Mittagsjournal 1980.08.23

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Einen schönen Samstagmittag, meine Damen und Herren, das wünscht Ihnen als Redakteur Mikrofon des Mittagsjournals Werner Löw.
    Was hat der aktuelle Dienst für die folgenden 60 Minuten Information anzubieten?
    Selbstverständlich verfolgen wir weiterhin die Entwicklungen in Polen.
    Es gibt ja jetzt Anzeichen für eine Entspannung der kritischen Situation und wir erwarten dazu einen aktuellen Korrespondentenbericht aus Warschau.
    Dann wollen wir Ihnen eine weitere Folge unserer Samstag-Mittag-Serie im Journal zu Gast bringen.
    Und dieser Gast ist heute Alfred Worm, der stellvertretende Chefredakteur des Wochenmagazins Profil und, dieser bildhafte Ausdruck sei hier erlaubt, der eigentliche Anzünder dessen, was sämtliche Medien seit Wochen als den AKH-Skandal bezeichnen.
    Der engagierte Journalist Worm war der erste, der dem jetzt viel zitierten Sumpf der Korruption um den Neubau des Wiener Allgemeinen Krankenhauses eine erste saftige Probe entnahm.
    Und er ist nach wie vor zweifellos einer der bestinformierten Männer in dieser Skandalaffäre.
    Profilredakteur Worm, also heute zu Gast im Journal.
    Um das AKH, um die Sondersitzung des Nationalrats dazu und die darauf folgenden Strafanzeigen gegen Finanzminister Androsch, darum geht es auch in der Inlandspresse schau.
    Ein weiteres Inlandsthema, die Ziele der nächsten Metallarbeiterlohnrunde im Herbst sind bereits abgesteckt.
    Unsere Wirtschaftsredaktion meldet sich dazu mit einem exklusiven Erstbericht.
    Und schließlich wird uns die Kulturredaktion über die morgen anlaufende Innsbrucker Festwoche der alten Musik informieren und uns zweitens ein Gespräch mit dem Komponisten Professor Gerhard Wienberger vermitteln, dessen erste Streichquartett heute Abend im Rahmen des 5.
    Kammerkonzerts der Salzburger Festspiele uraufgeführt wird.
    Soweit also unser Programmzettel.
    Zu Beginn aber wie immer die Nachrichten.
    Die Meldungen zusammengestellt hat als verantwortlicher Chef vom Dienst Georg Schalk-Ruber, Sprecher ist Kurt Bauer.
    Polen.
    Die Versuche der Regierung, die jüngsten Streiks auf dem Verhandlungswege beizulegen, sind zwar bis jetzt gescheitert, die Entwicklung deutet aber auf eine gewisse Entspannung.
    Vor allem die Bereitschaft der Behörden, nun auch mit Vertretern der überbetrieblichen Streikkomitees zu verhandeln, hat zu dieser Entwicklung beigetragen.
    Der stellvertretende Ministerpräsident Jagielski will heute persönlich in die Leninwerft von Danzig kommen, nachdem er gestern erstmals Verhandlungen mit drei Vertretern der überbetrieblichen Streitkomitees geführt hatte.
    Diese Gespräche konzentrieren sich weiterhin auf die Forderung nach freien Gewerkschaften, wobei sich auch in dieser Frage ein Kompromiss andeutet.
    Die nun frei gewählten Vertreter könnten nämlich in die parteioffiziellen Strukturen integriert werden.
    Zur Entspannung der Lage hat weiters die Freilassung mehrerer vor Tagen festgenommenen Bürgerrechtskämpfer geführt.
    Das Politbüro in Warschau hielt heute Nacht eine Sitzung ab.
    Möglicherweise wird auch das Zentralkomitee in den nächsten Tagen einberufen.
    Der polnische Rundfunk ging heute früh, anders als an den Vortagen, mit keinem Wort auf die Situation in den Streitgebieten ein.
    Großbritannien, Bundesrepublik Deutschland.
    Beide Staaten haben diplomatische Schritte gesetzt, um gegen die Störung von Hörfunksendungen in russischer Sprache zu protestieren.
    Die Störmaßnahmen sind von der Sowjetunion vor wenigen Tagen nach mehrjähriger Pause wieder aufgenommen worden.
    Es kann vermutet werden, dass Moskau durch die Störungen der russischsprachigen Sendungen, der Deutschen Welle, der BBC und der Stimme Amerikas eine ausführliche Information über die Lage in Polen verhindern will.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Entscheidung der Regierung in Bonn, das innerdeutsche Treffen zwischen Bundeskanzler Schmidt und DDR-Staatschef Honecker abzusagen, ist bei den Parteien auf Zustimmung gestoßen.
    Sprecher der SPD, der Freien Demokraten sowie der CDU-CSU bezeichneten diesen Schritt im Zusammenhang mit den Vorgängen in Polen als richtig und notwendig.
    Der Westberliner Bürgermeister Stobbe dagegen bedauerte die Absage und verwies auf die große Bedeutung, die der Berliner Senat in diesem Treffen gesehen habe.
    In der offiziellen Stellungnahme der Regierung werden die jüngsten Ereignisse in Europa als Grund für die Absage genannt.
    Wirtschaftsminister Lambsdorff erklärte, das Treffen werde zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden, nicht jedoch vor der Bundestagswahl am 5.
    Oktober.
    Die Ostberliner Zeitungen berichten heute kommentarlos über die Absage der Bonner Regierung.
    Sowjetunion Die regimekritische Moskauer Helsinke-Gruppe hat an die westlichen Regierungen appelliert, bei dem für den Herbst in Madrid geplanten zweiten Folgetreffen der Europäischen Sicherheitskonferenz auf einer Debatte über Menschenrechtsverletzungen in der Sowjetunion zu bestehen.
    Es wäre falsch, würde der Westen der Konferenz in Madrid wegen der Afghanistan-Intervention der UdSSR fernbleiben, heißt es in einer Erklärung der Gruppe.
    Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Vereinbarungen der Helsinki-Konferenz von 1975, die Menschenrechte betreffend, auf ihre Verwirklichung in der Sowjetunion zu überprüfen.
    Einige Mitglieder der Helsinki-Gruppe sind in Haft, andere bereits emigriert.
    Frankreich.
    Die Kriegsmarine hat in der Nacht auf heute neulich mit Wasserwerfern und Tränengas Fischkutter aus dem südfranzösischen Ölhafen Fossur-Mer westlich von Marseille vertrieben.
    Die Fischer hatten gestern Abend überraschend den Hafen wieder gesperrt, nachdem sie zuvor auf Anweisung der Regierung durch Marineschiffe vertrieben worden waren.
    In den anderen französischen Häfen zeichnet sich ein leichtes Nachgeben der Streikenden ab.
    In Paris wird heute ein neuerlicher Versuch zwischen Regierung und Vertretern der 25.000 Fischer unternommen, ein Ende der Blockade auszuhandeln.
    Die Fischer protestieren seit Tagen gegen geplante Entlassungen, die nach Ansicht der Reda nur durch höhere staatliche Treibstoffsubventionen verhindert werden könnten.
    Japan
    Das vor drei Tagen in der Nähe der Insel Okinawa im Brand geratene sowjetische Atom-U-Boot befindet sich immer noch in der Nähe der Unglücksstelle.
    Nach einem gestern gescheiterten Versuch, das etwa 5000 Tonnen große Unterseeboot der Echo-1-Klasse in den Heimathafen, wahrscheinlich Vladivostok, zu bringen, hat heute neulich ein Schiff der sowjetischen Kriegsmarine das U-Boot in Schlepp genommen.
    Trotz der Aufforderung der japanischen Regierung, die eine nukleare Versorgung ihrer Gewässer befürchtet, ist der Verband in japanisches Hoheitsgewässer eingelaufen.
    Bei dem Brand im Heck des U-Bootes sind am Donnerstag mindestens neun Seeleute ums Leben gekommen.
    China, USA.
    Der Bewerber der Republikanischen Partei um das Amt des amerikanischen Vizepräsidenten Bush hat heute einen dreitägigen China-Besuch beendet und ist nach Tokio weitergereist.
    Bush hatte in Peking versucht, eine Äußerung vom Präsidentschaftskandidat Reagan über eine mögliche Anerkennung Taiwans abzuschwächen.
    Reagan erklärte unterdessen bei einer Wahlveranstaltung in Texas neuerlich, er wolle im Falle eines Wahlsieges diplomatische Beziehungen zu Taiwan aufnehmen.
    Die amtliche chinesische Volkszeitung kritisierte Reagan heute in einem Kommentar und warf ihm vor, eine Politik der zwei chinesischen Staaten zu verfolgen.
    In der Zeitung wird der Besuch von Vizepräsidentschaftskandidat Bush nicht erwähnt.
    Daraus lässt sich schließen, dass es Bush nicht gelungen ist, die chinesische Führung in dieser Frage zu beruhigen.
    USA Die Affäre um den Bruder des Präsidenten Birley beschäftigt nach wie vor die Öffentlichkeit.
    Billy Carter hat nun eingeräumt, er habe früher möglicherweise widersprüchliche Aussagen über eine von der libyschen Regierung an ihn ausgezahlte Geldsumme gemacht.
    Billy Carter ist ins Zwielicht geraten, weil er von Libyen 220.000 Dollar als Darlehen erhalten hatte.
    Diese Affäre beeinflusst auch den Wahlkampf vor den Präsidentenwahlen am 4.
    November.
    Verteidigungsminister Brown hat in Washington die Entwicklung einer revolutionären Technologie bestätigt, die amerikanische Flugzeuge und Marschflugkörper für Radaranlagen gleichsam unsichtbar macht.
    Vor Journalisten betonte Brown, diese Entwicklung werde den taktischen Streitkräften und der strategischen Abschreckung der USA eine neue Dimension verleihen.
    Der Minister bedauerte, dass Informationen über dieses Projekt, an dem bereits seit drei Jahren gearbeitet wird, durch Indiskretionen an die Öffentlichkeit gelangt sind.
    Iran.
    Die Hinrichtungswelle dauert an.
    In den frühen Morgenstunden wurden in Teheran wieder drei Männer exekutiert, denen Drogenhandel vorgeworfen wurde.
    Auch kommt es weiterhin zu Zwischenfällen im iranisch-irakischen Grenzgebiet.
    Entsprechende Meldungen kolportiert heute Radio Teheran.
    Einzelheiten werden allerdings nicht bekannt gegeben.
    Pakistan.
    Das Regime in Islamabad hat einen weiteren Schritt zur Islamisierung Pakistans getan.
    Präsident Zia-ul-Haq hat ein Gremium von Islamgelehrten geschaffen.
    Seine Mitglieder sind ranghöher als die Minister.
    Das neue Gremium soll die Arbeit so lange fortführen, bis in Pakistan ein neues, auf den islamischen Grundsätzen passierendes politisches System eingeführt ist.
    Weiters sind sechs Ausschüsse gegründet worden, die mit der Umgestaltung des gesellschaftlichen Lebens entsprechend den islamischen Gesetzen beauftragt wurden.
    Bolivien.
    Das Innenministerium in La Paz hat eine Bilanz über den jüngsten Staatsstreik vorgelegt.
    Demnach kamen nach offiziellen Angaben 30 Menschen bei dem Putsch ums Leben.
    Die Zahl der politischen Häftlinge wird vom Ministerium mit 500 angegeben.
    Allerdings wird eingeräumt, dass auch jetzt noch Personen verhaftet werden.
    Unterdessen bemüht sich die Militärregierung offensichtlich um eine Verbesserung der seit dem Putsch gespannten Beziehungen zur katholischen Kirche.
    Kuntaschef Mesa hat eine Botschaft am Papst Johannes Paul gerichtet, in der es heißt, Kontrollmaßnahmen gegen Angehörige des Klerus richteten sich gegen ihre politische Position und nicht gegen ihre Zugehörigkeit zur Kirche.
    Das waren die Meldungen und nun das Wetter.
    Die Wetterlage über Mitteleuropa ändern sich die Druck- und Strömungsverhältnisse nur wenig.
    Mit der anhaltend kräftigen Nordwestströmung wird weiterhin kühle Meeresluft gegen den Alpenraum geführt.
    Die Wetterwirksamkeit dieser Kaltluft wird jedoch durch schwachen Hochdruckeinfluss teilweise kompensiert.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Am Alpennordrand zeitweise starke Bewölkung und gelegentlich einige Regenschauer.
    Sonst wechselnd aufgelockert, an der Alpensüdseite regional auch gering bewölkt und meist niederschlagsfrei.
    Kühl.
    lebhafte, im Osten Österreichs teilweise auch heftige Winde aus West bis Nordwest.
    Nachmittagstemperaturen meist nur 16 bis 20 Grad, im Süden auch darüber.
    Frühtemperaturen morgen 6 bis 12 Grad.
    Die Aussichten für morgen meist freundliches, jedoch kühles Wetter.
    Am Alpen-Nordrand nach wie vor zeitweise stark bewölkt und stellenweise Regen.
    Sonst meist aufgelockerte Bewölkung im Süden durchwegs aufgeheitert.
    Liebhafte Nordwestwinde, Tageshöchsttemperaturen 15 bis 22 Grad.
    Und die Werte von 12 Uhr.
    Wien, Wolkig, 18 Grad, Nordwestwind 30 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt, Heiter, 18 Grad, Westwind 35.
    Linz, stark bewölkt, 15 Grad, Westwind 25.
    Salzburg, stark bewölkt, 15 Grad, Nordwestwind 15.
    Innsbruck, Heiter, 17 Grad, Ostwind 10.
    Pregenz, Wolkig, 14 Grad, Westwind 3.
    Graz, Heiter, 19 Grad, Nordwestwind 10.
    Und Klagenfurt, Heiter,
    19 Grad, Südostwind, 10 Kilometer in der Stunde.
    Soweit also Nachrichten und Wetter im Mittagssjournal des aktuellen Dienstes.
    Und bevor wir unseren heutigen Gast im Journal zu Wort kommen lassen, ein Blick ins Ausland, auf die Lage in Polen, die seit über einer Woche die Weltöffentlichkeit buchstäblich in Atem hält.
    Ein kurzer Überblick über die Entwicklungen der letzten Stunden.
    Die polnische Regierung versucht, die Streiksituation durch Verhandlungen zu lösen.
    Verhandlungen zunächst allerdings nicht mit den überbetrieblichen Streikkomitees, die sich in den Streikzentren Danzig und Stettin gebildet haben, sondern mit den Vertretern der einzelnen Betriebe.
    Dann kommt eine Resolution des Danziger Komitees.
    Man werde auch von sich aus mit der Regierungskommission so lange nicht verhandeln, bis die in Warschau festgenommenen Bürgerrechtskämpfer nicht freigelassen würden.
    eine überraschende Solidaritätserklärung der Arbeiter mit den Intellektuellen, die die Ausgangsposition für Gespräche noch zu erschweren scheint.
    Gleichzeitig aber gibt es erste Anzeichen für eine Gesprächsbereitschaft der Regierung, vor allem in Stettin.
    Dazu kommt die Freilassung einiger, wenn auch nicht aller festgenommener Dissidenten.
    Und über den letzten Stand der Dinge informiert uns jetzt Ludwig Tam telefonisch aus Warschau.
    Heute besucht der Verhandlungsführer der Regierungskommission, der stellvertretende Ministerpräsident Mieczysław Jagielski, die Leninwerft in Danzig, das Zentrum der Streitbewegung.
    Ein Einlenken in dieser Frage durch die politische Führung Polens hatte sich gestern Nachmittags und am Abend angebahnt.
    Nachdem der Verhandlungsführer der Stettiner Kommission, Politbüro-Mitglied Kazimierz Bartschikowski, gestern erste Kontakte mit dem überbetrieblichen Streikkomitee in der Oder-Stadt aufgenommen hatte.
    Bisher lehnten es Partei und Regierung ab.
    mit den von Ihnen als nicht repräsentativ angesehenen überbetrieblichen Komitees zu verhandeln.
    Sie sprachen nur mit Streikabordnungen einzelner Unternehmen.
    Hauptgrund der Ablehnung, man weigerte sich, mit Mitgliedern dieser zentralen Streikleitung zu reden, die nicht in einem der angeschlossenen Betriebe beschäftigt sind.
    Diese Bedingung hatte die Streikleitung andererseits auch nicht gestellt.
    Wenn damit ein gewisser Durchbruch in dem von beiden Seiten mit großer Geduld und Zurückhaltung geführten Konflikt erreicht wurde, ist der Weg trotzdem zu den eigentlichen Verhandlungen noch nicht frei.
    Die Regierung verlangt jetzt, dass zuerst die Verkehrsbetriebe wieder ihre Tätigkeit aufnehmen.
    In den letzten Stunden wurden mehrere Mitglieder des Oppositionellen Komitees zur gesellschaftlichen Selbstverteidigung KOR auf freien Fuß gesetzt, die am Donnerstag festgenommen worden waren.
    Dies war erwartet worden, nicht nur, weil die Streikenden das zur Bedingung für weiteres Verhandeln gemacht hatten, sondern vor allem, weil nach den polnischen Gesetzen Festnahmen für 48 Stunden ohne Haftbefehl erfolgen können.
    Gleichzeitig werden andere Mitglieder dieses Komitees, aber auch anderer oppositioneller Vereinigungen von den Sicherheitsbehörden festgesetzt, sodass ein dauerndes Kommen und Gehen herrscht.
    Auffällig war, dass der polnische Rundfunk heute Vormittag nichts von der Lage an der Küste meldete.
    Es wurde lediglich, wie schon gestern Abend im Fernsehen, eine Mitteilung des Direktors der staatlichen Mineralölgesellschaft zitiert, die die Autofahrer beruhigen soll.
    In Warschau, Krakau, Posen, Breslau und anderen Städten mussten die Fahrzeugbesitzer gestern stundenlang vor den Tankstellen warten.
    Sie befürchteten, Benzin könnte knapp werden.
    Dagegen betont die Mineralölgesellschaft, dass genügend Vorräte vorhanden seien.
    An eine Beschränkung der Abgabe denke man nicht.
    In Warschau, wo es auch heute wieder zu Schlangen vor den Zapfstellen kam, waren gestern 58 Tankstellen durch Störungen in der Stromversorgung infolge des Unwetters vom Donnerstag ausgefallen.
    In den bestreikten Ostseestädten werden die kommunalen Dienste außer dem Verkehr nach wie vor aufrechterhalten.
    Auch die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln klappt.
    In der Führung der kommunistischen Partei sind die Auseinandersetzungen über den weiteren Kurs, die schon geraume Zeit wären, heftiger geworden.
    Das Politbüro tagt ohnehin in Permanenz.
    Mitglieder des Zentralkomitees bereiten im Augenblick schon Reden für das Plenum vor, dessen Zusammentritt allerdings noch nicht terminiert ist.
    Edward Gerek's Ablösung als erster Sekretär ist nach allgemeiner Ansicht nur noch eine Frage der Zeit.
    Große Aktivitäten wurden in den letzten Stunden aber auch in der Warschauer Kurie entfaltet.
    Gestern Nachmittag traf in der polnischen Hauptstadt ein Brief von Papst Johannes Paul II.
    ein.
    Er wurde während der Nacht veröffentlicht.
    Darin hofft das Oberhaupt der katholischen Kirche, die Mutter Gottes möge auch diesmal dem Verlangen der Polen nach Brot und einem Leben in gerechten und geordneten Verhältnissen Gehör schenken.
    Kardinal Wyszynski predigt heute und morgen.
    Man erwartet, dass er sich eindeutiger zu den dramatischen Ereignissen äußert als bis jetzt.
    Soviel mittags aus Warschau.
    Ja, und damit zur angekündigten weiteren Folge unserer Samstagsserie.
    Im Journal zu Gast.
    Und im Journal zu Gast ist heute Ingenieur Alfred Worm.
    Ein Name, der vielleicht manchen von Ihnen so auf Anhieb eigentlich nichts sagt.
    Aber es war dieser Mann, der eigentlich hauptsächlich für das politische Dauerthema dieses Sommers sorgte.
    Die Umstände rund um den Neubau des Allgemeinen Krankenhauses in Wien.
    Dieses AKH wurde zwar schon seit etlichen Jahren gern mit dem schmückenden Beiwort Skandal versehen, zu brisanten innenpolitischen Bombegeriet dieses Thema war erst im Vorfrühling dieses Jahres, als die Zeitschrift Profil nach langen Recherchen mit der Berichterstattung begann.
    mit einer Berichterstattung, die schließlich zum Einsetzen der Tätigkeit der Gerichte, zur Suspendierung und Verhaftung von AKPE-Direktor Adolf Winter, zu allen weiteren Verhaftungen und zu all den mehr oder minder undurchsichtigen Vorgängen seither führte.
    Und im Profil war es eben im Wesentlichen ein einzelner Mann, der den Vorgängen rund um das AKH nachspürte, von dessen Informationsvorsprung etliche Kollegen bei den anderen Tageszeitungen, aber auch wir hier im ORF, zum Teil journalistisch lebten.
    Und deshalb ist unser Gespräch mit dem stellvertretenden Profil-Chefredakteur Alfred Worm doch wohl ein bisschen mehr als eine Variation zum Thema Journalisten interviewen Journalisten.
    Mit Alfred Worm sprach Wilfried Seifert.
    In der letzten Zeit sind Sie allerdings fast etwas mehr geworden als ein Journalist.
    Sie werden schon fast als moralische Institution zitiert.
    Es heißt nicht mehr der bei Profil tätige Journalist Alfred Worm, sondern es heißt nur noch AKH Aufklärer Worm.
    Wie fühlt man sich in der Rolle als moralische Institution?
    Erstens einmal bin ich keine moralische Institution, sondern nach wie vor Journalist im Profil.
    Ich bin auch nicht AK-Aufklärer, sondern die AK-Aufklärung wird von der Frau Dr. Helene Patik-Pablé mit der
    Staatsanwaltschaft vorgenommen, vom Untersuchungsausschuss.
    Ich bin gewissermaßen Reporter und habe gewisse Anstöße gegeben, was die Aufdeckung der Korruption betrifft, mehr nicht.
    Sie selber haben, Frau Dr. Pautik-Pablé, erwähnt,
    Haben Sie Schwierigkeiten mit dem Untersuchungsgericht?
    Von Dr. Patrick Pablé hat auch in einer Sendung im Journal zu Gast gemeint, dass einige Publikationen in der Presse, die zu schnell oder zum unrichtigen Zeitpunkt kommen, Ihre Arbeit, Ihre Untersuchungs- und Ihre Aufklärungsarbeit gefährden können.
    Tragen Sie da nicht auch eine moralische Verantwortung?
    Ich habe eine ähnliche Frage vor einigen Wochen von einem Journalisten des Fernsehens gestellt erhalten, der mich gefragt hat, ob ich nicht Arbeitsplätze der Firma Siemens gefährde.
    Ich möchte ganz generell einmal sagen,
    Ich gefährde, glaube ich, durch die Tätigkeit die Arbeit des Gerichtes in keiner Weise.
    Zum einen hat das Gericht ja länger als ein Jahr Zeit gehabt, von sich aus tätig zu werden.
    Zweitens, es gibt viele Unterlagen,
    die wir, bevor das Gericht sie hat, bereits verwerten, also eigene Recherchen.
    Und drittens, wenn wir Recherchergebnisse veröffentlichen, dann sind wir sicher, dass die derzeitigen Untersuchungshäftlinge davon auf jeden Fall wissen.
    Die wissen es nämlich genauer als sonst irgendjemand, denn sie waren ja die Beteiligten.
    Und keinesfalls erzählen wir ihnen durch die Zeitung irgendetwas Neues.
    Ihre Rechercheergebnisse haben Sie auch angesprochen.
    Es ist vorstellbar, es ist zum Beispiel beim berühmten Watergate-Skandal in Amerika ähnlich gewesen, da sind die beiden berühmten Reporter Woodward und Bernstein zum Teil auf illegalen Wegen gewandelt, um ihre Informationen zu erhalten.
    Wie ist das mit Ihnen?
    Müssen Sie auch illegale Wege beschreiten?
    Haben Sie hier nicht auch Verantwortung, die Sie eigentlich nicht übernehmen können?
    Oder gibt es hier Institutionen, Parteien, Gewerkschaften, Körperschaften, die Sie freiwillig und gerne mit Informationen versorgen?
    Man könnte die Frage vielleicht sogar noch ergänzen, was zahlen Sie für Ihre Informationen?
    Ich kann mit drüben Gewissen sagen, der höchste Preis, den ich persönlich für eine Information je gezahlt habe, war ein großer Brauner im Café Landmann.
    Höhere Beträge habe ich mein Leben lang für eine Information nie bezahlt.
    Natürlich steht am Anfang die Information, die zumeist aus irgendeinem Leserkreis kommt, gar kein Zweifel.
    Es gibt Informationen aus politischen Kreisen und es gibt Informationen aus der Wirtschaft.
    Diese Informationen bekommt jeder Journalist.
    Es kommt vielleicht auf die Ausdauer an, mit der man solche Informationen in Angriff nimmt.
    Die Basisinformation zum AKH-Skandal entstammt einer Mitteilung eines Wiener Kommunalpolitikers im Dezember 1978.
    Und aus dieser eher vagen Basisinformation hat unsere Zeitung nachher Recherchen eben in Lichtenstein begonnen.
    Und ich darf schon vorweg sagen, die Kontrollinstanzen, beispielsweise das Kontrollamt der Stadt Wien, der Aufsichtsrat des Wiener Allgemeinen Krankenhauses, alle diese Kontrollinstanzen, auch die Justiz, hätten
    wären sie damals diesen Informationen nachgegangen, die Affäre AKH heute bereits aufgeklärt.
    Zur Frage illegale Methoden, ich kann mit ruhigem Gewissen sagen, dass von unserer Seite keinerlei illegale Methoden praktiziert werden, im Gegenteil.
    Es gibt in diesem Lande mehr Menschen, die über gewisse Zustände
    unzufrieden sind und sich an Zeitungen wenden, als man denkt.
    Und diese Menschen sind unser Kapital.
    Aber war nicht das Tonbandgespräch, das Sie mit dem nunmehr suspendierten und inhaftierten Ex-AKH-Direktor Winter auf Tonband aufgenommen haben, streng genommen illegal?
    Rein formell darf ich dazu sagen, das Strafgericht hat mich im Namen der Republik des Deliktes freigesprochen.
    Ich bin dieses Tonbandes wegen sehr im Schussfeuer der Kritik gestanden.
    Zu Recht.
    Es hat eine Diskussion gegeben, inwieweit darf man derartige Methoden anwenden, inwieweit nicht.
    Es war das erste Mal in meinem Leben, das wird sicher das letzte Mal sein.
    Ich hoffe, es bleibt der Republik Österreich, eine Affäre wie das AKH auch erspart und uns Journalisten die Qual, eine derartige Methode anwenden zu müssen.
    Aber bitte, die Frage Tonband oder nicht.
    Das Tonband, ein Beweismittel, das keines ist und war, hat die Justiz dazu veranlasst, von sich aus endlich tätig zu werden.
    Sie sagten vorhin, Sie bekommen Informationen auch aus Kreisen der Wirtschaft, auch aus politischen Parteien.
    Wie weit haben Sie eigentlich manchmal das Gefühl, Werkzeug zu sein?
    Könnten Sie sich vorstellen, dass Sie bestimmte Informationen gezielt bekommen, vulgär übersetzt, kratzversucht, androsch zu hauen oder umgekehrt, dass hier von bestimmten Gruppen Informationen lanciert werden, um den anderen zu schwächen, herabzusetzen, in der Partei unmöglich zu machen?
    Es ist die Aufgabe der Journalisten, derartige Informationen zu objektivieren.
    Der KGB hat eine eigene Abteilung für Desinformation.
    Ich erlebe mit einer derartigen Desinformation praktisch, so wie alle Journalisten, jeden Tag die sogenannten Legalen, die gezielt oder ungezielt jedenfalls Tag für Tag in den Redaktionsstuben eindrücken.
    Das sind Sonderzahlen.
    Und es kommt nicht selten vor, dass man viele tausend Kilometer quer durch die Welt im Flugzeug herumkurvt, um dann festzustellen, es war ein sogenannter Leger.
    Es waren Leerkilometer, Leerkosten.
    Das ist unser Beruf, damit müssen wir leben.
    Es ist allerdings unsere Aufgabe, auch derartigen Informationen nachzugehen.
    Als Werkzeug missbraucht fühle ich mich eigentlich nicht.
    Sie schließen also aus, dass auch korrekte Informationen an Sie weitergegeben wurden, um den politischen Gegner, womöglich sogar im eigenen Lager, zu schwächen?
    An mich sicher nicht.
    Nun vielleicht ein paar Fragen zu Ihrer persönlichen Situation.
    Sie sind verheiratet, Sie haben auch ein Kind, Sie haben sich zum Teil auf Auseinandersetzungen mit internationalen und auch nationalen Großkonzernen eingelassen.
    Grob gefragt, hatten Sie jemals Angst vor einem Zementklotz um die Beine und dann versenkt im Donnerkanal?
    Es ist vor einigen Tagen oder Wochen,
    durch die Zeitungen die Meldung gegangen, die Untersuchungsrichterin Patik Bablé würde anonym bedroht.
    Derartige Auswüchse, muss ich sagen, sind schlimm.
    Diese Frau macht in einer ungeheuer couragierten Art und Weise ihre Pflicht und wird von irgendwelchen Psychopathen nachher bedroht.
    Es ist kein Zweifel, jeder von uns, der seine Nummer im Telefonbuch stehen hat, der in der Redaktion angerufen werden kann, wird ebenfalls bedroht.
    Wir kriegen schriftliche Drohungen.
    Nun, das gehört aber zum Beruf dazu und wird von mir sicherlich nicht ernst genommen.
    Meine Familie hat sich an nächtliche, mitternächtliche und nachmitternächtliche Anrufe bis in die frühen Morgenstunden bereits gewöhnt.
    Es gab in Ihrer Recherchstätigkeit eine besonders kritische Phase, Herr Worm.
    Das war, als der Elektrokonzern Siemens praktisch mit der Pistole auf der Brust von Stadtrat Mayer auf die Brust gesetzt hat.
    gezwungen war gegen sie mit einer zumindest in den Zeitungen sehr aufgebauschten 100, 200, 300 wie viel auch immer Millionen Schilling Klage gegen sie vorzugehen.
    Das war als zum ersten Mal die Firma Siemens genannt wurde als Schmiergeldgeber und Stadtrat Mayer hat Firma Siemens damit gedroht keine Aufträge mehr an sie zu vergeben, wenn nicht durch eine Millionenklage gegen das Profil dieses Gerücht, dieses Problem aus der Welt geschafft würde.
    Haben sie damals um die Existenz von Profil eigentlich gebankt in eine
    Zunächst der Stand der Prozesse.
    Auf dem Titel Schadenersatz sind zwei Prozesse anhängig.
    Beim Landesgericht für ZDES in Wien.
    Das Profil wurde geklagt von der Firma Siemens auf eine Million Schilling.
    Die Firma Siemens behauptet keinerlei Kontakte mit dieser lichtensteinischen Firma gehabt zu haben.
    Die zweite Klage betrifft 32 Millionen Schilling Schadenersatz, eingebracht von der Firma Knoblich, der Siemens-Dochter.
    Ein gleicher Tenor.
    Diese Fakten wurden mittlerweile gerichtlicherseits widerlegt.
    Wir haben damals im April, in den ersten Aprilwochen 1980 diese
    Klagen mit großer Verwunderung empfangen.
    Wir haben uns damals deswegen gewundert, weil sowohl die Firma Siemens als auch der Herr Winter selbst wusste, dass wir sowohl die Verträge
    als auch die Zahlungen bereits aktenmäßig besaßen und dieses Einbringen einer horrenden Klage, wie es in Österreich in dieser Art noch nie gab, eindeutig nur ein Druckmittel war, künftig hin die Recherchen einzustellen und die Berichterstattung zu stoppen.
    Das ist nicht gelungen.
    Und ich muss ganz ehrlich sagen, es wäre übertrieben zu behaupten, ich hätte mich in diesen Wochen sehr wohl gefühlt.
    Es lastete eine ungeheure Verantwortung auf mir und das wusste ich.
    Ich hatte allerdings die gesamte Redaktion hinter mir.
    Sie haben bei Ihrer Tätigkeit im Profil sich zum Spezialisten in Sachen Bauskandal entwickelt.
    Wie weit ist das darauf zurückzuführen, dass Sie ja eine andere berufliche Laufbahn haben als die meisten Journalisten-Kollegen?
    Sie waren ja selbst Bauingenieur und kommen von einer auch nicht ganz ohne Skandale davongekommenen Baufirma.
    Die Firma Straßgschwander und Ambrus, die im Zusammenhang mit dem Weststadion in Wien genannt wurde, eben auch beim Allgemeinen Krankenhaus Straßgschwander und Ambrus haben
    viel früher die Teile Kinderklinik und Psychiatrie gebaut.
    Wie weit sind sie vorbelastet, wie weit sind sie hineingetrieben worden in die Bauskandale.
    Nun, ich selbst war 13 Jahre lang im Bauwesen als Bauleiter und Bauingenieur tätig.
    Ich bin gelernter Bauingenieur, Tiefbauingenieur, war sieben Jahre lang bei dieser von Ihnen erwähnten Firma.
    Ich putze mich jetzt überhaupt nicht ab, aber nur der Objektivität halber.
    Ich hatte mit den Baustellen Kinderklinik, Psychiatrie und Weststadion überhaupt nicht das geringste zu tun, weil es eben nicht meine Baustellen waren.
    Ich bin seit fünf Jahren im Journalismus und habe in dieser Zeit mit dem Bauwesen kaum praktischen Kontakt.
    Wohlhaber habe ich viele Freunde im Bauwesen, die mir sehr wertvolle Informationen liefern.
    Freunde, auf die ich mich verlassen kann.
    Vielen Dank.
    Im Journal zu Gast war Alfred Worm, Redakteur des Wochenmagazins Profil mit dem, ob es nun mag oder nicht, Etikett AKH-Aufklärer.
    Die AKH-Sondersitzung des Nationalrats vom vergangenen Donnerstag und der dabei von der ÖVP vorgebrachte Verdacht gegen Finanzminister Androsch bei der Finanzierung der von ihm bewohnten Villa seines Schwiegervaters in Neustift in Wien habe es Unregelmäßigkeiten gegeben.
    Das sind auch die Ausgangspunkte für die heutigen Zeitungskommentare.
    Zur Erinnerung, in der AKH-Sondersitzung hatte die ÖVP als Hauptbeweismittel in Sachen Androschwila ein anonymes Schreiben vorgelegt, von dem die ÖVP selbst gleich feststellte, es könnte sich auch um eine Fälschung handeln.
    Dasselbe räumte dann am nächsten Tag auch ÖVP-Anwalt Graf ein.
    Graf meinte aber offenbar, es gebe auch ohne dieses Schriftstück aufklärungswürdige Anhaltspunkte für strafrechtliche Tatbestände.
    Genug jedenfalls für eine vom Wiener ÖVP-Klubobmann Fritz Hahn eingebrachte Strafanzeige gegen Vizekanzler Androsch, dessen Schwiegervater Paul Scherf und gegen den stellvertretenden Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung Göttlicher.
    Diese Strafanzeige und die vorangegangene Sondersitzung im Nationalrat, also Hauptthemen der heutigen Pressekommentare, zusammengestellt von Erich Aichinger.
    Hermann Tschekal im sozialistischen Oberösterreichischen Tag bleibt.
    Eine derart heuchlerische Niedertracht hat es im Hohen Haus in den letzten 35 Jahren niemals gegeben.
    Noch nie zuvor ist die Abgeordnetenimmunität so schamlos missbraucht worden.
    Es blieb einem Herrn Steinbauer und seiner Partei mit dem christlichen Menschenbild vorbehalten, alle Gebote des Anstandes und der Fairness mit Füßen zu treten, nur um eines parteipolitischen Vorteiles willen.
    Irgendwas wird schon hängen bleiben.
    Nach dieser Methode sind sie wieder einmal vorgegangen und brauchen nicht einmal Angst zu haben, sich für diese Gemeinheit vor einem ordentlichen Gericht verantworten zu müssen.
    Es gab einmal eine Zeit, da glaubte man, die ehemaligen Christlich Sozialen hätten sich wirklich zu Demokraten gewandelt und ihrem Nachwuchs beigebracht, wie gefährlich es ist, buchstäblich über Leichen zu gehen, wie sie es in diesem Land getan haben.
    Jetzt aber muss man erkennen, dass zumindest die Jungen nichts aus der Vergangenheit gelernt haben.
    Und wenn es ihnen auch derzeit verwehrt ist, abermals mit Kanonen und Galgen zu regieren, dann wollen sie doch wenigstens ihre politischen Leichen haben, meint Hermann Tschekal im sozialistischen Oberösterreichischen Tagblatt.
    Paul Fritz in der sozialistischen Grazer Neuen Zeit schreibt,
    Wenn die VP glaubt, Fakten gegen Androsch zu besitzen, dann gehören diese auf den Tisch.
    Dann ist der Finanzminister mit ihnen zu konfrontieren, aber nicht im Stile der Pradler Ritterspiele.
    Damit setzt man nur das Parlament herab, wird auch einem Mann nicht gerecht, der immerhin seit elf Jahren maßgeblich die Wirtschaftspolitik unseres Landes, die international als vorbildlich gilt, bestimmt.
    Und abschließend?
    Der eingefrorene Posthornton würde immer wieder aufs Neue aufgetaut werden.
    Der anonyme Brief muss, obwohl derartiges grundsätzlich in den Papierkorb gehört und wenn es einen beliebigen Bürger betroffen hätte, auch dort gelandet wäre, ernst genommen werden, schreibt Paul Fritz in der sozialistischen Neuen Zeit zur Begründung seiner Forderung nach raschen Untersuchungen.
    Ein Blick in das neue Volksblatt der ÖVP.
    Herbert Leschanz.
    Der steuerberatende Finanzminister und leider sogar kein Millionär hat sich in seiner Armut selber so gut beraten, dass er für einen Kredit über 12 Millionen Schilling die Bürgschaft abgeben kann.
    Not macht eben erfinderisch.
    Sag, wie macht das der Androsch?
    Die Antwort wird der staunende Österreicher möglicherweise von den Gerichten erfahren.
    Und dann Bezug nehmen auf die Anonymität der Anschuldigungen.
    Nicht der Name, der auf diesem Schreiben fehlt, braucht Anlass zu sein, die Nase zu rümpfen, sondern das immerwährende Auftauchen des gleichen Namens in diesem ganzen fassungslos machenden System von Verquickung der Politik mit dem Geschäft.
    Minister Lütgendorf, der nach niedergestimmtem Misstrauensantrag schließlich doch gehen musste, hat man einen Mordssteher genannt.
    Diesen Titel hat er längst schon an Androsch verloren.
    Andros steht durch das Vertrauen der SPÖ-Abgeordneten nach wie vor.
    Der arme Millionenbürger hat noch 95 Bürger.
    soweit Herbert Leschanz im neuen Volksblatt der ÖVP.
    Barbara Stieglmeier im ÖVP-Organ Südost Tagespost.
    Menschen, die vom System her keine Fehler machen können, müssen einen Androsch, einen Leodolter, einen Lütgendorf, einen Machtl, einen Winter, einen Wilfling, einen Rumpold weiterhin schützen, müssen die gemachten Fehler total ignorieren, weil sonst ihr Glaube an die Vollendung und an die Vollkommenheit des Systems verloren gehen müsste.
    Das lässt freilich befürchten, dass die SPÖ unfähig ist, mit dem AKH-Skandal fertig zu werden und erklärt auch die Unverfrorenheit, mit der Androsch jede Verquickung von Politik und Geschäft in seinem persönlichen Bereich bestreitet.
    Er hat seine Genossen fest in der Hand, er kann sie beim wundesten Punkt, den ein einfacher Sozialist überhaupt hat, packen, beim Glauben, beim Glauben an den Sozialismus nämlich.
    Soweit Stimmen der Parteipresse.
    Zuletzt Barbara Stieglmeier im ÖVP-Organ Südost-Tagespost.
    In den Salzburger Nachrichten hat Gerhard Steininger für seine Betrachtungen den Titel vor dem Ende der Ära Androsch gewählt.
    Hier liest man.
    Niemand soll glauben, dass der Tag X unmittelbar bevorsteht.
    Da gibt es Sachzwänge.
    Androsch wird wohl noch das Budget 1981 einbringen müssen.
    Und es gibt politische Gründe, es mag zynisch klingen.
    Je ruhiger sich die ÖVP verhält, umso rascher wird der Vorhang fallen.
    Wobei man sich fragt, ob die ÖVP an einer raschen Bereinigung überhaupt Interesse hat.
    Mit ihrem bedenklich an einen Skandal gemannten Verhalten, die Berufung auf anonyme und deshalb zunächst höchst dubiose schreiben, hat die große Oppositionspartei vorgestern jedenfalls nur bewirkt, dass zumindest vorübergehend aus der manchen Sozialisten aufgezwungenen Solidarität mit Androsch wieder eine echte geworden ist, schreibt Gerhard Steininger in den Salzburger Nachrichten.
    Hans Raunscher im Kurier.
    Wie aber den AKH-Schaden unter Kontrolle bekommen?
    Zynische Polit-Erfahrung behauptet, dass nach Darbringung eines genügend prominenten Opfers halbwegs Ruhe sein könnte.
    Nach der Lage der Dinge müsste dieses Opfer wohl Androsch heißen.
    Teuflischerweise ist aber gerade er der kompetente Mann für ein Gutteil der anstehenden Probleme, Zahlungsbilanz, Budget.
    Ein Dilemma für die SPÖ, das einfach nicht verschwinden will.
    heißt es bei Hans Rauscher im Kurier.
    Thomas Korherr in der Presse.
    Wir erleben derzeit eine Periode der Radikalisierung und gewiss hat daran auch die Opposition ihr gerüttelt Maß an Schuld.
    Wir erleben anhand des AKH-Skandals und seiner Folgewirkungen die Brüchigkeit einer Demokratie, die von lauter vermeintlichen Erzdemokraten regiert wird.
    Aber wehe, man kratzt an der Tünche.
    Dieses Land, diese Republik braucht weder Mordssteher noch Zornbinkeln, weder Pharisäer noch Profilneurotiker in den Spitzenfunktionen.
    Sie braucht gute und ehrliche Politiker.
    Wird man sie bald, frei nach Diogenes, mit der Laterne suchen müssen?
    Und um 12.39 Uhr, neun Minuten nach halb eins zum Thema Wirtschaft.
    Mit Beginn des kommenden Monats setzt in Österreich die Lohnrunde 1980-81 ein.
    Eröffnet wird sie von der größten Arbeit der Gewerkschaft Österreichs, nämlich von der Gewerkschaft Metall, Bergbau und Energie.
    In groben Zügen haben sich die Metaller auf ihr Forderungspaket für ihre Verhandlungen bereits geeinigt und im folgenden Beitrag analysiert Michael Kerbler, um welche Forderungen es geht.
    Das Verhandlungskomitee der Gewerkschaft Metall, Bergbau und Energie, das am 2.
    September das Forderungspaket für die Lohnrunde 1980 den Arbeitgebervertretern überreichen wird, hat ein schweres Stück Arbeit vor sich.
    Es ist die erste Teilgewerkschaft, die heuer Lohnverhandlungen führen muss und weiß, dass von dem Abschluss auf Ist- und Kollektivvertragslohn eine Signalwirkung für alle Arbeitnehmergruppen, die nachher verhandeln, ausgeht.
    Die Position der Metallgewerkschafter lässt sich kurz so skizzieren.
    Erstens, seit dem letzten Vertragsabschluss beträgt die Inflationsrate zusammengerechnet 5,7 Prozent.
    Zweitens, Öl- und Goldpreiserhöhung haben zu einer Belastung des Staatshaushaltes geführt.
    Und drittens, die Metallarbeiter rechnen mit einer Reallohnsteigerung.
    Aus all dem ergibt sich die Frage, mit welcher Forderung auf Mindest- und Istlohn die Gewerkschafter in die Verhandlungsrunde eintreten werden.
    Zur Erinnerung, bei der Lohnrunde 1979 wurden 9% Mindestlohnerhöhung und 6% Istlohnerhöhung gefordert.
    Die damalige Inflationsrate, die den Forderungen mit zugrunde gelegt wurde, betrug 3,6%.
    Privatangestellten Gewerkschaftschef Dallinger hat kürzlich davon gesprochen, dass zur Erringung einer Reallohnsteigerung auch eine 10-prozentige Lohnerhöhungsforderung gestellt werden müsste.
    Gilt eine 10-prozentige oder 8-prozentige Lohnerhöhungsforderung auch für die Metallarbeiter als realistisch?
    Der geschäftsführende Vorsitzende der Gewerkschaft Metall, Bergbau und Energie, Sepp Wille, beantwortet die Frage vorsichtig so.
    Wenn wir von 8 bis 10 Prozent Lohnerhöhung reden, müssen wir gleich unterscheiden, welche Lohnerhöhung wir meinen.
    Meinen wir die Mindestlohnerhöhung oder meinen wir die Ist-Lohnerhöhung?
    Wir werden bei der Mindestlohnerhöhung zweifellos in diese Größenordnung kommen.
    Sicher ist, dass in dem Forderungspaket das Verlangen nach einer prozentuellen Lohnerhöhung nur eine von vielen Forderungen ist.
    Wille nennt einen zweiten, wichtigen Wunsch der Gewerkschafter, der heuer realisiert werden soll.
    Wir haben in den letzten Jahren immer wieder abgeschlossen mit einer Laufzeit von 14, 15 oder 13 Monaten.
    Wir wollen die Vertragszeit künftig, ohne uns festlegen zu wollen, auf zwölf Monate reduzieren.
    Dadurch wird die Transparenz wesentlich verbessert, unsere Mitglieder verstehen viel besser, auf welchen Zeitraum der Vertrag abgeschlossen wurde
    Und zudem ist es für uns dadurch leichter, die Mindestlöhne der volkswirtschaftlichen Entwicklung anzupassen.
    Bei der Frage nach den Mindestlöhnen stehen auch volkswirtschaftliche Gesichtspunkte zur Diskussion.
    Der Finanzminister und unsere Vertragspartner weisen immer darauf hin, dass von der voraussichtlichen Inflationsrate in der Höhe von 6% ca.
    2,5% abzuziehen sind, weil Ölpreise und Goldpreise gestiegen sind, die nicht abgegolten werden können.
    Wir sind nicht gewillt, das widerspruchslos hinzunehmen.
    Wir sind allerdings einsichtig genug zu wissen, dass ein wahrer Kern in dieser Argumentation steckt.
    Wir werden also einerseits
    einen Großteil der Inflation abgegolten haben wollen und zudem natürlich auch einen Teil des Wachstums.
    Schließlich enthält die Wunschliste der Gewerkschafter noch Forderungen zu den Themenbereichen Schwerstarbeit und Angleichung der Rechte der Arbeiter an die der Angestellten.
    In beiden Fällen sollen Arbeitsgemeinschaften gebildet werden, in denen Unternehmer und Gewerkschafter glaubhaft die Problemlösung einer Arbeiten sollen.
    Wille zur Bereich Schwerstarbeit.
    Was wir verlangen ist jedenfalls, dass eine Besserstellung der Schwerstarbeit erfolgt, weil unsere Auffassung nach das Problem Schwerstarbeit ein ganz vordringliches Problem unserer Gewerkschaft ist.
    Was uns fehlt, sind Erholungszeiten.
    Und Erholungszeiten, die möglicherweise im Urlaub, in einem Zusatzurlaub enden oder in betrieblich anderen Vorstellungen.
    Alle Anzeichen sprechen dafür, dass die Verhandlungen ruhig über die Bühne gehen werden und innerhalb eines Monats der Schlusspunkt unter diese Verhandlungen gesetzt wird.
    Die Metallgewerkschafter werden wohl heuer auf Kraftakte wie etwa Streikdrohungen verzichten können, haben sie doch eine weit bessere Trumpfkarte im Ärmel, die beachtliche Inflationsrate, die im Jahresdurchschnitt 1980 aller Voraussicht nach 6% erreichen wird.
    Die Lohnrunde für die 340.000 Mitarbeiter wird also aller Voraussicht nach durch Lohnerhöhung plus Sozialleistungen einen realen Zuwachs bringen.
    über das Forderungsprogramm der Metallarbeitergewerkschaft für die bevorstehende Lohnrunde, darunter 8 bis 9 Prozent Mindestlohnerhöhung, informierte Michael Kerbler.
    Und am Ende der politischen Berichterstattung in diesem Mittagsschonal noch einmal ins Ausland, in die Vereinigten Staaten.
    Die Affäre um den Bruder des Präsidenten, Billy, beschäftigt nach wie vor die Öffentlichkeit.
    Billy Carter hat nun eingeräumt, er habe früher möglicherweise widersprüchliche Aussagen über eine von der libyschen Regierung an ihn ausgezahlte Geldsumme gemacht.
    Billy Carter war ja ins Zwielicht geraten, weil er von Libyen 220.000 Dollar als Darlehen erhalten hatte.
    Aber nicht nur dieser engere Kreis der sogenannten Billy-Gate-Affäre könnte immer noch ungünstige Auswirkungen auf den Carter-Wahlkampf haben.
    Mindestens ebenso viel Zündstoff steckt in einer Rauschgift-Affäre, in die Freunde des schwarzen Schafs der Familie Billy verwickelt sind und von der sogar die Präsidentenschwester Ruth gewusst haben soll, Klaus Emmerich berichtet.
    Dauerbeschäftigung der amerikanischen Innenpolitik mit der Affäre um den Präsidentenbruder Billy Carter erweist sich als nachhaltig.
    Nach der ersten Runde der Vernehmungen im Untersuchungsausschuss des Senats in Washington zeigt sich, am Anfang der Affäre erschien die Position von Präsident Jimmy Carter ernstlich gefährdet, dann nach seiner Pressekonferenz merklich gebessert und nach der Nominierung auf dem New Yorker Parteitag der Demokraten erstaunlich gefestigt,
    Und nun wird Jimmy Carter in den letzten Stunden wieder von einer benachbarten Turbulenz, nämlich einer Rauschgiftaffäre, sichtlich betroffen.
    Dass die libyschen Geschäfte, die Verbindungen und die Gelder von Billy Carter auch bei näherer Betrachtung mit dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss undurchsichtig bleiben, muss Präsident Carter nicht unbedingt treffen.
    Konnte er doch bisher glaubhaft machen, dass all diese noch so orientalischen oder zumindest südlichen Aktivitäten seines Bruders
    weder ihn, den Präsidenten, noch die Regierungspolitik im Hohen Washington direkt oder indirekt beeinflusst haben.
    Präsident Carter erfuhr in der amerikanischen Öffentlichkeit sogar wegen Bruder Billy zurückschauend Entlastung, etwa nach dem Motto, fast jeder amerikanische Präsident hatte einen Bruder, beispielsweise Nixon, Eisenhower oder Johnson.
    Immer ging es dabei ums Geld.
    Moralisch unbestritten und politisch entlastet hat sich das Blatt für Jimmy Carter zum Wochenende plötzlich wieder gewendet.
    Seitdem nämlich Freunde und Rechtsanwälte Billy Carters mitten in ein Untersuchungsverfahren wegen Drogenschmuggels geraten sind.
    Diese Affäre ist nun wieder so undurchsichtig, dass sie den Carters schaden kann.
    Es verfügt doch nicht nur Präsidentenbruder Billy über nahöstliche Verbindungen, sondern auch Präsidentenschwester Ruth.
    Frau Ruth Carter-Stepperton soll nach den Untersuchungen des Washingtoner Justizministeriums von der Rauschgiftaffäre anderer Carter-Freunde zumindest gewusst haben.
    Im klatschfreudigen Washington wird nun die Frage gestellt, hat auch Präsident Carter selber zu jenen gezählt, die direkt oder indirekt von dem Drogenverdacht erfahren haben.
    Dies wird in Washington nicht nur unter vorgehaltener Hand geflüstert, sondern im amerikanischen Senat offen erörtert.
    Ob dies für die Position des auf Integrität und Respekt bedachten Präsidenten Carter Auswirkungen hat, wagen selbst Intimkenner der amerikanischen Szene zwar nicht vorauszusagen,
    Aber, so meinen Sie, es gehört überhaupt keine Kombinationsgabe dazu, um vorauszusehen, dass in einem Land wie Amerika, wo Vorbild, Moral und Sauberkeit oft mit puritanischen Maßstäben gemessen werden, der neue Drogenverdacht aus dem Dunstkreis von Billy Carter, dem Präsidenten Carter, bei den Wahlen nicht gerade nützt.
    Klaus Emmerich über neue Aspekte um die Affäre um den Präsidentenbruder Billy.
    Aspekte, die trotz jetzt wieder steigenden Beliebtheitsgrades des amtierenden Präsidenten vielleicht ihre Auswirkungen im Wahlkampf vor dem 4.
    November haben werden.
    Und zwölf Minuten vor eins, ich habe jetzt länger gebraucht um auf die Uhr zu schauen, es ist zwölf vor eins, Kulturbereichterstattung im Mittagschanal.
    In Österreich gibt es gegenwärtig zwei Festivals, auf deren Programm vorwiegend Werke alter Musik stehen.
    Das Spektakulum, die Sommerspielzeit der Gesellschaft für Musiktheater im alten Universitätsviertel in Wien und die Festwoche der alten Musik in Innsbruck.
    Während die Vorstellungen des Spektakulum bereits in den letzten drei Wochen im Juli stattgefunden haben, geht die Festwoche der alten Musik, die übrigens heuer zum vierten Mal veranstaltet wird, vom 24. bis 29.
    August in Szene.
    Bei der Veranstaltung beteiligen sich zahlreiche international renommierte Solisten und Ensembles aus aller Welt.
    Im Rahmen der Festwoche wird auch eine Barockoper aufgeführt.
    Hans Garzana berichtet.
    Die Festwoche der alten Musik in Innsbruck steht heuer im Zeichen der barocken Oper.
    Schon das Eröffnungskonzert am Sonntag um 20 Uhr im Riesensaal der Innsbrucker Hofburg bestätigt es.
    Erweist das Programm durch eine Musikerreverenz, die im 17.
    Jahrhundert am Innsbrucker Hof als Kapellmeister wirkte.
    Pietro Cesti, mitunter noch unter seinem unrichtigen Vornamen Marcantonio figurierend, schrieb für Innsbrucks Hoftheater 1655 seine Oper L'Ardia und ein Jahr darauf sein erfolgreichstes Opus Laurentia.
    Aus diesen und noch drei weiteren Opernwerken Cestis werden Judith Nelson und René Jacobs begleitet von einem Ensemble Arjen und Töte singen.
    Der Montagabend steht im Zeichen der Kostbarkeiten englischer Kammermusik des 17.
    Jahrhunderts.
    Kompositionen von Lars, Johnson, Locke, Tompkins und dem Aufweis Britannicus, Henry Purcell, werden zu hören sein.
    Interpreten sind Marie und Gustav Leonhard, Sigiswald und Wieland Keuken sowie Konrad Junghändl.
    Der Mittwoch bringt ein Konzert an der berühmten Ebertorgel der Innsbrucker Hofkirche.
    Prof. Michael Radulescu aus Wien spielt auf Ebert's Instrument aus dem Jahre 1558, aus alten Tabulaturen des 15. und 16.
    Jahrhunderts, sowie Kompositionen von Lejeune, Titelus und Raquet.
    Kammermusik des Hochbarocks, Werke von Bach, Deléman und Jean Barrière, werden am Mittwoch im Spanischen Saal des Schlosses Ambras erklingen.
    Gespielt von Martin Mummelder, Max Engel und Luigi Ferdinando Tagliavini.
    Den Höhepunkt dürfte die Festwoche der Alpenmusik aber mit zwei Aufführungen vom Monteverdes-Oper L'Incoronazione di Poppea, die Krönung der Poppea, im Theoler Landestheater erreichen.
    Es handelt sich hierbei um eine Produktion, die im Vorjahr mit großem Erfolg in Brüssel, Amsterdam und Spoleto gezeigt wurde.
    Nach den Fassungen von Raymond Leppard für Kleinborn und Nicolas Arnaud-Cur für Zürich kann man nun eine neue kennenlernen, die von Alan Curtis, der als Cembalist und Dirigent internationalen Ruf genießt und an der California University in Berkeley lehrt.
    Zu den Besonderheiten dieser neuen Fassung meint Professor Curtis, dass man also zum ersten Mal eine Originalfassung macht, also nicht nur mit Originalinstrumenten, aber mit Originalbesetzung von Instrumenten nur in der Ritonelli und nicht im Rezitativ.
    Also schon lange in diesem Jahrhundert und auch natürlich im 19.
    Jahrhundert hat man gedacht, dass die Rezitative immer begleitet sein muss.
    Aber das hat man früher auch gedacht bei Mozart und jetzt nicht mehr wirklich.
    Und ich glaube, man muss das auch nicht machen bei Monteverdi.
    Und die Rezitative sind länger, aber auch viel interessanter und viel melodischer.
    Und das Dramatische besteht also im Gesang und der Kraft von den Sängern und nicht von der Stützung des Instrumentalkorpses.
    Gisio Poppea wird am 28. und 29.
    August im Tiroler Landestheater in eine Inszenierung und Ausstattung von Filippo Sagnus die Szene gehen.
    Die Amerikanerin Carmen Balslop singt die Titelrolle die Engländerin Carolyn Watkinson den Nero.
    Es spielt der Kompressor Barocco, Dirigent der Aufführung ist Alan Curtis.
    Der ORF wird im Übrigen eine Aufzeichnung dieser Krönung der Popäer am 31.
    August um 19.05 Uhr in Österreich 1 senden.
    Hans Garzner gab diese Vorschau auf die Festwoche der Alten Musik, die ab morgen bis kommenden Freitag in Innsbruck stattfinden wird.
    Bei den Salzburger Festspielen findet heute Abend das 5.
    Kammerkonzert statt.
    Im Mozarteum spielt das Alban-Berg-Quartett Werke von Felix Mendelssohn-Patoldi und das Streichquartett in A-Moll, Op.
    132 von Ludwig van Beethoven.
    Im Mittelpunkt steht aber die Uraufführung des 1978 komponierten ersten Streichquartetts von Gerhard Wimberger.
    Gerhard Wimberger ist Professor für Komposition an der Salzburger Hochschule für Musik Mozarteum und außerdem Direktoriumsmitglied der Salzburger Festspiele.
    Mit ihm sprach Volkmar Paschalk.
    Herr Professor Wimberger, dieses Streichquartett, das vom Alban-Berg-Quartett-Uhr aufgeführt wird, haben Sie 1978 geschrieben.
    Ist das in einem Streichquartett-Zyklus geschehen?
    Haben Sie früher schon Kammermusik geschrieben oder ist das ein isoliert darstehendes Werk?
    Nein, ich habe früher eigentlich bisher sehr wenig Kammermusik geschrieben.
    Ich habe eigentlich mehr Musik Dramatisches fürs Theater geschrieben und vor allem auch Orchesterstücke.
    Aus irgendeinem Grund habe ich bisher kein Streichquartett geschrieben und dieses Streichquartett, das zur URF geführt wird, ist mein erstes.
    Es ist 1978 entstanden und ist eigentlich mein erster Versuch in dieser Form
    vor der ich bisher aus irgendwelchen Gründen, die ich selber nicht definieren könnte, bisher einen Bogen gemacht habe.
    Ist das ein viersätziges Werk, wie üblich die Streichquartette sind und wie lange dauert es?
    Nein, es ist eben
    kein viersätziges Werk wie übrig, sondern ich habe versucht eine relativ lange einsätzige Form zu erproben.
    Das Stück dauert 20 Minuten und ist in einem Satz durchgezogen.
    Es interessiert mich immer mehr jetzt die Form, die Formierung einer größeren Form.
    Das heißt also das Durchziehen, das Spannungsetzen und Spannunghalten innerhalb einer größeren Zeitstrecke.
    Denn das, glaube ich, ist ein Problem, das heute in der neuen Musik, in der zeitgenössischen Musik doch eine sehr große Rolle spielt, nämlich das Spannungsetzen und auch Spannungdurchhalten in einer größeren Form.
    Nun fragt man einen Komponisten heute immer wieder und immer wieder mehr, ist das ein tonal komponiertes Werk?
    Es sind ja die meisten experimentellen Komponisten zurückgeschritten zur Tonalität.
    Ja, wenn Sie das ansprechen, dann möchte ich sagen, dass da wieder eine gewisse Gefahr besteht heute, die Begriffe tonal und den Gegenbegriff nicht tonal oder atonal oder Zwölfton jetzt zu polarisieren.
    Ich sehe das überhaupt nicht so.
    Wir sind alle durch die Zwölftontechnik, durch
    Viele von uns sind in den letzten 20 Jahren auch durch diese reelle Technik durchgegangen, durch die Technik der totalen Prädetermination.
    Und jetzt besteht eine Chance, dass wir das aufgebrochene Material jetzt endlich wirklich in den Griff bekommen.
    Und da ist es nicht gut, in diesem empfindlichen Prozess des In-den-Griff-Bekommens, in diesem empfindlichen Prozess durch Slogans, durch Schlagworte, die gebildet werden und sich verbreiten, dann wieder zu starke Alternativen zu schaffen.
    Für mich existiert die Frage tonal oder nicht tonal als Alternative überhaupt nicht.
    In meinem Streichquartett sind natürlich Passagen, die, wenn man wollte, man als tonikal
    also nicht tonal, sondern tonikal, also auf einem Grundton fast orelpunkthaft durchgehalten, analysieren könnte, aber das ist überhaupt in keiner Weise Absicht.
    Es ist keinesfalls so, dass diese Streichquartett etwas mit Zwölftontechnik zu tun hat.
    sind zwölf Töne immer da.
    Es ist immer eine totale Chromatik, aber diese totale Chromatik nicht im Sinne eines reinen Denkens nach einem bestimmten konstruktiven Gesichtspunkt geordnet, sondern ich nehme die Töne so, wie ich sie brauche.
    Beim klassischen Streichquartett kommt es doch darauf an, dass Themen vorgestellt werden, die dann einer Durchführung unterzogen werden.
    Wie ist das bei Ihnen?
    Sind da auch solche widerstreitende Themen miteinander in Beziehung gesetzt oder kommt es mehr auf neutrale Klangflächen an?
    Ich habe dieses Stück, so wie überhaupt jetzt meine ganzen letzten Stücke, überhaupt nicht im Sinn einer Thematik oder Motivik, die dann zu Durchführungen gebracht wird, konzipiert, sondern es geht mir um ganz andere Dinge.
    Es geht mir um Entwicklung von musikalischen Spannungen.
    die aufgebaut werden, abgebaut werden, sich verflechten, sich entwickeln.
    Statische Dinge gehen über in brodelnde Dinge, auffahrende, heftige, sekulierende Dinge gehen in meditative Passagen über.
    Das ist mehr im Sinne einer
    eines Aufbaus von Klangflächen, von Strukturen, von Linien, die sich wie gesagt verflechten und wieder lösen und im Ganzen aber eben versuchen musikalische Spannung aufzubauen.
    Volkmar Paschalk sprach mit Professor Gerhard Wim Berger, dessen erste Streichquartett heute Abend in Salzburg uraufgeführt wird.
    Und zum Schluss dieses Journals noch einmal eine knappe Meldungsübersicht.
    Polen.
    Nach der ersten Kontaktaufnahme zwischen der Regierungskommission und dem überbetrieblichen Streikkomitee wird eine weitere Entspannung der Streiklage in Polen für möglich gehalten.
    Allerdings verlangt die Regierung, dass zuerst die Verkehrsbetriebe in den Ostseestädten ihre Tätigkeit wieder aufnehmen.
    In Danzig sieht man mit Spannung dem angekündigten Besuch des stellvertretenden Ministerpräsidenten Jagielski in der Leninwerft entgegen.
    Das Politbüro der polnischen KP tagt in Warschau nahezu in Permanenz.
    Die Ablöse vom Parteichef Kierik ist nach Meinung ausländischer Beobachter in Warschau nur noch eine Frage der Zeit.
    USA.
    Der polnische Botschafter in Washington, Spasowski, hat der amerikanischen Regierung im Gespräch mit dem stellvertretenden Außenminister Christopher eine ausgewogene und nützliche Haltung in einer komplizierten Lage bescheinigt.
    Auch im Gespräch mit Journalisten hob der polnische Botschafter die Diskretion der USA hervor.
    Großbritannien, Bundesrepublik Deutschland.
    London und Bonn haben gestern die Störung von Hörfunksendungen in russischer Sprache gegen diese Störungen protestiert.
    Diese Störmaßnahmen sind von der Sowjetunion vor wenigen Tagen nach mehrjähriger Pause wieder aufgenommen worden.
    Japan.
    Das nach einem brandöstlich von Okinawa manövrierunfähig im Meer treibende sowjetische Atomunterseeboot ist heute trotz japanischer Einwände von einem sowjetischen Hochseeschlepper im Hoheitsgewässer Japans geschleppt worden.
    Der Kurs des von mehreren anderen sowjetischen Kriegsschiffen geleiteten Bergungsschleppers führt zwischen zwei japanischen Inseln zum ostchinesischen Meer.
    Zielort ist offensichtlich Vladivostok.
    Schweiz.
    Zum Abschluss einer Jahrestagung in Genf hat der Zentralausschuss des Weltkirchenrates vor der Gefahr atomarer Vernichtung gewarnt.
    Die Atommächte wurden aufgerufen, die Zahl ihrer Atomwaffen nach und nach zu verringern.
    Außerdem appellierte der Weltkirchenrat an die Regierungen aller Länder, für fünf Jahre auf dem Bau neuer Kernkraftwerke zu verzichten.
    Ja und das war's für diesmal und auch für diese Woche.
    Die nächste Journalausgabe können Sie Montag früh hören um 7 Uhr.
    Über das Wochenende versorgt sich der Aktuelle Dienst natürlich mit den aktuellsten Meldungen in den Nachrichten.
    Im Namen von Redaction Technik wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende.
    Werner Löw.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1980.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1980.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Polen: Annäherung zwischen Regierung und Streikenden
    Mitwirkende: Thamm, Ludwig [Gestaltung]
    Datum: 1980.08.23 [Sendedatum]
    Ort: Warschau [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Alfred Worm
    Interview: Alfred Worm
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung] , Worm, Alfred [Interviewte/r]
    Datum: 1980.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medizin ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ausblick auf Lohnrunde der Metallarbeiter im Herbst
    Einblendung: Wille
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Wille, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1980.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Festwoche der Alten Musik in Innsbruck
    Einblendung: Prof. Alan Curtis
    Mitwirkende: Garzaner, Hans [Gestaltung] , Curtis, Alan [Interviewte/r]
    Datum: 1980.08.23 [Sendedatum]
    Ort: Innsbruck [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Kultur ; Wissenschaft und Forschung ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Salzburger Festspiele: Uraufführung eines Streichquartettes von Prof. Gerhard Wimberger
    Interview: Prof. Gerhard Wimberger
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Wimberger, Gerhard [Interviewte/r]
    Datum: 1980.08.23 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Wissenschaft und Forschung ; Musik ; E-Musik ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1980.08.23
    Spieldauer 01:02:19
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    Bachmair, Udo [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1980.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-800823_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt