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KI-generiertes Transkript
Wie zeigt, in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Guten Tag liebe Hörer von Österreich 1 bei Mittagschanal.
Wie grüßt Sie?
Les Glück sehr herzlich.
Vor dem Nachrichtenüberblick sage ich Ihnen kurz die Themen der Beiträge dieser Sendung.
Zunächst der aus dem Ausland.
Wir informieren über die jüngste Entwicklung in Tunesien, wo der Staatspräsident Bourguiba nun unter dem Druck von Massenprotesten der Bevölkerung die Verdoppelung des Brotpreises zurückgenommen hat.
Dann beleuchten wir das weltpolitisch wichtige Verhältnis zwischen der Volksrepublik China und den USA.
Der Pekinger Ministerpräsident Zhao Ziyang ist zu einer Reise in die Vereinigten Staaten aufgebrochen und das Ganze muss man natürlich auch immer vor dem Hintergrund der Bemühungen Moskaus um eine Entspannung mit China sehen.
Dann schauen wir uns noch das Leben im Südlibanon an, mehr denn je ein besetztes Land, in dem von kolportierten israelischen Rückzugsabsichten nichts zu merken ist.
Aus Österreich heute eine Presseschau, zudem auch innenpolitisch zum Hauptthema gewordenen Kündigungen bei Steir Daimler-Puch.
Im Journal zu Gast ist Herbert Kraus, Gründer des FPÖ-Vorgängers VDU, den Wilfried Seifert über Liberalismus in Österreich interviewt.
Eine Frage, die ja auch in der Programmdiskussion der feindlichen Partei die Hauptrolle spielt, wenn gleich in den letzten Tagen über national und liberal wieder weniger gesprochen wurde.
Aber heuer will ja der kleine Koalitionspartner sich ein modernes, liberaleres Profil geben.
Und dann geht's noch um ein spektakuläres Verbrechen.
Einen klassischen Fall von Selbstjustiz oder Rache.
Eine Frau erschießt im Gerichtssaal den Mörder ihrer Tochter.
Der Fall Mariani Bachmeier also, dessen erste von zwei Verfilmungen nun bei uns in Österreich angelaufen ist.
Zuerst aber, wie angekündigt und wie immer, der Nachrichtenüberblick.
Georg Schalgruber ist verantwortlich als Redakteur und Sprecher ist Josef Fenzl-Natek.
Tunesien.
Nach der Rücknahme der drastischen Brotpreiserhöhungen durch Präsident Bourguiba hat sich die Lage weitgehend beruhigt.
Unter dem Jubel der Bevölkerung hat Bourguiba in einer Ansprache vor seinem Palast in Tunis die Freilassung der bei den jüngsten Unruhen verhafteten Personen angekündigt.
Ausgenommen sind nur Personen, denen Plünderung, Diebstahl und Vandalismus vorgeworfen werden.
Nach mehreren Meldungen sind einige tausend Menschen verhaftet worden.
Die schweren Zusammenstöße haben mehr als 50 Menschenleben gefordert.
Gerüchte um eine Absetzung von Ministerpräsident Mohammed Mzali haben sich als unhaltbar herausgestellt.
Der Staatspräsident hat Mzali zusätzlich mit der kommissarischen Leitung des Innenministeriums beauftragt.
Der bisherige Innenminister wurde seines Amtes enthoben.
Libanon.
Die in den vergangenen Tagen neu aufgeflammten Gefechte zwischen den libanesischen Bürgerkriegsparteien dauern auch heute noch an.
Nahe dem Flughafen von Beirut schlugen mehrere Granaten auf von Regierungstruppen kontrolliertem Gelände ein.
Bei Artilleriegefechten waren hier in den vergangenen zwei Tagen mehrere Personen verwundet worden.
Zu Schusswechseln zwischen christlichen und drusischen Milizen kam es in den Schuffbergen südöstlich der Hauptstadt.
Gestern wurde bei den Kämpfen zwischen Drusen und Regierungstruppen das Hauptkraftwerk für Beirut zerstört.
Weite Teile der Stadt waren ohne Strom.
Die anhaltenden Gefechte haben auch einen neuen Waffenstillstandsplan verzögert.
Allgemein ist erwartet worden, dass Staatspräsident Amin Jemayel anlässlich des Neujahrsempfangs für das Diplomatische Korps den sogenannten Befriedungsplan für Beirut und den südlichen Libanon verkünden werde.
Jemayel beschränkte sich jedoch auf eine allgemeine Erwähnung.
Polen.
Der Primas der katholischen Kirche Polens, Kardinal Glemp, hat in seiner Drei-Königs-Predigt die Stationierung neuer amerikanischer Mittelstreckenwaffen in Westeuropa als unmoralisch und als eine Bedrohung des Weltfriedens bezeichnet.
Auf die geplante Aufstellung neuer sowjetischer Mittelstreckenwaffen in der Tschechoslowakei und in Ostdeutschland ging Glemp nicht ein.
Er betonte, die Kirche habe ihre Haltung angesichts der atomaren Rüstung klar zum Ausdruck gebracht und diese Bedrohung als Verbrechen gegen Gott und die Menschheit bezeichnet.
Glemp ist erst vor wenigen Tagen zu einem offiziellen Gespräch mit Staats- und Parteichef Jaroselski zusammengetroffen.
China.
Ministerpräsident Zhao Ziyang ist zu einem mehrtägigen Besuch in die Vereinigten Staaten abgereist.
Erklärtes Ziel ist trotz der Differenzen in der Taiwan-Frage eine Verbesserung der bilateralen Beziehungen auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet.
Offizielle Gespräche mit Präsident Reagan beginnen am Dienstag.
Reagan seinerseits will den Besuch im April erwidern.
Zhao Ziyang reist nach dem USA-Besuch nach Kanada weiter.
Bundesrepublik Deutschland.
Für 1984 rechnet Finanzminister Gerhard Stoltenberg mit den höchsten Steuereinnahmen in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
Der Ressortchef bezifferte die erwarteten Einnahmen mit etwa 200 Milliarden D-Mark.
Allerdings müsse der Bund auch mehr ausgeben als je zuvor, schränkte Stoltenberg ein.
Er bekräftigte auch die Absicht der Regierung in Bonn, die Steuerzahler bei der Lohn- und Einkommenssteuer zu entlasten.
Dies werde aber nur möglich sein, wenn auf der anderen Seite Steuervergünstigungen abgebaut und einige andere Steuern eingehoben werden, präzisierte der Chef des Finanzressorts.
Nach einem monatelangen Arbeitskampf ist in der Talbot Autofabrik in Poissy bei Paris wieder Ruhe eingekehrt.
Blutige Zusammenstöße zwischen Streikenden und Arbeitswilligen haben in den vergangenen Wochen mehr als 120 Verletzte gefordert.
Der Sachschaden im Werk wird von der Direktion mit umgerechnet mehr als 50 Millionen Schilling beziffert.
Das Werk ist unterdessen unter Polizeiaufsicht geräumt und von der Direktion geschlossen worden.
In der Innenstadt von Paris demonstrierten gestern einige tausend Menschen gegen die Schließung des Talbot-Werks.
Österreich Die FPÖ-Abgeordnete Helene Partik-Pablé hat heute zur Situation der Steierwerke Stellung genommen.
Patrick Pablé sagte, in Zukunft müsse die Koalitionsregierung dafür sorgen, dass jede Waffe, die in den Steuerwerken erzeugt werde, auch verkauft werden könne.
Wörtlich formulierte die Abgeordnete, Altbundeskanzler Bruno Kreisky hätte damals wie ein Blitz dreinfahren sollen, als Sozialisten immer wieder die Experte der Steuerwerke verhinderten.
Nach Ansicht der FPÖ sei es die beste Sozialpolitik, wenn die Regierung der Wirtschaft ein störungsfreies Arbeiten und Verkaufen ihrer Waren ermögliche, statt ständig in die Wirtschaft dreinzureden, schloss Patrick Pablé.
Mit einer Kranzniederlegung vor dem Julius-Rab-Denkmal in Wien gedachte heute der niederösterreichische Landeshauptmann Siegfried Ludwig des 20.
Todestags des Kanzlers.
Julius Raab ist am 8.
Jänner 1964 gestorben.
Ludwig sagte, der Niederösterreicher Julius Raab sei ein großer Österreicher gewesen, für den Politik stets Verpflichtung gewesen sei.
Es sei Aufgabe der heutigen Generation, das politische Testament Rabs zu erfüllen.
Das heißt vor allem, durch vernünftige, maßvolle Politik die Voraussetzung für Erfolge in allen Bereichen zu schaffen.
Die Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa wird in Wien möglicherweise die erste österreichische Niederlassung ihres Ortens der Missionarinnen der Nächstenliebe gründen.
Der Wiener Erzbischof Kardinal Franz König wird in diesem Sinne Mutter Teresa eine Einladung übermitteln.
Gedacht ist etwa daran, dass die Missionarinnen der Nächstenliebe in Wien die Betreuung junger Frauen und Mädchen übernehmen, die in aussichtslose Situationen geraten sind.
Der Wiener Caritas-Direktor, Prelat Leopold Ungar, hat die Unterstützung eines solchen Projektes bereits zugesagt.
Vatikan.
Anlässlich des außerordentlichen Heiligen Jahres wird die letzte Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, die 92-jährige Zita von Bourbon-Parma, heute von Papst Johannes Paul in Audienz empfangen.
Zita wird von ihren Söhnen Otto, Rudolf und Karl, sowie von 31 Enkeln und Urenkeln begleitet.
europäische Gemeinschaft.
Die Europäer sehen der Zukunft jetzt etwas weniger pessimistisch entgegen als vor einem Jahr.
Dies geht aus einer Umfrage hervor, die die Kommission in Brüssel ausarbeiten ließ.
Befragt wurden knapp 10.000 Menschen.
Die Arbeitslosigkeit wird weiterhin für das wichtigste Problem gehalten.
Es folgen Terrorismus und Umweltschutzfragen.
Als unwichtigstes Problem auf einer neun Themen zählenden Liste wird die Stärkung der Verteidigung eingestuft.
Mehrheitlich wird eine politische Vereinigung der Länder der Europäischen Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Regierung gewünscht.
Frankreich.
In der Hauptstadt Paris beginnen heuer die größten Bauvorhaben seit Kaiser Napoleon III.
Bis 1989, zur 200-Jahr-Feier der Französischen Revolution, sollen sieben groß angelegte Kulturgebäude fertiggestellt sein.
Unter anderem wird auf dem Bastilleplatz ein neues Opernhaus entstehen.
Präsident François Mitterrand hat bereits einen ersten Teil der staatlichen Baukredite in der Höhe von umgerechnet etwa 35 Milliarden Schilling vergeben.
USA Die Kindersterblichkeit bei der schwarzen Bevölkerung in den USA ist fast doppelt so hoch wie bei den Weißen.
Dies ergab eine wissenschaftliche Studie, veröffentlicht an der Georgetown University in Washington.
Demnach beträgt die Sterblichkeitsrate bei weißen Kindern im ersten Lebensjahr 9,9 je 1.000 Lebendgeburten.
Bei schwarzen Kindern liegt dieser Wert bei 19,3.
Die schwarzen Kinder haben außerdem schlechtere Gesundheitsaussichten, weil bei ihnen auch die Gefahr von Untergewicht bei der Geburt doppelt so hoch ist.
Ganz allgemein haben die USA unter den industrialisierten Ländern eine der höchsten Kindersterblichkeitsraten.
Das waren die Meldungen.
Die Wetterlage.
In Österreich herrscht Zwischenhocheinfluss.
Störungsfronten eines vor der norwegischen Küste liegenden Tiefs erreichen in der kommenden Nacht den Alpenraum und überqueren morgen mit etwas kälteren Luftmassen Österreich.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Meist heiter, nur im Osten und Süden Österreichs teilweise stärker bewölkt.
Schwachwindig, Nachmittagstemperaturen sehr unterschiedlich zwischen minus 5 und plus 5 Grad.
Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 5 bis plus 1 Grad, im Süden bis minus 8 Grad.
Im Westen Eintrübung und Aufkommen von Schneefall oder Schneeregen.
Die Wetteraussichten für morgen den Sonntag.
Meist stark bewölkt, zeitweise Niederschläge, vor allem an der Alpen-Nordseite.
In tiefen Lagen teils Regen, teils Schnee.
In freien Lagen auffrischender Wind aus West bis Nordwest.
Tageshöchsttemperaturen minus 2 bis plus 4 Grad.
Das Wetter übermorgen Montag, lokale Schneeschauer, vor allem an der Alpen-Nordseite, Temperatur tagsüber minus 4 bis plus 1 Grad.
Die Messwerte von heute 12 Uhr Mittag.
Wien stark bewölkt 4 Grad, Eisenstadt bedeckt 2 Grad, Linz stark bewölkt 1 Grad, Ostwind 10 Kilometer in der Stunde, Salzburg wolkig 1 Grad, Südwind 15 Kilometer in der Stunde, Innsbruck heiter 0 Grad, Bregenz heiter 2 Grad, Südwind 10 Kilometer in der Stunde, Graz heiter 1 Grad und schliesslich Klagenfurt bedeckt minus 7 Grad.
Zwölf Uhr ist es und zwölf Minuten.
Der tunesische Staatspräsident Habib Bourguiba hat also unter dem Druck der Massenproteste der letzten Woche die Verdoppelung des Brotpreises wieder aufgehoben.
Gleichzeitig hat er angekündigt, dass die etwa 3.000 im Zug der Protestaktionen festgenommenen Demonstranten wieder freigelassen werden.
Nach der Fernsehrede Bourguibas strömten Hunderttausende auf die Straßen in Tunis und sie jubelten, ein bisschen sah es aus wie ein Hosianna nach einem Kruzifige.
Bei den Unruhen hatten Militär und Polizei etwa 60 Menschen erschossen.
Auffällig ist das offizielle Dementi, dass der unruhige Nachbar Gaddafi hinter den Unruhen stehen könnte.
Bogiba will nun das Budget nicht über das Grundnahrungsmittel Brot sanieren, sondern eher mit mehr Luxussteuer.
Peter Brünner berichtet.
Die blutigen Unruhen sind zu Ende und das Freudenfest ist gefeiert.
Der graue Alltag des tunesischen Lebens hat wieder begonnen und es geht ans Aufräumen, draußen auf den Straßen und in den Amtszimmern der Politiker.
Rizkiger, der Innenminister, verantwortlich für den Einsatz der Polizei und der Nationalgarde, für den Habiburg über gestern noch lobende Worte zu finden wusste, er hat heute seinen Abschied erhalten.
Der erste Kopf ist gefallen.
Ministerpräsident Mohammed Nsali wird vorerst die Funktionen des Innenministers mit übernehmen.
Und das scheint auf den ersten Blick
als seien er und seine Position ungefährdet, als sei ihm die Unterstützung des Präsidenten Habib Bourguiba sicher.
Aber es waren wohl eher Gründe der Staatsräson, die Habib Bourguiba bewogen haben, vorerst allein den Innenminister zu opfern.
Gestern Abend nämlich zogen noch Tausende vor den Amtssitz des Ministerpräsidenten und sie forderten den Rücktritt Mohammed Moussalis.
Moussali raus, tönten die Rufe und Moussali, das Volk hat gewonnen, du hast verloren.
Wenn Burkibar jetzt seinen Ministerpräsidenten hätte fallen lassen, dann wäre wohl kein Halten mehr gewesen.
Burkibar kann nicht zulassen, dass die Leute auf der Straße entscheiden, wer zur Verantwortung gezogen wird.
Das hat Mousali vorerst gerettet.
In den letzten Tagen der Unruhen hatte die Polizei aber Tausende verhaftet.
Blünderer, bei denen geraubte Waren im Haus gefunden wurden, wahllos politisch Verdächtige jeglicher Kühle.
Habib Bourguiba hat entschieden, dass alle sofort freigelassen werden sollen, mit Ausnahme derer, denen konkret die Beteiligung an Ausschreitungen und Plünderungen nachgewiesen werden kann.
Die sollen vor Gericht gestellt werden.
Genaue Zahlen darüber sind aber vorläufig nicht bekannt.
Ausnahmezustand und Ausgangssperre sind noch in Kraft.
Die Schützenpanzer der Armee halten immer noch die Wache und die Sorge scheint begründet zu sein, dass die Bevölkerung noch nicht zu normaler Ruhe zurückgefunden hat.
Das Brot ist wieder zum alten Preis zu erhalten.
Die Schlangen vor den Verkaufsstellen für Wein und Bier, die sich in der vergangenen Woche gebildet hatten, haben sich wieder aufgelöst.
Denn merkwürdigerweise war zum gleichen Zeitpunkt, zu dem das Brot teurer geworden war, der Preis für Wein ermäßigt worden.
Seit gestern jedoch kosten Wein wieder genauso viel wie vorher und Bier ist sogar viel teurer geworden als im Dezember.
Aus all diesen Bruchstücken von Informationen lässt sich kaum ein klares Bild darüber gewinnen, wie Habib Bourguiba die immer noch kritische Situation seines Landes in den Griff bekommen will.
In Tunesien ist also vorerst wieder Ruhe eingekehrt, ein politisches Opfer ist zu vermelden, der Innenminister musste gehen.
Ein Themenwechsel jetzt, wir kommen in den pazifischen Raum.
Heute ist der chinesische Ministerpräsident Zhao Ziyang zu einem offiziellen Besuch in die USA abgereist, wo er unter anderem mit Präsident Ronald Reagan zusammentreffen wird, und zwar am 10.
In einer Pressekonferenz für amerikanische Journalisten in Peking meinte Zhao vor kurzem, die Zusammenarbeit zwischen den beiden Staaten sei erweitert worden, die freundschaftlichen Kontakte hätten sich verstärkt, aber der Stand der Beziehungen sei weit davon entfernt von dem, was wünschenswert und möglich sei.
Die größte Hürde auf dem Weg zu normalen Beziehungen zwischen den ungleichen pazifischen Nachbarn ist nach wie vor die Frage Taiwan.
Washington hat zwar mit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Peking vor fünf Jahren die Beziehungen zu Taipei abgebrochen, hält aber viele Verbindungen weiter aufrecht und versorgt vor allem die Inselrepublik mit Waffen.
Der Besuch des chinesischen Ministerpräsidenten in den USA muss allerdings auch vor dem Hintergrund der Bemühungen Moskaus um bessere Beziehungen zu Peking gesehen werden, Roland Machatschke analysiert.
Beiderseitiger Profit ist immer eine gesunde Basis.
Das gilt für Beziehungen zwischen Menschen genauso wie für Beziehungen zwischen Staaten und nicht nur im streng wirtschaftlichen Sinn.
Wirtschaftlich sind den Verbindungen zwischen China und den USA enge Grenzen gesetzt.
Auf beiden Seiten ist die Euphorie von nüchterner Betrachtung abgelöst worden.
Die Amerikaner wissen, dass die Volksrepublik China zwar theoretisch einen Markt mit einer Milliarde Kunden darstellt, praktisch aber ein Entwicklungsland mit allen Begleiterscheinungen ist.
Umgekehrt ist den Chinesen klar geworden, dass die wirtschaftliche Öffnung zum Westen Geld kostet und dass Westimporte nur zum Teil auf dem Kompensationsweg beglichen werden können.
Eine Erfahrung, unter der vor allem japanische Handelshoffnungen leiden.
Die chinesisch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen stehen ganz oben auf der Tagesordnung der Gespräche Shaoziangs in Washington.
Bis jetzt beschränken sie sich weitgehend auf einen hart umkämpften Austausch von Textilien und landwirtschaftlichen Produkten.
President Reagan sitzt dabei in einer Zwickmühle.
Einerseits hat er der amerikanischen Textilindustrie versprochen, Maßnahmen gegen die arbeitsplatzbedrohenden fernöstlichen Billigimporte zu setzen, andererseits möchte die amerikanische Landwirtschaft ihre Produkte auf dem chinesischen Markt absetzen.
Schon einmal, 1982, reagierten die Chinesen auf Einfuhrbeschränkungen für ihre Textilwaren in den USA mit der Verringerung von Importquoten für Getreide und andere Agrarprodukte aus den USA.
Eine ähnliche Drohung Pekings hängt gerade wieder in der Luft, weil Washington erneut Importbeschränkungen für Baumwollstoffe erlassen hat.
China will jedoch mehr als nur Getreide aus den USA.
Eine der Hoffnungen der genau kalkulierten Öffnung des Landes unter Deng Xiaobing richtet sich auf die hochentwickelte Technik des Westens.
Aber diese Hoffnungen haben sich bis jetzt nicht erfüllt.
Die USA zögern mit dem Verkauf von moderner Computertechnologie an die Volksrepublik China, weil offenbar dem Pentagon die Sache nicht ganz geheuer ist.
Elektronik kann bekanntlich nicht nur auf dem Zivilsektor verwendet werden.
Auch hier wird der chinesische Ministerpräsident versuchen, im direkten Kontakt mit dem amerikanischen Präsidenten eine Änderung zu erreichen.
Politisch ist das Hauptproblem nach wie vor Taiwan.
Die von Realpolitik diktierte Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwischen Washington und Peking mit der gleichzeitigen Beendigung dieser Beziehungen zu Taipei vor fast genau fünf Jahren unter Präsident Jimmy Carter ist in den USA auf sehr viel konservative Kritik gestoßen.
Der konservative Nachfolger Carthus, Ronald Reagan, war sich natürlich darüber im Klaren, dass dieser Schritt nicht mehr rückgängig zu machen war.
Dass das militärisch stärkste Land der Welt natürlich Beziehungen mit dem bevölkerungsreichsten Land der Welt haben muss.
Aber er verärgerte die Machthaber in Peking durch einige doppeldeutige Äußerungen gegenüber Chiang Ka-sheks Nachfolger und Sohn in Taiwan.
Peking hat in den letzten Jahren immer wieder zu verstehen gegeben, dass es zwar seinen Anspruch auf Taiwan als Teil Chinas aufrechterhält, dass die Zeit aber nicht drängt.
Einen Teil des Ärgers über Regans Taiwan-Politik sublimiert Peking durch Normalisierungsgespräche mit Moskau.
Sie laufen seit Oktober 1982 und führten zu einigen zarten Tau-Tropfen auf den eisigen Beziehungen, etwa der Besuchsgenehmigung für Reisegruppen aus der Sowjetunion.
Ministerpräsident Zhao Ziyang hat aber vor allen bisher Gesagten eine besondere Mission in Washington zu erfüllen.
Die Vorbereitung eines Staatsbesuchs von Präsident Reagan in China, wahrscheinlich im April.
Hier erhoffen sich beide Seiten in schöner Übereinstimmung politische Propaganda.
Deng Xiaoping, der starke Mann Chinas, die Demonstration auch und vor allem den inneren Kritikern seiner Öffnung nach Westen gegenüber, gleichsam als Bestätigung der weltpolitischen Stellung Chinas.
Und Ronald Reagan wiederum kann es nicht unlieb sein, wenn ihn das amerikanische Wahlvolk im Wahljahr 1984 im Fernsehen vor der großen Mauer und im Kaiserpalast in Peking bewundert.
Realpolitik ist oft eine gesunde Grundlage für die Beziehungen zwischen Staaten mit so unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen, wie es die USA und die Volksrepublik China sind.
Eine Analyse von Roland Machatschke Im Nahen Osten sind in der abgelaufenen Woche einige nicht uninteressante Entwicklungen eingetreten.
Zunächst hat sich der umstrittene PLO-Führer Yassin Arafat in der größten palästinensischen Gruppe der Al-Fatah offenbar doch wieder durchgesetzt.
In den Kommunikäs der letzten Sitzung wird weder die Wiederannäherung an Ägypten durch das Treffen Arafat Mubarak verurteilt, noch die angestrebte Wiederaufnahme von Kontakten mit Jordanien.
Arafat wird demnächst König Hussein persönlich treffen.
Dieser wieder hat für Montag erstmals seit zehn Jahren das Jordanische Parlament einberufen.
Die Hälfte der Abgeordneten kommen aus dem israelisch besetzten Westjordanland und sie sind Palästinenser.
Und diese Palästinenser sind entgegen den Anti-Arafat-Rebellen durchaus verhandlungsbereit über eine Autonomielösung.
Scheint hier also der schon ad acta gelegte Reagan-Plan wieder in Diskussion zu kommen, die sogenannte jordanische Option.
So war die zweite wichtige Entwicklung eine Art Tauwetter zwischen den USA und Syrien.
Präsident Reagan schließt selbst einen Gipfel nun nicht aus, denn er will seine Soldaten lieber heute als morgen aus dem Libanon abziehen.
Die US-Präsenz wird nämlich vom Großteil der amerikanischen Wähler abgelehnt und teuer ist, wir hörten es gerade vorher im letzten Beitrag, Wahljahr in Amerika.
Gewisse Hoffnungen gibt es
gibt auch der noch nicht offizielle Libanon-Sicherheitsplan, der mit Syrien und Saudi-Arabien ausgehandelt wird.
Er könnte zu einer dauerhaften Einstellung der Kämpfe führen.
Und schließlich mehren sich auch in Israel die Stimmen, dass man sich im Südlibanon weiter zurückziehen will.
Generalstabschef Levi kann sich sogar einen israelischen Totalabzug ohne entsprechende syrische Schritte im Ostlibanon vorstellen.
Auch in Israel, dessen konservative Regierung immer mehr in Bedrängnis kommt, ist die Besetzung des Südlibanons unpopulär.
Rundherum also Zeichen für Bewegung, vorläufig aber ist die ausländische Präsenz im Libanon massiver denn je.
Im folgenden Beitrag berichtet Brigitte Fuchs, wie es derzeit im Südlibanon aussieht.
Die Zeiten sind hart im Südlibanon, sagen die Menschen, die dort unter israelischer Besatzung leben.
Es gibt zu wenig Arbeitsplätze, die Geschäfte florieren nicht mehr wie früher, es ist schwierig und manchmal auch gefährlich, von einer Ortschaft in die andere zu gelangen.
Man fühlt sich mehr und mehr vom Beirut und dem Rest des Libanon isoliert und abgeschnitten.
An der Awali-Brücke, die den Südlibanon mit dem Rest des Landes verbindet, stehen die Lastwagen, die Rohstoffe für die Industrie bringen sollen, oft bis zu einer Woche, bis sie die Brücke passieren dürfen.
Immer schärfer werdende Sicherheitsmaßnahmen der israelischen Besatzungsgruppen sind der Grund dafür.
Durch schärfste Kontrollen der Lastautos und Privatfahrzeuge soll verhindert werden, dass Waffen und Sprengstoff in den Südlibanon eingeschmuggelt werden.
Von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang ist die innerlibanesische Grenze am Awali-Fluss überhaupt geschlossen.
Fahrer, die die Überfahrt nicht mehr rechtzeitig geschafft haben, kampieren neben ihren Fahrzeugen im Freien, um am nächsten Morgen als erste passieren zu können.
Wer immer die Brücke überqueren will, muss den Israelis eine Identitätskarte vorlegen.
Palästinenser brauchen Sondergenehmigungen.
Immerhin sind rund 10 Prozent der Bevölkerung des Südlibanons Palästinenser.
Der Grund für die rigorosen Sicherheitsmaßnahmen der Israelis liegt auf der Hand.
Überfälle und Anschläge auf israelische Soldaten finden immer häufiger und nahezu täglich statt.
Der Unmut der Bevölkerung wächst.
Israel hat kaum verlässliche Verbündete in dieser Region.
Denn die etwa 1000 Mann starke christliche Miliz des Ex-Majors Haddad, der übrigens schwer krank ist, hat Schwierigkeiten, neue Rekruten zu finden.
Der Versuch, eine proisraelische schiitische Miliz zu bilden, schlug fehl.
Nachdem sie auf mehrere hundert Mann angewachsen war und von den Israelis die entsprechende Ausbildung erhalten hatte, setzte sich ihr Kommandant nach Beirut ab und erklärte, seine Leute würden nicht für die Israelis arbeiten.
In Saida, der wichtigsten Stadt im Südlibanon, nur wenige Kilometer südlich des Awali-Flusses gelegen, konzentriert sich der Widerstand der Bevölkerung in Moscheen und Kirchen.
Geistliche haben dort in den letzten Wochen wiederholt zum Widerstand gegen die israelischen Besatzer aufgerufen.
Lokale Politiker und Geschäftsleute haben sich diesen Aufrufen angeschlossen.
Denn die israelische Besatzung geht langsam an den Lebensnerv der Region.
Die Fischer, die früher vor der gesamten libanesischen Küste gefischt haben, dürfen heute nur in einem 10 Kilometer langen und 4 Kilometer breiten Streifen vor Seider ihre Netze auswerfen.
Die Besitzer von Citrusplantagen können ihre Früchte nur unter sehr schwierigen Bedingungen auf die Märkte in der Hauptstadt Beirut und im arabischen Ausland bringen.
Die meisten haben ihre Konkurrenzfähigkeit verloren.
Und die Geschäftsleute beklagen sich darüber, dass sie durch illegale Importe aus Israel, mit denen der Markt im Südlibanon überschwemmt wird, aus dem Geschäft gedrängt werden.
Je radikaler die Bevölkerung allerdings auf diese Zustände reagiert, desto repressiver werden auch die Methoden der israelischen Besatzer.
Und ein völliger Rückzug der Israelis aus dem Libanon ist eineinhalb Jahre nach Kriegsende noch nicht abzusehen.
Das meint Brigitte Fuchs und jetzt um 12.26 Uhr kommen wir nach Österreich.
Zunächst zum Thema, das innenpolitisch in den letzten Tagen das kontroverseste geworden ist, die geplante Kündigung von fast 1.000 Mitarbeitern der Steyr-Daimler-Buchwerke, vor allem in Steyr.
Damit befassen sich heute viele innenpolitische Kommentatoren in den Tageszeitungen und wir bringen dazu deshalb eine Presseschau, gesprochen von Fritz Wendl und Peter Fichner.
Die geplanten fast 900 Kündigungen in Steyr bei der Steyr Daimler Buch AG sind heute neuerlich das wichtigste Thema der Kommentare der heimischen Tageszeitungen.
Zu den Ursachen, die das renommierte, für österreichische Verhältnisse doch beachtlich große Unternehmen in die Krise geführt haben könnten, meint Hans Rauscher im Kurier,
Die Steier Daimler Buch AG sei, weil überwiegend im Besitz der Verstaatlichen Kreditanstalt, zu lang schon politischen Einflüssen ausgesetzt.
Jetzt soll aber Steier noch mehr an politische Entscheidungsstrukturen angekoppelt werden.
Sozialminister Dallinger sieht in den 900 angedrohten Kündigungen eine Chance, seine Lieblingspläne zu verwirklichen.
Statt der Kündigungen soll Steier die 35-Stunden-Woche einführen.
Das Sozialministerium wird aus Steuermitteln das Experiment finanzieren.
Wunderbar.
Zur Verwirklichung einer fixen Idee soll wieder ein marodes Unternehmen an den staatlichen Infusionstopf angehängt werden.
Die Frage ist, ob Steyr jemals wieder von diesem Topf, der zugleich eine Fessel ist, loskommen würde.
Im sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung fühlt sich Schäfrer Dr. Manfred Scheuch, wie er selbst schreibt, veranlasst vom Urlaub aus einen Kommentar zu schreiben, um zwei Legenden um Steyr abzubauen.
Die eine, dass die Regierung mit der Verhinderung der Panzerexporte das Werkenschleudern gebracht hätte.
Chile wäre gar nicht in der Lage gewesen, die bestellten Panzer zu zahlen, so dass letzten Endes der Steuerzahler dafür aufkommen hätte müssen, meint Scheuch.
Und die zweite Legende?
CA-Generaldirektor Hannes Androsch hätte der bevorstehenden Regierungsklausur in Steyr Knüppel in den Weg werfen wollen.
Gerade weil man um die bevorstehenden Kündigungen gewusst habe, trete die Regierung den Weg nach Steyr an, schreibt Scheuch.
Und wie wäre erst die Reaktion der Öffentlichkeit gewesen, wenn diese Regierung aus kosmetischen Gründen eine Terminaufschiebung der Kündigungen um ein paar Wochen erreicht hätte, nur damit die Klausur ohne Störungen über die Runden gebracht werden kann?
Einen Zusammenhang zwischen Kündigungen und Regierungsklausur stellt auch Josef Schicho in den Oberösterreichischen Nachrichten her.
Vor allem soll den Steirern und allen Österreichern eine große Demonstration der Präsenz der Regierung geboten werden.
Legt das nicht den Verdacht nahe, dass dort, wo Lösungen fehlen, ein großes Theater vorgespielt werden soll?
Man wird in vielen Worten versichern, dass man die Probleme versteht und dass man sich bemühen wird.
Und damit lässt man die Steirer und in vielem auch die Österreicher stehen oder anders ausgedrückt sitzen.
Einen ähnlichen Gedankengang, allerdings schärfer formuliert, hat auch Peter Klar im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
Man liest,
Wochenlang werden dann sozialistische und freiheitliche Politiker in Jubelbelangsendungen, Versammlungsauftritten – die Arbeiterkammer Wahl steht ja vor der Tür – und Vertrauensmännerbriefen stolz verkünden, wir haben hunderte Arbeitsplätze gerettet.
An die restlichen 400 bis 500 Arbeiter soll dann nicht mehr gedacht werden.
Das sozialistische Oberösterreichische Tagblatt geht in seinem Kommentar vor allem auf die Argumentation des oberösterreichischen Landeshauptmanns Josef Ratzenböck ein, der in dem verhinderten Panzerexport nach Chile eine der Ursachen für die Schwierigkeiten sieht.
Manfred Steinhuber schreibt,
Sie wissen, dass das Chile-Geschäft keinen einzigen Arbeitsplatz gesichert hätte.
Statt auf Halde stünden die Panzer in Santiago.
Und das würde lediglich einige Zahlen in der Bilanz des Konzerns ändern.
Die Steuerarbeiter wissen aber auch, dass die Panzer gar nicht in Steuer produziert werden und kein einziger auf der Liste aus der Waffenproduktion kommt.
Bundeskanzler Sinovac hat auf den Vorwurf des verhinderten Panzerexports mit dem Ausdruck ausgemachter Blödsinn reagiert.
Der Kommentator in der Tageszeitung Die Presse findet das bemerkenswert.
Nun, Blödsinn ist eben leider ein recht schwaches Argument.
Da ist der SPÖ-Klubobmann Wille schon ehrlicher, der zugibt, dass damals ein beträchtlicher Widerstand gegen die Panzerexporte bestanden habe.
Eine solche Erklärung wäre dem Regierungschef wohl angestanden.
Man hätte sogar über die Zweckmäßigkeit der Exporte diskutieren können.
Aber so zu tun, als habe das eine mit dem anderen nichts zu tun, ist wohl wenig nobel.
Noblesse aber kann man lernen, auch ein Bundeskanzler.
Mit der Inlandspresseschau ist es halb eins geworden und wir kommen jetzt zu unserer Samstag-Mittag-Serie.
im Journal zu Gast.
Das ist heute Herbert Kraus.
Er ist der Gründer des VDU, des Verbandes der Unabhängigen einer Partei, die im Jahr 1955 von der FPÖ abgelöst wurde.
Kraus gilt als einer der bekanntesten Liberalen Österreichs.
Die von ihm gegründete Partei wird geschichtlich teils als liberale Gruppe, teils allerdings auch als Sammelbecken für ehemalige Nationale gewertet.
Vier Forderungen des Parteigründers Herbert Kraus bildeten in den Jahren zwischen 1949, der Gründung des VDU, und 1955, seiner Auflösung, sozusagen die Basis der politischen Arbeit.
Erstens Toleranz gegenüber dem politischen Gegner und gegenüber der Minderheit inklusive einer Verständnisbereitschaft mit den ehemaligen Nazis, wenn sie sich besserungswillig zeigten.
Zweitens Beendigung des Klassenkampfes durch Partnerschaft in den Betrieben und Interessensverbänden.
Drittens Gleichheit der Startchancen bei Posten, Wohnungs- oder Auftragsvergabe.
Dann aber harter Konkurrenzkampf in Leistungswirtschaft.
Und viertens schließlich Aufgeschlossenheit für den politischen Fortschritt zur Überwindung der staatlichen Bürokratie.
Politischer Liberalismus ist in Österreich seit dem Vorjahr wieder ein Diskussionsthema, seit Parteichef Norbert Steger die liberale Komponente der FPÖ praktisch allein gelten lassen will.
Aus diesem Anlass führte Wilfried Seifert mit dem übrigens nie der FPÖ beigetretenen Dr. Herbert Kraus das folgende Gespräch.
Herr Dr. Kraus, Sie gelten als einer der bekanntesten Liberalen in Österreich, was nicht besonders schwierig ist, weil allzu viele scheinen es offenbar nicht zu geben.
Gibt es so etwas wie den Liberalismus als politische Kraft im aktuellen Österreich?
Im aktuellen Österreich ist der Liberalismus als politische Kraft im Werden, in einem schwierigen Werden.
Aber es hat ihn gegeben im Jahre 1945 bis 1955.
Wenn ich da gleich einhaken darf, 1955 ist das Gründungsdatum der FPÖ.
Es kann kein Zufall sein, dass Sie diese beiden Zahlen genannt haben.
Richtig.
Ich möchte den VDO als eine echte politische Kraft des Liberalismus bezeichnen.
Denn es war...
zwar keine Partei, die die Markenbezeichnung liberal gehabt hat, weil liberal damals keinen so guten Klang hatte, wie es heute hat.
Auch ich selbst habe das Wort liberal sparsam verwendet.
Als am 25.
Mai 1950 die geheime Abstimmung über
die Abschaffung der Todesstrafe abgehalten wurde, waren es die 16 VDU-Stimmen, welche den Ausschlag gegeben haben.
Für die Abschaffung der Todesstrafe?
Für die Abschaffung der Todesstrafe.
Also es war eine Dokumentation des Liberalen, die sich damals sowohl von Seiten der Partei aus als auch
in der Aufnahmebereitschaft der Bevölkerung gezeigt hat.
Es ist furchtbar schwierig Liberalismus so zu definieren, dass er sich deutlich und eindeutig von anderen politischen Zielvorstellungen unterscheidet.
Tolerant ist jeder im Selbstverständnis.
Liberal ist auch jeder im Selbstverständnis.
Gerechtigkeit gegenüber Minderheiten ist auch jeder.
Er glaubt es zumindest von sich zu sein.
Was unterscheidet den bewussten Liberalen, der das von sich selbst behauptet, es zu sein, von denen, die Mitglieder der Weltanschauungsparteien oder sonst etwas sind?
Es ist nicht richtig, dass jeder tolerant ist.
Sich selbst zu nennt.
Er nennt sich so, ja.
Ich verweise sehr auf die Parlamentsdebatten.
Zur Toleranz gehört es, dass man dem anderen das Recht
Fehler zu machen zugesteht.
Und wie ist es in einer Parlamentsdebatte, wie wird da kleinlich dem Gegner jeder Fehler vorgeworfen und man versucht ihm aus einem Fehler heraus eine politische Grube zu graben.
Es sind aber noch viele Dinge, die die liberale Partei konsequenter verfolgen kann als die Weltanschauungsparteien.
Zum Beispiel in der Frage der Minderheiten oder der Frage der Entwicklungshilfe, der Frage der Fremdarbeiter.
Das erklärt noch nicht ganz, was eine liberale Partei von anderen Parteien so wesentlich unterscheiden würde.
Es gibt gerade in den jüngeren Teilen auch der beiden Großparteien durchaus Leute, die sich für eine andere Form der Entwicklungshilfe einsetzen, die mehr Verständnis zeigen für Gastarbeiter, die einer neuen Form der Toleranz das Wort reden.
Sie würden sich aber nie als Liberale bezeichnen.
im Sinne einer liberalen Partei?
Das ist richtig, aber es ist vor allem die Frage der freien Entwicklung der Persönlichkeit, die als zweites entscheidendes Moment auftritt.
Die einen verlangen nach staatlicher Subvention, die anderen nach staatlicher Verteilung, Umverteilung und die Liberalen sagen, dass das Prinzip der Entfaltung der Persönlichkeit erfordert,
mehr private Initiative, mehr Leistungswirtschaft, mehr Gleichgewicht zwischen Fürsorge und Härte des Wettkampfes.
Was Sie sagen, klingt aber doch im Wesentlichen nach einem im Schwerpunkt wirtschaftlich ausgeprägten Liberalismus, der zu brutalem Missbrauch geführt hat.
Es gibt das böse Wort, das Sie sicher kennen, vom Menschheister-Liberalismus, der sich zum Windscheister-Liberalismus hin entwickelt hat, wo
Eliten, kapitalkräftige Eliten, die Freiheit bekamen zu tun, was sie wollten und die nicht kapitalkräftigen Nicht-Eliten dadurch, obwohl formal gleichberechtigt, unterdrückt wurden.
Liegt nicht Ihr Denkansatz in der gleichen Richtung?
Mehr Leistungsbereitschaft, mehr Privat, weniger Staat, mehr Ausgleich zwischen sozialer Härte und Fürsorge?
Ich habe im letzten Satz das Wort Gleichgewicht
gebraucht.
Und hier liegt der große Unterschied zwischen dem brutalen Manchester-Liberalismus und dem neuen gemeinschaftsverpflichteten Liberalismus.
Es muss immer das Gleichgewicht zwischen zwei Prinzipien da sein.
das Gleichgewicht zwischen dem Durchsetzen der eigenen Interessen, also des Egoismus, und dem Interesse des Anderen.
So wie der Freiheitsbegriff seine Begrenzung dort findet, wo die Freiheit des Anderen beginnt.
Die alte Formel des laissez-faire, laissez-passer kann den heutigen Liberalismus nicht mehr kennzeichnen.
Der heutige Liberalismus besteht aus dem Spannungsverhältnis zwischen den zwei Prinzipien, bei dem die mittlere Linie mit Mühe jeweils gefunden werden muss.
Der jetzige Innenminister Blecher hat vor zwei Jahren ziemlich Aufsehen erregt mit dem Satz, im modernen Rechtsstaat könne es nicht darum gehen, die Gleichheit vor dem Gesetz zu sichern, sondern die Gleichheit durch das Gesetz herbeizuschaffen.
Ist das ein liberaler Anspruch oder ein illiberaler?
Das ist in meinen Augen ein typisch marxistischer Grundsatz, denn es soll die Gleichheit herbeiführen, während nach liberaler Anschauung eine bunte Vielfalt von Unterschiedlichkeiten die menschliche Gesellschaft auszeichnen soll.
Die Star-Chancen müssen die gleichen sein.
Aber dann müssen die Fähigkeiten, die der Einzelne von der Natur bekommen hat, die Opfer, die der eine mehr als der andere bereit ist zu erbringen, und von mir aus auch der Zufall,
einen Unterschied herbeiführen.
Und so ist die Natur.
Und so ist die Ordnung, welche dauerhaft Bestand haben kann, während die Gleichheit, nach der sich der Schwache sehnt, nur auf der Ebene
angestrebt werden muss, wo das Existenzminimum liegt.
Dass einer über eine bestimmte Grenze hinaus von der Gesellschaft hinaufgehoben wird, dass er halbwegs anständig existieren kann.
Aber von da angefangen,
soll der Leistungswettkampf statt haben.
Ihrer Auffassung nach könnte man also annähernd zusammenfassen, der Liberalismus ist die am ehesten an die natürlichen Verhältnisse angepasste Weltanschauung, ohne das Dogma einer Weltanschauung gebunden zu sein.
Kann man diesen Satz so stehen lassen?
Wenn Sie das Wort human dazunehmen, ja.
Die Natur ist in manchen Dingen grausam.
Und alles nach der Natur ausrichten zu wollen, hat schon manchmal zu fürchterlichen Erscheinungen geführt.
Welche sind die wichtigsten Punkte, so ist der Versuch aus dem Stand, wo muss der Liberalismus natürliche Abläufe korrigieren?
Erstens dort, wo das Existenzminimum im Spiel steht.
Zweitens, dort wo die Gefahr besteht, dass ein Mensch sein gewohntes Milieu verliert.
Das betrifft jetzt nicht nur das Bildungsmilieu, das betrifft auch das Volkstumsmilieu.
Es kann dem harten Kampf der Natur entsprechen, dass Volkstumsgrenzen mit brutaler Gewalt gemacht werden.
wie die großen Wanderungen gezeigt haben.
Da muss der Liberalismus in seinem humanen Bestreben dafür sorgen, dass auch das Volkstumsmilieu so weit möglich erhalten wird.
Herr Dr. Kraus, folgt man Ihren Aussagen zum Thema national oder zum Spannungsfeld nationale gegen liberale, dann könnte man den Eindruck gewinnen, dass Sie gegen den Ausdruck national-liberal eigentlich nichts einzuwenden hätten.
dass sie im gewissen Grad sogar für sich selbst in Anspruch nehmen würden.
Kann man das so sehen oder ist das eine Missinterpretation?
Ich fühle mich nur insofern als Nationalliberal, als ich ein Liberaler bin, der auf die Gefühle der Nationalen Rücksicht nimmt.
Ich
Will er einen Liberalismus in Österreich sehen, da er ja nur ein beschränktes Wählerpotenzial ansprechen kann, welcher
behutsam mit den Traditionswerten des Nationalen umgeht.
Ist das historisch, politisch logisch, was Sie sagen?
Es ist gar keine Frage, dass der Liberalismus die ältere Denkschule ist als der Nationalismus.
Sie selbst haben gesagt, dass hier in Österreich 1955 die Nationalen die Oberhand gewonnen haben, praktisch die Liberalen gekillt haben.
Und ausgerechnet diese Nationalen, die damals 1955 gewonnen haben, ohne Rücksicht auf Traditionswerte der Liberalen, sollen heute berufen sein, die Erben liberalen Gedankenguts zu werden.
Nicht zu sein, aber zu werden.
Ist das logisch?
Ich möchte noch weiter gehen.
Ich sage, die
Die Nationalen in der Freiheitlichen Partei Österreichs können sich gar nicht davor retten, Liberale zu werden.
Denn die großen, konkreten Aufgaben des Nationalen existieren nicht mehr.
Dagegen aber gibt es faszinierende Aufgaben des Liberalen, insbesondere jetzt in der Zeit eines beginnenden neuen ideologischen Vakuums, in dem die alte Wohlstandsphilosophie abgebraucht ist, in der die große Angst vor der
Umweltverschmutzung vor dem Atomtod.
und von der Übermechanisierung ein neues Denken erfordert.
Und keine Ideologie ist so geeignet, diesen Aufgaben gerecht zu werden, wie die beweglichste der drei oder vier Ideologien, nämlich die des Liberalismus, die in meinen Augen immer die größte Anpassungsfähigkeit hat.
Sie selbst sagten, dass die FPÖ sich bemüht, eine liberale Partei zu werden.
Wird sie es schaffen?
Wird sie diese Haltung, diese Phase, diese schwierige Phase überwinden?
Wird die FPÖ es schaffen, in absehbarer politischer Zeit die liberale Partei zu werden, die Sie sich etwa vorstellen?
Wenn Sie auf der einen Seite
mit dem Emotionshaushalt der Nationalen behutsam umgeht und auf der anderen Seite sich nicht scheut, Utopisten und Radikale vor den Kopf zu stoßen und auszuscheiden, dann wird sie es schaffen.
Sie haben allerdings auf die Frage, ob es die FPÖ schaffen wird, mit einem Konditionalsatz geantwortet.
Das heißt, im Rückschluss, hundertprozentig überzeugt sind Sie nicht.
Ich glaube, dass die jetzt an der Führung befindlichen Leute diese Konditionen meines Konditionssatz erfüllen.
dass es Steger und der unerwartet gut ankommende Frischenschlager, aber sicherlich auch wieder vorsichtiger werdende Hofner und dass die anderen Parteiführer
das Zeug dazu haben, aber dass sie im Augenblick in einer ungewohnten, schwierigen Situation sind, denn von so vielen Jahren Oppositionsdasein plötzlich auf das Dasein einer Regierungspartei umzustellen, ist keine einfache Sache.
Und die Freiheitlichen werden diese
Attitüde der Regierungspartei, die ihrer Schwesterpartei in der Bundesrepublik vielleicht schon zu leicht gemacht ist, weil sie immer, fast immer in der Regierung war, diese Attitüde wird die Freiheitliche Partei Österreichs sicherlich bald erwerben.
Ich bin in dieser Hinsicht optimistisch.
Danke für das Gespräch.
Im Journal zu Gast war heute Herbert Kraus, der Gründer des VDU, der Vorgängerpartei der Freiheitlichen Partei Österreichs.
Wilfried Seifert sprach mit ihm über Liberalismus in Österreich und vor dem Kulturbeitrag etwas Musik.
Zwischendurch vielleicht was für die Sportfreunde.
Gegenwärtig in Laax in der Schweiz eine Weltcup-Abfahrt der Herren.
So wie es ausschaut, gewannen sie Urs Reber, der Schweizer, mit einer Zehntelsekunde Vorsprung auf Franz Klammer.
Dritter Michael Mayer aus Südtirol und Vierter Peter Wiensberger, Sechster Erwin Resch.
Der Fall füllte die Gazetten monatelang.
Der Fall der Marianne Bachmeier, die den angeblichen Mörder ihrer Tochter Anna, einen vorbestraften Triebtäter, beim Prozess im Gerichtssaal erschoss.
Da Marianne Bachmeier auch noch eine überdurchschnittlich hübsche Frau ist,
kannten die serienlangen Illustriertenberichte kaum ein Ende.
Und es kam, wie es eigentlich kommen musste, auch der Film nahm sich Anna's Mutter an.
Gleich zweimal.
Der Hamburger Harg Bohm, Mitbegründer des Kunstfilmverleihs Filmverlag der Autoren und Regisseur beeindruckender Jugendfilme wie etwa Nordsee ist Mordsee, drehte unter dem Titel Keine Zeit für Tränen und in München werkte Burka Trist für einen Streifen, der ebenso wie eine Illustriertenserie zum Fall Anna's Mutter genannt wurde.
In Hug Bohms Film hätte ursprünglich Marianne Bachmeier, bevor feststand, dass sie trotz aller öffentlichen Hilfestellungen ins Gefängnis musste, ihre Rolle selbst spielen sollen.
Schließlich wurde aber dann die Österreicherin Marie Kolbin engagiert und auch die über Marianne Bachmeier gedrehten Dokumentar-Szenen fielen beim Schnitt weg.
Im Driesd-Streifen wieder spielt die als flammierte Frau bekannt gewordene Gudrun Landgräbe die Hauptrolle.
Die Kolbin und die Landgräbe sollen übrigens heute Abend in Frank Elsners ZDF-TV-Show Menschen 83 aufeinandertreffen.
In der Bundesrepublik Deutschland entstand zwischen den Verleihern nun ein Wettrennen, welcher der beiden Filme als erster in die Kinos kommt.
Ein Rennen, das der Filmverlag der Autoren mit dem Bohm-Film knapp gewann.
Der Konkurrenzverleih investiert dafür umgerechnet über 5,5 Millionen Schilling in die Werbung.
In Österreich werden beide Filme vom selben Verleih herausgebracht, aber auch hier lief nun gestern zuerst Boms Keine Zeit für Tränen an.
Ein Film, der für seinen Regisseur die Geschichte einer Frau, die nicht länger Opfer sein konnte, ist und der im Abspann anklagend die Frage aufwirft, ob denn nicht eigentlich die bundesdeutsche Justiz die eigentlich Schuldige an dem Fall sei.
Mehr über »Keine Zeit für Tränen« und Reaktionen auf den Österreich-Start des Publikums nun von Heinrich Miß.
»Keine Zeit für Tränen« nennt der ehemalige Jurist Harg Bohm seine Geschichte der Marianne Bachmeier.
Für die Regenbogenpresse ist der Fall vorübergehend gestorben, nicht jedoch für das Kino.
Ausverkaufte Vorstellungen gestern Abend auch in Wien.
Die Beweggründe des Publikums?
das Ganze abgelaufen ist.
Ja, aus Interesse.
Weil ich in der Zeitung sehr viel darüber gelesen habe.
Weil die meisten Kinos in der Innenstadt jetzt ausverkauft sind.
Ja, ich gehe wegen der Schauspielerin, wegen der Marie Kulpe, weil das für mich eine gute Schauspielerin ist.
Und ich weiß halt, ich würde nicht sagen, dass das eine Fake-Tascherei ist.
Das würde ich eigentlich nicht sagen.
Ich finde, dass das eine Thematik ist, die verfilmt werden kann.
Und es ist gut, dass das verfilmt wird.
Ich bin neugierig, wie das überhaupt gemacht wird.
ob das nüchtern dargestellt wird oder ob das kitschig wird.
Kitschig ist der Film nicht, aber wie Regisseur Harg Baum zugibt, parteiisch.
Er hat gemeinsam mit Marianne Bachmeier und der Hauptdarstellerin Marie Colbin Schauplätze besucht und Szenen erarbeitet.
Dennoch versteht Baum seinen Film nicht als dokumentarisch.
Der Siedlichkeitsverbrecher heißt im Film Schulz, die Mutter Marie und die Tochter Julia.
Der Film schildert eingehend die eher unkonventionellen Lebensumstände und die Beziehungsprobleme der Hauptfigur.
Bis das siebenjährige Mädchen eines Nachmittags nicht nach Hause kommt.
Julia!
Julia!
Sag Julia, wenn sie nicht da ist, ist sie selber schuld.
Ich fahr jetzt ohne sie zu Tina.
Das Warten und Suchen beginnt, bis ein Polizeibeamter Gewissheit bringt.
Es war wohl relativ human.
Ich will nicht wissen, wie.
Aber ich.
Die Kleine ist von hinten erdrosselt worden.
Mit einer Strumpfhose.
Der Täter ist einschlägig vorbestraft.
Plötzlich steht Marie im Mittelpunkt.
Ihr Leben und ihr Beruf als Wirtin.
Eine Mutter, die sich nicht um ihr Kind gekümmert hat.
Der Friedhof wird nachher unheimlich voll sein, weil alle das Unrecht erkannt haben und entschuldigen.
Und alle wollen sehen, wie so eine trauert.
Aber ich trauere nicht für die da.
Da haben sie sich geschnitten.
Vom Begräbnis ihres Kindes läuft sie davon.
Lasset uns auch des fluchbeladenen Mannes gedenken, der die unbegreifliche Tat begangen hat,
und ihn dem Herrn empfehlen, der ihm in seiner Gnade verzeihen möge.
Sie geht zum Teich, in dem die Leiche Julius gefunden worden war, sieht sich die Wohnung des Sexualtäters an und bereitet sich auf den Prozess gegen Schulz vor.
Schulz war bereits wegen einer ähnlichen Tat in Haft.
Er hatte sich freiwillig kastrieren lassen, um vorzeitig entlassen zu werden.
Auf freiem Fuß beantragte er die Behandlung mit männlichen Sexualhormonen.
Derselbe Richter, der die Behandlung genehmigt hatte, soll über den Mörder Julius urteilen.
Für Marie steht auf der Seite des Mörders.
Als Schulz versucht, die Schuld auf das tote Kind abzuwälzen, er sei erpresst worden, erschießt Marie den Angeklagten im Gerichtssaal.
Keine Zeit für Tränen ist ein engagierter Film.
Im Nachspann wird um Verständnis und Gnade für Marianne Bachmeier gebeten.
Das Kinopublikum nach der Vorstellung?
Für was sehr gut, finde ich.
Bissl auch deprimierend, aber...
und muss mich erst momentan ein bisschen erfangen.
Es ist traurig, dass sowas heutzutage immer noch passieren kann.
Mir hat es eigentlich gefallen, also künstlich nicht Besonderes, aber der Fall war wirklich interessant und ich bin an der Meinung, ich bin ganz neben der Mutter.
Anders kann ich nicht sagen.
Ja, gut.
Ich finde, der war gut gemacht, der Film.
war nicht überzeugend für mich.
Es ist sicher eine gute Möglichkeit, das in einem Film noch klarer darzulegen.
Ja, ich habe das Gefühl, dass es das wieder gibt.
Keine Zeit für Tränen.
Einer der beiden Filme über den Fall Marianne Bachmeier ist in Österreich angelaufen.
Das war unser heutiger Kulturbeitrag.
Wir schließen das Journal wie immer mit einer kurzen Meldungsübersicht.
Tunesien.
Nach der Rücknahme der drastischen Brotpreiserhöhungen durch Präsident Bourguiba hat sich die Lage weitgehend beruhigt.
Unter dem Jubel der Bevölkerung kündigte Bourguiba in seiner Ansprache vor seinem Palast in Tunis die Freilassung der bei den jüngsten Unruhen verhafteten Personen an.
Ausgenommen sind nur Personen, denen Plünderung, Diebstahl und Vandalismus vorgeworfen werden.
Bei den schweren Zusammenstößen kamen mehr als 50 Menschen ums Leben.
Libanon.
Die in den vergangenen Tagen neu aufgeflammten Gefechte zwischen den libanesischen Bürgerkriegsparteien dauern auch heute noch an.
Nahe dem Flughafen von Beirut schlugen mehrere Granaten auf dem von Regierungstruppen kontrollierten Gelände ein.
Zu Gefechten kam es auch zwischen christlichen und drusischen Milizen in den Schuffbergen südöstlich der Hauptstadt.
Die anhaltenden Gefechte haben auch einen neuen Waffenstillstandsplan verzögert.
Polen.
Der polnische Primas Kardinal Glemp hat in seiner Drei-Königs-Predigt die Stationierung neuer amerikanischer Mittelstreckenwaffen in Westeuropa als unmoralisch und als eine Bedrohung des Weltfriedens bezeichnet.
Auf die geplante Aufstellung neuer sowjetischer Raketen in der Tschechoslowakei und der DDR ging Glemp nicht ein.
China.
Ministerpräsident Zhao Ziyang ist zu einem mehrtägigen Besuch in die USA abgereist.
Trotz der Differenzen zwischen Washington und Peking in der Taiwan-Frage streben die beiden Regierungen eine Verbesserung der bilateralen Beziehungen auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet an.
Präsident Reagan will im April den Besuch Zhao Ziyangs mit einer Reise nach China erwidern.
Kambodscha.
Mit großem Aufwand feiert heute die provietnamesische Regierung in Phnom Penh den fünften Jahrestag des Einmarsches der vietnamesischen Truppen in Kambodscha.
Mit dieser Militäraktion war damals die Regierung der Roten Khmer unter Ministerpräsident Pol Pot gestürzt worden.
Ministerpräsident Heng Sam Rin richtete in einer Ansprache heftige Angriffe auf die Volksrepublik China, die den ehemaligen Staatschef Prinz Sihanouk unterstützt.
Sihanouk ist 1982 mit den Roten Khmer und einer nationalistischen Gruppierung im Exil eine Allianz eingegangen.
An einen Teilabzug der vietnamesischen Truppen dürfte nicht gedacht sein.
Österreich.
Zur Situation der Steuerwerke meinte heute die FPÖ-Abgeordnete Helene Partik-Pablé.
In Zukunft müsse die Koalitionsregierung dafür sorgen, dass jede Waffe, die in den Steuerwerken erzeugt werde, auch verkauft werden könne.
Wörtlich formulierte die Abgeordnete, Altbundeskanzler Bruno Kreisky hätte damals wie ein Blitz dreinfahren sollen, als Sozialisten immer wieder die Exporte der Steuerwerke verhinderten.
Nach Ansicht der Freiheitlichen sei es die beste Sozialpolitik, wenn die Regierung der Wirtschaft ein störungsfreies Arbeiten und Verkaufen ihrer Waren ermögliche, schloss Partik Pablé.
Mit einer Kranzniederlegung vor dem Julius Raab-Denkmal in Wien gedachte heute der niederösterreichische Landeshauptmann Siegfried Ludwig des 20.
Todestags des Kanzlers.
Julius Raab starb am 8.
Jänner 1964.
Ludwig erklärte, der Niederösterreicher Julius Raab sei ein großer Österreicher gewesen, für den Politik stets Verpflichtung gewesen sei.
Die Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa wird in Wien möglicherweise die erste österreichische Niederlassung ihres Ordens der Missionarinnen der Nächstenliebe gründen.
Der Wiener Erzbischof Kardinal König wird in diesem Sinne Mutter Teresa eine Einladung übermitteln.
Die Wetteraussichten für ganz Österreich bis zum Abend meist sonnig, nur im Osten und Süden teilweise stärker bewelkt.
Nachmittagstemperaturen minus 5 bis plus 5 Grad.
Das war unser Mittagschanal.
Im Namen aller Mitarbeiter der Sendung wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende.
Einblendung: zwei Szenen (u. a. mit Marie Colbin) und anonyme Publikumsmeinungen
Mitwirkende:
Mis, Heinrich [Gestaltung]
, Colbin, Marie [Interviewte/r]
Datum:
1984.01.07 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Film
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten