Mittagsjournal 1988.10.18

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag beim Mittagschanal, sagt Christel Reiß.
    Kurz eine Übersicht über die für die einstündige Mittagsinformation des aktuellen Dienstes geplanten Beiträge.
    Zweiter Tag der Regierungsklausur in Maria Tafel.
    Das Forum Kirche ist Gemeinschaft nimmt zur bevorstehenden Bischofsernennung in Salzburg Stellung.
    Studie des Ökologieinstitutes über das GSSR-Atomkraftwerk Temelin.
    Anaboliker Affäre großen Stils in Linz aufgedeckt.
    Ausland.
    Der Nationalitätenkonflikt in Jugoslawien beherrscht die Sondersitzung des ZK-Plenums.
    Der Iran ermöglicht die Fortsetzung der Golf-Friedensverhandlungen.
    In London wird heute eine zehnte Symphonie Beethovens Uhr aufgeführt.
    Kultur.
    Aufregung in Graz über eine Klangkulisse besonderer Art.
    Und der Hannussen-Film mit Klaus-Maria Brandauer in der Titelrolle läuft in Österreich an.
    Vor diesen Beiträgen die Nachrichten zusammengestellt von Wolfgang Wittmann, gelesen von Stefan Bocorny.
    Österreich.
    Die Bundesregierung setzt heute ihre Klausurtagung im niederösterreichischen Maria Tafal mit Referaten der Minister fort.
    Hauptthema ist nach wie vor die Bevölkerungsentwicklung.
    Die Regierungsmitglieder schlagen aus Sicht ihrer Ressorts Maßnahmen gegen das Problem der Überalterung vor.
    Während die Lebenserwartung steigt, sinken die Geburtenraten.
    Innenminister Blecher hat vorgeschlagen, verstärkt junge Flüchtlinge mit guter beruflicher Qualifikation in Österreich zu halten.
    Die Bezüge der etwa 160.000 Industrieangestellten werden am 1.
    November je nach Branche um 2,5 bis 3 Prozent erhöht.
    Bei den jetzt abgeschlossenen Lohnverhandlungen wurde auch vereinbart, dass die Lehrlingsentschädigungen und die Abgeltungen für Mehrarbeit und Aufwand angehoben werden.
    Über eine Arbeitszeitverkürzung für die Industrieangestellten wird weiter verhandelt.
    Die beiden österreichischen Papierfabriken La Kirchen AG und Bunzel & Biach werden mehrheitlich von einem schwedischen Unternehmen übernommen.
    Der Konzern Svenska Cellulosa Aktie Polaget erwarb 74,9 Prozent der Holding der beiden Fabriken.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Redaktion des Nachrichtenmagazins Der Spiegel hat sich für einen Bericht im Zusammenhang mit der Kriegsvergangenheit von Bundespräsident Waldheim entschuldigt.
    Der Spiegel hatte Anfang des Jahres ein angeblich authentisches Telegramm aus dem Jahr 1942 abgedruckt, dessen Inhalt eine Mittäterschaft Waldheims bei Kriegsverbrechen nachweisen sollte.
    In seiner jüngsten Ausgabe betont der Spiegel nun, das vermeintliche Telegramm sei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gefälscht.
    Wie und von wem sei derzeit Gegenstand eines Gerichtsverfahrens in Belgrad.
    Die Redaktion äußert ihr Bedauern über den Abdruck des Schriftstückes und die daraus resultierende Bezeichnung von Bundespräsident Waldheim als Mittäter bei Kriegsverbrechen.
    Jugoslawien
    Am zweiten Sitzungstag des Zentralkomitees der KP in Belgrad hat das Parteipräsidium die serbischen Angriffe auf Parteivorsitzenden Chuvar zurückgewiesen.
    Das serbische ZK-Mitglied Popovic hat Shuvar vorgeworfen, seine politischen Überzeugungen aus Karrieregründen nach der jeweils herrschenden Stimmung im Land auszurichten.
    Zuvor hatte Shuvar in seiner Eröffnungsrede die Politik des Parteichefs von Serbien Milošević kritisiert und vor den Auswirkungen nationalistischer Tendenzen gewarnt.
    Für heute kündigte der Tagungsvorsitzende Orlandic aus Montenegro eine Vertrauensabstimmung über 19 der 23 Präsidiumsmitglieder an.
    Vier sind bereits zurückgetreten.
    Außerdem soll das Ausscheiden von etwa einem Drittel der Mitglieder des Zentralkomitees eingeleitet werden.
    Tschechoslowakei.
    In Prag ist eine neue Oppositionsgruppe gegründet worden.
    Der Vereinigung mit dem Namen Bewegung für bürgerliche Freiheit gehören zahlreiche prominente Regimekritiker an.
    Unter ihnen auch Vaclav Bender, Jerzy Dienstbier, Vaclav Havel und Ladislav Lis.
    Die Gruppe bezeichnet sich als unabhängig.
    Gefordert werden Veränderungen in fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens und politischer Pluralismus.
    In dem Gründungsmanifest wird die totalitäre Form der Regierung als die wahre Ursache für die Krise in der Tschechoslowakei bezeichnet.
    USA.
    Die Vereinigten Staaten haben heute mit der Vernichtung ihrer ersten von insgesamt 41 Marschflugkörpern begonnen.
    Die Beseitigung dieser sogenannten Cruise Missiles ist im amerikanisch-sowjetischen Vertrag zur Abschaffung aller atomaren Mittelstreckenraketen festgelegt.
    Sowjetische Experten haben Gelegenheit, die zwei Tage dauernden Arbeiten zu kontrollieren.
    Frankreich.
    Staatspräsident Mitterrand hat sich neuerlich für die Abhaltung einer internationalen Konferenz zur Beilegung des Nahostkonflikts ausgesprochen.
    Bei einem Bankett zu Ehren des israelischen Präsidenten Herzog in Paris wiederholte Mitterrand dabei auch seine Position, wonach Israel das Recht habe, in Frieden und innerhalb sicherer und anerkannter Grenzen zu leben.
    Zugleich sagte Mitterrand aber auch, dass die Palästinenser das Recht auf ein Vaterland hätten.
    In seiner Antwort unterstrich Herzog, Israel wolle den Frieden, habe bisher aber seine Hand vergeblich zu den Arabern ausgestreckt.
    Israel Die Entscheidung gegen eine Beteiligung der radikalen Qach-Partei von Rabbiner Meir Kahane bei den kommenden Parlamentswahlen ist nun endgültig bestätigt.
    Der oberste Gerichtshof in Israel wies einen Protest Kahanes gegen eine entsprechende Entscheidung des Wahlkomitees zurück.
    Das Komitee hatte die Kach-Kandidatur unter Berufung auf ein Antirassismusgesetz aus dem Jahr 1985 untersagt.
    Noch 1984 hatte das Höchstgericht nach einer ähnlichen Entscheidung der Wahlkommission einem Einspruch des araberfeindlichen Kahane stattgegeben.
    Das waren die Meldungen, nun zum Wetterbericht, die Aussichten bis morgen früh.
    Im Süden gebietsweise nebelig, sonst heiter, zeitweise aber hohe und mittelhohe Wolkenfelder, Wind aus Südost bis Südwest, Nachmittagstemperaturen 14 bis 21 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 6 bis 12 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch.
    Im Süden und im Bereich des Alpenhauptkammes bei stärkerer Bewölkung Aufkommen von Niederschlag.
    Im Norden und Osten teils sonnig, teils nebelig.
    Im Nordalpenbereich föhnig aufgelockert.
    Mäßiger bis lebhafter Wind aus Südost bis Süd.
    Tageshöchsttemperaturen 14 bis 19 Grad.
    das Wetter übermorgen Donnerstag, nördlich der Alpen sowie im Osten noch einige Auflockerungen, sonst starke Bewölkung und zeitweise Niederschlag.
    Temperaturen zwischen 12 und 17 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien, Eisenstadt und St.
    Pölten wolkenlos 15 Grad, Linz heiter 13, Salzburg heiter 20, Innsbruck wolkig 17, Bregenz wolkig 15, Graz heiter 16 und Klagenfurt heiter 14 Grad.
    Nach den Nachrichten und Wetteraussichten kommen wir 8 Minuten nach 12 Uhr zu den Beiträgen im Mittagsschanal.
    Unter Österreichs Katholiken herrscht wieder einmal Unruhe.
    Aktueller Anlass, die Bestellung eines Nachfolgers für den Salzburger Erzbischof Karl Berg.
    Aus dem Vatikan liegt dazu ein Dreiervorschlag vor.
    Die darin enthaltenen Namen sind allerdings nicht bekannt.
    Gerüchteweise sind die Wunschkandidaten des Vatikans jedoch nur Priester, die als konservativ gelten.
    Opus Dei-Chef Klaus Küng soll darunter sein, der Moral-Theologe Andreas Laun, der Altenmarkter Dächernd Georg Eder, aber auch der Wiener Weihbischof Kurt Krenn.
    Und gerade bei der Bestellung Krenns hat es schon einmal Aufregung unter Österreichs Katholiken gegeben.
    Damals ist zum ersten Mal das Forum Kirche ist Gemeinschaft
    mit unverholener Kritik an die Öffentlichkeit gegangen.
    Dieses Forum, eine Aktionsgemeinschaft von Laien und Priestern, hat sich heute neuerlich zu Wort gemeldet.
    Franz Simbürger.
    Dem Forum Kirche ist Gemeinschaft geht es um die Grundsatzfrage, ob die bevorstehenden Bischofsernennungen in Österreich dem Kirchenbild des Zweiten Vatikanums entsprechen.
    Neuerliche einsame Entscheidungen des Vatikans würden neuerliche Konflikte in der katholischen Kirche Österreichs auslösen.
    Mit dieser Einleitung brachte der Sprecher der Aktion Kirche ist Gemeinschaft, Karl Vogler, seine grundsätzliche Besorgnis über die weitere Entwicklung der katholischen Kirche in Österreich zum Ausdruck.
    Neben der Nachfolge des Salzburger Erzbischofs Karl Berg stehen ja in absehbarer Zeit auch Bischofsbestellungen in Feldkirch, Eisenstadt und St.
    Pölten an.
    Vogler sagte, beim zweiten Papstbesuch in Österreich sei der Eindruck entstanden, der Vatikan habe aus den Diskussionen vor allem um die Bestellung des Wiener Weihbischofs Kurt Krenn gelernt.
    Nun verdichte sich aber der Eindruck, dass neuerlich der Vatikan ohne Einbeziehung der Ortskirche Bischöfe ernenne.
    Doch ein Experte
    Extrembischof, so Vogler, der nicht das Vertrauen des Diözesanvolkes habe, könne eine Diözese nur verwalten, aber das sei auch schon alles.
    Und ohne auf die für Salzburg genannten Namen konkret einzugehen, meinte Vogler, die Befürchtungen, die wir damit verbinden, gehen dahin,
    dass ein solcher Bischof sich selbst isoliert, dass er dann in seiner ordinaren Erzkanzlei sitzt und dass die Priester und die Laien, die draußen an der Seelsorgefront stehen und arbeiten, weiterhin aktiv bleiben werden.
    aber sich nicht allzu sehr um einen solchen Extrembischof kümmern.
    Die Ortskirchen, so Vogler sein, keine Filialen von Rom.
    Sie müssten daher in die Entscheidung über die Bischofsnachfolge einbezogen werden.
    Ins selbe Horn stieß auch der Schwächer der Pfarrer Helmut Blasche.
    Er wies auf eine Aussage von Papst Leo I. aus dem 5.
    Jahrhundert hin.
    Auch dort wird nämlich die Bestellung eines Bischofs verlangt, der von allen akzeptiert werde.
    Diese Forderung jetzt auch zu erheben, sei daher auch durchaus traditionalistisch und habe nichts Revolutionäres an sich, sagte der Pfarrer.
    Darüber hinaus sei es ja auch für einen nicht akzeptierten Bischof nicht einfach, sein Amt überhaupt anzutreten, ergänzte Plasche.
    Ich könnte mir jedenfalls nicht vorstellen, dass ich als Bischof, es besteht keine, nicht die geringste Gefahr, dass ich ein Bischof wäre, aber angenommen ich sollte als Bischof in eine Diözese gehen oder auch nur als Pfarrer in eine Pfarre, wo ich spüre und weiß und mir das deutlich kundgetan wird, dass alle mich ablehnen, Priesterschaft und Volk.
    Die Priester vor allem, die doch meine Mitarbeiter wären, als Bischöfe mich vehement ablehnen, kann ich mir nicht vorstellen, dass ich dort das Amt übernehmen würde, wie wir es jetzt erlebt haben, zuletzt in Chur in der Schweiz.
    Ich habe halt das Gefühl, dass so ein Bischof dann hingeht, weil er sich irgendwie als Märtyrer fühlt, weil er sich denkt, ich muss, wie es im Timotheusbrief heißt, auftreten, sei es gelegen oder ungelegen.
    Es ist äußerst ungelegen, aber man muss eintreten dafür,
    Schon diese Ablehnung des von Rom ernannten Bischofs und der Wille, damit bestimmen zu können, ist doch ein Zeichen der Unbotmäßigkeit, des Ungehorsams, der Aufmüpfigkeit.
    Eine Anmaßung, die man nicht dulden darf und da muss ich eben wieder für die richtige Ordnung eintreten, da muss ich mich opfern.
    Der Papst, so Blasche weiter, kenne die von ihm ernannten Bischöfe sicher nicht alle persönlich.
    Jemand müsse sie ihm also einreden.
    Wer dieser jemand sei, wollten weder Blasche noch Vogler sagen.
    Laien jedenfalls, so die Antwort, gewisse politische Kreise, vielleicht auch Adelige.
    Kreise jedenfalls, denen es auch darum gehe, Kirche und Politik wieder stärker zu verbinden.
    Dass damit die ÖVP gemeint sei, wurde von den Sprechern des Forum Kirche ist Gemeinschaft nicht bestritten.
    Forumsprecher Vogler meinte, man habe durchaus das Gefühl, dass es vor allem in der ÖVP, aber teilweise auch in anderen Parteien Leute gäbe, die die Kirche gleichsam wieder stärker an die Brust nehmen wollten.
    Die Ernennung eines vom Volk und den Priestern abgelehnten Bischofs in Salzburg werde jedenfalls zu stärkerer innerer Emigration des Kirchenvolkes führen, meinten die Vertreter der Aktion Kirche ist Gemeinschaft.
    Auszuschließen sei aber auch nicht, dass es auch in Salzburg wieder zu Protestaktionen komme, indem sich Laien beim Einzug des neuen Bischofs vor das Kirchenportal auf den Boden legen.
    Und damit zurück an das Studio.
    Und nach diesem Bericht von Franzi im Bürger 13 Minuten nach 12 ein Hinweis für Autofahrer.
    Der Blabutschtunnel im Zuge der A9 der Pyrenautobahn ist in Fahrtrichtung Süden durch einen defekten LKW blockiert.
    Der Verkehr wird durch das Grazer Stadtgebiet umgeleitet.
    Weiter mit den Beiträgen.
    Spätestens seit Tschernobyl ist die Atomwelt nicht mehr in Ordnung.
    Und seit im bayerischen Wackersdorf eine riesige atomare Wiederaufbereitungsanlage in Bau ist, engagieren sich auch viele Österreicher gegen dieses Projekt.
    Umweltministerin Flemming hat namens der Bundesregierung ihre Einwendungen gegen Wackersdorf deponiert, betont aber in diesem Zusammenhang auch immer wieder, dass die bereits in Betrieb oder auch in Bau befindlichen Atomkraftwerke in der CSSR ebenso intensiver Aufmerksamkeit bedürfen.
    Und eine rege österreichische Gruppe von Atomgegnern nennt sich ob solcher Überlegungen auch Komitee Österreicher gegen Wackersdorf, Temelin und andere Atomanlagen.
    Womit das Stichwort Temelin gefallen ist.
    Diese riesige Atomfabrik der GSSR etwa 100 Kilometer nördlich von Linz wird von vielen als nicht geringere Bedrohung empfunden als Wackersdorf.
    Nun hat die Stadt Wien im Mai dieses Jahres beim österreichischen Ökologieinstitut eine Studie über das tschechische Atomkraftwerk Temelin in Auftrag gegeben.
    Diese Studie ist nun fertig und das Öko-Institut, ein unabhängiger Forschungsverein, der sich und die Arbeit seiner umweltengagierten Wissenschaftler aus Spenden und Studienaufträgen finanziert, das Öko-Institut also hat in seiner jüngsten Zeitschrift einige wichtige Erkenntnisse aus der Temelin-Studie publiziert, Gisela Hopfmüller berichtet.
    Temelin, in der Nähe von Budweis in der GSSR gelegen, ist Österreich näher, als manchem lieb ist.
    100 Kilometer südlich von Temelin liegt Linz, 180 Kilometer südöstlich von Temelin liegt Wien.
    Temelin ist das größte Atomprojekt der GSSR, befindet sich derzeit im Bau, wird mit vier Reaktoren ausgerüstet, von denen der erste Block 1992 in Betrieb gehen soll.
    Name des Typs der Reaktoren WWER1000.
    eine modernere und größer dimensionierte Weiterentwicklung des Tschernobyl-Typs WWER 440.
    Mit einer elektrischen Leistung von 1000 Megawatt ist der WWER 1000 der bisher größte Druckwasserreaktor
    der in den osteuropäischen Staaten gebaut wird.
    Wie gesagt, Temelin wird mit vier solcher Reaktoren ausgestattet.
    Antonia Wenisch und Peter Bossev vom Ökologieinstitut haben bei ihrer Temelin-Untersuchung die bisher wenig bekannte Fachliteratur der Sowjetunion und der DDR eingearbeitet.
    Dort seien viele Daten und Fakten zu finden, während die Fachliteratur der GSSR sehr zurückhaltend sei, merken sie an.
    In der Sowjetunion etwa wurden, so heißt es in der Studie, Versuche am Kesselstahl des WWER 1000 durchgeführt.
    Folgendes habe sich gezeigt.
    Der Reaktordruckkessel ist hoher Beanspruchung ausgesetzt.
    Neben der Neutronenstrahlung, die zur Verspreudung des Materials führt, sind dies der hohe Innendruck und Spannungen, die bei raschen Temperatur- und Druckänderungen entstehen.
    Bei vielen Reaktordruckbehältern wurden Fugen und Risse festgestellt, insbesondere an den Schweißnähten.
    Bedenklich sei die Tendenz der RGW-Länder, also der Länder des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe,
    wie sich die Wirtschaftsgemeinschaft der Oststaaten nennt.
    Bedenklich sei also dort die Tendenz, beim Bau von Atomkraftwerken Material und Arbeitszeit einzusparen, heißt es weiter in der Untersuchung.
    Wie wahrscheinlich ein Störfall ist, das lässt sich allerdings im Falle Temelin ebenso wenig genau sagen wie bei allen anderen Atomkraftwerken.
    Die Wahrscheinlichkeit für einen Kernschmelzunfall liegt zwischen einem Unfall in 1.000 Reaktorbetriebsjahren und einem in einer Million Betriebsjahren.
    Bei Druckwasserreaktoren komme, so das Öko-Institut, den bisherigen Erfahrungen nach eher die Zahl 1.000 in Frage.
    Unter dem Stichwort die Auswirkungen eines schweren Unfalls in Temelin auf Wien erörtert die Studie verschiedene Varianten.
    Bei Variante 1 heißt es
    Für den Unfall mit geringsten Folgen wurde angenommen, dass trotz eines Lecks der Großteil der freigesetzten Radionuklide im Containment des Reaktors zurückgehalten wird.
    In diesem Fall wäre die Deposition, also der radioaktive Niederschlag, in Wien etwa so hoch wie jener nach der Tschernobyl-Katastrophe in Linz.
    Bei schlimmeren Unfällen, also etwa wenn das Containment zerstört wird, seien auch die Folgen entsprechend gravierender, meint das Öko-Institut.
    Unsere Abschätzung ergibt eine Bandbreite vom Vierfachen bis zum Zwanzigfachen der derzeit in Österreich vorhandenen maximalen Kontamination, bezogen auf Cesium-137.
    Die Folgen könnten noch wesentlich größer sein, wenn es während des Durchzugs der radioaktiven Wolke regnet.
    Das Ökologieinstitut kritisiert in seiner Untersuchung auch jenes Abkommen zwischen der GSSR und Österreich,
    dass die Information im Falle einer Reaktorhawarie regelt.
    In der GSSR gilt für die Dosisbelastung der Bevölkerung ein Störfallgrenzwert von 25 Rem, während in Österreich nur 167 Millirem, also ein Hundertfünfzigstel vom tschechischen Grenzwert zugelassen ist.
    Es ist also anzunehmen, dass die Information von Seiten der GSSR erst sehr spät erfolgt, beziehungsweise bei kleineren Unfällen überhaupt ausbleibt.
    In solchen Fällen könne die österreichische Bevölkerung auch nicht rechtzeitig gewarnt werden.
    Und entsprechend den Erfahrungen nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl könne man sich leicht vorstellen, dass die Information österreichischer Stellen erst dann erfolge,
    wenn diese aus den Messungen des eigenen Strahlenfrühwarnsystems von der Katastrophe bereits Kenntnis haben, meint das Ökologieinstitut.
    Studie des Ökoinstitutes über das JSSR Atomkraftwerk Temel in Einzelheiten hörten Sie von Gisela Hopfmüller.
    Stichworte zum nun folgenden Beitrag.
    Anabolika, Doping, Sport und Österreich.
    Weltweite Aufmerksamkeit gab es zuletzt um Spitzenleistungen im Sport, ermöglicht durch Medikamente bei den Olympischen Spielen in Sol.
    Ein Erfolg im Kampf gegen den schwarzen Markt mit Anabolika und anderen verbotenen Präparaten gelang jetzt den Linzer Zollbehörden.
    Muskelbildende Substanzen im Wert von mindestens 1,2 Millionen Schilling konnten beschlagnahmt werden.
    Zentren für die Anwendung dieser Präparate waren Fitnessstudios in einer Reihe von Bundesländern.
    Werner Hofer vom Landesstudio Oberösterreich berichtet.
    Gerüchte und Hinweise, dass in zahlreichen Fitnesszentren und Kraftkammern ähnlicher Studios verbotenerweise Anabolika verwendet werden, solche gab es in der Vergangenheit immer wieder.
    Nun aber gelang es den Zollfahndern aus Linz erstmals, diese Geschäfte mit der Gesundheit zumindest zum Teil aufzudecken.
    Die Anabolika wurden vor allem aus Italien und auch aus Ungarn illegal nach Österreich eingeführt.
    Eine Schlüsselrolle dürfte dabei ein bereits suspendierter linzer Polizeibeamter gespielt haben, der laut Zollermittlungen bei mindestens 18 Fahrten nach Italien in dortigen Apotheken die verbotenen Anabolika besorgt hat.
    Ein Linzer Arzt steht im dringenden Verdacht, dem Anabolika-Schmuggler Rezepte ausgestellt zu haben, mit deren Hilfe der Mann in Italien die Präparate bekommen konnte.
    Neben diesem ehemaligen Polizisten sind noch etwa ein halbes Dutzend andere Personen als harter Kern der Anabolika-Händlerszene in Österreich anzusehen.
    Umschlagplätze waren neben Linz, vor allem auch Wien und Graz, involviert sind aber laut Soll auch der niederösterreichische Raum Salzburg und Kärnten.
    Insgesamt beschlagnahmten die Linzer Zollbehörden Anabolika verschiedenster Art, auch solche, die in Sohl zu den Doping-Skandalen führten, im Gesamtwert von mindestens 1,2 Millionen Schilling.
    Die Zollfahnder meinen aber, damit nur die berühmte Spitze eines Eisberges aufgedeckt zu haben.
    Konsumenten der Anabolika in den Fitnesszentren konnten ebenfalls ausgeforscht werden.
    Laut Zoll handele es sich dabei sowohl um Bodybuilder als auch um Spitzensportler anderer Kraftsportarten.
    Es war erschütternd, wir haben Muskelmänner einvernommen, die am ganzen Körper Ausschläge und Eiterbeulen hatten, weil sie die Anabolika nicht vertragen haben, berichtete ein Zollfahnder.
    Der Kreis der Konsumenten, die die gefährlichen Präparate oft in mehrwöchigen Kuren einnahmen, sei sehr groß, ergehen die Hunderte, weist der Zoll.
    Abgesehen von den abgabenrechtlichen Konsequenzen für die Anabolika-Händler müssen diese auch mit einem Gerichtsverfahren rechnen.
    Die Staatsanwaltschaft wurde bereits eingeschaltet.
    Und jene Kraftsportler, die nachweislich die verbotenen Präparate eingenommen haben, wurden vom Zoll den zuständigen Bezirksverwaltungsbehörden angezeigt.
    Und jetzt ins Ausland.
    Seit gestern hält das Zentralkomitee der Jugoslawischen KP eine Sondersitzung ab und bereits gestern verhärteten sich durch Wortmeldungen die Fronten im Nationalitätenkonflikt.
    Der neue starke Mann in Serbien, Parteichef Milošević, musste sich vor allem gegen Angriffe des jugoslawischen Parteichefs Schuva wehren.
    Schuva hatte Milošević vorgeworfen, sein Amt zu missbrauchen und sich zu einer Art Erlöser der serbischen Teilrepublik aufzuschwingen.
    Milošević seinerseits beharrte auf der Forderung nach größerem serbischem Einfluss auf die autonomen Provinzen Kosovo und Vojvodina.
    Und wörtlich meinte er, das jugoslawische Volk werde keine langatmige und verkalkte ZK-Sitzung hinnehmen, die die ethnischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten nicht löse.
    Ein Bericht von Stislav Gwuszt.
    Die Erwartungen, die die jugoslawische Öffentlichkeit in die laufende Sitzung des Zentralkomitees des Bundes der Kommunisten Jugoslawien setzte,
    werden mit Sicherheit nicht erfüllt.
    Die schicksalshaften Tage, so der Tenor der jugoslawischen Massenmedien, an denen Einigkeit in den Reihen der jugoslawischen Kommunisten wiederhergestellt werden sollte, verrinnen nun ohne ein greifbares Ergebnis.
    Vielmehr verdichtet sich die Atmosphäre von Spannung, Konfrontation, Streit und Revanche, wie dies der jugoslawische Staatspräsident Raif Dizdarewitsch von den versammelten ZK-Mitgliedern ausdrückte.
    Das Ausland schaut auf uns.
    Unsere Landsleute rufen massenweise ihre Familien an und fragen besorgt, was geschieht denn bei euch zu Hause, fragte der Staatspräsident.
    Das Schicksal des Landes steht auf dem Spiel, rief der Staatspräsident aus und beklagte, dass in dem Kräftemessen in Jugoslawien nun geglaubt wird, dass die Ziele die Mittel heiligen.
    Nach dem gestrigen dramatischen Auftritt des serbischen Kommunistenführers Lobodan Milosevic
    kam nun die Antwort der politischen Führung der autonomen Mehrheitlich albanischen Provinz Kosovo.
    Milosevic forderte eine sofortige Lösung des Kosovo-Problems und zwar als Einleitung zu den umfassenden Reformen und Personalveränderungen im Bunde der Kommunisten und in der politischen Führung des Landes.
    Serbien will keine sklerotische Marathonsitzungen mehr dulden, sagte Milosevic unter Hinweis auf die Unzufriedenheit und wachsende Ungeduld der Bevölkerung.
    Die Parteichefin von Kosovo, Katsusha Reashari, meinte darauf, dass sich die Probleme nur dort lösen lassen, wo sie auch entstanden sind, also in Kosovo.
    Sie wehrte sich gegen eine falsche Symmetrie von Nationalismen und nach der albanischen Nationalismus böse sei, die anderen aber nicht.
    Hier werden wohl verschiedene Kriterien angewandt, sagte Frau Kashari.
    Auch unsere Meinung soll gehört werden, meinte die Parteichefin von Kosovo, die Tochter einer Serbin und eines Albaners ist.
    Frau Kaschari kritisierte den Druck, dem die Führung von Kosovo nun in serbischen Massenmedien ausgesetzt wird und beklagte die Manipulationen mit Unwahrheiten und der Unzufriedenheit der Bevölkerung.
    Die gesamte Energie scheint jetzt der Ablösung der alten Funktionäre zu dienen, meinte die Parteichefin von Kosovo in Anbetracht der bevorstehenden Personaldiskussionen in dem jugoslawischen Zentralkomitee.
    Niemand denke jedoch daran, wer die neuen Kadern sein sollten.
    Mit einer chaotischen Abstimmung, mit der die Rede eines serbischen ZK-Mitglieds verurteilt werden sollte, weil er auf unprinzipielle Art und Weise den Parteichef Stipe Suga angegriffen hatte, vermietete das jugoslawische Fernsehen dem Publikum vielleicht den besten Einblick in die Stimmung bei der laufenden ZK-Sitzung.
    Von der ersehnten Einheit sind die Kommunisten Jugoslawiens weiter denn je.
    Acht Jahre lang hat er gedauert, der erbittert geführte Krieg zwischen den Golfstaaten Iran und Irak.
    Und die ersten Friedensverhandlungen, zustande gekommen über Vermittlung von UNO-Generalsekretär Peres de Cuellar, gerieten sehr bald wieder ins Stocken.
    Ein wesentlicher Punkt, bei dem die Meinungen auseinandergingen, war die Grenzziehung zwischen dem Irak und dem Iran.
    Nach dem Abkommen von Al-Shir 1975 lag die Grenze genau in der Mitte des Flusses Shatt al-Arab.
    Kurz vor Kriegsausbruch war dieses Abkommen vom Irak gebrochen worden.
    Nun scheint eine Neuankurbelung der Friedensgespräche möglich.
    Der iranische Außenminister Velayati hat nämlich einem Kompromissvorschlag des UNO-Generalsekretärs zugestimmt und dabei geht es hauptsächlich um den Schatt al-Arab.
    Einzelheiten von Ulrich Tilgner.
    Iran hat beim Verhandlungspoker um den Frieden am Golf ein Zugeständnis gemacht und stimmt jetzt der Widerschiffbarmachung des Schatt al-Arab zu.
    Zwei Monate lang hatte die Islamische Republik dieser irakischen Forderung
    von der Bagdad Fortschritte bei den Friedensgesprächen abhängig macht, nicht zugestimmt.
    Die Frage des Grenzverlaufs im Schatt al-Arab ist jedoch weiterhin strittig.
    Irak fordert Hoheitsrechte über das gesamte Gewässer.
    Iran besteht dagegen weiterhin darauf, dass die Grenze in der Mitte des Flusses verläuft, wie es im iranisch-irakischen Abkommen von 1975 vereinbart wurde.
    Damit zeichnen sich bereits die Schwierigkeiten bei den kommenden Verhandlungsrunden ab.
    Es dürfte jedoch erst einmal Fortschritte geben.
    Iran hat alle vier Punkte des Kompromissplans von UN-Generalsekretär Perez de Cuellar für die Fortsetzung der Verhandlungen angenommen.
    Irakische Schiffe können ungehindert durch den persisch-arabischen Golf fahren und der Schatt al-Arab wird schiffbar gemacht, wie dies vom Irak gefordert wird.
    Die weiteren Punkte sind der Truppenrückzug und der Gefangenenaustausch.
    Sollten sie ausgeführt werden, wäre dies ein wichtiger Schritt,
    zur Verwirklichung der UN-Resolution.
    Iran hat damit erst einmal eingelenkt.
    Dieses Vorgehen ist Bestandteil einer Neuorientierung der iranischen Politik gegenüber den Golfstaaten.
    Vor vier Tagen hatte Parlamentspräsident Hashemi Rafsanjani beim Freitagsgebet die Zusammenarbeit mit den arabischen Golfstaaten im Erdölkartell der OPEC gefordert.
    Kindische Parolen dürften diese Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten nicht stören.
    Von den niedrigen Ölpreisen würde nur die industrialisierte Welt profitieren.
    Am Vortag hatte Außenminister Ali Akbar Velayati mit Revolutionsführer Khomeini das Vorgehen bei den Friedensverhandlungen abgestimmt.
    Es gab in Teheran sogar erstmals wieder eine vorsichtigere Sprachregelung gegenüber Saudi-Arabien.
    Wir können mit unseren muslimischen Nachbarstaaten in einer Weise zusammenleben, dass keine Probleme entstehen.
    Wir werden den Reichtum des Landes nicht wegen kindischer Parolen gefährden, hat der Rafsanjani gesagt.
    Die niedrigen Ölpreise haben Teheran wahrscheinlich zu diesen Schritten bewegt.
    Irak hatte die arabischen Golfstaaten Kuwait und Saudi-Arabien zu einer harten Haltung gedrängt.
    Jetzt hofft Teheran, dass die Ölstaaten im Gegenzug Druck auf Irak ausüben.
    Außenminister Velayati hat gestern nicht nur die Annahme der vier Punkte des UN-Generalsekretärs bekannt gegeben,
    sondern auch in Teheran akkreditierte Botschafter empfangen und sie gebeten, Druck auf Irak auszuüben, die Friedensgespräche zu beschleunigen.
    Dabei hat Velayati keinen Zweifel gelassen, dass sein Land auf der Grenze in der Mitte des Schatt-el-Arabs beharren will.
    Die iranische Rechnung könnte aufgehen.
    Die Golfstaaten wollen Fortschritte bei den Verhandlungen und sie wollen auch eine Neufestsetzung der Erdölquote.
    Irak will dabei nahezu eine Verdoppelung der eigenen Fördermenge.
    Bagdad wird sicher bei den Friedensverhandlungen Zugeständnisse machen müssen, wenn die OPEC-Staaten Irak in der Ölfrage entgegenkommen.
    Ulrich Tilgner hat, berichtet genau halbzeit im Mittagschanal, nun nach Israel mit Österreich-Bezug.
    Österreich hat nämlich wieder einmal eine gute Presse in Israel.
    Die Zeitungen berichten über eine wirtschaftspolitische Aktion der Banken Kreditanstalt, Länderbank und Zentralsparkasse.
    Es geht um KUR, den größten Industriekonzern Israels.
    Er beschäftigt 27.000 Menschen in 300 Betrieben, ist der größte Exporteur von Industrieprodukten und ist durch schlechtes Management in die Verlustzone geraten.
    Mehr als 15 Milliarden Schilling betragen die Schulden des Konzerns, der übrigens dem israelischen Gewerkschaftsbund gehört, bei in- und ausländischen Banken.
    Über die österreichische Rettungsaktion berichtet Moshe Meisels aus Tel Aviv.
    Vor vier Monaten hat die neue Leitung von KUR
    mit der Einführung eines drastischen Reformplanes beschlossen, die Zahlungen sämtlicher Schulden an die in- und ausländischen Banken im Rahmen eines Konsolidierungsprozesses vorläufig einzustellen.
    Nachdem Ende September eine Zahlung an die amerikanische Bank Bankers Trust fällig war und Kur der Zahlung nicht nachkam, hat sich die amerikanische Bank an das Tel Aviva Landesgericht mit der Forderung zur Einsetzung eines Konkursverwalters
    als ersten Schritt zur Liquidierung des Kurunternehmens gewandt.
    Die neue Leitung von Kur, das unter anderem in der Metall-, Stahl-, Elektronikindustrie, Waffenproduktion, Erzeugung von Chemikalien, Gummi und Plastik, Konsumgütern, Glas, Lebensmitteln und landwirtschaftlichen Industrieprodukten Ton angebend ist,
    hat eine langfristige Gläubigerregelung vorgeschlagen, um einen Konkurs und eine Liquidierung zu verhindern.
    Die österreichischen Banken, die Kreditanstalt, Länderbank und Zentralsparkasse, denen KUR 520 Millionen Schillings schuldet, haben sich an das Tel Aviver Landesgericht mit einer Erklärung gegen die Einsetzung eines Konkursverwalters und Liquidierung des KUR-Konzerns gewarnt.
    Die österreichischen Banken haben erklärt, dass sie Vertrauen in den Gesundheitsprozess des Konzerns haben und für eine langfristige Lösung des Kur-Problems eintreten.
    Sie verlangen jedoch den Gläubigern weitgehende Kontrollrechte einzuräumen.
    Der Generaldirektor von KUR, Benni Gaon, und die israelische Presse haben heute die Hilfe der österreichischen Banken gelobt.
    KUR hält in Österreich eine Vertretung aufrecht,
    und hat im Laufe mehrerer Jahre größere Transaktionen mit Österreich durchgeführt.
    Österreich dient auch als Drehscheibe für Transaktionen von Kur mit osteuropäischen Ländern.
    Moshe Meisels berichtete aus Tel Aviv.
    Kunst oder Lärm, das ist in Graz die Frage.
    Nach wie vor sorgt der steirische Herbst für Aufregung unter der Grazer Bevölkerung.
    Vor allem die Glankskulptur des amerikanischen Radiokünstlers Phil Fontaine stößt auf heftige Ablehnung und hat sogar schon zu einer Blockierung des Polizeinotrufs in Graz geführt.
    Fontaine lässt bekanntlich die Stadt seit vergangenen Samstag mit exotischen Tierstimmen, japanischen Tempelglocken und ähnlichen Geräuschen vom Grazer Schlossberg aus beschallen.
    Die Klangkulisse ist ein Teil der Bezugspunkte-Ausstellung, die sich mit zum Teil drastischen Mitteln mit der Vergangenheit von Graz und damit ganz Österreich beschäftigt.
    Hören Sie einen Bericht von Georg Alt-Siebler.
    Grazer Innenstadt heute Vormittag.
    Ich stehe hier am Eisernen Tor vor der verhüllten Mariensäule.
    Diese Mariensäule ist in die Gestalt des Jahres 1938 zurückversetzt worden, in rotes Tuch gehüllt mit dem nationalsozialistischen Adler.
    Die Passanten bleiben nach wie vor zum Teil staunend, zum Teil diskutierend an diesem Monument stehen.
    Immer wieder sind im Hintergrund die Geräusche der Klanginstallation von Bill Fontana zu hören, sei es das Nebelhorn aus San Francisco oder der Brunftschrei der Gibbonaffen.
    Auch diese Geräusche stören manche Leute, sie bleiben empört stehen und suchen den Lautsprecher, aus dem diese Klangwolke dringt.
    Was sagen Sie zur Klanginstallation von Bill Fontana?
    Die Klanginstallation im Besonderen geht mir auf die Nerven, weil ich wohne in der Strauchergrosse und habe direkten Blick zum Schlossberg.
    Und es ist derart laut, dass nicht einmal, ich weiß nicht wann sie mittags wenigstens eine Pause machen, nicht einmal ein Mittagsschlaferl können sie machen.
    Es ist, kann man sagen, eine Zumutung.
    Man sagt eigentlich, man soll die Lärmbelästigung wegschauen, dass man es wegkriegt.
    Und da bringen sie immer was Neues.
    Bezüglich dieser Klangbelästigung hat man nicht an kleine Kinder gedacht, die sich meins fürchten davor, die nicht wissen, dass das jetzt irgendeine weitere Bedeutung haben soll, obwohl man bis jetzt noch nicht ganz klar ist, welche Bedeutung es haben soll.
    Diese fürchten, die Angst haben, die nicht wissen, wie sie das einordnen können.
    Genauso die alten Leute.
    Also man sollte da, glaube ich, an praktische Dinge auch denken und nicht nur an eine Kunst, unter Anführungszeichen, die vielleicht erklärungsbedürftig ist.
    Ich habe überhaupt nichts gehört.
    Ursprünglich gereichert.
    Ich hätte gar nicht sagen können, was da sein soll.
    Und dann hab ich dann gehört, dass da der Lärm sein soll zum Schreifen.
    Ich hab überhaupt keinen Bezug zu der modernen Kunst, weil die Marien sein, das ist was Furchtbares, weil wir selber mitgemacht haben vorher.
    Immer das Aufbrüchen, das Neue, man kann nichts mehr hören drüber.
    Herr Arnold, Sie sind ein bekannter Kulturkritiker der Stadt Graz.
    Was sagen Sie zu diesem Bezugspunkt der Ausstellung und im Besonderen zur Klanginstallation von Bill Fontana?
    Ich halte das alles für sehr töricht und unnotwendig, denn wir haben diese Bezugspunkte in Graz schon vor ein paar Jahren gehabt.
    Da sind Auslagen auf den Status des Jahres 1938 zurückverwandelt worden und auch das hat zu erregten Reaktionen der Öffentlichkeit geführt.
    Es ist also weder etwas Neues, noch ist es besonders originell.
    Wenn ich zum Beispiel an eine Ausstellung des Hamburg Kunstvereins denke, die eben jetzt läuft, die auch
    Elemente aus den Jahren 1933 bis 1945 verwendet und als Kunstwerke ausstellt.
    Nur ist man dort intelligent genug gewesen, zum Beispiel ein Hitler-Porträt, das die Leute hätte aufregen können, wegzuhängen, weil man eben doch auf die Reaktion der Leute geachtet hat.
    Und die Klangskulpturen, wie es der Künstler nennt, habe ich ehrlich gestanden nur als akustischen Terror begriffen.
    Die heftige Ablehnung, die vor allem die Klanginstallation Bill Fontanas hervorgerufen hat, hat nun einige um das Wohl der Grazer Bevölkerung besorgte Politiker auf den Plan gerufen.
    Vizebürgermeister Erich Edecker und Kulturstadtrat Helmut Strobl haben gestern Abend bei Herbstintendant Peter Wuizer interveniert, um eine Verminderung der Beschallung zu erreichen.
    Nach Rücksprache mit dem Künstler hat Intendant Wuitzer einen der drei Lautsprecher abschalten lassen und bei den beiden anderen die Lautstärke um 20 Prozent reduzieren lassen.
    Außerdem soll die Aktion bereits am Donnerstagabend und nicht wie vorgesehen erst am kommenden Sonntag zu Ende gehen.
    Auch die Live-Sendung am Donnerstag in Österreich 1 wird um die Hälfte gekürzt.
    Peter Wuitzer versteht die Ablehnung gerade dieses Projektes nicht.
    Bill Fontana macht hier Kunst im schönsten und positivsten Sinne mit wirklich schönen Naturgeräuschen, die er ganz bewusst in die Atmosphäre der Ausstellung Bezugspunkte hineinsetzt, mit der er diese Atmosphäre neutralisieren will, weil die Ausgangspositionen aller Projekte der übrigen Bezugspunkte sind ja eher historisch negativ besetzt.
    Und deswegen bin ich also über diesen Skandal gar nicht glücklich.
    Ich bin auch deswegen nicht glücklich, denn wenn wir dieses Projekt wirklich absetzen müssen, ist das wohl auch eine internationale Blamage.
    Aufregung in Graz über eine Klangskulptur besonderer Art.
    Das war ein Bericht von Georg Altziebler.
    An Berichten von der Regierungsklausur in Maria Tafel wird noch gearbeitet, bleiben wir deshalb bei der Kultur.
    Ein ungewöhnliches musikalisches Ereignis gibt es heute Abend in der Royal Festival Hall in London.
    Nämlich die Uraufführung der 10.
    Sinfonie von Ludwig van Beethoven.
    Sie haben richtig gehört, der 10.
    Sinfonie.
    Denn der 39-jährige Musikwissenschaftler Dr. Barry Cooper hat vor fünf Jahren bei Nachforschungen in West-Berlin und Bonn Aufzeichnungen Beethovens gefunden.
    Es soll sich um Fragmente einer 10.
    Sinfonie handeln.
    Um die Aufführung dieser Sinfonie sind in London allerdings einige Kontroversen ausgebrochen.
    Und am Beginn des Berichtes von Gottfried Zmeck eine kurze Kostprobe von Beethovens 10.
    Als Musiker, wenn du Beethoven wirklich gut kennst, dann weißt du, dass das Beethoven-Handwriting ist.
    Zum Beispiel der Anfang, der Entente, das ist absolut Beethoven.
    Wenn man als Musiker Beethoven kennt, dann weiß man, das ist Beethovens Handschrift.
    Der Anfang, das Andante, das ist absolut Beethoven.
    Diese Meinung vertrat der Wiener Dirigent Walter Weller in einem Interview mit dem englischen Radio.
    Er wird heute Abend mit den Philharmonikern aus Liverpool Beethovens 10.
    Symphonie in der Londoner Royal Festival Hall uraufführen.
    Genauer gesagt handelt es sich dabei um einen rekonstruierten Satz, der aus fragmentarischen Skizzen Beethovens zusammengestellt wurde.
    Hinter diesem Unternehmen steht Dr. Barry Cooper, Musikwissenschaftler an der Universität von Aberdeen.
    Er recherchierte für ein Buch über den Komponisten und durchkämpfte 8000 Seiten von Fragmenten und Ideenskizzen.
    In Berlin, so berichtet Dr. Cooper, stieß er auf unvollendet gebliebene Fragmente, die der Beginn einer 10.
    Symphonie oder einer Overtür gewesen sein könnten oder einfach nicht zu identifizieren waren.
    Nach näherer Untersuchung sei er sehr schnell sicher gewesen, dass es sich um die 10.
    Symphonie handele.
    Amongst the unfinished works were some fragments in Berlin which hadn't been properly identified and it had been suggested perhaps they were part of the 10th Symphony, perhaps they were an overture, perhaps they were unidentifiable fragments, just passing thoughts.
    So I had a look at those and came to the conclusion quite rapidly that this was definitely a set of sketches for a 10th Symphony.
    Als Begründung führt der Musikwissenschaftler an, dass Beethoven soweit bekannt zu jenem Zeitpunkt nur Streichquartette geschrieben habe.
    Dass plötzlich Skizzen auftauchten, in denen von einem ersten Satz und einer Orchesterbesetzung die Rede ist, habe nur den Schluss zugelassen, dass es sich um eine Sinfonie handle.
    Tatsächlich hat die Philharmonische Gesellschaft in London Beethoven gebeten, zwei Symphonien in ihrem Auftrag zu schreiben und schickte ihm 100 Pfund, damals eine sehr hohe Geldsumme.
    Acht Tage bevor Beethoven im März 1827 in Wien starb, bedankte er sich in einem Brief für die Großzügigkeit der Londoner Gesellschaft und erwähnte, dass er die Notizen für zwei Symphonien bereits im Schreibtisch liegen habe.
    Ein Freund Beethovens, Karl Holz, hatte seinerzeit im Übrigen gesagt, der Komponist habe die Ideen für zwei weitere Symphonien zumindest im Kopf gehabt.
    Das alles war für Dr. Cooper Hinweis genug, die vorliegenden Skizzen für eine Orchesterbesetzung zu vertonen.
    Sein Produkt, das auch auf Schallplatte erscheinen wird, sei natürlich nicht so gut wie ein hundertprozentiger Beethoven.
    Er könne nur einen groben Eindruck davon bieten, was Beethoven vielleicht im Sinn gehabt hat.
    Doch die Mühe, so Dr. Kuper, habe sich gelohnt.
    Als ich die ersten Skizzen sah, schienen sie selbst am Standard Beethovens gemessen außerordentlich gut zu sein, sagt er.
    Daher, so dachte er, müsse es wunderbar sein, die letzten Ideen des Komponisten von einem Orchester gespielt zu hören.
    Wenn ich die Skizzen ursprünglich sah, sahen sie mir besonders gut aus, selbst von Beethovens Standards.
    Ich dachte, es wäre wunderbar, wenn man sie in einem orchestralen Kontext hören könnte.
    Jetzt höre ich sie, und es klingt wunderbar, diese Ideen zu hören.
    Beethovens angeblich zehnte wird heute Abend in London uraufgeführt.
    Das war ein Bericht von Gottfried Zmeck und wir haben noch einen dritten Kulturbeitrag anzubieten.
    Mit einer Gala-Veranstaltung erlebt morgen Abend in Wien der neue Klaus-Maria-Brandauer-Film Hannussen, seine Österreich-Premier.
    Hannussen, die freie Biografie des sehr umstrittenen angeblichen Hellsehers aus der Zwischenkriegszeit.
    Dieser Film also markiert bereits die dritte Zusammenarbeit Brandauers mit dem ungarischen Regisseur Istvan Szabo.
    Für seinen Mephisto hatte Sabo vor sieben Jahren noch den Auslands-Oscar erhalten.
    Sein Oberst Redl stieß drei Jahre später dann schon auf geteilte Aufnahme.
    Und bei Hannussen reagiert die Kritik mehrheitlich kühl.
    Hans Langsteiner stellt die Filmneuheit jetzt vor.
    Mephisto, das war der Intellektuelle im Bann des Faschismus.
    Oberst Redel oder der Untergang der Monarchie.
    Jetzt soll der Schlussstein dieser Trilogie die thematische Brücke schlagen.
    Ein Visionär überlebt die Monarchie und verstrickt sich tödlich in die Machenschaften der braunen Machthaber.
    Der Herr, den ich jetzt auf die Bühne bitten werde, verfügt über eine besondere Begabung, über eine geistige Kraft jenseits von Vernunft und Logik.
    Er lenkt unsere Kräfte in eine gemeinsame Richtung mit seinen hypnotischen Kräften.
    Gedankenübertragung, Willensübertragung, das Wissen um die Bilder der Zukunft, Erik Jan Hannussen.
    Der Reichstag wird in Kürze in Flammen stehen.
    Ich sehe Flammen aus seinen Kuppeln.
    Feuerrot ist es über Berlin.
    Das ganze Gebäude wird in Flammen stehen!
    Sabos Hannussen hat mit der realen Figur so viel gemein wie sein Henrik Höfgen mit Gustav Gründgens und sein Redel mit dem homosexuellen Spion, nämlich praktisch nichts.
    Aus dem zwielichtigen Showmenschen Hannussen wird jetzt im Kino ein begabter, ja begnadeter Seher.
    Will Sabo nun mit seinem Helden vor neuem Faschismus warnen oder vor irrationalen Propheten wie eben Hannussen?
    Distanz zu seiner Hauptfigur ist jedenfalls Sabos Sache nicht.
    Dieser Mensch ist begabt, die anderen Menschen zu verstehen, mit den Realitäten zu rechnen, spüren die Sache, Gefühle zu haben.
    Ich glaube, Sigmund Freud war genauso begabt.
    nicht genauso, Verzeihung, mehr und sind viele andere Leute, Therapeuten, Psychiater und so weiter, die ähnliche hypnotische, wenn sie wollen, Begabung haben.
    Auch Hannussen-Star Klaus-Maria Brandauer möchte seiner Figur seerische Talente nicht absprechen.
    Sicherlich ist auch Hannussen ein außergewöhnlich begabter Mensch, von hypnotischen Kräften begabter Mensch.
    Und das ist zunächst einmal ein großes Erschrecken, wenn man das bemerkt, dass man solche Qualitäten hat.
    Man weiß gar nicht, was man damit anfangen soll.
    Und dann ist es eine Charakterfrage, wie fängt man was womit an?
    Und diese Frage, das bezieht sich nicht nur auf jemanden, der hypnotische Kräfte hat, sondern eigentlich auf jeden von uns.
    Hannusen Steinschneider heißt im Film nur noch Schneider, mit Vornamen sinnigerweise Klaus.
    Rathenau wird zu Rattinger, Leni Riefenstahl zu Henni Stahl.
    Und aus Göbbels wird ein namentlich nicht genannter Propagandaminister.
    Walter Schmiedinger spielt ihn mit schmieriger Gefährlichkeit.
    Sagen Sie die Zukunft des neuen Deutschlands zu Hause, und Sie werden es nicht zu bereuen haben.
    Leider sieht's sehr aussichtslos aus.
    Umso aussichtsloser es ist, desto besser für uns.
    Umso näher rückt unsere Stimme.
    Dieses Volk ist ein Volk der Ordnung.
    Es kann mit dieser großen, aber anseligen Freiheit nichts anfangen und kann es kaum erwarten, dass es endlich jemand davon befreit, im Interesse seiner Zukunft.
    Wenn wir die Macht übernommen haben, müssen wir ein Institut für Zukunftsforschung moralisieren.
    Stimmen Sie mir zu?
    Henni Stahl.
    Filmregisseurin und Fotografin.
    Ich weiß nicht, ob Sie meinen Namen kennen.
    Ist man sauber über sein Verhältnis zur historischen Realität?
    Bleni, Riefenstahl, Hennigstahl und ich kann noch mehrere Beispiele geben, ähm, hatten mit dem Wahrheit, ich hoffe, zu tun.
    Es ist eine Geschichte, es ist eine Erzählung.
    Es ist, es, es hat mit dem, mit dem, mit dem Realität nichts zu tun.
    Hoffentlich hat mit dem Wahrheit zu tun, aber es ist zweif-,
    unterschiedliche Sachen.
    Wahrheit und Wirklichkeit sind verschiedene Sachen und ich möchte über Wahrheit und nicht über Wirklichkeit sprechen.
    Postscriptum?
    Gegenüber der noch in Cannes gezeigten Premiereanfassung von 2 Stunden 20 Minuten ist der Hannussen-Film für seinen jetzigen kommerziellen Einsatz um gut 20 Minuten gekürzt worden.
    Der Schere zum Opfer fiel unter anderem ein effektvoller Hannussen-Auftritt, der im Vorschau-Trailer, der in allen Kinos läuft, noch zu sehen ist.
    Auch wenn es um Wahrsagerei geht, Vorschauen müssen nicht immer ins Schwarze treffen.
    Österreich-Premier des Sabo-Brandauer-Films Hannusen morgen Abend in Wien Hans Langsteiner informierte.
    Und zwölf Minuten vor 13 Uhr ein Hinweis auf das Radioprogramm von heute Abend.
    Heute geht es um den Bestseller in der Sowjetunion Gorbatschows.
    Um den Roman »Die Kinder vom Arbat«, in dem der Schriftsteller Anatoly Rybakov mit der Stalin-Diktatur abrechnet.
    Mit einer zum Teil falschen Außenpolitik, einer verfehlten Wirtschaftspolitik, an der die Sowjetunion noch heute leidet, und natürlich mit dem Terror im Inneren, der für Rybakov viel mit der Persönlichkeitsstruktur Stalins zu tun hat.
    Frage an den Autor, hatte Stalin einen Minderwertigkeitskomplex, den er durch Unterdrückung anderer kompensieren wollte?
    Sicher hatte er den, sowohl persönlich als auch sozial gesehen.
    Denn er kam ja von ganz unten, deshalb ging er in die Revolution.
    Und persönlich war er auch zu kurz gekommen.
    Stalin war arm, er war klein, er war hässlich, er war nicht besonders begabt, auch wenn er natürlich starke Willenskraft hatte.
    Er wollte einfach nach oben.
    Und er begriff, dass die einzige Art und Weise, wie er sich selbst bestätigen konnte, darin bestand, Macht über andere auszuüben.
    Heute ist es einigermaßen lächerlich, dass alle seine Werke, seine Reden, seine Bücher, alles, was er jemals von sich gab, aufgenommen wurde wie eine göttliche Weisheit.
    Aber als es hieß, jeder, der das nicht für genial hält, wird umgebracht, haben es natürlich alle für genial gehalten.
    Mehr über Anatoly Rybakovs Roman »Die Kinder vom Arbat« heute Abend im Journal »Panorama« um 18.20 Uhr in Österreich 1.
    Und neun Minuten vor 13 Uhr nun zu unserem angekündigten Bericht über den heutigen zweiten Tag der Regierungsklausur im niederösterreichischen Mariettaferl.
    Kommt sie oder kommt sie nicht, die im Sommer heiß diskutierte Müllabgabe?
    Lange Zeit blieb das unklar.
    Grob gesagt begann die Geschichte der Müllabgabe damit, dass SPÖ, ÖVP und Grüne ihre Einführung für sinnvoll hielten.
    Die Koalitionspartner wollten dann darüber bei der Regierungsklausur in Maria Tafel auch gleich einen Beschluss fassen.
    Sozusagen in vorletzter Minute wurde das Thema wieder von der Tagesordnung gestrichen.
    Finanzminister Latzener waren die bisher vorgelegten Konzepte zu unpräzis.
    Der Obmann des Parlamentarischen Umweltausschusses, Josef Arthold von der ÖVP, warnte ebenfalls vor Schnellschüssen und auch die Arbeiterkammer erhob Einwände.
    In letzter Minute scheint es nun doch zu einer Einigung gekommen zu sein.
    SPÖ und ÖVP haben beim zweiten und letzten Tag der Regierungsklausur in Mariettaferl heute einen Grundsatzbeschluss gefasst.
    Wie diese Vereinbarung für die Müllabgabe aussieht, berichten Waltraud Langer und Bettina Reuter.
    Offensichtlich funktioniert da etwas nicht.
    Bis es funktioniert, schlage ich vor, spielen wir eine getagte Musik.
    Bis zum nächsten Mal, haut rein!
    Es gab leider Leitungsprobleme in Richtung Maria Tafel und wieder zurück.
    Ich rufe aber jetzt Waldrat Langer und Bettina Reuters.
    Zu Umschreibungen wie Freisetzung für Kündigung von Arbeitnehmern oder Kettenfahrzeug für Panzer kommt nun eine neue.
    Der Entsorgungsbeitrag.
    Gemeint ist damit die Müllabgabe, auf die sich die Regierung in Maria Tafel nun grundsätzlich geeinigt hat.
    Es ist eine Willenserklärung, die Details für ein konkretes Gesetz müssen erst ausgearbeitet werden.
    Auch über den Tarif wird noch verhandelt.
    Bisher stehen 40 Schilling pro Tonne Hausmüll bzw.
    hausmüllähnlichem Gewerbemüll und 200 Schilling pro Tonne meldepflichtigem Sonderabfall zur Diskussion.
    Einige Details scheinen aber schon festzustehen.
    So soll etwa das Verursacherprinzip auch rückwirkend gelten.
    Das heißt, wenn jemand in der Vergangenheit rechtswidrig Müll deponiert hat, können Ersatzansprüche gestellt werden.
    Ein weiterer Punkt,
    Der Entsorgungsbeitrag soll zweckgebunden verwendet werden.
    Das heißt, die Mittel sind ausschließlich zur Beseitigung von Altlasten sowie zur Entsorgung von Müll und Sondermüll vorgesehen.
    Man hofft auch, dass durch die Erhöhung der Kosten für die Müllbeseitigung ein Impuls gesetzt wird, dass Haushalte und Wirtschaft Müll vermeiden.
    Die Altlastensanierung soll außerhalb des Verwaltungsapparats abgewickelt werden.
    Eine Möglichkeit wäre es etwa, beim Öko-Fonds eine entsprechende Abteilung einzurichten.
    Bundeskanzler Franz Wannitzki stellte den neuen Entsorgungsbeitrag in den Rahmen einer großen Müllbeseitigungsoffensive der Bundesregierung.
    es ist dies nicht eine Angelegenheit der Bundesregierung allein, sondern in vielfacher Hinsicht eine Angelegenheit der anderen Gebietskörperschaften, der Länder und Gemeinden, wobei hier anzumerken ist, dass unterschiedliche Voraussetzungen gegeben sind, dass nämlich
    in verschiedenen Gemeinden hier bereits über die Jahre Vorleistungen erbracht worden sind und in ein solches System auch diese Vorleistungen einzubringen und zu berücksichtigen sind.
    Das heißt, es werden noch umfangreiche Gespräche und Verhandlungen mit den Gebietskörperschaften, Länder und Gemeinden notwendig sein.
    Umweltministerin Marilice Fleming wies noch einmal auf die besonderen Probleme hin, die sich bei der Anwendung des Verursacherprinzips bei den Altlasten ergeben.
    Viele Standorte, die uns von den Ländern genannt werden, müssen wir jetzt erst nach einem Kriterienkatalog, den wir bereits erstellt haben, rein nach ihrer Gefährlichkeit und hier immer den Verursacher zu finden wird sehr schwer sein, umso mehr als sehr oft aufgrund behördlicher Bescheide hier völlig ordnungsgemäß vorgegangen wurde und man gar nicht geahnt hat, was man hier eigentlich angerichtet hat.
    Für die Zukunft, da gebe ich Ihnen völlig recht, wird derjenige, der Sondermüll produziert, und wir produzieren bitte Jahr für Jahr in Österreich 500.000 Tonnen überwachungsbedürftigen Sondermüll, ganz abgesehen von dem, den wir noch importieren,
    Für diese Mengen wird man entweder ordnungsgemäß eine Exportbewilligung beim Umweltministerium ansuchen müssen oder man wird in Österreich entsprechend entsorgen müssen, sei das jetzt in einer Sondermühldeponie oder in einer Verbrennungsanlage und dafür bitte hat das Verursacherprinzip zu gelten.
    Finanzminister Latziner hat immer auf einem konkreten Projektkatalog bestanden und er erläutert, weshalb die Höhe des Entsorgungsbeitrags noch nicht feststeht.
    Wenn das ein Beitrag sein soll, der wirklich zweckgebunden ist und wir wollen hier keine Steuern, sondern wir wollen ja Lenkungseffekte erzielen und wir wollen hier wirklich eine glasklare Finanzierung auf den Tisch legen, dann heißt das, dass wir die Investitionskosten für Deponien, für
    die Verwertungsanlagen, ihre Standorte zuerst kennen müssen, bevor wir die Höhe dieses Beitrages, aber natürlich auch die Höhe der Gebühren festlegen können.
    Der weitere Zeitplan.
    In den nächsten Monaten werden die Gespräche mit den Ländern und Gemeinden und den Sozialpartnern stattfinden.
    Dann geht der Gesetzentwurf von Ministerin Fleming in Begutachtung mit einer Frist von sechs bis acht Wochen.
    Und ich gebe jetzt zurück ans Studio.
    Grundsatzbeschluss der Regierungsparteien über die Müllabgabe gefasst am heutigen zweiten und letzten Tag der Regierungsklausur in Maria Tafel.
    Es berichteten Waltraud Langer und Bettina Reuter.
    Und knapp vor 13 Uhr noch einmal in das Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Das Forum Kirche ist Gemeinschaft hat heute den Wunsch bekundet, dass die anstehenden Bischofsernennungen in Österreich im Einvernehmen mit der Ortskirche durchgeführt werden.
    Das Forum Kirche ist Gemeinschaft ist ein freier Zusammenschluss von zahlreichen katholischen Persönlichkeiten und Gruppierungen.
    Einsame vatikanische Entscheidungen würden zwangsläufig neuerliche Konflikte und Konfrontationen auslösen und dies wünsche niemand, erklärten heute Sprecher des Forums.
    Die Bezüge der etwa 160.000 Industrieangestellten werden per 1.
    November je nach Branche um 2,5 bis 3 Prozent erhöht.
    Über das Problem einer Arbeitszeitverkürzung wird weiter verhandelt.
    Die beiden österreichischen Papierfabriken La Kirchen AG und Bunzel & Biach werden mehrheitlich von einem schwedischen Unternehmen übernommen.
    Der Konzern Svenska Cellulosa Aktie Bollaget hat 74,9 Prozent der Holding übernommen.
    Die Linzer Zollbehörden haben eine umfangreiche Anabolika-Affäre aufgedeckt.
    Präparate im Wert von mindestens 1,2 Millionen Schilling wurden sichergestellt, darunter auch solche, die in Seoul zu den Doping-Skandalen geführt haben.
    Drehscheiben der Affäre sind Linz, Wien, Graz und Salzburg.
    Die Spuren führen aber auch nach Niederösterreich und nach Kärnten.
    Umschlagplätze waren hauptsächlich Fitnessstudios.
    Eingeschmuggelt wurden die Präparate vor allem aus Italien und Ungarn.
    Bundesrepublik Deutschland, Österreich.
    Die Redaktion des Nachrichtenmagazins Der Spiegel hat sich für einen Bericht im Zusammenhang mit der Kriegsvergangenheit von Bundespräsident Waldheim entschuldigt.
    Anfang des Jahres hatte Der Spiegel ein angeblich authentisches Telegramm aus dem Jahr 1942 abgedruckt, dessen Inhalt eine Mittäterschaft Waldheims bei Kriegsverbrechen nachweisen sollte.
    In seiner jüngsten Ausgabe betont der Spiegel jetzt bedauernd, das vermeintliche Telegramm sei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gefälscht.
    Bundespräsident Waldheim hat in einer Reaktion seine Klage gegen das Nachrichtenmagazin zurückgezogen.
    Der Spiegel zahlt eine Penale an die Caritas.
    Jugoslawien.
    Am zweiten Sitzungstag des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei in Belgrad hat das Parteipräsidium die serbischen Angriffe auf Parteichef Šuvar zurückgewiesen.
    Das serbische ZK-Mitglied Popović hatte Šuvar vorgeworfen, seine politischen Überzeugungen aus Karrieregründen nach der jeweils herrschenden Stimmung im Land auszurichten.
    Das Bundespartei-Präsidium wies diese Äußerungen als Verleumdung und unbegründete Anklage zurück.
    Schweden.
    Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften 1988 ist heute dem 77-jährigen Franzosen Maurice Allais verliehen worden.
    Das Preiskomitee in Stockholm würdigte seine Pionierarbeiten über die Markttheorie und die effiziente Nutzung von Ressourcen.
    Jetzt noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Örtlich nebelig, sonst heiter.
    Im Südwesten auch wolkig.
    Nachmittagstemperatur an 14 bis 21 Grad.
    Meine Damen und Herren, das war das Mittagjournal.
    Am Dienstag im Namen aller Mitarbeiter verabschiedet sich Christel Reiß.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1988.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1988.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Forum Kirche" - Kritik an Bischofsbestellungen
    Einblendung: Forumssprecher Vogler, Pfarrer Blasche
    Mitwirkende: Simbürger, Franz [Gestaltung] , Vogler, Karl [Interviewte/r] , Blasche, Helmut [Interviewte/r]
    Datum: 1988.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Öko-Institut zu Kraftwerk in Temelin
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung]
    Datum: 1988.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Anabolika-Affäre in Linz aufgedeckt
    Mitwirkende: Hofer, Werner [Gestaltung]
    Datum: 1988.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kontroverse im Belgrader ZK-Plenum
    Mitwirkende: Gwozdz, Zdislaw [Gestaltung]
    Datum: 1988.10.18 [Sendedatum]
    Ort: Belgrad [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Iran stimmt Fortsetzung der Golfverhandluingen zu
    Mitwirkende: Tilgner, Ulrich [Gestaltung]
    Datum: 1988.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Österreichische Banken retten israelischen Industriekonzern
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung]
    Datum: 1988.10.18 [Sendedatum]
    Ort: Tel Aviv [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Wirbel um Grazer Klang-Projektion
    Einblendung: Publikumsreaktionen, Kulturkritiker Arnold, Intendant Vujica
    Mitwirkende: Altziebler, Georg [Gestaltung] , Arnold, ... [Interviewte/r] , Vujica, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1988.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Klanginstallation von Bill Fontana , Nachrichten
    "Retorten" - Beethoven-Symphonie No. 10 in London aufgeführt
    Einblendung: Musikausschnitt, Dirigent Weller, Musikwissenschafter Cooper
    Mitwirkende: Zmeck, Gottfried [Gestaltung] , Weller, Walter [Interviewte/r] , Cooper, Barry [Interviewte/r]
    Datum: 1988.10.18 [Sendedatum]
    Ort: London [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Hanussen-Film läuft in Österreich an
    Einblendung: Szenenausschnitte, Regisseur Szabo, Darsteller Brandauer
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Szabo, Istvan [Interviewte/r] , Brandauer, Klaus Maria [Interviewte/r]
    Datum: 1988.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Journal-Panorama: Rybakow-Buch "Die Kinder von Arbat"
    Einblendung: Autor Rybakow
    Mitwirkende: Olbort, Ferdinand [Gestaltung] , Rybakow, Anatolij [Interviewte/r]
    Datum: 1988.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Musikeinspielung
    Datum: 1988.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: aufgrund von Leitungsproblemen , Nachrichten
    Regierungsklausur in Maria Taferl: 2. Tag, grundsätzliche Einigung über Müllabgabe
    Einblendung: Bundeskanzler Vranitzky, Umweltministerin Flemming, Finanzminister Lacina
    Mitwirkende: Langer, Waltraud [Gestaltung] , Roither, Bettina [Gestaltung] , Vranitzky, Franz [Interviewte/r] , Flemming, Marilies [Interviewte/r] , Lacina, Ferdinand [Interviewte/r]
    Datum: 1988.10.18 [Sendedatum]
    Ort: Maria Taferl [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1988.10.18
    Spieldauer 00:59:48
    Mitwirkende Reiss, Christl [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1988.10.18 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-881018_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Inhalt

    Nachrichten

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt