Mittagsjournal 1984.06.29

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    Die Zeit?
    In fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag beim Mittagsjournal, sagt Ihnen Fritz Wendl als Redakteur im Studio.
    In den nächsten 60 Minuten planen wir Beiträge unter anderem zu folgenden Themen.
    Gleich nach den Nachrichten stellen wir anlässlich unserer gewohnten Freitag-Wochenend-Wetter-Vorschau die Frage, wo bleibt in diesem Jahr der Sommer?
    Hauptthema der politischen Berichterstattung ist das drumherum um den nun nach sieben Wochen Dauer zu Ende gehenden bundesdeutschen Metaller-Arbeitskampf.
    Wir untersuchen, welche Auswirkungen der Streik auf Österreich hatte, berichten aus Bonn über die ungefähren Kosten dieses Arbeitskampfes und über einige Details des vom Ex-SPD-Minister Leber zustande gebrachten Kompromisses.
    Und auch unsere Presseschau ist heute diesem Thema gewidmet.
    Ein Bericht über die Bilanz der krisengeschüttelten, verstaatlichen Vereinigten Edelstahlwerke kommt erstmals nicht aus Wien, sondern vom Werkstandort Kapfenberg.
    Dann haben wir Jugendvertreter gefragt, was sie eigentlich vom nun geplanten Kauf milliardenteurer Abfangjäger halten und teilweise sehr kritische Stellungnahmen erhalten.
    Die Kulturredaktion berichtet dann noch über ein literarisches Kolloquium in Linz, das Thomas Bernhardt gewidmet ist.
    Vor all dem gibt es aber jetzt die Nachrichten, die Elisabeth Marnas zusammengestellt hat und die nun Josef Wenzel-Nattek liest.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Im Tarifgebiet Nordwürttemberg-Nordbaden haben nach der Kompromisslösung im Arbeitskampf heute die Urabstimmungen über den Einigungsvorschlag der Schlichtungskommission begonnen.
    Die Arbeitgeber hoben die Aussperrung von etwa 140.000 Arbeitnehmern auf.
    Die Urabstimmung wird am Montag fortgesetzt.
    Wenn mehr als ein Viertel der insgesamt 250.000 Arbeitnehmer dem Vorschlag zustimmt, was als sicher gilt, kann in allen Betrieben die Produktion am Dienstag wieder aufgenommen werden.
    Kernstück des Kompromissvorschlags ist die Einführung der 38,5-Stunden-Woche.
    Der stellvertretende Vorsitzende der Metallarbeitergewerkschaft, Franz Steinkühler, hat der Regierung unterdessen empfohlen, ein vernünftiges Verhältnis zu den Gewerkschaften zu suchen.
    Steinkühler versicherte, die Gewerkschaften seien bereit, stets mit Bundeskanzler Helmut Kohl zusammenzuarbeiten, wenn es den Interessen der Arbeitnehmer diene.
    Nach der Einigung im Metallbereich haben sich die Ausgangsbedingungen auch für die Verhandlungen in der Druckindustrie entscheidend verändert.
    Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter werden ihre Gespräche morgen fortsetzen.
    Seitens der Druckergewerkschaft rechnet man aber nicht mit einer allzu schnellen Einigung.
    Ein führender Gewerkschaftsfunktionär hat seine Meinung über den Kompromiss in der Metallbranche wörtlich als nur sehr gebremste Freude bezeichnet.
    Norwegen.
    Unter Vorsitz von ÖVP-Bundesparteiobmann Mock beginnt heute in Oslo eine zweitägige Konferenz der Parteiführer der Europäischen Demokratischen Union.
    Im Mittelpunkt der Beratungen werden die Ost-West-Beziehungen, die Jugendarbeitslosigkeit, das Mittelamerika-Problem und der Umweltschutz stehen.
    Zum Ost-West-Verhältnis wird der ehemalige amerikanische Sicherheitsberater Richard Allen den Delegationen von 20 christlich-demokratischen und konservativen Parteien einen umfassenden Bericht vorlegen.
    Zum grenzüberschreitenden Umweltschutz hat ein Ausschuss unter Vorsitz des ÖVP-Abgeordneten Sixtus Lanner einen Bericht ausgearbeitet, der ein gemeinsames Vorgehen der europäischen Länder unter Einbeziehung der Oststaaten vorschlägt.
    Weiteres Thema der Beratungen ist die europäische Einigungsidee, die in dem Bericht, der den Teilnehmern vorliegt, als eigentliche Friedensidee unseres Jahrhunderts bezeichnet wird.
    USA.
    Außenminister George Shultz hat die vom schwarzen Bürgerrechtler Jesse Jackson erreichte Freilassung von 48 Häftlingen in Kuba als Propagandasieg bezeichnet.
    Jackson ist gestern Abend zusammen mit 22 in Kuba inhaftierten Amerikanern und 26 kubanischen politischen Häftlingen nach Washington zurückgekehrt.
    Eine Ersuchung des schwarzen Politikers, der sich um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten bewerbt,
    Nach einem Treffen mit Präsident Reagan wurde vom Weißen Haushalt im Augenblick nicht opportun abgelehnt.
    Nach Angaben aus dem Justizministerium in Washington werden sieben der von Jackson heimgeführten Amerikaner wegen in den USA begangener Delikte verhaftet werden.
    Frankreich.
    Nach Angaben des Vorsitzenden des französischen Pen-Clubs, René Tavernier, befinden sich zurzeit 489 Schriftsteller und Journalisten in aller Welt in Haft.
    Tavernier legte in Paris den Bericht des internationalen Pen-Clubs über Repressionen gegen Schriftsteller vor.
    Demnach sind 173 Publizisten in Europa ihrer Freiheit beraubt.
    41 in Afrika, 117 in Asien, 146 in Lateinamerika und 12 im Nahen Osten.
    Den Weltrekord an eingekerkerten Schriftstellern hält die Sowjetunion mit 114.
    Nach Angaben Taverniers sind diese Zahlen aber bei weitem nicht vollständig, weil es in vielen Ländern, wie zum Beispiel im Iran, unmöglich ist, überprüfbare Informationen zu erhalten.
    In dem Bericht des Pen Clubs wird unter anderem eine Meldung der Londoner Tageszeitung The Times aus dem Iran zitiert, wonach in einem Gefängnis fünf Journalisten verblutet sind, nachdem man ihnen die Handgelenke durchschnitten hatte.
    Negativ bewertet wird vom Pen Club auch Kuba, wo 24 Schriftsteller unter Bedingungen inhaftiert sind, die, wie es in dem Bericht wörtlich heißt, an Grausamkeit alles bisher Bekannte übertreffen.
    Sowjetunion.
    Nach nun vorliegenden Augenzeugenberichten hat der Wirbelsturm, der vor drei Wochen weite Gebiete östlich von Moskau verwüstet hat, allein in der Stadt Ivanovo mehr als 500 Menschenleben gefordert.
    Die sowjetische Presse sprach von Verlusten an Menschenleben, gab aber keine Opferzahlen bekannt.
    Weiters wurde über enorme Schäden an Fabriken, Schulen und Krankenhäusern in den Regionen Ivanovo, Gorki, Kostroma und Jaroslavl berichtet.
    Der Arkan soll Spitzengeschwindigkeiten bis zu 360 km pro Stunde erreicht haben.
    Das Katastrophengebiet ist für Ausländer nach wie vor gesperrt.
    Jugoslawien.
    Die Regierung in Belgrad hat die vom Kärntner Heimatdienst geforderte Volksabstimmung über eine Trennung der Kärntner Schulen in deutschsprachige und slowenischsprachige Schafe verurteilt.
    Ein Regierungssprecher bezeichnete die Forderung als Angriff auf die Rechte der slowenischen Minderheit und als Verstoß gegen den Artikel 7 des österreichischen Staatsvertrags.
    Österreich
    In der Wiener Innenstadt hat am Vormittag eine Kundgebung für die Errichtung des Nationalparks Donau-March-Taja-Auen stattgefunden.
    Vertreter verschiedener Umwelt- und Jugendorganisationen richteten einen dringenden Appell an die Obmänner der drei Parlamentsparteien, eine, wie sie sagten, unbeschreibliche Trinkwasserkatastrophe für Wien durch den geforderten Nationalpark zu verhindern.
    Nach Ansicht der Umweltschützer gibt es 70 mögliche Kraftwerksstandorte in ganz Österreich, die eine Trinkwasserversorgung nicht gefährden würden.
    Der Elektrizitätswirtschaft werfen die Kraftwerksgegner geschickte Werbemethoden vor, mit denen der Öffentlichkeit weitere umweltzerstörende Großkraftwerke schmackhaft gemacht werden sollen.
    Zur Unterstreichung ihrer Förderungen wollen die Aktionsgemeinschaft Nationalpark 85 und die österreichische Nationalparkjugend morgen die Donau-March-Teierauen mit einem symbolischen Akt zum österreichischen Nationalpark erklären.
    Nach den Worten von Wissenschaftsminister Heinz Fischer bestiehe die Jahrhundertchance, in Wien einen Museumskomplex von wahrhaft europäischer Dimension zu schaffen.
    Fischer sprach von einer Enquete zum Thema die Neustrukturierung der Bundesmuseum über das Projekt, die ehemaligen Hofstallungen, also den heutigen Messepalast, in den Museumsbereich der Wiener Innenstadt einzubinden.
    Vorher gebe es allerdings noch eine Reihe von sachlichen Fragen zu lösen, sagte der Minister, der die volle Unterstützung der Bundesregierung für das Projekt zusicherte.
    In Linz beginnt heute ein literarisches Kolloquium, das sich mit dem Werk des österreichischen Autors Thomas Bernhardt auseinandersetzt.
    Literaturwissenschaftler aus ganz Europa und den Vereinigten Staaten werden zwei Tage lang im Landesstudio des ORF ein Gesamtbild des literarischen Werks von Thomas Bernhardt erarbeiten, das sich vor allem an die literarisch interessierten Leser wenden soll.
    Rechtzeitig zu Ferienbeginn in Ostösterreich ist heute die Autobahnumfahrung von Arnoldstein dem Verkehr übergeben worden.
    Damit stehen auf der Südautobahn weitere 14 Kilometer, wenn auch vorerst nur einspurig mit Gegenverkehr, für die Italienreisenden zur Verfügung.
    Bis zum Sommer 1986 soll die Autobahn bis zur Grenze fertiggestellt sein.
    In den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland sowie in Belgien und im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen beginnen heute die Ferien.
    Damit wird die erste Reisewelle über Österreichs Straßen rollen.
    Die Autofahrerclubs rechnen ab den Mittagsstunden mit Behinderungen, vor allem auf den Nord-Süd-Verbindungen sowie an den Grenzen.
    Die Bundesbahnen führen heute und morgen zahlreiche Züge mit zwei Garnituren.
    Das waren die Nachrichten, es wird eben 12.10 Uhr, wir kommen wie immer am Freitag zu unserer ausführlichen Wetterschau fürs Wochenende.
    Diesmal vielleicht besonders interessant, weil ja, wie eben in den Nachrichten gehört, in ganz Ostösterreich die Schulferien beginnen und damit die Hauptreisezeit fast schlagartig anfängt.
    Und wenn ich so beim Studiofenster hinausschaue, dann drängt sich mir die Frage auf, die auch das bundesdeutsche Magazin Stern diese Woche zum Inhalt seiner Titelgeschichte machte.
    Wo bleibt der Sommer?
    Um Antwort wird Karl Michael Wilkredi von unserer Wetterredaktion gebeten.
    Der Sommer ist ja erst eine Woche alt.
    Wir können also schwer fragen, wo der Sommer bleibt.
    Bisher vielleicht einige Werte, weil allgemein die Meinung vorherrscht, der Juni sei nicht sehr schön gewesen.
    Das ist richtig.
    Was die Sonnenstunden anbelangt, bisher 200 Sonnenstunden ganz genau.
    Das ist etwa 15 bis 20 Prozent weniger als normalerweise im Juni.
    Aber das können wir ja noch aufholen.
    Der Juni geht ja noch eine Zeit lang.
    Regen gab es aber auch nur halb so viel als normalerweise.
    Die Landwirtschaft benötigt dringend Regen.
    Die Temperaturen im Durchschnitt 16 Grad, das entspricht ganz genau dem Juni-Durchschnitt.
    Schauen wir uns vielleicht gleich die aktuellen Werte an.
    So wie es bei uns aussieht, wenn man zum Fenster rausschaut, so sieht es auch im übrigen Österreich aus.
    In Bregenz bedeckt 15 Grad, in Innsbruck stark bewölkt 15, in Salzburg stark bewölkt 14 Grad.
    In Linz bedeckt Regen, 14 Grad.
    In Wien bedeckt Regen, 14 Grad.
    Eisenstadt bedeckt etwas Regen, 14 Grad.
    Graz stark bewölkt, 15 Grad.
    Und am wärmsten im sonnigen Süden, diesmal gar nicht sonnig, nur stark bewölkt, 18 Grad.
    Warum sind die Werte so bescheiden und die Sonneneinstrahlung derzeit kaum vorhanden?
    Schuld an unserem Wetter ist eine klassische Nordwestlage, beinahe könnte man sagen eine Nord-Nordwestlage.
    Schuld daran ist ein Hoch über dem Ostatlantik, also westlich von Irland ist das Zentrum.
    ein dazugehöriges Tief über Skandinavien.
    Dazwischen, zwischen diesen zwei riesigen Rotoren, die wie ein großer Mixer arbeiten, fließt die kühle und feuchte Luft in Staffeln zu uns und verursacht Regen, vor allem an der Alpen-Nordseite.
    Jetzt kurz die Aussichten für Freitag im Süden und im Flachland auch sonnig, sonst regnerisch,
    Die Wolken gehen ja derzeit beinahe auf der Straße spazieren.
    Örtlich Gewitter am Nachmittag.
    Temperaturen bis 22 Grad.
    Am Samstag im Flachland des Ostens und wieder vor allem im Süden etwas besser, sonst stark bewölkt, regnerisch ein paar Gewitter.
    Wieder nördlich der Gebirgszüge der meiste Regen.
    Leicht kühler bis 20 Grad.
    Wenn Sie am Wochenende Sport machen wollen, machen Sie es am Vormittag.
    Dort wird es am ehesten aushalten.
    Nachmittag muss mit Regen gerechnet werden, im überwiegenden Teil.
    Aber Schwammerl suchen ist ohnehin gesünder als Sonnenbaden.
    Sonntag keine wesentliche Änderung, vielleicht etwas mehr Sonne, vor allem im Westen.
    Von dort kommt langsame
    Wetterbesserung, die sich dann Anfang nächster Woche im Westen breit machen wird.
    Im Süden ohnehin das beste Wetter und im Flachland, sonst im Gebirge nach wie vor nicht sehr gut.
    Interessant vielleicht das Wetter in den übrigen Feriengebieten in Europa.
    Ich habe da vor mir das letzte Satellitenbild von jetzt von Mittag liegen.
    Es ist sonnig in Spanien, wenig Sonne in Portugal, in Frankreich wunderschön, aber Norddeutschland, Bayern zu.
    Süditalien, Corsika, Sardinien, Sizilien, sonnig, ebenso Jugoslawien, hingegen Oberitalien immer noch Schauer.
    Ein riesiges Wolkengebiet ist ungefähr derzeit in der Ausdehnung, wenn wir Wien als Zentrum nehmen, bis weit nach Polen hinauf, bis weit nach Bayern hinein, bis weit nach Jugoslawien und Ungarn hinein.
    Also da ist ein ganz dicker Batzen.
    Das war Karl Michael Belcredi und jetzt zur politischen Berichterstattung im Mittagsschornal.
    Unser Schwerpunktthema ist der heute, der nun seit sieben Wochen dauernd zu Ende gehende Arbeitskampf in der bundesdeutschen Metallindustrie.
    Dieser hat unter anderem ja die Automobilindustrie lahmgelegt und dadurch auch seine direkten Auswirkungen auf österreichische Betriebe, wo derzeit über 4000 Dienstnehmer teilweise oder ganz arbeitslos sind.
    Immerhin wird in Österreich nämlich schon weit über die Hälfte der Automobilimporte durch Zuliefer-Exporte, wobei der allergrößte Teil in die Bundesrepublik Deutschland geht, kompensiert.
    Weitere Auswirkungen der bundesdeutschen Arbeitskämpfe wurden auch auf den Fremdenverkehr befürchtet.
    Näheres von Helmut Klezander.
    Bei den Großbetrieben ist die Auskunft praktisch gleichlautend.
    Eine Woche nach Ende der deutschen Streiks wird auch bei uns wieder voll gearbeitet.
    Bei General Motors im Motoren- und Getriebewerk in Aspern beim Wien wird am 9.
    Juli, das ist Montag übernächster Woche, für die 1800 derzeit Kurzarbeitenden wieder der volle Schichtbetrieb beginnen.
    In Aspern ist ja die Produktion in den vergangenen knapp zwei Monaten nie wirklich stillgestanden, da man noch immer Motoren und Getriebe für die Opelfabrik im spanischen Saragossa erzeugen konnte.
    Man profitierte dabei von einer Entscheidung des hessischen Arbeitsgerichtes, wonach die Streikposten arbeitswillige Mitarbeiter in Rüsselsheim zu ihren Arbeitsplätzen durchlassen mussten und somit bekam das Asperner Werk immer wieder notwendige Motorenteile aus Deutschland herein.
    Auch diese Woche wird in Aspern zwei Tage gearbeitet, nämlich gestern und heute.
    Und kommende Woche erwartet man auch Arbeit für zwei Tage.
    Wegen der großen Zahl an Betroffenen ist die Kurzarbeitsunterstützung für die General Motors Arbeiter jedenfalls dem österreichischen Staat am teuersten gekommen.
    Hier rechnet man im Sozialministerium insgesamt mit knapp unter 20 Millionen Schilling.
    Der zweitgrößte vom deutschen Streik betroffene Betrieb in Österreich ist das BMW Motorenwerk in Steyr.
    Hier musste man ja in der zweiten Juniwoche den Betrieb vollkommen einstellen.
    Von den 1.300 Beschäftigten wurden lediglich 300 mit Überwachungs- und Wartungsarbeiten weiter beschäftigt.
    BMW wird Mitte kommender Woche einen Teil der Motorenproduktion wieder aufnehmen, und zwar beginnend mit den Dieselmotoren, die für den Export nach Amerika bestimmt sind.
    Mit übernächsten Montag wird der volle Betrieb aufgenommen.
    Die Kosten für die Kurzarbeitsunterstützung belaufen sich für das Sozialministerium und die Steuerzahler auf rund 6 Millionen Schilling.
    Das dritte Großunternehmen ist die Puch Mercedes Geländewagenfertigung im Grazer Steierdämmler Puchwerk, wo derzeit 500 Beschäftigte keine Arbeit haben.
    Nach Auskunft von Steierdämmler Puch wird auch hier mit übernächster Woche die Arbeit wieder voll aufgenommen werden.
    Neben diesen Großbetrieben gibt es noch eine ganze Reihe mittlerer und kleinerer Unternehmen, die gleichfalls zum Teil massiv von den deutschen Metallarbeiterstreiks betroffen waren.
    Der Größe nach ist, dass die Elektrokabelbau in Braunau mit 370 Arbeitnehmern, die Sicherheitsgurtenfabrik Reeper in Grödig mit 230 Arbeitnehmern, der Autositzerzeuger Naue Naue mit 185 Arbeitnehmern und dann noch weiter mit jeweils unter 100 Betroffenen die Teppichfirma Eibl,
    Die Metallwarenfabrik Zitzöller, die Linzer Rosshaar-Spinnerei Fährer oder der Polstererzeuger Kneit.
    Bei diesen kleineren Unternehmen wurden in der Regel nicht Kurzarbeitsverträge, sondern Arbeitsaussetzungsverträge abgeschlossen.
    Das heißt, hier bekommen die betroffenen Arbeitnehmer während der Zeit des Produktionsausfalls Arbeitslosengeld.
    In Summe macht die Arbeitslosenunterstützung über 5 Millionen Schilling aus, sodass sich insgesamt für die über 4.000 von den deutschen Arbeitskämpfen in Österreich Betroffenen an öffentlichen Kosten der Betrag von gut 30 Millionen Schilling ergibt.
    Weitaus höher ist natürlich der Wert des Produktionsausfalls.
    Überschlägig kann man bei modernen Industriebetrieben einen Produktionswert pro Mitarbeiter von 1 bis 2 Millionen Schilling pro Jahr annehmen.
    Zusammengerechnet ergibt das einen Produktionsausfall weit über der Milliardenschillinggrenze, von dem noch höchst unklar ist, wie viel durch Sonderschichten im Herbst wieder hereingebracht werden kann.
    Helmut Klezander zog eine vorläufige Bilanz der Auswirkungen des nun zu Ende gehenden bundesdeutschen Metaller-Arbeitskampfs auf Österreich.
    Offiziell zu Ende geht dieser Arbeitskampf erst nach den Urabstimmungen unter den Gewerkschaftsmitglieden in Nordbaden und Nordwürttemberg, die heute und Montag stattfinden.
    Und wenn auch in Hessen wieder gearbeitet wird.
    Trotzdem wird auch schon in der Bundesrepublik Deutschland Bilanz gezogen.
    Es werden zweistellige Milliardensummen als Schaden für die Wirtschaft genannt, aber es sind auch noch Details der praktischen Umsetzung des von Ex-SPD-Minister Leber zustande gebrachten Kompromisses noch nicht ganz deutlich, berichtet Helmut Brandstätter aus Bonn.
    Die Friedenspfeife, die zwischen Gewerkschaftern, Unternehmern und Friedensstifter Georg Leber gestern Abend in Stuttgart herumgereicht wurde, ist noch warm, doch das Kriegsgeheul um die Streikschäden bzw.
    deren Verursacher ist losgebrochen.
    70 Milliarden Schilling-Produkte
    sieben Wochen errechnet.
    Für den konjunkturellen Einbruch, den das Münchner IFO-Institut für Wirtschaftsforschung gestern bekannt gegeben hat, machen die Unternehmer ausschließlich die Streiks verantwortlich.
    Gerade das wird nicht nur von Gewerkschaftern bezweifelt und die IG Metall macht außerdem darauf aufmerksam, dass all das der deutschen Wirtschaft
    wäre, wenn die Unternehmer schon vor acht Wochen das Tabu der Arbeitszeitverkürzung aufgegeben hätten.
    Soweit das Kriegsgeheul.
    Wie aber sehen die Fakten aus?
    Nach Ansicht der Deutschen Bundesbank lässt sich für die Folgen des Metallerstreiks nur eine seriöse Zahl nennen.
    In den Monaten Mai und Juni seien acht Millionen Arbeitstage verloren gegangen.
    Das entspricht, so die Bundesbank, einem Rückgang der Nettoproduktion der deutschen Metallindustrie in diesem Zeitraum um drei Prozent.
    Ein Rückgang, der, so sind sich die meisten Experten einig, zu einem großen Teil wettgemacht werden kann.
    Die Steigerung des realen Sozialprodukts um nur noch 2,5% im Jahresdurchschnitt 1984, anstatt wie im Frühjahr prognostiziert 3%, ist nur zu einem geringen Teil des Streiks anzulasten.
    Schon vor einigen Monaten hatten deutsche Wirtschaftsforscher einen baldigen Einbruch in der Konjunktur vorausgesagt.
    Auch die Vergrößerung des Marktanteils japanischer Autos in der Bundesrepublik auf inzwischen 10,6% hatte schon vor dem Streik begonnen.
    Die Japaner versuchen hier mit einer äußerst aggressiv geführten Geschäftspolitik, so werden etwa Kredite mit Zinssätzen unter drei Prozent angeboten, das Herz der deutschen Autokäufer zu erobern.
    Die Japaner wollten freilich auch die Streiks nützen und verluden in den letzten Wochen um 50 Prozent mehr Autos auf die Schiffe in Richtung Bundesrepublik Deutschland.
    Die Zahl der Stornierungen von Urlaubsreisen ist zwar auch noch nicht bekannt, doch klagen Reisebüros schon seit einiger Zeit darüber, dass die Deutschen heuer weniger zahlreich der Sonne entgegenfliegen wollen.
    Hier wird durchaus eine Chance für den österreichischen Fremdenverkehr gesehen, da wohl einige vom Streik betroffene erträumte Fernreisen durch Kurzurlaube auch in Österreich ersetzen werden.
    Völlig widersprüchlich sind die Aussagen auch über den Beschäftigungseffekt des gestern erreichten Kompromisses.
    Während IG Metall hofft, dass große Unternehmen doch zusätzlich Leute einstellen werden, eine Hoffnung, die von manchem Unternehmer auch genährt wird, hat etwa der Generaldirektor der Kölner Ford-Werke dem widersprochen.
    Er meinte, der Produktionsausfall von 25.000 Fahrzeugen könnte bis Jahresende aufgeholt werden, aber nicht mit zusätzlichen Beschäftigten, sondern durch Sonderschichten.
    Denn solche Sonderschichten und Überstunden werden auch nach den neuen Tarifverträgen erlaubt sein, auch wenn die Gewerkschaft zu Beginn des Arbeitskampfes das Verbot der Überstunden auf ihre Fahnen geschrieben hatte.
    Es wurde nur eine Begrenzung der Überstunden auf 20 pro Monat vereinbart.
    Ein Kernpunkt der Regelung, nämlich die flexible Aufteilung der Regelarbeitszeit um 38,5 Stunden, muss noch im Detail verhandelt werden.
    Festgeschrieben wurde bis jetzt nur, dass diese 38,5 Stunden im zweimonatlichen Durchschnitt erreicht werden müssen.
    Das heißt, ein Betrieb kann zum Beispiel einen Monat lang 40 Stunden und zum Ausgleich dafür einen Monat lang 37 Stunden arbeiten.
    Unklar ist aber noch, und das muss noch verhandelt werden, inwieweit die Betriebsräte bei der Einteilung mitsprechen dürfen.
    Etwas untergegangen ist bis jetzt noch ein Paragraf des Leberkompromisses.
    Es wurde nämlich auch, wie von den Unternehmern von Beginn an vorgeschlagen, eine Vorruhestandsregelung für 58-Jährige vereinbart.
    Sie erhalten bei 5-jähriger Betriebszugehörigkeit 65% bzw.
    nach 20 Jahren 70% ihrer Bruttobezüge.
    Es wird also auch von der Bereitschaft der über 58-Jährigen abhängen, ob der gestrige Kompromiss auch den Arbeitslosen etwas gebracht hat.
    Bundesdeutsche Zeitungskommentare zum zu Ende gehenden Arbeitskampf in der Metallindustrie wären natürlich ziemlich interessant, sind aber für uns kaum repräsentativ auszuwählen, denn wegen des zweiten großen bundesdeutschen Arbeitskampfs um die Arbeitszeitverkürzung, dem seit zwölf Wochen in der Druckindustrie andauernden, erscheinen die Zeitungen in unserem Nachbarland, wenn überhaupt, nur in Notausgaben.
    Und diese werden nicht ins Ausland geliefert und auch kaum in den Nachrichtenagenturen zitiert.
    Deshalb wird stellvertretend für die bundesdeutschen Zeitungskommentare nur Auszüge aus der heutigen Notausgabe der Hamburger Wochenzeitung die Zeit, in der Theo Sommer mit beiden Streikparteien hart ins Gericht geht.
    Zu den Gewerkschaften meint er?
    Die Gewerkschaften haben ihre Fehler gemacht, als sie die Streiks einer zögernden Mitgliedschaft abtrotzten, ohne zuvor in den eigenen Reihen Klarheit über die Ziele und Einigkeit über die Methoden zu schaffen.
    Sie haben dann bei ihren Aktionen allzu oft an der Grenze des Fragwürdigen operiert.
    Was sich vor den Werkstoren abspielte, in Stuttgart, Möhringen und Neu-Isenburg und anderswo, das war nicht nur schlitzohrig oder widerwärtig, es sprach zum Teil dem Rechtsstaat hohn.
    Schlitzohrig ist es, Helfer aus fremden Gewerkschaften oder fernen Gebieten als Streikposten aufzubieten.
    Widerwärtig ist es, Frauen und Kinder in die Absperrkordons einzugliedern und die kleinen Schmährufe gegen Arbeitswillige skandieren zu lassen.
    Rechtswidrig aber ist es, richterliche Verfügungen einfach zu ignorieren, Druckhäuser zu blockieren und mit aufrührerischer Gewalt den Zeitungstransport zu verhindern.
    Aber nicht nur die Gewerkschaftsbosse, sondern auch die Arbeitgeber kommen in dem Zeitartikel alles andere als gut weg.
    Ihre Unfähigkeit, über die Werkszäune hinaus zu blicken, hat sich in der Druckindustrie enthüllt.
    Sie haben die Chance, den Streik bald zu beenden, durch die rüde Zurückweisung des Vermittlungsvorschlages von Kurt Biedenkopf in den Wind geschlagen, haben den Vermittler öffentlich attackiert und ausgerechnet in einer antimarktwirtschaftlichen, gewerkschaftshörigen Konzeption geziehen.
    Das lässt bloß einen Schluss zu, sie haben den Vorschlag intellektuell gar nicht begriffen, was allem entspräche, was man über ihr dürftiges Auftreten in den Verhandlungen hört.
    Theo Sommer kommt in der Hamburger Zeit dann zum Schluss.
    Zwölf Wochen Arbeitskampf sind genug.
    Zöge er sich nach vorübergehendem Abflauen in der Ferienzeit weiter in den Herbst hinein, es hätte keiner einen Gewinn davon.
    Auch die Tarifparteien müssen sich dem obersten Gebot unterwerfen, das für die Politiker gilt, Schaden von unserem Volk abzuwenden.
    Die Auszüge aus dem Leitertitel der heutigen Hamburger Zeit wählte Roland Adorowitzer aus, der auch in den heutigen österreichischen Tageszeitungen etliche Kommentare zum Thema fand.
    Symptomatisch für die Meinung der meisten Kommentatoren über den Streik ist eine Passage aus dem Leitartikel des ÖVP-Organs Neues Volksblatt, wo Wolfgang Sperrner schreibt.
    Man fragt sich nämlich oft danach, ob all der Wirbel wirklich notwendig gewesen sei, den man durchmachen musste.
    Und es bleibt die bittere Erkenntnis, das hätte doch schon seinerzeit ohne Schaden bereinigt werden können.
    Peter Gnahm beschäftigt sich in der Kronenzeitung mit den österreichischen Gewerkschaften und deren Spitzenvertretern Benia, Sikanina und Dallinger.
    Gnam betont zwar, dass es um die demokratischen Spielregeln im ÖGB nicht immer zum Besten bestellt sei, bezeichnet aber andererseits Peña & Co.
    auf einem Gebiet europaweit als Vorbilder.
    Noch nie haben unsere Gewerkschafter die Arbeitnehmer in etwas hineingehetzt, wo diese nur schwer und wenn, dann nur mit Gesichts- und Lohnverlust wieder aussteigen konnten.
    Man sehe sich nur die deutschen Gewerkschafter an.
    Mit Pauken und Trompeten sind sie für die 35-Stunden-Woche in die Schlacht gezogen, wochenlang wurde gestreikt und jetzt heißt der Kompromiss 38,5-Stunden-Woche ab April 1985.
    Dass die Basis über die Gewerkschaftsbosse schäumt, ist klar.
    Viel Geld haben die deutschen Metallarbeiter eingebüßt und jetzt sollen sie auch noch zu Kreuze kriechen.
    Am Mittwoch dieser Woche bekannte sich der Landesverteidigungsrat in einer Grundsatzentscheidung nach jahrzehntelangen Diskussionen zum Ankauf von Abfangjägern fürs Bundesheer.
    Dazu gibt es aber auch schon zahlreiche kritische Stimmen.
    Ablehnend zum Kauf stellen sich die sozialistischen Jugendorganisationen, die auch entsprechende Aktionen starten wollen.
    Damit könnte der gut 16-jährige Streit um Abfangjäger fürs Bundesheer wieder weitergehen.
    Wie denken nun die Vertreter der verschiedenen Jugendorganisationen, auch der Nichtsozialistischen, zum vom Landesverteidigungsrat gefehlten Grundsatzbeschluss?
    Entschieden dagegen in ihrer Gesamtheit ist die kommunistische Partei Österreichs.
    Gegen den Beschluss des Landesverteidigungsrates sind ferner die sozialistischen Jugendorganisationen S.J.
    und J.G., die Gewerkschaftsjugend und einzelne Persönlichkeiten in der SPÖ, wie etwa jüngst Außenminister Erwin Lanz.
    Der Vorsitzende der sozialistischen Jugend, Alfred Gusenbauer, sieht in dem Abfang gegen Ankauf nur einen ersten Schritt.
    Seiner Meinung nach folgt als nächstes die Bewaffnung mit Raketen.
    Wir halten die Abfangjäger für einen weiteren Schritt in der Aufrüstung des österreichischen Bundesheeres, deren erster Schritt das System Goldhaube war und deren nächsten Schritt die Militärse bereits diskutieren, nämlich den Ankauf von Raketen.
    Wir halten das angesichts der atomaren Bedrohung, die hier in Europa vorherrscht, zwar auf der Rüstungsebene für eine Krewinkelvariante, aber doch für relativ nutzlos im Vergleich zu diesen atomaren Potentialen und glauben, dass die Opfer, die dafür der österreichischen Bevölkerung abverlangt werden, eigentlich nicht gerechtfertigt sind.
    Kusenbauer will gemeinsam mit seinem Vorgänger Josef Tschapp und mit der Vorsitzenden der jungen Generation, Maria Berger, in den Sommermonaten vehement für eine Ablehnung innerhalb der Partei werben.
    Bevor es noch zum Ankauf kommt, werden wir jetzt die Sommermonate dafür ausnützen, überall in der Partei, wo sich die Möglichkeit gibt, dafür zu mobilisieren, in allen Ortsparteien und Bezirksparteien aufzustehen, Protestresolutionen zu beantragen und den Bundesparteivorstand über den Sommer bis hin zur Parteivorstandssitzung mit so einer Menge
    von Protestresolutionen aus den Basisgliederungen der Partei konfrontieren, so dass ich der Auffassung bin, dass diese Entscheidung in der Partei noch nicht gefallen ist.
    Wie es scheint, denkt man auch in der österreichischen Hochschülerschaft, so wie in den sozialistischen Jugendorganisationen.
    ÖH-Generalsekretär Fritz Bannert formuliert das so.
    Wir haben jedenfalls einmal vor, alle möglichen Mittel einzusetzen, um in der Öffentlichkeit unsere Position klarzulegen.
    Das heißt, wir werden Stellungnahmen abgeben, wir werden die zuständigen politisch Verantwortlichen mit unserer Meinung konfrontieren und werden dann, wenn sich abzeichnet, dass diese Form der Auseinandersetzung nicht zum gewünschten Ergebnis führt, natürlich auch möglichen Aktionen positiv gegenüberstellen und uns daran beteiligen.
    Der österreichische Bundesjugendring, die Dachorganisation von 17 Jugendgruppen, will über den Abfang gegen Ankauf erst noch diskutieren.
    Ihr Vorsitzender Walter Schneider-Schwarzbauer heute Vormittag.
    Meine persönliche Meinung ist, dass solange in Österreich ein Bundesheer besteht und solange der Auftrag, so lautet wir zurzeit von der Verfassung und von der Gesetzgebung her, dem Bundesheer auferlegt ist,
    das Bundesheer Geräte braucht, um diesen Auftrag erfüllen zu können.
    Wie gesagt, in der Frage der Abfangjäger scheint das alte Links-Rechts-Schema noch ganz gut zu passen.
    Der Obmann des Rings freiheitlicher Jugend, Gorbach, ist jedenfalls ein überzeugter Anhänger der Abfangjäger-Idee.
    Wenn man sich so wie wir zur umfassenden Landesverteidigung bekennt, dann muss man sich ganz dazu bekennen, das ist etwa so wie beim Schwangersein.
    Man kann nicht ein bisschen schwanger sein, sondern entweder man ist es oder nicht.
    Entweder man bekennt sich zu einer Landesverteidigung dann voll und dazu gehört eben auch eine Überwachung des Luftraumes, die derzeit eben nicht möglich ist.
    Wenig Begeisterung, aber dennoch ein grundsätzliches Ja kommt schließlich von der jungen Volkspartei, die sich in der nächsten Woche mit dieser Frage auseinandersetzen will.
    Jung-ÖVP-Obmann Ottmar Karras.
    Sind die Opfangjäger notwendig, um die Glaubwürdigkeit unserer Neutralität
    zu dokumentieren und die Glaubwürdigkeit unseres Bundesheers zu dokumentieren, dann sind wir grundsätzlich
    für die Abfangjäger, wobei natürlich jetzt mal schauen muss, wie setzt man dieses grundsätzliche Ja um?
    Gibt es ein Finanzierungskonzept?
    Ist damit die Kasernensituation, die Verbesserung des Präsenzdienstes in Mitleidenschaft gezogen, ja oder nein?
    Gibt es ein Kompensationsgeschäft mit ausländischen Firmen, die diese Abfangjäger liefern?
    Diese Fragen sind für uns noch ungeklärt und die wollen wir geklärt wissen.
    Fritz Besatter befragte die Vertreter von Jugendorganisationen zum Plan, milliardenteure Abfangjäger für das österreichische Bundesheer zu kaufen.
    Es ist inzwischen 12.33 Uhr, drei Minuten nach halb eins geworden.
    Zeit für einen Blick aufs weitere Programm bis 13 Uhr.
    Die Schlagzeilen der geplanten Beiträge lauten
    VEW-Bilanz für den Kapfenberg vorgelegt, Lage in Marokko nach den Hungerunruhen vom Jahresbeginn und die Kulturredaktion berichtet dann noch über ein literarisches Kolloquium in Linz, das Thomas Bernhardt gewidmet ist.
    Und jetzt gleich nach Kapfenberg.
    Dort haben die Vereinigten Edelstahlwerke heute zum ersten Mal ihren Jahresabschluss präsentiert, und zwar für 1983.
    Die Wahl von Kapfenberg für die Bilanzpressekonferenz symbolisiert die Neuordnung des schwer defizitären Edelstahlkonzerns.
    Bekanntlich hat er der Betriebsrat der Wiener Zentrale der Verlegung des Werkstandortes in die Steiermark heftigen Widerstand entgegengesetzt.
    Trotzdem sind die VW nach wie vor von der weltweisen Stahlkrise gezeichnet, obwohl die Beschäftigung in den letzten Monaten im Zuge des Konjunkturaufschwungs etwas besser geworden ist.
    Das heißt aber noch lange nicht, dass die im Unternehmenskonzept VEW 2000 vorgesehenen Schrumpfungsmaßnahmen gemildert werden können.
    Bis 1987 soll der Beschäftigungsstand von derzeit 14.000 auf knapp 10.000 zurückgehen.
    Die ersten Maßnahmen wurden bereits eingeleitet.
    Aus Kapfenberg meldet sich Herbert Huttar.
    1983 war das schlechteste Jahr der Vereinigten Edelstahlwerke bisher.
    Die Ende des Jahres spürbare Erholung der Wirtschaft hat sich noch so gut wie überhaupt nicht ausgewirkt.
    Der Verlust erreichte die Rekordmarke von mehr als 2,3 Milliarden Schilling.
    Und nur der Kapitalschuss der öffentlichen Hand von 2,1 Milliarden Schilling konnte den Konzern vor der förmlichen Pleite retten.
    Denn das Grundkapital von 2 Milliarden Schilling wäre im Geschäftsjahr 1983 bei weitem aufgezehrt worden.
    Wie sieht es heuer aus?
    Natürlich vom Auftragseingang her besser als 1983.
    Allein im Hüttenbereich waren es in den ersten fünf Monaten um 13% mehr als im Vergleich zum Vorjahr.
    Bei den Rohren stehen sogar 30% mehr in den Auftragsbrüchern.
    Der neue VÖW-Generaldirektor, der aus Kapfenberg stammende Fritz Schmolgruber, sieht aber noch keinen Grund für Optimismus.
    Diese 30%, so stolz diese Zahl ist und jeder glaubt, da könnte man hier vor Freude in die Luft springen,
    Die gehen von einer Basis aus, die im Vergleich zum Vorjahr in etwa auf einer Basis von 300-400 Monatstonnen waren.
    Eine Normalauslastung bei uns würde aber 900 bis 1.000 Tonnen bedeuten und eine Kapazitätsauslastung von 1.400 Tonnen.
    Die vor wenigen Tagen beantragte Frühpensionierungsaktion, 55 Jahre für Männer und 50 Jahre für Frauen, wird zwar wegen der vermehrten Aufträge vorerst nur mit Verzögerung durchgezogen, grundsätzlich ändert sich aber nichts an der Notwendigkeit des Personalabbaus, wenn man bisher im Zuge des Konzeptes VEW 2000 auch ohne Kündigungen durchgekommen ist.
    In Ternitz in Niederösterreich, wo das Stahlwerk geschlossen werden soll, wenn auch nicht pünktlich Ende 1985, wie Schmolgruber versicherte, werden auch final also Fertigprodukte erzeugt.
    Auch hier etwas mehr Aufträge.
    Jedoch ist nach wie vor aufgrund der derzeit rückläufigen Beschäftigungssituation speziell in den Werksgruppen Ternitz und Mürzzuschlag-Hönigsberg auf der Finalseite mit anwachsender negativer Beschäftigungsabweichung zu rechnen.
    so dass sich für das laufende Jahr keine Verbesserung der Ertragssituation abzeichnet und wir mussten die Kurzarbeit von Mai bis August
    dieses Jahres beantragen zu verlängern.
    Was das trockentechnokratische Wort Umstrukturierung in der Praxis bedeutet, das schilderte VÖW-Generaldirektor Schmolk-Ruber dann am Beispiel der Waldstraße 2, wo heute pünktlich um 9.50 Uhr der letzte Block aus dem Ofen gezogen wurde.
    Sie stehen dort Leuten gegenüber und geben ihnen die Hand.
    Und diese harten Leute, diese harten Männer,
    die Hände haben, wo also meine zwei hineingingen, in eine.
    Und die drücken Ihnen dann die Hand und der Mann hat Tränen in den Augen.
    Er kann das nicht verstehen.
    Sie können auch sehr schwer ihm das verständlich machen.
    Er ist 35 Jahre bei dieser Firma, an dieser Stelle.
    Der Jüngste, der dort arbeitet, ist 25 Jahre bei der Firma, an der Stelle, an diesem Walzwerk.
    Und die Haltung dieser Leute, meine Damen und Herren, wie die diese Situation tragen.
    Auch wenn Sie zehnmal sagen, ja, es passiert nichts, der arbeitet halt jetzt in der nächsten Zeit in der Adjustage oder irgendwo anders.
    Das war sein Arbeitsplatz.
    Die Arbeit ist getan aus.
    Die Leute haben es stillschweigend getragen.
    Das war also die Schilderung einer sogenannten Umstrukturierungsmaßnahmen im Stahlbereich von VEW-Generaldirektor Fritz Schmolgruber und damit zurück zum Funkhaus.
    Herbert Huthar berichtete von der Präsentation der jüngsten Bilanz der Vereinigten Edelstahlwerke.
    Erstmals wurde eine VW-Bilanz nicht in Wien, sondern in Kapfenberg vorgestellt.
    Und jetzt wieder ein Auslandsthema im Mittagsjournal.
    Den Touristen, die auch in diesem Sommer scharrenweise nach Tunesien reisen, bietet sich das Land als unbeschwertes Ferienparadies dar.
    Und auch an den Stränden Marokkos herrscht Urlaubsidylle.
    Das lässt vergessen, dass erst vor genau einem halben Jahr damalige Tunesien-Urlauber, die dem europäischen Winter in die nordafrikanische Sonne entflohen waren, mit eiligst organisierten Sondertransporten retourflohen.
    Und zwar vor den ursprünglich im Süden Tunesiens und später im ganzen Land ausgebrochenen blutigen Unruhen.
    Diese hatten sich an einer später zurückgenommenen Brotpreiserhöhung entzündet.
    Tagelang waren über mehrere Städten des Landes Rauchwolken, brennende Barrikaden zu sehen und hunderte Todesopfer waren zu beklagen.
    In Marokko war die Situation ähnlich.
    Die inzwischen in beiden Ländern hergestellte Ruhe, die die nunmehrigen Sommertouristen konstatieren, verbirgt, dass zahlreiche einstige Brotdemonstranten eingekerkert sind und aus Tunesien wurde auch schon von ersten Todesurteilen berichtet.
    In der Schweizerischen Weltwoche konnte man dazu unlängst unter dem Titel »Ein Schah-Syndrom« lesen.
    Viele geopolitische Mechanismen sind so stur eingefahren, dass die handelnden Personen selbst aus bittersten Erfahrungen der unmittelbaren Vergangenheit keine Lehren ziehen können.
    Die blutigen Volksaufstände in den Maghrebstaaten Marokko und Tunesien zu Beginn des Jahres, bekannt geworden unter dem Schlagwort »Brotaufstand«, haben in beiden ohnehin autoritär geführten Ländern umfassende Repressionsmaßnahmen ausgelöst.
    Der Westen, allen voran die USA, beeilt sich aus Furcht vor dem Kommunismus, diese Unterdrückungspolitik mit Finanzspritzen und Waffenlieferungen zu honorieren.
    Die Orientalistin Erdmute Heller wittert in dieser tristen Situation eine Art von Schah-Syndrom.
    Weder staatlicher Terror noch, im Fall von Marokko, ein seit Jahren andauerndes, kostspieliges Kriegstheater werden die gewünschte Stabilität herbeiführen, solange an den grundlegendsten Bedürfnissen des Volkes vorbeiregiert wird.
    Näher im vorsommerlichen Marokko hat sich auch unser Mitarbeiter Robert Gerhardt umgesehen und er schickte uns dazu folgenden Beitrag, den er »Reise in ein zum Schweigen gebrachtes Land« betitelte.
    Tief in der Nacht, lange nach unserem Gespräch, taucht er wieder auf.
    Ahmed bittet, das Tonband noch einmal zu hören.
    Er sagt, es sei am besten, das gesamte Interview zu löschen.
    Aus Sicherheitsgründen für beide Seiten.
    Ein Bekannter habe ihm beiläufig auf der Straße angeredet und hinterlistig gefragt, was denn mit dem ausländischen Reporter zu besprechen war.
    Für Ahmed, den jungen Rechtsanwalt in der Hafenstadt Tanger, gegenüber von Europa, ist die Bemerkung ein gefährliches Signal.
    Er wird beobachtet, er wird bespitzelt.
    Vorsicht ist ratsam, besser noch, schweigen.
    Vom Turnbandgespräch löschen wir die Passagen über les événements, über die Ereignisse Anfang des Jahres.
    Die unabhängige Presse außerhalb von Marokko nannte die Evénements Hungeraufstände, dramatische Proteste des wütenden Volkes gegen Erhöhung der Brotpreise und Aufstand der Schüler gegen Anhebung der Semestergebühren.
    Vielen jungen Marokkanern ist dadurch der Zugang zu einer höheren Schulbildung oder zum Studium barrikadiert.
    Das Regime will nicht noch mehr intellektuelles Proletariat.
    Ein Vater erklärte vorsichtig, er wisse, in seiner Stadt Kenitra erhielten von etwa 600 Schülern nur etwa 80 das Abschlusszeugnis.
    Ohne dieses Dokument haben sie keinen Zugang zu einem ordentlichen Beruf.
    Sie sind vom Staat automatisch zum Handlanger verdammt.
    Die Schüler, denen es gelang durchzukommen, sind nicht besonders begabte.
    Es sind Söhne von einflussreichen Händlern.
    Sie sind Kinder reicher Familien.
    Der Zorn, der zum Schweigen verdammten, ist verständlich.
    Er brach Anfang des Jahres los.
    Wahrscheinlich gab es über 200 Tote.
    Offiziell werden von der Regierung des autoritär herrschenden Monarchen, Hassan II., nur etwa 30 Tote genannt.
    Jetzt laufen die Prozesse, es sind Säuberungsprozesse.
    Etwa 3.000 bis 4.000 meist Jugendliche sollen verhaftet sein.
    Die Presse spricht nicht darüber, sie ist unter dem Prügel der Zensur.
    Die Angeklagten sind nach offizieller Version Marxisten und Kommunisten.
    Und sie haben mit Strafen bis zu 15 Jahren zu rechnen.
    Begründung, Anschlag auf die öffentliche Sicherheit oder Vandalismus.
    Die schwere Wirtschaftskrise ist damit nicht zu überwinden.
    Sie fällt überall unterwegs in Marokko ins Auge.
    An Straßenecken, Mütter mit bettelnden Kindern, überall auch Jugendliche, die es auf Fremde abgesehen haben.
    Dafür sind die Ausländer immer noch gut.
    Ansonsten ist eine Ablehnung fast Fremdenhass nun auch in Marokko zu spüren.
    Deutlich wird überall der Versuch, die Nation zur Religion, zum Islam zurückzuführen.
    In den Massenmedien werden die französischsprachigen Programme eingestellt und dafür kommen immer mehr fromme Vorbeter des Koran zu Wort.
    Mehr und mehr legen nun auch modern-europäisch eingestellte Akademiker und wohl angesehene Kaufherren ihre Jellabars an, den arabischen Umhang, und sie tragen bei Buschen die Patoffeln aus Leder.
    Zurück zur nationalen Identität heißt die Parole.
    Wir müssen dem Islam den echten wiederfinden, unsere Wurzeln und die Reste des Kolonialismus über Bord werfen, so sagen die Marokkaner.
    Und so werden selbst die Stoppschilder auf den Straßen inzwischen nur mit arabischen Symbolen gezeigt, auch die Hinweisschilder auf Städte und Ortschaften bislang arabisch und französisch.
    Fremde müssen sich hilflos und verlassen vorkommen.
    Antwort von nationalbewussten Marokkanern, Tourismus bringt nur lockere Sitten des dekadenten Westens ins Land.
    Geld bleibt in den Händen der Multinationalen.
    Unser Land wird nur ausgebeutet.
    Es verarmt und verliert gute, alte Sitten und Traditionen.
    In Europa, in Deutschland, Frankreich oder Österreich beispielsweise, gibt es auch keine arabischen Hinweisschilder.
    Arabisierung und Rückkehr zum Islam machen sich immer stärker bemerkbar.
    Moscheen, kleine, große, neu gebaut, ragen in den Himmel zu Ehren von Allah, Allah-i-Aqba, Allah dem Größten und Mohammed seinen Propheten.
    Dafür werden Restaurants weniger die europäische Speisen und Getränke anbieten.
    und Getränke mit Alkohol werden fast nur noch in den wenigen Cafés der großen Städte und in ebenfalls wenigen guten Hotels serviert, zu saftigen Preisen.
    Eine Offensive für Allah ist unübersehbar.
    Zurück zur Religion, zu alten Sitten und das zur Rettung des Systems.
    Der Ayatollah aus dem Iran wirft seine Schatten bis nach Marokko, immer dunkler, so scheint es.
    Gesprochen wird darüber nicht.
    Die Nation ist zum Leiden verdammt, sie ist eine schweigende, eine verstummte Nation geworden.
    Robert Gerhardt berichtete von seiner Reise in das zum Schweigen gebrachte Land Marokko.
    Und jetzt weiter nach Frankreich.
    Dort löste die Regierung mit ihrem Plan zur Sanierung der notleidenden Stahlindustrie in der nordfranzösischen Industrieregion Lothringen vor rund zwei Monaten Gewerkschaftsproteste und einem Generalstreik aus.
    Die Gewerkschaften wandten sich gegen den Plan der Linksregierung, der zur Sanierung der französischen Stahlindustrie den Abbau von mindestens 20.000 Arbeitsplätzen bis 1986 in Lothringen und Investitionen für neue Industrien vorsieht.
    Die Stahlkrise führte auch zu einer schweren Belastung des Regierungsbündnisses zwischen Sozialisten und Kommunisten, die den Sanierungsplan entschieden ablehnen.
    Vor diesem Hintergrund besitzt der wirtschaftliche Niedergang des größten privaten Stahl-, Metall- und Maschinenbaukonzerns Frankreichs, der Firma Creusot Loire, eine besondere Dimension.
    Vor allem deshalb, weil jetzt alle Rettungsversuche wegen eines Streits zwischen privaten Mehrheitseigentümern und der Regierung über die Modalitäten einer Sanierung gescheitert sind.
    Zigtausende Arbeitsplätze in der Region Burgund sind gefährdet, weil das schwer verschuldete Unternehmen wegen Zahlungsunfähigkeit in den Ausgleich gehen musste.
    Mehr von Thomas Fuhrmann.
    Es setzte drei Konkursverwalter ein, die zunächst für die Dauer von drei Monaten die Geschicke des schwerdefizitären Creusot Loire-Konzerns leiten werden.
    Insgesamt stehen in den verschiedenen Firmen, die von Creusot Loire kontrolliert werden, direkt 30.000 Arbeitsplätze am Spiel.
    Mit den 6.000 Zulieferfirmen sind es indirekt etwa 100.000.
    Der gestrige Gerichtsbeschluss stellt die bisher letzte Etappe einer Kraftprobe zwischen der Linksregierung und dem Privatkonzern dar.
    Seit 1979 hat der Maschinen-Turbinen für Atomkraftwerke und Anlagenbauende Creusot-Loire-Konzern umgerechnet über 8 Milliarden Schilling Verluste erwirtschaftet.
    Im Gegensatz zu allen anderen gewinnbringenden Konzernen, die von der privaten Schneidergruppe kontrolliert werden.
    In den vergangenen Wochen erklärte sich der Staat bereit, die Verluste von Creusot-Loire wettzumachen.
    Allerdings unter zwei Bedingungen.
    dass auch die meist anonymen Privataktionäre frisches Geld einbringen und dass die Hauptgläubiger, die verstaatlichten Großbanken, Crédit Lyonnais und Paribas, sich als Gegenleistung an den übrigen florierenden Branchen der Schneider Holding beteiligen.
    Diese Forderungen wurden vom Creusot-Loire-Generaldirektor Bernard Pinot Valenciennes, der zugleich Chef der Schneider Holding, abgelehnt.
    Diese Haltung wurde gestern wenige Minuten nach dem Gerichtsbeschluss von Industrieminister Laurent Fabius in Grund und Boden verdammt.
    Fabius verurteilte das Verhalten der Creusot-Loi-Führung als skandalös.
    Die Gewinne wollen sie behalten, die Verluste sind für den Steuerzahler.
    Das ist nicht akzeptabel, sagte Fabius, unter Vorzeigen einer grafischen Darstellung des Schneider-Konzerns vor Millionen Fernsehzuschauern.
    Was wird jetzt geschehen?
    Diese Frage steht vor allem für die Betroffenen, die Beschäftigten, die Zulieferer und die Gläubiger im Mittelpunkt.
    Ein glatter Konkurs scheint ausgeschlossen.
    Vielmehr ist mit einer Umstrukturierung zu rechnen,
    die allerdings auch Betriebsschließungen und Entlassungen vorsehen wird müssen.
    Auf der anderen Seite hat natürlich der Staat, und dies erklärt den Zorn und die Empörung des Industrieministers, den schwarzen Täter in der Hand.
    Denn er verfügt über keinerlei rechtliche Mittel, die Privataktionäre zu Investitionen in die maroden Creusot-Loi-Branchen zu zwingen.
    Daher wird er über Großbanken versuchen zu retten, was noch zu retten ist.
    Und vor allem für die Ausbezahlung der Löhne und Gehälter im Juni und in den kommenden Monaten sorgen.
    Die Schuldfrage, wer ist hauptverantwortlich für diese Situation, ist objektiv schwer zu beurteilen.
    Die Privataktionäre sagen, es sei die Regierung, weil sie in den letzten Jahren die großen verstaatlichten, früher privaten Stahlkonzerne Usinor und Sassilor bevorzugt und damit indirekt zum Ruin der Metallzweige von Creusot-Loire beigetragen hat.
    Die Regierung behauptet, die Misere sei durch eine verfehlte privatkapitalistische Betriebsführung herbeigeführt worden.
    Mit dem Zusammenbruch von Creusot-Loire zeichnet sich auch ein regionales Drama ab.
    Denn das Hauptgewicht der industriellen Aktivitäten des Konzerns liegt in Burgund.
    Dort bahnt sich jetzt eine ähnliche Katastrophe an, wie sie seit Jahren in Lothringen stattfindet.
    Es ist daher von Seiten der Betroffenen durch die Gewerkschaften mit harten Reaktionen und Auseinandersetzungen zu rechnen.
    Das war Thomas Fuhrmann.
    Und jetzt ein Programmhinweis.
    In Brennpunkt, heute um 21 Uhr im Programm Österreich 1 und morgen um 10.05 Uhr in Österreich Regional, hat das Thema Windscale der atomare Albtraum.
    Als 1956 Königin Elisabeth II.
    in der kleinen nordwestenglischen Küstengemeinde Windscale mit einem Knopf druckte, das atomare Aushängeschild Großbritanniens die Atomfabrik von Windscale eröffnete, dachte niemand daran, dass nicht einmal 30 Jahre später diese Anlage für tausende von Menschen, die rund um Windscale wohnen, so einer tödlichen Bedrohung werden könnte.
    Seit 1956 wurden ungefähr 250 Kilogramm Plutonium mit den Abwässern der Atomfabrik in die Irische See geleitet.
    Die Strände in Kumbrien weisen eine zehnmal höhere radioaktive Strahlung auf als andere Strände Großbritanniens.
    In der kleinen Ortschaft Seascale, direkt neben der Atomgroßanlage, ist die Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung bei Kindern zehnmal höher als im Landesdurchschnitt.
    Ein Umweltdesaster unvorstellbaren Ausmaßes scheint hier seinen Anfang genommen zu haben.
    Mitte Juni wurde nun auf einer internationalen Konferenz beschlossen, die Zuleitung radioaktiver Abwässer in Meere zu unterbinden.
    Während dieser Konferenz in Oslo kreuzte die Sirius der Umweltorganisation Greenpeace vor Windscale, um Druck auf die Konferenz auszuüben.
    Helfrid Brandl war sowohl in Windscale und befragte dort die Betreiber der Atomfabrik, Ärzte, Werksangehörige und Durchschnittsbürger über ihre Erfahrungen, als auch auf der Sirius bei der Aktion von Greenpeace dabei.
    Im Brennpunkt stellt die Erfahrungen und Ängste der Nachbarn der atomaren Großanlage von Windscale in den Mittelpunkt.
    Heute um 21 Uhr im Programm Österreich 1 und morgen ab 10.05 Uhr in Österreich Regional.
    Es ist nun 12.51 Uhr, 9 Minuten vor 13 Uhr, Kultur-Mittagsschornal.
    Heute Nachmittag wird im ORF-Landesstudio Oberösterreich das erste literarische Kolloquium Linz 1984 eröffnet, das heuer im Zeichen des österreichischen Autors Thomas Bernhardt steht.
    Zwei Tage lang werden Germanisten und Bernhardtexperten wie Klaus Beimann oder Ferry Radax versuchen, ein Gesamtbild des literarischen Werkes dieses 1931 in Holland geborenen und heute bei Oldsdorf in Oberösterreich lebenden Autors zu geben.
    Das Kolloquium wendet sich vor allem an den literaturinteressierten Laien, an den Leser Thomas Bernhards.
    Näheres von Kurt Oberholzer vom Landesstudio Oberösterreich.
    Im Allgemeinen gilt der österreichische Dichter Thomas Bernhard als ein schwieriger Autor, der in seinen zahlreichen Romanen, Erzählungen und Theaterstücken kompromisslos die Negativität der österreichischen und weltweiten Verhältnisse zu düsteren literarischen Aussagen drechselt, die nebenbei immer wieder zu Prozessen und Skandalen geführt haben.
    Dass dieser Dichter bei weitem vielschichtiger ist und bereits auf Leser in der ganzen Welt bauen kann, soll das erste literarische Kolloquium Linz 1984 zeigen, das ab heute Nachmittag und morgen versuchen wird, vor allem den literaturinteressierten Leser Zugang zu Thomas Bernhard zu verschaffen.
    In drei Referatszyklen werden sich österreichische, amerikanische, italienische und französische Germanisten mit dem österreichischen Autor auseinandersetzen.
    So werden Walter Weiß und Hans Höller vom Germanistischen Institut der Universität Salzburg Parallelen und Kontraste zwischen Thomas Bernhard und Adalbert Stifter sowie Peter Handtke herausarbeiten.
    Den philosophischen Hintergrund Bernhards wird der Wiener Philosoph Peter Kampitz zu erhellen versuchen.
    Und das schwierige Verhältnis Thomas Bernhards zu Österreich steht im Mittelpunkt des Vortrages von Josef Donnenberg.
    Prozesse um Bernhards autobiografischem Band die Ursache, Kritik der Österreicher als skrupellose Kleinbürger und eine Bruno Kreisky Beschimpfung.
    Nur wenige Beispiele, die Bernhards komplexes Verhältnis zu Österreich verdeutlichen sollen.
    Für Josef Donnenberg, Salzburger Germanist, ist Bernhards Österreichkritik Ausdruck künstlerischer Kompromisslosigkeit.
    Ist er ein Kritiker Österreichs?
    Wenn, was sehr fraglich ist, welcher Art ist seine Kritik und wie ist diese Kritik motiviert, ist sie nur eben aus kommerziellen Gründen, aus dem Grund des epathele bourgeois, also des
    verschreckens, sich selber interessant machens heraus getan.
    Da würde ich sagen nein, sondern das kann man nur aus seinem Werk verstehen, wobei zwischen Werk und Selbstäußerung sehr schwer genau zu differenzieren ist, weil die Selbstäußerungen sind sehr stilisiert und das Werk hat sehr viele Ähnlichkeiten mit diesen Selbstäußerungen.
    Wesentliche Frage wird also sein, wie ist die Negativität seines Werkes zu verstehen aus seiner Beurteilung der Situation, in der wir als Österreicher nicht nur, sondern als Menschen heute leben müssen.
    Eugenio Bernardi aus Venedig, Jacques Liridère aus Frankreich und Donald G. Daviau aus Kalifornien werden schließlich am zweiten Tag des Kolloquiums zusammen mit dem Wiener Germanisten Wendelin Schmidt-Dengler die Rezeption des Bernhardschen Werkes in Österreich und im Ausland beschreiben.
    Ferri Radax, Regisseur einer Dokumentation über Thomas Bernhard und für die Regie in der Bernhard-Verfilmung der Italiener verantwortlich, wird über Thomas Bernhard und der Film sprechen.
    Wichtiger als das Medium Film ist Thomas Bernhard das Theater.
    Einer, der wohl die größte Erfahrung mit Thomas Bernhard-Stücken als deutschsprachiger Regisseur aufzuweisen hat, ist der zukünftige Burgtheater-Chef Klaus Peimann, der über seine Arbeit mit Bernhard und an Bernhard-Stücken sprechen wird.
    Und schließlich werden auch zwei berühmte Schauspieler, die in Stücken Bernhards aufgetreten sind, aus Werken des Autors lesen.
    Heute Abend wird Marianne Hoppe und morgen Abend Bruno Ganz Prosa von Thomas Bernhard lesen.
    Um das Thema des literarischen Kolloquiums 1984 Thomas Bernhard anschaulich zu gestalten, sind im Foyer des Landesstudios Oberösterreich während der Veranstaltung Fotoporträts
    Bühnenbildentwürfe, Szenenfotos und Skizzen zu und aus den Aufführungen von Bernhardstücken zu sehen, sowie eine umfangreiche Bucherstellung mit Werken Bernhards.
    Zusätzlich zu den Referaten werden Filme, Fernsehaufzeichnungen und Hörfunkproduktionen in einer Audiothek und Videothek das Informationsangebot des Ersten Literarischen Kolloquiums Limz 1984 ergänzen.
    Heute beginnt im ORF-Landesstudio Oberösterreich ein Kolloquium über Thomas Bernhard.
    Und im Mittagsjournal gibt es jetzt noch eine Nachrichtenübersicht.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Urabstimmungen über den Einigungsvorschlag der Erschlichtungskommission haben heute im Tarifgebiet Nordwürttemberg-Nordbaden begonnen.
    Sie werden am Montag fortgesetzt und dann abgeschlossen.
    Wenn mehr als ein Viertel der Arbeitnehmer zustimmt, kann die Produktion am Dienstag wieder aufgenommen werden.
    Dies gilt als sicher.
    Kernstück des von Ex-Minister Georg Leber ausgearbeiteten Kompromissvorschlags ist die 38.5-Stunden-Woche.
    Die Aussperrungen wurden bereits aufgehoben.
    Im Arbeitskonflikt in der Druckindustrie dauern die Verhandlungen an.
    Österreich
    Die VEW musste im vergangenen Jahr einen Verlust von etwa 2,3 Milliarden Schilling hinnehmen.
    Im Jahr zuvor, 1982, betrug der Verlust 2,1 Milliarden.
    Zum ersten Mal ist heute die Bilanz der Vereinigten Edelstahlwerke in Kapfenberg vorgelegt worden.
    In der Wiener Innenstadt fand in den Vormittagsstunden eine Kundgebung für die Errichtung des Nationalparks Donau-March-Theiaauen statt.
    An die Parteichefs der drei Parlamentsparteien wurde bereits bei früherer Gelegenheit eine Resolution übergeben, in der der endgültige Verzicht auf die Kraftwerke Heimburg, Hintergebirge und Dorfertal gefordert wird.
    In Wien, Niederösterreich und im Burgenland beginnen heute die großen Ferien.
    Auch im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen und Belgien ist ab heute schulfrei.
    Mit einer ersten großen Reisewelle auf Österreichs Straßen ist zu rechnen.
    Norwegen.
    In Oslo begann heute ein Treffen der Europäischen Demokratischen Union.
    Unter Vorsitz von ÖVP-Obmann Alois Mock erörtern die Delegationen von 20 christlich-demokratischen und konservativen Parteien die Ost-West-Beziehungen, die Jugendarbeitslosigkeit, den Umweltschutz und das Mittelamerika-Problem.
    Europäische Gemeinschaft Nach einem Grundsatzbeschluss, der Umweltminister der China-Gemeinschaft soll in den Mitgliedsländern ab 1989 bleifreies Benzin eingeführt werden.
    Zwei Jahre später, ab 1991, sollen dann die Autokonzerne nach einem Vorschlag der Ressortchefs nur mehr Neuwagen bauen, die mit bleifreiem Benzin betrieben werden können.
    Frankreich.
    Fast 500 Schriftsteller und Journalisten befinden sich derzeit in aller Welt in Haft oder unter Hausarrest.
    Diese Zahl nannte der Vorsitzende des französischen Pen-Clubs, René Tavernier.
    Diese Angaben sind jedoch unvollständig.
    In vielen Ländern ist es unmöglich, exakte Informationen zu erhalten.
    El Salvador.
    Das größte Wasserkraftwerk Mittelamerikas, 60 Kilometer nördlich von San Salvador, ist bei einer Freischeiteraktion schwer beschädigt worden.
    Mehr als 1000 Angehörige der Organisation Farabundo Martí hielten das Kraftwerk mehrere Stunden lang besetzt.
    Fallschirmjäger eroberten es später zurück.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis zum Abend.
    Im Süden und über dem Flachland Auflockerungen, sonst stark bewölkt und Niederschläge.
    Nachmittagstemperaturen 16 bis 22 Grad.
    Das waren Nachrichten und das Wetter.
    Das Mittagsschanal geht nun zu Ende.
    Auf Wiederhören sagt Ihnen im Namen von Redaktion und Technik Fritz Wendl.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.06.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau Wochenendwetter
    Mitwirkende: Belcredi, Carl-Michael [Gestaltung] , Pillerstorf, Rudolf [Gestaltung]
    Datum: 1984.06.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Deutscher Arbeitskampf: Kosten des Streiks
    Mitwirkende: Brandstätter, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1984.06.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Abfangjäger: Kritik und Skepsis der Jugendorganisationen
    Interview: Alfred Gusenbauer (Sozialistische Jugend), Fritz Bannert (Österreichische Hochschülerschaft), Walter Schneider-Schwarzbauer (Österreichischer Bundesjugendring), Hubert Gorbach (Ring Freiheitlicher Studenten) und Othmar Karas (Junge ÖVP)
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Gusenbauer, Alfred [Interviewte/r] , Bannert, Fritz [Interviewte/r] , Schneider-Schwarzbauer, Walter [Interviewte/r] , Gorbach, Hubert [Interviewte/r] , Karas, Othmar [Interviewte/r]
    Datum: 1984.06.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bilanz der Vereinigten Edelstahlwerke wird in Kapfenberg vorgelegt
    Interview: VEW-Generaldirektor Friedrich Schmollgruber
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Schmollgruber, Friedrich [Interviewte/r]
    Datum: 1984.06.29 [Sendedatum]
    Ort: Kapfenberg
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lage in Marokko nach Hungerunruhen
    Mitwirkende: Gerhardt, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1984.06.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Politischer Streit um Ausgleich eines der größten französischen Privatbetriebe
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung]
    Datum: 1984.06.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Literarisches Kolloquium zu Thomas Bernhard in Linz
    Interview: Universitätsprofessor Josef Donnenberg
    Mitwirkende: Oberholzer, Kurt [Gestaltung] , Donnenberg, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1984.06.29 [Sendedatum]
    Ort: Linz [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Medien und Kommunikation ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1984.06.29
    Spieldauer 00:59:38
    Mitwirkende Wendl, Fritz [Moderation] [GND]
    Henke, Reinhold [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.06.29 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-840629_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt