Mittagsjournal 1989.05.12

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag beim Freitag-Mittag-Journal wünscht Manfred Kronsteiner.
    Und das sind die Themen der einstündigen Mittagsinformation.
    Voraussichtliches Pfingstwetter.
    Großbrand und Explosion im Brennertunnel.
    Grünruck bei den Studentenwahlen.
    Beratungen der Kärntner SPÖ über die bevorstehende Landeshauptmannwahl.
    Studie über die Sinnhaftigkeit einer Weltausstellung unter Wiener Beteiligung.
    Gespanntes Verhältnis der USA zu Panama.
    Wir informieren über die ökonomischen und die politischen Hintergründe.
    Analyse der neuen Abrüstungsideen Gorbatschows.
    Die italienischen Sozialisten vor ihrem Parteitag.
    Für Filmfreunde ein Bericht über Atmosphäre und Trends bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes.
    Soweit die Arbeitstitel für die Beiträge im Mittagssjournal.
    Zu Beginn jedoch, wie gewohnt, das wichtigste Kompakt.
    In Nachrichten, die Christian Teiretsbacher verfasst hat, Sprecher ist Josef Wenzel-Hnatek.
    Sowjetunion.
    Mit neuen umfassenden Abrüstungsvorschlägen setzt Staats- und Parteichef Gorbatschow seine Entspannungspolitik fort.
    Beim Besuch des amerikanischen Außenministers Baker in Moskau kündigte Gorbatschow an, die Sowjetunion wolle noch heuer 500 Sprengköpfe von atomaren Kurzstreckenraketen aus Osteuropa abziehen.
    Außerdem will Moskau bis 1991 alle Atomwaffen aus Europa entfernen, wenn die USA ähnliche Schritte unternehmen.
    Gorbatschow bot auch an, die sowjetischen Truppen um eine Million Mann zu reduzieren.
    In einer ersten Reaktion äußerte sich Außenminister Baker zurückhaltend über den Vorstoß Gorbatschows in der Raketenfrage.
    Außenminister Shevardnadze schreist nach Bonn zu Gesprächen mit Bundeskanzler Kohl und Außenminister Genscher.
    Dabei soll die Frage der Kurzstreckenraketen zur Sprache kommen, in der zwischen den USA und der Bundesrepublik Deutschland schwere Meinungsverschiedenheiten herrschen.
    Der amerikanische Außenminister Baker unterrichtet heute in Brüssel die Vertreter der NATO-Länder über sein Treffen mit Gorbatschow.
    Panama, USA.
    Angesichts der gespannten Lage in Panama hat Präsident Bush die Verstärkung der amerikanischen Truppen in der Kanalzone angeordnet.
    Die amerikanischen Streitkräfte werden von der Zeit 10.000 auf etwa 12.000 Mann aufgestockt.
    Außerdem berief Bush den amerikanischen Botschafter aus Panama ab.
    Die Wahlkommission Panamas hatte die Präsidentenwahl vom Wochenende gestern für ungültig erklärt.
    Der Westen kritisiert diese Entscheidung.
    Nach Ansicht internationaler Beobachter hat die Opposition gewonnen.
    Sowjetunion.
    Im Kaukasus ist es wieder zu nationalistischen Massenprotesten gekommen.
    In der armenischen Hauptstadt Yerevan demonstrierten gestern etwa 300.000 Menschen für die Freilassung verhafteter Nationalistenführer.
    Auch bei Kundgebungen in der georgischen Hauptstadt Tiflis wurde die Enthaftung politischer Gefangener gefordert.
    In der georgischen Region Abkhazien verlangten Demonstranten eine Loslösung von Georgien.
    China.
    Mehr als 4000 muslimische Studenten haben heute in Peking gegen eine Studie über sexuelle Bräuche protestiert und eine strenge Bestrafung des chinesischen Herausgebers gefordert.
    Bei ihrem Marsch durch das muslimische Viertel der chinesischen Hauptstadt riefen die Studenten, die Studie sei schlimmer als das Buch »Satanische Verse« von Salman Rushdie.
    Die Demonstranten verdankten ein Veröffentlichungsverbot der Studie.
    Sie sehen darin eine Beleidigung der muslimischen Religion.
    Österreich.
    Bei den gestern beendeten Hochschülerschaftswahlen ist die Stimmbeteiligung neuerlich zurückgegangen.
    Sie betrug nur knapp 30 Prozent, um 5 Prozent weniger als noch vor zwei Jahren.
    Im Zentralausschuss, dem österreichischen Studentenparlament, bleibt die ÖVP-nahe Aktionsgemeinschaft trotz Verlusten mandatsstärkste Gruppe.
    Die konservative JES und der Verband sozialistischer Studenten hatten Mandatsverluste.
    Die Vereinten Grünen, Fachschaftslisten sowie kommunistische und freiheitliche Studenten verzeichneten Gewinne.
    Im Zusammenhang mit der Mordserie im Leinzer Krankenhaus in Wien wurde heute ein zweites mutmaßliches Opfer exhumiert.
    Geöffnet wurde das Grab der ehemaligen Prima Ballerina der Staatsoper Julia Drapal auf dem Wiener Zentralfriedhof.
    Der Leichnam wurde der Gerichtsmedizin überstellt, wo geprüft werden soll, ob das Medikament Rohypnol noch nachweisbar ist.
    Eine der verhafteten Stationspflegerinnen hat gestanden, Drapal das tödliche Medikament verabreicht zu haben.
    In Wien soll spätestens in einem Jahr das erste Wohnhaus für AIDS-Kranke und HIV-Infizierte eingerichtet werden.
    Nach Angaben der Aidshilfe hat die Gemeinde Wien dafür bereits ein Gebäude zur Verfügung gestellt.
    Die Adresse wird vorerst nicht bekannt gegeben.
    Das Wohnheim soll etwa 20 bis 30 Aids-Infizierten zur Verfügung stellen.
    Sie sollen nicht nur medizinisch, sondern auch psychologisch und sozial betreut werden.
    Italien, Österreich.
    Bei einem Arbeitsunfall und einem anschließenden Brand im Brenner Autobahntunnel in Südtirol sind nach jüngsten Meldungen zwei italienische Arbeiter ums Leben gekommen und fünf verletzt worden.
    Wegen der großen Hitzeentwicklung und des Qualmes musste auch die zweite Tunnelröhre gesperrt werden.
    Der Pkw-Verkehr wird über die Bundesstraße umgeleitet.
    Im Pfingstreiseverkehr haben sich Staus gebildet.
    Lkw können den Brenner derzeit nicht passieren.
    Die Sperre des Tunnels soll bis etwa 13 Uhr aufrecht bleiben.
    Bei Bauarbeiten im Tunnel war in den frühen Morgenstunden offenbar eine Gasflasche explodiert.
    Österreich.
    Der Publizistikpreis der österreichischen Volksgruppen ist heuer ORF-Generalintendant Tadeusz Podgorski zuerkannt worden.
    Der ORF wird damit für die Einführung von Fernsehsendungen in kroatischer und in slowenischer Sprache ausgezeichnet.
    Soweit die aktuelle Meldungsübersicht.
    Eh klar, dass das Wetter schlecht wird.
    Es stehen ja Feiertage bevor.
    Diese resignative Formulierung ist in der jüngsten Zeit oft zu hören, zuweilen auch mit dem Versuch verbunden, aus der Koinzidenz von verlängerten Wochenenden mit Wolken und Regengüssen eine freilich nicht ableitbare Gesetzmäßigkeit dennoch abzuleiten.
    Ob das Pfingstwetter Anlass zum Quengeln geben wird, das frage ich jetzt den Fachmann, Dr. Franz Hauleitner an der Hohen Warte in Wien.
    Guten Tag.
    Guten Tag.
    Wie schon an den letzten Wochenenden ist leider auch zu Pfingsten recht unbeständiges und auch wieder kühleres Wetter zu erwarten.
    Ursache dafür ist eine über Mitteleuropa liegende Tiefdruckrinne, die sich langsam ostwärts verlagert und das Wetter im Alpenraum bis inklusive Sonntag beeinflussen wird.
    Heute Nachmittag kann es gebietsweise noch länger aufgelockert sein.
    In der Folge, vor allem morgen Samstag und am Pfingstsonntag, ist bei veränderlicher Bewölkung wiederholt mit Regen oder teils gewitterigen Regenschauern zu rechnen.
    Die Temperaturen werden insgesamt sinken, Frühtemperaturen zwischen 4 und 13 Grad, die Tageshöchstwerte heute Nacht zwischen 17 und 24 Grad, ab morgen aber nur noch Werte zwischen 12 und 18 Grad.
    Erst am Pfingstmontag erwarten wir Wetterbesserung, es wird zunehmend sonnig, aber vorerst noch kühl sein.
    Zuletzt noch die Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt 19 Grad, Eisenstadt stark bewölkt 17 Grad, Nordwind mit 20 Kilometern pro Stunde, St.
    Pölten stark bewölkt 16, Linz stark bewölkt 16 Grad, Salzburg stark bewölkt 18 Grad,
    Innsbruck wolkig 19°, Ostwind mit 20 km pro Stunde, Bregenz bedeckt 16°, Graz heiter 21°, Südostwind mit 15 km pro Stunde und Klagenfurt heiter 20°, Südwind mit 15 km pro Stunde.
    Danke, Dr. Hauleitner.
    Also, Anlass genug, um sich übers Wetter zu alterieren.
    Wie ein schreckliche Realität gewordener Albtraum muten der Brand und die Explosion an, die sich heute in einer Tunnelröhre der Brenner Autobahn ereignet haben.
    Zum Zeitpunkt des Unglücks befanden sich 13 Arbeiter im Tunnel, zwei von ihnen starben in den Flammen, die in der Tiefe des Tunnels wüteten.
    Fünf Arbeiter wurden verletzt.
    Andreas Thaler aus dem Landesstudio Tirol ist zum Unglücksort ausgerückt.
    Hier sein Bericht über das Unglück, das eine komplette Sperre des Brennertunnels nötig gemacht und damit auch zu kilometerlangen Staus geführt hat.
    Das Unglück ereignete sich heute kurz vor drei Uhr früh in der östlichen der beiden Tunnelröhren zwischen dem österreichischen und dem italienischen Zollamt der Brenner Autobahn A13.
    Im Tunnel Richtung Norden wird ja seit mehreren Monaten eine Generalsanierung durchgeführt.
    Diese Arbeiten von italienischen Baufirmen dauern üblicherweise auch während der Nachtstunden an.
    Zum Zeitpunkt der ersten Explosion hielten sich heute früh mehr als zehn Bauarbeiter in dem rund 400 Meter langen Tunnel auf.
    Der Großteil der Arbeiter konnte, wenn auch verletzt, ins Freie flüchten.
    Beim Eintreffen der Feuerwehren aus Nord- und Südtirol an den beiden Tunnelportalen stand der Tunnel bereits im Vollbrand, berichtet Kommandant Franz Reinisch aus Steinach.
    Wie wir am Brandplatz angekommen sind, sind circa 50 bis 100 Meter hohe Stichflammen von der Tunnelrehe herausgekommen und rein sind Gasflaschen explodiert, Fahrzeuge sind explodiert.
    Wir konnten momentan überhaupt nichts machen.
    Es ist am Tunneleingang ein großer Dieseltank deponiert und der hat vollgebrennt.
    Und dann sind wir in der reparierten Tunnelröhre vorgegangen und haben einen Zwischengang, einen Verbindungsgang gefunden.
    Und da ist schon das Feuer beim Seitenausgang herausgekommen.
    Unsere Aufgabe war dann, den ganzen Tunnel, den reparierten Tunnel zu retten.
    Dadurch mussten wir mit Aupenschutz in den Verbindungsgang vordringen und den Verbindungsgang zu löschen.
    Die Löscharbeiten der Feuerwehren dauerten mehrere Stunden lang.
    Erst nach fünf Stunden war der Brand unter Kontrolle.
    Über dem Zoll am Brenner stand eine riesige Rauchwolke.
    Die Feuerwehren bekämpften das Feuer von beiden Seiten, also von Norden und vom Süden her, sowie von einem Verbindungsgang aus zwischen den beiden Tunnelröhren.
    Die Arbeiten im Tunnel selbst gestalteten sich äußerst schwierig.
    Im Tunnel drinnen hat die Isolierung gebrannt.
    Die ist sehr feuerempfindlich.
    Genaue Angaben wissen wir noch nicht.
    Auf alle Fälle nur mit Augenschutz konnte man hineingehen.
    Total zerstört, die ganze Isolierung liegt am Boden.
    Die Fahrzeuge, die Geräte, die Kompressor, alles verbrannt.
    Praktisch alles dunkel und wir mussten mit Scheinwerfer
    dass wir überhaupt was gesehen haben.
    Starke Rauchentwicklung.
    Und so mussten wir uns langsam von Süden nach Norden vorarbeiten.
    Wir sind circa 100 Meter vor dem Tundelausgang jetzt.
    Von südlich haben wir angegriffen und sind jetzt circa 100 Meter vor dem Tundelausgang.
    Drum raucht es noch, weil eben noch Brandherde im Tundel drinnen sind und gelöscht werden müssen.
    Soweit eine Situationsbeschreibung von Franz Reinisch, kurz nach 8 Uhr morgens.
    Eine Untersuchungskommission hat mittlerweile die Erhebungen aufgenommen.
    Die Brandursache ist zur Zeit noch nicht bekannt.
    Vermutlich könnte ein Kurzschluss eine Explosion ausgelöst haben.
    Bausachverständige überprüfen jetzt die Statik der zweiten Tunnelröhre.
    Eine Entscheidung über die Befahrbarkeit und somit die Freigabe steht noch aus.
    Laut Ö3-Verkehrsdienst die ganz aktuelle Lage jetzt für Kraftfahrer.
    Die Brenner Autobahn ist für PKW wieder frei, LKW müssen noch warten.
    In Nösslach kommt es zu umfangreichen LKW-Stauungen, ebenso auf der Südtiroler Seite in Richtung Österreich.
    Michael Gorbatschow hat den Amerikanern wieder einmal die Schau gestohlen.
    Gleich mit zwei brisanten Ankündigungen bzw.
    Vorschlägen trat er gestern US-Außenminister Baker bei dessen Antrittsbesuch in Moskau gegenüber.
    Die Sowjetunion wird ohne Vorleistung 500 Atomwaffen kurzer Reichweite in Europa abbauen und schlägt Gespräche über die völlige Vernichtung dieser Waffensysteme vor, ähnlich dem vor einem Jahr unterzeichneten amerikanisch-sowjetischen Vertrag über den Abbau aller atomaren Mittelstreckenwaffen.
    Außerdem legte Gorbatschow detaillierte Pläne für die Reduzierung der Rüstung auf dem konventionellen Sektor vor.
    Mannschaftsstärken, Flugzeuge, Panzer.
    Roland Machatschke analysiert diese Vorschläge vor dem Hintergrund der laufenden Rüstungs- und Abrüstungsverhandlungen und Debatten.
    Der innere Druck der NATO wurde gestern vom sowjetischen Staats- und Parteichef um eine subtile Schraubendrehung verstärkt.
    Seine Ankündigung, die Sowjetunion werde einseitig 284 Kurzstreckenraketen, 166 Atombomben und 50 Atomgranaten abbauen, ist nur ein schwaches Signal angesichts von rund 10.000 taktischen Atomwaffen, über die nach westlichen Schätzungen der Warschauer Pakt in Europa verfügt.
    Aber dieser Signal wird genau zum Zeitpunkt der schwersten Krise innerhalb der NATO gesetzt, die sich wiederum genau an der Frage dieser Waffen entzündet hat.
    Die NATO verfügt über gezählte 88 Stück Lance-Kurzstreckenraketen.
    Die USA wollen diese Raketen durch modernere ersetzen.
    Die Bundesrepublik Deutschland, auf deren Gebiet die alten Raketen stationiert sind und die neuen aufgestellt werden sollen, wehrt sich entschieden,
    in seltener Einmütigkeit der CDU, CSU, FDP, Regierungskoalition, der SPD und der Grünen gegen die Raketenmodernisierung, die wegen der größeren Reichweite und Zielgenauigkeit der neuen Waffen als Aufrüstung angesehen werden kann.
    Auf der Seite der Deutschen stehen die kleineren NATO-Länder, auf der Seite der USA eindeutig nur Großbritannien.
    Die übrigen wollen sich in dem Streit nicht engagieren.
    Der amerikanische Außenminister James Baker weiß, wie vorsichtig er in dieser Situation mit Äußerungen sein muss.
    Und so ist auch seine Erklärung zur Gorbatschows Raketenabrüstungsankündigung zu verstehen.
    Die USA begrüßen sie, haben eigentlich immer wieder die Sowjetunion dazu aufgefordert, ihr Übergewicht zu verringern.
    Politisch sei es sehr gut, wenn darüber gesprochen wird, aber Sicherheit sei von überragender Bedeutung.
    Nuklearwaffen in kurzer Zeit, um die Unbalancierung in die Linie zu bringen.
    Es ist sehr gute Politik, darüber zu reden, und wir erkennen und erkennen das.
    Aber die Sicherheit ist außergewöhnlich wichtig.
    Washington und London sehen diese Sicherheit in Europa durch eine Nulllösung bei den nuklearen Kurzstreckenwaffen gefährdet.
    Ihre Existenz habe 40 Jahre lang den Frieden garantiert, weil sie den Osten davon abgeschreckt hätten, mit überlegenen konventionellen Streitkräften den Westen anzugreifen.
    Über die Kurzstreckenraketen will Washington derzeit mit Moskau nicht verhandeln.
    Das könnte sich ändern, wenn bei den laufenden Wiener Gesprächen über Truppenabbau zwischen NATO und Warschauer Pakt Einigung erzielt werden kann.
    Hier hat Gorbatschow detaillierte Vorschläge an Baker mitgegeben.
    Bis 1997 sollen beide Bündnissysteme um je eine Million Mann auf je 1.350.000 Soldaten abgerüstet werden.
    Gleichzeitig schlug er Obergrenzen bei Flugzeugen und Hubschraubern, Panzern, Geschützen und Fahrzeugen vor, alle zum Teil sehr viel niedriger als heute.
    In einigen Bereichen, etwa bei den Panzern, müsste der Osten sehr viel stärker abrüsten als der Westen.
    Die Details der konventionellen Abrüstung wurden noch gestern in Moskau mit den Verteidigungsministern der anderen Warschau-Paktstaaten abgesprochen und werden heute bei den Wiener Truppenabbau-Gesprächen offiziell vorgelegt.
    Politisch brisanter wird die weitere Entwicklung im NATO-Streitthema Kurzstreckenraketen sein.
    Baker hat am Vormittag in Brüssel den westdeutschen Außenminister Genscher informiert.
    Und Genscher trifft am Nachmittag in Bonn mit dem sowjetischen Außenminister Scherwardt-Nazi zusammen.
    Scherwardt-Nazi wiederum bereitet den ersten Besuch Gorbatschows in der Bundesrepublik Deutschland im kommenden Juni vor.
    Und Präsident Bush wird heute Nachmittag eine Grundsatzrede über Ost-West-Beziehungen halten.
    Man sieht, der Schwung, den die politische Umgestaltung in der Sowjetunion in die so lange versteinerten Beziehungen der großen ideologischen Blöcke gebracht hat, wird von Moskau in Gang gehalten, wobei manche im Westen befürchten, er könnte außer Kontrolle geraten.
    Soviel zu Gorbatschows neuer Initiative, die nun die NATO beschäftigt.
    US-Präsident Bush hat die amerikanischen Truppen am strategisch für sie wichtigen Panama-Kanal verstärken lassen.
    Eine Schutzmaßnahme, so wurde der Schritt begründet, für die amerikanischen Sicherheitsinteressen am Kanal, zugleich aber wohl eine Warnung an Panamas Machthaber General Noriega, mit denen die USA seit mehr als einem Jahr einen heftigen Konflikt austragen.
    Anlass für die jüngste Eskalation war der groß angelegte Wahlbetrug, mit dem General Noriega seinem Kandidaten die Präsidentschaft sichern wollte.
    In den USA ist jetzt von neuem die Diskussion darüber ausgebrochen, ob der Panama-Kanal der Regierung in Panama zurückgegeben werden soll, wie das in einem Vertrag zwischen beiden Ländern an sich vorgesehen ist.
    Konservative Senatoren drängen Bush, den Vertrag aufzukündigen.
    Ein Schritt, der allerdings die politische Landschaft Lateinamerikas verändern könnte, wie Christian Schüller ihn folgenden auseinandersetzt.
    Panama zählt zu jenen Krisenherden, die auf dem Reißbrett entstanden sind.
    An der engsten Stelle des amerikanischen Kontinents eine Wasserstraße zu bauen, das war eine Versuchung, der keine der Großmächte widerstehen konnte.
    Seit den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als in Kalifornien Gold entdeckt wurde, gab es einen Krieg um die kürzeste und billigste Route zwischen den Häfen der amerikanischen Ostküste und dem Westen.
    Das Rennen machten die USA und haben sich damit ein Problem aufgeladen, das heute, 70 Jahre nach Eröffnung des Panama-Kanals, von neuem ihre Führungsrolle auf die Probe stellt.
    Denn der 80 Kilometer lange Kanal mit seinen drei Schleusensystemen ist im Krisenfall praktisch nicht zu verteidigen.
    Auch nicht mit zusätzlichen 2000 Mann, die der amerikanische Präsident in der vergangenen Nacht in die Kanalzone beordert hat.
    Die westliche Supermacht, das ließ Bush durchblicken, ist in Panama politisch wie militärisch in der Defensive.
    Er werde alles tun, um das Leben der amerikanischen Bürger zu schützen, sagt Bush und fügt hinzu, wir werden uns nicht einschüchtern lassen, egal welche brutalen Taktiken gegen uns angewandt werden.
    Das politische Problem, das die USA sich selbst verschafft haben, ist Panamas Nationalismus.
    Um die Konzession für den Kanal zu bekommen und das zu günstigen Bedingungen, wurden seinerzeit einfach neue Grenzen gezogen.
    Ein neuer Staat wurde geschaffen, Panama.
    Seit 1903 unabhängig von Kolumbien, aber umso abhängiger vom Gönner in Washington.
    Damit war aber auch der Keim für eine neue Unabhängigkeitsbewegung gelegt, die sich gegen die nordamerikanische Enklave richtet.
    Ihr Hauptargument, der Kanal sei nur für die dünne Oberschicht Panamas ein Geschäft gewesen.
    Der erhoffte Wohlstand für die breiten Massen ist ausgeblieben.
    Der stärkste Träger des panamesischen Nationalismus ist die Armee unter Führung General Noriegas.
    Sie leitet seit den 60er Jahren eine Art Entwicklungsdiktatur mit demokratischem Anstrich, ein System, das die USA bisher unterstützt hatten.
    Je näher aber das Datum rückt, zu dem der Panama-Kanal der kleinen zentralamerikanischen Republik zurückgegeben werden soll, desto heftiger werden in Washington die Bedenken gegen Panama.
    Vergeblich wurde versucht, mit Wirtschaftsblockaden General Noriegas Absetzung zu erreichen und an seiner Stelle einen amerikafreundlichen General zu setzen.
    Jetzt ist auch der Versuch fehlgeschlagen, gegen Noriegas Willen einen amerikafreundlichen Präsidenten an die Spitze der Republik zu bringen.
    Noriega ließ die Wahl gewaltsam platzen.
    Jetzt setzt Bush auf die letzte politische Karte.
    Er appelliert an die demokratischen Kräfte in der panamesischen Armee.
    Sie könnten, so sagt er, eine wichtige Rolle spielen.
    Sollte es Bush aber weiterhin nicht gelingen, mit politischen Mitteln die Absetzung Neujegers zu erreichen, dann wächst in den USA der Druck, die Panama-Kanal-Verträge zu annullieren und den Kanal weiter unter amerikanischer Hoheit zu behalten.
    Im Senat plädieren vor allem Vertreter der Südstaaten für einen solchen Schritt.
    In Lateinamerika würde der Bruch des Panama-Kanal-Vertrags durch die USA allerdings durchwegs auf Ablehnung stoßen.
    General Noriega hat zwar wenig Freunde in den Nachbarländern.
    Der Panama-Kanal wird aber als Symbol des nordamerikanischen Imperialismus angesehen.
    Ein Wort, das in Lateinamerika nicht nur der Linken, sondern auch konservativen Politikern über die Lippen kommt.
    Bis jetzt zögert George Bush, das Problem Panama auf Kosten der lateinamerikanischen Verbündeten zu lösen.
    Eine Zurückhaltung, die ihm in den USA den Beifall der Liberalen einträgt, aber Kritik von den Konservativen.
    Sie sehen Bushs Haltung als Führungsschwäche und behaupten, wie der kalifornische Republikaner Duncan Hunter, nur eine Intervention amerikanischer Truppen würde das Problem Noriega lösen.
    Es ist nicht mehr möglich, ihn mit Kommunikation von der Staatsanwaltschaft zu bewegen.
    Nur militärische Aktion wird ihn entfernen.
    Soweit eine Analyse über die Spannungen zwischen der Supermacht USA und dem 2,3 Millionen Einwohner zählenden Land am Panama-Kanal.
    Morgen Nachmittag beginnt in Mailand der Parteikongress der italienischen Sozialisten.
    Die Eröffnungsrede wird Parteichef Bettino Craxi halten, jener Mann, der den Parteitag ebenso stark prägen wird, wie er die erfolgreiche Entwicklung der italienischen Sozialisten in den letzten Jahren bestimmt hat.
    Delegierte wie Gäste und Beobachter erwarten sich von der Rede Craxis Hinweise auf die politische Strategie, die die italienische SP künftig einschlagen wird.
    Craxi und seine Partei müssen sich neuen Herausforderungen stellen, unter anderem einer modern und dynamisch auftretenden kommunistischen Partei.
    Ein Bericht unseres Italien-Korrespondenten Karl-Peter Schwarz.
    Die italienischen Parteikongresse haben in diesem frühliegenden Publikum schon einiges geboten.
    Beim Kongress der Christdemokraten wurde Giulia Codemita gestürzt.
    Als Ministerpräsident muss er seither künstlich beatmet werden.
    Beim Kongress der Kommunisten wurden 50 Jahre Geschichte einfach unter den Teppich gekehrt.
    Anschließend hat der neue Parteichef Achille Oketo eine ganze Generation kommunistischer Parteiführer in die Frühpension geschickt.
    Morgen Nachmittag beginnt in Mailand der dritte große Kongress der Saison, jener der italienischen Sozialisten.
    Aber Verschwörungen oder gar Königsmord sind bei ihnen nicht zu befürchten, denn wirklich etwas zu sagen hat in dieser Partei nur einer, nämlich er, Bedino Craxi, den die italienischen Karikaturisten am liebsten im schwarzen Hemd Benito Mussolinis zeichnen.
    Zur höheren Ehrekraxis ist den italienischen Sozialisten auch diesmal nichts zu teuer.
    Im ehemaligen Fabriksgelände der Ansaldo, das die sozialistischen Delegierten beherbergen wird,
    hat Craxis Haus- und Hofdesigner Filippo Fonseca eine riesige Pyramide errichten lassen, auf deren Stirnwand das Komterpfeil des Parteiführers während dessen Eröffnungsansprache massenwirksam projiziert werden soll.
    Die Leistungsbilanz, die Pettino Craxi vorweisen kann, ist allerdings wirklich beeindruckend.
    Vor fünf Jahren noch hatten knapp vier Millionen Italiener den Sozialisten ihre Stimme gegeben.
    Bei den Parlamentswahlen im Juni 1987 waren es bereits 5,5 Millionen.
    Auf Kosten des Niedergangs der KPI hat sich die Sozialistische Partei eine zentrale Rolle erkämpft.
    Es ist Craxi, der in Italien für gutes oder schlechtes Wetter sorgt.
    In den vergangenen Monaten häufen sich allerdings die Anzeichen dafür, dass der weitere Aufstieg Craxis, wenn schon nicht gestoppt, so zumindest empfindlich gebremst werden könnte.
    Unter dem neuen Parteichef Occhetto scheint die KPI verlorenes Terrain wiederzugewinnen.
    Die Wahlen in Bozen vom vergangenen Wochenende waren zwar untypisch für Italien, aber die dabei erfolgte Tendenzumkehr gibt auch Craxi zu denken.
    Das erste Mal seit vielen Jahren hat seine Partei verloren, während die Kommunisten stärker geworden sind.
    So leicht wie sein Parteifreund Rino Formica, der die Schuld für die Verluste der italienischen Sozialisten in Südtirol ausgerechnet der SPÖ in die Schuhe schiebt, machte sich Craxi sicher nicht.
    Er fürchtet mit Recht, dass seine roten Nelken verblühen könnten, wenn er nicht bald wieder Ministerpräsident wird.
    Die Chancen dafür stehen nicht so schlecht.
    Vielleicht schon während des Mailänder Kongresses, spätestens aber nach den Europawahlen im Juni wird Giriaco Dimiter wohl zurücktreten und den Weg für eine neue Regierung freimachen müssen.
    Es steht daher zu erwarten, dass Italien-Sozialisten ihren Parteichef bereits jetzt in Mailand als logischen Nachfolger Dimiters präsentieren werden.
    Ende dieses Monats wird in Paris die Entscheidung darüber gefällt werden, ob Wien und Budapest sich in die Weltausstellung 1995 teilen dürfen oder ob eine andere Stadt die Expo veranstalten darf.
    Was würde die Abhaltung der Weltausstellung in Wien kosten?
    Was würde sie bringen?
    Diese Problematik wird in einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstitutes abgehandelt.
    Autor der Untersuchung ist der Fremdenverkehrsexperte Egon Smeral.
    Der Wirtschaftsforscher hat sich bei einer Diskussion im Management-Club auch mit durchaus kritischen Ansatzpunkten auseinandergesetzt, wie Hans-Christian Unger berichtet.
    Die Expo ein kräftiger Investitionsschub.
    Sollte Wien gemeinsam mit Budapest die Weltausstellung 1995 zugesprochen erhalten, dann kostet die Errichtung samt den anteiligen Aufwendungen für die Infrastruktur etwa 10 Milliarden Schilling.
    Und auch auf die Tatsache, dass die Expo neue Arbeitsplätze schaffen wird, weist die Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts hin.
    Der zu erwartende Gewinn, wenn, wie vorhergesagt, 10 Millionen Besucher die Expo aufsuchen werden, rund eine Milliarde Schillen.
    Eine positive Expo-Bilanz, so der WIFO-Tourismusexperte Egon Smeral, wird es aber nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen geben.
    Eine der wichtigsten Punkte in der gesamten Diskussion über das finanzielle Wohl und Wehe der Expo?
    Die Frage, wer das Gelände nach der Weltausstellung nutzen soll.
    Als Kandidat Nummer eins hat sich ja die Wiener Messe präsentiert, die von der Rotunde dann dorthin übersiedeln will.
    Smeral will aber noch andere Varianten ernsthaft und intensiv diskutiert wissen.
    Dabei ist zu bedenken, ob angesichts der komparativen Vorteile Österreichs in der Kulturproduktion es nicht vielleicht sinnvoller wäre, auch andere Alternativen, zum Beispiel Kulturzentren,
    als eben die oft diskutierte Variante des Messe- und Handelszentrums zu diskutieren.
    Und das sind die Argumente des WIVO-Experten für breit gefächerte Überlegungen.
    Zumal folgende Fakten gegeben sind.
    Weil jetzt in Deutschland, oder jetzt am Flughafen Riemen steht das modernste Messezentrum Europas, frühestens, ich glaube, 1992 eröffnet, die Ungarn, also Budapest plant auch ein Messezentrum.
    Das heißt, die Kapazitäten haben ja die anderen schon.
    Weil jetzt die anderen Messen bauen, warum sollen wir da mitziehen?
    Das zweite Argument wäre, dass ja von den Nachfragetrends her gesehen eine Entwicklung weg von den Großausstellungen, weg von den Großmessen sichtbar ist, das eher zu kleinen Tagungszentren usw.
    Zwei Themen, die im Rahmen der Diskussion im Management Group immer wieder angerissen worden sind.
    Thema 1.
    Wie weit sind bereits konkrete Gestaltungsideen zum Thema Brücken in die Zukunft vorhanden?
    Smerald dazu, sein Eindruck sei, dass bisher mehr über die organisatorische und bauliche Planung nachgedacht worden sei.
    Thema 2.
    Mit welcher Vorgabe sollte die in Gründung befindliche Errichtungsgesellschaft zielorientiert an die Planungsarbeiten herangehen?
    Ich würde
    mir eine Planung wünschen, die, wie ich es gefordert habe, von einem Gesamtkonzept der Weltausstellung ausgehen sollte.
    Das heißt, man sollte sich Gedanken machen, wie eben Wien im Jahr 1995 im Idealfall bei einer guten Weltausstellung aussehen sollte.
    Von diesem Idealbild sollten dann Planungsschritte deduziert werden.
    Das heißt, haben wir jetzt Zentralbahnhof Janai gefahren, das im Jahr 1995 Wien eine Großbaustelle aufgrund dessen ist, auch gegeben.
    Das heißt, man muss ein zentrales Bild haben, von dem Planungsschritte abgeleitet werden sollten.
    Und nach diesem sollte eben vorgegangen werden.
    Und natürlich auch die Frage, was dann, wenn Budapest, sei es aus einer negativen ökonomischen Entwicklung oder sei es aus einer negativen politischen Entwicklung heraus, aus dem Projekt aussteigt.
    Dann, so Smeral, könne Wien aufgrund der Bestimmungen des Weltausstellungskomitees in Paris keinesfalls allein die Expo veranstalten.
    Die einzig mögliche Variante wäre dann, eine Art inoffizielle Schmalspurausstellung zum gleichen Thema.
    Eins nach halb eins von der Problematik der Expo zu jener der wenig frequentierten Studentenwahlen.
    So wenige Studenten wie heuer haben nur im Jahre 1985 darüber entschieden, wer sie in den nächsten beiden Jahren vertreten wird.
    Nur 29,9 Prozent der insgesamt 180.000 Studenten sind zur Hochschülerwahl gegangen.
    Das Ergebnis steht seit gestern Nacht fest.
    Wahlverlierer sind vor allem die ÖVP-nahen Fraktionen, Aktionsgemeinschaft und die Yes.
    Die Aktionsgemeinschaft, die mit 25 der 65 Mandate im Zentralausschuss allerdings größte Fraktion bleibt, hat drei Mandate verloren, die konservative Yes wurde nahezu halbiert, sie hat nur mehr fünf statt neun Mandaten, 1985 waren es sogar noch 15 gewesen.
    Im Vergleich dazu hat sich der VSSTÖ, der Verband sozialistischer Studenten Österreichs, mit dem Verlust eines Mandats relativ glimpflich geschlagen.
    Gewonnen haben dagegen Basisgruppen, Grüne, Freiheitliche und Kommunisten.
    Jux-Gruppen waren diesmal kaum gefragt.
    Von der ÖH-Wahl berichtet Waltraud Langer.
    Auf den ersten Blick springen zwei Ergebnisse der ÖH-Wahl ins Auge.
    Die äußerst geringe Wahlbeteiligung und eindeutiger Wahlverlierer sind die drei großen Fraktionen.
    Vor allem die ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft und YES, aber auch der VSSTÖ, der Verband sozialistischer Studenten.
    Auf den zweiten Blick zeigt sich, dass zwar die Kleingruppierungen tüchtig zulegen konnten, so haben die Vereinten Grünen die Fachschaftsliste und die Kommunisten ihren Mandatstand verdoppelt, die Basisgruppen haben zugelegt und die FSI, die seit heuer erstmals statt des RFS die freiheitlichen Studenten vertritt, hat drei Mandate erreicht.
    Doch alles zusammen haben die 13 Listen doch nur ein Drittel der zu vergebenden Mandate erreicht.
    Nach wie vor liegt die Aktionsgemeinschaft mit 25 von 65 Zentralausschussmandaten trotz des Verlusts dreier Mandate unangefochten an der Spitze.
    Gefolgt vom VSSTÖ mit nun 14 statt 15 Mandaten und bereits weit dahinter die JES mit nur mehr 5 statt 9 Mandaten.
    Für relativierbar hält der ÖH-Vorsitzende Stefan Zizkovic auch die niedrige Wahlbeteiligung.
    Dies, weil heuer die Wahl von 1987 wiederholt werden musste.
    1987 war die Kandidatur einer Liste ungenügend überprüft worden.
    Dies hatte zur Folge, dass heuer all jene wählen gehen konnten, die 1987 inskribiert waren, auch wenn sie gar nicht mehr studieren.
    Ohne diesen Personenkreis, der wahrscheinlich kaum zur Wahl ging, läge die Wahlbeteiligung bei über 30 Prozent, vermutet Ciszkowicz.
    Die dennoch niedrige Wahlbeteiligung führt eher auf eine Demotivation der Studenten durch die Situation auf den Unis und am Arbeitsmarkt, aber auch auf den sachlichen Wahlkampf zurück.
    Vielleicht sei nicht quotiert worden, dass so wenig Emotionen im Spiel gewesen seien, sagt Ciszkowicz.
    Ich glaube nur, dass natürlich auch in den Kommentaren über den Wahlkampf von Seiten der Presse
    immer so leicht das Wort Fahrt beigegeben wurde.
    Als würde man sich erwarten, dass die Auseinandersetzungen an den Universitäten anders sind.
    Das ist ein traditionelles Klischee, das auch sozusagen gegenüber dem jetzigen Wahlkampf herangetragen wurde.
    Und da kann dann leicht der Eindruck entstehen, dass die ganze Sache eine flaue Sache ist.
    Er, Siskowitz, habe in seiner Ära jedenfalls die Sachpolitik in den Vordergrund stellen wollen.
    Sein voraussichtlicher Nachfolger wird Thomas Soliman, ebenfalls von der Aktionsgemeinschaft, werden.
    Er will sich vor allem unter den unabhängigen Listen um Koalitionspartner umsehen.
    Mit der Jess kann er sich ein Bündnis nur schwer vorstellen.
    Hat seiner Meinung nach das schlechte Abschneiden der Aktionsgemeinschaft etwas mit der ÖVP zu tun?
    Ich glaube nicht, dass irgendein Zusammenhang mit
    in irgendeiner VP-Nähe hätte.
    Die drei Mandate, die wie in dem Ergebnis runtergerutscht sind, führe ich wirklich nur auf die sinkende Wahlbeteiligung zurück.
    Jetzt hat man andererseits aber wieder gehört, dass die Wahlbeteiligung eigentlich gar nicht gesunken ist, weil es ja Wiederholungswahlen waren.
    Also kann man das eigentlich nicht als Grund nehmen, oder?
    Ich glaube, die Wahlbeteiligung im Großen und Ganzen ist wahrscheinlich nicht gesunken.
    unter Anbetracht der Tatsache, dass es eine Wiederholungswahl war, aber diese Stimmung der Resignation, der Zustand der Resignation, der sich an den Hochschulen doch etwas breitgemacht hat, auch ganz einfach aus der schlechten Situation, in denen sich die österreichischen Universitäten befinden, aus dieser Situation heraus sind sicherlich Wähler
    der Exekutiven wahrscheinlich, das lerte ich jetzt einmal schon aus den Rohdaten ab, doch überproportional betroffen gewesen und dass die Arbeit nicht funktioniert hätte, das habe ich an sich an wenigen Hochschülerschaften erlebt und dass man einsturzwegs nicht Universitäten, in denen die Aktionsgemeinschaft die Verantwortung trägt,
    Die Hauptziele des voraussichtlichen neuen ÖH-Vorsitzenden Soliman, die Studien- und Universitätsreform soll vorangetrieben und bundesweite Lehrveranstaltungsanalysen sollen durchgesetzt werden.
    Der Spitzenkandidat des Hauptverlierers der JES, Ulrich Zellenberg, führt die Verluste seiner Fraktion darauf zurück, dass es gelungen sei, das Ziel der JES, die ÖH zu einer serviceorientierten Organisation zu machen, erreicht sei und sich die bürgerlichen Wähler generell leichter mit der Erreichten zufriedengeben als Linke.
    Die ÖVP hat nach seiner Meinung mit dem Ergebnis nichts zu tun.
    Als einziger stellt der Spitzenkandidat des VSSTÖ, Josef Kletzmaier, einen Zusammenhang zur Partei her.
    Die Integrationskraft der Sozialdemokratie werde offensichtlich kleiner, meint er.
    Ein Blick noch auf die Wahlergebnisse einzelner Universitäten.
    Hier haben sich nur vereinzelt größere Veränderungen ergeben.
    Auf der Wirtschaftsuniversität Wien hat die Aktionsgemeinschaft der JEST drei Mandate weggenommen und damit die absolute Mehrheit erreicht.
    In Salzburg haben die Grünen und in Innsbruck die Fachschaftsliste stark gewonnen.
    Von der Studenten jetzt zur Innenpolitik.
    Für ihn bleibe Sinovac untadelig, erklärt der Vorsitzende der SPÖ, Bundeskanzler Franz Franitzki, auf die Anklageerhebung gegen seinen Vorgänger Fred Sinovac angesprochen.
    Franitzki vergleicht den bevorstehenden Prozess gegen Sinovac mit einem neutralisierten Start, wie es in der Radsportlerdiktion heißt, und errechnet, erklärt der Kanzler, mit einem fairen Prozess.
    Heinz Fischer, Klubobmann der SPÖ, hat die Weisung des Justizministers Egmont Vorreger, den Strafantrag gegen Sinovac wegen Verdachts der falschen Zeugenaussage im Prozess gegen den Journalisten Alfred Worm zu genehmigen, als ungerecht und als opportunistisch bezeichnet.
    Was den Generalsekretär der ÖVP, Helmut Kukacka, zu einer Kritik an Fischers Kritik veranlasst.
    Kukacka heute Vormittag.
    Die ständige Kritik des SPÖ-Klubobmanns Fischer an der Justiz, die diese Woche wieder in einer scharfen Breitseite gegen Justizminister Vorrecker ihren vorläufigen Höhepunkt gefunden hat, kann deshalb vor diesem Hintergrund auch nicht so ohne weiteres hingenommen werden.
    Diese SPÖ-Kampagne gegen Justizminister Vorrecker widerspricht unserer Meinung nach in einer provokanten Weise
    der notwendigen Erneuerung der politischen Kultur in Österreich.
    Die ständige Justizkritik der SPÖ zeigt, dass Teile dieser Partei nach wie vor offensichtlich ein gestörtes Verhältnis zu einer unabhängigen Justiz haben, die sich dem Einflussbereich der Partei entzieht.
    Und nach den scharfen Angriffen Fischers auf Minister Vorrecker
    hätte sich auch die ÖVP erwartet, dass der Herr Bundeskanzler zumindest deutlich macht, dass er sich gegen eine derartig parteipolitisch motivierte Kritik, gegen ein Mitglied seiner Regierung, das er selbst berufen hat, verwahrt.
    Der ÖVP-Generalsekretär Helmut Kukacka über die Entscheidung des Justizministers Vorreger zugunsten der Sinovac-Anklage und die daran geübte Kritik.
    In Auseinandersetzung mit der Vergangenheit waren im abgelaufenen 38.
    Gedenkjahr 1988 österreichische Schulen vom Unterrichtsministerium aufgerufen.
    In zahlreichen Projektgruppen gingen Schülerinnen und Schüler den Ereignissen vor 50 Jahren in der unmittelbaren Umgebung ihrer Schulen nach.
    Die Ergebnisse dieser zeitgeschichtlichen Auseinandersetzung, die für viele unter den Schülern tiefe Erlebnisse brachte, kann man jetzt nachlesen.
    Die zwei Wahrheiten lautet der Titel des heute von Unterrichtsministerin Hilde Havlicek gemeinsam mit Schülern präsentierten Buches.
    Ein Beitrag dazu von Franz Singbürger.
    Rund 500 Schulklassen sanden Beschreibungen ihrer Projekte zum Jahr 1938 ein, die jetzt in dem Buch »Die zwei Wahrheiten« dokumentiert sind.
    Von Gesprächen mit Zeitzeugen über Forschungsarbeit in Archiven bis zu eigenen Filmen reichen die Projekte.
    Stellvertretend für viele das Projekt des BG II in der Zirkusgasse im 2.
    Wiener Gemeindebezirk.
    An dieser Schule waren nach dem Anschluss 1938 die meisten jüdischen Schulkinder Wiens zusammengezogen.
    Nach zwei Monaten wurden die Kinder damals dann vertrieben, verschleppt und ermordet.
    Projektziel war, der Lebensgeschichte der ehemaligen Schüler der Zirkusgasse nachzugehen und dann eine Gedenktafel an der Schule anzubringen.
    Mit der jüngeren Geschichte des 2.
    Bezirkes hatten sich die Schüler des BG II schon früher auseinandergesetzt.
    Die Diskussion um die Gedenktafel zeigte, dass die Vergangenheit noch keineswegs bei allen verarbeitet ist.
    Für die Lehrerin, die das Projekt mitbetreute, war die Arbeit auch harte persönliche Erfahrung.
    Da hat es Auseinandersetzungen in der Schule gegeben, um den Text der Gedenktafel, um die Form, wie die Feier der Enthüllung der Gedenktafel sein sollte.
    Da ging es zum Beispiel darum, dass sich entsprechende Leute aufgeregt haben, auf der Gedenktafel dürfte nicht das Wort Jüdisch stehen oder es dürfte nicht nationalsozialistische Gewaltherrschaft stehen, es genüge Nationalsozialismus.
    Dann wurde mit ganz komischen Sachen gearbeitet, also die Kultusgemeinde wäre gegen das Wort jüdisch und Lehrerinnen sind also gegangen und haben nachgeforscht, haben dort gefragt und die haben gesagt, das kann so nicht sein.
    Jüdisch müsste auf der Gedenktafel stehen, denn das Wort ist also wichtig für die Identität.
    Und es hat also Auseinandersetzungen gegeben, während Konferenzen, innerhalb der Projektarbeit und das war recht arg.
    Und jetzt hängt die Gedenktafel und ich habe die Auseinandersetzungen, die haben mich sehr mitgenommen.
    Ich weiß nicht, ob ich sobald wieder so ein Projekt machen würde.
    Wir gedenken der Schüler und Lehrer, die wegen ihrer jüdischen Herkunft oder ihrer Gesinnung unter der nationalsozialistischen Diktatur aus unserer Gemeinschaft ausgeschlossen, verfolgt und ermordet wurden.
    Die Schulgemeinschaft im Jahre 1988.
    So lautet der Text auf der Gedenktafel.
    Die überhaupt nur deshalb angebracht werden konnte, weil die Lehrer selbst einen Großteil bezahlten.
    Die Schüler machten in ihrer Arbeit vor allem die Erfahrung, dass viele Erwachsene nicht hören wollen, schon gar nicht von Jüngeren, ihr habt Fehler gemacht.
    Die Schüler erlebten bei ihren Recherchen vor allem Verdrängungsprozesse.
    Prozesse, die sie selbst nicht mehr gelten lassen wollen, sagt eine Schülerin.
    Ich stehe diesem Thema jetzt ganz frei und offen gegenüber und empfange es gerne.
    Ich spreche gerne darüber.
    Es ist für mich kein Schock.
    Das Wort Jude und Jüdin verwende ich ganz normal.
    Früher war es gestockt, hat man darüber gesprochen.
    Ich interessiere mich sehr für diese ganzen Sachen und gehe gerne in die Synagoge.
    Die Recherchen fanden naturgemäß vor allem im Kreise älterer Verwandter und Bekannter statt.
    Die kritischen Fragen der Kinder führten auch zu Auseinandersetzungen in den Familien.
    Und wie stehen die Schüler jetzt zum Umgang ihrer Eltern und Großeltern mit deren Geschichte?
    Sicher kann man, können wir nicht sagen, jetzt können wir den Großeltern wahrscheinlich keinen Vorwurf daraus machen, weil wir eben diese Zeit eben nicht so erlebt haben.
    Wir können, glaube ich, nur schauen, eben, dass wir aus dieser Zeit lernen, dass wir
    eben diese Zeit uns genau anschauen, dass sowas nie wieder passieren kann.
    Man kann sicher der Vergangenheit gehen, wenn wir das nicht wissen können, was wirklich passiert.
    Sicher haben es viele Leute gewusst, aber sicher nicht alle.
    Das Buch »Die zwei Wahrheiten«, in dem die Arbeiten der Schüler zum Jahr 1938 dokumentiert sind, wird nun an alle Schulbibliotheken Österreichs verteilt und soll Anregung für weitere Beschäftigung mit Zeitgeschichte in den Schulen liefern.
    Das Jüdische Museum in Eisenstadt, das räumlich zu den größten der Welt zählt und das einzige ist, das mit ständiger wissenschaftlicher Unterstützung arbeitet, nämlich in Zusammenarbeit mit dem Institut für Judaistik der Universität in Wien, besteht seit nunmehr acht Jahren.
    Zahlreiche Sonderausstellungen sollen Verständnis und Einblick in die Geschichte der Juden in Österreich vertiefen.
    Zurzeit geschieht die mit der Sonderausstellung 200 Jahre jüdische Soldaten in Österreich.
    Von einer Pressekonferenz heute Vormittag weitere Informationen von Eva-Maria Klinger.
    Die josefinische Toleranzpolitik zielte auch auf allmähliche Gleichberechtigung der jüdischen Bürger in der christlichen Gesellschaftsordnung.
    1788 führte Österreich als erster Staat in Europa die Wehrpflicht für die jüdische Bevölkerung ein und setzt damit einen wichtigen Schritt auf dem Wege zur Erlangung bürgerlicher Rechte für die Juden.
    Bis dahin galten Juden als nicht wehrwürdig.
    Diese Diskriminierung stammte noch aus dem Mittelalter, als die Juden das Recht verloren hatten, Waffen zu tragen.
    So beschränkte sich der jüdische Anteil am militärischen Geschehen auf Kreditbeschaffung und Armeelieferungen, die ihnen nur widerwillig gewährt wurden.
    Dennoch waren Samuel Oppenheimer und Samson Wertheimer im 17.
    Jahrhundert die bedeutendsten Lieferanten für das kaiserliche Militär.
    In den Napoleonischen Kriegen wurden die ersten jüdischen Offiziere ernannt.
    In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg waren rund acht Prozent aller Offiziere Juden.
    Es gab mehrere jüdische Generäle.
    Im Ersten Weltkrieg dienten rund 300.000 Juden in der K&K-Armee, was 1938, als alle Juden aus dem Militärdienst eliminiert wurden, keineswegs als Verdienst angerechnet wurde.
    Die Ausstellung im Jüdischen Museum in Eisenstadt über jüdische Soldaten in Österreich hat, wie der Ausstellungsleiter und Verfasser des sehr informativen Begleitbuches Erwin Schmidl gesteht, mit dem Handicap zu kämpfen.
    Dass es praktisch keine Objekte gibt, die jüdischen Soldaten zugeschrieben werden können.
    Es gibt im Jüdischen Museum eine Feldbinde.
    eines jüdischen Offiziers, und damit hat sich's.
    Das heißt, es war von vornherein ausgeschlossen, eine Objektschau im klassischen Sinn zu machen, und wir mussten praktisch den Weg eines Buchs an der Wand, einer zweidimensionalen Ausstellung wählen.
    Was bedeutet, dass der ideelle Reiz der Schau gewiss größer ist als der optische?
    Wie bedeutsam aber die Erforschung dieser Facette jüdische Anerkennung ist, beweist auch der Umstand, dass die Schau 200 Jahre jüdische Soldaten in Österreich als Wanderausstellung bis New York reisen wird.
    Wir warten derzeit noch auf den Bericht vom Kärntner SPÖ-Vorstand, doch sind die Gespräche noch in Gange.
    Wir werden darüber berichten, sobald wir nähere Informationen haben.
    Im französischen Badeort Cannes haben gestern Abend die 42. internationalen Filmfestspiele begonnen.
    Neben Berlin und Venedig das weltweit größte Festival dieser Art.
    Bis zum 23.
    Mai werden dort an die 150 Filmneuheiten zu sehen sein.
    22 Streifen aus zwölf Ländern stellen sich den Kampf um die begehrte Goldene Palme.
    Der von Wim Wenders geleiteten Jury gehört auch Peter Handker an.
    Sonst ist Österreich an der Korsett nur in Nebenreihen des Festivals, dort aber relativ gewichtig vertreten.
    Hans Langsteiner beginnt seinen Bericht aus Cannes mit der Musik aus dem gestrigen Eröffnungsfilm des Festivals, dem Episodenstreifen New York Stories.
    Mit dieser eigenwilligen Version des persischen Marktes unterlegt Comicastar Woody Allen seine Episode in dem von Martin Scorsese und Francis Coppola mit inszenierten Drei-Episoden-Film New York Stories, mit dem die Filmfestspiele von Cannes gestern Abend feierlich eröffnet wurden.
    Auf einem persischen Markt.
    Kein schlechtes Leitmotiv für ein Festival, das Kunst und Kommerz schon immer sehr energisch zu vereinen wusste.
    So musste heuer das traditionsreiche alte Festivalpalais, in dem vier Jahrzehnte lang Filmgeschichte geschrieben worden war, einer Baugrube weichen.
    Ein Hotelmulti errichtet eine neue Touristenfalle an der Croisette.
    Andererseits weiß man aber auch und gerade hier in Cannes, dass die amerikanische Übermacht gewissermaßen schon Kamera bei Fuß vor der Türe steht, um einen möglicherweise bald geeinten europäischen Medienmarkt zu überschwemmen.
    Dementsprechend demonstrativ sind die Begleitumstände dieses Festivals.
    Morgen Samstag begeht man etwa unter dem Motto Cinema Liberté einen Tag der Menschenrechte im Film und der Menschenrechte der Filmkünstler.
    Und auch das sonst so Hollywood-hörige Programm des Festivals nimmt sich heuer betont kultur- und geschichtsbewusst, kurz betont europäisch aus.
    Italien, zuletzt filmisch kaum noch präsent, schickt gleich vier gewichtige Filmneuheiten an die Korsett.
    Darunter einen Franz von Assisi-Film von der Nachtportier-Regisseurin Liliana Cavani.
    Und einen neuen Streifen des Altmeisters Ettore Scola, in dem symbolträchtig genug ein altes Kino einem quirligen Fernsehstudio Platz machen muss.
    England ist hier schwach, Russland gar nicht und Amerika eher mit Außenseiterregisseuren wie Jim Jarmusch oder Spike Lee vertreten.
    Superstar Meryl Streep mimt im australischen Film ein Schrei im Dunkeln, eine Frau, die der Ermordung ihres verschollenen Kindes bezichtigt wird.
    Und Deutschlands Bernhard Wicky präsentiert in seinem Dreieinviertelstunden-Epos der Spinnennetz indirekt gleich zwei Österreicher.
    Den Buchautor Josef Roth und Klaus-Maria Brandauer in einer wichtigen Rolle.
    Brandaues erste Regiearbeit »The Artisan«, die jetzt »Sieben Minuten« heißen soll, war ursprünglich für den Wettbewerb erwogen, scheint im offiziellen Programm aber jetzt nicht mehr auf.
    Doch in wichtigen Nebenreihen wird die rot-weiß-rote Filmflagge mit gleich drei allesamt beachtlichen Premieren hochgehalten.
    »Die Toten Fische« ist eine kühn zum Schwarz-Weiß-Albtraum stilisierte Boris-Villan-Verfilmung des Debütanten Michael Sünegg.
    Der siebente Kontinent nennt TV-Regisseur Michael Haneke seine Familientragödie und unter dem Titel Caracas hat Theater-im-Kopf-Erfinder Michael Schottenberg seinen ersten Kinofilm gedreht.
    Ein Krimi-Melodram um ein Tankstellenpächterpaar.
    Schottenberg sieht im Voyeurismus die gemeinsame künstlerische Wurzel von Theater und Filmregie.
    Ich bekenne mich auch dazu, dass, und ich glaube auch, dass in uns allen ein starkes voyeuristisches, und das ist ja schon negativ ausgeträgt, Verhalten dasteht, einfach weil man Ersatz leben lässt.
    Und das hat ja Film und Theater sehr stark in sich, dass es einem vorerst einmal ganz körperlich nichts angeht, weil man etwas anschaut und Gott sei Dank nicht in der Situation ist und man leben lässt, eben auf der Leinwand oder am Theater.
    und es einem auch sehr, sehr großes Vergnügen bereitet und man auch sozusagen bereit ist, nicht nur Geld dafür zu zahlen, sondern sich auch in einen Wintermantel, in einen engen Sessel zu pressen und noch dazu den Vordermann 20 Zentimeter vor einem auch mitschauen zu lassen.
    Das ist ja eine relativ unangenehme, lebensbeschneidende Situation.
    Was Kino ungeachtet allen Lokalstolzes aber wirklich sein kann, wissen Kann-Besucher indes seit zwei Tagen.
    Da wurde nämlich am Vorabend des Festivals David Leans großes Epos Lawrence von Arabien in einer minutiös rekonstruierten 3-3,25 Stunden Version auf eine riesige 70mm Leinwand projiziert.
    Und der jahrelang durch Kürzungen entstellte vielschichtige Mammutstreifen erwies sich in seiner integralen Fassung in der Tat, wie der stolze Lawrence-Mitdarsteller Anthony Quinn hier in Cannes formulierte, als einer der besten Filme, die je gedreht wurden.
    Wenn wir keine anderen Bilder hätten gemacht,
    Nach dem Bericht über aktuelle Filmtrends in Cannes ein Radiotip.
    Eine Diskussion über die Privatuniversitäten macht mich immer sehr misstrauisch.
    Zunächst löst es bei mir Zustimmung aus, wenn Ideen für den Universitätsbereich proklamiert werden.
    Diejenigen, die jetzt über private Hochschulen nachdenken, müssen erklären, worin das vermeintliche Versagen oder die mangelhafte Qualifikation derer, die wir an den staatlichen Hochschulen ausbilden, liegen.
    Private Universitäten in der Bundesrepublik, den Vereinigten Staaten und überhaupt.
    Im Breitpunkt, heute um 21 Uhr im Programm Österreich 1.
    Und noch einen Radiotipp haben wir in dieser Sendung für Sie bereit.
    Mit den ökologischen und sozialen Schäden des modernen Wirtschaftens befassten sich gestern im Rahmen eines Seminars in Wien Experten aus der Bundesrepublik Deutschland und Österreich.
    Der Physiker Hans-Peter Dürr, der Ökonom Stefan Leipert und der Volkswirt Christian Leipert werden im heutigen Journal Panorama zum Thema Wie teuer ist Wachstum wirklich Stellung nehmen.
    18.20 Uhr im Programm Österreich 1.
    Ein paar Takte Musik.
    Wir warten immer noch auf den Beitrag aus Kärnten, den Bericht vom Kärntner SPÖ-Vorstand.
    Der Vorstand der Kärntner SPÖ wollte heute entscheiden, wie sich die sozialistischen Abgeordneten im Landtag in Klagenfurt bei der Landeshauptmannwahl verhalten werden.
    ÖVP und FPÖ sind sicher einig, FPÖ-Chef Jörg Haider zum Landeshauptmann zu wählen.
    Und erst heute wieder hat der neue Kärntner VP-Spitzenmann Christoph Zernatto eine Art Garantieerklärung dafür abgegeben, dass seine Fraktion tatsächlich für Haider stimmen werde.
    Nach der Landesverfassung haben allerdings die Sozialisten die Möglichkeit, durch den Auszug aus dem Sitzungssaal die Wahl eines Landeshauptmanns zu verhindern.
    Zumindest einmal wird ein derartiger Exodus als Zeichen des Protestes gegen die Wahl Jörg Haiders erwartet.
    Und ich rufe jetzt Peter am Prosi vom Landesstudio Kärnten.
    Guten Tag, hier ist Wolfgang Dittmar.
    Ich warte hier vor den Türen der Sitzung des SPÖ-Parteivorstandes.
    Die Türen haben sich noch nicht geöffnet.
    Das heißt, die Entscheidung ist noch nicht gefallen.
    Das, was wir bisher erfahren haben, lautet, wir sind mitten in der Diskussion.
    Das heißt, es steht noch nicht fest, wie sich die Kärntner SPÖ bei der Landeshauptmannwahl verhalten wird.
    Dieser Termin für die Landeshauptmannwahl steht ebenfalls noch nicht fest.
    Er soll am Beginn der kommenden Woche
    von einer Open-Air-Konferenz im Kärntner Landtag festgelegt werden.
    Zu erwarten ist es, dass er frühestens übernächste Woche sein wird, dieser Termin.
    Heute soll aber die Entscheidung fallen.
    Außerdem will die Kärntner SPÖ, und das mag viel Zeit in Anspruch nehmen bei der Diskussion, die Ressortverteilung festlegen, weil sie ja in der Kärntner Landesregierung die Mehrheit hat, ist sie befugt, die einzelnen Ressorts zuzuteilen und davon hängt ja auch sehr viel ab.
    für die künftige Bestellung der Regierungsmitglieder bei den anderen Parteien wird dann entschieden, wer überhaupt in der Lage ist, welches Ressort zu übernehmen.
    Das heißt, von der heutigen Entscheidung der Kärntner SPÖ wird viel abhängen und daher möglicherweise die lange Dauer.
    Was wir bisher so an Gerüchten erfahren haben, soll es zumindest einmal einen Auszug der Kärntner SPÖ geben als mögliche Protestmaßnahme.
    Aber wie gesagt, endgültig ist noch nichts entschieden und damit zurück nach Wien.
    Jetzt setzt aber eine kräftige Entschuldigung.
    Natürlich habe ich nicht den Noch-Landeshauptmann Peter Ambrosi gerufen, der ist noch nicht Redakteur im Studio Kärnten, sondern Wolfgang Dietmar vom Klagenfurter Landesstudio.
    Entschuldigung noch einmal und jetzt zu den Schlussnachrichten des Mittagsschornals.
    Österreich.
    FPÖ-Klubobmann Gugerbauer hat angekündigt, seine Partei werde am 17.
    Mai im Nationalrat eine dringliche Anfrage an Bundeskanzler Franitzki im Zusammenhang mit der Norikum-Affäre richten.
    Gleichzeitig will die FPÖ die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses verlangen.
    Von Franitzki will die FPÖ wissen, ob er seinerzeit als Finanzminister von Provisionszahlungen in der Höhe von 770 Millionen Schilling gewusst habe.
    ÖVP-Generalsekretär Kukatzka hat sich gegen die ständige Kritik der SPÖ an Justizminister Vorreger im Zusammenhang mit der Anklageerhebung gegen den früheren Bundeskanzler Sinovac gewandt.
    Kukatzka kritisierte entsprechende Äußerungen von SPÖ-Klubobmann Fischer und meinte vor allem Bundeskanzler Franitzki hätte sich gegen die Angriffe auf Vorreger aus den eigenen SPÖ-Reihen verwahren sollen.
    SPÖ-Zentralsekretär Zschapp hat den designierten Kärntner Landeshauptmann Haider aufgefordert, seine Aussagen über politische Kultur ernst zu nehmen.
    Zschapp vermutet bei Haider Defizite zwischen politischem Anspruch und politischer Realität.
    Neuerlich deponierte Zschapp den Anspruch, für die Kärntner SPÖ als stärkste Landesorganisation auch den Landeshauptmann zu wählen.
    Italien, Österreich.
    Bei einem Arbeitsunfall im Brenner Autobahntunnel auf Südtiroler Seite sind zwei italienische Arbeiter getötet und fünf verletzt worden.
    In dem Tunnel war eine Gasflasche explodiert, anschließend kam es zu einem Brand.
    Wegen der großen Hitzeentwicklung und des Qualmes musste der Tunnel gesperrt werden.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Bei einem Flugzeugabsturz etwa zwei Kilometer vom Flughafen Riem entfernt sind am Vormittag vermutlich vier Menschen getötet worden.
    Ein weiterer Flugzeuginsasse soll das Unglück überlebt haben.
    Eine sechssitzige Maschine hat kurz nach dem Start ein Haus gestreift und ist daraufhin abgestürzt.
    Das Haus ging in Flammen auf.
    Belgien, Sowjetunion.
    Der amerikanische Außenminister Baker informiert in Brüssel die europäischen Verbündeten der USA über die Ergebnisse seiner jüngsten Moskau-Reise.
    Grundsätzlich wertete Baker die neue Abrüstungsinitiative der Sowjetunion im Bereich der konventionellen und der Kurzstreckenwaffen positiv.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis zum Abend teils aufgelockerte, teils starke Bewölkung, regional Regen oder Gewitter, Nachmittagstemperaturen je nach Bewölkung 15 bis 22 Grad.
    Und damit sind wir am Ende des heutigen Mittagschanals.
    Für Redaktion und Technik der Sendung verabschiedet sich Manfred Kronsteiner.
    Einen schönen Nachmittag noch.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1989.05.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wettervorschau
    Mitwirkende: Hauleitner, Franz [Gestaltung]
    Datum: 1989.05.12 [Sendedatum]
    Ort: Hohe Warte, Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Explosion im Brennertunnel
    Einblendung: Kommandant Reinisch
    Mitwirkende: Thaler, Andreas [Gestaltung] , Reinisch, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1989.05.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Analyse der Abrüstungspläne Gorbatschows
    Einblendung: US-Außenminister Baker
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Baker, James [Interviewte/r]
    Datum: 1989.05.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bedeutung Panamas für USA
    Einblendung. US-Präsident Bush
    Mitwirkende: Schüller, Christian [Gestaltung] , Bush, George [Interviewte/r]
    Datum: 1989.05.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vor Parteitag der italienischen Sozialisten
    Mitwirkende: Schwarz, Karl Peter [Gestaltung]
    Datum: 1989.05.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wirtschaftsforscher zu Expo-Projekt
    Einblendung: WIFO-Experte Smeral
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Smeral, Egon [Interviewte/r]
    Datum: 1989.05.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ergebnis und Analyse der ÖH-Wahlen
    Einblendung: ÖH-Vorsitzender Szyszkowitz, Spitzenkandidat Soliman
    Mitwirkende: Langer, Waltraud [Gestaltung] , Szyszkowitz, Stefan [Interviewte/r] , Soliman, Thomas [Interviewte/r]
    Datum: 1989.05.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz ÖVP-Generalsekretär Kukacka zu Sinowatz-Anklage
    Einblendung. VP-Generalsekretär Kukacka
    Mitwirkende: Roither, Bettina [Gestaltung] , Kukacka, Helmut [Interviewte/r]
    Datum: 1989.05.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Hawlicek über Schülerprojekt zu Gedenkjahr
    Einblendung: Lehrerin, Schüler
    Mitwirkende: Simbürger, Franz [Gestaltung] , Anonym, Lehrer, Lehrerin [Interviewte/r] , Anonym, Schülerin, Schüler [Interviewte/r]
    Datum: 1989.05.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Bildung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Jüdisches Museum in Eisenstadt, Sonderausstellung Jüdische Soldaten
    Einblendung: Ausstellungsleiter Schmiedl
    Mitwirkende: Klinger, Eva Maria [Gestaltung] , Schmiedl, Erwin [Interviewte/r]
    Datum: 1989.05.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Bericht von den Filmfestspielen in Cannes
    Einblendung: Filmmusikausschnitte, Regisseur Schottenberg, Schauspieler Quinn
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Schottenberg, Michael [Interviewte/r] , Quinn, Anthony [Interviewte/r]
    Datum: 1989.05.12 [Sendedatum]
    Ort: Cannes [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer: Im Brennpunkt - private Universitäten
    Einblendung: O-Töne von Diskutanten
    Mitwirkende: Waldert, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1989.05.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Musik
    Datum: 1989.05.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: als Überbrückung der Wartezeit auf den nächsten Beitrag , Nachrichten
    SPÖ-Landesvorstand zu Landeshauptmannwahl
    Mitwirkende: Dittmar, Wolfgang [Gestaltung]
    Datum: 1989.05.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1989.05.12
    Spieldauer 00:59:36
    Mitwirkende Kronsteiner, Manfred [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1989.05.12 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-890512_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Inhalt

    Nachrichten

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt