Mittagsjournal 1983.08.26

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Mahlzeit meine Damen und Herren, hier meldet sich der aktuelle Dienst mit dem Mittagsschanal am Mikrofonbegrüße Reinhold Henke.
    Im heutigen Mittagsjournal haben wir drei Schwerpunkte in der Berichterstattung aus dem Inland.
    Da ist zunächst einmal ein Großbrand in Wien, der in der Nacht auf heute im zweiten Bezirk in der Leopoldstadt in einem Wohnhaus wütete und drei Tote und mehrere Schwerverletzte forderte.
    Dieser Brand hat eine Problematik offenbart, die für viele sicherlich tausende Bauten in Österreichs Städten gilt.
    Dieses Wohnhaus nämlich ist ein Hofgebäude und die Feuerwehr konnte daher mit den großen Leitern nicht durch die relativ schmale Einfahrt und musste mit Handleitern arbeiten.
    Zweiter Schwerpunkt der Beiträge ist die Weiterung in der Affäre um die Käseexportsubventionen.
    Jener ehemaliger Beamter, der die Beschuldigungen gegenüber den Molkereifirmen erhoben hatte, sagte gestern, es seien auch Gelder auf österreichische Konten geflossen und Herren der Reifeisenorganisation hätten ihm Schweigegeld angeboten.
    Diese wiederum meinten aber, sie seien nur zum Schein in Verhandlungen eingetreten, der Beamte sei sie um Geld angegangen.
    Jedenfalls gab es da geheime Treffen auf Autobahnparkplätzen.
    Im Zwist zwischen den beiden Ex-Funktionären des Staates Bruno Kreisky und Hannes Androsch kommen jetzt die Stellungnahmen gewichtiger sozialistischer Parteigänger.
    Gestern nahm Anton Benja zu diesem neuerlich ausgebrochenen Konflikt Stellung, heute bricht Bundeskanzler Fred Sinowatz, der ja Bruno Kreisky in den Parteivorsitzessel nachfolgen soll, das Schweigen zu diesem Thema.
    Sinowatz glaubt aber, dass sich beim Parteitag die Alternative zwischen Kreisky und Androsch nicht so stellen wird.
    In der Inlandspresse schauen Sie auch, wie die Zeitungskommentatoren den Streitkreis geändert beurteilen und was sie zur Haltung Anton Benias dazu meinen.
    Polen, Ausland also.
    Nach der gestrigen Rede des stellvertretenden Ministerpräsidenten Rakovski in der Leninwerft in Danzig stellt sich die Frage, ob es dem Regime jetzt gelingt, die Entwicklung bis zum dritten Jahrestag des Danziger Abkommens und den damit angekündigten Demonstrationen in den Griff zu bekommen.
    Der Wiener Vizebürgermeister Erhard Bussek übrigens kam gestern von einer Polenreise zurück, war auch in Danzig und meinte,
    dass die Feststellung, nämlich der Bummelstreik der Solidarität vor Tagen sei gänzlich misslungen, so nicht richtig sei.
    Man müsste das alles an den Erwartungen und Möglichkeiten messen.
    In Bonn gab heute Vormittag der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl seine erste Pressekonferenz nach der Sommerpause.
    Themen gibt es ja in der Bundesrepublik genug.
    Ein Schwerpunkt in der Pressekonferenz ist die Frage, wie sich die Bundesregierung in Bonn auf den kommenden politisch heißen Herbst betreffend die Raketenaufstellung einstellt.
    Ein anderer Schwerpunkt ist das Wirtschaftssparprogramm der Regierung Cole Genscher.
    Im Kulturtheater hören Sie einen Bericht über die gestrige Premiere der Jazz-Oper Il Tito im Tiroler Landestheater.
    Das ist unser Programm.
    Zunächst noch ganz kurz die Frage an unseren Wetterfachmann Johannes Canin, mit dem wir nach dem Meldungsteil ein ausführliches Wettergespräch bringen.
    Herr Canin, wie wird es denn?
    Ist der Sommer jetzt bald zu Ende oder nicht?
    Fürs Wochenende wird es schön und in der nächsten Woche dürfte zumindest der Hochsommer zu Ende gehen.
    Ja, da werden wir dann noch nach den Meldungen ausführlich darüber reden.
    Jetzt zum Meldungsteil.
    Rainer Warnecke hat die Nachrichten geschrieben und die Sprecherin ist Annemarie Bertet.
    Österreich.
    Ein Großbrand in dem Wohnhaus Vivariumstraße 4 in Wien-Leopoldstadt hat heute Nacht drei Menschenleben gefordert.
    Unter den Opfern befinden sich zwei Kinder.
    Sieben Personen wurden verletzt.
    Ein älterer Mann schwebt in Lebensgefahr.
    Die drei Todesopfer sind die zehnjährige Schülerin Gugger Maria Hofe, der 13-jährige Kadel Täuber und ein etwa 50-jähriger Mann, dessen Identität noch nicht geklärt ist.
    Der Brand brach kurz nach Mitternacht aus und dürfte durch eine Explosion in einer im vierten Stock gelegenen Eckwohnung ausgelöst worden sein.
    Die Ursache für die Explosion konnte noch nicht geklärt werden.
    Möglicherweise waren in der Wohnung chemische Stoffe unsachgemäß gelagert.
    Bei den Lösch- und Rettungsarbeiten spielten sich erschütternde Szenen ab.
    Die Mieter waren vielfach in ihren Wohnungen eingeschlossen.
    Wegen der zu kleinen Durchfahrt konnte die Feuerwehr keine große Drehleiter in den Hof transportieren und musste die gefährdeten Personen mit kleinen Leitern bergen.
    Allerdings gelang es der Feuerwehr, ein Übergreifen der Flammen auf andere Teile der Wohnanlage zu verhindern.
    Vier Wohnungen brannten völlig aus.
    Weitere 20 wurden zumindest vorübergehend unbenützbar.
    Insgesamt standen 150 Feuerwehrmänner im Einsatz.
    Das für heute Nachmittag vorgesehene Gespräch zwischen Bundeskanzler Fritz Inowaz und ÖVP-Obmann Alois Mock ist auf Montag verschoben worden.
    Als Grund werden Terminschwierigkeiten genannt.
    Bei dem Gespräch sollen Fragen der Wirtschaftspolitik, insbesondere das Problem der Finanzierung der verstaatlichten Industrie, erörtert werden.
    Der niederösterreichische Landeshauptmann Siegfried Ludwig hat sich gegen die Einführung der 0,0 Promille-Grenze im Straßenverkehr ausgesprochen.
    Ludwig erklärte bei der Eröffnung des Kumpelskirchner Weinfestes, wer sich jetzt mit 1,5 Promille Alkohol im Blut ansteuersetze, werde dies auch tun, wenn die Grenze bei 0,0 Promille liege.
    Gegen menschliche Dummheit und Verantwortungslosigkeit könnten Gesetze und Verordnungen nichts ausrichten.
    Die Einführung der 0,0 Promille-Lösung würde nur große Probleme bringen, denen kein Mehr an Verkehrssicherheit gegenüberstehen würde.
    Schließlich könne man nicht, meinte Ludwig wörtlich, jedes Likörzuckerl, jeden Spritzen und jedes Seidelbeer zum Essen zu einem Tatbestand machen.
    In Wien wurde am Vormittag der Nordknoten, eines der größten Brücken- und Straßenbauwerke in Wien, für den Verkehr freigegeben.
    Der Nordknoten verbindet drei wichtige Hauptverkehrsstraßen miteinander.
    Die S2, die Donaukanal-Schnellstraße, die B14, die Klosterneuburger Straße und die B10, die Budapester Bundesstraße, auf dem Wiener Handelsgehe.
    Pole
    Regierungssprecher Joschi Urban hat zugegeben, dass es gestern bei einer Diskussionsveranstaltung an der Danzinger Leninwerf zu einer Konfrontation zwischen dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Mieczysław Rakowski und Arbeiterführer Lech Walesa gekommen ist.
    Dabei habe Rakowski jedoch einen glänzenden politischen Sieg über Wallese errungen, sagte Urban.
    In Korrespondentenberichten ist dagegen von spontanen Beifallskundgebungen der Werftarbeiter für Wallese und Missfallensäußerungen für den Regierungsvertreter die Rede.
    Rakowski bezeichnete bei der Diskussion die verbotene Gewerkschaftssolidarität als Organisation, die die Gesellschaftsordnung zerstören wolle.
    Walleser schlug vor, Regierung und Gewerkschaft sollten gegenseitig Konzessionen machen, um Polen aus der Krise herauszuführen.
    Bundesrepublik Deutschland
    Bundeskanzler Helmut Kohl hat heute bei einer Pressekonferenz in Bonn bekräftigt, er werde die Regierungspolitik auf der Grundlage der Koalitionsvereinbarungen, der Regierungserklärung und des Wählerauftrages gestalten.
    Kohl sagte, es gebe nicht den geringsten Grund anzunehmen, dass es zwischen den drei Koalitionspartnern CDU, CSU und FDP wirkliche Probleme geben werde.
    Bei einer Koalitionsregierung wird es immer Profilierungsversuche der einzelnen Partner geben, doch müssen sie sich aufeinander zubewegen.
    Er sehe seine Aufgabe darin, als eine Art Regisseur zu wirken und die verschiedenen Meinungen zusammenzuführen.
    Libanon.
    Bei einem Überfall auf eine israelische Straßensperre in den Schuffbergen, östlich von Beirut, sind nach Angaben der israelischen Armee fünf Araber erschossen und drei verletzt worden.
    Die Israelis bezeichnen die Angreifer als Terroristen, von denen mehrere aus dem israelischen Gefangenenlager Ansar im Südlibanon geflüchtet seien.
    Der Zwischenfall ereignete sich in der Nähe des Wohnortes des libanesischen Drusenführers Walid Jumblat.
    Der französische Verteidigungsminister Charles Arnoux ist zur Inspektion der im Chad stationierten französischen Truppenverbände in der Hauptstadt N'Djamena eingetroffen.
    Frankreich hat etwa 1200 Fallschirmjäger und fremden Legionäre sowie Kampfflugzeuge in den afrikanischen Staat entsandt.
    Der Dschad wurde zuletzt von militärischen Auseinandersetzungen zwischen Regierungseinheiten des Präsidenten Issen-Abre und Truppen des Rebellenführers Goukouni-Geydaei erschüttert.
    Libyen wird beschuldigt, die Rebellen zu unterstützen.
    Uruguay.
    In Uruguay fand gestern der erste nationale Protesttag der Opposition gegen die seit zehn Jahren amtierende Militärregierung statt.
    Ein Großteil der Bevölkerung folgte dem Aufruf der Oppositionsparteien, zwei Stunden lang zu Hause zu bleiben und anschließend die Wohnungen als Zeichen des Protestes zu verdunkeln.
    Vor dem Regierungsgebäude in der Hauptstadt Montevideo demonstrierten etwa 2000 Menschen gegen die von den Militärs geplante Verfassungsänderung, die nach Ansicht der Opposition die Bürgerrechte drastisch einschränken würde.
    Mindestens 150 Demonstranten wurden festgenommen.
    Chile.
    Führer der verbotenen Oppositionsparteien sind erstmals zu einem Gespräch mit dem neuen Innenminister Sergio Yap zusammengetroffen.
    Sie wiederholten dabei ihre Forderung nach dem Rücktritt von Staatschef General Augusto Pinochet.
    Außerdem verlangten sie ein Ende des seit dem Putsch vor zehn Jahren geltenden Ausnahmezustandes und rasche Rückkehr Chiles zur Demokratie.
    Der Erzbischof der Hauptstadt Santiago nahm als Vermittler an dem Gespräch teil.
    Die chilenische Opposition hat für den 8.
    September einen weiteren Tag des nationalen Protestes gegen die Militärdiktatur angekündigt.
    Die Polizei und die Teilnehmer der Protestaktionen wurden aufgerufen, sich friedlich zu verhalten.
    Bei den bisherigen vier Protesttagen seit vergangenem Mai waren Polizei und Armee hart gegen Demonstranten vorgegangen.
    Insgesamt gab es mindestens 34 Tote.
    Schweiz.
    Im vergangenen Jahr gab es in mehr als 30 Ländern den Ausnahmezustand.
    In vielen Fällen war die Maßnahme der Anfang für spätere Foltern, willkürliche Verhaftungen und Hinrichtungen ohne Urteil.
    Das geht aus einem jüngsten Bericht der Gefangenenhilfeorganisation Amnesty International hervor, der gestern in Genf dem UNO-Unterausschuss für Menschenrechte vorgelegt wurde.
    In Syrien, im Sultanat Brunei und im Paraguay gibt es den Ausnahmezustand bereits seit mehr als 20 Jahren.
    Bundesrepublik Deutschland.
    In der Stadt Hameln in Niedersachsen wird heute der 700.
    Jahrestag des Auszuges der Kinder gefeiert, die dem legendären Rattenfänger gefolgt sein sollen.
    Festredner ist der Schriftsteller Pavel Kohut, der in seinem neuen Buch »700 Jahre Rattenfänger« diesen als geheimnisvolle und dämonische Gestalt einer jahrhundertealten und noch heute lebendigen österreichischen Tradition zeichnet.
    Während des Rattenfängerjubeljahres werden sich auch namhafte Sagenforscher in einem Symposium in Hameln mit diesem weltweit bekannten Sagenstoff befassen.
    So, das war der Meldungsteil im Freitag-Mittag-Journal.
    Wie immer jetzt am Freitag die ausführliche Wettervorhersage auf das Wetter zum Wochenende und nicht nur zum Wochenende.
    Denn Herr Canin, es ist schon ein bisschen durchgegangen, das sommerliche Schönwetter, das dürfte jetzt bald ziemlich endgültig oder langfristig zumindest vorbei sein.
    Ja, aus den Wettervorhersagekarten der internationalen Wetterdiensten sieht man, dass wahrscheinlich im Laufe der nächsten Woche es etwas kühler wird, also der Hochsommer wird zum Ende gehen.
    Aber für das Wochenende, bitte machen Sie sich keine Sorge, für dieses Wochenende bleibt es schön.
    Da wird es nächste Woche auch regnen.
    Regen wird nächste Woche kommen, darüber wird sich die Landwirtschaft freuen.
    Die meteorologische Situation schaut so aus.
    Ein Hochkeil, wie die Meteorologen sagen, zieht sich vom Atlantik und reicht bis nach Osteuropa hinein.
    In unserem Gebiet liegt feuchte Luft, die ist während der letzten Tage gekommen.
    Die Temperaturen werden heute, morgen und auch am Sonntag in die Größenordnung von 25 bis 28 Grad steigen.
    Es wird primär Schönwetter bleiben.
    Es wird mittags, nachmittags und gegen Abend immer wieder die Möglichkeit geben, dass Gewitter auftreten, vor allem über den Bergen.
    Und ein kleiner Vorbote des zu Ende gehenden Sommers ist der Nebel.
    Wir haben heute früh schon in vielen Niederungen Österreichs Nebel gehabt.
    Zum Beispiel die Flugwetterwarte in Schwechat hat um 6 Uhr früh 100 Meter Sicht gehabt.
    Und dasselbe wird auch an den nächsten Tagen sein.
    Also gerade die Autofahrer in den Niederungen, dort wo Flüsse oder Seen sind, müssten da schon recht aufpassen.
    Kann man eigentlich die Prognose wagen, wenn es nächste Woche kühler und regnerischer wird, ob das ein kurzes Intermezzo nur wird und es dann übernächste Woche wieder schön sein wird oder ob das dann länger anhalten wird?
    Naja, soweit wir die Meteorologen das jetzt sehen, wird es etwas kühler, aber es ist kein kälter Einbruch, sondern ein ganz langsames, graduelles Kühlerwerden.
    dazwischen immer wieder Regen und dann immer wieder Auflockerungen.
    Also es geht nicht schlagartig in den Herbst, aber der heiße Hochsommer ist vorüber.
    Ja, die Ferien sind ja auch zumindest im Osten Österreich mit Ende nächster Woche vorbei.
    Wie war es denn heute in den Landeshauptstädten, Herr Tschennin?
    Ja, ich habe hier die Meldungen von 12 Uhr mittags.
    In Wien ist es wolkenlos mit 24 Grad.
    Eisenstadt, Linz, Salzburg und Innsbruck sonnig.
    Da liegen die Temperaturen zwischen 21 in Innsbruck und 24 in Eisenstadt.
    Linz hat 26 Grad.
    Etwas schlechter ist es noch im äußersten Westen, in Vorarlberg.
    Bregenz hat bedeckt 20 Grad und stark bewölkt und bedeckt Graz und Klagenfurt.
    Graz mit 21 Grad, Klagenfurt mit 19 Grad.
    Aber auch dort sollte es eigentlich im Laufe des Nachmittags etwas schöner werden.
    Danke, Herr Czernin, für diese Wetterprognose und die Wetterwerte.
    Es ist jetzt 12.15 Uhr, Viertel 1 genannt.
    Wir beginnen unsere ausführliche Berichterstattung im Mittagsschanal mit einem Beitrag aus dem Ausland, und zwar aus Polen.
    Kurz vor dem dritten Jahrestag der Unterzeichnung des Danziger Abkommens versuchte gestern das polnische Regime, einen der möglichen politischen Brandherde, nämlich die Leninwerft in Danzig, unter Kontrolle zu bekommen.
    Die Behörden in Warschau fürchten ja, dass der Aufruf zu großen Kundgebungen und Versammlungen an diesem dritten Jahrestag neue Unruhen bringen könnten, auch wenn sozusagen die Generalprobe der Bummelstreik, den die Solidarität ausgerufen hatte vor Tagen, mehr oder weniger daneben gegangen ist.
    Gestern versuchte der stellvertretende Regierungschef Mieczysław Rakowski als historischer Zeige des Danziger Abkommens ausgesuchte Arbeiter von der gegenwärtigen Linie des Regimes zu überzeugen.
    Das dürfte Rakowski aber, der sich in die Höhle des Löwen in die Werft selbst gewagt hatte, nicht ganz oder überhaupt nicht gelungen sein.
    Seine Rede wurde jedenfalls mit Pfiffen und Zwischenrufen unterbrochen, als Rakowski erklärte, die Solidarität sei eine politische Organisation, die die Zerstörung der kommunistischen Gesellschaftsordnung zum Ziel gesetzt habe und daher sehe er keine Möglichkeit, sich mit der Solidarität an den Verhandlungstisch zu setzen.
    Während der Rede demonstrierten vor dem Saal hunderte Arbeiter der Werft für die Solidarität.
    Danach wurde Lech Walesa von den Kollegen vor den Augen Rakowskis auf Schultern in einer Art Triumphzug zum Denkmal für die Opfer der Arbeiteraufstände getragen.
    Die Frage also nun, was sollte der gestrige Auftritt Rakowski?
    Ich habe nun am Telefon Gerhard Baumgarten in Polen.
    Die Frage an Sie, Herr Baumgarten, wie war eigentlich zunächst die offizielle Reaktion im Fernsehen und in den Zeitungen nach diesem gestrigen Auftritt Rakowskis?
    Die Warschauer Zeitungen, die großen Zeitungen wie Tribuna Ludu und Gice Warschabe bringen auf der ersten Seite jeweils ein großes Bild von Mieczysław Rakowski und seinem Auftritt in der Danz der Leninwerft.
    Man sieht darauf das, was auch schon am Abend zuvor im Fernsehen zu sehen war.
    Man sieht Mieczysław Rakowski im Hemdsärmel vor den Werftarbeitern stehen, mit einer groß ausladenden Handbewegung in den Saal weisend.
    Dann findet sich eine ausführliche Beschreibung der ganzen Angelegenheit, der ganzen Veranstaltung.
    Im Innern des Blattes, bei Giuseppe Barsciabi und Tribuna Ludu, nimmt diese eingehende Schilderung der Begegnung zwei ganze eng bedruckte Zeitungsseiten ein.
    Und hier entsteht bereits das Problem, und ich stelle daher die Frage,
    ob diese Behandlung des Rakowskis-Auftritts zweckmäßig war unter dem Gesichtspunkt der Regierung.
    Denn das Fernsehen hatte am Abend zuvor nur einen sehr kurzen Bericht gebracht mit den einleitenden Sätzen Rakowskis und vorher zeigte es seine Ankunft im Saale.
    Diese einleitenden Sätze sind heute entscheidend für das Urteil, das sich in der öffentlichen Meinung in Polen gebildet hat.
    Rakowski hatte in diesen ersten Sätzen vor allem die Solidarität angegriffen und sie wieder als destruktiv wirkende Organisation bezeichnet.
    Das ist das, was sich heute bei den Leuten in der öffentlichen Meinung Polens unter den Bürgern festgehakt hat.
    Das Fernsehen hatte dann abgeschaltet, hatte also den weiteren Verlauf der Veranstaltung nicht gebracht, wahrscheinlich mit Rücksicht auf die tumultartigen Vorgänge, die sich im Saale zugetragen hatten.
    So ist also die Bevölkerung heute auf den kurzen Fernsehbericht von gestern Abend angewiesen, der ein negatives Bild hinterlassen hat, als Fehlschlag bewertet werden muss und
    auf die zwei Zeitungsseiten, die heute in den großen Blättern stehen.
    Aber da entsteht die Frage, wer macht sich die Mühe, zwei ganze eng bedruckte Zeitungsseiten von A bis Z durchzulesen und damit die Argumente Rakowskis zur Kenntnis zu nehmen.
    Herr Baumgarten, nach dem gestrigen Auftritt stellt sich überhaupt die Frage, welchen Zweck hatte die gesamte Aktion, wenn Rakowski nur die Solidarität nahelich angegriffen hat und nahelich betont hat, dass sich die Regierung nicht mit den Solidaritätsfunktionären an einen Verhandlungstisch setzen wird.
    Wieso ist dann Rakowski überhaupt in die Höhle des Löwen gegangen?
    Das ist eine Frage, die sich hier in Warschau sehr viele stellen.
    Man weiß, dass die Idee seine eigene war.
    Er selbst wollte anlässlich des Jahrestages, der ja am 31.
    August fällig ist, vor den Werftarbeitern in Danzig auftreten.
    Und es war auch sein Wunsch, dass Lech Walesa, der ehemalige Führer der Verbotenen Solidarität, mit im Saale sein sollte.
    Das alles ist geschehen.
    Die ursprüngliche Information, dass nur 500 Parteimitglieder
    im Saale sitzen werden, also das sogenannte Parteiaktiv, hat nicht gestimmt.
    Aber hier wird ein erhebliches Durcheinander deutlich, das im Regierungsapparat selbst geherrscht haben muss.
    Denn die Information, dass nur 500 treue Anhänger der Partei im Saale sitzen würden, stammte von einem Sprecher der Regierung.
    Wenn es dann doch so war, dass, wie Rakowski selbst festgestellt hat, drei Viertel der im Saale anwesenden
    nicht der Partei angehörende Werftarbeiter waren, dann ist also offenbar die ursprüngliche Entscheidung wieder mal, wie so oft in Polen, in letzter Minute geändert worden.
    Rakowski hatte übrigens bei Beginn der Veranstaltung gebeten, die Hand zu heben,
    wer der Partei angehört und wer ihr nicht angehört.
    Wie gesagt, drei Viertel der im Saale Anwesenden gehörten nicht der Partei an und so ist es dann folgerichtig zu den Tumulten gekommen, die sich über lange Strecken der Veranstaltung hingezogen haben und die natürlich den Erfolg der Veranstaltung
    in Frage gestellt haben.
    Es fragt sich also, war es richtig von Rakowski sich darauf einzulassen, mit 1.500 bis 2.000 Werftarbeitern, denn so viele waren dann letztlich doch im Saale, auf einen hitzigen Disput einzulassen, wo ruhige Argumente
    am Platze gewesen wären.
    Die ruhigen Argumente hat Rakowski auch anzubringen versucht, aber wer hat sie in dieser Atmosphäre zur Kenntnis genommen?
    Und weiter, wer nimmt sie heute zur Kenntnis, wo sie auf zwei ganzen Zeitungsseiten in extenso abgetreten ist?
    Fazit Herr Baumgarten, jedenfalls Sarakowski wollte offenbar nicht die Wogen glätten, deshalb ist er nicht nach Danzig gekommen.
    Und einen Keil zwischen die Funktionäre oder die Arbeiter in der Leninwerft und den Solidaritätsfunktionären zu treiben, diese Absicht sollte er sich gehabt haben, ist wohl offenbar auch Misslungen.
    Es muss deshalb die ganze Begegnung als Fehlschlag bezeichnet werden, denn sie hat nicht dazu beigetragen, die Atmosphäre zu beruhigen, fünf Tage vor dem entscheidenden Jahrestag des 31.
    August.
    Sie hat im Gegenteil zu einer weiteren Anheizung der Emotionen geführt.
    Lässt das den Schluss zu, dass das Regime in Polen fünf Tage vor dem dritten Jahrestag die Entwicklung nicht im Griff hat?
    nicht sagen, der Sicherheitsapparat ist unangetastet.
    Zu Ausschreitungen wird es aber nicht nur deshalb kommen, weil der Sicherheitsapparat in Bereitschaft steht.
    Ich glaube wohl, auch die Mehrzahl der Bürger verspricht sich von gewaltsamen Ausschreitungen.
    Nichts mehr.
    Diese Etappe ist überwunden.
    Wie ja auch die Reaktion der Anwesenden im Saale gezeigt hat, ist man jetzt eher geneigt, sich über das Ungeschick der führenden Funktionäre zu amüsieren und lustig zu machen.
    Aber nichts ist natürlich im Voraus zu sagen.
    Wie der 31.
    August besonders in Danzig verlaufen wird, muss abgewartet werden.
    Überraschungen sind in Polen jederzeit möglich, besonders nach einer solchen Veranstaltung.
    Ja, danke Herr Baumgarten für diesen Bericht aus Polen.
    Auf Wiederhören.
    Auf Wiederhören.
    Der Wiener Vizebürgermeister Erhard Bussek übrigens kam gestern von einer Polenreise zurück und war auch in Danzig und hat seine Eindrücke geschildert.
    Darüber werden wir ausführlich im Abendjournal berichten.
    12 Uhr und 23 Minuten ist es, wir kommen in der Berichterstattung ins Inland und zwar zum Großbrand im 2.
    Wiener Gemeindebezirk in der Nacht auf heute, wo es drei Tote gab und sieben Personen, die verletzt wurden.
    Um 0.26 Uhr wurde erster Alarm gegeben, kurz darauf Alarmstufe 4.
    Das Feuer war in einer Eckwohnung im 4.
    Stock ausgebrochen und übereinstimmend erklärten die Hausbewohner, sie hätten eine Explosion vorher wahrgenommen.
    Beim Eintreffen der Feuerwehr stand das siebengeschossige Wohnhaus vom vierten Stock an in Vollbrand.
    Und am Brandort spielten sich dramatische Szenen.
    Ab hinter berstenden Fenstern schrien Eingeschlossene um Hilfe.
    Die gellenden Rufe waren hunderte Meter weit zu hören.
    Die Rettung der Mieter hatte Vorrang vor den Löscharbeiten klarerweise.
    Mit großen, modernen Fahrzeugen konnte die Feuerwehr aber durch die enge Durchfahrt nicht in den Hof gelangen, sodass sich die Bergungsarbeiten hofseitig nur mit kleineren Leitern, die von einem bis zum anderen Stockwerk geschoben wurden, teilweise auch sehr schwierig gestalteten.
    Vor allem die Rettung älterer Hausbewohner wurde zu einem Wettlauf mit der Zeit.
    In diesen Minuten wurden wohl für die Eingeschlossenen die Sekunden zu Ewigkeiten.
    Für drei Menschen kam ihre Hilfe zu spät.
    Eine zehnjährige Schülerin sprang in Panik aus einem Fenster der im fünften Stock gelegenen Wohnung.
    und erlitt beim Aufprall im Hof tödliche Verletzungen.
    Ihr Bruder verbrannte in der Wohnung.
    Im Stiegenhaus wurde noch eine verkohlte Leiche gefunden.
    150 Mann der Wiener Feuerwehr standen mit 25 Fahrzeugen bis halb zwei in der Früh im Einsatz.
    Dann konnte Brand ausgemeldet werden.
    Die Tatsache aber, dass das ein Hinterhofhaus ist und dass die Hofdurchfahrt sehr eng war, offenbart eine grundlegende Problematik in der Brandbekämpfung.
    Christiane Wagner berichtet.
    Die Hofeinfahrt war für die Feuerwehrfahrzeuge zu klein.
    Die Feuerwehr konnte deshalb nicht mit den großen Drehleitern hineinfahren.
    Nur mit sogenannten Hakenleitern konnten die oberen, brennenden Stockwerke erreicht werden.
    Hakenleitern sind kurze Leitern mit einem Bügel an der Oberseite, der über Fenstersimse gehängt wird.
    Angesichts von Hunderten für Feuerwehrfahrzeuge zu kleinen Innenhöfen in Wien stellt sich die Frage, ob es kein moderneres Mittel für die Rettung von Menschen aus brennenden Hochhäusern gibt.
    Dazu der Wiener Feuerwehrchef, Senatsratsarboles.
    Es gibt modernere Abseilgeräte, die haben wir auch, aber die Anbringung dieser Geräte in der Eile ist nicht sehr einfach.
    Ich muss sagen, die Hakenleiter war ein Gerät, wo man gedacht hat, es ist am Aussterben.
    Aber durch die neu oft verwinkelte Bautechnik sind sie unbedingt notwendige Rettungsgeräte wieder geworden.
    Was sind diese modernen Geräte, die Sie haben, aber wo es so schwierig ist?
    Das sind Abseilgeräte, die man an und für sich an der Spitze einer Drehleiter einhängt, beziehungsweise an einem Fensterkreuz einhängt und wo man die Leute abseilen kann.
    Natürlich muss ich die Möglichkeit haben, zu einem nicht im Brand befindlichen festen Punkt das Abseilgerät anzuhängen.
    Die Brandursache steht noch nicht fest, man vermutet eine brennbare Flüssigkeit.
    Die Kriminaltechniker sind noch bei der Spurensuche.
    Übereinstimmend berichten alle geretteten Hausbewohner von einer Explosion in einer Wohnung im vierten Stock.
    In diesem Zusammenhang erheben die Hausbewohner Vorwürfe gegen die Polizei.
    Man habe schon am Mittwoch die Polizei gerufen, da in unter dieser Wohnung liegenden Wohnungen Wasserflecke an der Decke aufgetreten seien.
    Die Polizei sei auch gekommen, da der Wohnungsbesitzer nicht geöffnet habe, seien die Beamten aber wieder gegangen.
    Dazu Oberstleutnant Kranl vom Generalinspektorat.
    Die Beamten nahmen Kontakt auf mit Hausparteien, und zwar jenen, die unter dieser Wohnung, die Nummer 18, gelegen waren.
    Hier wurde festgestellt, dass an den Wohnungsdecken Wasserflecken im Ausmaß von etwa 20 bis 30 Zentimeter vorhanden waren.
    Und zwar an jenen Stellen, wo man genau wusste, dass der Wasserspeicher sich in der darüber befindlichen Wohnung befindet.
    Man hat versucht Kontakt aufzunehmen mit dem Wohnungsinhaber.
    Es wurde allerdings nicht geöffnet.
    Aufgrund dieser Sachlage wurde oder konnte mit gutem Grund ein eher geringes Wassergebrechen angenommen werden und die Beamten haben die Hausparteien an den Installateur verwiesen.
    Die Hausbewohner behaupten, sie hätten die Polizisten auch darauf aufmerksam gemacht, dass Mittwoch früh aus der Wohnung Brandgeruch gedrungen sei.
    Oberstleutnant Kranl erklärte heute dazu, die Beamten hätten bei ihrem Einsatz am Mittwochnachmittag keinen Brandgeruch wahrgenommen.
    So viel zum Großbrand in einem Wohnhaus im 2.
    Wiener Gemeindebezirk in der Nacht auf heute.
    In drei Minuten ist es halb eins.
    Wir blättern im Folgenden jetzt in den Kommentarspalten der österreichischen Tageszeitungen.
    Die befassen sich mit dem wieder aufgeflammten Konflikt.
    zwischen Bruno Kreisky und Hannes Androsch und befassen sich aber ganz konkret mit der gestrigen Aussage von ÖGB-Präsident Anton Benja, der sich in einem Journalinterview eher verärgert gezeigt hat über diesen aufgeflammten Konflikt und inhaltlich auch eher gegen Kreisky Stellung genommen hat.
    Die Auszüge zu den gestrigen Benja-Äußerungen hat Leopold Esterle zusammengestellt.
    Im heutigen Leitartikel der Tiroler Tageszeitung vertritt Josef Nowak die Ansicht, dass Bruno Kreisky nur wenig Chancen habe, den gegen seinen einstigen politischen Ziehsohn Hannes Androsch begonnenen Feldzug erfolgreich zu beenden.
    Das hat Anton Penja gestern deutlich gemacht.
    Er hat sich eindeutig auf die Seite Androschs gestellt und hat insbesondere zu erkennen gegeben, dass sich die Partei nicht mehr von Kreisky unter Druck setzen lässt.
    Der Altkanzler ist nach einer verlorenen Wahl als Regierungschef abgetreten, gibt Ende Oktober auch die Parteiführung ab.
    Er hat nicht mehr die Macht von der Partei, ernsthaft den Kopf des Hannes Androsch zu fordern.
    Die Drohung, den Ehrenvorsitz in der Partei nur zu übernehmen, wenn Androsch nicht mehr in den Parteivorstand gewählt wird, geht ins Leere.
    Mag sein, dass Kreisky am Ende seiner politischen Laufbahn im Kampf gegen Androsch unter Zeitdruck steht.
    Die Partei hat keine Eile, meint Josef Nowak in der Tiroler Tageszeitung.
    Ähnlich argumentiert auch Gerfried Sperl in der steirischen Südost-Tagespost.
    Unter dem Titel Kreisky's Schäume liest man,
    Einem Pensionisten gestattet ein Benja keine Extratouren.
    Und Gerfried Sperl weiter?
    Spannend wird deshalb die kommende Woche.
    Im Familientrame wird nicht unbedingt der Ausgang niedergeschrieben, aber es steuert einem Ende zu, möglicherweise einem Ende mit Schrecken.
    Man hat damit gerechnet, dass die österreichische Innenpolitik während des Papstbesuchs ruhen würde.
    Sie wird es nicht.
    Die politischen Enkel des Altkanzlers haben einen kongenialen Großvater gefunden.
    Und im ÖVP-Organ Neues Volksblatt liest man bei Walter Salzmann, dass Kreisky nunmehr, nur um sich reinzuwaschen, seine Partei dem Gespöttpreis gibt, unterstreicht seinen ungebrochenen Geltungsdrang.
    Dass aber auch diese im Grenzen gesetzt sind, machte gestern niemand geringerer als Anton Benjat deutlich.
    Karl Danninger in den Oberösterreichischen Nachrichten zitiert in seinem heutigen Leitartikel das alte Sprichwort, wonach sich der Dritte freut, wenn sich zwei streiten.
    Nur sieht Autor Karl Danninger keinen Grund zur Freude.
    Sinovac hat gewiss keinen Grund dazu.
    Für ihn muss die Sache eher peinlich sein.
    Kreisky hat ihm zwar versprochen, ein geordnetes Haus zu übergeben, aber dass der gleich so gründlich sauber machen will?
    Vielleicht wäre ein Androsch in Reserve einem Sinovac gar nicht so unangenehm.
    Aber dazu müsste sich der Parteivorsitzende ins Behalt einmal zu Wort melden.
    In diesem Stadium der Auseinandersetzung und bei diesem Stil wäre mannhaftes Reden eher Gold gewesen als Schweigen.
    Das meinen die Kommentatoren der heutigen Tageszeitungen.
    Die konnten allerdings nicht wissen, dass sich Fred Sinowat, der tatsächlich den Sommer über geschwiegen hat zu diesem Konflikt, Kreis Geandros, nun doch zu Wort gemeldet hat.
    In einem Interview für die Sendung Politik am Freitag heute Abend auf FS2 um 21.20 Uhr bricht Zinovac sein Schweigen und gibt Antwort auf die Fragen von Peter Rabel.
    Insbesondere auf jene, ob nämlich die Auseinandersetzung Kreisky-Androsch die SPÖ in die Krise führt.
    Dazu ein Ausschnitt aus diesem Interview.
    Herr Wiesnse, ich will kein Fest haben am Parteitag und ich bin auch überzeugt davon, dass es keine
    solchen Konflikte geben wird, die sie erwarten.
    Das ist das eine.
    Das zweite ist, Auseinandersetzungen zwischen Bruno Kreisky und Hannes Andrasch hat es ja wiederholt gegeben.
    in den letzten Sommermonaten.
    Ich bin nicht glücklich darüber, dass das über Zeitungen gemacht wird und ich glaube, dass es auch nicht beabsichtigt ist, dass die Auseinandersetzung im Vordergrund steht.
    Wenn, dann sollte man sich dabei mit den prinzipiellen Fragen befassen, die aufgeworfen werden.
    Zu denen sollten wir noch kommen.
    Nun gibt es aber diesen personellen Konflikt ganz offensichtlich.
    Der Bundeskanzler hat mehrfach da zur Stellung genommen und spricht ganz offen davon, dass Androsch aus dem Parteivorstand hinaus sollte, seiner Meinung nach.
    Herr, wissen Sie, das habe ich genauso wie Sie
    aus Zeitungen gelesen, ohne dass ich genau sagen kann, wie das formuliert ist.
    Also ich werde Zeit genug haben, mit dem Parteivorsitzenden Bruno Kreisky darüber zu reden und ich werde das machen.
    Hoffen Sie, dieser Alternative damit in diesem Gespräch zu entkommen, die er hier offenbar aufgestellt hat, entweder Kreisky als Ehrenvorsitzender, aber dann anders, nicht im Parteivorsitz?
    Ich glaube, dass das überhaupt
    nicht zur Diskussion steht jetzt, ehe man nicht überhaupt miteinander geredet hat, wissen Sie?
    Miteinander geredet wer?
    etwa der Parteivorsitzende Bruno Greysky und ich.
    Wir werden das natürlich wie immer auch miteinander bereden.
    Und ich kann ja nicht sozusagen über Nachrichten aus Zeitungen mit meinem Parteivorsitzenden verkehren.
    Ich möchte mit ihm selber reden.
    Das Wesentliche, das sind die prinzipiellen Fragen, die uns bewegen müssen.
    Das sind wichtigere Belange als unter Umständen eine rein persönliche Auseinandersetzung.
    Sie haben angekündigt, dass Sie mit dem Bundeskanzler reden werden, mit Ihrem Vorgänger.
    Können Sie jetzt schon sagen, wie diese Lösung ausschauen kann?
    für noch nicht so aktuell, denn niemand weiß, wer kandidiert wird für den Parteitag, wie das in der Landesorganisation Wien geschehen wird.
    Hier gibt es ja Körperschaften, die überhaupt diese Kandidatur für den Parteitag vorzubereiten haben.
    Also das ist noch offen.
    Das ist sicher offen.
    Das sagt Fred Sinowatz zum Konflikt zwischen Kreisk und Androsch.
    Andere Themen des Sommerinterviews für Politik am Freitag ist der Anti-Papst-Rummel der Wiener Jusos und das sind Fragen der Wirtschafts- und Budgetpolitik.
    Natürlich heute Abend übrigens um 21.20 Uhr in FS2.
    Vier Minuten nach halb eins ist es im Mittagsschnell.
    Schauen wir noch ganz kurz auf den Programmzettel, worüber wir noch berichten wollen.
    Wir bekommen noch einen Beitrag aus Bonn über die erste Pressekonferenz nach der Sommerpause.
    des deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl.
    Da sind die Schwerpunkte natürlich Außen- und Sicherheitspolitik und klarerweise die Wirtschaftspolitik der deutschen Koalitionsregierung.
    Im Kulturteil berichten wir über die gestrige Premiere der Chesty-Oper Il Tito im Tiroler Landestheater und jetzt aber noch weiter Inland, respektive genauer gesagt Wirtschaft.
    Nach neuerlichen Berichten über die Veröffentlichungen um die Exporte von Käse aus Österreich und die dazugehörigen Zahlungsmodalitäten verlagert sich der Schwerpunkt der Fragen nun langsam von der Problematik der Exportfinanzierung und der kaufmännischen Gepflogenheiten bei Käseexporten in Richtung auf einen Streit zwischen einem ehemaligen Hohen Beamten des Landwirtschaftsministeriums und dem Raiffeisenverband, dem die beiden Firmen, die für den Hartkäseexport aus Österreich zuständig sind, ja angehören.
    Aussage steht nun praktisch gegen Aussage.
    Im Raiffeisenverband erklärt man, von Albert Leschnig, dem ehemaligen Ministeriumsbeamten, unter Druck gesetzt worden zu sein, während Leschnig selbst gestern erklärte, ihm seien stattdessen von Seiten der Milchexportfirmen Angebote gemacht worden, und zwar unter anderem auf einem Rastplatz.
    bei einer Autobahn.
    Heute hat sich nun die Spitze des Raiffeisenverbandes zu Wort gemeldet und da nur zur Erinnerung, es geht also um den Export von Hartkäse aus Österreich, vornehmlich nach Italien und um die Art, wie die Bezahlung dieser Exporte durchgeführt wurde.
    Was jetzt nämlich zur Debatte steht, ist eine Geschäftspraxis, die es seit 1.
    Jänner vergangenen Jahres nicht mehr gibt.
    Sie wurde nach Abschluss eines Übereinkommens mit den europäischen Gemeinschaften bekanntlich geändert.
    Hans Adler berichtet nun von der heutigen Pressekonferenz und führt dazu ein Gespräch mit dem Generalsekretär des Raiffeisenverbandes, Herbert Gleiß.
    Herr Generalsekretär Gleiß, hat eine österreichische Firma, die Käse oder Milchprodukte exportiert, eine Tochterfirma oder mehrere Tochterfirmen im Ausland?
    Wir müssen trachten, die österreichischen Waren möglichst gut zu verkaufen.
    Und es ist in etlichen Fällen zweckmäßig, im Ausland selbst, also durch eine eigene Firma präsent zu sein.
    Dementsprechend ist es
    entspricht es den internationalen Gepflogenheiten in allen Branchen der Wirtschaft, dass man in verschiedenen Ländern, in denen man geschäftliche Kontakte hat, eigene Betriebe unterhält.
    Das gilt zum Teil auch in der Milchwirtschaft.
    Dementsprechend hat der Ömolk Töchterfirmen in Spanien, in der Schweiz und in Deutschland, um nur ein Beispiel zu sagen, die Öheck hat meines Wissens keine einzige Tochter im Ausland.
    Und wenn diese Gesellschaften und Tochterfirmen im Ausland haben, dann bekommen diese Tochterfirmen dieselben Preise und dieselben damit auch Subventionen, die eben bei jedem Export bezahlt werden, ist das so?
    Diese Tochterfirmen müssen diesbezüglich genauso behandelt werden wie alle anderen Firmen, ansonsten gäbe es ja verschiedene Wettbewerbsverhältnisse.
    und damit könnten sie die Geschäfte nicht führen.
    Das heißt also, solche Rückverrechnungen von zu viel bezahlten Preisen haben auch die Tochtergesellschaften der österreichischen Firmen bekommen.
    Richtig.
    Warum hat man das nicht eigentlich, wenn das doch
    Offensichtlich ist das einmal vorgerechnet, um zu entkräften, die Vorwürfe, die Ihnen jetzt gemacht werden, dass eine österreichische Firma für die Ausfuhr dieselbe Subvention verlangt, wie eine Firma, die im Ausland sitzt.
    Bitte, ich möchte in aller Klarheit feststellen, es geht hier nicht um Steuergelder.
    Es geht ja nicht um Bauerngeldern, sondern bei den sogenannten Refundierungen oder Rücküberweisungen handelt es sich um Kundengelder, also um Beträge, auf die die ausländischen Importeure einen Rechtsanspruch haben.
    Zahlungsmodalität war und ist international üblich, entspricht der merkantilen Praxis.
    Und über diese Geschäftsmodalität gibt es keine Grauzone.
    Das ist jedem Insider bekannt.
    Das ist dem Landwirtschaftsministerium seit eh und je bekannt.
    Das weiß der Rechnungshof.
    Es ist alles exakt und korrekt abgewickelt.
    Es gibt keine strafrechtliche Bestimmung, die verletzt wird.
    Es gibt bitte keine steuerrechtliche Bestimmung, die in Österreich verletzt wird.
    Und eine gewisse Flexibilität ist im Exportgeschäft, wenn man Geschäfte machen will, notwendig.
    Und das wollen wir bitte.
    Man fragt sich aber doch natürlich, warum hat gestern einer der beiden Herren im Interview gesagt, es gäbe keine Konten im Ausland, auf die überwiesen wurde.
    Und zuerst wurde gesagt, es seien Konten gewesen in der Schweiz und in Liechtenstein.
    Und auch in den Medien wurde das ursprünglich berichtet.
    Was ist da jetzt eigentlich wirklich dran?
    Es ist ja völlig nebulos, was hier behauptet wird.
    Wenn unsere Kunden eine Überweisung auf ein bestimmtes Konto haben wollen, dann tun wir das.
    Das ist eine Serviceleistung.
    Wenn diese Kundschaft diese Überweisungen auf zwei, drei, vier verschiedene Konten haben will, dann tun wir das.
    Wenn diese Kundschaft die Überweisung in die Schweiz oder nach Lichtenstein haben will oder sonst an irgendeinen Ort in der Welt, dann tut man das.
    Und wer nun von diesen Konten behebungsberechtigt ist, das ist auch klar.
    Das sind die Abnehmer.
    Unsere Kunden.
    Jetzt frage ich mich in der ganzen Affäre, wenn man doch so überzeugt ist, dass der Herr Dr. Leschnig einen Erpressungsversuch gestartet haben sollte, warum hat man sich dann mit ihm überhaupt getroffen?
    Und warum ausgerechnet so ein bisschen abenteuerlich hier in einer Raststätte im Ausland?
    Und warum hat man da nicht sofort gesagt, bitteschön, Herr Doktor, gehen Sie doch zum Staatsanwalt.
    Wissen Sie, die Zusammenhänge um die Person des Informanten sind derartig undurchsichtig, nebulos, dubios,
    dass man sie einfach nicht für real hält.
    Und als dieses Anliegen an unsere Mitarbeiter herangetragen worden ist, hat man es nicht für ernst genommen.
    Das Anliegen, sich zu treffen.
    Das Anliegen, sich zu treffen, wegen einer wichtigen Sache.
    Und bei diesen ersten Kontaktgesprächen ist es sehr rasch,
    die Rede darauf gekommen, dass er Geld dafür haben will, dass er gewisse Informationen nicht verwertet.
    Wie die Kontakte zustande kamen, berichtete dann Dr. Helmut Glas.
    Er hatte sie und ist der stellvertretende Chef der ÖMOLG, jener Käse-Export-Organisation der Raiffeisen-Gruppe, um die es jetzt geht.
    Die Kontakte seien, sagte er, in drei Phasen abgelaufen.
    Zuerst zweimal, ab Anfang Juni, unter dem Pseudonym GALO, schriftlich aus Südtirol und
    Um den 28.
    Juli hat also die Phase 3 begonnen.
    Forderung des Dr. Leschnig wiederum übermittelt über einen Mitarbeiter unseres Hauses 30 Millionen oder er übergibt diese in seinem Besitz befindlichen Unterlagen an italienische Stellen.
    Er hätte sie dort deponiert bei einem italienischen Rechtsanwalt, an österreichische Presse und so weiter.
    Daraufhin war eine Besprechung, wo also die Behörden und die eventuell involvierten Exportorganisationen teilgenommen haben.
    Dort haben wir teilweise die ganze Sache für skurril empfunden, weil ich meine, es wird niemand für 30 Millionen so locker geben können und wollen für irgendwas.
    Allerdings war man auch aufs Höchste besorgt.
    Sollten derartige Unterlagen in andere Hände gelangen, so können die einen enormen Schaden anrichten.
    Das ist ja evident.
    Ich wurde daraufhin gebeten, von diesem Kreis der Besprechung zu versuchen, mit dem Dr. Reschnick Kontakt aufzunehmen.
    Das ist mir dann auch nach vielen Telefonaten gelungen.
    Ich hatte damals gerade sehr viel Zeit, weil ich im Urlaub war.
    War natürlich sehr schön dann.
    Und in einem persönlichen Gespräch, das dann am Chiemsee zustande gekommen ist, das ist ja gestern auch schon im Fernsehen angezogen worden, war die schlussendliche Forderung des Herrn Dr. Leschnig 1,7 Millionen und ich gebe die Unterlagen nicht her.
    In Schweizer Franken.
    In Schweizer Franken.
    Generalsekretär Gleis zählte dann die Forderungen auf, die Dr. Leschnig noch erhoben halten soll.
    Er besteht darauf,
    Sektionschef zu werden.
    Er besteht darauf, eine leitende Funktion im Ölmarkt zu bekommen.
    Er besteht darauf, eine Aufsichtsposition in einer
    ausländischen Tochterorganisation zu bekommen.
    Und all diese Forderungen wurden kumulativ offeriert.
    Das heißt, alles muss erfüllt werden.
    Unter dieser Voraussetzung wird er gewisse Informationen, über die er verfügt, nicht preisgeben.
    Laut Gleis unerfüllbar.
    Und zum angeblichen Gegenangebot, von dem Dr. Leschnik gestern Abend berichtet hat... Es gibt keine Zusage.
    Nicht ein Schilling wurde zugesagt.
    Man bleibt also beim Vorwurf des Erpressungsversuches.
    Soweit der letzte Stand in der Affäre und damit zurück zum Funkhaus.
    Das war ein Bericht von Hans Adler über die eine Seite der Medaille um die Affäre in der Käsesubventionssache, die Haltung des Raiffeisenverbandes dazu.
    Es ist drei Viertel eins, wir kommen in den Beiträgen jetzt zunächst ins Ausland und zwar zur ersten Pressekonferenz des deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl nach der Sommerpause.
    Es ist wie gesagt die erste Pressekonferenz, in der auch vornehmlich außen- und sicherheitspolitische Fragen gestellt worden sind, denn die Bundesregierung erwartet ja einen politisch heißen Herbst in der Frage der Raketenaufstellung.
    Ein anderer Schwerpunkt war natürlich das Wirtschaftssparprogramm der Koalitionsregierung Kohl-Genscher.
    Aus Bonn meldet sich über diese Pressekonferenz nun direkt Paul Schulmeister.
    Braun gebrannt und mit strotzender Selbstsicherheit machte Bundeskanzler Kohl bei seiner ersten Pressekonferenz nach der Sommerpause klar, dass er es ist, der die Richtlinienkompetenz hat.
    Kurz nach Kohls Rückkehr aus dem Urlaub gibt es keine Spuren des Sommertheaters mehr, also der profilierungssüchtigen Stellungnahmen, der Querelen und Widersprüche in Koalitions- und Unionslager.
    Wochenlang ließ Kohl die Zügel schleifen, nun ist der Chef wieder da.
    Die vielen Unkenrufe über eine beginnende Bonner Koalitionskrise haben sich als Übertreibungen erwiesen.
    Auf einer sechsstündigen Klausursitzung seines Parteipräsidiums hatte Kohl gestern die CDU-Landesregierungschefs vergattert.
    Es gab volle Übereinstimmung, ohne jeden Vorbehalt, und zwar nicht nur bei der Unterstützung der ins Kreuzfeuer geratenen Sparbeschlüsse der Bundesregierung, sondern natürlich auch beim Thema Nummer 1 dieses Herbstes, der möglichen NATO-Nachrüstung ab Dezember.
    Zur jüngsten Meinungsumfrage, wonach sich drei Viertel der Bundesbürger bei einem Scheitern der Genfer Verhandlungen gegen den vorgesehenen Beginn der Raketenaufstellung wenden, sagte Bundeskanzler Kohl, natürlich sei die Stationierung psychologisch ein Riesenproblem.
    Aber Demoskopie sei kein Ersatz für Politik.
    Ein Politiker müsse sich fragen, ob er gegen den Zeitgeist angehe.
    Dies habe er bereits in seiner Regierungserklärung in vielen Punkten getan.
    Außerdem müsse man sagen, dass es in anderen Umfragen derzeit Höchstwerte für die deutsch-amerikanische Freundschaft gebe, wie seit den 60er Jahren nicht mehr.
    Kohl weigerte sich, vor der Schlussrunde der Genfer Raketenverhandlungen die für Bonn möglichen Grenzen einer Kompromisslösung aufzuzeigen.
    Er bekannte sich neuerlich zu beiden Teilen des NATO-Doppelbeschlusses und meinte, er werde alles in seinen Kräften Stehende tun, damit es in Genf noch im Herbst zu einem Verhandlungserfolg komme.
    Ich bin nicht pessimistisch.
    Ich weiß, es ist unendlich schwierig.
    Der amerikanische Präsident hat mir jetzt in diesen Urlaubstagen mehrere Briefex miteinander gehabt, das wiederum bestätigt, dass die Amerikaner bereit sind, das Menschenmögliche zu tun.
    Herr Anderboff hat mir auch jetzt in den Ferien einen Brief geschrieben, wo er noch einmal darauf hinwies, dass auch er seinerseits seine Chancen sehe, in Genf noch in diesem Jahr zum Abschluss zu kommen.
    Nur damit es klar ist, der zweite Teil des Beschlusses gilt genauso.
    Ich bin gegen eine Verschiebung, eine Auflösung des Zeitpakets.
    Bleibt dabei, dass wir stationieren werden, wenn in Genf kein befriedigendes Ergebnis erzielt wird.
    Und stationiert heißt für mich natürlich auch, dass die Pershings stationiert werden.
    Und stationiert heißt für mich Waffen nichts.
    mich etwas erstaunen.
    Die Diskussion der letzten Wochen verstehe ich überhaupt nicht.
    Ich habe klar gesprochen und ich denke nicht daran, anders zu sprechen als im Bundestag.
    Wenn es darum geht, wankelmütig zu werden, ist das sowieso nicht meine Position.
    Es fällt niemandem dumm, das mit Kartex zu sagen.
    Damit trat Bundeskanzler Kohl in bisher deutlichster Form Vermutungen entgegen.
    Er würde am liebsten auf die Aufstellung der Pershing-2-Raketen verzichten.
    Zwar müsse ein mögliches Genfer Zwischenergebnis noch qualifiziert werden, inwieweit dadurch die Bundesrepublik entlastet würde, sagte Kohl kryptisch.
    Sei also doch ein Zwischenergebnis ohne Waffenmix, also ohne Pershing-2, möglich?
    Kohl wörtlich, ich sehe das nicht.
    Der westdeutsche Regierungschef verwarf das, wie er sagte, törichte Wort vom heißen Herbst und sagte zu den angekündigten Massendemonstrationen,
    Zur Freiheit gehört auch das Recht auf Demonstration, für oder gegen etwas zu demonstrieren.
    Und ich bin dafür, dass das gemacht wird in zivilen Formen, natürlich ohne jede Gewalt.
    Nur auf den Straßen der Bundesrepublik werden die politischen Entscheidungen nicht getroffen.
    Zur Wirtschaftspolitik der Regierung, gegen die der niedersächsische CDU-Ministerpräsident Ernst Albrecht in einem aufsehenerregenden parteiinternen Zehn-Punkte-Papier deutliche Kritik geäußert hatte, sagte Kohl,
    Für den Aufschwung sei eben Kernerarbeit nötig.
    Nach einem jahrelangen Niedergang seien dafür erneut Jahre nötig.
    Im Übrigen zeigte sich Kohl vom Albrecht-Papier, das er selbst in Auftrag gegeben hatte, keineswegs irritiert.
    Das war ein Bericht von Paul Schulmeister über die erste Pressekonferenz des deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl nach der Sommerpause mit den Themen Außensicherheitspolitik und Wirtschaftssparprogramm der Koalitionsregierung Kohl-Genscher.
    12.50 Uhr ist es nun.
    Wir kommen nun zu einem Beitrag unserer Kulturredaktion.
    Morgen geht mit einem Konzert von Johann Sonnleitner in der Wiltener Stiftskirche in Innsbruck die Festwoche für Alte Musik zu Ende, die gekoppelt mit der 12.
    Sommerakademie für Alte Musik Freunde der Musik des 16. und 17.
    Jahrhunderts aus aller Welt in Innsbruck zusammenführte.
    Höhepunkt war eine szenische Aufführung der Oper Titus von Czes, die gestern Abend im Tiroler Landestheater.
    Die Aufführung wird heute Abend übrigens wiederholt und auch für das Fernsehen aufgezeichnet.
    Volkmar Parschalk berichtet aus Innsbruck über diese gestrige Aufführung.
    317 Jahre nach der Uraufführung in Venedig haben Experten der Barockmusik wie der Cembalist und Dirigent Alan Curtis und die Spezialistin für Barocktanz und barockes Bewegungsvokabular Shirley Wynne, beides Amerikaner, ein Meisterwerk der Bühnenkunst des 17.
    Jahrhunderts die dreiaktige Oper Il Tito von Pietro Antonio Cesti wieder zum Leben erweckt.
    Chesty, 1623 in Arezzo geboren, Franziskanerpater, der später den Orden wieder verließ, Sänger, Dirigent und Komponist in Florenz, Rom, Volterra, Venedig, wurde im Laufe seines abenteuerlichen Lebens von dem Kunstliebhaber Erzherzog Ferdinand Karl an seinen Hof nach Innsbruck geholt, das damit zum Zentrum der jungen Kunstgattung Oper wurde und schließlich von Kaiser Leopold I. als Hofkapellmeister nach Wien berufen.
    Cestis für Innsbruck geschriebene Orontea, die im letzten Jahr in Innsbruck zu hören war, wurde im 17.
    Jahrhundert von 17 Bühnen in Italien und Deutschland aufgeführt.
    Il Tito entstand in Innsbruck 1665 und erlebte seine Uraufführung in Venedig.
    Auch Il Tito wurde in mehreren italienischen Städten in verschiedenen Fassungen und Bearbeitungen gespielt.
    Partituren in den Bibliotheken von Venedig, Neapel und Rom, Libretti zusätzlich in Cremona und Lucca, sowie eine umfangreiche Korrespondenz-Chestis mit seinem Librettisten Beregan und Impresario Faustini bildeten die Grundlage für die nun für die Innsbrucker Festwoche erarbeitete, äußerst gelungene Rekonstruktion, der ein hohes Maß an Authentizität bescheinigt werden kann.
    Dass Cestis Titus' Oper so lange in der Versenkung verschwunden war, ist zweifellos auf das ungemein komplizierte, schwer verständliche Libretto zurückzuführen, sowie auf den Personenreichtum des Werkes, bei dem der damaligen Übung entsprechend die Männerrollen überwiegend für Kastraten geschrieben wurden und heute mit Mezzosopranen und Kontrtenören besetzt werden müssen.
    Die Handlung spielt in dem von den Römern eroberten, brennenden Jerusalem.
    Sieben oder acht Männer, Könige, Kaiserssöhne, Offiziere und Diener lieben die gefangengenommene Königin von Judäa, die schöne Perinitsche.
    Anlass genug für Intrigen, Vergewaltigungs- und Mordversuche.
    Dazu kommt noch, dass die Römerin Marzia sich ihren verlobten Titus mit Hilfe der Künste des Zauberers Apollonio zurückerobern will.
    Und erst als der als besonders mild und weise in die Geschichte eingegangene Titus auf Berenice verzichtet und allen verzeiht, steht einem Happy End nichts im Wege.
    Cestis dramatische Rezitative und seine kurzen, aber sehr aussagereichen und melodisch interessanten Arien würden es dennoch trotz einiger Längen und einer gewissen simplen Grundform rechtfertigen, dass dieses Werk der Vergessenheit entrissen würde.
    Das hohe Niveau der Innsbrucker Aufführung ist vor allem dem Barock-Spezialisten Ellen Curtis zu verdanken, der in den letzten Jahren schon mit Monteverdi, Landi und Händl bei der Festwoche erfolgreich war.
    Sein auf alten Instrumenten, Streichern, Cembali, Lauten, Theorben spielender Complesso Barocco bildet das ideale Fundament der Aufführung.
    Ambitionierte, stilsichere junge Sänger aus Italien und Amerika verbreiten vokalen Glanz auf der Bühne, auf der Peter Müller, wie nach alten italienischen Stichen ein barockes Spektakel entfaltet, mit dem brennenden Jerusalem, Palästen, exotischen Gärten, dem aus der Versenkung auftauchenden Val, dem Marzia und der Zauberer Apollonio entsteigen, die dann auf fliegenden Sphinxen oder herabsinkenden Wolken wiederkommen.
    Dazu kommen die fantasievollen prächtigen Barockkostüme von Giuseppe Crisolini und die sehr kompetente Inszenierung Shirley Vins, die diesmal erfolgreich ihre große Kenntnis des barocken Gestus und der manieristischen Bewegung mit realistischem Ausdruck verbindet.
    Kontrtenor Geoffrey Gall dominiert die Bühne als intriganter Domitian, das ist der Bruder des Titus.
    Dazu kommen der schöne Mezzo von Glorio Banditelli, die den edlen Titus spielt, Daniela Mazzucato als schöne Berenice, Max René Cossotti als deren Liebhaber Polemone, Judith Nelson als liebefordernde, rachedurstige Marzia und Guy Démé als der für Spaß und Heiterkeit sorgende, groteske Diener Ninfo.
    Hören Sie noch als Musikbeispiel einen Ausschnitt aus der Arie der Berenice aus dem zweiten Akt.
    Es singt Daniela Mazzucato.
    Non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non, non,
    Das war's über die Oper Il Tito von Pietro Antonio Cesti, die gestern Abend im Tiroler Landestheater aufgeführt wurde.
    Diese Oper in drei Akten stammt übrigens aus dem Jahr 1665 und wurde ein Jahr später in Venedig uraufgeführt.
    In vier Minuten ist es 1 Uhr Mittag.
    Wir schalten jetzt noch einmal ins Nachbarstudio zur Kurzmeldungen.
    Österreich.
    Die Ursache des Großfeuers in der Vivariumstraße 4 im 2.
    Wiener Gemeindebezirk dürfte nach ersten Erhebungen des Sicherheitsbüros und der Feuerwehr eine brennbare Flüssigkeit in einer Wohnung im 4.
    Stock gewesen sein.
    In dieser Wohnung riecht es noch immer nach Leichtöl oder Dieseltreibstoff.
    Brandsachverständige schließen aber auch Benzinreste nicht aus.
    Warum sich die Flüssigkeit entzündet hat oder entzündet worden ist, wurde noch nicht vollständig geklärt.
    Bei dem Brand sind drei Menschen ums Leben gekommen.
    Sieben Personen wurden verletzt.
    Die Bundeswirtschaftskammer hat heute die Arbeitnehmer vor übertriebenen Hoffnungen bei der kommenden Lohnrunde gewarnt.
    Und der Hinweis auf die gestrige Äußerung von ÖGB-Präsident Benja, man werde bei den Lohnverhandlungen im Herbst eine Reallohnerhöhung von einem halben bis einem Prozent erzielen können, erklärte die Kammer, der Verhandlungsspielraum für die Lohnrunde sei durch Erhöhungen der Lohnnebenkosten erheblich eingeschränkt.
    Außerdem steht der Wirtschaft ein Spitzenbelastungsjahr bevor.
    Der Bundesparteivorstand, der SPÖ, hat beschlossen, den 28.
    Ordentlichen Bundesparteitag vom 27. bis 29.
    Oktober im Wiener Konzerthaus abzuhalten.
    Einer der Schwerpunkte des Parteikongresses wird ein Referat des scheidenden Parteivorsitzenden, Altbundeskanzler Bruno Kreisky, sein.
    Bundeskanzler Fritzi Nowatz wird über das Thema Politik für Österreich unter neuen Bedingungen sprechen.
    Bundeskanzler Sinowaz sagte heute in einem Interview für die Fernsehsendung Politik am Freitag, er sei überzeugt, dass es beim kommenden Parteitag der SPÖ keinen Konflikt zwischen Kreisky und Andrusch geben wird.
    Die Auseinandersetzungen haben es ja wiederholt gegeben, er sei darüber nicht glücklich, werde aber Zeit genug haben, betonte Sinowaz, mit Kreisky als Parteivorsitzenden noch vor dem Parteitag zu sprechen.
    Die alternative Liste Wien hat sich heute im Zusammenhang mit der Kritik am Papstbesuch vollinhaltlich mit der wiener sozialistischen Jugend solidarisiert.
    Sprecher der Liste erklärten bei einer Pressekonferenz, die Alternativen wendeten sich gegen den, wie sie wörtlich formulierten, riesen Rummel um den Papst und gegen eine wörtlich einseitige mediale Hetze, durch die jede Kritik am Papstbesuch diskriminiert werde.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Präsident Reagan und Staats- und Parteichef Andropov haben Bundeskanzler Helmut Kohl übereinstimmend ihre Auffassung dargelegt, dass in Genf nach wie vor ein Ergebnis möglich sei.
    Dies gab der Bonner Regierungschef heute bei einer Pressekonferenz bekannt.
    Kohl ergänzte, Reagan habe ihn neuerlich versichert, dass die Amerikaner alles tun würden, um bei den Verhandlungen über eine Begrenzung der atomaren Mittelstreckenwaffen eine Lösung zu erreichen.
    Er selbst werde auch alles in seinen Kräften Stehende tun, betonte der deutsche Bundeskanzler, damit es in Genf noch heuer zu einem Ergebnis kommt.
    Kohl äußerte in der Pressekonferenz auch seine Ansicht, dass er nicht mit einem Sinken des Dollarkurses oder mit einem Sinken der Zinsen in den USA rechne.
    Noch zum Wetter.
    Im Westen und Südwesten teilweise noch stark bewölkt und einzelne Schauerbildungen, sonst sonnig.
    Nachmittagstemperaturen 22 bis 26 Grad.
    Das waren zum Abschluss des heutigen Mittagschanals noch einmal Kurzmeldungen und die Kurzvorhersage auf das Wetter für heute Nachmittag.
    Das Mittagschanal ist damit beendet.
    Beendet der aktuelle Dienst, meldet sich wieder mit ausführlichen Beiträgen wie immer um 18 Uhr im Abendschanal.
    Am Mikrofon war Reinhold Henke.
    Einen schönen Nachmittag noch.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Vorschau auf das Wochenendwetter
    Mitwirkende: Czernin, Johannes [Gestaltung] , Henke, Reinhold [Moderation]
    Datum: 1983.08.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachrichten
    Datum: 1983.08.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf das Wochenendwetter
    Mitwirkende: Czernin, Johannes [Gestaltung] , Henke, Reinhold [Moderation]
    Datum: 1983.08.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Polen - Ergebnis des gestrigen Rakowsky-Auftrittes in der Danziger Lenin Werft
    Mitwirkende: Baumgarten, Gerd [Gestaltung] , Henke, Reinhold [Moderation]
    Datum: 1983.08.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Brand in Wiener Wohnhaus
    Einblendung: Feuerwehrdirektor Abulesz, Polizeioberstleutnant Kranl
    Mitwirkende: Wagner, Christiane [Gestaltung] , Abulesz, Karl [Interviewte/r] , Kranl, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1983.08.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: ÖGB-Präsident Benya zu Streit Kreisky - Androsch
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung]
    Datum: 1983.08.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit Bundeskanzler Sinowatz
    Interview: Bundeskanzler Sinowatz
    Mitwirkende: Rabl, Peter [Gestaltung] , Sinowatz, Fred [Interviewte/r]
    Datum: 1983.08.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neue Beschuldigungen in der Käse-Export-Subventions-Affäre
    Einblendung: Generalsekretär der Raiffeisenverbandes Herbert Gleiss, Helmut Glas (Ö-Molk)
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Gleiss, Herbert [Interviewte/r] , Glas, Helmut [Interviewte/r]
    Datum: 1983.08.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    BRD - Pressekonferenz von Bundeskanzler Helmut Kohl zu Raketen und Wirtschaft
    Einblendung: Bundeskanzler Helmut Kohl
    Mitwirkende: Schulmeister, Paul [Gestaltung] , Kohl, Helmut [Interviewte/r]
    Datum: 1983.08.26 [Sendedatum]
    Ort: Bonn [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Il Tito" - Barockoper von Pietro Antonio Cesti im Tiroler Landestheater aufgeführt
    Einblendung: Ausschnitt aus der Arie der Perinice aus dem 2. Akt mit Daniela Matzukato
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Matzukato, Daniela [Interviewte/r]
    Datum: 1983.08.26 [Sendedatum]
    Ort: Innsbruck, Tiroler Landestheater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Namen nur nach Gehör , Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1983.08.26
    Spieldauer 00:59:10
    Mitwirkende Henke, Reinhold [Moderation] [GND]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1983.08.26 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-830826_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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