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Marker setzen in: Mittagsjournal 1988.03.26
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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Zu 60 Minuten Information begrüßt Sie Herbert Dobrowolny.
Das Mittagsjournal bietet Ihnen heute ausführlicheres zu der gestrigen Kundgebung in Pressburg.
Sie hören Reaktionen der Veranstalter und Behörden auf die Demonstration für mehr Religionsfreiheit, die ja gewaltsam aufgelöst wurde.
Wir sprechen mit einem katholischen Juristen, der einer der Initiatoren der Kundgebung ist, und wir schildern, was die festgenommenen ORF-Reporter im Gefängnis erlebten.
Die weiteren Schlagzeilen, Spannungen zwischen der Sowjetunion und der armenischen Minderheit, Personaldiskussion in der FPÖ NÖ, Presseschau zum WAZ-Engagement, nun auch beim Kurier, Kontroverse zwischen dem Weißen Haus und dem Kongress über Nicaragua und im Journal zu Gast ist der Fadlberger Landeshauptmann Purça.
Die Kulturredaktion informiert Sie über die Tournee von Dave Broberg in Österreich.
Was sich verkehrsmäßig speziell in Westösterreich tut, das hören Sie nach dem von Edgar Theider zusammengestellten Meldungsblog, den nun Josef Wenzl-Chnatek liest.
Tschechoslowakei.
Die Polizei hat gestern Abend in Pressburg eine Demonstration für mehr Religionsfreiheit gewaltsam aufgelöst.
Die Sicherheitskräfte gingen unter Einsatz von Wasserwerfern und Trinengas gegen etwa 2000 Kundgebungsteilnehmer vor.
Die Beamten fuhren auch mit ihren Dienstfahrzeugen auf die Menge los, um sie zu zerstreuen.
Hunderte Demonstranten wurden festgenommen und stundenlang verhört.
Auch alle anwesenden Journalisten, unter ihnen einige Mitarbeiter des ORF, wurden an der Berichterstattung gehindert und vorübergehend in Polizeigewahrsam genommen.
Sowjetunion Mit massivem Druck versucht die Parteiführung in Moskau, die Organisation neuer Demonstrationen in der Sowjetrepublik Armenien und in der armenischen Enklave Bergkarabach zu verhindern.
In Erivan ist das Organisationskomitee für Demonstrationen zur Wiedereingliederung der Region Bergkarabach aufgelöst worden.
Eine für heute geplante Großkundgebung in Erevan wurde von den Behörden untersagt.
Außerdem sind zusätzlich hunderte Soldaten und Polizisten in die armenische Hauptstadt entsandt worden.
Nach Angaben des Bürgerrechtskämpfers Andrey Sakharov sind etwa 15.000 Soldaten aus Aserbaidschan in die Region Bergkarabach verlegt worden.
In einem Telefoninterview für das ZDF sagte Sakharov, die Soldaten gingen von Haus zu Haus und warnten davor, heute zu streiken.
Nahe Ostern.
Die israelische Armee hat gestern erstmals seit Beginn der Unruhen in den besetzten arabischen Gebieten eine Moschee gestürmt.
Auf dem Dach der Moschee in Hebron im Westjordanland hatten sich etwa 100 Demonstranten verschanzt.
Nach Angaben meines Sprechers der israelischen Armee schritten die Soldaten ein, nachdem die Palästinenser eine israelische Fahne verbrannt und Steine auf die Sicherheitskräfte geworfen hatten.
Nach palästinensischen Angaben wurden bei der Aktion vier Demonstranten durch Schüsse israelischer Soldaten verletzt.
Im Anschluss an die Räumung der Moschee ist die Stadt Hebron für Journalisten gesperrt worden.
In der Nähe von Nablus, im Westjordanland, ist gestern Abend neuerlich ein Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen worden.
Nach palästinensischer Darstellung sind damit nach Ausbruch der Unruhen insgesamt 104 Palästinenser ums Leben gekommen.
Bei Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Palästinensergruppen im Flüchtlingslager Ein el Hilver sind fünf Menschen ums Leben gekommen.
USA, Mittelamerika.
Die in der vergangenen Woche nach Honduras entsandten 3.200 amerikanischen Soldaten sollen wieder abgezogen werden.
Nach Auskunft des Verteidigungsministeriums in Washington wird mit dem Rückzug am Montag begonnen.
Präsident Reagan hatte die Soldaten nach einer Verschärfung des Konflikts zwischen Nicaragua und Honduras in die Region entsandt.
Honduras hatte Nicaragua beschuldigt, bei einer Offensive gegen die Contra-Rebellen auf honduranisches Gebiet vorgedrungen zu sein.
Nicaragua hat dies stets bestritten.
Unterdessen ist nach Abschluss seines Waffenstillstandsvertrags zwischen Regierung und Rebellen in Nicaragua eine wesentliche Entspannung der Situation in Mittelamerika eingetreten.
USA
Der jüdische Weltkongress hat die jüngst vom österreichischen Nationalrat beschlossene Wiedergutmachung an Opfer des Nationalsozialismus in Form einer einmaligen Ehrengabe kritisiert.
Der Vorsitzende der Organisation, Edgar Bronfman, sprach wörtlich von einer Entweihung des Andenkens der Opfer des Holocaust.
Er stellte die Zuwendung von jeweils 2.500 bis 5.000 Schilling den monatlichen Renten gegenüber, die die Opfer des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund eines Beschlusses vom Jahre 1952 ihr Leben lang erhalten.
Österreich.
In der kommenden Nacht beginnt wieder die Sommerzeit.
Die Uhren werden um zwei Uhr auf drei Uhr vorgestellt.
Die Sommerzeit dauert in Österreich und in den meisten anderen europäischen Ländern heuer bis 25.
September.
Das waren die Meldungen.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Wechselnd im Nordalpenraum meist stark bewölkt, strichweise Regen.
Südlich des Alpenhauptkamms heiter bis wolkig, später aber auch hier wieder Bewölkungszunahme.
West- bis Nordwestwind, Nachmittagstemperaturen 4 bis 11 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 0 bis 6 Grad.
Die Wetteraussichten für morgen Sonntag wechseln bis stark bewölkt, gebietsweise Regen oder Regenschauer.
Im Osten und Süden längere sonnige Abschnitte.
West- bis Nordwestwind, Tagestemperaturen am Sonntag 4 bis 10 Grad.
Die Wetterforschung auf übermorgen, keine wesentliche Wetteränderung, etwas kühler als zuletzt.
Hier die Messwerte von 12 Uhr Mittag.
Wien wolkig 12 Grad, Westwind 25, Eisenstadt wolkig 13 Grad, Nordwestwind 20, St.
Pölten stark bewölkt 10 Grad, Linz bedeckt leichter Regenschauer 7 Grad, Westwind 35 Kilometer in der Stunde.
Salzburg bedeckt leichter Regen, 8 Grad, Innsbruck heiter 9, Westwind 30 Kilometer in der Stunde.
Bregenz stark bewölkt, 6 und Graz sowie Klagenfurt heiter bei 13 Grad.
Soweit die Wetterwerte und bevor wir zu den
In politischen Berichten kommen kurz eine Übersicht über die Verkehrs- und Lawinensituation im Westen Österreichs.
In Vorarlberg ist vom Urlauberverkehr vorläufig nichts zu spüren.
Das Verkehrsaufkommen hält sich im Rahmen der vergangenen Wochenenden.
Das Schlechtwetter dürfte viele Tagesausflügler abhalten.
Außerdem dürften die gestern verhängten Straßensperren bei den Urlaubern bekannt sein.
Abgeschnitten sind derzeit noch Gargellen im hinteren Montafon, sowie die Arlbergorte Stuben, Zürs und Lech.
Vom Arlberg hätten heute rund 5500 Gäste ab und etwa 7000 anreisen sollen.
Besonders problematisch ist die Situation für etwa 200 Gäste aus Übersee, die möglicherweise ihre Heimflüge versäumen.
