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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Ein Machtwechsel in Tunesien, der Abschluss der Moskauer Revolutionsfeiern, die letzten Wiener Wahlkampfauftritte, der Wiener Umweltkongress Ökologia, ein Gespräch mit Hugo Portisch über seine neue TV-Serie Österreich 1 und Mikis Theodorakis auf Österreich-Tournee.
Das sind die Samstag-Mittag-Journal-Themen.
Durch die Sendung führt sie Louis Glück.
Und zunächst ist Rosmarin Frauendorfer am Wort.
Sie bringt uns den aktuellen Nachrichtenüberblick von Georg Schalgruber.
Tunesien.
Staatspräsident Habib Bourguiba ist heute von Ministerpräsident Abidine Ben Ali seines Amtes enthoben worden.
Die Maßnahme wird damit begründet, dass der 84-jährige Bourguiba wegen schwerer Krankheit nicht mehr in der Lage sei, seine Pflichten als Präsident zu erfüllen.
Ein entsprechendes ärztliches Bulletin ist von sieben Professoren unterzeichnet.
Abidine Ben Ali übernahm das Amt des Staatschefs und des Militäroberbefehlshabers.
Zum neuen Ministerpräsidenten wurde der bisherige Sozialminister Hedi Bakush ernannt.
Die Machtübernahme ging offenbar ohne größere Schwierigkeiten vor sich.
Die Lage in Tunesien dürfte völlig ruhig sein.
Habib Bourguiba hat Tunesien in die Unabhängigkeit geführt.
Er war seit 1957 tunesischer Staatspräsident.
Sowjetunion.
Moskau stand heute im Zeichen der traditionellen Militärparade auf dem Roten Platz,
anlässlich des Jahrestages der Oktoberrevolution.
Verteidigungsminister Dmitri Jasow hat in einem Tagesbefehl die friedliebende Politik Moskaus hervorgehoben.
Zur Reformpolitik von Parteichef Gorbatschow heisst es, sie bekräftige die Wachsamkeit und Kampfbereitschaft der sowjetischen Streitkräfte.
Gorbatschow seinerseits wurde jubelnd begrüsst, als er gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Politbüros die Balustrade des Lenin-Mausoleums betrat.
Nicaragua, USA.
Der Primas der katholischen Kirche Nicaraguas, Kardinal Miguel Obando Ibravo, ist zum Vermittler in den Waffenstillstandsgesprächen zwischen der Regierung und den Kontrarebellen bestimmt worden.
Dies gab Präsident Daniel Ortega nach einer Unterredung mit dem Kardinal bekannt.
Der Kardinal seinerseits gilt als Kritiker der sandinistischen Regierung.
Die Rebellen haben Verhandlungsbereitschaft signalisiert.
Uneinigkeit dürfte allerdings über die Bedingungen herrschen.
Präsident Ortega will offensichtlich nur über die Modalitäten eines Waffenstillstandes verhandeln.
Er hat erklärt, eine Debatte über politische Grundsatzfragen käme nicht in Betracht.
Ein Führer der Contras nannte diese Bedingung absurd.
Die Regierung in Washington hält unterdessen an ihren Plänen fest, die Contra-Rebellen finanziell zu unterstützen.
Der Kongress hat eine Übergangshilfe von 3,2 Millionen Dollar gebilligt.
Diese Summe darf nicht für Waffen ausgegeben werden.
Die Regierung Reagan will im Kongress weitere 270 Millionen Dollar an Kontrahilfe beantragen.
Österreich
In Linz tagt heute der Föst-Aufsichtsrat.
Zur Diskussion steht die Neustrukturierung der Föst im Zuge der Aufgliederung der verstaatlichten Industrie in Holdinggesellschaften.
Ein weiteres Thema ist die Schliessung der Schmiede in Linz.
Zur Problematik bei den Vereinigten Edelstahlwerken wurde gestern bekannt, dass alle freiwilligen Firmenpensionen gestrichen und die in Einzelverträgen zugesagten Pensionen gekürzt werden sollen.
Zur Lage bei Steyr-Daimler-Puch sagte Generaldirektor Otto Voisin, der Standort Graz werde im kommenden Jahr zum ersten Mal seit 13 Jahren wieder Gewinne erzielen.
In Graz hat heute die Landeskonferenz des ÖGB Steiermark ihre Unterstützung für mögliche Kampfmaßnahmen der VEW-Belegschaftsvertreter bekundet.
In einer dringlichen Resolution wurde außerdem eine Flut von Prozessen für den Fall angekündigt, dass die Pensionszuschüsse für ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens gestrichen oder reduziert werden sollten.
In Wien ist heute die erste österreichische Messe für Umwelttechnik eröffnet worden.
Die Ökologia bietet 150 Ausstellern Gelegenheit, neueste Entwicklungen auf dem Gebiet der Umwelttechnik vorzustellen.
Organisiert wurde die Schau von der Akademie für Zukunftsfragen.
Umweltministerin Marylis Fleming sagte anlässlich der Eröffnung unter anderem, Umweltpolitik müsse vorbeugen und nicht mehr nur reparieren.
Hochwertige Technik solle verstärkt dem Interesse der Umwelt eingesetzt werden.
Das Außenministerium in Wien hat die Botschaft in Damaskus angewiesen, das Auslieferungsbegehren für den in Syrien lebenden und wegen NS-Kriegsverbrechen angeklagten Alois Brunner zu erneuern und zu bekräftigen.
Die jetzt angeordnete Freigabe des UNO-Kriegsverbrecherarchivs wird möglicherweise im Fall Brunner zusätzliche Informationen liefern.
Brunner ist 76 Jahre alt.
Er war früher Mitarbeiter von Adolf Eichmann und wird für die Deportation von tausenden Juden aus Paris verantwortlich gemacht.
Jetzt lebt er unter dem Decknamen Georg Fischer in Damaskus und ist nach unbestätigten Meldungen aus den USA für den syrischen Sicherheitsdienst tätig.
USA.
Präsident Reagan hat gestern den bisherigen Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Times, Henry Anatole Grünwald,
offiziell zum neuen Botschafter in Österreich ernannt.
Dieser seit längerer Zeit erwartete Schritt muss noch vom Senat bestätigt werden.
Grünwald ist gebürtiger Wiener.
Er emigrierte mit seiner Familie 1938 in die Vereinigten Staaten.
Er löst Ronald Lauder ab, der sich um ein Mandat im Kongress bemüht.
Die Geschäfte am New Yorker Aktienmarkt gingen gestern in nervöser Stimmung zu Ende.
Vorerst war eine Aufwärtsentwicklung zu verzeichnen, später fiel der Dow Jones Index wieder.
Auch der Wertverlust des Dollars hat sich fortgesetzt.
Der stellvertretende Außenminister John Whitehead hat eine elftägige Europareise angetreten.
Stationen sind Ostdeutschland, die Sowjetunion, Ungarn, Jugoslawien und die Bundesrepublik Deutschland.
In Moskau will Whitehead unter anderem Fragen der Menschenrechte erörtern.
Dieses Thema steht auch in Ostberlin auf der Tagesordnung.
Der stellvertretende Außenminister ist der bisher ranghöchste amerikanische Besucher in der DDR, seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den beiden Staaten im Jahr 1974.
Bundesrepublik Deutschland.
Die CDU von Schleswig-Holstein hält heute in der Nähe von Lübeck einen Landesparteitag ab.
Er wird von der Affäre Barschl und von den schweren Verlusten bei der Landtagswahl am 13.
September überschattet.
Mit heftigen innerparteilichen Kontroversen ist zu rechnen.
Gerhard Stoltenberg, der CDU-Landesvorsitzende, stellt sich der Wiederwahl.
Ihm und anderen Mitgliedern der Partei- und Fraktionsführung wird CDU-intern verschiedentlich vorgeworfen,
Barschel durch die Aufforderung zum Verzicht auf sein Landtagsmandat fallen gelassen zu haben.
Die Wetterlage.
Das für den Alpenraum wetterbestimmende Hoch schwächt sich ab.
Eine Wetteränderung ist aber nicht zu erwarten.
Die Aussichten bis morgen früh, regional nebelig trüb.
Sonst heiter bis wolkig.
Schwache bis mäßige Winde.
Nachmittagstemperaturen 7 bis 13.
Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 2 bis plus 4 Grad.
Die Aussichten für morgen Sonntag.
Gebietsweise nebelig trüb.
Hochnebelobergrenze zwischen 800 und 1200 Meter.
Sonst vielfach sonnig.
Schwache bis mäßige Winde.
Tagestemperaturen 7 bis 13 Grad.
Die Vorschau auf Montag.
In den Niederungen weiterhin nebelig trüb.
Sonst heiter bis wolkig, im Südwesten Bewölkungsverdichtung.
Wenig Temperaturänderung.
Jetzt noch die Messwerte von 12 Uhr Mittag.
Wien stark bewölkt, 8 Grad, Westwind 10 Kilometer in der Stunde.
Eisenstadt wolkenlos, 7 Grad, Nord 10 Kilometer.
St.
Pölten stark bewölkt, 3 Grad, Nordwest 10.
Linz stark bewölkt, 2 Grad, Salzburg bedeckt ebenfalls 2.
Innsbruck heiter, 8, Westwind 10 Kilometer.
Bregenz stark bewölkt 4 Grad, Graz bedeckt 2 und Klagenfurt Nebel plus 1 Grad.
Nachrichten und Wetter waren das zu Beginn des Mittagsschannals.
Zwölf Uhr und neun Minuten ist es geworden.
Zurück zur Spitzenmeldung.
Der letzte aus der Garde der großen alten Männer, die Afrikas Kolonien vor drei Jahrzehnten in die Unabhängigkeit geführt haben, Habib Bourguiba, wurde also heute abgesetzt.
Wegen Unfähigkeit, sagt der neue Staatspräsident.
Der 51-jährige General Sine al-Abidine Ben Ali beruft sich auf die Verfassung und auf ärztliche Atteste.
Tatsächlich, Bourguiba ist 84 und krank.
Der Machtwechsel vollzog sich offenbar unblutig.
Auf den neuen Mann, der erst vor einem Monat zum Ministerpräsidenten ernannt wurde, warten die alten Probleme Tunesiens, unruhig stiftende Moslem-Fundamentalisten und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Landes, die 1984 in einer Hungerrevolte explodiert waren, aber ungelöst geblieben sind.
Außenpolitisch will Ben Ali dem Kurs treu bleiben, pro-westlich und in der Nahostfrage für Kompromisse.
Peter Brünner aus Tunis.
Habib Bourguiba war ein großer Mann, kein zweiter.
Und doch wartete Tunesien nur noch auf den Tag, an dem dieser Greis, der die kleine tunesische Welt 30 Jahre lang beherrscht und geprägt hat, den Palast des Präsidenten verlässt.
Nun ist es geschehen.
Der Ministerpräsident, Zinen Abidin Ben Ali, den Burkibar erst vor einem Monat und fünf Tagen ins Amt geholt hatte, hat heute früh Habiburkibar für abgesetzt erklärt und als Begründung medizinische Gründe angegeben.
Burkibar sei nicht mehr in der Lage gewesen, sein Amt korrekt zu versehen.
Das ist eine Begründung, die konform mit der Verfassung ist.
Aber es war in Tunesien schon bekannt, dass Habiburkibar diesen Ministerpräsidenten
wieder loswerden wollte.
Und so ist Sin Abidin Ben Ali wahrscheinlich seiner eigenen Absetzung zuvor gekommen.
Die Begründung des neuen Präsidenten wird in Tunesien verstanden.
Burkibar war seit vielen Jahren krank und politisch war seit vielen Jahren Burkibars einziges Ziel noch der Erhalt der Macht.
Alles, politische Entwicklung, wirtschaftliche Entwicklung, war darüber zum Erliegen gekommen.
Und das Land war tatsächlich in eine tiefe Lethargie gesunken.
Man sehnte sich in Tunesien auf der einen Seite nach einem Mann, der neue Impulse setzen konnte und spürte doch die tiefe Verehrung für den Mann, der Tunesien in die Unabhängigkeit geführt hatte.
Lina Benali, der nun die Tat gewagt hat, Burgibar abgesetzt hat, ist alles andere als ein wilder Putschist.
Er war seit vielen Jahren verantwortlich für die immere Sicherheit Tunesiens und er hat Burgibar treu gedient.
Er gilt als Integer und vor allem
als der intelligenteste Politiker Tunesiens, dem man viel zutraut.
Der Machtwechsel war bestens geplant.
Dina Ben Ali hat bereits seine neue Regierung vorgestellt und erste Projekte angekündigt.
Ein neues Pressegesetz soll Pressefreiheit garantieren.
Ein neues Parteiengesetz soll die Vielfalt der Parteienlandschaft sichern und vielleicht sogar erweitern.
Mehr Demokratie also, was in Tunesien seit langem gefordert wird,
was Burkibar jedoch nie zugestehen mochte.
Allerdings, zum neuen Premierminister hat Zinebidine Ben Ali einen Mann ernannt, der als Direktor des Tur-Partei Scharf gegen jegliche Opposition Front gemacht hat und der sich nun plötzlich zum Demokraten wandeln soll, Hedi Bakush.
Weiter fällt in der neuen Ministerliste auf, dass sehr viele der alten, bekannten Namen erscheinen.
Zumindest zum Anfang also will Zinebidine Ben Ali
sich auf die seit Jahrzehnten vom Burkiba-System profitierenden Leute stützen.
Einige der engsten Mitarbeiter Burkibas sind unter Hausarrest gestellt worden.
In Tunis aber, wie auch draußen im Land, ist es ruhig.
Der Machtwechsel war sicher von vielen Leuten in Tunesien ersehnt worden.
Nun hat die Abenddämmerung der Herrschaft Burkibas ein Ende.
Einer der Großen, die in den Ländern Afrikas die Unabhängigkeit gebracht haben, hat seinen
Peter Brünner war das für das Mittagschanal aus Tunis.
Die Sowjetunion hat diese Woche ausgiebig 70 Jahre Oktoberrevolution gefeiert, aber das inoffizielle Generalthema lautete wohl eher zweieinhalb Jahre Gorbatschow.
Denn die Bilanz des kühnen Reformversuchs des Generalsekretärs beherrschte seine große Rede am Montag, beherrschte die Analysen der Kreml-Auguren und beherrschte wohl auch das Tagesgespräch der 270 Millionen Sowjetbürger.
Gorbatschow selbst spannte den großen historischen Bogen, indem er seine Perestroika die zweite russische Revolution nannte.
Aber deutlicher als früher suchte der 56-Jährige den Ausgleich mit den Konservativen im Apparat.
Durch Lob für Stalin und nicht nur Tadel und durch Kritik, nicht nur an den Bremsern der Umgestaltung, auch an den Übereifrigen.
Und diese Suche nach einem Mittelkurs der Reform scheint mehr als Taktik zu sein.
Aus Moskau, Christian Schöller.
Ein Fest, das mit heftigen Debatten und Flügelkämpfen begann und dem viele in der Moskauer Führung mit gemischten Gefühlen entgegengesehen haben.
Erst der heutige Schlussakt mit der großen Oktoberparade ist so verlaufen, wie man sich hier ein Oktoberjubiläum vorstellt.
Nichts blieb dem Zufall überlassen.
130 Mal hat man das Defilieren vor dem Lenin-Mausoleum vorher geübt.
266 Schritte waren über den Roten Platz zurückzulegen.
Genau 75 cm weit schwingt das Bein nach vorn, bevor der Fuß zum nächsten Tritt aufsetzt.
Die meisten Zuschauer sind tief vermummt gekommen gegen den eisigen Ostwind, denn über Nacht ist in Moskau der Winter eingebrochen.
Wer trotzdem kam, der sah durchaus Neues.
An der Spitze der Parade marschierten Männer und Frauen in schwarzen Lederjacken und mit schwarzen Mützen.
So hatten die roten Garten zur Zeit der Oktoberrevolution ausgesehen.
Die Schau historischer Kostüme hat die Moskauer begeistert.
Gorbatschows Rede zur Geschichte vom Montag und die Debatten der letzten Tage über die Rolle Stalins und Khrushchovs waren den meisten vorbeigegangen.
Nur in einem kleinen Kreis von Intellektuellen wird heute heftig darüber diskutiert, welche politischen Konsequenzen aus dem Jubiläum zu ziehen sind.
Umstritten ist vor allem, warum Gorbatschow bei seiner Bilanz über die Stalin-Zeit nur die halbe Wahrheit gesagt hat.
Zwar sprach Gorbatschow ausdrücklich von unverzeihlichen Verbrechen, aber das Ausmaß der Repression hat er nicht beziffert.
Stattdessen schien er in vielen Formulierungen den heutigen Anhängern Stalins die Partei apparat entgegenzukommen.
War das nun ein geschickter Kompromiss, der die konservativen Kräfte in der Partei nur beruhigen sollte?
Oder ist Gorbatschow bereits auf dem Rückzug?
Die kritischen Intellektuellen haben sich genau an dieser Frage in zwei Lager gespalten.
Auf der einen Seite die Pragmatiker, die versuchen, jeden noch so kleinen Freiheitsrahmen auszunützen und zu erweitern.
Diese in Gorbatschows Rede als kleinen Fortschritt.
Dass ich eine Kommission zur Überprüfung der Repressionsfälle angekündigt habe, sei zwar nicht überzubewerten,
Aber es wird positiv vermerkt, dass Gorbatschow keinen Schlusspunkt unter die Geschichtsdebatte gesetzt habe, sondern eher einen neuen Anfang und das mit so viel Augenmaß, dass er auch seinen Gegnern den Wind aus dem Segel genommen hat.
Es gibt aber auch kritischere Ansichten zu Gorbatschows Geschichtsbilanz.
Bei einem gestrigen Treffen von mehreren unabhängigen Basisgruppen in Moskau überwog der Pessimismus.
Gorbatschow, so war zu hören, gerat im Politbüro immer mehr in die Isolation.
Als deutliche Zeichen dafür wird angesehen,
dass bisherige Mitstreiter für die Reformpolitik in den letzten Tagen deutliche Rückzieher machen mussten.
Politbüro-Mitglied Alexander Jakoble, der als Vater der Glasnost-Politik galt, hat sich bei einer Pressekonferenz zum Oktoberjubiläum eher zugeknöpft gezeigt.
So bezeichnete er es als festliche Fantasien, wenn die Zahl der Stalin-Opfer auf Millionen bezeichnet werde.
Und der Moskauer Parteichef Jelzin musste seine Kritik an den Bremsen der Reformpolitik nach einem spektakulären Krach im Zentralkomitee wieder zurücknehmen.
In einem stimmen die kritischen Anhänger Gorbatschows aber überein.
Das Jubiläum der Oktoberrevolution und die Bilanz über 70 Jahre sowjetischer Geschichte waren nur der Anfang für die Auseinandersetzung um die neue Reform.
Eine Analyse von Christian Schüller in Moskau, 12.17 Uhr.
Wir wechseln nach Österreich in der Berichterstattung.
Im Wiener Messepalast wird wieder einmal ein Anlauf gemacht, die feindlichen Brüder Ökonomie und Ökologie zu versöhnen.
Ein vielversprechender Anlauf, denn die heute eröffnete Umweltmesse Ökologia zeigt eindrucksvoll, dass Umwelttechnik und Umweltwirtschaft längst zu der Wachstumsbranche geworden sind.
Experten schätzen das Marktpotenzial in Österreich auf bis zu 200 Milliarden Schilling in den kommenden zehn Jahren.
Neben der Ausstellung mit 150 Ausstellern bringt die Ökologia auch in den Umweltkongress über aktuelle Lösungsansätze in wichtigen Fragen wie Verkehr, Energie, Abfall, Öko-Hightech, Umweltmarketing und ähnliches.
18 Fachkonferenzen tagen zu den diversen Themen.
Veranstaltet wird die Ökologia von der Wiener Akademie für Zukunftsfragen, deren Präsident Erhard Busek ist.
Von der Eröffnung berichtet Gisela Hopfmüller.
Umweltproblematik lässt sich nicht von heute auf morgen lösen.
Es bedarf eines koordinierten Vorgehens von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung.
Mit Sätzen wie diesen hat Umweltministerin Marilis Flemming heute Vormittag die erste umfassende österreichische Umweltmesse Ökologia eröffnet, bei der von heute an 150 Aussteller zeigen, wie sich den Umweltproblemen zu Leibe rücken ließe.
Bei einem parallel zur Messe abgehaltenen Fachkongress werden zusätzlich viele Detailprobleme analysiert.
Den Auftakt dieses Kongresses bildete heute Vormittag der Vortrag eines Fachmannes von internationalem Ansehen, Universitätsprofessor Martin Jenike,
Sozial- und Politikwissenschaftler und Leiter der Forschungsstelle für Umweltpolitik der Freien Universität Berlin zog einen internationalen Vergleich der Umweltpolitik.
Ein Ansatzpunkt für ihn, Umweltpolitik auf internationaler Ebene findet kaum statt und wird auch künftig wenig Chancen haben.
Es wäre auch ganz unökologisch gedacht,
wollte man ausgerechnet beim Umweltschutz auf die zentralen, auf die höheren Ebenen setzen, die doch überall sonst ihre Unzulänglichkeiten so offenkundig offenbaren.
Ich meine, dass nicht der vertikale Eingriff von oben das Entscheidende ist, sondern die horizontale Koordination zwischen Staaten, zwischen Regionen, die Koordination von Lernprozessen, von Maßnahmen im Umweltbereich.
Lernprozesse finden zwar statt, sagt Jenike, aber wir lernen eher aus Schocks wie Seveso oder Bhopal als aus positiven Erfahrungen anderer.
Weshalb es notwendig ist, mehr in internationale Lernprozesse zu investieren.
Jenike unterscheidet drei Gruppen von Ländern, wenn es um den Umweltschutz geht.
Die relativ erfolgreichen, wie Schweden und Japan, die im Mittelfeld anzusiedelnden, wie die USA, die Bundesrepublik Deutschland, aber auch Österreich und an letzter, erfolglosester Stelle rangieren Süd- und Osteuropa.
Die Gesetzgebung in den einzelnen Ländern ist zwar für die Unterschiede mitverantwortlich, aber nicht ausschließlich.
Eine weitere wichtige Rahmenbedingung für Jenike, das politische System muss strategiefähig sein.
Das heißt, der Staat muss in der Lage sein, umweltpolitische Ziele in Teilschritte systematisch umzusetzen.
Das ist zum Beispiel schwierig in Ländern, wo es eine starke Kompetenzaufteilung gibt.
Schwierig ist es auch in Ländern, wo
stark zerklüftete Parteienkoalitionen bestehen und starker Wechsel der Regierungen ist.
Japan und Schweden sind Länder, wo es eine starke dominierende Partei gibt.
Wie fragwürdig man das immer sonst auch finden mag, aber zur Strategiefähigkeit hat das offensichtlich beigetragen.
Im einen Fall ist es eine sozialdemokratische Partei gewesen, im anderen Fall eine konservative Partei.
Sie lernen hieraus zusätzlich, die Parteien spielen eine ziemlich, das Verhältnis von links und rechts hat im Umweltschutz eine erstaunlich geringe Bedeutung.
Leider.
Dazu kommt noch die Innovationsproblematik.
Die ist schwer zu lösen, denn das mächtige System ist immer das alte System.
Ein typisches Beispiel für Jenike, die E-Wirtschaft.
In allen Industrieländern schafft sie ein besonderes Innovationsproblem.
Es gibt nur wenige Ausnahmen.
Das gilt für Ost und West.
Ihre zentralistische, monopolistische Struktur ist ja sehr alt, so alt wie die Technik des Wasserkochens zum Zwecke des Turbinenantriebs.
In fast allen Industrieländern hat die Elektrizitätswirtschaft es vermocht,
die Politik des Energiesparens an sich vorbeizuleiten, sie sogar noch zu benutzen zu einer Politik der Energieverschwendung.
Die Politik des Weg vom Öl wurde benutzt zu einer Politik des Hin zum Strom.
Und Strom heißt nun mal, dass man besonders viel Primärenergie verbraucht, weil die Umwandlungsverluste in keinem Bereich so hoch sind wie hier.
Die Elektrizitätswirtschaft hat es auch vermocht, den Umweltschutz weitgehend zu vermeiden.
Erst in den letzten Jahren kann sie sich dem nicht mehr entziehen.
Und sie hat es auch vermocht, intelligentere Elektrizitätstechnologien weitgehend zu verhindern durch die Tarifstrukturen und vieles mehr.
Und nur da, wo das Monopol dieser
dieses Dinosauriers, wenn man so will, gebrochen worden ist, wie beispielsweise in Kalifornien, oder wo es schwach war, wie in Dänemark, sind die neuen, intelligenteren Energietechniken zum Durchbruch gekommen.
Und am Schluss seiner Ausführungen stellt Jenike nochmals klar,
Es ist die vereinigte Macht des hierarchischen Zentralismus in Staat und Industrie und die unkoordinierte Durchsetzung hochorganisierter Spezialinteressen, die die umweltpolitische Wende weh und verhindert.
Es sind die im Zeitverlauf alt und mächtig gewordenen Großbürokratien und Großindustrien, ihre Komplizenschaft, ihre Philosophie des Durchmarschierens und das laissez-faire für die jeweils mächtigeren Altindustrien.
Wir sind noch weit davon entfernt, die Gefahr für die ökologische Sicherheit in Griff zu haben, ist Yennekes Fazit.
Wege dorthin soll die Umweltmesse Ökologia und der Umweltkongress eine Woche lang hier im Wiener Messepalast aufzeigen helfen.
Und damit wieder zurück ans Studio.
Ein Bericht von Gisela Hopfmüller bis 15.
November, also ist im Wiener Messepalast diese Ökologie zu sehen.
In der Bundeshauptstadt Wien sind morgen 1,1 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, den 10.
Landtag seit 1945 zu wählen.
Sechs Parteien bewerben sich um 100 Gemeinderatssitze und um Mandate der 23 Bezirksvertretungen.
Drei Parteien waren bisher im Stadtparlament vertreten, die SPÖ hält seit 13 Jahren die Alleinregierung und erhielt zuletzt 1983 mit 55,5% der Stimmen 61 der 100 Mandate, die ÖVP mit 35 Stimmprozenten 37 Mandate und die FPÖ mit 5,5% zwei Mandate das Wahlrecht bevorzugt die Großen.
Die Fragen, die sich stellen vor diesem Urnengang sind unter anderem, ob Bürgermeister Zild die absolute Stimmenmehrheit verteidigt, ob Busek Vizebürgermeister bleiben kann, ob den Freiheitlichen das Burgenland-Fiasko mehr schadet, als ihnen Haider nützt und ob die grünen Alternativen den Einzug ins Stadtparlament schaffen.
Bundespolitische Auswirkungen wird das Wiener Ergebnis vor allem auf die Führungsdiskussion in der ÖVP haben.
Dazu kommt ein wichtiger Stimmungstest für die Große Koalition
Und letztlich hat auch FPÖ-Chef Haider sein Schicksal mit dem Abschneiden in Wien verknüpft.
Allgemein wird eine geringe Wahlbeteiligung befürchtet.
Von den Schlussveranstaltungen der Parteien berichten Christiane Wagner und Fabio Polli.
Die Schlusskundgebungen der Parteien haben erwartungsgemäß keine neuen Argumente gebracht.
Es wurden in erster Linie Wahlkampfslogans und Wahlziele wiederholt.
Die SPÖ lud zu ihrer Abschlusskundgebung in die Tennishalle des Postsportplatzes.
Etwa 400 Wiener kamen, um nach dem musikalischen Vorprogramm, den soeben aus Deutschland zurückgekehrten Bundeskanzler Franz Franitzski und Bürgermeister Helmut Silk zu hören.
Die Wiener SPÖ demonstrierte in Bezug auf den Wahlausgang Optimismus, da die eigene Wählerbasis weitgehend mobilisiert sei.
Bundeskanzler Franz Franitzki erklärte auf der Abschlusskundgebung, die Politik der Freiheitlichen zeige, dass es richtig war, die kleine Koalition zu beenden.
Auch wenn immer wieder angesichts der Schwierigkeiten mit der ÖVP Parteifreunde die Frage stellen, ob die SPÖ nicht besser weiter mit den Freiheitlichen hätte arbeiten sollen, bleibe er dabei.
Aber genau dieser Obmannwechsel damals hat mich dazu veranlasst, zu sagen, wir können nicht mit jemandem gemeinsam gehen, der uns weltanschaulich so fernsteht, der uns womöglich jede zweite Woche
der uns womöglich jede zweite Woche eine Koalitionsfrage stellt und der womöglich vielleicht irgendwo in einem fernen Landtag Abstimmungsverhalten vorbereitet, die dann nicht eingehalten werden.
Bürgermeister Helmut Zilk erinnerte noch einmal an die Leistungen der Stadtverwaltung wie Donauinseln, Müllentsorgung und Neubau des allgemeinen Krankenhauses.
Dann griff auch er die kleinere Oppositionspartei in Wien, FPÖ, an, die in ihrem Wahlkampf versucht habe, mit bundespolitischen Themen wie Sparprogramm und Pensionsreform die Bevölkerung zu verunsichern.
Die FPÖ macht sich Sorge um die Steuerhinterzieher, indem sie das Hände weg von der Sparbuchsteuer
plakatiert, aber nicht eine Sparbunksteuer meint, die ich auch nicht meine und die ich auch nicht will.
Das sind die Sporler, die da sitzen.
Nein, nein, es geht darum, dass es Hunderte Millionen Schilling, Milliarden Schilling in Österreich gibt, die beim besten Bankgeheimnis der Welt jedem Zugriff der Steuer aus der ganzen Welt entzogen ist.
Und dafür sollen die Herrschaften endlich einen Obolus entrichten und zahlen.
Und da machen sich die anderen Herren, die Herrschaften hier in Schall und Konsorten, einen Kopf zerbrechen.
ÖVP-Wien-Obmann Erhard Busig betonte bei seiner Schlusskundgebung am Stock im Eisenplatz vor ein paar hundert Menschen, dass man heute vor allem an die Zukunft denken müsse.
Dazu seien Ideen notwendig, so wie sie die ÖVP in der Vergangenheit präsentiert habe.
Busig verwies auf die Stadterneuerung an Grätzelfeste und vor allem darauf, dass Arbeitsplätze nur durch leistungsorientiertes Denken und nicht durch ein engmaschiges Sozialnetz gesichert werden könnten.
Und dann, indem er das Wahlziel der ÖVP noch einmal definierte, seine Absage an Bürokratie und an die da oben.
Und das, worum es an diesem 8.
November eigentlich geht, ist eine Absage an dieses politische Denken, an das Denken der Bevormundung.
Es geht darum, klarzumachen, dass sie in Wien nicht tun und lassen können, was sie wollen und dass sie dann letztlich doch immer wieder gewählt werden.
Bewegung, Schwung, Leben in dieser Stadt, Vertrauen auf den Bürger,
Sparsamkeit, die Absage an die Verschwendung wird nur dann kommen, wenn es gelingt, die Sozialisten unter diese 50%-Marke zu drücken.
Die heutige Situation, die in der Wahlpropaganda vor allem von den Freiheitlichen ausgenützt worden sei, sei immerhin von den Sozialisten verschuldet worden, meinte Busack.
Denn der Betreuungsstaat sozialistischer Prägung hat uns in jene Probleme geführt, die wir heute auf Bundesebene haben.
Darf ich Sie nur ein klein wenig erinnern?
In der Ära Kreisky hat es geheißen, wegen ein paar hundert Millionen Schilling-Staatsschulden habe ich keine schlaflosen Nächte, hauptsächlich die Arbeitsplätze sind sicher.
Das zwingt eine Bundesregierung im Bereich der Pensionen oder in anderen Bereichen zu sparen, vielleicht nicht in der richtigen Weise und niemand ist glücklich darüber.
Aber es ist dadurch notwendig geworden, dass eben mit dem Steuergeld nicht so umgegangen wurde, als wäre es das eigene.
Dass Leitmotiv menschlich handelngerecht entscheiden, dass die Wiener Freiheitlichen den gesamten Wahlkampf durchgezogen haben, steht auch bei der Schlussveranstaltung der FPÖ im Mittelpunkt.
Wie im Wahlkampf kommen Spitzenkandidat Erwin Hirnschall und Bundesparteiobmann Jörg Haider ins Hotel Wimberger sozusagen als Erfolgszwillinge gemeinsam.
In ihren Reden versuchen beide Politiker die Missstände in Wien anzubrangern.
Hirnschall betont, dass das panonische Tief die Wiener FPÖ nur gestreift habe.
Überdies hätte er kein Bedürfnis burgenländische Politik überhaupt zu verstehen.
Die etwa 500 Zuhörer ruft er schließlich auf, der rot-schwarzen Koalition am Sonntag einen Denkzettel zu verpassen.
Wenn am Sonntag
die Sozialisten und die ÖVP bestätigt werden, dann, meine Damen und Herren, werden Tallinger und Dietz das auch als Zustimmung für ihre Belastungspläne betrachten.
Wenn die Großparteien aber am Sonntag deutlich Stimmen verlieren, dann werden sie, glaube ich, umdenken müssen.
Deshalb bewirkt eine Stimme für die Wiener FPÖ nicht nur eine Stärkung der Kontrolle im Rathaus, sondern ist auch ein fühlbarer Denkzettel für die Große Koalition.
Jörg Haider hat in seiner eineinhalbstündigen Rede zum Teil kräftige Vergleiche zur Hand.
Zur Wahl in Wien, meint er etwa.
Natürlich werden wir nicht von heute auf morgen in Wien die absolute Mehrheit machen können.
So schnell geht's ja nicht.
Es sind ja noch die beiden anderen Kandidaten mit im Rennen.
Aber sie haben immer weniger Chancen.
Sie verkörpern einen alten politischen Stil.
Sie glauben, dass man die Begeisterung der Bürger noch dadurch wecken kann, dass man ihnen irgendwelche nebulosen Versprechungen vor der Wahl macht, mit kleinen Vorteilen, mit Parteibuchbeziehungen, mit Arbeitsplätzen, die man ihnen in Aussicht stellt, oder Genehmigungen gewerberechtlicher Natur, die kurz vor der Wahl einem Gewerbetreibenden zugesandt werden.
Zilk und Pussek sind heute in diesem Rennen um die Gunst der Wiener Wähler so etwas wie zwei Oldtimer, die glauben, noch ein Formel-1-Rennen bestreiten zu können, aber schon längst hinter den besseren Typen nicht mehr mithalten können.
Bei den Gemeinderatswahlen kandidieren mit den Vereinten Grünen Österreichs und der Grünen Alternative zwei Grüngruppen.
Die Abschlusskundgebung der Grünen Alternative auf dem Stephansplatz hat erst vor wenigen Minuten begonnen.
Geplant ist ein Kulturspektakel mit Liedermachern, Vorlesungen und einer Jazzband.
Die Spitzenkandidatin der Grünen Alternative, Fridon Hoemer, hat die Abschlusskundgebung mit einer Rede zum Thema Politikverdrossenheit eröffnet.
Wir wollen die grüne Alternative zum Nichtwählen sein.
Unsere politischen Schwerpunkte sind ökologische, soziale, bildungspolitische, aber auch Fragen der Mitbestimmung in der Demokratie.
Die Rechte der Bürgerinitiativen müssen verbessert werden.
Die Vereinten Grünen Österreichs beschlossen ihren Wahlkampf mit einer Aktion für den Tierschutz.
Sie verteilten in der Innenstadt Flugblätter gegen den Import von lebenden Hummern, der ihrer Ansicht nach Tierquälerei bedeutet.
Die KPÖ hat heute Vormittag ihren Wahlkampf mit einer Kundgebung in der Fußgängerzone Favoriten abgeschlossen, in der sie noch einmal um Protestwählerstimmen warben.
Die Wahllokale eröffnen in Wien morgen um 7 Uhr mit drei Ausnahmen.
Am Westbahnhof, am Südbahnhof und am Bahnhof Wien Mitte können Wahlkartenwähler schon um 5.30 Uhr ihre Stimme abgeben.
Die Wahllokale schließen um 17 Uhr.
Erste Trends werden für 19 Uhr erwartet.
Das vorläufige Endergebnis soll um 20.30 Uhr vorliegen.
Und damit zurück dann ins Funkhaus.
Fabio Polli und Christiane Wagner haben berichtet.
Hier noch ein Hinweis, der Hörfunk berichtet ab 19 Uhr in Österreich 1 und in Ö3 über die Wiener Wahlen, deren Endergebnis also möglicherweise recht lange auf sich warten lassen wird.
Wie Christiane Wagner gesagt hat, auch die Welle Wien berichtet natürlich ausführlich.
Und jetzt noch kurz ins Burgenland.
Die LandesöVP hatte in Reiding eine Mitarbeiterkonferenz begonnen, in deren Mittelpunkt die turbulenten Ereignisse rund um die Landeshauptmannwahl stehen.
Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Sauerzopf, der ja vor der Wahl durch die Absprache mit der FPÖ wieder sichere Sieger aussah, ist letztlich ein Landeshauptmann-Stellvertreter geblieben.
SPÖ-Kandidat Schiepötz war beim Sauerzopf-Rauter-Pakt danach in die Dritte.
Sauerzopf übte heute bei dieser Konferenz in Reiding deshalb recht heftige Kritik an der LandesSPÖ.
über die sozialistische Partei, die alle Mittel ergriffen hat, um ja zu verhindern, dass ein ÖVP-Landeshauptmann wird.
Alle Mittel.
Ja, da wird nicht geredet.
Das sind die treuen und verlässlichen Partner der ÖVP.
Liebe Freunde, man kann so reden.
Bundespolitisch.
Möglich.
Da hat einer gesagt, die Koalition Blau-Schwarz ist in Ordnung.
Aber nicht zu diesem Zeitpunkt.
Ja, ist in Ordnung.
Aber am 4.
Oktober waren heute die burgenländischen Landtagswahlen.
Wir können uns den Zeitpunkt nicht aussuchen.
Das soll man den Wienern sagen.
Ich würde mir als Wiener Politiker überlegen, wie geht's mit diesen Partnern weiter, die SPÖ.
Je nachdem, wie sie es braucht.
kategorisiert.
Jetzt sind die Blauen böse.
1970, als ein Herr Kreisky, Dr. Bruno Kreisky hat er geheißen, Sozialisten kennen den Namen nicht mehr, die Freiheitlichen angelacht hat und eine Minderheitsregierung gemacht hat.
Da waren die Freiheitlichen in Ordnung.
Da hat es niemanden gestört, dass es dort einen Essessler namens Peters gegeben hat und, und, und.
Hochrangige!
Nationalsozialistisch fortbelastete Politiker waren da.
Plötzlich salonfähig für die Genossen.
Heute macht man aus einem Jungen
politischen Fanatiker in einer Richtung.
Plötzlich einen Horst Wessel auf der einen Seite und auf der anderen Seite eine Gefahr für Österreich.
International wird ja da jetzt schon plötzlich vom Schaden gesprochen.
Verantwortungslos.
Plötzlich sind die Blauen braun geworden.
Aber ein Herr Sinowaz hat eine Regierung gebildet.
Hat man das schon vergessen?
wo ein Herr Frischenschlager drinnen war, Räderhandschlag.
Da war alles in Ordnung.
Der Zweck heiligt offensichtlich die sozialistischen Mittel.
Und wir waren jetzt vor der Überlegung,
mit den Sozialisten zu koalieren.
Und ich sage Ihnen eines für diese Großkoalitionäre, jetzt ist die Große Koalition notwendig zum Sanieren, weil uns die anderen in den Ruin geführt haben.
Aber auf die Dauer in der Form, dass wir immer der kleine Bruder sind in der Koalition und wir immer aufmuchsen, kriegen wir eins auf die Goschen und sagen, sei ruhig, das ist ja kein Koalitionspakt, das ist ein Unterwerfungsvertrag.
Wir werden aus dieser Koalition mit einer Unterwerfungshaltung nie Erste werden.
Immer Zweite sein!
Originalton Ferry Sauerzopf heute in Reiding bei einer Rede.
12 Uhr 36.
Nach seinem großen Erfolg mit der Fernsehserie Österreich 2 und dem Buch dazu hat Hugo Portisch nun die Geschichte Österreichs in der Ersten Republik dokumentarisch nachgezeichnet.
Das Ergebnis sind zwölf Fernsehfolgen Österreich 1, die in etwas mehr als einer Woche beginnen werden.
Vom schwierigen republikanischen Beginn nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch der Monarchie über das Scheitern der Demokratie und den Austrofaschismus bis zur Auslöschung Österreichs im Anschluss spannt sich der Bogen dieser dunklen Zwei Jahrzehnte.
Österreich zwischen 1918 und 1945 mit dem Schlüsseljahr 1934 und 1938.
Mit dem Gestalter der TV-Serie Hugo Portisch spricht Ulrich Brunner in unserer Samstagsreihe.
Im Journal zu Gast.
Herr Dr. Portisch, Sie haben in 24 Fernsehfolgen sich mit der Nachkriegsgeschichte Österreichs beschäftigt und sind jetzt dabei, sich mit der Zwischenkriegszeit zu beschäftigen in zwölf Folgen.
Wo liegen denn da die Schwierigkeiten, wenn Sie diese beiden
Fernsehvorhaben vergleichen, wenn wir zunächst einmal bei den technischen und formalen Schwierigkeiten bleiben.
Gab es da nicht das Problem, dass viel zu wenig Filmmaterial da war für Sie, dass viele Zeitzeugen nicht mehr greifbar sind?
Wo lagen die größten Schwierigkeiten im technisch-formalen Bereich?
In beiden Fällen haben Sie recht.
Österreich I, wie wir es nennen, also die Geschichte der Ersten Republik zwischen 1918 und 1938,
Das war natürlich eine Zeit, die viel länger zurückliegt, in der auch noch nicht so sehr gefilmt worden ist.
Aber ich muss sagen, wir waren fündig.
Wir haben in der ganzen Welt nach Filmen gesucht, wir haben sie in der ganzen Welt gefunden.
Damals gab es, das muss man erst lernen, haben wir im Laufe unserer Arbeit erst gelernt,
doch einen sehr regen Filmaustausch.
Was immer in einem Land gefilmt worden ist, war so kostbar für andere Länder.
Und andere Länder wollten auch sehen, was dort los ist, dass dieser Wochenschau-Austausch, auch der Austausch von Amateurfilmen oder halbprofessionellen Filmen, ungeheuer stattgefunden haben muss.
Denn wir haben oft österreichische Filme in Stockholm, in Moskau, in Washington in den nationalen Archiven gefunden, also an mehreren Stellen.
Nun, die Zeitzeugen, die Österreich 2 so plastisch darstellen konnten, die diese Serie so erfolgreich auch gemacht haben, die sind ja zum Großteil schon weggestorben.
Wie haben Sie denn das gelöst?
Wir können es lösen und haben es zum Teil auch gelöst, doch durch Zeitzeugen, die es gibt.
Man soll es nicht unterschätzen, es gibt relativ viele.
Nur da herrscht ein Unterschied in dem, was die damals waren.
Während unsere Zeitzeugen für Österreich 2 sehr oft die Leute waren, die an den Schaltstellen waren und also miterlebt haben, wie die Geschichte gemacht worden ist, haben wir natürlich Zeitzeugen, die 1918 gelebt haben, sind nicht Leute, die an den Schaltstellen standen.
Die haben Geschichte auch erlebt, aber von unten erlebt.
Also es ist ein
ein anderer Blickwinkel, der da vom Zeitzeugen ausgeht.
Darüber hinaus muss ich aber sagen, es diktiert diese Serie Österreich 1 auch ein bisschen einen anderen Stil.
Wie Sie sehr richtig sagen, haben wir da zwölf Folgen zur Verfügung, doch für einen Zeitraum, der über 20 Jahre geht, während wir bei Österreich 2 24 Folgen zur Verfügung hatten.
Und ich glaube, das ist auch richtig so.
Weil bei Österreich 2 gab es doch mindestens zwei Drittel, wenn nicht mehr, der Bevölkerung, die diese Zeit mittelbar oder unmittelbar miterlebt hat.
Also zumindest Kinder, die es von ihren Eltern unmittelbar gehört haben.
Österreich 1 liegt schon so lange zurück, dass die meistens diese Zeit nur vom Hörensagen erkennen.
Das heißt, wir müssen nicht für Leute, die es miterlebt haben, eine Zeit rekonstruieren und sagen, so war es, wie du damals dabei warst.
Sondern wir haben hier Fragen an die Geschichte zu beantworten.
Nun, der Beginn der Zweiten Republik, wie sie ihn in Österreich zweitargestellt haben, das war die Geschichte des Wiederaufbaus, politisch unumstritten.
Die Erste Republik ist in den Bürgerkrieg gemündet, in die Auslöschung Österreichs.
Das ist auch heute noch politisch umstritten.
Wie sind Sie denn da in Ihrer Serie vorgegangen, in der politischen Bewertung?
Beziehen Sie auch Stellung?
Ich glaube, wir haben in beiden Fällen, bei Österreich 2 und bei Österreich 1, einen gewaltigen Vorteil.
Nämlich, wir können darstellen, wie sich die Dinge entwickelt haben.
Und in dem Moment, wo wir über längere Zeiträume Punkt für Punkt sagen können, wie etwas wird, wie die handelnden Personen gedacht haben, wie sie dann gehandelt haben, wenn wir das den Zuschauern vorführen können, dann nehmen wir ihn mit auf einen Weg, der es ermöglicht, diese Ereignisse sozusagen von sich aus zu beurteilen.
Weil es ist zwar in der politischen Bewertung heute die Zeit und manche Ereignisse dieser Zeit sind in der politischen Bewertung umstritten, genauso wie Sie sagen.
Aber ich glaube, was die Leute wirklich getan haben, was sie gedacht haben, das ist nicht umstritten.
Es ist ganz klar, was der Dollfuß getan hat.
Es ist ganz klar, was der Otto Bauer getan und gesagt hat.
Diese Dinge liegen klar auf der Hand.
Wenn wir das rekonstruieren und zeigen, wie das ineinandergreift, oft verhängnisvoll ineinandergreift, dann geben wir dem Zuschauer, glaube ich, ein unschätzbares Werkzeug in die Hand.
Er kann nämlich selbst vollführend sein.
Aha, das hat er jetzt gesagt, das hat er getan, diesen Einflüssen war er ausgesetzt, deshalb hat er so gehandelt.
Und die Schuldzuweisung, die vollführt dann, wenn er es will.
Der Zuschauer kann sagen, damit bin ich gar nicht einverstanden, dass der so gehandelt hat.
Und da sehe ich einen Verstoß.
Natürlich dort, wo es klar ist, Verfassungsbruch, Verstoße gegen demokratische Grundregeln, nur das kommt so eindeutig heraus, da gibt es überhaupt nichts dran zu rütteln.
Bruno Kreisky hat einmal über diese Zeit gesagt, es ist schwerer für diejenigen, die die Schläge bekommen haben, zu vergessen, als für diejenigen, die die Schläge nur gezählt haben.
Glauben Sie, dass bei Ihrer Serie ein Schutzbündler nachher zufrieden sein wird oder rechnen Sie mit Kritik aus der linken Sozialdemokratie?
Ich rechne keineswegs mit Kritik aus der linken Sozialdemokratie, ehrlich gesagt auch mit keiner Kritik.
aus den Reihen der Christlichsozialen oder der Vaterländischen Front von damals.
Denn ich glaube, es sollte... Das ist auch eine Erfahrung, die wir, wie gesagt, in Österreich 2 gemacht haben.
Und da ich ja schon kenne, wie wir die Serie Österreich 1 aufbauen und welche Fakten wir auf den Tisch legen, glaube ich, dass jeder einverstanden sein kann damit.
Wenn wir also eine so umstrittene Persönlichkeit etwa wie den Dollfuß zeigen... Na, was war der für Sie?
Die einen sagen, der war der Arbeitermörder, die anderen sagen, der war der Widerstandskämpfer gegen die Nazis.
Man könnte es vereinfacht sagen, er war natürlich beides.
Aber so einfach dürfen wir es uns auch wieder nicht machen, weil auch das ist schon ein Schlagwort, Arbeiter, Mörder oder Widerstandskämpfer.
Sondern das war, wie halt die meisten Menschen auf der Erde, kein eindimensionaler Mensch.
sondern ein mehrdimensionaler und vielschichtiger Mensch, so wie fast alle Menschen.
Er hat in der einen Frage so gehandelt, in der anderen Frage eben anders.
Und man muss diese Persönlichkeit als Ganzes nehmen.
Dass im Februar 1934 glatt gemordet worden ist, ist überhaupt keine Frage.
Jetzt spreche ich nicht einmal vom Schussbefehl.
Ich rede nicht einmal vom Schießen aufeinander, weil da kann man sagen, die einen haben geschossen, die anderen haben geschossen.
Ich spreche von den Urteilen nachher, die gefällt worden sind.
wie in einem Volk, wie ein Teil des Volkes oder eine Regierung oder ein Teil der Verwaltung dieses Volkes Urteile dieser Art aussprechen kann gegenüber einem anderen Teil dieses Volkes, wie Verwundete, immerhin Schwerverletzte noch zum Galgen gebracht werden können, da kann man sagen, sind eindeutig Morde geschehen, je nach unserem heutigen humanistischen
Auffassung sind es eindeutig Morde.
Jetzt muss man aber dann wieder sagen, inwieweit geht das jetzt auf eine Person zurück?
Inwieweit lag das im System?
Inwieweit lag das in der Gesetzeslage?
Wer hat die Gesetze gemacht?
Warum?
Das muss schon auch mit aufgeklärt werden.
Das heißt, Geschichte ist, wenn man sie genau anschaut, halt immer sehr vielschichtig, nicht eindimensional.
Ich hoffe aber nur, dass es uns gelingt, diese Vielschichtigkeit zu zeigen, aber mit der Vielschichtigkeit nichts zu verwischen.
Nicht etwas zu vergröbern oder einseitig zu zeigen, sondern ganz im Gegenteil, zu zeigen, dass es relativ schwierig ist, aber doch mit einem ganz klaren Schluss, was es war und was es ist und was es gewogen hat, der Satz.
Im Ausland wird uns immer wieder vorgeworfen, der Heldenplatz mit seinen jubelnden Massen 1938.
Ich nehme an, dass das natürlich ein zentraler Punkt auch in einer der Folgen sein wird.
Zu welchen Schlüssen sind Sie denn da gekommen?
War das eben nur eine Minderheit oder sind die alle hingetrieben worden oder wie echt war denn die Begeisterung?
Wissen Sie, Herr Brunner, das könnte man von verschiedenen Seiten beantworten.
Man könnte zum Beispiel sagen, na ja, die dort waren, die hat man gesehen, die daheim geblieben sind, hat man nicht gesehen.
Die dort waren sind maximal 250.000, daheim geblieben können Millionen sein.
Man könnte sagen, viele von denen, die am Heldenplatz waren, sind hingetrieben worden.
Wir haben viele Augenzeugen, die hingetrieben worden sind.
die Straßenbahnarbeiter aus den Remisen, die Eisenbahner aus den Bahnhöfen.
Wir haben sogar ein jüdisches Geschäft, ein Neumann, Firma Neumann, wo die jüdischen Mitarbeiter mitmarschieren mussten, weil dort war halt einer, der sich eingebildet hat, alle müssen gehen.
Also man könnte auch von dort her den Ansatz haben und sagen, nicht alle, die dort waren, waren Freiwillige.
Aber es waren auch viele Begeisterte.
So ist es.
Ich meine, da gibt's ja nix.
Dass eine große Begeisterung war, das steht eindeutig fest.
Wie viel Prozent der Bevölkerung diese Begeisterung umfasst hat, das werden wir nie mehr genau feststellen können.
Aber es waren nach unserem Dafürhalten nach vollzogenem Anschluss ganz gewiss mehr als 50 Prozent.
Also die mehr nachvollzogenen.
Ich glaube, dass wenn die Abstimmung, die Schuschnigg vorgehabt hat, vor dem Anschluss,
die wäre für die Unabhängigkeit Österreichs ausgegangen, wahrscheinlich auch zu 60 oder 70 Prozent.
Umgekehrt und diesen Effekt den Österreichern etwa vorzuwerfen, das haben sie meiner Ansicht nach in jedem Volk der Erde.
In dem Moment, wo einer Sieger ist, wo er mit großen Wirbeln hereinkommt und viel Jubel erzeugt, viel Propaganda mit sich bringt, dass dann Leute auf diesen Wagen des Siegers aufspringen.
Selbst die Amerikaner kennen diesen Effekt sehr genau, mit Bernd Wegener-Effekt.
Und ich muss sagen, ich habe seinerzeit noch die McCarthy-Ära in Amerika miterlebt, wie schnell da Leute umgesteckt haben, aus Angst in einer Demokratie umgesteckt haben und mit dabei sein wollten bei der siegenden Partei.
Also das ist, glaube ich, etwas, was man mit Abstand sehen muss.
Sicher ist aber, hier war ein großer Jubel.
Und ich meine auch, das war mit Sicherheit eine gestandene Mehrheit im Volk.
Man muss nur fragen, wieso haben sie gejubelt?
Herr Dr. Portisch, ein Jahr lang, mehr als ein Jahr lang, wird jetzt in Österreich über die Verdrängung der Jahre 38 bis 45 diskutiert, darüber, dass wir diese Vergangenheit nicht bewältigt haben.
Aber ist es nicht so, dass wir die Jahre 33 bis 38, also Ausschaltung des Parlaments, Bürgerkrieg, zumindest ebenso verdrängt haben, dass wir nach 45
darüber nicht diskutiert haben, ja, dass eine Geschichtsschreibung sich eher dazu verstanden hat, beide waren halt Schuld und red man immer mehr viel drüber.
Ich würde das noch erweitern, was Sie sagen, Herr Brunner.
Es geht sogar noch zurück bis 1918.
Denn wissen Sie, das hat unmittelbar sogar mit unserem vorigen Thema zu tun, nämlich dem Jubel 1938.
Es gab viele Motive, warum Leute gejubelt haben 1938.
Aber eines war auch da und sofort zu sehen für alle.
Nämlich es gab zwar noch kein Auschwitz, aber es gab natürlich Judenverfolgung.
Sofort wurden Juden auf die Straße getrieben, verspottet, entwürdigt.
Es gab sofort die Bänke, nur für Arier.
In den Zeitungen erschienen Rieseninserate, wo drin stand, Herzmanski heute unter rhein-arischer Leitung, Kaffee so und so, nur für Deutsche und Arier gestattet und so weiter.
Und Meldungen, die Wiener Rettung Judenfrei, die Wiener Ärzteschaft Judenfrei, Burg derter Judenfrei etc., das konnte jeder sehen.
Und da war Unmenschlichkeit drin, da war überhaupt kein Mitgefühl, keine Mitverantwortung schien da auf, kein Mitleid.
Nicht bei allen, natürlich gab es auch Ausnahmen.
Aber im Großen und Ganzen ließ man es geschehen.
Was hätte daher 1945 eigentlich geschehen müssen?
Nicht nur zu fragen, was war unter Hitler?
Was ist denn nach 1938 geschehen in der NSDAP oder was sind Kriegsverbrechen?
Man hätte fragen müssen, wieso waren denn die Leute im Jahr 1938 konditioniert auf eine solche Situation?
Wieso haben sie nicht aufgeschrien?
Wieso konnten sie das tolerieren?
Und da geht es weit zurück.
Also meiner Meinung nach ist es alte Österreich, aber schon 1918, 1919 war es so eklatant.
Im Wahlkampf 1919 gab es fast keine Partei.
die nicht mit Antisemitismus Wahlpropaganda getrieben hätte, und zwar mit ganz starken Parolen.
1920 gab es die Parolen, die Juden sind unser Unglück.
Der Arbeiterführer Kunschak hat bei sogenannten antisemitischen Großkundgebungen, die hießen so, kommt alle zur antisemitischen Großkundgebung auf den Rathausplatz, gefordert, dass man die Juden entweder müssen es auswandern oder wir werden sie in Konzentrationslager sperren.
hat er wörtlich erklärt, der sozialdemokratische Landeshauptmann von Niederösterreich und Wien, Sever, hat die Deportation der Juden angeordnet.
Nicht gesagt, die Juden müssen.
Er hat gesagt, alle, die seit 1914 zugewandert sind, wissen,
dass das den großen Flüchtlingsstrom aus Galicien trifft, in erster Linie.
Und das sollte ihn auch treffen.
Nur die Bundesbahn hat keine Waggons gehabt.
Die konnten nicht abtransportiert werden.
Also, da sieht man, dass die Konditionierung da war.
Und daher hätte man zu Ihrer Frage zurückkommen 1945 natürlich nicht nur sagen können, wer bei der Partei war, ist schuldig, wer nicht bei der Partei war, ist unschuldig, sondern sagen können, bitteschön, wieso sind die Leute, die so gejubelt haben oder zur Partei gegangen sind,
so leicht hingegangen, obwohl da die unmenschlichen Züge des Nationalsozialismus auch schon zu sehen waren.
Ich sage bitte, ein guter Teil der Bevölkerung wurde konditioniert, diese unmenschlichen Dinge zu akzeptieren, weil sie waren schon da.
Sie waren in der Ersten Republik da und selbstverständlich haben sie recht, dass sich dann auch im autoritären Ständestaat außerdem noch die Ausschaltung der Demokratie akzeptiert worden ist.
Was tausche ich denn ein?
Ich tausche einen autoritären Staat gegen den anderen ein.
Bei einem steht ein Teil des Volkes gegen den anderen.
Bei dem, der jetzt kommt, kommt die Volksgemeinschaft.
Hätten die Parteien nach 1945 überhaupt die Chance gehabt, das aufzuarbeiten?
Da waren ja ganz andere Probleme da.
Ich glaube, sie hätten sie deshalb gehabt, weil obwohl diese anderen Probleme da waren und dominierend da waren, wie also Zerstörung des Landes, Lebensmittelknappheit, allierte Bevormundung, alles da, hat man trotzdem eine sehr strenge Kriegsverbrechergesetzgebung durchgeführt mit Einführung von Volksgerichten, mit über 13.000 Verfahren.
Also hier muss man auch wieder korrigieren.
Es war nicht so, dass man 1945 die Dinge unter den Teppich gekehrt hätte.
Da wurden Verfahren durchgeführt mit 13.000 Urteilen, mit 13.000 Urteilen.
Und mit einer sehr starken Sühne- und Strafgesetzgebung.
Man hätte daher durchaus, wenn man sich das schon alles antut, und das hat das Volk ungeheuer aufgewühlt, die Prozesse, die Anti-Nazi-Gesetzgebung, die Sühne-Gesetzgebung, die verbunden war mit Wohnungsverlusten und Berufsverlusten und Sühneabgaben etc.
Wenn man schon sich das antut, und das war auch gefordert von den Alliierten, wenn man sich's antut, hätte man den Schritt durchaus weitergehen können.
Und es hätte meiner Ansicht nach einen Rennen nur größer gemacht, wenn er gesagt hätte, und ich habe euch 1938 empfohlen, mit Ja zu stimmen, weil ich auch einem Irrtum, einem historischen Irrtum, zum Opfer gefallen bin.
Und wenn der Kardinal Inizer gesagt hätte, und ich habe auch gesagt, wir sollen mit Ja stimmen, und haben noch Heil Hitler darunter gesagt, und ich bin auch einem Irrtum zum Opfer gefallen.
Ich habe es dann ein paar Monate später gesehen, genauso wie es der Renner ein paar Monate später gesehen hat, aber ich konnte es euch nicht mehr mitteilen.
Ich habe mit einer Frage auch natürlich abgezielt auf die Jahre 1933, 1934, denn 1938 wäre ja nicht leicht möglich gewesen ohne 1933, 1934.
Über diese Zeit ist ja auch nicht viel geredet worden, die wurde ja auch verdrängt.
Schauen Sie, das war das, wie gesagt, es war sicher ein Fehler, Sie zu verdrängen.
Da meine ich,
Nicht das Verständnis dafür, sondern die Erklärung dafür liegt sicher darin, dass wenn die 1945 sich gesagt hätten, so jetzt gehen wir erst einmal in die Aufarbeitung der Jahre 33, 34, wer dann noch zurückgegangen ist, da hätten die anderen gesagt, dann gehen wir aber erst in die Jahre 18 und davor, wo die bolschewistische Gefahr gedroht hat etc.
Es wäre sofort ein Streit da gewesen.
Die Wunden waren noch alle offen, 1945, sie sind ja zum Teil heute noch offen.
Man hätte wahrscheinlich die große Koalition, deren das Land 1945 dringend bedurft hat, damit es aus dieser Kriegszerstörung rauskommt und überhaupt überleben kann, diese große Koalition wäre wahrscheinlich nicht zustande gekommen oder nur unter ungeheuren Krämpfen.
Das hat man bewusst ausgeschaltet und hat es zugedeckt mit dem sogenannten Lagergeist, dem Geist der Lagerstraße.
Wir waren alle im Konzentrationslager der Nazis,
Dort haben wir uns verständigt, nie wieder Bruderkrieg für ein neues Österreich.
Lasst uns auf diesen Geist aufbauen und reden wir nicht darüber oder nicht so im Detail darüber und weisen wir vor allem nicht so unbedingt Schuld zu, damit wir überhaupt weiter tun können.
Aber natürlich die Geschichte, die kommt nicht zum Stillstand und die kommt nicht zur Ruhe, die stellt die Fragen dann schon noch.
Ich danke für das Gespräch.
Ich danke Ihnen.
Hugo Portisch war bei Ulrich Brunner im Journal zu Gast, jetzt der Kulturbeitrag.
Der griechische Komponist, Musiker, Sänger und Schriftsteller Mikis Theodorakis hat gestern in Innsbruck eine Österreich-Tournee begonnen.
Heute spielt er in Graz, morgen in Wien, am Donnerstag in Linz.
Im folgenden Interview von Heinz Karbas geht es ums Verhältnis der Kunst zur Politik.
Theodorakis war ja auch lange für die Kommunisten in Griechenland politisch aktiv.
Welche Anteilnahme am politischen Geschehen fordern Sie von einem Künstler?
Denn der Künstler muss unbedingt an alle Ereignisse, ob das Gesellschaftsprobleme sind oder politische Probleme sind, von seinem Land teilnehmen,
Wie beurteilen Sie die Gefahr, dass Künstler von politischen Parteien missbraucht werden?
Alle Parteien haben ihre patriotische Abhängigkeit.
Parteirichtung.
Und natürlich nicht, wenn für Persönlichkeit die Frage ist, die beeinflussen so Volk.
Natürlich gibt es diese Gefahr nicht, dass man die Musiker oder die Künstler ausgenutzt werden oder genug benutzt werden.
Herr Theodorakis treten sie auch manchmal unentgeltlich auf.
Für die kommunistische Partei habe ich immer gratis gespielt.
Und die kommunistische Partei in Griechenland war diese Partei, die immer den Volk nicht zu Widerstand gebracht hat.
Natürlich deswegen ist auch so unmittelbar mit dem Gebund und gibt also gratis natürlich Konzerte.
Man kann nie vergleichen die griechische kommunistische Partei mit anderen kommunistischen Parteien von Welt.
Miki Stiodarakis auf Österreich Tournee und uns bleibt noch drei Minuten Zeit für Schlussmeldungen.
Tunesien.
Staatspräsident Habib Bourguiba ist heute gestürzt worden.
Der 84-jährige Bourguiba wurde von Ministerpräsident Abidine Ben Ali seines Amtes enthoben, weil er angeblich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage war, seine Pflichten als Staatsoberhaupt zu erfüllen.
Neuer Ministerpräsident Tunesiens wurde der bisherige Sozialminister Hedi Bakouch.
Der Machtwechsel dürfte völlig friedlich vonstattengegangen sein.
Sowjetunion.
Die Feiern anlässlich des 70.
Jahrestages der Oktoberrevolution haben heute mit der traditionellen Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau ihren Höhepunkt erreicht.
Parteischiff Gorbatschow nahm die Parade gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Politbüros von der Balustrade des Lenin-Mausoleums ab.
Er wurde bei seiner Ankunft von der Bevölkerung jubelnd begrüßt.
Österreich.
Die bei den morgigen Landtags- und Gemeinderatswahlen in Wien kandidierenden Parteien
haben heute ihre Abschlusskundgebungen im Wahlkampf abgehalten.
SPÖ-Spitzenkandidat Bürgermeister Zilk und Bundeskanzler Franitzki richteten dabei heftige Angriffe gegen die Freiheitlichen.
Zilk warf der FPÖ vor, sie habe versucht, die Wähler mit bundespolitischen Themen, wie etwa die Steuerreform, zu verunsichern.
ÖVP-Vizebürgermeister Bussek bezeichnete als Wahlziel die deutliche Absage der Wiener an politische Bevormundung und an Verschwendung.
Der freiheitliche Listenführer Hirnschall bemerkte, das panonische Tief der Freiheitlichen habe die Wiener Partei nur gestreift und appellierte an die Wähler, den Großparteien einen Denkzettel zu geben.
Die Grün-Alternativen bezeichneten sich neuerlich als Alternative zum Nichtwählen.
Die Kommunisten warben um Proteststimmen.
Der Aufsichtsrat der Voest berät heute in Linz über die Neustrukturierung des Unternehmens
im Zusammenhang mit der Aufgliederung der verstaatlichten Industrie.
Ein weiterer Schwerpunkt der Aufsichtsratssitzung ist die mögliche Schließung der Schmiede in Linz.
In Wien ist heute die erste österreichische Messe für Umwelttechnik, genannt Ökologia, eröffnet worden.
150 Aussteller zeigen die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Umweltschutztechnologie.
Umweltministerin Marilies Flemming sagte in einer Ansprache, Umweltpolitik müsse vorbeugen und nicht mehr nur reparieren.
Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend, teils neblig-trüb, teils sonnig.
Nachmittagstemperaturen 7 bis 13 Grad.
Und ich habe noch einen Hinweis in der Sendung Im Brennpunkt, heute um 15 Uhr.
In Österreich 1 geht es um Südkorea.
Wir hören uns wieder morgen um 17 Uhr beim Sonntagschanal.
Interview: Journalist Portisch
Mitwirkende:
Brunner, Ulrich [Gestaltung]
, Portisch, Hugo [Interviewte/r]
Datum:
1987.11.07 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
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Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
zur Produktion von Österreich I
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