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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
Zwölf Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
Hier meldet sich Herbert Dobrowolny mit dem Mittagsschonal des aktuellen Dienstes.
Einen Tag nach der Aufhebung der Verbannung für den sowjetischen Friedensnobelpreisträger und Regimekritiker Andrei Sakharov bildet natürlich dieses Thema auch den Schwerpunkt unserer Berichterstattung.
Wir informieren Sie aus Moskau über den jüngsten Stand der Entwicklung und zitieren aus in- und ausländischen Tageszeitungen Pressestimmen zu diesem sowjetischen Schritt.
Weiters ziehen wir eine Art Zwischenbilanz über die Mission des amerikanischen Leichtflugzeugs Voyager, das er einen Rekord aufstellen möchte, ohne aufzutanken einmal rund um die Welt.
Aus Österreich kommt ein Beitrag, der sich mit den Chancen von Biotopen am Bahndamm auseinandersetzt.
Eine dementsprechende Untersuchung wurde nun mit einem Umweltschutzpreis ausgezeichnet.
All diese Beiträge können Sie in Österreich 1 und Ö3 hören, und zwar bis 12.30 Uhr.
Dann beginnt in Ö3 die Übertragung des zweiten Durchgangs des Damen-Riesentorlaufs in Waldsoldana.
Und in Österreich 1 wird der neue Nationalratspräsident Leopold Kratz dann zu Gast sein.
Außerdem hören Sie noch einen Beitrag über die Weihnachtseinkäufe der Jugoslawen in der Südsteiermark und über eine österreichische Erstaufführung.
Im Volkstheater gibt man Peter Bahns Stück »Die roten Nasen«.
Vor all dem aber der Nachrichtenüberblick, den Ferdinand Olbert zusammengestellt hat.
Gelesen werden die Meldungen von Wilfried Schirrlbauer.
Sowjetunion.
Der Regimekritiker Andrei Sakharov hat von Parteichef Gorbatschow persönlich die Erlaubnis erhalten, aus dem Exil in Gorki nach Moskau zurückzukehren.
Die in den USA lebende Stieftochter Sakharovs gab bekannt, Gorbatschow habe Sakharov telefonisch gesprochen, nachdem einen Tag zuvor ein Postbeamter in die Wohnung Sakharovs gekommen und das vor Jahren entfernte Telefon wieder angeschlossen hatte.
Der Friedensnobelpreisträger und seine Ehefrau Jelena Bonner wollen kommende Woche nach Moskau zurückkehren.
Das Politbüro der KPDSU hat im Zusammenhang mit den jüngsten Unruhen in der Sowjetrepublik Kasachstan eines seiner Mitglieder dorthin entsandt.
Die Nachrichtenagentur TASS meldete dazu, der Vorsitzende der Kontrollkommission, Mikhail Salamjantsev, befinde sich seit Donnerstag in der kasachischen Hauptstadt Alma-Ata und sei mit dem neuen Parteivorsitzenden dieser Sowjetrepublik zusammengetroffen.
Die Ernennung dieses Funktionärs russischer Nationalität dürfte Ursache der jüngsten Unruhen gewesen sein.
Es sollte auch Tote und Verletzte gegeben haben.
USA Die Aussage von Justizminister Edwin Mees vor dem Geheimdienstausschuss des Senats hat neue Aufschlüsse in der Affäre um die umstrittenen Waffenlieferungen an den Iran gebracht.
Mees sagte, in den Archiven des Nationalen Sicherheitsrates sei ein Plan des mittlerweile entlassenen Oberstleutnants Oliver North über die Weiterleitung von Geldern aus dem iranischen Waffengeschäft an die antisandinistischen Rebellen in Nicaragua gefunden worden.
Präsident Reagan habe nichts über die Verwendung von Verkaufserlösen für die nicaraguanischen Rebellen gewusst, ergänzte Mees.
North und sein ehemaliger Vorgesetzter John Poindexter haben sich bisher nicht bereit erklärt, vor dem Ausschuss auszusagen.
Die Zeitung Washington Post berichtet in ihrer heutigen Ausgabe, North habe zum letzten Mal im Oktober versucht, amerikanische Geiseln aus dem Libanon zu befreien.
Dies sei wenige Tage vor Bekanntwerden der geheimen Waffenverkäufe an den Iran geschehen.
Unterdessen hat ein Richtergremium in Washington einen Sonderermittler zur Aufklärung der Iran-Affäre ernannt.
Ein Berufungsgericht in New York hat die gegen einen österreichischen Geschäftsmann wegen versuchten Verkaufs von Kampfhubschraubern an den Iran verhängte Haftstrafe aufgehoben.
Heinz Golischek war zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Er wurde im Oktober 1985 in Kanada verhaftet, nachdem er in eine Falle des amerikanischen Zolls geraten war.
Die Zollbeamten hatten sich als Waffenhändler ausgegeben und ihm das Hubschraubergeschäft angeboten.
Die Aufhebung der Haftstrafe wurde nun damit begründet, der Österreicher habe möglicherweise die amerikanischen Gesetze nicht gekannt.
Schweiz.
Nach zehntägigen Verhandlungen haben die OPEC-Staaten in Genf eine Einigung über die Begrenzung der Ölproduktion erzielt.
Demnach wird die tägliche Fördermenge um 7,2 Prozent auf 15,8 Millionen Barrel verringert.
Mit dieser Maßnahme will die OPEC eine Erhöhung des Richtpreises von derzeit 15 Dollar auf 18 Dollar pro Barrel erzielen.
Der Irak verweigerte seine Zustimmung mit dem Hinweis, er könne die Zuerkennung einer höheren Förderquote für den Kriegsgegner Iran nicht akzeptieren.
Frankreich.
Die Nationalversammlung in Paris hat heute ein Gesetz über die Arbeitszeitreform angenommen.
Es gestattet Frauen, nachts zu arbeiten und soll nach Ansicht der Regierung Chirac mehr Flexibilität bringen.
Staatspräsident Mitterrand hatte am vergangenen Mittwoch die Unterzeichnung einer entsprechenden Verordnung abgelehnt und auf die Zuständigkeit des Parlaments hingewiesen.
Für das Gesetz stimmten 326 Abgeordnete der Bürgerlichen Regierungskoalition und der rechtsextremen Nationalen Front, dagegen 116 Sozialisten und Kommunisten.
Die Debatte dauerte mehr als 18 Stunden.
China.
In Shanghai haben heute tausende Studenten für Demokratisierung demonstriert.
Augenzeugen berichten von mindestens 20.000 Teilnehmern einer Kundgebung im Stadtzentrum.
Vor dem Rathaus kam der Verkehr zum Stillstand, als Fahnen schwingende Studenten Arm in Arm durch die Straßen zogen.
In der vergangenen Nacht hatten etwa 3.000 Hochschüler einen Sitzstreik vor dem Rathaus durchgeführt.
Die Demonstranten erklärten, einige ihrer Anführer seien bei den Protestaktionen von der Polizei verprügelt worden.
Pakistan.
Nach den schweren Unruhen in Karachi hat die pakistanische Regierung heute ihren Rücktritt angeboten.
Ministerpräsident Mohammed Khan Junejo soll allerdings im Amt bleiben und eine neue Ministerliste erstellen.
Bei den Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Volksgruppen der Pashtunen und der Mohajir sind in der vergangenen Woche mehr als 180 Menschen ums Leben gekommen, die Zahl der Verletzten geht in die Hunderte.
Türkei, Griechenland.
Bei einer Schießerei an der Grenze zwischen den beiden Ländern sind drei Soldaten, zwei Türken und ein Grieche ums Leben gekommen.
Athen und Ankara beschuldigen einander für den Zwischenfall verantwortlich zu sein.
Nach türkischer Darstellung haben die Griechen die Grenze überschritten und ohne Grund das Feuer eröffnet.
In Athen wird dagegen erklärt, Soldaten einer griechischen Grenzpatrouille seien ohne Grund von türkischen Wachtposten beschossen worden.
Vereinte Nationen Die diesjährige UNO-Vollversammlung in New York ist gestern beendet worden.
In der Schlusssitzung wurde eine Resolution über Sparmaßnahmen und Haushaltsreformen verabschiedet.
Der von einer aus 18 Mitgliedern bestehenden Expertengruppe ausgearbeitete Maßnahmenkatalog sieht unter anderem einen drastischen Stellenabbau vor.
Angesichts schlechter Zahlungsmoral einiger Mitglieder und zurückhaltender Gelder des größten Beitragszahlers USA ist die Weltorganisation in Zahlungsschwierigkeiten.
Die Wetterlage.
Eine Tiefdruckzone reicht von der Ukraine über Dänemark bis zur Nordsee.
An ihrer Rückseite gelangt mit einer kräftigen Nordwestströmung kalte Meeresluft von Großbritannien in den Alpenraum.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Im Süden zum Teil heiter, sonst rasch wechselnde oder reichliche Bewölkung und einige Schneeschauer.
In Nordstau lagen mitunter auch länger anhaltender Schneefall.
In freien Lagen stürmische Winde aus Nordwest.
Nachmittagstemperaturen minus 3 bis plus 3 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht, im Süden minus 10 bis minus 4 Grad, sonst minus 5 bis 0 Grad.
Die Prognose für morgen Sonntag, im Süden sonnig, sonst veränderliche, zum Teil auch starke Bewölkung und einige Schneeschauer, besonders an der Alpen-Nordseite.
Mäßige, in freien Lagen lebhafte bis stürmische Winde aus West bis Nordwest.
Tageshöchsttemperaturen minus drei bis plus zwei Grad.
Die Vorschau auf Montag, Fortbestand des kalten Winterwetters.
Die Messwerte von 12 Uhr.
Wien, wolkig 4 Grad, Nordwestwind 40 Kilometer in der Stunde, Spitzenbiss 75 Kilometer.
Eisenstadt, wolkig 4 Grad, Nordwest 35, Spitzenbiss 75 Kilometer in der Stunde.
St.
Pölten, wolkig 2 Grad, Westwind 20 Kilometer in der Stunde.
Linz, bedeckt Schneeschauer 2 Grad, West 35, Spitzenbiss 65 Kilometer.
Salzburg bedeckt Schneeschauer 1°C, West 15°C, Innsbruck bedeckt Schneefall minus 1°C, Bregenz stark bewölkt, leichter Schneefall 2°C, Westwind 10 km, Graz heiter 3°C, Westwind 10 km in der Stunde und Klagenfurt heiter minus 2°C.
Soweit also Nachrichten und der Wetterbericht im Mittagsjournal.
Es ist jetzt 12 Uhr und 10 Minuten.
Die Aufhebung der Verbannung für den sowjetischen Friedensnobelpreisträger Andrei Sakharov kann als deutliches Zeichen der Russen an den Westen gewertet werden, eine möglicherweise humanere Linie innerhalb der UdSSR einschlagen zu wollen.
Doch auch nachdem Parteichef Gorbatschow persönlich ganz nach amerikanischem Stil mit Sakharov in Gorki telefoniert hatte, bleibt die Frage nach den Schicksalen der anderen sowjetischen Dissidenten offen.
Denn zweifelsohne war der Regimekritiker Sakharov nur die Spitze eines Eisberges des Protestes.
Und Sakharov hatte das Glück, gleichsam zur Galleonsfigur der Dissidenten im Westen zu werden.
Andere Regimekritiker haben dieses Glück nicht und sie haben auch nicht das zweifelhafte Privileg, in der Verbannung leben zu dürfen.
Vielmehr sind sie in Straflagern interniert oder werden in geschlossenen Anstalten für psychisch Kranke festgehalten.
Man muss also abwarten, wie sich die offizielle sowjetische Linie nach der Aufhebung der Verbannung Sacharows weiterentwickelt.
Welche neuen Entwicklungen es im Fall Sacharow selbst gibt, darüber informiert im folgenden Helmut Opletal aus Moskau.
Die Geschichte um die Aufhebung der Verbannung des sowjetischen Atomphysikers und Bürgerrechtlers Andrei Sakharov liest sich immer mehr wie aus einem politischen Märchenbuch.
Und so viel weiß man bis jetzt.
Am Montagabend dieser Woche erschien in der Sakharov-Wohnung im Verbannungsort Gorki, 400 Kilometer östlich von Moskau, ein Fernmeldetechniker, um ein Telefon zu installieren.
Und am darauffolgenden Dienstag um etwa drei Uhr nachmittags klingelte es.
Am Apparat war niemand geringerer als Parteichef Gorbatschow persönlich, um Sakharov mitzuteilen, dass es ihm und seiner Frau freistünde, nach Moskau zurückzukehren.
Am selben Abend wurden auch die Milizwachen vor dem Sakharov-Haus in Gorki abgezogen.
Inzwischen hat Andrei Sakharov auch Gelegenheit gehabt,
mit seinen Familienangehörigen im Ausland und mit Freunden in Moskau zu telefonieren.
Er hat seine Freude und Genugtuung über seine bevorstehende Rückkehr nach Moskau und über die Wiederaufnahme einer Forschungstätigkeit an der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften ausgedrückt.
Sakharovs Ankunft in Moskau wird für Anfang nächster Woche, Montag oder Dienstag erwartet.
Und er wird möglicherweise auch eine Pressekonferenz für die ausländischen Journalisten geben.
Vielleicht in seiner alten Zwei-Zimmer-Wohnung in der Tschkalowa-Straße im Zentrum Moskaus, die ja vor 1980 ein regelmäßiger Treffpunkt für die hier stationierten Auslandskorrespondenten war, wo Informationen über die Bürgerrechtsbewegung und über die in Gefängnissen und Lagern inhaftierten Dissidenten ausgetauscht wurden.
Ob Sacharow in Zusammenhang mit seiner Rückkehr nach Moskau irgendwelche Auflagen erteilt wurden, ob er publizieren und öffentlich seine Meinung äußern darf, das lässt sich noch nicht sagen.
Sowjetische Funktionäre meinen dazu nur, die Entscheidung über die Aufhebung der Verbannung wäre aus humanitären Überlegungen erfolgt und Sacharow würde jetzt alle Rechte genießen, die auch anderen sowjetischen Bürgern zustünden.
Eine Ausreise Sacharows steht vorerst nicht zur Debatte.
KP-Chef Gorbatschow hat ja wiederholt darauf hingewiesen, dass der Atomphysiker Sacharow Geheimnisträger sei und daher nach sowjetischen Bestimmungen nicht in den Westen dürfe.
Aber auch Andrei Sacharow selbst hat bisher nie einen Ausreiseantrag gestellt, sondern immer nur seine Rückkehr nach Moskau und seine Rehabilitierung innerhalb der Sowjetunion verlangt.
Eine Entwicklung wird man in diesem Zusammenhang in Zukunft ganz genau beobachten müssen.
Wollen die Politiker um Gorbatschow mit den spektakulären Maßnahmen für Sacharow oder den kürzlich erteilten Ausreisegenehmigungen für die prominenten Regimekritiker Scharansky und Yuri Orlov nur einige propagandistisch wirksame Maßnahmen setzen?
Oder handelt es sich um einen umfassenden Versuch, kritischen Elementen etwas mehr Freiräume und Entfaltungsmöglichkeiten innerhalb der Sowjetunion einzuräumen?
Der Fall Sakharov deutet in diese Richtung.
Und es gibt auch Bemühungen, ins Ausland emigrierte prominente Vertreter des sowjetischen Theater- und Kulturlebens wieder nach Moskau zurückzuholen.
Aber man wird erst sehen müssen, ob auch die größere Zahl weniger prominenter Regimekritiker von einer solchen neuen Politik profitieren kann.
Soviel von Helmut Opletal aus Moskau.
Natürlich ist das Thema Sacharow auch Gegenstand von Zeitungskommentaren in in- und ausländischen Tageszeitungen.
Ernest Hauer hat dazu die folgende Presseschau zusammengestellt.
Kaum eine Zeitung, die auf einen Kommentar zum Thema Sakharov verzichten würde, kaum aber auch ein Blatt, das nicht die Frage stellt, was steckt dahinter, wie hängt Sakharov mit den Ereignissen in Kasachstan zusammen, wie mit der nun offiziellen Kritik an Brezhnev.
Für Peter Martos in der Presse stellt sich das so dar.
Michael Gorbatschow erweist sich als Mann der Aktion.
Die innerhalb weniger Stunden aus verschiedensten Teilen des Sowjetreiches kommenden Nachrichten deuten allerdings darauf hin, dass seine Entscheidungen weniger auf Veränderung, eher auf die Korrektur der schlimmsten Auswüchse abziehen.
Der Pressekommentator sieht einen direkten Zusammenhang zwischen dem nationalistischen Widerstand in Kasachstan gegen Gorbatschow-Reformen und dem Ende der Sacharow-Verbannung.
Wenn die Heimholung Sakharovs als begrüßenswerte Korrektur eines inhumanen Aktes verstanden werden soll, dann muss der Kreml auch die Entscheidung von Alma-Ata rückgängig machen.
Sonst waren es politisch gesehen bloß eine Fehlentscheidung und ein Ablenkmanöver.
Im neuen Volksblatt der ÖVP wertet Manfred Maurer den Schritt der sowjetischen Führung als ungenügend.
Gorbatschow wird den Verdacht erst entkräften müssen, dass er bloß eine klügere Menschenrechtspolitik macht als seine Vorgänger, insbesondere Leonid Brezhnev.
Klüger auch im Sinn einer subtileren Ausübung der Alleinherrschaft durch die kommunistische Partei.
So spricht Gorbatschow der Partei den Anspruch auf die absolute Wahrheit ab und lässt so manchem darauber erstaunten Beobachter vergessen, dass der Parteichef nichts als einen Pseudo-Pluralismus vertritt, solange er nicht auch der absoluten Macht der Partei abschwört.
In der sozialistischen neuen AZ kommt Georg Hoffmann-Ostenhoff aus Sacharow, der offenen Berichterstattung über Alma-Ata und die Kritik an Brezhnev zu einem differenzierteren Schluss.
Sicher ist, dass die sensationelle, faktische Rehabilitierung Sacharows ein kluger außenpolitischer Schritt ist.
So schlägt man den kalten Kriegern eine wichtige Waffe aus der Hand.
Aber es hat den Anschein, dass dies nicht nur ein außenpolitischer Schachzug ist.
Vieles deutet darauf hin, dass hier auch ein Signal für innenpolitische Lockerung gegeben wurde.
Viele kleine Sacharows warten auf die Freiheit.
Leser der kommunistischen Volksstimme finden in ihrem Blatt wohl einen Leitartikel zum Thema Atomtests, einen Korrespondentenbericht über die Ereignisse in Alma-Ata und eine Kurzmeldung über die Pravda-Kritik am Brezhnev.
Das Ende der Verbannung Sakharovs wird mit keiner Zeile erwähnt.
Die Leser des sowjetischen KP-Organs Pravda oder der auflagenstärksten Sowjetzeitung Trut werden dagegen wenigstens in einer TASS-Meldung über das Ende der Verbannung Sacharows und die Begnadigung seiner Frau Jelena Bonner informiert.
Akademie-Mitglied Sacharow könnte auch die Arbeit an der Akademie der Wissenschaften wieder aufnehmen, heißt es.
Kommentare wurden in der sowjetischen Presse noch nicht gesichtet.
Jede Menge Kommentare finden sich dagegen in den namhaften Zeitungen des Westens, für die Sakharov ja seit Jahren eine Symbolfigur ist.
Die konservative Londoner Times sieht in den sowjetischen Entwicklungen einen Wandel.
Einen Wandel, der zugleich hoffnungsvoll und sehr verwirrend ist.
Sie zeigen, dass die sowjetischen Medien offener geworden sind.
Sie belegen einige der inneren und internationalen Spannungen, mit denen die Sowjetunion zu tun hat.
Und sie bestätigen, dass Gorbatschow um sein Ansehen und seine Darstellung in einer Weise bemüht ist, die seine Vorgänger nicht hatten.
Der liberale Londoner Guardian wertet die sowjetischen Entwicklungen als Beweis für die Entschlossenheit Gorbatschows zu einer Umwandlung der Sowjetunion.
Völlig anderer Meinung dagegen der rechtsgerichtete französische Quotidien de Paris.
Im Wesentlichen gibt doch Gorbatschow kein Daumenbreit nach.
Afghanistan, Polen, Kambodscha sind stumme Zeugen für die eiskalte Unbeweglichkeit.
Natürlich geschieht etwas in der Sowjetunion.
Ja, es gibt etwas Neues im Osten.
Aber all das gibt dem System nur ein anderes Gesicht.
Nichts deutet darauf hin, dass es seine Natur geändert hätte.
Ganz im Gegenteil.
Die linksunabhängige Pariser Libération wertet dagegen sowohl die Rückkehr Sacharows als auch die neue sowjetische Informationspolitik als Fortschritt.
Gorbatschow bestätigt damit, dass er sich auf dem Weg zu Reformen nicht aufhalten lässt.
Dies dürfte der Grund dafür sein, dass die Agentur TASS, die selten gesprächig ist, wenn es um Auskunft über die Ereignisse im Reich geht, so schnell über die Unruhen berichtet.
Dies bedeutet einen nicht geringen Fortschritt auf dem Weg der sowjetischen Presse zu mehr Transparenz, die Gorbatschow versprochen hat.
Auch wenn man an den Rand der Meldung noch schreiben muss, unzureichend könnte besser sein, so wäre es doch ungerecht, den Fortschritt nicht festzuhalten.
Ernest Hauer hat diese Presseschau zum Thema Sacharow zusammengestellt.
Gina Jaeger und Dick Rutan, die Piloten des amerikanischen Experimentalflugzeugs Voyager, sind auf dem besten Weg, ihr Ziel zu erreichen.
Die erste Umkreisung der Erde ohne nachzutanken.
Zur Stunde haben sie fast 30.000 km zurückgelegt und sind noch etwa 12.000 km vom Luftwaffenstützpunkt Edwards in der kalifornischen Mojave-Wüste entfernt.
Von dort sind sie am Sonntag vor einer Woche zu ihrem Rekordflug aufgebrochen.
Über Hawaii, Guam, die Philippinen, Thailand und die Seychellen führte der Flug nach Zentralafrika, das gestern überquert wurde.
Über den derzeitigen Stand des Unternehmens ein Bericht von Roland Machatschke.
Vor etwas mehr als elf Stunden überflog Voyager die Küste Westafrikas bei Kamerun und schwebte in den Himmel über den Atlantischen Ozean hinaus.
Ich komme heim, funkte Dick Rotan an die Bodenleitstelle in Mojave, Kalifornien.
Wir sitzen hier und weinen.
Afrika liegt hinter uns.
Der Flug über Afrika war die bisher schwerste Belastung für Mannschaft und Maschine.
Stürme und Gewitter warfen das kleine Flugzeug umher.
Gina Jaeger und Dick Rutan haben am ganzen Körper blaue Flecken, weil sie ein paar Mal durch die Kabine gewirbelt wurden.
Über den zentralafrikanischen Gebirgen musste Voyage auf 6000 Meter Höhe steigen.
Die Piloten legten Sauerstoffmasken an.
Ansonsten fliegt die Maschine in Höhen zwischen 2500 und 4500 Metern.
Mit fliegerischem Können und mit Hilfe der präzisen Wetterdaten von der Flugleitung konnten aber die Gefahren Afrikas gemeistert werden.
Neue Schwierigkeiten mit den meteorologischen Bedingungen erwartet man erst für die Karibik, wo die Winde dem Voyager entgegenwehen werden.
Befürchtungen, dass der Treibstoff nicht reichen könnte, haben sich im Verlauf der letzten 24 Stunden verflüchtigt.
Offenbar zeigen die Instrumente einen geringeren Stand als tatsächlich an.
Mehrere Male wurde Benzin aus Tanks abgepumpt, die laut Anzeige hätten leer sein sollen.
Über Kenia wurde Voyager aus der Luft genau beobachtet.
Bestimmte Flugmanöver, mit deren Hilfe eine grobe Gewichtsschätzung vorgenommen wurde, haben die Flugleitung zuversichtlich gemacht.
Der Treibstoff sollte ohne Probleme bis Kalifornien reichen.
Gina Jaeger und Dick Rotan sind erwartungsgemäß sehr erschöpft.
Sie haben bis jetzt nur ein Zehntel der vorgesehenen Nahrung zu sich genommen, Trinken aber ausreichend.
Mit großer Wahrscheinlichkeit werden die beiden allerdings halbtaub zurückkehren.
Der Lärm des Flugzeugmotors in der spartanisch ausgestatteten Kabine lässt sich auch durch elektronische Mittel nicht ausreichend dämpfen.
Aber auch damit haben die Piloten gerechnet.
Bis jetzt wurden beim Flug des Voyager drei Rekorde inoffiziell überboten.
Der Rekord für den längsten Flug ohne Nachtanken, den hatte ein amerikanischer B-52-Bomber 24 Jahre lang mit 20.000 Kilometern gehalten.
Dann der gleiche Rekord für Flugzeuge mit Kolbenmotoren, er war auf 18.000 Kilometern gestanden.
Und schließlich ein Rekord, der im Sommer von Jäger und Rutan selbst bei der Erprobung des Voyager aufgestellt worden war.
111 Stunden non-stop in der Luft.
Damit die neuen Rekorde offiziell anerkannt werden, müssen allerdings noch einige etwas makaber anmutende Regeln erfüllt werden.
Voyager muss landen, mindestens einer der beiden Piloten muss am Leben sein und muss mindestens 48 Stunden nach der Landung noch leben.
Aber der bisherige Verlauf des Unternehmens lässt erwarten, dass der erste Non-Stop-Flug rund um die Erde am kommenden Dienstag oder Mittwoch erfolgreich abgeschlossen wird.
Soviel von Roland Machatschi und nach diesem Beitrag kommen wir jetzt nach Österreich.
Umweltminister Franz Kreuzer hat gestern den österreichischen Umweltschutzstaatspreis verliehen, der heuer zum dritten Mal durch die österreichische Gesellschaft für Natur- und Umweltschutz vergeben wurde.
Es waren zwei Fradelbergerinnen, die diesen mit 100.000 Schilling dotierten Preis errangen und zwar mit einer Studie zum Thema Natur an der Bahn.
Rita Kilzer und Jutta Streu wurden zu ihrem Projekt zur Erhaltung von Natur an der Bahn durch den täglichen Weg zur Arbeit mit dem Zug animiert.
Und auch durch die Tatsache, dass die österreichischen Bundesbahnen mit der heilen Umwelt an der Bahn werben.
Was gemeinsam mit dem Faktum, dass es seit April 85 bei den ÖBB einen Umweltschutzbeauftragten gibt, auf Verständnis der Bundesbahnen für Umweltbelange schließen lässt.
So entstand die nun preisgekrönte Studie, die aufzeigt, welch interessante Biotope sich am Bahndamm entwickeln können, wenn man sie lässt bzw.
sie fördert.
Neres von Gisela Hopfmüller.
Großflächig abgebrannte Bahndämme, Büsche und Bäume, die bis zum Boden abgeschnitten sind.
Solche Bilder sollte es, folgt mir den Anliegen der Studie, Natur an der Bahn möglichst nicht mehr geben.
Und auch wenn es zur Vermeidung von Feuergefahr durch trockenes Gras notwendig ist, die Bahndämme zu mähen.
Und auch wenn Bäume und Sträucher auf Bahnböschungen, wegen der für den Lokführer notwendigen Sicht, gestutzt werden müssen.
Den Biotopen, den vielfältigen Lebensräumen von Tier und Pflanze am Bahndamm sollte mehr Aufmerksamkeit gezollt werden.
Eines der vielen Beispiele, die die Studie von Rita Kilzer und Jutta Streu aufzählt, die Magerwiesen, also landwirtschaftlich ungenutzte Wiesen mit trockenem, mageren Boden, werden immer seltener.
Dabei sind sie ideale Lebensräume für eine Vielzahl von Pflanzen und Kleintieren, deren Bestand bereits stark abgenommen hat oder die gar vor der Ausrottung stehen.
Die Magerwiese ist in Mitteleuropa zum Beispiel das artenreichste Schmetterlingsbiotop.
Viele bunte Tagfalter sind nur dort anzutreffen.
Südexponierte Bahnböschungen eignen sich, so erläutert die Studie, besonders gut für die Entwicklung von trockenen Magerwiesen.
Es sei denn, sie werden kontrolliert abgebrannt, wie erwähnt, um Flächenbrände durch Funkenflug zu verhindern.
Nur, das Abbrennen bringt einen kurzfristigen Düngeeffekt, der Säuregrad des Bodens steigt, feuerempfindliche und immergrüne Pflanzen werden vernichtet, der Magerrasen wird artenärmer und stellt sich um.
Kleintiere wie Spinnen und Tausendfüßler werden vernichtet, heimkehrende Zugvögel finden statt insektenreicher Nahrungsplätze nur leblose Brandstätten vor.
Als zielführende Pflegeformen schlägt die Studie anstelle des Abbrennens eine Mard alle ein bis zwei Jahre vor, zählt aber auch eine Fülle von Maßnahmen auf, wie man die Neubildung einer Magerwiese fördern kann.
Noch einmal zum Stichwort Tod von Tieren durch das Abrennen.
Da erwähnt die Studie ein sehr drastisches Beispiel.
An einem abgebrannten Bahndamm fand vor einigen Jahren der Obmann eines ornithologischen Vereins die verkohlten Leichen von sieben Igeln, einem Iltis, neun Eidechsen, einer Kreuzotter, einer Ringelnatter und drei Blindschleichen.
Ein weiterer Abschnitt der Studie, die Hecken, denen eine nicht zu unterschätzende Bedeutung im Gesamthaushalt der Natur zukommt.
Die Studie weist unter anderem darauf hin, dass die Bestandsdichte von Vögeln in Heckenlandschaften um ein Vielfaches höher ist als in Landschaften ohne Hecken.
Was sich übrigens auch bei den Säugetieren nachweisen lässt.
Die beiden Vorarlberger Autorinnen schildern also in ihrer Arbeit, was an Pflege solcher Hecken notwendig ist, vom Zurückstutzen alle 5 bis 20 Jahre über das Dicht- und Versetzt-Anpflanzen niederer Büsche bis hin zur Lokalisierung, wo am Bahndamm die Hecken wachsen können und sollen.
Wobei in die Überlegungen auch immer wieder Bereiche einbezogen werden, die nicht unmittelbar neben den Geleisen liegen.
Also etwa die ÖBB-Wälder, in denen wie in anderen Wäldern auch die Forstarbeiten möglichst naturangepasst vorgenommen werden sollten.
Von der Bedeutung der als Pionierpflanze am Böschungsrand sprießenden Pestwurz bis zu Maßnahmen gegen den Stromtod von Großvögeln an Fahrleitungsanlagen.
dem Anbringen von Isoliermanschetten zum Beispiel, ist vieles zusammengetragen, von dem die Autorinnen der Studie hoffen, dass es dazu beiträgt, dass neben den ÖBB-Strecken bald für Pflanze und Tier ein noch besseres Leben möglich ist.
Ein Beitrag von Gisela Hopfmüller.
Untertitel der Amara.org-Community
Das war's.
Ein Blick auf die Uhr ist jetzt 12.28 Uhr.
In Ö3 beginnt in wenigen Momenten die Übertragung des zweiten Durchgangs des Damen-Riesentor-Laufs aus Waldsoldana.
In Österreich 1 können Sie in unserer Samstagsserie im Journal zu Gast Leopold Graz, den neuen Nationalratspräsidenten, hören.
Weiters berichten wir über die Weihnachtseinkäufe der Jugoslawen in der Südsteiermark und über eine österreichische Erstaufführung im Volkstheater in Wien.
Im Journal zu Gast.
Das ist heute Leopold Graz, neuer Präsident des Nationalrates.
Der 57-jährige Politiker hat damit ein erstaunliches Comeback gefeiert und ist an die Spitze jener Institution getreten, in der er 1953 seine politische Laufbahn begonnen hat.
Damals war der 24-Jährige als Sekretär in den SPÖ-Parlamentsklub eingetreten.
Von da an ging die Karriere von Graz steil bergauf.
1963 wurde er Zentralsekretär der SPÖ, 1966 Nationalratsabgeordneter, dann Unterrichtsminister und schließlich Wiener Bürgermeister, von wo er nach zehn Jahren wieder in ein Regierungsamt wechselte und Außenminister wurde.
Nach der Wahl Kurt Waldheims zum Bundespräsidenten schied Graz aus der Regierung aus und blieb nur noch Wiener SPÖ-Obmann.
Damit schien die Karriere von Leopold Graz zu Ende bis zum jetzigen Comeback.
Im folgenden Interview geht es nicht nur um die neue Funktion von Graz, sondern auch um die Höhen und Tiefen in der politischen Vergangenheit des SPÖ-Politikers.
Mit Graz sprach Ulrich Brunner.
Herr Präsident Graz, es gibt heuer viele neue Gesichter im öffentlichen Leben Österreichs und vor wenigen Wochen hätte kaum ein Journalist Sie im obligaten Jahresrückblick auch nur erwähnt.
Nun stehen Sie für das erstaunlichste Comeback dieses Jahres.
Waren Sie nicht auch selber etwas überrascht über Ihr Comeback?
Ich war selbst überrascht, allerdings nicht in den letzten Tagen, sondern schon im Herbst, als die Frage grundsätzlich an mich gestellt wurde, wobei ich jetzt nachträglich, damals war es schwer, öffentlich Stellung zu nehmen, nachträglich sagen möchte, dass ich mich sehr, sehr darüber gefreut habe, weil eben durch meine
Bindung ans Parlament durch Jahrzehnte, das für mich eine Position ist, die man vielleicht weder ersehnen noch anstreben kann, aber die für mich das Größte ist, was es gibt.
Kommt da auch ein bisschen Nostalgie dazu, dass Sie als junger Mann mit 24 Jahren hier im Parlament als Sekretär von Bittermann begonnen haben, dass man da ein bisschen die Jugend zurückbekommt?
Es mag Nostalgie sein, aber es ist sicher auch die Prägung durch diese Zeit.
Denn damals war ja, wie soll man sagen, die heroische Zeit des Parlaments, wo das Parlament ja auch für alle Österreicher der Brennpunkt war für die Sammlung im Kampf für die Erhaltung der Freiheit, für die Demokratie.
Und das sind jetzt nicht nur große Worte, sondern da hat es eben Sitzungen gegeben, wo man gewartet hat, ob alle Abgeordneten wirklich kommen oder ob einer von einer Besatzungswacht zu Befragungszwecken eingeladen wurde.
Und dieses Parlament hat damals großartige Arbeit geleistet unter viel schlechteren Arbeitsbedingungen als jetzt.
und hat mich sicher geprägt, weil ich mir von Anfang an ja auch Gedanken gemacht habe über Verbesserung der Arbeitsmöglichkeiten.
Viele Dinge, die heute selbstverständlich sind, teils in der Geschäftsordnung, teils rundherum.
Also vielleicht ist Nostalgie, aber jedenfalls ist es Prägung durch die ersten zehn Jahre meiner Tätigkeit.
Sie werden in einer Zeit Nationalratspräsident, wo es vermutlich schwieriger sein wird, dieser Funktion gerecht zu werden.
Es ist damit zu rechnen, dass die FPÖ unter Jörg Haider eine aggressive Oppositionsrolle spielen wird.
Es ist damit zu rechnen, dass die Grünen eine sehr unkonventionelle Vorgangsweise wählen werden.
Nun haben Sie schon angekündigt, Sie werden, was an sich etwas Selbstverständliches ist, Sie werden bestrebt sein, die Geschäftsordnung einzuhalten.
Nun gibt es natürlich bei der Geschäftsordnung auch eine Interpretationsmöglichkeit.
Werden Sie ein strenger Präsident sein oder ein konzilianter?
Ich werde jedenfalls, und das wollte ich damit andeuten, dort streng sein, wo es darum geht, zu erreichen, dass das Parlament seine Aufgabe erfüllen kann.
Und hier muss man immer unterscheiden.
Das Parlament hat im Verhältniswahlrecht auch die Funktion einer Minderheit unter den Wählern, die Artikulation ihrer Meinungen zu ermöglichen.
Ich nehme deswegen aufs Wahlrecht Bezug, weil ja das der große Vorteil, der grundsätzliche Vorteil des Verhältniswahlrechtes ist, etwa gegenüber dem englischen System.
Im System der reinen Einer-Wahl-Kreise wird auch eine substanzielle Minderheit unter den Wählern einmal alle vier Jahre zu den Urnen gerufen und dann für weitere vier Jahre ausgeschaltet von der Willensbildung.
Beim Verhältnis Wahlreich kommt sie ins Parlament.
Heißt, auf der einen Seite muss man garantieren, dass diese Darstellung der Meinung der Minderheit, auch das Mitagieren, ermöglicht wird.
Auf der anderen Seite ist es aber die Aufgabe des Parlaments, irgendwann in einer geregelten Form nach Sachauseinandersetzungen zu einer Entscheidung zu kommen, denn auch das ist das Wesentliche an der Demokratie, dass das Parlament entscheidungsfähig und damit arbeitsfähig bleibt.
Also hier
ist es die Aufgabe des Präsidenten, jetzt nicht stur zu sein, das heißt konziliant, wo es die Geschäftsordnung erlaubt, auch gerade gegenüber Minderheiten im Parlament, aber dort dann streng zu werden, wo eine Minderheit glauben könnte, ich sage ja gar nicht, dass die das tun werden, wo eine Minderheit glauben könnte, als Minderheit die Willensbildung der Mehrheit auf Dauer behindern zu können.
Nun ein Beispiel, der grüne Abgeordnete Karel Smolle, ein Slowene, hat angekündigt, er möchte bei seiner ersten Rede Slowenisch reden.
Nach der Geschäftsordnung darf er das nicht, die Amtssprache ist Deutsch.
Werden Sie ihm als Präsident das erlauben, dass er Slowenisch spricht?
Hier möchte ich nichts ankündigen, sondern abwarten, in welcher Form das erfolgt.
Ich habe Verständnis für seinen Wunsch.
Auf der anderen Seite muss man zwei Dinge beachten.
Erstens, jeder Abgeordnete hat gelobt, die Gesetze der Republik Österreich, wie es so schön heißt, getreulich zu beachten.
Zu den Gesetzen gehört jedenfalls auch die Bundesverfassung und das Geschäftsordnungsgesetz.
Beide, auch die Verfassung, schreiben Deutsch als Sprache der Republik Österreich und die Geschäftsordnung als Arbeitssprache des Parlaments vor.
Da muss man schon sagen, ja wer soll als Gesetzgeber von der Bevölkerung die Beachtung der Gesetze verlangen, wenn er selbst nicht damit beginnt, die Gesetze zu beachten?
Und das Zweite ist natürlich,
dass das ja auch einen Sinn hat, weil der echte Sinn einer Parlamentsrede ist hier nicht das Reden beim Fenster hinaus, sondern das Reden zu den Kollegen.
Und wenn einem die Kollegen nicht verstehen, geht also der Sinn dieser Rede verloren.
Und wenn einem der Präsident nicht versteht, dann kann der seiner Aufgabe nicht gerecht werden zu überprüfen, ob der Abgeordnete zur Sache spricht oder ob er sich wegen Beleidigungen einen Ordnungsruf verdient.
Andererseits, wenn Sie das unterbinden, wird man sagen, man ist wenig tolerant.
Naja, das Wort Toleranz wird auch oft missbrauchlich verwendet.
Ich unterbinde es ja auch nicht, wenn ein Abgeordneter im Verlauf seiner Ausführungen, wenn auch drei Seiten lang, irgendetwas von Shakespeare bis Jefferson in der Originalsprache zitiert.
Aber eine ausschließlich Rede,
in einer nicht zugelassenen Sprache wäre eben gegen die Verfassung und gegen die Geschäftsordnung.
Sie haben bisher fast alle Funktionen begleitet, die man in einem politischen Leben begleiten kann.
Sie waren Zentralsekretär, Klubobmann, Unterrichtsminister, Wiener Bürgermeister, Außenminister,
Eine Funktion haben Sie nicht erreicht, die Sie bei mehr Zielstrebigkeit erreichen hätten können, den Parteivorsitz der SPÖ, eventuell auch den Bundeskanzler.
Anfang der 70er Jahre waren Sie nämlich der unumstrittene Kronprinz Kreiskis.
Haben Sie eine Erklärung selbst dafür, wollten Sie das gar nicht oder sind Sie da gescheitert?
Ich möchte sehr offen sagen, ich habe es nicht angestrebt.
Ich weiß auch nicht, ob ich es geworden wäre, hätte ich es angestrebt.
Aber ich habe es einfach nicht angestrebt.
Und was Funktionen in der Regierung betrifft, so war damals mit der Übernahme des Amtes als Wiener Bürgermeister einfach die Entscheidung gefallen,
Denn ich habe damals gesagt und ich sehe das heute noch so, man kann sich nicht mit einer derartig fast übermenschlichen Aufgabe beschäftigen, wie Wiener Bürgermeister zu sein und gleichzeitig mit einem Auge woanders hinschieben.
In Ihrer Karriere ist ein Knick zu beachten in dem Augenblick, als Sie Wiener Bürgermeister geworden sind.
Etwas später.
Sie haben einen triumphalen Wahlsieg noch errungen, dann war aber ein Knick da.
Die Kritik lautet ganz allgemein, Sie hätten als Wiener Bürgermeister zu wenig Machereigenschaften entwickelt.
Man macht sie nicht direkt für das Entstehen von Skandalen verantwortlich, aber bei der Bereinigung, da hätte der Graz zielstrebiger sein können.
Man hätte ja natürlich sehr wohl als Wiener Bürgermeister auch noch zurück in höchste Ämter gehen können.
Lag es nicht daran, dass Sie da als Wiener Bürgermeister eben letztendlich nicht ganz so erfolgreich waren, wie das die Partei von Ihnen erwartet hat?
Naja, ich kann mich nicht selbst beurteilen.
Ich habe das Gefühl, wenn ich jetzt zurückblicke, auch wenn wöchentlich alles plötzlich zu einem Skandal wird, das ist ja einer der am meisten missbrauchten Begriffe derzeit im öffentlichen Leben,
So möchte ich ohne Eigenlob sagen, ich bin eigentlich, was die Gesamtentwicklung Wiens betrifft, sehr stolz auf die Arbeit.
Bei vielen, was auch schief gegangen ist.
Ich meine, ich möchte da nicht ins Detail gehen.
Ich habe etwa immer scherzhaft gesagt, ich habe die Reichsbrücke weder gebaut noch in die Luft gesprengt, aber unter meiner Zeit sind drei, drei Brücken gebaut worden.
Aber lassen wir das, sonst, es geht ja nicht um den Wiener Bürgermeister.
Naja, es geht aber um Ihre Person als Politiker, um Ihr politisches Wirken.
Schauen Sie, hier kann ich nur sagen, die Beurteilung meiner Zeit als Bürgermeister, also wie etwa Wien jetzt dasteht, auch bezüglich des Lebens in der Stadt, das ist ja nichts, was in einer Woche entsteht, das braucht ja Jahre, bis es sich entwickelt.
Ich habe persönlich das Gefühl, mir nichts vorwerfen zu können.
Wie die Zeit wirklich war, da müssen wirklich andere drüber urteilen.
Ich verfolge Ihr Wirken als Politiker jetzt durch 20 Jahre, habe auch mit vielen Menschen über Sie immer wieder gesprochen.
Persönlich wird Ihnen fast durchweg nur das Allerbeste ausgestellt.
Hilfsbereit, lebenswürdig, konziliant.
Sind das aber nicht möglicherweise Attribute, die einem bei der Bewältigung von Krisen in der Politik manchmal in Wege stehen, wenn es darum geht, harte Entscheidungen zu treffen?
Naja, darf ich Ihnen Folgendes sagen?
Ich glaube, es steht sicher im Wege, wenn es darum geht, vor aller Öffentlichkeit demonstrativ Krisen zu bewältigen und harte Entscheidungen zu treffen.
Es ist sicher so, dass ich etwa, was Personen betrifft, den Eindruck habe,
dass es gut ist, etwa einen nicht zuerst über die Öffentlichkeit wissen zu lassen, dass man auf seine Mitarbeit verzichtet, sondern es ihm, auch wenn es ein paar Tage dauert, vorher unter vier Augen zu sagen.
Was etwa bei mir
durch diesen generellen Eindruck, der eben entstanden ist, etwa nicht zur Kenntnis genommen wurde.
Es hat in meiner Amtsperiode die größten personellen Veränderungen in der Wiener Landesregierung gegeben, die es in irgendeiner Landesregierung, SPÖ oder ÖVP, in diesen elf Jahren gegeben hat.
Das heißt, ich habe versucht, die Dinge erstens menschlich und zweitens nicht spektakulär zu machen.
Das schadet vielleicht beim Image, aber man kann sich eben nicht ändern.
Einer der Vorwürfe, der auch in Ihrer Partei kolportiert wird, lautet, der Leopold Graz hält an einem Freund oft länger fest, als das für eine Politik eigentlich gut ist.
Empfinden Sie das als Vorwurf?
Ja, ich empfinde es nicht als Vorwurf.
Einfach deswegen, weil ich glaube, man soll die Politik nicht zu einer unmenschlichen Maschinerie degenerieren lassen, wo man um das Erfolgswillen oder um das persönliche Imagewillen auf alles verzichtet, was eben auch meiner Ansicht nach das Leben lebenswert macht.
Und dazu gehört, Freunde zu haben.
Einer Ihrer Freunde ist Udo Broksch.
Ich möchte nicht die ganze Causa Udo Broksch hier aufrollen, aber nur müssen Sie nicht fürchten, dass dieser Freund Ihnen in Ihrer neuen Funktion vielleicht noch zu einem Problem wird?
Das glaube ich persönlich nicht.
Aber ich kann nur eines sagen.
Erstens hoffe ich, dass die Sache von denen, die es angeht, bald in einer anständigen und fairen Weise erledigt wird.
Denn dass das für einen Menschen nicht angenehm ist, wenn sich solche Beschuldigungen jahrelang hinziehen, ohne dass zu einem Ergebnis kommt, ich glaube, das ist verständlich.
Und zweitens,
weiß ich gar nicht, ob es nicht bei manchen, man braucht sich nur die parlamentarischen Anfragen anschauen in dieser Causa, ob es nicht bei manchen eher ihm schaut jetzt schon, dass man weiß, dass wir befreundet sind.
Und zum Dritten kann ich nur sagen, man kann ja so etwas nicht aufkündigen,
Und so als wäre nie etwas gewesen.
Man kann nicht 30 Jahre seines Lebens auslöschen, wenn es opportun ist.
So etwas gibt es nur bei Orwell, wo man die Zeitungen umschreibt in der Vergangenheit.
Das heißt, Udo Broksch ist und bleibt Ihr Freund?
Ja.
Sie sind natürlich jetzt nicht nur Präsident des Nationalrates, sondern auch Präsident des umstrittenen Klub 45.
Werden Sie weiterhin an der Spitze dieses Klubs bleiben und halten Sie das für feinbar mit der viel zitierten Würde des Nationalratspräsidenten?
Ich halte es an sich für vereinbar.
Ich werde es nicht bleiben, weil man nicht unbedingt notwendige Dinge auch aufgeben muss.
Aber was den Klub überhaupt betrifft, das wäre ein eigenes Kapitel.
Nur deswegen, weil er im Zusammenhang
mit den Inseratenaktionen, Geschichten von Dr. Kreisky, die halt sehr erfolgreich waren, von der Opposition verteufelt wurde.
Nur deswegen habe ich ihn nicht aufgegeben.
Das heißt, Sie geben diese Funktion auf?
Ja.
Es gibt natürlich einen ganz allgemeinen Vorwurf gegen diesen Club, der auch gegen sie geht, dass das eine Art sozialistischer CV gewesen sei, wo sich eben SPÖ-Manager gegenseitig helfen, auch oft bei undurchsichtigen Geschäften.
Das Einzige, worauf sich dieser Vorwurf gründet, und den gebe ich an sämtliche anderen Berufsvereinigungen weiter, ist, dass einer, der später vor Gericht gestanden ist, Mitglied dieses Klubs war.
Dass daraus, aber das ist eben im politischen Bereich, die Opposition
das Ganze als Verschwörernest hingestellt hat, liegt auf einem anderen Kapitel.
Da ich an sich für Fairness bin, habe ich es abgelehnt, was mir viele geraten haben.
Als Gegenaktion jeden CV-er, der vor Gericht steht, sofort als Beweis für die finstere Verschwörungstheorie gegen den CV hinzustellen und so weiter.
Es gab natürlich schon auch innerparteiliche Kritik, die dahingeht, dass man eben sagt, es schickt sich nicht für einen Sozialisten in einem Herrenclub englischer Prägung seine Freizeit zu verbringen.
Einmal ganz allgemein formuliert.
Na ja, ganz allgemein formuliert habe ich das auch gehört.
Und ebenso allgemein formuliert habe ich gesagt, man sollte es doch dem Einzelnen überlassen, aber seine Freizeit lieber beim Herrigen verbringt, wenn es um Geselligkeit geht oder im ersten Bezirk beim Kaffee.
Von allen Politikern, die derzeit noch aktiv sind, haben sie in den letzten Jahren die meisten Schrammen davongetragen.
Durch politische Niederlagen, auch persönliche.
Das trifft auch andere Menschen.
Nur einen Unterschied gibt es beim Politiker, es spielt sich ziemlich in
in der Öffentlichkeit ab.
Es wird von den Medien breitgetreten.
Hatten Sie da nicht manchmal Lust, alles hinzuwerfen?
Schließlich ist auch Ihr Privatleben breitgetreten worden.
Hat man da nicht manchmal Lust zu sagen, ich will nicht mehr, ich will jetzt in die Anonymität zurück und nur noch Privatmensch sein?
Die Lust wird sicher geradezu übermächtig.
wenn sich solche Dinge häufen.
Aber sehen Sie, dann kommt wieder etwas, von dem wir zuerst gesprochen haben, nämlich die Freundschaft.
Weil wenn dann, immer wenn so etwas passiert, sehr sehr viele auftauchen, die man oft monatelang nicht gesehen hat.
und gesagt hat, wir halten zu dir und jetzt tu weiter.
Und wenn politisch gesehen etwas passiert, was für mich größer ist als irgendwelche staatlichen Auszeichnungen, wie etwa, dass sich plötzlich Ende Juni bei einem Landesparteitag 600 Delegierte von den Sitzen erheben und applaudieren, dann ist das etwas, das das schon kompensiert und das einen zum Weitermachen anregt.
Wenn Sie noch einmal 25 wären, würden Sie sich das noch einmal antun, eine politische Karriere mit all dem, was man da so miterlebt?
Ich kann es wirklich nicht beantworten.
Das ist nicht herumgerätet.
Ich glaube, jeder 25-Jährige mit den Erfahrungen und Erlebnissen eines 57-Jährigen wäre in einem furchtbaren seelischen Zustand.
Sie haben sich vor einiger Zeit skeptischer darüber geäußert.
Da haben Sie gesagt, ich würde, wenn ich 25 wäre, eher nicht noch einmal die Laufbahn eines Politikers anstreben.
Hat sich da jetzt durch die Wahl zum Nationalratspräsidenten wieder ein Gesinnungswandel vollzogen?
Ich muss für mich in Anspruch nehmen, nicht nur Nationalratspräsident und Politiker, sondern auch ein Mensch zu sein, der sicher auch seelische Höhen und Tiefen hat.
Und jeder, wenn man ihn an einem Tief interviewt, wird wahrscheinlich anders reagieren als sicher in einem Hoch, weil ich habe ja keinen Zweifel daran gelassen, dass die Wahl zum Nationalratspräsidenten für mich ein Hoch darstellt.
Ich danke für das Gespräch.
Ulrich Brunner sprach mit Leopold Kratz.
Der letzte Einkauf Samstag vor Weihnachten bringt den Geschäften heute den Höhepunkt des Weihnachtsgeschäfts und das trifft auch für die Kaufleute im südsteirischen Grenzland zu, die neben den einheimischen Kunden auch noch Einkaufsreisende aus Jugoslawien haben.
Allerdings haben sich auch da die Zeiten geändert.
Denn im Gegensatz zur Frühe gab es heute Vormittag zumindest im Grenzland keinen Sturm jugoslawischer Kunden auf heimische Geschäfte.
Aber hören Sie näheres von Günter Bauer.
Der Grund für die Zurückhaltung der Jugoslawen beim Kauf, der Kurs des Diener.
Für einen Schilling muss unser südlicher Nachbar zurzeit 40 Diener locker machen.
Kein Wunder, dass die Kunden nur das Notwendigste in Einkaufstüten mit einem Aufdruck südsteirischer Geschäfte packen.
Gekauft werden vor allem Artikel des täglichen Bedarfs.
Dazu gehören auch Textilien, die aber für jugoslawische Kunden fast zu teuer sind.
Es wird gespart.
Wie hoch der Anteil der jugoslawischen Kunden am Gesamtumsatz ist, darüber spricht man nicht allzu gern.
Viele Kaufleute fürchten, die einheimischen Kunden könnten durch diese Zahl abgeschreckt werden.
Aber verzichten möchte man auf das Geld aus den Taschen der Jugoslawen auch nicht.
Ein Zwiespalt.
Bezahlt wird von Frau und Herrn Jugoslawen in Österreich immer weniger mit DIN-A.
Man zieht inzwischen die Deutsche Mark oder Kreditkarten vor.
Geändert haben sich auch die Anreisegewohnheiten der Kunden aus dem Süden.
Reiste man vor einigen Jahren, noch beispielsweise aus Marburg, mit dem eigenen Auto an, um in Leibniz einzukaufen, so kommt man heute verstärkt mit dem Autobus.
Und so sieht man beispielsweise auf dem Leibnizer Hauptplatz immer weniger Autos mit jugoslawischem Kennzeichen.
Sehr zum Leidwesen der Kaufleute, denn Buspassagiere gelten als weniger kauflustig als Individualreisende, sagt zumindest der Lebensmittelhändler Siegwald Geschirr.
Der Hauptartikel ist nach wie vor Bonnenkaffee, Schokolade, Kakao, Reis.
also Artikeln, die im eigenen Land nicht produziert werden.
Die Leibnizer Kaufmannschaft ist mit den Kunden aus dem Süden nicht unzufrieden, denn im Durchschnitt wandern zwischen 150 und 200 Schilling pro Person aus jugoslawischen Geldbörseln in südsteirische Ladenkassen.
Jedes Besuch in Österreich kostet mir 1.000 bis 2.000 Schilling.
So ist's.
Dieser Herr stellt für die südsteirischen Kaufleute, was seine lockere Geldhand betrifft, so etwas wie eine Ausnahme dar.
Denn er kauft statt Rasierschaum, Zahnpasta und Deospray auch Kosmetika und andere bescheidene Luxusgüter.
Kunden dieser Sorte wünscht man sich im südsteirischen Grenzland.
Und so hat beispielsweise die Leibnitzer Kaufmannschaft in Marburg für sich geworben.
Mit Erfolg, glaubt Ingenieur Hugo Novotny, ein Leibnitzer Kaufmann.
Die jugoslawischen Kunden haben für mich schon eine große Bedeutung.
Sie machen doch immerhin ca.
20% meines Gesamtumsatzes aus und sichern so auch durch 20% meiner Arbeitskräfte.
Die Einkaufsfahrten jugoslawischer Kunden in die Südsteiermark, die sind aber keine Einbahnstraße.
Denn auch die Steirerinnen und Steirer kaufen gern und viel im grenznahen jugoslawischen Raum.
Vor allem in den von der Regierung in Belgrad eingerichteten Zollfreiläden.
Das treibt unter anderem den Trafikanten in der Südsteiermark die Sorgenfalten auf die Stirn.
Sie verzeichnen bis zu 20-prozentige Umsatzrückgänge bei Tabakwaren.
Weil im jugoslawischen Duty-Free-Shop kostet zum Beispiel die Stange Zigaretten um 40 bis 50 Prozent weniger als bei uns in Österreich.
Und nun zu unserem Kulturbericht.
Er hat eine österreichische Erstaufführung zum Inhalt und zwar am Volkstheater in Wien, die roten Nasen von Peter Barnes.
Ab 21.
Dezember im Volkstheater dazu der folgende Beitrag, den Erich Gabriel gestaltet hat.
Im Jahre 1348 wütet die Pest in Europa.
Es hat sich eine Endzeitstimmung ausgebreitet.
Die Menschen sind von Todesangst gepeinigt und alle sozialen Strukturen brechen zusammen.
Erleuchte meinen Weg her!
Zeige ihr, was ich tun soll!
Die Wolke vertorben, die Sterne stürzen herab.
Dunkelheit verschlingt die Welt und keiner zählt mehr die Toten.
Ansteckung, wohin das Auge sieht und weinende Menschen.
O verfluchter Gott!
Aber von diesem verzweifelten Mönch, Georg Trenkwitz spielt ihn, geht der Umschwung aus.
Mit seiner aufkeimenden Hoffnung verführte die Verzweifelten zum Lachen.
Anhänger laufen ihm zu und mit Singen und Theaterspielen bekämpfen sie die Angst.
Eine von ihnen ist die ehemalige Nonne Marguerite.
Ach, wie ist das schön, so mit Seufzen zu stimmen, so die beiden
Breit blitzt der Himmel weit.
Beatrice Frei ist diese Frau, die aus Lebensangst ins Kloster gegangen ist.
Entdeckt dann aber, dass das nichts von ihrer Sehnsucht befriedigen kann und entschließt sich, das Leben zu bejahen mit ihrer ganzen
weiblichen oder menschlichen Sinnlichkeit und das gelingt jedoch das Finden dieser Gruppe der roten Nasen.
Die roten Clownsnasen sind das Erkennungszeichen der Truppe.
Der 1931 in London geborene Peter Barnes gilt als Erneuerer der barocken Dramatik.
Charakteristisch für seine Stücke sind das Nebeneinander von Komik und Grauen, Religiosität und Obszönität.
1972 wurde ebenfalls am Volkstheater von ihm die herrschende Klasse aufgeführt.
Die Roten Nasen wurde von der Royal Shakespeare Company aufgeführt und als bestes Stück des Jahres 1985 ausgezeichnet.
Gerd Heinz musste die Inszenierung ohne Vorbereitung übernehmen.
In dem Stück reizt mich einmal das Thema, dass jemand in einer Zeit, wo, siehe Totenflors, die Endzeitstücke sich häufen werden,
Und zwar Stücke, die überhaupt keiner Utopie mehr zulassen, sondern die nur eine Bestätigung eines negativen Nullzustandes sind.
Ich glaube, dann bräuchten wir nicht mehr Theater zu spielen.
Ich finde die bejahende Lebenskraft in dem Stück etwas Schönes beim Barnes, wenn sie auch fast atavistisch anmutet.
Die an die 40 Rollen werden unter anderem von Vera Borek, Mercedes Echerer, Martha Holler, Walter Wiegand, Daniel Reinhardt, Wolf Dähne und Hans Piesbergen gespielt.
Die Ausstattung stammt von Rudolf Rischer und Gerhard Graf.
Als die Pest vorbei ist, werden die roten Nasen zur Gefahr für die Herrschenden.
Das Lachen bedroht auch sie.
Georg Trenkwitz sieht da auch die Aktualität des Stückes.
Man kann sicher für heute auch seine Lehren daraus ziehen, dass es wichtiger wäre, den Menschen Freude,
zu übermitteln als sie durch Macht einzuengen und dadurch zu ruinieren.
Peter Bahns stellt mit seinem Stück die Frage, kann durch das Theater ein Lachen entstehen, das uns hilft, nicht über den elenden Zustand der Welt zu resignieren, sondern ihn zu verändern?
Wir werden singen, wir werden tanzen und wir werden Witze erzählen.
Und die Leute,
Und wir schließen unser Journal mit Kurzmeldungen.
Österreich.
Der neue Nationalratspräsident Leopold Graz will seine Funktion sowohl konziliant als auch streng ausüben.
Als Gast im Mittagsschönal sagte Graz, er werde dort konziliant sein, wo es die Geschäftsordnung erlaube, da ja das Parlament auch die Aufgabe habe, Minderheiten die Artikulation zu ermöglichen.
Streng werde er allerdings dort sein, wo Minderheiten glauben könnten, die Willensbildung der Mehrheit behindern zu können.
Graz kündigte auch an, seine Präsidentschaft im Club 45 der SPÖ zurückzulegen, obwohl er diese Funktion mit der des Nationalratspräsidenten nicht grundsätzlich für unvereinbar halte.
Der Weihnachtsverkehr aus Deutschland nach Österreich ist voll im Gang.
Über die Autobahngrenze Walserberg rollen stündlich mehr als 1500 Fahrzeuge.
Bei der Einreise reicht die Kolonne bis zur Autobahnausfahrt Bad Reichenhall zurück.
Wegen mehrerer Unfälle gibt es umfangreiche Stauungen.
Besonders stark ist das Verkehrsaufkommen auf den Hauptdurchzugstraßen in der Steiermark.
Im obersteirischen Enztal und auf der Püren Autobahn gab es Serienunfälle, die jedoch meist nur Blechschäden zur Folge hatten.
Sowjetunion USA.
Der Regimekritiker Andrei Sakharov hat von Parteichef Gorbatschow persönlich die Erlaubnis erhalten, aus dem Exil in Gorki nach Moskau zurückzukehren.
Die in den USA lebende Stieftochter Sakharovs gab bekannt, Gorbatschow habe mit Sakharov am Telefon gesprochen, nachdem einen Tag zuvor ein Postbeamter in dessen Wohnung gekommen war und das vor Jahren entfernte Telefon wieder angeschlossen hatte.
Sakharov und seine Frau Jelena Bonner wollen in der kommenden Woche nach Moskau zurückkehren.
Im Zusammenhang mit den jüngsten Unruhen hat das Politbüro eines seiner Mitglieder nach Kasachstan entzernt.
Die Nachrichtenagentur TASS meldet, der Vorsitzende der Kontrollkommission, Mikhail Salamencev, befinde sich seit Donnerstag in der kasachischen Hauptstadt Alma-Ata und sei mit dem dortigen neuen Parteivorsitzenden zusammengetroffen.
Die Ernennung dieses Funktionärs, er ist russischer Nationalität, war Ursache der jüngsten Unruhen.
Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
Im Süden zum Teil sonnig, sonst veränderliche oder starke Bewölkung und wiederholt Schneeschauer.
In freien Lagen stürmische Nordwestwinde.
Nachmittagstemperaturen minus drei bis plus drei Grad.
Und damit sind wir am Ende von 60 Minuten Berichterstattung.
Für das Team verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.