Ein Abtransport per Hubschrauber ist derzeit aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse nicht möglich.
Urlauber, die für die Karwoche gebucht haben, wurden zum Teil telefonisch über die Straßensperren informiert und er sucht sich in tieferen Regionen, um Ausweichquartiere zu bemühen.
Wie lange die Straßensperren noch aufrechterhalten werden müssen, lässt sich nicht abschätzen.
Gegenwärtig ist die Lawinengefahr so groß, dass auch die Schneeräumungsarbeiten nicht aufgenommen werden können.
Die gestern zwischen Bludens und Langen von einer Lawine verlegte Adelberg Bahnlinie kann voraussichtlich im Lauf des Nachmittags wieder freigegeben werden.
In Tirol ist das von Verkehrsexperten prophezeite Chaos bis jetzt ausgeblieben.
Und das, obwohl es an diesem Wochenende zu einem Urlauberschichtwechsel kommt.
Feriengäste aus sechs deutschen Bundesländern sind bereits in der Vorwoche nach Tirol gekommen, manche reisen heute wieder zurück.
Zugleich gibt es an der Grenze Kufstein-Kiefersfelden einen starken Einreiseverkehr von Urlaubern aus fünf weiteren deutschen Bundesländern, in denen gestern die Osterferien begonnen haben.
Darunter auch bevölkerungsreiche Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg.
Derzeit herrscht auf der Inntal- und Brennerautobahn zwar Dichterverkehr, Behinderungen werden aber nur von den Bundesstraßen gemeldet.
So etwa vom Fernpass, dort gibt es Zeeflüssigen Kolonnenverkehr und von Nassereit, wo es zu Staunen kommt.
Die Verkehrsspitze dürfte aber erst am Nachmittag erreicht werden.
Unklar ist auch noch, wie sich die Situation auf jenen Straßenstückchen gestalten wird, auf denen es teilweise Sperren gibt, wie zum Beispiel am Arlberg, im Ötztal, im Kütai und im Stubeital.
Für schwedische Urlauber, die heute aus dem ebenfalls teilweise gesperrten Paznauntal heimreisen wollten, wurde inzwischen ein Hubschrauber-Abholdienst eingerichtet.
Die Schweden werden zum Innsbrucker Flughafen gebracht.
Ihre Chartermaschine muss den Abflug vermutlich um Stunden verschieben.
Berichterstatter waren Günther Platter und Christoph Seiler.
Zwölf Uhr und zehn Minuten ist es jetzt.
Einen solchen Polizeieinsatz hat Pressburg seit Menschengedenken nicht mehr erlebt, so schilderte Barbara Kudenhofe-Kalergi die Ereignisse der slowakischen Hauptstadt Bratislava im heutigen Morgenschanal.
Dort sollte ja gestern eine Kundgebung für mehr Religionsfreiheit in der Tschechoslowakei stattfinden, zu der die Organisatoren tausende Teilnehmer erwarteten.
Doch zwei Tage vor der angemeldeten Kundgebung wurde sie von der Polizei untersagt.
Nichtsdestotrotz fanden sich gut 2000 Menschen gestern in Bratislava, dem deutschen Pressburg, ein.
Die Polizei war mit Wasserwerfern aufgefahren und setzte Tränengas ein.
Pressburg gestern Abend in der Innenstadt.
Ein Hexenkessel von Wasserwerfern, Polizeiautos, ganzen Bataillonen von Polizisten in Uniform und in Zivil im Einsatz gegen etwa 2000 katholische Demonstranten.
Kerzen, Lieder, dann die gewaltsame Räumung des Hauptplatzes und Massenverhaftungen von Demonstranten, Zuschauern und auch von Journalisten.
Bis in die frühen Morgenstunden Dauerverhöre im Polizeipräsidium.
Angemeldet wurde die Manifestation von dem katholischen Mathematiker Dr. František Mikloško, der noch am Vortag festgenommen wurde und immer noch in Haft ist.
Seinen Mitstreiter, den Juristen Dr. Jan Czernogurski, eineinhalb Tage lang ebenfalls verhaftet, haben wir vor einer Stunde in Pressburg erreicht.
Erst einmal war es eine neue Form des Bürgerprotests hier in diesem Lande nach praktisch 40 Jahren.
Denn vorher gemeldete Demonstrationen von den Bürgern, wie auch von der Polizei,
gab es hier bis jetzt praktisch nie.
Falls es nur ein Anfang von ähnlichen Aktionen sein wird, dann wird die Regierung nicht mehr so frei über die Köpfe der eigenen Bürger handeln können.
Die Behörden sagen, das Ganze war ein Versuch einiger Mitglieder illegaler Strukturen, die Beziehungen zwischen Staat und Kirche zu stören.
Was sagen Sie dazu?
Wenn es nur ein Versuch von einigen wäre, dann wäre gestern dort nicht ein paar tausend Leute gekommen und andere waren wahrscheinlich vom Zukommen
Der öffentliche Verkehr war praktisch außer Betrieb gesetzt.
In der ganzen Stadt wurden die Autobusse aufgehalten, alle zur Ausweisleistung aufgefordert.
Und wie sieht Dr. Czernogorski die weitere Entwicklung?
Ich würde sagen, diese Manifestation muss man im Zusammenhang mit anderen Aktionen der Gläubigen sehen, und zwar die laufende Unterschriftsaktion,
Die hohe Zahl der Teilnehmer an Wahlfahrten in der Slowakei, das Ganze gibt den vor allem den gläubigen Bürgern, aber auch anderen Bürgern ein neues Selbstbewusstsein, das sich später, ich würde sagen, sehr konstruktiv in der weiteren Entwicklung dieser Gesellschaft zeigen kann.
Die tschechoslowakische amtliche Nachrichtenagentur GTK hat die Kundgebung einen Misserfolg für jene genannt, die die religiösen Gefühle der Bevölkerung missbrauchen und den Dialog mit dem Vatikan stören wollen.
Die slowakische Zeitung Nové Slovo meinte, die Religionsfreiheit sei nur ein Vorwand, um die Situation in der Tschechoslowakei zu destabilisieren und den politischen Klerikalismus wiederherzustellen.
Es wird betont, die offizielle Kirche habe die Manifestation verurteilt, was freilich nur für einige Aktivisten der regimennahen Priesterorganisation in der Slowakei, Partsem Interes, gilt.
Eins ist jedenfalls sicher, seit gestern ist die Lage im Lande nicht mehr die gleiche wie vorher.
soweit die Schilderung von Barbara Kudenhofe-Kalergi.
Wie Sie ja schon in den Nachrichten gehört haben, sind zahlreiche Journalisten festgenommen worden, unter ihnen auch das ORF-Team.
Neben Frau Kudenhofe saßen auch Otto Hörmann und Karl Stipsitz im Gefängnis.
Letzterer schildert das, was er dort erlebt und gesehen hat.
Die Demonstration der slowakischen Katholiken ist beendet.
In den Nebengassen des Platzes vor dem Nationaltheater jagen Spezialkommandos der Polizei mit weißen Helmen, Gummiknüppeln und Plastikschildern noch vereinzelt Demonstranten.
Vor unserem Fahrzeug mit Wiener Kennzeichen und ORF-Signe wartet ein Polizeiwagen.
Passaport.
Mitkommen.
Im Hof des Pressburger Polizeihauptquartiers treffen laufend Fahrzeuge mit Demonstranten ein.
Das Polizeigebäude ist ein schmuckloses, unfreundliches Haus aus der Zeit der Monarchie.
Über endlos wirkende Gänge, Treppen rauf, Treppen runter, werden wir geführt.
Auf einem nur schwach beleuchteten Gang im Erdgeschoss stehen Dutzende verhaftete Demonstranten, mit dem Gesicht zur Wand.
Sie dürfen nicht sprechen.
Es sind viele junge Leute darunter, kaum einer macht den Eindruck, als habe er nur des Randalierens wegen an der Demonstration teilgenommen.
Ihre Gesichter sind ernst, aber nicht aggressiv.
Sie scheinen mit der Festnahme gerechnet zu haben.
Auch die slowakische Polizei hat mit vielen Festnahmen gerechnet.
Alles ist gut vorbereitet.
Wir werden in einen großen Saal geführt.
An der Wand eine große tschechoslowakische, dahinter eine sowjetische Fahne.
Darunter eine Parole.
Ein Rednerpult steht da.
Geschmückt ist es mit einem roten Stern und Hammer und Sichel.
Hätte ich diese hässliche Dekoration in einem westlichen Film gesehen, ich hätte sie für übertrieben und unwirklich gehalten.
Eine halbe Stunde warten sie es vorüber, über dieselben Gänge geht es in die kriminalistische Abteilung.
Die Verhafteten sind inzwischen immer mehr geworden.
Zu einem Großteil sind es nun Männer, man kann sie sich als Lehrer, Angestellte oder brave Familienväter vorstellen.
Österreichische Journalisten werden in die slowakische Verbrecherkartei aufgenommen.
Ein Foto von der Seite, darunter ein Schild.
Bratislava, 26.03.1988.
Ein Foto von vorne und halb rechts.
Geschwärzte Finger werden auf Karteikarten gedrückt, eine genaue Personenbeschreibung angefertigt, die Daten des Reisepasses eingetragen.
Die Formalitäten sind erledigt.
Vier österreichische Journalisten werden in einen Konferenzraum gebracht.
Auch hier schmücken einige kommunistische Symbole die grauen Wände.
Wir warten eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden.
Es darf nicht geraucht werden.
Um Mitternacht, fünf Stunden schon sitzen wir im Polizeigebäude, beginnt das offizielle Verhör.
20 Fragen sind fein säuberlich auf einem Blatt Papier festgehalten.
Auch auf die Vernehmungen hat sich die politische Polizei minutiös vorbereitet.
Woher wissen Sie?
Wo haben Sie von der Demonstration erfahren?
Wer hat Ihnen davon erzählt?
Warum sind Sie gekommen?
Was haben Sie gesehen?
Was haben Sie getan?
Wie viele Leute waren anwesend?
Die Polizisten lassen immer wieder erkennen, dass sie die Manifestation slowakischer Katholiken für eine vom Westen gesteuerte Aktion halten.
Die tschechoslowakische Propaganda hat es ihnen wochenlang eingeredet.
Im Nebenraum wird ein junges Mädchen verhört, sie weint krampfartig.
Der Polizist schreit mit ihr, dann widerredet er beruhigend auf sie ein.
Weinend wird sie weggeführt.
Immer neue Manifestanten treffen ein.
Es dürfen 150 bis 200 Personen gewesen sein.
Die Polizei bemüht sich offenbar, alle Störer ihrer Ordnung in einer großen Kartei zu erfassen.
Es ist halb zwei geworden.
Langsam, ganz allmählich wird es ruhig in diesem großen Haus.
Die wenigen Schritte verhallen, die vielen jungen Polizisten langweilen sich.
Keiner kann und will uns erklären, warum wir hier noch warten müssen.
Die Reisepässe bekommen wir noch immer nicht ausgehändigt.
Die Polizisten werden unangenehm und versuchen uns mit kleinen Remplereien zu provozieren.
Um halb drei schließlich dürfen wir die Polizeistation verlassen.
Acht Stunden haben wir gewartet.
Wir sind müde.
Fast hätten wir Danke oder Auf Wiedersehen gesagt.
eine Schilderung von Karl Stiepschitz.
Seit Wochen sorgt die Bewegung für die Eingliederung der Region Bergkarabach zum Gebiet Armeniens für Unruhe in der Sowjetunion.
Die Kreml-Führung hat nun nach anfänglichem Einlenken 15.000 Milizsoldaten aus Aserbaidschan in die umstrittene Region entsandt.
Das gab jedenfalls der Bürgerrechtskämpfer Andrei Sacharow, ging über dem deutschen Fernsehen an.
Sacharow schilderte, die Soldaten gingen von Haus zu Haus und warnten davor, heute zu streiken.
Welche Lösungsmöglichkeiten es gibt und wie sich die Situation in Moskau darstellt, das hören Sie nun von Christian Schüller.
Der Anruf kam früh am Morgen.
Am Telefon meldete sich eine aufgeregte Stimme, kaum zu hören unter heftigem Rauschen der Leitung.
Es war ein Gespräch aus Yerevan.
Die Großgrundgebung am Theaterplatz, die für heute geplant war, sei abgesagt worden, sagte der Anrufer.
In der Stadt patrouillierten Militär und Polizei.
Das Karabach-Komitee sei von den Behörden aufgelöst worden.
800 Aktivisten, nach Angabe des Anrufers, unter Hausarrest gestellt.
Die neue Losung lautet daher, alle zu Hause bleiben, Yerevan zur toten Stadt machen.
Mitten im Satz wurde das Gespräch abgeschnitten.
Ein technisches Gebrechen, das in den letzten Tagen in der Sowjetunion um sich gegriffen hat.
Dennoch ist es Mitgliedern der armenischen Nationalbewegung heute gelungen, einen großen Teil der ausländischen Presse in Moskau zu erreichen.
Die Anrufer verlesen jeweils einen kurzen Text, der erklären soll, warum die Demonstration abgesagt wurde.
Schon kleine Gruppen von Passanten würden sofort auseinandergetrieben.
An eine öffentliche Versammlung sei nicht einmal zu denken.
Die Anrufer nennen keinen Namen und bisher war es nicht möglich, Mitglieder des bisherigen Organisationskomitees der Karabach-Bewegung zu erreichen.
Möglicherweise bedeutete Hausarrest, dass auch ihre Telefonleitungen für heute stillgelegt wurden.
Aber die Nachricht über die Absage der Demonstration stimmt mit dem Überreihen, was in den vergangenen Tagen aus der armenischen Hauptstadt zu erfahren war.
Die sowjetischen Behörden werden nicht zulassen, dass sich die Massenproteste vom Februar wiederholen.
Die damaligen Demonstrationen in den Yerevaner Straßen bleiben also vorerst einmalig in der Geschichte der Sowjetunion.
Bewegungslose Ruhe dürfte auch in den Städten der umstrittenen Bergprovinz Karabach herrschen.
Auch dort sollte es heute zu neuerlichen Demonstrationen kommen,
Auch dort wurde in den letzten Tagen die Präsenz der Sicherheitskräfte verstärkt.
In der Hauptstadt von Karabach, Stepanakert, sollen tausende Milizionäre aus Aserbaidschan stationiert worden sein, berichten Moskau-Dissidenten.
Die sowjetischen Behörden wollen das nicht bestätigen, geben aber zu, dass es in allen Städten Armeniens und Karabachs Polizei- und Militärpatrouillen gebe.
Der gewaltige Aufmarsch der Sicherheitskräfte kann für heute die Demonstranten abschrecken, aber die Unruhe unter den Armeniern dürfte damit nicht erstickt sein.
Armenische Aktivisten bereiten sich auf einen langen Kampf vor, in dem sie alle Mittel des passiven Widerstands ausschöpfen wollen.
Dabei wird die Polarisierung zwischen gemäßigterem und radikalerem Flügelschimmer schärfer.
Es fällt das Wort Verräter, wenn von den führenden Persönlichkeiten des sogenannten Ältestenrats die Rede ist, jener Gruppe, die noch im Februar an der Spitze der Bewegung stand.
Der Schriftsteller Soyabalayan, der im Namen der Armenier mit Gorbatschow verhandelt hat, hat sich offenbar viele Feinde gemacht, als er sich vor zwei Tagen
gegen weitere Proteste und für einen Dialog mit Moskau ausgesprochen hat.
Es sei die Zeit nicht reif, eine Konfrontation zu suchen, argumentierte er.
Vernünftiger wäre es, die Beschlüsse des angekündigten ZK-Plenums zur Nationalitätenfrage abzuwarten.
In den Augen vieler Mitglieder der Basiskomitees kommen diese Appelle zur Mäßigung aber einer Kapitulation gleich.
Die Militärhubschrauber über Yerevan bestärken längerfristig die Gegner einer versöhnlicheren Politik.
Kurzfristig könnte Michael Gorbatschow aber einen Erfolgerungen haben.
Wenn es gelingt, am heutigen Tag Blutvergissen zu vermeiden und ein Bild der äußeren Ruhe und der Ordnung aufrechtzuhalten, dann ist vorerst die Rechnung des Kreml-Schiffs aufgegangen, zuerst eine einmonatige Atempause auszuhandeln und dann zu versuchen, die Bewegung zu spalten.
Mit kleinen Gruppen von Oppositionellen kann Moskau im Notfall mit den bisher geübten Mitteln der Repression fertig werden.
Gefährlich wurde die Lage für den Kreml, als die Bewegung auch auf die große schweigende Mehrheit überschwappte, als Hunderttausende von Lehrern, Sekretärinnen und Arbeitern
zum ersten Mal ihre Ängstlichkeit überwanden und mitdemonstrierten, als wäre das in der Sowjetunion ein Ding der Selbstverständlichkeit.
Diese Welle, die nicht aufhört, ihre Kreise zu ziehen, die wollte die Parteiführung stoppen, mit einer Kombination aus Polizeimethoden und Politik.
Denn wer sich aus dem Kampf um Karabach zurückziehen will, kann das jetzt tun, ohne ganz das Gesicht zu verlieren.
Immerhin, so sagen die gemäßigten Führer, habe die Bewegung ja eines ihrer Hauptziele bereits erreicht.
Moskau hat Reformen für Karabach zugesagt.
Das war ein Bericht von Christian Schüller und jetzt, acht Minuten vor halb eins, kommen wir nach Österreich und hier zu dem auch als Elefantenhochzeit bezeichneten Deal der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.
Sie hat ja, nachdem sie 45 Prozent der Kronenzeitung gekauft hat, nun ebenso viel Prozentanteile am Kurier erworben.
Was die Zeitungskommentatoren heute dazu meinen, hat Franz Simbürger in der folgenden Presseschau zusammengefasst.
Mit Schlagzeilen wie «Spätes Erwachen – Gesetz gegen Zeitungskartell» oder «Überrumpelte Koalition will im Nachhinein vorbeugen» gehen heute die österreichischen Tageszeitungen noch einmal auf das Engagement der deutschen WAZ-Gruppe am österreichischen Zeitungsmarkt ein.
Tenor der Kommentare, jene Politiker, die jetzt über die Gefahren einer zu großen Zeitungskonzentration klagten, hätten dies selbst durch Versäumnisse in der Vergangenheit mitverschuldet.
So etwa schreibt Hermann Polz in den Oberösterreichischen Nachrichten, mit einem Kartellgesetz werde nun versucht, wenigstens vorzubeugen, weil rückwirkend nichts mehr zu ändern sei.
Das fügt zum Schaden noch den Spott hinzu, wenn auch ungewollt und nur aus Hilflosigkeit.
Ginge es nicht um die Demokratie, müsste man sagen, Recht geschieht solchen Politikern, wenn sie eines Tages statt von verschiedenen Zeitungen verschieden bewertet und kritisiert zu werden, mit einer einzigen Konzernknote durch das Land getrieben werden.
Im Zentralorgan der KPÖ, in der Volksstimme, liest man in einem mit UP gekennzeichneten Kommentar ähnliches.
Heute, da das Kind in den Brunnen gefallen ist, rufen sie nach einem Kartellgesetz und nach einer wirksamen Förderung rheinösterreichischer Zeitungen.
Nein, man kann den Regierungsparteien ihren plötzlichen Patriotismus nicht abnehmen.
Sind sie es doch, die den Österreichern Tag für Tag einreden, dass unser Land europareif gemacht werden muss.
Da sollen sie sich nicht wundern, wenn die EG beginnt, ihre Kinder zu fressen.
Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt verlangt Peter Klar aktive Unterstützung für heimische Zeitungen durch Politik und Wirtschaft.
Und Klar schreibt, Im SPÖ-Organ Neue RZ warnt Herbert Lackner vor einer Schlacht zwischen finanzkräftigen und finanzschwachen Zeitungen.
Und Lackners Schlussfolgerung?
Erschrocken unter Mennetekelrufen wird das bürgerliche Lager das Gemetzel beobachten und es wird ihm wohl auch dann noch nicht klar geworden sein, dass dies alles die Folge seines Unvermögens ist, die eigenen heimischen Zeitungskonzerne in Ordnung zu halten.
Dass auch die Sozialisten keine besonders geschickte medienpolitische Hand bewiesen haben, ist dann kein Trost.
Vor übertriebener Angst warnt Thomas Korherr in seinem Leitartikel in der Tageszeitung die Presse.
Aber auch er hält den Politikern Versäumnisse in der Vergangenheit vor und schreibt, wenn jetzt Politiker aller Couleurs plötzlich an die Brust schlagen und reumütig die fehlende Medienpolitik beschwören, meint man Krokodilstränen zu sehen.
Man nimmt die Gazetten offenbar erst zur Kenntnis, wenn sie einem zu entgleiten drohen und hat noch vor kurzem die Presseförderung einhellig zusammengestutzt.
Richard Nimmerrichter, der Staberl in der Kronenzeitung, geht in seiner Kolumne auf die gestrige Äußerung des Publizistikprofessors Gottschlich ein, der Staat möge Maßnahmen zur Sicherung der Meinungsvielfalt setzen.
Staberl stellt die Frage, wozu eine angebliche Meinungsvielfalt gut sein sollte, die von den Lesern durch Nichtkauf gewisser Zeitungen schon seit jeher eindeutig genug abgelehnt worden ist.
Ganz anders Gerhard Steininger in den Salzburger Nachrichten.
Er will Meinungsvielfalt durch ein auch rückwirkendes Kartellgesetz gesichert sehen.
Wer zwischen Hirn und den anderen Körperteilen wählen will, der wird verstehen, worum es eigentlich geht.
Im Kurier schließlich wird in einem mit MM gekennzeichneten Kurzkommentar auf Seite 1 eine Garantie für die Unabhängigkeit der Zeitung trotz der WAZ-Beteiligung abgegeben.
Kurierleser kennen die Redaktion.
Sie wissen, dass sie stets ihren eigenen Weg gegangen ist und nicht den einer Partei, einer Richtung, einer Gruppe.
Und so wird es auch bleiben.
Wir garantieren es.
Das war die heutige Inlands-Presseschau.
Es ist jetzt 12.27 Uhr, drei Minuten vor halb eins.
Im Journal zu Gast ist heute der Vorarlberger Landeshauptmann Dr. Martin Purcher.
Purcher steht seit acht Monaten an der Spitze der Vorarlberger Landesregierung.
Er folgte auf den langjährigen Landeshauptmann Kessler.
Vorher war Purcher zwölf Jahre lang Landtagspräsident und im Zivilberuf Manager eines Großbetriebes.
Er war Generaldirektor von Jakobsischau Österreich und als solcher Herr über 1100 Mitarbeiter und einem Jahresumsatz von mehr als drei Milliarden Schilling.
Mit der Wahl zum Landeshauptmann hat der 60-Jährige nun endgültig den Wechsel von der Wirtschaft in die hohe Politik vollzogen.
Mit Vorarlbergs Landeshauptmann sprach Ulrich Brunner.
Herr Landeshauptmann, Sie werden oft mit Bundeskanzler Wranicki verglichen, was den Werdegang betrifft, nämlich von der Wirtschaft in die Politik.
Fühlen Sie sich durch diesen Vergleich geschmeichelt oder haben Sie da Einschränkungen anzubringen?
Ich glaube, dass die Tatsache, dass wir beide aus der Wirtschaft in die Politik gingen, zeugt von Parallelen.
Sicher ist es schmeichelhaft, mit einem Bundeskanzler verglichen zu werden.
Ich masse mir aber nicht an, dieselben Fußstapfen zu haben.
Es gibt da noch eine Parallele.
Der Umstieg von der Wirtschaft in die Politik ist mit persönlichen Einkommensverlusten verbunden gewesen.
Ich nehme an, das war bei Ihnen genauso wie bei Bundeskanzler Franziski.
Warum sind Sie dann trotzdem in die Politik gegangen?
Es war sicher mit Einbußen im Finanziellen verbunden.
Wenn ich es dennoch tat, so war dies ein Nachgeben gegenüber dem Drängen mancher Freunde.
Und es war auch die Überlegung, dass man doch eine gewisse Sozialverantwortung hat.
Wenn es einem, wie mir, eigentlich im Leben recht gut ergangen ist,
sollte man wenigstens einige Jahre noch auch jenseits von Soll und Haben tätig sein.
Herr Landeshauptmann, es gibt unter Unternehmen sehr oft die Meinung zu hören, die Wirtschaft würde schon funktionieren, wenn die Politik sich nicht einmischen würde.
Gehört das auch ein bisschen zu Ihrem politischen Credo?
Mein politisches Credo ist im politischen Bereich die Abwägung dessen, was es zu verändern gilt, was ist verbesserungsfähig und was es zu bewahren, zu erhalten gilt, wo es vor allem um Werte geht.
Die Wirtschaft hätte natürlich gerne, und das ist durchaus verständlich, eine Anpassung der Rahmenbedingungen an die Bedürfnisse des Marktes.
und möchte eine möglichst große Freiheit im Wirtschaftlichen agieren.
Also die Politik beschränkt auf die Rahmenbedingungen.
Politik beschränkt auf die Rahmenbedingungen, wobei heute auch, glaube ich, in der Wirtschaft selbst alle Unternehmer erkennen,
dass der Staat sehr wohl auch die Aufgabe hat, hier dem sozialen und ökologischen Aspekt auch entsprechend Rechnung zu tragen in den zu schaffenden Rahmenbedingungen.
Wesentlich ist eine Gleichbehandlung der einzelnen Teilnehmer am Markt, sei das nun also Privatwirtschaft oder Verstaatlichte beispielsweise.
Es ist bei Unternehmen schon sehr oft eine Politikfeindlichkeit zu bemerken.
Ihre Meinung dazu?
Es ist dies vielleicht noch ein sehr starkes Relikt aus dem Nachtwächterstaat, aus dem Manchester-Liberalismus, wo man sagte, wir wollen völlige Freiheit vom Staat, absolute Trennung.
Dazu kommt aber auch sicher,
eine gewisse Ächtung von Unternehmern in der Vergangenheit.
Man hat sie, glaube ich, allzu oft als Steuerhinterzieher und Rennstahlbesitzer und weiß ich was alles, apostrophiert, was auch nicht gerade einladend ist für die Unternehmer, sich in die politische Arena zu begeben.
Dennoch glaube ich, dass es wichtig wäre, dass Führungskräfte und auch Eigentümer, Unternehmer, ich möchte diese Unterscheidung treffen, obwohl beide unternehmerische Aufgaben haben, dass diese Gruppen sich in der Politik betätigen, weil sie in ihrem Agieren unabhängiger sind als manche andere, die dann von der Politik ausschließlich leben müssen.
Ganz allgemein gefragt, darf man Sie einen Konservativen nennen oder protestieren Sie da?
Ich würde mich, obwohl ich das Schema nie gerne habe, eher als liberal-konservativ bezeichnen, weil ich unter liberal nicht nur jetzt die persönliche, wirtschaftliche Freiheit verstehe, sondern auch die geistig-kulturelle Freiheit im Sinne der Toleranzidee, die ich für besonders wichtig halte.
Als konservativ deshalb, weil ich mich zu einem christlichen Menschenbild bekenne, das auf der Achtung der Würde der Person beruht und daher zu den Grundwerten der Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität führt.
Herr Landeshauptmann, Sie sind in den Zeitungen in der letzten Zeit mehrmals als bundespolitische Hoffnung der ÖVP bezeichnet worden, haben aber auf entsprechende Fragen immer wieder gesagt, meine Grenze, meine geopolitische Grenze ist der Arlberg.
Ist das Koketterie oder die Angst vor Innerösterreich, wie in Vorarlberg Ostösterreich genannt wird?
Ich darf den Nachsatz vorwegnehmen, ich habe keinerlei Angst vor Innerösterreich.
Ich bin sehr gerne in Wien.
Zwei meiner Töchter studieren hier.
Ich hatte in meinem Berufsleben fast wöchentlich einmal in Wien zu tun.
Ich habe mich hier auch, darf das offen sagen, sehr wohl gefühlt, war auch oft in Salzburg, aber auch in Niederösterreich beruflich.
Es ist keine Koketterie, wenn ich sage, ich kenne meine Grenzen.
Ich weiß auch nicht, wer diese Idee hatte.
Offenbar kennt er meine Schwächen noch nicht, der dies gemeint hat.
Und ich kann nur sagen, warten Sie die Zukunft ab und dann wird sich meine Fehlerhaftigkeit erweisen.
Diese Idee ist offensichtlich aufgetaucht, weil natürlich immer wieder eine Personaldiskussion über Parteiobmann Mock hochkommt.
Nun hat Dr. Mock erst jetzt wieder gesagt, er kandidiert 1989 auf den Parteitag.
Halten Sie das für richtig, dass Dr. Mock gegen Wramitzki antritt bei den nächsten Wahlen?
Ich möchte dazu konkret nicht Stellung nehmen.
Die Entscheidung darüber werden die zuständigen Parteigremien beim Parteitag im kommenden Jahr zu treffen haben.
Ich schätze persönlich Mock und würde nie die Vermessenheit haben, gegen ihn anzutreten.
Unabhängig davon, ob Sie persönlich antreten wollen, glauben Sie, dass es richtig ist, sich schon jetzt festzulegen?
Nein, deswegen sage ich auch, die Entscheidung ist dann zu treffen, wenn sie zu treffen ist.
Und da geht noch einiges durch die Donau.
Herr Landeshauptmann, noch einmal kurz zurück zu dem, was Sie vorhin gesagt haben, dass Sie sich in Wien recht wohl fühlen.
Nun, in Vorarlberg gibt es ja schon Menschen, die ein Feindbild Wien hegen und pflegen.
Man hat manchmal den Eindruck, könnten Sie einmal sagen,
Wie sehen denn Sie dieses Bild Wiens aus Faralbergers Sicht?
Das von Ihnen vorhin aufgezeigte Bild aus dem Westen Österreichs oder insbesondere Faralbergs gegenüber Wien ist sicher nicht ein allgemeines Bild.
Das sind vereinzelte, ich möchte mal sagen engstirnige, die die Hauptstadt nicht kennen.
Der allgemeine Eindruck, glaube ich, der Vorarlberger gegenüber Wien ist zwar kritisch, aber sie sind auch gegenüber sich selber sehr kritisch.
Es ist dies einfach auf die Tatsache zurückzuführen, dass Vorarlberg schon mehr als ein halbes Jahrtausend die volle Freiheit der Bürger und Bauern kannte, keine Leibeigenschaft mehr, und dass sie daher einen enorm wachen republikanischen Geist haben,
Und vor allem gegen alles, was irgendwie mit unökonomischem Denken oder gar Verschwendung zu tun hat, geradezu allergisch reagieren.
Darauf beruht auch vielfach die Äußerung, ja, da unten wird viel Geld nicht zwickmäßig angewandt, um nicht zu sagen, verschwendet.
Und das führt dann zu diesen kritischen Äußerungen.
Das sagt aber nichts über die Grundeinstellung der Fradelberger gegenüber Wien.
Ich weiß, man wirft uns Fradelbergern die Volksabstimmung vom Juni 1919 immer wieder vor, als mehr als 80 Prozent den Anschluss an die Schweiz wollten.
Es wird aber vergessen bei diesem Vorwurf, dass wir eigentlich verkappte Schweizer wären, was absolut nicht stimmt.
dass man im Nachbarland Tirol und auch in Salzburg Abstimmungen durchgeführt hat, die mit mindestens gleichen Mehrheiten den Anschluss an Deutschland votierten.
Also man hatte damals ja in Vorarlberg eigentlich nur die Wahl, Anschluss an Deutschland oder die Schweiz.
Also die Vorarlberger sind in Ihren Augen gute Österreicher?
Die Vorarlberger sind nach meiner Meinung hinsichtlich der Einstellung
zu patriotischen Gefühlen, wenn man dieses Wort überhaupt gebrauchen will, den anderen nicht nachstehend.
Aber sie sind kritische Bürger, weil sie auch selbstkritisch sind.
Dürfen sie es, glaube ich, auch sein.
Diese Kritik richtet sich dann offensichtlich eher gegen die Zentralstellen und nicht so sehr gegen Wien.
Die sitzen halt in Wien, nicht?
Sie sagen das richtig.
Die Zentralbürokratie ist immer wieder die Herausforderung für die Fradelberger, die genauso auch gegen eine überbordende Landesverwaltung zu Feld ziehen.
Nicht nur gegenüber einer Bürokratie in Wien.
Sie haben nur bei uns, glaube ich, wenig Anlass.
Aber sie zögern dennoch nicht, auch vor einer innerzugroß erscheinenden Kommunalverwaltung zu Feld zu ziehen.
Man sagt den Vorarlbergern unter anderem nach, dass sie sagen zuerst Vorarlberg, dann Österreich.
Stimmt das so?
Das ist absolut richtig, ist aber absolut nach meinem Dafürhalten ähnlich wie bei allen anderen Ländern.
Auch der Tiroler wird sagen zunächst mein Tirol und dann Österreich.
Ich glaube, das ist einfach die Verbundenheit mit der engeren Heimat, die immer Priorität haben wird gegenüber dem gemeinsamen Vaterland.
Man muss vielleicht bei der Beurteilung der Fradelberger aus der Sicht der übrigen Österreicher einfach einmal zur Kenntnis nehmen, dass wir von uns aus gleich weit haben nach Paris, wie nach Düsseldorf oder nach Genua, wie nach Wien.
Wir liegen nun einmal geopolitisch so weit entfernt.
Das formt und prägt die Menschen an, dass dazu kommt, dass wir die einzigen Alemannen Österreichs sind.
Und auch die Alemannen in Deutschland sind eine Volksgruppe, die sich, siehe auch die letzten Wahlen wiederum, zwar verhältnismäßig liberal-konservativ, möchte ich auch betonen, im Wahlverhalten betätigen,
aber durchaus nicht immer konform gehen mit der Zentrale in Bonn.
Und die daher auch als nicht besonders autoritätsgläubig erscheinen, da wissen wir uns im gleichen Boot.
Wenn Sie als Landesvater einen Wunsch an die Bundesregierung hätten, so einen einzigen Wunsch, was würden Sie sich denn da an erster Stelle wünschen?
eine konsequente Fortsetzung der
Sanierungsmaßnahmen.
Ich glaube, wir sollten alle Vorbereitungen treffen, damit wir möglichst bald den Beschluss fassen können, auf der Bundesebene der Regie beizutreten.
Ich halte das für die wichtigste Zukunftsentscheidung überhaupt Österreichs.
Eine Entscheidung, die wahrscheinlich Generationen beeinflussen wird.
und möchte der Hoffnung einen Ausdruck geben, dass man endlich aus dieser Vergangenheitsbewältigung der letzten Monate nun zu einer Zukunftsgestaltung übergeht.
Denn dort werden die Weichen gestellt für die Zukunft unserer Kinder.
Und da gilt es sehr wohl und gründlich zu überlegen,
Was nun für Österreich besser ist?
Die Integration in diesen großen 320 Millionen Menschen umfassenden europäischen Binnenmarkt oder die Isolation?
Ich persönlich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich
bei einem Ausschluss aus der Regie, also der Isolation, unabsehbar negative Folgen für Österreich, nicht nur für die Wirtschaft, sondern für den Wohlstand und für alle Lebensbereiche erkenne.
Und daher bin ich ein Vorkämpfer für einen Beitritt zur Regie.
Spricht da jetzt aus Ihnen der Manager und der Vorarlberger, der eben nach Westen auch schaut, viel stärker?
Ich glaube, man kann das eine vom anderen nicht trennen.
Schauen Sie, Vorarlberg hat jeden zweiten Schilling, den es an Gütern erwirtschaftet, zu exportieren.
84 Prozent von diesem Export geht in die EEG.
Zwei Fünftel, also gut 40 Prozent unserer Arbeitsplätze, sind bei einer negativen Entscheidung gegenüber der EG negativ tangiert.
Ich glaube, das sagt alles über die Notwendigkeit, wie man aus westlicher Sicht die Perspektiven EG-Beitritt oder nicht beurteilt.
Ich danke für das Gespräch.
Dr. Martin Purtscher, der Landeshauptmann von Vorarlberg, war heute bei Ulrich Brunner im Journal zu Gast.
In der Nacht auf heute wurde Ex-Verteidigungsminister Helmut Grünes, derzeit Nationalratsabgeordneter der Freiheitlichen Partei, zum Spitzenkandidaten der niederösterreichischen FPÖ für die Landtagswahlen in diesem Bundesland im Herbst gekürt.
Bisher wollte die niederösterreichische FPÖ mit vier Kandidaten, je einem pro Landesviertel, in den Wahlkampf ziehen.
Eine erweiterte Landespartei-Leitungssitzung, die unter Teilnahme von FPÖ-Bundesparteiobmann Jörg Haider in den Nachtstunden in der Nähe von St.
Pölten stattfand, entschied aber anders.
Dieter Gettler berichtet.
Die Begründung, gerade in Niederösterreich benötige man einen Wirtschaftsfachmann und die finanziellen Mittel der FPÖ erlaubten es nicht, vier Kandidaten gleichermaßen der Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Die Entscheidung für Grünes sei von den 100 Teilnehmern der erweiterten Landesparteileitungssitzung praktisch einstimmig getroffen worden.
Der Niederösterreich-Bezug für den neugekürten Spitzenkandidat ergibt sich aus seiner langjährigen Manager-Tätigkeit für niederösterreichische Firmen, seiner ebenfalls langjährigen Mitgliedschaft bei der niederösterreichischen FPÖ sowie in der Niederösterreichischen Handelskammer und aus dem Umstand, dass seine Mutter aus Klosterneuburg stammt.
An und für sich ist der 47-jährige Helmut Grünes Tiroler.
Frage an FPÖ-Landesparteiobmann Harald Ofner, er begleitet dieses Amt seit zwölf Jahren, ob er sich mit Grünes sozusagen den eigenen Nachfolger geholt habe.
Darauf Grünes.
Politik wird häufiger als eine Auseinandersetzung von Menschen.
gesehen.
In der Politik gibt es aber auch manchmal das Umgekehrte.
Es gibt in der Politik auch wirkliche Freundschaften.
Und nachdem ich mit Harald Ofner seit Jahren ein so gutes freundschaftliches Verhältnis habe, garantiere ich, dass es keinem gelingt, mit dem Verhältnis Ofner-Grünes ein Spiel zu spielen.
Frage an Ofner.
Grünes sei also sozusagen ein Adoptivsohn und kein Kuckucksei.
Antwort.
Er ist ein
politischer Bruder.
Der nächste Landesparteitag der FPÖ Niederösterreich soll in zwei Monaten in Berchtholzdorf stattfinden.
Nach diesem Bericht von Dieter Gettler kommen wir jetzt, eine Minute vor dreiviertel eins, wieder ins Ausland.
In der südnikaraguanischen Grenzstadt Sapor wurde das zustande gebracht, wonach sich die vom Bürgerkrieg heimgesuchte Bevölkerung seit sechs Jahren sehnt.
Ein 60-tägiger Waffenstillstand zwischen den Sandinisten und den Contras als Auftakt für einen vielleicht dauerhaften Frieden.
Der neun Punkte umfassende Friedensplan beinhaltet auch, dass die von den Vereinigten Staaten unterstützten Contras nur mehr humanitäre Hilfe annehmen.
Dieser Beschluss brachte und bringt natürlich die Gegner und Befürworter der Militärhilfe für die Contras in Zugzwang.
Wie sehr die Fäden für das Mittelamerikangagement in Washington zusammenlaufen und welche Machtkämpfe in dieser Beziehung zwischen Senat und Repräsentantenhaus ausgefochten werden, das schildert Klaus Emmerich im folgenden Beitrag.
Dass Nicaragua von den USA schon in den nächsten Tagen 40 Millionen Dollar Wirtschaftshilfe erhält, das sind an die 500 Millionen Schilling, zugunsten beider bisher streitenden Parteien im blutigen siebenjährigen Bürgerkrieg, dass also Sandinisten und Contras in neugewonnener Gemeinsamkeit an den Wiederaufbau ihres gebeutelten Landes mit Hilfe des amerikanischen Steuerzahlers herangehen, rückt absolut in den Bereich des Möglichen.
Nach dem Waffenstillstand im Bürgerkrieg von Nicaragua wird
Vielerlei möglich, was noch vor wenigen Tagen unmöglich erschien.
Da braucht vielleicht nur Daniel Ortega, der vielseitige Präsident Nicaraguas, das zu tun, was er in den letzten Wochen und Monaten öfter tat, nämlich mit Jim Wright in Washington telefonieren.
hat doch der selbstbewusste Lateinamerikaner mit dem Public-Relation-Geschick eine Situation entstehen lassen, die die amerikanische Außenpolitik seit Menschengedenken fahlweise bestimmt, dass nämlich auf dem Kapitol Entscheidungen eingefädelt, angebahrt und durchgesetzt werden, während die jeweilige Administration das Nachsehen hat.
So ist es momentan auch im Fall Nicaragua.
Da erweist sich der mächtige Parlamentspräsident Jim Wright von der Demokratischen Partei nicht nur als der beste Lobbyist eines friedferntigen Daniel Ortega, da lässt dieser Parlamentspräsident in seinem Stab von drei Dutzend Mitarbeitern, darunter mehrerer Lateinamerika-Experten, regelrecht Diplomatenarbeit leisten.
Im Kampf um politische Inhalt und Stil zwischen Parlamentspräsident Wright und Präsident Reagan, also zwischen dem Kapitol und dem Weißen Haus, war einmal der eine, einmal der andere oben.
Zuerst scheiterte Reagan mit einem Hilfspaket über 30 Millionen Dollar, dann platzte ein Hilfspaket von Wright in ähnlicher Größenordnung.
Schließlich entschloss sich die Regierung Reagan, 3.200 falsche Wege und Sturmtruppen überraschend nach Honduras zu entsenden, um den Kontras zu helfen.
während gleichzeitig der Parlamentspräsident der USA, Sandinisten und Kontras bedrängte, sich endlich Auge im Auge zusammenzusetzen und wie inzwischen geschehen auf Frieden hinzuarbeiten.
Nun geht der Außenpolitiker reit auf dem Kapitol zu Washington einen Schritt weiter.
Er drängt darauf, Nicaragua als ganzem US-Wirtschaftshilfe in der genannten Größenordnung von einer halben Milliarde Schilling zugutekommen zu lassen.
Mancherlei deutet darauf hin, dass diese Soforthilfe noch vor Ostern vom amerikanischen Kongress flüssig gemacht und damit eine ebenso großzügige wie ungewöhnliche Aufbauhilfe geleistet wird.
Da gleichzeitig jene 3.200 GIs Honduras nach ihren dortigen Manövern wieder verlassen, ist das symbolhafte Beispiel perfekt, das zeigt,
Wer in Washington außenpolitisch gelegentlich das Sagen hat, nämlich nicht die Administration, nicht das Weiße Haus, nicht das US-Außenministerium, sondern im Extremfall 535 Außenpolitiker auf dem Kapitol, das sind 435 Mitglieder des Repräsentantenhauses und 100 Senatoren.
Sie und Ihre Ausschüsse bilden Macht, haben Macht und benutzen Macht.
Je nach Ideenkraft, Initiative und außenpolitischer Interessenslage steht dagegen die jeweilige Administration gleichsam daneben.
Schwach, routinemäßig, abhängig und in ihrer Wirkung begrenzt.
Vor allem in Zeiten auslaufender Präsidentschaft, wie jetzt unter Ronald Reagan, und wenn Vorwahlen anstehen, zeigt sich die Machtverlagerung weg vom Weißen Haus.
hin zum Kapitol.
Dann geht ohne Senat und Repräsentantenhaus in Washington so gut wie nichts mehr.
Es bieten sich unter außenpolitisch interessierten und versierten Kongressmitgliedern ganz andere, manchmal neue, jedenfalls wirksame Kräftekonstellationen, arbeitstechnisch unterstützt durch die Tatsache, dass das Dutzend Senatoren und etwa zwei Dutzend Mitglieder des Repräsentantenhauses, die an Außenpolitik wirklich interessiert sind,
über erstklassige Mitarbeiter verfügen.
Zwischen 10 und 20 Staatsmitgliedern arbeiten diesen Parlamentariern jeweils zu.
Vor diesem Hintergrund zeigt das Lehrbeispiel in Caragua, warum ausländischen Potentaten, einfachen Besuchern oder auch Neuankömmlingen unter den Diplomaten von altgedienten Washingtonians der gut gemeinte Rat erteilt wird, bei den unentbehrlichen Kontakten auf dem Kapitol zumindest ebenso viel Zeit und Kraft aufzuwenden wie für die Referenten in der Administration, denn der Kongress schafft schließlich an.
Das war ein Beitrag von Klaus Emmerich aus Washington.
Elf Minuten vor 13 Uhr steht jetzt ein Kulturbericht auf dem Programm des Mittagschanals.
In regelmäßigen, wenn auch größeren Abständen tritt der amerikanische Jazzpianist und Komponist Dave Brubeck immer wieder in Österreich auf.
So auch an diesem Wochenende.
Heute Abend spielt Brubeck mit seinem Quartett im Wiener Konzerthaus.
Morgen ist ein Konzert im oberösterreichischen Stadlpaurer angesetzt.
Der 67-jährige Brubeck zählt zu den Intellektuellen unter den Jazzmusikern.
Er, der unter anderem bei Darius Millau Komposition studiert hat, war einer der ersten Jazzmusiker, die für eine Verschmelzung von Jazz und sogenannter ernster Musik eintraten.
Walter Gellert hat zu den Österreich-Konzerten von Dave Brubeck den folgenden Beitrag gestaltet, der mit dem Klassiker von Dave Brubeck beginnt.
Er liebt Bach, Bartók, Stravinsky, aber auch Cole Porter und Gershwin.
Und wenn man genau zuhört, ist dieser musikalische Background auch immer wieder im kammermusikalischen Jazz des Dave Brubeck zu spüren.
In einer Musik, die vielleicht mehr vom Kopf als vom Gefühl bestimmt ist, in der rhythmische Verschiebungen und die Verwendung ungerader Takte, wie etwa des 5-Viertel-Takts in Take 5 oder auch des 9-Achtel-Takts, von der hervorragenden musikalischen Ausbildung Brubecks zeugen.
Seit Mitte der 40er Jahre befleißigt sich Dave Blueback in den von ihm geleiteten Formationen, zunächst einem Oktett, dann einem Trio, das dann mit dem unvergessenen Paul Desmond zum Quartett wurde, einer musikalischen Sprache, die Jazz und Klassik verbindet.
So hat er ja auch Kompositionen für Jazzquartett und Symphonieorchester geschrieben.
Im Gespräch beruft er sich immer wieder auf seinen Lehrer Darius Mio.
Darius Mio, der mich und meine Freunde beeinflusst hat,
Darius Millau, der mich und meine Freunde beeinflusst hat, sagte immer, dass alles, was im Jazz neu war, immer bereits 20 Jahre früher in der klassischen Musik zu hören gewesen sei.
Damals habe ich Millau nicht recht gegeben, aber je älter ich werde, umso besser beginne ich ihn zu verstehen.
Ein Beispiel.
Als ich Polytonalität und Polyrhythmik verwendete, war das in der ernsten Musik schon längst üblich.
Auch wenn mich meine eigene Entwicklung unabhängig dazu geführt hat, waren diese Dinge schon da.
Und genau das wollte uns Miyo sagen.
Er stellte fest, alles, was ich euch in Improvisationen spielen höre, das kenne ich schon lange.
Ein anderes Beispiel.
Die Verwendung des Fünffierteltaktes oder der asymmetrischen Rhythmen habe ich selbst zuerst in Kompositionen ernster Musik versucht, bevor wir sie in die Jazz-Improvisationen eingebaut haben.
Lange vor mir aber findet man dies schon bei Tchaikovsky.
Nach Wien kommt Dave Brubeck mit dem Klarinetisten Bill Smith, dem Drummer Randy Jones und mit seinem Sohn Chris, der Elektrobass und Posaune spielt.
Die Formation des Quartetts sieht er als die beste Möglichkeit, seine Musik zu präsentieren, obwohl diese Tätigkeit nur einen Teil seiner musikalischen Arbeit ausmacht.
Dave Brubeck
Ich mag das Quartett am liebsten.
Wenn ich nach Hause komme, führen wir meine Osterkantate mit Chor, Orchester und Solisten auf.
25% meiner Konzerte bestreiten wir
mit Vokal-Ensembles, 25% mit Orchestern, einen weiteren Teil mit Ballett und dann kommen Jazz-Festivals.
Das Quartett ist also in den verschiedensten musikalischen Umgebungen zu hören.
Aber natürlich haben wir auch unsere Quartettsolo-Auftritte.
Wir haben noch unsere Solo-Spots als Quartett.
In den Konzerten des Quartetts sind es natürlich immer wieder die alten Nummern, wie z.B.
»Brew Rondo a la Turk«, die von den Brubeck-Fans gefordert werden.
Brubeck hat aber auch Musikstücke parat, die den Feinschmeckern unter den Musikfreunden besondere Freude bereiten können, wie etwa eine Eric Satie gewidmete Nummer.
Darius Mio war mit Eric Satie befreundet und er hat mir oft erzählt, dass mein Lebensstil dem Saties ähnlich war.
Satie arbeitete in Nachtclubs und hat gleichzeitig komponiert.
Er hat ein anderes Leben als die meisten anderen Komponisten geführt.
Das war's.
Tschüss.
IC Satie war das von Dave Brubeck.
Brubeck tritt übrigens mit seinem Quartett heute in Wien und morgen in Stadl-Paura in Oberösterreich auf.
Das nur zur ergänzenden Information zu diesem Beitrag von Walter Gellert.
Fünf Minuten vor 13 Uhr schließen wir unsere Berichterstattung mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse.
Tschechoslowakei.
Die Polizei hat gestern Abend in Pressburg eine Demonstration für mehr Religionsfreiheit gewaltsam aufgelöst.
Die Sicherheitskräfte setzten Wasserwerfer und Trinangas gegen die etwa 2000 Kundgebungsteilnehmer ein.
Hunderte Personen wurden festgenommen und stundenlang verhört.
Auch alle anwesenden Journalisten, unter ihnen einige URF-Mitarbeiter, wurden an der Berichterstattung gehindert und vorübergehend in Polizeigewahrsam genommen.
Sowjetunion.
Mit massivem Druck versucht die Parteiführung in Moskau, die Organisation neuer Demonstrationen in der Sowjetrepublik Armenien und in der armenischen Enklave Bergkarabach zu verhindern.
In Erivan wurde das Organisationskomitee für Demonstrationen zur Wiedereingliederung der Region Bergkarabach aufgelöst.
Die Behörden untersagten eine für heute geplante Großkundgebung.
Außerdem sind zusätzlich hunderte Soldaten und Polizisten in die armenische Hauptstadt entsandt worden.
Nach Angaben des Bürgerrechtskämpfers Andrey Sakharov sollen etwa 15.000 Soldaten aus Aserbaidschan in die Region Berg-Karabach verlegt worden sein.
Nahe Ostern.
Zum ersten Mal seit Beginn der Unruhen in den besetzten arabischen Gebieten hat die israelische Armee eine Moschee gestürmt.
Auf dem Dach der Moschee in Hebron hatten sich etwa 100 Demonstranten verschanzt.
Sie verbrannten eine israelische Fahne und bewaffen die Sicherheitskräfte mit Steinern.
Daraufhin schritten die Soldaten ein.
Dabei wurden vier Demonstranten verletzt.
USA, Mittelamerika Die in der vergangenen Woche nach Honduras entsandten 3.200 amerikanischen Soldaten sollen wieder abgezogen werden.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Washington wird mit dem Rückzug am Montag begonnen.
Präsident Reagan hatte die Soldaten nach einer Verschärfung des Konfliktes zwischen Nicaragua und Honduras in die Region entsandt.
USA
Der jüdische Weltkongress hat die vor kurzem vom österreichischen Nationalrat beschlossene Wiedergutmachung an Opfer des Nationalsozialismus in Form einer einmaligen Ehrengabe kritisiert.
Der Vorsitzende der Organisation, Edgar Bronfman, sprach wörtlich von einer Entweihung des Andenkens der Opfer des Holocaust.
Er stellte die Zuwendung von jeweils 2500 bis 5000 Schilling den monatlichen Renten gegenüber, die die Opfer des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund eines Beschlusses aus dem Jahr 1952 ihr Leben lang erhalten.
Österreich
SPÖ-Klubobmann Heinz Fischer hat Angriffe auf Nationalratspräsident Leopold Graz im Zusammenhang mit der Causa Prox zurückgewiesen.
In einer Aussendung meint Fischer, Graz werde zum Blitzableiter für den Unmut über das unakzeptable Verhalten von Udo Prox gemacht.
Die Haltung des Nationalratspräsidenten beruhe jedoch auf den Grundsätzen des Rechtsstaates, wonach Urteile nicht von Medien, sondern von Richtern gefällt werden.
Der Vorarlberger Landeshauptmann Martin Purtscher hat heute neuerlich Äußerungen zurückgewiesen, wonach er gleichsam eine bundespolitische Hoffnung der ÖVP sei.
Purtscher sagte, er habe zwar keine Angst vor Innerösterreich, kenne aber seine Grenzen.
Er werde nie die Vermessenheit haben, gegen ÖVP-Chef Alois Mock anzutreten.
Schon jetzt zu entscheiden, wer nächster Kanzlerkandidat der ÖVP sei, hält Purtscher für verfrüht.
Der Osterreiseverkehr hat heute in vollem Umfang eingesetzt.
Auf den Nord-Süd-Hauptdurchzugsstraßen herrscht reger Verkehr.
In Westösterreich sind zahlreiche Straßen aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Die Donau führt Hochwasser.
Der Strom ist an einigen Stellen über die Ufer getreten.
In Oberösterreich wurde die Schifffahrt um Mitternacht eingestellt.
Der Pegelstand der Donau erreichte in Wien bei der Reichsbrücke 6,50 Meter.
In der kommenden Nacht beginnt wieder die Sommerzeit.
Die Uhren werden um zwei Uhr früh auf drei Uhr vorgestellt.
Die Sommerzeit dauert in Österreich und in den meisten anderen europäischen Ländern heuer bis zum 25.
September.
Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend wechselnd bis stark bewölkt, gebietsweise Regen, Nachmittagstemperaturen heute 4 bis 11 Grad.
Damit sind wir am Ende von 60 Minuten Information durch das Team des Mittagschonals.
Die nächste Schonalausgabe gibt es morgen um 17 Uhr, das Sonntagsschonal.