Mittagsjournal 1984.06.30

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    Wie Zeit?
    In fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Hier meldet sich Herbert Dobrowolny mit dem Mittagssjournal des aktuellen Dienstes, dem letzten Journal des Monats Juni und da haben wir folgende Berichte vorbereitet.
    Die Sowjetunion hat gestern durch eine signalisierte Verhandlungsbereitschaft aufhauchen lassen.
    Sie schlägt Verhandlungen zwischen der UdSSR und den Vereinigten Staaten zum Thema Weltraumwaffen vor.
    Diese Gespräche über Killer-Satelliten und andere Waffensysteme, die man im Weltraum stationieren könnte, sollen in Wien im September stattfinden.
    Die Amerikaner sind dem Ganzen grundsätzlich positiv eingestellt.
    Vor diesem Hintergrund erwarten wir ein exklusiv Interview mit dem amerikanischen Astronomen Carl Sagan,
    bekannt aus der Fernsehserie UNSER KOSMOS.
    Sagan hält sich derzeit in Graz auf und hat zum Thema Killersatelliten und Waffen im Weltraum ganz allgemein Stellung genommen.
    Das Besondere an diesem Interview ist die Tatsache, dass es sich um ein Dreiergespräch handelt und zwar mit von der Partie ist nämlich auch der Direktor des sowjetischen Instituts für Weltraumforschung Zagdeev.
    Die weiteren Themen in Schlagzeilenform, die Situation auf dem deutschen Zeitungsmarkt nach zwölf Wochen Druckereistreik, Kommentare der heimischen Zeitungen zur Einigung im deutschen Metallstreik, Reportage aus dem vom Umweltschützern besetzten Gebiet im oberösterreichischen Hintergebirge in Reichraming und Kultureröffnung des karintischen Sommers.
    Im Journal zu Gast ist übrigens heute der Wirtschaftssprecher der österreichischen Volkspartei Robert Graf.
    Nun aber die Nachrichten.
    Für sie verantwortlich zeichnet Georg Schalgruber, Sprecher ist Josef Wenzl-Knatek.
    USA, Sowjetunion.
    Die Vereinigten Staaten sind grundsätzlich bereit, mit der Sowjetunion über ein Verbot von Weltraumwaffen zu verhandeln, wenn die abgebrochenen Genfer Verhandlungen über Interkontinental- und Mittelstreckenraketen miteinbezogen werden.
    Von dieser Absicht wurden nach Angaben eines Regierungssprechers in Washington auch die NATO-Verbündeten unterrichtet.
    Bisher hatten die USA solche Verhandlungen mit der Begründung abgelehnt, ein Abkommen über ein Verbot von Weltraumwaffen könne nicht überprüft werden.
    Darüber hinaus hatte Washington geltend gemacht, dass die Vereinigten Staaten vor der Aufnahme derartiger Gespräche auf dem Gebiet der Weltraumwaffen zunächst mit der Sowjetunion gleichziehen müssten.
    Erst gestern hat Moskau neuerlich Verhandlungen vorgeschlagen, um eine Militarisierung des Weltraums zu verhindern.
    In einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur TASS hieß es, die Beratungen könnten im September beginnen.
    Als Tagungsort wurde Wien vorgeschlagen.
    Das österreichische Außenministerium teilte dazu mit, man sei noch nicht offiziell informiert worden, doch sei Österreich stets bereit gewesen, den organisatorischen Rahmen für derartige Verhandlungen zu stellen.
    Österreich
    Anlässlich der Sommerpause des Parlaments hat Nationalratspräsident Anton Benyar heute neuerlich seine Sorge über den Vertrauensverlust der Politiker in der Öffentlichkeit zum Ausdruck gebracht.
    Benyar richtete in diesem Zusammenhang heftige Angriffe gegen die ÖVP, die, wie er sagte, viele Dinge aus politischen Prestigegründen ablehne, auch wenn dies den Interessen der Gesamtbevölkerung zuwiderlaufe.
    Dieses Verhalten der ÖVP-Führer dazu, betonte Benja, dass die Menschen am demokratischen System verzweifeln müssten.
    Der Nationalratspräsident stellte auch die Überlegung zur Diskussion, dass sich Abgeordnete nicht automatisch hinter ihrer Immunität verschanzen sollten.
    Benja führte in diesem Zusammenhang die jüngste Parlamentsrede von ÖVP-Generalsekretär Michael Graf an, der erklärt hatte,
    CA-Generaldirektor Hannes Androsch habe seinerzeit Steuern hinterzogen.
    Im Falle einer Klage Androschs gegen Graf werde der Immunitätsausschuss den Gerichtsantrag auf Aufhebung der Immunität genau zu prüfen haben, betonte Benja.
    Zu seiner politischen Zukunft erklärte Benja, er werde sowohl als ÖGB-Präsident als auch als Nationalratspräsident bis 1987 im Amt bleiben und sich dann endgültig ins Privatleben zurückziehen.
    Der Obmann des ÖVP-Arbeiter- und Angestelltenbundes, Herbert Kohlmeier, hat wirtschaftliche Dynamik als Voraussetzung für eine gute Arbeitnehmerpolitik bezeichnet.
    In einem Referat beim Angestellten-Tag des ÖAB in St.
    Veit an der Glan in Kärnten meinte Kohlmeier heute, nur wirtschaftliche Dynamik könne wieder zu höheren Einkommen und zu einem besseren sozialen Standard der Bevölkerung führen.
    Der Arbeiter- und Angestelltenbund verbindet diese Bekenntnis jedoch mit klaren sozialen Zielsetzungen.
    Kohlmeier sagte, es sei das große gesellschaftspolitische Ziel, die Schaffung von Eigentum auf breiter Basis zu ermöglichen.
    ÖVP-Obmann Alois Mock sandte eine Grußbotschaft, in der es heißt, die Volkspartei wolle durch ihre Politik die Möglichkeiten des technischen Fortschritts für eine humanere Arbeitswelt nützen.
    Der Präsident des Freien Wirtschaftsverbandes, der SPÖ-Abgeordnete Kurt Mühlbacher, hat heute eine Entlastung der Betriebe bei den Lohnnebenkosten und eine Vereinfachung der Steuervorschriften gefordert.
    Vor der Landeskonferenz des Freien Wirtschaftsverbandes Tirol in Innsbruck sagte Mühlbacher, gezielte Maßnahmen sollten die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen weiter stärken und die Betriebe von unnötiger Verwaltungsarbeit befreien.
    Mühlbacher wies darauf hin, dass die Bundesregierung bereits Schritte in diese Richtung getan habe und nannte in diesem Zusammenhang die Senkung des Beitrags zum Insolvenzausfallgeldfonds.
    Erzbischof Kardinal König hat gestern im Wiener Stephansdom zehn Priester geweiht.
    An dieser Priesterweihe nahmen wesentlich mehr Gläubige teil als in den vergangenen Jahren.
    In seiner Predigt sagte der Erzbischof von Wien unter anderem, für viele Menschen sei Gott heute entsetzlich fern und schweigsam.
    Auch diese Menschen hätten ein Recht, ihm Priester, einem Menschen zu begegnen, der sich als Mann des Gebets erweist.
    Insgesamt werden in ganz Österreich traditionellerweise in diesen Tagen um das Fest Peter und Paul heuer 55 junge Männer die Priesterweihe erhalten.
    Tschechoslowakei.
    Der Erzbischof von Prag, Kardinal František Tomášek, begeht heute seinen 85.
    Geburtstag.
    František Tomášek leitet seit fast 20 Jahren zunächst als apostolischer Administrator und später als residierender Erzbischof die Erzdiözese.
    Er wurde im Jahr 1922 zum Priester geweiht.
    Im Jahr 1949 wurde er Weihbischof von Olmütz.
    Die Regierung verwehrte ihm jedoch die Ausübung seiner bischöflichen Funktionen.
    Erst 1965 änderte sich die Haltung Prags.
    Heute ist Tomaschek der einzige Bischof in den vier böhmischen Diözesen Prag, Budweis, König Kretz und Leitmaritz, der seine bischöfliche Funktion offiziell ausüben darf.
    Narwegen
    In Oslo wird heute eine zweitägige Konferenz der Europäischen Demokratischen Union fortgesetzt und abgeschlossen.
    Vertreten sind etwa 20 christlich-demokratische und konservative Parteien.
    Gestern ist ÖVP-Obmann Alois Mock einstimmig für weitere zwei Jahre zum Präsidenten der EDU wiedergewählt worden.
    Er hat unter anderem vorgeschlagen, das kommende Jahr zu einem Jahr der Abrüstung zu machen.
    Heute wird der ehemalige amerikanische Sicherheitsberater Richard Allen ein Dokument über die Ost-West-Beziehungen vorlegen.
    In diesem Papier wird unter anderem vorgeschlagen, mit der Sowjetunion zu bestimmten Punkten konkrete Verhandlungen aufzunehmen.
    Auch die Sorge um das Schicksal des sowjetischen Regimekritikers und Nobelpreisträgers Andriy Sakharov wird heute bei der EDU-Konferenz zum Ausdruck kommen.
    Kanada.
    Der Chef der Liberalen John Turner wird heute als 17.
    Ministerpräsident Kanadas vereidigt.
    Turner tritt die Nachfolge von Pierre Elliott Trudeau an, der mit einer kurzen Unterbrechung insgesamt 16 Jahre amtiert hat.
    Vier der wichtigsten Mitglieder von Trudeaus Regierungsmannschaft werden dem neuen Kabinett nicht mehr angehören.
    Liechtenstein.
    Die männlichen Wahlberechtigten Liechtensteins entscheiden an diesem Wochenende darüber, ob auch den Frauen das Wahlrecht zuerkannt werden soll.
    Es ist dies die dritte Abstimmung über diese Frage innerhalb von 13 Jahren in dem Fürstentum.
    1971 lehnten 51 Prozent der Männer die politische Gleichberechtigung der Frau ab.
    Zwei Jahre später waren es sogar 56 Prozent.
    Ministerpräsident Hans Brunnhardt und die Fürstenfamilie gelten als Befürworter des Frauenwahlrechts.
    Österreich Die erwartete erste große Reisewelle ist ebenso wie gestern auch heute ausgeblieben.
    Dies obwohl in den östlichen Bundesländern sowie in Nordrhein-Westfalen und in Belgien die Ferien begonnen haben.
    An allen Grenzen überschreiten die Wartezeiten nicht das übliche Maß.
    Vom ÖAMTC werden als mögliche Gründe das schlechte Wetter und die wirtschaftliche Lage genannt.
    In der Obersteiermark wird heute der Naturpark Sölk-Teler eröffnet.
    Dieser Naturpark ist etwa 280 Quadratkilometer groß und umfasst im Wesentlichen die Gemeinden Klein-Sölk, Groß-Sölk und St.
    Nikolai.
    Um die Erschließung der Sölk-Teler hat sich bereits Erzherzog Johann verdient gemacht, an den am Schwarzen See am Ende des Klein-Sölker Obertales ein Gedenkstein erinnert.
    Anstiege führen unter anderem auf den bekannten Berg Hochwildstelle.
    Auch das geologisch interessante Wandergebiet, der Klafferkessel, befindet sich in der Nähe.
    An eine technische Erschliessung des Naturparks Sölkteler, etwa durch Skilifte, ist nicht gedacht.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage?
    Von Deutschland her nähert sich eine weitere Kaltfront.
    In Mitteleuropa dauert das unbeständige und relativ kühle Nordwestwetter an.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Süden noch Störungsreste, sonst zunächst teilweise noch sonniges Wetter, später von Nordwesten her Bewölkungszunahme, nachfolgend teils gewittrige Regenschauer, dabei auffrischender Nordwestwind.
    Nachmittagstemperaturen 16 bis 22, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 6 bis 13 Grad.
    Die Wetteraussichten für Morgen, Sonntag, den 1.
    Juli.
    Am Vormittag regional sonnige Abschnitte, besonders im östlichen Flachland, sonst veränderliche, zum Teil auch starke Bewölkung.
    An der Alpen-Nordseite häufig sonst örtlich Regenschauer.
    Am Nachmittag lokal auch Gewitter.
    Nordwestwind in Schauern lebhaft auffrischend.
    Frühtemperaturen Morgen, Sonntag 6 bis 13, Tageshöchsttemperaturen 16 bis 22 Grad.
    Die Wetterforscher auf Montag weiterhin unbeständig und relativ kühl.
    Hier die Messwerte von heute 12 Uhr Mittag.
    Wien wolkig 20 Grad, Südostwind 15 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt 19 Grad, Südostwind 15, Linz Heiter 17 Grad, Salzburg stark bewölkt 17, Innsbruck Heiter 17,
    Bregenz, Heiter 17°, Nordwestwind 10 km in der Stunde, Graz bedeckt 15° und Klagenfurt bedeckt bei 14°.
    Zwölf Uhr und elf Minuten war es soeben.
    Im oberösterreichischen Hintergebirge spielt sich seit mehr als einer Woche eine friedliche Besetzung ab.
    Zwischen 10 und 200 Umweltschützern haben jenes Gebiet gleichsam besetzt, in dem von den Enskraftwerken ein Speicherkraftwerk errichtet werden möchte.
    Die Besetzer wehren sich gegen die Tatsache, dass der Reich Ramingerbach aufgestarrt werden soll.
    Gestern hat nun der zuständige Minister, Vizekanzler Norbert Steger, in die Auseinandersetzung eingegriffen.
    Er bezeichnete in einer Aussendung das Projekt als energiewirtschaftlich nicht dringend und forderte die Enzkraftwerke auf, die anhängigen Vorarbeiten zumindest vorübergehend einzustellen.
    Steger erklärte sich auch bereit, mit den Umweltschützern zu verhandeln, wenn sie ihre Aktion aufgeben.
    So verhandlungsbereit zeigte sich aber der zuständige Gemeinderat nicht.
    Er hat die Räumung des Gebietes beschlossen.
    Wilfried Seifert hat sich in den letzten Stunden bei den Besetzern aufgehalten und uns folgendes akustisches Tagebuch übermittelt.
    Freitagnachmittag bei der besetzten Baustelle der Enzkraftwerke im Reich-Rahminger Hintergebirge.
    Besetzung ist ein großes Wort.
    15 bis 40, meist jüngere Leute, sitzen vor einem schwarzen Plastiknotzett.
    Links und rechts von ihnen ein jeweils etwa 2,50 Meter hohes Stollenloch im Berg.
    Der dort fehlende Stein ist der des Anstoßes.
    Denn für die Kraftwerksgegner ist der Stollenbau bereits eine Baumaßnahme für ein noch nicht einmal wasserrechtlich genehmigtes Bauwerk.
    Die reinen Probebohrungen laufen daneben, sie werden nicht behindert.
    Immer wieder kommen Schaulustige, teils in der Haltung von Zoobesuchern, teils mit Lebensmitteln und somit mehr als moralische Unterstützung.
    Freitagnachmittag kommt auch der Gemeindesekretär von Eichraming auf Besuch.
    Na, ist eh wunderbar, einmal ein Gemeindesekretär.
    Aha, ist eh wunderbar.
    Wieso, der Bürgermeister ist eh reingekommen.
    Ja, gestern zum ersten Mal.
    Was sagt er?
    Er möchte uns am liebsten in Wagner-Jarik sehen.
    Nein, die Leute sagen das zu ihm.
    Wenn in Reich-Raming draußen einer das macht, was ihr da macht, dann wird er entweder eingesperrt.
    Im Bürgermeister machen sie doch sehr viele Vorwürfe.
    Natürlich.
    Und Vorhaltungen.
    Andere aufschauen, was macht er denn?
    Er hat ja selber gar nie reingegangen.
    Aber wenn der Sicherheitsdirektor kommt, wird er ihm als Bürgermeister da mitgeben müssen.
    Da kommt eher der Sicherheitsdirektor als der Bürgermeister da.
    Das ist auch schon interessant.
    Weil der Bürgermeister soweit gar keine Kompetenz hat, dass er da einschreit.
    Na freilich schon.
    Einer kann mal schauen, was er in seiner Gemeinde tut.
    Wir sind eine Woche da gewesen.
    Das hört man ja eh von der Presse.
    Wenn's wahr ist.
    Das meiste ist eh nicht wahr.
    Der hat da ein paar Kilometer zum Fahren.
    Und das ist sein Gemeindegebiet.
    Und er kommt nicht rein hier.
    Auf der anderen Seite macht er da ...
    Freitagabend.
    Der, um im einschlägigen Jargon zu bleiben, steirische Pop-Barde mit dem schönen Namen Wilfried, singt ältere und neuere Liede für das Hintergebirge in die rauchige Saalluft.
    Ob er es ist, der den Saal bis über den letzten Platz hinaus mit jungen Menschen füllt oder das Anliegen der Bürgerinitiative, bleibe dahingestellt.
    Immerhin verkauft sich ein Ansteckknopf mit der Aufschrift, das Hintergebirge soll leben, geradezu blendend.
    Was allerdings ja auch beweist, dass die meisten diesen Knopf noch nicht besitzen.
    Die alte Frage, ob bloßes Dabeisein bei der Hetz schon politisches Wollen ausdrückt.
    Tatsache bleibt, das Fest zur Rettung des Reichraminger Hintergebirges… …findet in Großraming statt, etwa 8 Kilometer ends abwärts.
    Hier sind derartige Diskussionen offenbar noch möglich,… …und damit auch ein derartiges Fest mit Wilfried.
    Es ist immer noch Freitagabend.
    Allerdings ist es nicht mehr das laute, rauchige Wirtshaus.
    Der Rauch steigt von einem Lagerfeuer aus.
    Hintergrundgeräusch ist eine einzelne Gitarre.
    Hintergrundgeräusch ist auch das Rauschen des Waches, der noch hier rauscht.
    Ich sitze im Umkreis von ungefähr 10, 15 jungen Leuten vielleicht.
    Alle entsprechen natürlich dem Klischeebild.
    das die Bevölkerung längst entworfen hat.
    Es sind natürlich lange Haare dabei, es sind Bärte dabei.
    Was machen Sie hier?
    Warum sitzen Sie zu nachtschlafender Zeit, wenn der Nebel einfällt und es eigentlich ziemlich kalt ist, trotz Lagerfeuer?
    Was machen Sie hier?
    Ja, wir wollen verhindern, dass da die Stuhlen weiter drin werden, die was praktisch ohne wasserrechtliche Bewilligung abgefahren worden sind, von Bauern zu Lkw.
    Sie haben einen leichten oberösterreichischen Zungenschlag, wenn Sie reden.
    Sind Sie ungefähr aus der Gegend?
    Ich bin Einheimischer.
    Im Bereich Arminger.
    Ich kenn das Hintergebirge schon praktisch seit 25 Jahren.
    Wenn man in Reich Arming sich umhört, dann ist von den Spinnern die Rede, die den Fortschritt behindern.
    Wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, sind sie in der Minderheit, wenn sie gegen das Kraftwerk sind.
    Auf jeden Fall sind sie die Jungen und nicht die Alten, nicht die bestimmende Schicht, die gegen das Kraftwerk ist.
    Ist das richtig?
    Ja, das stimmt.
    Wir sind nicht die bestimmende Schicht, leider.
    Es gab bereits erste Handgreiflichkeiten, es gab Schwierigkeiten mit den Arbeitern, es gab Schwierigkeiten auch mit den Behörden.
    Es sind zunehmend weniger geworden, die hier sitzen und besetzen und den Kraftwerksbau verhindern wollen.
    Wie lange halten Sie es aus?
    Wir halten es aus, solange es notwendig ist, bis wir das Ganze eingestellt haben.
    Also bis es uns gelungen ist, das Projekt zu verhindern da im Hintergebirge.
    Und was heißt das konkret?
    Für wie lange haben Sie sich so ungefähr gedanklich eingerichtet?
    Werden die Ferien draufgehen?
    Ja die Ferien, die können ruhig draufgehen, das lohnt sich.
    Samstag früh, Alltag im Reich Raminger Hintergebirge.
    Die Besetzer warten vor dem Zelt, die Probebohrungen gehen ungehindert weiter.
    Am Montag ist der erste Prozess geplant, den die Enzkraftwerke gegen 14 Personen angestrengt haben.
    Auch zivilrechtliche Verurteilungen werden an der Besetzung nichts ändern.
    Eine polizeiliche Räumung kommt nicht in Frage, vornehmlich aus politischen Gründen.
    Das Verhältnis zwischen den Gendarmen und den Besetzern ist fast herzlich zu nennen.
    Ein klassisches Patt.
    Die meisten jugendlichen Besetzer, die außer der öffentlichen Meinung keine politische Unterstützung haben, gegen die Enzkraftwerke, denen Energieminister Steger und Landeshauptmann Ratzenböck die politische Unterstützung entzogen haben.
    Eine Art akustisches Tagebuch von Wilfried Seifert über die Situation bei der Besetzung des Reichraminger Hintergebirges.
    Mittlerweile ist es 12.17 Uhr geworden, zwei Minuten nach Viertel eins nun ins Ausland.
    Während der Arbeitskonflikt in der westdeutschen Metallindustrie vor der Beilegung zu stehen scheint, zeichnet sich in dem seit mehr als zwölf Wochen dauernden Streik in der Druckindustrie und im Druckereigewerbe um die 35-Stunden-Woche kein Ende ab.
    Ob die für die Metaller gefundene Kompromisslösung einer 38,5-Stunden-Woche ab April kommenden Jahres auch als Modell für die Schlichtung des Druckerstreiks herangezogen werden kann, darüber verhandeln an diesem Wochenende die Tarifpartner in Düsseldorf.
    Fest steht, dass seit Ende März die westdeutschen Zeitungshäuser in Abständen immer wieder bestreikt werden, dass Zeitungen nicht erscheinen oder nur als Notausgaben mit wenigen Seiten und ohne Anzeigen auf den Markt kommen können.
    Besonders getroffen wurde in den letzten Wochen die Zeitungshochburg Frankfurt am Main, in der so renommierte Blätter wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung oder die Frankfurter Rundschau nur erschwert, wenn überhaupt gedruckt werden können.
    Mit dem Vorsitzenden des Hessischen Verlegerverbandes, Wolfgang Pfeiffer von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, führte Edgar Sterbens über die aktuelle Momentaufnahme der westdeutschen Zeitungslandschaft das folgende Gespräch.
    Herr Pfeiffer, welche Zwischenbilanz ziehen Sie nach drei Monaten Streik im deutschen Druckereigewerbe?
    Welche betriebswirtschaftlichen Auswirkungen hat es auf die meisten deutschen Zeitungen?
    Man kann, wenn man redlich ist, heute noch keine ganz konkreten Zahlen nennen.
    Das ist auch wohl von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich.
    Ich darf Ihnen das an ein paar Beispielen nennen.
    Wenn ein Zeitungsverlag beispielsweise keine eigene Technik hat und nur im Lohndruck arbeitet, hat er ja verhältnismäßig weniger.
    Kapital investiert als ein Zeitungsverlag, der eine große Druckerei hat.
    Und Sie sehen, wenn diese große Druckerei stillsteht, dann sieht bei einem solchen Mischbetrieb das Ergebnis nach einem solchen Streik noch schlimmer aus als in einem reinen Zeitungsverlag.
    Kann man grundsätzlich die These aufstellen, dass jene Unternehmen, die bereits rationalisiert haben, die etwa schon den Lichtsatz eingeführt haben und auf Computer umgestiegen sind, dass diese Unternehmen den Streik weniger zu spüren bekommen als jene Pressehäuser, in denen noch nach dem guten alten Bleisatz die Zeitung hergestellt wird?
    Ja, die Betriebe, die verhältnismäßig früh auf die sogenannten neuen Techniken umgestellt haben, sind vergleichsweise viel weniger betroffen worden als die Zeitungsverlage, die noch stärker
    Gibt es bereits Schätzungen, wie sich diese Situation auf dem deutschen Zeitungsmarkt auswirken wird auf das Interesse der Leser an den jeweiligen Blättern?
    Es ist so, dass in vielen Städten des Bundesgebietes, gerade in denen Druckereien sind, die mit den neuen Techniken arbeiten, ja eigentlich während der ganzen Streikzeit zumindest Notausgaben erschienen sind.
    Dort ist also die Laserblattbindung im Wesentlichen erhalten geblieben.
    In weiten Teilen Hessens haben die Leser den Druckereistreik überhaupt nicht gespürt, weil die Arbeitswilligen zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen in der Lage waren, fast vollständige Ausgaben herzustellen.
    Viel schlimmer hat es die Zeitung beispielsweise in Frankfurt am Main getroffen.
    Dort sind ja seit dem 14.
    Juni 1984 bis zur Stunde keine vollständigen Ausgaben erschienen.
    Hier war eine totale Bestreikung der beiden großen Zeitungsdruckereien.
    Und was noch sehr viel schlimmer war, selbst wenn Notausgaben hergestellt worden sind, ist die Auslieferung dieser Notausgaben
    mit massiver Gewalt verhindert worden.
    Wie sind diese Notausgaben überhaupt bisher zustande gekommen?
    Setzt sich da der Redakteur selbst an den Bildschirm und geht in den Computer hinein oder wie funktioniert das?
    Das ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich.
    In kleineren und mittleren Zeitungsbetrieben in Hessen
    gab es immer noch eine ganze Anzahl Angestellter aus dem Druckerei-Bereich, die gearbeitet haben.
    Und da ist das also einigermaßen normal mit Unterstützung des Redaktionspersonals und der Redakteure weitergegangen.
    In unserem Haus, in dem praktisch in der Technik überhaupt niemand gearbeitet hat, da mussten wir uns selbst an die Elektronik heranmachen und eine Zeitung eben selbst setzen.
    Wir haben ganz seiten Umbruch gemacht, wir haben selbst belichtet.
    und haben dann eben drucken lassen, da wo es gerade ging.
    Heißt das, dass man jetzt festgestellt hat, dass man eigentlich an den bisherigen Betriebsstrukturen vorbeiproduzieren kann?
    Ja.
    Beantwortet diese Frage klappt mit Ja.
    Man wollte es nicht und man will es auch eigentlich heute noch nicht, denn wir arbeiten lieber mit Menschen als mit Maschinen.
    Aber theoretisch und praktisch ist das weiter
    Wie würden Sie jetzt überhaupt das Kernproblem der Auseinandersetzung zwischen der Industriegewerkschaft Druck und Papier und den Zeitungsunternehmen definieren?
    Das ist eine außerordentlich schwierige Frage, weil mir überhaupt bis zur Stunde nicht einsichtig ist, wofür die IG Druck und Papier eigentlich streikt.
    Sage, das klingt vielleicht zynisch, ich meine es aber tatsächlich so, wie ich es sage.
    Kann mir niemand erklären,
    dass es sich lohnt, seit dem 30.
    März 1984 für eine oder für zwei Stunden Freizeit zu streiken.
    So überlastet sind die Mitarbeiter in den Druckereien auch nicht, dass eine oder zwei Stunden Freizeit irgendeine
    Die Gewerkschafter argumentieren, dass sie neben der Arbeitszeitverkürzung auch neue Lohnstrukturen und eine Einkommensverbesserung anstreben.
    Über die neuen Lohnstrukturen konnte man immer sprechen.
    Diese Verbesserungen, die dort gewünscht wurden, sind von dem Bundesverband Druck niemals abgelehnt.
    Ist Ihrer Meinung nach der Schlichtungsvorschlag, der im Metallbereich von Herrn Leber vorgelegt wurde, eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 38,5 Stunden ab April 85 und zweistufige Lohnerhöhungen, ist dieses Schlichtungsmodell möglicherweise auch ein Lösungsansatz für den Streik im Druckgewerbe?
    Ja, ich halte dies für einen Lösungsansatz, meine freilich.
    dass man nicht ohne weiteres die Regelungen für einen ganz anderen Industriezweig auf die Druckindustrie übertragen kann, zumal es in der Druckindustrie in großen Mengen ganz kleine Betriebe gibt.
    Aber ein Lösungsansatz
    Herr Pfeiffer, in Österreich gibt es seit kurzem im Druckereigewerbe die 38-Stunden-Woche mit der Regelung, dass für jede Stunde eingesparter Arbeitszeit in Zukunft bei Kollektivvertragserhöhungen 1,25 Prozentpunkte Abzug erfolgen.
    Das hieße etwa, sollte es im kommenden Jahr eine Kollektivvertragserhöhung von 6 Prozent geben und 38 Stunden wird nur gearbeitet.
    bliebe unter dem Strich dreieinhalb Prozent Lohnerhöhung übrig.
    Außerdem gibt es einige Momente der Flexibilität in dieses Modell eingebaut.
    Was würden Sie von diesem Modell halten?
    Ist das auch für die Bundesrepublik anwendbar?
    Ich halte das österreichische Modell für ausgewogen.
    Ich halte es für klug.
    Ich halte es für human.
    Ich kann nur mit großem Respekt vor den Tarifvertragsparteien in Österreich sagen, was da
    geschaffen worden ist.
    Das ist vernünftig.
    Dies ist eine gute Sache.
    Das ist auch eine moralisch einwandfreie Sache.
    Ich kann nicht bei über zwei Millionen Arbeitslosen eine Arbeitszeitverkürzung ohne jegliche Lohneinbuße verlangen.
    Dies halte ich für schlechterdings unmoralisch.
    Sondern wenn eine Arbeitszeitverkürzung stattfindet, dann sollen, bitteschön, jawohl, auch die Unternehmer etwas dazu beitragen, dass Arbeitsplätze geschaffen werden, aber auch die Arbeitnehmer, die ihr Venier leisten.
    Wolfgang Pfeiffer, der Vorsitzende des hessischen Verlegerverbandes.
    Über die weitere Strategie der westdeutschen Zeitungsherausgeber im Arbeitskampf um die Arbeitszeitverkürzung wollte er in diesem Gespräch ebenso wenig sagen wie etwa über ein mutmaßliches Verhandlungsergebnis der Tarifpartner
    in der Druckereiindustrie der Bundesrepublik Deutschland.
    Wir bleiben gleich beim Thema Streik in Deutschland und kommen zur vorher zitierten möglichen Einigung in der Metallbranche.
    Wie diese Entwicklung in Deutschland von österreichischen Zeitungen beurteilt wird, hören Sie in der folgenden Inlandspresseschau, die Leopold Esterle zusammengestellt hat.
    Im Kurier vertritt heute Hans Rauscher die Ansicht, dass die großen europäischen Streiks, in Deutschland die Metaller und die Drucker, in England die Kohlengrubenarbeiter, einerseits politische Streiks seien, mit denen eine ungeliebte Regierung in die Knie gezwungen werden soll, andererseits der verzweifelte Widerstand der Menschen gegen den technologischen Wandel.
    Das krasseste Beispiel ist der Streik der deutschen Druckereiarbeiter.
    In den letzten Jahren ist diese Gewerkschaft von linksradikalen Scharfmachern unterwandert worden.
    Gleichzeitig zeigen sich in dieser Industrie die Folgen des technologischen Fortschritts am radikalsten.
    Ein Großteil der extrem gut bezahlten Arbeitsplätze droht durch die neue Technik ganz einfach ausradiert zu werden.
    daher die Erbitterung, mit der dieser Streik fortgeführt wird.
    Die Automatisierung der Arbeitsabläufe steht auch hinter dem Streik in der deutschen Metallindustrie, der jetzt soeben mit einer halben Niederlage der Gewerkschaft geendet hat.
    Aber die Gewerkschaftsbosse wollten auch nach der Wende zur CDU-geführten Regierung ihre Macht zeigen.
    Noch viel mehr gilt das für die englischen Bergarbeiter, wo der verhassten Maggie Thatcher eine entscheidende Niederlage beigebracht werden soll.
    Aber es geht auch um ein Strukturproblem, nämlich die Schließung von unrentablen staatlichen Kohlgruben.
    Die Frage ist, ob diese Todeszuckungen von Westeuropas alter Industrie auch die Geburtswehen einer neuen Prosperität sind.
    Soweit Hans Rauscher im Kurier.
    Ernst Trost kommentiert in der Neuen Kronenzeitung heute ebenfalls die europäischen Streiks, geht dann aber im Besonderen auf den Metallerstreik in der BRD ein.
    Trost stellt die Frage, ob die Regelung der 38,5-Stunden-Woche nicht auch ohne Milliardenverluste für die deutsche Wirtschaft möglich gewesen wäre.
    Den Funktionären ging es wohl mehr um den Kampf als um die Sache.
    Sie wollten ihre Macht zeigen und benutzten dazu die umstrittene Theorie, dass durch Arbeitszeitverkürzung mehr Arbeitsplätze geschaffen würden.
    Davon ist jetzt kaum noch die Rede.
    Die, die ohnehin Arbeit haben, profitieren und die Arbeitslosen bleiben weiter draußen vor der Tür.
    Die Streitparteien aber bemühen sich, den Kompromiss als Sieg ihrer Seite hinzustellen.
    Bei den meisten Arbeitern war der Streik ohnehin nicht populär.
    Sie sind froh, dass sie in Sonderschichten nun wieder ein wenig von der verlorenen Zeit wettmachen können.
    In dieselbe Kerbe schlägt Christian Krämer in den Salzburger Nachrichten.
    Der Bonner Korrespondent dieses Blattes schreibt unter dem Titel die Bilanz des bisher verbissensten deutschen Arbeitskampfes.
    Unabhängig von der Dauer dieser Streiks lässt sich voraussagen, dass alle Beteiligten verloren haben.
    Die streikenden und ausgesperrten Arbeiter erlitten hohe Einkommensverluste, die Unternehmen Umsatzeinbußen.
    Die Steuerkasse und die Sozialversicherungen aber haben geringere Einnahmen.
    Dass dieser Streik zusätzliche Arbeitsplätze schafft, gilt als ausgeschlossen.
    Schaden haben nicht zuletzt die Gewerkschaften, die ihre Mitglieder in den Streik führten, ob schon sie wissen mussten, dass die verlangte 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn nicht realisierbar war.
    Das war die heutige Inlands-Presse-Show, zusammengestellt von Leopold Esterle.
    Mittlerweile ist es 12.30 Uhr geworden, halb eins.
    Kurzer Blick auf das Programm, das Sie noch bis 13 Uhr hören können.
    Die Schlagzeilen dazu.
    Gespräch mit dem amerikanischen Astronomen Carl Sagan und dem Direktor des Sowjetischen Instituts für Weltraumforschung Zakdeyev.
    zum Thema Waffen im Weltraum.
    Dieses Gespräch vor dem Hintergrund des sowjetischen Verhandlungsvorschlages über Gespräche mit den Vereinigten Staaten, die im September in Wien stattfinden sollen.
    Zwischenbilanz im amerikanischen Wahlkampf und dann noch im Kulturteil Eröffnung des karintischen Sommers.
    Nun aber zu unserer üblichen Samstagsserie.
    im Journal zu Gast.
    Das ist heute Robert Graf, der Wirtschaftssprecher der österreichischen Volkspartei, Nationalratsabgeordneter, Präsident der Burgenländischen Handelskammer und Chef des Wirtschaftsverlages.
    Das ist eine Verlagsfirma des ÖVP-Wirtschaftsbundes.
    Mit dem, oder wenn man will, gegen den Wiener Handelskammerpräsidenten Karl Dietrich ist Graf außerdem so etwas wie der ewige Kronprinz für die Nachfolge des Wirtschaftskammerpräsidenten Rudolf Salinger.
    Ewiger Kronprinz deshalb, weil Salinger zweifellos noch etliche Präsidentenjahre bleiben wird.
    Es ist zu erwarten, dass er nächstes Jahr für eine weitere Funktionsperiode gewählt werden dürfte und dann wird es für Robert Graf, der nicht nur die Arbeit, sondern auch das Leben zu schätzen weiß, wohl eher zu spät sein.
    Graf wird in wenigen Tagen 55 Jahre alt.
    Rudolf Nagiller sprach mit ihm.
    Herr Präsident Graf, worüber reden Sie lieber?
    Über das wieder aufgeflammte Thema Salcha Androsch oder über die Steuerreformvorschläge, die Sie für die ÖVP in dieser Woche präsentiert haben?
    Naja, schon über die Steuerreformvorschläge, die ich präsentiert habe.
    Obwohl ich nicht verhehle, dass mir das Umfeld der Ereignisse um Androsch herum stark auf die Nerven geht.
    Nicht die Causa selbst.
    Ich kann nicht beurteilen, ob Androsch schuldig oder unschuldig ist.
    Für mich ist er unschuldig, solange sich das Gegenteil nicht erweist.
    Aber dass WIE diese Prüfung erfolgt, nervt mich, aber mehr als Staatsbürger wie als Parlamentarier.
    Warum?
    Wie?
    Weil ich ausgehe davon, dass wenn schon Androsch von seinen früheren Freunden so behandelt werden kann, wie er scheinbar behandelt wird, dann muss ich mich fragen, was geschieht mit einem, der nicht so hoch rangiert in der Partei, wenn jemand auf die Nerven geht.
    Das heißt, Ihr Groll richtet sich gegen Salcher und nicht gegen Androsch?
    Mein Groll richtet sich gegen mir unbekannte Personen, die dafür sorgen, dass ich in Zeitungen Steuerakte lesen kann, was ich nicht möchte.
    Weder Akte des Herrn Androsch noch Akte des Herrn Graf.
    Generell.
    Ich weiß nicht, wer die Triebfädern sind.
    Ich weiß nur, dass die ÖVP nicht schuld ist, obwohl ich das jetzt immer höre.
    Es müssen Leute in der SPÖ sein.
    Und ich glaube auch nicht, dass man Steuerakte des Herrn Androsch beim Poitier in der Himmelpfortkasse beheben kann.
    Es müssen schon hochrangige Leute hier am Werk gewesen sein.
    Haben Sie einen Verdacht?
    Ich habe keinen.
    Ich habe ein Unbehagen gegen Unbekannte.
    Und das wird von Tag zu Tag stärker.
    Was mir zusätzlich nicht gefällt ist, dass der Dr. Androsch in einer hohen Wirtschaftsfunktion, er leitet immerhin die größte Bank Österreichs, sich befindet und ich weiß von meinen amerikanischen Freunden, dass sie mit wachsendem Unverständnis diese Kampagne betrachten und das macht mich besorgt, weil ich ja nicht glaube, dass die CA ein lehender SPÖ ist.
    Heißt das, dass die Diskussion der CA schadet?
    Selbstverständlich.
    Andererseits wird die Diskussion auch von der ÖVP warmgehalten.
    Natürlich.
    Obwohl es der CA schadet.
    Ja, dass eine Oppositionspartei sich dieser Sache bemächtigt, wenn Sie diesen Ausdruck gestatten, das ist doch wohl auf der Hand liegend, um festzustellen, warum geht nichts weiter.
    Obwohl es der Größenbank schadet.
    Ja, es schadet, aber es schadet nicht, dass die Opposition darüber redet, dass sich eine Oppositionspartei dieser Sache annimmt, damit der Schaden nicht größer wird.
    So sehe ich es.
    Aber der ÖVP zu sagen, weil sie auch darüber redet, schadet sie auch der CA, das, glaube ich, ist eine Fehlinterpretation.
    Glauben Sie, dass Andros Steuern hinterzogen hat?
    Ich wiederhole, was ich eingangs gesagt habe.
    Für mich gilt die Unschuldsvermutung für jeden, daher auch für Andros, bis das Gegenteil bewiesen ist.
    Da ist also Graf anderer Meinung als Graf?
    Das kann durchaus möglich sein.
    Der hat gesagt im Parlament, er ist davon überzeugt, er hat sogar gesagt, es sei erwiesen, dass andere Steuern hinterzogen hat.
    Ich habe dieser Bemerkung nichts hinzuzufügen, außer meinen vorherigen Satz, den ich gesagt habe, und ich wiederhole ihn, für mich gilt die Unschuldsvermutung, bis die Schuld bewiesen ist.
    Ist das eine Bemerkung, die Ihnen gefällt, vom Generalsekretär Graf, Ihrem Parteifreund?
    In einer großen Partei kann man nicht immer erwarten, dass jede Bemerkung jedem gefällt.
    Ich habe sicher oft Dinge bemerkt, die auch anderen nicht gefallen haben mögen.
    Ich interpretiere, sie gefällt Ihnen nicht.
    Ich kann ihre Interpretation nicht hinteran halten.
    Und Sie widersprechen ihr auch nicht.
    Ich kann ihre Interpretation nicht hinteran halten.
    Und jetzt zum anderen Thema, Herr Präsident, Graf zur Steuer.
    Sie haben diese Woche ein Steuerreformpaket Vorschläge der ÖVP vorgestellt, furchtbar komplizierte Dinge.
    Das Ziel des Ganzen ist, so heißt es in diesem Konzept, die Entlastung der Steuerzahler natürlich, die Gesundung der Wirtschaft und einen besseren sozialen Ausgleich.
    Bemerkenswert ist, dass das Ganze zig Milliarden Schilling kostet.
    Woher soll das Geld kommen?
    Ich habe mich immer geweigert, ein Steuerreformpapier zu machen.
    Es hat im Übrigen auch kein Mensch von mir verlangt, wo drinnen steht, dass alles, was hier geschieht, nichts kostet.
    Das gibt es nämlich nicht.
    Wir gingen aus in einer geistigen Anleihe an Reinhard Kamitz.
    Es muss eine Steuerreform drei Dinge in sich haben.
    Sie muss den Anreiz zur verstärkten Eigenleistung bieten.
    Sie muss die Möglichkeit der budgetären Umschichtung im Staatshaushalt ergeben.
    Und sie muss etwas kosten, aber die Kosten kommen über die Umwegsrentabilität wieder herein.
    Und so sehe ich das.
    Glauben Sie, dass die ÖVP, wenn sie in die Regierung käme,
    dieses Reformpapier, das viel kostet, wirklich verwirklichen könnte, wenn also die ÖVP die Verantwortung für das Budget und für die Steuern hätte?
    Es gibt kein Wirtschaftspapier, das wir in den letzten zwei Jahren gemacht haben und jedes dieser Papiere hat Konkludenzen rückbezüglicher Natur, also auch dieses Steuerpapier und ich bin von jedem dieser Papiere überzeugt, wenn man den Zusammenhang mit anderen Komplexen sieht, dass es durchführbar ist.
    Das heißt,
    Das Steuerpapier isoliert, ohne Veränderung der Wirtschaftspolitik, ohne den berühmten Kassasturz und Kurswechsel durchzuführen, das würde nicht funktionieren.
    Sie wollen auch mit diesem Steuerpapier oder mit dieser Reform, wenn Sie sie machen könnten, wenn Sie in der Regierung wären, die Wirtschaft wieder ankurbeln, die Wirtschaft gesunden lassen.
    Zeichnet sich Ihrer Ansicht nach
    Derzeit den Wirtschaftsaufschwung schon ab, wie man immer wieder sagt?
    Im Großen und Ganzen ja, aber man kann Aufschwünge zerstören.
    Wenn Sie den stärkeren Aufschwung in der Bundesrepublik Deutschland sehen und heute lesen, dass die Strikes wegen der Arbeitszeitreduktion 70 Milliarden Schilling gekostet haben, dann habe ich Bedenken, dass der deutsche Aufschwung das vielleicht nicht verdauen kann, die 70 Milliarden kosten.
    Reduktion der Arbeitszeit, da gibt es jetzt in Deutschland bei den Metallarbeitern, dem Deutschen, das sind mehrere Millionen,
    Eine Einigung, die lautet 38,5 Stunden mit Flexibilität in den Betrieben.
    Das kann also auch ruhig bei 40 bleiben in einem Betrieb, in einem anderen kann es auch auf 37 runtergehen.
    Im Großen und Ganzen ist es eigentlich die Lösung, die die ÖVP auch immer propagiert.
    Die ÖVP hat grundsätzlich etwas gesagt, wovon wir nicht abrücken.
    Wir glauben, dass in dieser Legislaturperiode eine generelle Arbeitszeitsenkung nicht leistbar ist.
    Daher sind wir gegen das Verlangen dieser.
    Ich möchte sagen, dass bei dem Einjahr Regierungsjubiläum Dr. Sinowaz, von dem ich sonst nicht sehr viel vom Jubiläum, nämlich nicht sehr viel halte, eine bemerkenswerte Feststellung des Herrn Bundeskanzlers, ich damals positiv sofort aufgegriffen habe,
    Nämlich seine Erklärung, er wünsche in Österreich eine Reduktion der Arbeitszeit nur nach vorheriger Einigung der Sozialpartner.
    Das ist für mich eine sehr positive Sache.
    Und ich glaube, dass man selektiv in Branchen, wo man es erträgt, Beispiel die Druckereien in Österreich, werden mit 1.
    April des kommenden Jahres eine Einigung haben.
    Diese darf keine Pilotfunktion sein und haben und diese darf nicht generelle Dinge auslösen.
    Wenn ich heute höre, was der Bautenminister Sekanina als Metaller dazu sagt, dass derartiges, was in Deutschland jetzt einigend geschehen ist, für den Metaller in Österreich nicht angenehm wäre, dann bin ich wieder etwas besorgt.
    Aber meine Frage war, ist das, was in Deutschland abgeschlossen wurde, eine leichte Senkung mit gleichzeitiger Flexibilität für die Einzelbetriebe?
    Das ist der Kern des Abschlusses.
    Ist das nicht irgendwo ein Modell, das dem Wirtschaftssprecher der ÖVP gefallen müsste?
    Man kann ausländische Modelle nicht fugenlos adaptiv herübernehmen nach Österreich.
    Sie haben aber recht, und ich wiederhole ganz ausdrücklich, die Erklärung, dass sich die Sozialpartner branchenspezifisch und in Ruhe einigen,
    ist für mich wichtig.
    Und das zweite, dass es auch bei dieser Einigung nicht dazu kommt, dass man sofort um fünf Stunden die Arbeitszeit senkt.
    Das schließe ich aus.
    Wenn Sie österreichische Besonderheiten einbauen, dann ist dieses Modell, berücksichtigend dieser Sonderheiten funktionierender Sozialpartnerschaft, anwendbar, aber nur so, wie ich einleitendes meinte.
    Herr Präsident Graf, wie geht es der ÖVP?
    Großartig?
    Ich würde sagen, es geht ihr gut.
    Einer Partei geht es nie großartig, denn wenn sie glaubt, dass es ihr großartig geht, beginnt sie zu verlieren.
    Die SPÖ glaubte lange Zeit, es geht ihr großartig.
    Ich glaube, es geht uns gut, weil die Wähler jetzt sehen, dass die Regierungspolitik der Sozialisten zu scheitern beginnt und dass die jetzige Koalition nicht sehr viel bewegen kann im Positiven.
    Aber ich würde sagen,
    Die Feststellung, dass es uns gut geht, sollte uns nicht verleiten, nicht sehr eifrig uns zu bemühen, unsere Kapazität dauernd dem Wähler vorzustellen.
    Sorge bereitet mir in der Zwischenzeit die klimatische Entwicklung zwischen den beiden Großparteien, wobei ich ja nicht verhehle, dass ich ein uralter Linksverbinder bin und ein Anhänger einer großkoalitionären Bewegung immer gewesen bin.
    Und hier bin ich besorgt über die Gesprächsfähigkeit.
    Und das ist nicht unsere Schuld allein.
    Hätten Sie gern nach der nächsten Wahl eine große Koalition?
    Selbstverständlich.
    Was haben Sie gegen die FPÖ?
    oder gegen eine Koalition der ÖVP mit ihr genauer gefragt?
    Ich kann meine Partei nicht prejudizieren, aber wenn ich das jetzige Funktionieren dieser Koalition sehe, dann muss ich annehmen, dass die FPÖ als Partei und als gesellschaftspolitische Gruppe zu wenig einbringen kann zur Problemlösung.
    Denn ich glaube nämlich, dass es daran krankt, dass Parteien, die nicht, wenn sie es nicht allein können, in einer Koalition 80 oder mehr Prozent der Wähler
    repräsentieren müssten, um hier umsetzen zu können notwendige, oft auch schmerzliche Maßnahmen.
    Das ist es.
    Und mein Gott und Herr, ich bin ein Anhänger der Sozialpartnerschaft und ich sah immer in den Sozialisten bessere Partner, wenn man es nicht allein kann.
    Dass die Stimmung jetzt nicht gerade angetan ist, diesen Partnerwunsch bei der nächsten Wahl vielleicht auszulösen, halte ich für möglich.
    Herr Graf, Sie sind aus dem Burgenland, Frey Zinovac ist aus dem Burgenland, das Burgenland ist klein, Sie kennen einander schon viele Jahre, wie gut kennen Sie Frey Zinovac?
    Wir haben mehreres gemeinsam, wir sind gleich alt, wir kamen am selben Tag im Jahr 1961 in den Burgenländischen Landtag, einige Monate später
    waren wir die sogenannten Generalredner unserer Parteien im Landtag und wir haben manche Streuße ausgefochten, aber ich stehe nicht an zu sagen, ich kenne Sinovat sehr gut und ich schätze ihn menschlich sehr sehr hoch und ich halte ihn für einen Mann, der sein Wort hält.
    Er ist jetzt in außerordentlichen Schwierigkeiten,
    Und ich werde ihn sicher bekämpfen, aber nicht im Sinne des Kampfes, sondern in der fairen Auseinandersetzung.
    Aber noch einmal, ich befürchte, dass die Auseinandersetzung sich verhärtet, weil Sinovac in Schwierigkeiten eher dazu neigt zu überziehen.
    Und das erfordert eine Reaktion, die natürlich wieder überzogen ist.
    Es ist eine Schwäche von Ihnen.
    Ich wollte nach Stärken und Schwächen fragen.
    Ich weiß nicht, ob es eine Schwäche ist.
    Er hat von Dr. Kreisky eine Erbe übernommen, das nicht einfach war.
    Und er hat eine Koalition serviert bekommen, die er vielleicht nicht gesucht hat.
    Und er hat im Moment vier Fünftel aller seiner Schwierigkeiten sind Erbstücke des Herrn Dr. Kreisky.
    Welche Stärken hat er?
    Ich habe sie erwähnt und es ist nicht meine Aufgabe, den jetzt regierenden Chef außerordentlich zu loben.
    Ich habe für einen Oppositionellen, glaube ich, ungewöhnliche Wertschätzungsurteile für Sinovac abgegeben, zu denen ich stehe.
    Aber wir befinden uns in einer heftigen Auseinandersetzung.
    Aber ich halte ihn für einen ausgezeichneten Demokraten, für einen hervorragenden Mann, den ich und meine Partei heftig bekriegen.
    Den Ton und den Grad der Heftigkeit wird Sinovac bestimmen.
    Wir müssen darauf eingehen.
    Sind Sie bei Du mit ihm?
    Selbstverständlich.
    Sie haben ihn einige Male hart attackiert.
    Der Lüge haben Sie ihn schon bezichtigt.
    Anfang Mai war das.
    Können Sie sich erinnern?
    In einer Pressekonferenz, ich erinnere mich an alle solchen gravierenden... Ich sagte, die Regierung und der Regierungschef sagen die Unwahrheit.
    Haben Sie da Hemmungen, wenn Sie ihn so angehen?
    Ich hätte nur dann Hemmungen, wenn ich ihn angehen würde, ohne überzeugt zu sein, dass er es verdient.
    Ich kann alles, was ich sage, beweisen,
    Und ich würde ihn nie angreifen, ohne es beweisen zu können, dass meine Meinung zumindest von meiner Warte aus beweisbar und richtig ist.
    Andererseits, wenn Sie solche Dinge sagen, dann hat man auch, oder habe ich auch, vielleicht auch andere, immer wieder das Gefühl, dass Sie eine ziemliche Distanz wiederum dazu haben.
    Sie sind sich dessen bewusst, dass es auch ein Ritual ist.
    Es ist oft nicht wirklich ernst vielleicht.
    So ganz sehe ich das, was ich sage, nicht.
    Ich gebe zu, dass ich ohne Humor nicht leben möchte und dass ich Politik nicht mit Schaum vor dem Mund und mit tierischem Ernst gerne betreibe.
    Aber in einer Auseinandersetzung bin ich dafür, dass sie in aller Härte argumentativ ausgetragen ist, was man argumentativ belegen kann.
    Ohne Augenzwinkern.
    Ohne Augenzwinkern eines möchte ich immer erreichen können.
    Nachher muss man sich in die Augen schauen können und sich die Hand geben.
    Wenn die Auseinandersetzung so läuft, dann ist sie gut gelaufen.
    Mein Gott, dass sich der Attackierte nicht gerade freut, das steht auf einem anderen Blatt.
    Aber Sie sind doch ein Zyniker.
    Selbstverständlich.
    Ja, also, dann ist es oft vielleicht nicht ernst.
    Man macht zynisch Politik, könnte man da jetzt... Ein Zyniker sollte nicht so beschrieben sein, dass sein Zynismus nicht ernst ist.
    Ich gebe zu, dass ich zum Zynismus neige und nicht gerade humorlos bin und Auseinandersetzungen liebe, die eher mit dem Florett, denn mit dem Prügel ausgetragen werden.
    Und ich bin mein Gott 55 und ich werde mich nicht ändern.
    Ich gebe zu, dass man ein Zynismus manche Leute zur Weißglut bringt, nicht nur Sozialisten.
    Aber man kann in dem Alter sich nicht mehr ändern.
    Wie lange machen Sie das noch?
    Wie lange bleiben Sie noch, auf Bundesebene jedenfalls, in der Politik?
    Ich weiß, wann ich gehe, aber ich beantworte Ihnen jetzt diese Frage nicht.
    Es kann nicht in den 90er Jahren sein, wenn Sie jetzt schon wissen, wann Sie gehen.
    Dann muss es bald sein.
    Ich beantworte Ihnen diese Frage nicht.
    Ich habe immer gewusst in der Politik, was ich nicht will.
    Aber es hat keinen Sinn, meinen Parteiobmann oder meinen Wählern auszurichten, wann ich etwas tue oder nicht.
    Es wird in passender Form geschehen.
    Immerhin werde ich in einigen Jahren 25 Jahre in der Politik sein.
    Und das ist ein Zeitraum, wo man sich etwas zu überlegen hat.
    Wann wird denn das sein, das 25-Jährige?
    In welchem Jahr?
    Im Jahr 1986.
    Kann man daraus schließen, dass Sie in der nächsten Legislaturperiode nicht mehr im Parlament sitzen?
    Ich muss Ihnen jetzt jeden Schluss erlauben und kann nur eines sagen.
    Ich sagte eingangs, ich bin 1961 in die Politik gekommen.
    Es ist rechnerisch darstellbar, dass also dann im 86er Jahr ich 25 Jahre in der Politik bin und mehr möchte ich bitte dazu nicht sagen.
    Mehr ist nicht herauszuholen.
    Nein.
    Danke für das Gespräch.
    Bitte.
    Der Wirtschaftssprecher der österreichischen Volkspartei Robert Graf im Journal zu Gast.
    12.47 Uhr, zwei Minuten nach dreiviertel eins ist es jetzt.
    Die sowjetische Regierung macht dringend auf die Notwendigkeit aufmerksam, eilige Maßnahmen zur Verhinderung der Militarisierung des Weltraums zu treffen.
    Mit diesem Satz beginnt jene Erklärung der sowjetischen Regierung, die gestern in den Hauptnachrichten des sowjetischen Fernsehens verlesen wurde, die heute auf den Titelseiten der sowjetischen Zeitungen steht und mit der der Kreml jetzt in dieser konkreten Form eine überraschende Initiative im größtenteils unterkühlten Ost-West-Verhältnis ergriffen hat.
    Die Sowjetunion macht der westlichen Supermacht Amerika das Angebot, über ein Verbot von Weltraumwaffen, also von Antisatellitensystemen zu verhandeln und sie schlägt auch gleich Zeit und Ort vor, nämlich ab September in Wien.
    Aus Washington kam prompt die Antwort, es ist ein Ja mit Einschränkungen.
    Vor diesem Hintergrund, nämlich dem Versuch, den Weltraum gleich von Anfang an nicht zu militarisieren, ist der folgende Beitrag zu sehen.
    In Graz findet derzeit ein internationaler Weltraumkongress statt.
    In dessen Verlauf hat auch der amerikanische Astronom Carl Sagan zur Frage der Weltraumwaffenstellung genommen.
    Sagan ist ja bei uns durch die Fernsehserie UNSER KOSMOS bekannt geworden.
    Bernhard Pelzl vom Landesstudio Steiermark hat die Gelegenheit, mit Sägen zu sprechen und dabei auch noch einen weiteren Gesprächspartner, nämlich den Direktor des Sowjetischen Instituts für Weltraumforschung Zagdeev.
    Vor dem Mikrofon nämlich.
    Dieses, wenn Sie so wollen, exklusive Ost-West-Treffen in Graz fasst den folgenden Werner Löw zusammen.
    Carl Sagan, Astronom und Publizist, unterstrich in diesem Interview zunächst sein Engagement für eine Friedensbewegung im All, wie er es nennt.
    Wäre er der Meinung, die Welt würde durch eine Auffrüstung im Weltraum sicherer werden, so würde er nicht dagegen eintreten, meinte Sagan.
    Und auf eine konkrete Frage von Kollegen Pelzel nach der Funktion und nach der Diskussion um Raumstationen im All macht Carlos Sagan eine interessante Unterscheidung.
    Nämlich die Unterscheidung zwischen Militarisierung des Weltraums, und damit meint er die Installation von Spionage, von Überwachungssatelliten, auch Weltraumstationen, und die Waffen im Weltraum.
    Das Gefährliche seien die Waffen im Weltraum, nicht die, wie er es nennt, Militarisierung.
    Diese Militarisierung, die Überwachung der Erde durch Spionagesatelliten und durch Raumstationen, die sei sogar überlebenswichtig, meint Sagan.
    Wir wollen also zwischen der Militärisierung von Raum und der Einführung von Waffen in den Raum unterscheiden.
    Die beiden sind ziemlich unterschiedlich.
    Militärische Überzeugung oder Kommunikation, diese Art von Sache, ist meiner Meinung nach erforderlich.
    Es ist die Einführung von Waffen in den Raum, die unerfordert und gefährlich ist.
    Und neben ihm sitzt und saß bei diesem Interview, wie wir schon gehört haben, der Direktor des Instituts für Weltraumforschung in Moskau, Sankt Dave.
    Und er stimmte fast wortwörtlich seinem Kollegen Carl Sagan, dem Amerikaner, zu.
    I agree with Professor Sagan that at present situation when we are talking about disarmament, about arms control, we need to have some installations in space which could verify
    Zum gegenwärtigen Zeitpunkt, meint der sowjetische Wissenschaftler, wo wir über Abrüstung und Rüstungskontrolle sprechen, brauchen wir ein Instrument zur Überwachung und Überprüfung dessen, was auf der Erdoberfläche vor sich geht, was bestätigen kann, wie sich die beiden Seiten zum Beispiel auf die Sold-Vereinbarung einstellen und wie sie sie einhalten.
    Wir nennen das nationale, staatliche Überprüfungsmethoden.
    Was wirklich gefährlich ist, das sind die Waffen im Weltraum, die etwas ganz anderes sind als Überwachung.
    Und dann gehen beide Wissenschaftler ein auf die aktuelle Meldung von dem Angebot der Sowjets und von der Reaktion aus Washington.
    Beide sind froh darüber, dass hier offenbar ein Dialog in Gang kommen kann.
    Und es sagt der sowjetische Wissenschaftler, Direktor Sagedev zunächst, wir haben ja keine andere Wahl.
    Wir müssen jede mögliche Verhandlungsanstrengung fortsetzen, um einen Atomkrieg zu verhindern.
    Wir haben keine andere Wahl.
    Wir müssen jeden möglichen Anstieg fortsetzen.
    in den
    ...diese Art von Anstrengungen, diese Art von Negoziationen.
    Und ich wünsche mir, dass es eine lebenslange Aussprache sein wird.
    Anstatt es kurz zu schneiden.
    Ich stimme vollkommen zu.
    Die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion leben auf dem selben kleinen Planeten.
    Und jede Nation hat die Fähigkeit, sich gegenseitig zu zerstören.
    Und vielleicht alle anderen auf dem Planeten.
    Die einzige reasonable Lösung ist, mit einander zu leben.
    Beide Seiten, sagte der sowjetische Gesprächspartner, beide Seiten sind zu Bemühungen, zu Verhandlungen verurteilt, wer es sagen möchte, wer es ausdrücken will.
    Und er wünscht sich, es wäre ein lebenslängliches Urteil für solche Verhandlungen.
    Der Amerikaner stimmte dem zu.
    Die USA und die USSR, sagte Carl Sagan, leben ja auf demselben kleinen Planeten.
    Jede Nation ist in der Lage, die andere Seite völlig zu vernichten und vielleicht sogar den ganzen Rest der Welt dazu.
    Die einzige Lösung, so Sagan, ist es, miteinander leben zu lernen.
    Karl Sagan und der Direktor des Sowjetischen Instituts für Weltraumforschung, Sagtayev, bei einem Weltraumkongress in Graz.
    Bernhard Pelzel hat die beiden gleichsam in einem Mini-Ost-West-Gipfel in der steiermärkischen Hauptstadt interviewt und Werner Löw hat diesen Beitrag zusammengefasst.
    Mittlerweile ist es 12.53 Uhr geworden, bis wir zu unserem Kulturbeitrag kommen, eine getagte Musik.
    Heute Nachmittag wird Unterrichtsminister Dr. Helmut Zilk den karintischen Sommer in Ossiach am Ossiacher See eröffnen.
    Kärntens klassisches Sommerfestival wird in diesem Jahr zum 16.
    Mal in Szene gehen.
    Reinhard Lorenz hat dazu den folgenden Bericht gestaltet.
    Karintischer Sommer 1984.
    Während im Klagenfurter ORF-Theater die Tage der deutschsprachigen Literatur ihrem Höhepunkt zustreben, geht bereits traditionsgemäß der karintische Sommer in Ossiach in Szene.
    Für die Eröffnung hat sich Dr. Gerda Fröhlich heuer etwas Besonderes einfallen lassen.
    Klaus-Jürgen Wussow und Sonja Sutter lesen Texte und Gedanken von Baar über UNESCO, Hoffmannsthal, Kirchschläger bis Reinhard und Wildgans.
    Mit der Slowakischen Philharmonie und der Warschau Kammeroper werden in diesem Jahr Ostorchester im Mittelpunkt des Konzertprogramms stehen.
    Das eigentliche Eröffnungskonzert morgen Abend im Villacher Kongresshaus gestalten aber der Arnold Schönberg Chor, ORF Chor und das ORF Sinfonieorchester.
    Auf dem Programm Benjamin Britten, War Requiem.
    Untertitelung des ZDF für funk, 2017
    Benjamin Britton zieht sich grundsätzlich durch das Programm des Karintischen Sommers gleich wie die Veranstaltungen zum Jahr der tschechischen Musik.
    Benjamin Brittons verlorener Sohn wurde in diesem Jahr zum 10.
    Mal ins Programm aufgenommen.
    Dr. Gerda Fröhlich zum Charakter des heurigen Festivals.
    Ich glaube, wir wollen einfach für uns ein Programm erstellen, das qualitativ sehr gut ist und das eine Dramaturgie verfolgt.
    Und darum bemühen wir uns, seit es den Karintischen Sommer gibt,
    Und ich glaube, es ist eine echte Programmdramaturgie, neben den künstlerischen Prominenz, die immer wieder kommt, aufgebaut worden, die in den Schwerpunkten zur Zeit sich ausdrückt, wie Kirchenoper, wie Kinderoper.
    Ich glaube, das sind einfach die Schwerpunktideen, die sich durchziehen durchs Programm.
    Es gibt dann noch natürlich die vielen kleinen Ideen, die nicht sofort ins Auge springen.
    Aber ich glaube, die wichtig sind, dass man das Gefühl bekommt, dass hier eben bewusst und liebevoll gestaltet wird.
    Und das ist zum Beispiel das Mitfeiern des Jahres der tschechischen Musik, das sich wie ein roter Faden durchs ganze Programm zieht.
    Das ist sicherlich die Pflege des Werkes von Benjamin Britten, das sich durch viele Jahre schon durch unsere Programmgestaltung zieht.
    Und das ist im Bereich natürlich der Kammermusik, die sicherlich vom Raum aus, von der Stiftskirche in Ossiach, einen Schwerpunkt bildet.
    Wie ich überhaupt dazu sagen möchte, wir haben immer wieder entwickelte Programme aus dem Raum, aus den Räumen, die uns zur Verfügung stehen.
    Und nicht einfach nur gesagt, das möchten wir jetzt machen und das passt dann womöglich nicht in den Raum.
    Auch im heurigen Jahr kommt es beim Karintischen Sommer wieder zu einer Uraufführung.
    Simon, eine Kirchenoper von Herbert Lauermann mit einem Text von Herbert Vogt, ist ebenfalls ein Auftragswerk für den Karintischen Sommer, wie es die genannte Märchenoper für Kinder, Zauberbär und Wünschelstimme im vergangenen Jahr war.
    Musiktage für Kinder, Orglduette, feierliche Gottesdienste und Seminare für Gesang, Klavier und Violine runden das Programm mit rund 80 Veranstaltungen im Karintischen Sommer ab.
    Das war ein Beitrag von Reinhard Lorenz vom Landesstudio Kärnten und wir schließen nun das Mittagsjournal mit einigen Kurzmeldungen.
    USA, Sowjetunion.
    Die Vereinigten Staaten haben auf den Vorschlag der Sowjetunion, Verhandlungen über Antisatellitenwaffen aufzunehmen, grundsätzlich positiv reagiert.
    Die Regierung in Washington will aber erreichen, dass die abgebrochenen Genfer Verhandlungen über Interkontinental- und Mittelstreckenraketen miteinbezogen werden.
    Moskau hat als Verhandlungstermin den September und als Verhandlungsort Wien vorgeschlagen.
    Das österreichische Außenministerium teilte mit, man sei noch nicht offiziell informiert worden, doch sei Österreich bisher stets bereit gewesen, den organisatorischen Rahmen für derartige Verhandlungen zu stellen.
    Österreich
    Anlässlich der Sommerpause des Parlaments drückte Nationalratspräsident Benja neuerlich seine Sorge über den Vertrauensverlust der Politiker in der Öffentlichkeit aus.
    Benja kritisierte in diesem Zusammenhang das Verhalten der ÖVP.
    Zu seiner politischen Zukunft erklärte Benja, er werde sowohl als ÖGB-Präsident als auch als Nationalratspräsident bis 1987 im Amt bleiben, sich dann aber endgültig ins Privatleben zurückziehen.
    ÖVP-Wirtschaftssprecher Robert Graf hat sich besorgt über die klimatische Entwicklung zwischen den beiden Großparteien geäußert.
    Graf konstatierte einen immer stärker werdenden Mangel an Gesprächsfähigkeit zwischen ÖVP und SPÖ und führte dies unter anderem auf die großen politischen Schwierigkeiten von Bundeskanzler Sinovac zurück, der, wie Graf wörtlich sagte, dazu neige, in schwierigen Situationen zu überziehen.
    Der ÖVP-Wirtschaftssprecher schränkte allerdings ein, vier Fünftel dieser Schwierigkeiten von Sinovac seien Erbstücke aus der Ära Kreisky.
    Norwegen
    Bei der Konferenz der Europäischen Demokratischen Union in Oslo erklärten die Chefs der 20 christlich-demokratischen und konservativen Mitgliedsparteien, die Vereinbarungen von Helsinki seien die maßgeblichen Grundsätze, nach denen die Ost-West-Beziehungen gestaltet werden sollten.
    In diesem Zusammenhang drückten die Parteiführer ihre Besorgnis über das Schicksal und die Behandlung des sowjetischen Regimekritikers Andrey Sakharov durch die Behörden seiner Heimat aus.
    Hier die Wetteraussichten für Österreich bis zum Abend.
    Zunächst teilweise noch sonnig, später von Nordwesten her Bewölkungszunahme, teils gewittrige Regenschauer, Nachmittagstemperaturen 16 bis 22 Grad.
    Damit sind wir am Ende von 60 Minuten Information durch den aktuellen Dienst.
    Die Redaktion meldet sich wieder morgen um 17 Uhr mit dem Sonntagsschornal.
    Bis dahin verabschiede ich mich.
    Einen schönen Samstag noch.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.06.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1984.06.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Reportage aus Reichraming: friedliche Besetzung der Baustelle eines Speicherkraftwerkes durch Umweltschützer
    Interview: anonyme Besetzer und anonymer Gemeindesekretär von Reichraming
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung]
    Datum: 1984.06.30 [Sendedatum]
    Ort: Reichraming
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Situation auf dem westdeutschen Zeitungsmarkt nach 12 Wochen Druckereistreik
    Interview: Vorsitzender des Hessischen Verlegerverbandes Wolfgang Pfeifer
    Mitwirkende: Sterbenz, Edgar [Gestaltung] , Pfeifer, Hans-Wolfgang [Interviewte/r]
    Datum: 1984.06.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Internationaler Weltraumkongress in Graz: Amerikanischer Astronom Sagan und sowjetischer Weltraumforscher Sagdejew zu Weltraumwaffen
    Einblendung: Amerikanischer Astronom Sagan und Direktor des sowjetischen Instituts für Weltraumforschung Sagdejew zu Weltraumwaffen
    Mitwirkende: Pelzl, Bernhard [Gestaltung] , Löw, Werner [Gestaltung] , Sagan, Carl Edward [Interviewte/r] , Sagdejew, Roald Sinnurowitsch [Interviewte/r]
    Datum: 1984.06.30 [Sendedatum]
    Ort: Graz [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Technik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Eröffnung des Carinthischen Sommers
    Interview: Intendantin Gerda Fröhlich
    Mitwirkende: Lorenz, Reinhard [Gestaltung] , Fröhlich, Gerda [Interviewte/r]
    Datum: 1984.06.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Benjamin Britten , Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1984.06.30
    Spieldauer 00:59:45
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Löw, Werner [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.06.30 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-840630_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Inhalt

    Nachrichten

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt