Mittagsjournal 1984.04.09

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren beim Ersten Mittagschanal.
    In dieser Woche begrüßt Sie Lois Glück.
    Zunächst ein kurzer Themenüberblick.
    Im zweiten Eisenstädter WBO-Prozess sind heute Vormittag die Urteile gesprochen worden.
    Erneut gibt es Schuldsprüche.
    Rauchwarte und Titze erhielten neun Jahre.
    Wir berichten aus Eisenstadt.
    Am Beginn einer Woche des Waldes hat heute der Agrarsprecher der Volkspartei Josef Riegler Vorschläge der Opposition für den Kampf gegen Saurinregen und Waldsterben gemacht.
    Nicht ganz unpassend dazu gibt es dann einen Bericht über eine weltweit grassierende Erkrankung der Zuckerrübe.
    Ein Gegenmittel hat man noch nicht gefunden.
    Das Problem wird jetzt auch in Österreich immer größer.
    Aus dem Inland außerdem eine Presseschau und dann planen wir noch ein Gespräch mit Bautenminister Karl Sekanina, der wieder einmal als Präsident des österreichischen Fußballbundes im Gespräch ist, nachdem der Multifunktionär das publicity-trächtige Amt schon zwischen 1976 und 1982 innegehabt hat.
    Die geplanten Auslandsthemen, Eskalation in Mittelamerika nach der Verminung nicaraguanischer Häfen, Grenzkonflikte, Vietnam, China und Kambodscha, Thailand und der polnische Exilhistoriker Adam Schafer, er lebt ja in Wien, stellte ein Buch vor, es heißt Polen heute.
    Schließlich geht es dann, gegen Ende des Mittagsschannals, noch um die Renaissance des Tangos.
    Zuerst aber wie immer die Nachrichten, Raimund Heller ist verantwortlicher Redakteur und Sprecher Wolfgang Riemenschmidt.
    Österreich.
    Im zweiten WBO-Prozess im Landesgericht Eisenstadt wurden heute alle zehn Angeklagten schuldig gesprochen.
    Der ehemalige Obmann der Burgenländischen Wohnbaugenossenschaft Ost, Ernst Rauchwarther, und sein früherer Geschäftsführer, Horst Tietze, wurden zu je neun Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
    Rauchwarters ehemaliger Stellvertreter Hans Diewald erhielt 14 Monate bedingt.
    Der WBO-Aufsichtsratsvorsitzende und ehemalige ÖVP-Bürgermeister von Oberwart Ignaz Pieler dreieinhalb Jahre unbedingt.
    Sein Sohn Raimund Pieler wurde zu fünfeinhalb Jahren Freiheitsstrafe unbedingt verurteilt.
    Der Bautechniker Helmut Hasendorfer erhielt sieben Jahre, sein Partner, der Architekt Klaus-Otto Buben sechs Jahre Freiheitsstrafe.
    Der frühere Bezirkssekretär der ÖVP Mattersburg, Rudolf Habeler, erhielt eineinhalb Jahre unbedingt.
    Zwei Angeklagte erhielten mehrmonatige bedingte Freiheitsstrafen.
    Rauchwarta, Thiewald und Theze waren bereits im ersten BBO-Prozess für schuldig befunden und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden.
    Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.
    Mit der Entscheidung des obersten Gerichtshofes wird bis Herbst gerechnet.
    Die zweitägigen Arbeiterkammerwahlen werden heute fortgesetzt und abgeschlossen.
    Wahlberechtigt sind etwa zwei Millionen Arbeitnehmer.
    Gestern war die Wahlbeteiligung ungefähr gleich hoch wie am Wahlsonntag des Jahres 1979.
    Die meisten Arbeitnehmer werden aber erst heute von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen, weil die Wahllokale in der Nähe der Betriebe liegen.
    Mit Gesamtergebnissen ist erst für morgen zu rechnen.
    Zu vergeben sind 840 Mandate in den drei Wahlkörpern, Arbeiter, Angestellte und Verkehrsbedienstete.
    Bei den Wahlen von 1979 erhielt die Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter 64,3% der Stimmen, der ÖAAB 31%, die Fraktion der Freiheitlichen 3,2% und der Kommunistische Linksblock 1,5%.
    Die Angst um den Arbeitsplatz macht krank.
    Zu diesem Schluss kommt die Klagenfurter Universitätsdozentin Linde Pelzmann in einer wissenschaftlichen Studie.
    Demnach sind in der Wirtschaftskrise seelisch bedingte Erkrankungen wie etwa Herz- und Gefäßkrankheiten sechsmal so häufig wie sonst.
    Die ungewisse Bedrohung ist stärker krankheitsgefährdend als die tatsächliche Belastung.
    Dozentin Pelzmann konnte bei einer Firma, die im vergangenen Jahr wegen Insolvenz geschlossen werden musste, eine Verdreifachung der Krankenstände vor der Schließung beobachten.
    Nach der Studie wirkt sich die Angst um den Arbeitsplatz besonders belastend aus, wenn der Betreffende bereits lange in dem Unternehmen gearbeitet hat.
    In Wien hat heute die traditionelle Frühjahrskonferenz der katholischen Bischöfe begonnen.
    Im Mittelpunkt des viertägigen Treffens steht die Tätigkeit des Priesters aus der Erfahrung der Priester, Diakone und Bischöfe.
    Außerdem werden sich die Bischöfe mit den Durchführungsbestimmungen für das neue, Ende vergangenen Jahres in Kraft getretene Kirchenrecht auseinandersetzen.
    Luxemburg.
    In Luxemburg hat heute ein Treffen der Wirtschaftsminister der Europäischen Gemeinschaft und der EFTA, der Europäischen Freihandelszone, begonnen.
    Es ist die erste derartige Begegnung seit dem Abschluss der Freihandelsabkommen im Jahr 1972.
    Österreich ist durch Handelsminister Stege und Außenminister Lanz vertreten.
    Lanz sagte in seiner Rede, die Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Gemeinschaft und den einzelnen Ländern der EFTA hätten sich als tragfähig erwiesen.
    Der Freihandel dürfe aber keine Endstation der Zusammenarbeit sein.
    Die Kooperation sollte sowohl in Wirtschaft, Wissenschaft und Technik als auch in der Kultur verstärkt werden.
    Europäische Gemeinsamkeiten bei gleichzeitiger Weltoffenheit müssten politisch bewusst gemacht werden, betonte Lanz.
    Schweiz.
    Bei den Parlamentswahlen im Kanton Thurgau haben die Grünen auf Kosten der Sozialdemokraten einen Wahlerfolg errungen.
    Die Grünen kandidierten zum ersten Mal und gewannen auf Anhieb sechs Sitze.
    Die Sozialdemokraten verloren sechs Mandate und verfügen nur noch über 21 der insgesamt 130 Abgeordneten im Kantonsparlament.
    Die bürgerlichen Parteien konnten ihre Mehrheit halten.
    Italien.
    Der italienische Eisenbahnverkehr wird durch Streiks mehrerer Gewerkschaftsgruppen behindert.
    Zahlreiche Züge mussten entfallen, andere fuhren mit großen Verspätungen.
    In Mailand brach der Berufsverkehr zusammen, weil die U-Bahn-Angestellten die Arbeit niedergelegt hatten.
    Auch für morgen sind Streiks geplant.
    Polen.
    Im Konflikt um religiöse Symbole in öffentlichen Gebäuden ist eine leichte Entschärfung eingetreten.
    In der Landwirtschaftlichen Oberschule von Gardwolien wurde heute wieder der Unterrichtsbetrieb aufgenommen.
    Die Klassenräume bleiben ohne Kreuze, die Schüler aber dürfen eigene kleine Kruzifixe tragen.
    Auch in der Schulbücherei hängt ab sofort ein Kruzifix.
    Grundsätzlich geht der Konflikt aber weiter.
    Während die kommunistische Führung die religiösen Symbole aus öffentlichen Gewalten verbannen will, lehnen die Bischöfe und die Gläubigen einen derartigen Schritt ab.
    Sowjetunion
    Parteichef Czernianko hat den USA vorgeworfen, für das Nichtzustandekommen neuer Abrüstungsgespräche verantwortlich zu sein.
    In einem Interview für die Parteizeitung Pravda erklärt Czernianko, die USA ließen keine positiven Änderungen in ihrer Haltung zu Fragen der Entspannung erkennen.
    Sie setzten nach wie vor auf militärische Gewalt.
    Als Beispiel dafür nennt Czernianko die Pläne der USA zur Entwicklung eines Raketenabwehrsystems.
    Der Parteichef bekräftigt den Standpunkt Moskaus, dass die neuen amerikanischen Mittelstreckenwaffen aus Westeuropa abgezogen werden müssten, ehe man wieder über Rüstungskontrolle sprechen könne.
    Bundesrepublik Deutschland.
    In der Ostsee haben heute einwöchige Manöver der NATO begonnen.
    An den Übungen nehmen amerikanische Kriegsschiffe teil.
    Zum Einsatz kommen auch U-Boote und Kampfflugzeuge.
    Großbritannien.
    In Calham bei Oxford wird heute ein Laboratorium für das europäische Forschungsprojekt zur Kernfusion offiziell in Betrieb genommen.
    Die Kernfusionsanlage soll die Möglichkeiten zur Nutzung der kontrollierten thermonuklearen Fusion als künftige langfristige Energiequelle darlegen.
    An der Eröffnung nimmt auch der französische Staatspräsident Mitterrand teil.
    Mitterrand trifft mit Königin Elisabeth nicht aber mit Regierungschefin Thatcher zusammen.
    USA.
    Die Versuche der Astronauten der Raumfähre Challenger, den defekten Sonnenbeobachtungssatelliten SolarMax zu bergen, sind gestern dreimal gescheitert.
    Die Weltraumbehörde NASA hat beschlossen, einen neuen derartigen Versuch erst morgen zu unternehmen.
    Damit verlängert sich die Mission der Raumfähre um einen Tag.
    Challenger wird erst am kommenden Freitag wieder auf der Erde landen.
    China.
    Bei einer Expedition auf den Mount Everest ist ein Brite von einer Lawine getötet worden.
    Wie die Nachrichtenagentur Neues China meldet, wollten fünf britische Bergsteiger den höchsten Berg der Welt über die Nordseite auf tibetischem Gebiet besteigen.
    Am frühen Morgen des 3.
    April wurde ihr Lager in 6200 Meter Höhe von einer Lawine mitgerissen.
    Ein Mitglied der Gruppe wurde getötet, seine vier Berggefährten konnten verletzt geborgen werden.
    Schweiz.
    Die Tollwutkrankheit breitet sich weltweit immer mehr aus.
    Bei einer Expertentagung der WHO, der Weltgesundheitsorganisation, in Genf hieß es, die Epidemie konzentriere sich noch vor allem auf die städtischen Ballungszentren in der Dritten Welt.
    Sie verschone aber auch Europa und Nordamerika nicht mehr.
    Nach Angaben der WHO gehen mehr als 90 Prozent aller tödlichen Tollwutfälle bei Menschen auf Hundebisse zurück.
    Überträger der Wutkrankheit sind aber auch Füchse.
    Die WHO empfiehlt den verstärkten Einsatz oraler Impfmethoden vor allem in den Entwicklungsländern.
    Die Wetterlage.
    Der Ostalpenraum liegt im Rangbereich eines Tiefs über Südosteuropa.
    Um die Wochenmitte wird der Hochdrugeinfluss zunehmen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Vor allem im Süden Auflockerungen.
    Sonst meist reichlich bewölkt und gebietsweise Regen.
    Schneefallgrenze um 1000 Meter Höhe.
    Nordwestwind.
    Nachmittagstemperaturen 5 bis 11 Grad, im Süden bis 14 Grad.
    Tiefstemperatur der kommenden Nacht 0 bis 8 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Dienstag.
    Veränderliche, zum Teil starke Bewölkung und strichweise Regen.
    Schneefallgrenze zwischen 1000 Meter Höhe im Westen und 1500 Meter im Osten.
    Winde aus West bis Nord.
    Tageshöchsttemperaturen 6 bis 14 Grad.
    Die Vorschau bis Freitag.
    Vor allem um die Wochenmitte sonnige Abschnitte und Temperaturanstieg in allen Höhen.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien bedeckt, leichter Regen, 7 Grad, Westwind 20 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt, leichter Regen, 7 Grad, Nordwind 20 Kilometer.
    Linz bedeckt, 6 Grad, West 15.
    Salzburg bedeckt, leichtes Nieseln, 5 Grad, Nordwestwind 10 Kilometer.
    Innsbruck bedeckt, leichter Regen 6 Grad, Bregenz startbewölkt 6 Grad, Nordwestwind 10 Kilometer, Graz startbewölkt 12 Grad, Nordwind 25 Kilometer in der Stunde und Klagenfurt wolkig 13 Grad.
    Nach den Nachrichten kommen wir jetzt um 12.12 Uhr zum Beitragsteil im Mittagsjournal.
    Im zweiten Eisenstädter WBO-Prozess sind also heute nach drei Monaten und 30 Verhandlungstagen die Urteile gefällt worden.
    Zehn Angeklagte hatten sich für einen Gesamtschaden von etwa 50 Millionen Schilling zu verantworten.
    Die Anklage lautete in den meisten Fällen auf Untreue oder Beihilfe zur Untreue, also betrügerischer Umgang mit Geldern von Mitgliedern der Siedlungsgenossenschaft Wohnbau Ost.
    Die Hauptangeklagten, der ehemalige WBO-Obmann und Ex-ÖVP-Landtagsabgeordnete Ernst Rauchwarther und Ex-WBO-Geschäftsführer Horst Tietze erhielten je neun Jahre Haft.
    Schon im ersten WBO-Prozess war Rauchwarther zu zehn Jahren verurteilt worden.
    Dieses Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
    Schuldig gesprochen wurden heute vom Eisenstädter Schöffensenat unter dem Vorsitz von Richter Alfred Ellinger alle zehn Angeklagten.
    Christel Reis berichtet.
    Wieder harte Urteile im WBO-Prozess.
    Durchwegs Schuldsprüche für alle zehn Angeklagten, darunter neun Jahre, wie erwähnt, für Dr. Ernst Rauchwarther, Erwar Obmann, der Wohnbaugenossenschaft Wohnbau Ost und ÖVP Landtagsabgeordneter.
    Ebenso neun Jahre für den ehemaligen WBO-Geschäftsführer, Diplomkaufmann Horst Tietze.
    Und sieben Jahre für einen der angeklagten ehemaligen WBO-Geschäftspartner, Ingenieur Helmut Hasendorfer.
    In drei Fällen wurden bedingte Freiheitsstrafen verhängt.
    In der Urteilsbegründung meinte WBO-Richter Mag.
    Alfred Ellinger, dass alle Angeklagten einer intellektuellen und gesellschaftlichen Oberschicht entstammen.
    Eine unselige Verquickung von wirtschaftlicher und politischer Macht habe schließlich zu einer unfassbar gefährlichen und leichtsinnigen Vorgangsweise geführt.
    Rauchwarter war der Motor der kriminellen Handlungen, meinte der Richter.
    Dietze war für deren Ausführung und die Detailarbeiten zuständig.
    Diese beiden zogen alle anderen in den Strudel der Kriminalität.
    Kleine Sparer seien um ihre Ersparnisse gebracht worden.
    Der WBO-Skandal habe unvorstellbare Tragödien für einzelne Menschen und deren Familien ausgelöst.
    In den weiteren Persönlichkeitsbeschreibungen fielen Begriffe wie willfähriges Werkzeug, Aufreißertyp, großer Zampano, braver Parteisoldat und das Motto, der Zweck heiligt die Mittel.
    Und was die Beschaffung von Schwarzgeld bzw.
    die Unterzeichnung von Scheinbestätigungen betrifft, meinte Ellinger, dass auch in diesem Fall nur Schuldsprüche gefällt werden konnten, denn bereits der erste AKH-Prozess habe ergeben, dass nicht nur der Nehmer, sondern auch der Geber strafbar ist.
    Und schließlich legte Richter Ellinger Wert auf die Feststellung, dass dieser Prozess ebenso wie das erste WBO-Verfahren kein politischer Prozess war.
    Für das Gericht sei es gleichgültig gewesen, welche Personen beteiligt waren.
    Immerhin bezogen sich einige Anklagepunkte auf vermutete Parteispenden, zum Beispiel die Vorfinanzierung des ÖVP-Parteilokals in Mattersburg aus Mitteln der Womba Ost.
    Hier habe eine genaue Prüfung ergeben, meinte Richter Ellinger, dass keine Verdachtsmomente gegen andere Parteifunktionäre aufgetaucht seien.
    Zur Erklärung, Dr. Franz Sauerzopf, der im Zuge des WBO-Skandals seine Funktion als burgenländischer ÖVP-Landesparteiobmann zurücklegen musste, war auch und ist es noch Bezirksparteiobmann der Volkspartei in Mattersburg.
    Richter Ellinger sagte, auf der Anklagebank saß nie eine ganze Partei oder eine Ideologie, sondern nur Menschen, die Fehler begangen haben.
    Und der WBO-Vorsitzende meinte nach der Urteilsbegründung, dass folgende Lehren aus beiden WBO-Verfahren zu ziehen seien.
    dass die Garantie für die Unabhängigkeit der Richter nicht nur dringend notwendig ist, sondern sogar ausgebaut werden sollte, dass sich deutlich gezeigt hat, dass politische Stellen nicht nur in der Lage sind, massiven Druck auszuüben, sondern durchaus auch bereit sind, dies zu tun.
    Weiters hat sich gezeigt, dass es weite Kreise gibt, die den in unserem Rechtssystem immer noch hoch gehaltenen Begriff der Rechtmäßigkeit durch Fingerspitzengefühl oder Courtoisie ersetzt sehen möchten.
    Auch einer solchen Entwicklung, glaube ich, müsste man möglichst bald den Riegel vorschieben.
    Und der dritte Punkt ist, dass sich gezeigt hat, dass die Verquickung von
    politischer und von wirtschaftlicher Macht von übel ist.
    Neun Angeklagte meldeten gegen das Urteil Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde an.
    Lediglich ein Angeklagter erbart drei Tage Bedenkzeit.
    Die Ausfertigung der schriftlichen Urteilsbegründung kündigte Richter Ellinger für Herbst dieses Jahres an.
    Für diese Zeit wird auch die Rechtskraft der Urteile aus dem ersten WBO-Prozess erwartet.
    Bekanntlich wurden die beiden Hauptangeklagten, Rauchwater und Titze, zur Höchststrafe von zehn Jahren verurteilt.
    Diese Höchststrafe kann übrigens auf keinen Fall überschritten werden.
    Insgesamt können die Freiheitsstrafen also nur zehn Jahre ausmachen.
    Soviel zu den heute gefehlten Urteilen im zweiten WBO-Prozess, damit wieder zurück an den Moderator des Mittag-Journals.
    Christl Reiß vom Landesstudio Burgland berichtete von den Schuldsprüchen im zweiten Eisenstedter WBO-Prozess und von einem Resümee, das Richter Alfred Ellinger nach diesen beiden Prozessen gezogen hat.
    Jetzt zu einem Thema, das immer mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt, das Waldsterben als Folge des sauren Regens.
    In Österreich ist im Durchschnitt heute schon jeder zehnte Baum von Schadstoffen aus der Luft langsam umgebracht worden.
    Das bedeutet einen Milliardenschaden und längerfristig die Gefährdung zehntausender Arbeitsplätze in der Forstwirtschaft.
    300.000 bis 400.000 Hektar sind schon betroffen.
    In den nächsten Jahren soll sich diese Fläche verdoppeln.
    Sie entspräche dann der gesamten Waldfläche von Oberösterreich und Salzburg oder sie soll sich sogar verdreifachen, wie pessimistische Schätzungen meinen.
    Wissenschaftler erklären nun, dass dem dramatischen Tempo des Waldsterbens nicht die entsprechend raschen Gegenmaßnahmen der Politiker gegenüberstehen.
    Das Problem werde auf die lange Bank geschoben oder bagatellisiert.
    In Österreich hat Landwirtschaftsminister Günther Heyden nun zum verstärkten Kampf gegen das Waldsterben aufgerufen.
    Auch die Opposition nimmt sich des Themas an.
    Zum Beginn einer Woche des Waldes befasste sich der ÖVP-Agrarsprecher Josef Riegler mit dem Waldsterben.
    Fritz Pesata berichtet.
    Aus einer Broschüre des Landwirtschaftsministeriums zur heurigen Woche des Waldes.
    Zitat.
    Ich will, dass der Wald am Leben bleibt.
    Mein Vater und meine Mutter wollen das auch.
    Eigentlich müssten es alle Menschen wollen.
    Zitat Ende.
    Alle Menschen, also auch die Politiker wollen, dass der Wald am Leben bleibt, dass dem Waldsterben ein Ende gesetzt wird.
    Nur nicht immer gilt der Wille auch fürs Werk.
    Österreich, das Land der Berge und das Land der Wälder, ist im Begriff zum Land ohne Wälder zu werden.
    Auf einer Fläche von 3.754.000 Hektar wächst in Österreich Wald.
    Auf rund 10% dieser Fläche wächst der Wald nur mehr langsam oder er wird von sterbenden oder bereits toten Bäumen bedeckt.
    Laut der zitierten Broschüre des Landwirtschaftsministeriums sind derzeit rund 300.000 Hektar Wald geschädigt.
    Laut einem Bericht der Länder zum 1.
    Jänner dieses Jahres sind es bereits 333.000 Hektar.
    Laut Professor Hannes Meier von der Bodenkultur Wien betragen die Waldschäden bereits 600.000 Hektar, beinahe die Fläche des Bundeslandes Salzburg.
    Und Forstwissenschaftler malen bereits düster an die Wand, dass es in zehn Jahren keine Wälder mehr gibt.
    Zehn Jahre oder vielleicht auch mehr.
    Macht sich dann die Prophezeiung wahr, erst stirbt der Wald, dann stirbt der Mensch.
    Die Ursachen dieser Entwicklung, über die jahrelang gerätselt wurde, stehen im Großen und Ganzen fest.
    Niemand bestreitet mehr ernstlich, dass ein Gemisch aus Schwefeldioxid, Stickoxiden im Verein mit Fluorwasserstoffen, Magnesitstaub, feinstem Metall, Ammoniak und Chlorwasserstoff sowie in Verbindung einzelner dieser genannten Verursacher untereinander sowie mit Luft und Wasser die Bäume von oben und von unten her angreifen und langsam vernichten.
    Und ebenso weitgehend unbestritten ist, dass gut 80 Prozent vom sauren Regen und den anderen forstschädlichen Emissionen hausgemacht sind.
    Auf gut Deutsch, dass wir Österreicher selbst die Verursacher sind.
    Ausmaß des und Ursachen am Waldsterben sind also politisch weitgehend unbestritten.
    Und dennoch hat das grausame Sterben unserer Wälder in den letzten Jahren an Schnelligkeiten noch zugenommen.
    Und die Politiker auf den Plan gerufen.
    Die Bundesregierung will diese Woche im Rahmen der Woche des Waldes massiv ins Thema einsteigen.
    Die Opposition tat es bereits heute.
    ÖVP-Agrarsprecher Riegler, frischgebackener Landesrat in der Steiermark, legt eine lange Liste von Forderungen an die Regierung auf den Tisch, nicht ohne die Regierung scharf zu kritisieren.
    Das Alarmierende scheint mir zu sein, dass trotz dieser beiden Tatsachen intensive Diskussion und hohes Engagement der Öffentlichkeit
    bisher eigentlich, wenn überhaupt, nur Alibi-Maßnahmen im Wesentlichen getroffen wurden.
    Und das könnte man als die eigentliche Sensation bezeichnen.
    Oder um es noch drastischer auszudrücken,
    Eigentlich einen Skandal.
    Rieglers Forderungen in Schlagworten.
    Rasche Erlassung einer Verordnung, in der das Schwefelgehalt im Heizöl schwer auf 1% gesenkt wird.
    Eine Verordnung zum Dampfkessel-Emissionsgesetz, welches den Ausstoß giftiger Stoffe in neuen und in bestehenden Anlagen drastisch verringern soll.
    Die Beimengung von Biosprit in den Kraftfahrzeugtreibstoff und insgesamt mehr Geld für den Umweltschutzfonds.
    um nur einige Forderungen Reglers zu nennen.
    Zusammenfassend, aus der Sicht der Opposition ist die Regierung salmig geworden und daher am Zug.
    Die Regierung wird es wohl umgekehrt sehen.
    Alle aber wollen, dass der Wald am Leben bleibt, damit es nächstes Jahr wieder eine Woche des Waldes geben kann.
    Jetzt also auch parteipolitische Töne in der Diskussion um das Waldsterben.
    Das war ein Beitrag von Fritz Pisata.
    Und von sterbenden Bäumen jetzt zu kranken Rüben.
    Seit Jahren macht eine rätselhafte Erkrankung dem Zuckerrübenanbau und damit natürlich der Zuckerindustrie zu schaffen.
    Und zwar die sogenannte Rizomania.
    Man weiß inzwischen nur, dass es eine Virusseuche ist, die über einen im Boden siedelnden Pilz als sogenannter Zwischenwirt übertragen wird.
    Bisher gibt es aber weder eine Bekämpfungsmöglichkeit des Pilzes, noch eine gegen das Virus.
    Man weiß nicht einmal, woher diese Krankheit kommt, die plötzlich in der ganzen Welt auftritt.
    In Amerika, ebenso wie in Japan, in Europa sind die Zuckerrüben befallen.
    Und in der italienischen Poebene zum Beispiel sind die Zuckerrübenkulturen in einem solchen Ausmaß zugrunde gegangen, dass sogar Zuckerfabriken zusperren mussten.
    Es gibt keinen Rohstoff, keine brauchbaren Rüben mehr.
    Näheres über dieses internationale Problem und darüber, mit welchen Mitteln man ihm zu begegnen versucht, berichtet Hans Adler.
    Als Viruskrankheit hat man die Rhizomania erst in den 50er Jahren erkannt.
    Man hat aber bereits früher gewusst, dass die Zuckerrüben in bestimmten Gebieten weniger Ertrag bringen.
    Seuchenartig ist die Krankheit erstmals wirklich in den 50ern in der italienischen Po-Ebene aufgetreten.
    Als wenige Jahre später bereits Felder in 17 Provinzen Italiens befallen waren, hat man in Österreich und anderen westeuropäischen Staaten geglaubt, das sei eben eine Krankheit, die unter der Sonne des Mittelmeeres besonders gedeihe.
    Als 1971 plötzlich Berichte über das Auftreten der Rhizomanie aus Japan kamen, war man weltweit alarmiert.
    1974 wurde aus Frankreich die Rhizomanie gemeldet, 1975 aus Griechenland, 1979 aus Deutschland und seit 1981 ist sie auch in Österreich festgestellt.
    Inzwischen sind auch die amerikanischen Felder befallen und weltweit, wie die Krankheit auftritt, wird sie auch untersucht und nach Abhilfe geforscht.
    Inzwischen weiß man, dass die Krankheit bei Hitze und Feuchtigkeit besonders heftig auftritt und die Bewässerung der Felder in den Rübenanbaugebieten hat mit Sicherheit ihre raschere Verbreitung begünstigt.
    Aber auch durch Überdüngung mit Stickstoff, egal ob durch Stickstoff bindende Pflanzen wie Erbsen und Bohnen oder durch Handelsdünger, begünstigt das Auftreten der Rhizomania.
    Ebenso wie schwache Böden befallen werden.
    Gleichgültig, ob sie natürlich schwach sind oder durch intensive Nutzung geschwächt.
    Wo die Krankheit auftritt, werden die Rüben welken und kümmern oder sterben überhaupt ab.
    Die Verluste reichen von 10% bis zum Totalverlust auf schwerbefallenen Felder.
    In Österreich sind die größten Schadensflächen im burgenländischen Seewinkel.
    Bisher hat man keine Abhilfe gefunden, als auf den befallenen Böden keine Rüben mehr anzubauen.
    Daher berichtet auch der Geschäftsführer des Rübenbauernbundes, Ingenieur Helmut Kraus.
    auszusetzen bzw.
    den Rübenbau temporär zu reduzieren und haben aufgrund der Sortenprüfungen im Zuckerforschungsinstitut erstmals tolerante Sorten zum Anbau zur Verfügung, die in diese Schwerbefallsgebiete vornehmlich gelenkt werden.
    Das heißt, man hat nicht mehr als einige Rübenarten, die zwar auch krank werden, aber trotzdem Zucker speichern.
    Gegen die Krankheit selbst ist damit nichts getan.
    Und auch die Zuckerindustrie hat auf die gleiche Weise wie die Bauernvertreter reagiert.
    Der Chef der Sugana, die in ihren drei Zuckerfabriken mehr als die Hälfte des österreichischen Zucker produziert, Dr. Richard Skien, berichtet.
    Wir haben als Maßnahme derzeit in den stark betroffenen Gebieten
    auf freiwilliger Basis das sogenannte Jahreslieferrecht eingeschränkt.
    Wir hoffen, dass wir bald dieser Krankheit Herr sein werden.
    und dass die Landwirte in diesen Gebieten dann wieder voll den Rübenanbau durchführen können.
    Zwei weitere Probleme aus diesem Bereich betreffen direkt die Bauern.
    Erstens wird jenen, die bisher Zuckerrüben angebaut haben und jetzt plötzlich nicht oder nur weniger pflanzen dürfen, ihre jahrelang aufgebaute Fruchtfolge auf den Feldern durcheinandergeworfen.
    Und zweitens muss man versuchen, die Krankheit nicht durch den Transport von Erde, die mit dem Pilz verseucht ist, weiter zu verschleppen.
    Das kann durch die landwirtschaftlichen Maschinen ebenso geschehen wie durch Erde, die in der Zuckerfabrik von den Rüben abgewaschen und den Bauern zurückgegeben wird.
    Das Problem der Rübenkrankheit hat natürlich auch wieder die Debatten um die Zuckerfabrik im Bruck an der Leiter aktiviert, die der Raiffeisenagrargruppe gehört und für die man seit längerer Zeit nach neuen Produktionen sucht, weil man die Zuckererzeugung einstellen und nach Siegendorf ins Burgenland verlagern möchte.
    Im Brücker Einzugsgebiet sind etwa zwei Prozent der Böden mit Rhizomania verseucht und natürlich versucht man, die dadurch notwendige Anbauverlagerung mit den Bestrebungen um die Brücker Zuckerfabrik in Einklang zu bringen.
    Es wurde auch die Möglichkeit erwogen, in diesem Bereich Zuckerhirse anzubauen und in Brück Biosprit zu erzeugen.
    Damit aber ist man technisch auch nicht weiter als biologisch und chemisch mit der Bekämpfung der Rübenseuche.
    In beiden Fällen ist noch mit jahrelanger Wartezeit zu rechnen.
    Über die Rübenkrankheit Ritzomania berichtete Hans Adler und der nächste Programmpunkt im Mittagsschanal ist jetzt die Inlandspresseschau.
    Die Zitate hat heute Gisela Hoffmüller ausgewählt.
    50 Prozent aller unter 20-Jährigen glauben, es könne heutzutage ebenso zu einem Bürgerkrieg kommen wie 1934.
    Von diesem beachtenswerten Ergebnis einer dieser Tage veröffentlichten Umfrage geht Walter Schwarz in seinem Leitartikel im Nachrichtenmagazin Profil aus.
    Es dränge sich, meint Schwarz, nach diesem Ergebnis der Verdacht auf, Jugendliche wüssten mit dem gesamten politischen System nichts mehr anzufangen.
    Im Grunde spielt sich Makabres ab.
    Wir bewältigen gerade mit mehr oder weniger feierlichem Pomp verbal die Erste Republik samt ihren tragischen Irrtümern und immer mehr junge Menschen wissen mit der Zweiten Republik nichts mehr anzufangen, die im faktischen das Zwischenkriegszeitweil schon längst begraben hat.
    Das sei, mein Schwarz, nicht einfach mit Parteiverdrossenheit zu erklären, sondern mit der Brüchigkeit der Werte.
    Ich verstehe diese Wertbrüchigkeit.
    Was soll ein arbeitsloser 16-Jähriger aus dem obersteirischen Industriefriedhofsrevier, um einen aktuellen Bezug herzustellen, eigentlich mit der Arbeiterkammer anzufangen wissen?
    Er ist, im zynischen Kammeramtsjargon formuliert, ja nicht einmal umlagepflichtig, ein Nichts, eine Null, durch den statistischen Rost gefallen.
    Schwarz schließt mit einer Vision.
    Bürgerkrieg Österreich 1984, das nationale Trauma.
    Die Meinungsforscher, so sie dann noch etwas zu fragen haben, werden sie in 50 Jahren schon herausbekommen, was für eine Bewandtnis es damit hat.
    Und 86 Prozent der unter 30-Jährigen werden keine Ahnung haben.
    Ein Kurzkommentar in der Sozialistischen Arbeiterzeitung knüpft an die gestrigen Äußerungen von Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager in der Fernsehpressestunde an.
    Optimismus habe er ja, der sympathische Verteidigungsminister, heißt es wörtlich, wenn er meine, dass das Problem der Abfangjäger noch heuer positiv erledigt werde.
    Es gebe für diese Anschaffung aber kein Verständnis in der Bevölkerung.
    einer Bevölkerung, die gerne die Versuche Frischenschlagers mitverfolgt, das Heer positiv in der politischen Öffentlichkeit auftreten zu lassen.
    Die die Angelobung im ehemaligen KZ Mauthausen ebenso begrüßt, wie die kommende im slowenisch-kantnerischen Umland.
    Die aber gar nichts davon halten wird, milliardenschwere Flugzeuge zu kaufen, während über manch schmerzhaften Schnitt bei der verstaatlichen Industrie verhandelt wird.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt beschäftigt sich Walter Salzmann mit dem wirtschaftlichen Aufschwung und der Wirtschaftspolitik der österreichischen Bundesregierung.
    Es entspreche zwar den Tatsachen, dass Wirtschaftsauguren den lang ersehnten Silberstreif am Horizont ausfindig gemacht haben wollen.
    Doch Salzmann wendet sich heftig dagegen, dass laut Äußerungen sozialistischer Spitzenpolitiker der Aufschwung nichts anderes sei als das Produkt der rot-blauen Koalitionsregierung.
    Die Vorgänge rund um die heimische Eisen- und Stahlindustrie samt ihren Kürzungs- und Kündigungsprogrammen, die Entwicklung der Inflation und das Steigen der Arbeitslosigkeit machen die Selbstbeweihräucherung unserer Regierungsmitglieder zur reinen Kabarettnummer.
    Zu einer allerdings, der man nicht einmal ein gequältes Lächeln abgewinnen kann.
    Auf der ersten Seite der Wiener Tageszeitung Kurier ist ein Kurzkommentar dem schon viel besprochenen Thema, eine Landeshauptstadt für Niederösterreich, gewidmet.
    Unter dem Titel Knabentraum wird beschrieben, was nach Meinung des Kommentarautors Landeshauptmann Ludwig vertritt.
    Wien hat ausgedient.
    Dann wird die Frage gestellt, wofür also sollen die Milliarden, die erforderlich sind, verwendet werden?
    Für Gebäude, die schon vorhanden sind.
    Für Ämter, die schon etabliert sind.
    Und um Wien zu ersetzen, das besteht seit Österreich besteht und das von Niederösterreich umzingelt ist.
    Ironisch endet der Kommentar.
    Eine Hauptstadt bauen, das hat etwas von einem schönen Knabentraum.
    Es ehrt den Knaben.
    Bei einem Erwachsenen ist es verwunderlich.
    Das war die Inlandspresse.
    Heute zusammengestellt von Gisela Hopfmüller, 12.31 Uhr.
    Machen wir einen Blick auf das geplante Programm der zweiten Journalhälfte.
    Grenzkonflikte aus Ostasien sind ein Thema.
    Konflikte einerseits zwischen Vietnam und der Volksrepublik China, andererseits zwischen Kambodscha und Thailand.
    Eskalation auch der Lage in Mittelamerika durch die Verminung von nicaraguanischen Häfen.
    Dann planen wir einen Beitrag über den ersten Gipfel in Luxemburg zwischen den Mitgliedsländern der EG und der EFTA.
    Adam Schaff, ein polnischer Historiker, der in Wien lebt, stellt ein Buch vor, es heißt Polen heute.
    Dann planen wir ein Gespräch mit dem Bautenminister und Gewerkschaftsfunktionär Karol Sekanina, der
    möglicherweise vor einem Comeback als Präsident des österreichischen Fußballbundes steht und am Schluss dann mehr über ein Tango-Festival, das demnächst in Wien steigen soll.
    Zunächst aber Ausland.
    Aus Ostasien kommen in den letzten Tagen immer öfter Meldungen über bewaffnete Grenzkonflikte.
    Und zwar Kämpfe einerseits an der Grenze zwischen Vietnam und China, andererseits zwischen Kambodscha und Thailand.
    Vietnam und die Volksrepublik China beschuldigen einander, in das gegnerische Territorium eingedrungen zu sein.
    Übereinstimmend ist von Duzenden Toten die Rede.
    Nachdem neutrale Reporter nicht in das Kampfgebiet gelassen werden, ist offen, wer mit diesen Provokationen begonnen hat.
    Widersprüchliche Meldungen gibt es auch über die Auseinandersetzungen zwischen den vietnamesischen Besatzungssoldaten in Kambodscha und der von China und Thailand unterstützten Guerilla aus roten und weißen Khmer- und Sihanouk-Anhängern, die die Fremdherrschaft aus Kambodscha vertreiben will.
    Hintergrund der Eskalation im Osten Asiens ist die alte Rivalität zwischen den kommunistischen Nachbarn China und Vietnam, die vor fünf Jahren sogar zu einem Krieg geführt hat.
    Und weil hinter Vietnam die USSR steht, geht es letztlich auch um den Konflikt zwischen Moskau und Peking.
    Helmut Opletal berichtet.
    Hanoi und Peking bestätigen jetzt beide, dass entlang der chinesisch-vietnamesischen Grenze
    schwere Artilleriegefechte stattgefunden haben und dass es auch zu einer Reihe von Grenzverletzungen gekommen ist.
    Heute Morgen kann man zum Beispiel in den Pekinger Tageszeitungen lesen, dass am Donnerstag und Freitag chinesische Truppen gegenüberliegende Grenzstellungen der Vietnamesen an 20 verschiedenen Stellen mit schwerer Artillerie beschossen hätten und dass dabei 23 vietnamesische Soldaten getötet oder verwundet worden sind.
    Schon zuvor wurden weitere 20 tote Vietnamesen gemeldet.
    Peking behauptet auch in der Provinz Thünan, eine nach China eingedrungene Einheit vietnamesischer Soldaten abgewehrt zu haben, während die Vietnamesen umgekehrt Peking beschuldigen, Soldaten über die Grenze zu schicken.
    Die Ursache dieses neuerlichen Ausbruchs des Grenzkonfliktes nach einem Jahr relativer Ruhe scheint ziemlich klar zu sein.
    China nimmt die vietnamesische Trockenzeitoffensive in Kambodscha zum Anlass, von der anderen Seite her den Druck auf die vietnamesischen Militärs zu verstärken und Hanoi zu zwingen, weiterhin große Truppenkontingente an seiner Nordgrenze zu China zu behalten.
    Die Vietnamesen sollen in Unsicherheit gelassen werden.
    ob nicht China neuerlich eine sogenannte Straflektion wie vor fünf Jahren installieren könnte, falls die Vietnamesen härter gegen den kambodschanischen Widerstand entlang der Grenze zu Thailand vorgehen.
    Allerdings, so wie bei ähnlichen Kämpfen im vergangenen Jahr scheinen sich beide Seiten trotz der propagandistischen Aufbauschung des Kampfgeschehens entlang der Grenze immer noch zu bemühen,
    das Ausmaß des Konflikts unter Kontrolle zu behalten.
    An einem neuerlichen verlustreichen Grenzkrieg scheinen beide nicht interessiert zu sein.
    Weiter im Süden an der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha dürfte sich die Lage ebenfalls etwas beruhigt haben, obwohl inzwischen neue Meldungen von einer bevorstehenden vietnamesischen Offensive vor allem gegen Militär- und Flüchtlingslager der relativ schwachen Einheiten von
    die Hanok vorliegen.
    Thailand sagt, dass es alle vietnamesischen Soldaten, die die Grenze in den letzten beiden Wochen überschritten haben, zurückgeworfen habe.
    Vietnam leugnet zwar offiziell das Vordringen seiner Einheiten nach Thailand, gibt jedoch indirekt zu, dass es sich um eine geplante und bewusste Aktion Hanois gehandelt hat, die gegen die thailändische Unterstützung für die kambodschanischen Guerillas gerichtet war.
    Das vietnamesische Außenministerium hat die Praxis Bangkoks, den Guerillas der Roten Knäher, Waffen zu liefern und ihnen Rückzugsphasen und Unterschlupf zu gewähren, als völkerrechtswidriges Verhalten bezeichnet.
    Und die vietnamesische Parteizeitung hat in einem Kommentar angedroht, dass Thailand auch in Zukunft damit rechnen müsse, in ihr wörtliches Fischenfelle verwickelt zu werden.
    In der Tat
    Bangkok etwas schwer, seine eigene Position zu rechtfertigen.
    Und es kam in der vergangenen Woche sogar zu peinlichen Eingeständnissen, als thailändische Regierungsvertreter behaupteten, 40 vietnamesische Soldaten seien in Thailand gefangen genommen worden.
    Doch in Wirklichkeit waren 34 von ihnen Gefangene der Roten Knäher, die auf thailändischem Territorium festgehalten wurden.
    Also ein Eingeständnis des völkerrechtswidrigen Verhaltens, das Hanoi vorwirft.
    Die vietnamesisch-chinesische Grenze ist auch jetzt nur ein Nebenschauplatz.
    In Kambodscha scheint sich hingegen der Krieg zu verschärfen und Thailand muss zunehmend damit rechnen,
    für seine Unterstützung des kambodschanischen Widerstands selbst in diesen Krieg hineingezogen zu werden.
    Vietnam also als ein ostasiatischer Unruhestifter, das war ein Beitrag von Helmut Obletal aus Peking.
    Nächstes Thema westeuropäische Wirtschaftskooperation.
    In Luxemburg gibt es heute eine Premiere.
    Zum ersten Mal halten die beiden großen nicht-kommunistischen Wirtschaftsorganisationen Europas eine gemeinsame Konferenz auf Ministerebene ab.
    Eine solche Sitzung zwischen EG und EFTA
    sollte bereits im Vorjahr stattfinden, aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der Freihandelsverträge zwischen der Europäischen Gemeinschaft und einzelnen EFTA-Mitgliedern, darunter Österreich.
    Dann scheiterte aber der Plan aus verschiedenen Gründen.
    Hauptthema der heutigen Konferenz ist die Verstärkung und Vertiefung der gegenseitigen Beziehungen über reine Handelsfragen hinaus.
    Diese Absicht wird in einer gemeinsamen Luxemburger Erklärung ausgedrückt, die von den Ministern heute verabschiedet wird.
    Aus Luxemburg berichtet Markus Peter.
    Ländern sind es, von Island bis Italien, von Portugal bis Finnland.
    Nur ein großes europäisches Land ist bei keiner der beiden Organisationen Mitglied, nämlich Spanien.
    Die Delegationen werden geleitet von Außenministern und oder Handelsministern.
    Und nachdem man bei einer derartigen Besetzung wohl nicht den vielstrapazierten Terminus Gipfeltreffen verwenden kann, kam ein findiger Diplomat auf die Idee, die ganze Veranstaltung ein Jumbo-Treffen zu nennen.
    Der Beitrag Österreich zu diesem Jumbo-Treffen in Luxemburg ist übrigens beachtlich.
    In zweierlei Hinsicht.
    Wien stellt die größte Delegation, geführt von Vizekanzler und Handelsminister Steger und von Außenminister Lanz.
    Und Österreich hat einen beachtlichen Anteil am Zustandekommen dieses europäischen Ministertreffens.
    Begonnen hat das Ganze eigentlich damit, dass EG und EFTA über jene zehn Jahre Bilanz ziehen wollten, in denen die Freihandelsabkommen zwischen den Mitgliedstaaten bestehen.
    Mit Beginn dieses Jahres sind ja die allerletzten Handelsschranken zwischen beiden Wirtschaftsräumen geseilt.
    Es gibt keine Zölle und keine Mengenbeschränkungen mehr in den bilateralen Warenverkehr für gewerbliche Produkte.
    Damit wurde das größte Freihandelssystem der Welt mit über 300 Millionen Vertrauchern geschaffen.
    Ein Viertel des Welthandels wird innerhalb dieses Wirtschaftsraums abgewickelt.
    Der Erfolg dieser zehn Jahre hat den Mitgliedstaaten beider Seiten nun Mut gemacht, mit diesem Treffen einen weiteren, aber noch vorsichtigen Schritt in Richtung europäischer Integration zu versuchen.
    Ein gemeinsam erarbeitetes Papier liegt auf dem Tisch, das heute Nachmittag veröffentlicht werden soll.
    Darin ist festgeschrieben, dass die Zusammenarbeit verstärkt werden soll, um einen dynamischen europäischen Wirtschaftsraum zu schaffen.
    Die Freizügigkeit im Warenaustausch soll weiter vergrößert werden, durch die Harmonisierung der nationalen Normen,
    durch die Beseitigung technischer Hemmnisse, durch die Vereinfachung der Grenzabfertigung, durch die Beseitigung von staatlichen Hilfen, die den Wettbewerb verzerren und so weiter und so fort.
    Eine pragmatische und flexible Zusammenarbeit der EG mit den EFTA-Ländern soll über den Rahmen der bestehenden Abkommen hinausführen.
    Dabei wird besonders hervorgehoben, dass die wirtschaftliche Verflechtung insbesondere die Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung rechtfertigt.
    Die Mobilität europäischer Forscher soll gesaudert werden.
    Damit soll es möglich werden, den technologischen Vorsprung des pazifischen Wirtschaftsraums abzubauen.
    Ein weiteres Feld, auf dem sich die Kooperation anbietet, ist der Verkehrsbereich.
    Ein für Österreich als Transitland besonders wichtiger Bereich.
    Was alles ist, ist ja natürlich nur Papier.
    Ob es zu gemeinsamen politischen Handeln führt, bleibt abzuwarten.
    Für die EFTA und vor allem für Österreich ist es wichtig, dass einerseits der bloße Freihandel nicht Endstation der europäischen Zusammenarbeit wird und dass andererseits die Nicht-EG-Staaten nicht den Anschluss an das Europa der Zehn verlieren, dass sie nicht ausgeschlossen werden von den Entwicklungen in der EG.
    Eine solche Entwicklung berge nämlich nach Ansicht von Außenminister Lanz die Gefahr einer Dreiteilung Europas in sich.
    Eine Dreiteilung in ein Osteuropa, ein EG-Europa und ein Nicht-EG-Europa.
    Eine derartige Entwicklung würde Europa ideell und materiell schwächen.
    Die Repräsentanten von 17 europäischen Ländern bekunden heute in Luxemburg zumindest den politischen Willen, dies nicht wirklich zu tun.
    Zum ersten Mal also ein Gipfel zwischen EG und EFTA in Zukunft will man das sozusagen EFTA machen, man will also enger kooperieren.
    Zurück nach Österreich jetzt und zwar zu einem Sportthema, allerdings nicht ohne politischen Bezug.
    Recht glücklos agiert der österreichische Fußballbund auf der Suche nach einem Präsidenten.
    An der Spitze des größten Sportverbands Österreichs herrscht nämlich schon bald zwei Jahre ein Interregnum.
    Nach dem Rücktritt des einstigen Präsidenten Karl-Seeker Niener 1982 führte zunächst der Niederösterreicher Walter Zips die Geschäfte in der Maria-Hilfe-Straße 99, dann der Kärntner Herbert Ragautz, der auch einziger Kandidat für die gestern in Wien angesetzte Wahl eines sozusagen wieder echten ÖFB-Präsidenten war, nachdem zuvor aus zahlreichen kolportierten Kandidaturen von Karl Blecher über Pepo Maohard bis Manfred Mautner-Markow nichts geworden war.
    Aber Ragautz warf das Handtuch, weil ihm die notwendige breite Zustimmung versagt blieb.
    Nun ist wieder Karl Sekanina in aller Munde.
    Der Bautenminister, ÖGB-Vizemetallerchef, stellvertretende Obmann im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse und Obmann der SPÖ Brigittenau soll wie schon zwischen 1976 und 82 das Kikerpräsidentenamt übernehmen.
    In der damaligen Ära hatte Sekanina wohl mehrere Teamchefs verbraucht
    Aber die Nationalmannschaft und die Spitzenvereine waren bei Weltmeisterschaft und Europacup erfolgreich wie nie zuvor.
    Sekanina ging 1982, weil er die Aufstockung der obersten Liga als Niveauverlust ablehnte.
    Doch immer wieder gab es Comeback-Gerüchte, nicht zuletzt durch einen dubiosen Bitbrief der Teamspieler, der sich als Manipulation erwiesen hat.
    Jürgen Jungwirth sprach mit Warteminister Sekanina über die aktuellen Spekulationen.
    Herr Minister Sekanina, Sie haben einmal gesagt, Sie werden an diesem Job nicht interessiert.
    Später dann haben Sie gesagt, niemand sei an Sie herangetreten.
    Ist jetzt jemand an Sie herangetreten?
    Ja, offiziell, hochoffiziell.
    Der Herr Präsident Raghautz hat mich heute angerufen und da hat gesagt, im Namen der drei anderen Landesverbände und diese vier Verbände haben ihre Vorstellung ja gestern aus dem Mundesheer an Dr. Bauer, steirischer Verbandspräsident, den Delegierten kundgetan mit der vorbereiteten,
    Hörfunk oder im Fernsehen gesehen, aber bei Erklärung, dass sie, nachdem kein Kandidat vorhanden ist, neuerlich an mich herantreten werden.
    Das schafft eine neue Situation, führt zu Gesprächen und das Resultat der Gespräche kann ich jetzt noch nicht festlegen.
    Konkret, wollen Sie jetzt Präsident des ÖFB werden?
    Wenn die Gespräche so gediehen sind, dass man eine Basis findet, dann wird es für mich zum Überlegen sein, ob ich nun endgültig Ja sagen kann oder, und das habe ich gestern schon gesagt, sage das auch heute noch, ob es nicht Überlegungen in die Richtung gibt, das bedingt durch
    Besondere Zustände im wirtschaftlichen Bereich, in manchen betrieblichen Bereichen meine ich damit.
    Vielleicht da und dort hat meine Aufgabe so gewichtig ist, dass ich dieser zeitlichen Verpflichtung als ÖFB-Präsident nicht nachkommen könnte.
    Aber das wird sich, wie gesagt, erst ergeben, wenn die Gespräche geführt werden.
    Wenn Ihre Forderungen nach Abbau der 16er Liga und Aufwertung der Bundesliga nicht Erfolg haben sollten, werden Sie sich trotzdem zur Verfügung stellen?
    Nein.
    Man muss über ein Programm reden.
    Es gibt keine Ultimatums meinerseits oder kein Ultimatum, aber man muss über Vorstellungen reden und ein neuer ÖFB-Präsident, egal wer er ist, muss doch und das ist, glaube ich, eindeutig mit einem festgefügten Programm
    in diese Veranstaltung gehen, sprich Hauptversammlung muss dafür auch Sorge tragen, dass eine qualifizierte Mehrheit bekommt.
    soweit also Bautenminister Karl Seekanina.
    Der Tango erlebt in jüngster Zeit in Europa eine ungeahnte Renaissance.
    In der Bundesrepublik Deutschland sind Konzerte, bei denen Tango-Spieler wie Astir, Piazzolla oder Dino Saluzzi auftreten, ausverkauft und auch die Platten finden reißend Absatz.
    In Paris war im Herbst eine Woche des Festival d'Automne, also des Herbstfestivals, dem Tango gewidmet und zog allabendlich 2000 Besucher an.
    Heute Abend findet nun im Wiener Konzerthaus ein kleines Tango-Festival statt, an dem unter anderem die Bandoneonspieler Juan José Mosalini und Dino Saluzzi, das Sesteto Mayor und die Tanzgruppe Malambo teilnehmen.
    Wien ist die erste Station einer 19 Konzerte umfassenden Tournee dieses Tango-Festivals 1984.
    Walter Gelert hat dazu den folgenden Beitrag gestaltet.
    So und ähnlich hat der europäische Musikfreund den Tango in Erinnerung, als Gesellschaftstanz im Zweiviertel- oder Vierachteltakt, in synkopiertem Rhythmus, mit den charakteristischen Kreuz- und Knickschritten und dem abrupten Stillstand.
    Dass der aus Argentinien stammende Tango aber weit mehr ist als der Schlagertango, etwa der Zwischenkriegszeit mit den schluchzenden Geigen, das versuchen jetzt einige argentinische Ensembles in Europa zu beweisen.
    Entstanden ist der Tanz in den Vorstädten, etwa von Buenos Aires, in den Lokalen der Halbwelt, wo auch jene so typische Männermode entstand, die Pumprose und das kurze Sakko.
    Anfang unseres Jahrhunderts fand der Tango in gemilderter und eleganterer Form auch nach Europa, zunächst nach Paris, wo sich bald die Tanzschulen seiner bemächtigten.
    Nun erobert eine neue Variante des Tango, der sogenannte Tango Nuevo, auch die europäischen Konzertsäle.
    Eine Spielweise dieses Tanzes, die auch Elemente des Jazz mit einbezieht.
    Etwa bei Dino Saluzzi, der in Argentinien mit Folklore begann, der aber auch Jazz spielt und Mitglied der George Grunds Concert Jazz Band ist.
    Hier spielt er jenes Instrument, das für den Tango besonders charakteristisch ist, das Bandoneon, ein im vergangenen Jahrhundert aus der Concertina entwickeltes Akkordeon-ähnliches Instrument.
    Anders als bei uns ist der Tango in Argentinien immer noch eine lebendige Musik.
    Dino Saluzzi?
    Für Dino Saluzzi ist der Tango eine Lebensform, die vor allem in den 40er und 50er Jahren sehr lebendig war.
    Er hat versucht diese Form des musikalischen Ausdrucks weiterzuentwickeln, freie Elemente mit einzubauen.
    So ist zum Beispiel Improvisation in seinem Spiel ein wichtiger Moment.
    Der Tango ist jedenfalls für sein Musizieren das, was ihn am meisten bestimmt hat.
    Vom Jazz beeinflusst ist auch das Tango-Spiel von Juan José Mosalini, der hier im Trio zusammen mit dem Komponisten und Pianisten Gustavo Beitelmann sowie dem französischen Jazz-Bassisten Patrice Caratini spielt.
    Mosalini zerstört bewusst den eckigen Stampfschritt des klassischen Tango und seine lasziv zerdehnten Synkopen.
    Er füllt Brüche mit Jazz-ähnlichen Improvisationen.
    Das schrieb ein deutscher Kritiker nach einem Konzert Mosalinis in der Bundesrepublik Deutschland.
    Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017
    Das Sexteto Major, das 1982 erstmals in Europa auftrat, lehnt sich ganz bewusst an die Tradition des klassischen Tangos an und spielt daher in der gebräuchlichen Sextet-Formation mit zwei Bandoneons, zwei Geigen, Piano und Kontrabass.
    Das Ensemble, das in Wien auch die Tanzgruppe Malambo bei ihren Tango-Tänzen begleiten wird, hat aber auch neuere Kompositionen im Repertoire, etwa solche von Astor Piazzolla, der im vergangenen Jahr übrigens auch in Wien aufgetreten ist.
    Dass der Tango wieder in das Bewusstsein der Musikfreunde gerückt ist, ist sicher auch darauf zurückzuführen, dass die musikalischen Ausdrucksformen unserer Zeit in ihn Eingang gefunden haben.
    Mit dem Bandoneon, sagt Dino Saluzzi, kann man alle Musik dieser Welt machen, wenn man nur nicht seine Herkunft vergisst.
    Das war's.
    Walter Gellert berichtete über ein Tango-Festival, das heute Abend im Wiener Konzerthaus stattfinden wird.
    In neun Minuten ist es 13 Uhr.
    Wir kommen sozusagen noch einmal ein bisschen zum Thema Ausland, Außenpolitik.
    Polen heute, so heißt ein Buch des polnischen Philosophie-Professors und Historikers Adam Schaff,
    das er heute in Wien vorgelegt hat.
    Polen heute, das ist für Schaff das Polen der Normalisierung nach den bewegten Solidarnoschjahren 1980, 1981, die auch im Mittelpunkt dieses Buches von Adam Schaff stehen.
    Zur Buchpräsentation der folgende Beitrag von Friedrich Orte.
    Adam Schaff, gebürtiger Altösterreicher, marxistischer Theoretiker, seit 1948 Philosophieprofessor in Warschau, danach jahrelang Gastprofessor in Wien, beschreibt in seinem jüngsten Buch das Ende einer Entwicklung, das seiner Meinung nach voraussehbar war, das aber niemand sehen wollte.
    Die Jahre 1980 und 1981 in Polen.
    Sein Resümee heute, Zitat, die Periode der friedlichen Ausbrüche in Polen ist vorbei.
    Den Rest kann man sich leicht ergänzen.
    Ausbruch eines Bürgerkriegs, ausgelöst durch den scharfen Antisowjetismus, Intervention von außen und eventuelle Beschneidung oder sogar Liquidierung des polnischen Staatsgefüges.
    Das ist keine leere Drohung, sondern leider die bittere Wahrheit.
    Soweit Adam Schaff.
    in seinem jüngsten Buch.
    Damit wird auch deutlich, dass der polnische Philosoph Partei für General Jaruzelski nimmt.
    In ihm sieht er den Retter der polnischen Nation.
    Damit kommt er aber gleichzeitig in ein Dilemma als marxistischer Theoretiker.
    Wenn ich vor der Wahl stehe, vor der Alternative, das, was geschah, ist eine regelmäßige Fruchtkonsequenz des Marxismus.
    dann trägt der Marxismus die Schuld von all dem und er taugt nichts.
    Man sollte ihn ausstreiten.
    Oder es ist etwas anderes.
    Nämlich, wenn wir einen Konflikt zwischen der Theorie und der Wirklichkeit haben, dann gibt es zwei Möglichkeiten.
    Entweder falsifiziert diese Wirklichkeit die Theorie, oder man kann zeigen, die Wirklichkeit wurde
    auf falschen Prämissen aufgebaut.
    Die Theorie wurde falsch angewandt, entgegen ihren eigenen Bedingungen.
    Und dann stimmt es nicht, dann falsifiziert die Wirklichkeit nicht die Theorie, sondern man muss es richtigstellen.
    Schaff sieht Polen jetzt auf dem Weg von der Normalisierung zur Stabilisierung und ist optimistisch, dass das Land in den nächsten Jahren eine normale wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Entwicklung in Richtung eines demokratischen Sozialismus machen wird, wenn die Fehler der jüngsten Vergangenheit richtig erkannt werden.
    Der Marxismus sagt,
    Es gibt sehr strikte Bedingungen, ohne der Realisierung deren, und das sind sowohl objektive wie auch subjektive Bedingungen, man den Sozialismus nicht einführen darf, auch wenn im gegebenen Moment die politische Lage eine solche ist, dass man es tun kann.
    Wenn man es anders tut,
    Bezahlt man nachher, und leider bezahlen nicht nur diejenigen, die den Fehltritt gemacht haben, sondern die ganze Nation.
    Und das ist ein Beispiel Polens.
    Die Themen der Aufsätze kreisen um die nationalen Traditionen Polens, um die Rolle der Kirche, um die zerschlagene Gewerkschaft Solidarität, um die Abhängigkeit der polnischen Wirtschaft vom Westen und um die Folgen des Boykotts.
    Zurzeit ist das Buch nur in deutscher Sprache erhältlich.
    In Polen darf es im Augenblick nicht erscheinen.
    Das Buch heißt Polen heute, ist von Adam Schaff und wurde von eben diesem Autor Adam Schaff heute Vormittag im Wiener Presseclub Concordia vorgestellt.
    In fünf Minuten ist es 13 Uhr.
    Wir schließen unser Mittagsjournal mit einer neuen Meldungsübersicht.
    Österreich.
    Im zweiten WBO-Prozess in Eisenstadt sind heute alle zehn Angeklagten schuldig gesprochen worden.
    Der ehemalige Obmann der Burgenländischen Wohnbaugenossenschaft Ost, Ernst Rauchwarther, und sein früherer Geschäftsführer, Horst Dietze, wurden zu je neun Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
    Rauchwarters ehemaliger Stellvertreter, Hans Thiewald, erhielt 14 Monate Freiheitsstrafe bedingt.
    Die übrigen sieben Angeklagten wurden zu Strafen zwischen 10 Monaten und sieben Jahren verurteilt.
    Richter Alfred Ellinger betonte, aus dem Prozess müssten die Lehren gezogen werden, dass eine Verquickung von politischer und wirtschaftlicher Macht gefährlich sei und dass eine verstärkte Garantie für die Unabhängigkeit der Richter nicht notwendig sei.
    Die zweitägigen Arbeiterkammerwahlen werden heute fortgesetzt und abgeschlossen.
    Wahlberechtigt sind etwa zwei Millionen Arbeitnehmer.
    Gestern war die Wahlbeteiligung ungefähr gleich hoch wie am Wahlsonntag des Jahres 1979.
    Die meisten Arbeitnehmer werden aber erst heute von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen, weil die Wahllokale in der Nähe der Betriebe liegen.
    Mit Gesamtergebnissen ist erst für morgen zu rechnen.
    Die Angst um den Arbeitsplatz macht krank.
    Zu diesem Schluss kommt die Klagenfurter Universitätsdozentin Linde Pelzmann in einer wissenschaftlichen Studie.
    Demnach sind in der Wirtschaftskrise seelisch bedingte Erkrankungen wie etwa Herz- und Gefäßkrankheiten sechsmal so häufig wie sonst.
    ÖVP-Agrarsprecher Josef Riegler hat heute der Regierung vorgeworfen, sie tue zu wenig gegen das Waldsterben.
    Trotz einer intensiven Diskussion und ungeachtet eines starken Engagements der Öffentlichkeit seien bisher nur Alibi-Maßnahmen gesetzt worden.
    Riegler verlangte unter anderem eine Herabsetzung des Bleigehaltes im Heizöl schwer und die Beimengung von Biosprit zum Benzin.
    In Wien hat heute die traditionelle Frühjahrskonferenz der katholischen Bischöfe begonnen.
    Im Mittelpunkt des viertägigen Treffens steht die Tätigkeit des Priesters aus der Erfahrung der Priester, Diakone und Bischöfe.
    Auch das neue Kirchenrecht, das Ende des Jahres in Kraft treten soll, ist Gegenstand der Erörterungen.
    Luxemburg.
    In Luxemburg hat heute ein Treffen der Wirtschaftsminister der Europäischen Gemeinschaft und der EFTA der Europäischen Freihandelszone begonnen.
    Es ist dies die erste derartige Begegnung seit dem Abschluss der Freihandelsabkommen im Jahr 1972.
    Außenminister Lanz betonte in einer Rede, die Freihandelsabkommen zwischen der EG und den einzelnen EFTA-Staaten hätten sich als tragfähig erwiesen.
    Italien.
    Der italienische Eisenbahnverkehr wird durch Streiks mehrerer Gewerkschaftsgruppen behindert.
    Zahlreiche Zugverbindungen fielen aus, andere Züge fuhren mit großen Verspätungen.
    In Mailand brach der Berufsverkehr zusammen, weil die U-Bahn-Angestellten die Arbeit niedergelegt hatten.
    Auch für morgen sind Streiks geplant.
    Polen.
    Im Konflikt um religiöse Symbole in öffentlichen Gebäuden ist eine leichte Entschärfung eingetreten.
    In der Landwirtschaftlichen Oberschule von Garwolin wurde heute wieder der Unterrichtsbetrieb aufgenommen.
    Die Klassenräume blieben ohne Kreuze, die Schüler dürfen aber eigene kleine Kruzifixe tragen.
    USA.
    Die Versuche der Astronauten der Raumfähre Challenger, den defekten Sonnenbeobachtungssatelliten SolarMax zu bergen, sind bisher gescheitert.
    Die Weltraumbehörde NASA hat beschlossen, einen neuen derartigen Versuch erst morgen zu unternehmen.
    Damit verlängert sich die Mission der Raumfähre um einen Tag.
    Und zum Abschluss die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Im Süden Auflockerungen, sonst reichlich bewölkt, gebietsweise Regen.
    Nachmittagstemperaturen 5 bis 11 Grad, im Süden bis 14 Grad.
    Mit der Wetterprognose für den heutigen Montag, für die zweite Hälfte des Montags, ist dieses Mittagsjournal zu Ende gegangen.
    In einer Minute ungefähr ist es 13 Uhr.
    Das Mittagsteam verabschiedet sich.
    Ich wünsche einen schönen Nachmittag.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1984.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    2. WBO-Prozess (Wohnbaugenossenschaft Ost): Urteilsverkündung - durchwegs Schuldsprüche, u. a. neun Jahre für WBO-Obmann Ernst Rauchwarter und WBO-Geschäftsführer Horst Tietze
    Interview: Richter Alfred Ellinger
    Mitwirkende: Reiss, Christl [Gestaltung] , Ellinger, Alfred [Interviewte/r]
    Datum: 1984.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz: ÖVP-Agrarsprecher Josef Riegler zu Waldsterben
    Einblendung: ÖVP-Agrarsprecher Josef Riegler
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Riegler, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1984.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zuckerrübenkrankheit jetzt auch in Österreich
    Interview: Geschäftsführer des Rübenbauernbundes Helmut Kraus und Chef der Sugana Zucker Ges.m.b.H. Richard Skene
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Kraus, Helmut [Interviewte/r] , Skene, Richard [Interviewte/r]
    Datum: 1984.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medizin ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neuerlich Grenzkonflikt China-Vietnam und Kämpfe an der Grenze Thailand-Kambodscha
    Mitwirkende: Opletal, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1984.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    EFTA und EG-Ministertagung in Luxemburg - Probleme der Zusammenarbeit
    Mitwirkende: Peter, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1984.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre ; Luxemburg
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit Bautenminister Sekanina zu seinem Comeback als Sportfunktionär
    Mitwirkende: Jungwirth, Jürgen [Gestaltung] , Sekanina, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1984.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Sport ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tango-Festival im Konzerthaus
    Einblendung: diverse Tango-Musik , Interview: Dino Saluzzi
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Saluzzi, Dino [Interviewte/r]
    Datum: 1984.04.09 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Konzerthaus [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Polnische Historiker und Philosoph Adam Schaff stellt sein Buch "Polen heute" vor
    Interview: Historiker und Philosoph Adam Schaff
    Mitwirkende: Orter, Friedrich [Gestaltung] , Schaff, Adam [Interviewte/r]
    Datum: 1984.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1984.04.09
    Spieldauer 00:59:15
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
    Fuchs, Wolfgang [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-840409_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Ton nur links
    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt