Mittagsjournal 1984.01.30

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    Rechtliches

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    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, bei der ausführlichen Mittagsinformation begrüßt Sie als Redakteur Karl Jirkowski.
    Kurz unser geplantes Programm für diese Mittagsstunde.
    Amerikas Präsident Ronald Reagan gibt Kandidatur für eine weitere Amtsperiode bekannt.
    Die Wahlen sind am 6.
    November.
    Ablehnende Reaktionen aus Moskau zur Wiederkandidatur von Präsident Reagan.
    Die Beziehungen zwischen den beiden Supermächten bleiben weiterhin auf einem Tiefpunkt.
    Erste Gespräche der Südtiroler Landesregierung mit der neuen österreichischen Bundesregierung.
    Die noch offenen Punkte der Durchführungsbestimmungen zum Südtirol-Paket werden besprochen.
    Mitte Februar besucht ja der italienische Ministerpräsident Craxi Wien.
    In diesem Mittagssjournal hören Sie auch ein Journal extra zum Thema Februar 1934, was war am und wie kam es zum 12.
    Februar 1934 des Ausbruchs des Bürgerkrieges in Österreich.
    Die Wirtschaftsredaktion informiert über die Arbeiterproteste gegen die Standortverlegung der ÖAF, der österreichischen Automobilfabrik, vom Norden in den Süden Wiens und gegen mögliche Kündigungen.
    Weiters informieren wir über den Entwurf für ein Strafrechtsänderungsgesetz, der heute zur Begutachtung ausgesendet wurde.
    Dieser Entwurf sieht unter anderem schärfere Strafen für Wirtschaftskriminalität und Kindesmisshandlung vor.
    Die Kulturredaktion bringt ein Gespräch mit der Autorin Friederike Roth, die heute Abend im Konzerthauskeller aus Anlass der Premiere Klavierspiele aus eigenen Werken liest.
    Erster Programmpunkt sind jetzt die Nachrichten.
    Verantwortlicher Redakteur ist Ferdinand Olbord und Sprecher Peter Fichner.
    USA.
    Präsident Reagan hat in der vergangenen Nacht erwartungsgemäß seine Kandidatur für die Präsidentenwahlen im November bekannt gegeben.
    In einer kurzen Fernsehansprache erklärte Reagan, er wolle die Aufgabe vollenden, die er sich bei seinem Amtsantritt gestellt habe.
    Damals seien die USA am Rande des wirtschaftlichen Zusammenbruchs gestanden, vom Iran in der Geisel-Affäre gedemütigt worden und gefährlich schwach gewesen.
    Er wies darauf hin, dass in seiner Amtszeit eine glaubwürdige Abschreckungsmacht entstanden sei, sodass nun mit Zuversicht ein sicherer und dauerhafter Friede und eine Verringerung der Rüstung angestrebt werden könnten.
    Außerdem müsse noch mehr getan werden, um Arbeitsplätze zu schaffen und die öffentlichen Ausgaben endgültig unter Kontrolle zu bringen, meinte der Präsident.
    Reagan, der am 6.
    Februar 73 Jahre alt wird, will auch die zweite Amtszeit mit Vizepräsident George Bush absolvieren.
    Die Entscheidung Reagans stieß innenpolitisch auf unterschiedliche Reaktionen.
    Der Führer der republikanischen Mehrheit im Senat, Howard Baker, erklärte, der Präsident habe eindeutig das Recht errungen, die vor drei Jahren begonnene Arbeit auch zu vollenden.
    Dagegen meinte der demokratische Präsident des Repräsentantenhauses, Thomas O'Neill, Reagan habe die USA in Reiche und Arme, in Glückliche und Verzweifelte geteilt.
    Das amerikanische Volk lehne weitere vier Jahre der Gefahren und des Leidens ab.
    Die oppositionellen Demokraten bestimmen ihren Kandidaten im Juli.
    Innerhalb dieser Partei gibt es zurzeit acht Bewerber.
    Nach Meinungsumfragen hat der ehemalige Vizepräsident Mandel die größten Chancen als Präsidentschaftskandidat der Demokraten.
    Sowjetunion Die amtliche Nachrichtenagentur TASS hat heute Kritik an der Wiederkandidatur Präsident Reagans geübt.
    In dem aus Washington datierten Bericht hieß es, Reagan habe eine erhebliche Verbesserung der innen- und außenpolitischen Lage in den drei Jahren seit seinem Amtsantritt vorgegeben und damit der Wirklichkeit widersprochen.
    Er habe klar zu verstehen gegeben, dass er keinerlei Änderungen an seiner bisherigen Politik vornehmen werde.
    Diese Politik ist laut TASS international von äußerster Aggressivität und innenpolitisch von einer verbrecherischen Gleichgültigkeit gegenüber den Interessen des einfachen Amerikaners gekennzeichnet.
    Die Regierung in Moskau wirft den USA vor, Rüstungskontrollabkommen zu verletzen und gegen die Normen des Völkerrechts zu verstoßen.
    Unter anderem sollen die USA Verträge über strategische Waffen- und Atomwaffentests nicht eingehalten haben.
    In einem Bericht der Nachrichtenagentur TASS heißt es dazu, Washington halte sich nicht an grundlegende Vereinbarungen, wonach keine der Supermächte militärische Überlegenheit anstreben soll.
    Ähnliche Vorwürfe hat vor kurzem Präsident Reagan gegen die Sowjetunion erhoben.
    Rumänien.
    Der sowjetische Außenminister Gromyko wird heute zu einem dreitägigen offiziellen Besuch in Bukarest erwartet.
    Als Hauptgesprächsthemen mit der rumänischen Führung gelten die Ost-West-Beziehungen nach Beginn der NATO-Nachrüstung und Probleme innerhalb des Comecon, der Ostblockwirtschaftsgemeinschaft.
    Allgemein rechnet man mit schwierigen Verhandlungen, da Rumänien einen von Moskau unabhängigen außenpolitischen Kurs verfolgt.
    So hat sich die Regierung in Bukarest für eine atomare Abrüstung sowohl des Ostens als auch des Westens eingesetzt.
    Österreich Die Tagung des Nord-Süd-Tirol-Kontaktkomitees in Wien hat heute Vormittag mit einem Besuch des Südtiroler Landeshauptmanns Maniago bei Bundeskanzler Sinovac begonnen.
    An der Unterredung nahmen auch Außenminister Lanz, Finanzminister Salche und der Tiroler Landeshauptmann Wallnöfer teil.
    Im Mittelpunkt standen die von der italienischen Regierung noch nicht verwirklichten Bestimmungen des Südtirol-Pakets.
    Landeshauptmann Magnago sagte nach der Unterredung, der Besuch der Südtiroler Delegation in Wien stehe nicht mit der bevorstehenden Reise des italienischen Ministerpräsidenten Craxi nach Österreich im Zusammenhang.
    Man habe die Kontakte schon vor einem Dreivierteljahr vereinbart.
    Der Politikwissenschaftler Norbert Leser, Vorstand des Instituts für Sozialphilosophie der Universität Wien, hat im Morgenjournal zum Bürgerkrieg im Februar 1934 Stellung genommen.
    Der Sozialist Leser sagte, bei aller Hauptschuld des bürgerlich-christlich-sozialen Lagers an den blutigen Ereignissen könne man die sozialdemokratische Parteiführung unter Otto Bauer nicht von jeder Mitschuld freisprechen.
    Die Parteiführung habe bis ins Jahr 1932 eine große Koalition verschmäht, anschließend eine Politik des Ausverkaufs gegenüber der Regierung versucht und schließlich die Parteibasis im Stich gelassen, meinte Leser.
    Nahe Osten.
    Die Kämpfe in der libanesischen Hauptstadt Beirut sind heute frühneuerlich aufgeflammt.
    Der internationale Flughafen von Beirut musste nach dem Einschlag mehrerer Geschosse geschlossen werden.
    Nach Angaben des staatlichen libanesischen Rundfunks gerieten auch die beim Flughafen stationierten amerikanischen Marineinfanteristen der multinationalen Friedenstruppe unter Beschuss.
    Die Amerikaner wurden in höchste Alarmbereitschaft versetzt.
    Opfer dürfte es keine gegeben haben.
    Auch im Schufgebirge südöstlich von Beirut kam es wieder zu Artilleriegefechten zwischen der libanesischen Armee und regierungsfeindlichen Milizen.
    Die Auseinandersetzungen finden zu einem Zeitpunkt intensiver diplomatischer Bemühungen zur Beilegung der Libanon-Krise statt.
    Die Israelis haben über die westjordanische Stadt Nablus und ein palästinensisches Flüchtlingslager in der Nähe ein Ausgehverbot verhängt.
    Die Stadt und das Lager waren in den vergangenen Tagen Schauplatz von Protesten wegen eines versuchten Anschlags gegen eine der heiligen Städte des Islams in Jerusalem.
