Mittagsjournal 1980.07.25

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    österreichischer Industrieller auf die Schwierigkeiten bei der Zollabfertigung des Lastwagenverkehrs durch die italienischen Grenzbeamten und die damit verbundenen Folgen für die Wirtschaft aufmerksam.
    Die Industrie verlangt Schritte der Regierung, um eine reibungslose Abfertigung der Gütertransporte zu erreichen.
    Die italienischen Zöllner führen in dieser Woche einen Dienst nach Vorschrift durch, um eine bessere Bezahlung ihrer Überstunden durchzusetzen.
    Die von den Reisebüros verwendeten allgemeinen Reisebedingungen widersprechen dem Konsumentenschutzgesetz, erklärte heute der Verein für Konsumenteninformation in einer Aussendung.
    Deshalb arbeitet derzeit eine Expertengruppe im Handelsministerium an neuen, den Konsumenteninteressen näher entgegenkommenden Vertragstexten.
    Die künftigen Bedingungen werden dem Reisepublikum allerdings erst in der Sommersaison nächsten Jahres zur Verfügung stehen.
    In der Beschwerdestelle des Vereins für Konsumenteninformation häufen sich derzeit kritische Schreiben von Reisebürokunden.
    Sie können aber deshalb nicht zufriedenstellend erledigt werden, weil Unterlagen fehlen.
    Kuwait, Iran.
    Die gestern Abend entführte kuwaitische Verkehrsmaschine, die in der Nacht auf dem Flugplatz der südwestpersischen Stadt Abadan gelandet ist, soll heute mit unbekanntem Ziel gestartet sein.
    Wie in Kuwait bekannt wurde, hat Präsident Bani Sadr ein Auftanken der Maschine gestattet.
    Die Luftpiraten sind nach jüngsten Meldungen vier Personen.
    Früher war nur von einem jordanischen Brüderpaar die Rede.
    Sie haben 36 Passagiere und sieben Besatzungsmitglieder in ihrer Gewalt.
    Die Luftpiraten fordern von den kuwaitischen Behörden eine große Geldsumme.
    Demnach dürfte die Flugzeugentführung nicht politisch motiviert sein.
    Bei einer Zwischenlandung in Kuwait hatten die Entführer 36 Frauen und Kinder freigelassen.
    Nahe Osten.
    Der ägyptische Präsident Sadat will seinen Botschafter aus Israel abberufen, sollte das israelische Parlament ein Gesetz verabschieden, das Jerusalem einschließlich des arabischen Ostteils zur Hauptstadt des Landes machen würde.
    Laut Radio Israel sei die Regierung in Jerusalem von dieser Maßnahme Sadats unterrichtet worden.
    Die israelische Gesetzesvorlage hatte bei der ersten Lesung eine eindeutige Mehrheit erhalten.
    Eine endgültige Entscheidung, ob ganz Jerusalem die Hauptstadt Israels wird, dürfte Mitte nächster Woche fallen.
    Aus einem ebenfalls heute Vormittag gesendeten Bericht des israelischen Rundfunks geht hervor, dass Sadat Ministerpräsident Begin nicht mehr für eine Teilnahme am Friedensprozess im Nahen Osten für fähig hält.
    Entsprechende Erklärungen seien von dem israelischen Orientalisten Shamir abgegeben worden.
    Der Wissenschaftler hatte während eines Ägyptenbesuchs ein langes Gespräch mit dem ägyptischen Präsidenten geführt, wobei Sadat erklärt habe, Begin sei nicht mehr in der Lage, etwas zum Frieden beizutragen.
    Israelisches Militär hat heute Jerusalem von den besetzten Westjordaniern abgeriegelt.
    Wie ferner aus arabischen Berichten hervorgeht, sollen auf allen Verbindungsstraßen zwischen Jerusalem und dem Westjordanland Sperren errichtet worden sein, an denen arabische Fahrzeuge abgewiesen werden.
    Die israelische Polizei teilte nur mit, die Sicherheitskräfte in Jerusalem seien verstärkt worden, um möglichen Demonstrationen nach dem Ende der muslimischen Freitagsgottesdienste vorzubeugen.
    Die Situation in Jerusalem ist nach dem Tod zweier Palästinenser in israelischen Gefängnissen und dem Beschluss des israelischen Parlaments über die Einbeziehung des arabischen Ostjerusalems in eine Vereinigte Hauptstadt Israels äußerst gespannt.
    Bolivien.
    Die Militärjunta in La Paz hat alle Aktivitäten des Gewerkschafts-Dachverbandes CUB mit dem Hinweis unterbunden, sie wolle effektivere Arbeitnehmer-Einrichtungen schaffen.
    Die etwa 10.000 rebellierenden Arbeiter der südlich der Hauptstadt gelegenen Zinnminen sollen bereit sein, ihren Kampf gegen die neuen Machthaber einzustellen und an die Arbeitsplätze zurückzukehren.
    Vereinzelt soll es aber noch Widerstandsgruppen geben.
    In La Paz sind die katholischen Bischöfe des Landes zusammengetroffen, um die Lage zu beraten und zwischen Arbeiterschaft und Regierung zu vermitteln.
    Etwa 50 Politiker sind in ausländische Botschaften geflüchtet.
    Die Entmachte der Staatspräsidentin Gayler befindet sich weiterhin in der Residenz des päpstlichen Nuncius.
    USA.
    In Washington tagt der Ständige Rat der OAS, der Organisation amerikanischer Staaten, um über die Lage in Bolivien zu diskutieren.
    In einer von Ecuador beantragten Resolution sollen der Militärputsch verurteilt und eine Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen in Bolivien gefordert werden.
    Außenminister Maski hat sich für eine Verstärkung der Entwicklungshilfe ausgesprochen.
    Bei der Vorlage der von seinem Ministerium ausgearbeiteten Zukunftsstudie, in der für die Jahrtausendwende drei Milliarden hungernde Menschen und eine Gesamtbevölkerung von sechs Milliarden vorausgesagt werden, sagte Maski, der amerikanische Beitrag für die Entwicklungsländer sei zu gering.
    Türkei.
    In Ankara hat der amtierende Staatspräsident Cagayangil mit Ministerpräsident Demirel und Oppositionsführer Ecevit die innenpolitische Lage erörtert.
    Dem Land macht vor allem eine seit Wochen anhaltende Terrorwelle zu schaffen.
    Auch wirtschaftliche Schwierigkeiten müssen überwunden werden.
    Cagayangil bemüht sich derzeit, die Spitzenpolitiker zu einem gemeinsamen Vorgehen zu gewinnen.
    Sowjetunion.
    Das gestern gestartete Raumschiff Salyut 37 hat in der vergangenen Nacht an die Raumstation Salyut 6 angekoppelt.
    Die Kosmonauten, der Russe Gorbatkov und der Vietnamese Pham Thuan, stiegen in die Orbitalstation um, in der sich seit 106 Tagen zwei sowjetische Raumfahrer aufhalten.
    Gemeinsam soll nun ein einwöchiges Forschungsprogramm durchgeführt werden.
    Spanien.
    Auf mehrere behördliche Einrichtungen im Baskenland sind in der vergangenen Nacht Sprengstoffanschläge verübt worden.
    Menschen wurden nicht verletzt, es entstanden jedoch umfangreiche Sachschäden.
    In Bilbao explodierten die Sprengsätze in einem Labor, das einem Ministerium unterstellt ist.
    Auch in San Sebastian wurden die Attentate, zu denen sich bisher noch niemand bekannt hat, auf öffentliche Einrichtungen verübt.
    Niederlande.
    Bei einem Frontalzusammenstoß zweier Personenzüge sind heute in der Provinz Gronre mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen.
    Die Zahl der zum Teil schwer Verletzten wird mit 15 bis 20 angegeben.
    Der Verkehr auf der eingleisigen Strecke wird von den Zugführern mit Hilfe einer zentralen Leitstelle über Funk reguliert.
    Die beiden Zugführer sind unter den Toten.
    Schweiz.
    Einer der bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart, Elias Canetti, feiert heute seinen 75.
    Geburtstag.
    Der aus einer jüdisch-spanischen Emigrantenfamilie stammende Canetti wurde in Bulgarien geboren, verbrachte lange Jahre in London und lebt jetzt in Zürich.
    Der Schriftsteller hat allerdings immer betont, dass er die entscheidenden Jahre seiner Entwicklung in Wien verbracht hat, wo er Deutsch lernte und Naturwissenschaft studierte.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Mit einer Aufführung von Richard Wagners Parsifal werden heute die Bayreuther Festspiele 1980 eröffnet.
    Es ist dies die Reprise einer bereits mehrmals gezeigten Inszenierung Wolfgang Wagners.
    Bei den horrigen Festspielen gibt es keine Neuinszenierung.
    Im Mittelpunkt steht neuerlich die zyklische Aufführung von Wagners Der Ring des Nibelungen in der Inszenierung von Patrice Chéreau und unter der musikalischen Leitung von Pierre Boulez.
    Außerdem werden der fliegende Holländer und Lohngrin aufgeführt.
    Das also waren die Nachrichten im Mittagsjournal und in der Zwischenzeit hat Herr Dr. Gmoser von der Hohen Warte neben mir im Studio Platz genommen.
    Herr Doktor, ich glaube, wenn wir so aus dem Studiofenster blicken, ein Stückerl Sommer dürften wir erwischt haben oder noch erwischt haben.
    Ich würde sagen, ja, das kann man im Moment jedenfalls auch für das kommende Wochenende sagen.
    Verbreitet schön Wetter mit einzelnen Gewittern, besonders im Osten.
    Die Wettersituation wird zurzeit getragen von einem Hochdruckgebiet mit Kern über Norddeutschland und Skandinavien, flankiert von einem Tiefdruckgebiet über den britischen Inseln im Westen.
    und einem Tief über der Balkanhalbinsen im Osten.
    Zum Wochenende wird sich an dieser Ausgangslage wenig ändern.
    Während die Störungen des britischen Tiefdruckgebietes nur bis Westeuropa vordringen und der Westen damit nicht erreicht wird, ist das eine oder andere Wolkenfeld im östlichen Bundesgebiet nicht ausgeschlossen.
    Dennoch kann man von einem sommerlichen Schönwetter sprechen.
    Ich erwarte zum Wochenende überwiegend heiteres Wetter, ab den Mittagstunden örtlich Haufenwolkenentwicklung.
    Lokale Gewitter hauptsächlich im Osten.
    Die Frühtemperaturen werden zwischen 12 und 18 Grad, die Tageshöchsttemperaturen zwischen 24 und 30 Grad liegen.
    Die höchsten Werte um 30 Grad werden insbesondere im Westen und Süden erreicht.
    Allgemein wird es schwachwindig sein.
    Nur im Osten ist mit zeitweise auffrischenden Nordwestwinden zu rechnen.
    Sie prognostizieren uns ja da recht hohe Temperaturen.
    Frage, die sich besonders die Badehundigen interessieren wird, reichen diese wenigen Tage hoher Temperaturen schon aus, um die Badefreude noch genießen zu können?
    Man muss das natürlich nach zwei Teilen betrachten.
    Einerseits von der Wassertemperatur, andererseits von der Außentemperatur.
    Die Außentemperatur bietet sicherlich die Voraussetzung.
    Das zweite, die Wassertemperatur.
    Hier muss man zunächst einmal festhalten, dass die Wassertemperatur bzw.
    überhaupt die Energieverwertung des Wassers nachhinkt.
    Also zumindest zwei bis drei Monate, nachdem bekanntlich ja insbesondere im Juni und im Juli gerade nicht immer auf längere Strecken also hochsommerliches Wetter gewesen ist.
    Es hinken auch entsprechend die Wassertemperaturen nach.
    Beispielsweise meldet der Bodensee 16 Grad.
    In Tirol liegen die Temperaturen zwischen 16 und 20.
    In Salzburg zwischen 16 und 19.
    Die oberösterreichischen Seen melden Temperaturen zwischen 15 und 17 Grad.
    In Niederösterreich zwischen 15 und 18.
    Als Spitze kann man den Neusiedlersee erwähnen mit 22 Grad.
    In der Steiermark liegen die Badetemperaturen zwischen 20 bis 22 und die Kärntner Seen melden Temperaturen zwischen 19 und 21.
    Auch die Alte Donau meldet nur 18 Grad.
    Da könnte man fast diabolisch sagen, also froh sind diejenigen, die im September Urlaub gebucht haben, wenn die alles, wenn die dann das Nachhinten dann im September ... Das wäre sicherlich richtig.
    Es ist auch so, wenn man den Verlauf der Wassertemperatur etwas näher betrachtet, dass die höchsten Werte erst nach der Sommerperiode erreicht werden.
    Ja, Sie haben in der Zwischenzeit auch die Werte, die Stadtwerte, wenn man es so formulieren kann, für Österreich erhalten von 12 Uhr.
    Wien meldet heiter mit 24 Grad bei Nordwestwind mit 20 Kilometer pro Stunde.
    Eisenstadt heiter, 24 Grad, Nordwestwind 30 Kilometer pro Stunde.
    Linz wolkenlos, 22 Grad, Westwind mit 3 Kilometer pro Stunde.
    Salzburg, heiter, 25 Grad, Windstille.
    Innsbruck, heiter, 24 Grad, Windstille.
    Pregens, wolkenlos, 21 Grad, Südwind mit 5 km pro Stunde.
    Graz, heiter, 24 Grad, Windstille.
    Und Klagenfurt, heiter, 25 Grad, Windstille.
    Danke, Herr Dr. Gmoser, für diesen Besuch hier bei uns im Studio.
    12 Uhr und 14 Minuten ist es in der Zwischenzeit geworden.
    Kommunistisch regierte Länder kennen in der offiziellen Sprachregelung nur zufriedene Werktätige, sprich Arbeiter.
    Das staatliche Lenkungssystem sorgt ja dafür.
    Deshalb sind die jüngsten Streikmeldungen aus Polen besonders interessant, denn Polen ist traditionell im Ostblock die Ausnahme.
    Regierungen und politische Machtmänner wie etwa Gomulka sind darüber schon gestürzt.
    Die historischen Arbeiterunruhen der Jahre 1970 und 1976, damals in den Ostseehäfen und in den Industriestädten Radom und Ursus, sind Zeugen dieser Tatsache.
    Und seit Wochen nun lehnt sich die polnische Arbeiterschaft wieder gegen verschlechterte Lebensbedingungen und Preissteigerungen auf.
    Auslösender Faktor war die drastische Preiserhöhung bei Fleisch als Folge eines gespaltenen Marktes.
    Man hat nämlich neben den staatlich subventionierten Fleischerläden auch nun private zugelassen.
    In zahlreichen Fabriken Polens gab es nun seither Warenstreiks, Betriebsversammlungen und wütende Proteste.
    Und die Verantwortlichen haben in vielen Fällen bereits nachgegeben.
    Man will ja schließlich nicht mit der Woge der Empörung aus den Machtpositionen verdrängt werden.
    Aus Warschau, Ludwig Tam.
    Die Arbeitsniederlegungen in Polen und die damit verknüpften Forderungen nach mehr Lohn gehen weiter.
    Am Wochenanfang war Ruhe eingetreten, nachdem der bisher spektakulärste Ausstand in Lublin, von dem erstmals auch die Bevölkerung betroffen wurde, weil die Eisenbahn nicht fuhr und öffentliche Verkehrsmittel ausfielen, in der Vorwoche beigelegt worden war.
    Ebenfalls durch Zubilligung handfester Lohnzuschläge.
    Da der Nationalfeiertag der Volksrepublik auf den vergangenen Dienstag fiel, legten manche Unternehmen auch am Montag eine Pause ein, sodass zusammenhängende freie Tage entstanden, die den Eindruck erweckten, die Lage habe sich beruhigt.
    Aber die bisherigen Beispiele von Einkommenserhöhungen haben Schule gemacht, sodass es jetzt wieder Arbeitsunterbrechungen in nahezu allen Teilen des Landes gibt und die Direktoren sich beeilen, den Forderungen nachzukommen.
    Die Spanne zwischen Lautwerden des Verlangens nach mehr Lohn und dessen Erfüllung wird immer kürzer, wobei die Erhöhungen höchst unterschiedlich ausfallen.
    Vielfach wird von 10 Prozent des Monatslohnes berichtet, in anderen Fällen von 15 Prozent, nicht selten auch von noch mehr.
    Den Betriebsleitungen scheint vor allem daran zu liegen, möglichst keine Ausfälle in der Produktion zu bekommen und die Ruhe im Unternehmen zu wahren.
    Ruhe zu halten und die Maschinen nicht stillstehen zu lassen, ist auch der Tenor der Kommentare zu diesem Thema, obwohl dort meist um die Sache herumgeredet wird.
    So erst im jüngsten Artikel der Waschauer Zeitung, Gigi Warschawi mit der Überschrift, lasst uns den realen Lohn durch Arbeit verteidigen.
    was einen Hinweis auf den Versuch darstellt, die Zugeständnisse offiziell mit der Neuordnung des Lohnsystems zu bemänteln, die die angeblich gestiegene Produktivität berücksichtigen soll.
    Da die Streikwelle weiter rollt, ist es umso verwunderlicher, dass die Regierung nicht allgemein und generell Lohnerhöhungen verordnet und dann für alle im gleichen Umfang.
    Sie hat sich aus den jüngsten Ereignissen bis jetzt herausgehalten und die Lösung der Probleme den Betriebsleitungen überlassen.
    Dieses Schweigen ist in gewisser Hinsicht verständlich, hatte doch die Führung in den letzten Wochen eine Politik des Sparens, der Beschränkungen und der Opfer angekündigt.
    Parteichef Eduard Jerek sprach von unvermeidlich steigenden Lebenshaltungskosten, die zu tragen nur den einkommensschwächsten Gruppen, wie Kinderreiche, Familien, Rentner, Alleinstehende, Mütter und Bezieher niedrigster Arbeitseinkommen, durch staatliche Hilfe erleichtert werden sollte.
    Am Abbau der Verbrauchersubventionen, die bereits 40% des Staatshaushaltes verschlingen, sollte indessen die Mehrheit der Bevölkerung durch höhere Preise bei gleichbleibenden Einkommen beteiligt werden.
    Diese Politik wurde durchkreuzt, weil dazu die Arbeiterschaft nicht bereit ist.
    Bisher haben jedenfalls Appelle nichts genutzt.
    Der Einsatz drastischerer Mittel könnte bei der sowieso explosiven Stimmung zu einer Katastrophe führen.
    Ludwig Damm aus Warschau hat auch schon die Warschauer Zeitung Sicher Warschawi zitiert.
    Hier ist noch einiges Interessantes zu vermerken, denn in ihrer gestrigen Ausgabe rechtfertigt diese Zeitung die Arbeiterforderungen und dies im Gegensatz zu den historischen Streiks der Arbeiter 1976 und 1970 in den Ostseehäfen.
    und in Ursus und Radon.
    Deshalb interessant, weil die Zeitung schreibt, die Arbeiter hätten nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, Unregelmäßigkeiten und bürokratische Hindernisse in den Fabriken zu beseitigen und bei der Aufteilung der Gehälter und Prämien mitzureden.
    Außerdem wird die Passivität der Verwaltung und der Gewerkschaften in dieser Zeitung kritisiert, weil sie nicht rechtzeitig auf die Forderungen der Arbeiter reagiert hätten.
    Soweit nur ein Anhang zum Bericht von Ludwig Tam aus Warschau.
    Weiter nach Jugoslawien.
    Zwei Entwicklungen waren zuletzt nämlich aus Jugoslawien in den Berichten aus Belgrad bestimmend.
    Einerseits die Kampagne gegen politisch Andersdenkende wie Milovan Djilas und die historische Praxisgruppe.
    Zum anderen waren die Tendenzen in der Entwicklung des Fremdenverkehrs in Diskussion.
    Nach Alarmmeldungen über leere Hotels und Rückgänge noch vor einigen Wochen soll sich dies nun klar gebessert haben.
    Vom Touristenboom ist jetzt die Rede.
    Allerdings dürften die nun wieder reichlich fließenden Fremdgewiesen bei weitem nicht ausreichen, um die problematische Wirtschaftslage des Landes zu stabilisieren.
    Denn dazu unternimmt die Zentralregierung in Belgrad nunmehr die höchsten Anstrengungen, wie uns Gustav Kaluber berichtet.
    Die zweite Phase der Stabilisierungsmaßnahmen in Jugoslawien lässt noch immer auf sich warten, nachdem der erste Schritt, die Abwertung des DIN-A und ein begleitender Preisstopp nunmehr bereits einige Wochen zurückliegen.
    Man scheint sich über die weiteren Schritte nicht völlig einig,
    kündigt lediglich weiter Importbeschränkungen und der Einführung eines neuen Devisenregimes an.
    Das Zahlungsbilanzdefizit soll auf alle Fälle an der Höchstgrenze von 2 Milliarden Dollar gehalten werden, ansonsten würde die jugoslawische Wirtschaft wieder ins Tal abrutschen.
    In diesem Zusammenhang wurden bereits Planziffern für das kommende Jahr geändert, die eine Senkung der Wachstumsrate um 1% und eine Steigerung der Exporte um real 8% gegenüber bisher 7% vorsehen.
    dass rund die Hälfte des Exporterlöses einschließlich der Einkünfte aus dem Tourismus für die Einfuhr von Erdöl aufgewendet werden muss, also etwa dreieinhalb Milliarden Dollar, beleuchtet die schwierige Wirtschaftssituation in Jugoslawien hinlänglich.
    Hiermit wird auch die radikale Benzinpreiserhöhung mitten in der Touristensaison begründet.
    Mit praktischen Begleitmaßnahmen zur Stabilisierung der jugoslawischen Wirtschaft tragen am ehesten noch Beschlüsse einzelner Teilrepubliken, große Städte und Betriebe bei.
    Manche Betriebe senken einvernehmlich mit den Belegschaften sogar die Löhne, um aus den roten Zahlen zu kommen.
    In der Jugoslawischen Hauptstadt Belgrad wurden nahezu alle Großbauvorhaben gestoppt, darunter der Bau des neuen Bahnhofes und der entsprechenden Eisenbahnanlagen, deren Planung teils auch die künftige U-Bahn mit einbezieht.
    Was bereits steht, soll konserviert werden, bis eben mehr Bargeld vorhanden ist.
    Das gleiche gilt für das klinische Zentrum in Belgrad, bei deren Baumillionen spurlos versickert sind und nach denen Kommissionen nun fieberhaft fahnden.
    Soweit man hört, bisher ohne nennenswerte Erfolge, was bei der engen Verfilzung der Bauindustrie und der städtischen Administrative kaum Wunder nimmt.
    In der kroatischen Landeshauptstadt Agram wurde der Bau von Verwaltungsbauten gestoppt.
    Auch Autobahnlose, die noch in diesem Jahr in Angriff genommen werden sollten, dürften vorerst im Planungsstadium am Papier bleiben, von Überlandstraßen und anderen Vorhaben zur Verbesserung des Verkehrs zu schweigen.
    Die große Bautätigkeit in Jugoslawien hat zweifellos zur Überhitzung der Preise beigetragen und ganz allgemeinen Preisauftrieb begünstigt.
    Deshalb wurden auch in vielen Industriebetrieben Bauvorhaben eingestellt.
    Weitergeführt werden nur Bauten, die in Kürze fertiggestellt werden und vorwiegend solche, die einen schnellen wirtschaftlichen Effekt versprechen.
    Im allgemeinen Wohnbau wird langsamer eingebremst, da kein Politiker wagt, dieses unpopuläre Thema vor der Öffentlichkeit anzufassen.
    Das war Gustav Kalupa aus Belgrad.
    12.22 Uhr und wir beginnen unsere Inlandsberichterstattung mit der Inlandspresseübersicht.
    Hauptthema der heutigen Inlandskommentare die gestrige Entscheidung des SPÖ-Bundesschiedsgerichtes im Fall Stefan Tull.
    Der oberösterreichische Nationalratsabgeordnete und Obmann des parlamentarischen Finanz- und Budgetausschusses war nach Auseinandersetzungen mit oberösterreichischen Parteifreunden von einem Schiedsgericht der SPÖ Oberösterreich aus der Partei ausgeschlossen worden.
    Dieser Ausschluss ist gestern auf SPÖ-Bundesebene aufgehoben worden.
    Tull wurde aber für fünf Jahre aller Parteifunktionen enthoben, wegen grober Pflichtverletzung gegen die Interessen der Partei, wie es in der Begründung heißt.
    Was Tull als gegen gewählten Volksvertreter bleibt, ist sein Nationalratsmandat.
    Zu diesem Themenkreis nun Auszüg aus den Kommentaren, Auswahl heute, Zita Bernhardi.
    Weder Hopp noch Tropp hat nach Ansicht der Tageszeitung die Presse das Schiedsgericht des SPÖ-Bundesparteivorstandes im Fall Tull entschieden.
    Man liest, so hell der Zorn war, der die oberösterreichischen Genossen zum Partei hinauswurfte, Stefan Tull trieb, so dunkelweise war die Korrektur der Maßnahme durch das SP-Bundesschiedsgericht.
    Der endgültige Spruch bedeutet zwar die parteimäßige Entehrung des alten Sozialisten, doch behältte er SP-Mitgliedschaft und Nationalratsmandat.
    Da sprach natürlich die Vorsicht als Mutter der Weisheit ein kräftiges Wörtlein mit.
    Tull hatte durchaus nicht ausgeschlossen, dass er nach eventuell erlittenem Eselstritt als wilder Abgeordneter auf seinem Parlamentssitz ausharren werde.
    Und das wäre peinlich gewesen.
    Den schäumenden Sozialisten, ob der Enns, kam das Schiedsgericht mit der Abregelung jeder Comebackchance für Tull offenbar weit genug entgegen.
    Womit bewiesen ist, zwischen Hopp und Trop findet sich auch in der SPÖ allerlei.
    Ist sie nicht die Partei Bruno Kreiskis?
    So endet ein Kurzkommentar in der Presse.
    In den oberösterreichischen Nachrichten schreibt Erich Pfeiffer unter dem Titel der halbe Genosse, dass Tull, dem auch der neuerliche Schiedspruch grobe Pflichtverletzung gegen die Interessen der Partei vorwirft, weiterhin sozialistischer Abgeordneter bleiben darf, hängt damit zusammen, dass sich die Sozialisten im Parlament keinen wilden Abgeordneten leisten können.
    Denn Tull, von der SP zwar nominiert,
    wurde ja vom Volk gewählt.
    Er wäre daher bis zum Ende der jetzigen Legislaturperiode im Parlament geblieben.
    Und einen wilden Tull wollte man in Wien nicht riskieren.
    In der oberösterreichischen SP hätte man das freilich bereits einkalkulieren können, als man über ihn den Stab brach.
    So Erich Pfeiffer in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Und in den Salzburger Nachrichten liest man zu diesem Thema.
    Der heute 58-jährige Tull wird in fünf Jahren mit 63 kaum noch entscheidende Funktionen in der SPÖ erreichen können.
    Seine Karriere ist also zu Ende.
    Mit der Entscheidung, Tull das Nationalratsmandat zu lassen, hat die SPÖ die Möglichkeit eines sogenannten wilden Abgeordneten im Parlament ausgeschlossen, also eines Mandatars, der keiner Fraktion angehört, wie das etwa nach dem Parteiausschluss Franz Olas der Fall war.
    Tull wird kein wilder Abgeordneter sein, aber ein sinnloser.
    Es ist nicht schwer, sich die Zwischenrufe der Opposition vorzustellen, wenn Tull in Hinkunft ans Rednerpult des Nationalrates tritt.
    Dass er nach grober Pflichtverletzung gegenüber der Partei, deren Obmann im Budgetausschuss bleiben kann, ist schwer vorstellbar.
    Dass man ihn fürs Drinsitzen zahlt, als reines Stimmvieh, ist Vergeudung von Steuergeldern.
    Wenn er weder wild noch sinnlos sein will, sondern gescheit, geht er.
    Und zwar rasch in Pension.
    So schlecht sind die Politikerpensionen gar nicht.
    dass man sie einem 58-Jährigen nicht zumuten könnte.
    Die Presseübersicht im Mittagsjournal.
    Das schlechte Wetter der letzten Wochen hat die Landwirtschaft in eine schwierige Lage gebracht.
    Die Heuernte ist extrem schlecht, es gibt daher zu wenig Futter für das Vieh im Herbst und im Winter.
    Dazu kommt, dass die Bauern über zu niedrige Rinderpreise klagen.
    Kommt es nun im Herbst und im Winter zur Notverkäufe, so wird die Lage noch kritischer.
    Der ÖVP-Bauernbund hat daher gestern in einer Pressekonferenz ein Forderungsprogramm präsentiert.
    Die Kürzung der Exportstützungen bei Schlachtrindern soll sofort zurückgenommen werden.
    Der Vieh-Export soll überhaupt besser gefördert werden.
    Außerdem sollen bei der EG-Kommission in Brüssel mehr Anstrengungen unternommen werden, mehr Rinder in die Länder der EG exportieren zu können.
    Vor allem dann, wenn es in Österreich zu wenig Futter für das Vieh gibt.
    Landwirtschaftsminister Heiden hat in Brüssel bereits die Verhandlungen aufgenommen.
    Herbert Huter führte das folgende Gespräch mit ihm gleich nach seiner Rückkehr.
    Herr Minister Heiden, einer der Forderungspunkte im Programm des ÖVP-Bauernbundes war ja, eine verstärkte Aktivität bei den europäischen Gemeinschaften zur Verbesserung der Exportsituation zu berindern.
    Sie, Herr Minister, sind aus Brüssel zurückgekommen.
    Haben Sie diesbezüglich etwas erreicht?
    Ja, wir haben in Brüssel alle Fragen besprochen, die derzeit anhängig sind.
    In einer wichtigen Frage ist der Abschluss erreicht.
    Das ist das sogenannte Mindestpreisübereinkommen für Käse.
    In der Weinfrage kommen wir tüchtig vorwärts.
    Und was die Rinderproblematik betrifft, werden die Verhandlungen im Herbst noch fortgesetzt werden.
    Da konnte ja jetzt ein Abschluss nicht erreicht werden.
    Ich habe den Vizepräsidenten der EG, den Agrarkommissar Gundelach,
    auch auf die schwierige Situation aufmerksam gemacht, die durch das Wetter hinsichtlich der Futtermittel besteht.
    Es ist ja der erste Schnitt kaum hereingebracht worden und daher besteht eine Futterknappheit auch für die Rinderhaltung.
    Unser Wunsch war, dass wir ein zusätzliches, außerirdisches Kontingent an zollbegünstigten und abschöpfungsfreien Nutzrindern für den Export in die EEG bekommen.
    Mit welcher Reaktion seitens der europäischen Gemeinschaften?
    Ja, es ist so, dass der Agrarkommissar unmittelbar ja keine Zusagen machen kann, weil er die Mitgliedsländer braucht.
    Es müssen ja die Mitgliedstaaten zustimmen.
    Er hat aber zugesagt, sich für eine rasche Regelung zu verwenden.
    Also ich bin optimistisch.
    dass wir doch zu Ergebnissen kommen werden.
    Dies, obwohl die Landwirte in der Bundesrepublik Deutschland zum Beispiel vom schlechten Wetter fast noch stärker betroffen sind als die österreichischen Bauern.
    Ja, das ist ja die Problematik.
    Es steht der Rinderpreis in der ganzen Ägä unter Druck, nicht nur bei uns.
    Und das erschwert natürlich die Situation.
    Ein weiterer Punkt des ÖVP-Forderungsprogramms ist ja eine Anhebung eben dieses Rinderpreises, unter anderem auch eine Aufhebung der Kürzung der Subventionen, die Sie mit 7.
    Juli verfügt haben.
    Wie steht es hier?
    Schauen Sie, wir haben noch nie so viel aufgewendet aus Bundesmitteln, also aus Mitteln des Steuerzahlers.
    wie in den letzten Jahren und wie auch heuer.
    Es sind jährlich etwa 300 Millionen Schilling.
    Mit den Einnahmen aus den Abschöpfungen sind es jährlich etwa 600 Millionen Schilling.
    Es ist allerdings so, der Staat kann noch so viel tun.
    Eine Bauernorganisation, die gleichzeitig Oppositionspartei ist, für die wird das immer zu wenig sein.
    Aber das ist ja keine Subventionskürzung, das ist ja eine Darstellung, die man nicht akzeptieren kann.
    Wir haben im Vorjahr einen absoluten Exportrekord gehabt mit 200.000 Stück Rindern insgesamt und heuer werden es noch mehr sein.
    Wir haben also keine Absatzprobleme.
    Abschließend Herr Minister, der ÖVP-Bauernbund stellt die Situation wegen der schlechten Futtersituation und damit im Zusammenhang wegen der Situation der Rinderhaltung für den kommenden Herbst sehr dramatisch dar.
    Teilen Sie diese Ansicht?
    Ich habe mich sofort in die westlichen Bundesländer begeben.
    Wir haben vorgesehen eine Strohaktion, eine Verbilligungsaktion, durch die die Transportkosten von Bund und Ländern
    weitgehend getragen werden und ich habe auch vorgeschlagen, dass wir eine Gerstenverbilligungsaktion für die Bergbauern durchführen, wobei die Kostentragung gedrittelt werden soll.
    Ein Drittel müsste der Bund bezahlen, ein Drittel die Länder und ein Drittel sollte eine Solidaritätsleistung der Bauern in den Ackerbauregionen sein,
    nämlich die Bezahlung aus dem Verwertungsbeitrag, der bei der Getreideernte eingehoben wird.
    Das war das Gespräch mit Landwirtschaftsminister Haydn.
    Es ist eine Minute nach halb eins.
    Noch eine kurze Programmübersicht über unser restliches Programm.
    Wir berichten über die Flugzeugentführung im Mittelrhein-Osten.
    Angeblich sollen die Täter Jordanier sein.
    Weiters über die Gespräche zwischen Giscard und Giorgescu in Paris.
    Aus dem Inland berichten wir noch über die Konstituierung der Kommission im Justizministerium, die den Missbrauch bei der Vergabe öffentlicher Aufträge verhindern soll.
    Im Kulturteil noch zum 75.
    Geburtstag von Elias Canetti.
    Unser nächster Beitrag trägt das Stichwort Wirtschaftskriminalität.
    Durch die AKH-Affäre ist eine Verbrechensart wieder mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt worden, die Wirtschaftskriminalität.
    Eine Mafia, wie sie Bundeskanzler Kreisky bezeichnete, bestehen aus Gebern und Nehmern von Schmiergeldzahlungen, Briefkastenfirmen und undurchsichtige Geldtransfers.
    Das ist das Grundmuster dieser AKH-Affäre.
    Tätig geworden ist nun nicht nur eine Untersuchungsrichterin, sondern ein ganzer Stab von Beamten der Wirtschaftspolizei, einer Institution, die es in Österreich seit 1922 gibt und die damals aus dem Kriegswucheramt hervorging.
    Die Beamten, Spezialisten auf ihrem Gebiet, haben sich aber nicht nur mit dem AKH-Skandal zu befassen, sondern mit vielen verschiedenen Arten von Wirtschaftsdelikten.
    Michael Kerbler berichtet.
    Fünf Firmen einer Branche bewerben sich aufgrund einer Ausschreibung einer Bundesdienststelle für den Neubau eines Dienstgebäudes.
    Der Auftraggeber rechnet mit einer Bausumme von 9 Millionen Schilling.
    Die Firma A machte das niedrigste Angebot, das aber immerhin um 300.000 Schilling höher als die geschätzte Bausumme war.
    Die fünf Firmen hatten ihr Angebot abgesprochen und festgelegt, dass die Firma A den Auftrag erhalten sollte.
    Die Firma machte daher ein überhöhtes Angebot und teilte den anderen Unternehmern diesen Preis auch mit, damit diese höhere Offerte einbringen konnten, um sicher zu sein, dass die bevorzugte Firma auch tatsächlich den Auftrag erhält.
    Übrigens, dieser Beispiel-Fall spielt in der Bundesrepublik Deutschland.
    Aber wäre er auch in Österreich geschehen, so würden sich die Firmen schuldig machen, gegen das sogenannte Kartellgesetz zu verstoßen.
    Dieses Gesetz verbietet die illegale Bildung von Kartellen, also zum Beispiel auch das Absprechen von Preisen.
    Generell muss gesagt werden, dass man Verstöße gegen das Kartellgesetz nur dann aufdecken kann,
    wenn zumindest einer der Beteiligten abspringt.
    In Österreich hat es illegale Preisabsprachen in der Vergangenheit z.B.
    zwischen zwei Aluminiumfolienherstellern gegeben, die zu einer hohen Geldstrafe von fast 300.000 Schilling verurteilt wurden.
    Da gegen das Urteil Berufung eingelegt wurde, ist es noch nicht rechtskräftig.
    Kritiker des Gesetzes, einer von ihnen nannte das Kartellgesetz vor kurzem,
    einen kunstvoll konstruierten Emmentaler, meinen, dass diese Gesetzespassage in §1 zu leicht als Persilschein verwendet werden kann.
    Hand in Hand mit Preisabsprachen gehen oft auch andere Formen der Wirtschaftskriminalität.
    Die Bestechung zum Beispiel.
    Mitarbeiter eines Betriebes können zum Beispiel Sachbearbeitern, die über die Vergabe öffentlicher Aufträge mitentscheiden, größere Geschenke, es muss nicht immer Geld sein, machen.
    Abgabenhinterziehung, besser bekannt als Steuerhinterziehung, nimmt eine vorrangige Position bei Wirtschaftsdelikten in Österreich ein.
    Fast könnte man sagen, dass jede Steuer, die es gibt, auch hinterzogen werden kann.
    Im vergangenen Dezember etwa wurden Schätzungen darüber angestellt, wie hoch 1980 die Mindereinnahmen aus der Veranlagung der Einkommenssteuer, der Gewerbe und der Mehrwertsteuer sein werden.
    Man kam auf die stolze Summe von mehr als 5 Milliarden Schilling, die durch Steuerhinterziehung dem Fiskus vorenthalten würden.
    Die Fehlbeträge aus der Mehrwertsteuer etwa setzen sich aus vielen kleinen und Kleinstbeträgen zusammen.
    Etwa dadurch, dass man für erbrachte Dienstleistungen oder beim Kauf von Waren keine Rechnung verlangt, der Kaufmann keine Mehrwertsteuer ausweisen muss und man selbst in den Genuss eines verringerten Rechnungsbetrages kommt.
    Auf diese Weise rechnet der Finanzminister mit einem Verlust von an die 2,7 Milliarden Schilling in diesem Jahr.
    Wirtschaftskriminalität, oft auch mit dem englischen Fachausdruck white-collar-crimes beschrieben, Verbrechen also, die mit weißem Kragen, sprich oft am grünen Tisch oder am Schreibtisch geplant werden,
    können dann aber auch Kreditbetrügereien, Wechsel- und Scheckbetrügereien sein, ja auch die Verfälschung von Lebensmitteln, wie die Verwässerung von Wein oder der Beifügung chemischer Zusätze zum Fleischfallen unter dem Begriff Wirtschaftsdelikte.
    Nicht ausgeführte oder unnötige Reparaturen in Rechnung zu stellen, ist aber ebenso ein Wirtschaftsdelikt wie illegal Arbeitskräfte zu beschäftigen.
    Das österreichische Strafgesetz sieht hohe Strafen für Wirtschaftsdelikte vor.
    Das Finanzstrafgesetz etwa ahndet mit dem § 33 die Abgabenhinterziehung.
    Das Strafausmaß umfasst nicht nur die Zahlung des Zweifachen des verkürzten Betrages, also das Doppelte vom unterschlagenen Geld, sondern auch noch zusätzlich ein Jahr Freiheitsentzug.
    Diese Strafrechtsbestimmung kommt dann zur Anwendung, wenn nachgewiesen werden kann, dass die Abgabenhinterziehung vorsätzlich geschah.
    Das KT-Gesetz wiederum bestraft etwa Preisabsprachen mit Geldstrafen bis zu 360 Tagessätzen plus in bestimmten Fällen zusätzlich Freiheitsentzug bis zu drei Jahren.
    Trotz der relativ hohen Strafen kann die Wirtschaftspolizei nicht über Unterbeschäftigung klagen, denn offensichtlich scheint steigender Wohlstand in Österreich nicht zu einer Verringerung, sondern eher zum Ansteigen von Wirtschaftsdelikten zu führen.
    Das war ein Bericht von Michael Kerbler, meine Damen und Herren.
    Jetzt hätten wir an und für sich den Beitrag über die Konstituierung der Kommission im Justizministerium über den Missbrauch, über die Verhinderung des Missbrauchs bei Vergabe öffentlicher Aufträge erhalten wollen, aber dort ist man noch nicht so weit.
    Wir müssen Auslandsbeiträge vorziehen.
    Mehrere Jordanier haben gestern Abend ein Flugzeug der kuwaitischen Luftfahrtgesellschaft kurz nach dem Start von Beirut in ihre Gewalt gebracht.
    Es gab Zwischenlandungen in Kuwait und heute früh in der iranischen Stadt Abadan.
    Von dort ist die Maschine in der Zwischenzeit mit unbekannten Ziel wieder abgeflogen.
    Ernst Tolous schildert uns Einzelheiten.
    Um ein Uhr Ortszeit, halb elf Uhr deutscher Zeit ist das Flugzeug mit unbekannten Zielen in Abadan gestartet.
    Der iranische Staatspräsident Abolhassan Banisadr
    hatte persönlich die Erlaubnis gegeben, dass das am Donnerstag auf dem Flug vom Beirut nach Kuwait entführte Flugzeug in Abadan aufgetankt werden durfte.
    Auf dem Flughafen des persischen Ölzentrums, 150 Kilometer von Kuwait entfernt, war es mehrere Stunden in der Klothitze von mehr als 40 Grad gestanden, nachdem es zweimal in Kuwait gelandet und einmal in Bahrain gegen Mitternacht aufgetankt worden war.
    Die vier internationalen Flughäfen der Vereinigten Emirate waren dagegen geschlossen worden,
    Die Luftpiraten konnten so nicht wie beabsichtigt Dubai anfliegen.
    Beim ersten Stopp in Kuwait hatten sie die 37 Frauen und Kinder unter den 80 Passagieren freigelassen.
    In Abadan, den letzten Halt, durften zwei Libanesen, ein Geistlicher und ein Geschäftsmann, das Flugzeug verlassen, nachdem sie sich unwohl fühlten.
    Beim zweiten Stopp in Kuwait hatte der kuwaitische Innenminister Sheikh Nawaf al-Sabah zwei Stunden lang mit den Entführern verhandelt, ohne Ergebnis.
    Die Luftpiraten, zwei Jordanier und zwei Kuwaitis fordern umgerechnet eineinhalb Millionen Mark von Kuwait.
    Geld, um das sie ihren Angaben zufolge, wenigstens berichtet es so die staatliche Nachrichtenagentur Kuwait, von einem kuwaitischen Geschäftsmann betrogen worden waren.
    Unverständlich ist, welche Ziele die Entführer tatsächlich verfolgen.
    Denn im gesamten Aktionsradius des Kurzstreckenjets gibt es kein Land, von dem sie erwarten können aufgenommen zu werden, ohne anschließend an Kuwait ausgeliefert zu werden.
    Dort erwartet sie angesichts der seit Wochen anhaltenden politischen Unruhe die Todesstrafe.
    Vor zwei Tagen erst hatte der Kronprinz von Kuwait, er ist gleichzeitig Ministerpräsident des Landes, in einer Rede vor der Polizeiakademie in ungewohnt scharfen Worten eine Warnung ausgesprochen.
    Es gibt feindliche Elemente hier unter den Ausländern, die Unruhe stiften.
    Wir werden mit aller Härte gegen diese Unruhestifter vorgehen.
    Unruhe hatte es auch im Polizeiapparat des Landes gegeben, als alle höheren Offiziere ausgewechselt wurden.
    Anlass war der erste Bombenanschlag in Kuwait seit Jahren.
    Er hat einer Zeitung gegolten und zwei Todesopfer sowie mehrere Verletzte gefordert.
    Die Kuwaitis fürchten vor allem, dass die Ausländer in ihrem Land ihre internen Konflikte in Kuwait auszutragen versuchen.
    Kuwait hat in den vergangenen Jahren das Verhältnis zwischen Einheimischen und Ausländern jeweils eine halbe Million nur dadurch in der Balance halten können,
    dass es die im Grenzgebiet zu Saudi-Arabien und Irak wandernden Nomaden zu Kuwaitis erklärt und festhaft gemacht hat.
    Die arabischsprachigen Ausländer, Libanesen und Palästinenser vor allem, besetzen die Schlüsselstellungen im Erziehungswesen, in der Verwaltung und in den technischen Führungspositionen.
    Pakistanis, Inder, Koreaner und auch Iraner verrichten alle notwendige Handarbeit bis hin zum Betrieb der technischen Installationen im Land.
    Sie sind unempehrlich.
    Dennoch sind alle Ausländer, auch die, die schon 20 Jahre in Kuwait arbeiten, klar durch die Gesetze des Landes diskriminiert.
    Sie sind ausgeschlossen vom Wohnungs- und Hausbauprogramm, dürfen keine Grundbesitz erwerben und sind von Sponsoren abhängig, die sie gegenüber den Behörden vertreten müssen.
    Zudem können alle Ausländer auf die Klage eines Kuwaitis hin ohne weiteres bei der geringsten Unregelmäßigkeit sofort ausgewiesen werden, ohne nähere Begründung.
    Spannungen hat es in Kuwait auch seit der Revolution im Iran zwischen der relativ kleinen Minderheit der schiitischen und der Mehrheit der sunnitischen Moslems gegeben, obwohl diese offiziell geleugnet werden.
    Die Entführung eines kuwaitischen Flugzeuges wird, was auch immer die wahren Hintergründe sind, auf alle Fälle die inneren Spannungen in diesem pro Kopf der Bevölkerung reichsten Land der Welt
    Das war Ernst Tolus, der Bericht aus dem Justizministerium ist nach wie vor nicht da, deshalb schon die Kultur vier Minuten vor dreiviertel eins.
    Einer der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller wird heute 75 Jahre alt, Elias Canetti.
    Canetti, jüdisch-spanische Abstammung, wurde in Bulgarien geboren.
    Seine Kindheit verbrachte er in Manchester, Wien und Zürich.
    Von entscheidendem Einfluss auf sein Leben und sein schriftstellerisches Werk waren die Jahre in Wien, wo Canetti Chemie studierte und von wo er 1938 in die Emigration ging.
    Erst in den 60er Jahren wurde Canetti allgemein anerkannt.
    Dass Canetti ein Schriftsteller ist, dessen Werke nicht gleichgültig lassen, beweist sein Theaterstück Hochzeit.
    Diese Demaskierung der bürgerlichen Welt endete bei der Braunschweiger Aufführung mit einem Theaterskandal.
    Von Canetti ist vor kurzem nun der zweite Teil seiner Lebensgeschichte erschienen mit dem Titel Fackel im Ohr.
    Ein Band, der die Jahre 1921 bis 1931 beschreibt.
    Mit diesem Buch beschäftigt sich Walter Gellert vor allem in seiner Würdigung Elias Canettis.
    Was an Canettis niedergeschriebener Lebensgeschichte so fasziniert, sowohl an dem Band die gerettete Zunge, der die Stationen der Kindheit des Schriftstellers von Rustschuk über Manchester, Wien bis Zürich, also die Jahre 1905 bis 1921 umfasst, als auch an dem zweiten Teil die Fackel im Ohr,
    Das ist die Schilderung der Entwicklung eines Schriftstellers.
    Man erlebt im wahrsten Sinne des Wortes mit, wie ein junger Mensch hören und sehen lernt, wie er sich selbst erkennen lernt.
    Der Leser erfährt die Ursachen der Beschäftigung Canettis mit den Phänomenen Masse, Macht, Machtausübung, Befehl, Phänomene, die der Schriftsteller in seinem zweibändigen Werk Masse und Macht fernab aller ideologischen Bindungen untersucht,
    und deren soziologische, psychologische und anthropologische Aspekte er in essaistischer Form behandelt.
    Wir erfahren in dem Band aber auch über seine Liebe zur Literatur, über sein Verhältnis zu Büchern.
    Die Lektüre hat ihr für ihn immer eine große Rolle gespielt, was sich auch zum Beispiel in seinem Roman Die Blendung niederschlägt.
    Hauptperson des Werkes ist ein Gelehrter, der durch die Heirat mit seiner Haushälterin aus der Welt der Bücher in den Alltag des Lebens gerissen wird, dessen Odyssee ihn schließlich nach Paris treibt, wo sein Bruder, ein Psychiater, seine Verrücktheit nicht erkennt.
    Den Irrsinn der Menschheit, diesem tragischen Verhängnis, dem der Einzelne kaum entgehen kann, zeichnet Canetti auch in seinen Dramen Hochzeit, Die Befristeten und in der Komödie der Eitelkeit.
    In diesem letztgenannten Stück zeigt Canetti eine Welt, in der Spiegel verboten sind.
    Er zeigt die politische Verführbarkeit der Menschen, aber auch die Sinnlosigkeit von Verboten, die dem Wesen des Menschen entgegengesetzt sind.
    Anlässlich der Aufführung der Komödie der Eitelkeit am Burgtheater meinte Elias Canetti auf die Frage, welcher Nationalität er sich zugehörig fühle.
    Ich fühle mich eigentlich den Ländern zugehörig, die ich sehr gut kenne, in denen ich länger gelebt habe, und das sind mehrere.
    Aber literarisch bestrachte ich mich ganz und gar als Wiener, weil ich ja aus der
    aus der Wiener Schule stamme, weil Karl Kraus und seine Vorlesungen, also seinen Schreiben die Wirkung auf mich hatten, weil ich das zuerst in Wien veröffentlicht habe, und weil ich noch immer die frühen Werke, die aus der Wiener Zeit stammen, als das wirkliche Fundament meiner Arbeit betrachte.
    Also ich könnte nicht sagen, ich bin Österreicher.
    Das wäre eine Verfälschung meiner Situation, weil ich eben einigen Ländern angehöre.
    Aber als Dichter, wenn man das große Wort gebrauchen will, oder als dichterarischer Mensch, betrachte ich mich durchaus als Wiener.
    Und sage es auch überall.
    Ich bin also in vier Sprachen aufgewachsen, ich spreche und lese auch einige mehr.
    Aber geschrieben habe ich eigentlich immer nur Deutsch.
    Als ich nach England emigriert bin, da haben viele Menschen, die mich kannten, gedacht, ich werde jetzt einfach Englisch zu schreiben beginnen, weil ich Englisch ja früher gesprochen hatte als Kind und es wäre nicht schwierig gewesen, aber ich hätte das nicht können.
    Ich habe vielleicht Vorträge oder wissenschaftliche Dinge, solche Dinge habe ich natürlich Englisch gemacht, aber als dichterische Sprache bin ich ganz strikt beim Deutschen geblieben, aus verschiedenen Gründen.
    Einmal war es die Sprache, in der ich immer geschrieben hatte,
    Dann auch aus Stolz.
    Ich wollte mir von niemandem, schon gar nicht von Hitler, verbieten lassen, in welche Sprache ich schreibe.
    Und das Merkwürdige war, dass gerade die Aussichtlosigkeit des Deutschschreibens damals in England, wo man ja nichts machen konnte mit diesen Dingen, mich noch darin bestärkt hat, dass ich weiter Deutsch schreibe.
    Und jetzt bin ich sehr froh, dass ich es getan habe.
    Denn ich kenne viele Fäden von Immigranten, die dann Englisch schreiben begonnen haben, die dann weder gut Englisch geschrieben haben, noch sehr gut in ihrem Deutsch.
    Es ist eine ungeschickte Sache da, gegen seine tiefen Willen die Sprache zu wechseln.
    Es geht nicht immer gut aus.
    Was Elias Canettis Werk auszeichnet und was auch immer wieder in dem zuletzt erschienen Buch Fackel im Ohr zum Ausdruck kommt, das ist der dichterische Gehalt, aber auch sein Humor und seine Fähigkeit Groteskes aufzudecken.
    Wenn Canetti in seinen Lebenserinnerungen von seiner späteren Frau schreibt, dann ist das Lebensbericht und Dichtung zugleich.
    Wenn er die Vorgänge um den Justizpalastbrand in Wien wiederholt, eine beeindruckende Schilderung, dann ersteht vor dem Auge des Lesers ein erschreckendes, aber auch groteskes Bild von der Bildung und Bewegung der offenen Masse.
    Wenn er seine Diskussionen mit der Mutter schildert, dann zeigt sich in ihm ein feines Gespür für die Psyche des Menschen und eine scharfe Beobachtungsgabe.
    Diese seine Vorzüge wurden spät aber doch von seinen Zeitgenossen anerkannt.
    Die vielen Ehrungen der letzten Jahre geben ein berätes Zeugnis davon.
    So ist Elias Canetti unter anderem Träger des Büchnerpreises, des großen österreichischen Staatspreises, des österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst, des Gottfried-Kehler-Preises und des Literaturpreises der Bayerischen Akademie für Sprache und Dichtung.
    Elias Canetti, heute 75 Jahre alt.
    Ein Beitrag von Walter Gellert.
    Morgen Vormittag werden im Großen Festspielhaus von Bundespräsident Kirchschläger die 60.
    Salzburger Festspiele 1980 eröffnet.
    Während derzeit im Großen Festspielhaus noch die letzten Vorbereitungen für die morgige Eröffnungspremiere von Offenbachs Hoffmanns Erzählungen auf Hochtouren laufen, wird im Kleinen Festspielhaus für die zweite Opernpremiere geprobt, nämlich für Mozarts Entführung aus dem Saraj.
    Dirigent dieser Aufführung ist Lorin Marcel.
    Mit dem Regisseur und Ausstatter Filippo Sanjust sprach Volkmar Paschalk.
    Also ein Just-Mozart-Entführung wird derzeit überall gespielt, in Wien, in München, in Bregenzen und auch in Salzburg.
    Warum, glauben Sie, wird dieses Stück derzeit so gefragt?
    Liegt das in der Luft?
    Ist das eine besondere Beziehung oder ist das einfach die Unvergänglichkeit dieses Werkes und der Zufall?
    Ich glaube beide letzte Dinge sind die Tatsache.
    Es ist ein großes Meisterwerk, der immer in jedem Minute gültig ist.
    Und jede Zeit, wo es interessant ist, es mit die dazu passenden Stimmen und Darstellern zu besetzen, es hat einen enormen Reiz.
    Ich glaube nicht, dass es ein Stück ist, das irgendwie von einem besonderen Moment oder einer Mode abhängig sein kann.
    Was nun weist der Bühnenbildner Filippo Sanjus dem Regisseur für ein Konzept zu oder umgekehrt was hat der Regisseur dem Bühnenbildner für ein Konzept zugewiesen?
    Ich glaube ich habe versucht mit einer
    relativ bescheidene sozusagen.
    Bescheidene heißt, dass es darf nicht monumental wirken.
    Erstens, Mozart verlangt einen bestimmten Raum, der immer menschlich wirken muss.
    Die Figuren dürfen nie bedrückt wirken von den Dekorationen.
    Auch in der großen
    Es ist immer schön, wenn man eine Lösung finden kann, die sich auf diesen menschlichen Maßstab bezieht.
    Und zweitens habe ich versucht, eine Lösung zu finden, womit man ein Minimum von konkreter Umgebung dem Stück anbieten kann,
    Weil meinetwegen, das ist ein Stück, der beide lustig und sehr ernsthaft ist.
    Und es ist, finde ich, nicht besonders nötig, es sehr viel zu stilisieren, weil es steckt genügend Wahrheit drin, um es sozusagen so konkret anzubieten, wie es überhaupt geht.
    Kommen Sie da mit einem Einheitsschauplatz aus?
    Nein, keineswegs.
    Ich mache im Gegenteil eine Drehbühne mit Bildern, die den Eindruck geben, von wie man in ein Zerai hineinkommt, Raum ins Raum ins Raum und wie man aus dem Zerai irgendwie wieder heraus kann mit Not und Gefahr.
    Herr St.
    Justus, es hat sich nun bei verschiedenen Entführungs-Aufführungen herausgestellt, dass eigentlich das Liebespaar und das Buchfauxpaar nicht sehr verschiedenartig behandelt werden können, dass es eigentlich bei einer Regie vor allem auf die Personen Osmin und Selim Pasha ankommt.
    Nein, ich glaube, die sind sehr verschieden, die zwei Liebespaare.
    Die sind verschieden und die sind gleich.
    Die sind verschieden als Menschen, die sind gleich, indem sie Liebhaber sind.
    Osmin auch, wenn man will, ist ein Liebhaber.
    Wenn sozusagen Entführung eine Art Sturm wäre, wäre, ich meine ein Shakespeare'scher Sturm, könnte man sagen, dass Osmin eine Art Kaliban vom Stück ist.
    Oder wenn es Sommernachtstraum wäre, wäre er eine Art Zettel.
    Das heißt, er ist eine Figur, der zu den Liebhaber gehört, aber
    Das geniale Streich ist der gescheiterte und komische und verhöhnte Liebhaber, der imperfekte Liebhaber.
    Wie auch der Selim Baser ein enttäuschter Liebhaber ist.
    Der Selim Baser, meinetwegen, ist eine Figur, die enorm wichtig ist, weil durch ihn, wenn er genügend Möglichkeiten hat,
    Um eine Gefahr für Belmonte zu sein, als Rival, dann wäre das Stück das, was Mozart gewünscht hat.
    Und zwar ein Stück, nicht über die Gefahr von irgendwelchen Türken gefoltert zu werden.
    aber über die Gefahr, die in unseren Gefühlen liegt, die immer weniger fest und weniger sind, wie wir sie uns einbilden.
    In dem Sinne, meinetwegen ist Josef van Tooten fast
    eine Fortsetzung von Motiven, die schon in Führung auftauchen.
    Auf jeden Fall, was im Stück wichtig ist, wird davon bedeutend gemacht, von was hat Mozart da musiziert.
    Und Mozart hat hauptsächlich
    eine feine Gewebe von innerlicher Liebeskontrasten musiziert.
    Und das ist die Hauptsache.
    Behaupten Sie eigentlich, dass gerade jetzt der Erfolg von den Mozart-Opern darin liegt, dass sie eine gewisse humane Botschaft in eine immer inhumaner gewordene Welt bringen?
    Die Welt ist immer ziemlich inhuman gewesen, soweit ich mich erinnern kann.
    Und Mozart ist immer in dem Sinne ein Erfolg gewesen.
    Jeder Mensch, der von einer bestimmten menschlichen Ausstrahlung angerührt wird, der sie nötig hat, wendet sich
    fast automatisch zu Mozart, wenn man ihn entdeckt, weil es gibt ganz wenige Dichte auf die Welt, die das anbieten, was Mozart anbieten kann.
    Ich würde sagen, Shakespeare ist einer anderen.
    Der einzige richtige Bruder von Mozart wäre meinetwegen Shakespeare.
    Und nach diesem Kulturbeitrag jetzt wieder eine Gedankenschleife zur Politik im Justizministerium ist man nämlich soweit.
    Im Zuge der Affäre um den Neubau des Wiener Allgemeinen Krankenhauses zerbricht man sich nahedings den Kopf, wie ein solcher Skandal in Zukunft vermieden werden könnte.
    So hat Bundeskanzler Kreisky auf den bereits pensionierten Rechnungshofpräsidenten Jörg Kandutsch zurückgegriffen, der in Zukunft ein wachsames und kontrollierendes Auge auf die Modalitäten um den weiteren Baufortschritt haben soll.
    Auch Bundespräsident Kirchschläger hat sich in der heutigen Ausgabe der Tageszeitung die Presse zu Wort gemeldet und verlangt, die Vergabe- und Auftragsmodalitäten künftig einem objektiveren Verfahren Platz geben müssen.
    Die Ö-Norm 2050, derzeit die Grundlage für alle Aufträge, genüge nicht mehr, meinte Kirchschläger.
    Und Überlegungen in eben dieser Richtung soll auch eine Kommission anstellen, die heute Vormittag im Justizministerium ihre konstituierende Sitzung abhielt.
    Ich rufe Erich Aichinger.
    Ja, also seit heute Vormittag ist Österreich um eine Kommission reicher, um die wörtlich Kommission zur Erstattung von Vorschlägen für den verstärkten Schutz vor Missbräuchen bei der Vergabe und Durchführung öffentlicher Aufträge.
    Angeregt wurde ihre Schaffung gleichermaßen von Bundeskanzler Kreisky und Justizminister Broda.
    Den Vorsitz führt der pensionierte Präsident des obersten Gerichtshofes, Franz Palin, ein langjähriger beratender Begleiter der Brodaschen Rechtsreform.
    Frage an den Vorsitzenden der heute neu konstituierten Kommission.
    Was ist schon herausgekommen?
    Was soll herauskommen bis zum Oktober?
    Bis dahin sollen Sie ja Vorschläge an Kanzler Kreisky und Justizminister Broder vorgelegt haben.
    Es geht insbesondere darum, ob eine Regelung der derzeitigen Vergabebestimmungen stattfinden soll.
    ob eine Strafbestimmung geschaffen werden soll für Verletzung der Vergabebestimmungen.
    Es geht aber auch um eine ganze Reihe weiterer Fragen, insbesondere um Verschärfungen der geltenden Strafbestimmungen gegen geschäftliche Untreue.
    bei missbräuchlicher Vergabe öffentlicher Aufträge, bei Provisionsannahmen und so weiter.
    Es gibt aber auch noch eine ganze Reihe weiterer zivilrechtlicher, verwaltungsrechtlicher und strafrechtlicher Fragen, die wir behandeln wollen.
    Es ist ja immer wieder die Überlegung aufgetaucht, dass die bestehenden Normen vielleicht durchaus ausreichten, dass sie nur nicht entsprechend angewendet würden.
    Das hat zum Beispiel der Chef der Wirtschaftspolizei einmal gemeint, es gäbe jetzt 15 Jahre ein Antikorruptionsgesetz und nicht eine Verurteilung.
    Oder der Vizepräsident der Richtervereinigung hat gemeint, in Österreich gibt es die maximale Gewähr, dass kein Unschuldiger drankommt, aber wenig Gewähr, dass man alle Schuldigen erwischt.
    Das sind die schwierigen Beweisfragen, an denen oft genug ein Strafverfahren scheitert.
    Eben darum ist es meine Absicht, eine Art Auffangbestimmung vorzuschlagen.
    im Vorfeld der Untreue, dass also schon die Verletzung einer Vergabevorschrift an sich einen strafbaren Tatbestand begründet, ohne dass es erst eines Nachweises bedürfte, ob und wie groß eine Schädigung ist.
    Eine solche Beweisfrage ist immerhin sehr, sehr schwer zu erledigen.
    Aber das ist ein bisschen ein Verstoß gegen die Rechtsphilosophie des Strafgesetzbuches, was doch im Grund heißt, die Gedanken auch des Spitzbuben sind zollfrei.
    Es geht nicht um die Gedanken, aber es geht darum, ob eine Vergabebestimmung, gegen eine Vergabebestimmung verstoßen wird, ob eine solche Bestimmung wirklich verletzt wird.
    Und das lässt sich vielen leichter nachweisen, wenn dies geschehen ist, als etwa der weitere Nachweis, ob nicht doch, ob wirklich eine Schädigung und in welchem Ausmaß eine Schädigung
    eingetreten ist.
    Also schon die formale Verletzung der Vergabebestimmung soll strafbar sein.
    So können wir schon viel früher, im Vorfeld einer geschäftlichen Untreue, unredliche Dinge strafrechtlich erfassen.
    An welche Sanktionen haben Sie hier gedacht?
    So weit sind wir noch nicht, aber sicherlich darf man die Dinge auch nicht überdrehen.
    Die Sanktion für eine Verletzung einer Formvorschrift etwa bei der Vergabe darf nicht so weit gehen können wie etwa bei Vermögensdelikten, wo ein Schade bereits eingetreten ist.
    Also im Grunde wieder abzubüßen durch das Dachgeldsystem wäre das nicht genau der falsche Anker, denn die Leute haben ja üblicherweise Geld, vielleicht auch Schwarzgeld.
    Ob Geldstrafe erfolgt oder Freiheitsstrafe, das ist immer Sache des einzelnen Falles.
    Also es ist gar nicht gesagt, dass das nur im Dachgeldsystem verbüßt werden soll.
    Im Übrigen schlage ich auch eine höhere Qualifikation
    bei geschäftlicher Untreue vor, wenn die Untreue zum Schaden der Öffentlichkeit, zum Schaden an öffentlichem Gut führt.
    Und hier sehe ich einen Strafsatz, schlage ich einen Strafsatz vor von 5 bis 10 Jahre, während das wäre höher, als es bisher für die höchsten Fälle, schwersten Fälle der geschäftlichen Untreue wäre.
    Glauben Sie, dass man wirklich mit Verschärfung, mit neuen Normen, Verschärfung bestehender Strafsätze das Auslangen findet?
    Es ist doch eine Realität, dass in der Wirtschaftskriminalität ein Täterkreis der hohen Intelligenz agiert.
    Ist denn die Justizmaschinerie überhaupt so ganz gewachsen?
    Gerade in der Wirtschaftskriminalität arbeiten die Täter vielfach mit einem kalkulierten Risiko.
    Und wenn das Risiko sehr hoch ist, so ist es geeignet, die Leute abzuschrecken.
    Ja, das also gerade noch geschafft.
    Das war der Bericht von Erich Eichinger von der Konstituierung der jüngsten Kommission in Österreich, der Kommission im Justizministerium, die sich mit der Verhinderung von Missbrauch bei der Vergabe öffentlicher Aufträge in Österreich beschäftigen wird.
    Ja, und das war auch das Mittagsschnallen, meine Damen und Herren.
    Die Kurzmeldungen sind sich nicht mehr ausgegangen.
    Bleibt dennoch noch mir übrig, mich zu verabschieden.
    Noch einen angenehmen Tag.
    Auf Wiedersehen.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1980.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf das gute Wochenendwetter
    Mitwirkende: Gmoser, Herbert [Gestaltung] , Berger, Bruno [Moderation]
    Datum: 1980.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Streikwelle in Polen weitet sich aus
    Mitwirkende: Thamm, Ludwig [Gestaltung]
    Datum: 1980.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Jugoslawien: Umfassende Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft
    Mitwirkende: Chalupa, Gustav [Gestaltung]
    Datum: 1980.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Landwirtschaftsminister Haiden verspricht Hilfe für Viehbauern, lehnt aber Bauernbundforderungen ab
    Interview: Landwirtschaftsminister Haiden
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Haiden, Günter [Interviewte/r]
    Datum: 1980.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Formen der Wirtschaftskriminalität: Preisabsprachen, Bestechung, Steuerhinterziehung
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1980.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Flugzeugentführung Kuwait, Hintergründe, Lage der Ausländer in Kuwait
    Mitwirkende: Dohlus, Ernst [Gestaltung]
    Datum: 1980.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Elias Canetti zum 75. Geburtstag
    Einblendung: Elias Canetti
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Canetti, Elias [Interviewte/r]
    Datum: 1980.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Medizin ; Kultur ; Medien und Kommunikation ; Theater ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorbericht Salzburger Festspiele - Mozarts Oper "Entführung aus dem Serail"
    Interview: Filippo Sanjust
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Sanjust, Filippo [Interviewte/r]
    Datum: 1980.07.25 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Konstituierung einer Kommission zur Verhinderung des Mißbrauches von öffentlichen Aufträgen
    Interview: Kommissionsvorsitzender Franz Pallin
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Pallin, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1980.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1980.07.25
    Spieldauer 00:58:13
    Mitwirkende Berger, Bruno [Moderation]
    Dobrovolny, Herbert [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1980.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-800725_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Anfang fehlt, Kurzmeldungen am Sendungsschluss aus Zeitknappheit nicht gesendet
    Nachrichten

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt