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Die Erstellung der Transkripte erfolgt mit der Transkriptionssoftware WhisperX. WhisperX basiert auf dem System Whisper der Firma OpenAI. Whisper ist ein Open Source Produkt und auf Github veröffentlicht. WhisperX ist eine optimierte Version von Whisper und wurde von der Visual Geometry Group an der Oxford University entwickelt und auf Github veröffentlicht.
Die zur Verfügung gestellten Transkripte wurden 2024 erstellt.
KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Grüß Gott, ich begrüße Sie zum Samstag-Mittag-Journal.
Im Mikrofon ist Louis Glück.
Was haben wir an Themen vorbereitet bis 13 Uhr?
Wir porträtieren Jugoslawiens kommenden starken Mann Slobodan Milosevic.
Wir berichten über die sich ausweitenden Unruhen in Algerien.
Und wir beschreiben die Gehversuche der Ungarn in echtem Parlamentarismus.
Aus dem Inland heute unter anderem eine Reportage über Bundespolitiker im niederösterreichischen Landtagswahlkampf.
In einer Woche wird er gewählt.
Eine Zwischenbilanz der Wiener Weltausstellungsdiskussion nach der Standortentscheidung.
Und fürs lange Samstaginterview haben wir heute den Salzburger SPÖ-Landesparteiobmann Wolfgang Radleger als Gast ins Channel geladen.
Ein Gespräch gibt es dann auch noch mit Pinkas Steinberg, dem neuen Chefdirigenten des ORF-Symphonieorchesters.
Vorerst gibt Ihnen aber Georg Schalgruber den Überblick über die Weltlage.
Sprecher der Nachrichten ist Wilfried Schierlbauer.
Jugoslawien.
Die Polizei hat heute früh in der südjugoslawischen Stadt Titograd eine Demonstration gewaltsam aufgelöst.
Mehrere tausend Kundgebungsteilnehmer wurden auseinandergetrieben.
Die Menschen hatten seit gestern Nachmittag vor dem Parlament in Titograd ausgeharrt.
Sie fordern die sofortige Ablösung der Parteispitze der Republik Montenegro.
Bei dem Einsatz von Polizei und Spezialeinheiten wurden mehrere Personen verletzt, andere festgenommen.
Die Demonstranten dürften die gleiche Taktik anwenden wollen wie jene in Novi Sad.
Dort ist am Donnerstag die Parteiführung der autonomen Region Vojvodina zurückgetreten.
Die Parteiführung Montenegros hat für heute eine außerplanmäßige Vollversammlung einberufen.
Der Bürgermeister von Titograd hat bereits seinen Rücktritt angekündigt.
Algerien.
Die jüngsten Unruhen haben jetzt nach Algier auch auf andere Städte übergegriffen.
Vor allem in Oran, der zweitgrößten Stadt Algeriens, ist es zu Ausschreitungen und Brandlegungen gekommen.
Insgesamt dürften sieben Jugendliche von den Sicherheitskräften erschossen worden sein.
Die Streitkräfte haben alle wichtigen Punkte der Stadt und auch die Ausfallstraßen besetzt.
Weiters ist es in Algier wieder zu Kundgebungen gekommen.
Es demonstrierten mehr als 8000 Menschen, zumeist moslemische Fundamentalisten.
Chile.
Mehrere hunderttausend Menschen feierten in der Hauptstadt Santiago den Erfolg der Opposition bei der Volksabstimmung über Staatschef General Pinochet.
Pinochet wurde aufgefordert, den Weg zur Demokratie frei zu machen.
Nach dem Ende der Kundgebung kam es wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei.
Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Wasserwerfe ein.
Zahlreiche Personen wurden verletzt.
Der Innenminister erklärte neuerlich, die Behörden würden alle nötigen Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit und Ordnung aufrecht zu erhalten.
Bei neuen gewalttätigen Aktionen würde mit all der Stränge vorgegangen.
Bundesrepublik Deutschland.
In Wiesbaden wird heute der Bundesparteitag der Freien Demokraten mit der Wahl des neuen Parteichefs fortgesetzt.
Es kandidieren der frühere Wirtschaftsminister Otto Graf Namsdorff und die Staatsministerin im Auswärtigen Amt Irmgard Adam-Schwätzer.
Die besseren Chancen werden dem früheren Wirtschaftsminister eingeräumt.
Der bisherige Parteichef Martin Bangemann übernimmt das Amt eines EG-Kommissars in Brüssel.
Heute hat Bangemann einen Positiv im Bilanz seiner dreieinhalbjährigen Amtszeit gezogen und vor allem auf Erfolge der FDP bei der Bundestagswahl verwiesen.
Der am vergangenen Montag verstorbene bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Franz Josef Strauß wird heute im engen Familienkreis in Rott am Inn in Oberbayern beigesetzt.
Vor der Beerdigung zelebriert der frühere Erzbischof von München und Freising Kurienkardinal Josef Ratzinger eine feierliche Totenmesse.
An der Familiengruft werden Gebirgsschützen unter anderem vom Tegernsee Ehrensalut schießen.
Ungarn.
Die Umweltschutzorganisation World Wildlife Fund hat sich enttäuscht über die Zustimmung des ungarischen Parlaments zum umstrittenen Donaukraftwerk Neumarosch geäußert.
Die enormen Schäden am Ökosystem des Augebietes, in der Landwirtschaft und an der Trinkwasserversorgung könnten durch die geplante Umweltkosmetik nicht aus der Welt geschafft werden, argumentiert die Organisation.
Kritisiert wird auch neuerlich die österreichische Beteiligung am Bau des Donaukraftwerkes.
Das Parlament in Budapest hat sich gestern mit großer Mehrheit für die Fertigstellung des Kraftwerkes ausgesprochen.
Zusätzlich wurde allerdings die Einhaltung von Umweltschutzrichtlinien gefördert.
In Wien haben heute auch Ökologieinstitut und Hochschülerschaft gegen den Weiterbau von Neu-du-Maroche protestiert.
Frankreich.
Papst Johannes Paul besucht ab heute zum vierten Mal Frankreich.
Es ist die insgesamt 40.
Auslandsreise des Papstes.
Stationen sind Straßburg, Metz, Nancy und Mühlhausen.
Unter anderem wird das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche vor dem Europaparlament und vor dem Europarat sprechen.
China.
Im Norden der Volksrepublik hat ein Flugzeugabsturz 42 Menschenleben gefordert.
Eine alte Propellermaschine vom Typ Ilyushin-14 ist kurz nach dem Start zu einem Rundflug abgestürzt.
Vier Passagiere konnten sich retten, ehe das Flugzeug explodierte.
Es gehörte einem lokalen Touristenflugunternehmen.
Die Toten sind Arbeiter einer Strickwarenfabrik.
Ausländer kamen nicht zu Schaden.
Österreich.
Auf zahlreichen höher gelegenen Bergstraßen wurde heute Nacht ein erster Wintereinbruch registriert.
Auf der Großglockner Hochalpenstraße gab es 12 Zentimeter Neuschnee.
Ebenso wie die Großglockner Straße sind die Silvretta und das Timmelsjoch nur mit Schneeketten befahrbar.
Die Nockalmstraße und die Maltertalstraße in Kärnten mussten aus Sicherheitsgründen überhaupt gesperrt werden.
Starker Schneefall wird auch aus dem Arlberggebiet gemeldet.
Die Passstraße ist aber noch frei befahrbar.
Die Wetteraussichten bis morgen früh, veränderliche zum Teil auch starke Bewölkung und wiederholt Regenschauer, vor allem an der Alpen-Nordseite.
Im Osten und Süden auch sonnige Abschnitte, lebhafter West- bis Nordwestwind, Nachmittagstemperaturen 9 bis 15 Grad, Frühwerte morgen 6 bis 12 Grad.
Die Prognose für morgen Sonntag, am Vormittag meist noch stark bewölkt und vor allem entlang der Alpen-Nordseite strechweise Regen.
In der Folge Übergang zu allgemein niederschlagsfreiem und teilweise sonnigem Wetter.
Temperaturanstieg in allen Höhen.
Wind aus Südwest bis West.
Tageshöchsttemperaturen 15 bis 20 Grad.
Das Wetter übermorgen Montag.
Im Westen und Süden erneut Niederschlag, sonst teilweise sonnig, Temperaturen wenig verändert.
Die Messwerte von 12 Uhr.
Wien wolkig 14 Grad, Westwind 25 Kilometer in der Stunde.
Eisenstadt bewölkt 12 Grad, St.
Pölten stark bewölkt 12 Grad, Westwind 20 Kilometer, Spitzenbiss 65 Kilometer in der Stunde.
Linz stark bewölkt, 11 Grad, West 30, Spitzen bis 50 Kilometer.
Salzburg stark bewölkt, 12 Grad, Westwind 25 Kilometer in der Stunde.
Innsbruck wolkig, 12 Grad, West 25, Bregenz stark bewölkt, 9 Grad, Graz wolkig, 10 und Klagenfurt heiter, 10 Grad.
Danke Wilfried Schirrlbauer, 12.08 Uhr ist es.
Am 60.
Oktober, also morgen in einer Woche, wird in Österreichs größtem Bundesland, Niederösterreich, ein neuer Landtag gewählt.
Es ist der größte Urnenngang in Österreich seit der letzten Nationalratswahl.
Mit 1,2 Millionen Wahlberechtigten ist jeder vierte Wähler Österreichs zur Stimmabgabe aufgefordert.
Der Wahlkampf läuft auf vollen Touren, aber Kampf, das ist, was die beiden Großparteien betrifft, eigentlich das falsche Wort.
Die Landessozialisten unter Ernst Höger tun der seit 40 Jahren dominierenden Volkspartei nicht weh und auch Landeshauptmann Ludwig setzt auf Sympathiewerbung, auf das Landesvater-Image und den Amtsbonus.
Allerdings muss Siegfried Ludwig ein Traumergebnis von fast 55 Prozent bei der letzten Wahl 1983 verteidigen.
Das fällt ihm umso schwerer, als erstmals zwei weitere Parteien seriöse Chancen haben, in den Landtag einzuziehen, die FPÖ und die Grünen.
Dazu kommt die Sorge um große Wahlenthaltung und ihre Auswirkungen.
Um Stimmengeworben wird zwischen Ternitz und Peustow, zwischen Hainburg und Amstetten auch von bundespolitischer Parteiprominenz.
Darüber ein Bericht von Christian Hunger.
32 Mandate ÖVP, 24 Mandate SPÖ lautete bisher die Sitzverteilung im Niederösterreichischen Landtag.
Für die ÖVP gilt es diesmal, ihr bestes Wahlergebnis seit 1949 zu verteidigen.
Realistisch dürfte aber das Erreichen der 32-Mandats-Hürde diesmal nicht sein.
Zur Erinnerung, die letzten Landtagswahlen vor fünf Jahren standen ganz im Zeichen der WBO-Affäre, in die auch Landeshauptmann Siegfried Ludwig hätte involviert sein sollen.
Nur wenige Wochen vor dem Wahltermin wurden Beschuldigungen erhoben und Voruntersuchungen eingeleitet und Ludwig zur Aufgabe seiner Politikerimmunität aufgefordert, was dieser ablehnte.
Zu Recht, wie sich später zeigte.
Alle Anschuldigungen stellten sich in der Zeit danach bei Prozessen, an denen Ludwig als Zeuge teilnahm, als völlig haltlos heraus.
Auch der gewünschte Effekt der Ludwig-Gegner trat nicht ein.
Er verlor nicht Stimmen, sondern im Gegenteil, er gewann.
Dieser WBO-Bonus fällt diesmal weg.
Die Entscheidung dürfte bei den Landtagswahlen 1988 auf dem Weg der Wählerbeteiligung fallen.
Eine von der ÖVP in Auftrag gegebene Fesselumfrage hat da noch wenige Tage vor dem Wahltermin für Aufregung und eine Krisensitzung gesorgt.
Nach dieser Umfrage unter 1000 Wählern wollen nämlich nur 70% zu den Urnen gehen.
Das bedeutet, sollte sich das am 16.
Oktober bewahrheiten, dass für ein Grundmandat nur 15.000 Stimmen erforderlich sind, die Grün-Alternativen und Freiheitlichen würden damit mit Sicherheit in den Landtag einziehen.
Für die ÖVP hieße das, so die Wahlkampfstrategen, dass sie nicht mehr die absolute Mehrheit erreichen und damit den Landeshauptmann nicht alleine stellen könnten.
Verständlich die Beunruhigung der niederösterreichischen ÖVP, die im Wahlkampf mit dem Slogan den Weg fortsetzen durchs Land gezogen ist und auf politische Erfolge wie die neue Landeshauptstadt und die Regionalisierung verwies.
In den letzten Tagen vor den Urnengang lautet die dringlichste Devise Wählermobilisierung.
Davon werden jetzt auch die letzten Wahlkundgebungen dominiert.
Der ÖVP-Bundesparteiobmann und Vizekanzler Alois Mock bei einem Unterstützungseinsatz im Bezirk Wiener Neustadt.
Was immer Ihre Überzeugung ist, ob Sie der Volkspartei nahestehen, einer anderen Partei oder keiner Partei, respektieren wir unsere Demokratie, indem wir bei Wahlen das Recht, das der Bürger hat,
auch in Anspruch nehmen zu wählen.
Während die ÖVP eine Wahlbeteiligung von mindestens 80 Prozent anstrebt, spricht die SPÖ von einer Aufbruchstimmung im Land.
Der sozialistische Spitzenkandidat, Landeshauptmann-Stellvertreter Ernst Höger, rechnet mit einer klaren Stärkung seiner Partei.
Die 24 Mandate der SPÖ bei den letzten Landtagswahlen vor fünf Jahren waren allerdings auch das schlechteste Ergebnis seit 1954.
Unter dem Schlagwort, Niederösterreich soll blühen, verspricht Höger unter anderem zeitgemäße Ausbildung für die Jugend, Arbeitsplätze und persönliches Wohlbefinden für den Bürger.
Eine klare Distanz hält man zu den Freiheitlichen.
Bundeskanzler Franz Franitzki heute Vormittag bei einer Kundgebung auf dem Rathausplatz von Wiener Neustadt.
Es wird in der letzten Zeit, kein Mensch weiß warum, oder ein paar werden schon wissen warum, über Koalitionen diskutiert.
Also, Herr Bundeskanzler, können Sie sich vorstellen, mit den Freiheitlichen und der Haida eine gemeinsame Regierung zu machen?
Klare Linie, Antwort nein.
Eine Aussage, die auch auf Landesebene zutrifft.
Vom Einzug in den Landtag überzeugt sind die Freiheitlichen und die Grün-Alternativen.
Beide rechnen mit zumindest einem Grundmandat im Industrieviertel, wo sie auch ihre Wahlkampfeinsätze konzentrieren.
Beide haben auch ein gemeinsames Anliegen.
Sie wollen, wie sie sagen, die Demokratie in Niederösterreich einführen.
Die FPÖ setzt dabei auf Jörg Haider als Zugpferd.
Die Demokratie in Niederösterreich ist in eine hohe Masse hervorbedürftig.
Wir wollen dafür sorgen, dass die Menschen in diesem Land mit einer klaren Wahlentscheidung für uns auch ein bisschen freier und ein bisschen mehr Lebenschancen haben können.
Wir wollen aber auch dafür sorgen, dass die beiden alten Parteien zu jenen Problemen Stellung nehmen müssen, die den Menschen unter den Nägeln brennen.
Ebenso die Frage des Vögel-Nägel-Abbaus.
Die FPÖ will den beiden Großparteien ÖVP und SPÖ ein Gegengewicht setzen.
Wir wollen umrühren, heißt es auf den Kochlöffeln, die die Freiheitlichen als Wahlgeschenke verteilen.
Mehr Gerechtigkeit und weniger Privilegien lautet ein weiterer Slogan.
Die Grün-Alternativen setzen auf persönliche Gespräche mit Passanten.
Ihre Themen, der geplante Nationalpark Donaumach-Teierauen, das gefährdete Grundwasser in der Mitterndorfer Senke und das Abfallproblem.
Wahlkampfhelferin Freda Meißner-Blau,
In Niederösterreich passieren alle Umweltsünden, die überhaupt denkbar sind.
Aber wir haben auch ein zweites Thema und das ist auch ein sehr niederösterreichisches Thema, das ist die Frage der Demokratie.
Kaum ein Bundesland ist so in einer Hand wie Niederösterreich und wir wollen, dass dieses Land einmal etwas aufgeht und aufbricht und andere Möglichkeiten sieht und nicht nur Parteizentralsekretärentscheidungen hier das Sagen haben.
Keine realen Mandatchancen dürften die übrigen Kleingruppierungen haben, sie können aber den anderen zumindest Stimmen wegnehmen.
Die Vereinten Grünen mit ihrem Bundesobmann Josef Buchner haben es diesmal abgelehnt, gemeinsam mit den Grün-Alternativen wie bei den letzten Nationalratswahlen zu kandidieren.
Auf einer eigenen Liste treten sie in allen vier Wahlkreisen an, ebenso wie die Kommunistische Partei, die bis 1954 im Niederösterreichischen Landtag vertreten war.
In nur drei Wahlkreisen kandidiert außerdem eine Bürgerliste via Niederösterreicher.
Nur im Industrieviertel scheint die Namensliste Peppi Wagner des Mödlinger Vizebürgermeisters auf.
Dort kandidiert außerdem noch die rechtsextrem angesiedelte Liste Ein Herz für Inländer.
Das war ein Bericht von Christian Hunger.
Mit diesem Bericht ist es genau Viertel eins geworden.
Nachdem sich Wiens Gemeindepolitiker vor drei Tagen auf den Standort für die geplante Weltausstellung 1995 geeinigt haben, war heute neuerlich Gelegenheit für sie, ihre Entscheidung zu begründen und zu debattieren.
Und zwar im Rahmen eines Symposiums der Ingenieurkammer, das sich mit Strategien, Problemen und der Ideenfindung für das von Budapest und Wien ja gemeinsam projektierte Zehn-Milliarden-Spektakel beschäftigt.
Im Rahmen dieser Großveranstaltung ist aber auch leichtes Unbehagen über die getroffene Standortwahl aufgetaucht und gleichzeitig natürlich die Frage, was geschieht auf dem Gelände nach der Weltausstellung.
Geplant ist ja, dass die Wiener Messen dorthin übersiedeln sollen.
Vom Symposium berichtet Hans-Christian Unger.
20 Hektar rund um das Konferenzzentrum, der Platz der Eishalle im Donaupark sowie eventuelle Überbauungen der Autobahn in diesem Gebiet.
Dort soll also der Wiener Teil der Weltausstellung präsentiert werden.
Nach dieser Einigung zwischen den Rathausparteien kommt bei den Verhandlungsspitzen leichtes Unbehagen auf.
Leise Selbstkritik etwa von SPÖ-Planungsstadtrat Hannes Swoboda.
Vielleicht war bei allem Wunsch und Willen und Notwendigkeit
auch aus Termindruck zu klaren Entscheidungen zu kommen, die Einigung
auf ein sehr eng und klar definiert und grenztes Gebiet etwas zu früh gefasst wurden, sodass wir die Möglichkeit, Fantasie und Kreativität walten zu lassen, zu früh ausgeschaltet haben.
Und auch bei ÖVP-Spitzelmandatar und Stadtvisionär Erhard Busek schwingt leise Resignation mit, wenn er Bilanz über die Standortdiskussion zieht.
Ich halte den Standort für akzeptabel, aber keine Forcierung oder keinen Impuls für die Stadtentwicklung, sondern ein gebautes Gebiet erhält hier noch Akzente dazu, aber sozusagen städtebaulich
Ein Tenor, der sich durchzieht?
Um für die Welt wirklich attraktiv zu sein und um gegenüber Budapest nicht ins Hintertreffen zu geraten, sollten doch auch Teile des Nordbahnhofgeländes und vor allem eine Revitalisierung des Messepalastes in die Planung von vornherein fix miteinbezogen werden.
Denn im Gegensatz zu dem 20 Hektar großen Kernstück in Wien stehen in Budapest, ganz gleich wo die Weltausstellung dort abgehalten werden soll, rund 40 Hektar bereit, also das Doppelte.
Und über die Frage hinaus, was in Wien an Inhalten präsentiert werden soll, rückt ein Thema zunehmend in den Vordergrund.
Wer wird der Nachnutzer des Geländes sein?
Favorisiert wird ja derzeit die Wiener Messe AG.
Architekten und Planer fürchten, dass sie von vornherein ihre Ideen für die Weltausstellung an die späteren Bedürfnisse eines bloßen Messeveranstalters ausrichten müssen und damit in der Gestaltung stark eingeschränkt werden.
ÖVP und FPÖ haben aber auch wirtschaftliche Bedenken.
Erhard Busig etwa, unter Berücksichtigung der Ost-West-Beziehung und der Ankündigung, dass in München innerhalb von drei Jahren der größte Messeplatz Europas entstehen soll.
sozusagen Gorbatschow durchhält oder die Entwicklung und es sprechen einige historische Linien auch dafür, die Entwicklung in Südosteuropa in Richtung auf Auflockerung geht, wird aus einer wirtschaftlichen Sicht die Frage, welcher Messeplatz ist wichtig und interessant,
nennen wir es praktisch München oder Wien eine recht große Rolle spielen.
Ich bin kein Messefachmann und möchte mich auch nicht dazu ernennen.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir bei den Absichten, die in München bestehen, mit dem, was da messemäßig
möglich ist, Schritt halten können.
Der Eindruck vom Symposium?
Noch immer wenig konkrete Anhaltspunkte für ein handfestes Weltausstellungskonzept.
Und das allerdings, so hat heute Kanzleramtsminister Heinrich Neisser gemeint, das sei besonders dringend notwendig, um die noch vielen skeptischen Österreicher, vor allem in Westen, von der Idee überzeugen zu können, für die sie ja auch zahlen müssen.
Hans-Christian Unger war das zur Wiener Weltausstellungsdiskussion, 12.19 Uhr.
Wir wechseln im Mittagsjournal vorerst ins Ausland.
Der politische Absteiger der Woche, das ist sicher Augusto Pinochet.
Und der Aufsteiger?
Das ist ein Jugoslawier mit dem schwer auszusprechenden Namen Slobodan Milosevic.
Der 47-jährige Serbe schickt sich an, Jugoslawiens neuer starker Mann zu werden und damit in die acht Jahre vakanten Fußstapfen des großen Tito zu steigen.
Die durch eine schwache, jährlich rotierende Führung ausgelöste Sehnsucht nach einem echten Führer kommt ihm dabei ebenso zugute wie die alte Weisheit, dass schlechte Zeiten gute Zeiten sind für Populisten, Demagogen und Anbieter einfacher Rezepte.
Das von Milošević lautet, das Mehrheitsvolk des
das von Milošević lautet, je besser es den Serben geht, desto besser geht es allen Jugoslawen.
Das Mehrheitsvolk des Vielvölkerstaates will die Autonomie der Vojvodina, der Montenegriner und auch der Kosovo-Albaner einschränken und Milošević versteht es, für seinen neuen Nationalismus die Straße zu mobilisieren.
In der Vojvodina ist die Parteiführung schon zurückgetreten, in Montenegro wankt sie, die Zentralregierung in Belgrad sieht sich mit einem serbischen Misstrauensantrag konfrontiert, Köpfe sollen rollen, die Verfassung soll geändert werden in Richtung Zentralismus und damit im Sinn der Serben.
Wer ist der Motor dieser Entwicklungen?
Ein Porträt des serbischen KP-Vorsitzenden von Helmut Opletal.
In fast jedem serbischen Haushalt hängt inzwischen ein Bild von ihm.
Bei den nationalistischen Massenkundgebungen wird sein Porträt mitgetragen und immer häufiger besingen ihn die Demonstranten als neuen Tito.
Vor zwei Wochen wurde auf einer dieser Kundgebungen erstmals öffentlich gefordert, Slobodan Milošević zum Partei- und Staatsführer ganz Jugoslawiens zu machen.
Innerhalb von zwei Jahren ist es dem Parteichef der Serbischen Teilrepublik damit gelungen, zur charismatischen Symbolfigur des aufkeimenden serbischen Nationalismus aufzusteigen.
Geschickt spielt der gelernte Ökonom dabei nicht nur auf dem Klavier nationalistischer Gefühle, sondern hat auch mit populistischem Gespür die immer bedrohlichere Wirtschaftskrise und den wachsenden Bürokratievertrust der Bevölkerung zu seinen eigenen Themen gemacht.
Der serbische KP-Chef hat seine Karriere als Finanzfachmann in der Energiewirtschaft und in einer staatlichen Bank begonnen.
Im Frühjahr 1987 erwarb sich Milošević die Sympathien nationalbewusster Serben, als er sich bei einer Kundgebung in Kosovo schützend zwischen Demonstranten und Polizei stellte und ein Eingreifen der Sicherheitskräfte gegen die Serben verhindert hat.
Doch Miloševićs Popularität geht durch alle Schichten der Bevölkerung.
Auch viele Intellektuelle sind der Ansicht, dass die Serben lange Zeit gezwungen waren, eine untergeordnete Rolle im Vielvölkerstaat Jugoslawien zu spielen und dass sie heute eine Aufwertung verdienten.
Daher unterstützen sie die Aspirationen unter Milošević, die auch mit einem Wiederaufleben nationalserbischer Literatur und Geschichtsschreibung verbunden sind.
Doch nicht nur das macht Milošević für viele nicht serbische Bürger unheimlich.
Auch die Art, wie er vor einem Jahr den serbischen Parteiapparat und ein paar Monate später die Massenmedien vor allem von liberalen Elementen säubern ließ, wird etwa in Kroatien und Slowenien mit steigendem Unbehagen verfolgt.
Kaum ein serbischer Politiker oder Journalist wagt es heute noch, sich mit Milosevic und den aufgeputschten nationalistischen Emotionen anzulegen.
Und auch aus den anderen Republiken werden die Gegenstimmen immer zögernder.
In den letzten Monaten ist Slobodan Milošević auch zu einer treibenden Kraft gesamtjugoslawischer Veränderungen geworden.
In der Wirtschaft fordert die serbische Parteiführung eine straffere zentrale Kontrolle und härteres Durchgreifen gegen Korruption und Bürokratie.
Aber auch gegen föderalistische Vorstellungen und gegen Eigenbröteleien der Teilrepubliken zieht Serbien zu Felde.
Tatsächlich sind viele Jugoslawen der Krisen und Skandale überdrüssig geworden und möchten die verfilzte Macht der alten Politikergarde in der Partei gebrochen sehen.
Für sie profiliert sich der 47-jährige Milošević als der Mann, der solche Veränderungen in die Tat umsetzen könnte.
Für die gesamtjugoslawische ZK-Sitzung am 17.
Oktober fordert die serbische Parteiführung dementsprechend nicht nur die Absetzung von in Skandalen verwickelten Spitzenpolitikern, sondern auch die Säuberung von liberalen Gegnern des nationalistischen und zentralistischen Kurses in Serbien.
Immer mehr verstärkt sich damit der Eindruck, dass die politischen Ambitionen des serbischen Parteichefs Slobodan Milošević keinesfalls nur auf seine eigene Teilrepublik, sondern auch auf mehr Macht und Einfluss für die zukünftige Entwicklung in ganz Jugoslawien zielen.
Ein analytisches Portrait von Helmut Opletal war das.
Parlamente im Ostblock, das sind Pseudoparlamente.
Die Abgeordneten sind gleichgeschaltet und ferngesteuert und vertreten nicht das Volk, sondern die KP.
Das gilt für den obersten Sowjet genauso wie für den chinesischen Volkskongress oder die DDR-Volkskammer oder den polnischen Sejm.
Zumindest hat es jahrzehntelang gegolten.
Denn der Reformwind, der durch den kommunistischen Block weht, bringt auch Leben in die Abstimmungsmaschinen der kommunistischen Parlamente.
Das spürte man zuletzt in Polen, wo ein Abgeordneter in Warschau für die Zulassung der Solidarität warb.
Und das wurde jetzt ganz deutlich dieser Tage in Budapest.
Ungarns Parlament machte sozusagen demokratische Gehversuche.
Rund um Nagymarosch gab es eine rege Diskussion, eine echte Mehrheitsabstimmung und Geschäftsordnungsprobleme, wie Karl Stibschitz berichtete.
Das neugotische Parlamentsgebäude am Budapester Donaukay ist 268 Meter lang, mit Absicht um einige Meter länger als das House of Parliament in London.
An der Jahrhundertwende wollte man diese englische Sehenswürdigkeit übertrumpfen, äußerlich zumindest.
Dem großen britischen Vorbild nähern sich die Ungarn 90 Jahre nach Eröffnung des Hauses allerdings nur sehr langsam.
Der größte Teil der Arbeit wird, wie auch in Österreich, von den Parlamentsausschüssen geleistet.
Dann werden viermal im Jahr für einige wenige Tage die Abgeordneten aus dem ganzen Land zusammengetrommelt, um, wie in der vergangenen Woche, in kürzester Zeit Demokratie zu spielen.
Immer mehr ungarische Abgeordnete aber nehmen dieses Spiel ernst.
Es gibt Interpellationen, Anfragen, Beratungen und komplizierte Abstimmungsprozeduren.
Vor der gestrigen Abstimmung über das Kraftwerk Nordmarosch wurde eine Stunde lang gestritten, ob die Stimmabgabe durch Handzeichen, durch Aufstehen oder geheim mit Wahlzetteln erfolgen solle.
Diese scheinbare Nebensächlichkeit direkt im ungarischen Fernsehen übertragen ist wichtig.
Geheime Wahl hätte vermutlich viel mehr Nein-Stimmen gebracht.
Inmitten der vielen Parteigenossen habe es nicht viele gewagt aufzustehen und gegen Neu-de-Maroche-Farbe zu bekennen.
Bei einer kleineren Abstimmung durch Handzeichen am Mittwoch hatte sich der Parlamentspräsident mehrmals verzählt.
Die Wahl musste unter dem Gelächter der Zuschauer dreimal wiederholt werden.
Eine weitere Hürde für diese vorsichtigen Schritte in Richtung Demokratie ist die Anrede.
Bis gestern wurde im Budapester Parlament ganz selbstverständlich das Wort Genosse verwendet.
Einige nicht-kommunistische Abgeordnete fühlten sich dadurch beleidigt.
Sie fordern nun den Zusatz, meine Damen und Herren.
Für den ausländischen Beobachter wirkt die Anredegenosse an diesem Ort recht komisch.
Die ungarischen Parlamentsgenossen versammeln sich nämlich im ehemaligen Sitzungssaal des Herrenhauses.
Unter der Stephanskrone goldenen Säulen, bunten Wappen und einem Wandbild, das die österreichische Kaiserin und ungarische Königin Maria Theresia zeigt.
Von hier aus wurde mit großem Pomp und herrschaftlicher Geste das ungarische Königreich in das Chaos des Ersten Weltkriegs hineinregiert.
Unter der vergoldeten Lastergeschichte sitzen nun Fabriksdirektoren, brave Parteifunktionäre, Schriftsteller, Gewerkschafter, Altkommunisten, katholische Priester und ein Häuflein wirklich unabhängiger Abgeordneter.
Vielen im Saale ist es anzusehen, dass sie mit der ganzen Prozedur nur wenig anfangen können und wollen.
Aber man traut sich noch nicht so richtig, ganz einfach hinauszugehen, Zeitung zu lesen oder mit dem Nachbarn zu tratschen.
Nur wenn sie direkt angesprochen und kritisiert werden, wie gestern in der Rede eines engagierten Kraftwerksgegners, zeigen die Damen und Herren Bürokraten echte Gefühle der Empörung.
Die Pressetribünen des Burbester Parlaments sind gefüllt mit sowjetischen, bundesdeutschen und vor allem englischsprachigen Journalisten.
Im ersten Stock verfolgen die Botschafter einiger westlicher Länder, darunter die Vertreter der Schweiz, Schwedens, Großbritanniens, der USA und Australiens, die Debatten gespannt mit Hilfe eines Dolmetschers.
Die Diplomaten wurden in Dienstautos vorgefahren, die mit kleinen Landesfahnen geschmückt waren.
Der diplomatische Vertreter der Republik Österreich hat bei diesem kleinen Schritt der Ungarn in Richtung Demokratie nicht Flagge gezeigt.
Aus dem Budapester Parlament, das ja gestern mit 317 von 369 Stimmen für den Weiterbau des Donaukaufzeugs Najmadosch gestimmt hat, hat Karl Stipschitz berichtet, ein Hintergrundbericht.
Und wir wechseln jetzt nach Afrika.
Die Unruhen im größten Land Nordafrikas, in Algerien, gehen trotz Ausnahmezustand und im Einsatz von Schusswaffen gegen Demonstranten durch das Militär weiter.
Von der Hauptstadt Algier haben sie sich
gestern auf Provinzstädte ausgeweitet.
Es gibt schon mehr als 10 Tote.
Die Hintergründe des Aufstandes der überwiegend jungen Bevölkerung Algeriens sind vielschichtig.
Eine explosive Mischung.
Zunächst ist es ein Hungeraufstand, wie vor einigen Jahren auch in den Nachbarländern Tunesien und Marokko.
Die Löhne sinken, die Lebensmittelpreise steigen ins Unbezahlbare.
Dazu kommt Verbitterung über 25 Jahre Herrschaft der Sozialistischen Einheitspartei.
Dazu kommen ethnische Differenzen zwischen den Berbern und Arabern.
Dazu kommt islamischer Fundamentalismus.
Aber das Entscheidende ist die Wirtschaftskrise des unter den verfallenen Ölpreisen besonders leidenden Algerien.
Ahmed Attaya berichtet.
Vorsichtig folgten heute Morgen die Einwohner von Algier der Aufforderung der Behörden, an ihre Arbeitsplätze zurückzugehen.
Samstag und auch Sonntag sind in Algerien
Bereits in der Nacht deutete sich die Entspannung der Lage an.
Die Ausgangssperre von 22 Uhr bis 5 Uhr heute Morgen wurde respektiert.
Panzer und gepanzerte Fahrzeuge wurden in der Stadt überall gesehen.
Unter strenger Bewachung der Militärs klappte heute Morgen auch die Versorgung mit Brot.
Vor den Bäckereien gab es wie in den Vortagen seit Ausbruch der Unruhe lange Schlangen, aber keine Zwischenfälle.
In der algerischen Hauptstadt bleiben die Schulen jedoch bis auf weiteres geschlossen.
Über die Zahl der Toten schweigen sich die Behörden weiterhin aus.
Allerdings griffen am Freitag die Ausschreitungen auf andere Metropolen des Landes über.
So demolierten in der zweitgrößten Stadt Algeriens, in Oran, Demonstranten mehrere öffentliche Gebäude.
Darunter das Büro der Regierung, den Einheitspartei des Landes, der FLN, der staatlichen Luftfahrtgesellschaft Air Algerie und die Büros von Air France.
Zwei Luxushotels der Stadt wurden völlig verwüstet.
Auch heute Morgen wurden in der 700.000-Einwohner-Stadt Schüsse gehört.
Das deutet auf ein Wiederaufflammen der Unruhen hin.
Die Militärs setzten Tränengas ein.
Im Zentrum der islamischen Fundamentalisten Algeriens in der Stadt Konstantin, im Osten des Landes, kam es zu ähnlichen gewalttätigen Demonstrationen.
Industriezentren und öffentliche Verwaltungen wurden in zahlreichen Städten bestreikt.
Das Politbüro der FLN Algeriens nahm heute seine Beratungen wieder auf,
und will über die Konsequenzen aus den Unruhen der letzten drei Tage beraten.
Jedoch scheint die Stellung des algerischen Präsidenten Jadid unangefochten.
Die islamischen Integristen, wie hier die Fundamentalisten genannt werden, fanden während des Freitagnachmittags nichts im Anklang, den sie sich erhofft haben.
Während einer Demonstration im Anschluss an das Freitagsgebet waren mehrere tausend Menschen auf dem Platz der Märtyrer und auf dem Platz des 1.
Mai versammelt.
Sie riefen Allahu Akbar, Allahu Akbar.
Noch vor Beginn der Ausgangssperre um 22 Uhr war ihr Protestmarsch jedoch von den Sicherheitskräften ausgelöst worden.
In den Nachbarländern Algeriens verlautete wenig über die Auseinandersetzungen der letzten Tage.
Die staatlich kontrollierten Medien berichteten erst am Freitag in zurückhaltender Weise über die Ausschreitungen in der algerischen Hauptstadt.
Zuvor wurde die kritische Lage völlig verschwiegen.
Auch das algerische Fernsehen übertrug lediglich die Communiqués der Militärs, die seit Mittwoch die Kontrolle über die Stadt übernommen haben.
Vor allem Marokko und Tunesien verfolgten die Ereignisse mit wachsender Unruhe.
In beiden Ländern war es in den letzten Jahren zu Ausschreitungen und Protesten über die Erhöhung der Brotpreise gekommen.
Libyen war von den Unruhen direkt betroffen.
Die Residenz seines Botschafters in der algerischen Hauptstadt war von Demonstranten verwüstet worden.
Das Land bereitet sich indes auf eine Union mit Algerien vor.
Darüber sollte die Bevölkerung beider Nachbarstaaten bald abstimmen.
Das und die geplante Bildung einer Wirtschaftsgemeinschaft der fünf Maghreb-Länder gehörten zum Programm der algerischen Regierung unter Chadli Bin Jadid.
Sie zielten letzten Endes darauf ab, die Versorgungslage der Bevölkerung zu verbessern.
Krise in Algerien.
Ahmed Attaia hat berichtet.
Es ist 12.33 Uhr und wir kommen zu unserer Samstagsserie.
im Journal zu Gast.
Das ist heute der Salzburger SPÖ-Landesparteiobmann Wolfgang Radlecker.
Obwohl er erst 42 ist, sitzt Radlecker schon neun Jahre in der Landesregierung.
Seit vier Jahren ist er auch Landeshauptmannstellvertreter.
Und er ist einer jener Landespolitiker, die sich immer wieder zu Fragen auch der Bundespolitik zu Wort melden.
Durchaus kritisch auch zur eigenen Partei.
Nicht einverstanden ist Radlecker zum Beispiel mit der Art der Privatisierung der staatlichen E-Wirtschaft.
49% der Verbundaktien sollen ja an die Börse.
Im folgenden Gespräch geht es außer um dieses Thema auch um die Koalition und um die Zukunft der Sozialistischen Partei.
Das Gespräch führt Ulrich Brunner.
Herr Landeshauptmann Radlecker, es gibt in Österreich seit einigen Wochen eine intensive Koalitionsdiskussion.
Zu dieser Koalitionsdiskussion trägt auch der Bundeskanzler bei, wenn er etwa nicht einmal, sondern schon mehrmals
ganz klar sich von Haider abgrenzt und sagt, eine Koalition mit Haider kommt nicht in Frage, jetzt nicht und auch nach der nächsten Wahl nicht.
Ist das, was Wranitzki da tut, klug, wenn man bedenkt, dass er sich damit den Handlungsspielraum einengt?
Denn Mock schließt das ja nicht aus.
Ich möchte zunächst einmal ganz klar feststellen, dass ich in dieser Frage hundertprozentig die Meinung des Bundeskanzlers vertrete.
Es stellt sich für mich nicht die Frage oder die Alternative klug und damit größerer Handlungsspielraum oder umgekehrt, sondern eine viel wichtigere und das ist die nach der politischen Glaubwürdigkeit.
Wir haben vor zwei Jahren nach einer sehr kurzen und einhelligen Beratung die Koalition mit der Freiheitlichen Partei aufgekündigt.
weil wir das als notwendige Folge der Wahl Dr. Haiders zum Bundesparteiobmann sahen.
Nun hat gerade die Zeit, die dazwischenliegt, unsere damalige Einschätzung oftmals bestätigt.
Ich denke an Diskussionen über Gastarbeiterprobleme, an die sogenannte Missgeburt der österreichischen Nation und vieles andere mehr.
so dass ich heute überhaupt keine Veränderung der Situation gegenüber 1986 sehe.
Und es würde uns ja wirklich niemand abnehmen, warum wir ausgerechnet jetzt eine andere Haltung
hier einnehmen.
Und ich glaube, dass hier die Glaubwürdigkeit auch nach innen auf dem Spiel stehen würde.
Ich könnte so einen Weg nicht mittragen, auch wenn er uns angeblich einen größeren Spielraum einräumt.
Hängen diese Berührungsängste mit der FPÖ nur am Namen Haider?
Oder könnten Sie sich vorstellen, dass eine FPÖ und ein Obmann-Kugler-Bauer sehr wohl koalitionsfähig wären?
Wir haben gar nicht die demokratische Legitimation, eine Partei als solche abzulehnen.
Das hätte ja auch bedeutet, dass wir 1983 nicht die Koalition mit der FPÖ eingehen hätten dürfen.
Sondern wir müssen das nach der jeweiligen Situation der Partei beurteilen.
Und eine freiheitliche Partei unter ihrem jetzigen Obmann Dr. Haider ist für mich kein Koalitionspartner.
Da hängt es doch nur am Namen Haider.
Ich sehe das weitgehend mit Haider in Verbindung.
Ich möchte hinzufügen, dass ich seit 10 Jahren Mitglied der Salzburger Landesregierung bin.
davon die Hälfte einen Partner der Freiheitlichen Partei in der Regierung hatte, mit dem sehr, sehr gut zusammenzuarbeiten war.
Es gibt auch auf Landesebene durchaus Berührungs- und Kontaktmöglichkeiten, aber das eine schließt das andere ja nicht aus.
Nun gibt es ein Sachthema, bei dem die ÖVP die SPÖ gewissermaßen vor sich hertreibt, die Privatisierung.
Nun ist die ÖVP wieder einen Schritt weitergegangen und sagt, auch der 50-prozentige Staatsanteil an öffentlichen Betrieben sei für sie kein Tabu mehr.
Sie haben da eine etwas andere Meinung.
Ich gebe zu, dass ich hier eine Haltung habe, die sich auch zum Teil von jener der Mehrheit in meiner eigenen Partei unterscheidet.
Zum Ersten möchte ich feststellen, dass uns in diesen Fragen immer vorgeworfen wurde, wir hätten ideologische Scheinklappen.
Und jetzt, wo wir durchaus pragmatisch an Fragen der Privatisierung herangehen, ist es ausgerechnet die österreichische Volkspartei, die hier immer das Banner der Ideologie voranträgt.
Ich sehe das sehr pragmatisch.
Es gibt durchaus Betriebe, an denen der Anteil der öffentlichen Hand auf unter 50% reduziert werden kann, ja wo der gesamte Betrieb veräußert werden kann.
Wir machen das in Salzburg, mit meiner Zustimmung.
Ich sehe zum Beispiel keine Notwendigkeit, dass das Bundesland Salzburg im Besitz von Seilbahngesellschaften ist.
Wir haben eine schon veräußert und wir werden das in weiteren Fällen tun.
Da ist also für mich die 50%-Grenze überhaupt kein Tabu.
Aber ich glaube, dass es eine Reihe von Betrieben gibt,
die sich überhaupt nicht für Privatisierungen eignen.
Und hier habe ich auch eine andere Meinung als meine eigene Partei.
Ich habe mich da nicht durchgesetzt, ich muss das zur Kenntnis nehmen.
Das ist zum Beispiel der Verbundkonzern.
Der Verbundkonzern repräsentiert mit den Sondergesellschaften in etwa ein Eigenkapital und innere Bewertungsreserven von 70 Milliarden Schilling.
Dieser Wert wurde durch die Jahrzehnte
mit Hilfe der Tarifpolitik geschaffen.
Es waren ja nicht Eigenkapitalien des Besitzers Republik Österreich, die zur Verfügung gestellt wurden, um den Konzern aufzubauen, sondern es war schlicht und einfach jeder österreichische Strombezieher, der über den Tarif dazu beigetragen hat, dass dieser Wert geschaffen werden konnte.
Nun steht diesem Substanzwert des Unternehmens ein relativ geringer Ertragswert gegenüber und zwar nicht deshalb, weil das Management undüchtig wäre, sondern weil aus volkswirtschaftlichen Gründen der Ertrag des Unternehmens relativ gering ist.
weil die Republik Österreich immer darauf verzichtet hat, als Eigentümer des Unternehmens sich das Eigenkapital verzinsen zu lassen, um einen möglichst volkswirtschaftlich angepassten Strompreis zu garantieren.
Das Wirtschaftsministerium beabsichtigt jetzt,
Die Hälfte, praktisch die Hälfte, nämlich 49 Prozent dieses einen Wert von 80 Milliarden Schilling repräsentierenden Unternehmens um 5,2 bis 5,4 Milliarden Schilling abzuverkaufen.
Das ist nicht nur niedriger als die Bewertung durch Sachverständige ergeben hat, sondern es steht für mich in überhaupt keiner Relation zu dem Substanzwert.
Nun kommen aber dazu noch einige Besonderheiten, die überhaupt nicht im Einklang mit dem Risiko des Kapitalanlegers in jedem anderen Fall stehen, denn es wird vom Wirtschaftsministerium eine 10-jährige Dividendengarantie
von 16% aufs Nominalkapital in Aussicht gestellt.
Also bitte, wo gibt es denn das, dass man Aktien kauft und unabhängig von der Ertragslage des Unternehmens eine Dividendengarantie bekommt?
Das ist also wirklich eine österreichische Eigenheit.
Es wird die Aktie auf Raten geben, denn der Käufer wird die Aktie in drei Teilzahlungen bezahlen können.
Und es wird zum dritten die Treueprämie geben, denn jeder Aktienbesitzer, der zehn Aktien gekauft hat und sie über drei Jahre hält, wird dann eine vierte geschenkt bekommen.
Das sind Konditionen,
wo ich wirklich fassungslos bin, die ich nicht mehr verstehe.
Hier werden jene, und ich zähle mich dazu, leider recht behalten, die von Anbeginn an gesagt haben, so ein Unternehmen eignet sich eben nicht für Privatisierung.
Diese Ihre Haltung gegen die Privatisierung in den genannten Bereichen, wo Sie auch in Ihrer eigenen Partei nicht durchkommen, würde man gemeinhin als linke Haltung bezeichnen.
Nun ist die Salzburger SPÖ sicher nicht dem linken Flügel da.
der SPÖ zuzuordnen?
Oder gibt es da noch irgendeine politische Komponente, auch für Sie eine Grundsatzfrage?
Natürlich ist das für mich eine Grundsatzfrage und ich muss hinzufügen, dass es oft sehr schwer fällt, im politischen Spektrum die Frage zu beantworten, was links ist.
Für mich ist der Erhalt einer Substanz ein Vermögen der Republik,
Nicht eine Frage von links oder rechts, sondern durchaus auch eine sehr ökonomische Frage.
Und jene, die für sich die Wirtschaftskompetenz ununterbrochen in Anspruch nehmen und dann in dieser Form Eigentum der Republik Österreich verschleudern,
haben den Anspruch verwirkt, wirklicher Ökonomen zu sein.
Auf das läuft es für mich hinaus.
Das ist für mich nicht die Frage links oder rechts.
Stichwort links oder rechts.
Zu Ihnen persönlich, Sie gelten allgemein als Pragmatiker.
So steht es in den Zeitungen.
Wie sehen Sie selbst sich?
Es ist ganz interessant, wenn man so wie ich viele Jahre hindurch in der Landesregierung ein Ressort wie das Bautner Ressort führt, dann wird man allzu schnell ins Eck der Pragmatiker gestellt.
Ich sage Ihnen zu, dass ich auch Kulturreferent der Landesregierung bin.
Das macht mir großen Spaß, ist mir genauso wichtig und ich sehe mich sicherlich in bestimmten Fragen als Pragmatiker.
Aber das bedeutet für mich nicht, dass ich darauf vergesse, auch über grundsätzliche Fragen in der Politik, insbesondere einer sozialdemokratischen Politik, nachzudenken.
Dann darf ich gleich eine grundsätzliche Frage nachschließen.
Wie sehen Sie denn die Situation der SPÖ im 99.
Jahr ihres Bestehens?
Liegt da nicht eine Art Midlife-Crisis vor und welche Therapie würden Sie da verordnen?
Wenn es eine Art Mitleidkreis wäre, dann würde das ja den Bestand für ein weiteres Jahrhundert garantieren.
Ich bin weder dafür, dass man unkritisch feiert, wenn der runde Geburtstag kommt, noch bin ich dafür, dass man einen Zukunftspessimismus an den Tag legt, wie es jene tun, die uns schon das Sterbeglöcklein leiten.
Wenn ich etwa an Ralf Dandorf denke, der meint, die Sozialdemokratie habe ihre Verdienste, sie habe die soziale Frage in diesem Jahrhundert aktualisiert und beantwortet, aber jetzt, am Ende dieses Jahrhunderts, könne gewissermaßen der sozialdemokratische Moor von der Weltbühne abtreten, denn das, was er wollte, habe er erreicht.
Ich glaube das nicht, ich glaube vielmehr,
dass die rasanten gesellschaftlichen Veränderungen, vor denen wir stehen, es notwendig machen, die Grundwerte der Sozialdemokratie
unter anderen gesellschaftlichen Verhältnissen, aber genauso in der Politik einzusetzen.
Sie haben überhaupt nichts an Aktualität verloren.
Sie müssen nur an einer anderen gesellschaftlichen Realität gemessen werden.
Na nun, eine Partei, die Mehrheiten haben will, muss sich um die Aufsteiger kümmern, um die Leistungswilligen, muss sich kümmern um die immer größer werdende Zahl der Angestellten.
Wer kümmert sich dann um die Schwachen?
Ich glaube, dass das eine das andere überhaupt nicht ausschließt.
Es ist sicherlich gefährlich, nach einer diffusen politischen Mitte zu schielen und zu meinen, man könnte sich von der eigenen Klientel der Vergangenheit einfach abkoppeln.
Einer der sogenannten Vordenker für eine neue Sozialdemokratie, der Berliner Politologe Josef Huber, hat uns einmal den Rat gegeben, wir sollten doch Abstand nehmen von der kleinen-Leute-Politik, weil das würde bei den Aufsteigern, bei den Leistungswilligen, bei den Tüchtigen uns eher hemmen.
Ich glaube nicht, dass dieser Rat richtig ist.
Ich halte es da vielmehr mit Erwin Ringel, der uns in seinem Buch zur Gesundung der österreichischen Seele ein Stammbuch geschrieben hat.
Wir sollten Ausschau halten nach den Benachteiligten unserer Zeit.
Und da ist, glaube ich, noch Tätigkeit genug gegeben.
Und ich muss dazu sagen, dass das wirklich eine Frage ist, die wir sehr, sehr ernst beurteilen sollten.
Und wir sollten nicht die Kritiker überhören, wie etwa Josef Haslinger, der uns
in seinem Essay Politik der Gefühle gesagt hat, denkt einmal darüber nach, ob soziale Gerechtigkeit für euch noch immer wirklich ein politisches Ziel ist oder eher eine erhoffte Folge eures politischen Handelns.
Glauben Sie, dass es möglich ist, die Starken davon zu überzeugen, dass sie solidarisch mit den Schwachen sein sollen?
Oder ist es nicht viel leichter, mit dem Wort Sozialschmarotzer Erfolg zu haben?
Es ist zumindest vordergründig leichter.
Dr. Haider führt ja praktisch tagtäglich den Kampf um die Lufthoheit über den Biertischen.
Den werden wir nicht gewinnen können.
Ich halte es da mit Peter Klotz, der einmal gemeint hat, wir müssen auch bei den Starken stark sein, aber nicht um der Stärke selbst willen, weil dann vergessen wir unsere Geschichte, sondern um den Schwachen helfen zu können.
Und Solidarität ist etwas,
was nicht nur aus Mitmenschlichkeit bei den Menschen erzeugt werden soll, sondern durchaus auch im Sinn ihrer eigenen Lebensqualität.
Wir müssen den Menschen deutlich machen, dass etwa eine Zweidrittelgesellschaft ihnen nicht die Möglichkeit gibt, immer vorbeizusehen.
Und es gibt da eine ganze Reihe von Beispielen.
Sie können durch London fahren und kommen nicht in jene Stadtviertel, wo heute die Verelendung zum Teil eingesetzt hat.
Aber man wird das nicht auf Dauer können.
Und so meine ich, dass wir Solidarität auch in der Form einfordern können, dass wir dem gesellschaftlich Starken sagen, die Qualität eines Lebens ist auch davon maßgeblich abhängig, wie es der Gruppe der Schwächeren geht.
Denn du wirst nicht immer vorbeischauen können an der Situation.
Das sind schöne Worte, aber ein Patentrezept haben Sie ja auch nicht.
Ich bedanke mich zunächst einmal dafür, dass Sie die Worte zumindest schön empfinden.
Ich möchte dazu sagen, dass das Nachdenken zunächst einmal vor der Tat stehen muss.
Wir denken zu wenig nach.
Und wir sollten uns das vor allem rund um den 100.
Geburtstag vornehmen, dass wir nicht die endgültige Antwort bereits besitzen, dass wir nicht in der Lage sind, sozusagen den Gesellschaftsentwurf
des nächsten Jahrhunderts zu präsentieren, sollte ja für uns nicht Anlass zur Resignation sein, sondern Auftrag nachzudenken und das meinte ich auch vorher damit.
Und dazu gehören auch ab und zu schöne Ideen und vielleicht auch schöne Worte.
Ich danke für das Gespräch.
Ein Gespräch mit dem Landeshauptmarschallvertreter Wolfgang Radlecker von der SPÖ aus Salzburg.
Ulrich Brunner hat es geführt, 11 vor 1, ein Auslandsbericht noch im Mittagsschanal.
Noch nie war eine Frau Vorsitzende einer deutschen Parlamentspartei noch nie ein Vorbestrafter.
Die heutige Wahl eines neuen Vorsitzenden der Freien Demokraten bringt also in jedem Fall eine Premiere.
Denn in der Abstimmung der 402 Parteitagsdelegierten in Wiesbaden heute Nachmittag stehen einander Irmgard Adam-Schwetzer und Otto Graf Lambsdorff gegenüber.
Lambsdorff, der im Flick-Parteispendenskandal wegen Steuerhinterziehung verurteilt wurde, gilt als leichter Favorit für die Nachfolge des nach Brüssel wechselnden Genscher Nachfolgers Martin Bangemann.
Bernhard Morawetz berichtet.
Wer wird das Rennen machen?
Irmgard Adam-Schwetzer, 46, und Staatsministerin im Auswärtigen Amt?
Oder Otto Graf Lambsdorff, 61, und früherer Wirtschaftsminister?
Bis zuletzt ist diese Frage offen.
In erster Linie trennt sie Alter und Geschlecht und nicht ihr Programm.
Beide haben die Bonner Wende mitgetragen, den Schwenk vom Koalitionspartner SPD hin zur CDU-CSU.
Die FDP ist in der Bundesrepublik das Zünglein an der Waage und diese Funktion bestimmt auch ihr politisches Selbstverständnis mit.
Gestützt auf nur 4% Stammwähler muss sich die FDP stets ein wenig dem Zeitgeist verschreiben, um über die 5% Hürde zu gelangen.
Beide Kandidaten lassen aber keinen Zweifel daran, dass ein Koalitionswechsel auf absehbare Zeit nicht ansteht.
Irmgard Adam-Schwetzer lehnt es ab, einen Frauenbonus in Anspruch zu nehmen.
Sie habe früh gelernt, in männlichen Kategorien zu denken, sagt sie von sich.
Den Vorwurf, ihre Auftritte seien etwas farblos und sie kleide sich zu konservativ, wischt sie mit der Bemerkung weg.
Sie würde sich auch flotter angezogene und besser aussehende Männer in der Politik wünschen.
Mit den Herren der oberen Industrieetagen hat sie es sich verscherzt, seit sie ihnen in einem Vortrag empfahlen, nicht immer gleich zu jammern.
Den Unternehmern gehe es doch nicht so schlecht.
Die hohen Lohnnebenkosten hätten sie in den Tarifverträgen selbst mit vereinbart und auch die Steuerbelastung sei unter dem Strich nicht so hoch.
Seither wird sie vom Bund der Industrie geschnitten.
Während Frau Adam-Schwetzer eher Kompetenz in den sogenannten weichen Themen wie Ökologie, Frauen- und Sozialpolitik zugetraut wird, hat der Graf Lambsdorff eindeutig den Bonus der Wirtschaftskompetenz.
Mit guten Kontakten zur Industrie, auch auf internationaler Ebene ausgestattet, wäre er für viele Delegierte der ideale Repräsentant aller Freiberufler und Selbstständigen.
Aber es liegt ein Schatten auf ihm, den man nur in Wirtschaftskreisen als Kavaliersdelikt sieht.
Im Umfeld des sogenannten Flick-Spenden-Skandals hatte Lambsdorff beträchtliche Steuersummen hinterzogen, allerdings nicht als Privatmann, sondern als Parteikassier.
Er wurde dafür rechtskräftig verurteilt.
In seinem Wahlkampf wurde dieses Thema freilich ausgespart.
Wie sehr Lambsdorff seine Konkurrentin ernst nimmt, zeigt die Tatsache, dass eine linksliberale Berliner Senatorin Frau Schmalz-Jakobsen für den Posten des Generalsekretärs vorgeschlagen hat.
Im Falle des Wahlsiegs von Otto Graf Lambsdorff müsste die FDP in der Bundestagswahl von 1990 mit einem schwer kalkulierbaren Restrisiko leben.
Die Abstimmung wird spannend sein.
Das Ergebnis wird erst gegen 14 Uhr vorliegen.
Graf oder Dame, heute Nachmittag also entscheidet es sich bei der FDP.
Nach Österreich zurück ein Kulturbeitrag.
Das ORF-Sinfonieorchester bekommt im Herbst 1989 einen neuen Chefdirigenten, den 1945 in Israel geborenen Pinkas Steinberg.
Zur Zeit ist er Generalmusikdirektor in Bremen.
Steinberg, der unter anderem bei Boris Blacher studiert hat, debütierte mit 22 Jahren in Chicago als Konzertmeister.
Er arbeitet regelmäßig mit vielen prominenten Orchestern, nicht nur im Konzertsaal, sondern auch in den Opernhäusern, darunter auch in Bregenz und Wien.
Heute dirigiert er erstmals an der Wiener Staatsoper bei Verdi's Il Trovatore.
Mit Pinkas Steinberg spricht Walter Gellert.
Herr Steinberg, Sie übernehmen im Herbst kommenden Jahres die Leitung des ORF-Sinfonieorchesters.
Haben Sie sich für die drei Jahre, für die Sie zunächst verpflichtet werden, auch schon ein Programm vorgenommen?
Gibt es genauere Vorstellungen für Sie, was diese Arbeit beinhalten wird?
Erstmal, natürlich, das ist normale Arbeit, das heißt, mit dem Orchester intensiv zu arbeiten, das Niveau zu erheben.
Das ist ein sehr gutes Orchester, aber ich glaube, wie ich das gesehen habe, mit meiner winzigen Erfahrung, als wir das Konzert von Festwochen gemacht haben, im Orchester steckt ein riesiges Potenzial.
Und dieses Potenzial möchte ich wirklich auskitzeln, rauskitzeln von dem.
Das ist erstmal die erste Sache.
Und was die Pläne und so weiter, also Themen, das möchte ich noch nicht besprechen, weil, wissen Sie, ich bin nicht eine Person, der erstmal alles losschießt und mit großen spektakulären Reden und Versprechungen kommt und dann sagen die Leute, ja, aber wo ist das?
Verstehen Sie, ich habe schon meine Planung, das werde ich Ihnen nicht verraten.
Und eines werde ich nur sagen, ich werde alles von meinem Wissen, Können, Enthusiasm usw.
zu dieser Position bringen.
Was dabei herauskommt, ich hoffe das Beste.
Gibt es für Sie so etwas wie Vorlieben für bestimmte musikalische Richtungen, für bestimmte musikalische Strömungen?
Nein, das habe ich nicht.
Das ist genau, wenn man fragt jemanden, wer von deinen Kindern ist dein Lieblingskind?
Nein, ich mag Musik generell und wenn ein Stück mir gefällt und ich bin überzeugt von diesem Stück, würde ich das machen.
Und ich kann mir nicht einen Schwerpunkt legen und sagen, das folge ich und nicht anderes.
Das mache ich nicht.
Wie lange werden Sie in Wien anwesend sein?
Wie lange werden Sie mit dem Orchester arbeiten können?
Sie haben ja noch andere Verpflichtungen auch.
So zum Beispiel werden Sie in Verona im Sommer musikalischer Leiter sein.
Sie sind ja im kommenden Jahr auch der Dirigent der AIDA-Produktion.
Naja, ich meine, ich werde in Wien 120 Tage pro Jahr sein.
Und was darüber hinaus, da habe ich die Sache in Verona, das ist nicht nur Sommer, das auch wählen das Jahr ist, weil wir haben auch Reisen, wir haben auch Produktion in Verona selber und Konzerte und dann noch meine Gastverpflichtungen, die langfristig gesetzt wurden vorher.
Sie sind ja praktisch in der Oper entdeckt worden in Chicago, Sie waren dort Konzertmeister und sind dann eingesprungen als Dirigent.
War das ein langfristiger Plan für Sie eigentlich, aus dem Orchester auch herauszukommen zum Dirigentenpult?
Überhaupt nicht.
Das war überhaupt nicht meine Strebung.
Ich war sehr froh mit meiner Geige.
Und das kam einfach so.
Und so ging es auch.
Das war nicht eine langfristige Planung.
Solche Sachen kann man nicht planen, finde ich.
Herr Steinberg, Sie dirigieren hier an der Wiener Oper Trovatore von Verdi.
Verdi auch in der Arena.
Was bedeutet dieser Komponist für Sie?
Da brauchen wir sehr viel Zeit, weil Verdi bedeutet sehr viel für mich.
Ich liebe sehr Verdi und seine ganze Musik und seine ganze Art zu schreiben, für mich bedeutet das eine persönliche Sache.
Ich mag Verdi sehr und ich dirigiere sehr viel auch Verdi, überall.
Sie kommen hier an die Wiener Staatsoper in eine Repertoire-Vorstellung.
Das bedeutet auch, dass Sie relativ wenig Zeit haben, musikalisch vorzubereiten.
Machen Sie das gerne oder sind Sie eher daran interessiert, neue Produktionen zu erarbeiten, wo Sie auch mit dem Orchester eine bestimmte Anzahl von Proben haben können, wo Sie mit den Sängern auch viel mehr und viel intensiver arbeiten können?
Ich mache das sehr ungern, diese Art von Sache, weil es im Grunde genommen sehr wenig mit Musik zu tun hat.
Ich gehe in eine Vorstellung, ich habe das Orchester noch nicht gesehen, ich habe nur Klavierproben mit den Sängern, auch sehr gering, wir haben nur hier zwei Proben, und da machen wir eine Vorstellung.
Das ist wie eine Art russische Roulette.
Vielleicht klappt das, vielleicht klappt das nicht.
Das kann man nicht voraussetzen.
Das ist immer ein großes Risiko in der Sache.
Die Leute kommen rein in so eine Vorstellung und natürlich für die Eintrittskarte erwarten sie alles, dass es das Beste sein soll.
Aber realistisch gesehen kann das nicht das Beste sein.
Vielleicht klappt das ja auch und es wird wunderbar.
Weiß man nicht.
Aber wie gesagt, es ist wie ein Roulette-Spiel.
Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man.
Ein Gespräch mit dem Dirigenten Pinkas Steinberg und wir haben noch zwei Minuten Zeit für die Schlussmeldungen.
Bundesrepublik Deutschland.
Der am Montag verstorbene bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß ist heute im Familiengrab in Rottam in Oberbayern beigesetzt worden.
Das Pontifikalrequiem zelebrierte der ehemalige Erzbischof von München, Kurienkardinal Josef Ratzinger.
Tausende Menschen hatten sich versammelt, um von dem Verstorbenen Abschied zu nehmen.
Frankreich.
Papst Johannes Paul II.
hat neuerlich vor einem Missbrauch der Gentechnologie und vor einer, wie er sagte, Wissenschaft ohne Gewissen gewarnt.
In einer Rede vor der Parlamentarischen Versammlung des Europarats in Straßburg sagte der Papst, diese neuen medizinischen Disziplinen und die dadurch ermöglichten Versuche an menschlichen Embryonern öffneten missbräuchliche Manipulationen Tür und Tor.
Jugoslawien.
In Titograd, der Hauptstadt der Teilrepublik Montenegro, hat die Polizei heute früh eine Demonstration gewaltsam aufgelöst.
Die Kundgebungsteilnehmer hatten versucht, nach dem Vorbild einer Demonstration in Novi Sad den Rücktritt der regionalen Parteiführung zu erzwingen.
Der Parteiführung Montenegros wird vorgeworfen, die Teilrepublik Serbien im Nationalitätenkonflikt zu wenig zu unterstützen.
Algerien.
Die Unruhen breiten sich von der Hauptstadt Algiers auch auf andere Städte Algeriens aus.
Aus Oran, der zweitgrößten Stadt Algeriens, werden Ausschreitungen und Brandlegungen gemeldet.
Die Sicherheitskräfte sollen sieben Jugendliche erschossen haben.
Chile.
In einer Großkundgebung haben hunderttausende Menschen in Santiago den Erfolg der Opposition beim Referendum über die Verlängerung der Amtszeit von Staatschef General Pinochet gefeiert.
Die Teilnehmer forderten Pinochet auf, den Weg zur Demokratie freizumachen.
Nach dem Ende der Kundgebung kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei.
Das war das Mittagschanal.
Wir danken fürs Zuhören und Verabschieden und auf Wiederhören.