    Im Zusammenhang mit diesen Plänen wurden vier Männer festgenommen.
    Sie dürften versucht haben, einen Anschlag auf die Al-Aqsa-Moschee zu verüben, wurden aber von zwei muslimischen Wächtern überrascht.
    Die Männer gehören angeblich der Gruppe um den ultranationalistischen Rabbi Khane an, der für die Vertreibung aller Araber aus Israel und den besetzten Gebieten eintritt.
    Bundesrepublik Deutschland
    In der deutschen Öffentlichkeit wird mit Spannung das Gespräch erwartet, das Bundeskanzler Kohl heute Nachmittag in Bonn mit Verteidigungsminister Wörner über den Fall Kießling führen will.
    Der Bonner Regierungschef hatte noch während seines Israel-Besuchs erklärt, er wolle sehr rasch und sehr klar zu der Affäre um den zwangspensionierten Bundeswehrgeneral Stellung nehmen und werde keiner Entscheidung ausweichen.
    Zu einer raschen Entscheidung wird Kohl nicht nur von der Opposition, sondern auch von den Reihen der CDU-CSU gedrängt.
    Der bayerische CSU-Vorsitzende, Ministerpräsident Franz Josef Strauß, hat in einem Zeitungsinterview neuerlich gefordert, endlich Klarheit zu schaffen und die deutsche Bundeswehr vor einer Identitätskrise zu bewahren.
    Strauß wird morgen in Bonn mit Kohl zusammentreffen.
    Spanien.
    Der Mordanschlag auf den Armeegeneral und früheren Militärkommandanten der Region Madrid, Guillermo Quintana Lacacci, ist vermutlich von der baskischen Untergrundorganisation ETA verübt worden.
    Nach Angaben der spanischen Polizei hat sich in der vergangenen Nacht ein anonymer Anrufer bei einer Rundfunkstation in Madrid gemeldet und erklärt, das Attentat sei vom politisch-militärischen Flügel der ETA ausgeführt worden.
    Der General wurde von vier Männern aus einem vorbeifahrenden Wagen mit Maschinenpistolen erschossen.
    Das Opfer wird heute feierlich beigesetzt.
    Ministerpräsident Felipe González nimmt an den Trauerfeiern teil.
    Österreich
    Der Mann, der Samstagfrüh in der Wiener U-Bahn-Station Schwedenplatz eine Frau überfallen und vergewaltigt hat, ist festgenommen worden.
    Der Täter, der 24-jährige Herbert Schäfer, legte beim Verhör im Sicherheitsbüro ein Geständnis ab.
    Er behauptete, zum Zeitpunkt der Tat alkoholisiert gewesen zu sein.
    Schäfer ist vom Opfer in der Verbrecherkartei der Polizei wiedererkannt worden.
    Er ist einschlägig vorbestraft.
    Gegen ihn lag auch ein Haftbefehl wegen Zuhälterei vor.
    Das Wetter.
    Die Störungen eines atlantischen Zentraltiefs greifen in rascher Folge auf den Alpenraum über.
    Dadurch dauert der wechselhafte Wettercharakter in Österreich weiter an.
    Aussichten bis morgen früh.
    Über den Niederungen Ost- und Südösterreichs nebelig trüb.
    Sonst zunächst unterschiedlich aufgelockerte, in der Folge von Westen her zunehmende Bewölkung und strichweise Schneefall in Tiefenlagen Regen.
    Mäßige Winde.
    Nachmittagstemperaturen minus 3 bis plus 3 Grad.
    Frühtemperaturen morgen minus 6 bis 0 Grad.
    Die weiteren Aussichten für morgen Dienstag.
    Anfangs noch regional Störungsreste, später teilweise sonnig.
    Mäßige Winde.
    Tageshöchsttemperaturen minus 2 bis plus 4 Grad.
    Eine Vorschau bis Freitag.
    Durchzug weiterer atlantischer Störungen, dadurch sehr veränderlich, Temperaturen der Jahreszeit entsprechend.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien bedeckt minus 1 Grad Südostwind mit 10 Kilometern in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt minus 1 Grad Südostwind 10.
    Linz bedeckt minus 3 Grad, Ostwind 15, Salzburg stark bewölkt 2 Grad, Südostwind 10, Innsbruck stark bewölkt 0 Grad, Bregenz bedeckt Schneeschauer 2 Grad, Graz bedeckt 0 und Klagenfurt stark bewölkt 1 Grad.
    Zwölf Minuten nach zwölf ist es jetzt.
    Der amerikanische Präsident Ronald Reagan hat heute Nacht, wie erwartet, seine Kandidatur für eine zweite Amtsperiode bekannt gegeben.
    Die Fünf-Minuten-Rede des Präsidenten war in den drei großen amerikanischen Fernsehanstalten als Belangssendung der republikanischen Partei bestellt, bezahlt und gesendet worden.
    Umgerechnet acht Millionen Schilling hat dieser Fernsehauftritt gekostet.
    Damit hat Reagan einen Schritt gewagt, der erst zwei Präsidenten der Nachkriegsperiode gelungen ist.
    Nur General Eisenhower und Richard Nixon erkämpften erfolgreich ihre zweite Kandidatur für das höchste Amt der Vereinigten Staaten.
    Die oppositionellen Demokraten, die erst im Juli ihren Kandidaten bestimmen werden,
    können Reagan schon deshalb nichts Gleichwertiges entgegensetzen, weil sich noch immer acht Politiker als Kandidaten bewerben, von denen freilich der frühere Vizepräsident unter Jimmy Carter, Walter Mondale, die größten Chancen hat.
    Hören Sie eine Zusammenfassung der Ankündigung Präsident Reagans von Harry Sikorski.
    Reagan begann seine angekündigte Erklärung damit, ein düsteres Bild der Zustände vor seiner Amtszeit zu entwerfen.
    Die Preisexplosion sei die höchste seit 60 Jahren gewesen, die Steuern hätten sich verdoppelt, die Zinsen wären um 21 Prozent gestiegen, die Produktivität, die Industrieproduktion und die Löhne gesunken.
    Das Einzige, was damals anstieg, seien die Preise, die Steuern und die Bürokratie gewesen.
    Those back-to-back years of price explosions were the highest in more than 60 years.
    In den fünf Jahren, bevor ich hierher gekommen bin, haben die Zahlen tatsächlich verdoppelt.
    Deine Kosten für das Lebensgeld haben dich einfach in höhere Zahlen eingeschränkt.
    Infrastrukturen über 21 Prozent, die höchsten seit 120 Jahren.
    Produktivität unter zwei Jahrzehnten.
    Industrieproduktion unter.
    Eigentliche Einkommen und Zahlen unter.
    Die einzigen Dinge, die steigen, waren Preise, Unemployment, Zahlen und die Größe des Gouvernements.
    Heute sei freilich alles anders, meinte Reagan, dann in einem Vergleich.
    Er habe versprochen, die Ausgaben der Verwaltung zu reduzieren, die Steuern zu senken und das militärische Gewicht der USA wieder ins Spiel zu bringen.
    Dabei betonte Reagan auch die Notwendigkeit der Abrüstung.
    Doch habe er bei weitem nicht genug getan, meinte Reagan.
    Deshalb wünschten Vizepräsident Bush und er weiterhin die Unterstützung und Zusammenarbeit der amerikanischen Bevölkerung, um das Werk zu vollenden, das sie vor drei Jahren begonnen hätten.
    Ich gebe daher bekannt, dass ich mich um die Kandidatur für die Wiederwahl in das Amt bewerbe, das ich gegenwärtig ausübe, sagte Reagan.
    Vice President Bush and I would like to have your continued support and cooperation in completing what we began three years ago.
    Vorläufig hat Reagan gute Aussichten, das Rennen zu machen.
    Wie der bekannte Kolumnist James Reston sagte, sei die Formel Macht plus Hollywood plus Fernsehen nach wie vor die regensche Erfolgsmischung, von der die Demokraten nur träumen könnten.
    Präsident Ronald Reagan bewirbt sich für eine zweite Amtsperiode als amerikanischer Präsident und fast niemand zweifelt an seiner Wiederwahl am 6.
    November.
    Die sowjetische Führung in Moskau wird sich also auf eine weitere Amtsperiode von Ronald Reagan vorbereiten müssen.
    Im letzten Jahr der ersten Amtsperiode von Präsident Reagan hat ja das Verhältnis zwischen den USA und der UdSSR einen Tiefpunkt erreicht und es gibt fast keine Gesprächsbasis zwischen den beiden Supermächten.
    Dieses schlechte Klima kommt natürlich auch in den Reaktionen Moskaus auf die neuerliche Kandidatur Reagans als amerikanischer Präsident zum Ausdruck, wie Otto Hörmann aus Moskau berichtet.
    Reagans Fernsehauftritt zur Bekanntgabe seiner Kandidatur ist hier in Moskau als Versuch gewertet worden, seine drei Jahre im Amt in einem möglichst günstigen Licht erscheinen zu lassen.
    Im Gegensatz zu den allgemein bekannten Tatsachen behauptete Reagan, dass sich die innere und äußere Situation der USA erheblich gebessert habe, obwohl sein politischer Kurs gekennzeichnet ist von äußerster Aggressivität in der internationalen Arena und von krimineller Missachtung der Interessen der Durchschnittsamerikaner im Lande selbst.
    Ende des TASS-Zitates, wobei man die Verwendung des Wortes kriminell im amerikanisch-innenpolitischen Zusammenhang als Maßstab dafür nehmen kann, welch schlechte Meinung Moskau von Reagan hat.
    Die Pravda druckt heute eine politische Karikatur ab, in der man Hitler aus dem Munde Uncle Sams sprechen lässt.
    Reagan wird also mit dem Faschismus assoziiert, das ist so ziemlich das Schlimmste im sowjetischen Propagandarepertoire.
    Im hypothetischen Fall einer Wiederannäherung zwischen Kreml und Weißenhausen
    bräuchten die sowjetischen Propagandisten doch eine gewisse Zeit, um die Gegenseite in einem besseren Licht erscheinen zu lassen.
    In einem Licht, wo sich ein sowjetischer Staats- und Parteichef mit einem amerikanischen Präsidenten treffen könnte.
    Von heute auf morgen kann das nicht einmal die Pravda.
    Vor der Hand ist das aber reine Illusion, denn Moskau lässt an Reagan kein gutes Haar.
    Die Sowjetunion antwortet auch Punkt für Punkt auf den Vorwurf Reagans Moskau habe gegen bestimmte Rüstungsabkommen verstoßen.
    Washington verstoße gegen die allgemein anerkannten Normen und Prinzipien des Völkerrechts und grundlegende sowjetisch-amerikanische Abkommen, in denen festgelegt sei, dass keine der beiden Seiten militärische Überlegenheit anstreben solle, lautet einer der Moskauer Vorwürfe.
    Für Moskaus Amerika-Fachleute beginnt ein hartes Jahr, nämlich zu erraten, wer Präsident wird und möglichst nicht das Opfer der eigenen Propaganda zu werden.
    Moskau würde sicher gerne Mondale als Präsidenten sehen, den man hier als liberalen und wahrscheinlichsten Gegner Reagans bei den Wahlen sieht.
    Jesse Jackson sieht Moskau als Gefahr für die Demokratische Partei, denn er könnte einen großen Teil der farbigen Wähler auf sich ziehen und damit Mondale schwächen.
    Wäre es nicht besser, wenn sich alle Farbigen um Mondale scharen würden, fragte dieser Tage eine sowjetische Zeitung.
    Womit letzten Endes aber nur bewiesen wurde, wie schwer sich die sowjetische Seite tut, die Amerikaner und ihr politisches System zu verstehen.
    Geschlossenheit und Kollektivität mag ein sowjetischer Reflex sein, nicht aber ein amerikanischer.
    In der Sowjetunion wird ein Amerika-Bild gepflegt, wonach fast ganz Amerika, außer den Chefs der Rüstungskonzerne, arbeitslos und obdachlos als Opfer Reagants in den Wohltätigkeitsküchen herumvegetiere und nach Abrüstung rufe.
    Ein sowjetischer Medienkonsument muss sich fragen, warum denn dieser Reagan nicht schon längst von einer Massenrevolte aus dem Weißen Haus gejagt worden ist.
    Man erinnert sich, wie Moskau bis zuletzt vor den Wahlen in der Bundesrepublik Deutschland einen Sieg der Konservativen für unmöglich hielt.
    Man konnte einfach nicht glauben, dass die SPD abgewählt würde.
    Für Moskau stellt sich also das Problem in diesem Wahljahr den wichtigsten Gegner und Partner,
    nicht durch die klassenkämpferische Brille des eigenen Wunschdenkens zu sehen, sondern mit jener Nüchternheit, die Moskau sonst immer für sich in Anspruch nimmt.
    Negative Reaktionen aus Moskau zur Wiederkandidatur von Ronald Reagan als amerikanischer Präsident.
    Sie hörten Otto Hörmann.
    In Wien trafen heute zum ersten Mal führende Südtiroler Landespolitiker mit der neuen österreichischen Bundesregierung zusammen.
    Südtirols Landeshauptmann Manjaga hatte einen ersten Meinungsaustausch mit Bundeskanzler Fred Sinowaz und Außenminister Erwin Lanz.
    Zur Diskussion stehen die noch offenen Punkte der Durchführungsbestimmungen zum Südtirol-Paket, unter anderem die Gleichstellung der deutschen Sprache bei Behörden und Ämtern sowie die Schaffung eines autonomen Verwaltungsgerichtshofes in Bozen.
    Die Gespräche dienen auch der Vorbereitung des Besuchs des italienischen Ministerpräsidenten Craxi Mitte Februar in Wien.
    Die Südtiroler erhoffen sich von diesem Wien-Besuch einen Fortschritt bei der Lösung der noch offenen Südtirol-Fragen.
    Reinhard Frauscher berichtet.
    Österreich ist die Schutzmacht Südtirols seit den Pariser Verträgen 1947, als sich Österreich, Italien und die Südtiroler darauf einigten, Südtirol eine Autonomie von Rom zu gewähren, also ein weitgehendes Eigenleben im Gesamtstaat Italien.
    Nach Jahren der Enttäuschung und Verbitterung kam es Anfang der 60er Jahre zu den Bombenattentaten in Südtirol, die die Welt aufhochen ließen.
    Damals, 1961, nahm Österreich das Schicksal der Südtiroler intensiver in seine Hand.
    Die berühmte Rede des damaligen österreichischen Außenministers Bruno Kreisky vor der UNO-Vollversammlung in New York war einer der Höhepunkte.
    Kreisky ist es dann auch gelungen, mit seinem sozialdemokratischen italienischen Außenministerkollegen Saragat zu einer weitgehenden Vereinbarung zu kommen.
    Eine Einigung, die von den Südtirolern, besser gesagt von der Südtiroler Volkspartei, aber nicht akzeptiert wurde.
    Diese Enttäuschung der Ablehnung seines Verhandlungserfolges hat dann dazu geführt, so sagt man, dass Kreisky das Interesse am Südtirol für immer verlor.
    Die Einigung zwischen Wien, Rom und Bozen wurde dann von der ÖVP-Alleinregierung durchgebracht.
    Erst 1972 wurde dann zwischen Bozen und Rom das Paket aller geplanten Maßnahmen für die Südtiroler Autonomie beschlossen, das sogenannte Südtirol-Paket.
    Und die tatsächliche Durchführung aller dieser geplanten Maßnahmen ist seither der Inhalt und meistens der Streitpunkt aller Verhandlungen zwischen Bozen und Rom.
    In den Jahren bis 1982 waren dabei beträchtliche und oft auch rasche Fortschritte zu verzeichnen.
    Etwas mehr als die Hälfte der wichtigen Durchführungsbestimmungen haben schon jetzt zu einer großen Selbstständigkeit der Südtiroler medallinischen Gesamtstadt geführt.
    Offen sind aber immer noch einige wichtige Punkte.
    Zum Beispiel der Gebrauch der deutschen Sprache bei Gericht und Polizei, die Finanzhoheit und die Rückführung der in der faschistischen Zeit erfundenen italienischen Orts- und Flurnamen.
    Das aktuelle Problem ist gegenwärtig die Errichtung eines Verwaltungsgerichtshofes der ersten Instanz in Bozen.
    Diese in allen anderen italienischen Regionen schon vorhandene Einrichtung ist in Bozen bisher an der geforderten Zweisprachigkeit gescheitert.
    Seit Herbst 1982 besteht zwar die Einigung zwischen Bozen und Rom über diese Maßnahme, aber weder Ministerpräsident Spadolini noch sein Nachfolger Fanfani noch der jetzige Ministerpräsident Craxi haben sie in den Ministerrat gebracht und sie damit in Kraft gesetzt.
    Zu groß sind anscheinend immer noch die Bedenken des italienischen Bevölkerungsteiles in Südtirol, der ein Viertel der Einwohner stellt.
    Bis 1982 konnten sich die Südtiroler also ihre Sachen sozusagen selbst richten in Rom.
    Da seither aber keine großen Fortschritte erzielt wurden, ist jetzt wieder der Ruf nach stärkerer österreichischer Unterstützung laut geworden.
    SVB-Obmann Magnago hat das ganz deutlich im Dezember beim Parteitag der Südtiroler Volkspartei in Meran gesagt.
    Wenn uns jetzt aus Rom der eisige Wind entgegenbläst, dann müssen wir wieder stärker unser Vaterland Österreich zur Hilfe rufen."
    Und das ist wohl der Inhalt des heutigen Gesprächs mit Bundeskanzler Sinovac gewesen, auch wenn beide Seiten dieses Treffen rein als lange vorbereitetes Höflichkeitstreffen, als Antrittsbesuch des SVP-Vorsitzenden Maniago beim österreichischen Bundeskanzler Sinovac darstellen.
    Insofern darf schon die Tatsache des Treffens an sich als eine Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Österreich und den Südtirolern gelten.
    Erste Gespräche der Südtiroler Landesregierung mit der neuen österreichischen Bundesregierung, Reinhard Frauscher berichtete.
    Heute Vormittag hat es bewegte Szenen im Wiener Lkw-Werk der österreichischen Automobilfabrik Gref und Stift AG gegeben.
    war die überraschende Ankündigung des ÖAF-Managements vom Freitagnachmittag, dass das Floridsdorfer Werk mit rund 900 Beschäftigten aufgelassen werden soll und die Produktion von Schwerlastkraftwagen und Getrieben in der Liesinger Autobusfabrik der ÖAF konzentriert werden soll.
    Nachdem diese Absicht des ÖAF-Vorstandes erst Freitag spätnachmittags dem Betriebsrat des Unternehmens eröffnet wurde, hat es heute Vormittag um 9 Uhr eine Betriebsversammlung zur Information der Beschäftigten im Floridsdorfer Werk gegeben und aus dieser Betriebsversammlung ist dann eine Besetzung des Verwaltungsgebäudes geworden, wo um 13 Uhr der Aufsichtsrat der ÖAF den Beschluss über die Verlegung des Lkw-Fertigung fassen soll.
    Helmut Gletsander informiert über den aktuellen Stand der Ereignisse.
    Die österreichische Automobilfabrik Gref und Stift AG gehört mehrheitlich zu dem deutschen Lkw-Hersteller MAN und entsprechend der allgemeinen schwierigen Lage auf dem Lkw-Sektor hat es schon 1983 mehrere tausend Kündigungen bei MAN gegeben und auch heuer wird von bis zu 5000 Kündigungen bei der ÖAF Muttergesellschaft gesprochen.
    Entsprechende Mitarbeiterreduzierungen um rund 15 Prozent hat es bereits auch bei den rund 2.000 Beschäftigten der ÖAF gegeben.
    Jetzt befürchten aber die Belegschaftsvertreter einen viel weitergehenden Personalschnitt.
    150 Arbeiter und rund 100 Angestellte könnten nach Meinung des Betriebsrates durch die Übersiedlung der Produktion von Floridsdorf nach Liesing, beides in Wien, durch Rationalisierung und Straffung der Produktion ihre Arbeitsplätze verlieren.
    Demgegenüber hat die Unternehmensleitung betont, dass keine Kündigungswelle geplant sei, sondern bei der Übersiedlung zur Verringerung der Fixkosten und der Konzentration der Erzeugung nur der natürliche Abgang und die übliche Fluktuation ausgenutzt werden soll.
    Der Floridstraufer Betriebsratsobmann Sebastian Schittenkopf sieht hinter dieser Argumentation der Unternehmensleitung eine Ausflucht.
    Ich muss darauf hinweisen, dass wir sehr viele Kollegen
    Da neben mir sitzt ein Kollege, schon weit aus dem nördlichen Bereich zuziehen, also zur Arbeit fahren, das heißt das Markfeld, das Weinviertel und diese Gegenden, die schon bis zu einer Stunde oder anderthalb Stunden bis Floridsdorf unterwegs sind in der Früh und am Abend, wenn die jetzt noch eine gute Stunde weiter nach Liesing fahren würden, erstens einmal würden sie die Arbeitszeit gar nicht einhalten können, zweitens einmal glaube ich,
    Ich glaub, da kann man schon sagen, ist das einfach nicht zumutbar mehr.
    Herr Schiedenkopf, halten Sie es für möglich, dass sich der Vorstand auf diese Art und Weise die Kündigungen ersparen will, weil die Leute einfach gar nicht mitgehen können?
    Ja, das ist einer der Gründe, mit dem spekuliert er.
    Deswegen hat er auch in der Presseaussendung von fast keinen Kündigungen gesprochen, weil er genau weiß, dass er durch diese Maßnahme, er hat sie tituliert, der Fluktuation bei der Übersiedlung, da würde er sich sicher Kündigungen ersparen.
    ÖAF-Generaldirektor Richard Daimer war für eine Stellungnahme dazu nicht erreichbar.
    Heute Vormittag war eine Delegation des Betriebsrates bei Arbeiterkammerpräsident Adolf Tschettl, um die Situation in Florezdorf und die Probleme für die Belegschaft darzulegen.
    Demnächst ist auch ein Gespräch mit ÖGB-Präsident Anton Benja von Seiten des Betriebsrates geplant.
    Bei der heutigen Betriebsversammlung wurden von den 900 Beschäftigten im Floridsdorf zwei Beschlüsse gefasst.
    Erstens soll die für 13 Uhr geplante Entscheidung des Aufsichtsrates über den Ausbau des Autobuswerkes in Liesing verschoben werden, um einmal Zeit zum Prüfen der vorgelegten Argumente für eine Übersiedlung zu gewinnen.
    Zum Zweiten hat die Belegschaft die Unternehmensleitung aufgefordert, nicht 300 Millionen Schilling für den Ausbau des Liesinger Autobuswerks zu verwenden, sondern mit rund 50 Millionen Schilling entsprechende Modernisierungen im Florezdorfer Lkw-Werk durchzuführen und so die Produktion konkurrenzfähig zu erhalten.
    Seit der Betriebsversammlung wird im Florezdorf nicht mehr gearbeitet.
    Die Eingänge des Verwaltungsgebäudes sind von der Belegschaft besetzt.
    Nach Auskunft von Betriebsräten und des Vorstandssekretariats geht es hierbei aber friedlich zu.
    Die Aufsichtsratssitzung ist für 13 Uhr allerdings in Leasing vorgesehen und dabei ist eine Anwesenheit des Vorstandes nicht erforderlich, das heißt auch so kann der Beschluss nicht verhindert werden.
    Derzeit ist jedenfalls völlig offen, wie die Entwicklung bei der ÖAF in ihren Wiener Werken weitergehen wird.
    Drei Minuten vor halb eins ist es jetzt, kurz das geplante Programm bis 13 Uhr.
    In diesem Mittagssjournal hören Sie noch ein Journal extra zum Thema Februar 1934, was war am und wie kam es zum 12.
    Februar 1934 des Ausbruchs des Bürgerkrieges in Österreich.
    Weiters informieren wir über den Entwurf für ein Strafrechtsänderungsgesetz, der heute zur Begutachtung ausgesendet wurde.
    Dieser Entwurf sieht unter anderem schärfere Strafen für Wirtschaftskriminalität und Kindesmisshandlung vor.
    Die Kulturredaktion bringt ein Gespräch mit der Autorin Friederike Roth, die heute Abend im Konzerthaus Keller aus Anlass der Premiere Klavierspiele aus eigenen Werken liest.
    Journal Extra
    Der 12.
    Februar 1934.
    Vor nunmehr bald 50 Jahren kam es in Österreich zu der folgenschwersten Auseinandersetzung in der an Auseinandersetzungen reichen Geschichte der Ersten Republik zum Österreichischen Bürgerkrieg.
    Ausgehend von Linz, wo sich Sozialdemokraten gegen eine Hausdurchsuchung der Exekutive mit Waffengewalt wehrten, griff die Gewalt nach Wien und von da aus auch in die Bundesländer über.
    Die damalige Regierung Dollfuß schlug mit aller Härte zu und in wenigen Tagen waren die bürgerkriegsähnlichen Unruhen beendet.
    Neun vollstreckte Todesurteile, hunderte Tote und tausende Verwundete auf beiden Seiten waren die blutige Bilanz der damaligen Februartage.
    Die österreichische Sozialdemokratie hatte eine entscheidende Niederlage erlitten.
    Doch bald schon sollte ganz Österreich aufhören zu existieren, denn vier Jahre später vollzog sich der Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland.
    Heute, 50 Jahre nach dem 12.
    Februar 1934, ist Österreich eine gefestigte Demokratie westlich-parlamentarischer Prägung, ist die Situation jetzt eine ganz andere als jene, die zum Bürgerkrieg führte.
    Und ist der 12.
    Februar 1934 wohl ein so wesentlicher Einschnitt in der Geschichte Österreichs, kein allzu bekanntes Datum, von vielen jungen Menschen nicht gewusst, gibt es auch nur noch wenige lebende Zeugen.
    Was also war der 12.
    Februar 1934 und wie kam es eigentlich dazu?
    Fritz Besater geht dem Folgenden diesen Fragen nach.
    Bundeskanzler Engelbert Dollfuss am 14.
    Februar 1934, zwei Tage nach Ausbruch des Bürgerkriegs.
    Die Regierung war darum gezwungen, die gesetzlichen Bestimmungen des Standrechts mit aller Strenge in Anwendung zu bringen.
    Um 4.41 Uhr Nachmittag wurde das erste Standgerichtsurteil in Wien vollzogen und um 9.44 Uhr abends wurde ein zweites Urteil auf Sotus und Strang gestellt.
    Diesen beiden Exekutionern sollten noch sieben weitere folgen.
    Nach offiziellen Berichten wurden in diesen Februartagen 314 Menschen getötet, 118 bei der Exekutive, 196 beim Schutzbund.
    Dieser selbst gibt die Zahl seiner Toten mit mehr als 1000 an.
    Auch Frauen und Kinder verlieren bei den schweren Kämpfen ihr Leben.
    Die Führer der Sozialdemokratischen Partei werden entweder verhaftet, flüchten in die Tschechoslowakei oder gehen in den Untergrund.
    Begonnen haben die damaligen Kampfhandlungen in Linz, als sich der oberösterreichische sozialistische Schutzbundführer Richard Bernaschek gegen eine Waffensuche der Polizei im Parteiquartier im Hotel Schiff mit Gewalt wehrt.
    Der Funke von Linz springt nach Wien über.
    Die sozialdemokratische Parteiführung gibt zögernd aber doch die Parole zum Generalstreik aus und alarmiert ihre bewaffnete Organisation, den Republikanischen Schutzbund.
    Geschossen und gekämpft wird nicht nur in Linz und Wien, auch in den Industriestädten der Obersteiermark, in Steyr, St.
    Pölten, Graz und in Teilen Tirols.
    Die Regierung setzt nicht nur Polizei und Gendarmerie ein.
    Das Bundesheer bringt schwere Feldhaubitzen in Stellung.
    Es beteiligen sich auch die christlich-sozialen Heimwehrverbände an der Niederwerfung der organisierten Arbeiterschaft.
    Ernst Korew, einer der großen Männer der österreichischen Sozialdemokratie, erinnert sich Jahrzehnte später an diesen schwarzen Tag in der Parteigeschichte.
    Die Partei in Wien war überrascht von dem Entschluss Bernerschechs.
    Und eine gewisse Lähmung war ohnehin eingetreten durch den ganzen Ablauf der Dinge.
    Jedenfalls muss man sagen, die Wiener Partei, die Zentrale, hat nur zögernd den Schutzbund bzw.
    die Schutzbundführung hat nur zögernd den ausschlaggebenden Alarm erteilt.
    Dem Alarm des Republikanischen Schutzbundes wurde jedoch nicht nur zögernd, sondern auch nur teilweise Folge geleistet.
    In diesen Februartagen des Jahres 1934 vollzog sich jedenfalls das Schicksal der österreichischen Sozialdemokratie.
    Begonnen hatte alles jedoch schon viel früher.
    Im Jahr 1934 ist die junge Republik Deutsch-Österreich, das, was von der Monarchie nach dem Ersten Weltkrieg überblieb, 16 Jahre alt.
    In diesem 16.
    Jahr nach Gründung der Republik sollte sich diese selbst einen Stoß versetzen, von dem sie sich nicht mehr erholte.
    Das Österreich des Jahres 1934 ist außenpolitisch weitgehend isoliert, seine Außenpolitik im hohen Maß vom faschistisch gewordenen Italien Mussolinis dominiert.
    Zu dieser Zeit sind Demokratien in Europa Mangelware.
    Neben dem faschistischen Italien, den ebenfalls autoritär regierten Ungaren und Polen,
    gibt es noch das von ständigen Regierungskrisen geschüttelte Frankreich und vor allem das benachbarte Deutschland, wo der Österreicher Adolf Hitler Ende Jänner 1933 die Macht übernommen hatte.
    Im Inneren leidet das junge Deutsch Österreich an den Folgen des Großen Ersten Krieges und an den harten wirtschaftlichen Auflagen des Friedensvertrags.
    Die Zusammenarbeit der beiden großen politischen Parteien des Landes war bereits 1920 zu Ende gegangen.
    Immer mehr wird das politische Leben militarisiert.
    Die nach dem Krieg gegründeten Selbstschutzverbände der einzelnen Parteien nehmen mit dem Ansteigen der Arbeitslosigkeit im Jahr 1933 an die 600.000 Menschen zu, bis schließlich die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Spannungen zum Ausbruch kommen.
    Die Stationen der Krise in Schlagworten.
    1922 Völkerbundanleihe mit rigorosen Auflagen, was zu einer Politik der Sparsamkeit und diese wiederum zur Arbeitslosigkeit führt.
    1923 Gründung der Heimwehren und des Republikanischen Schutzbundes.
    1927 Zusammenstoß zwischen Heimwehr und Schutzbund in der burgenländischen Ortschaft Schattendorf.
    Zwei Menschen werden erschossen.
    Im Prozess dennoch ein Freispruch für die Heimwehrschützen.
    In der Folge steckt eine fanatisierte Menge den Wiener Justizpalast im Brand.
    Der damalige sozialdemokratische Bürgermeister Wiens, Karl Seitz, versucht zu retten, was zu retten ist.
    86 Arbeiter, Frauen und Kinder sowie vier Polizisten kommen dabei ums Leben.
    Die politische Situation wird immer gespannter.
    Die Sozialdemokratie gerät immer mehr in die Defensive, auch wenn ihre Rhetorik, vor allem die ihres Vorsitzenden Otto Bauer, nach wie vor eine andere ist.
    Kapitalisten fürchten das dumpfe Grollen der Volksmassen, die sich gegen diese Gesellschaftsordnung auflehnen.
    Darum wenden sie Millionen und Abermillionen auf,
    um Gewalthaufen zu organisieren und zu bewaffnen, die die Darben, Grollen, Massen gewaltsam niederwerfen und niederhalten sollen.
    Die Furcht der Reichen vor der Grollenarmut gebührt den Faschismus.
    Der Faschismus ist damals längst nicht nur in Deutschland erfolgreich.
    Auch in Österreich nehmen Hakenkreuz und Braunhemden an Zahl und Bedeutung zu.
    Der damalige Wiener NS-Gauleiter Eduard Frauenfeld hat schon im März 1933 den Sieg vor Augen.
    Wir aber, deutsche Volksgelassenen, wir, die wir diesen Kampf auf Opferungsvoll und Freude geführt haben, wir werden diesen Kampf gekrönt haben durch den Erfolg, durch den Sieg, wir Deutsche der Ostmark hier, wir werden Heim gefunden haben ins heilige Dritte Deutschland.
    Ein schwerwiegender Vorfall ereignet sich am 4.
    März 1933, als alle drei Parlamentspräsidenten in einer stürmischen Sitzung hintereinander ihren Vorsitz niederlegen.
    Die Regierung Dolfus spricht von einer Selbstausschaltung des Parlaments und regiert mit Hilfe eines kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetzes immer autoritärer.
    Dolfus setzt jetzt alles daran, das sogenannte Rote Wien, die stärkste Bastion der Sozialdemokraten, zu stürmen.
    Ende März 1933 verfügt die Regierung das Verbot des Republikanischen Schutzbundes, während die Sozialdemokratie noch immer darauf wartet, dass sich der Kapitalismus quasi von selbst liquidiert und der Sieg der Revolution praktisch automatisch erfolgen würde.
    Dementsprechend die damaligen Lieder der Linken.
    Der Republikanische Schutzbund hat damals rund 30.000 Mann unter Waffen.
    Ihr Führer ist der Nationalratsabgeordnete Julius Deutsch.
    Wir Sozialdemokraten haben seit Jahren versucht, unser Ziel mit geistigen Waffen zu erkämpfen.
    Wir wünschen keinen Bürgerkrieg.
    Führer der Heimwehrverbände, die damals zusammen rund doppelt so stark sind wie der Schutzbund, ist Ernst Rüdiger Graf Starnberg, der im Jänner 1934 an die Kameradschaft appelliert und den Sieg beschwert.
    Kameraden, Tapferkeit und Treue sind die Worte, die auf der Fahne der Kameradschaft in Flammenschritt weithin leuchten sollen.
    Lasset diese Fahnen nie aus euren Händen sinken, Kameraden.
    Immer unversöhnlicher werden die Gegensätze, nur wenige Vernünftige auf beiden Seiten versuchen zu vermitteln.
    Am 9.
    Februar 1934 ruft etwa der Obmann der Christi-Sozialen Partei, Leopold Kunschak, zur Versöhnung auf und würdigt die Rolle der Arbeiterschaft.
    Gewiss, die Arbeiterfrage umschließt auch die politischen und materiellen Interessen des Arbeiterstandes.
    Ihren eigentlichen Wesen macht
    In ihrem innersten Kern jedoch ist die Arbeiterfrage eine Frage der Lebensauffassung, der sichtlich-religiösen Lebensbejahung,
    Doch es ist bereits zu spät.
    Die Regierung Dollfuss hat sich außenpolitisch isoliert und innenpolitisch im Zweifrontenkampf mit Rot und Braun längst auf einen autoritären Kurs fixiert.
    In seiner legendär gewordenen Rede auf dem Wiener Trabrennplatz hat Dollfuss bereits am 11.
    September 1933 die spätere autoritäre Verfassung vorweggenommen.
    Die Zeit liberal-kapitalistischer Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung, die Zeit marxistischer Volksverführung, die Zeit demagogischer Volksführung und absoluter Parteienherrschaft ist vorüber.
    Christlichen deutschen Staat Österreich auf ständischer Grundlage unter starker autoritärer Führung.
    Fünf Monate später fallen dann die Schüsse in Linz und bald darauf in vielen Teilen Österreichs.
    Im Juli 1934 wird Dollfuß ermordet.
    Die Regierung Schuschnigg versucht noch verzweifelt, einen Ausgleich mit Adolf Hitler zu finden, doch die Würfel sind bereits gefallen.
    Österreich sollte vier Jahre nach den verhängnisvollen Februartagen untergehen und aufgehen im sogenannten Dritten Deutschen Reich.
    Am 11.
    März 1938, einen Tag vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich, weicht Bundeskanzler Kurt Schuschnigg der braunen Gewalt.
    Der Herr Bundespräsident beauftragt mich, dem österreichischen Volke mitzuteilen, dass wir der Gewalt weichern.
    So verabschiede ich mich an dieser Stunde von dem österreichischen Volke mit einem deutschen Wort,
    und einem Herzenswunsch.
    Stopp!
    Bitte Österreich!
    Der 12.
    Februar 1934, dieses Journal extra gestaltete Fritz Pessater.
    Justizminister Harald Ofner gab heute bei einer Pressekonferenz im Justizministerium bekannt, dass der Entwurf für die Änderung des Strafrechtes ausgesendet worden ist.
    Dieser Entwurf sieht unter anderem schärfere Strafen für Wirtschaftskriminalität und Kindesmisshandlung vor.
    Ich rufe nun Erich Eichinger von dieser Pressekonferenz.
    Ja, wieder einmal soll es Wirtschaftskriminellen an den oft so gar nicht weißen Kragen gehen.
    Wieder einmal soll ein Schritt unternommen werden, die gesellschaftlich so oft tolerierte Züchtigung von Kindern in der überzogenen Form als strafrechtlich zu ahnende Kindesmisshandlung ins Bewusstsein zu bringen.
    Wieder gibt es einen neuen Anlauf Strafhäftlingen, wo es zu verantworten ist, einen gleitenden Übergang in das Leben in Freiheit zu ermöglichen.
    Damit sind die Kernpunkte des heute von Justizminister Harald Ofner zur Begutachtung ausgeschickten Entwurfes eines Strafrechtsänderungsgesetzes 1984 genannt.
    Im Detail.
    Die Wirtschaftskriminalität soll bei ihrem entscheidenden Tatbestandsmerkmal bekämpft werden.
    Beim Geld.
    Krimineller Gewinn soll durch Geldstrafen bis zur doppelten Höhe des erzielten Gewinnes abgeschöpft werden können.
    Minister Ofner?
    Es soll auf diese Weise damit Schluss gemacht werden, dass man oft den Eindruck gewinnt, dass ein Übeltäter zwar hinter schwedischen Gardinen sitzt, aber sich ausrechnet, mit welchem Stundenlohn er hinter Gittern
    die Zeit verbracht hat, denn er hat die Millionen, die er auf die Seite gebracht hat, irgendwo im Trockenen und kann damit rechnen, wenn er aus der Haft entlassen ist, sich zur Ruhe setzen zu können und all der finanziellen Sorgen ledig sein.
    Es soll für diese Geldstrafen auch keine Ersatzarreststrafen geben.
    Das heißt, er soll dann nicht eine weitere Zeit sitzen können und dann in den Genuss der Beträge kommen, sondern er soll bis an den Rest seiner Tage damit rechnen müssen, dass ihn der Exekutor nicht in Ruhe lässt.
    Allerdings sollte der Geschädigte bevorgehen.
    Das heißt, Beträge, die er an den Geschädigten entrichtet, werden von diesen kumulativ zu verhängenden Geldstrafen abgezogen.
    Ergänzung Ofners, Unternehmenseigentümer, die nicht zumutbar sorgfältig waren oder die nicht selbst geschädigt wurden, sollen für Geldstrafen ihrer leitenden Angestellten mithaften.
    Justizminister Ofner pointiert, natürlich nicht, wenn der Prokurist abends privat einbrechen geht, sondern nur, wenn er die Straftat im Zusammenhang mit dem Unternehmen begangen hat.
    Bei der Kindesmisshandlung ist man sich bewusst, dass die Bekämpfung nicht allein bei den Strafbehörden liegen kann.
    Trotzdem, die Grundstraftragung soll von bisher zwei auf drei Jahre erhöht werden.
    treten schwere Dauerfolgen ein, soll künftig, wie bisher die Straftrohung bis zu fünf Jahren reichen, aber neu nicht mehr weniger als sechs Monate ausmachen können.
    Die bedingte Entlassung, ein Instrument, den Strafhäftling nach Verbüßung von zwei Dritteln seiner Freiheitsstrafe wieder an ein normales Leben zu gewöhnen, soll künftig gewährt werden, wenn die Richter dies verantworten können.
    Bisherige Formulierung im Gesetz, wenn anzunehmen ist, dass keine neuen Straftaten begangen werden, was, so sinngemäß Minister Ofner, den Richter zum Hellseher stempelte und in der Praxis zurückhaltend werden ließ.
    Neuerungen gibt es noch bei den zum Teil 20 Jahre alten Wertgrenzen, also wann das Bezirksgericht und wann der Gerichtshof erster Instanz zuständig ist.
    Einen Wegfall bestimmter erschwerender Qualifikationen bei Raub- oder Diebstahl und in der Behandlung der untersuchungshaft einsetzenden Kaution ist auch vorgesehen.
    Minister Ofner plakativ, solange der Betreffende nicht sitzt, bleibt die Kaution künftig in der Kassa.
    Randbemerkungen zu diesem Pressegespräch.
    Weiter vorangetrieben wird, auch wenn es technische und sonstige Schwierigkeiten gibt, der Einsatz der Datenverarbeitung in der Justiz.
    Erfolgsmeldung, beim Grundbuch sind bereits 22% auf ADV umgestellt, darunter ganz Wien und Graz.
    Und damit zurück zum Moderator.
    Der Entwurf
    zur Begutachtung eines Strafrechtsänderungsgesetzes ist heute ausgesendet worden zur Begutachtung.
    Dieser Entwurf sieht unter anderem schärfere Strafen für Wirtschaftskriminalität und Kindesmisshandlung vor.
    Erich Eichinger war Berichterstatter.
    Dreiviertel eins ist es jetzt, Kulturberichte im Mittagsschonal.
    Mit Sprache und Erlebnissen geht der Schriftsteller Andreas Okubenko ähnlich um wie ein experimentierender Chemiker.
    Kein Zufall, möchte man meinen, da offenbar verwandte Interessen dazu geführt haben, dass Okubenko zuerst Chemiker und dann doch noch Schriftsteller wurde.
    1970 erschien seine seltsames Lexikon einer sentimentalen Reise zum Exporteurtreffen der Truden.
    Ein Buch, das lange Zeit vergriffen war, nun wieder aufgelegt wurde als Taschenbuch und Okko Benko als einen der eigenwilligsten österreichischen Gegenwartsautoren auswies.
    In jüngeren Arbeiten, wie dem 1976 erschienenen Roman Meteoriten, stellte sich Okubenko als Erzähler und Berichterstatter aus der Nachkriegszeit vor.
    Jetzt veröffentlicht er im Residenzverlag einen neuen Roman mit dem Titel Kindernazi – Episoden über die Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus.
    Über dieses Buch hat Rüdiger Wischenpart mit Andreas Okubenko gesprochen.
    Herr Okubenko, Ihr neues Buch, das im Residenzverlag erscheint, Kindernazi, handelt von einer Jugend unter sehr, sehr bedrohlichen, schwierigen Umständen.
    Ist das für Sie jetzt wieder aktuell geworden als Thema?
    Neonazis, Kindernazi, eigene Erfahrungen damit?
    Sicher liegt es in der Zeit.
    Andererseits liegt es auf der Fortsetzungslinie des Romans Meteoriten.
    der ja ein Nachkriegsroman ist aus der Zeit nach 1945 und was den Haupthelden betrifft, sofern man von einem Helden da überhaupt sprechen kann, mehr Erlebnisse der Jugend- und Studentenzeit betrifft.
    Und von bedrohlicher Zeit kann man natürlich sprechen, aber im Roman Kindernazi
    werden unmittelbar bedrohliche und grausige Situationen nicht gezeigt, weil ich nicht von dem Material ausgehe, was uns nach dem Krieg dann zur Verfügung gestanden hat, sondern von dem, was man als ahnungsloser und ziemlich brav mitlaufender deutscher Junge
    an Ort und Stelle zu sehen bekam.
    Herr Okubenko, Sie selbst sind 1930 geboren, haben also Ihre Kindheit und Jugend in der Nazizeit verbracht.
    Allerdings habe ich meine Kindheit bis zum neunten Jahr in einem anderen Land verbracht.
    Ich bin also erst mit neun Jahren nach Nazideutschland eingewandert
    Ich habe die Zeit von 1939 bis 1945 hier als Kind und als Nazi erlebt.
    Und von einem Kind dieses Alters handelt der Roman auch im rückgespulten Erlebnisablauf mit ziemlich genauen Datierungen.
    Es ist ein Episodenroman.
    handelt durchwegs von Erlebnissen und Eindrücken, die ich selbst gespeichert habe, teils in Aufzeichnungen, teils in meinem Gedächtnis.
    Ich habe schon sehr früh Tagebuch zu führen begonnen.
    Die Hauptschwierigkeit also war die, das Buch weder zu einer Idylle verharmlosen zu lassen, noch ein
    übergescheites Kind hinzustellen, das man damals nicht war und eines mit den politischen Erkenntnissen der heutigen Zeit.
    und alle möglichen Reflexionen von heute hinein zu projizieren.
    Und zwischen diesen zwei Klippen musste man da hindurch.
    Und da bin ich dann den naiven Weg gegangen, dass ich einzelne Kindheitstage, allerdings fast immer solche, an deren Rand sich Politisches abzeichnet,
    dass ich solche einzelne Tage herangezogen habe, ohne sie von einem überhöhten Standpunkt, von einem Nachher aus zu kommentieren.
    »Kindernazi« heißt der Neuroman von Andreas Okopenko.
    Die junge Stuttgarter Schriftstellerin Friederike Roth wurde im Vorjahr in Klagenfurt mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet.
    Sie gilt heute als eine der interessantesten deutschsprachigen Autorinnen von Theaterstücken und Prosaarbeiten.
    Auch ihre Gedichtbände Tollkirschenhochzeit und Schieres Glück fanden ihre sprachliche Brillanz wegen starkes Echo.
    Friederike Roths Stück Klavierspiele wurde gestern in einer Neuinszenierung im Volkstheaterstudio in Wien mit Gertrud Roll in der Hauptrolle erstmals vorgestellt, nachdem es bereits in Hamburg, Stuttgart und Linz zu sehen war.
    Brigitte Hofer sprach darüber mit Friederike Roth.
    Frau Roth, die Wiener Premiere Ihres Stückes Klavierspiele gestern Abend wurde wild beklatscht.
    Ein Motto für dieses Stück lautet, die Leute sind wirklich verrückt, aber das kann man benutzen.
    Das Stück selbst ist ja ein Stück über eine Frau, über einen bestimmten Zustand einer Frau.
    Die Frau hat zwei Probleme und ich glaube, beide sind gleich wichtig.
    Das eine ist, dass sie in ihrem Beruf, glaube ich, nicht den Erfolg hat, den sie sich erträumt hat.
    Sie ist Rundfunksängerin in einem Opernchor, also in einem Rundfunkchor.
    Und natürlich hat sie immer davon geträumt, die großen Arjen zu singen.
    Dieser Traum blieb unerfüllt.
    Also ist da ein Defizit eigentlich da.
    Und das Zweite ist, sie liebt jemanden und diese Liebe ist unmöglich geworden.
    Und sie erkennt beide Wünsche eigentlich als gescheitert, als unerfüllt.
    Das ist ihre Situation.
    Ist das nicht eigentlich Sinnbild des Lebens, das wir alle führen?
    In irgendeiner Weise dieses Scheitern, das jeder an sich in seinem Schicksal mitmacht?
    Das denke ich schon.
    Also ich habe den Beruf dieser Frau ganz bewusst gewählt, weil der Beruf ist für mich fast wie eine Metapher für das, was wir alle wollen.
    Wir wollen alle natürlich einen großen, großen Traum erfüllen.
    Wir wollen die Utopie von Gelungenheit haben und bei keinem gelingt es.
    Das ist wirklich ein Bild für Ungelungenheit und das heißt Verleben.
    Das Alter, die Verzweiflung, die Erinnerung, die Verfälscht, das alles sind Themen dieses Stücks.
    eigentlich alle von der Frau gelebt und gesprochen.
    Ist das jetzt deshalb trotzdem nur ein Frauenstück?
    Ich habe das nicht so empfunden.
    Ja, ich empfinde es eben auch nicht.
    Ich habe auch nichts dagegen, ein Frauenstück zu schreiben.
    Nur dieses ist einfach ein Stück über eine Frau und das ist, glaube ich, ein Unterschied.
    Also es gehört nicht in diese ganze
    Emanzipationswelle in diese ganze Frauenbewegungswelle rein.
    Es ist ein Stück, was eine Frau schildert.
    Da es Klavierspiele heißt, steht öfters das Klavier im Mittelpunkt.
    Es gibt einen Satz, wie das klingt, wenn eine Saite reißt und aufgibt.
    Ja.
    Das ist, glaube ich, einer der Zentralsätze dieses Stückes.
    Ja.
    Ich meine, das ist ja genau unsere Situation.
    Man ist also bis zum Bersten angespannt
    Und irgendwann reißt es einfach und dann gibt man wieder ein Stück auf und gibt ein Stück nach.
    Man wird nachgiebig, das steht auch in dem Stück drin.
    Werden Sie nachgiebig beim Schreiben jetzt, wo Sie so viel Erfolg schon hatten?
    Nein, bestimmt nicht.
    Bestimmt nicht.
    Weil, also ich meine, was jetzt passiert ist im letzten Jahr, es sind viele Erfolge passiert.
    Das ist völlig unabhängig davon, was ich vorhabe mit dem Schreiben.
    Ich habe noch ganz, ganz viel vor.
    möchte noch ein paar Sätze hinschreiben, die wichtig sind, und die schreibe ich hin, ob mit oder ohne Erfolg.
    Das ist also völlig klar.
    Die Absicht, die man hat, wenn man arbeitet, wenn man schreibt, ist das eine, und ob die Leute das honorieren oder nicht, ist das andere.
    In welchen großen Sätze haben Sie vor, in welche Richtung?
    Ja, ich möchte das Buch des Lebens, da ist der erste Teil erschienen, ich möchte drei Folgen davon machen.
    Das ist als Trilogie geplant.
    Und ich möchte im zweiten Teil, im ersten Teil des Buchs des Lebens steht drin, einfache Geschichten einfach erzählen, mir bricht der Schweiß aus.
    Und die erste Folge handelt im Grunde nur davon, dass es unmöglich ist, einfache Geschichten zu erzählen.
    In der zweiten Folge möchte ich mir selbst widersprechen und möchte einfache Geschichten einfacher erzählen.
    Und in der dritten Folge möchte ich wieder zeigen, dass auch dieses falsch war.
    Also der unbedingte Widerspruch und die Ambivalenz des Schreibens immer wieder.
    Ist das jetzt nur formal oder ist es immer der geistige Widerspruch?
    Ist es beides?
    Man kann es nicht trennen.
    Also ich denke ja, eine Unbedingtheit zu leben ist unmöglich.
    Und ich denke, auch eine bestimmte Unbedingtheit im Schreiben ist unmöglich.
    Ich bin mit dem ersten Teil vom Buch des Lebens an die Grenze gegangen, wohin man gehen kann, wenn man nicht erzählen will.
    Ich fange Geschichten an zu erzählen und zerstöre sie sofort wieder.
    Und es geht an die Grenze des Erträglichen und an die Grenze des Verstehbaren.
    Aber es ist an der Grenze.
    Die Leute verstehen es noch.
    Sie verstehen, dass ich wieder kaputt mache, was ich anfange.
    Und genauso möchte ich im zweiten Band an die Grenze gehen.
    Man kann es nie ganz erwischen, das ist mir klar.
    Aber ich möchte im zweiten Band erzählen und ich möchte im dritten Band wieder zeigen, dass es falsch ist, das zu tun.
    Und das machen wir im Leben auch.
    Also ins Schreiben ohne Pathos, ohne Moral, auch ohne Hoffnung geben, aber dafür mit sehr viel Fantasie und Widerspruch.
    Ja, mit Freude an schöner Sprache.
    Schöne Sprache ist das Einzige, was wir haben.
    Also, was ich habe beim Schreiben.
    Und das Leben ist ziemlich wurscht.
    Heute Abend liest Friederike Roth aus eigenen Werken im Volkstheaterstudio in Wien.
    Im Nachbarstudio hier im Funkhaus liest jetzt Peter Fichner noch einige Meldungen.
    USA Präsident Reagan hat offiziell bekannt gegeben, dass er für die Präsidentenwahlen im November wieder kandidieren wird.
    Als seine wesentlichen Aufgaben in einer zweiten Amtsperiode sie trägen die wirtschaftliche Sanierung der Vereinigten Staaten mit dem besonderen Schwerpunkt der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sowie die Abrüstungsfrage.
    Die Oppositionelle Demokratische Partei wird ihren Präsidentschaftskandidaten im Juli bekannt geben.
    Sowjetunion Die amtliche Moskauer Nachrichtenagentur TASS hat an der Wiederkandidatur Regens Kritik geübt.
    Die TASS wirft Regens vor, eine aggressive Politik zu betreiben und nicht willens zu sein, diese Haltung zu ändern.
    Außerdem hat die Agentur den Vereinigten Staaten vorgeworfen, Rüstungskontrollabkommen zu verletzen, gegen die Normen des Völkerrechts zu verstoßen und Verträge über strategische Waffen- und Atomwaffentests nicht eingehalten zu haben.
    Rumänien.
    Der sowjetische Außenminister André Gramico ist zu einem dreitägigen offiziellen Besuch in Bukarest eingetroffen.
    Hauptgesprächsthemen mit der rumänischen Führung dürften die Ost-West-Beziehungen nach Beginn der NATO-Nachrüstung und Wirtschaftsfragen innerhalb des Comecon, der Wirtschaftsgemeinschaft des Ostblocks, sein.
    Es wird mit eher schwierigen Verhandlungen gerechnet, weil Rumänien einen von Moskau unabhängigen außenpolitischen Kurs verfolgt.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Bundeskanzler Helmut Kohl und Verteidigungsminister Manfred Wörner kommen am Nachmittag in Bonn zu einem Gespräch über den Fall des vorzeitig pensionierten Generals Günter Kießling zusammen.
    Geplant sind auch Unterredungen mit CSU-Chef Franz Josef Strauß und dem FDP-Vorsitzenden Vizekanzler Hans-Dietrich Genscher.
    Kohl hat erklärt, er wolle im Fall Kießling eine rasche und klare Entscheidung treffen.
    Zur Debatte steht unter anderem die mögliche Entlassung Wörners aus dem Amt als Verteidigungsminister.
    Österreich.
    Der Südtiroler Landeshauptmann Silvius Magniago ist am Vormittag in Wien mit Bundeskanzler Fred Sinowaz zusammengetroffen.
    An der Unterredung nahmen auch Außenminister Erwin Lanz, Finanzminister Herbert Salcher und der Tiroler Landeshauptmann Eduard Wallnöfer teil.
    Hauptthemen waren die Gleichstellung der deutschen Sprache bei Ämtern und Behörden, die Errichtung eines autonomen Verwaltungsgerichtshofes in Bozen und der Besuch des italienischen Ministerpräsidenten Bettino Craxi Mitte Februar in Wien.
    Der Aufsichtsrat der ÖAF, der österreichischen Automobilfabrik Greif & Stift, will am frühen Nachmittag die Entscheidung über die Verlegung der Lastwagenfertigung von Wien-Floridsdorf nach Wien-Liesing treffen.
    Der Betriebsrat hat sich gegen den Plan ausgesprochen, das Floridsdorfer Werk mit etwa 700 Beschäftigten aufzulassen und die Produktion nach Liesing zu verlegen.
    Nach einer Betriebsversammlung heute früh wird im Floridsdorfer Werk nicht mehr gearbeitet.
    Der Mann, der am vergangenen Samstag in der Wiener U-Bahn-Station Schwedenplatz eine 36-jährige Niederösterreicherin überfallen und vergewaltigt hat, ist verhaftet worden.
    Der Täter, der 24-jährige Herbert Schäfer, hat bereits ein Geständnis abgelegt und erklärt, er sei zum Zeitpunkt der Tat alkoholisiert gewesen.
    Auf der Tauernautobahn bei Hallein im Bundesland Salzburg ereignete sich am Vormittag ein schwerer Verkehrsunfall.
    Bei einem Zusammenstoß zweier Lastwagenzüge kippten beide Fahrzeuge um.
    Die Ladungen blockierten die Fahrbahn.
    Die Tauernautobahn ist in Fahrtrichtung Salzburg bis am Abend nur auf dem Pannenstreifen basierbar.
    Einer der Lastwagen war mit Chemikalien, der andere mit Radiatoren beladen.
    Nun die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Von Westen her Durchzug einer schwach wirksamen Störung.
    Nachmittagstemperaturen minus drei bis plus drei Grad.
    In wenigen Sekunden wird es 13 Uhr.
    Eine Stunde ausführliche Mittagsinformation.
    Das Mittagjournal ist beendet.
    Karl Jokowski verabschiedet sich für Redaktion und Technik.
    Auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.01.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1984.01.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    US-Präsident Reagan gibt seine Wiederkandidatur bekannt
    Einblendung: Präsident Reagan
    Mitwirkende: Sichrovsky, Harry [Gestaltung] , Reagan, Ronald [Interviewte/r]
    Datum: 1984.01.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reaktion in Moskau auf die Wiederkandidatur von US-Präsident Reagan
    Mitwirkende: Hörmann, Otto [Gestaltung]
    Datum: 1984.01.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ausgangspositionen der Wiener Südtirol-Gespräche zwischen dem Südtiroler Landeshauptmann Magnago und Außenminister Lanc
    Mitwirkende: Frauscher, Reinhard [Gestaltung] , Magnago, Silvius [Interviewte/r] , Lanc, Erwin [Interviewte/r]
    Datum: 1984.01.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Delegation der ÖAF (Österreichische Automobil Fabrik) bei AK wegen Personalabbau - Besetzung des Verwaltungsgebäudes
    Interview: Floridsdorfer Betriebsratsobmann Sebastian Schittenkopf
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Schittenkopf, Sebastian [Interviewte/r]
    Datum: 1984.01.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: MAN , Nachrichten
    Journal Extra: 12. Februar 1934 (Österreichischer Bürgerkrieg)
    Einblendung: Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, Sozialdemokrat Ernst Koref, Bürgermeister Wiens Karl Seiz, Sozialdemokraten-Vorsitzender Otto Bauer, Wiener-NS-Gauleiter Eduard Frauenfeld, ein Lied der "Linken", Vorsitzender des republikanischen Schutzbundes Julius Deutsch, Führer der Heimwehrverbände Graf Ernst Rüdiger Starhemberg, Obmann der christlich-Sozialen Partei Leopold Kunschak, Bundeskanzler Kurt Schuschnigg
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Dollfuß, Engelbert [Interviewte/r] , Koref, Ernst [Interviewte/r] , Seitz, Karl [Interviewte/r] , Bauer, Otto [Interviewte/r] , Frauenfeld, Alfred Eduard [Interviewte/r] , Deutsch, Julius [Interviewte/r] , Starhemberg, Ernst Rüdiger [Interviewte/r] , Kunschak, Leopold [Interviewte/r] , Schuschnigg, Kurt [Interviewte/r]
    Datum: 1984.01.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Standgericht, Heimwehrverbände, Brand des Justizpalastes, Faschismus , Nachrichten
    Pressekonferenz von Justizminister Ofner zur Änderung des Strafrechts - schärfere Strafen für Wirtschaftskriminalität und Kindesmisshandlung
    Einblendung: Justizminister Harald Ofner
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Ofner, Harald [Interviewte/r]
    Datum: 1984.01.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Roman "Kindernazi" von Andreas Okopenko - Gespräch mit dem Autor
    Interview: Schriftsteller Okopenko
    Mitwirkende: Wischenbart, Rüdiger [Gestaltung] , Okopenko, Andreas [Interviewte/r]
    Datum: 1984.01.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gespräch mit Friederike Roth, die aus Anlass der Volkstheater-Studio-Premiere "Klavierspiele" heute abend aus eigenen Werken liest
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Roth, Friederike [Interviewte/r]
    Datum: 1984.01.30 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Volkstheater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1984.01.30
    Spieldauer 00:59:59
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
    Dobrovolny, Herbert [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.01.30 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-840130_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt