Mittagsjournal 1983.09.05

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, Louis Glück begrüßt Sie zum ersten Mittagsjournal in dieser Woche.
    Ein Themenschwerpunkt ist auch heute der Abschuss eines westlichen Zivil- durch ein östliches Militärflugzeug Mitte letzter Woche im fernen Osten.
    Wir fassen die vielen neuen Informationen über den folgenschweren Vorfall zusammen und wir versuchen die Ereignisse zu rekonstruieren und Antworten auf einige der offenen Fragen zu geben.
    Korrespondenten berichten über die amerikanische Reaktion.
    Die Devise in Washington lautet trotz allem kein neuer kalter Krieg.
    Dann aus Paris, denn der sowjetische Außenminister André Gromyko hat seinen für heute geplanten Frankreich-Besuch abgesagt.
    Und schließlich aus Moskau, wo man jetzt von amerikanischer Spionage spricht, aber den Abschuss immer noch nicht zugibt.
    Schließlich fragen wir den Chef der österreichischen Kommunisten, Franz Muri, wie er die Angelegenheit sieht.
    Die kommunistischen Parteien Frankreichs, Italiens und Spaniens haben die UdSSR ja verurteilt.
    Muri tut das nicht.
    Damit sind wir schon im Inland.
    Jungsozialistenobmann und Neo-Abgeordneter Josef Tschapp reagiert auf die harsche Kritik des SPÖ-Vizeobmanns und Innenministers
    Karl Blecher, das Anti-Papst-Fest widerspreche sozialistischen Grundsätzen.
    Die Chronikredaktion beleuchtet angesichts sieben Bergtoter am letzten Wochenende die Problematik speziell des Kletterns, aber auch der im September immer wieder möglichen Wetterstürze.
    Die Wirtschaft plant Beiträge über die heurige Ernte in Österreich und über die Liste der 100 größten Firmen des Landes, die jetzt wieder veröffentlicht worden ist.
    Nicht immer entspricht die Größe des Betriebs der Größe der Gewinne, zeigt sich da, eh erscheint es oft umgekehrt zu sein.
    Aus Wien berichten wir dann noch über den bekannten französischen Filmschauspieler Bernard Blier, der in der Bundeshauptstadt Theater spielt.
    Zunächst aber jetzt der Nachrichtenüberblick, für den als Redakteur Fedor Holy verantwortlich ist.
    Sprecher ist Wolfgang Riemerschmidt.
    USA.
    Über den Abschuss der südkoreanischen Verkehrsmaschine durch sowjetische Jagdflugzeuge sind neue Einzelheiten bekannt geworden.
    Mitarbeiter der amerikanischen Regierung haben Spionagevorwürfe der Sowjetunion zurückgewiesen.
    Sie gaben an, ein amerikanisches Aufklärungsflugzeug habe sich der später abgeschossenen koreanischen Maschine einmal bis auf 120 Kilometer genähert.
    Das Aufklärungsflugzeug sei jedoch vom Ort des Abschusses etwa 1600 Kilometer entfernt gewesen und habe den sowjetischen Luftraum nicht verletzt.
    Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA sagte, als das koreanische Flugzeug auf dem Radarschirm aufgetaucht sei, hätten die Sowjets zwar glauben können, ein Aufklärungsflugzeug entdeckt zu haben.
    Durch die unmittelbaren Beobachtungen der Jagdpiloten zum Zeitpunkt des Abschusses, fast zwei Stunden später, hätten jedoch alle Zweifel beseitigt sein müssen, dass die sowjetischen Maschinen ein ziviles Flugzeug verfolgt hätten.
    Aus den Aufzeichnungen der Funksprüche der sowjetischen Jagdpiloten soll außerdem eindeutig hervorgehen, dass keine Warnschüsse abgegeben wurden.
    Dagegen betonte der Chef der sowjetischen Luftabwehr, Generaloberst Romanov, die sowjetischen Abfangjäger hätten Warnschüsse abgegeben und mehrmals versucht, das nicht identifizierte Flugzeug zu einem nahegelegenen Flughafen zu geleiten.
    Nach amerikanischen Angaben wurde die Boeing 747 mit einer Rakete abgeschossen, die auf die heißen Abgase der Triebwerke ansprach.
    In Washington wird erklärt, das koreanische Flugzeug sei möglicherweise erst kurz nach Verlassen des sowjetischen Luftraumes getroffen worden.
    Das Nachrichtenmagazin Time bringt Einzelheiten über die sowjetische und amerikanische Luftaufklärung.
    Demnach sind seit Jänner 77 sowjetische Flugzeuge, die keine Berechtigung zur Benutzung des amerikanischen Luftraumes hatten, bei Flügen nach Kuba in die Identifikationszone der amerikanischen Luftverteidigung an der Atlantikküste eingedrungen.
    Ihr Ziel soll es gewesen sein, die amerikanischen Radarfrequenzen zu erkunden und die Reaktionszeit der amerikanischen Luftabwehr festzustellen.
    Amerikanische Maschinen «Veldetime» hätten bei ähnlichen Aktionen mehr als 900 Abschüsse von sowjetischen Boden-Luft-Raketen ausgelöst, ohne jedoch einen Treffer zu erhalten.
    Südkorea.
    An der für Mittwoch in Seoul geplanten Trauerfeier für die 269 Opfer der abgeschossenen Verkehrsmaschine werden nach Angaben der südkoreanischen Regierung etwa 80.000 Menschen teilnehmen.
    Zu der Veranstaltung im Stadion der Hauptstadt wurden auch die Angehörigen der ausländischen Passagiere eingeladen.
    Das südkoreanische Außenministerium hat inzwischen bekannt gegeben, die Regierung habe eine Sondersitzung des Verwaltungsrates der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation beantragt.
    Frankreich, Sowjetunion.
    Der sowjetische Außenminister Andrei Gramyko hat seinen für heute geplanten Besuch in Paris auf das Ende der Woche verschoben.
    In der Mitteilung des französischen Außenministeriums werden keine Gründe für die Verschiebung genannt.
    Sie dürfte jedoch mit dem Abschuss des koreanischen Verkehrsflugzeuges im Zusammenhang stehen.
    Führende französische Politiker hatten sich für eine Absage des Besuches ausgesprochen.
    Von offizieller sowjetischer Seite gibt es keine Bestätigung für die in Paris bekanntgegebene Verschiebung des Grameco-Besuches.
    Ein Sprecher des Außenministeriums in Moskau erklärte, ihm sei nichts bekannt.
    Österreich, Tschechoslowakei.
    Eine Abordnung österreichischer Parlamentarier reist heute zu einem viertägigen offiziellen Besuch in die Tschechoslowakei.
    Die Delegation unter Führung von Nationalratspräsident Anton Peña wird in Prag mit dem Präsidium der Tschechoslowakischen Bundesversammlung und den Präsidenten des tschechischen und des slowakischen Nationalrates zusammentreffen.
    Morgen steht ein Empfang bei Staatspräsident Gustav Hussak und Ministerpräsident Lubomir Strogal auf dem Programm.
    Österreich.
    Der ÖGB-Vizepräsident und Vorsitzende der Christlichen Gewerkschafter, Johann Gassner, setzt sich heute im ÖVP-Präsidienst für eine frühere Pensionierung der Arbeitnehmer ein.
    Im Zusammenhang mit der Diskussion von verschiedenen Modellen der Arbeitszeitverkürzung meint Gassner, es müsse jedem Modell der Vorrang eingeräumt werden, durch das der größte beschäftigungspolitische Effekt erzielt werden könne.
    Dies sei eindeutig, wie durch mehrere Untersuchungen festgestellt wurde, die Verkürzung der Lebensarbeitszeit.
    Gassner meint, er sei sich durchaus der damit zusammenhängenden weiteren Belastung der ohnehin strapazierten Pensionsversicherungskassen bewusst.
    Dies sei jedoch, trotz allem, gesamtwirtschaftlich gesehen, die verhältnismäßig beste Lösung.
    Die Bundeswirtschaftskammer weist in einer Aussendung darauf hin, dass die von Finanzminister Salcher angekündigte Erhöhung aller Mehrwertsteuersätze auf die Preise durchschlagen müsse.
    Die Bundeswirtschaftskammer meint, die Erhöhung der Mehrwertsteuer werde daher empfindliche Auswirkungen auf die Inflation mit allen negativen Konsequenzen auf die Wirtschafts- und Sozialpolitik haben.
    Besorgnis äußert die Bundeskammer auch darüber, dass im Entwurf eines Abgabenänderungsgesetzes, der zurzeit in Begutachtung ist, kein Wort von den geplanten Steuererhöhungen enthalten sei.
    Dieses Gesetz scheine daher als Aufhänger dafür zu dienen, meint die Bundeswirtschaftskammer, um die Steuerpläne der Regierung kurzfristig ins Parlament bringen zu können.
    Nahe Osten
    Die nach dem Teilrückzug der israelischen Truppen im Libanon zwischen christlichen und drussischen Milizen entbrannten Kämpfe dauern an.
    Der libanesischen Armee ist es bisher nicht gelungen, die von den Israelis geräumten Gebiete unter ihre Kontrolle zu bringen.
    Die Auseinandersetzungen konzentrieren sich auf das Gebiet um die Stadt Calde südlich von Beirut.
    Eines der Ziele des israelischen Abzuges war die Möglichkeit, dadurch Abstand von den Kämpfen der Milizen zu gewinnen.
    Die neue israelische Verteidigungslinie erstreckt sich im Wesentlichen auf den Awali-Fluss, der nur schwer zu überwinden ist.
    Eine wirksame Kontrolle kann durch die Errichtung von drei Übergangstellen entlang der neuen Linie erzielt werden.
    Der Teilabzug ermöglicht Israel auch beträchtliche finanzielle Einsparungen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der amerikanische Chefunterhändler bei den Genfer Abrüstungsverhandlungen, Paul Nitze, informiert heute Bundeskanzler Kohl über den Stand der Gespräche.
    Kohl will dabei das Interesse der Bundesrepublik Deutschland an einer Einigung zwischen den USA und der Sowjetunion zum Ausdruck bringen.
    Die Verhandlungen in Genf sollen morgen nach zweimonatiger Unterbrechung wieder aufgenommen werden.
    Außenminister Genscher hat Moskau in diesem Zusammenhang aufgefordert, den Abschuss des südkoreanischen Verkehrsflugzeuges aufzuklären, um das für die internationalen Beziehungen erforderliche Vertrauen wiederherzustellen.
    Die Sowjets müssten bereit sein, meinte Genscher, eventuelle Fehlentscheidungen offen einzugestehen.
    In diesem Fall könnte in Genf noch Einigung erzielt werden.
    Deutsche Demokratische Republik.
    Staats- und Parteichef Erich Honecker hat heute in Ostberlin den ehemaligen deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt zu einer Aussprache empfangen.
    Im Mittelpunkt der Unterredung dürfte die bevorstehende Wiederaufnahme der Abrüstungsverhandlungen in Genf gestanden sein, vor allem die bei einem Fehlschlag der Gespräche beabsichtigte Stationierung neuer amerikanischer Mittelstreckenwaffen in Westeuropa.
    Schmidt hält sich seit Samstag auf Einladung der evangelischen Kirche in der DDR auf.
    USA.
    Die Sowjetunion hat in den Vereinigten Staaten zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen eine große Menge Getreide gekauft.
    Das Landwirtschaftsministerium in Washington teilte mit, Moskau habe bereits gestern 900.000 Tonnen Mais und Weizen gekauft und heute neuerlich 940.000 Tonnen Mais und Sojabohnen bestellt.
    Ein neues, Anfang September unterzeichnetes 5-Jahres-Getreidelieferungsabkommen sieht jährliche Mindestkäufe der Sowjetunion von 9 Millionen Tonnen Getreide in den USA vor.
    Die amerikanische Raumfähre Challenger hat mit einer perfekten Nachtlandung ihren sechstägigen Flug beendet.
    Challenger setzte mit seinen fünf Astronauten an Bord um 0.40 Uhr Ortszeit, das ist 9.40 Uhr mitteleuropäischer Zeit, auf dem Lufthafenstützpunkt Edwards in Kalifornien auf.
    Die Landebahn war von Scheinwerfern Tarkhad erleuchtet.
    Der Flug verlief völlig problemlos und wurde von der NASA als äußerst erfolgreich bewertet.
    Österreich.
    Unterrichtsminister Helmut Zilk hat einen Erlass unterzeichnet, wodurch das Vorhangverbot im Burgtheater mit Wirkung vom 1.
    September 1983 aufgehoben wird.
    Die Direktion des Burgtheaters wird dafür Sorge tragen, dass ab der ersten Premiere der Saison mit Nestroys Höllenangst das Vorhangverbot bei allen Vorstellungen keine Gültigkeit mehr hat.
    Die Wetterlage.
    Störungsausläufe eines Tiefs über Südnorwegen streifen den Alpenraum, sind aber nicht nachhaltig wetterwirksam.
    Die Alpensüdseite bleibt wetterbegünstigt.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Süden teilweise heiter, sonst veränderlich bis stark bewölkt.
    Hauptsächlich im Norden und am Alpennordrand lokal etwas Regen.
    In freien Lagen lebhaft auffrischender Westwind.
    Nachmittagstemperaturen 17 bis 23 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht 6 bis 15 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Dienstag.
    Im Norden Wolkenfelder sonst ziemlich sonnig.
    Westliche Winde.
    Am Alpenostrand zeitweise lebhaft auffrischend.
    Frühtemperaturen 6 bis 15 Grad.
    Tageshöchstwerte 18 bis 23 Grad.
    Das Wetter übermorgen Mittwoch.
    Keine wesentliche Wetteränderung.
    Im Norden zeitweise Wolkenfelder, sonst meist sonnig.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien heiter 20 Grad, Westwind 20 Kilometer in der Stunde, Eisenstadt wolkig 21 Grad, Linz bedeckt leichter Regen 15 Grad, Westwind 15 Kilometer, Salzburg wolkig 16 Grad, Südostwind 20 Kilometer, Innsbruck stark bewölkt 15 Grad, Bregenz stark bewölkt 17 Grad, Südwestwind 10 Kilometer in der Stunde, Graz wolkig 17 Grad und Klagenfurt wolkig 17 Grad.
    12 Uhr ist es und 13 Minuten.
    Seit letzten Mittwochabend eine südkoreanische Passagiermaschine von einem sowjetischen Kampfflugzeug abgeschossen wurde, ist die Weltpolitik von diesem Thema beherrscht.
    Die Untat, die als kaltblütiger Massenmord, als Jumbo-Massaker oder als barbarischer Akt der Grausamkeit bezeichnet wird, ist die schwerste Belastung des West-Ost-Verhältnisses seit Afghanistan und Polen.
    Viele Fragen über den Gang der Ereignisse in jenen zwei Stunden vor fünf Tagen sind noch offen.
    Warum drang die Verkehrsmaschine so tief in den Luftraum der USSR ein?
    Ist eine Verwechslung mit einem US-Aufklärer möglich gewesen?
    Kam der folgenschwere Schussbefehl direkt aus Moskau oder ohne Absprache mit der Kreml-Führung von einer untergeordneten Stelle?
    Beides wäre gleich schlimm, denn beides zeigt, wie schnell geschossen wird.
    Nicht auszudenken, wäre ein amerikanisches Verkehrsflugzeug getroffen worden.
    Der Vorfall erinnert auch daran, wie nahe wir alle einer politischen oder militärischen Katastrophe sein können.
    Wie fragt jedoch ein US-Abgeordneter am Wochenende, haben die Russen die Hand auch so schnell am nuklearen Abzugshahn?
    Fragen über Fragen, zunächst aber fasst Roland Machatschke alle verfügbaren Informationen zusammen, die sich mosaikartig zu einer Rekonstruktion der Ereignisse vom letzten Mittwoch zusammenfügen.
    KAL-007, so die Kurzbezeichnung des Flugs New York-Seoul der südkoreanischen Fluggesellschaft, verließ den Zwischenlandeplatz Anchorage in Alaska um 12 Uhr mitteleuropäischer Zeit am Mittwoch, dem 31.
    August.
    Am Steuer war Flugkapitän Chun Pyung-in, ein erfahrener Pilot mit mehr als 10.000 Flugstunden.
    Die Maschine, eine Boeing 747, ein modernes Flugzeug mit Computernavigation und so vielen Sicherungen, dass ein Verfliegen technisch nahezu unwahrscheinlich ist.
    Und dennoch, zweieinhalb Stunden nach dem Start in Anchorage, hatte KAL 007 begonnen, vom Kurs abzuweichen, war in sowjetischen Luftraum eingedrungen und wurde schließlich, achteinhalb Stunden nach dem Start, von einem sowjetischen Jagdflugzeug über dem Meer
    zwischen der sowjetischen Insel Sachalin und der japanischen Nordinsel Hokkaido abgeschossen.
    Wie konnte das geschehen?
    Und noch rätselhafter.
    Entgegen ersten Meldungen war der Pilot der Boeing 747 ständig in Funkkontakt mit der Bodenkontrolle des japanischen Flughafens Sapporo und sein letzter Funkspruch wurde zu einem Zeitpunkt empfangen, als sowjetische Jäger schon minutenlang den Düsenriesen in Sichtweite begleiteten.
    Und acht Minuten, bevor der sowjetische Pilot seiner Leitstelle meldete, er habe die Rakete abgefeuert, die das Schicksal von 269 Menschen besiegelte.
    Die bisher glaubhafteste Begründung für den Irrflug von KAL 007 ist fehlerhafte Bedienung des Bordcomputers.
    Die Boeing 747 ist mit drei unabhängig operierenden Navigationssystemen ausgerüstet.
    Kreiselkompassgeräten, die, wenn sie einmal eingestellt sind, einen Flugkurs mit einer Genauigkeit von rund eineinhalb Kilometern pro Stunde Flug halten können.
    Bei Langstreckenflügen sind sie direkt mit dem Autopiloten gekoppelt.
    Das System steuert also das Flugzeug vollautomatisch.
    Die 3-Mann-Cockpit-Besatzung muss in erster Linie überwachen.
    Wichtig für die Funktion des Systems ist aber die Eingabe der korrekten Daten.
    In Anchorage ist das nach Aufzeichnung in der Bodenkontrolle geschehen.
    Das Navigationssystem der Boeing wurde über die Eingabetastatur des Bordcomputers mit den präzisen Koordinaten, Längen und Breitengraden des Abflugortes Anchorage gefüttert.
    Die koreanische Maschine flog auf einer von mehreren Luftstraßen zwischen Alaska und Ostasien, der Luftstraße Romeo 20.
    Auf dieser Luftstraße befinden sich zwischen Anchorage und Seoul insgesamt 20 Überprüfungspunkte, an denen der Pilot seinen augenblicklichen Standort mit den Soll-Daten der automatischen Flugführung vergleichen soll.
    Zweieinhalb Stunden lang funktionierte das beim Flug KAL 007 einwandfrei.
    Bis zum Punkt Neva, knapp außerhalb der letzten Insel der amerikanischen Aleutenkette.
    Von dort an flog die Boeing 747 zu weit nördlich.
    Statt über der japanischen Insel Hokkaido erreichte sie Asien über der sibirischen Halbinsel Kamtschatka und damit über eine militärisch überaus heiklen Region mit einem U-Boot-Stützpunkt, einem Luftwaffenstützpunkt und zwei Raketenabschussbasen.
    Um 19.07 Uhr unserer Zeit, neun Stunden nach dem Start von Anchorage, meldete sich der Pilot bei der Flugsicherung Sapporo in Japan.
    Er habe den Kontrollpunkt Nippa erreicht.
    In Wirklichkeit war er einige hundert Kilometer weiter nördlich über Kamtschatka.
    Um 20.18 Uhr, also mehr als eine Stunde später, meldete der Pilot, er nähere sich dem nächsten Kontrollpunkt, Nocca, und er suchte die Flugsicherung Sapporo von 33.000 Fuß auf 35.000 Fuß Höhe steigen zu dürfen.
    Zu diesem Zeitpunkt war die Maschine mehr als 600 Kilometer von ihrem Kurs abgewichen.
    Zwei Minuten später sahen japanische Experten der Luftwaffenradarstation Wakanai, die der sowjetischen Insel Sakhalin am nächsten liegt, einen großen und drei kleine Leuchtpunkte auf den Radarschirmen.
    Sie wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es sich um den verirrten südkoreanischen Jumbo und drei sowjetische Jäger handelte.
    Eine Minute später meldete sich der Pilot wieder.
    In Sapporo hörte man die englischen Worte This is KAL-007, also die Identifizierung des Fluges.
    Dann ein lautes Rauschen und dann war es still.
    Zur gleichen Zeit registrierten die Abhöranlagen der Amerikaner den Funkverkehr zwischen einer sowjetischen Bodenleitstelle und einem Jägerpiloten.
    Ziel anvisieren, anvisiert.
    Feuer, gefeuert.
    Viele Fragen sind noch immer offen.
    Warum hat Flugkapitän Chun nicht gemerkt, dass er hunderte Kilometer vom Kurs abgewichen war?
    Hatte er tatsächlich Koordinaten verwechselt, etwa als er seine letzte Position mit 41° Nord, 147° Ost durchgab, sich tatsächlich aber auf 47° Nord, 141° Ost befand?
    Warum war Funkkontakt zwischen den Verkehrsflugzeugen und den Sowjets nicht möglich, da doch der Sprechfunk zwischen Flugzeug und Flugleitung Sapporo funktionierte?
    Angeblich haben sowjetische Jagdflugzeuge nur zwei Funkfrequenzen fix geschaltet.
    Erstens, um es einem Piloten schwer zu machen, sich ins Ausland abzusetzen.
    Und zweitens, um die Verwundbarkeit gegenüber feindlicher elektronischer Aufklärung zu verringern.
    Eine weitere Frage.
    Haben die Sowjets die Boeing 747 mit einem in der Gegend operierenden amerikanischen Aufklärungsflugzeug des Typs RC-135 verwechselt?
    Die RC-135 ist aus dem Verkehrsflugzeug Boeing 707 entwickelt.
    Sie ist um mindestens 15 Meter kürzer als die Boeing 747 und hat vor allem nicht den charakteristischen Buckel des Jumbos.
    Manches wird sich vielleicht noch beantworten lassen, wenn die Amerikaner weiteres Aufklärungsmaterial freigeben.
    Der große Rest des Rätsels von KAL 007 liegt aber auf dem Grund des Pazifischen Ozeans, zusammen mit 269 Leichen.
    Im Nebenstudio fasste Roland Machatschke die aktuellsten Informationen über den Luftzwischenfall zusammen.
    In die Sowjetunion jetzt.
    Hier weiß der russische Medienkonsument immer noch nicht, dass da weit im Osten eine westliche Verkehrsmaschine abgeschossen wurde mit 269 Toten.
    Die erste offizielle Version lautete ja, das Flugzeug hat den sowjetischen Luftraum wieder verlassen.
    In den letzten Tagen hat die TAS dann immer wieder in kleinen Dosen Details hinzugefügt, aber nie die entscheidenden.
    Als neueste Version versucht man es nun mit einem Gegenangriff, es habe sich um ein Spionageflugzeug gehandelt.
    Vom Paris-Besuch des Außenministers und stellvertretenden Ministerpräsidenten Andrei Gromyko hat sich der Westen wenigstens erwartet, dass man dem zweiten Mann des Kreml zur Rede stellen kann.
    Aber Gromyko stornierte den Flug an die Seine.
    Darüber später.
    So bleibt nur ein ungenannter Moskauer Informant der Agentur Associated Press, der den Abschuss zugegeben hat.
    Aus Moskau berichtet Otto Hörmann.
    Von Fernsehabend zu Fernsehabend wird Moskau gesprächiger, ohne allerdings inhaltlich viel mehr über den Verlauf des Zwischenfalls zu sagen.
    Gesagt wurde bisher nicht, ob die amerikanische Darstellung stimmt und sowjetische Abfangjäger den Jumbo Jet tatsächlich abgeschossen haben oder nicht.
    Die Moskauer Medien sind jetzt vor allem damit beschäftigt, antiamerikanische Stimmung zu machen und den ursprünglich erhobenen Spionagevorwurf auszubauen, indem sie aus westlichen Medien zitieren, was die sowjetische Position erhärtet.
    Dabei kommt auch die österreichische Volksstimme zu Ehren mit einer Passage, die in der Rückübersetzung aus dem Russischen etwa lautet,
    Nach Angaben der Amerikaner hat der amerikanische Geheimdienst zwei Stunden lang alle Funksprüche aufgezeichnet, die im Zusammenhang mit der Verletzung des Luftraumes geführt wurden."
    Ende des Zitats aus der Volksstimme, woraus die Pravda den Versuch der Amerikaner ableitet, das sowjetische Nachrichtensystem auszukundschaften.
    Interessanter ist, dass der Stabschef der sowjetischen Luftabwehr, Generaloberst Semyon Romanov, eine Darstellung des Vorfalles über vier Zeitungsspalten hinweg gibt.
    ohne dass das Bild grundlegend klarer würde.
    Er wiederholt, dass erstens das Flugzeug unbekannter Identität ohne Positionslichter geflogen sei, dass zweitens die Besatzung auf die Funksprüche des sowjetischen Jägers nicht reagiert habe, dass drittens der sowjetische Jäger mit den Tragflächen gewackelt, mit den Positionslichtern geblinkt habe und dass viertens der sowjetische Jäger, als alle vorher genannten Manöver ergebnislos geblieben waren, in Richtung der Flugroute des südkoreanischen Flugzeuges
    Warnschüsse mit Leuchtspur-Munition abgefeuert habe.
    Was sich dann in der Luft tat, bleibt dem sowjetischen Medienkonsumenten nach wie vor unklar, obwohl der Generaloberst als erster von einer großen Zahl von Todesopfern spricht.
    In dem Zeitungsartikel folgt dann eine breite Ausführung der Spionagevorwürfe an die USA, gekoppelt mit dem Vorwurf, die Amerikaner hätten nichts unternommen, um das Flugzeug auf den richtigen Kurs zurückzubringen.
    Bedeutend könnte freilich der folgende Satz des Generalobersten sein.
    Im Westen heißt es, der sowjetische Pilot habe genau gewusst, dass er ein Zivilflugzeug vor sich habe.
    Doch genau wusste dies der sowjetische Pilot nicht.
    Das südkoreanische Flugzeug flog ohne Positionssichter und in seinem Aussehen ähnelte es in vieler Hinsicht dem amerikanischen Aufklärungsflugzeug.
    Der Pilot konnte nicht feststellen, welche Aufgabe das in den sowjetischen Luftraum eingedrungene Flugzeug hatte."
    Ende des Zitats.
    Es wird also eine Verwechslung nahegelegt, wobei an anderer Stelle darauf hingewiesen wird, dass der Vorfall sich bei Nacht in 8.000 bis 10.000 Meter Höhe zugetragen habe.
    Die Sowjetunion beruft sich also darauf, dass eine schwere Verletzung des eigenen Luftraumes vorliege und dass alle internationalen Prozeduren seitens der sowjetischen Flugabwehr eingehalten wurden.
    Die Sowjetunion lässt aber offen, dass eine Verwechslung passiert sein könnte.
    Notfalls könnte Moskau sich noch anhand des im November des Vorjahres verabschiedeten sowjetischen Grenzgesetzes rechtfertigen, wo es in § 36 ausdrücklich heißt, dass in Fällen wie bei dem südkoreanischen Flugzeug
    Waffengewalt angewendet werden kann.
    Schrittweise und andeutungsweise hat Moskau also den Luftzwischenfall und seinen Ausgang eingestanden.
    Jetzt ist Moskau damit befasst, so viel Gesicht zu wahren wie möglich und den internationalen Prestigeschaden zu limitieren.
    Es ist jedoch fraglich, ob dem damit gedient wird, dass Moskau zum Beispiel formuliert,
    Die Geschichte werde dem Weißen Haus die Rechnung für diese Menschenleben vorhalten oder die amerikanische Regierung versuche, offenen Antworten auf ihre verbrecherischen Taten aus dem Weg zu gehen.
    Auch wenn Moskau propagandistisch überschlägt und andererseits mit den Buchstaben internationaler und nationaler Gesetze argumentiert, Moskau hat gezeigt, dass bei den eigenen Militärs der Kold locker sitzt, nicht nur bei den Militärs jenseits des Ozeans, wie es die Sowjetpropaganda posaunt, nicht nur Wildwest,
    sondern auch Wildost.
    Aus Moskau jetzt nach Washington.
    Dort berät US-Präsident Reagan mit den Spitzen seiner Regierung und seiner Beraterstäbe das weitere Vorgehen.
    Dabei zeichnet sich als Grundlinie die Forderung ab, dass Moskau endlich lückenlos Auskunft geben soll über die Ereignisse über Sakhalin.
    Washington verlangt de facto das Eingeständnis des Abschusses, der ja immer noch nicht zugegeben wird, offiziell zumindest nicht.
    Nur ein solches wohl unwahrscheinliches Schuldbekenntnis der UdSSR könnte jene Vergeltungsmaßnahmen verhindern, die Reagan heute Nacht im US-TV bekannt geben will.
    Reagan sieht sich in seiner Sichtweise der Sowjetunion durch den Vorfall bestätigt.
    An evil empire, ein Reich des Bösen.
    Deshalb sollen die Sanktionen trotz 60 toter Amerikaner milde ausfallen.
    Ob allerdings jetzt überhaupt noch ein Verhandlungsergebnis in Genf angestrebt wird, morgen beginnen wieder die Raketengespräche,
    Ob das Madrid-KSCD-Treffen den Dialog der Blöcke aufrechterhalten kann, ob es doch noch zu einem Gipfel Reagan-Andropov kommt, all das darf man nun mehr als letzte Woche bezweifeln.
    Zunächst aber lautet die Devise aus dem Weißen Haus, kein neuer kalter Krieg, meldet Klaus Emmerich.
    Es soll kein neuer kalter Krieg begonnen werden.
    Diese Formel der Region Reagan wird in diesen Stunden eher durch das bestätigt, was nicht stattfindet, als durch das, was stattfindet.
    was informierte Diplomaten auch mit der neuesten Darstellung in Zusammenhang bringen, dass zur Abschusszeit auch ein amerikanisches Aufklärungsflugzeug in der Gegend unterwegs war, laut Washington, außerhalb russischen Hoheitsgebietes.
    Wie dem auch sei, Washington möchte den Abschuss des Zivilflugzeuges nicht zu einer zweiseitigen Angelegenheit zwischen den beiden Supermächten hochstilisieren.
    Damit wird in der amerikanischen Hauptstadt mehrheitlich und auch von Präsident Reagan der Rat der extremen Rechten außer Acht gelassen, zum Beispiel die diplomatischen Beziehungen abzubrechen, abzubauen oder einzufrühren, eine neue Handels- und Reisesperre der USA gegen die Sowjetunion zu verhängen oder die Abrüstungsverhandlungen in Genf und Wien abzubrechen.
    Die Regierung Regen folgt aber auch nicht dem extrem liberalen Standpunkt, wie er teilweise von europäischen Ratgebern verfolgt wird.
    Der Westen soll sich überhaupt aus der Abschussaffäre heraushalten und nicht in den Verdacht des Spionage oder der Mitwisserschaft oder der Missachtung der Rechte eines souveränen Staates.
    oder auch nur der Deckung der Schlamperei eines koreanischen Piloten sich auszusetzen, der russischen Verteidigung nicht indirekt in die Hände zu arbeiten und daher Business as usual zu betreiben, also in Ost-West-Verhältnis so zu verfahren, als ob überhaupt nichts geschehen wäre.
    Die mittlere Linie internationaler Antwort, gepaart mit zweiseitiger Härte in wichtigen Angelegenheiten zwischen Washington und Moskau, diese Linie, wie sie eingeschlagen wurde, wird in der Umgebung von Präsident Reagan so begründet.
    Dieser amerikanische Präsident habe sich über das System der Sowjetunion und seine Folgen bisher schon keinerlei Illusionen hingegeben.
    Es geht jetzt darum, diese realistische Bewertung der anderen, der östlichen Supermacht,
    durch Kurshalten der westlichen Supermacht zu bestätigen und zu bekräftigen.
    Angefügt wird, es könne gar nicht anders sein, als sie die bisherige, betont antikommunistische Politik der Regierung Reagan, unbeirrt beibehalten, also nicht geändert werde.
    Im Weißen Haus ergänzt man, bei Ronald Reagan könne nicht so etwas eintreten wie bei Jimmy Carter.
    Der frühere amerikanische Präsident habe nach der Besetzung Afghanistans im 79er Jahr vor laufenden Fernsehkameras bestätigt,
    dass er durch diese sowjetische Invasion seine eigene, seine persönliche Meinung über die wahren Ziele der Sowjets geändert habe.
    Gemessen an der Reaktion der amerikanischen Öffentlichkeit, die bei jeder sich nur bietenden Gelegenheit und auch nach neuesten Meinungsumfragen Härte gegenüber dem sowjetischen Abschuss verlangte,
    wird die regensche Entscheidung, mit der Sowjetunion gedrosselt weiterzumachen, vielleicht in Ausnahmefällen wie etwa dem Kulturaustausch zurückzufahren, taktisch wie eine Mehrzweckwaffe.
    Nach innen Restaurantentrecken ausstreuen, er habe es ja schon immer gesagt, und nach außen schickt das Weiße Haus amerikanische Diplomaten aus, um in aller Welt zu dokumentieren, man sehe, wer sich kriegerisch verhalte, jedenfalls nicht dieser amerikanische Präsident.
    Reagan bietet sich außerdem die Chance, eine gemeinsame Außenpolitik der beiden amerikanischen Parteien in einem weiteren Fall einzuführen, etwas, was jahrelang verloren und in Washington fiel.
    Und worauf Reagan auch hofft, das ist die ja auch oft auch vermisste Solidarität der europäischen NATO-Partner.
    Die wird Reagan diesmal auf alle Fälle brauchen, denn geplant sind Sanktionen gegen die sowjetische Fluggesellschaft der Aeroflot, die ja seit der Polen-Krise auf amerikanischen Flughäfen ohnehin nicht mehr landen darf, aber eben in Europa.
    Jetzt nach Paris.
    André Gromyko hat also, wie schon berichtet, recht kurzfristig den für heute vorgesehenen Frankreich-Besuch abgesagt und ihn auf später verlegt.
    Die Vermutung liegt nahe, dass sich Gromyko unangenehme Fragen seiner Gastgeber ersparen wollte.
    Thomas Fuhrmann berichtet.
    Seit der Affäre um den Abschuss der Boeing 747 der Korean Airlines mehrten sich die Stimmen, vor allem so in Zeiten der Opposition und den Medien, die Visite Gromykos abzusagen.
    Das knappe Kommuniqué des französischen Außenministeriums spricht nun von einer Verschiebung des Besuches.
    Kroniko soll jetzt nach und nicht vor dem Außenministertreffen bei der KSZE-Folgekonferenz in Madrid nach Paris kommen.
    Von wem die Entscheidung ausgegangen ist, darüber gibt es offiziell keine Auskunft.
    Es scheint jedoch so, als ob die Initiative dafür vom Kreml ergriffen worden ist.
    In Paris hatte man Gromykos Programm als Reaktion auf die sowjetische Vorgangsweise gegen die Boeing 747 nur stark eingeschränkt.
    Das für heute Abend vorgesehene festliche Diner war zu einem Arbeitsessen im engsten Kreis degradiert worden.
    Die für morgen geplante Begegnung Gromyko-Mitterrand sollte überhaupt entfallen.
    Auf französischer Seite hielt man jedoch am Besuch bis zuletzt fest, unter anderem mit der Begründung,
    Wenn US-Außenminister Schulz Gromyko trotz der angespannten Lage in Madrid trifft, warum soll dann Frankreich nicht seinerseits die Gelegenheit zu einem klärenden Gespräch mit dem Kreml-Verantwortlichen nützen?
    Die französisch-sowjetischen Beziehungen sind seit dem Machtwechsel in Paris vor zwei Jahren merklich abgekühlt.
    Von einem in beiderseitigen Abkommen vorgesehenen regelmäßigen Besuchsaustausch ist seither keine Rede mehr.
    Aber der Dialog ist aufrecht geblieben.
    Wesentlich zur Verschlechterung des Klimas hat Mitterrands Eintreten für den NATO-Doppelbeschluss und die sowjetische Forderung nach Einbeziehung der französischen Nuklearwaffen in die Genfer Abrüstungsverhandlungen beigetragen.
    Wir hatten kurz Thomas Fuhrmann in Paris am Telefon.
    Offiziell bisher geschwiegen zum Abschuss der südkoreanischen Verkehrsmaschine hat die kommunistische Partei Österreichs, während die KPI Italiens, aber auch die spanischen und die französischen Kommunisten die Aktion der Sowjetunion verurteilt haben.
    Fritz Besata sprach deshalb heute Vormittag mit dem Vorsitzenden der KPÖ, Franz Muri.
    Muri bedauert dabei den Tod von 269 Menschen und sieht als Konsequenz des Vorfalls den internationalen Entspannungsprozess nicht abreißen zu lassen.
    Frage an Muri, sollte nicht eine Konsequenz auch diese sein, ganz einfach nicht auf ein ziviles Flugzeug zu schießen, dazu Muri?
    Ja, könnte man überlegen, aber natürlich müssen gewisse Sicherungen getroffen werden, dass nicht ein ziviles Flugzeug
    auch unter Gefährdung der Passagiere für bestimmte Provokationen missbraucht wird.
    Und dass hier irgendetwas in der Richtung auch eine Rolle gespielt hat, das, glaube ich, kann man nicht ausschließen.
    Man kann nicht nur jetzt bei der Sowjetunion die Verantwortung suchen.
    Es muss auch andere Umstände gegeben haben.
    Denn wie gesagt, es ist ausgeschlossen, dass das Ganze nur ein Irrtum war.
    Wenn man zwei Stunden so weit abkommt von der Route, das ist völlig ausgeschlossen.
    Und da muss man allseitige Konsequenzen.
    Herr Muri, Sie haben gesagt, man soll die Verantwortung nicht nur bei der Sowjetunion suchen.
    Das schließt aber mit ein, dass Sie die Verantwortung auch der Sowjetunion zuschieben.
    Meine Frage, andere kommunistische Parteien als die KPÖ, etwa die KPI, aber auch die französische kommunistische Partei und die kommunistische Partei Spaniens haben sehr scharf in Presseerklärungen den Abschuss der südkoreanischen Verkehrsmaschine verurteilt.
    Sie sind da offenbar, so wie bisher bei Aktionen der Sowjetunion, viel zurückhaltender Moskau-Treuer.
    Wissen Sie, wir wollen nach den Tatsachen urteilen und danach unseren Standpunkt auch festlegen.
    Und so wie die Dinge jetzt sind, möchte ich noch einmal unterstreichen, dass wir diesen tragischen Vorfall zutiefst bedauern, dass hier alles getan werden müsste, um so etwas für die Zukunft zu verhindern, auch seitens der Sowjetunion.
    Aber ein endgültiges Urteil darüber kann man fällen, wenn noch genauere Fakten vorliegen.
    Und wenn man die Dinge genauer kennt, dann kann man auch besser urteilen.
    Das meint also der KPÖ-Vorsitzende Franz Muri und mit diesem kurzen Telefoninterview haben wir für heute Mittag die Berichterstattung über den Luftzwischenfall von letzter Woche im Osten der Sowjetunion.
    Abgeschlossen 12.35 Uhr für die zweite, etwas kürzere, Journalhälfte planen wir unter anderem noch Beiträge zu den Themen Überblick über die diesjährige Ernte in Österreich,
    Der Wettersturz bringt zahlreiche Berggefahren.
    Wir berichten dazu aus dem aktuellen Anlass von sieben Bergtoten am vergangenen Wochenende.
    Und dann sprechen wir noch mit Bernard Bliet, dem französischen Filmschauspieler, der jetzt in Wien Theater spielt.
    Zunächst aber
    Ein Beitrag aus dem Bereich der Innenpolitik als Verstoß gegen die sozialistischen Grundsätze und nicht zu entschuldigende Missachtung von Toleranz und Gastfreundschaft hat gestern in der Fernseh-Pressestunde der stellvertretende Parteivorsitzende der SPÖ Innenminister Karl Blecher das von den Wiener Sozialistischen Jugendveranstaltete Anti-Papst-Fest bezeichnet oder wie dieses Fest ja offiziell heißt Alternative zum Papstrummel.
    Zu diesen Vorwürfen telefonierte Gerald Kritsch mit dem Obmann der sozialistischen Jugend, dem Abgeordneten Josef Tschapp.
    Herr Abgeordneter, Tschapp-Minister Blecher sieht in der Veranstaltung einen Verstoß gegen sozialistische Grundsätze.
    Sind Sie derselben Auffassung oder ist das für Sie kein Verstoß gegen Toleranz und dann auch gegen die Gastfreundschaft?
    Ja, ich bin der Auffassung, da muss ein Missverständnis vorliegen.
    Die sozialistische Jugend Wien hat ja garantiert, dass bei dieser Veranstaltung
    keine persönlichen Angriffe auf den Papst gestartet werden sollen, auch nicht das Gastrecht damit verletzt werden soll, sondern dass das einfach im Rahmen der demokratischen Grundrechte eine kritische Auseinandersetzung mit der Politik des Papstes wird, zum Beispiel zum Thema Zentralamerika, zum Beispiel zum Thema Empfängnisverhütung und zum Beispiel zum Thema Friedenspolitik.
    Und das ist sehr wohl mit den sozialistischen Grundsätzen vereinbar.
    Ist schon etwas unternommen worden, um dieses Missverständnis auszuräumen?
    Naja, es wird ein Gespräch geben mit dem stellvertretenden Parteivorsitzenden Karl Blecher in dieser Frage, einfach weil es hier einige Dinge gibt, die noch geklärt werden müssen.
    Aber hier einfach zu sagen, dass das den sozialistischen Grundsätzen ein Widerspruch ist, dem können wir
    in keinster Weise zustimmen und ich glaube, dass die Sozialistische Jugend Wien auch mit ihrer Veranstaltung beweisen wird, dass es imstande ist, hier eine sachliche und politische Auseinandersetzung mit der Politik des Papstes zu liefern.
    Noch einmal, es soll hier keine Beleidigung stattfinden, es soll hier nicht das Gastrecht verletzt werden und im Gegenteil, es soll also wirklich auch hier in gegenseitiger Toleranz zu einer Abklärung der politischen Differenzen kommen.
    Es gibt nun diese Aussage vom Minister Blecher.
    Minister Blecher galt bis vor nicht allzu langer Zeit als Anlaufstelle für die Probleme der Sozialistischen Jugendorganisation.
    Fast könnte man sagen als Schirmherr.
    Ist diese Zeit nun vorbei oder glauben Sie, dass es da wieder zu einer Klärung der Fronten kommen kann?
    Also ich glaube, dass die Zeit nicht vorbei ist.
    Wir werden weiter versuchen, dass wir mit unseren Problemen genauso wie zu allen anderen Mitgliedern des Parteipräsidiums auch zu ihnen kommen werden.
    Und ich glaube, dass aber beide Teile einfach sehr gerne offen und hart ihre Auseinandersetzungen austragen.
    Und das ist eben jetzt passiert und ich finde da gar nichts Besonderes dabei.
    Das sagt uns also am Telefon Josef Czap zu den Angriffen von Innenminister Blecha auf die sozialistische Jugend.
    Sieben Menschen, darunter ein vierjähriges Mädchen, fanden am vergangenen Wochenende in den österreichischen Bergen den Tod.
    Ein unerwartet schneller Wetterumschlag war die Hauptursache für dieses Katastrophenwochenende, an dem selbst harmlose Berge zu einer tödlichen Gefahr für den Bergsteiger und Bergwanderer geworden sind.
    Den folgenden Beitrag über Bergunfälle in Österreich gestalteten Manfred Kronsteiner und Günther Bauer.
    Ein erschütterndes Bild bot sich gestern den Bergrettern knapp unterhalb des Gipfels des großen Pyrgas an der oberösterreichisch-tairischen Grenze.
    Der 37-jährige Ernst Turicek aus Wien und seine vierjährige Tochter Olivia lagen erfroren im frischen Schnee des 2000ers, der üblicherweise als Ziel für Halbschuh-Touristen gilt.
    Ein unerwarteter Wettereinbruch hatte den Berg zu einer Todesfalle gemacht.
    Dabei war die Ausrüstung, die der Vater mitgenommen hatte, perfekt.
    Sogar ein Biwaksack war vorhanden.
    Doch die Ausrüstung kam nicht zum Einsatz.
    Vater und Kind dürften durch einen in unmittelbarer Nähe niedergehenden Blitz bewusstlos niedergestürzt und im Neuschnee erfroren sein, rekonstruierten Bergrettungsmänner.
    Die Frage, was Kinder auf Bergen verloren haben, ist freilich nicht auszudiskutieren.
    Vom leichtsinnigen Verhalten des Vaters kann jedenfalls keine Rede sein, denn auch der Wettereinbruch war in dieser Vehemenz nicht vorauszusehen.
    Zum Katastrophenbereich schlechthin wurde an diesem Wochenende vor allem das Admonter Gesäuse.
    Bei der Bergung eines ins Seil gestürzten, schwer verletzten Bergsteigers sichtete ein Hubschrauberpilot vier Menschen, die leblos im Seil hingen.
    Zwei junge Männer und zwei junge Frauen hingen tot in der Dachlnordwand des Gesäuses.
    Bisher war nur zu rekonstruieren, dass sich die vier Bergsteiger in zwei Seilschaften geteilt und zwei verschiedene, nicht weit voneinander entfernte Routen gewählt hatten.
    Sie waren Samstag früh bei strahlendem Bergwetter aufgebrochen.
    Ein unerwarteter Schlechtwettereinbruch führte zum Absturz einer der Seilschaften.
    Dieser Absturz dürfte zum sofortigen Tod geführt haben.
    Die beiden anderen Tourenteilnehmer stürzten nur leicht ins Seil, sie hingen aber an einer Wand, an der eisiges Wasser herunterran, sie erfroren.
    Drei der Toten konnten bisher geborgen werden.
    Für sommerliches Bergwetter waren die vier Opfer, deren Identität noch nicht zweifelsfrei geklärt werden konnte, gut ausgerüstet gewesen.
    Aber für plötzlich einsetzendes Schlechtwetter reichte diese Ausrüstung nicht.
    Ein Problem, mit dem sich das Korridorium Alpine Sicherheit in der letzten Zeit immer häufiger konfrontiert sieht, wie Dr. Eduard Rabowski erklärt.
    Denn der Modetrend geht zur leichten Bergkleidung, obwohl bessere Alpinausrüstungen häufiger gekauft werden als früher, aber eben nur gekauft und nicht verwendet.
    Man muss nur darauf hinweisen, dass leider zunehmend, und das wird von uns mit Beängstigung beobachtet, dass zunehmend Menschen mit einer geradezu für die Berge lächerlichen Begleitung unterwegs sind.
    Das kommt aus der in Gang befindlichen Sportkletterbewegung.
    die ja bei schönem Wetter durchaus funktioniert und es handelt sich meistens um exzellente Kletterer, die aber dann, wenn sie in einen Wettersturz geraten, also praktisch nur mehr dann gerettet werden können, wenn Bergrettung und Alpinschandomerie massiv eingreift.
    Ich möchte also erinnern daran, dass vor wenigen Wochen erst aus der schwierigsten Route
    am Totenkirchen zwei Leute herausgeholt worden sind und vor zurückliegenden zwei Jahren gab es in der La Liderer Wand eine geradezu sensationelle Rettungsaktion, die nur durch einen monströsen Einsatz zu einem Erfolg führte, der die Retter in eine enorme Gefahr gebracht hat und obendrein enorme Kosten verursacht hat.
    Doch zurück zum vergangenen Wochenende.
    Das siebente Bergopfer war ein deutscher Alpinist.
    Er starb in den Leoganger Steinbergen, als er sich an einem Felsblock festhalten wollte, der sich plötzlich löste und den Mann in die Tiefe riss.
    Immer mehr Menschen sterben auf den Bergen, weil sie sich zu viel zumuten.
    Und die Zahl der Herzinfarkte auf den Bergen hat in der letzten Zeit drastisch zugenommen.
    Bis Mitte Juli, und bis dahin reicht die letzte Statistik, sind auf Österreichs Bergen insgesamt 143 Menschen gestorben.
    Das sind zwar um 19 weniger als im Vergleichszeitraum des Bergunfallrekordjahres 1982.
    Doch diese rein statistische Schwankung hat keinerlei Signifikanz.
    Außerdem könnte, wenn weitere Katastrophenwochenenden wie das letzte auf Österreichs Bergen verzeichnet werden, der negative Rekord des Vorjahres mit 304 Bergtoten noch bei weitem übertroffen werden.
    werden.
    Manfred Kronsteiner und Günther Bauer berichteten und jetzt zum Thema Landwirtschaft.
    Traditionell in der letzten Woche vor der Wiener Messe hat heute der Präsident der niederösterreichischen Landeslandwirtschaftskammer, Matthias Bierbaum, einen Überblick über das Jahr der Bauern 1983, soweit er jetzt schon möglich ist, gegeben.
    Niederösterreich ist ja das größte Agrarbundesland Österreichs.
    Über die Details der heurigen Ernten und der Ernteaussichten hat Hans Adler den folgenden Bericht gestaltet.
    Viel ist schon geerntet, aber eine ganze Menge steht noch auf den Feldern und in den Gärten.
    Teilweise der Mais, vollständig noch die Zuckerrüben und zum größten Teil der Wein.
    Der niederösterreichische Kammerchef hat zunächst bestätigt, dass die Getreideernte in den wichtigsten Anbaugebieten heuer einen neuen Rekord gebracht hat.
    Insgesamt wird Österreich heuer etwa 700.000 Tonnen Getreide exportieren müssen, davon 500.000 Tonnen Brotgetreide
    Der Rest Futtergetreide.
    Und zum ersten Mal überhaupt, möglicherweise Braugerste.
    Denn die Qualität der Gerste ist heuer ebenfalls ein einsamer Rekord.
    Wie groß allerdings die Futtergetreide ausfroren sein müssen, hängt noch weitgehend von der Maisernte ab.
    Der Kukuruts, wie man in Wien und Niederösterreich sagt, steht heuer wegen der Trockenheit besonders schlecht.
    Man wird möglicherweise Ausfälle beim Futtermais durch Gerste ausgleichen müssen.
    Schlecht steht es in weiten Bereichen um die Zuckerrüben.
    Wo bewässert werden konnte, ist die Welt in Ordnung.
    Aber, sagt der Biobaum heute, wo nicht beregen werden konnte, wo sie keine Möglichkeit haben oder nicht getan haben, wird die Ernte nicht sehr gut.
    Ob der vorgestrige Regen noch auswirkt?
    Ich glaub's kaum.
    Für die Marktversorgung, also für den Konsumenten, ist der zu erwartende Mengenunterschied völlig bedeutungslos.
    Nun zum Wein.
    Die Angst vor dem Überschuss, welche die Weinbauern heuer seit dem Frühsommer plagte, scheint nicht mehr ganz so begründet.
    Auch hier hat der trockene Sommer einiges geändert.
    Bierbaum über einen Vergleich mit dem Vorjahr, das allerdings eine Jahrhunderternte brachte.
    Wenn es 70% der vergangenen Ernte wird,
    wird es eine sehr gute Ernte.
    Meine Weinbauern, meine Fachleute, die sind heuer so oft da drinnen beisammengesessen, die sind den ganzen Sommer, haben mir da gedacht, die würden sagen, nein, Herr, du bist falsch dran, das wird nicht so viel.
    Ich sag, kaum 70 Prozent können es werden.
    Den Preis für die Trauben kann man heuer durch die Kammer praktisch festsetzen.
    Denn in Wolkersdorf wird ein Weinlager gebaut, das einer Firma gehört, die im Besitz der Landwirtschaftskammer ist.
    Es wird so groß, dass es heuer, so auch Bierbaum, sicher nicht voll wird.
    Daher bleibt immer Kapazität für Interventionskäufe übrig.
    Wenn man also in der Kammer beschlossen hat, heuer den Wein mit 4 Schilling 50 zu übernehmen, hat man vermutlich auch die Möglichkeit, diesen Preis auf dem Markt durchzusetzen, weil man praktisch jede Menge kaufen kann, die notwendig ist, um diesen Preis zu halten.
    Wer allerdings unter den Weinbauern noch Verträge aus dem Vorjahr hat, muss diese Mengen zum abgemachten, sicher niedrigeren Preis ausliefern.
    Und zum Fleisch.
    Im Augenblick ist Almabtrieb und das Angebot vor allem an Rindfleisch steigt.
    Dem allerdings steht heuer ein neuerlich gesunkener Verbrauch der Österreicher gegenüber.
    Neuerlich, weil er schon im vergangenen Jahr gesunken ist.
    Man führt das in der Bauernvertretung auf die Sparsamkeit der Verbraucher als Folge der Krise und auf eine Verschiebung der Preise zugunsten des Schweinernen zurück.
    Insgesamt ist es heuer leichter zu exportieren, weil der Weltmarkt durch den Dollar als Zahlungsmittel dominiert wird und der steigende Dollarkurs kommt daher auf dem Umweg über steigende Weltmarktpreise für Agrarprodukte auch den österreichischen Bauern und Steuerzahlern zugute, die heuer vermutlich weniger für Preisstützungen auf den Tisch legen müssen als in vergangenen Jahren.
    Ein Beitrag von Hans Adler, wir bleiben noch bei der Wirtschaft.
    Die wöchentlich erscheinende Fachzeitschrift Die Wirtschaft veröffentlicht in ihrer morgen erscheinenden Ausgabe wieder die Rangliste der 100 größten Industriebetriebe Österreichs, gemessen an ihrem Umsatz.
    Zwischen den allergrößten des Jahres 1982 haben sich gegenüber 1981 nur minimale Verschiebungen ergeben.
    Denn dominierend in unserer Industrielandschaft sind ja nach wie vor die Unternehmen der verstaatlichen Industrie und der Großbanken.
    Die umfangreiche Tabelle mit dem Titel Top 100 sieht zwar auf den ersten Blick eher wie ein üblicher wirtschaftsstatistischer Zahlenfriedhof aus, vergleicht man jedoch die Umsatzentwicklung mit den Jahren vorher und nimmt man auch den Trend der beschäftigten Zahlen unter die Lupe, dann dient die Rangliste als recht anschauliche Unterlage für die Entwicklung der Industrie im vergangenen Jahr.
    Wer sind nun die Größten überhaupt?
    Welche Unternehmen sind die Giganten in ihrer jeweiligen Branche?
    Und wie hat sich die Gesamtheit der bedeutendsten Produktionsunternehmen unseres Landes im Vorjahr entwickelt?
    Hans-Christian Unger nimmt im folgenden Beitrag die Top 100-Liste der Wirtschaft unter die Lupe.
    Die Rangliste der 100 größten heimischen Industrieunternehmen wird auch 1982 wieder vom Konzern der Föst Alpine angeführt.
    Der Riese im verstaatlichten Bereich erzielte 1982 einen Umsatz von fast 76 Milliarden Schilling.
    Und gleich dahinter rangiert wieder ein Betrieb der Verstaatlichten die österreichische Mineralölverwaltung mit 53 Milliarden Umsatz.
    Platz 3 die direkt im Besitz des Bundes befindlichen Austria Tabakwerke mit 18,5 Milliarden Umsatz.
    Platz 4 die Steier Daimler Puch AG, Platz 5 die VEW, Platz 6 die Chemie Linz, Platz 7 und damit das erste Unternehmen, das nicht im Besitz des Bundes oder einer Großbank ist, Philips mit knapp 13 Milliarden Umsatz.
    Platz 8 schließlich Siemens, gefolgt von der Semparit-Gruppe und der Elin-Union am 10.
    Platz.
    Ranglisten, wie sie von der Zeitschrift Die Wirtschaft veröffentlichten Top 100, mögen zwar für Industriestatistiker auch isoliert betrachtet interessant sein.
    Sie bleiben aber nicht mehr als ein bloßes Zahlenwerk, wenn man sie nicht mit Vergleichsdaten in Beziehung setzt und sie im Licht der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung betrachtet.
    So sind die sorgfältig aufgelisteten Umsatzdaten und beschäftigten Zahlen ein zusätzlicher statistischer Beweis für die Rezession und den Strukturwandel, in dem sich die Industrie befindet.
    Hatten zum Beispiel die agierten Umsätze der 100 Größten noch von 1980 auf 1981 um real 3% zugenommen, so war im Vorjahr ein deutlicher Knick nach unten zu verzeichnen.
    Das Umsatzplus von insgesamt 15 Milliarden gegenüber 1981 bedeutet nämlich einen realen Verlust von 1,7 Prozent.
    Dieser ist darauf zurückzuführen, dass mehr als ein Drittel der untersuchten Betriebe 1982 einen Umsatzrückgang meldeten, während es 1981 nur 16 gewesen waren.
    Natürlich gibt es aber auch Lichtblicke.
    Dazu zählen in erster Linie der Chemieproduzent Henkel, der Lebensmittel- und Tierfuttererzeuger Masterfoods, Liebherr, Philips, Grundig und schließlich die Brillenfirma Optyl, die alle mit Zuwächsen von mehr als 20% aufwarten können.
    Die Ausnahmen waren jedoch nicht imstande, der Gesamtstatistik einen positiven Trend zu geben.
    Und noch etwas düsterer wird das Bild, wenn man sich die Gewinnsituation ansieht.
    Unter den ersten zehn Unternehmen, die zusammen rund 236 Milliarden Schilling Umsatz machten, finden sich nämlich nur drei in der Gewinnzone.
    die Austriater Backwerke, Philips und Siemens.
    Österreichs Top 100 sind nicht nur die größten Umsatzbringer, sondern auch die bedeutendsten Arbeitgeber unseres Landes.
    Es war daher naheliegend, dass sich die Statistiker auch mit der Arbeitsplatzentwicklung beschäftigt haben.
    Die Wirtschaft im Originalzitat, im Vorjahr dürften die Unternehmen ihre Personalstände noch einmal mit dem Staubkamm durchgegangen sein.
    Die zahlen dazu.
    Von den 100 Unternehmern kamen 78 mit weniger Mitarbeitern aus.
    Das Resultat unter dem Strich ein Minus von 8.000 Arbeitsplätzen.
    Der leisen Hoffnung, dass ein Wirtschaftsaufschwung mit erhöhter Nachfrage und einer dadurch gesteigerten Produktion die Lage bessern könnte, dieser Hoffnung steht der Realität noch nicht ausgeschöpfter Rationalisierungsmöglichkeiten gegenüber.
    Das letzte und vielleicht eindrucksvollste Zahlenbeispiel aus dem Kommentar der Zeitschrift zu ihrer Rangliste.
    Philips schaffte 1982 einen Umsatzzuwachs von mehr als 20 Prozent mit einer Belegschaft, die um 200 Mitarbeiter reduziert wurde.
    Umsätze, Gewinne und auch Arbeitsplätze in der österreichischen Industrie schrumpfen.
    Das war ein Beitrag von Hans-Christian Unger.
    Im Theater Francais de Vienne in der Wiener Josefsgasse hat heute Abend das neueste Stück des berühmten Dramatikers Jean Anouilh, Le Nombril, der Nabel, Premiere.
    Star des französischen Gastspiels ist Bernard Blier, der auch in Österreich aus vielen französischen Filmen bekannt ist.
    Das in Paris überaus erfolgreiche Stück ist bis zum 24.
    September täglich außerhalb Sonntags in Wien zu sehen.
    Maria Rennhofer sprach mit Bernard Bliet und berichtet über die französische Produktion.
    Das Gesicht von Bernard Blier wird jedem bekannt sein, der hin und wieder französische Filme gesehen hat.
    Der berühmte Komiker ist ab heute Abend drei Wochen lang Star des Wiener Gastspiels des Théâtre de l'Atelier aus Paris, das Jean-Anouilh's Le Nombri der Nabel präsentiert.
    Bernard Blier charakterisiert seine Rolle in dem Stück folgendermaßen.
    Es ist sehr einfach.
    Ich spiele den Roll von Jean-Anouilh.
    Diese Szene ist praktisch eine Autobiografie.
    Es ist ein Stück, das er geschrieben hat über ihn, über sein Leben und über seine Verhältnisse mit der Menschheit.
    Das ist ganz einfach.
    Ich stelle Jean-Anouilhe selbst dar.
    Es ist ein autobiografisches Stück.
    Dieses Stück beschreibt sein Verhältnis zur Menschheit.
    Blier bleibt auch in Le Nombré seinem Fach treu.
    Es ist ein komisches Stück, aber mit durchaus ernsten Momenten.
    In Paris hatte die Produktion einen sensationellen Erfolg.
    Die Komödie wurde fast zwei Jahre lang gespielt.
    Auch die Kritik war begeistert.
    Le Figaro zum Beispiel charakterisierte Le Nombré als ein Stück über das Leben, den Tod, die Krankheit, das Alter, den Überdruss, das durch seinen Schwung und seine Virtuosität dennoch unwiderstehlich komisch wirkt.
    Über die Entstehung des Stücks meint Bernard Blier,
    Das Stück wurde vor etwa drei Jahren geschrieben.
    Er hatte Probleme, es zu spielen, weil er keinen Schauspieler fand.
    Es war für mich kein Stück.
    Er hat es nicht für mich geschrieben.
    Er hat für mich andere Schauspieler geschrieben.
    dass ich nicht gespielt habe, weil ich nicht frei war.
    Dieses Stück war nicht für mich persönlich bestimmt.
    Andere Stücke hatte er für mich bestimmt, für mich persönlich, als meine Rolle.
    Leider konnte ich sie nicht spielen, weil ich zu der Zeit nicht frei war.
    Der 1910 in Bordeaux geborene Autor Jean Anouy, berühmt durch seine Tragödien wie Antigone und Beckett oder die Ehre Gottes, aber auch durch brillante Komödien und ironische Verwechslungsspiele, knüpft mit diesem jüngsten Stück an seine beste Tradition an.
    Wie bei den meisten Ur-Aufführungen inszenierte er auch Le Nombré, gemeinsam mit Roland Pietri.
    Wir fragten den Schauspieler Blié, wie sich die Zusammenarbeit mit dem Dramatiker Hanoi gestaltet hat.
    Sehr gut.
    Sehr, sehr gut.
    Er ist ein außergewöhnlicher Schauspieler.
    Es gab keine Probleme.
    Es ist ein wunderbarer Theatermensch.
    Das ist sehr gut vor sich hingegangen.
    Bis 24.
    September ist nun auch in Wien Le Nombré in der Originalinszenierung zu sehen.
    Weitere Gastspiele in Belgien, in der Schweiz und in mehreren französischen Städten sind geplant.
    Ob der Erfolg beim Wiener Publikum ebenso groß sein wird wie in Paris, wird sich zeigen.
    Bernard Blier vermeidet diesbezügliche Prophezeiungen.
    Interessant könnte jedenfalls ein Vergleich dieser Originalinszenierung mit der Wiener Interpretation werden, die das Volkstheater im Herbst in den Außenbezirken zeigen wird.
    4 vor 1 ist es.
    Wir fassen jetzt die aktuelle Lage wieder in Nachrichten zusammen.
    Österreich.
    Zum ersten Mal hat sich KPU-Chef Franz Muri zu dem Abschuss eines südkoreanischen Flugzeuges durch die Sowjets geäußert und den Vorfall bedauert.
    Eine der Konsequenzen wäre es, dass man nicht auf ein ziviles Flugzeug schießen dürfe, formulierte Muri.
    Andererseits hätten die Amerikaner aber auch nicht auf diese Weise spionieren dürfen.
    ÖVP-Generalsekretär Michael Graf sagte, ein System, in dem es die politische Führung anordne oder ermögliche, dass ein unbewaffnetes Zivilflugzeug kaltblütig abgeschossen werde, habe jeden moralischen Anspruch darauf verwirkt, sich eine Autorität anzumasen, wenn es um den Frieden geht.
    ÖGB-Vizepräsident Johann Gassner, er ist Vorsitzender der Christlichen Gewerkschafter, setzt sich heute im ÖVP-Pressedienst für eine frühere Pensionierung der Arbeitnehmer ein.
    Im Zusammenhang mit der Diskussion über verschiedene Modelle der Arbeitszeitverkürzung meint Gassner, es müsse jenes Modell bevorzugt werden, durch das der größte beschäftigungspolitische Effekt erzielt werden könne.
    Dies sei eindeutig die Verkürzung der Lebensarbeitszeit.
    Die von Finanzminister Herbert Salcher angekündigte Erhöhung aller Mehrwertsteuersätze muss sich nach Ansicht der Bundeswirtschaftskammer auf die Preise auswirken.
    Daher werde diese Maßnahme empfindliche Auswirkungen auf die Inflation mit allen negativen Konsequenzen auf die Wirtschafts- und Sozialpolitik haben, meint die Kammer.
    ÖVP-Wissenschaftsprecher Heinrich Neisser forderte heute mehr Berücksichtigung für die Wissenschafts- und Forschungspolitik.
    Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten dürften Wissenschaft und Forschung nicht vernachlässigt, sondern müssten gefördert werden, argumentierte Neisser.
    Dazu gehört für den ÖVP-Wissenschaftsprecher unter anderem mehr Flexibilität an den Hochschulen.
    Der Bundesvorstand der jungen Generation in der SPÖ hat sich mit der Diskussion beschäftigt, die im Zusammenhang mit dem Papstbesuch in Wien und mit der geplanten Veranstaltung der sozialistischen Jugend Wien entstanden ist.
    Wie in einer Aussendung formuliert wird, weist die junge Generation vor allem die polemische und teilweise sogar skandalöse Kritik zurück.
    Jeder ehrliche und tolerante Dialog mit christlichen und katholischen Organisationen werde anerkannt und unterstützt, heißt es.
    Andererseits wird aber die Politik des Vatikans in vielen Staaten der Dritten Welt, besonders in Lateinamerika, verurteilt.
    Eine Abordnung österreichischer Parlamentarier reist heute zu einem viertägigen offiziellen Besuch nach Prag.
    Die Delegation wird von Nationalratspräsident Anton Benja geleitet.
    Nach Angaben des Außenministeriums in Paris hat der sowjetische Außenminister Andrei Grameko seinen für heute geplanten Besuch in Paris bis zum Ende der Woche verschoben.
    Von offizieller sowjetischer Seite liegt keine Bestätigung vor.
    Es lässt sich nicht absehen, ob die Verschiebung des Besuches in einem Zusammenhang mit dem Abschuss des südkoreanischen Jumbo-Jets steht.
    Die Reise Chromikus nach Madrid, wo er an der Schlusssitzung des Folgetreffens der Europäischen Sicherheitskonferenz teilnehmen wird, wird nicht geändert.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Im Süden teilweise heiter, sonst bewölkt, nur lokal etwas Regen.
    Nachmittagstemperaturen 17 bis 23 Grad.
    In einer halben Minute ist es jetzt 13 Uhr, 1 Uhr mittags.
    Im Namen aller Mitarbeiter des Mittagsschannals verabschiedet sich Lois Lück und wünscht einen schönen Nachmittag.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1983.09.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1983.09.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    UdSSR - Südkorea: Abschuss des KAL Jumbo-Jets, KPÖ-Vorsitzender Franz Muhri zu Abschuss
    Interview: Franz Muhri
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Muhri, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1983.09.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Josef Cap zu Papstbesuch - Antipapstfest - Blecha Angriffe
    Mitwirkende: Kritsch, Gerald [Gestaltung]
    Datum: 1983.09.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wettersturz bringt zahlreiche Bergtote - Hauptursache: Fahrlässigkeit
    Einblendung: Dr. Eduard Rabovsky (Kuratorium für alpine Sicherheit)
    Mitwirkende: Kronsteiner, Manfred [Gestaltung] , Bauer, Günther [Gestaltung] , Scheid, Hans-Christian [Gestaltung] , Rabovsky, Eduard [Interviewte/r]
    Datum: 1983.09.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Sport ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Überblick über die diesjährige Ernte in der Landwirtschaft
    Einblendung: Präsident der NÖ-Landwirtschaftskammer Matthias Bierbaum
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Bierbaum, Matthias [Interviewte/r]
    Datum: 1983.09.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Bernard Blier anläßlich der Premiere von "Le Nombril" - "Der Nabel" von Jean Anouilh
    Interview: Bernard Blier
    Mitwirkende: Rennhofer, Maria [Gestaltung] , Blier, Bernard [Interviewte/r] , Anonym, Übersetzer [Interviewte/r]
    Datum: 1983.09.05 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Theatre Francais de Vienne [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Film ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1983.09.05
    Spieldauer 00:59:40
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1983.09.05 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-830905_k02
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