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Die Erstellung der Transkripte erfolgt mit der Transkriptionssoftware WhisperX. WhisperX basiert auf dem System Whisper der Firma OpenAI. Whisper ist ein Open Source Produkt und auf Github veröffentlicht. WhisperX ist eine optimierte Version von Whisper und wurde von der Visual Geometry Group an der Oxford University entwickelt und auf Github veröffentlicht.
Die zur Verfügung gestellten Transkripte wurden 2024 erstellt.
KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Die Bürger der USA haben gewählt.
Der neue Präsident heißt George Bush.
Das ist das dominante Thema, auch im Mittagsschornal.
Es begrüßt sie Udo Bachmeier.
Bevor wir aber dazu kommen, einige Stichworte zum weiteren Programm.
Aus der Bundesrepublik Deutschland erwarten wir einen Beitrag über die Gedenkstunde des Zentralrates der Juden, der Anlass die sogenannte Reichskristallnacht vor 50 Jahren.
Die Budgetdebatte im Parlament, die Schwierigkeiten der staatlichen Maschinenbauholding, ÜIG-Chef Sekira zu den Teilprivatisierungsmaßnahmen, neue Informationen über Herkunft und Gebrauch von Medikamenten, das sind einige der weiteren Mittagsschornalthemen.
Wie angekündigt aber jetzt zum Ausgang der US-Wahlen.
Wie erwartet, Meinungsumfragen haben das ja schon seit Wochen prognostiziert, wird George Bush seinen Förderer Ronald Reagan im Weißen Haus ablösen.
Das gilt als sicher, auch wenn noch kein Endergebnis vorhanden ist.
Doch der Zwischenstand der Wahlen lässt klar erkennen.
Bush führt mit ca.
54% der Wählerstimmen vor seinem demokratischen Gegenkandidaten Michael Dukakis, der auf ca.
46% kommen dürfte.
Bush hat zudem die erforderliche Anzahl von 270 Wahlmännerstimmen schon bei weitem überflügelt.
Bush führt in den meisten Bundesstaaten.
Er verfügt bereits über 355 Wahlmännerstimmen, Dukakis über nur 112.
Dukakis hat die Niederlage bereits eingestanden.
Zur US-Wahlnacht, wie sie verlaufen, ist ein Beitrag gestaltet von Armin Wolf.
Die rechte Spannung wollte sich in dieser Wahlnacht nie einstellen.
Als genau Mitternacht mitteleuropäischer Zeit die ersten Wahllokale an der amerikanischen Ostküste schließen, tröpfeln die ersten Ergebnisse nur zögernd ein.
Ein Prozent der Stimmen in Indiana sind das erste Ergebnis, das auf den Schirmen der amerikanischen Fernsehnetworks erscheint.
Im Heimatstaat des republikanischen Vizepräsidentschaftskandidaten Dan Coyle mit 20 Wahlmännerstimmen liegt George Bush klar vorne.
Mit 57 zu 43 Prozent zählt in etwa der Nachrichtensender CNN.
Dabei soll es bleiben.
Ähnliche Ergebnisse kommen Minuten später aus Kentucky.
Auch die dortigen neun Wahlmänner gehen an Bush.
Gegen ein Uhr früh gibt CBS dem republikanischen Kandidaten bereits 78 der erforderlichen 270 Wahlmännerstimmen.
Die Landkarten, die alle Stationen ständig zeigen, werden zunehmend blau für republikanisch eingefärbt.
Kurz vor zwei Uhr hat Dukakis noch keinen einzigen Start gewonnen.
Ohio, eines seiner Hoffnungsgebiete, geht an Busch.
In einem Interview für CBS gibt sich zu diesem Zeitpunkt, an dem die Niederlage seiner Partei schon absehbar wird, einer der populärsten Demokraten zweckoptimistisch.
Ted Kennedy.
Zunächst einmal sagen wir immer, dass man nichts vor dem Ende sicher sagen sollte.
Die Chancen sind vielleicht nicht so groß, aber doch noch da, dass es Dukakis noch schaffen kann.
Aber der Optimismus hilft nichts.
Zwar gewinnt Dukakis in den nächsten Minuten seine ersten Staaten, und zwar sein Heimatland Massachusetts und die demokratische Hochburg Washington DC, aber die Niederlage des Gouverneurs wird immer offensichtlicher.
Auch in Texas, wo der Vizepräsidentschaftskandidat von Dukakis Lloyd Benson herkommt, verlieren die Demokraten.
Aber Lloyd Benson hat trotzdem weiterhin einen Arbeitsplatz, formuliert ein Fernsehmoderator Spöttisch.
Denn der Demokrat wird mit großer Mehrheit als Senator wiedergewählt.
Um 3.17 Uhr meldet CBS als erste Anstalt, dass Bush die nötigen 270 Wahlmänner zusammenhabe.
In den nächsten Minuten ziehen die anderen Sender nach.
Am vorsichtigsten bleibt CNN.
Die Station aus Atlanta erklärt Bush erst um halb 5 Uhr früh zum Sieger.
In Minutenabständen wächst der Vorsprung nun von Bush immer stärker.
Um 5.20 Uhr tritt dann ein überraschend frisch und selbstbewusst aussehender Michael Dukakis in seiner Heimatstadt Boston vor seine Anhänger.
Vor wenigen Minuten habe ich Vizepräsident Bush angerufen und ihm zu seinem Sieg gratuliert.
Und ich weiß, ich sprach für euch alle und für alle Amerikaner, als ich ihm sagte, er wird unser Präsident sein und wir werden mit ihm zusammenarbeiten.
Dieses Land steht vor großen Herausforderungen und wir müssen zusammenarbeiten.
Aber Dukakis verspricht auch weiter für die sozial Benachteiligten und für die Ziele seiner Wahlkampagne zu kämpfen.
Unter dem Jubel, aber auch den Tränen seiner Anhänger verlässt er schließlich das demokratische Hauptquartier.
20 Minuten später kommt in Houston in Texas der Mann auf die Bühne seines Hauptquartiers, von dem zu diesem Zeitpunkt bereits feststeht, dass er der nächste Präsident der USA sein wird.
Wir können jetzt die größten Worte aussprechen, die eine Demokratie anzubieten hat, sagt George Bush.
Das Volk hat gesprochen.
Kurz geht Bush auch auf den Wahlkampf ein, von vielen als der schmutzigste der Geschichte bezeichnet.
In einem Wahlkampf gäbe es immer Meinungsverschiedenheiten, sagt der neu gewählte Präsident.
Aber nun sei eine Entscheidung gefallen und der Weg frei für Harmonie und Frieden.
Ich will ein Präsident für alle Menschen sein und ich werde nicht nur für meine Anhänger arbeiten, sondern auch für die Anhänger des Gouverneurs und auch für die, die überhaupt nicht gewählt haben.
Ich werde versuchen, das Vertrauen meiner Anhänger zu rechtfertigen und das der anderen zu gewinnen.
Meine Hand ist zu euch ausgestreckt und ich möchte euer Präsident sein.
Nach Wahlen wird natürlich auch analysiert.
Worin bestehen die Gründe für diesen Wahlausgang?
Für den doch deutlichen Sieg George Bush, dessen Aufstieg sich ja vor nicht allzu langer Zeit noch kaum in dem Ausmaß abgezeichnet hat.
Brigitte Fuchs.
George Bush hat diese Wahlen souveräner gewonnen, als viele ihm das zugetraut haben.
Noch zu Beginn dieses Wahlkampfs ist George Bush bei den ersten Vorwahlen in Iowa nur auf dem dritten Platz bei den Republikanern gelandet.
Im Frühsommer rund um den demokratischen Parteitag lag George Bush in sämtlichen Meinungsumfragen noch weit hinter Michael Dukakis, den er jetzt klargeschlagen hat.
Doch ausgestattet mit einer erfahrenen und eingespielten Wahlkampfmaschinerie gelang es George Bush, das Rennen ums Weiße Haus in Washington zu gewinnen.
Mit ihm haben sich die Amerikaner für politische Kontinuität entschieden.
George Bush hat maßgeblich von der anhaltenden Popularität des amtierenden Präsidenten Ronald Reagan profitieren können, denn die Amerikaner am liebsten eine dritte Amtsperiode im Präsidentenamt gesehen hätten, würde dies die amerikanische Verfassung zulassen.
George Bush hat sicher auch von der positiven und optimistischen Grundstimmung profitiert, die in weiten Teilen der amerikanischen Öffentlichkeit vorherrscht.
Die Mehrheit der Bürger hat das Gefühl, dass es ihr besser geht als vor acht Jahren.
Und George Bush scheint der Garant für die Fortsetzung dieses Wohlgefühls zu sein.
Michael Dukakis, so hat man in ersten Wahlanalysen in der amerikanischen Hauptstadt hören können, hat sich seine Niederlage zum Teil selbst und seiner unerfahrenen Wahlkampfmannschaft aus Massachusetts zuzuschreiben.
Michael Dukakis hat seinen Vorsprung des Sommers durch einen nur sehr zögernd geführten Wahlkampf verspielt.
Als er im Herbst unter den Dauerbeschuss des Bush-Lagers geriet, hat er viel zu spät reagiert.
Sein Wahlkampf ist erst in den letzten zwei Wochen vor dem Wahltag wirklich auf Touren gekommen und die relativ knappen Einzelergebnisse der wichtigsten Bundesstaaten müssen ihm nun das Gefühl geben, dass er es, hätte der Wahlkampf nur ein wenig länger gedauert oder hätte er nur ein wenig früher damit begonnen, doch hätte schaffen können.
Für den neu gewählten Präsidenten George Bush, der als 41.
Präsident der Vereinigten Staaten ins Weiße Haus an der Pennsylvania Avenue in Washington einziehen wird,
wird das politische Leben härter sein, als es etwa Ronald Reagan zu Beginn seiner Amtszeit hatte.
Denn Ronald Reagan hatte die Wahlen mit dem klaren Anspruch der politischen Veränderung gewonnen.
Mit einem deutlichen Mandat der Wähler ausgestattet, konnte er auch am Kapitol Themen wie die Steuerreform und die Erhöhung der Militärausgaben durchsetzen.
George Bush hat seine Wahlen ohne diesen Anspruch auf Reformen und Veränderungen für sich entschieden.
Im neu gewählten Repräsentantenhaus und im Senat stehen dem republikanischen Präsidenten satte demokratische Mehrheiten gegenüber.
Und diese Demokraten haben schon angekündigt, dass es für George Bush keinen Honeymoon, also keine Schonfrist geben wird.
Das politische Tauziehen zwischen dem Kapitol und dem Weißen Haus wird in Zukunft also noch stärker werden.
Der Siegeszug der Republikaner, die nun erneut einen Präsidenten stellen, täuscht also nicht darüber hinweg, dass es auch George Bush mit dem Kongress sehr schwer haben werde.
Sowohl im Senat als auch im Repräsentantenhaus konnten die Demokraten ihre Mehrheit, wie gesagt, behaupten.
Sie können damit bei der Verwirklichung der Bush-Politik keine geringen Schwierigkeiten machen.
Wer hat nun Bush die Stimme gegeben, wer hat Dukakis gewählt?
Eine Art Wählerstrom-Analyse bietet dem folgenden Michael Kerbler.
Der Wahlerfolg des Republikaners George Bush hat viele Väter.
Zum einen verfügte der ehemalige CIA-Geheimdienstchef über die professionellere Wahlkampf- und PR-Maschine.
Zum anderen nutzte Bush die Heimvorteile, die ihm Ronald Reagans Wirtschaftspolitik bescherte, taktisch klug.
Dadurch, dass er auf Kontinuität setzte, sahen viele Angehörige der amerikanischen Mittelschicht, die von der Einkommenssteuerpolitik regelns kräftig profitiert hatten, keinen Grund, den Demokraten Dukakis zu wählen.
Selbst dann nicht, wenn diesen Wählern mit höherer Schulbildung dämmerte, dass ein George Bush über kurz oder lang Korrekturen in der Steuerpolitik, sprich Steuererhöhungen, vornehmen wird müssen.
Die Abstimmung fand also mit einem Blick in die Geldbörse statt.
Die Fernsehgesellschaften NBC und das angesehene Wall Street Journal ließen erheben, dass 84 Prozent jener Wähler, die von der Wirtschaftspolitik Reagans profitiert hatten, für Bush votierten, aber 80 Prozent der Befragten, denen es nach der ökonomischen Kursänderung schlechter ging, für den Politiker aus Boston votierten.
Auch in der wirtschaftlich gut situierten Mittelschicht der Südstaaten lange Jahre traditionelle Wähler der Demokraten konnte Bush beachtlich an Terrain gewinnen.
Die Themen, auf die Bush im Süden setzte, lauteten Patriotismus, nationale Sicherheit und die Bekämpfung der Kriminalität.
Außerdem zeigte jene Kampagne der Bush-Gehilfen, in der der Gouverneur von Massachusetts als Liberaler bezeichnet wurde, seine Wirkung.
Das Vokabel liberal steht in den USA für eine pronassiert linke Position.
In einem Land, dessen große Mehrheit sich in der politischen Mitte oder rechts davon ansiedelt, ein Stigma, das zur Wählerflucht führen muss.
Bush gelang es, jene Amerikaner für sich zu mobilisieren, die keiner der großen Parteien, also weder den Republikanern noch den Demokraten, nahe stehen.
Außerdem ist es dem amtierenden Vizepräsidenten aufgrund seines Amtsbonus gelungen, demokratische Wähler für sich zu gewinnen.
Nach ersten Wählerstromanalysen haben 17% der Wähler, die zuletzt demokratisch wählten, für den Republikaner Bush gestimmt.
Aber auch Michael Dukakis gelang es seinerseits, 8% früher republikanisch Wählende an sich zu binden.
Dabei kam ihm noch zugute, dass er im Gegensatz zu seinem Kontrahenten Bush von der Mehrheit der Frauen gewählt wurde, während die Männer überwiegend in Bush den kompetenteren Politiker sahen.
Zu den treuen Parteigängern des Demokraten Dukakis zählten die Minderheiten.
Neun von zehn Schwarzen wählten den Nachkommen griechischer Einwanderer und zwei Drittel aller spanischer Einwandererfamilien sahen sich von Dukakis besser vertreten.
Auch die Gewerkschaftsmitglieder wählten mehrheitlich den Gouverneur aus Massachusetts.
Und schließlich soll nicht übersehen werden, dass Sympathie und Antipathie bei dieser Wahl eine große Rolle spielten.
13 Prozent der Wähler haben sich nach eigenen Angaben für George Bush entschieden, weil ihnen Mike Dukakis nicht gefiel.
Allerdings 19 Prozent der Wähler, die für Dukakis votierten, taten dies, weil sie den späteren Wahlsieger George Bush einfach unsympathisch fanden.
Zurück zu jenem Mann, der das Rennen um die Präsidentschaft siegreich bestanden hat, dem zur Zeit noch amtierenden US-Vizepräsidenten George Bush.
Ein Portrait dieses Mannes zeichnet Werner Löw.
George Bush ist auf seine Weise der typische Amerikaner, wie es aus einem anderen Blickwinkel auch sein Rivale Michael Dukakis ist.
Dukakis verkauft er sich im Wahlkampf ja nicht zuletzt auch als die Personifizierung des amerikanischen Traums, wonach auch der Sohn einer griechischen Einwandererfamilie das höchste Amt im Staat erreichen kann.
Im Falle von George Bush haben schon dessen Vorfahren den Aufstieg geschafft, der den heute 64-jährigen 1,88 Meter Mann zum Paradefall eines der viel zitierten Wasps macht.
Ein weißer, angelsächsischer Protestant, der noch dazu schon vor Beginn seiner politischen Karriere mehrfacher Millionär war.
George Herbert Walker Bush wurde 1924 in Massachusetts geboren, als Bankierssohn mit einem ausreichend vergoldeten Löffel im Mund, um an der Elite-Universität von Yale Wirtschaftswissenschaften zu studieren.
Schon zuvor freilich war er mit 18 Jahren der jüngste Bomberpilot der US-Luftwaffe, der auch einen Abschuss über den Pazifik überlebte.
Eine Tatsache, die ihm in der Schlammschlacht des Wahlkampfs fast zum Vorwurf gemacht wurde, denn seine Bordmannschaft ging mit dem Flugzeug unter.
Nach dem Studium engagierte sich Bush erfolgreich und gegen den Wunsch seiner Familie mit einer eigenen Ölbohrfirma im Ölgeschäft.
Der Ölerfolg in Texas, wo er sich nun ansiedelte, schwemmte ihn in einem zweiten Anlauf 1966 als Abgeordneten für Texas ins Repräsentantenhaus.
Es begann eine zunächst besonders von Präsident Nixon geförderte politische Karriere mit vielen Stationen.
US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, Parteichef der Republikaner, US-Vertreter in Peking, Chef der CIA.
1980 bewarb sich Bush um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner.
Er unterlag aber bei den parteiinternen Vorwahlen gegen Ronald Reagan.
Reagan nahm Bush dann acht Jahre lang mit ins Weiße Haus, für den, was das Image anlangt, undankbaren Job des Vizepräsidenten.
Diese Zeit gab Bush allerdings auch die Chance, sich durch zahlreiche Auslandsreisen, darunter 1983 auch nach Österreich, außenpolitisch weiter zu profilieren.
Das plasse Bild als Reagans Ja-Sager hat Bush, wie sich zeigt, erfolgreich im Wahlkampf zu korrigieren versucht, indem er als der selbstbewusste Vertreter eines selbstbewussten Landes auftrat.
Now you must see me for what I am, the Republican candidate for President of the United States.
My opponent's view of the world sees a long, slow decline for our country, an inevitable fall.
But America is not in decline.
America is a rising nation.
Jetzt ist der Wahlsieger Busch seit 1945 mit der neuen First Lady Barbara verheiratet und Vater von insgesamt sechs Kindern, wovon eines allerdings gestorben ist.
Er ist die Nummer eins.
In einem exklusiven Interview mit dem österreichischen Kurier meint der berühmte Watergate-Journalist Bob Woodward heute,
Bush hat in seiner langen Karriere die Chance gehabt, alle Fehler seiner Vorgänger von Nixon bis Reagan aus nächster Nähe zu beobachten.
Er ist zu clever, diese Fehler zu wiederholen.
Bush wird der beste Präsident seit 25 Jahren.
Auch wenn der US-Präsident nur am Rande wegen seiner zu erwartenden Außenpolitik gewählt wird, es also hauptsächlich inneramerikanische Faktoren sind, oft weniger bezogen auf Sachthemen, vielmehr etwa aufgrund der besseren Präsenz in den Medien, so hat die Wahl eines US-Präsidenten dennoch keine geringe weltpolitische Bedeutung.
Eine Reihe an Reaktionen auf den bevorstehenden Wechsel im Weißen Haus belegt das.
Roland Machatschke fasst zusammen.
Der Wahlausgang in den USA ist von vielen erwartet worden.
Daher fehlen alle Reaktionen der Überraschung oder Verwunderung.
Und für die meisten Beobachter, Politiker wie Medien, ist die Tatsache, dass ein Vizepräsident einem Präsidenten nachfolgt und überdies in geordneter Form, also nicht nach einem Mord wie bei Kennedy Johnson oder nach einem politischen Skandal wie bei Nixon Ford, Anlass von Kontinuität zu sprechen.
So betonte Radio Moskau heute früh in einem Kommentar, dass Bush im Wahlkampf versprochen hatte, die Außenpolitik Reagans fortzusetzen, einschließlich der Beziehungen zur Sowjetunion.
Der außenpolitische Sprecher der PLO, Kadumi, wies auf Äußerungen des scheidenden US-Außenministers Schulz hin, wonach die USA an mehr politischen Rechten für die Palästinenser interessiert seien, und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass Bush diese Linie weiter verfolgen werde.
Israels Außenminister Peres würdigte Bush als Freund Israels.
Hoffnung setzt auch Daniel Ortega, der Präsident Nicaraguas, in die Wahl.
Er lud George Bush zu einem Friedensdialog ein.
Einige Zeitungen haben bereits Kommentare zur Wahl veröffentlicht.
Flink wie immer waren Italiener und Franzosen.
La Repubblica meint, mit Bush habe die Reinkarnation Reagans gewonnen.
Der Linke Manifesto sieht in der Wahl den Beweis für die Krise der demokratischen Partei, für den Niedergang der großen liberalen Kultur, die einst das Bild Amerikas geprägt habe.
Von einer Art Regenscher Kontinuität spricht die linksliberale französische Libération, die von einer klaren Mehrheit der Ungewissheit des Wechsels vorgezogen worden sei.
Und einen unerwartet nostalgischen Nachruf auf Ronald Reagan bringt der Liberale Mond, eine Zeitung, die sonst immer bei den Kritikern des Präsidenten zu finden war.
Er war ein Symbol vorübergehender Verkörperung seines Landes mit der Mischung aus Glanz, Einfachheit und Herzlichkeit, die die Amerikaner von ihrem Präsidenten erwarten, ohne dabei zu vergessen, einige wesentliche Entscheidungen zu treffen.
Beide Kandidaten für seine Nachfolge, so LeMond, haben auch nur einen Bruchteil seines Talents vorzuzeigen gehabt.
Der Dollarkurs blieb in Europa auch nach der Entscheidung in den USA fast unverändert, während in Asien Spekulationskäufe getätigt wurden.
Experten meinen, dass jetzt nach der Wahl wieder mehr Aufmerksamkeit dem gigantischen Handelsbilanzdefizit der USA gewidmet würde und sagen langfristig eine Schwächung des Dollar voraus.
Um die US-Präsidentenwahlen geht es auch heute Abend noch einmal und zwar in unserem Journal Panorama ab 18.20 Uhr in Österreich 1.
Die Politologen und Amerika-Kenner Charlotte Tauber und Andreas Kohl sowie der amerikanische Historiker Richard Mitten werden über die Wahl, ihre Gründe und ihre Folgen diskutieren, heute Abend also ab etwa 18.20 Uhr im Programm Österreich 1 im Journal Panorama.
Übrigens auch das Fernsehen beschäftigt sich ausführlich mit dem Ausgang der US-Wahlen, und zwar in einer erweiterten Aktuellsendung, Beginn 13 Uhr, FS1.
Soweit diese Hinweise.
Nun im Mittagsschonal eine Übersicht über weitere Informationen vom Tag, zusammengefasst von Wolfgang Wittmann, Sprecher ist Josef Wenzl-Chnatek.
Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik, Österreich.
Der heutige 50.
Jahrestag des Novemberpogroms der Nationalsozialisten gegen die jüdische Bevölkerung ist Anlass zahlreicher Gedenkveranstaltungen.
In der Nacht vom 9. auf den 10.
November des Jahres 1938 haben Nazi-Aktivisten etwa 100 Juden getötet und bis zu 30.000 in Konzentrationslager verschleppt.
Allein in Wien wurden 27 Juden ermordet.
Synagogen, jüdische Einrichtungen und Geschäfte wurden verwüstet.
Die Nationalsozialisten prägten für die Verfolgungen damals den Begriff Reichskristallnacht.
Österreich
Im Nationalrat in Wien hat heute die erste Lesung des Budgetvoranschlages für 1989 begonnen.
Das Budget sieht Ausgaben in der Höhe von 529 Milliarden Schilling und Einnahmen von 463 Milliarden Schilling vor.
Das Nettodefizit beträgt etwa 66 Milliarden Schilling.
An die erste Lesung des Budgetvoranschlages schließen sich noch im November Ausschussberatungen an.
Die Budgetdebatte im Plenum des Nationalrats ist für die Zeit vom 30.
November bis zum 16.
Dezember anberaumt.
Zu Beginn der heutigen Nationalratssitzung hat Nationalratspräsident Leopold Kratz der Judenverfolgung in der sogenannten Reichskristallnacht heute vor 50 Jahren gedacht.
Danach gab es eine Gedenkminute der Nationalratsabgeordneten.
Polen.
Arbeiterführer Valesa hat nicht die Absicht, wegen des Streiks in der Leninwerft von Danzig als Vorsitzender der Verbotenen Gewerkschaft zurückzutreten.
Dies betonte Valesa, nachdem in den vergangenen Tagen Gerüchte über seinen bevorstehenden Rücktritt aufgekommen waren.
Valesa äußerte die Hoffnung, der Konflikt könne sich beruhigen, weil bis zur endgültigen Stilllegung der Leninwerft noch zwei Jahre Zeit blieben.
Bundesrepublik Deutschland, Afghanistan.
Das deutsche Außenministerium in Bonn hat bestätigt, dass in Afghanistan zwei deutsche Mediziner freigelassen worden sind, die wegen Spionageverdachte sinnhaft waren.
Die beiden Mitarbeiter des deutschen Notärzte-Teams, Kap Anamur, eine Krankenschwester und ein Arzt, wurden heute früh Diplomaten der deutschen Botschaft in Kabul übergeben.
Führende deutsche Politiker hatten sich für ihre Freilassung eingesetzt.
Sri Lanka.
Mehr als 3000 Touristen sind aus den südlichen Küstenorten Sri Lankas evakuiert und in die Hauptstadt Colombo gebracht worden.
Weiterhin ist das öffentliche Leben durch den am Montag begonnenen Generalstreik lahmgelegt.
Zu dem Streik hat die Singalisische Volksbefreiungsfront aufgerufen, die gegen das Friedensabkommen mit Indien zur Beendigung des Bürgerkrieges gegen die Tamilen eintritt.
Die Volksbefreiungsfront hatte mit Anschlägen in Touristenorten gedroht.
Die Regierung hat ausdrücklich Berichte dementiert, wonach sie ausländische Gäste zum Verlassen Sri Lankas aufgefordert hat.
USA
Ein B1-Bomber der amerikanischen Luftwaffe ist gestern im Bundesstaat Texas abgestürzt.
Die vier Besatzungsmitglieder der Maschine konnten sich mit ihren Fallschirmen retten.
Das Flugzeug war während eines Übungsfluges in Brand geraten.
Es ist dies der zweite Absturz eines B-1-Bombers.
Flugzeuge dieses modernen Typs sollen bis Mitte der 90er Jahre die veralteten B-52-Langstreckenbomber der amerikanischen Luftwaffe ersetzen.
Der sowjetische Bürgerrechtskämpfer Andrei Sakharov hat sich gestern in Boston einer medizinischen Untersuchung unterzogen.
Die Ärzte prüften, ob sich Sakharov einen Herzschrittmacher einpflanzen lassen soll.
Falls er sich für die Operation entscheidet, wird Sakharov seinen Aufenthalt in den USA um einige Tage verlängern.
Das waren die Meldungen.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Nach der Auflösung lokaler Boden- oder Hochnebelfelder allgemein heiter bis wolkig.
Während der kommenden Nacht dann im Westen Österreichs beginnende Wetterverschlechterung.
Schwacher bis mäßiger Wind aus Ost bis Süd.
Nachmittagstemperaturen heute Mittwoch 3 bis 9 Grad, Frühtemperaturen morgen minus 2 bis plus 2 Grad.
Hier die Wetteraussichten für morgen Donnerstag.
Im Westen Österreichs stark bewölkt.
Im Raum von Vorarlberg auch etwas Regen.
Sonst teils nebelig trüb, teils sonnig.
Mäßiger bis lebhafter Wind aus Südost bis West.
Tageshöchsttemperaturen morgen Donnerstag 3 bis 10 Grad.
Die Wettervorschau auf übermorgen Freitag.
Im Westen Österreichs wieder sonnige Abschnitte.
Sonst zum Teil stärker bewölkt, aber kaum nennenswerter Niederschlag.
Am Freitag leichter Temperaturanstieg.
Hier die Messwerte von 12 Uhr Mittag.
Wien, wolkig, 4 Grad.
Eisenstadt, bedeckt durch Hochnebel, 2 Grad.
St.
Pölten, bedeckt durch Hochnebel, 1 Grad.
Linz, wolkig, 1 Grad.
Ostwind 20 km in der Stunde.
Salzburg, wolkig, 2 Grad.
Innsbruck, heiter, 8 Grad.
Bregenz, stark bewölkt, 6 Grad.
Graz, bedeckt durch Hochnebel, 3 Grad.
Und schliesslich Klagenfurt, bedeckt bei 0 Grad.
Die Zeit ist nun 12.25 Uhr, fünf Minuten vor halb eins.
Vor 50 Jahren in der Nacht vom 9. auf den 10.
November stürmten die Nazis jüdische Geschäfte und Synagogen.
Reichskristallnacht wurden die Ereignisse dieser Nacht, in der 91 Juden ermordet wurden, später genannt.
Oder weniger verharmlosend, November-Pogrom.
Die Reihe der Gedenkveranstaltungen an diese Nacht des Grauens wird heute in ganz Österreich fortgesetzt.
Unter anderem wird heute Abend Bundeskanzler Franitzki bei einer Gedenkveranstaltung der israelitischen Kultusgemeinde in der Synagoge in der Wiener Seitenstettengasse eine Rede halten.
Die christlichen Kirchen begehen mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Pfarrkirche St.
Leopold in Wien ihr Gedenken.
Es predigen Kardinal Grohe und der evangelische Bischof Knall.
Vor der Rupprechtskirche in Wien findet eine Gedenkstunde mit dem Wiener Vizebürgermeister Busseck statt.
Er nimmt neben Oberrabiner Eisenberg auch an einer Gedenkveranstaltung in der Synagoge von St.
Böltenteil.
In der Synagoge von Cobersdorf im Burgenland spricht der Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten Sozialminister Dallinger.
Eine weitere große Veranstaltung in den Bundesländern wird die Enthüllung eines Gedenksteins am Synagogenplatz in Graz sein.
An dieser Stelle wurde vor 50 Jahren eine der in dieser Nacht 267 zerstörten Synagogen abgebrannt.
Eine Gedenkveranstaltung in Erinnerung an die barbarischen Ereignisse vor 50 Jahren findet heute auch im Burgtheater statt, dazu später.
Nicht nur österreichische, auch zahlreiche deutsche Juden wurden Opfer des November-Pogroms der Nationalsozialisten.
Auch in der DDR und in der Bundesrepublik Deutschland werden aus diesem Anlass heute zahlreiche Gedenkveranstaltungen abgehalten.
Eine der wichtigsten ist die Gedenksitzung des Zentralrates der deutschen Juden in Frankfurt am Main in Anwesenheit des deutschen Bundespräsidenten Weizsäcker und des Bonner Kanzlers Kohl.
Hören Sie einen Bericht von Bernhard Morawetz.
Meine Damen und Herren, da scheint etwas nicht zu klappen.
Ich rufe noch einmal den Kollegen Bernhard Morawetz.
Bitte melden.
Ja, ich glaube, wir werden mit einem Beitrag aus Österreich nun fortsetzen.
Stichwort OIAG an die Börse?
Nach der Ausgabe von Aktien der ÖMV und nach dem Verkauf des Werkes Berndorf der Austria Metall an die Manager wagt die verstaatlichte Industrie nun einen weiteren Schritt auf den Kapitalmarkt.
Und zwar will die Dachgesellschaft OIAG selbst Geld von österreichischen Anlegern.
An öffentlichen Geldern sind von der letztmaligen Tranche im Ausmaß von knapp 33 Milliarden Schilling noch 6 Milliarden auszuzahlen.
Dieses Geld reicht allerdings nicht aus, um die neu geordnete verstaatlichte Industrie entsprechend auszustatten.
Und Geld aus dem Steuertopf gibt es nicht mehr.
ÖIAG-Generaldirektor Hugo Michael Sekirer hat gestern die Ausgabe einer sogenannten Optionsanleihe angekündigt, mit der Aussicht auf eine spätere Aktienausgabe.
Hören Sie einen Bericht von Hans Bürger.
Insgesamt 59 Milliarden Schilling hat die Sanierung der verstaatlichten Industrie bisher an Steuergeldern verschlungen.
Noch immer um 10 Milliarden Schilling zu wenig.
Zu wenig, um die völlige Umkrempelung der OERG zur Gänze durchzuziehen.
Zu wenig, um die mittlerweile nach Branchen unterteilten Unternehmen mit genügend Eigenkapital auszustatten.
Und zu wenig, um die einzelnen Holdings dem weltweit geforderten Standard anzupassen.
um sie, so formuliert es ÖAG-Generaldirektor Hugo Michael Sekirer, ausreichend zu internationalisieren.
Wie und wo das nötige Geld, mit dem all seine Vorstellungen verwirklicht werden könnten, aufzutreiben ist, dafür wusste der ÖAG-Chef lange Zeit keine Antwort.
Fest stand nur, Betteln bei Vater Staat komme für ihn, Sekirer, nicht mehr in Frage.
Die neue, alte Idee heißt nun Beschaffung der Gelder am Kapitalmarkt.
aufspringen auf den Teilprivatisierungszug.
Ein Zug, der allerdings vorerst noch nicht in vollem Tempo fahren soll.
In Linz stellte Sekire gestern seine Zwischenlösung vor.
Wir planen und bereiten die Programme vor, haben das auch mit der Bundesregierung diskutiert, dass wir im nächsten Jahr, also 1989, einen ersten Schritt in Richtung Kapitalmarkt machen.
Das heißt, dass wir eine sogenannte Optionsanleihe begeben,
Das heißt, die Anleihezeichner können hier von uns, uns Geld beleihen und haben dann die Möglichkeit, einige Jahre später Aktien von uns zu einem festgesetzten Kurs zu kaufen.
Wenn sie nicht kaufen, bekommen sie ihr Geld ordentlich für sich zurück.
ÖIAG-Aktionäre wird es frühestens 1992 geben.
Für Hugo Michael Sequeira ein realistisches Ziel.
Allerdings vermutlich nur dann, wenn die zurzeit zur Hälfte, manche meinen zu zwei Dritteln, durch die konjunkturbedingte Entwicklung anhält.
Auf das heurige Ergebnis wird sich die allgemeine Wirtschaftslage und zum Teil die Umstrukturierung im Konzern überaus positiv auswirken.
Das reine Betriebsergebnis wird laut Sequeira heuer sogar leicht positiv sein.
Ausweisen werde man aber einen Verlust von zwei bis drei Milliarden Schilling.
Allerdings bei sehr konservativer Bilanzierung, so Sekira.
Weiterhin wie ein Damoklesschwert über der neuem Glanz erstrahlenden OEAG schweben die offenen Fragen Verkauf der Waffenfirma Noricum und die Pensionsforderungen früherer Mitarbeiter.
Müssen diese Pensionen ausbezahlt werden, ein Betrag von 10 Milliarden Schilling bleibt die endgültige Sanierung vorerst ein Traum.
Auf ÖIAG-Aktionäre wird man dann wohl noch länger warten müssen.
Informationen von Hans Bürger.
Im Mittelpunkt der Parlamentssitzungen, die heute und morgen stattfinden, stehen das Budget 1989, der Bericht über die Lage der verstaatlichen Industrie und der 70.
Jahrestag der Republikgründung.
Hauptthema der heutigen Tagesordnung ist aber die erste Lesung des Budgets für das kommende Jahr.
Der Bundesvoranschlag sieht Einnahmen von 462 Milliarden Schilling und Ausgaben von 528 Milliarden Schilling vor.
Das ergibt ein Nettodefizit von 66 Milliarden.
Zu Beginn der heutigen Plenarsitzung gedachte das Hohe Haus jedoch des Novemberpogroms vor 50 Jahren.
Aus dem Parlament berichtet Gisela Hopfmüller.
Um Punkt 11 Uhr eröffnet Nationalratspräsident Graz die Plenarsitzung und setzt folgende Worte an den Beginn.
Hohes Haus, meine Damen und Herren.
Heute jährt sich zum 50.
Mal der Tag der sogenannten Reichskristallnacht.
Diese Novemberpogrome waren der Auftakt zum Holocaust.
Vor 50 Jahren existierten in Wien rund 90 jüdische Bethäuser, darunter 23 Synagogen.
In den anderen Bundesländern gab es 31 Synagogen und 40 Bethäuser.
Willkürakte gegen die etwa 190.000 jüdischen Mitbürger hatten schon im Oktober 1938 mit zahlreichen Tempelschändungen begonnen.
In der Nacht vom 9. auf den 10.
November 1938 jedoch wurden allein in Wien tausende Mitbürger erniedrigt, verhaftet, verletzt und viele ermordet.
Fast alle Synagogen wurden zerstört.
An den Ausschreitungen waren, leider muss das gesagt werden, nicht nur offizielle NS-Einheiten, sondern auch vom Ungeist des Nationalsozialismus beherrschte Schau und sogar raublustige Antisemiten beteiligt.
Die tiefe Scham über diese schandbaren Vorgänge und das Mitgefühl für die Opfer und deren Hinterbliebene sollen nicht nur privat zum Ausdruck gebracht werden.
Das Hohe Haus als Vertreter des gesamten österreichischen Volkes wird deshalb diese Ereignisse vor 50 Jahren in einer Trauerminute gedenken.
Danach geht es ums Budget.
Aber ehe der Tagesordnungspunkt Erste Lesung zum Budget 89 beginnt, bei dem ja traditionell die erste große Debatte zum Staatshaushalt für das kommende Jahr stattfindet,
will die grüne Fraktion die Tagesordnung ergänzt wissen, und zwar um die Erörterung einer Studie zur Wirkung der öffentlichen Einnahmen und Ausgaben des Bundes auf die Einkommensverteilung in Österreich.
Diese Studie wurde auf Beschluss des Nationalrats vom Jahr 1981 erstellt.
Sie ist, so der grüne Abgeordnete Peter Pilz, zwar seit dem Vorjahr fertig, aber noch nie im Plenum diskutiert worden, was Pilz auf das Ergebnis der Untersuchung zurückführt, das eben unangenehm sei.
Dieser Bericht über die Einkommen in Österreich ist ein wesentliches Dokument der sozialen Schande in diesem Land, ein wesentliches Dokument.
Wenn man sich anschaut, wie die öffentlichen Ausgaben einkommensmäßig, verteilungsmäßig wirken, stellt man fest, dass insgesamt dem unteren Einkommensdrittel 31 Prozent der öffentlichen Ausgaben zugutekommen, dem obersten aber 36 Prozent.
Das heißt, die, die schon haben, bekommen durch die Staatsausgaben noch zusätzlich etwas dazu.
Die Mehrheit der Abgeordneten lehnt aber ab, die Studie doch noch auf die Tagesordnung zu setzen.
Nun beginnt die Budgetdebatte in ihrer vorgesehenen Form.
Erster Redner ist der SPÖ-Abgeordnete und ÖGB-Präsident Fritz Ferzethnitsch.
Unsere Wirtschaftsentwicklung zeigt, Österreich ist und war kein Sanierungsfall, betont Ferzethnitsch.
Aber, so führt er aus, auch wenn die Arbeitslosenzahlen jetzt sinken, ist es kein Grund zum Zurücklehnen.
Ich bin daher auch gegen pauschale Abqualifizierungen der Arbeitsmarktpolitik, die im Besonderen in den vergangenen Tagen zur Aktion 8000 wieder stattgefunden haben.
Ich stelle die Behauptung nicht nur auf, man kann das auch belegen, die Aktion 8000 schafft neue und zusätzliche Arbeitsplätze durch zeitlich begrenzte Initialförderungen.
Vor allem bei den Problemgruppen Jugendlicher und Langzeitarbeitsloser, die in
Regierungsübereinkommen, im Koalitionsübereinkommen festgeschriebenen Aktivitäten in dieser Richtung unterstützen ja gerade auch Aktionen unter dem Titel Aktion 8000 und es ist daher schon etwas selbstsam, wenn ein Koalitionspartner gerade die Aktionen, die er gemeinsam ja auch unterstützt, bekämpft.
Nach Verzetnic am Wort ist ÖVP-Klubchef Fritz König.
Er streicht vor allem die Rolle der ÖVP bei der Budgeterstellung als positiv heraus.
sind Maßnahmen, die wir gemeinsam mit dem sozialistischen Koalitionspartner durchsetzen, die aber zweifelsohne die Handschrift der Volkspartei tragen.
Das ist das, was wir in diese Regierung eingebracht haben und wovon wir glauben, dass es auch der richtige Weg ist und die Zahlen, die ich genannt habe, sprechen ja dafür.
Natürlich sind wir konfrontiert mit harten Umstrukturierungsmaßnahmen und die Opposition sagt uns ja auch immer, dass da noch zu wenig geschehen sei.
Mag sein, aber beachtliche Schritte sind hier mutig gesetzt worden.
Für den freiheitlichen Abgeordneten Holger Bauer hingegen
ist das Budget 1989 so frisiert wie kein Budget je zuvor.
Zum Nettodefizit von 66 Milliarden Schilling seien in Wahrheit die 12,6 Milliarden an Sonderfinanzierungen noch hinzuzurechnen.
Das war's aus dem Parlament und damit zurück ans Studio.
12.37 Uhr.
Lange hat man in der OIAG nach einem Chef für die Maschinenbauholding gesucht, in der heuer im Frühjahr die Maschinen- und Anlagenbauaktivitäten der verstaatlichen Industrie zusammengefasst worden sind.
Manager aus dem Ausland haben abgesagt, daher ist man nun in den eigenen Reihen fündig geworden.
Zum Generaldirektor der Maschinenbauholding wird demnächst Ottmar Püringer offiziell bestellt.
Ursprünglich war für diesen Job der derzeitige Generaldirektor der SGB Klaus Voltron vorgesehen, der aber in letzter Minute absagte.
Ottmar Püringer, der den Industrieanlagenbau der Voest führte und interimistisch bereits die Geschäfte der Maschinenbauholding leitete, steht vor einer schwierigen Aufgabe.
Die Maschinenbauholding gilt derzeit als das größte Problem in der verstaatlichten Industriegruppe.
Wo die Schwierigkeiten liegen, das analysiert im folgenden Zusammengassen.
Die Maschinenbauholding ist eine von sieben Branchendachgesellschaften, in die die Verstaatlichte Industriegruppe im vergangenen Jahr und heuer aufgeteilt worden ist.
In der Maschinenbauholding sind jetzt der Anlagen- und Maschinenbau der Voest, der Finalbereich der alten Vereinigten Edelstahlwerke mit Sitz in Ternitz, der sich jetzt übrigens Schöller-Bleckmann nennt, und die bisher eigenständige Simmering-Graz-Pauker AG zusammengefasst.
Das Betriebsergebnis, also der im laufenden Geschäft erwirtschaftete Verlust, hat im Vorjahr 3,7 Milliarden Schilling betragen.
Heuer werden es zwar nur noch rund eineinhalb Milliarden sein, doch ist damit die Maschinenbauholding der Bereich im ÖERG-Konzern, der noch am tiefsten in den roten Zahlen steckt.
Von den insgesamt in der Maschinenbauholding zusammengefassten 15 einzelnen Gesellschaften konnten im Vorjahr nur zwei Firmen auf ein positives Betriebsergebnis verweisen.
Und zwar der Industrieanlagenbau der Voest, den der neue Chef Ottmar Püringer geleitet hat, und die deutsche Firma Steindl, die erst kürzlich dazu erworben wurde.
Größter Verlustbringer ist der Maschinenbau der Alten Föst.
1,6 Milliarden Schilling oder rund 40 Prozent des Betriebsverlusts gingen auf sein Konto.
Dieser Bereich, der sich im Großen und Ganzen auf zwei Standorte, Linz und Zeltweg, aufteilt, war schon in den Vorjahren schlecht ausgelastet.
In Linz hat man zu viele Produktionen aufgezogen, die teilweise zu teuer waren, teilweise nicht mehr gefragt waren, wie zum Beispiel Stahlschutzmäntel für Kernkraftwerke.
Ebenfalls nicht so rosig sieht es in Zeltweg aus,
wo die Bereiche Bergtechnik und Eisenbahnwesen angesiedelt sind.
Das Werk soll ab Jahresende als eigene Gesellschaft geführt werden und sollte es nicht gelingen, den Betrieb aus den roten Zahlen zu bringen, will man einen Partner für das Werk suchen.
Bereits auf dem Wege der Besserung befindet sich die Schöller-Bleckmang SMBH in Ternitz, die aus dem Finalbereich der ehemaligen VEW hervorgegangen ist.
Im Vorjahr hat der Verlust noch 700 Millionen Schilling ausgemacht, heuer sollen es nur noch 200 Millionen sein.
Das Betriebsergebnis der Simmering-Kratz-Pauker AG ist zwar ebenfalls negativ, doch schreibt die SGB immerhin in der Bilanz schwarze Zahlen.
Derzeit beschäftigt die gesamte Maschinenbaugruppe noch etwas über 16.000 Mitarbeiter, nachdem seit dem Vorjahr der Belegschaftsstand um 5% vermindert worden ist.
Mit einem weiteren Personalabbau um rund 2.000 Mitarbeiter in den nächsten Jahren ist zu rechnen.
Anfang der 90er Jahre soll dann die Maschinenbau-Holing ebenfalls schwarze Zahlen schreiben.
Um dieses Ziel zu erreichen, muss der neue Chef der Maschinenbauholding zum einen das Produktionsprogramm der einzelnen Unternehmen straffen und die Produktion der einzelnen Gesellschaften besser koordinieren.
Denn bisher haben zum Beispiel die VÖST und die SGB einander auf dem Umweltschutzsektor zum gegenteiligen Nachteil niederkonkurrenziert.
Sie hörten Susanne Gassner.
Rund 75 Millionen Verordnungen für Medikamente werden in Österreich pro Jahr ausgestellt.
Das sind statistisch gesehen für jeden Österreicher 10 verordnete Medikamente pro Jahr.
Dabei muss man allerdings berücksichtigen, dass mehr als die Hälfte der Österreicher angibt, so gut wie überhaupt keine Medikamente zu nehmen.
Der Medikamentenverbrauch ist langfristig schwankend.
1975 wurden noch mehr als 85 Millionen Verordnungen ausgestellt, dann ging diese Zahl bis Mitte der 80er Jahre kontinuierlich zurück und steigt seither wieder stetig an.
Fast parallel dazu steigt auch der Auslandsanteil auf dem österreichischen Medikamentenmarkt.
Franz Simbürger hat sich den Markt ein wenig angesehen.
Rund 5300 Medikamente sind zur Zeit in Österreich auf dem Markt, 1980 waren es noch um fast 2000 mehr.
Die Zahl der unterschiedlichen Pillen, Zäpfchen oder Tropfen ist also zurückgegangen.
Hauptgrund dafür, strengere Bestimmungen über die Zulassung von Medikamenten, teilweise auch rückwirkend erlassen, brachten viele Anbieter dazu, billigere Medikamente mit wenig Umsatz aus dem Markt zu nehmen.
Dennoch sind die Umsätze der Pharmaindustrie enorm gestiegen.
10,8 Milliarden Schilling waren es im Vorjahr.
Rund 80 Prozent davon, also 8 Milliarden Schilling, wurden über die Sozialversicherungen verrechnet.
Wieder zum Vergleich 1980.
Damals wiesen die Sozialversicherungen 5,5 Milliarden Schilling für Heilmittelausgaben aus.
Der durchschnittliche Medikamentenpreis hat sich von 75 Schilling pro Verordnung im Jahr 1980 auf fast 100 Schilling erhöht.
Wie hoch der tatsächliche Medikamentenverbrauch in Österreich ist, lässt sich allerdings nicht erheben.
Statistisch ausgewiesen sind rund 75 Millionen Verordnungen pro Jahr, doch es gibt ja auch rezeptfreie Medikamente und deren Absatz ist nicht zu erfahren.
Außerdem ist bekannt, dass ein Gutteil der Medikamente zwar gekauft, dann aber nicht verwendet wird.
Was also die Österreicher tatsächlich schlucken oder sonst wie zu sich nehmen, kann nur vermutet werden.
Die größten Umsätze werden jedenfalls bei Antibiotika, bei Herz- und Kreislaufmedikamenten und bei Rheuma- und Diabetesarzneimitteln erzielt.
Der Absatz von Psychopharmaka hingegen geht seit Jahren ständig zurück.
Interessant ist dabei, dass Erkrankungsarten und Medikamentenabsatz nicht unbedingt übereinstimmen.
Es ist häufig der Preis eines Medikamentes ausschlaggebend dafür, ob es auch gekauft wird.
Denn immerhin können rund die Hälfte der Medikamente nicht auf Krankenkassenkosten bezogen werden.
Doch es gibt in Österreich ja auch für rezeptpflichtige Medikamente einen Selbstbehalt in Form der Rezeptgebühr von derzeit 23 Schilling.
Die Pharmaindustrie hat mit der Rezeptpflicht in Österreich übrigens gar keine Freude.
Erhard Geißler, Geschäftsführer der Pharmik, das ist eine Interessenvertretung österreichischer Pharmaunternehmen, sieht darin eine Bevormundung der Konsumenten.
Wir haben etwas mehr als 85 Prozent aller Medikamente in Österreich rezeptpflichtig.
Vergleichszahl dazu aus England, nur ein Drittel ist rezeptpflichtig.
Trotzdem zeigen alle Gesundheitsindikatoren, die wir haben, keinen Unterschied zwischen England und Österreich.
Die Rezeptpflicht in Österreich wirkt sich offensichtlich nicht wirklich auf die Gesundheit der Bevölkerung aus.
Die Angst, frei verkaufte Medikamente könnten zu oft missbräuchlich oder falsch verwendet werden, hat Geisler also nicht.
Freilich drängt sich der Verdacht auf, dass Plädoyer für einen Abbau der Rezeptpflicht habe in erster Linie finanzielle Hintergründe.
Denn rezeptfreie Medikamente dürfen allgemein beworben werden, alle übrigen Medikamente dürfen ja nur direkt den Ärzten vorgestellt werden.
Ein ganz anderes Problem in den Augen der österreichischen Pharmaindustrie ist die zunehmende Auslandsabhängigkeit Österreichs bei der Medikamentenversorgung.
Rund 58 Prozent der Medikamente werden direkt aus dem Ausland importiert, für einen Gutteil der übrigen Arzneimittel stammen die Rohstoffe nicht aus Österreich.
Ausschließlich in Österreich hergestellt werden tatsächlich nur etwa 14 Prozent aller Medikamente.
Was in Einzelfällen durchaus problematisch sein kann, wie Erhard Geisler erläutert.
Es gibt in Österreich keine Produktion von Insulin.
Wir haben 70.000 Diabetiker, also Zuckerkranke in Österreich.
Versorgungsengpass würde das heißen, dass die Vorräte ungefähr sechs Monate reichen und dass nach diesen sechs Monaten kein Insulin für die Zuckerkranken in Österreich, also für 70.000 Leute, zur Verfügung stehen würde.
Die österreichische Pharmaindustrie glaubt, dass mangelnde Forschungskultur zu restriktive Rahmenbedingungen für Forschung schuld an dieser Entwicklung seien.
Nicht der bessere Verdienst, sondern die attraktiveren Aufgabenstellungen lockten viele österreichische Chemiker ins Ausland.
Als Ausweg aus diesem Dilemma sieht die Pharmaindustrie einen Schritt, der ohnehin zurzeit allgemein diskutiert wird.
Den Beitritt Österreichs zur europäischen Gemeinschaft.
12.46 Uhr zurück zum Novemberpogrom 1938.
Auch in der Bundesrepublik Deutschland werden, wie erwähnt, aus diesem Anlass heute zahlreiche Gedenkveranstaltungen abgehalten.
Eine davon ist die Gedenksitzung des Zentralrates der Deutschen Juden in Frankfurt.
Ich hoffe, dass die Verbindung nun klappt.
Ich rufe Bernhard Morawetz.
9.
November 1938.
Kurz vor Mitternacht lief bei allen deutschen Staatspolizeistellen ein Fernschreiben der Gestapo ein.
Es werden, stand da, in kürzester Frist in ganz Deutschland, Aktionen gegen Juden, insbesondere gegen deren Synagogen, stattfinden.
Sie sind nicht zu stören.
Das war der offizielle Beginn des Novemberpogroms gegen Juden im Deutschen Reich, zu dem ja damals auch Österreich gehörte.
Reichskristallnacht nannten es sie der Volksmund in zynischer Anspielung an das Kehren der vielen Fensterscheiben.
Am Berliner Kurfürstendamm lagen die Splitter knöchelhoch.
In jener Nacht und am darauffolgenden Tag wurden 91 Juden an Ort und Stelle ermordet, weitere 36 in den Selbstmord getrieben, rund 30.000 in Konzentrationslager verschleppt.
267 Synagogen wurden niedergebrannt oder demoliert, jüdische Wohnhäuser angezündet, 7500 jüdische Geschäfte in Stücke geschlagen.
In Dortmund fuhr die Feuerwehr die Fässer mit Benzin für den Synagogenbrand selbst heran.
Und der Gauleiter von Innsbruck ordnete an, der kochenden Volkssäle ist volle Aktionsfähigkeit zu gewähren.
Auch in Frankfurt brannten die großen Synagogen.
Nach dem Krieg wollte man sich auch daran nicht erinnern.
Doch das schlechte Gewissen schafft sich freie Bahn und äußert sich in vielen Peinlichkeiten.
Auf Gedenksteinen schleichen sich Rechtschreibfehler ein.
Pro Gromnacht steht da eingemeißelt zum Beispiel.
Richtig heißt es Pro Gromnacht.
Staub hat in der jüdischen Kultusgemeinde in Frankfurt die heutige Gedenkstunde mit Bundeskanzler Kohl als Redner aufgewirbelt.
Die Mitgliederversammlung der jüdischen Gemeinde stimmte mehrheitlich gegen die Gedenkstunde in der Synagoge.
Denn der 9.
November werde damit zu einem jüdischen Ereignis gestempelt, er sei aber ein deutsches Ereignis.
Der Gemeinderat schloss sich dieser Forderung nicht an.
Vor einer Stunde begann in der Frankfurter Westenzynagoge im Beisein von Bundespräsident Richard von Weizsäcker die Veranstaltung, die vom Ersten Deutschen Fernsehen direkt gesendet wurde.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Kalinski, rief zur Versöhnung und zur schonungslosen Aufarbeitung der Geschichte auf.
Für eine Nacht vorerst
brach mitten im Herzen Europas das Mittelalter aus und die Welt hat geschwiegen.
Angesichts dieser sichtbaren Gewalt des Umfangs der begangenen Verbrechen ist es entwürdigend, so viele Sagen zu hören,
Wir wussten von nichts.
Wir haben nichts gesehen.
Konnte man denn in der Nacht des 9.
November die Flammen der brennenden Synagogen übersehen?
Bundeskanzler Kohl sagte, es sei zutiefst beschämend, dass die meisten Bürger weggesehen hätten.
Aus heutiger Sicht
fällt es uns schwer zu begreifen und es bleibt Ursache tiefer Scham, dass am 9. und 10.
November 1938 die Mehrheit der Bürger unseres Landes geschwiegen hat.
Es kam vieles zusammen, mangelnde Zivilcourage oder gar lebende Angst bei den einen, unübersehbar Gleichgültigkeit bei den anderen.
Der heutige Tag wird viele Fragen auch.
Auch die Jüngeren unter uns müssen sich ehrlich prüfen, was sie in einer solchen Situation getan oder unterlassen hätten.
Und wenn ich ehrlich sage, dann meine ich vor allem ohne jede Spur von Selbstgerechtigkeit.
Denn die Menschen von heute, und dies ist meine Überzeugung, sind eben nicht besser oder mutiger als die Menschen damals.
Nur stehen wir heute nicht vor der Alternative, entweder durch Wegschauen oder Mitmachen in Schuld verstrickt zu werden oder durch Auflehnung uns selbst in Gefahr zu bringen.
Wie lange das Verdrängen der eigenen Geschichte andauern kann, zeigt die Tatsache, dass nach dem Krieg in Deutschland mehr Synagogen durch Abriss zerstört wurden, als während der Nachkriegszeit der Nazizeit.
In vielen deutschen Kleinstädten sind die übrig gebliebenen Synagogen kaum mehr als solche erkennbar.
Sie dienen als Geräte schuppen oder verfallen.
Eine Umfunktionierung fällt besonders auf.
Eine Synagoge dient als Gasthaus mit dem Titel zum Deutschen Haus.
Die Schrecken der sogenannten Reichskristallnacht wollen auch zahlreiche kulturelle Gedenkveranstaltungen in Erinnerung bringen.
In ganz Österreich werden Lesungen und Ausstellungen veranstaltet.
Das Historische Museum der Stadt Wien eröffnet heute eine Dokumentationsschau über das Schicksal der jüdischen Mitbürger während der Nazizeit in Wien und das Burgtheater spielt das heiß umfederte Bernhardstück Heldenplatz.
Im Vestibül und am Lusterboden des Burgtheaters lesen Schauspieler zum Gedenken an die Ereignisse vor 50 Jahren ein speziell zusammengestelltes Programm.
Martin Traxl informiert.
Der Beginn des heutigen Abends im Wiener Burgtheater zum Gedenken an die Reichskristallnacht wird trotz traurigem Anlass wohl auch tragikomische Züge haben.
Denn ab 18.30 Uhr
liest Oliver Stern im Vestibül aus Hugo Bethauers Satire, Die Stadt ohne Juden.
Ein Buch, das im Jahr 1922 geschrieben wurde und bereits viel von dem vorwegnahm, was 15 Jahre später geschah.
In seinem Roman von übermorgen, wie ihn Bethauer im Untertitel nannte, sollen die Juden aus Österreich ausgewiesen werden, da ihre Macht und ihr Einfluss, ihre Überlegenheit in allen Belangen für die Nichtjuden unerträglich wird.
Bürger und Arbeiter, Damen und Frauen aus dem Volke, halbwüchsige Burschen und Greise, junge Mädchen, kleine Kinder, Kranke im Rollwagen, alles quollt durcheinander, schrie, politisierte und schwitzte.
Und immer wieder fand sich ein Begeisterter, der plötzlich an den Kreis um ihn herum eine Ansprache hielt und immer wieder brauste der Ruf auf, hinaus mit den Juden!
Sonst pflegten bei ähnlichen Demonstrationen hier und dort Leute mit gebogener Nase oder besonders schwarzem Haar weitlich verprügelt zu werden.
Diesmal kam es zu keinem solchen Zwischenfall, denn Jüdisches war weit und breit nicht zu sehen und zudem hatten die Kaffeehäuser und Bankgeschäfte am Franzens- und Schottenring in weiser Erkenntnis aller Möglichkeiten ihre Pforten geschlossen und die Rollbalken herabgezogen.
Kaum sind die jüdischen Bürger ausgewiesen und ihre Positionen mit Nichtjuden besetzt, stürzt der ganze Staat in ein Chaos.
Man erkennt den Irrtum und holt die Juden zurück.
Das Schlimmste, die sogenannte Endlösung, hat Hugo Bedauer also nicht vorhergesehen.
Ansonsten aber hat er enorm prophetische Eigenschaften bewiesen.
Was auch Ayran Berge und Oliver Stern, die diese Lesung gemeinsam erarbeiteten, am meisten faszinierte.
Hugo Beethoven hat etwas vorausgesehen, was nachher, 16 Jahre später, Realität wurde.
Und das ist interessant, wie diese Voraussehung sich dann umgesetzt hat.
Der Text beschreibt aber Charaktere und Menschen in einer sehr
witzigen Art und Weise und Wiener Typen, die wir kennen und es ist eine schöne Arbeit für einen Schauspieler auch das zu lesen.
Ich weiß, Gedenken heißt ja, sich an etwas erinnern.
Es heißt ja nicht, das zu interpretieren, woran man sich erinnert, sondern es heißt sich an etwas erinnern.
Und bei den Juden sagt man, Tod ist nur, wer vergessen ist.
Und um eben nicht zu vergessen, glaube ich, das kann man auch in dieser Form machen.
Die zweite Veranstaltung im Vestibül des Burgtheaters um 20.30 Uhr ist den Schriftstellern Paul Celan und Else Lasker Schüler gewidmet.
Es lesen Brigitta Furgler, Jaromir Borek und Robert Mayer.
Der Sand aus den Urnen.
Schimmelgrün ist das Haus des Vergessens.
Vor jedem der wehenden Tore blaut dein enttaubterter Spielmann.
Er schlägt dir die Trommel aus Moos und bitterem Schamhaar.
Mit schweren Daziehe Malt er im Sand deine Braue, Länger zeichnet er sie, als sie war, Und das Rot deiner Lippe.
Du füllst hier die Urnen Und speisest dein Herz.
Auch diese Veranstaltung wird in erster Linie dazu benutzt, jüdische Schriftsteller ausführlich zu Wort kommen zu lassen und nicht nur ihr Leid zu beschreiben.
Gestalterin Brigitta Goldberg entdeckte viele Ähnlichkeiten, sowohl was das Schicksal der beiden Autoren betrifft, als auch die Sprache in ihren Werken.
Bei der Zusammenstellung dieser Texte haben wir beide eigentlich sehr gestaunt, wie sich diese beiden Bildersprachen zusammenfügen lassen, obwohl die poetische Technik hier doch sehr unterschiedlich ist und das Konzept dieser Lesung eigentlich auf einer spontanen Idee beruht hat.
Wir haben uns gedacht, dass es eigentlich ein Zwiegespräch sein sollte von zwei jüdischen Autoren, die überlebt haben, die zwar Emigration, Deportation miterleben mussten, aber eben der Aspekt des Überlebens war uns besonders wichtig.
Den Gestalterinnen Brigitta Goldberg und Jutta Ferbers kommt es nicht nur darauf an, dass die poetische Wirkung der Gedichte im intimen Rahmen des Vestibüls voll zur Geltung kommt.
Es soll auch Information vermittelt werden, das Umfeld ausgeleuchtet werden, in dem diese Gedichte entstanden.
Diesen Part wird Jaromir Borek übernehmen.
Im Lusterbundesburgtheaters schließlich wird eine Produktion von Merz gezeigt.
Es brennt, Brüder, es brennt.
Ignaz Kirchner und Martin Schwab lesen Reflexionen und Erinnerungen an das Naziregime von Elie Wiesel und Viktor Frankl.
Sie hatten einen Beitrag gestaltet von Martin Traxl.
12.57 Uhr ist es gleich eine Korrektur zum Beitrag von Franz Simbürger zum Thema Herkunft und Gebrauch von Medikamenten.
Die Rezeptgebühr beträgt natürlich 24 Schilling und nicht 23 Schilling, wie irrtümlich erwähnt.
Soweit dieser Nachtrag und nun wieder Josef Wenzig-Natek mit einer Nachrichtenübersicht.
USA.
Der neue Präsident der Vereinigten Staaten heißt George Bush.
Nach Auszählung eines Großteils der Stimmen steht fest, dass der Republikaner Bush die für die Präsidentschaft erforderliche Zahl von 270 Wahlmännern deutlich übertreffen wird.
In einer ersten Stellungnahme hat Bush erklärt, er wolle für ein starkes Amerika sowie für eine offene und freundliche Nation arbeiten.
Der demokratische Gegenkandidat von Bush, Dukakis, hat seine Niederlage bereits eingestanden und Bush gratuliert.
In einem ersten Kommentar von Radio Moskau wird die Erwartung ausgesprochen, dass es eine Fortsetzung des Dialogs zwischen den Supermächten geben werde.
Bundespräsident Waldheim hat Busch zum Wahlsieg gratuliert.
Österreich.
Vizekanzler Mock hat im ÖVP-Pressedienst erklärt, es müsse mit Trauer und tiefer Betroffenheit der Ereignisse vor 50 Jahren gedacht werden.
Die Geschehnisse hätten schweres Leid, menschenverachtende Verfolgung und für jüdische Mitbürger den Tod gebracht.
Die Novemberpogrome von 1938 seien der öffentlich sichtbare Ausdruck der bestialischen Gesinnung gewesen, die das nationalsozialistische Regime Juden gegenüber an den Tag gelegt habe, betonte Alois Mock.
Der Nationalrat ist zur ersten Lesung des Budgetvoranschlages für 1989 zusammengetreten.
Der Haushaltsplan sieht Ausgaben von 529 und Einnahmen von 463 Milliarden Schilling vor.
Das Nettodefizit beträgt etwa 66 Milliarden Schilling.
Zu Beginn der heutigen Nationalratssitzung hat Präsident Kratz der Judenverfolgung vor 50 Jahren gedacht.
Es wurde eine Gedenkminute eingeschaltet.
Einer der wichtigsten Zeugen im Prozess gegen den Kaufmann Bela Rablbauer, der Düsseldorfer Thyssen-Manager Wolfgang Eisele, hat in Wien ausgesagt.
Eisele versuchte, jeden Verdacht auszuräumern, er sei mit Wisser millionenschwerer Täuschungsmanöver gewesen.
Er bestritt auch die von Rablbauer behauptete Bestechung mit 300.000 Schweizer Franken.
Wörtlich sagte der Zeuge, er habe von Rablbauer weder ein Angebot noch Geld erhalten.
Die Wetteraussichten bis heute Abend nach Auflösung lokaler Boden- oder Hochnebelfelder überwiegend sonnig.
Einblendung: Zentralratsvorsitzender Galinski, Bundeskanzler Kohl
Mitwirkende:
Morawetz, Bernhard [Gestaltung]
, Galinski, Heinz [Interviewte/r]
, Kohl, Helmut [Interviewte/r]
Datum:
1988.11.09 [Sendedatum]
Ort:
Frankfurt am Main [Aufnahmeort]
Schlagworte:
Gesellschaft
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Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Beitrag war früher eingeplant, verschoben aufgrund technischer Probleme
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