverändernden, des Revolutionärs ist, im Gegensatz zu Lucifer, der sozusagen die schlechte Welt einfach bejaht.
    Er verneint.
    Er verneint, bejaht die Ordnung.
    die existierende Ordnung, und damit verneint er natürlich die Welt, die sich verändert, die eigentlich einen Fortschritt machen müsste.
    Er sagt, macht nur weiter so, wie ihr es jetzt macht.
    Ihr werdet schon sehen, was passiert.
    Nämlich, ihr werdet zugrunde gehen.
    Diese Umdeutung der Schöpfungsgeschichte ist eine Ebene in diesem Buch.
    Es gibt noch zwei weitere.
    Die eine spielt zur Lutherzeit und die andere, wie Sie schon sagten, in der Gegenwart.
    Diese dritte Ebene
    Und man muss auch immer dazu sagen, dass es sich um verschiedene Sprachebenen handelt.
    Es spielt sich zwischen zwei Wissenschaftlern ab, einem DDR-Wissenschaftler und einem von der Universität in Jerusalem.
    Worum geht es bei dieser Auseinandersetzung?
    Ursprünglich habe ich diesen Briefwechsel erfunden.
    weil ich irgendwie die doch recht komplizierten historischen, philosophischen und theologischen Vorgänge, die also mit der Schöpfungsgeschichte und mit der Geschichte des ASW zusammenhängen, darstellen musste.
    Ich konnte ja nicht also das alles romanhaft darstellen.
    Und da bot sich
    an die Form des gelehrten Schriftwechsels zwischen dem Professor Siegfried Beifuss, Professor Doktor Doktor HC Siegfried Beifuss, der bei uns in Ostberlin an der Bärenstraße 39a ein Institut für wissenschaftlichen Atheismus leitet und ein Büchlein geschrieben hat über Ahasver oder über die jüdisch-christlichen Mythen.
    Und den Professor Leuchttentrager in Jerusalem an der Hebrew University.
    Hier im Leuchttentag ist natürlich wieder Lucifer, das ist wieder der Teufel.
    Und die beiden also korrespondieren über AHAs Wehr, wobei der Lucifer Leuchttentrager standhaft behauptet, das stimmt, der existiert.
    Der existiert in Fleisch und Blut.
    Sie können dagegen sagen, was Sie wollen.
    Hier sind die Beweise und so weiter und so fort.
    Diesen Menschen dann försterlich durcheinander bringt.
    Und am Schluss holt der Teufelleuchtentrager oder Lutz sofort zusammen mit dem AHSW den Beifuß und sie entführen ihn am Checkpoint Charlie in der Neujahrsnacht 8081 im Steilflug über den Checkpoint nach dem Westen.
    Das war Stefan Haim über seinen neuesten Roman AHSW.
    Und jetzt noch Kurzmeldungen im Mittagschanal.
    Österreich.
    Ein Düsenjäger des Bundesheeres vom Typ Saab 105 Ö ist heute Vormittag im Gemeindegebiet Windisch-Garsten in Oberösterreich abgestürzt.
    Dabei kam der Pilot, der 25-jährige Leutnant Roman Kaltenegger aus Bischofshofen, ums Leben.
    An Bord der Maschine soll es eine Explosion gegeben haben.
    Nähere Einzelheiten sind zurzeit noch nicht bekannt.
    Für die Gewerkschaft Metall, Bergbau und Energie hat heute Nationalratsabgeordneter Wille eine zwölfmonatige Laufzeit für die derzeitige Lohnrunde gefordert.
    Als Grund für den zähen Verhandlungsfortgang nannte Wille die angebliche Verhandlungsinkompetenz auf Unternehmerseite.
    Bundeskammergeneralsekretär Kehrer hat diesen Vorwurf unterdessen zurückgewiesen.
    Kehrer sprach sich auch gegen den von der Gewerkschaft geforderten Lohnabschluss auf ein Jahr aus.
    Abschließend meinte Kehrer, das Ergebnis der Lohnverhandlungen müsse unter dem Vorjahresergebnis von 6,2 Prozent liegen.
    Justizminister Broda hat heute bei der Arbeitstagung der leitenden Strafvollzugsbeamten in Feldkirch in Vorarlberg kritisiert, dass sich im vergangenen Jahrzehnt die Zahl der Untersuchungshäftlinge außerordentlich vermehrt hat.
    Und nur noch die Wetteraussichten bis heute Abend.
    Im Osten und Süden sonnig, sonst häufig noch stark bewölkt und Regenschauer.
    Später Bewölkungsauflockerung.
    Tageshöchsttemperaturen 9 bis 17 Grad.
    Und morgen und am Sonntag wird es wie gesagt nicht ganz so schön, wie Sie es ja schon gehört haben in der Wettervorhersage.
    Das war das Mittagsjournal, meine Damen und Herren.
    Reinhold Denk verabschiedet sich im Namen der Redaktion.
    Auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1981.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf das Wochenendwetter
    Mitwirkende: Gmoser, Herbert [Gestaltung] , Henke, Reinhold [Moderation]
    Datum: 1981.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Atmosphäre in Kairo: Interview mit dem Oppositionsführer Ibrahim Shukri
    Mitwirkende: Kössler, Franz [Gestaltung] , Henke, Reinhold [Moderation] , Shukri, Ibrahim [Interviewte/r]
    Datum: 1981.10.16 [Sendedatum]
    Ort: Kairo
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Probleme vor dem Zentralkomitee der polnischen KP
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1981.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    O-Ton Augenzeuge des Absturzes des Bundesheer Düsenjägers Typ SAAB 105 Ö in Oberösterreich
    Interview: Augenzeuge
    Mitwirkende: Schöpf, Christine [Gestaltung]
    Datum: 1981.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Metallarbeitergewerkschaft urgiert 12 Monate Laufzeit und kompetente Unternehmer-Verhandlungsrunde
    Interview: Vorsitzender der Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie Wille
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Wille, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1981.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit dem Generalsekretär der Bundeswirtschaftskammer Kehrer zu Gewerkschaftsvorwürfen und Metallarbeiterverhandlungen
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Kehrer, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1981.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ingenieur Weichselbaumer wird interimistischer Leiter der Bundesgebäudeverwaltung I
    Interview: Bautenminister Sekanina
    Mitwirkende: Canaval, Christoph [Gestaltung] , Sekanina, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1981.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Dritter Jahrestag der Wahl von Papst Johannes Paul II
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1981.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Frankfurter Buchmesse 1981
    Interview: Schriftsteller Stefan Heym
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Heym, Stefan [Interviewte/r]
    Datum: 1981.10.16 [Sendedatum]
    Ort: Frankfurt am Main
    Schlagworte: Gesellschaft ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1981.10.16
    Spieldauer 00:59:48
    Mitwirkende Henke, Reinhold [Moderation] [GND]
    Bachmair, Udo [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1981.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-811016_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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