Mittagsjournal 1980.11.27

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    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Einen schönen guten Tag, meine Damen und Herren, aus dem Studio des Mittagschonals begrüßt Sie heute Werner Löw.
    In den folgenden 60 Minuten aktueller Information wollen wir Sie ausführlicher zu folgenden Themen informieren.
    Das katastrophale Erdbeben in Süditalien hat jetzt auch politische Folgen.
    Die zunehmende Kritik an der mangelhaften Organisation der Hilfsmaßnahmen führte zur Absetzung des Präfekten der am schwersten betroffenen Provinz und zum Rücktritt des Innenministers.
    Wir erwarten dazu einen Hintergrundbericht aus Rom und auch eine Schilderung der aktuellen Situation im Krisengebiet selbst.
    Die Situation in Polen bleibt trotz des in letzter Minute abgewendeten neuen Generalstreiks angespannt.
    Grund genug jedenfalls für ernste Besorgnis auch in Jugoslawien.
    Das beweist nicht zuletzt die Aufstockung des Belgrader Verteidigungsbudgets um knapp 40 Prozent.
    Näheres bringt uns ein Bericht aus Belgrad.
    Weiteres Auslandsthema in diesem Mittagsjournal der betont freundliche Empfang wichtiger Leute aus dem Team des designierten US-Präsidenten Reagan in Moskau.
    Und aus dem Inland berichten wir vom heutigen Tag im Parlament, der dem sogenannten Grünen Bericht über das Vorjahr und damit natürlich auch aktuellen Fragen der Landwirtschaft gewidmet ist.
    Außerdem erwarten wir eine Stellungnahme der ÖBB, was sich die Bundesbahnen von den vorgesehenen Tariferhöhungen tatsächlich erwarten.
    Weiters die Stellungnahme der ÖVP zur jetzt wieder auf Hochtouren gekommenen Diskussion um die Errichtung eines Naturparks in den Hohen Tauern und schließlich eine neue Untersuchung zum Thema Produkthaftung.
    Ein Thema aus dem Bereich Konsumentenschutz also.
    Die Kulturredaktion schließlich bereitet einen Beitrag über die neue Ausstellung im Museum des 20.
    Jahrhunderts vor.
    Es geht dabei um sogenannte Objektkunst.
    und sie informiert über den morgen anlaufenden neuen Film von Wali-Export mit dem Titel »Menschenfrauen«.
    So weit also unser recht umfangreicher Programmzettel für heute.
    Zunächst aber die ausführlichen Nachrichten.
    Zusammengestellt hat sie als verantwortlicher Nachrichtensprecher verantwortlicher Nachrichtenredakteur Adolf Beundl und Sprecher ist Wolfgang Riemerschmid.
    Italien.
    Mehr als 80 Stunden nach der Erdbebenkatastrophe in Süditalien haben Suchmannschaften in der vergangenen Nacht in der Ortschaft Senerchia 20 Kinder lebend aus den Trümmern eines Kindergartens geborgen.
    Auch ein 90-jähriger Mann konnte ebenfalls lebend gerettet werden.
    Die Bergungsarbeiten, die zum ersten Mal auch die ganze Nacht über anhielten, wurden durch Gewitter und heftigen Regen erschwert.
    Aufgrund mangelnder Einrichtungen mussten die meisten der rund 200.000 Obdachlosen auch die vierte Nacht nach dem Beben im Freien verbringen.
    Innenminister Rognoni ist heute Nacht zurückgetreten.
    Die italienische Presse, Vertreter der politischen Parteien und zuletzt auch Staatspräsident Pertini hatten an der mangelhaften Organisation der Erdbebenhilfe der Regierung Kritik geübt.
    Pertini, der Montag und Dienstag die verwüsteten Gebiete besucht hatte, sprach gestern Abend in einem Fernsehappell an die Nation von schweren Versäumnissen.
    Das von der Regierung beschlossene Hilfeprogramm sieht umgerechnet etwa 18 Milliarden Schilling vor.
    Nach letzten Angaben wurden bisher 3100 Tote geborgen.
    1300 Menschen gelten noch immer als vermisst.
    Österreich.
    Zu Beginn des heutigen Parlamentstages beschloss der Hauptausschuss des Nationalrates mit den Stimmen der Regierungspartei eine Erhöhung der Bahntarife von 15 Prozent mit Wirkung von Anfang 1981.
    Durch die Tariferhöhungen im Personen- und im Güterverkehr sollen den Bundesbahnen etwa ein Vierzehntelmilliardenschilling an Mehreinnahmen zufließen.
    Im Mittelpunkt der Debatte des Plenums steht der Grüne Bericht 1979.
    Der Vorstand der Gewerkschaft Handel, Transport und Verkehr hat heute angeregt, die Sicherheitsbehörden sollten in allen Bundesländern die Öffentlichkeit über ihre technischen Überprüfungen von Nutzfahrzeugen informieren.
    Die Gewerkschaft begründet dies damit, dass im Vorjahr 87 Prozent aller in Wien überprüften Nutzfahrzeuge erhebliche Mängel aufwiesen und Kontrollen in Niederösterreich ähnliche Ergebnisse brachten.
    Der Gewerkschaftsvorstand vertritt in diesem Zusammenhang die Meinung, dass Unternehmen, die nicht in der Lage sind, den Berufskraftfahrern technisch einwandfreie Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen, im Straßenverkehr nichts zu suchen haben.
    Die Gefahr einer neuerlichen Konfrontation zwischen den unabhängigen Gewerkschaften und dem Staat scheint zunächst abgewendet.
    Die Behörden haben in der vergangenen Nacht dem Verlangen der Solidarität entsprochen und den vor kurzem Verhafteten Drucker sowie ein weiteres Mitglied der Freien Gewerkschaft freigelassen.
    Die für heute in Warschau angekündigten Streikaktionen würden daraufhin abgesagt.
    Die beiden Solidaritätsmitglieder waren wegen der Vervielfältigung eines Rundschreibens der Generalstaatsanwaltschaft über die Verfolgung antisozialistischer Kräfte verhaftet worden.
    Der Vorsitzende des polnischen Journalistenverbandes hat die Bürgschaft für sie übernommen.
    Im Warschauer Stahlwerk wird eine Delegation der Freien Gewerkschaft heute Mittag mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Jagielski zusammenkommen, um die Themen und den Termin für Gespräche über die Rechtsstaatlichkeit in Polen zu erörtern.
    Bis diese festgelegt sind, wird in dem Stahlwerk gestreikt.
    USA Die Vereinigten Staaten haben die Sowjetunion aufgefordert, sich jeder Aktion zu enthalten, die Polen bei der Lösung seiner internen Probleme behindern könnte.
    Der Sprecher des Außenministeriums in Washington hob hervor, die USA seien entschlossen, nichts zu tun, was einer internen Lösung der polnischen Probleme im Wege stehen könnte, und sie erwarteten dasselbe von anderen.
    In amerikanischen Regierungskreisen wurde gestern neuerlich auf die erhöhte Kampfbereitschaft von 30 sowjetischen Divisionen an der Grenze zu Polen hingewiesen.
    Jugoslawien Die Regierung in Belgrad wird das Verteidigungsbudget Jugoslawien zum 38,7 Prozent erhöhen.
    Der Gesamthaushalt wächst dagegen nur um etwa 11 Prozent.
    Verteidigungsminister General Ljubicic begründete die erhöhten Verteidigungsanstrengungen Jugoslawiens mit dem Hinweis auf die angespannte internationale Lage.
    Er sagte vor dem Bundesrat in Belgrad, seit 1945 habe sich die Welt nicht so nahe an einer Katastrophe befunden wie heute.
    Spanien
    Der Polizeichef von San Sebastian, García Rema, ist heute auf einem Attentat zum Opfer gefallen.
    Der Beamte befand sich auf dem Weg zu seinem Büro, als ein unbekannter Mann den Dienstwagen aus einer Maschinenpistole beschoss.
    García Rema wurde durch drei Kugeln getötet.
    Der Lenker des Wagens wurde am Arm verletzt.
    Der Attentäter konnte flüchten.
    Der Polizeichef von San Sebastian hatte bereits mehrere Morddrohungen erhalten und das Baskenland zeitweilig verlassen.
    Erst vor wenigen Tagen war er wieder nach San Sebastian zurückgekehrt.
    Seit Jahresbeginn sind in Spanien 127 Menschen bei Attentaten ums Leben gekommen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die 130.000 Arbeiter und Angestellten der Deutschen Bundespost entscheiden heute und morgen in einer Urabstimmung, ob sie das letzte Angebot der Postverwaltung für Verbesserungen im Schichtdienst akzeptieren.
    Wenn 25 Prozent der organisierten Beschäftigten dem von der Gewerkschaft ausgehandelten Angebot zustimmen, erlangt es als Vereinbarung Gültigkeit und der bisher nur ausgesetzte Streik wird aufgehoben.
    Syrien, USA.
    Nach Angaben aus amerikanischen Regierungskreisen hat Syrien in den vergangenen Tagen an der Grenze zu Jordanien eine Divisionssoldatenentstellung gebracht.
    Als Reaktion darauf hat auch die Regierung in Amman eine erhöhte Alarmbereitschaft ihrer Grenztruppen angeordnet und einige Verbände näher an die Grenze verlegt.
    In Washington werden die syrischen Truppenbewegungen allerdings nur als Einschüchterungsversuch gewertet und mit dem Gipfeltreffen arabischer Staaten in Amman in Zusammenhang gebracht, das von Syrien und anderen militanten arabischen Staaten boykottiert wird.
    Sowjetunion, USA.
    Der amerikanische Senator Percy konferiert heute in Moskau mit dem sowjetischen Verteidigungsminister Ustinov.
    Staats- und Parteichef Brezhnev hatte nach seiner gestrigen Unterredung mit dem republikanischen Politiker erklärt, er erwarte zur Verbesserung der Beziehungen zwischen den beiden Supermächten vom künftigen amerikanischen Präsidenten Reagan eine wohlüberlegte und realistische Politik.
    Percy gilt als erster Anwärter auf den Posten des Vorsitzenden des einflussreichen Außenpolitischen Ausschusses im amerikanischen Senat.
    Der Reaktortechniker Professor Schulten versicherte bei einem Energie- und Umweltforum in Aachen, dass die Technologien für die Vernichtung von Atommüll im Prinzip physikalisch und chemisch bereits bekannt seien.
    Es werde allerdings einige Jahrzehnte dauern, meinte der Wissenschaftler, bis man diese theoretischen Kenntnisse in der Praxis werde anwenden können.
    Professor Schulten bedauerte, dass die Umweltprobleme heute vielfach nicht mehr frei von Emotionen behandelt würden, sondern Prestige und Macht im Vordergrund stünden und Pseudo-Ängste erzeugt würden.
    Frankreich.
    Die Atomkraftwerke im Elsass sind nach Ansicht des Wissenschaftlers Tassiev nicht vor Erdbeben sicher.
    Professor Tassiev erinnerte daran, dass die Gegend um Mühlhausen am 15.
    Juli von einem Erdstoß der Stärke 6 auf der zwölfteiligen Mercalliskale erschüttert wurde.
    Im 13.
    Jahrhundert soll in diesem Gebiet ein wesentlich schwereres Erdbeben registriert worden sein.
    Tassiev führte an, dass die französischen Atomkraftwerke in ihrer jetzigen Bauweise nur Erdbeben in der Stärke 7 bis 8 nach Mercalli standhalten könnten.
    Die Wetterlage.
    Der Alpenraum bleibt im Einflussbereich eines mächtigen Mittelmeertiefs.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Durchwegs stark bewölkt bis bedeckt und verbreitet Niederschlag bis in Höhen um 500 Meter als Schnee, darunter als Regen oder Schneeregen.
    Schwache bis mäßige Winde aus Südwest bis Nordwest.
    Nachmittagstemperaturen 1 bis 5 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht minus 4 bis plus 2 Grad.
    Glatteisgefahr.
    Die Wetteraussichten für morgen.
    Von einzelnen Aufhellungen abgesehen, allgemein starke bis geschlossene Bewölkung und gebietsweise weitere Niederschläge.
    Unterhalb von 500 Meter Höhe als Schnee, Regen oder Regen, darüber als Schnee.
    Wind aus Süd bis West.
    Tageshöchsttemperaturen minus 3 bis plus 4 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien bedeckt 3 Grad, Nordwestwind 15 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt 3 Grad, Nordwind 15 Kilometer.
    Linz bedeckt 1 Grad, Nordost 5 Kilometer.
    Salzburg stark bewölkt, Schneefall 1 Grad, Nordwest 3 Kilometer.
    Innsbruck bedeckt Schneeregen 2 Grad Windstill, Bregenz bedeckt 3 Grad Nordost 3, Graz bedeckt 4 Grad Südostwind 5 Kilometer und Klagenfurt bedeckt Regen 2 Grad Ostwind 3 Kilometer in der Stunde.
    Nachrichten und Wetter im Mittagsjournal.
    Es ist 11,5 Minuten nach 12 Uhr.
    Wir beginnen unsere ausführliche Berichterstattung, wie schon in den vergangenen Tagen, jeden Tag mit dem Erdbeben in Italien, mit den Auswirkungen dieser großen Katastrophe.
    Denn während aus dem Gebiet des Erdbebens im Großraum von Neapel und Salerno von vergangenen Sonntag immer noch und immer mehr und immer erschreckendere Katastrophen und Statistiken gemeldet werden, letzter offizieller Stand 3.000 geborgene Tote, mehr als 1.000 Vermisste, mindestens 200.000 Obdachlose und alle diese Zahlen werden sicher weiter steigen, und während zunehmend doch endlich international unterstützte Hilfsmaßnahmen anlaufen, führte die Diskussion um eben diese Hilfsmaßnahmen jetzt auch zu politischen Erdbebenfolgen.
    Was unsere Sonderkorrespondenz seit Tagen aus dem Katastrophengebiet berichtete, nämlich erschreckender Konzeptmangel, das Fehlen eines Katastrophenplans, trotz seit Jahren dafür bestehender gesetzlicher Voraussetzungen und auch das viel zu späte Erkennen des wahren Ausmaßes der Katastrophe, all das verdichtete sich gestern Abend zu massiver Kritik, sogar aus dem Mund des italienischen Staatspräsidenten Pertini.
    Innenminister Ronini hat in der Folge seinen Rücktritt eingereicht und kurz zuvor
    war schon der Präfekt der schwer betroffenen Provinz Avellino seines Postens enthoben worden.
    Alfons Thalmer berichtet aus Rom.
    Es konnte also nicht ausbleiben.
    Nach der tellurischen Erschütterung und dem menschlichen Notstand ist seit gestern Abend auch das politische Erdbeben eingetreten.
    Unmittelbar hat es Staatspräsident Bertini mit einer improvisierten Fernseh- und Radioansprache an die Nation ausgelöst.
    Die umgehende Folge war der Rücktritt des christlich-demokratischen Innenministers Virginio Rognoni.
    Das ist aber nur der vorläufige Epilog einer dreitägigen, chaotischen Auseinandersetzung unter den Parteien und in der Öffentlichkeit des Landes über die Bewältigung oder Nichtbewältigung der Notstands- und Rettungsaufgaben, die sich durch die Naturkatastrophe dem Staatsgefüge gestellt haben.
    noch sichtlich von den Eindrücken seines zweitägigen Besuches im Katastrophengebiet mitgenommen.
    Infolge des direkten Erlebnisses, emotionsgeladen und nervös, hatte 84-jährige Bertini in seiner gewohnten, simplen Offenheit und spontanen Art gesprochen, ohne die Worte auf die Goldwaage zu legen.
    Unter anderem beklagte er also auch die Unzulänglichkeit der ersten Hilfsaktionen,
    stellte die Absetzung des Präfekten der Provinz Avellino wegen Unfähigkeit und anfänglicher Unterschätzung der Katastrophe durch den Regierungskommissar Zamperletti als ein Beispiel und Modell dar, das auch auf andere Verantwortliche anzuwenden sei.
    Er wollte sich offensichtlich zum Sprecher und zum Mittler der leidenschaftlichen, sehr verständlichen und oft auch gegen ihn selbst aufbrausenden Klagen machen.
    die er bei seinem Streifzug durch die zerstörten Ortschaften, der übrigens aus verständlichen Sicherungsgründen auch nicht wenig zur Behinderung der anderen Hilfsaktionen beigetragen hatte, erleben musste.
    Vielleicht hat es der Staatspräsident nicht so gemeint, aber der Innenminister hat es als eine Aufforderung zum Rücktritt aufgefasst.
    Wenige Stunden vorher hatte er zusammen mit seinem sozialistischen Kollegen, dem Verteidigungsminister Lagorio,
    In einer Pressekonferenz die ersten Mängel zwar zugegeben, diese aber, bis auf wenige menschliche Schwächen, mit objektiven Schwierigkeiten begründet und davor gewarnt, die schwere Lage für parteipolitische Propaganda, für politische Winkelzüge und für eine Kritik als Selbstzweck zu missbrauchen.
    Das hat aber nichts genützt.
    Sein Rücktritt löst jetzt wahrscheinlich eine sehr kritische politische Situation aus.
    Im Zusammenhang mit den Vorwürfen an die Organe des Staates muss immer wieder darauf hingewiesen werden, dass die tatsächlichen objektiven Schwierigkeiten so sehr groß sind.
    Der heutige Tag hat dafür ein Beispiel erbracht.
    Die Ortschaft Leoni ist eine der am schwersten heimgesuchten von der Naturkatastrophe.
    Sie ist zu Gänze zerstört.
    Von den 6.000 Einwohnern könnten sich noch 1.000 bis 2.000 tot unter den Ruinen befinden.
    Aus dieser Ortschaft kamen immer wieder verzweifelte Rufe nach schwerem Räumungsgerät.
    Am heutigen Tag auf der Serpentinenstraße, die zur Ortschaft auf der Höhe führt, sind über 100 verschiedene solche Geräte stationiert, die nicht weiterkommen, weil die Straße unter ihrem Gewicht ununterbrochen abzurutschen droht und teilweise auch abrutscht.
    Direkter Augenzeuge dieser Schwierigkeiten im Katastrophengebiet selbst ist unser Redaktionskollege Franz Kößler.
    Er hat sich vor wenigen Minuten telefonisch bei uns gemeldet.
    Während sich die politische Auseinandersetzung etwas über den Köpfen der Leidtragenden abspielt, ist heute früh das eingetreten, was man in den vergangenen Tagen am stärksten fürchtete.
    Es regnet in Strömen und weiter oben fällt der erste Schnee.
    Mit einem Schlag sind so die Hoffnungen auf eine rasche Normalisierung wieder zerstört worden.
    Über 200.000 Menschen leben seit Sonntagabend im Freien.
    Notdürftig haben sie oft aus Ästen und Leinbüchern Zelte aufgebaut.
    Dem Regen und dem Schnee sind sie freilich nicht gewachsen.
    Binnen weniger Stunden haben sich auch die Trümmerhaufen, aus denen noch in der Nacht einige Überlebende geborgen worden sind, in riesige Schlammfelder verwandelt.
    Jetzt besteht auch die Gefahr, dass sie notdürftig gesicherten Zufahrtsstraßen unter dem Gewicht der Lastwagen abrutschen.
    Auch der Einsatz der Hubschrauber wird immer schwieriger.
    Dramatisch wird die Situation jetzt auch in den Häusern, die dem Leben Stand gehalten hatten, in denen sich aber Risse aufgetan haben, durch die jetzt das Wasser fließt.
    Allein in Erpel sind es 20.000, die nicht mehr in ihre Wohnungen zurück können.
    Hinten in den Bergen geht es unmittelbar ums nackte Überleben.
    Kinder und Frauen und alte Leute sind es vor allem, die gestern Abend notdürftig mit Decken versorgt worden sind.
    Nur für einen kleinen Teil von ihnen gab es wetterfeste Zelte.
    Sie müssen jetzt nach dem Schock des Erdbebens der Verzweiflung von ein, zwei, oft drei Tagen ohne Hilfe, ohne Nahrung auch noch mit Kälte, Regen und Schnee fertig werden.
    Gestern hat der von der Regierung eingesetzte Kommissar beschlossen, die an der Riviera leer stehenden Hotels zu beschlagnahmen, um diesen Menschen wenigstens ein Dach über dem Kopf zu geben.
    Aber die Bürokratie arbeitet schwerfällig und Regen und Schnee waren heute da, bevor man noch mit dem Transport der Menschen von den Bergen herunter begonnen hatte.
    Jetzt ist alles wieder viel schwieriger geworden.
    Noch dazu sind gestern Abend im Hauptquartier in Neapel Meldungen eingegangen, dass es noch weiter im Gebirge zerstörte Orte gibt, die noch immer auf eine erste Hilfe warten.
    Man kann sich gar nicht erklären, wie es überhaupt möglich ist, dass ganze Orte einfach vergessen wurden.
    Man hat auf Meldungen aus den getroffenen Gebieten gewartet, ohne zu bedenken, dass die Telefonverbindungen unterbrochen und Bürgermeister und Polizisten selbst oft unter den Opfern waren.
    Oft erst nach tagelangen Fußmärschen konnten die Einwohner Alarm schlagen.
    Funkverbindungen zu den entlegenen Dörfern waren nie eingerichtet worden.
    Hier führten Alte, Frauen und Kinder tatsächlich eine armselige Existenz am Rande der Gesellschaft.
    Hier hat die Naturkatastrophe die politische Katastrophe erst richtig zum Vorschein gebracht.
    Angesichts des Versagens der staatlichen Hilfsmaßnahmen haben sich in diesen Tagen Selbsthilfeorganisationen gebildet,
    die ein konkretes Zeugnis von Solidarität ablegen.
    Jugendorganisationen, Ärztevereinigungen in Norditalien haben in eigener Initiative und oft gegen bürokratische Widerstände konkrete Hilfe organisiert.
    Es war die Metallgewerkschaft zum Beispiel, die bereits am Dienstag als erste Organisation Lebensmittel in die zerstörten Dörfer brachte, lange bevor die Feldküchen des Militärs angekommen waren.
    Auch aus dem Ausland leisten diejenigen die meiste Hilfe,
    die nur auf die eigenen Kräfte zählten und direkt hierher gekommen sind.
    Gestern hat man mit Massenimpfungen begonnen, um Epidemien vorzubeugen und auf die Trümmer, aus denen der beißende Geruch der Verwesung steigt, werden heute Desinfektionsmittel gesprüht.
    Wieder hat ein Wettlauf mit der Zeit begonnen.
    Diesmal scheint man dank der Hilfe von überall her doch etwas besser gerüstet zu sein.
    Soweit Franz Kössler und wie Sie gehört haben auch in seinem Bericht noch einmal Kritik an den Versäumnissen bei den Hilfsmaßnahmen.
    Es zeichnet sich offenbar doch immer deutlicher ab, dass das Beben vom Sonntagabend die schwerste Erdbebenkatastrophe sein dürfte, die die Apenninenhalbinsel seit 65 Jahren heimgesucht hat.
    Im Jahr 1915 waren in den Abrutzen 30.000 Menschen ums Leben gekommen.
    Es ist 20 Minuten nach 12 Uhr und wir kommen zu unserer Inlandsberichterstattung, genauer zur Berichterstattung aus dem Parlament.
    Dort hat Landwirtschaftsminister Heiden heute am Vormittag dem Plenum des Nationalrats den sogenannten Grünen Bericht des Jahres 1979 vorgelegt.
    In dieser umfangreichen Broschüre wird die Situation der Landwirtschaft im vergangenen Jahr getrennt nach den Kapiteln Agrarproduktion, Viehproduktion und Obstanbau festgehalten.
    Der Bericht war im Landwirtschaftsausschuss des Parlaments vor wenigen Wochen nur mit den Stimmen der SPÖ verabschiedet worden.
    Der Bericht gibt natürlich Anlass für eine grundsätzliche Debatte, vor allem über die bäuerlichen Einkommen.
    Vor der Zusammenfassung der Debatten dieses Vormittags berichtet unsere Inlandsredaktion aber auch noch über die ebenfalls heute Vormittag vorgelegten Kalkulationen der österreichischen Bundesbahnen, was ihnen die bevorstehenden Tariferhöhungen tatsächlich bringen werden.
    Johannes Fischer.
    Der Grüne Bericht mit dem amtlichen Titel Lage der österreichischen Landwirtschaft 1979 versehen fasst neben den Daten der erzeugten Agrarprodukte, wie etwa Getreide, noch eine Reihe anderer Informationen zusammen.
    Der Bestand an Vieh scheint ebenso auf wie die Erträge aus der Forstwirtschaft.
    War das Jahr 1979 ein gutes für die österreichische Land- und Forstwirte?
    Dazu ein Beispiel aus dem Bericht.
    Der Feldfrucht- und der Futteranbau verringerte sich um 7,6 Prozent.
    Der Grund?
    Lang anhaltende Trockenperioden im Herbst 1978 und in den Monaten Mai und Juni 1979 sowie Kahlfröste in den Wintermonaten haben zu dem verringerten Ertrag geführt.
    Was in dem Bericht eher lapidar vermerkt wird, sah in der Praxis so aus.
    Die Brotgetreideernte des Vorjahres fiel um 30 Prozent, also fast ein Drittel schlechter aus als im Jahr 1978.
    Die Futtergetreideernte blieb durchschnittlich um 5,5 Prozent unter dem Vorjahreswert.
    Auch die Weinernte lag deutlich unter der des Jahres 1978.
    Einzig der Obstanbau erreichte ein überdurchschnittliches Ergebnis.
    Zum Bereich Tierhaltung und Viehproduktion.
    Bei den Schweinen kam es zu spürbaren Preiseinbrüchen, die zu Einkommensverlusten der Viehhalter führten.
    Alles in allem war das Jahr 1979 kein zufriedenstellendes Jahr für die österreichischen Bauern.
    Eine Tatsache, die sich auch aus den Werten der bäuerlichen Einkommen ablesen lässt.
    Erstmals seit 1968 ist das bundesdurchschnittliche Einkommen der Bauern im Jahr-zu-Jahr-Vergleich nicht gestiegen.
    Es weist gegenüber 1978 sogar einen deutlichen Rückgang auf.
    Bei näherer Analyse zeigt sich, dass es vor allem die Flachlandbauern und die Schweinehalter waren, die empfindliche Einkommenseinbußen hinnehmen mussten.
    Die Redner nahmen dann auch hauptsächlich auf die Einkommen der Bauern und die Ernteentwicklung des Vorjahres Bezug.
    Der ÖVP-Agrarsprecher und Bauernbunddirektor Riegle meinte zu den bäuerlichen Einkommen des Jahres 1979.
    Das landwirtschaftliche Einkommen, das heißt das, was ein Bauer für seine Arbeit brutto monatlich verdient, ist von 6.427 Schilling im Jahr 1978 auf 6.035 Schilling im Jahr 1979 zurückgegangen, trotz Inflation und Kostenentwicklung.
    Und wenn man nun einwendet, es gibt in der Landwirtschaft Nebeneinkünfte, es gibt den Nebenerwerb, es gibt öffentliche Unterstützungen, dann ist nach den Zahlen des grünen Berichtes das gesamte Erwerbseinkommen einer landwirtschaftlichen Arbeitskraft einschließlich der öffentlichen Zuschüsse von brutto 7.282 Schilling im Jahr 1978 auf 7.023 Schilling zurückgegangen.
    Als Ursachen für die Abnahme der Einkommen nannte Riegler dann den Rückgang bei Schweinepreisen, die schlechte Getreideernte und die Verringerung der Erlöse aus Agrarprodukten bei gleichzeitig steigenden Betriebskosten.
    Riegler dann grundsätzlich...
    Der grüne Bericht 1979 weist die negativste Entwicklung für die österreichische Landwirtschaft seit Bestehen eines grünen Berichtes aus.
    Ja, noch mehr, es ist die negativste Entwicklung für die österreichischen Bauern, die wir seit der Nachkriegszeit feststellen müssen.
    Und das muss man doch einmal sehr deutlich herausstellen.
    Für tausende Bauern ist es ein hohl klingender Trost, wenn sie aufgrund der Witterungsunbildung die Ernte nicht hereinbringen konnten, wenn durch Hagel, Hochwasser und sonstige Unwetterschäden der Erfolg der Arbeit auch in diesem Jahr zunichte gemacht wurde.
    Der Hauptsprecher der SPÖ, der Abgeordnete Pfeiffer, nahm dann das letzte Argument Rieglers auf und replizierte.
    hat die Wetterentwicklung, das ist keine Ausrede, ich bin sehr froh, dass es auch schon Ihren Leuten über den Mund gekommen ist, dass man für Wind und Wetter sicherlich nicht die sozialistische Agrarpolitik verantwortlich machen kann.
    Und es hat Kollege Riegler, und das möchte ich sicher positiv unterstreichen, auch gesagt, dass halt einmal, wenn eine Missernte
    in großen Gebieten unserer Republik auf dem Getreidesektor bei Weizen und Roggen mit mehr als 30 Prozent zum Beispiel einschlägt, dann müssen sich ja wesentlich die Einkommen dieser Bauern
    so leid es jeden tut, natürlich verringern.
    Darüber, sich auseinanderzusetzen, darüber zu streiten, darüber vielleicht zu fordern, dass der landwirtschaftliche Unternehmer kleinerer oder größerer Betriebsart mit einem Wort alles abgegolten haben muss vom Bund, das trauen Sie sich, glaube ich, ja doch jetzt nicht mehr.
    Und ich hoffe, dass Sie doch auf diesem Sektor die Dinge auch realistisch sehen.
    Der SPÖ-Agrarsprecher nahm dann zu aktuellen Vorkommnissen im Bereich Landwirtschaft Stellung, und zwar zum sogenannten Käseskandal, wo, wie bisher festgestellt, zwei Firmen, eine in Oberösterreich und eine in Vorarlberg, sich Stützungsgelder angeeignet haben.
    Pfeiffer präsentierte dann auch zu diesem Thema einen Entschließungsantrag der SPÖ und der FPÖ, der eine Verstärkung der Kontrolltätigkeit bei den Agrarfonds sowie eine Ausweitung der Direktauszahlung von Förderungsmitteln an Bauern vorsieht.
    FPÖ-Agrarsprecher Murat kam dann als dritter Debattenredner noch einmal auf die Einkommenssituation der Bauern zu sprechen und betonte, dass die Industrielöhne und die Einkommen der Bauern bereits meilenweit auseinanderlegen.
    Murat meinte dann prinzipiell... Hohes Haus, im Vorjahr konnte ich zum Grünen Bericht wenigstens noch einige positive Aspekte aufzählen.
    Aber ich müsste heute doch ein Schauspieler sein und ich müsste ein Verwandlungskünstler sein, Herr Kollege Pfeiffer, wenn ich bei diesem grünen Bericht nur etwas finden könnte, was auch wirklich positiv ist.
    Meine Damen und Herren, diese Zauberei überlasse ich gerne der Regierungspartei.
    Der Grüne-Bericht wird nur mit den Stimmen der Regierungspartei angenommen werden.
    Übrigens, hier im Parlament wurden im Hauptausschuss die neuen ÖBB-Tarife mit den Stimmen der SPÖ zur Kenntnis genommen.
    Johannes Fischer.
    Als letzte Welle der Tarif- und Steuererhöhungen dieser Parlamentswoche wurden also ab 1.
    Jänner 1981 erhöhte Bahntarife sowohl für den Güter- als auch für den Personenverkehr beschlossen.
    Für den privaten Bahnkonsumenten beteiligt dies zunächst einmal eine durchschnittliche Fahrpreiserhöhung um rund 15 Prozent.
    Den Bundesbahnern sollen aus dem Titel dieser Erhöhung 470 Millionen Schilling mehr in die Kassen fließen.
    Im Einzelnen werden besondere Fahrpreise für Schnellzüge eingeführt.
    Der Schnellzugzuschlag beträgt künftig statt 20 30 Schilling.
    Reisegepräg im Zug kostet anschaulich bisher 20 und 30 Schilling.
    Unverändert bleiben trotz der Ausdehnung des Wiener Schnellbahnnetzes die Tarife auf diesem Verkehrsmittel.
    Bei den zahlreichen Sondertarifen der Eisenbahnen waren die Bundesbahnen laut eigener Auskunft jedenfalls bemüht, die Erhöhungen nicht im vollen Umfang der 15% durchzuführen.
    Teurer wird die Bahn aber nicht nur für den Passagier, der ein öffentliches Verkehrsmittel benutzen möchte, auch für den Wirtschaftsgüterverkehr gibt es empfindliche Teuerungen.
    Die Tariferhöhungen in diesem Bereich werden ebenfalls ab 1.
    Jänner 1981 rund 15% betragen.
    Die sogenannten Regeltarifklassen im Wagen-Ladungsverkehr werden von 3 auf 2 verringert.
    Die Frachtsätze werden unterschiedlich um 4 bis 17 Prozent angehoben.
    Fracht- und Expressgutstück werden linear um 15 Prozent erhöht.
    Die Bundesbahnen erwarten sich von Erhöhungen im Güterverkehr Mehreinnahmen von rund 900 Millionen Schilling.
    Die Auswirkungen der Preiserhöhungen auf den Verbraucherpreisindex geben die Bahnen selbst mit 0,15 Prozent an.
    So weit unser Bericht und damit zurück zum Studio des Mittagsschannals.
    Johannes Fischer und vor ihm Michael Kerbler berichteten aus dem Parlament und an diesem Parlamentsbericht schließt unsere Inlandspresse-Schau direkt an.
    Den Hauptthema der heutigen Pressekommentare sind die Nationalratsbeschlüsse von gestern, die uns ja zum Zweck der Budgetsanierung eine ganze Reihe neuer bzw.
    zusätzlicher Steuer- und Tarifbelastungen bringen werden.
    Die Auszüge aus den Zeitungskommentaren dazu hat Louis Glück zusammengestellt.
    Wir Opferlämmer, übertitelt Dieter Lehnhardt seinen Kommentar in der Tageszeitung die Presse.
    Er meint, die gestern beschlossenen Erhöhungen summierten sich je nach Rechnungsart auf 13 bis weit über 20 Milliarden Schilling, die aus unseren Taschen in die Immerlehrerin des Staates gezogen würden.
    Genauso werde aber die Wirtschaft getroffen.
    Was den Einzelnen als Staatsbürger, Steuerzahler, Konsumenten und Sparer trifft, trifft gleicher oder ähnlicher Art jedes Unternehmen, das um seine Konkurrenzfähigkeit und um seine betriebliche Vollbeschäftigung ringt.
    Es ist unbeschreiblich billig und dumm, sich über die fortgesetzten Warnungen aus den Interessensvertretungen der Wirtschaft lustig zu machen oder, wie es Spitzenpolitiker immer wieder tun, die Funktionsfähigkeit der Marktwirtschaft zu bezweifeln.
    Die Firmen sollen wohl alle Mehrbelastungen schlucken, ohne einen Arbeitsplatz weg zu rationalisieren, ohne die Preise zu erhöhen und sie sollen noch applaudieren, wenn Arbeitszeitverkürzungen mit vollem Lohnausgleich angekündigt werden.
    Und hinter all dem sieht die Presse kein Konzept, kein Ziel, denn die zig Milliarden, die man uns jetzt zusätzlich abnimmt, dienen dem Lochstopfen und Schulden-Zurückzahlen.
    Sie werden weg sein, ehe es wirklich brenzlig wird.
    In der Neuen Kronenzeitung konstatiert Staberl eine äußerst teure Woche, so der Titel der Kolumne.
    Finden diese kräftigen Erhöhungen von Waren und Dienstleistungen, womit ja der drohende Staatsbankrott doch noch abgewendet werden soll, ihre Entsprechung in einem angemessenen Sparwillen von Parlament und Regierung?
    Das nicht.
    Eben haben ja die Volksvertreter für sich und die anderen öffentlichen Funktionäre in großzügiger Weise steuerfreie Aufwandsentschädigungen von rund 40 Prozent der normalen Pründe beschlossen.
    Der zuletzt erschienene Subventionsbericht der Bundesregierung ist dicker im Umfang und empörender im Inhalt als je zuvor.
    Und in öffentlichen Versicherungsanstalten werden in zynischer Weise für die obersten Bonzen Sitzgarnituren zum Preis von 180.000 Schilling pro Stück angeschafft.
    Merke, ein Staat spart nicht.
    Sparen sollen die Bürger und Steuerzahler, meint Staberl in der Kronenzeitung.
    Im Neuen Volksblatt der ÖVP schreibt Martin Stieglmeier unter dem Titel Der Komet.
    Eigentlich hätten die Abgeordneten der ÖVP gestern im Parlament jubeln müssen.
    Denn was sie seit Jahren voraussagen, ist gestern eingetroffen.
    Die Belastungspolitik der Sozialisten sprengt jedes Vorstellungsvermögen.
    Die ÖVP-Abgeordneten haben nicht gejubelt.
    Es gibt nämlich nichts zu jubeln und niemandem ist danach zumute.
    Überall herrscht eine Stimmung, als wäre der Komet in Kommen.
    Heute ist deutlicher denn je.
    Das Ende der Ära Kreisky ist nahe, prophezeit das Volksblatt und zum Thema Belastungen auch ein Blick in die kommunistische Volksstimme.
    Die von Dienstag bis Donnerstag beschlossenen Begleitgesetze symbolisieren damit ein Budget, das nicht nur unsozial ist, sondern darüber hinaus als weiteres Instrument der Umverteilung fungiert, weil die Lasten der Sanierung des Staatshaushaltes überwiegend auf die Masse der Werktätigen abgewälzt werden.
    Symptomatisch das leisetreten der Oppositionsparteien.
    Bei all ihren Alibi-Abänderungsanträgen, im Großen und Ganzen sind sie mit der Schröpfungspolitik Marke Androsch recht zufrieden.
    Seit die Kommunisten draußen sind, ist im Parlament tatsächlich eine echte Alternative nicht vorhanden.
    Meint die Volksstimme.
    Louis Glück hat diese Pressekommentare zusammengestellt.
    Drei Minuten nach halb eins ein kurzer Blick auf das Programm der verbleibenden Zeit in diesem Mittagsschanal.
    Wir wollen berichten von einer ÖVP-Diskussion um die Frage Nationalpark Hohe Tauern.
    Wir werden von ersten Kontakten von Regenleuten mit Brezhnev mit der Moskauer Führung berichten und wir planen auch noch einen Bericht über eine Untersuchung über die Wichtigkeit österreichischer Produkthaftung.
    Aus der Kulturberichterstattung wollen wir Ihnen einen Bericht über die derzeitige Ausstellung im Museum des 20.
    Jahrhunderts zur Objektkunst bringen.
    Zunächst aber noch einmal ins Ausland.
    Wieder einmal scheint Polen im letzten Moment der drohende Höhepunkt in der Auseinandersetzung zwischen den neuen Gewerkschaftsorganisationen und den Behörden erspart geblieben zu sein.
    Zwar sind einzelne lokale Streikaktionen nach wie vor nicht im Sinne der Gewerkschaften gelöst, der angekündigte neue große Generalstreik aber findet zumindest vorläufig nicht statt.
    Im Laufe der vergangenen Nacht haben die Behörden den Forderungen der Gewerkschaft nachgegeben und zwei Gewerkschafter, die von der Polizei inhaftiert waren, wurden freigelassen.
    Vorwürfe gegen diese beiden war der Verrat von Staatsgeheimnissen.
    Jetzt aber scheint die Basis für Gespräche wieder hergestellt zu sein.
    In diesen Stunden finden wieder Unterredungen zwischen dem stellvertretenden Regierungschef Jagielski und Vertretern der Solidarität statt.
    Dass es die polnische Regierung nicht auf die äußerste Kraftprobe ankommen hat lassen, das liegt sehr wahrscheinlich auch am Bewusstsein der dauernden Beobachtung durch den großen Bruder im Osten.
    Amerikanische Berichte sprechen von erhöhter militärischer Aktivität der Sowjetunion an der polnischen Grenze.
    Die US-Regierung hielt es für angebracht, Moskau erneut zur Zurückhaltung aufzufördern.
    Insgesamt also trotz abgesagtem Generalstreik eine hoch angespannte Situation und Grund genug zu besorgen ist insbesondere für Länder, die gewissermaßen so nah dran sind wie Jugoslawien etwa.
    Belgrad erhöht seine militärischen Ausgaben um fast 40 Prozent und der jugoslawische Verteidigungsminister General Jubicic meint im Zusammenhang damit,
    Die Welt habe sich seit 1945 noch nie so nahe einer Katastrophe befunden wie heute.
    Und vor diesem Hintergrund ist zweifellos eine Art Stabsübung der jugoslawischen Nachrichtangentur Tanjuk für den Ernstfall zu sehen.
    Gustav Kallegor berichtet über die jugoslawische Position im Verhältnis zur Lage in Polen.
    Ungewöhnlich ernst beurteilen führende Kommentatoren des Jugoslawischen Rundfunks und der Presse die Situation in und um Polen.
    Von der drohenden Schreibweise der Parteiorgane der DDR und der CSSR, Neues Deutschland und Udeprawa ausgehend, die die Situation in Polen mit der in der Tschechoslowakei vor dem August 1968 verglichen haben, kommt der Kommentator von Radio Zagreb zu dem Schluss, dass auch eine Beilegung der polnischen Krise auf die gleiche Art wie 1968 in der Tschechoslowakei erfolgen könnte.
    Das könnten Signale für einen Eingriff sowjetischer Truppen und anderer Werschau-Paktstaaten in Polen sein,
    warnte der Kommentator.
    Die der Belgier der Regierung nahestehende Politiker malt das Risiko einer Intervention gegen das Freiheitsthemen der Polen in düstersten Farben und bringt auszugsweise die integralen Texte der drohenden Artikel im Neuen Deutschland und dem Rudi Bravo.
    Das ist ungewöhnlich, noch mehr für das jugoslawische Parteiblatt Borba.
    Die Situation wird aber so ernst gewertet, dass man keinen Hinweis auf eine drohende Verschärfung unterlassen möchte.
    Während des Besuches des Sekretärs des Zentralkomitees der polnischen Arbeiterpartei Emil Wojtaszek, der an der Spitze einer Delegation des polnischen Sejm in Belgrad weiterhin fiel auf, dass er weit mehr Kontakte mit den höchsten jugoslawischen Parteiführern als Parlamentariern hatte.
    Obwohl die offizielle Presseaussendung über formelle Floskeln kaum hinausging, steht fest, dass das Belgrad-Führungskollektiv dem polnischen ZK-Sekretär ihr Vertrauen in die Fähigkeit der polnischen Führung ausgesprochen hat,
    die Unabhängigkeit des sozialistischen Polen zu wahren.
    Belga stellt sich so wieder einmal indirekt im Gegensatz zur Auffassung Prags und Ostberlins in der Frage der Souveränität sozialistischer Staaten, was auch die Nachbarn Rumänien und Ungarn beeindrucken dürfte.
    Bekanntlich lehnen die jugoslawischen Kommunisten die Moskauthese von der beschränkten Souveränität sozialistischer Staaten ebenso ab, wie das Recht zu Interventionen, da es Moskau und seine Satelliten daraus ableiten.
    Begat wirbt jedenfalls über diplomatische Kanäle, aber auch auf direktem Parteidraht für Geduld gegenüber den Vorgängen in Polen und warnt vor den unabsehbaren Konsequenzen eines Gewaltstreiches, gerade während der Konferenz für Europäische Sicherheit und Zusammenarbeit in Madrid.
    Jugoslawien, das sich seinerzeit leidenschaftlich gegen die Intervention der Sowjets und der Warschau-Pakt-Truppen gegen den Prager Frühling engagiert hat, hat daraus auch seine Lehren gezogen,
    und verabsäumt nicht, gleich jedem möglichen Aggressor das unkalkulierbare Risiko eines Angriffes auf das sozialistische Jugoslawien vor Augen zu führen.
    Dass militärische Aktionen gegen Polen in der Geschichte wiederholt in Karsus, Berlin und Europa bedeuteten, wird den Belgierd nicht übersehen und deshalb dringend darauf verwiesen, dass, so wörtlich in Radio Zagreb, Polen in jeder Krise selbst eine Lösung für seine Probleme zu finden imstande war und es auch diesmal sein wird.
    an wessen Adresse Belgrads Warnungen gerichtet sind, ist kein Geheimnis.
    Gustav Kalöper aus Belgraden und wir schalten jetzt direkt nach Stockholm, wo Ex-Ministerpräsident Olof Palme eine Pressekonferenz über die vorläufigen Ergebnisse seiner Vermittlungsmission zwischen dem Iran und dem Irak abgehalten hat.
    Palme hat ja darüber schon UNO-Generalsekretär Waldheim berichtet.
    Palme reiste ja im Auftrag der UNO.
    Und aus diesem Gespräch, aus diesem Bericht ging hervor, dass Palme keine schnelle Lösung des Konfliktes voraussieht, da es sowohl dem Irak als auch dem Iran am Willen fehle, Verhandlungen über eine politische Lösung aufzunehmen.
    Das zumindest ist aus New York verlautet.
    Und jetzt die Frage an Günther Grafenberger in Stockholm.
    Nannte Palme bei seiner Pressekonferenz jetzt irgendwelche positiven Ergebnisse seiner Mission?
    Ja und nein.
    Er sagte, ein Kriegsende ist nicht in Sicht.
    Beide Seiten würden einen sehr harten und kompromisslosen Standpunkt einnehmen.
    Die allgemeine Volksmeinung in beiden Ländern sei nicht reif für Frieden, daher seien auch die politischen Voraussetzungen für den Frieden nicht sonderlich gut.
    Da sich jedoch beide Seiten der Risiken eines weiteren Krieges bewusst seien, könnte sich alles sehr schnell ändern, sagte Olof Balme vor einer halben Stunde.
    Er bezeichnete es als einen Erfolg, dass sich beide Seiten bereit erklärt haben, 63 im persischen Golf eingeschlossene Tanker durch die Meeränge von Shat al-Arab ins Freie Meer fahren zu lassen.
    Dies sei zumindest, so sagte er, ein Lichtstreifen in der augenblicklichen Dunkelheit.
    Er sagte weiter, dass beide Seiten durchaus die Gefahren einer Einmischung durch die Großmächte verspürten.
    Sie hätten sich beängstigt darüber geäußert, dass beide Großmächte einer Art Yalta-Vertrag über eine Aufteilung in Interessenssphären schließen könnten.
    Diese Befürchtungen seien nach seiner Ansicht auch Anlass zu Optimismus, dass sich der Iran und der Irak doch einigen werden.
    Nun Yalta auf der Krim, da hatten sich im Februar 1945 die drei Kriegsalliierten, Sowjetunion, USA und Großbritannien über die Teilung Hitler-Deutschlands in vier Okkupationszonen nach einem Sieg und über die deutschen Reparationsleistungen an die Sichermächtige einigt.
    Und ferner war damals die Abtretung Ostdeutschlands an Polen und die Sowjetunion beschlossen worden, sodass damals die polnischen Grenzen weit nach Westen verlegt wurden.
    Olaf Palme sagte, es mangele an einem echten Willen zum Frieden und der Krieg würde vermutlich noch etliche Wochen weitergehen.
    Bei seiner nächsten Reise in den Nahen Osten Ende Dezember, Anfang Januar wolle er daher versuchen, reale Verhandlungen in Gang zu bringen.
    Wie die aussehen würden, könne er jetzt noch nicht sagen.
    Auf die Frage, was er in den nächsten Tagen daheim in Schweden machen wollte, sagte er, ich muss mich jetzt ein bisschen um die Innenpolitik kümmern.
    Darüber habe ich in den vergangenen zwei Wochen sowohl wie nichts erfahren.
    Aber wenn mich die UNO ruft und wenn es um den Frieden geht, dann ist dies wichtiger als eine Vernachlässigung der schwedischen Innenpolitik.
    Das ist eine erste Momentaufnahme von einer Pressekonferenz, die vor einer halben Stunde zu Ende gegangen ist.
    Vielen Dank, Herr Grafenberger.
    Teilergebnisse dieser Palme-Mission in der Vermittlung zwischen den kriegführenden Golfstaaten Iran und Irak.
    Wir bleiben bei der Weltpolitik, bei der Großmacht-Politik.
    Denn während der russische Bär, also wir haben es gemeldet, nach Meinung westlicher Beobachter an der Grenze zu Polen vielleicht ein wenig seine Muskeln spielen lässt, so umarmt er derzeit in Moskau mit geradezu überraschender Freundlichkeit Abgesandte eines Mannes, der noch vor kurzem als das reaktionäre Urbild westlichen Revisionismus dargestellt wurde, nämlich des designierten neuen US-Präsidenten Ronald Reagan.
    Nach dessen Wahlsieg Anfang November hatte sich die offizielle Einstellung Moskaus zum neuen Mann im Weißen Haus jedoch rasch und drastisch geändert und heute ist klar, der Kreml will mit Reagan ins Gespräch kommen.
    Das zeigt sich deutlich beim Besuch von Senator Charles Percy, der heute einen Privatbesuch, wie es heißt, in Moskau fortsetzt.
    Der Republikaner gilt als Anwärter für den Posten des Vorsitzenden des Außenpolitischen Senatsausschusses
    und er ist gestern von Staats- und Parteichef Leonid Brezhnev empfangen worden.
    Heutiges Programm, ein Zusammentreffen mit Verteidigungsminister Ustinov.
    Otto Hörmann berichtet dazu aus Moskau.
    Der Besuch von Senator Percy in Moskau und sein Gespräch mit Staats- und Parteichef Brezhnev im Kreml sind hier in Moskau als außenpolitisches Ereignis erster Ordnung eingestuft worden.
    Der Bericht über die Begegnung ist auf der Titelseite der gesamten Moskauer Morgenpresse samt Foto und es fällt auf, dass sich auf dem Foto Brezhnev und Percy betont freundlich anlächeln.
    Es fällt außerdem noch auf, dass der tägliche Leitartikel der Parteizeitung Pravda heute der Außenpolitik gewidmet ist.
    Titel, unser Ziel ist Frieden und Zusammenarbeit.
    Ein höheres publizistisches Forum als den Leitartikeln in der Pravda gibt es in der Sowjetunion nicht.
    Deshalb ist das folgende Zitat wichtig.
    Einen großen Einfluss auf die Lage in der Welt insgesamt hat der Zustand der sowjetisch-amerikanischen Beziehungen.
    Es ist bekannt, dass hier sehr viel von den USA abhängt.
    Es soll niemanden überraschen, wenn der Kreml den Amerikanern sozusagen den schwarzen Peter für die Missstimmung zuschiebt, denn nach hiesiger Darstellung sind die sowjetischen Truppen ja nur einem Hilferuf nach Afghanistan gefolgt.
    In dem veröffentlichten Text über das Gespräch Brezhnev-Persis sagt Brezhnev, dass sein Land keine Verschlechterung der bilateralen Beziehungen gewollt hat und auch in Zukunft nicht will.
    Wir wollen nicht, dass die früher gemeinsam erreichten positiven Dinge einfach so beiseite geschoben werden.
    Die Sowjetunion wünscht eine Stärkung und Entwicklung der Beziehungen zu den USA auf langfristiger Basis, sagt de Brescnev.
    Er betonte aber die Hoffnungslosigkeit des Versuchs, eine militärische Überlegenheit über die UdSSR erzielen zu wollen.
    Brezhnev sagte, sein Land wolle mit den USA in konstruktiver Weise und als ebenbürtiger Partner zusammenarbeiten, wobei die legitimen Interessen des jeweils anderen beachtet werden müssten.
    In dem Kommuniquesum-Gespräch Brezhnev-Persi sind alle gängigen floskelnpolitischen Dialogs vorhanden, wie realistische Politik, konstruktive Haltung, legitime Interessen, Gleichrangigkeit und so weiter.
    Das Problem ist nur, dass West und Ost darunter nicht immer das Gleiche verstehen.
    Laut sowjetischem Kommuniqué haben Brezhnev und Percy auch ihr Interesse an der Fortsetzung der strategischen Rüstungsbegrenzung bekundet.
    Senator Percy hat bisher öffentlich nur gesagt, dass Hoffnung bestehe für die sowjetisch-amerikanischen Beziehungen.
    Da es im Kommuniqué heißt, das Gespräch habe in einer sachlichen Atmosphäre stattgefunden, kann man darauf schließen, dass Percy seinem sowjetischen Gesprächspartner mehr und unverblümter sagte, als TASS bekannt gibt.
    Tatsache ist, der Kreml will mit Reagan sprechen und es ist interessant, dass man ihn nach Möglichkeit hier jetzt reinwäscht und zum Opfer aller möglichen dunklen reaktionären Kräfte macht, die es nur darauf anlegen, Reagans Ausgangsposition möglichst zu verschlechtern.
    Alle Sowjetfeinde, von Pinochet bis Deng Xiaoping, sind aus sowjetischer Sicht nur darauf aus, Reagan zu einer antisowjetischen Politik
    Otto Hörmann berichtet aus Moskau und wir kommen mit unserer Berichterstattung noch einmal zurück nach Österreich.
    Wir wollen Ihnen hier auf jeden Fall noch berichten von der ÖVP-Stellungnahme zum Projekt Naturpark Hohe Tauern.
    Dort allerdings dauern die Vorbereitungen, dauern diese Gespräche, dauert noch an.
    Wir hoffen, dass wir es in dieser Sendung noch bringen können.
    Wir ziehen jetzt einen Beitrag der Kulturredaktion vor.
    Im Museum des 20.
    Jahrhunderts wird heute unter dem Titel Faszination des Objekts eine Ausstellung eröffnet, in der bisher im Palais Lichtenstein gezeigte Werke aus dem Bestand des Museums moderner Kunst, also der ehemaligen Sammlung Hahn und mit Leihgaben des bundesdeutschen Sammlers Ludwig, dem Publikum von neuem und in einem neuen Zusammenhang präsentiert werden, Heidi Grundmann berichtet.
    Anfang 1914 erwarb der Künstler Marcel Duchamp in einem großen Pariser Kaufhaus einen Flaschentrockner aus galvanisierten Eisen, versah ihn mit einer Inschrift und erklärte den in Frankreich üblichen Gebrauchsgegenstand, so wie er war, zum Kunstwerk.
    Dass dieser Akt und sein Gegenstand, das erste Readymade, dem Publikum und vielen Künstlern einen tüchtigen Schock versetzt hat – Duchamp ließ dem Flaschentrockner 1915 ein Ourinoir nachfolgen – braucht nicht betont zu werden.
    Die Nachbeben des Schocks sind heute noch zu spüren.
    Die Chance zum Kunstwerk deklarierte Alltagsgegenstände leiteten eine neue Phase der künstlerischen Praxis und Theorie ein und brachten ein neues Selbstverständnis von Kunst und Künstlern.
    Viele Künstler haben sich in den letzten 65 Jahren ganz intensiv und auf die verschiedensten Arten nicht mehr mit der Darstellung der Dinge, sondern mit den Dingen selbst befasst, mit ihrer Beziehung zu ihnen, mit der Beziehung der Dinge untereinander.
    In Europa hat der Schweizer Kritiker Willi Rotzler schließlich den Ausdruck Objektkunst geprägt und auf Rotzlers Definition von Objektkunst bezieht sich auch die Neuordnung, der ein Teil der Bestände des Museums moderner Kunst jetzt in einer Ausstellung Faszination des Objekts im oberen Teil des 20er Hauses unterworfen wurde.
    Dr. Wolfgang Drexler vom Museum moderner Kunst.
    Objektkunst in unserem Sinne ist eigentlich alles das, wo ein Künstler bereits vorgefundenes Material in seine Neuschöpfung integriert, wobei es im Extremfall, zum Beispiel bei Duchamp-Readymades, überhaupt keine Integration erfolgt, sondern der gefundene Gegenstand direkt genommen wird.
    Die Ausstellung Faszination des Objekts ist von einer ausführlichen Publikation begleitet, die auch dann noch ihren Sinn behalten soll, wenn die jetzt im 20er Haus arrangierten Kunstwerke wieder mit den im Palais Lichtenstein gezeigten Beständen verschmelzen.
    Anhand einer Torneda-Ausstellung sollen übrigens auch die Bundesländer an diesen Beständen teilhaben können.
    Beim Aufbau und der Auswahl der Ausstellung und der Publikation ließ man sich ganz pragmatisch von den Publikumsreaktionen auf die Museumsbestände leiten.
    Dr. Drexler?
    Das Thema Objektkunst wurde gewählt.
    eigentlich nach einer Publikumsbefragung und auch durch die Ergebnisse, die man selbst gewonnen hat bei Führungen, wo man gemerkt hat einfach, dass gerade die Objekte der Objektkunst, die Werke der Objektkunst, besonders auf Verständnisschwierigkeiten stoßen.
    Wir haben jetzt versucht, in dieser Ausstellung schon einmal durch eine gewisse Einstimmung, durch Gebiete, wo uns die Objekte, die uns täglich umgeben, bekannt sind, dass wir die einmal bewusster erleben und dann weiterzuführen, was eigentlich dann immer der Künstler aus diesen Objekten macht, wie er sie sieht.
    Diese Einstimmung des Besuchers auf die Welt der Kunstobjekte erfolgt in der Ausstellung durch Alltagsgegenstände und Beispiele dafür, wie bei Gegenständen aus Völker- und volkskundlichen Sammlungen auch vorgefundene Materialien Verwendung fanden.
    Es ist jetzt kein kunsthistorischer Überblick geschaffen worden über die Objektkunst nach 1945, sondern es wurde versucht, verschiedene Aspekte herauszuarbeiten, verschiedene Möglichkeiten, wie man sich dem Thema nähern kann.
    Das heißt, es ist jetzt nicht fix, dass jetzt ein Objekt genau nur unter diesen einen Aspekt fällt, sondern der Besucher ist aufgefordert, jetzt praktisch von Aspekt zu Aspekt zu wandeln, jetzt im Geist eigentlich die Objekte mitzutragen und zu schauen, jetzt habe ich da etwas gesehen von dem und dem, lässt sich dieser Aspekt auch zum Beispiel auf das Werk anwenden, lässt sich dieser Aspekt anwenden und so weiter.
    Es soll also mehr oder weniger eine Aufforderung sein zu einer aktiveren Auseinandersetzung mit den Werken.
    Aktivere Auseinandersetzung allerdings in den Bahnen traditioneller Kunstbetrachtung.
    Das Nachvollziehen des Schocks, den das Readymade zu Beginn unseres Jahrhunderts verursacht hat, hat man dem Besucher dieser Ausstellung von 1980 erspart.
    Zwei ganz wichtige Arbeiten der Objektkunst nach 1945, das Mausmuseum und der Raygun Wing des Amerikaners Klaas Oldenburg, stehen übrigens neben der Ausstellung Faszination des Objekts.
    Sie kamen nach Wien, als die Ausstellung schon geplant worden war.
    Mit ein wenig mehr Flexibilität und ein wenig mehr Zutrauen zur Kunst und Zumutung an den Besucher hätte die Neuordnung der ansehnlichen Bestände unseres Museums zu einem Abenteuer in der Welt nicht nur der Kunstdinge unseres Jahrhunderts werden können.
    So wurde sie zum Material für einen Schulausflug.
    Faszination des Objekts heißt die Ausstellung über Objektkunst, die heute im Museum des 20.
    Jahrhunderts in Wien eröffnet wird.
    Und ich glaube, dass jetzt unsere Verbindung zum Parlament klappt.
    Der Bericht aus dem Parlament befasst sich mit dem Thema erster österreichischer Nationalpark im Gebiet der Hohen Tower.
    Die Diskussionen um dieses Thema treten in dieser Woche in eine neue Phase.
    Denn morgen findet im Parlament eine ganztägige Enquete dazu statt.
    SPÖ-Clubobmann Heinz Fischer hat in seiner Eigenschaft als Präsident der Naturfreunde schon am Wochenanfang, am Montag, dafür plädiert, dem Bund die Grundsatzkompetenz für die Errichtung von Nationalparks einzuräumen.
    Das allerdings wäre eine Reform, die wegen ihres Verfassungsranges der Zustimmung der ÖVP bedürfte.
    Für die große Oppositionspartei nun hat heute Wissenschaftssprecher Neisser Stellung genommen.
    Hans Langsteiner berichtet.
    Ein grundsätzliches Ja bei gleichzeitigen Einwänden gegen geplante Kompetenzverschiebungen zugunsten des Bundes hat die ÖVP heute zum Nationalparkprojekt Hohe Tauern deponiert.
    ÖAAB-Generalsekretär Walter Heinzinger als, wie er sagte, passionierter Jäger, Fischer und Schwammerlsammler mit Anliegen des Naturschutzes auch aus persönlichem Interesse betraut, zum grundsätzlichen Gedanken des Nationalparks Hohe Tauern?
    Die österreichische Volkspartei sagt vorweg ein klares Ja zur Nationalpark Hohe Dauern.
    Wir glauben, dass mit der Errichtung dieses Nationalparks eine der letzten, ja vielleicht die letzte Chance gegeben ist, eine ursprüngliche, natürliche, schöpfungsnahe Landschaft in ihrer Schönheit zu erhalten.
    Die Bestimmung ist nicht nur für eine Hochgebirgslandschaft in Österreich, sondern darüber hinaus für Europa.
    die von den Alpen geprägt sind und hier wieder in den Ostalpen dominieren, die Glockner-Venediger-Gruppe.
    Die fast zehn Jahre, die seit der inzwischen viel zitierten heiligen Blut der Absichtserklärung der Landeshauptleute von Kärnten, Salzburg und Tirol vergangen sind, sieht Heinzinger als schwierige Anlaufzeit, in der die Bevölkerung für die Nationalparkidee gewonnen werden musste.
    Soweit, so gut.
    Spießen könnte und wird sich die Verwirklichung der Parkidee im rechtlichen Bereich.
    Der auch in einem sozialistischen Gesetzesantrag umgegossenen Vorstellung, die Grundsatzkompetenz für Nationalparks dem Bund zu überlassen und den Ländern nur die detaillierte Ausformulierung der Einzelregelungen zu übertragen, kann die ÖVP nämlich nichts abgewinnen.
    Wissenschaftssprecher Neisser dazu.
    Es bedeutet also im Wesen eine Zentralisierung dieses ganzen Bereiches der Nationalparke, für die, glaube ich, kein Anlass besteht.
    Ich sage das also, ob zwar ich erst morgen gescheiter werden soll durch die Enquete, weder von der sachlichen Seite her gesehen, noch von der föderalistischen Seite her gesehen.
    Denn für mich ist der Bereich der Nationalparke, und das geht ja
    bei einem solchen Gesetz ja nicht nur darum, eine Grundlage für den Nationalpark Hohe Tauern zu schaffen, sondern generell überhaupt für die Schaffung von Nationalparken in Österreich.
    Für mich ist dieser Problembereich geradezu der klassische Fall des kooperativen Föderalismus.
    Also jenes Föderalismus, wo die Länder als autonome Einheiten in unserem Staat zusammenwirken sollen und einvernehmlich zu einer Lösung kommen sollen.
    Konkret stellt sich der ÖVP eine sogenannte Konkordatsregelung vor, also eine gesetzliche Regelung des Nationalparks durch Vereinbarungen zwischen dem Bund und den Ländern, wobei aber Finanzhilfen des Bundes nicht verschmäht würden.
    Dass die Regierungspartei die Idee des Hohe-Tauern-Parks daran nicht unbedingt scheitern lassen dürfte,
    machte heute eine Stellungnahme des sozialistischen Abgeordneten Mayer, zugleich Bürgermeister der Salzburger Nationalparkgemeinde Uttendorf, klar.
    Bei der Errichtung des Parks komme es weniger auf die rechtliche Form als mehr auf die Tatsache seiner baldigen Verwirklichung an, erklärte er heute.
    Ob die morgige Enquete eine weitere Annäherung der Standpunkte bringen wird, bleibt abzuwarten und im Interesse eines wirksamen Naturschutzes auch zu hoffen.
    Soweit mein Bericht und damit zurück zum Studio des Mittagschonals.
    Hans Langsteiner berichtet ja aus dem Parlament und die Dinge sind also nach langer Vorbereitungszeit und doch wieder in Fluss gekommen.
    In Sachen des Projekts Nationalpark Hohe Tauern und auch in der Frage von Nationalparks ganz allgemein.
    Wir werden sehen, was die morgige Parlaments-Enquete dazu bringen wird.
    Das Mittagschonal bringt jetzt Kurznachrichten.
    Im Erdbebenkatastrophengebiet in Süditalien haben Suchmannschaften in der vergangenen Nacht mit Echolotgeräten in einer Ortschaft unter den Trümmern eines Hauses 20 Kinder lebend entdeckt und geborgen.
    Die Bergungsarbeiten wurden durch Gewitter und heftige Regen erschwert.
    Innerhalb der vergangenen zwölf Stunden wurden vier neue Erdstöße in die Umgebung der Stadt Potenza registriert.
    Inzwischen ist Innenminister Rognoni wegen der Kritik an der schleppenden Hilfe zurückgetreten.
    Österreich.
    Der Erzbischof von Wien, Kardinal König, hat die Gläubigen zur Hilfe für die Erdbebenopfer aufgerufen.
    Am kommenden Sonntag findet in allen Kirchen der Erzdiozese eine Caritasammlung statt.
    Die Wiener Symphoniker haben für den 16.
    Dezember im großen Musikvereinssaal in Wien ein Benefizkonzert organisiert, dessen Erlös ausschließlich den Erdbebenopfern zugutekommen wird.
    Der Hauptausschuss des Nationalrates hat heute nur mit den Stimmen der SPÖ eine Erhöhung der Bahntarife um 15 Prozent beschlossen.
    Die neuen Tarife sollen Anfang des nächsten Jahres in Kraft treten.
    Im Mittelpunkt der heutigen Nationalratssitzung, die um 9 Uhr mit einer Fragestunde eingeleitet wurde, steht der sogenannte Grüne Bericht über die Lage der österreichischen Landwirtschaft im vergangenen Jahr.
    Daraus geht unter anderem hervor, dass der Feldfrucht- und Futteranbau um 7,6% gegenüber 1978 zurückgegangen ist.
    Ebenso die Brotgetreideernte, die um ein Drittel schlechter war.
    Lediglich der Obstanbau zeitigte ein gutes Ergebnis.
    Die Behörden haben der Forderung der Warschauer Bezirksorganisation der Unabhängigen Gewerkschaftsbewegung Solidarität nachgegeben und zwei inhaftiert gewesene Gewerkschaftsmitglieder auf freien Fuß gesetzt.
    Sie sollen ein geheimes Dokument der Staatsanwaltschaft in Umlauf gebracht haben.
    Nach Angaben der Solidarität sind darin Anweisungen für die Verfolgung von Regimekritikern enthalten.
    Dieses Schriftstück soll Grundlage von Gesprächen sein, zu denen die Regierung einen stellvertretenden Ministerpräsidenten entsenden will.
    Die DDR-Führung hat heute ihre Angriffe gegen die Führer der unabhängigen polnischen Gewerkschaftsbewegung Solidarität und die mit ihnen zusammenarbeitenden Oppositionsgruppen verschärft.
    Das Parteiorgan Neues Deutschland bezeichnete das Komitee zur gesellschaftlichen Selbstverteidigung und die Bewegung für ein unabhängiges Polen erstmals als kontrarevolutionäre Organisationen.
    Bundesrepublik Deutschland
    Die deutschen Postbediensteten, die gewerkschaftlich organisiert sind, entscheiden heute und morgen in einer Urabstimmung über Annahme oder Ablehnung des Verhandlungsergebnisses über Verbesserungen im Schichtdienst.
    Damit fällt auch die Entscheidung, ob der am vergangenen Montag ausgesetzte Streik beendet wird.
    Österreich.
    Generaldirektor Kirchner von den Simmering-Graz-Paukerwerken hat heute Kurzarbeit für etwa 400 Beschäftigte im Werk Wien-Floridsdorf angekündigt.
    Ursache ist das Fehlen von Aufträgen im Kraftwerksbereich.
    Soweit die Schlussnachrichten im Mittagsjournal und sie waren, wie schon der Name sagt, der Schlusspunkt des Journals.
    Aus Zeitgründen mussten wir die angekündigten Berichte über neue Gedanken zur Produkthaftung und auch über den neuesten Film der österreichischen Filmemacherin Wali Export, Menschen, Frauen
    leider verschieben.
    Wir hoffen, dass wir beide Beiträge im Abendjournal unterbringen können.
    Das Abendjournal hören Sie ab 18 Uhr auf den Programmen Österreich 1 und Österreich Regional.
    Für jetzt aber verabschiedet sich Werner Löw im Namen von Redaktion und Technik.
    Wir wünschen Ihnen noch einen angenehmen Tag.
    Auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1980.11.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1980.11.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Parlament - Grüner Bericht 1979
    Einblendung: ÖVP-Bauernbunddirektor Riegler, SPÖ-Agrarsprecher Pfeifer, FPÖ-Agrarsprecher Murer
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Riegler, Josef [Interviewte/r] , Pfeifer, Josef [Interviewte/r] , Murer, Gerulf [Interviewte/r]
    Datum: 1980.11.27 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Parlament - Was sich die ÖBB von den neuen Bahnpreisen erwarten
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung]
    Datum: 1980.11.27 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Erste Kontakte von Reagan-Leuten, Senator Percy, mit dem Kreml
    Mitwirkende: Hörmann, Otto [Gestaltung]
    Datum: 1980.11.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Objektkunst-Ausstellung "Faszination des Objekts" im Museum des 20. Jahrhunderts
    Einblendung: Wolfgang Drechsler
    Mitwirkende: Grundmann, Heidi [Gestaltung] , Drechsler, Wolfgang
    Datum: 1980.11.27 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Museum des 20. Jahrhunderts [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Diskussion um Nationalpark Hohe Tauern
    Einblendung: ÖAAB-Generalsekretär Walter Heinzinger, ÖVP-Abgeordneter Neisser
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Heinzinger, Walter [Interviewte/r] , Neisser, Heinrich [Interviewte/r]
    Datum: 1980.11.27 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1980.11.27
    Spieldauer 00:59:47
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    Henke, Reinhold [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1980.11.27 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-801127_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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