Mittagsjournal 1984.07.14

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit?
    In fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag beim Mittagschanal, sagte Nefritz Wendl als Redakteur im Studio.
    Aus Großbritannien berichten wir über die jüngsten Entwicklungen der dortigen Streiks.
    Der Arbeitskampf der Bergarbeiter dauert schon über 18 Wochen, seit Montag sind nun wegen eines Streiks der Dockarbeiter die großen Frachthäfen praktisch stillgelegt und nächste Woche könnte auch der Fährdienst zwischen den Inseln und dem europäischen Festland zum Erliegen kommen.
    In einem weiteren Auslandsbeitrag geht es um eine heute stattfindende Wahl im von Österreich am weitesten entfernten Land der Erde, in Neuseeland.
    Das dortige Hauptwahlkampfthema kommt einem aber sehr nahe vor.
    Es ging nämlich darum, ob das Land eine atomfreie Zone werden soll.
    Thematisch Verwandtes gibt es dann auch aus Österreich.
    Einen Bericht über den Abschluss der Sommerakademie des österreichischen Friedensforschungsinstituts in der burgenländischen Burg Schleining.
    Und im Journal zu Gast ist heute Justizminister Harald Ofner.
    Der rechte Nachfolger des linken Broder sagt unter anderem, worin sich seine Vorstellungen von den reformfreudigen seines Vorgängers unterscheiden.
    In den heutigen Zeitungskommentaren und damit auch in den in unserer Presseschau zusammengefassten Auszügen daraus geht es einmal mehr um den Steuerakt Androsch.
    Und die Kulturredaktion widmet sich des 80.
    Geburtstags vom Literaturnobelpreisträger Isaac B. Singer.
    Vor all dem jetzt aber die Nachrichten, die Ferdinand Olbert zusammengestellt hat und die Rosmarin Frauendorf verließt.
    Österreich.
    Die Aufräumungsarbeiten nach den verheerenden Unwettern in Ostösterreich sind am Vormittag fortgesetzt worden.
    Weite Teile Niederösterreichs und die Bundeshauptstadt Wien wurden gestern Abend von Stürmen, Sommergewittern und Hagelschlägen heimgesucht.
    Besonders betroffen waren die Bezirke Krems, Tulln, Melk, Mistelbach und Zwettl.
    Dächer wurden abgedeckt, Hagelkörner mit Durchmessern bis zu 8 cm verursachten schwere Sachschäden.
    Blitzschläge lösten mehrere Brände aus.
    Die schwersten Schäden hat es im Raum St.
    Oswald im Bezirk Melk gegeben.
    Ernstlich verletzt wurde bei den Unwetter niemand.
    In Wien entwurzelten die Stürme Bäume.
    Straßenbahnoberleitungen wurden zerrissen, Unterführungen standen unter Wasser, Keller waren überflutet.
    Nach dem Ende der Regenfälle normalisierte sich die Lage allerdings schnell.
    Falls die ÖVP bei den nächsten Nationalratswahlen die meisten Mandate erhalten sollte, will Parteiobmann Mock zuerst mit der SPÖ über die Bildung einer Koalition verhandeln.
    In einem Interview für die Austria-Presseagentur meint Mock, man sollte zuerst mit der nächststärksten Partei Gespräche führen.
    Dann müsste man aber auch mit der anderen Partei, gemeint ist offensichtlich die FPÖ, verhandeln.
    Der Wiener ÖVP-Chef und Stellvertreter der Bundesparteiobmann Erhard Bussek war vor kurzem für eine große Koalition nach den nächsten Wahlen eingetreten.
    Die Diskussion über den sogenannten Huckepack-Verkehr, also die Verladung von Lastautos auf Eisenbahnzüge, dauert an.
    ÖVP-Verkehrssprecher Fritz König schloss sich heute der Kritik des Generalsekretärs der Bundeswirtschaftskammer, Karl Kehrer, an, die dieser gestern im Zusammenhang mit derartigen Plänen der Bundesregierung geäußert hatte.
    Kehrer hatte erklärt, die Pläne der Regierung, den Transitschwerverkehr über das Inntal auf die Schiene zu verlagern, seien wegen mangelnder Kapazität der Bahn nicht realisierbar.
    König ergänzte heute, ein forcierter Ausbau des Huckepack-Verkehrs fände seine Grenzen auch in der Fähigkeit der Anrainerstaaten, die Züge reibungslos zu übernehmen.
    Ein Sprecher der österreichischen Bundesbahnen wies dagegen die Kritik Kehrers zurück.
    Der ÖBB-Vertreter sagte, die Bahn sei sehr wohl in der Lage, die für den Transit durch das Inntal notwendigen 75 Züge pro Tag zur Verfügung zu stellen.
    Jugoslawien
    Ein schweres Zugsunglück in Nordjugoslawien hat heute früh mindestens 30 Menschenleben gefordert.
    In der Ortschaft Divazza in der Nähe der italienischen Grenze stiessen ein Güter- und ein Personenzug zusammen.
    Nach ersten Ermittlungen soll der Lokführer des Lastzuges ein Haltesignal übersehen haben und auf den im Bahnhof haltenden Personenzug aufgefahren sein.
    Die Bergungsarbeiten dauern noch an.
    Polen.
    Der gestern in Warschau eröffnete Prozess gegen vier führende Regimekritiker ist auf kommenden Mittwoch vertagt worden.
    Den angeklagten Mitgliedern des verbotenen Komitees für gesellschaftliche Selbstverteidigung wird vorgeworfen, einen gewaltsamen Umsturz der polnischen Gesellschaftsordnung vorbereitet zu haben.
    Tschechoslowakei.
    Die Kommunistische Partei will im neuen Fünfjahresplan dem dramatischen Waldsterben und der großräumigen Umweltverschmutzung begegnen.
    Der Umweltschutz wird als eines der drei Hauptziele genannt.
    Aus den am schwersten betroffenen nordböhmischen Industrieregionen und aus Prag werden künftig jährlich alle Kinder zur Kur in Rheinluftgebiete geschickt.
    Die Kontrolle von Nahrungsmitteln auf Schadstoffe wird verschärft.
    In Kraftwerke und Industrieanlagen sollen Schwefelfilter eingebaut werden.
    Die Landwirtschaft soll zu natürlichem Dünger zurückkehren.
    Der Beginn des Fünfjahresplanes ist für 1986 angesetzt.
    Zurzeit sind die Lebensbedingungen in Nordpömen so schlecht, dass jeder eine Vergünstigung erhält, der sich dort freiwillig ansiedelt.
    USA
    Zwei Wochen vor den Olympischen Spielen herrscht in Los Angeles bereits seit 18 Tagen Smog-Alarmstufe 1.
    Sportfunktionäre und Vertreter der Stadtverwaltung haben eine Drosselung der Industrieproduktion um 10 bis 20 Prozent empfohlen.
    Die 3500 Betriebe der Region sollen mithelfen, den Smog zu verringern.
    Die Veranstalter der Olympischen Spiele schlugen zur Entlastung des Autoverkehrs vor, Fahrgemeinschaften zu gründen und früher mit der Arbeit zu beginnen.
    Großbritannien.
    Die Gewerkschaft will den Streik der Hafenarbeiter weiter ausdehnen.
    Bereits seit vier Tagen legt der Ausstand große Teile des Güterverkehrs lahm.
    Die Ausweitung des Protests ist eine Reaktion auf die ergebnislosen Gespräche zwischen Vertretern der Docker und den Hafenverwaltungen in der vergangenen Nacht.
    Künftig werden von dem Streik auch die Urlauber betroffen sein.
    Ab Montag soll der Hafen von Dover völlig lahmgelegt sein.
    Die Protestaktionen der Hafenarbeiter gelten zugleich als Solidaritätsstreiks für die britischen Bergleute.
    Die Grubenarbeiter protestieren seit 18 Wochen gegen die geplante Schließung unrentabler Kohlenzechen.
    Neuseeland.
    Mehr als zwei Millionen Wahlberechtigte sind heute zu vorgezogenen Parlamentswahlen aufgerufen.
    Nach den Ergebnissen jüngster Meinungsumfragen könnte die konservative Nationalpartei von Ministerpräsident Robert Muldoon die knappe Mehrheit an die Oppositionelle Labour Party verlieren.
    Mit ersten Ergebnissen wird heute Nachmittag gerechnet.
    Frankreich.
    UNO-Generalsekretär Pérez de Cuéllar hält Friedensinitiativen im Nahen Osten für dringend notwendig.
    Bei einem Besuch in Paris sagte Pérez de Cuéllar, seine Gesprächspartner in mehreren Ländern des Nahen Ostens hätten Bemühungen der Vereinten Nationen zur Beilegung der anstehenden Probleme gewünscht.
    Der UNO-Generalsekretär traf gestern Abend mit dem französischen Außenminister Claude Chesson zusammen.
    Zuvor hatte Pérez de Cuéllar einen Besuch in der Sowjetunion abgeschlossen.
    Mit der traditionellen Militärparade auf den Champs-Élysées und zahlreichen anderen Veranstaltungen wird heute der französische Nationalfeiertag begangen.
    Vor 195 Jahren, am 14.
    Juli 1789, erreichte die französische Revolution mit dem Sturm auf das Staatsgefängnis de Bastille ihren ersten Höhepunkt.
    In einem vollbesetzten Wagen der Pariser Metro ist gestern Abend eine Flasche mit Salpetersäure explodiert.
    19 Menschen wurden verletzt.
    Eine Frau musste mit lebensgefährlichen Verätzungen per Hubschrauber in ein Sonderkrankenhaus transportiert werden.
    Das Unglück ereignete sich in den Abendstunden, als der Zug in die Station Concorde einfuhr.
    Einem 34-jährigen Techniker fiel ein mit 5 Litern Salpetersäure gefüllter Kanister aus der Hand.
    Die Polizei hatte zuerst ein Attentat vermutet.
    Österreich.
    Beim Versuch, einen Tresor zu sprengen, ist in der vergangenen Nacht in Weitendorf in der Steiermark ein Einbrecher ums Leben gekommen.
    Der Mann wurde bei der Detonation völlig verstümmelt, er konnte deshalb auch noch nicht identifiziert werden.
    Das Gebäude, ein Bürohaus der steirischen Basalt- und Tartgesteinwerke, wurde schwer beschädigt und droht nun einzustürzen.
    Die Behörden rechnen damit, dass bei den Aufräumungsarbeiten noch ein Komplize des Einbrechers gefunden wird.
    In Wien hat heute der sogenannte Belvedere-Opernwettbewerb begonnen.
    Die drei Hauptpreise im Wert von 50.000, 30.000 und 15.000 Schilling werden an Nachwuchssänger verliehen.
    Außerdem werden noch ein Mozart und ein Gulbenkian Verdi Preis vergeben.
    Die Jury setzt sich aus internationalen Opernexperten zusammen.
    Das Wetter.
    Die Wetterlage.
    Nach dem Durchzug einer Gewitterfront fließen nun etwas kühlere Luftmassen in den Ostalpenraum.
    Vor dem Eintreffen einer weiteren Störung am Sonntag von Westen her, gelangt Mitteleuropa kurzzeitig unter Zwischenhocheinfluss.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Süden meist wechselnd wolkig, nachmittags vor allem über dem Bergland lokale Gewitter.
    Sonst weitere Bewölkungsauflockerung und gebietsweise gering bewölkt.
    Schwacher bis mäßiger Wind.
    Nachmittagstemperaturen 20 bis 25, im Süden bis 28 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 12 bis 17 Grad.
    Die Aussichten für morgen Sonntag.
    Im Westen erneut bewölkt und nachfolgend Aufkommen von gewittrigen Regenschauern.
    Im übrigen Bundesgebiet nach anfänglich sonnigen Abschnitten beginnende Bewölkungsverdichtung und in der Folge Einsätzen teils gewittriger Regenschauer.
    Wind aus Südwest bis Nord.
    Tageshöchsttemperaturen 18 bis 25 Grad.
    Das Wetter übermorgen Montag, teils sonnig, teils noch stärker bewölkt und einige Strichregen.
    Eher kühl.
    Jetzt noch die Messwerte abgelesen um 12 Uhr Mittag.
    Wien stark bewölkt 20 Grad, Westwind mit 15 Kilometern in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt 20 Grad, Linz stark bewölkt 21, Salzburg stark bewölkt 25, Innsbruck stark bewölkt 20, Bregenz heiter 20, Graz stark bewölkt 22 und Klagenfurt stark bewölkt bei 22 Grad.
    Das waren die Nachrichten und das Wetter.
    Es ist 12.11 Uhr, wir kommen zum Beitragsteil des Mittagschanals und beginnen mit einem Thema, dessen gesamte Dimensionen man sich im sozialpartnerschaftlich streikungewohnten Österreich kaum detailliert ausmalen kann.
    Zu den mit höchster Erbitterung geführten Arbeitskämpfen in Großbritannien.
    Dort streikten die Bergarbeiter seit nun schon über 18 Wochen gegen die geplante Stilllegung von Gruben, die 20.000 Kumpeln ihren Arbeitsplatz kosten würden.
    Die anderen britischen Gewerkschaften erklärten sich zum Großteil verbal und durch Geldspenden solidarisch.
    Montag dieser Woche traten auch die Dockarbeiter in Streik und legten damit die großen Frachthäfen wie Liverpool, London, Bristol und Southampton Lam.
    Nach Angaben der Industrie- und Handelskammern blieben bis gestern schon rund drei Viertel aller britischen Im- und Exporte liegen.
    Anfang nächster Woche könnte nun auch der Fährverkehr zwischen den britischen Inseln und dem europäischen Festland durch Streiks zum Erliegen kommen, was zweifellos ein gigantisches Verkehrschaos mit sich bringen würde.
    Näheres zur britischen Streiksituation nun von Gundermar Eibäcker aus London.
    Seit heute Mitternacht ist der Frachtverkehr von und nach Großbritannien auf dem Seeweg völlig lahmgelegt.
    Der Europahafen Felixtau im Osten des Landes hat sich dem Streik der Docker angeschlossen.
    Nur noch die Fähren nach Seebrücke in Belgien werden abgefertigt.
    Die britischen Kanalfähren lehnen die Übernahme von Lastwagen und Fracht seit Mitternacht ab.
    Nach neunstündigen Verhandlungen, die zu keinem Ergebnis führten, kündigte die Docker-Gewerkschaft gestern Abend eine weitere Ausweitung des Streiks ab Montag an.
    Dover und die anderen Fährhäfen der Südküste werden in den Streik miteinbezogen.
    Dadurch ist auch der Reiseverkehr gefährdet.
    Die Hafenverwaltungen hatten sich geweigert, ein Angebot der Docker anzunehmen,
    für die ungestörte Abwicklung des Reiseverkehrs zu sorgen, wenn die Hafenverwaltungen darauf verzichteten, Frachttransporte in Dover anzunehmen.
    Die Seeleute weigern sich seit heute Mitternacht, Lastwagen auf britische Fähren aufzunehmen.
    Ihr Teilstreik, so sagen sie, ist nicht mit dem Dockerstreik verbunden, sondern eine unabhängige Aktion, die sich gegen die Regierung richtet.
    Die Regierung will die britischen Seelink-Fähren im Herbst an Private verkaufen.
    Die Seelink-Gesellschaft gehört den britischen Eisenbahnern.
    Die Seeleute befürchten, dass im Falle eines Verkaufs die Dienste eingeschränkt werden und Arbeitsplätze verloren gehen.
    Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich auch Eisenbahner dem Protest der Seeleute-Gewerkschaft gegen den geplanten Verkauf der Fähren an Private anschließen und zusätzliche Aktionen setzen.
    Die Fährschiffe werden in Dover von Mitgliedern der Eisenbahner-Gewerkschaft abgefertigt, sind also vom Dockerstreik nicht betroffen.
    Sollten sich die Eisenbahner dem Protest der Seeleute anschließen,
    dann würden Lastwagen auch auf französischen und belgischen Fähren nicht mehr transportiert werden können.
    Der Hovercraft-Verkehr ist als einziger vom Streik ausgenommen, weil Hovercrafts Lastwagen und Fracht nicht aufnehmen.
    Drei Streiks, offiziell miteinander nicht verbunden, beginnen allmählich das Wirtschaftsleben Großbritanniens lahmzuliegen.
    Der Bergarbeiterstreik, nun in der 19.
    Woche, der Dockerstreik, heute vier Tage alt, und der Teilstreik der Seeleute seit heute Mitternacht.
    Die Transporterweitergewerkschaft hat bereits vor Wochen den Bergerweitern ihre volle Unterstützung zugesagt.
    Sympathiestreiks sind in Großbritannien aber verboten.
    Der Einsatz gewerkschaftsfremder Arbeitskräfte zur Entladung eines Erdschiffes im Hafen des Stahlwerkes Canthorp gab den Dockern den Anlass, den nationalen Streik auszurufen.
    Die Hafenverwaltungen haben in der Zwischenzeit in den Verhandlungen mit den streikenden Dockern bestätigt, dass es durch den Einsatz gewerkschaftsfremder Arbeiter zu einem Vertragsbruch gekommen sei.
    Sie erklärten sich bereit, die Stahlwerke auf Unterlassung zu klagen und künftig dafür zu sorgen, dass dieartige Verstöße nicht mehr vorkommen würden.
    Die Docker-Gewerkschaft lehnte das Vermittlungsangebot jedoch als unzureichend ab.
    80 Prozent aller britischen In- und Exporte, darunter Kohle, Erdöl, Erz und Stahl, gehen über die britischen Häfen.
    Die Folgen eines länger dauernden Dockerstreiks sind klar absehbar.
    Verlust der Exportmärkte für britische Waren, Einschränkungen der Produktion wegen Rohstoffmangel, weitere Kündigungen in den Betrieben.
    Vor zehn Jahren stürzte das Kabinett hieß über den Streik der Berg-, Stahl- und Transportarbeiter.
    Eine ähnliche Koalition der Gewerkschaften scheint jetzt nicht mehr ausgeschlossen.
    Wenn die Regierung Thatcher ihre derzeitige Politik der Nichteinmischung weiter verfolgt und erklärt, die Regierung habe damit nichts zu tun.
    Es sei nur die Aufgabe der Industrie.
    mit den Auseinandersetzungen fertig zu werden.
    Über die aktuelle britische Streiksituation berichtete Gundamai Becker aus London.
    In einem mit Großbritannien traditionell eng verbundenen Land in Neuseeland finden heute vorgezogene Parlamentswahlen statt.
    Und eines der Wahlkampfthemen ist dort die Macht der Gewerkschaften.
    Die regierenden Konservativen hatten in den vergangenen Jahren unter anderem streikende Arbeiter durch ein von ihnen beschlossenes neues Gesetz zur Aufgabe gezwungen und sie behaupteten, im Wahlkampf ein Sieg der oppositionellen Sozialisten würde zu einer Herrschaft der Gewerkschaften und einer Gefährdung von Freiheit und Wohlstand führen.
    Die Sozialisten selbst versprachen im Wahlkampf, ihr Ziel sei es, die derzeitige Politik der Konfrontation der Tarifparteien durch ein Zusammenführen von Gewerkschaften und Unternehmen in einer partnerschaftlichen Runde zu ersetzen.
    Hauptwahlkampfthema und auch Ursache der Vorverlegung der Wahlen war aber trotz der wirtschaftlichen und sozialen Probleme des Landes die Frage, ob Neuseeland zu einer völlig atomfreien Zone werden soll oder nicht.
    Und in diesem Zusammenhang wurde die prominente bundesdeutsche Grüne Abgeordnete Petra Kelly im entfernten Neuseeland zur viel beachteten Wahlkämpferin.
    Näheres von Dieter Hintze aus Wellington.
    Die Neuseeländer haben schon während des gesamten letzten Jahres zunehmend ihre Anti-Atom-Haltung demonstriert,
    Die Anti-Atom-Bewegung hat sich auch hier formiert.
    Bei flotten Besuchen von atomgetriebenen oder bewaffneten US-Navy-Einheiten kam es immer wieder zu unschönen Szenen in den Häfen von Neuseelands größter Stadt Auckland und der Regierungshauptstadt Wellington, weil bis zu 300 Privatboote von der Millionärsjacht bis hin zum kleinsten Fischerboot die Kriegsschiffe des Bündnispartners USA am Einlaufen hinderten.
    Die Oppositionelle Labour Party nutzte diese latente Anti-Atom-Haltung
    der drei Millionen Neuseeländer, die sich auch im Zulauf zu der kürzlichen Reise Petra Kellys so klar ausdrückte und brachte im Parlament einen Gesetzeseinwurf ein.
    Der war soweit gefasst, dass er Neuseeland zur ersten völlig atomfreien Nation der Welt machen sollte.
    Den US-Atomschiffen sollte der Zugang zu Neuseelands Häfen ein für allemal untersagt werden.
    Die Regierung sollte aber auch verpflichtet werden, den Verzicht auf Atomkraftwerke in Neuseeland ein für allemal gesetzlich zu verankern.
    Und außerdem sollte die Aufbewahrung und das Abladen von Atomabfällen in Neuseeland selbst und der sie umgebenden 200-Meilen-Zone des Pazifischen Ozeans verboten werden.
    Zwei Tage lang wurde das Gesetz im Wellingtoner Parlament mit großer Emotion diskutiert und als es zur Abstimmung kam, wurde es nur mit Abstimmungshilfe von unabhängigen Abgeordneten abgewiesen.
    Zwei Abgeordnete von Sir Robert Muldoons regierender National Party stimmten gegen die Parteilinie und für das Anti-Atom-Gesetz.
    Da Sir Robert aber nur mit einer Stimme Mehrheit am Ruder ist, sei er den Fortbestand seiner Regierung gefährdet und zog die für November fälligen Neuwahlen vor.
    Die Labour-Opposition machte natürlichen Wahlkampf die Anti-Atom-Wünsche der Neuseeländer neben Fragen der im Kriechgang dahinsichenden Wirtschaft sofort zum Hauptthema.
    Nach den letzten Meinungsumfragen liegen Labour und Konservative mit 43 beziehungsweise 44 Prozent Zustimmung in der Wählergunst Kopf an Kopf.
    Und Labour hat dank der Anti-Atom-Kampagne der deutschen Grünen-Aktivistin Kelly offensichtlich gute Chancen, die Oppositionsbänke mit in Regierung zu setzen.
    Aus Neuseeland berichtete Dieter Hintze, dass der Wahlkampf zu den heute stattfindenden Parlamentswahlen vom Thema atomfreie Zone oder nicht vom weltweit aktuellen Friedensthema also beherrscht war.
    Und das führt uns zum nächsten Beitrag.
    Zurück nach Österreich, wo auf der burgenländischen Burg Schleinig jetzt zwei Wochen lang eine teilweise mit prominenten Referenten besetzte Sommerakademie des österreichischen Instituts für Friedensforschung stattfand.
    Die Palette an Vorträgen, Seminaren und Workshops reichte von einem Referat des bundesdeutschen Friedensforschers Alfred Mechtersheimer über Neutralität und Sicherheitspolitik, wir brachten ein Journal Panorama dazu, bis hin zu Veranstaltungen zu den Themenbereichen Sozialpsychologie des Friedens und Friedensengagement des Alltags.
    Zum Abschluss dieser gut besuchten Sommerakademie in Stadtschleinig standen die kriegsbegünstigenden Vorurteile, nationale Stereotypen und Feindbilder im Vordergrund.
    Es berichtet Udo Bachmeier.
    Vorurteile, Stereotypen sind so alt wie die Menschheit, ebenso Konflikte und Kriege.
    Die Friedensforscher bleiben aber optimistisch.
    Auch wenn voreingenommene, starre Denkhaltungen generell nahezu unausrottbar scheinen, so sieht die Friedensforschung zumindest Chancen, dieser Art von psychologischer Kriegsvorbereitung zu begegnen.
    Das Unterfangen bleibt jedoch schlichtweg schwierig.
    Denn Vorurteile, die sich zu Stereotypen verfestigen und zu ausgeprägten Feindbildern führen können, sitzen tief.
    Der evangelische Vorurteils- und Feindbildforscher Ulrich Trinks
    Ich sehe das Gefährliche darin, ähnlich wie beim Vorurteil, dass ein Feindbild nur sehr schwer revidiert werden kann, weil es sich meistens gar nicht an einem konkreten Gegner, wie in einer unmittelbaren Auseinandersetzung, orientiert, sondern ein Bild von einem Feind ist und, wie schon der Begriff zeigt, daher losgelöst sein kann von einer wirklichen Erfahrung.
    Die Lösung des Problems, Vorurteile und Feindbilder zu beseitigen oder zumindest abzuschwächen, wird durch die Erkenntnis erschwert, dass nämlich Verurteile, die sich zu Stereotypen verfestigen, bereits in frühester Kindheit erworben werden.
    Darauf Bezug nahm zum Abschluss der Sommerakademie des Friedensforschungsinstituts Dozent Peter Frank, aus Österreich stammender Wissenschaftler der amerikanischen Stanford University.
    Seit den Arbeiten Sigmund Freuds ist weitgehend akzeptiert, dass die Eindrücke gerade der frühen Kindheit prägend und entscheidend für das ganze Leben sein können.
    Das gilt auch und besonders für die Entstehung von Stereotypen.
    Wer in einer Familie aufwächst, in der man die Russen wie den Teufel fürchtet, wird auf lang hin ein sehr negatives Bild von Russen haben und Informationen aufsauen, die dieses Bild stützen.
    Jemand, der mit jüdischen Kindern befreundet ist, wird eine andere Einstellung entwickeln als ein Junge oder Mädchen aus einer prononciert antisemitischen Familie.
    Vorurteile Feindbilder haben sich in der Geschichte ja bereits verheerend ausgewirkt.
    Man denke an den durch nationalen Hochmut begünstigten Zweiten Weltkrieg oder, jüngeres Beispiel, an den Krieg am Persischen Golf.
    Auch Ost-West-Spannungen sind geprägt von Feindbildhaltungen und nationalen Stereotypen, die nach Meinung Franks durch die Medien noch wirksamer verbreitet werden.
    Das versuchte Frank, der seit 14 Jahren in den USA lebt, anhand der dortigen Medienlandschaft zu erläutern.
    Beim nun schon langjährigen Studium der amerikanischen Presse fiel mir auf, dass man unentwegt die USA mit der Sowjetunion vergleicht.
    Der amerikanische Leser musste den Eindruck bekommen, dass sein Land unbegrenzt vermögend ist, in jedem Sinn, das andere total unvermögend.
    Es springt dann plötzlich eine Ausnahme heraus, die Rüstung.
    Kaum je ein Wort darüber, dass beide Länder von vollkommen verschiedenen Voraussetzungen zu beurteilen sind.
    Wenn man die Leserbriefe in den Zeitungen liest, dann sieht man, wohin die jahrzehntelange Indoktrination führt.
    Russland und Russen-Kommunisten als Feindbildstereotyp für Leute, die von Russland nichts wissen, die nie einem Russen oder einem Kommunisten begegnet sind.
    Dass in den Ostblockstaaten eine gelenkte Presse Zehrbilder der kapitalistischen USA unter Amerikaner entwirft, ist bekannt.
    Das wäre jedenfalls kein Grund, das im Westen nachzumachen.
    Solange die einen das Feindbild vom sowjetischen Reich des Bösen mit sich herumtragen, die anderen das vom aggressiven imperialistischen Amerika, erscheint der Ost-West-Konflikt unüberwindbar.
    Worin liegt die Lösung, der Ausweg aus dem Gestrüpp von Vorurteilen, Stereotypen und Feindbildern?
    Peter Franks Ausblick.
    Wir müssen den Kindern zumindest rudimentäre Kenntnisse über andere Völker und Nationen übermitteln, die Verschiedenheiten verständlich machen.
    Lassen Sie uns zusehen, dass nationaler Größenwahn und anderer Unfug endlich aus den Schulbüchern verschwindet.
    Statt der Glorifizierung militärischer Leistungen, Aufklärung der Kinder über Vorurteile und Stereotypen.
    Erziehung zur Toleranz, nicht zum Sozialdarwinismus.
    Wenn die amerikanische Phrase vom Raumschiff Erde überhaupt Sinn machen soll, dann muss man schon den Kindern klar machen, dass dieses Raumschiff inoperabel wird, wenn sich die Besatzung gegenseitig totschlägt.
    Resignieren dürfe man aber nicht, schloss der Referent und bezog sich auf ein Wort Martin Luthers, der gesagt hat, wenn gewiss wäre, dass morgen die Welt unterginge, so müsste man heute daran gehen, einen Apfelbaum zu pflanzen.
    Udo Bachmeier berichtete vom Abschluss der zweiwöchigen Sommerakademie des Österreichischen Instituts für Friedensforschung in der burgenländischen Burg Schleining.
    Es ist inzwischen 12.25 Uhr, fünf Minuten vor halb eins geworden.
    Willkommen zu unserer Samstagsserie im Journal zu Gast.
    Das ist heute Harald Ofner.
    Der 51-jährige FPÖ-Politiker ist seit knapp mehr als einem Jahr Justizminister.
    Er ist auch Obmann der niederösterreichischen FPÖ, die bei den Landtagswahlen im Herbst die Hälfte ihrer Wähler verlor.
    Als es in der Bundes-FPÖ nach den Nationalratswahlen von 1979 um die Nachfolge von Alexander Götz an der Parteispitze ging, war Harald Offner der letztlich dann gescheiterte Gegenkandidat zu Norbert Steger.
    Dass Ofner, der auch innerhalb der FPÖ den, wenn man so will, rechten Flügel vertritt, beim Eintritt der Freiheitlichen in die Regierungskoalition mit der SPÖ, dann just zum Nachfolger des reformfreudigen Linken Christian Broder als Justizminister bestellt wurde, wurde nicht selten als recht pikant kommentiert.
    Mit Harald Ofner spricht Rudolf Nagilla.
    Herr Minister, Sie haben in diesen 14 Monaten, in denen Sie jetzt Justizminister sind, schon mehrmals Ihren Vorgänger Christian Broder gewürdigt, gelobt oder wie auch immer,
    Dennoch die Frage, was ist unter Ihrer Amtszeit anders gelaufen, als es unter Christian Broder wahrscheinlich gelaufen wäre?
    Eine grundsätzliche Änderung in der Einstellung zu den Polen der Dinge im Rahmen der Strafrechtspflege hat sich, glaube ich,
    unter meiner Amtsführung im Vergleich zu der meines Vorgängers abgezeichnet.
    Mir geht es vor allem um das Interesse der öffentlichen Sicherheit und um das Interesse der Opfer, der tatsächlichen Opfer und auch der präsumtiven Opfer.
    Mir geht es
    wie ich die Dinge sehe, weniger als meinem Vorgänger, um das Schicksal des Straftäters, obwohl ich nicht verkenne, dass es sich sehr häufig um recht arme Teufel handelt, mit Kindheiten- und Familienverhältnissen, die einem wirklich zeigen, dass es kein Zufall ist, dass sie straffällig geworden sind.
    Doch glaube ich, dass die Allgemeinheit einen Anspruch darauf hat, dass die Justiz sich darum kümmert, wo die Bedürfnisse der öffentlichen Sicherheit liegen und wo die Interessen der Opfer liegen und weniger, wie die Interessen der Straftäter gelagert sind.
    Das klingt so, wie wenn Sie sagen wollten, Broda kümmert sich mehr um die Mörder und um die Räuber und Sie kümmern sich mehr, Sie wollen sich mehr kümmern um die Ermordeten und die Beraubten.
    Ich glaube, man darf es nicht so krass sehen.
    Es ist ein Kern
    Wahrheit zweifellos drinnen.
    Ich glaube, dass es immer darum geht, Ausgewogenheit in der Relation zwischen den Tätern und den Opfern zu finden.
    Und der eine, der sich mit den Dingen befasst, kann sich auf den Standpunkt stellen, Schuld ist immer die Gesellschaft und der Täter kann relativ wenig selbst dafür und es geht vor allem darum, ihm zu helfen, sein fürchterliches Schicksal zu meistern.
    Und es gibt die andere Betrachtungsweise, der ich eher zuneige,
    die besorgt, es geht natürlich darum, sich um den Täter anzunehmen, zu trachten, ihn in die Gesellschaft einzubinden oder wieder einzubinden, im Vordergrund hat aber zu stellen, dass die Bevölkerung das Bedürfnis nach Sicherheit, nach mehr Sicherheit hat.
    Und wenn heute sich etwa dann, wenn ein ausgebrochener Häftling auf dem Dach der Kirche neben der Anstalt sitzt,
    nicht nur die Frage erhebt, was dem Häftling zumutbar ist, sondern auch die Frage sich erhebt, was den Hinterbliebenen seines seinerzeitigen Opfers zumutbar ist.
    Wir unterbrechen das Gespräch mit Harald Ofner kurz für eine dringende Verkehrsdurchsage.
    Achtung Autofahrer!
    Auf der A2 der Südautobahn in Fahrtrichtung Graz zwischen Graz und Gleisdorf kommt Ihnen ein Fahrzeug entgegen.
    Bitte bleiben Sie rechts und überholen Sie nicht.
    Ich wiederhole.
    Auf der A2 der Südautobahn in Fahrtrichtung Graz zwischen Graz und Gleisdorf kommt ein Fahrzeug entgegen.
    Bitte bleiben Sie rechts und überholen Sie nicht.
    Nach dieser kurzen Unterbrechung wegen der dringenden Verkehrsdurchsage setzen wir fort das Gespräch mit Justizminister Harald Offner.
    Sie schilderten jetzt eine Philosophie von Ihnen.
    Wie hat sich die wirklich konkret manifestiert?
    Sie hat sich etwa darin manifestiert, dass ich relativ knapp nach meinem Amtsantritt im Zusammenhang mit den Ausgängen aus der Haft einen Erlass hinausgehen habe lassen, der den Sicherheitsbedürfnissen eher Rechnung getragen hat.
    Das heißt, ich habe in Erinnerung gerufen, dass dann, wenn Ausgänge aus der Haft stattfinden,
    im Auge zu behalten ist, dass möglichst keine Sicherheitsrisiken eingegangen werden und habe auch verfügt, dass es, wenn Sicherheitsrisiken vorliegen, eventuell einen Ausgang nur in Begleitung eines Sozialarbeiters gibt oder dass dann, wenn auch das zu Risikofall wäre, eher eine Ausführung in Begleitung eines Justizwochebeamten zustande kommt und ähnliches.
    Also weniger Häftlingsurlaub heißt das?
    Das heißt stark vereinfacht kontrollierteren Häftlingsurlaub.
    Und das hat immerhin bewirkt, dass im ersten Jahr meiner Amtsführung die Zahl der Fluchten aus geschlossenen Anstalten auf fast die Hälfte reduziert werden konnte und auch die Zahl der Entweichungen.
    aus Anlass von Ausführungen, von Ausgängen, von Außenarbeit etc., auf was die Hälfte herabgesetzt werden, herabgesenkt werden hat können.
    Das ist mehr Sicherheit.
    Es ist eine Lücke auf diesem Sektor geschlossen worden, und zwar eine statistische Lücke einerseits, aber auch eine Lücke im Bewusstsein der Bevölkerung andererseits.
    Das ist ja die zweite und nicht minder wichtige Ebene in allen Dingen, die mit öffentlicher Sicherheit zusammenhängen.
    Neben den rein statistischen Abläufen kommt es darauf an, was die Leute für ein Gefühl haben hinsichtlich der Sicherheit.
    Und da habe ich den Eindruck, ist es besser geworden.
    Der Generalsekretär der ÖVP, Michael Graf, mit dem Sie sich, glaube ich, nicht besonders gut sprechen, oder?
    Gut, hat er mal gesagt, Harald Ofner spricht wie Staberl und handelt wie Broda.
    Das heißt jetzt übersetzt auf das, was Sie eben erzählt haben, naja, das sagen Sie zwar, aber es ist gar nicht wahr.
    Sie sagen es, weil es bei einem großen Teil der Bevölkerung wahrscheinlich populär ist, aber stimmen tut es nicht.
    Ich glaube, dass Graf zu dieser Äußerung vor allem deshalb gekommen ist, weil er erkennen hat müssen, dass die Maßnahmen, die ich als damals frischgebackener Justizminister gesetzt habe,
    nicht nur sachlich richtig gewesen sind, sondern auch den Beifall der Bevölkerung gefunden haben.
    Ich habe darauf gekontert.
    Die Maßnahmen oder Ihre Reden?
    Die Maßnahmen und die Reden.
    Beides ist wichtig.
    Die Maßnahmen gibt es auch, das bezweifle ich an Herrn Graf.
    Ich habe es erwähnt, das ist etwa die Frage des Erlasses in Zusammenhang mit dem sogenannten Häfenurlaub.
    die zusammen mit anderen Maßnahmen bewirkt hat, dass die Zweiterfluchten, der Ausbrüche, der Entweichungen etc.
    wesentlich herabgesetzt werden hat können.
    Ich gehe in die Haftanstalten, spreche dort zu den Justizwochebeamten und sage jedem Einzelnen, dass natürlich kein Übergriff geduldet werden kann, dass aber jeder Beamte den Eindruck haben muss, dass ihm zweifelsvolle
    das Ministerium und auch der Minister voll hinter ihm stehen.
    Und ich habe das Gefühl, dass ein gewisses Bedürfnis an dieser Sicherheitszusage auch für den Beamten besteht.
    Ich sichere den Beamten zu, dass sie die seien, die ihr Geschäft gelernt haben, die über die Erfahrung verfügen, die über die Praxis verfügen, und dass sie nicht befürchten müssten, dass der Minister sich bei jeder Gelegenheit bemühe, mit langer Hand sich einzumischen in ihre Tätigkeit.
    Und die, die
    ihre Aufgaben zu erfüllen gelernt haben, auch wirklich so arbeiten zu lassen, wie es ihren Erfahrungen entspricht, bringt, glaube ich, größere Effizienz.
    Und das erkennt natürlich auch der politische Gegner und kommt dann mit so gut geträchtelten Sprüchen nach dem Motto, wie Sie es erwähnt haben.
    Ich habe aber darauf gekontet und habe gesagt, noch schlechter wäre es,
    Wenn ich reden würde wie Broder und handeln wie Staberl, da ist es wahrscheinlich noch besser, man lässt sich vorhalten, man redet wie Staberl und handelt wie Broder.
    Die Wahrheit liegt in der Mitte.
    Ich glaube, dass man, ich habe es schon erwähnt, ein ausgewogenes Verhältnis in der Beurteilung und Behandlung der Abläufe finden muss.
    Harald Ofner ist ein Law-and-Order-Mann.
    Das ist so eine Vorstellung, die viele von Ihnen haben.
    Für manche ist es ein Kompliment, für andere ist es ein Schimpfwort.
    Wie sehen Sie sich selbst mit diesem Namen?
    Es ist die Frage, ob man diesen Begriff übersetzt und Law-and-Order als Gesetz und Ordnung sieht.
    In diesem Sinne wäre ich ein Law-and-Order-Mann.
    In dem Sinne, in dem diese Wortgruppe verwendet wird.
    Nämlich in einem sehr wenig flexiblen Sinne der Anwendung der Gesetze bin ich es sicher nicht.
    Ich verkenne etwa nicht, und ein echter Law Enforcement würde es verkennen,
    dass es in der Strafrechtspflege sehr wohl darauf ankommt, sich insofern wieder um den Straftäter anzunehmen, als wir uns bemühen müssen, ihn nach der Haftentlassung entsprechend abzustützen, um von den derzeit sehr hohen Rückfallsquoten wegzukommen.
    Heute ist es so, dass der Haftentlassene zu 85 Prozent innerhalb von fünf Jahren nach der Haftentlassung wieder straffällig wird.
    Ein echter Law-Entordermann schert sich nicht um das Schicksal,
    der Gestrachelten, wenn er ihrer einmal habhaft geworden ist.
    Aber wer auf ein ausgewogenes Maß hält, und ich bemühe mich das zu tun, der hat die öffentliche Sicherheit einerseits im Auge, wenn aber der Gestrachelte hinter Schloss und Gitter gelandet ist, dann muss es unsere Hauptaufgabe sein, ihn wieder einzugliedern in die Gemeinschaft, ihn abzustützen, ihn zurückzuführen und die Rückfallsquote auf diese Weise nach Möglichkeit herabzusetzen.
    Eine andere Einschätzung, eine verwandte Einschätzung.
    Harald Ofner ist ein Rechter, ist der Rechtsaußen der Regierung.
    Wie sehen Sie sich da selbst?
    Rechtsaußen ist ein Begriff, der eher aus dem Fußball stammt, habe ich den Eindruck, und der in der Politik in den 30er-Jahren eher modern gewesen sein könnte, als es jetzt der Fall ist.
    Ich glaube, dass diese Abstempelungen nur bedingt richtig sind.
    Wenn man diese antiquierten Begriffe verwendet, dann stehe ich sicher rechts der Mitte.
    Dazu passt vor kurzem das Innenministerium, nämlich das Thema, das vor kurzem das Innenministerium den englischen Historiker David Irving ausgewiesen hat aus Österreich.
    Der wollte da eine Diskussion abhalten und da ging es um Rudolf Hess,
    Und das Innenministerium hat ihn ausgewiesen wegen des Verdachts der neonazistischen Betätigungen.
    Darauf hat es dann Berichte gegeben, dass das in Ihrer Umgebung zu gewissen Aufstößen geführt hat, in Ihrem Ministerium.
    Ich bekenne mich selbst dazu, dass mich die Maßnahmen gegen den britischen Historiker Irwin überrascht haben und dass sie mich bedenklich gestimmt haben.
    Ich habe kein Buch von Irving gelesen.
    Ich weiß, dass er ein Mann ist, der in Millionenauflagen erfolgreich publiziert.
    Und ich kann mir vorstellen, dass es den einen oder anderen gibt, der sich nicht voll mit dem Einverstanden erklärt, was er schreibt.
    Ich glaube aber, dass wir jedem, egal wo er politisch angesiedelt sein möge, das Recht einräumen müssen, sich frei zu bewegen und sich auch frei zu äußern, solange er nicht konkret gegen die Gesetze versteust.
    Und da hat mir ja gar kein Gelegenheit dazu gegeben.
    Das heißt, die Ausweisung geschah eigentlich zu Unrecht?
    Ich möchte mich nicht in die Ressortführung durch eine andere Sparte...
    Einmischen.
    Ich habe nur Wert darauf gelegt, und das bitte ich als Antwort auf Ihre Frage zu nehmen, dass die Justiz damit nichts zu tun hat.
    Welking Irving in Österreich nichts vorlag und im Übrigen bis heute nichts vorliegt.
    Er war mehrmals in Österreich.
    Er hat in einer Club 2 Diskussion im ORF teilgenommen.
    Er ist Brite.
    Und ich glaube, dass es aber da bei der Beurteilung dieses Komplexes
    nicht um die Frage rechts oder links geht, sondern da geht es echt um liberale Grundsätze.
    Im vergangenen Jahrhundert waren es die für die liberale Gedankenwelt Eintretenden, die für die Freiheit der Forschung, für die Freiheit der Lehre, für die Freiheit der Meinungsäußerung, für die Freiheit der Versammlung etc.
    gekämpft haben und ihre Erfolge erzielt haben.
    Und ich glaube, es geht einfach nicht an,
    dass man jemanden nur deshalb, weil man glaubt, dass er wie der anderen nicht in ihre Vorstellungswelt passt, in einem Kaffeehaus abnimmt und ihn stundenschnelle über die Grenze befördert, nur mit der Begründung, der hätte vielleicht irgendetwas sagen können, was dann strafbar gewesen wäre.
    Ich glaube, das geht einfach nicht.
    Das widerspricht den
    Grundsätzen unseres liberalen Rechtsstaates und der Justizminister hat Wert darauf gelegt, dass er damit nichts zu tun hat.
    Nämlich Sie.
    Haben Sie mit Karl Blecher, dem Innenminister, der zuständig ist, geredet?
    Er war in Schweden.
    Haben Sie dann geredet mit ihm?
    Ich habe mittlerweile einen Satz mit ihm gesprochen und ich habe gesagt, wir müssen miteinander reden.
    Darüber.
    Das war das, was ich bis jetzt machen konnte.
    Ich glaube, man sollte über diese Dinge reden, sonst entwickeln sie ein Eigenleben, das nicht förderlich sein kann.
    Apropos liberal.
    Jetzt nenne ich ein Beispiel, da hat die andere Seite aufgeschrien, politisch die andere Seite, nämlich das Verbot des Films »Das Gespenst« von Acht und Busch.
    Was haben Sie dazu für eine Haltung, Ihre persönliche Haltung dazu?
    Ich möchte zwei Dinge in diesem Zusammenhang auseinandergehalten wissen.
    Ich habe zu allen Bereichen, die im weitesten Sinne mit Pornografie zusammenhängen, eine sehr weitherzige Einstellung.
    Ich glaube, dass auf diesem Sektor kaum etwas verdorben werden kann.
    und dass da sehr häufig das Kind mit dem Body ausgegossen wird.
    Ich bin aber wesentlich heikler, wenn es um Probleme des religiösen Bekenntnisses etwa geht.
    Ich kenne den Arthur-Bush-Film
    Naturgemäß, möchte ich fast sagen, nicht.
    Er ist durch eine richterliche Entscheidung von der Bildfläche, im wahrsten Sinne des Wortes, verschwunden.
    Wir haben nachträgliche im Ministerium von dieser Entscheidung erfahren.
    Ich möchte gar nicht beurteilen, ob ich sie gutiere oder nicht.
    Ich darf nur noch einmal sagen... Gefühlsmäßig?
    Dort, wo es um die religiösen Gefühle immerhin einer beträchtlichen Anzahl von Bürgern gehen kann,
    und die Beeinträchtigung dieser Gefühle bin ich eher dafür, dass wir heikel sein sollen.
    Da liegt Ihre Toleranz niedriger sozusagen als bei dem anderen.
    Ich bin auf dem Sektor dessen, was Pornografie genannt wird, großzügig und weitherzig, weil ich der Meinung bin, dass da kaum in unserer Zeit, in der auf den Titelseiten der Illustrierten die Dinge zu sehen sind, in jeder Auslage,
    die zu der Zeit, zu der ich Rechtspraktikant im Jugendgerichtshof in Wien war, nämlich 1958, dort als Pornografie zu Verurteilungen geführt haben.
    In einer solchen Zeit sind die Dinge, die man unter diesem Prätext versteht, wahrscheinlich schon in weiten Bereichen überholt.
    Aber dort, wo es um die Religion und um die religiösen Gefühle der Bürger geht, da bin ich heikel.
    Herr Minister, gegen Schluss.
    Haben Sie eine Meinung zu dieser großen Androsch-Auseinandersetzung, die jetzt bei der SPÖ läuft, die Sie ja indirekt doch mittangiert?
    Sie sind in der Koalition mit der SPÖ.
    Es ist so, dass alle Vorgänge, die es im Rahmen der Justiz seinerzeit gegeben hat, noch vor meinem Amtsantritt abgeschlossen worden sind.
    Nämlich, Entschuldigung, die Erklärung, dass Androsch strafrechtlich, dass da alles in Ordnung ist.
    Darum geht's?
    Ich darf es von objektiver Warte aus, wie ich die Dinge sehe, beantworten.
    Alles, was seinerzeit im Bereich der Justiz sich abgespielt hat, ist erledigt gewesen, bevor ich Minister geworden bin.
    Das war unter Broder, ja?
    Wenn es, das war unter Broder.
    Mittlerweile gibt es zwei anonyme Anzeigen, basierend auf Ausgaben des Profils.
    Das heißt, es ist schlicht und einfach das Profil in Fotokopie oder wie auch immer, ich weiß es nicht, an die Staatsanwaltschaft geschickt worden.
    Die Staatsanwaltschaft wird sich mit diesen Dingen, nehme ich an, ich habe mich nicht danach erkundigt, befassen.
    Ich kann nicht beurteilen, wie die Dinge laufen werden.
    Mir sagt meine Umgebung, dass es nichts Neues bisher gibt auf dem Sektor.
    Ich habe nicht vor, mich in die Tätigkeit der Staatsanwälte auf diesem Sektor in der einen oder anderen Richtung einzumengen.
    Das habe ich erwartet.
    Und Ihre politische Einschätzung?
    Es wird keine Weisung kommen.
    hineinlangen mit dem langen Arm des Ministers.
    Mit den Fingern?
    Das sind Dinge, auch nicht mit den Fingern, das sind Dinge, für die es zuständige Beamte gibt und die zuständigen Beamten werden ihre Tätigkeit ausüben.
    Dass Vorgänge, wie sie derzeit die Zeitungen beherrschen in diesem Zusammenhang, für kein Gemeinwesen und damit auch nicht für die Republik Österreich
    oder einzelne ihrer Parteien ein Vergnügen durchstehen, davon kann man ausgehen.
    Sind Sie der Meinung, man sollte eher Schluss der Debatte irgendwann einmal machen?
    Solche Dinge führen ein Eigenleben, das eine Dynamik entwickelt hat, in einem gewissen Zeitpunkt aus, die wahrscheinlich sehr schwer dann, wenn man will, sozusagen auf Befehle in den Griff zu bekommen ist.
    Herr Minister, sind Sie abergläubisch?
    Ich schaue schon, dass ich mit dem richtigen Fuß aus dem Bett stehe.
    Ich habe gelesen vor kurzem, dass Sie hin und wieder eine Sterndeuterin aufsuchen.
    Das ist eine amüsante Sache mit den Sternteaterinnen.
    Mit Teaterinnen?
    Haben Sie mehrere, zu denen Sie hingehen?
    Nein, aber es wird mit allen eine amüsante Sache sein.
    Ich bedauere es fast, dass ich nicht dazu komme, mich diesem Spaß zu widmen.
    Ich komme tatsächlich nicht dazu.
    Nicht oder nicht mehr?
    Aber ich bekenne, dass es eine unterhaltsame Komponente sein kann.
    Sie kommen nicht mehr dazu?
    Sie haben es früher mal gemacht, ist es so?
    Ich komme nicht dazu.
    Ich habe mich früher mal mit diesen Dingen mehr auseinandergesetzt.
    Ich komme leider nicht dazu.
    Sie lassen sich also als Minister nicht beraten?
    Vielleicht würde es allen möglichen im Brennpunkt der Öffentlichkeit stehenden nicht schaden, wenn sie sich mitunter beraten lassen.
    Aber sie kommen alle nicht dazu.
    Davon gehe ich aus.
    Danke für das Gespräch.
    Im Journal zu Gast war Justizminister Harald Offner.
    Mit ihm sprach Rudolf Nagilla.
    Das Gespräch war von einer Warnung vor einem Geisterfahrer auf der A2 im Raum Graz unterbrochen.
    Dieser Geisterfahrer hat die Autobahn inzwischen wieder verlassen.
    Unser nächster Beitrag ist jetzt die Presseschau.
    Heimburg, Zwentendorf, Pensions- und Steuerreform und Unwetter.
    All diese Themen können nichts daran ändern, dass die Zeitungskommentare, aus denen Wilfried Seifert die folgenden Auszüge zusammenstellte, sich heute im Wesentlichen wieder um einen Mann beschäftigen, der seit Jahren bei jedem Auftritt für Schlagzeilen sorgt.
    Sein Name, Hannes Androsch, Ex-Vizekanzler, Ex-Finanzminister, CA-Generaldirektor und nach Meinung eines immunen Kritikers Steuersünder.
    Im Oberösterreichischen Tagblatt glaubt Hermann Tschekal diesen Vorwurf nicht.
    Die Tatsache, dass Hannes Androsch nun angeboten hat, die Abschlussbesprechung seines Steueraktes mit dem Finanzbeamten in aller Öffentlichkeit vorzunehmen, ist ebenso sensationell wie begrüßenswert.
    Sie lässt den Schluss zu, dass sich der ehemalige Finanzminister seiner Sache sicher ist und den Einblick des Publikums in seine private Finanzgebahrung nicht zu scheuen braucht.
    Ein wirksameres Mittel gegen weitere Verdächtigungen und damit gegen die unbefristete Verlängerung des Schauerstückes Hannes und die Steuermoral wäre kaum denkbar gewesen.
    Genau gegenteiliger Meinung ist Detlef Harbig in der steirischen Südost-Tagespost.
    Ein Zeichen von Stärke und absolut reinem Gewissen ist dieses Angebot Androschs nicht unbedingt.
    Denn es hat nicht den Anschein, dass er bereit steht, die Fakten, die nun schon bekannt sind, mit einer fundierten Gegendarstellung aus den Angeln zu heben.
    Er argumentiert nach wie vor auf formaler Ebene.
    Damals, als er noch Minister war, wie er nicht hinzufügt, hat die Finanz alles in Ordnung befunden.
    Neue Fakten wurden nicht gefunden.
    Was wolle man also von ihm?
    Mögliche Steuerhinterziehung hält Walter Salzmann im ÖVP-Organ Neues Volksblatt nicht für das einzig Aufklärungsbedürftige.
    Neben der Dimension des Verdachtes der Steuerhinterziehung, der die Causa Androsch überschattet, fehlt sich eine weitere, vielleicht die größere, noch im Hintergrund.
    Jene Millionendimension aus dem AKH-Skandal, nämlich die auf dem Vorwurf basiert, die Arbeitsgemeinschaft Betriebsorganisation hätte um mindestens 30 Millionen Schilling überhöhte Beträge verrechnet.
    Wie geht es nun weiter mit Hannes Androsch?
    In den Salzburger Nachrichten glaubt Gerold Christi an die Antwort zu wissen.
    Keisky will, nachdem er Androsch aus dem SPÖ-Parteivorstand eliminiert hat, diesen auch nicht mehr als Genossen in seiner Partei wissen, deren Ehrenvorsitzender er ist.
    Also ist anzunehmen, dass Keisky nach Abschluss der Betriebs- und Steuerprüfung bei Androsch Wege suchen wird, die den Fall Androsch parteiintern aus der Welt schaffen.
    Der Ausschluss aus der Partei.
    Da Kaisky seinem ehemaligen Vizekanzler schon vor einem Jahr einen miesen Charakter genannt hat, wird er nichts unversucht lassen, androsch einen Verstoß gegen das Statut der SPÖ oder eine ehrlose Handlung nachweisen zu können.
    Beide wären Ausschließungsgründe.
    In der Grazer Kleinen Zeitung beschäftigt sich Kurt Vorhofer mit der Rolle von Bundeskanzler und Parteichef Fred Sinowaz in diesem Konflikt.
    Wie auch immer die Sache mit Androsch ausgehen wird, an einem ist kein Zweifel mehr, dass nämlich Fritz Sinowatz bei seinem 10.
    Versuch, sich Schritt für Schritt vom einst übermächtig scheinenden Einfluss des Altkanzlers zu lösen, ohne dabei einen wirklichen Bruch anzustreben, dass er also hier ein schönes Stück weitergekommen ist.
    Manche in der SPÖ reden sogar vom gelungenen Prozess der Abnabelung.
    Wie weit das stimmt, wird die Praxis der nächsten Wochen und Monate zeigen.
    Zwei Zeitungen, nämlich der Kurier und die Presse glauben, dass der Fall Androsch zu einer Spaltungsgefahr für die SPÖ geworden ist.
    Im Kurier meint Hans Rauscher, die SPÖ sei dabei, den Boden unter den Füßen zu verlieren, sich die Themen von außen aufzwingen zu lassen und damit vor einer neuen Ideologie-Auseinandersetzung zu stehen.
    Es liegt aber eine Gefahr in der Entfesselung einer ideologischen Offensive oder Debatte, dass nämlich die Kluft zwischen dem linken und dem rechten Flügel der SPÖ unübersehbar ist.
    Rauschers Schluss im Kurier?
    Androsch ist in seiner bisher größten Bedrängnis.
    Wird ihm wirklich eine große Verfehlung nachgewiesen, ist Parteiausschluss, Ablöse als CA-Chef und, ist das Delikt schwer genug, Gefängnis möglich.
    Wird er in der Willensache rehabilitiert, so werden Kalski und der linke Flügel der SPÖ nicht aufhören, seinen Lebensstil als unsozialistisch zu brandmarken.
    Diesen spalterischen Kräften mit einer ideologischen Offensive Herr zu werden, ist ein Kunststück, dessen Gelingen fraglich ist.
    Und in der Diktion von Thomas Korherr in der Presse?
    In Wahrheit ist jedem, der in der SPÖ das Sagen hat, klar, dass erst das Problem Androsch gelöst werden muss, bevor die Partei an die anderen Probleme sich wagen kann.
    In Wahrheit ist die SPÖ und die Aufregung rund um die Äußerungen ihrer Frau und Führerin, der stellvertretenden Parteivorsitzenden Offenbeck, ist dafür ein deutliches Symptom, in Gefahr einer Spaltung entgegenzugehen.
    Das waren Auszüge aus den Kommentarspalten der heutigen Zeitungen.
    Die Auswahl besorgte Wilfried Seifert.
    Es ist 12.49 Uhr, vier Minuten nach dreiviertel eins.
    Bevor wir zum Kulturbeitrag im Mittagsjournal kommen, einige Takt der Musik.
    Als 1978 der Literaturnobelpreis an Isaac B. Singer verliehen wurde, wussten nur wenige, dass Singer der bedeutendste noch lebende jüdische Dichter ist.
    Heute hat sich das geändert, nachdem jedes Jahr ein großer Roman in deutscher Sprache erschien.
    1979 die Familiengeschichte »Das Landgut«, 1980 »Schoschner, die Geschichte einer Liebe«, dann »Das Erbe« und voriges Jahr »Verloren in Amerika«, die Lebensgeschichte Singers vom jüdischen Städtl in die neue Welt.
    Heute wird Isaac B. Singer, der seit 1935 in den Vereinigten Staaten lebt, 80 Jahre alt.
    Für Walter Gellert Anlass zu folgendem Beitrag.
    Literatur als Spiegel des Lebens oder Im Anfang war die Lust, das sind nur zwei Feuilleton-Schlagzeilen, die auf Isaac Bashevis Singer gemünzt sind.
    Und damit sind auch schon die beiden Hauptmotive genannt, die das literarische Schaffen des Literaturnobelpreisträgers bestimmen.
    führte in sein Schicksal aus der polnischen Stadt Raczimin nach Warschau, wo sein Vater, ein kasidischer Rabbi, einen arabinischen Gerichtshof einrichtete, und 1935 schließlich nach den USA, wo viele Emigranten in New York Anschluss an jüdische Kreise fanden und dort die Welt des Städtels weiterlebten.
    So ist auch die Geisteswelt des Ostjudentums in Isaac Bashevis Büchern immer spürbar.
    Das zweite Motiv in Singers' Oeuvre wird manchmal aber vielleicht nicht ganz so wichtig genommen.
    So zum Beispiel, wenn etwa der Hauptfigur im Roman Feinde die Geschichte einer Liebe folgende Worte in den Mund legt.
    Am Anfang war die Lust.
    Das göttliche ebenso wie das menschliche Prinzip ist das Verlangen.
    Singer ist also mehr als nur Schilderer und Chronist des verfolgten Ostjudentums.
    Liebe und Literatur sind für ihn eine Einheit und freimütig bekennt er, über Liebe zu schreiben und Sex auszuklammern ist ein sinnloses Unterfangen.
    Und weiters meint er, ich war mir schon vor langer Zeit darüber klar geworden, dass die schöpferischen Kräfte der Literatur nicht in der gewollten Originalität liegen,
    die Variationen von Stil und Wortspielereien hervorbringen, sondern in den zahllosen vom Leben geschaffenen Situationen, im Besonderen in den ausgefallensten Schwierigkeiten zwischen Mann und Frau.
    Immer hat sich Isaac Bashevis Singer aber auch die Frage nach dem Sinn der Vernunft und nach der Existenz Gottes gestellt.
    In einem Gespräch mit Brigitte Hofer im August vorigen Jahres meinte er,
    Gott hat so eine beschaffene Welt, dass jede Generation seine eigenen Leiden und Freuden bringt.
    Ich denke nicht, dass die Welt sich gründlich geändert hat.
    Wir sind in vielen Sinnen klüger als wir waren, in vielen Sinnen närrischer als wir waren.
    Aber ich glaube, es ist dasselbe heute als es war.
    Die Krise von unserer Zeit war auch die Krise 5.000 Jahre zurück.
    Sieht Isaac Bashevis Singer Hoffnung für die Menschheit heute?
    Es würde falsch zu denken, dass die Menschheit alles verloren hat, all ihre Liebe und Mitleid und Gerechtigkeit und Moral.
    Sodom und Gomorra beginnt jetzt.
    Wir sind im Grunde dasselbe als unsere Eltern und Ureltern.
    Die selben Hoffnungen, die die Menschen hatten vor 1000 Jahren zurück, haben wir auch.
    heute mit einigen Änderungen, aber eigentlich ist es dasselbe.
    Isaac Bashevis Singers Verdienst ist es, als einer der Letzten seiner Sprache jüdische Schicksale literarisch überhöht und somit zu gleichnishafter Gültigkeit erhoben zu haben.
    Nicht zuletzt dafür wurde ihm mit zahlreichen Literaturpreisen gedankt, unter anderem 1969 mit dem Deutschen Jugendbuchpreis und 1978 mit dem Nobelpreis.
    Ich sage Ihnen all dies nur, um zu beweisen, dass man nicht so schnell zum Schluss kommen soll, dass die Natur ihre ewigen Gesetze ausgegeben hat und dass die Geister und Gespenster die Macht übernommen haben.
    Was mich betrifft, so sind die Naturgesetze immer noch giltig, ob es mir gefällt oder nicht.
    Und wenn ich mein altes Weib oder meine nicht viel jüngere Freundin anrufen will, benutze ich immer noch das Telefon und verlasse mich nicht auf Telepathie.
    Das war Isaac B. Singer, der heute 80 Jahre alt geworden ist im vergangenen Jahr bei einer Lesung in Zürich.
    Sie hörten einen Beitrag von Walter Gellert.
    Und jetzt als letzter Programmpunkt im Mittagsjournal noch einmal eine Nachrichtenübersicht.
    Österreich.
    In den Unwettergebieten Ostösterreichs sind die Aufräumungsarbeiten während der Vormittagsstunden fortgesetzt worden.
    In Niederösterreich wurden in einigen Landstrichen landwirtschaftliche Kulturen völlig vernichtet.
    Der Hagel hat hunderte Dächer zerschlagen oder abgedeckt.
    An Glashäusern, Autos und Fenstern entstanden durch ungewöhnlich große Hagelkörner erhebliche Schäden.
    Im Gebiet von Münichreit im Bezirk Persenbeug hatten die Eisklumpen die Größe einer Faust.
    Heftige Regenfälle überfluteten zahlreiche Keller, Straßenzüge und Unterführungen.
    Durch Blitzschlag entstanden auch zahlreiche Brände.
    Der niederösterreichische Landeshauptmann Siegfried Ludwig versprach bei einem Besuch in St.
    Oswald allen Unwettergeschädigten umfassende Hilfe.
    Während des Vormittags sind im Bundesgebiet keine Gewitter aufgetreten.
    Am Nachmittag sind Gewitter lokaler Natur im Bergland möglich.
    Justizminister Harald Ofner wird im Zusammenhang mit zwei anonymen Anzeigen gegen den früheren Finanzminister Hannes Androsch
    keinerlei Weisungen an die Staatsanwaltschaft erteilen.
    In der Serie im Journal zu Gast sagte Hofner, für die Behandlung dieser Anzeigen seien die Beamten zuständig, er werde sich da nicht einmischen.
    Im Übrigen seien alle Justizfragen bezüglich der Beschuldigungen gegen Androsch schon vor seiner Ministerschaft erledigt gewesen.
    ÖVP-Parteichef Alois Mock hat sich für den Fall, dass er nach den nächsten Nationalratswahlen mit der Regierungsbildung beauftragt werden sollte, für Koalitionsverhandlungen zunächst mit der SPÖ und dann erst mit den Freiheitlichen ausgesprochen.
    Als wichtigstes innenpolitisches Thema bezeichnete Mock in einem Interview die Steuerreform.
    Die Bundesbahn hat heute Vorwürfe der ÖVP zurückgewiesen, wonach die Bahn nicht in der Lage sei, erhebliche Teile des durch Österreich rollenden Lastwagenverkehrs auf Züge zu verladen.
    Die ÖBB reagierten damit auf die gestern geäußerte Kritik des Generalsekretärs der Bundeswirtschaftskammer Karl Kehrer und eine ähnliche Stellungnahme von ÖVP-Verkehrssprecher Fritz König von heute.
    Nach Meinung der beiden ÖVP-Politiker kann die Bahn nicht genügend Züge zur Verfügung stellen, um etwa einen Großteil des Lastwagenverkehrs durch das Inntal
    im sogenannten Huckepack-Verkehr zu übernehmen.
    Außerdem ist nach Meinung der Kritiker auch das benachbarte Ausland nicht in der Lage, die Züge reibungslos zu übernehmen.
    Ein Sprecher der Bahn sagte dazu, man sei sehr wohl in der Lage, die für den Transit durch das Inntal notwendigen 75 Züge pro Tag zur Verfügung zu stellen.
    Jugoslawien.
    Beim Zusammenstoß eines Güterzuges mit einem Personenzug sind heute früh bei Divazza, unweit der jugoslawisch-italienischen Grenze, 30 Menschen ums Leben gekommen.
    Nach einem Bericht von Radio Belgrad wurden außerdem mehrere Dutzend Personen verletzt.
    Nach den bisherigen Ermittlungen soll der Lokführer des Güterzuges ein Haltesignal übersehen haben und auf den im Bahnhof von Divazza haltenden Personenzug Belgrad Pula aufgefahren sein.
    Österreich, Bundesrepublik Deutschland.
    Zum ersten Mal in diesem Sommer wurde heute Vormittag starker Urlauberreiseverkehr in Richtung Süden registriert.
    Zwischen 9 und 10 Uhr passierten rund 2300 Kraftfahrzeuge die Tauernautobahn.
    Vor dem Tauerntunnel hat man die Blockabfertigung eingeführt, um Staus im Tunnel zu vermeiden.
    Zu Stauungen kam es wiederholt bei der Einreise aus der Bundesrepublik Deutschland,
    sowie gleich nach der Grenze im Bereich einer Baustelle und bei der Einmündung der Westautobahn A1 in die Tauernautobahn A10.
    Der verstärkte Urlauberreiseverkehr wird vor allem auf den Ferienbeginn in Hessen und Rheinland-Pfalz zurückgeführt.
    Von den Autobahnen in Bayern werden bis zu 50 Kilometer lange Autoschlangen gemeldet.
    Zeitweise kam der Verkehr dort völlig zum Erliegen.
    Jetzt noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Meist wechselnd wolkig, im Süden lokale Gewitter, Nachmittagstemperaturen 20 bis 28 Grad.
    Nachrichten und das Wetter standen am Ende des Mittagschanals.
    Auf Wiederhören sagt Ihnen im Namen von Redaktion und Technik Fritz Wendl.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.07.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1984.07.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Streiksituation der in Großbritannien (Bergbau, Dockarbeiter, Fähren)
    Mitwirkende: Eibegger, Gundomar [Gestaltung]
    Datum: 1984.07.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wahlen auf Neuseeland
    Mitwirkende: Hinze, Dieter [Gestaltung]
    Datum: 1984.07.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Abschluss der Sommerakademie des österreichischen Friedensforschungsinstitutes auf der Burg Schleining
    Interview: Vorurteils- und Feindbildforscher Ulrich Trinks, Wissenschafter Peter Frank
    Mitwirkende: Bachmair, Udo [Gestaltung] , Trinks, Ulrich [Interviewte/r] , Frank, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1984.07.14 [Sendedatum]
    Ort: Burg Schleining
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medizin ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Justizminister Harald Ofner
    Mitwirkende: Nagiller, Rudolf [Gestaltung] , Ofner, Harald [Interviewte/r]
    Datum: 1984.07.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Steuerakt Hannes Androsch
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung]
    Datum: 1984.07.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medizin ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    80. Geburtstag von Literatur-Nobelpreisträger Isaac Bashevis Singer
    Einblendung: Schriftsteller Isaac Bashevis Singer
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Singer, Isaac Bashevis [Interviewte/r]
    Datum: 1984.07.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1984.07.14
    Spieldauer 00:59:40
    Mitwirkende Wendl, Fritz [Moderation] [GND]
    Dobrovolny, Herbert [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.07.14 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-840714_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt